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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: 1of3 am 29.06.2019 | 13:11

Titel: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: 1of3 am 29.06.2019 | 13:11
In vielen Fantasy-Settings begegnen uns Konstellationen, die in gewissem Sinne an die griechisch-römische Götterwelt angelehnt sind. Hier möchte ich zeigen, wie sie's nicht sind. Natürlich muss man nicht versuchen, in einer Fantasywelt naturgetreu zu wirken und es mag verschiedentlich gute Gründe dageben, aber es wäre ja schön, wenn man gekonnt hätte. Also hier ein paar Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.

1. Götter haben Kirchen
Kirche, also eine überregionale Organisation, die nicht mit staatlichen Institutionen identisch ist, ist eine sehr christliche Erfindung. Dass es religiöse Spezialisten für gewisse Riten gibt, ist normal. Dass Tempel dezidiertes Personal haben, kommt vor. Dass sich religiöse Spezialisten und Tempelbedienstete in einer Art Parallelstaat organisieren, ist super-exotisch. Es gab also möglicherweise Apollo-Priester, aber keinen Apollo-Papst. Und schon gar nicht dazu auch Diana-, Juno- und Athene-Päpste. Daraus folgt dann auch, dass Götter keine einheitliche Liturgie haben. Was man Villariba zu Ehren einer Gottheit veranstaltet, kann sich von Villabajo maßgeblich unterscheiden.

2. Einzelne Leute haben EINEN Gott
Kommt besonders bei D&D vor, wo auf jedem Charakterbogen ein Feld "Gottheit" steht. Dabei werden im POLYtheismus standardmäßig mehrere Götter verehrt. Auch von Priestern. Tempel einer Gottheit enthalten oft Nischen für verwandte oder untergeordnete Götter. Üblich ist auch, dass gewisse Götter bei jedem Ritual gewissermaßen als Türöffner angerufen werden, egal welche Gottheit danach im Zentrum des Vorgangs steht. Bei den Griechen war das Zeus. Gleiches kommt aber in anderen Kulturkreisen vor. Passieren kann, dass Herrscher sich als Marketing-Instrument mit einem Gott identifizieren, sich also z.B. Apollo- oder Herkules-ähnlich darstellen lassen. Das ist dann Branding.

3. Götter haben Geschichten
Also klar, so Kandidaten wie die Zeus, Poseidon und Athene haben ne ganze Reihe von Geschichten und Mythen bei den Griechen. Jupiter, Neptun und Minerva, also die Römer, hatten das augenscheinlich nicht. Jedenfalls nicht bevor, die Römer die griechische Mythologie quasi blanko importiert hatten. Die primäre Funktion von Göttern ist, dass man ihnen opfern kann. Geschichten sind lustig, aber optional.

4. Götter sind zählbar
Tatsächlich gibt es wohl, die, die und die Götter und dann noch ganz, ganz viele andere. Das erkennen wir leicht an Orten wie dem Pantheon in Rom, dem Altar des Unbekannten Gottes in Athen oder auch bei Ovid, wenn analog zum einfachen Volk im Göttersenat die "ländlichen Mächte, die Faunen und Nymphen und wald- und bergbewohnenden [Gottheiten]" (Met 1.192f (https://www.thelatinlibrary.com/ovid/ovid.met1.shtml)) als Argument angeführt werden. Der Eid des Hippokrates macht das auch sehr schön.

5. Götter haben einen dezidierten Aufgabenbereich
Das geht natürlich nach unten hin schon gemäß dem letzten Punkt schief. Das ganze Fußvolk kann gar keinen eigenen Aufgabenbereich haben. Nach oben hin sind dann aber andersherum keine Grenzen. Man kann auch Juno, Apollo und Diana im Krieg anrufen. Viel hilft ja bekanntlich viel. Natürlich gibt es Götter, die nichts sind, als ihr Aufgabenbereich, einfach weil einem Substantiv ein Altar errichtet wird. Rom hatte z.B. Weihestätten für Victoria, Concordia, Iustitia und die Seuche.

6. Götter haben immer was mit Religion zu tun
Die Erfindung der Religion als gesellschaftliche Institution in Abgrenzung zu anderen Bereichen ist eine ziemlich neue. Das heißt nun nicht nur, dass man eigentlich für alles und jedes die Götter anrufen kann. Vor jedem wichtigen Akt zu beten und zu segnen, das leuchtet uns WEIRDen (http://www2.psych.ubc.ca/~henrich/pdfs/Weird_People_BBS_final02.pdf) Leuten ja noch ein. Aber zum Beispiel können dezidiert atheistische Philosophen in ihrem Werk die Venus anrufen (http://www.thelatinlibrary.com/lucretius/lucretius1.shtml), dann eher als kosmisches Prinzip denn als Individuum. In gewisser Weise also die Sache mit dem Concordia-Tempel rückwärts. Oder um nicht ganz so hoch zu zielen, wenn wir also einen Sauf- und Trinkverein (https://de.wikipedia.org/wiki/Collegium_(Rom)) gründen, dann können wir da schmerzfrei Juno aufs Infomaterial drucken, auch wenn man der ansonsten eher andere Züge zuschreibt.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: SeldomFound am 29.06.2019 | 13:28
Anders als beim Realen Polytheismus ist es aber beim Fantasy Polytheismus so, dass die Götter existieren und in der Tat auch sehr aktiv sein können.

In dem Sinne gibt es in Fantasy keine Religion wie bei uns, die auf die subjektiven Erfahrungen verschiedener Individueen oder Gemeinschaften basiert. Religion bedeutet ihr mehr, dass man der "Gang" eines Gottes angehört.

Natürlich, viele Fantasy-Religionen ignorieren dabei andere logische Folgen dieser Annahme, also hast du nicht Unrecht damit, das in Fantasy Religion nicht völlig durchdacht ist. Es werden einfach Mythen und Geschichten wie wir sie als WIERDe Leute kennenlernen und adaptieren sie für unsere Unterhaltung.

Es ist egal, was Herakles für die alten Griechen bedeutet hat, für die meisten von uns reicht unser modernes Bild von Herakles als Superheld... außer man will auch mal Zeit in passende Recherchen stecken.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: 1of3 am 29.06.2019 | 13:46
Es ist egal, was Herakles für die alten Griechen bedeutet hat, für die meisten von uns reicht unser modernes Bild von Herakles als Superheld...

Herkules war ein Superheld. Und die Argonautenfahrt das Äquivalent zur Justice League, wo alle bekannten Helden mal mitfahren dürfen. Herkules vergessen sie dann auf dem Weg aus Gründen des Balancings.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Crimson King am 29.06.2019 | 13:53
In realen Polytheismen ranken sich um Götter fast immer Geschichten, Sagen, Legenden und Mythen. Man denke an den ganzen nordischen Kladderadatsch oder die Ägypter.

Ansonsten bleibt festzustellen, dass das Götterthema sich definitiv ganz stark verändert, wenn Götter tatsächlich unzweifelhaft existieren und ihren Anhängern tatsächlich Kräfte verleihen.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: nobody@home am 29.06.2019 | 14:34
In realen Polytheismen ranken sich um Götter fast immer Geschichten, Sagen, Legenden und Mythen. Man denke an den ganzen nordischen Kladderadatsch oder die Ägypter.

Ansonsten bleibt festzustellen, dass das Götterthema sich definitiv ganz stark verändert, wenn Götter tatsächlich unzweifelhaft existieren und ihren Anhängern tatsächlich Kräfte verleihen.

Oder auch nur, wenn sie letzteres nicht tun, man ihnen aber trotzdem ab und zu ganz einfach über den Weg laufen und sie dabei beeindrucken oder verärgern kann -- so wie in diversen Mythen, Legenden, oder auch "nur" Märchen und Folklore (wo man ja auch Geschichten über das Vorbeischneien von christlichen Heiligen, Engeln, oder sogar dem Herrgott persönlich findet) eben. :)
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: General Kong am 29.06.2019 | 15:02
In diesem Zusammenhang interessant ist vielleicht auch, dass Opfer an einen Gott, die bestimmte Wirkungen entfalten sollten - also in Fantasy RSP: der Kleriker bittet um Sprüche oder Wunder, die der Gott wirken soll zum Nutzen des Klerikers - eine Art handel mit dem Gott waren, denn dieser dann gefälligst auch einhalten sollte! Drei weiße Tauben für Glück in der Liebe oder so etwas.

Nun kann es aber natürlich sein, dass man drei Tauben opfert und die Angebetete schaut immer noch ziemlich kühl - hat also Cupid/ Appollon/ Aphrodite/ Beata Uhsa doch keine Macht oder die ATuben eingestrichen und gelacht? - Keinesfalls - wahrsheinlicher ist, dass man selber etwas bei dem Opferung falsch gemacht hat:
Vielelicht war es der falsches Zeitpunkt.
Oder man hätte mehr Tauben nehmen müssen.
Oder eine Taube hatte eine graue oder barune Feder zuviel.
Oder Tauben waren eh ganz falsch.
Oder das Gebet war nicht korrekt gesprochen.
Jedenfalls ist da snicht eingetretende Wunder des Gottheit nicht die Unfähigkeit der Gottheit geschuldet, sondern der Gläubige hat was vermassselt - und das führt zu "Kein Anschluss unter dieser Nimmer!"
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Der Nârr am 29.06.2019 | 15:03
Ich möchte darauf hinweisen, dass nicht jeder Atheist ist und Hinweise der Art "aber in Fantasy-Settings gibt es die Götter ja wirklich" manchem sauer aufstoßen könnten :). Aus konstruktivistischer Perspektive stellt sich mir auch die Frage, ob dieser Unterschied "wirklich" so relevant wäre, wie gerne ausgemacht.

Ansonsten möchte ich noch drei Positionen zu bedenken geben:

1. Oft wird Religion in Fantasy-Rollenspielen tatsächlich als separat von anderen Systemen wie Politik gesehen - wie wir es aus unserer modernen Gesellschaft gewohnt sind. Dabei geht leider manchmal vor allem die Einbindung in die Gesellschaft verloren. Es gibt aber auch positive Bespiele, wo dies meiner Meinung nach sehr gut gelungen ist, etwa die Iron Kingdoms.

2. Manchmal möchte man vielleicht auch etwas "wie die Kirche", aber keine einfache Kopie mit abgefeilten Seriennummern, um keine Empfindlichkeiten zu verletzen. Vielleicht ist das auch ein Überbleibsel aus der Zeit der Hetze gegen Rollenspiele durch manche Christen. Warum also nicht eine polytheistische Religion, die sich in vielen Dingen eher an der katholischen Kirche orientiert? Das ist auch so abwegig gar nicht - für manch einen scheint ja auch der Katholizismus geradezu polytheistisch. Gar nicht mal so sehr wegen der Dreifaltigkeit ("Gott, Jesus und Heiliger Geist sind doch drei Götter"), sondern eher wegen der Heiligen. Wobei sich aber auch die Frage stellt, inwiefern die Unterscheidung Monotheismus - Polytheismus überhaupt sinnvoll ist und nicht dazu führt, dass dann doch sehr verschiedene Religionen generalisiert werden.

3. Und schließlich stellt sich die Frage, ob ein Rollenspiel eine gute spielweltliche Antwort darauf gibt, warum die Religionen und Götter dort so aufgestellt sind, wie sie sind. Natürlich ist das mitunter schwierig, wenn erst im Nachhinein verschiedenste Ideen und Konzepte systematisiert werden und über die Jahre vielleicht auch verändert. Manche bekommen das gut hin, manche schlecht und ich finde das entscheidender als die Frage, ob realweltliche Polytheismen überzeugend "nachgebaut" werden - da letzteres oftmals ja gar nicht das Ziel ist. Ein gutes Beispiel wäre hier wieder Aventurien - ein Polytheismus mit einer INQUISITION? Aber dann stellt man fest, dass eben wohl doch nicht jeder Polytheismus gleich ist.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Feuersänger am 29.06.2019 | 15:06
Sehr schön, dass du das alles mal zusammengefasst hast. Sehr lehrreich was den römischen Mystizismus angeht. ^^

(Vielleicht sollte man generell mal diesen Unterschied betonen: zwischen Mystizismus und Religion.)

Aber natürlich kommen auch noch ein paar Abers:

1. nirgends steht geschrieben, dass Fantasy-Polytheismen gefälligst den römischen Polytheismus zu kopieren haben, sonst wären sie "falsch". Diese Formulierung gerade aus deinem Munde wundert mich.
Ich kann meinen Fantasy-Polytheismus machen wie immer ich verfickt nochmal mag, auch mit 23 Kirchen und ebensovielen Päpsten wenn es mir so in den Kram passt. Oder ich kann es auch ganz anders machen. Und ich kann dekretieren, dass jeder Mensch (Elf, Zwerg) genau einen Gott verehrt oder auch nicht.

Wie schon immer wieder gesagt, die Struktur des Mystizismus in einer Welt ohne reale Götter lässt wenig bis gar keine Rückschlüsse auf die Struktur in einer Welt mit realen Göttern zu. Allerdings wäre freilich zumindest _logisch_, dass man in einer solchen Welt alle Götter als existent anerkennt. ;)

2. mal davon abgesehen, dass es historisch noch X, aber wirklich X andere Polytheismen gab und gibt; ägyptisch, semitisch/mesopotamisch, vedisch... und deine Kriterien treffen auf einige dieser nichtrömischen Polytheismen zu und auf andere nicht. Beispielsweise haben bei den Veden die Götter auch Geschichten. (Inwieweit die Griechen von ihnen abgeschrieben haben, oder ob es auf gemeinsame indogermanische Ur-Quellen zurückgeht, ist eine andere Sache.)
Ob die nordischen Götter diskret sind, also zumindest alle Asen die es "gibt" namentlich bekannt sind, da bin ich grad etwas unsicher, aber ich bin bisher immer davon ausgegangen. Bei den Wanen mag es schon eine größere Unschärfe geben.

--

That said, wisst ihr was _mich_ an Fantasy-Polytheismen nervt? Weniger, weil sie so geschrieben wären, sondern weil viele Spieler automatisch auf eine derartige Interpretation verfallen: es werden oft christliche, ja sogar dezidiert römisch-katholische Normen als für sämtliche Polytheisten maßgeblich angenommen. Heisst zum Beispiel, man meint dass Kleriker und Paladine keusch und zölibatär leben müssten. Wie um Himmels Willen KOMMT man als Spieler / Konsument auf so eine Idee? Die RKK ist so ziemlich die einzige Religion, die ihrer Priesterschaft dies abverlangt, während in vielen anderen Religionen schon allein die Vorstellung undenkbar ist.

Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Aedin Madasohn am 29.06.2019 | 15:49
einmal von Tante Wiki zu dem Kaugummiautomatenritual https://de.wikipedia.org/wiki/Do_ut_des (https://de.wikipedia.org/wiki/Do_ut_des)

das realreligiöse Modell der alten Römer mit ihren Imperator-staatlich eingesetzten senatsbürtigen Priestern (im Rahmen einer formalisierten Ämterlaufbahn) zur vorschriftenkonformen (compliment) Kaugummiautomatenbedienung hat es also gegeben (und es wird im heutigen Stifterwesen gerne noch so mit den himmlischen Mächten geschachert)

da es als klar RAW Mechanismus aufgefasst wird, kommt es der RPG-Nerd-Denke aber so was von entgegen, dass es wenig verwunderlich ist, wenn die Regeldesigner das 1 zu 1 in ihre GRW gießen.

um zu der Ausgangsfrage zurück zu kommen:  X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen

falsch läuft "das"TM, was das Spiel hemmt

üblicherweise wird die strigens der Ritualerfüllung mit moralischen Größen verknüpft (der Geweihte muss Witwen und Weisen vor dem bösen Drachen beschützen), was in der Designdenke dann ein Nachteil ist, welcher durch besonderen Wunderwirker-BUMs als ethnisch konformer Geweihter ausgezahlt wird.
Und was passiert bei all den Nachteile-einkaufen für Generierungspunkte - für Einkauf von Vorteilen, damit im Spiel "der Job" (im Sinne von Proben schaffen) auch erledigt wird? genau, große Nachteile einkaufen für große Macht und sich dann beim SL beschweren, dass beim ständigen Anspielen der Ethik-Nachteile "ja der Geweihte unbespielbar wird" bzw. gleich die große Keule "der SL redet mir in meinen Char rein!"
 :muharhar:

und wenn ich dann noch einen NSC-Geweihte als "Richelieu" (wie in die drei Musketiere) Schurken aufsetzen möchte, dann kommt sofort "ja wie? der ist doch dem Gerechtigkeitsgott geweiht!"

sprich, was läuft also falsch im Fantasy? zu viel Moralin macht die Suppe sauer  >;D
 
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Maarzan am 29.06.2019 | 16:12
Was ist denn eigentlich dann ein "Gott", wenn ein Haufen "Leute" mit Blitzen rumwerfen, den magischen Fernblick haben und heilen können und ggf. auch selbst nicht natürlich sterblich (mehr) sind? 
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: nobody@home am 29.06.2019 | 16:12
That said, wisst ihr was _mich_ an Fantasy-Polytheismen nervt? Weniger, weil sie so geschrieben wären, sondern weil viele Spieler automatisch auf eine derartige Interpretation verfallen: es werden oft christliche, ja sogar dezidiert römisch-katholische Normen als für sämtliche Polytheisten maßgeblich angenommen. Heisst zum Beispiel, man meint dass Kleriker und Paladine keusch und zölibatär leben müssten. Wie um Himmels Willen KOMMT man als Spieler / Konsument auf so eine Idee? Die RKK ist so ziemlich die einzige Religion, die ihrer Priesterschaft dies abverlangt, während in vielen anderen Religionen schon allein die Vorstellung undenkbar ist.

Reflex, wahrscheinlich. Rollenspiel trifft zumindest in der "westlichen" Welt (über andere Märkte wie z.B. Japan, wo das Hobby ja auch einigermaßen florieren soll, kann man sicher separat diskutieren, aber da kenne ich mich nun wirklich nicht aus) eben erst mal auf die etablierten Religionsvorstellungen, und die sind dieser Tage nun mal hauptsächlich christlich; sei's nun aus Überzeugung oder einfach aus Gewohnheit und kultureller Prägung, das kann jeder immer noch für sich selbst entscheiden. Und wenn man dann mit anderer Leute Mythologien und religiöser Weltbilder aus diesem oder jenem Grund einfach nie persönlich in engere Berührung gekommen ist, dann kann das, denke ich, schon passieren.

(Ich meine, bei mir war's so, daß ich in Sachen Lesestoff Gustav Schwabs Sagen des klassischen Altertums schon durch hatte, bevor ich zum ersten Mal "ernsthaft" mit einer Bibel in Berührung kam...und dann war letztere noch eine farbig illustrierte Jugendversion, deren Erzählungen zwar durchaus unterhaltsam waren, aber meinem damaligen jungen Selbst vielleicht gerade aufgrund ihrer offensichtlich ähnlichen Natur die erwartete religöse gravitas nie so recht vermitteln konnten. Wie's bei anderen Rollenspielern aussehen mag -- keine Ahnung, ich habe nie gefragt.)
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: General Kong am 29.06.2019 | 16:19
Keusch und zölibatär nervt mich auch tierisch!

Ist auch so der Standard bei unseren D&D Paladinen und Klerikern. Bei einem klassischen Paladin  kann ich das z.T. noch nachvollziehen, dass der als Rechtschaffen Guter nicht auf jeder Swinger-Party den Grafen Porno gibt. Aber deshalb muss er doch nicht wie ein Trappistenmönch leben.

Und für Kleriker ist das eh Quark! Ein Priester des Apollon kann doch durchaus eine Familie gründen - wieso denn nicht?

Und dass eine Paladin das nicht tut, hat dann eher mit "Bin immer am Chaos bekämpfen, da ist das mit der Familie so ne Sache - von wegen Work-Life-Balance! Aber was willst du machen, wenn Orcus wieder was auskocht .." zu tun als mit einer Pflicht zur Ehelosig- und Enthaltsamkeit. Bie weiblichen paladinen könnte Enthaltsamkeit eher notwendig sein (streitende Jungfrau!), da sich Schwangerschaft und Kindererziehung schlecht mit dem Einsatz vereinabren lassen.
Aber man ist ja nicht immer 1. Stufe und 20! Warum nicht mit 30 oder später, wenn man andere Aufgaben im Kult hat, das nachholen, was eben im Eifer des kampfes nun wirklich nicht ging?

Und eine Priesterin einer Fruchtbarkeitskultes lebt NICHT promisk? Ist doch schon aus religiösen Gründen eher ein MUSS denn KÜR! Gilt für ihr männliches Pendant natürlich ebenso. Und zwar nicht, weil die "nun mal so sind", sondern als Gottesdienst.

Der Richelieu-Geweihte ist dann schlecht umsetztbar, wenn es eine Gesinnungssystem gibt - dann wird es für einen Kardinal, dessen Gesinnung sich von Gut auf Böse oder von Rechtschaffen auf Chaos gedreht hat, tatsächlich "heiß" am Taufbecken - der Zorn Gottes könnte dann drohen. Und das kann dann schon eng werden.

Andererseits könnte er heimlich den Kult gewechselt haben - und sein neuer böser Gott schützt ihn vor dem Zorn des Altgottes? Oder sein handlen ist in den Augen seines Gottes nicht so ungerecht (oder vielleicht nur eine andere Form der Gerechtigkeit) und er hält sich an alle anderen Rituale peinlich genau.
Ein Hohepriester kann ja den SC nachstellen und dabie auch zu etwas irregulären Mitteln greifen, ist aber ansonsten unkorrumpierbar, absolut gesetzestreu und seinem Kult und dem Herrscher treuest ergeben.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: General Kong am 29.06.2019 | 16:20
Was ist denn eigentlich dann ein "Gott", wenn ein Haufen "Leute" mit Blitzen rumwerfen, den magischen Fernblick haben und heilen können und ggf. auch selbst nicht natürlich sterblich (mehr) sind?

Einer, der das alles auch kann und die Vergöttlichung geschafft hat - das Ziel eines jeden Charakters der Mentzer-D&D-Version! UNSTERBLICHER ZU WERDEN VON MYSTARA  ;)

Römische Kaiser haben deshalb schon damals D&D gespielt - lange Kampagnen. Viele haben das bis zur Immortals-Box auch voll durchgezogen ...  8)
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Achamanian am 29.06.2019 | 16:21
Also, zölibatäres Spiel von Klerikern/Geweihten hat es in meinen Gruppen ehrlich gesagt nie gegeben, auf die Idee scheint mir tatsächlich keiner gekommen zu sein ...

Ansonsten: Also selbst, wenn beim Fantasy-Polytheismus alles "falsch" ist, dann ist auf Glorantha gemessen an den im Eingangsbeitrag genannten Punkten alles "richtig"!
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: General Kong am 29.06.2019 | 16:22
Stimmt. Glorantha von der Welt und Runequest vom System hat da schon immer alles richtig gemacht.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: AndreJarosch am 29.06.2019 | 16:39
Ansonsten: Also selbst, wenn beim Fantasy-Polytheismus alles "falsch" ist, dann ist auf Glorantha gemessen an den im Eingangsbeitrag genannten Punkten alles "richtig"!

Ohne in Diskussionen auszuschweifen, vereinfache ich mal:

Ja!
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 29.06.2019 | 16:49
Das Thema liegt voll auf meiner Linie, aber ich kann es natürlich mal wieder nicht losgelöst von meiner eigenen Fantasywelt betrachten. Vielleicht ist es ja trotzdem ganz erhellend:

1. Götter haben Kirchen
Das setzt ein funktionierendes Kommunikationssystem (Post) voraus, sowie Mittel zur Kontrolle und Machtdurchsetzung (Legaten, Exkommunikation, etc) in der Ferne. Das ist ein Problem, wenn ich zB den lokalen Fürsten/Bürgern/Bauern nicht unbedingt mit Exkommunkation drohen kann, weil wir keinen dominanten Monotheismus haben. Also: Ja - Religion sollte in der klassischen Fantasy idR viel mehr dezentral sein.

2. Einzelne Leute haben EINEN Gott
Das kommt darauf an wie eifersüchtig die einzelnen (real-existierenden!) Götter sind. Bei den dunklen Göttern darf man davon ausgehen, dass sie ziemlich eifersüchtig sind. ;)

3. Götter haben Geschichten
Götter haben Geschichten, aber normale Fantasy-Rollenspiele sollten vielleicht keine kompletten Göttergeschichten haben. Geschichtchen und Anekdoten sind da wohl besser. Insbesondere da bei echten Göttern Wunder und Erscheinungen mehr im Zentrum stehen dürften als das Agieren untereinander.

4. Götter sind zählbar
In meienr Fantasywelt sind die Götter nicht nur nicht-zählbar, es ist noch nicht mal ganz klar wer wirklich dazu gehört oder wer sich selbst fälschilcherweise als dunkle Gottheit deklariert hat - oder von anderen deklariert wurde. Es gibt jedenfall große, bekannte Gottheiten, deren Existenz ziemlich sicher scheint, ob der Vielzahl an wunderlichen Eingriffen - und eben eine unüberschaubare Anzahl kleinerer (angeblicher?) Gottheiten.

5. Götter haben einen dezidierten Aufgabenbereich
Das kann es insofern geben als dass sich ein bestimmter Typ Mensch sich zu einer Gottheit hinzugezogen fühlen kann. Wenn Kain zB besonders selbstgerechte Persönlichkeiten anzieht, die sich immerwider spontan zum Richter über andere aufschwingen, denn endet Kain eben als Gott der "Gerechtigkeit". Oder wenn zb der Lilith-Kult besonders triebhafte Personen anzieht, dann wird Lilith mit der Zeit zur hedonistischen Göttin. Wieso sollten sich bestimmte Personen zu bestimmten Göttern hingezogen fühlen? Nun, wenn diese Götter wirklich existieren, so haben sie selbst unterschiedlieche Charakterzüge, die sich durch Interaktionen eben unterschiedlich auf die Sterblichen auswirken.

6. Götter haben immer was mit Religion zu tun
Wer entweder nicht an die (real-existierenden!) Götter glaubt oder wer sie öffentlich ablehnt, der dürfte einen schweren gesellschaftlichen Stand haben - was wiederum die Einstellung zu den Göttern färben dürfte. Ansonsten: ja, Götter können durchaus für Prinzipien stehen.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Feuersänger am 29.06.2019 | 16:58
Ad 1: in einigermaßen magischer Fantasy kommuniziert man einfach per Zauber. Und wenn  ein Tempel was veranstaltet, das der Gottheit mißfällt, kann sie auch einfach direkt eingreifen. Das ist ja das Schöne an existierenden Göttern. Man muss nicht raten, was sie wollen, man fragt sie einfach.
Qui habet aures audendi audiat. ;)

Mag mit deinem Setting nichts zu tun haben, mein Punkt ist nur, man braucht keine Post für eine homogene Kirche.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Maarzan am 29.06.2019 | 17:13
Ad 1: in einigermaßen magischer Fantasy kommuniziert man einfach per Zauber. Und wenn  ein Tempel was veranstaltet, das der Gottheit mißfällt, kann sie auch einfach direkt eingreifen. Das ist ja das Schöne an existierenden Göttern. Man muss nicht raten, was sie wollen, man fragt sie einfach.
Qui habet aures audendi audiat. ;)

Mag mit deinem Setting nichts zu tun haben, mein Punkt ist nur, man braucht keine Post für eine homogene Kirche.

Das setzt zumindest schon einmal gezielt und regelmäßig eingreifende Götter voraus, ebenso wie regelmäßig und verständlich kommunizierende Götter.
Bloss weil sie echt sind, müssen sie aus menschlicher Sicht nicht (komplett) verlässlich sein. 
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Feuersänger am 29.06.2019 | 17:16
Wenn es der Gottheit egal ist, dann ist es der Gottheit egal. Das dürfte sich aber dann auch rumsprechen.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Maarzan am 29.06.2019 | 17:22
Wenn es der Gottheit egal ist, dann ist es der Gottheit egal. Das dürfte sich aber dann auch rumsprechen.
Egal ist immer noch etwas anderes als verlässlich oder verlässlich kommunizierend.

Und die Interessenslage kann ja auch noch einmal ganz woanders liegen, auch wenn seine Anhänger, ggf sogar gegeneinander antretender Fraktionen unterstützt werden. Khorne ist wenn egal, wessen Köpfe rollen, aber nicht ob Köpfe rollen... .
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 29.06.2019 | 17:22
Mag mit deinem Setting nichts zu tun haben, mein Punkt ist nur, man braucht keine Post für eine homogene Kirche.

Ich meinte ja nur, dass Post das reale Kommunikationsmittel war, wenn die Gesandten von Rom nicht persönlich hereinschauten. Und, ja, wenn man zB High Magic hat, dann sieht's auch schon wieder anders aus. Aber das hat dann ja weniger mit Glauben zu tun.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Crimson King am 29.06.2019 | 17:35
Ansonsten: Also selbst, wenn beim Fantasy-Polytheismus alles "falsch" ist, dann ist auf Glorantha gemessen an den im Eingangsbeitrag genannten Punkten alles "richtig"!

Ich hatte ja schon den Eindruck, dass es zu den Göttern von Glorantha so die eine oder andere Geschichte und Legende gibt. :o
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Achamanian am 29.06.2019 | 17:39
Ich hatte ja schon den Eindruck, dass es zu den Göttern von Glorantha so die eine oder andere Geschichte und Legende gibt. :o

Okay, das stimmt ... wobei ich den Einwand von 1of3 allerdings auch am wenigsten nachvollziehbar finde. Nur weil ein paar römische Götter von Haus aus nicht mit so viel Storymaterial ausgestattet waren, heißt das ja wohl kaum, dass das für einen historisch orientierten Polytheismus unglaubwürdig wäre. Man schaue sich mal an, wie viele Geschichten um die nordische Götterwelt es gibt (und nicht nur bei Marvel).
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Aedin Madasohn am 29.06.2019 | 17:47
Man schaue sich mal an, wie viele Geschichten um die nordische Götterwelt es gibt (und nicht nur bei Marvel).

*hust* gewerbemäßige Geschichtenerzähler beim Daily Work Flow, um ein Stück Brot zu ergattern, versauen den Schnitt (nach oben) *hust*

Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Chaos am 29.06.2019 | 17:48
6. Götter haben immer was mit Religion zu tun
Wer entweder nicht an die (real-existierenden!) Götter glaubt oder wer sie öffentlich ablehnt, der dürfte einen schweren gesellschaftlichen Stand haben - was wiederum die Einstellung zu den Göttern färben dürfte. Ansonsten: ja, Götter können durchaus für Prinzipien stehen.

Mir gefällt da der Ansatz in den Scheibenwelt-Romanen. Wenn dort jemand öffentlich die Existenz der Götter (oder ihre Eignung als Objekte der Anbetung) leugnet, blitzt es einmal heftig, und übrig bleibt ein Paar rauchende Sandalen und eine Botschaft im Sinne von "Doch, es gibt uns!".
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Eismann am 29.06.2019 | 19:32
Kommt alles in allem natürlich auch schwer darauf an, was man als Sterblicher überhaupt von den Göttern mitkriegt, und natürlich was sie sind, können und wollen. Auch ohne hat es ja ganz gut in so ziemlich allen Kulturen geklappt, sich alles mögliche auszumalen.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Megavolt am 29.06.2019 | 19:39
Götter sind meistens nicht göttlich genug. Wer der treue Diener des Kriegsgottes ist, der kriegt nach innigem Gebet +2 Mut und +2 Schaden?

What? Was für ein schwächlicher und dümmlicher Einsatz göttlicher Macht.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Alexandro am 29.06.2019 | 20:06
Counterpoint
a) der Kriegsgott muss seine Macht auf tausende von Anhängern verteilen
b) der Anhänger soll erstmal beweisen, dass er auch ohne "Stützräder" zurechtkommt - der Kriegsgott unterstützt keine Versager (der auserwählte Champion des Kriegsgottes bekommt dann mehr Macht, muss sich dann aber auch mehr beweisen und ist weniger frei in den Dingen, die er machen darf)
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Chaos am 29.06.2019 | 20:06
Götter sind meistens nicht göttlich genug. Wer der treue Diener des Kriegsgottes ist, der kriegt nach innigem Gebet +2 Mut und +2 Schaden?

What? Was für ein schwächlicher und dümmlicher Einsatz göttlicher Macht.

Ein würdiger Diener des Kriegsgottes braucht nicht mehr als +2 Mut und +2 Schaden. Der Kriegsgott hilft keinen feigen Schwächlingen.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Megavolt am 29.06.2019 | 20:11
Ein würdiger Diener des Kriegsgottes braucht nicht mehr als +2 Mut und +2 Schaden. Der Kriegsgott hilfe keinen feigen Schwächlingen.

Wer würdig ist, der braucht den Kriegsgott nicht, und wer unwürdig ist, dem hilft er nicht?

Dieser Kriegsgott scheint mir ein ganz Schlauer zu sein!   ~;D
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Eismann am 29.06.2019 | 20:13
Hat über die Jahrtausende gut funktioniert.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Feuersänger am 29.06.2019 | 20:16
Götter sind meistens nicht göttlich genug. Wer der treue Diener des Kriegsgottes ist, der kriegt nach innigem Gebet +2 Mut und +2 Schaden?

"I didn't do anything! You had the power in you all along!"
"You suck, Ares."
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Alexandro am 29.06.2019 | 20:23
Wer würdig ist, der braucht den Kriegsgott nicht, und wer unwürdig ist, dem hilft er nicht?

Wer würdig ist, der bekommt den nötigen Push um noch größere Taten zu vollbringen.

Nur: woher soll der Kriegsgott wissen, ob die jeweilige Person würdig ist? Also gibt er erstmal einen Teil seiner Macht raus, schaut was der Sterbliche damit anfängt und kann bei Bedarf ihn immer noch mehr geben. Erscheint mir als solide Strategie.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Megavolt am 29.06.2019 | 20:24
Wenn ich der Großinquisitor wäre, ihr wärt alle sowas von fällig.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Eismann am 29.06.2019 | 20:26
Aber kann es einem göttlichen Wesen nicht schlicht total egal sein? Ich mein, wozu braucht er "würdige Diener"? Er ist schließlich ein Gott.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Alexandro am 29.06.2019 | 20:26
Großinquisitoren haben im Polytheismus sowieso nichts zu suchen (ebenso wie der Gedanke, dass Götter allmächtig, allwissend und unfehlbar wären).  :-*
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Chaos am 29.06.2019 | 20:26
Wenn ich der Großinquisitor wäre, ihr wärt alle sowas von fällig.

Die Götter lieben Häretiker. Sie bieten wunderbares Material für Zielübungen.

(frei nach Terry Pratchett)
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Maarzan am 29.06.2019 | 20:29
Wie irgendwo anders schon: Es kommt auf die Metaphysik der Spielwelt an, was denn nun Sinn ergibt und was nicht.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Megavolt am 29.06.2019 | 20:29
Aber kann es einem göttlichen Wesen nicht schlicht total egal sein? Ich mein, wozu braucht er "würdige Diener"? Er ist schließlich ein Gott.

Das finde ich einen guten und ziemlich belastbaren Ansatz, wäre dann aber wohl eher der Bereich Cosmic Horror. Oder die Realität.  ~;D

Fantasy Polytheismus ist ja irgendwie deutlich bodenständiger. Götter wollen was und würdige Diener müssen hupfen.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: nobody@home am 29.06.2019 | 20:30
Aber kann es einem göttlichen Wesen nicht schlicht total egal sein? Ich mein, wozu braucht er "würdige Diener"? Er ist schließlich ein Gott.

Weil die anderen Götter auch welche haben, natürlich. ;)
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Megavolt am 29.06.2019 | 20:32
Neben dem totalen Desinteresse an der Welt, mit dem man sehr weit kommt, können sich Götter in einem Fantasy-Polytheismus alternativ vor allem auch durch mangelnde Allmacht auszeichnen. Das reduziert die Menge der möglichen Probleme signifikant.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Eismann am 29.06.2019 | 20:38
Das finde ich einen guten und ziemlich belastbaren Ansatz, wäre dann aber wohl eher der Bereich Cosmic Horror. Oder die Realität.  ~;D

Fantasy Polytheismus ist ja irgendwie deutlich bodenständiger. Götter wollen was und würdige Diener müssen hupfen.

Vielleicht werden Sterbliche auch meist mehr oder weniger ignoriert, außer wenn sie aus der Masse herausstechen. Und dann werden sie eher Spielbälle der Streitereien unter den Göttern, so wie Odysseus.
Oder man machts wie die Azteken. Die hatten da mit der Idee, Götter füttern zu müssen, einen interessanten Ansatz, weshalb die Sterblichen fleißig schaffen (und opfern) mussten, damit die Welt nicht vor die Hunde geht.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Megavolt am 29.06.2019 | 20:43
Was auch gut funktioniert ist, dass das Handeln der Götter sich dem begrenzten Verständnis der Sterblichen schlicht entzieht. Götter sind erratisch. Cool ist die Variante, dass man Wille und Walten der Götter zu einem gewissen, recht geringen Prozentsatz erkennen kann, weswegen sich Strebsamkeit lohnt und sie dann und wann Wirkung zeigt, dass aber die meiste Zeit die Götter einfach nur rätselhaft sind. Damit kommt man auch weit.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Chaos am 29.06.2019 | 20:45
Was auch gut funktioniert ist, dass das Handeln der Götter sich dem begrenzten Verständnis der Sterblichen schlicht entzieht. Götter sind erratisch. Cool ist die Variante, dass man Wille und Walten der Götter zu einem gewissen, recht geringen Prozentsatz erkennen kann, weswegen sich Strebsamkeit lohnt und sie dann und wann Wirkung zeigt, dass aber die meiste Zeit die Götter einfach nur rätselhaft sind. Damit kommt man auch weit.

Oder aber, wie bei den alten Griechen, die Götter sind größtenteils schlicht Arschlöcher. Mit dem richtigen Verhalten hat man eine sehr gute Chance, sein Leben lang ignoriert zu werden - aber ein einziger Fehler, wenn die Gottheit gerade aufpasst, und ZACK, schon hast du ein Riesenproblem.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Maarzan am 29.06.2019 | 20:50
Was auch gut funktioniert ist, dass das Handeln der Götter sich dem begrenzten Verständnis der Sterblichen schlicht entzieht. Götter sind erratisch. Cool ist die Variante, dass man Wille und Walten der Götter zu einem gewissen, recht geringen Prozentsatz erkennen kann, weswegen sich Strebsamkeit lohnt und sie dann und wann Wirkung zeigt, dass aber die meiste Zeit die Götter einfach nur rätselhaft sind. Damit kommt man auch weit.

Zumindest der Spielleiter sollte dann aber immer noch eine Vorstellung davon haben, was Sache ist.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: nobody@home am 29.06.2019 | 20:51
Neben dem totalen Desinteresse an der Welt, mit dem man sehr weit kommt, können sich Götter in einem Fantasy-Polytheismus alternativ vor allem auch durch mangelnde Allmacht auszeichnen. Das reduziert die Menge der möglichen Probleme signifikant.

"Allmacht" ist ohnehin ein eher unpraktisches Attribut. Zum einen kann's logischerweise maximal eine Gottheit geben, die tatsächlich alle Macht für sich hat (indem sie dann für nichts und niemand anderen im Universum etwas übrig läßt, eventuelle jederzeit zurückholbare Leihgaben vielleicht mal ausgenommen), also beißt sich das mit "richtigem" Polytheismus von vornherein. Zum anderen ist nicht mal die Existenz auch nur einer solchen Gottheit tatsächlich garantiert -- ein monotheistisches Setting mit genau einem "echten" Gott kann aber andererseits durchaus eines Tages leicht belämmert feststellen, daß wohl es doch "nur" einen mit begrenzten Fähigkeiten hat.

Und letztendlich sind Götter mit begrenzten Kräften (GmbK?) auch einfach leichter für Menschen sowohl im Setting als auch außerhalb desselben am Tisch ihrerseits als Personen beziehungsweise Charaktere zu begreifen und handzuhaben. Wir sind nicht allmächtig und die Götter auch nicht? Aha, schon haben wir wenigstens das gemeinsam...! :)
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Maarzan am 29.06.2019 | 20:56
Und letztendlich sind Götter mit begrenzten Kräften (GmbK?) auch einfach leichter für Menschen sowohl im Setting als auch außerhalb desselben am Tisch ihrerseits als Personen beziehungsweise Charaktere zu begreifen und handzuhaben. Wir sind nicht allmächtig und die Götter auch nicht? Aha, schon haben wir wenigstens das gemeinsam...! :)

Vor allem, wenn du diesen einen Alleinegott dann als Endboss gekillt hast, wer macht dann die Drecksarbeit den Laden am Laufen zu halten ...  ~;D
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Chaos am 29.06.2019 | 21:07
Vor allem, wenn du diesen einen Alleinegott dann als Endboss gekillt hast, wer macht dann die Drecksarbeit den Laden am Laufen zu halten ...  ~;D

You kill it, you bought it. Viel Spaß!
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 29.06.2019 | 21:20
Oder aber, wie bei den alten Griechen, die Götter sind größtenteils schlicht Arschlöcher. Mit dem richtigen Verhalten hat man eine sehr gute Chance, sein Leben lang ignoriert zu werden - aber ein einziger Fehler, wenn die Gottheit gerade aufpasst, und ZACK, schon hast du ein Riesenproblem.
Was auch gut funktioniert ist, dass das Handeln der Götter sich dem begrenzten Verständnis der Sterblichen schlicht entzieht. Götter sind erratisch. Cool ist die Variante, dass man Wille und Walten der Götter zu einem gewissen, recht geringen Prozentsatz erkennen kann, weswegen sich Strebsamkeit lohnt und sie dann und wann Wirkung zeigt, dass aber die meiste Zeit die Götter einfach nur rätselhaft sind. Damit kommt man auch weit.

...und die Spielercharaktere sind herumziehende Ausgestoßene, weil es heißt, dass sie die Aufmerksamkeit der Götter mit sich bringen. Kommt mir bekannt vor. ;)

"Allmacht" ist ohnehin ein eher unpraktisches Attribut.
Also in Bezug auf Sterbliche dürfen die Götter ruhig allmächtig sein, sonst wirken sie nicht gerade sehr göttlich. Und wie sich das untereinander gestaltet, dass ist ja in der Regel fürs Abenteuer uninteressant.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Maarzan am 29.06.2019 | 21:23
Und wie sich das untereinander gestaltet, dass ist ja in der Regel fürs Abenteuer uninteressant.

Das wird da gerade interessant, wenn es darum geht sich in den ergebenden Freiräumen zwischen zwei Göttern dann zu bewegen, bzw. die Kräfte gegeneinander aus zu spielen.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 29.06.2019 | 21:31
Das wird da gerade interessant, wenn es darum geht sich in den ergebenden Freiräumen zwischen zwei Göttern dann zu bewegen, bzw. die Kräfte gegeneinander aus zu spielen.

Ja, vielleicht. Das funktioniert aber nur dann, wenn man weiß wie die Götter ticken und wie mächtig sie sind (relativ). Oder welche Götter überhaupt gerade involviert sind. ;)
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: nobody@home am 29.06.2019 | 21:40
Also in Bezug auf Sterbliche dürfen die Götter ruhig allmächtig sein, sonst wirken sie nicht gerade sehr göttlich. Und wie sich das untereinander gestaltet, dass ist ja in der Regel fürs Abenteuer uninteressant.

Mächtig -- sicher. Allmächtig...da wird's dann allmählich aus den oben schon angeführten Gründen (und vielleicht noch aus dem, wofür's die ganzen Götter überhaupt noch braucht, wenn eh jeder von ihnen ohnehin schon buchstäblich alles kann) einfach etwas zu heftig fürs menschliche Verständnis auch auf Spieler- und SL-Seite. Kann Poseidon das Meer soweit ansteigen lassen, daß es den Gipfel des Olymps überschwemmt? Wenn er buchstäblich allmächtig ist, sicher. Was passiert, wenn der in diesem Szenario ebenso allmächtige Zeus sich dagegenstemmt? Keine Ahnung -- da sie beide allmächtig sind, müßte wohl ein Endzustand eintreten, in dem beide ihren Willen kriegen, indem der Olymp gleichzeitig sowohl überschwemmt als auch trocken ist, ohne daß sich das dabei irgendwie widerspricht...und spätestens an diesem Punkt dürften die meisten von uns lediglich Sterblichen allmählich leichte Kopfschmerzen bekommen. ;)
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Runenstahl am 29.06.2019 | 21:54
Meine Begründung warum Götter nicht die ganze Zeit machen können was sie wollen (obwohl sie doch allmächtig sind) ist eben das ihre Allmacht durch die Allmacht ihrer Gegenspieler aufgehoben wird. Der Kriegsgott der Menschen könnte einfach alle Orks in einem einzigen Augenblick vernichten... aber der Gott der Orks verhindert das. Und bevor die beiden sich zoffen und nebenbei die Welt vernichten einigen sie sich lieber darauf den Krieg durch ihre Marionetten... äh... auserwählten Sterblichen austragen zu lassen denen sie per Spielregeln nur kleine Boni geben dürfen.

Aber ich schweife ab. Hier meine (un-zusammenhängenden Gedanken) zum Thema:

Fantasy lebt zu einem ganz großen Teil von Klischees. Diese sind zwar meist unrealistisch aber sie gehören für viele von uns irgendwie dazu. Halbnackte Barbaren sind da genau so gefährlich wie schwer gerüstete Ritter. Es ist möglich und ebenso "stark" mit zwei Waffen zu kämpfen wie mit einem Speer etc.

Insofern ist die Idee einen Vielgötterhimmel und eine Vielteufel-Hölle einzubauen und die einzelnen Religionen dann trotzdem in Kirchen zu organisieren durchaus verständlich. Genauso wie die strikte Abgrenzung der Aufgabengereiche oder die Idee das Charaktere zwar an alle Götter glauben, aber einen Schutzpatron haben der besonders über sie wacht. Das mag nicht "realistisch" sein aber Realismus und Spielspaß gehen ja bekanntlich ohnehin nicht immer Hand in Hand.

Großreiche und Großreligionen brauchen nicht zwangsläufig ein gutes Kommunikationssystem. Es ist zwar ungemein Hilfreich aber auch ohne ein solches sind große Imperien möglich (und damit auch große Religionen). Das alte Rom, das persische Großreich, Alexander der Große oder diverse chinesischen Kaiser haben mit recht primitiven Möglichkeiten beachtliche Reiche verwaltet. Ob und wie Einheitlich eine solche Religion dann tatsächlich ist, ist eine andere Frage. Aber genau da könnten ja die Götter selbst nachhelfen.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Isegrim am 29.06.2019 | 22:06
1. Götter haben Kirchen
Kirche, also eine überregionale Organisation, die nicht mit staatlichen Institutionen identisch ist, ist eine sehr christliche Erfindung.

Das ist nicht korrekt, solches gab es durchaus auch in vorchristlichen Zeiten. Ich stimme dir insofern zu, dass es nicht der "Regelfall" war und viele Tempel sozusagen Einzelinstitutionen waren, die mit anderen Tempeln der gleichen Gottheit nicht in einem Organisationszusammenhang steckten, aber erfunden haben es Christen sicher nicht. (Ja, okay, der Begriff "Kirche" ist auch christliche. ;) )

Beispiele wären Ägypten mit Theben und der dortigen Priesterschaft als "Rom", oder der Artemis-Kult, in dem Ephesos mit dem dortigen Tempel ein Zentrum bzw "Vatikan" darstellte. In Ägyptern scheint es (mir) so gewesen zu sein, dass es eine alle Götterkulte umfassende Hierarchie gab, im Falle Artemis ist es der Glaube an eine Göttin (plus vermutlich zahlreiche Halb- & Nebengötter zzgl Anhang) innerhalb eines Pantheons.

1. Götter haben Kirchen2. Einzelne Leute haben EINEN Gott
Kommt besonders bei D&D vor, wo auf jedem Charakterbogen ein Feld "Gottheit" steht. Dabei werden im POLYtheismus standardmäßig mehrere Götter verehrt. Auch von Priestern. Tempel einer Gottheit enthalten oft Nischen für verwandte oder untergeordnete Götter.

Kenn ich anders, bzw hört sich sehr nach DSA an: Jeder Mensch mag Favoriten innerhalb eines Pantheons haben, aber man erkennt alle an und "bedient" sich ihrer nach Gelegenheit.

Ich bin, was Fantasy-Religionen im Rollenspiel angeht, von DSA und LARP geprägt. Bei allem Unsinn & Klischee, den es geben mag, fand ich sowohl das Zwölfgötter-Ding als auch die zwei, drei LARP-Religionen, die ich näher kennen gelernt habe, als ziemlich gute Umsetzungen der Grundprämisse "Polytheismus + Pseudo-Mittelalter + Fantasy". Am meisten stört mich da noch die Rolle der Priester (Geweihten, Kleriker, whatever) als Zauberschleudern. Aber da sind wir bei einem ganz anderen Thema: Wie verändert (mehr oder minder alltägliche) Magie eine Gesellschaft und ihr Funktionieren.

1. Götter haben Kirchen(...) dem Altar des Unbekannten Gottes in Athen (...)

Sowas gabs? Grandiose Einrichtung. Erinnert mich an den Tempel der minderen Götter bei Pratchett als auch an das Grab des unbekannten Soldaten, das es vielerortens gibt.  :D
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Feuersänger am 29.06.2019 | 22:23
Großinquisitoren haben im Polytheismus sowieso nichts zu suchen

Das kommt darauf an. Wenn wir als gesetzt betrachten, dass (eben anders als im alten Rom) die diversen Gottheiten jeweils eine organisierte Kirche im Anhang haben, kann jede einzelne dieser Kirchen sehr wohl über ihre Inquisition verfügen.
Die Inquisition hat halt nur genau einen Job: den eigenen Laden sauber zu halten. Mißstände innerhalb der eigenen Kirche zu bekämpfen, evtl feindliche Agenten (anderer Gottheiten) aufspüren, oder meinetwegen sogar "Ketzer" verfolgen, die dem offiziellen Dogma zuwider handeln.
Aber halt eben alles nur im eigenen Weinberg. Der Mitras-Inquisitor hat dem Ishtar-Anhänger einen absoluten Scheißdreck anzuschaffen, solange der sich nicht feindlich in die Angelegenheiten der Mitraskirche einmischt. Würde er es doch tun, bekäme er selber das Echo zu spüren.

Würde ich jedenfalls so von einem plausiblen polytheistischen Setting erwarten, dass da die Götter untereinander so eine Art Abkommen haben, dass ihre Kirchen sich gegenseitig in Ruhe lassen. Ausnahmen mag es vielleicht zwischen einzelnen Gottheiten geben, die sich spinnefeind sind, aber selbst da würde ich eher mit einem Kalten Krieg rechnen.

Was halt kompletter Bullshit wäre: wenn sich in einem Setting eine beliebige von, sagen wir mal: zwölf Kirchen über die anderen erhebt und die anderen elf nach ihrer Pfeife tanzen lassen will, und wenn einer nicht spurt wird mit dem Bannstrahl gefuchtelt. Jetzt mal nur so als hypothetisches Beispiel.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Chaos am 29.06.2019 | 22:50
Würde ich jedenfalls so von einem plausiblen polytheistischen Setting erwarten, dass da die Götter untereinander so eine Art Abkommen haben, dass ihre Kirchen sich gegenseitig in Ruhe lassen. Ausnahmen mag es vielleicht zwischen einzelnen Gottheiten geben, die sich spinnefeind sind, aber selbst da würde ich eher mit einem Kalten Krieg rechnen.

Innerhalb eines Pantheon, ganz sicher. Aber zwischen zwei Pantheons könnte das anders aussehen.

Zitat
Was halt kompletter Bullshit wäre: wenn sich in einem Setting eine beliebige von, sagen wir mal: zwölf Kirchen über die anderen erhebt und die anderen elf nach ihrer Pfeife tanzen lassen will, und wenn einer nicht spurt wird mit dem Bannstrahl gefuchtelt. Jetzt mal nur so als hypothetisches Beispiel.

Das könnte ich mir allenfalls vorstellen, wenn es innerhalb des Pantheon eine Hierarchie gäbe. Also die Kirche des Apollo klopft der Kirche des Asklepios auf die Finger, sobald die mit dem Tote erwecken etwas zu freigiebig ist - schon weil sie nicht wollen, dass Hades stinkig wird, weil ihm die Seelen wegbleiben.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Isegrim am 29.06.2019 | 23:46
Würde ich jedenfalls so von einem plausiblen polytheistischen Setting erwarten, dass da die Götter untereinander so eine Art Abkommen haben, dass ihre Kirchen sich gegenseitig in Ruhe lassen. Ausnahmen mag es vielleicht zwischen einzelnen Gottheiten geben, die sich spinnefeind sind, aber selbst da würde ich eher mit einem Kalten Krieg rechnen.

Eine Inquisition kann auch immer noch Brennmaterial requirieren, indem sie die Anhänger verbotener Kulte verfolgen; bzw die, die sie solcher Umtriebe beschuldigen. Ob das Verbot nun Folge von Politik ist, oder weil die wirklich dem jeweiligem Satan Babys opfern, ist dafür fast egal...

Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Alexandro am 29.06.2019 | 23:52
Die Inquisition hat halt nur genau einen Job: den eigenen Laden sauber zu halten. Mißstände innerhalb der eigenen Kirche zu bekämpfen, evtl feindliche Agenten (anderer Gottheiten) aufspüren, oder meinetwegen sogar "Ketzer" verfolgen, die dem offiziellen Dogma zuwider handeln.

Dogmen passen nicht wirklich zum Polytheismus. Der funktioniert eher nach dem Prinzip "Was nicht passt, wird passend gemacht" (siehe Punkt 3 im OP) - wenn etwas über den Gott erzählt wird, was den bisher kursierenden Geschichten widerspricht, dann geht man erstmal davon aus, dass das schon OK ist und es für diese "Widersprüche" eine Erklärung gibt.

Siehe auch die Griechen, welche sich eine Erklärung zurechtgelegt haben, warum die ganzen komischen tierköpfigen Ägyptergottheiten in Wirklichkeit doch nur andere Namen für Zeus & Co. sind.  ;)
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: nobody@home am 30.06.2019 | 00:11
Dogmen passen nicht wirklich zum Polytheismus. Der funktioniert eher nach dem Prinzip "Was nicht passt, wird passend gemacht" (siehe Punkt 3 im OP) - wenn etwas über den Gott erzählt wird, was den bisher kursierenden Geschichten widerspricht, dann geht man erstmal davon aus, dass das schon OK ist und es für diese "Widersprüche" eine Erklärung gibt.

Siehe auch die Griechen, welche sich eine Erklärung zurechtgelegt haben, warum die ganzen komischen tierköpfigen Ägyptergottheiten in Wirklichkeit doch nur andere Namen für Zeus & Co. sind.  ;)

Letzten Endes paßt insbesondere die Idee, anderer Leute Götter für inhärent "falsch" oder sonstwie "minderwertig" zu halten, ohnehin nicht besonders gut zum Polytheismus. Schließlich hat man ja selber schon einen mehr oder weniger großen Götterhaufen, an den man mehr oder weniger überzeugt glaubt, und bis zum Beweis des Gegenteils können die Götter der anderen Seite -- unabhängig davon, ob nun dieselben unter anderen Namen oder eine komplett neue und bis dato der eigenen Kultur einfach noch nicht vorgestellte Familie -- ja durchaus leicht genauso "echt" und mächtig sein und auf sterbliche Respektverweigerung ebenso ungehalten reagieren wie die eigenen (die einen dann vielleicht nicht einmal gegen die Vergeltung der beleidigten "fremden" Gottheit schützen, sei es aus Verständnis- oder etwas komplexer aus höheren göttlich-diplomatischen Gründen)...da ist man im Zweifelsfall lieber erst mal etwas vorsichtig.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Feuersänger am 30.06.2019 | 01:22
Es geht ja nicht darum, welches Blumenmuster der Gott auf seiner Klotapete hat, und auch nicht darum andere Götter als minderwertig zu propagieren. Stellt euch das lieber so vor, wie wenn dem Gott Quast Pudel heilig sind, und das Dogma ist das man Pudeln kein Haar krümmen darf, aber eine Splittergruppe sagt, gerade weil Pudel heilig sind müssen wir sie als Opfer darbringen.
Äußert sich Quast dazu, wie er zu Pudeln steht? Wenn es ihm tatsächlich wichtig ist, würde ich das erwarten, wenn es Quast wirklich gibt. Solange jedenfalls Quast nicht bestätigt, dass er Pudelopfer haben will, wäre das ein Fall für die Inquisition, die Pudelopferer wieder auf Linie zu bringen.

Und btw, was hier immer gleich von Inquisition zu Scheiterhaufen gesprungen wird.  ::) Historisch waren zumindest im Mittelalter Todesurteile doch eher die Ausnahme; die häufigste verhängte Strafe war laut Wikipedia das Tragen von Büßerhemden. Zuallererst bedeutet der Begriff halt einfach "Befragung".

BTW hab ich bei einem polyth. Setting mir das dergestalt überlegt, dass die Inquisitionen (bestimmter Gottheiten) neben innerkirchlichen Aufgaben auch als Kriminalpolizei fungieren und/oder andere Ermittlungsaufgaben übernehmen. Da lässt sich das ganz gut einflechten, wenn einer der Spieler nen Inquisitor spielen will. ^^
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Aedin Madasohn am 30.06.2019 | 08:30
im Zusammenhang mit "Inquisition" und den vielen Rom-Bezügen, möchte ich noch auf die jüdisch/christliche Problemstellung mit der Verehrung der Imperatoren verweisen  ;) https://de.wikipedia.org/wiki/Kaiserkult (https://de.wikipedia.org/wiki/Kaiserkult)
am Ende wurde dann (70 nach Christus) das sich beständig widersetzende Jerusalem belagert und der Herodische Tempel maximal inquisitoniert
so viel also zu den Grenzen der Toleranz im römischen Polytheismus

der Hinduistische Polytheimus hingegen wurde schon in der frühen Neuzeit (als die Engländer Indien kolonisierten) erstaunt begutachtet, wie es den sein könnte, dass die alle friedlich nebeneinander trotz aller Dogmen-Drescherei leben konnten.
Hier darf man aber auch nicht den enormen Pogromdruck der Moguln unterschätzen, denn wenn du als Shiva Hindu genauso wie dein Brahma Nachbar abgeschlachtet zu werden drohst, dann werden die Dogma-Differenzen von Shiva zu Brahmas Göttervaterführerschaftsanspruch... elementar nebensächlich. 

dementsprechend ist ein Burgfrieden zwischen einem Dutzend (auch nur halbwegs kompatiblen) Aspektbesetzer-Göttern im Abwehrkampf gegen "den Überzähligen" "Dämonensultan" "13" "Namenlosen" denk- und darstellbar.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 30.06.2019 | 10:18
der Geweihte muss Witwen und Weisen vor dem bösen Drachen beschützen
Nein, das muss exakt keiner.

Es gibt bestimmte Sorten von Geweihten, die die Richtigen(d.h. alverangläubigen) Witwen und Waisen vor Drachen schützen müssen und dieses Gebot lässt sich sehr weit definieren - zur Hausdurchsuchung beim Reichsregenten und dem Praios Inquisitor mit brutaler Gewaltanwendung zu stoppen.

Das Anspielen der Ethik Nachteile = zum Suizididioten downen und die Anwendung der Powers sanktionieren, bestrafen und verbieten

Die meisten Geweihten des Gerechtiggkeitsgottes sind lawful evil speziell den einzigen SC Geweihten den ich je erlebt habe,

Paladine können Wein, Sex und Gesang sein wie sie dürfen, das ist IMHO mehr ein kulturell-soziales Ding.
In Kultur A ist es normal und B ist es wegen der sozialen Konsequenzen ein NEIN - ausser in der "Ehe".

Der Priester der Erdhöttin mag nicht nur zölibitär leben müssen sondern als Eunuch oder zölibitär ausser zur Saatzeit.

Irregulär !=  Illegitim in den Augen der Gottheit, Götter und ggf gibt es eben Dispense, Fastenverbote etc.

Ein anderer Punkt ist, das viel zu wenig mit Verunreinigung und zuviel mit Sünde gearbeitet wird.
Es ist wichtig das das Ritual exakt ausgeführt wird, nicht mit welcher Intention.
Das du mit "Dreck" verunreinigt bist macht dich unfähig, das geht erst wieder wenn du gereinigt bist.


Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: 1of3 am 30.06.2019 | 10:28
im Zusammenhang mit "Inquisition" und den vielen Rom-Bezügen, möchte ich noch auf die jüdisch/christliche Problemstellung mit der Verehrung der Imperatoren verweisen  ;) https://de.wikipedia.org/wiki/Kaiserkult (https://de.wikipedia.org/wiki/Kaiserkult)
am Ende wurde dann (70 nach Christus) das sich beständig widersetzende Jerusalem belagert und der Herodische Tempel maximal inquisitoniert
so viel also zu den Grenzen der Toleranz im römischen Polytheismus

Da gabs auch schon vorher Beispiele, etwa die Niederschlagung des Bacchanalienkultes 186 v.u.Z. (https://de.wikipedia.org/wiki/Bacchanalienskandal). Wichtig ist, dass da nicht eine Kirche mit Duldung staatlicher Stellen eine religiöse Sondergerichtsbarkeit etabliert. In beiden Fällen oder auch, wenn Sokrates wegen Gotteslästerung angeklagt wird, sind das die gewöhnlichen Institutionen des entsprechenden Staates. Es braucht keine Inquisition, weil es keine Trennung von Staat und Kirche gibt. In allen Fällen reagiert der Staat, weil gewisse kultische Umtriebe als staatsgefährdend wahrgenommen werden. Entsprechend hatten die Römer auch gar kein Problem einerseits einen Isis-Kult zu importieren, andererseits kann ein augustäischer Dichter, die Truppen von Kleopatra und Marc Anton unter die Ägide des "Kläffers Anubis" stellen.


Das ist nicht korrekt, solches gab es durchaus auch in vorchristlichen Zeiten. Ich stimme dir insofern zu, dass es nicht der "Regelfall" war und viele Tempel sozusagen Einzelinstitutionen waren, die mit anderen Tempeln der gleichen Gottheit nicht in einem Organisationszusammenhang steckten, aber erfunden haben es Christen sicher nicht. (Ja, okay, der Begriff "Kirche" ist auch christliche. ;) )

Beispiele wären Ägypten mit Theben und der dortigen Priesterschaft als "Rom", oder der Artemis-Kult, in dem Ephesos mit dem dortigen Tempel ein Zentrum bzw "Vatikan" darstellte. In Ägyptern scheint es (mir) so gewesen zu sein, dass es eine alle Götterkulte umfassende Hierarchie gab, im Falle Artemis ist es der Glaube an eine Göttin (plus vermutlich zahlreiche Halb- & Nebengötter zzgl Anhang) innerhalb eines Pantheons.

Bei Ägypten bin ich raus. Im griechischen und später römisch dominierten Mittelmeerraum war es eher das Phänomen, dass es bestimmte besonders prominente Heiligtümer für verschiedene Gottheiten gab. Artemis von Ephesos, Aphrodite von Cythera. Apollos Orakel in Delphi kennen wahrscheinlich die meisten. Und natürlich haben diese dann einen weiteren Einzugsbereich. D.h. auch von weiter her können privat Leute kommen oder Gemeinden schicken offizielle Gesandschaften. In letzterem Fall ist dann oftmal was schief gegangen, also Erdbeben oder Seuche oder so. Aber der Oberpriester von Ephesos setzt nicht Sparta einen Bischoff ein oder betrachtet alle Artemis-Priester all überall als seine Mitarbeiter.

Zitat
Sowas gabs? Grandiose Einrichtung. Erinnert mich an den Tempel der minderen Götter bei Pratchett als auch an das Grab des unbekannten Soldaten, das es vielerortens gibt.  :D

Paulus benutzt das in einer Predigt. (https://www.bibleserver.com/text/EU/Apostelgeschichte17)
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Urias am 30.06.2019 | 10:28
Zum Punkt "Man hat nur einen Gott und das passt nicht": Ich hätte das selten wirklich so gesehen bzw gespielt. Der Gott des Krieges wäre halt der Hauptgott des Kriegers aber das heißt nicht, dass er die anderen so garnicht anerkennt. Spätestens wenn ihm der Kleriker des Sturmgottes den Blitz um die Ohren haut dürfte er mit der Meinung ja hadern. Geschichtlich glaube ich ist es ja - nicht zuletzt im Hinduismus wenn ich mich richtig erinnere - durchaus nicht ungehört, dass man sich so einen Hauptgott aussucht (okay, im Hinduismus sind das ja Emanationen desselben usw aber trotzdem) und halt dem einen Altar im Haus widmet (siehe Ganesha in Apus Kwikemart) aber wenn man dann mal zur See fährt sich zumindest den Segen des Priesters des Meergottes holt.

Bzgl Allmacht: Im Polytheismus kanns keine Allmacht geben. Die großen All-Attribute waren ein absolutes Novum des Monotheismus. Und selbst da kann man sich fragen inwieweit das im Quellentext wirklich ist. So gibt es im Alten Testament tatsächlich die ein oder andere Stelle die sich so lesen lässt, dass der jüdische Gott zwar der einzige Gott des erwählten Volkes ist aber nicht der einzige auf der Welt ("Du sollst keine Götter neben mir haben..." warum muss er das klarstellen wenn er eh der einzige ist?). Auch die Hiobsgeschichte lässt sich als Kritik an der Idee der Allattribute lesen.
Wenn man sich die antike griechische Philosophie und die darum aufgebaute Ideenwelt ansieht gibt es noch einen Grund warum da etwa Allmacht unmöglich ist: Allmacht heißt letztlich unendliche Macht. Unendlichkeit ist in der griechischen Philosophie aber der Endlichkeit gewissermaßen unterlegen, da Unendlichkeit Unvollständigkeit bedeutet. Dementsprechend argumentiert auch Aristoteles, dass das Universum notwendigerweise endlich sein muss.

Bezüglich der Handhabung des Polytheismus muss ich "Primeval Thule" lobend hervorheben. Da gibts halt mehrere Götter, die haben Kirchen und Domänen usw. Alles easy. Was ich hierbei aber mag ist, dass im Gegensatz zum klassischen Fäntelalter-Polytheismus hier nicht klar gemacht wird ob es diese Götter wirklich gibt. Die Kleriker und Paladine können zwar zaubern aber das schlicht deswegen, weil sie halt die passenden Liturgien gelernt haben und die funktionieren halt irgendwie. Ob die Götter tatsächlich was damit zu tun haben oder nicht ist da nicht gesagt. Der Ansatz findet sich etwa in manchen Ansätzen des modernen Okkultismus: "Ja ich mach halt mein Ritual zu ehren von Ra... Ob es den gibt? Egal. Im Ritual tu ich so als ob und es gibt Ergebnisse"
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Issi am 30.06.2019 | 10:42
Die meisten Götter haben Analogien mit irdischen Planeten. (Deren mystischer Bedeutung )
Der Sonnengott oder Gottvater. Herrschaft -Lebensspender
Der Mars- Kriegsgott.
Venus- Liebe,Fruchtbarkeit,
Merkur- Vermittler, Bote, Lehrer
Jupiter- Glück, Überfluss, Leichtsinn
Saturn- Tod, Strenge, Richter
Uranus- Weisheit, Erfindungen
Neptun- Mystik, Zauberei,
Pluto- Schicksal

Edit.
Ich habe den Mond vergessen.
Der steht für das Weibliche, die Mutter, die Ernährerin etc.

Natürlich kommen nicht immer alle Qualitäten vor,  aber diesen Herrschergott, Kriegsgott, Liebesgott, Todesgott, gibt es ja bei vielen Systemen. 

Ein einziger Gott(Als Schöpfer der Gestirne) würde vermutlich all diese Aspekte vereinen.

Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Aedin Madasohn am 30.06.2019 | 10:56
zu diesen Analogien möchte ich noch weiterführen, dass in anderen Klimazonen da einiges auch mal neu gemischt werden kann.

Im alten Sumer war der Sommer mörderisch heiß. Wo nicht künstlich bewässert wurde, verdorrte alles.
Sommersonne stand für Tod und Vergehen, die Regenzeit (unsere europäische Winterstarre) stand für Leben und erblühen.

Wer in Europa im Schatten eines anderen stand, der fröstelte (war zurückgestellt)
wer im Orient die Kunst des Despoten hatte, durfte sich in den kühlenden Schatten des Thrones (war mit Sonnenschutz überspannt) stellen

wäre nicht ein solcher Blick über den Asoziationstellerrand auch mal interessant?
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: AlucartDante am 30.06.2019 | 12:50
Meine Erfahrung ist, dass moderne Rollenspieler mit klassischem Polytheismus sich oft schwer tun. Wir sind von logischen Geschichten und Fantasypolytheismus Dinge gewöhnt und so verwöhnt.

Dass ist wie wenn man Menschen, die gerade das Lied von Eis und Feuer gelesen haben als nächstes die Bibel in die Hand drückt. Sie sind verstört, kritisieren die Beschreibungen und haben Verständnisprobleme.

Wir hatten eine Echnatonkampagne, die im 14. Jahrhundert vor Christus im Nahen Osten spielte, Ägypten, Ugarit, Assyrien, Hethiterreich, etc. Ich habe als Spielleiter versucht, die Religion möglichst realistisch erzählerisch dazustellen. Vor allem die Mythen der damaligen Zeit. Manche waren ganz interessant, weil sie bspw. die Arche Noah Geschichten in früheren Versionen im Polytheismus enthielten (Böse Göttin schickt die Sinnflut, der Gute gibt die Arche in Bau). Die meisten führten aber zu "Häh?" Momenten. Da fehlte einfach sehr viel an Bezug. Religiöse Menschen haben großen Respekt vor so etwas, Rollenspieler finden vieles dann einfach nur merkwürdig.

Spannend, dass westliche Fantasy Rollenspiele sich eher an alten Religionen orientieren, als bspw. am Hinduismus. Aber vl sind aktuelle Religionen auch ein heißes Eisen. #Rastullah
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: nobody@home am 30.06.2019 | 12:58
Spannend, dass westliche Fantasy Rollenspiele sich eher an alten Religionen orientieren, als bspw. am Hinduismus. Aber vl sind aktuelle Religionen auch ein heißes Eisen. #Rastullah

Ist halt ein bißchen wie beim Dungeoncrawl: Erst mal muß die Religion tot sein, dann kann man sie gefahrlos plündern. :gasmaskerly:
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Sashael am 30.06.2019 | 12:59
Was mich an den D&D-Göttern stört, ist das Vendingmachine-Problem. Man wirft ein Gebet/Opfer/etc rein und bekommt Macht heraus.
In meinem verwirrten Kopf ist irgendwie noch präsent, dass die Menschen der Erde früher häufig den Göttern geopfert haben, um sie milde zu stimmen, sie von sich abzulenken, damit sie eben nicht eingreifen und dem Menschen Schaden zu fügen.
Das finde ich ehrlich gesagt stimmiger, wenn es um den Umgang von Machtlosen mit Übermächtigen geht. Da ist mir irgendwie in D&D zuviel "Ey-haste-mal-nen-EuroSegen?" drin.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Rhylthar am 30.06.2019 | 13:21
Zitat
Das finde ich ehrlich gesagt stimmiger, wenn es um den Umgang von Machtlosen mit Übermächtigen geht. Da ist mir irgendwie in D&D zuviel "Ey-haste-mal-nen-EuroSegen?" drin.
In den Forgotten Realms steckt da ja noch eine In-game-Begründung drin.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: nobody@home am 30.06.2019 | 13:24
Was mich an den D&D-Göttern stört, ist das Vendingmachine-Problem. Man wirft ein Gebet/Opfer/etc rein und bekommt Macht heraus.
In meinem verwirrten Kopf ist irgendwie noch präsent, dass die Menschen der Erde früher häufig den Göttern geopfert haben, um sie milde zu stimmen, sie von sich abzulenken, damit sie eben nicht eingreifen und dem Menschen Schaden zu fügen.
Das finde ich ehrlich gesagt stimmiger, wenn es um den Umgang von Machtlosen mit Übermächtigen geht. Da ist mir irgendwie in D&D zuviel "Ey-haste-mal-nen-EuroSegen?" drin.

Oh, absolut. Das irritiert mich schon seit...na, spätestens meinen AD&D2-Tagen. Es ist ja eine Sache, wenn eine Gottheit mal auf Anfrage freundlicherweise ein Wunder vollbringt oder ihre Diener mit bestimmten Kräften als Zeichen ihrer besonderen Gunst ausstattet, aber täglich und meist nur auf Verdacht jedem Anhänger mit entsprechenden Klassenstufen einen Haufen "gewöhnlicher" Zaubersprüche (und die am liebsten bitteschön auch noch im persönlichen Wunschpaket) in den Kopf stopfen, damit der sie dann nach seinem persönlichen Gutdünken verpulvern kann? Klingt nicht so wirklich nach auch nur irgendeinem Konzept von Beziehung zwischen Menschen und Göttern, das mir außerhalb von speziell D&D und davon sichtbar direkt beeinflußten Quellen jemals untergekommen ist. :think:

Wo's speziell bei D&D außerdem mMn noch hakt, ist die Tatsache, daß die Götter auf der Welt der Sterblichen eigentlich gar nichts selbst machen. Statt dessen sitzen die bequem in ihren Äußeren Ebenen und delegieren höchstens mal hier und da ein bißchen an ihre Bediensteten -- das paßt zwar auch zum modernen eher abstrakten Monotheismus, aber eher nicht so zu den durchaus direkt in derselben Welt wie die Menschen aktiven Göttern der Altvorderen, wie zumindest ich sie zu verstehen glaube. Was wird einen Gläubigen eher überzeugen, wenn's donnert? "Upps, Thor kegelt mal wieder, wir sollten vorsichtshalber ein Trankopfer bringen, damit er weiß, daß wir hier sind, und uns nicht aus Versehen trifft" oder "Ach, das sind nur ganz natürliche zufällige elektrische Entladungen, mit denen Thor eigentlich selber nicht das Geringste zu tun hat, aber betet vorsichtshalber doch noch mal ein bißchen zu ihm"?
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Feuersänger am 30.06.2019 | 13:45
Historische Pantheone hatten jeweils einen Grundtenor, der sich aus ihrer Umwelt ergab. Das passt übrigens auch zu der Sache mit Sonne/Schatten. Sehr zugänglich fand ich das dargelegt in dem kleinen Büchlein "Before Philosophy", wo Ägyptische und Mesopotamische Religion miteinander verglichen wurden. Obwohl es quasi benachbarte Gebiete sind, waren die Götter doch extrem unterschiedlich drauf. Warum? Weil die Umweltbedingungen andere waren. In Ägypten konntest du nach dem Nil die Uhr stellen, das Hochwasser kommt berechenbar und sanft und macht die Felder fruchtbar. Im Zweistromland machen Euphrat und Tigris was sie wollen, wann sie wollen und sorgen für Verwüstungen.

Entsprechend bildete sich in Mesopotamien heraus, dass die Götter undurchschaubar, unberechenbar und oft sehr zornig sind. Wenn das Hochwasser die Felder verwüstet, war ein Gott sauer. Wenn Barbaren die Stadt verwüsten, dann weil ein Gott sauer war. Und da spielte es überhaupt keine Rolle _warum_ die Gottheit sauer war, man hat gebetet und Rituale vollzogen um den Zorn zu besänftigen und das beste gehofft. Dass die Götter zornig wurden, konnte man ja eh nicht verhindern.

Wie etwa in der Sintflutgeschichte: Götterchef Shamash fühlt sich vom Lärm der Menschen genervt und will sie alle ersäufen. Die anderen Götter sind einverstanden. Nur Gott Enki (später von den Babyloniern retconned auf Marduk, der zufällig der Stadtgott von Babylon ist) hat Mitleid mit den Menschen und steckt einem von ihnen heimlich (und verbotswidrig), wie man aus der Nummer mit heiler Haut rauskommen kann. So baut der Mensch Ut-Napishtim einen schwimmenden Kasten, in den er seine Familie und alle Tiere einpackt, bis die Flut ausgewettert ist.

(edit: Grammatik)
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: 1of3 am 30.06.2019 | 13:53
Die meisten Götter haben Analogien mit irdischen Planeten. (Deren mystischer Bedeutung )
Der Sonnengott oder Gottvater. Herrschaft -Lebensspender
Der Mars- Kriegsgott.
Venus- Liebe,Fruchtbarkeit,
Merkur- Vermittler, Bote, Lehrer
Jupiter- Glück, Überfluss, Leichtsinn
Saturn- Tod, Strenge, Richter
Uranus- Weisheit, Erfindungen
Neptun- Mystik, Zauberei,
Pluto- Schicksal

Edit.
Ich habe den Mond vergessen.
Der steht für das Weibliche, die Mutter, die Ernährerin etc.

Wessen System soll das sein? Uranus, Neptun und Ex-Planet Pluto sind mit freiem Auge nicht sichtbar und ganz sicher in keinem vormodernen System enthalten. Sat-urn war ein Gott Aussaat. Luna wurde gern mal mit Artemis der jungfräulichen Jägerin und Hekate in eins verrührt. Mütterlich hat da gar nichts.

In meinem verwirrten Kopf ist irgendwie noch präsent, dass die Menschen der Erde früher häufig den Göttern geopfert haben, um sie milde zu stimmen, sie von sich abzulenken, damit sie eben nicht eingreifen und dem Menschen Schaden zu fügen.

Durchaus auch das. Aber eben auch bei Hochzeiten, Geburten, Aussaat, Erntedank, Geschäftsabschlüssen, ausbleibender Schwangerschaft, Krankheit, untreuen Liebhabern. Irgendwas findet sich immer.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Issi am 30.06.2019 | 14:43
@
1of3
Wurde doch schon erwähnt, dass die Qualitäten, die man den Gestirnen, bzw. den zugehörigen Göttern zuordnete, je nach Zeit und Volk variierten.

Sonnengötter oder Mondgötter gibt es häufiger.
Z. B.
Luna, die Göttin des Mondes.
Sol, der Gott der Sonne.
Auch als Gottvater oder Mutter.
(Als Ehepaar quasi )

In DSA ist z. B ist "Praios "ein Verschnitt eines Sonnengottes. In Midgard ist es "Xan."
In DSA  "Rahja", in Midgard "Vana" haben Ähnlichkeit mit Liebesgöttin Venus. (Schönheit, Fruchtbarkeit )
DSA "Rondra", Midgard " Irindar"- Kriegsgott Mars.

Kurz da steht jeder Gott für irgendeinen Lebensaspekt.:
Herrschaft, Krieg, Fruchtbarkeit, Tod,  Wissen usw.

Ist nicht immer eindeutig und teilweise verschwubbelt.

Aber je nach Bedarf : Brauche ich Segen für einen Kampf? Für eine reiche Ernte? Für eine Sichere Überfahrt über das Meer? Für eine Beerdigung, für eine Hochzeit, Taufe ?usw.
Sucht man sich dann den passenden Gott aus,  zu dem man betet.
(Oder dem man etwas opfert)
Völker die nur an einen Gott  glauben (der für alles zuständig ist), richten dann halt alle Gebete an einen.




Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Eismann am 30.06.2019 | 16:09
Diese Zuordnerei ist in erster Linie ja eine menschliche Sache (denn sie geht offenkundig wunderbar auch ohne existierende Götter). Es geht meist um die wichtigen Dinge des Lebens, die man durch Anbetung beeinflussen wollte (Geburt, Tod, Fruchtbarkeit, Aussaat und Ernte, Wetter, Krieg, Handel). Das sind die Wünsche und Nöte der Sterblichen. Warum sollte sich ein real existierender Gott um so etwas scheren? Braucht er die Verehrung? Oder kann sie ihm egal sein?
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Feuersänger am 30.06.2019 | 16:26
Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum Beispiel:
Eine Gottheit gewinnt Macht/Mana/whatever durch Verehrung. Je mehr Leute sie verehren/ anbeten, desto mächtiger wird sie.
Da kann es eine gute Investition sein, einzelnen Anhängern große Gunst zu gewähren, wenn dadurch der Ruhm der Gottheit gemehrt wird, sodass auf lange Sicht mehr Verehrung reinkommt.

Ganz anderer Ansatz: die Gottheit hat einen persönlichen Ehrgeiz, Einfluss auf die Welt zu nehmen. Verehrung ist ihr nicht direkt wichtig, sie will aber, dass sich die Leute in ihrem Sinne verhalten. Also belohnt sie erwünschtes Verhalten und bestraft, soweit sie das kann, unerwünschtes.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: nobody@home am 30.06.2019 | 16:49
Diese Zuordnerei ist in erster Linie ja eine menschliche Sache (denn sie geht offenkundig wunderbar auch ohne existierende Götter). Es geht meist um die wichtigen Dinge des Lebens, die man durch Anbetung beeinflussen wollte (Geburt, Tod, Fruchtbarkeit, Aussaat und Ernte, Wetter, Krieg, Handel). Das sind die Wünsche und Nöte der Sterblichen. Warum sollte sich ein real existierender Gott um so etwas scheren? Braucht er die Verehrung? Oder kann sie ihm egal sein?

Götter sind menschliche Erfindung, um unpersönlichen Phänomenen und Naturkräften so was wie Gesichter und Persönlichkeiten zu verleihen, mit denen zu reden und zu verhandeln man dann zumindest mal versuchen kann. Man kann also in gewisser Hinsicht argumentieren, daß es geradezu zur Definition einer Gottheit gehört, daß ihr die Wünsche und Nöte der Sterblichen bei aller eventuellen göttlichen Arroganz zumindest nicht immer und überall komplett am Allerwertesten vorbeigehen. ;)

Außerdem, was soll's? Ja, vielleicht gibt's da draußen auch Götter, denen Verehrung und Anbetung piepschnurzegal sind. Dann konzentriert man sich als Sterblicher eben einfach auf die, die etwas zugänglicher sind (und sei es nur, weil sie einfach gelegentliche Schmeicheleinheiten mögen), und der Rest kann einem genauso egal sein wie umgekehrt man selbst ihnen.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Chaos am 30.06.2019 | 18:00
Mir kam gerade eine andere Idee, wie man das Problem vielleicht auflösen kann:

Was wäre, wenn es zwei Arten von Gottheiten gibt?

Die erste Art sind eher Prinzipien und Archetypen als Personen - Sonne und Mond, Leben und Tod, die Jahreszeiten, die Elemente und so weiter, vielleicht runter bis hin zu Flüssen und Wäldern und Quellen und dergleichen auf der untersten Hierarchiestufe. Diese Götter sind überhaupt nicht anthropomorph, und als Sterblicher kann man nicht wirklich sinnvoll mit ihnen interagieren - wenn man nicht gerade etwa den Zorn des Flussgottes erregt, indem man seinen Dreck in den Fluss leitet. Sie sind innerhalb ihrer Domäne fast allmächtig, und nur da, wo sich zwei Domänen berühren, kann ein Gott gegen den anderen antreten - Leben und Tod können sich zum Beispiel, wenn sie einen Grund dafür sehen, um das Leben eines Sterblichen streiten, aber sonst kann keiner dieser Götter dem Tod ins Zeug pfuschen, wenn um Seelen und das Jenseits geht. Sie brauchen auch an sich nichts von den Sterblichen - schon gar keine Anbetung oder eine Priesterschaft.

Die zweite Art sind ehemalige Sterbliche, die - wie auch immer - zu Göttern geworden sind. Ihre Macht ist nicht inhärent, wie die der ersten Art der Götter, sondern speist sich aus dem Glauben der Sterblichen an sie; Sinn und Zweck der Priesterschaft ist es, den Sterblichen diese Götter immer wieder ins Gedächtnis zu rufen und den Glauben aufrecht zu erhalten. Vom Machtniveau her sind sie eher extrem mächtige Sterbliche als klassische Götter; sie könnten zwar mit jedem Sterblichen, der ihnen ans Leder will, den Fußboden aufwischen, aber ihr eigentlicher Daseinszweck, und der Grund, warum Sterbliche sich mit ihnen abgeben, ist ein Anderer: Da sie selbst Götter sind, können sie mit der ersten Art Götter kommunizieren, und anders als diese Götter waren sie einmal Sterblichen und verstehen die Sterblichen daher auch. Sie agieren als eine Verbindungen zwischen Sterblichen und "richtigen" Göttern; jeder von ihnen hat eine andere Persönlichkeit, andere Eigenschaften, und damit auch einen unterschiedlich guten Draht zu unterschiedlichen Göttern. Wenn also ein Bauer Regen für seine Ernte braucht, betet er nicht zum Wettergott, sondern zum Heiligen Agrarius, der als Sterblicher selbst Bauer war und daher gut versteht, worauf es dem Bauer ankommt; man handelt ein angemessenes Opfer aus, und der Heilige Agrarius überredet dann irgendwie den Wettergott, es an der richtigen Stelle im richtigen Ausmaß regnen zu lassen.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: takti der blonde? am 30.06.2019 | 18:20
Götter sind menschliche Erfindung, um unpersönlichen Phänomenen und Naturkräften so was wie Gesichter und Persönlichkeiten zu verleihen, mit denen zu reden und zu verhandeln man dann zumindest mal versuchen kann. Man kann also in gewisser Hinsicht argumentieren, daß es geradezu zur Definition einer Gottheit gehört, daß ihr die Wünsche und Nöte der Sterblichen bei aller eventuellen göttlichen Arroganz zumindest nicht immer und überall komplett am Allerwertesten vorbeigehen. ;)

Citation needed.*

Grüße

Hasran

Edit: *Bitte in Wikipedia blau vorstellen.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Feuersänger am 30.06.2019 | 18:34
Ich möchte dich bitten, auf blau als Schriftfarbe zu verzichten. Diese ist Moderatoren für Moderationsanweisungen vorbehalten. Entsprechende Reflexe löst das aus, wenn man auf einmal blau sieht. ^^
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: takti der blonde? am 30.06.2019 | 19:28
Ich möchte dich bitten, auf blau als Schriftfarbe zu verzichten. Diese ist Moderatoren für Moderationsanweisungen vorbehalten. Entsprechende Reflexe löst das aus, wenn man auf einmal blau sieht. ^^

Kann ich natürlich machen. Steht das denn irgendwo? Hätte nämlich gedacht, die Tatsache, dass ich gar kein Moderator bin, wäre ein Hinweis darauf, dass es auch keine Moderatorenanweis ist. Edit: Also, ich frage, damit ich irgendein Referenzdokument habe, um anderweitige faux pas vermeiden zu können.

Zum Thema: noch gar nicht thematisiert wurden polytheistische Kulturen, bei denen es üblich war, die Statuen von Göttern eroberter Völker/Stämme in Ketten zu legen.

Grüße

Hasran
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Sashael am 30.06.2019 | 19:38
Kann ich natürlich machen. Steht das denn irgendwo?
*Hier Mal in die Hausordnung gucken* (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,37696.0.html)
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: takti der blonde? am 30.06.2019 | 19:49
*Hier Mal in die Hausordnung gucken* (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,37696.0.html)
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)


Übrigens finde ich den Anspruch, göttliches Verhalten solle nachvollziehbar sein, sehr merkwürdig. Im Rahmen eines RPGs ist das sicherlich hilfreich, aber dann gehen für mich die letzten Funken Mystik verloren.

Grüße

Hasran
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Maarzan am 30.06.2019 | 19:52
Übrigens finde ich den Anspruch, göttliches Verhalten solle nachvollziehbar sein, sehr merkwürdig. Im Rahmen eines RPGs ist das sicherlich hilfreich, aber dann gehen für mich die letzten Funken Mystik verloren.

Sie müssen für den Spielleiter nachvollziehbar sein, denn der hat sie darzustellen inkl. der Interaktionen solcher Kräfte mit der Umwelt und ihresgleichen.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: takti der blonde? am 30.06.2019 | 19:59
Sie müssen für den Spielleiter nachvollziehbar sein, denn der hat sie darzustellen inkl. der Interaktionen solcher Kräfte mit der Umwelt und ihresgleichen.

Da bin ich mir nicht sicher. Call of Cthulhu funktioniert ja auch ohne, dass der Spielleiter wirklich verstehen muss, was die großen Alten denn nun vom Zölibat halten.
Letztlich aber eine ähnliche Problematik wie die Darstellung von unmenschlich-genialen Figuren in jedem Spiel.

Grüße

Hasran
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Maarzan am 30.06.2019 | 20:02
Da bin ich mir nicht sicher. Call of Cthulhu funktioniert ja auch ohne, dass der Spielleiter wirklich verstehen muss, was die großen Alten denn nun vom Zölibat halten.


Wer eh alles verpennt, ist dann tatsächlich nicht wirklich wichtig ...
Die sind doch letztlich eher Hintergrundscolouratur.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: takti der blonde? am 30.06.2019 | 20:11
Wer eh alles verpennt, ist dann tatsächlich nicht wirklich wichtig ...
Die sind doch letztlich eher Hintergrundscolouratur.

Ich verstehe, wenn Leuten etwas an bestimmten Kosmologien nicht schmeckt. Aber mehr ist das nicht: eine Frage des Geschmacks. Alle vermeintlichen "logischen" Argumente scheitern in meinen Augen an der Feststellung, dass niemand von uns sich dem Verstand eines Gottes simulationistisch nähern kann. Es scheitert ja häufig genug an oberflächlicher Analyse und Religionskritik.

Grüße

Hasran
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: nobody@home am 30.06.2019 | 20:22
Wo nichts ist, ist halt auch nichts zu simulieren. ;)

Und letzten Endes nützt mir ein fiktiver Charakter, den nicht mal sein Erfinder richtig versteht (von den Leuten, denen der die Idee dann irgendwie mit Händen und Füßen zu vermitteln versuchen mag, mal ganz zu schweigen) in der Praxis auch nichts. Wie soll man den denn angemessen porträtieren -- mit einer Zufallsreaktionstabelle für den W100?
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: takti der blonde? am 30.06.2019 | 20:25
Wie soll man den denn angemessen porträtieren -- mit einer Zufallsreaktionstabelle für den W100?

Das ist im Zweifel immer die richtige Antwort. ;)

Grüße

Hasran
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Isegrim am 30.06.2019 | 20:37
Und letzten Endes nützt mir ein fiktiver Charakter, den nicht mal sein Erfinder richtig versteht (von den Leuten, denen der die Idee dann irgendwie mit Händen und Füßen zu vermitteln versuchen mag, mal ganz zu schweigen) in der Praxis auch nichts. Wie soll man den denn angemessen porträtieren -- mit einer Zufallsreaktionstabelle für den W100?

Wenn man die Götter tatsächlich als handelnde Pro- oder Antagonisten haben will mag das stimmen. Ist allerdings keine Herangehensweise, die mir gefällt. ME ist man dann sehr schnell bei Pratchett-Göttern, bei denen weniger die Frage ist, ob man an sie glaubt, sondern wie sehr man ihren Lebensstil missbilligt...

Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Feuersänger am 30.06.2019 | 20:37
Ich möchte da bitte klare Verhältnisse. Entweder, die Götter sind weltimmanent, man weiß was sie wollen und kann mit ihnen interagieren.
Oder dies ist nicht der Fall, und es ist egal ob es sie überhaupt gibt oder nicht, weil sie sowieso keinen direkten Einfluss auf die Welt nehmen.

So Zwischendinger, wo Götter zwar irgendwie da sind aber undurchschaubar und unberechenbar agieren, die brauch ich nicht. Das ist mir zu sehr Gänsespiel.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Isegrim am 30.06.2019 | 20:44
Das ganze hat eigentlich nichts mehr mit dem Thread-Thema zu tun. Selbst mit Göttern, die nicht in das Weltgeschehen eingreifen, oder bei denen die Existenz unsicher ist, hat man noch Polytheismus (in vielen Fällen zumnidest), und Religion bleibt auch dann der wichtiger Einflussfaktor, der sie auch realiter war.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: takti der blonde? am 30.06.2019 | 20:46
So Zwischendinger, wo Götter zwar irgendwie da sind aber undurchschaubar und unberechenbar agieren, die brauch ich nicht. Das ist mir zu sehr Gänsespiel.

Abgesehen davon, dass ich persönlich das Spannungsfeld aus Immanenz und Transzendenz sehr spannend finde...Wie löst es denn für dich auf, dass es um kosmische Entitäten mit unvorstellbarem Weitblick, Erfahrung und Intelligenz handelt?

Grüße

Hasran
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Aedin Madasohn am 30.06.2019 | 20:50
Ich möchte da bitte klare Verhältnisse. Entweder, die Götter sind weltimmanent, man weiß was sie wollen und kann mit ihnen interagieren.

 :d
ob nun gutmeinend oder selbstsüchtig-machtgierig-blutrünstig (auf Seiten der Orks stehend etc.pp.)

für alles andere an benötigten wirren Aktionen habe ich ja noch andere Namen
- Erzdämon der Verwirrung
- Chaosmächte
- Kosmokraten
- wie auch immer

Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: 1of3 am 30.06.2019 | 20:50
Wo nichts ist, ist halt auch nichts zu simulieren. ;)

Und letzten Endes nützt mir ein fiktiver Charakter, den nicht mal sein Erfinder richtig versteht (von den Leuten, denen der die Idee dann irgendwie mit Händen und Füßen zu vermitteln versuchen mag, mal ganz zu schweigen) in der Praxis auch nichts. Wie soll man den denn angemessen porträtieren -- mit einer Zufallsreaktionstabelle für den W100?

Habe für meine nächste Dungeonworld-Sitzung einen Custom Move entworfen. Ein Spieler hatte mit eine entsprechende Ansage gemacht und dann haben wir die Sitzung beendet.

Wenn du überzeugt bist, im Aufrag einer gewissen Gottheit zu handeln, würfle +Cha. Bei Erfolg hast du den göttlichen Willen richtig verstanden. Bei 10+ wird die Gottheit dich unterstüzen. Bei 6- war es nicht die fragliche Gottheit, die dir das gesagt hat.

Egal was dabei rauskommt, ich werde Spaß haben. >;D
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Feuersänger am 30.06.2019 | 21:03
Wieso, es geht doch um Fantasy-Polytheismus.

An einen Schwung Götter zu glauben, die in Wirklichkeit gar nicht da sind, das haben/hatten wir schon in der Realität; dafür brauch ich keine Fantasy.

Abgesehen davon, dass ich persönlich das Spannungsfeld aus Immanenz und Transzendenz sehr spannend finde...Wie löst es denn für dich auf, dass es um kosmische Entitäten mit unvorstellbarem Weitblick, Erfahrung und Intelligenz handelt?

Ganz einfach: die genannten Qualitäten können zwar sehr groß sein, aber eben nicht "unvorstellbar" groß, weil sie sonst weder von Autoren noch SLs sinnvoll darstellbar sind. Sie wissen eine Menge, aber sind nicht allwissend. Sie können eine Menge, aber sind nicht allmächtig.

Einen kleinen Vorgeschmack dieser Schwierigkeit erfährt man ja schon, wenn man als SL einen Drachen führen soll, der laut Statblock eine weit übermenschliche Intelligenz besitzt. Wie heisst es so schön: wenn man schlau ist, kann man sich dumm stellen, aber umgekehrt ist es wesentlich schwieriger.

Götter sind in dieser Hinsicht vllt sogar praktischer, weil sie im Zweifel immer entsprechend ihrem Portfolio agieren werden und darum ein Stück weit berechenbar sind. Insbesondere, wenn sie von vornherein personifizierte Ideale oder Konzepte sind.

Oder macht man es gleich so wie oben mit dem Automatenprinzip diskutiert: das Universum funktioniert ritualistisch, der Gott hat gar nichts zu entscheiden. Münze rein, Kaugummi raus.

--

Man kann ja auch darüber nachdenken, wie und wann die Götter entstanden sind. Vor oder nach den Sterblichen? Wenn man einen Schöpfergott haben will, muss der freilich zwangsläufig zuerst dagewesen sein. Kann aber auch andersrum laufen.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: nobody@home am 30.06.2019 | 21:07
Abgesehen davon, dass ich persönlich das Spannungsfeld aus Immanenz und Transzendenz sehr spannend finde...Wie löst es denn für dich auf, dass es um kosmische Entitäten mit unvorstellbarem Weitblick, Erfahrung und Intelligenz handelt?

Das Problem liegt in dem einen kleinen von mir hervorgehobenen Wörtchen. Ein buchstäblich unvorstellbares Etwas (also eins, das durch dieses Adjektiv tatsächlich mal ausnahmsweise akkurat beschrieben wird) ist für die Spiel-, Schreib-, und Spekulationspraxis genau deshalb nutzlos, weil es unvorstellbar ist. ;)
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: takti der blonde? am 30.06.2019 | 21:20
Das Problem liegt in dem einen kleinen von mir hervorgehobenen Wörtchen. Ein buchstäblich unvorstellbares Etwas (also eins, das durch dieses Adjektiv tatsächlich mal ausnahmsweise akkurat beschrieben wird) ist für die Spiel-, Schreib-, und Spekulationspraxis genau deshalb nutzlos, weil es unvorstellbar ist. ;)

...Kult, Call of Cthulhu, Nobilis, Mage, Unknown Armies und wie sie alle heißen scheinen ja trotzdem zu funktionieren, weshalb ich bezweifeln möchte, dass Unvorstellbares nutzlos für die Spielpraxis ist. Im übrigen bin ich der Meinung, dass sorgfältig geschriebene Zufallstabellen einen Ausweg aus dieser Situation bieten. ;)

Grüße

Hasran
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: nobody@home am 30.06.2019 | 21:28
...Kult, Call of Cthulhu, Nobilis, Mage, Unknown Armies und wie sie alle heißen scheinen ja trotzdem zu funktionieren, weshalb ich bezweifeln möchte, dass Unvorstellbares nutzlos für die Spielpraxis ist. Im übrigen bin ich der Meinung, dass sorgfältig geschriebene Zufallstabellen einen Ausweg aus dieser Situation bieten. ;)

Per Definition sind sämtliche "unvorstellbaren" Elemente dieser Settings in Wahrheit durchaus vorstellbar, sonst hätte sie sich ja -- eben mangels Vorstellungskraft -- nie ein Mensch jemals auch nur aus den Fingern saugen können. Oder um mal die seltene Chance zu nutzen, ein berühmtes Filmzitat nicht nur einfach so zur Erheiterung, sondern auch im genau passenden Zusammenhang anzubringen: "You keep using that word. I do not think it means what you think it means." ;)
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: 1of3 am 30.06.2019 | 21:33
Also trotz mehrfacher engagierter Versuche kann ich immer noch nicht bestätigen, dass Nobilis funktioniert.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: takti der blonde? am 30.06.2019 | 21:56
Per Definition sind sämtliche "unvorstellbaren" Elemente dieser Settings in Wahrheit durchaus vorstellbar, sonst hätte sie sich ja -- eben mangels Vorstellungskraft -- nie ein Mensch jemals auch nur aus den Fingern saugen können. Oder um mal die seltene Chance zu nutzen, ein berühmtes Filmzitat nicht nur einfach so zur Erheiterung, sondern auch im genau passenden Zusammenhang anzubringen: "You keep using that word. I do not think it means what you think it means." ;)

Sophisterei. Unendlichkeit, sowohl im mathematischen als auch im kosmologischen Sinne ist ebenfalls nicht vorzustellen, und trotzdem können wir uns konzeptionell darüber unterhalten..
Inconceivable!

Nobilis bezüglich kann ich gut verstehen, dass es nicht funktioniert hat. Deutet aber auch vielleicht an, wieso Götter schwierig als Figuren zu spielen sind.

Grüße

Hasran
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Sashael am 30.06.2019 | 22:29
Der Witz bei Cthulhu ist doch, dass die ganzen ach so unvorstellbaren Monster dann doch allesamt ziemlich berechenbar agieren und das in nahezu jeder publizierten Form. Sie sind bis auf sehr seltene Ausnahmen Feinde der Menschheit und arbeiten auf deren Vernichtung hin. Ui ui ui! Also DAS hätte ja nun wirklich NIEMAND erwartet!

Dann werden die auch noch ganz supi beschrieben. Unter unvorstellbar stell ich mir auf jeden Fall keine beschreibbare Kreaturen vor, die sich dann auch noch immer brav an den ihnen zugeschriebenen Verhaltenskodex halten.

Unvorstellbar wäre es eher, wenn Cthulhu aus dem Meer steigt, auf dem Weg durchs Land nebenbei ganze Städte plattmacht, nur um in Zürich einem kleinen Mädchen mit den Worten "Endlich!" einen Lolli zu schenken und dann wieder zu verschwinden. Also, wiederum nicht unvorstellbar unvorstellbar, aber zumindest mit einem Verhalten, dass bei einem Menschen ein riesiges "HÄ???" auslöst.

Diesen HÄ???-Effekt hätte ich gern viel öfter, wenn es um überirdische Wesen mit übermenschlichen Attributen geht.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Feuersänger am 1.07.2019 | 01:14
Diesen HÄ???-Effekt hätte ich gern viel öfter, wenn es um überirdische Wesen mit übermenschlichen Attributen geht.

So einen HÄ???-Effekt in Zusammenhang mit Göttern könnte ich mir beispielsweise etwa so vorstellen, dass sich irgendwann im Endgame der Kampagne eine Gottheit offenbart und sich herausstellt, dass die SCs ohne es zu wissen ihren Plan dieser Gottheit erfüllt haben. Und zwar nicht durch gerailroadete Aktionen, sondern idealerweise solchen Spieleraktionen, die möglichst überraschend kamen. Natürlich heisst das in Wahrheit, dass der SL die Hintergrundhandlung retroaktiv so hinbastelt, dass sich das alles ineinanderfügt -- also in Wahrheit Smoke & Mirrors, aber vielleicht wollen die Spieler das dann mal nicht merken. ^^
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 1.07.2019 | 07:57
So einen HÄ???-Effekt in Zusammenhang mit Göttern könnte ich mir beispielsweise etwa so vorstellen, dass sich irgendwann im Endgame der Kampagne eine Gottheit offenbart und sich herausstellt, dass die SCs ohne es zu wissen ihren Plan dieser Gottheit erfüllt haben.

Also doch undurchschaubare Gottheiten - zumindest bis kurz vor Schluss.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Irian am 1.07.2019 | 08:20
Der Witz bei Cthulhu ist doch, dass die ganzen ach so unvorstellbaren Monster dann doch allesamt ziemlich berechenbar agieren und das in nahezu jeder publizierten Form. Sie sind bis auf sehr seltene Ausnahmen Feinde der Menschheit und arbeiten auf deren Vernichtung hin. Ui ui ui! Also DAS hätte ja nun wirklich NIEMAND erwartet!

Sind Menschen nicht eigentlich völlig unwichtig, weshalb es imho eher so sein sollte, dass sie in etwa so Feinde der Menschen sind wie ein zufällig vorbeikommender Schuh der Feind der Insekten ist? ("Gar nicht.")

Unvorstellbar wäre es eher, wenn Cthulhu aus dem Meer steigt, auf dem Weg durchs Land nebenbei ganze Städte plattmacht, nur um in Zürich einem kleinen Mädchen mit den Worten "Endlich!" einen Lolli zu schenken und dann wieder zu verschwinden. Also, wiederum nicht unvorstellbar unvorstellbar, aber zumindest mit einem Verhalten, dass bei einem Menschen ein riesiges "HÄ???" auslöst.

Das wäre für mich eher Slapstick oder vielleicht auch "weird" aber nicht "unvorstellbarer Horror", also die "falsche" Form von "Häh" (insb. wegen obigem "Menschen sind völlig unwichtig").
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: nobody@home am 1.07.2019 | 08:26
Also doch undurchschaubare Gottheiten - zumindest bis kurz vor Schluss.

Ich hab's einfach nicht so mit der Undurchschaubarkeit, weil das eins von diesen Dingen ist, die sich nie wirklich beweisen lassen -- nur widerlegen, indem sich irgendwann doch mal Sterbliche finden, die hinter das gaaaanz große Geheimnis der Götterdurchschauung steigen. Wenn die Götter für Menschen wirklich undurchschaubar sein sollten, dann könnten Menschen das ja zwangsläufig auch nie sicher wissen, weil das sonst schon ein Widerspruch in sich wäre...

(Entsprechend sagt mir jemand, der behauptet, die Wege der Götter seien unerforschlich, auch eigentlich nur, daß er sie noch nicht ausreichend erforscht hat...na ja, oder alternativ, daß er das doch getan hat und jetzt einfach nur lügt. ;))

Daß bei all dem eine Gottheit Zugriff auf mehr und/oder andere Informationen und ganz allgemein eine andere Perspektive haben mag als ein mehr oder weniger "gewöhnlicher" Menschling, steht dabei auf einem anderen Blatt. Das ist natürlich locker denk- und nachvollziehbar.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 1.07.2019 | 08:37
Naja, mythische Gottheiten oder Drachen sind ja eigentlich auch nicht intelligenter als Menschen, dass die intelligenter sein sollen ist Rollenspiel-Kokolores. Und "undurchschaubar" ist auch der falsche Begriff für das was ich anstrebe. "Schwer zu entziffern" oder "etwas rätselhaft" trifft es da eher... daraus ergeben sich dann nämlich uU ganz Interessante Spielherausforderungen, weil man die (vermuteten) Interessen der involvierten Götter bei Bedarf ins Kalkül miteinbeziehen muss. Idealerweise ohne dass es zu sehr in die Meta-Ebene abgleitet, denn es soll schon vor allem um Personen in der irdischen Welt gehen.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Sashael am 1.07.2019 | 11:23
Das wäre für mich eher Slapstick oder vielleicht auch "weird" aber nicht "unvorstellbarer Horror", also die "falsche" Form von "Häh" (insb. wegen obigem "Menschen sind völlig unwichtig").
Ist auch nur ein Beispiel, in das ungefähr 2 Sekunden Hirnarbeit eingeflossen sind. ;)
Das Problem ist halt, dass die Aktivitäten der Großen Alten und Co halt doch sehr vorhersehbar sind. Es soll kosmischer Horror sein und deswegen ist das Handlungsportfolio eher ... dürftig. Unvorstellbar ist da eigentlich gar nichts.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Mann ohne Zähne am 1.07.2019 | 11:47
In vielen Fantasy-Settings begegnen uns Konstellationen, die in gewissem Sinne an die griechisch-römische Götterwelt angelehnt sind. Hier möchte ich zeigen, wie sie's nicht sind. Natürlich muss man nicht versuchen, in einer Fantasywelt naturgetreu zu wirken und es mag verschiedentlich gute Gründe dageben, aber es wäre ja schön, wenn man gekonnt hätte. Also hier ein paar Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.

Ich bin jetzt kein griechich-römisch angelehnter Polytheist, sondern praktizierender Hindu, aber viele Beobachtungen von dir, 1of3, teile ich.

Zitat
Daraus folgt dann auch, dass Götter keine einheitliche Liturgie haben. Was man Villariba zu Ehren einer Gottheit veranstaltet, kann sich von Villabajo maßgeblich unterscheiden.

Absolut und völlig richtig. In polytheistischen (oder monistischen) Religionen gibt es oft eher Richtlinien im Sinne von Empfehlungen, wie man Gottheiten verehrt. Da unterscheidet sich die Zeremonie schon von Familie zu Famile.

Zitat
2. Einzelne Leute haben EINEN Gott[/b]
Kommt besonders bei D&D vor, wo auf jedem Charakterbogen ein Feld "Gottheit" steht. Dabei werden im POLYtheismus standardmäßig mehrere Götter verehrt. Auch von Priestern. Tempel einer Gottheit enthalten oft Nischen für verwandte oder untergeordnete Götter. Üblich ist auch, dass gewisse Götter bei jedem Ritual gewissermaßen als Türöffner angerufen werden, egal welche Gottheit danach im Zentrum des Vorgangs steht. Bei den Griechen war das Zeus. Gleiches kommt aber in anderen Kulturkreisen vor. Passieren kann, dass Herrscher sich als Marketing-Instrument mit einem Gott identifizieren, sich also z.B. Apollo- oder Herkules-ähnlich darstellen lassen. Das ist dann Branding.

Stimmt fast durchgehend. Besonders in Polytheismen gibt es "Hauptgötter" oder einen bis drei "große" Götter, die als Ehrerbietung fast immer miteinbezogen werden. In Shiva-Tempeln (meine Richtung) ist es beispielsweise Gang und Gäbe, daß sein Sohn Ganesha und seine Frau Parvati mit dargestellt werden oder ihre Ecken im Tempel haben.

Zitat
3. Götter haben Geschichten
Also klar, so Kandidaten wie die Zeus, Poseidon und Athene haben ne ganze Reihe von Geschichten und Mythen bei den Griechen. Jupiter, Neptun und Minerva, also die Römer, hatten das augenscheinlich nicht. Jedenfalls nicht bevor, die Römer die griechische Mythologie quasi blanko importiert hatten. Die primäre Funktion von Göttern ist, dass man ihnen opfern kann. Geschichten sind lustig, aber optional.

Da bin ich mir nicht so sicher. Der Grund für die Verehrung sind die Geschichten. Es gibt so gut wie keinen Gott, der als Sammlung von Eigenschaften existiert – immer ist da ein Narrativ miteingebunden. Die Vermenschlichung bringt Götter erst nahe. Korrekter wäre es wahrscheinlich zu sagen, daß die alten Geschichten mancher Götter entweder verschollen oder in anderen, nachfolgenden Götterbildern aufgegangen sind.

Zitat
4. Götter sind zählbar
Tatsächlich gibt es wohl, die, die und die Götter und dann noch ganz, ganz viele andere.

Jepp. Das finde ich immer bei den Jungs und Mädels des germanischen und keltischen Neuheidentums so ulkig: Da werden die bekannten Players verehrt (Thor, Odin, usw) – aber die eigentliche, landläufige und alltägliche Verehrung fand erwiesenermaßen für ganz andere Wesen statt: Wichtel, Zwerge, Wassernymphen, Pflanzen und so weiter.

Zitat
5. Götter haben einen dezidierten Aufgabenbereich
Das geht natürlich nach unten hin schon gemäß dem letzten Punkt schief. Das ganze Fußvolk kann gar keinen eigenen Aufgabenbereich haben. Nach oben hin sind dann aber andersherum keine Grenzen. Man kann auch Juno, Apollo und Diana im Krieg anrufen. Viel hilft ja bekanntlich viel. Natürlich gibt es Götter, die nichts sind, als ihr Aufgabenbereich, einfach weil einem Substantiv ein Altar errichtet wird. Rom hatte z.B. Weihestätten für Victoria, Concordia, Iustitia und die Seuche.

Genau das! (Ich habe das übrigens in meinen DSA-Regeln für die Geweihten genauso gebaut)
Jeder Gott ist zuständig für alles, aber hat manchmal bevorzugte Spielwiesen. Man kann das in so gut wie jeder polytheistischen Religion sehen, auch im Katholizismus (der ist definitiv polytheistisch) mit seinen Heiligen. Die Heilige Marie beispielsweise war ja ursprünglicherweise zuständig für die weiche, mütterlichen und beschützenden Themen. Das hat sich mittlerweile komplett generalisiert.

Zitat
6. Götter haben immer was mit Religion zu tun
Die Erfindung der Religion als gesellschaftliche Institution in Abgrenzung zu anderen Bereichen ist eine ziemlich neue.

Jepp! Siehe Buddhismus. Gautama Buddha akzeptierte, daß es Götter gab, räumte ihnen aber keine Agenda für die tägliche Praxis ein. Die Stoiker nahmen oft genug Bezug auf die Götter (weil die unser Schicksal in den Händen halten), rieten aber ab, sie zu verehren und stattdessen selbst an der eigenen Tugendhaftigkeit zu arbeiten.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Mann ohne Zähne am 1.07.2019 | 11:58
Nun kann es aber natürlich sein, dass man drei Tauben opfert und die Angebetete schaut immer noch ziemlich kühl - hat also Cupid/ Appollon/ Aphrodite/ Beata Uhsa doch keine Macht oder die ATuben eingestrichen und gelacht? - Keinesfalls - wahrsheinlicher ist, dass man selber etwas bei dem Opferung falsch gemacht hat: (…)

Stimmt aber lange nicht immer. Im Sittengedicht der Edda heißt es beispielsweise ganz pragmatisch:

"Besser nichts erfleht,
als zu viel geopfert,
auf Vergeltung die Gabe schaut;
besser nichts gegeben,
als zu Großes gespendet
(eitel manch Opfer bleibt)"


– ein ganz deutlicher Hinweis drauf, daß die nordischen Götter bekannt für ihre Launenhaftigkeit waren. Die Bringschuld lag also bei den Göttern und nicht bei den Menschen.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Eismann am 1.07.2019 | 12:13
Was die Unergründlichkeit von Göttern angeht: Also was beispielsweise Zeus angeht, war das jetzt nicht so schwer rauszufinden: Pimpern, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Und sich in dem Falle halt zur Not selbst in einen Baum verwandeln.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Feuersänger am 1.07.2019 | 12:15
Naja, mythische Gottheiten oder Drachen sind ja eigentlich auch nicht intelligenter als Menschen, dass die intelligenter sein sollen ist Rollenspiel-Kokolores.

Was soll das denn heißen. Natürlich sind die _eigentlich_ nicht intelligenter als Menschen, weil es sie in echt gar nicht gibt, also wozu soll diese Bemerkung gut sein?

Was die "Undurchschaubarkeit" angeht: mein Szenario war, wie ich schrieb, kein "so will ich es haben" sondern "so könnte ich es mir _vorstellen_" dass es im Spiel spaßfördernd funktionieren könnte. Auch da sollte die _Agenda_ des fraglichen Gottes immer klar sein, aber wenn der SL die Illusion so gut hinbekommt, dass es aussieht als hätte die Gottheit long ball gespielt, auch gut. Allerdings haben sich die meisten Spieler ja auch die Hosen nicht mit der Kneifzange angezogen, da kann es auch gut sein dass so ein Manöver nach hinten losgeht.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Mann ohne Zähne am 1.07.2019 | 12:19
Also trotz mehrfacher engagierter Versuche kann ich immer noch nicht bestätigen, dass Nobilis funktioniert.

Für mich funktioniert leider auch Amber Diceless nicht mehr :(
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Isegrim am 1.07.2019 | 12:23
Was die Unergründlichkeit von Göttern angeht: Also was beispielsweise Zeus angeht, war das jetzt nicht so schwer rauszufinden: Pimpern, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Und sich in dem Falle halt zur Not selbst in einen Baum verwandeln.

Meinst du wirklich, die Hohepiester der Zeusheiligtümer zu Olympia oder Dodona hätten dir das erzählt, wenn du sie nach der Quintessenz ihres Glaubens gefragt hättest?
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Mann ohne Zähne am 1.07.2019 | 12:28
Isegrim:  :d
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Eismann am 1.07.2019 | 12:29
Geht es um den Gott oder die Meinung seiner Gläubigen?  ;D
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: 1of3 am 1.07.2019 | 12:33
Meinst du wirklich, die Hohepiester der Zeusheiligtümer zu Olympia oder Dodona hätten dir das erzählt, wenn du sie nach der Quintessenz ihres Glaubens gefragt hättest?

In diesem Zusammenhang sind Gedanken sehr interessant, die wir bei Varro (https://de.wikipedia.org/wiki/Marcus_Terentius_Varro#Theologie) lesen. Demnach gebe es drei Betrachtungsweisen auf die Götter gebe: Die der Kulte, die der Poeten und die der Philosophen. Also Kult heißt an bestimmten Tagen im Jahr bestimmte Handlungen zu unternehmen. Poeten schreiben hübsche Geschichten über die Götter, die aber mit dem, was da beim Kult passiert nicht notwendig zu tun haben. Philosophen schließlich verwenden die Götter eher als abstrakte Konzepte. Spätestens im ersten Jahrhundert v.u.Z. gab es also schon eine recht differenzierte Sichtweise zu dieser Fragestellung.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 1.07.2019 | 12:40
Was soll das denn heißen. Natürlich sind die _eigentlich_ nicht intelligenter als Menschen, weil es sie in echt gar nicht gibt, also wozu soll diese Bemerkung gut sein?

Götter und Drachen sind mythische Gestalten, man erhält also einen Eindruck von dem Intelligenzgrad dieser Wesen. Und der ist nicht immer besonders hoch.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Maarzan am 1.07.2019 | 12:46
Entweder ist der Spielleiter als letztlich auch nur Mensch im üblichen Rahmen in der Lage solche Wesen spieltauglich darzustellen oder diese Art Gott wtf. ist eben RAUS. Da helfen irgendwelche religiösen Pseudophilosophien am Spieltisch auch nicht weiter, wenn es dann keiner - selbst mit dem entsprechend üblichen Abstraktionsbonus - umsetzen kann.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Mann ohne Zähne am 1.07.2019 | 12:46
Ich glaube ja, daß die allerwenigsten Götter – irdische und die im Rollenspiel – sich durch dem Menschen überlegene Intelligenz auszeichnen, sondern eben durch enorm stärkere und für uns Menschen nicht erreichbare Kräfte...
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Aedin Madasohn am 2.07.2019 | 19:17
Götter und Drachen sind mythische Gestalten, man erhält also einen Eindruck von dem Intelligenzgrad dieser Wesen. Und der ist nicht immer besonders hoch.

ämmhhh....

wir bekommen nur einen Eindruck von dem Intelligenzgrad des "poethischen" Bearbeiters, wenn er Götterintrigen und Drachenränke schreibt/spinnt.
und ja, großes Kino ist da gerade deswegen so "episch berühmt", weil es halt selten ist. Achselzuck.

nichts ist perfekt und Fantasy-Götter kochen auch nur mit Autoren/Spielleiterwasser  ~;D
und wo rohe Kräfte sinnlos Blitze schleudern, wer möge da den Finger heben und sagen; "ehh Zeus, dass ist aber infantil und Porno und..." !!!ZOSCH!!!
da ist es doch purer Selbsterhaltungstrieb, den Boss für seine Verführungslisten zu loben.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 3.07.2019 | 08:16
ämmhhh....

wir bekommen nur einen Eindruck von dem Intelligenzgrad des "poethischen" Bearbeiters, wenn er Götterintrigen und Drachenränke schreibt/spinnt.
und ja, großes Kino ist da gerade deswegen so "episch berühmt", weil es halt selten ist. Achselzuck.

Die Sagenwelt des mittelalterlichen (und des antiken) Europas ist wie sie ist - Fantasy ist lediglich eine moderne Version davon. Wenn Götter in dieser Sagenwelt sich häufig als nicht besonders weise herausstellen und Drachen als unintelligente Bestien, dann kann man natürlich in der Fantasy davon abweichen. Aber wenn man gerade Bezug darauf nimmt, wie in diesem Thread, dann muss man schon zu dem Schluss kommen, dass die Götter immer wieder nicht mal als besonders menschlich intelligent daherkommen, geschweige denn als übermenschlich intelligent. Das lässt Zweifel aufkommen wie intelligent diese Götter denn wirklich sind, gelinde gesagt.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Sashael am 3.07.2019 | 08:31
Das lässt Zweifel aufkommen wie intelligent diese Götter denn wirklich sind, gelinde gesagt.
In Dan Simmons' "Ilium" geht es unter (vielen!) anderem um die "Ilias" mit all ihren griechischen Göttern, die in den Kampf um Troja immer wieder eingreifen, um ihre Champions zu stärken und die Schlachten zu beeinflussen.
Später stellt sich heraus,
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Gerade bei den Griechen kann man bei den Göttern nicht wirklich von übermenschlicher Intelligenz reden. Bereits in den klassischen Sagen machen die des öfteren mal wirklich dumme Sachen und werden auch von Menschen hereingelegt. Wofür sie sich dann in kleinkindlicher Wut mit göttlicher Macht rächen, aber das passt ja dann auch wieder zu "doof und nicht weise". ;D
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Eismann am 3.07.2019 | 12:46
Was sich Menschen halt ausdenken, wenn es keine echten Götter gibt.
Titel: Re: X Dinge, die bei Fantasy-Polytheismus falsch laufen.
Beitrag von: Feuersänger am 3.07.2019 | 12:55
Was sich Menschen halt ausdenken, wenn es keine echten Götter gibt.

Wie schrieb seinerzeit Goethe, "Bedecke deinen Himmel, Zeus, mit Wolkendunst und übe, dem Knaben gleich, der Disteln köpft, an Eichen dich und Bergeshöh'n..."

Inzwischen tut es mir übrigens leid, dass ich das Gedicht als Schüler nicht zu schätzen wusste.