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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Fillus am 2.07.2020 | 11:27

Titel: Crowdfunding (Rollenspiele) – Als Käufer noch sinnvoll?
Beitrag von: Fillus am 2.07.2020 | 11:27
Mir sind die bisherigen Gründe, warum ich bei Crowdfundings teilgenommen habe, sowie die Erfahrungen damit, durch den Kopf gegangen und habe für mich mal versucht Pro und Kontra aufzuschlüsseln. Ich betone, es sind nur meine persönlichen Erfahrungen, müssen also auf euch überhaupt nicht zutreffen.


Es wird sonst nicht produziert.
Pro: Wenn es stimmt, der Grund dafür. Sonst erscheint es halt nicht.
Kontra: Traf bisher bei kaum einem Crowdfunding zu. Eigentlich bei keinem, aber wenn alle so denken würden, wären vielleicht ein oder zwei  kleine Projekte nicht realisiert worden.


Den Verlag unterstützen.
Pro: Ein emotionaler Grund für mich. Ich habe manche Verlage einfach gerne und wenn diese ein Crowdfunding machen, bin ich geneigt da teilzunehmen.
Kontra: Die Klein- und Kleinstverlage, also die wo es gefühlt auf jeden Euro ankommt (um das nächste Projekt finanzieren zu können z.B.), machen meist gar keine (oder selten) Crowdfundings, sondern Vorstellungen. Ja, die größeren Verlage brauchen vermutlich genauso jeden Euro, aber die haben ganz andere Auflagenzahlen. Ich kaufe da auch, nur eben auf herkömmlichem Wege. Trotzdem spielt natürlich die Sympathie, zumindest für mich eine große Rolle und kaufe daher bei bestimmten Verlagen manchmal mehr als ich brauche.


Geld sparen. (Buch und digitale Version zusammen)
Pro: Im ersten Moment sieht es so aus.
Kontra:  Meine Crowdfundings mal durchgegangen, war jegliche Ersparnis innerhalb sehr kurzer Zeit obsolet. Es gab bei sehr vielen in Anschluß Sonderangebote oder PDF Rabatte. Zudem habe ich mehrere Crowdfundings die immer noch nicht erfüllt sind. Somit eher Verlust, auch wenn es mir nicht weh tut, sondern der Vertrauensbruch mehr schmerzt. Ein weiterer Punkt, nicht selten werden nicht lang nach der Auslieferung schon die ersten vollständigen Crowdfunding Pakete gebraucht zum deutlich kleineren Preis angeboten. Bei manchen ist Interesse am Endprodukt schon wieder erkaltet, es wurde keine Gruppe gefunden oder man hat sich schlicht etwas anderes drunter vorgestellt.


Fehler Inklusive.
Pro: Eine Erstausgabe ist immer toll.
Kontra: Eine zweite Auflage mit weniger Fehlern wäre mir aber lieber. Zumal teils schon wirklich grobe Schnitzer gemacht werden. Es ist aber eigentlich kein Crowdfunding Problem, sondern hätte man auch wenn man das Buch normal erwerben würde.


Bonusmaterial der Strechgoals.
Pro: Exklusives Material ist toll, es werden bestimmte Strechgoals überhaupt erst erreicht.
Kontra: Leider meist Zeug auf das ich gerne verzichte, während des Crowdfundings eh dazu kaufen muss oder nach dem Crowdfunding eh ganz nochmal im Shop kaufen kann. Also nicht mehr Exklusiv.


Man hält das Buch früher in den Händen.
Pro: Die PDF Version hatte ich meist tatsächlich eher.
Kontra: Bei der Buchversion konnte das Versprechen manchmal nicht eingelöst werden. Ist für mich aber kein so relevanter Grund.


Der Blick hinter die Kulissen.
Pro: Man erfährt deutlich mehr über den Stand der Dinge bei der Produktion, kann leichter Fragen äußern.
Kontra: Was auch nicht immer zufriedenstellend gelaufen ist und manchmal mehr Frust als Glück hervorgerufen hat.


Einer für alle, alle für einen!
Pro: Das Gemeinschaftsgefühl. Wir wenigen schaffen unsere kleine Revolution und das Spiel erscheint! Ohne mich würde das Projekt das Licht der Welt nicht erblicken, ich bin also wichtig! Unsere kleine verschworene Gemeinschaft, man kann sich auf jeden Verlassen. Ich fühle mich schon als Freund der wichtigen Persönlichkeiten im Verlag, sie kennen meinen Namen!
Kontra: Okay, das Pro trieft vor Sarkasmus. Ganz so böse sehe ich das nicht, mag aber nicht auf plumpe Weise manipuliert zu werden. TV Werbung funktioniert bei mir auch nicht. Ich mag ein Gemeinschaftsgefühl, ich mag unsere Community und auch die meisten Rollenspieler/innen die ich bisher getroffen habe. Ich mag die Nähe zu den Verlagen, Autoren, Künstlern und geniesse die Momente auf Conventions. Ein Nischenhobby vereint halt auch. Aber auf übertriebene Dankesphrasen, vor und während eines Crowdfunding, seitens der Verlage kann ich gerne verzichten, da komme ich mir veralbert vor. Nicht falsch verstehen, ein Danke finde ich gut und richtig, nur muss es auch noch irgendwo glaubwürdig sein. Ich gebe aber gerne zu, das ich dieses Thema vielleicht zu hart und emotional sehe. Legt bitte nicht jedes Wort auf die Goldwaage, da ich es einfach frei von der Leber geschrieben habe.



Hat es für Verkäufer nur Vorteile?
Reichweite, Werbung, Vorkasse, kostenlose Korrekturleser der früher PDF Version, viele Verkäufe auf einmal, genauer die Auflage kalkulieren können, direkter Verkauf an den Kunden, usw
Der menschlichen Psychologie geschuldet, werden die Erfolgsziele oft sehr niedrig angesetzt, weil bei einem schon finanzierten Projekt mehr aufspringen.
Ein Nachteil ist sicher der erhöhte Arbeitsaufwand, den man auch (zeitlich) leisten können muss. Auch wird erwartet das der Verlag mehr zur Kommunikation bereit steht.


Für mich komme ich langsam zu dem Schluss, dass ich wohl nur noch Crowdfundings unterstütze, die kurz vor Schluss noch knapp vor der Realisierung  stehen. Ausnahmen bestätigen die Regel! Bei Vorbestellungen schaut das anders aus, die sind für mich immer irgendwie ehrlicher. Während ich bei  Crowdfunings immer so ein ungutes Gefühl habe, das Spiel sei überhaupt nicht vollständig, weil ja noch ein Teil per Streachgoal hätte kommen können, ist es bei einer Vorbestellung klar was man bekommt.

Wie sind eure Erfahrungen zum Thema? Derzeit sieht man ja, das nicht mehr alle Crowdfundings so gut laufen, was aber durchaus auch im Zusammenhang mit Corona stehen könnte. Vielleicht gibt es noch gute Gründe für mich, das Crowdfuning wieder etwas positiver zu sehen.

Zum Schluss nochmal erwähnt, ich habe extra keine Verlagsnamen genannt, bitte tut dies auch nicht und haltet es Neutral. Ich für meine Teil habe schon bei vielen (fast allen?) deutschensprachigen Verlagen an einem Crowffunding oder einer Vorbestellung teilgenommen.

Titel: Re: Crowdfunding (Rollenspiele) – Als Käufer noch sinnvoll?
Beitrag von: Crizzl am 2.07.2020 | 12:16
Ich mache nur noch bei Vorbestellungen mit, die wirklich das Geld für den Druck sammeln, und habe für mich das Thema Crowdfundings abgeschlossen.

Wenn im Streachgoal ein Lesebändchen mehr ist, dann ist das meinst eher ein  ::).

Die meisten Verlage brauchen tatsächlich nicht das Geld, sondern es geht um Aufmerksamkeit für das Produkt und vor allem umgeht es in Deutschland den Buch- und Fachhandel.
Titel: Re: Crowdfunding (Rollenspiele) – Als Käufer noch sinnvoll?
Beitrag von: Megavolt am 2.07.2020 | 12:22
Mich ärgert bei den Crowdfundings eine Menge. Was mich am meisten ärgert, ist die Doppelbödigkeit der Stretchgoals. Die wirken wie ein Bonus, aber eigentlich sind sie eingepreist. Letztlich kauft man nur die Katze im Sack. Wenn die Katze im Sack dann auch noch kompletter Schrott ist (wie zB Zusatzmaterial für ein anderes Rollenspiel, das ich weder besitze, noch das mich irgendwie interessiert), dann bewegen wir uns in meinen Augen an der Grenze zum Nepp.

Mir ist zudem aufgefallen, dass ich dieses "Teamgefühl" der Crowdfundings irgendwie oft auch als zu jovial empfinde. Ich will keine Yo-Ihr-Chummer-Texte (fiktives Beispiel) von irgendeinem Redakteur lesen, der Community-Pflege machen muss, ich will den Kram haben, für den ich bezahlt habe. Am schlimmsten ist die Mailflut, wenn irgendwas nicht klappt, und dann das anbiedernde oder scheinheilige Gelaber immer, meine Güte.

Schlussendlich bin ich meistens auch einfach zu blöd, die komplexen Angebote und Zahlungs-Modalitäten mit vertretbarem Aufwand zu durchschauen oder zu verstehen, welches Crowdfunding-Ende das wirkliche Ende ist oder nur ein Vor-Ende vor dem echten Ende nach dem Nach-Pledge und blablabla. Ich will auch nicht wissen, wie viel Pledgemanager-Kram schon brutal bei mir im Spam hängen geblieben ist und so.

Ich bin da im Wesentlichen auch raus.
Titel: Re: Crowdfunding (Rollenspiele) – Als Käufer noch sinnvoll?
Beitrag von: Crimson King am 2.07.2020 | 12:22
Ich persönlich bin mir sicher, dass einige Produkte ohne Crowdfunding nicht oder nicht in der Form erschienen wären. Crowdfunding gibt den Autoren eine gewisse Planungssicherheit. Vor allem hochwertig produzierte Sachen ohne bekannte Hintergründe oder Autoren hätten es schwer. In anderen Fällen dürften die Vorteile ausschließlich bei den Autoren und Verlagen liegen, nämlich dort, wo Kickstarter & Co. vor allem die Reichweite erhöhen.

Rational betrachtet ist es vermutlich für einen selbst als Kunden sinnvoller, auf Crowdfundings zu verzichten.
Titel: Re: Crowdfunding (Rollenspiele) – Als Käufer noch sinnvoll?
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 2.07.2020 | 12:48
Zuerst der Hinweis: ich nehme kaum an Crowdfundings im deutschsprachigen Raum teil. Meine Erfahrungen sind mehrheitlich von internationalen Projekten geprägt.

Ich bin zu Crowdfundings extrem zwiegespalten. Die Grundidee, aus der Crowdfunding-Plattformen entstanden sind, war ja kleinere (oder auch größere) Projekte zu realisieren, ohne gleich mit Businessplan zur nächsten Bank dackeln zu müssen und sich die Finanzierung dort zu sichern. Gute Idee!  :d

Was in der Rollenspielszene seitens der Verlage aus meiner sehr zynischen Betrachtungsweise daraus geworden ist:
- Risiko-Minimierung der Verlage. Abwälzung des finanziellen Risikos auf den Verbraucher
- Längerfristige Liquiditätssicherung. Manche Crowdfundings finanzieren am Ende über Stretchgoals eine ganze Produktpalette, die über ein oder mehrere Jahre abgearbeitet wird
- Marketing. Wobei das zweischneidig ist. Wer heute nicht in 24-48 Stunden das Finanzierungsziel erreicht hat, hat oft wenig Chancen. Größere Verlage stellen das CF dann auch gerne mal ein
- Community Building. Die Crowdfunding Plattformen dienen dem Aufbau einer Community, die das Produkt dann auch hypt

Erlebte Nachteile aus meiner Sicht:
- Die PDFs wurden schon oft kurz nach Abwicklung des letzten Produkts aus dem CF über Humble Bundle zum Bruchteil des CF Preises verschleudert
- Mit Lieferung der PDFs ging bereits der Hype beim Spielen los, so dass beim Erscheinen des tatsächlichen Buches in der Post bzw. dann auch im Handel der Hype-Train schon weiter gezogen war
- Der Kunde wird als Korrektorat in Anspruch genommen (und wird dafür nicht bezahlt, sondern im Gegenteil: musste dafür auch noch blechen)
- Die gesamte Produktpalette wurde im CF finanziert, so dass auch nichts mehr nachkommt

Meine Konsequenzen:
- Ich bevorzuge seit einiger Zeit Crowdfundings kleinerer Verlage ohne Stretchgoals, die versprechen innerhalb von weniger als 6 Monaten zu liefern Ich hab da inzwischen eine Handvoll Verlage, die tatsächlich alles vorher fertig haben, schnell liefern und moderate bis gar keine Stretchgoals haben. Finde ich top.
- Echte Vorbestellungsaktionen mitmachen, bei denen mir nicht erklärt wird, wie toll doch alles ist, sondern einfach ein Vorab-PDF plus späteres Buch geliefert wird
- Mich nicht am Korrektorat beteiligen - sollen doch andere machen, wenn sie wollen
- Warten bis alles in den Handel kommt
- Gezielt Verlage unterstützen, die keine Crowd-Fundings machen

Durch Corona sind ja Schieflagen offensichtlich geworden, die dazu führen, dass CFs nicht mehr gut laufen oder scheitern. Ich denke, die Grundidee war ursprünglich gut, ist aber jetzt nur noch ein zynischer Marketingkanal und dem Kunden/Verbraucher werden Vorteile suggeriert, die bei realistischer Betrachtung ohne rosarote Brille und dem Marketing Cool-Aid in der Hand keine sind. Vorteile haben aus meiner Sicht nur die Verlage.

Ja, das ist negativer geworden als ich dachte, deswegen der bösartige Nachtrag: seriös agierende Verlage würden keine Crowdfundings sondern nur Vorbestellungen machen. Und da gibt es tatsächlich einige von. Namen möchte ich weder in die eine noch in die andere Richtung nennen. Beispiele hat glaube ich jeder genug parat.
Titel: Re: Crowdfunding (Rollenspiele) – Als Käufer noch sinnvoll?
Beitrag von: Tarin am 2.07.2020 | 13:18
Ganz kurz: Genau meine Meinung von ca. 2012

Crowdfundings im RPG Bereich sind in weiten Teilen Risikoabwälzung auf naive Kundschaft.
Titel: Re: Crowdfunding (Rollenspiele) – Als Käufer noch sinnvoll?
Beitrag von: Swafnir am 2.07.2020 | 14:09
Wenn man mal auf die Szene schaut, ist halt die Frage: Welches Risiko ist sinnvoller?
Ein großes Risiko für einen der wenigen Verlage oder ein kleines für die vielen Kunden?
Titel: Re: Crowdfunding (Rollenspiele) – Als Käufer noch sinnvoll?
Beitrag von: Crimson King am 2.07.2020 | 14:17
Wenn man mal auf die Szene schaut, ist halt die Frage: Welches Risiko ist sinnvoller?
Ein großes Risiko für einen der wenigen Verlage oder ein kleines für die vielen Kunden?

Der Uhrwerk-Verlag hat ja ganz gut gezeigt, dass man sich auch mal verheben kann, wenn man das Risiko alleine schultert.
Titel: Re: Crowdfunding (Rollenspiele) – Als Käufer noch sinnvoll?
Beitrag von: Crizzl am 2.07.2020 | 14:26
Beim Uhrwerk Verlag wissen wir nicht, was das Problem war.

Trotzdem kann man dann auch in einen "ehrliche" Vorbestellung gehen. Crowdfunding soll einen Hype erzeugen, der aber meist schon vorbei ist, wenn das Spiel dann gedruckt erscheint. Crowdfundings werden als Instrument des Marketings genutzt und haben mit der Finanzierung nicht wirklich was zu tun, wenn man sich mal die großen Player im deutschen und amerikanischen Markt anschaut.
Titel: Re: Crowdfunding (Rollenspiele) – Als Käufer noch sinnvoll?
Beitrag von: AngeliAter am 2.07.2020 | 16:44
Wenn man mal auf die Szene schaut, ist halt die Frage: Welches Risiko ist sinnvoller?
Ein großes Risiko für einen der wenigen Verlage oder ein kleines für die vielen Kunden?

Nun, baue ich bei meiner Arbeit mal richtig Mist habe ich a) keine Arbeit mehr und b) sterben Menschen, viele.
Mir nimmt niemand dieses Risiko ab (abgesehen von einer guten Ausbildung welche die Chance auf "richtig Mist bauen" massiv reduziert.
Weshalb soll ich nun jemanden das Risiko abnehmen wenn "baut viel Mist" nur bedeutet, das ein Produkt nicht erscheint?
Titel: Re: Crowdfunding (Rollenspiele) – Als Käufer noch sinnvoll?
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 2.07.2020 | 18:09
Wenn man mal auf die Szene schaut, ist halt die Frage: Welches Risiko ist sinnvoller?
Ein großes Risiko für einen der wenigen Verlage oder ein kleines für die vielen Kunden?

Ich bin generell der Meinung, Risiken sind dort zu tragen, wo sie entstehen. Wenn das Risiko also aus der unternehmerischen Tätigkeit des Verlags entsteht, dann soll es auch dort bleiben. Verlage verlegen Bücher. Das ist ureigenstes Tätigkeitsfeld. Wenn ein Verlag also das Risiko der Geschäftsausübung nicht tragen kann, wäre es besser, den Verlag gäbe es nicht. Denn am Ende wird der vielleicht nur von Crowdfundings am Leben gehalten, ist aber für sich selbst gar nicht lebensfähig. Dann wäre es im Interesse der Kunden, das der Verlag gar nicht existiert.
Titel: Re: Crowdfunding (Rollenspiele) – Als Käufer noch sinnvoll?
Beitrag von: Crimson King am 2.07.2020 | 18:13
Nun, baue ich bei meiner Arbeit mal richtig Mist habe ich a) keine Arbeit mehr und b) sterben Menschen, viele.
Mir nimmt niemand dieses Risiko ab (abgesehen von einer guten Ausbildung welche die Chance auf "richtig Mist bauen" massiv reduziert.
Weshalb soll ich nun jemanden das Risiko abnehmen wenn "baut viel Mist" nur bedeutet, das ein Produkt nicht erscheint?

Weil du willst, dass das Produkt sowie in Zukunft noch weitere erscheinen.
Titel: Re: Crowdfunding (Rollenspiele) – Als Käufer noch sinnvoll?
Beitrag von: Tarin am 2.07.2020 | 18:52
Es ist allerdings ebenso Teil der Wahrheit, dass für ein neues Produkt mittlerweile ein Kickstarter quasi erwartet wird.

Ich halte Crowdfundings da für sympathisch, wo sie den ursprünglichen Zweck erfüllen. Wo sie letztlich nur Preorder und Marketing sind, halte ich sie für mindestens unethisch. Aber ich muss persönlich ja auch nicht mitmachen.
Titel: Re: Crowdfunding (Rollenspiele) – Als Käufer noch sinnvoll?
Beitrag von: AngeliAter am 2.07.2020 | 19:36
Weil du willst, dass das Produkt sowie in Zukunft noch weitere erscheinen.

Nö, kein Produkt ist so einzigartig das meine Welt zusammenstürzt wenn ich nicht genau dieses eine erhalte. Zu meinem Glück besitze ich keine Prägung (Katzen und ihr Katzenfutter) welches mich genau auf ein System festnagelt, ich kann jederzeit wechseln.
Titel: Re: Crowdfunding (Rollenspiele) – Als Käufer noch sinnvoll?
Beitrag von: Rhylthar am 2.07.2020 | 19:44
Wer keine Lust auf ein wenig Risiko hat (und es ist mittlerweile eher verschwindend gering), der möge auf "Nummer Sicher" gehen und abwarten.
Wer keine Lust hat, bei eine Variante der "Skimming"-Strategie aus dem Marketing mitzumachen, der möge warten.

Wie @Crimson King (seltsam, Discord und andere Foren "versauen" einen mit dem "@" davor...) schon richtig sagte: Rationale Gründe sind eher selten. Manchmal etwas Exklusives, manchmal um einiges früher, manchmal Geld gespart.

Ansonsten trifft man halt die Entscheidung: "Will ich oder will ich nicht?"

Ich will...und das nicht selten. Aus den verschiedensten Gründen. ;)
Titel: Re: Crowdfunding (Rollenspiele) – Als Käufer noch sinnvoll?
Beitrag von: Tele am 2.07.2020 | 20:07
Ich schreibe für Rollenspielverlage. Seit es Crowdfundings gibt, wird mehr produziert, auch von Nischenprodukten. Ich habe mehr Aufträge, denn selbst Strechgoals werden wenigstens zum Teil von Freischaffenden produziert.

Zusätzlich ermöglichen CF abzuschätzen, wieviel Artwork für ein Produkt geordert wird und wie  "edel" das Produkt aufgemacht werden kann. Es minimiert gerade bei solchen Unabwägbarkeiten das Risiko.
Titel: Re: Crowdfunding (Rollenspiele) – Als Käufer noch sinnvoll?
Beitrag von: Fillus am 3.07.2020 | 10:46
Ich schreibe für Rollenspielverlage. Seit es Crowdfundings gibt, wird mehr produziert, auch von Nischenprodukten. Ich habe mehr Aufträge, denn selbst Strechgoals werden wenigstens zum Teil von Freischaffenden produziert.

Zusätzlich ermöglichen CF abzuschätzen, wieviel Artwork für ein Produkt geordert wird und wie  "edel" das Produkt aufgemacht werden kann. Es minimiert gerade bei solchen Unabwägbarkeiten das Risiko.

Das ist für mich aber kein Beweis, das es ausschließlich am Crowdfunding liegt. Vielleicht kaufen die Leute einfach mehr, vielleicht wurden diese Produkte wegen des Risikos vorher einfach nur nicht angeboten und wären genauso gut gekauft worden. Vielleicht wäre es per Vorbestellung statt CF auch so gekommen. Klar durch den Eventcharakter und der Reichweite deutet schon einiges darauf hin, aber ein Gegenbeispiel gibt es auch nicht wirklich. Vor 10 Jahren hat sich Science Fiction noch sehr schlecht verkauft, heute läuft das besser. Zeiten ändern sich, die Käufer können sich dank Internetrezensionen und Let's Plays deutlich besser informieren und können sehen worauf sie sich einlassen. Auch das hat einen großen Werbeeffekt und ist nicht nur dem CF zuzuschreiben.
Titel: Re: Crowdfunding (Rollenspiele) – Als Käufer noch sinnvoll?
Beitrag von: unicum am 3.07.2020 | 11:02
Mich muss ein Produkt mittlerweile wirklich überzeugen. Ich habe mittlerwiele zwei Dinge im Schrank stehen welche ich wohl nie wirklich benutzen werde. Anderes Zeug steht fast nicht mal ausgepackt im Keller.

Ich denke das einiges ohne das Medium Crowdfunding auch tatsächlich nicht hergestellt werden würde.

Ich bin bei meiner Firma (wir sind ein Tech unernehmen, Weltmarktführer und so) in der Entwicklung tätig - sicher das ist kaum mit Rollenspiel zu vergleichen (macht jemand Grundlagenforschung im Rollenspielbereich als Verlag?) - aber um auf den Punkt zu kommen: Es gibt viele Schritte vor einer echten Produktentwicklung wo bei uns auch mal jemand die Bremse zieht und sagt "Nein wir brauchen das nicht, auch wenn der Vertrieb sagt das wir es ganz dringend brauchen". So haben wir vor Jahren etwa 5 Jahre in die entwicklung eines Produktes gesteckt das nun, gelinde gesagt ein Ladenhüter ist. Die Investitionen waren gewaltig und schlussendlich wird es wohl auf ein Nullsummenspiel rauslaufen wenn wir glück haben. Nachfolgeprodukt? - Nur wenn ein Kunde die Entwicklung vollständig übernimmt.

Gerade der lezte Satz ist da ein Hinweis darauf das es eben manchmal ohne "Risikokapital" eben nicht geht. Wir hatten auch schon oft genug vom Vertrieb die Ansage "Wir verkaufen davon in D etwa 5 Stück pro Jahr" - Pustekuchen, waren dann nur 1,... (alle zwei Jahre).

Wenn man sich da dann als Kunde kommitted und sagt "Ich unterschreibe einen Vertrag, gebe einen Vorschuss und den rest in 1 Jahr nach erhalt der Ware." wäre das Entwicklungsrisiko etwas gleicher verteilt. So bleibt man als Unternehmen auf seinen Kosten sitzen wenn es nicht läuft - und ist deswegen auch vorsichtiger mit diesen Ausgaben.

Insofern: Aus der Sicht des Herstellers ist es durchaus Sinnvoll.

Aus der Sicht des Käufers - ich bin wie ich schrieb etwas vorsichtiger geworden. Das Manko das ich bei den Sachen welche ich gebackt habe sah war die lange dauer zwischen Kauf und Lieferung - zum Teil 2 Jahre. Das die Sachen danach in einer zweiten auflage besser sind und ggf noch später auch billiger - dieses Problem habe ich eigentlich immer.

Für mich ziehe ich bislang den Schluss das ich mich vor dem lezten Mausklick sehr genau frage "Brauche ich das wirklich - wirklich?"

Aus der anderen Sicht der Käufer schein imho genügend Geld da zu sein um viele Dinge zu entwickeln,... also warum diese Resourche nicht erschliessen?
Titel: Re: Crowdfunding (Rollenspiele) – Als Käufer noch sinnvoll?
Beitrag von: Alex am 3.07.2020 | 11:12
Man sollte nicht vergessen, dass CF auch eine Möglichkeit ist auszuloten, ob ein Produkt die Leute interessiert. Ein Rollenspielbuch mit 400 Seiten professionellen Layout, Zeichnungen und Hardcover-Druck kostet schon mal fünfstellig, daher kann diese Abwägung wichtig sein.
Bei den großen Verlagen, die nach drei Stunden 487% des Fundingsziels erreicht haben, finde ich CF unnötig, aber bei kleineren Produzenten kann es existenziell sein.
Titel: Re: Crowdfunding (Rollenspiele) – Als Käufer noch sinnvoll?
Beitrag von: KhornedBeef am 3.07.2020 | 11:25
Ich habe ein paar Projekte unterstützt, weil ich die Arbeit der MacherInnen gut fand, aber überwiegend wollte ich das Produkt auch für mich haben und ging nicht davon aus, dass ich es planbar anders bekomme, oder nur teurer. "WHO GOES THERE?" als Brettspiel war deutlich günstiger z.B. , diverse kleine Zinequest-Sachen wollte ich unterstützen oder hätte es sonst nicht gegeben. Große Verlage habe ich glaube ich noch nie unterstützt (Ich vermute, Arc Dream Publishing ist der größte, aber die sind erstens richtig coole Säue die richtig viel gratis Sachen für die Spielerschaft machen, und zweitens konnte ich das PDF direkt gebrauchen und hätte sonst 2 jahre auf ein BoH warten müssen, also voll okay).
Titel: Re: Crowdfunding (Rollenspiele) – Als Käufer noch sinnvoll?
Beitrag von: Tele am 3.07.2020 | 13:09
Das ist für mich aber kein Beweis, das es ausschließlich am Crowdfunding liegt. Vielleicht kaufen die Leute einfach mehr, vielleicht wurden diese Produkte wegen des Risikos vorher einfach nur nicht angeboten und wären genauso gut gekauft worden. Vielleicht wäre es per Vorbestellung statt CF auch so gekommen. Klar durch den Eventcharakter und der Reichweite deutet schon einiges darauf hin, aber ein Gegenbeispiel gibt es auch nicht wirklich. Vor 10 Jahren hat sich Science Fiction noch sehr schlecht verkauft, heute läuft das besser. Zeiten ändern sich, die Käufer können sich dank Internetrezensionen und Let's Plays deutlich besser informieren und können sehen worauf sie sich einlassen. Auch das hat einen großen Werbeeffekt und ist nicht nur dem CF zuzuschreiben.

Mag sein. Keine Ahnung.
Einen Rollenspielverlag zu führen, ist ein risikobehaftetes Unterfangen und CF 'ne gute Möglichkeit das Risiko geringer zu halten. Ob es sich für Kunden lohnt, ist wohl 'ne individuelle Entscheidung. Ich mag CF!
Titel: Re: Crowdfunding (Rollenspiele) – Als Käufer noch sinnvoll?
Beitrag von: Megavolt am 3.07.2020 | 13:32
In Deutschland fehlt eine Spendenkultur wie bei den Amis, die darin besteht, denjenigen, die man unterstützen will, die Kohle einfach glatt und unverhohlen rüberzuschieben.

Was bei uns hingegen immer für ein Geeier ist, das hilft keinem. Alle schwindeln sich reihum die Hucke voll, vor allem sich selber, und am Ende reduzierts einfach nur die Effizienz der Spende.

Patreon in seiner Reinform ist schon sehr gut. Patreon für irgendwelchen willkürlichen Content hingegen ist genau der gleiche Nonsense wie irgendwelche willkürlichen Stretchgoals.

Davon abgesehen soll in meinen Augen jeder wirtschaften, wie er will, das kann man kaum kritisieren. Mein Gemecker bezieht sich vor allem auf Brettspiel- oder irgendwelche medialen Patreons, wenn ich genauer drüber nachdenke. So viel Rollenspiel-CFs habe ich noch gar nicht mitgemacht.
Titel: Re: Crowdfunding (Rollenspiele) – Als Käufer noch sinnvoll?
Beitrag von: Fillus am 3.07.2020 | 13:54
Mag sein. Keine Ahnung.
Einen Rollenspielverlag zu führen, ist ein risikobehaftetes Unterfangen und CF 'ne gute Möglichkeit das Risiko geringer zu halten. Ob es sich für Kunden lohnt, ist wohl 'ne individuelle Entscheidung. Ich mag CF!

Ich möchte auch niemanden den Spaß daran verderben. Wem die CF's Freunde machen, seien sie von Herzen gegönnt. Ich für meinen Teil spekuliere jedoch darauf, dass der Markt es von selbst bereinigt und CF's stark rückläufig sein werden.  Bei einer Vorbestelleraktion hat der Verlag im Prinzip genau so wenig Risiko wie bei einem CF.

Mal abgesehen davon, dass die Rechnung in meinen Augen sowieso nicht aufgeht. So viel Risikominimierung ist es nämlich gar nicht. Bei Projekten die jediglich übersetzt werden, ist die Lizenz schon gekauft. Bei einem Eigenprodukt muss ja auch schon was da sein, Stunden reingeflossen sein. Wenn das CF startet, ist ja im Normalfall schon ein großer Teil der Arbeit (Übersetzung) geleistet. Der Verlag hat also schon investiert, auch wenn Qualitätsverbesserungen sich da natürlich noch herauskristalisieren können. Der Vorteil für den Verlag besteht in meinen Augen darin, die Auflage besser abschätzen zu können. Zu wenig ist verlorener Gewinn, zuviel muss gelgert werden und das verursacht Kosten. Allerdings geht das auch mit einer Vorbestellung.  Aber das soll ja gar nicht das Thema hier sein. Ich kann ja jeden Verlag verstehen, der dieses Instrument für sich nutzt. Würde ich vermutlich tun, wenn es Gewinn verspricht. Als Kunde wird es, zumindest für mich, zunehmend uninteressanter. :)

In Deutschland fehlt eine Spendenkultur wie bei den Amis, die darin besteht, denjenigen, die man unterstützen will, die Kohle einfach glatt und unverhohlen rüberzuschieben.

Was bei uns hingegen immer für ein Geeier ist, das hilft keinem. Alle schwindeln sich reihum die Hucke voll, vor allem sich selber, und am Ende reduzierts einfach nur die Effizienz der Spende.

Patreon in seiner Reinform ist schon sehr gut. Patreon für irgendwelchen willkürlichen Content hingegen ist genau der gleiche Nonsense wie irgendwelche willkürlichen Stretchgoals.

Davon abgesehen soll in meinen Augen jeder wirtschaften, wie er will, das kann man kaum kritisieren. Mein Gemecker bezieht sich vor allem auf Brettspiel- oder irgendwelche medialen Patreons, wenn ich genauer drüber nachdenke. So viel Rollenspiel-CFs habe ich noch gar nicht mitgemacht.

Wir deutschen Spenden nur, wenn wie eine Spendenquittung bekommen, die wir bei der Steuer absetzen können. Wir sind zum Geiz erzogen. Aber mal im Ernst, ich tue mich auch schwer montalich eine Summe X zu spenden. Habe schon genug Abos im Leben (Telefon, Gas und Strom, Handy, Sportverein, Versicherungen, usw) die ich Verwalten und recehtzeitig (schriftlich) kündigen muss. Ich bin daher mehr der "Hier sind 20€" auf den Tisch Spender, als jemand der einen Vertrag eingeht wo er monatlich mit 1€ verpflichtet ist. Kann aber nicht sagen ob ich damit so ziemlich alleine da stehe.
Titel: Re: Crowdfunding (Rollenspiele) – Als Käufer noch sinnvoll?
Beitrag von: Maarzan am 3.07.2020 | 14:46
In Deutschland fehlt eine Spendenkultur wie bei den Amis, die darin besteht, denjenigen, die man unterstützen will, die Kohle einfach glatt und unverhohlen rüberzuschieben.
Ein interessantes Thema - und vermutlich einige parsec in SC-Land ...  :-X
Titel: Re: Crowdfunding (Rollenspiele) – Als Käufer noch sinnvoll?
Beitrag von: KhornedBeef am 3.07.2020 | 16:17
Ist ganz einfach, nennt sich Sozialsystem.
Titel: Re: Crowdfunding (Rollenspiele) – Als Käufer noch sinnvoll?
Beitrag von: ArneBab am 3.07.2020 | 23:56
Bei meinen Materialien für den GRT haben die Crowdfundings dafür gesorgt, dass deutlich mehr in den Boxen gelandet ist.

Sind natürlich keine üblichen Crowdfundings, weil Unterstützende dabei geholfen haben, den GRT größer zu machen, und dafür nur Belegexemplare bekommen.

Ich war gleichzeitig nicht immer schnell und oft knapp an der Deadline. Trotzdem hat es bisher immer geklappt (einmal bin ich, um rechtzeitig dazusein, mit dem Wanderrucksack in den Zug gestiegen und habe die Hefte persönlich abgegeben, obwohl die Bahnkarte natürlich die Preiskalkulation ruiniert hat), und so konnte ich als Hobby Sachen auf die Beine stellen, die ich persönlich toll fand und die hoffentlich dem GRT geholfen haben. Ohne Crowdfundings hätte es z.B. die Zettel-RPGs in dieser Form nie gegeben.

Hätte ich aber in der Zeit einfach Arbeitsstunden aufstocken können, dann hätte ich wahrscheinlich mehr Geld gehabt, als das Crowdfunding gebracht hat. Andererseits hätte ich es dann wahrscheinlich nicht umgesetzt, weil es doch stark anspornt, wenn es Leute gibt, die das Projekt finanziell unterstützen. ⇒ Danke! Ihr seid toll!
Titel: Re: Crowdfunding (Rollenspiele) – Als Käufer noch sinnvoll?
Beitrag von: schneeland am 4.07.2020 | 00:15
Um mal auf die Ausgangsfrage zurückzukommen:

Nachdem ich seit 2015 zunächst mit zunehmender Begeisterung Crowdfundings mitgemacht habe, hatte bei mir zwischenzeitlich (gerade letztes Jahr) eine gewisse Ernüchterung/Müdigkeit diesbezüglich eingesetzt.

Mit etwas Abstand muss ich allerdings sagen: man kann da nicht alles in den gleichen Sack stecken.

1) Es gibt in der Tat die eher lästige Tendenz, Crowdfundings als reines Marketinginstrument zu verwenden. Man merkt das diesen Crowdfundings m.E. aber auch an - es gibt in dieser Hinsicht einen großen deutschen und einen großen englischen Publisher, die mir diesbezüglich ziemlich negativ aufgefallen sind. Da ist die Chance, dass ich an einer weiteren Kampagne teilnehme, mittlerweile extrem niedrig.

2) Bei manchen Publishern ist Crowdfunding quasi der primäre Vertriebskanal, oft unterstützt durch ordentliche Rabatte, gerade für digitale Sachen. Gefühlt ist das allerdings weniger geworden - Vorbestellung dafür häufiger. Das begrüße ich, denn vielfach empfinde ich die Vorbestellung als die unprätentiöse, "ehrlichere" Variante des Crowdfundings (der Verlag sagt quasi: so soll das Produkt aussehen, bitte bestellen).

3) Es gibt weiterhin - gerade im Rahmen von Zinequest auf Kickstarter - viele kleine Verlage, teilweise auch Einzelpersonen, die über Crowdfunding ihr Produkt auf den Markt bringen. Das finde ich nach wieder vor großartig! Selbst in den Fällen, wo ich das Resultat am Ende nur überflogen habe, freut es mich einfach ungemein, dass da jemand seine Ideen zu Papier, vielleicht mit schöneren Illustrationen versieht, und dann am Ende auch an den Mann/die Frau bringt.

Insofern werde ich weiter Crowdfundings unterstützen, aber eben schwerpunktmäßig die, wo ich einfach ein paar kreativen Leuten 2-20€ über den Zaun werfe und sage: mach' mal, ich find' das super, was Du da tust.

Was die größeren Sachen angeht, werden sich Käufe wahrscheinlich weiter in Richtung Vorbestellungen oder einfach den Kauf im normalen Handel verschieben. Gerade nachdem jetzt auch in Deutschland Buch und PDF gebündelt werden können, greife ich auch gern später mal zu (und hoffe, dass sich solche Bündel noch weiter verbreiten).
Titel: Re: Crowdfunding (Rollenspiele) – Als Käufer noch sinnvoll?
Beitrag von: aggsol am 8.07.2020 | 08:58
In der Regel kaufe ich lieber die zweite Auflage als mit extra ein Errata auszudrucken. Bevor die Leute ihr Geld zurück zu verlangen wird irgend ein Zwischenstand raus gehauen.

Patreon in seiner Reinform ist schon sehr gut. Patreon für irgendwelchen willkürlichen Content hingegen ist genau der gleiche Nonsense wie irgendwelche willkürlichen Stretchgoals.

Patreon hat den Vorteil, dass man einen Menschen unterstützt und nicht ein Produkt. Gerade Illustrationen und Podcasts habe ich immer gerne über Patreon unterstützt.
Titel: Re: Crowdfunding (Rollenspiele) – Als Käufer noch sinnvoll?
Beitrag von: Just_Flo am 20.07.2020 | 18:15
Für meine Lieblingsspiele Corwdfounde ich in jeder Sprache und kaufe dann später zusätzlich die Lokalisationen.

Ansonsten muss mich ein Projekt begeistern.
Titel: Re: Crowdfunding (Rollenspiele) – Als Käufer noch sinnvoll?
Beitrag von: Hotzenplot am 20.07.2020 | 18:40
Ich teile die Skepsis von einigen, was die Verteilung des Risikos angeht. Anfangs war ich deswegen komplett gegen CFs und habe schlicht keine gemacht.
Irgendwann - war die Not groß genug? - ist der Knoten aber geplatzt und seitdem funde ich einiges an Zeug mit. Einer der großen Vorteile ist für mich immer noch der Preis der PDFs. Nach wie vor empfinde ich es als eine Frechheit, wenn ich für ein RPG-Buch ~40 Euro zahle und dann nochmal für das PDF ~10 Euro draufzahlen soll. Das ist ein schlechter Witz, völlig egal, warum das so ist.
Einen Nachteil sehe ich bei den Händlern. Früher habe ich viel fleißiger beim Sphärenmeister eingekauft. Durch CFs geht den Händlern natürlich einiges verloren und das tut mir irgendwie leid.
Titel: Re: Crowdfunding (Rollenspiele) – Als Käufer noch sinnvoll?
Beitrag von: aggsol am 24.07.2020 | 09:34
Einer der großen Vorteile ist für mich immer noch der Preis der PDFs. Nach wie vor empfinde ich es als eine Frechheit, wenn ich für ein RPG-Buch ~40 Euro zahle und dann nochmal für das PDF ~10 Euro draufzahlen soll. Das ist ein schlechter Witz, völlig egal, warum das so ist.

Das finde ich bei Büchern ganz grundsätzlich eine Frechheit. Wer die Papierausgabe kauft, sollte auch eine digitale Kopie bekommen (eBook/PDF). Das zu trennen ist nicht zeitgemäß. Wegen der Buchpreisbindung muss man zweimal den Vollpreis bezahlen. Finde ich unverschämt (wie die Buchpreisbindung im Allgemeinen auch schon).

Titel: Re: Crowdfunding (Rollenspiele) – Als Käufer noch sinnvoll?
Beitrag von: Baron_von_Butzhausen am 24.07.2020 | 09:42
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3) Es gibt weiterhin - gerade im Rahmen von Zinequest auf Kickstarter - viele kleine Verlage, teilweise auch Einzelpersonen, die über Crowdfunding ihr Produkt auf den Markt bringen. Das finde ich nach wieder vor großartig! Selbst in den Fällen, wo ich das Resultat am Ende nur überflogen habe, freut es mich einfach ungemein, dass da jemand seine Ideen zu Papier, vielleicht mit schöneren Illustrationen versieht, und dann am Ende auch an den Mann/die Frau bringt.

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Im Prinzip möchte ich mich komplett mit Schneeland seiner Meinung anfreunden ... und kann das auch.

Vor allem Punkt drei ist der einzige Punkt der mich persönlich überhaupt noch an Kickstartern teilnehmen lässt.

Titel: Re: Crowdfunding (Rollenspiele) – Als Käufer noch sinnvoll?
Beitrag von: Fillus am 24.07.2020 | 10:01
Das finde ich bei Büchern ganz grundsätzlich eine Frechheit. Wer die Papierausgabe kauft, sollte auch eine digitale Kopie bekommen (eBook/PDF). Das zu trennen ist nicht zeitgemäß. Wegen der Buchpreisbindung muss man zweimal den Vollpreis bezahlen. Finde ich unverschämt (wie die Buchpreisbindung im Allgemeinen auch schon).

Mir wird's auch langsam zu bunt. Ich überlege ernsthaft  von einigen Reihen zukünftig nur noch das PDF zu kaufen, obwohl ich nicht so gerne am PC lese. Oftmals sind es ja nicht nur 10€ für die digitale Version, sondern rund 50% des Buchpreises. Das empfinde ich auch als sehr unverschämt, trotz aller Sympathien die ich dem jeweiligen Verlag entgegen bringe. Hat dann leider auch zur Fiolge, das ich nicht bei jeder Vorbestellung dabei bin, die mich eigentlich interessiert. Dabei stört mich gar nicht so sehr das finazielle, sondern mehr so ein inneres Gefühl des über den Tisch gezogen werdens.

Deine Meinung kann ich nachvollziehen, aber eine digitale Version zu erstellen macht ja auch etwas Arbeit. Also eine kleine Summe aller 10€ würde ich schon zahlen wollen, alleine um den Verlag zu unterstützen. Wenn ich ein Buch für 60€ kaufe, will ich aber nicht nochmal 30€ für das PDF hinhauen.

Viel mehr kann ich dazu nicht sagen, ohne das ich Verlage benennen müsste. Manche können halt Bundles anbieten, weil sie auf eine ISBN verzichten und damit im Umkehrschluß auch das Buchläden oder ähnliches die Bücher nicht im Großhandel bestellen können. Der Markt ist also kleiner. Mit ISBN gibt es halt die Buchpreisbindung und man kann nicht einerseits das PDF kostenlos (oder verbilligt) dazu geben und andererseits es dann zum Vollpreis anbieten. Man müsste also zwei digitale Versionen davon machen, keine Ahnung ob das Sinn machen würde.

Durch die Coronapause ist mir bewusster geworden, wie wertvoll meine Stunden mit Freunden und Freundinnen am Tisch sind, es hat mich etwas Demut gelehrt. Allerdings bin ich auch öfter an der Rollesnpielsammlung vorbei gelaufen und habe mir gedacht, das ich vieles davon niemals spielen werde. Vielles einfach nur gekauft, weil mir der Verlag wichtig war/ist, teils als Buch und digitale Version. Corona hat bei mir zu keinen finanziellen Einbußen geführt und trotzdem werde ich vermutlich genauer schauen was ich noch kaufe.