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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: HEXer am 23.10.2022 | 21:51

Titel: Szenenbeschreibungen - evokativ oder informativ?
Beitrag von: HEXer am 23.10.2022 | 21:51
Wie blumig darf für euch die Beschreibung einer Szene sein? Sucht ihr eher sachliche Informationen über (regeltechnisch) spielrelevante Aspekte der Szene oder bevorzugt ihr Beschreibungen, die euch „Bilder in den Kopf zaubern“ und die Szene vor eurem geistigen Auge lebendig machen?

Um das Ganze vielleicht etwas besser vergleichbar zu machen können wir ja eine Skala von 1-12 nehmen: 1 = rein informativ, 12 = rein evokativ.
Titel: Re: Szenenbeschreibungen - evokativ oder informativ?
Beitrag von: Crimson King am 23.10.2022 | 21:59
Der evokative Aspekt wirkt auch informativ. Er informiert nur nicht notwendigerweise über harte Fakten.

Ich kann für mich keine harte Zahl benennen. Das Maß an Ausschmückung hängt von diversen Faktoren ab.

Ist die Stimmung in der folgenden Szene wichtig? Dann versuche ich, Stimmung aufzubauen.
Ist die Szene innerhalb des Plots wichtig? dann verdient sie mehr Aufmerksamkeit hinsichtlich der Beschreibung.
Ist die Umgebung der Szene außergewöhnlich? Dann sollte die Beschreibung das wie und warum vermitteln.
Geht es in der Szene vermehrt um Interaktion mit der Umgebung oder um Interaktion zwischen Charakteren? Je größer die Bedeutung der Umgebung, umso mehr ziele ich auf eine bildhafte Darstellung. Ist die Szene eher Bühne für Charakterdialoge, kann die Beschreibung zunächst mal recht kümmerlich ausfallen.
Titel: Re: Szenenbeschreibungen - evokativ oder informativ?
Beitrag von: Zed am 23.10.2022 | 22:16
Hm, das mache ich mal so, mal so. Ich kann gar nicht ganz genau sagen, wann ich sachlich werde.

Einen Fall für "Sachlichkeit im Darstellen" kann ich benennen: Wenn es sich anbietet, dass die Gruppe sich aus den sachlichen Informationen die Dramatik selbst zusammenreimen kann. Das macht ihnen Freude und mir.
Titel: Re: Szenenbeschreibungen - evokativ oder informativ?
Beitrag von: Maarzan am 23.10.2022 | 22:26
Das ist wie mit den Gewürzen - das gehört idealerweise dazu, aber zu viel wird Mist und doppelt, wenn das Übermaß an Gewürzen verdecken soll, dass die Grundkost bereits verdorben ist ... .
Titel: Re: Szenenbeschreibungen - evokativ oder informativ?
Beitrag von: Rorschachhamster am 23.10.2022 | 23:06
Schwierig. Wenn man Szene als Hintergrund versteht, dann ist die genau richtige Menge die dazu führt, das die Spieler sie imaginieren können - im Normalfall die wichtigen Details, das Besondere. Dabei muß man aufpassen, das entweder kritische aber vielleicht "langweilige" Informationen nicht unter den Tisch fallen (Größe des Raumes, z.B.), und andererseits der Fokus nicht von den wichtigeren Dingen abgelenkt wird. Immer ein Balanceakt, und vor allem, je nach Situation kann das auch unterschiedlich gewichtet sein...  :think:

Eine noch so perfekt beschriebene Szene mit der richtigen Menge an beidem kann einen Fehler in der Konstruktion aber nicht ausgleichen - wenn zum Beispiel die Motivation der Spieler ganz woanders liegt, als der Spielleiter antizipiert hat. Plötzlich wird dann aus einem wunderschönen Moment nur ein Ärgernis. :P
Titel: Re: Szenenbeschreibungen - evokativ oder informativ?
Beitrag von: Hotzenplot am 24.10.2022 | 08:27
Wie blumig darf für euch die Beschreibung einer Szene sein? Sucht ihr eher sachliche Informationen über (regeltechnisch) spielrelevante Aspekte der Szene oder bevorzugt ihr Beschreibungen, die euch „Bilder in den Kopf zaubern“ und die Szene vor eurem geistigen Auge lebendig machen?

Um das Ganze vielleicht etwas besser vergleichbar zu machen können wir ja eine Skala von 1-12 nehmen: 1 = rein informativ, 12 = rein evokativ.

Kann ich pauschal nicht beantworten, ich mag beides und mache beides auch sehr intuitiv. Ich bemühe mich darum, meinen Zuhörern Bilder in den Kopf zu zaubern, aber das ist glaube ich schwierig, sowohl auf Sender- als euch Empfängerseite. Also eigenes Unvermögen (Wortfindungsstörungen, Verzettelung etc.) auf meiner Seite, auf der anderen Seite sind es andere Dinge (größeres Interesse an den Ausmaßen der Burg statt deren Atmosphäre etc.).
Titel: Re: Szenenbeschreibungen - evokativ oder informativ?
Beitrag von: PzVIE am 24.10.2022 | 09:21
Ich mag blumige Beschreibungen, die Bilder im Kopf hervorrufen. Wenn es mir zu wenig ist, dichte ich was dazu.
Titel: Re: Szenenbeschreibungen - evokativ oder informativ?
Beitrag von: JollyOrc am 24.10.2022 | 09:44
Je mehr SL und Spielende auf der gleichen Gedankenwelle surfen, desto evokativer können die Beschreibungen sein, ohne dass es zu einem Bruch im gemeinsamen Vorstellungsraum kommt.

Generell sehe ich hier aber gar nicht mal diese starke Dichotomie - ich finde, die beiden Seiten ergänzen sich. Evokative Beschreibungen setzen den Ton und die Stimmung, laden bei passenden Systemen die Gruppe dazu ein, Details zu ergänzen und Fakten zu schaffen. Sachinformationen liefern dann das notwendige Futter um konkrete Handlungen anzustoßen.
Titel: Re: Szenenbeschreibungen - evokativ oder informativ?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 24.10.2022 | 09:51
Wenn du so digital fragst, bin ich mehr auf der evokativen Seite für die Beschreibung. Informativ dann bei entsprechenden Nachfragen.

Du kannst ja nicht beschreiben, ohne Informationen einzubinden. Insofern ist es eine Frage, wie genau die Informationen gemacht werden. Aber ich habe lieber einen "kleinen staubigen Raum mit einer alten Kiste in einer Ecke. Ein kleines Fenster spendet etwas Tageslicht und man hört Vogelgezwitscher" als einen "3 mal 3 m großen Raum. In der Nordwestecke steht eine hölzerne Kiste mit 100 Liter Volumen / Inhalt. In der Südwand ist ein 0,5 m x 0,8 m großes Fenster."
Titel: Re: Szenenbeschreibungen - evokativ oder informativ?
Beitrag von: tartex am 24.10.2022 | 09:57
Wichtig ist die "Informationsstaffelung". Wenn ein geifernder Oger im Raum steht, aber der Spielleiter sich in Details der Blümchentapette verliert, bevor der Oger erwähnt wird, läuft was falsch.

Solange das Wesentliche am Anfang steht, darf der Spielleiter gerne endlos Details hinzufügen - in normaler Sprechgeschwindigkeit -, solange es möglich ist zu unterbrechen und zu handeln. Und im Notfall schadet ein "Sorry, was wichtiges muss ich noch erwähnen, bevor du mich unterbrichst." auch nicht.
Titel: Re: Szenenbeschreibungen - evokativ oder informativ?
Beitrag von: Tothtelar am 24.10.2022 | 10:17
Mach ich als Spielleiter genau andersrum. Gerade weil der geifernde Oger in der Mitte steht beschreibe ich erst das Außenrum, vor allem wenn der Raum als Begegnungsort für den Kampf große Bedeutung hat. Das beste Beispiel finde ich ist da immer dieses T-Shirt: Ich habe nicht gefragt wie groß der Raum ist, ich habe gesagt "Ich wirke Feuerball!"
Titel: Re: Szenenbeschreibungen - evokativ oder informativ?
Beitrag von: JollyOrc am 24.10.2022 | 10:28
Mach ich als Spielleiter genau andersrum. Gerade weil der geifernde Oger in der Mitte steht beschreibe ich erst das Außenrum, vor allem wenn der Raum als Begegnungsort für den Kampf große Bedeutung hat. Das beste Beispiel finde ich ist da immer dieses T-Shirt: Ich habe nicht gefragt wie groß der Raum ist, ich habe gesagt "Ich wirke Feuerball!"

mich macht das fertig als Spieler, wenn die SL erst einmal lang und breit beschreiben. Klar will ich wissen, wie der Raum so grob aufgebaut ist, aber wirklich, das Muster der Tapete interessiert mich einen Dreck, wenn da ein Oger ist, fireballs coming online... :)

Als SL mache ich das so: Ich mache mir vor jeder Szenenbeschreibung klar, in welchem Mindset die Gruppe in die Szene kommt. Sind sie im Detektiv- und "finde alle Kleinigkeiten"-Modus? Oder rechnen sie mit Gegnern und haben die Waffen schon gezückt, voller Adrenalin? Im Zweifel frage ich. Erst dann beschreibe ich die Szene, unter Berücksichtigung dieses Mindsets.

Für mich als Spieler geht es darum, dass ich so schnell wie möglich wieder in den Handlungsmodus komme. Sprich, die SL soll nicht gefühlt stundenlang beschreiben, sondern gerade so viel, dass ich (oder wer anderes in der Gruppe) wieder dran bin und beschreiben kann, worauf ich meine Aufmerksamkeit richte, oder was ich tue.