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Pen & Paper - Spielsysteme => Systemübergreifende Themen => Thema gestartet von: Feuersänger am 5.08.2023 | 11:44

Titel: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 5.08.2023 | 11:44
Wenn man jetzt mal gerne sein Kampfsystem ein bisschen simulationistischer hätte, sodass es einen stärkeren Einfluss hat mit welchen Waffen man gegen mehr oder weniger Rüstung antritt. Was für Umsetzungen kennt ihr da?

Ich meine zB, denkt an diverse speziell panzerbrechende Waffen wie zB den Rabenschnabel, Mordaxt / Luzerner Hammer. Historisch haben die sich ja gerade entwickelt, weil bei einer kompletten Plattenrüstung mit einem Schwert oder so kein Durchkommen ist.

In (A)D&D zB wird erstmal nur nach Schadenstyp "Bludgeoning, Slashing, Piercing" unterschieden, was aber in 99% der Fälle nur gegen bestimmte Monster von Relevanz ist, und es absolut wurscht ist ob man einen Vollplattenträger mit einem Kriegshammer oder einem Rapier angreift.
Es gibt da diese eine Optionalregel in AD&D, in der Schadenstypen bestimmten Rüstungstypen in einer Matrix gegenübergestellt werden, diese ist aber unglaublich clunky UND trägt auch nicht der Kernfrage Rechnung, ob eine bestimmte Waffe speziell als Panzerbrecher entwickelt wurde.

In 3.X kann man Rüstungen beschädigen, was durch eine Waffe mit der "Sundering" Property erleichtert wird. Dies muss man aber gezielt nutzen wollen, also zuerst ansagen dass man die Rüstung beschädigen will, wenn man Erfolg hat verliert diese ein paar Punkte Schutzwert, und dann kann man leichter den darin steckenden Gegner angehen. Ist aber eine Ausnahme, und die meisten Spieler nutzen das nicht, weil sie nicht gerne ihre zukünftige Loot zerstören wollen.

In späteren Editionen gibt es das auch wieder nicht mehr; in PF2 zB gibt es zwar Waffen mit der "Razing" Property, aber es ist schlicht und einfach nicht möglich, getragene Rüstung zu beschädigen.

Andere Systeme hab ich gerade nicht parat, bin auch AFB.
Was fällt euch also noch dazu ein?
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 5.08.2023 | 11:47
Gurps rüstungs mod wie reduktion - 1 oder divisor : 10
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Maarzan am 5.08.2023 | 12:23
Gedanken:
Eine Rüstung hat eine Abdeckungsrate. Entsprechend dieser (und der Positionierung dieser Lücken) ist es schwieriger diese mit einem besonders gut gezielten Treffer zu umgehen.

Rüstung hat eine Härte gegen die diversen Schadenstypen, was den Schaden , den sie selbst erleidet, bevor sie durchschlagen wird. 

Schaden, der die Rüstung durchdringt, bekommt Typmultiplikator (in Anlehnung an Gurps oder als Crit-Modifikator) bezüglich Wundwirkung.

Rüstung wandelt ansonsten (in Anlehnung von Hero) Killschaden entsprechend der Wucht in Prellschaden um. 
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Quaint am 5.08.2023 | 12:27
Es gibt halt noch das klassische Modell, das Rüstung vom Schaden abzieht, bis hin dazu, dass bestimmte Angriffe wirkungslos werden.

Beispiele:
Arcane Codex macht ein einfaches Schwert 2d10 Schaden, aber eine Ritterrüstung zieht 18 vom Schaden ab. Wenn man das volle Programm fährt mit Platte+Kette+Gambeson ist man aber auch mal bei 30 die vom Schaden weg kommen.
The Witcher macht ein übliches Schwert 5d6 Schaden oder 10d6 mit einem starken Schlag (den jeder Charakter grundsätzlich kann, gegen Erschwernis). Eine Plattenrüstung hat aber schonmal so 40 Punkte die sie vom Schaden abzieht.

Nun will man ja aber meistens keine quasi unverwundbaren Ritter. Das eine sind dann spezielle Waffen die die Rüstung irgendwie reduzieren, meist nur auf den einen Angriff bezogen (Panzerbrechend halt). Das andere sind Kampfoptionen um Rüstung zu umgehen, besonders heftig zuzuschlagen oder Schwachstellen zu treffen. Das ist dann quasi AC durch die Hintertür, denn die Kampfoptionen kommen halt meist mit einem Angriffsmalus daher. Teilweise muss man die Kampfoptionen freilich auch erstmal erlernen.

Ansonsten kenne ich noch das Modell von Rolemaster.
Da hat man etwas schwerfällige Waffentabellen, die dazu führen das unterschiedliche Waffen sich unterschiedlich gegen gewisse Rüstungen schlagen. Im allgemeinen macht Rüstung da aber nicht unverwundbar, sondern man wird halt eher getroffen, aber die Trefferwirkung ist dann geringer. Ungerüstete sind nicht per se in einem Riesennachteil, sie können Treffer leichter ganz vermeiden, aber wenn sie getroffen werden gibt es dann halt viel eher kritische Treffer (also "richtige" Verletzungen statt bissle Ausdauerverlust, bis hin zu abgetrennten Gliedmaßen und durchbohrten Organen).
AFAIK sind die Tabellen dann aber auch so, dass Waffen unterschiedliche Charakteristika haben und z.B. ein Rabenschnabel vielleicht nicht so gut trifft wie ein Schwert, aber schlimmere Verletzungen vor allem auch gegen Rüstung anrichtet wenn er denn trifft.

Es gibt dann natürlich noch das DnD Modell wo Rüstung "wirksame" Treffer quasi schwerer macht. Da kann man ja auch theoretisch erweitern dass man bestimmte Boni gibt gegen bestimmte Ziele, aber bei recht einfachen DnD 5e ist das nicht so in Mode. (Also sowas wie Rabenschnabel, +2 Angriffbonus gegen schwere Rüstung)

Dann gibt es noch "weniger drastische" Modelle wie etwa DSA 5, wo selbst schwere Rüstung Schaden eher selten ganz verhindert, wo man aber schon Waffeneigenschaften hat die sich gegen unterschiedliche Zielrüstungen unterschiedlich verhalten (ich sag mal Breitkopfpfeil der Schadensbonus gegen schwache Rüstung gibt, oder Bodkin der dasselbe gegen Kette/Platte macht).

Dann sei Fate genannt, wo man einfach auch Ausrüstung mit Aspekten haben kann, und dann ist es halt plausibel sich via Fatepunkt und Aspekt nen Bonus zu geben wenn man quasi das passende Werkzeug mitgebracht hat.

Das mal als meine 5cent
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Isegrim am 5.08.2023 | 12:39
"Nur" rüstungsbrechend:
Ich glaub, Systeme wie D&D, wo die Rüstung die Chance des Gegners zu treffen beeinflusst, sind für solche Spielchen besonders ungeeignet. Wenn gute Rüstung die Chance zu treffen mindert, müsste eine rüstungsbrechende Waffe diese Chance einfach erhöhen... was aber i-wie unbefriedigend ist, glaub ich...

Warhammer FB hatte da ein denkbar einfaches System (mit Variationen je Edition): Rüstung gibt einen eigenen Saving Throw, je besser die Rüstung, desto besser die Save-Chance. Manche (schwere, rüstunsbrechende) Waffen mindern diesen Wurf. Ist aber eben, anders als bei D&D, ein eigener Wurf, um die Wirkung von Rüstung abzubilden.

Verschiedene Waffen vs verschiedene Rüstungen:
Wär auch interessiert an einer eleganten Lösung... sehe aber keine. Das läuft immer auf tausend mögliche Kombinationen hinaus, besonders wenn dann neben Waffenschaden auch noch Dinge wie Feuer (-ball), Säure etc bedacht werden wollen. Ist mE einfach unpraktikabel, leider.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: JollyOrc am 5.08.2023 | 13:44
Das hier noch niemand Rolemaster erwähnt hat.. :)

Da gibt es ja für jede Waffe eine eigene Angriffstabelle, die wiederum 20 Spalten hat. Die Spalten repräsentieren die jeweiligen Rüstungstypen und Abstufungen. Das simuliert dann also recht genau, ob eine Waffe langsam, schwer, schnell, schwer, leicht, etc. ist.

So kann es also sein, dass man mit einer schnellen leichten Waffe bei einer schwer gepanzerten Person quasi immer einen Kratzer zufügt, aber selbst bei meisterlichen Treffen kaum Wirkung zeigt. Oder eben mit einer langsamen Waffe die leicht gerüsteten Leute kaum trifft, dann aber verheerend.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 5.08.2023 | 13:55
Eine Variante ist mir noch eingefallen -- aus Conan D20:

Rüstung wirkt als Schadensreduzierung
Jede Waffe hat einen AP-Wert (Armour Piercing), der noch durch den Stärkebonus modifiziert wird.
Ist der mod AP Wert mindestens gleich dem DR-Wert der Rüstung, gilt diese als durchbrochen und zieht nur den halben Schutzwert vom Schaden ab.
Und da hat eben zB ein Kurzschwert AP 1, und ein Streithammer AP 7.

Alternativ kann man auch mit Finesse versuchen, die Rüstung komplett zu umgehen - das entspricht also dem "Lücken in der Panzerung suchen".

Das liest sich in der Theorie alles nice, ist aber in der Praxis auch ziemlich umständlich, weil SL und Spieler bei jedem Treffer wieder auskaspern ob die Rüstung jetzt durchbrochen ist und wieviel Schaden dann jetzt konkret abgerechnet wird.

Da würde ich glaub ich wirklich eine simplere Regel à la "Eine Waffe mit der Eigenschaft *panzerbrechend* verleiht einen Bonus von +3 gegen Schwere Rüstung" bevorzugen.
Hat natürlich in D&D wieder Ripple Effects: was ist mit Monstern, die natürliche Panzerplatten mit sich rumtragen, wie zB eine Bulette?

--

Weiss noch jemand, wie es in DSA 4 war? Da gibt es doch Sonderregeln für jeden Scheiss.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Boba Fett am 5.08.2023 | 14:04
Star Wars EotE und alle anderen und Genesys:

Eine Waffe macht einen festen Schadenswert, bei Nahkampfwaffen ist das der Stärkewert plus Waffenbonus.
In der Trefferprobe erzielte zusätzliche Erfolge erhöhen diesen Schaden.
Die Rüstung erschwert das getroffen werden (ablenkung) und reduziert den Waffenschaden (Absorbtion).
Zusätzlich kann man durch gute Würfelergebnisse auch Zusatzeffekte (zB kritische Schadenseffekte) erzielen.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Maarzan am 5.08.2023 | 14:44
Überlegung ähnlich WH4 mit Vergleichswurf und Erfolgen abgehandelt:

Angreifer legt fest wie viel Wucht vs. Kontrolle er einzusetzen gedenkt. Wucht bringt Bonis auf den Wuchtwurf, aber einen Malus auf den Angriffswurf.

Die maximal ansagbare Wucht ist durch KK und Waffe limitiert.
Waffen haben einen Basiswuchtwert und Handlingmodifikator
Die Rüstung wird auf 11 Felder verteilt:
2: Gesicht/Kehle, 3:Kopf, 4: Schultern 5: rechter Arm/Paradewaffe 6: linker Arm/Schild ... 7: Brust 8: Brust/gr.Schild 9:linkes Bein/Turmschild 10:rechtes Bein/Turmschild 11:Unterleib/gr.Schild ... UM 12: Vitals
Der Angreifer prüft seinen Angriffwerts inkl. Modis
Der Verteidiger prüft seine Defensive inkl. Modis.
Angreifer erfolgreich = Treffer
2W6 als Trefferzone.
Überschüssige Erfolge können sowohl erst der Verteidiger als dann der Angreifer zum Modifizieren der zufälligen Trefferzone benutzen, wobei der Verteidiger den Angriff negiert, wenn er es schafft den Treffer nach den Verschiebungen unter 2 oder über 11 zu halten (12 ist unmodifizierter Wurf) oder pariert/blockt, wenn er es durch zusätzliche Erfolge, welche der Angreifer erst abtragen muss, schafft den Angriff mit Resterfolgen auf eine mit einer dem Angriff gewachsenen Paradewaffe oder Schild bewehrten Zone zu halten.

Weitere übrigbehaltene Erfolge werden dann als Rerolls auf den Würfel des Wuchtwurfs angewendet.
Der Wuchtwurf wird dann auf die lokale Rüstung angewandt, ggf rüstungsbrechende Eigenschaften berücksichtigt:
Die Rüstung federt einen bestimmten Anteil Wucht ab, wandelt einen Teil in Prellschaden um und der Rest führt zu tatsächlichen vitalen Wunden.

Wären dann 3 Würfe, aber etwas Rechnerei.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: ghoul am 5.08.2023 | 14:53
Feuersänger, du erwähnst AD&D, meinst aber AD&D2. Das System der 2e ist nur eine arg verkrüppelte Version der 1e-Matrix für Modifikation der Trefferchance jeder Waffe gegen jeden Rüstungstyp (Rüstungsklasse).
Da war alles berücksichtigt, aber kaum jemand verwendet offenbar diese optionale Matrix.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 5.08.2023 | 15:32
Hat natürlich in D&D wieder Ripple Effects: was ist mit Monstern, die natürliche Panzerplatten mit sich rumtragen, wie zB eine Bulette?

Sollte doch erst mal egal sein, aus welchem Material die Panzerplatte ist - wenn eine Waffe speziell gegen Panzerungen entwickelt wurde, wirkt das doch dort genau so.
Viel Energie auf eine sehr kleine Fläche konzentrieren geht ja nicht nur gegen Metall.

Da muss man im Zweifelsfall eben wissen, wo die hohe AC eines Monsters herkommt, aber es lässt sich i.d.R. doch ganz gut bestimmen, ob das von Geschwindigkeit und geringer Größe kommt oder von dicken Hornplatten o.Ä.


Allgemein:

Kleinteilige Unterscheidungen nach Schadensart oder die "totale" Simulation von Rüstung in Abdeckung und Ablenkung einerseits sowie reinem Materialwiderstand andererseits und die daraus folgenden zwei Angriffsmethoden (Angreifen von ungedeckten Stellen mit "echtem" Lokationssystem oder Durchschlagen der Panzerung) lohnen sich meiner Erfahrung nach nicht*.
Da hat man viel Aufwand ohne echten Nutzen.


Sobald der Wertesatz der Waffe nicht mehr nur reinen Schaden beinhaltet, sondern getrennt Schaden und Panzerungsdurchschlag modelliert wird, hat man eigentlich alles, was man braucht.
Den Unterschied, ob man mit dem Hammer auf einen Gambeson oder eine Brustplatte kloppt, bekommt man über die unterschiedlichen Schutzwerte hinreichend dargestellt.
Da gibt es zwar bei genauem Hinsehen Konstellationen, in denen der Gambeson gegen nicht panzerbrechende Waffen tendentiell zu schlecht wegkommt, die lassen sich aber dadurch einfangen, dass diese Waffen eben einen negativen Panzerungsdurchschlag bekommen.
So können sie gegen Ungerüstete oder bei einem Treffer auf eine ungeschützte Stelle immer noch ordentlich Schaden machen und müssen nicht als pauschal harmloser Wattebausch ihr Dasein fristen.

Irgendeine Option für das Angreifen kleiner Ziele und damit ungeschützter Stellen lässt sich in jedem System in Form eines Angriffsmalus oder andersrum einem automatischen Umgehen der Rüstung bei einem ausreichend hohen Wurf einbringen.
Da braucht man kein ausuferndes Lokationssystem o.Ä., solange man einigermaßen sinnvolle Lösungen für die Fälle findet, die einem je nach Setting & Genre ggf. wichtig sind.


Edit: Was auch noch ganz gut funktioniert, ist der Ansatz von CP2020.
Dort gibt es Waffen, die Panzerung halbieren oder vierteln - den Schaden dann aber auch.
Damit hat man recht simpel spezialisierte Panzerbrecher, die dann aber auch nicht direkt alles ausknipsen.
Das funktioniert so ähnlich auch für Nahkampfwaffen; beim Rabenschnabel guckt ja dann auch nur die Spitze durch die durchschlagene Platte, aber das ist eben besser als nichts.
Und gegen ungerüstete Gegner hätte man lieber was anderes; dafür haben ja grad einige Stangenwaffen zwei oder mehr Optionen, mit was genau man angreift.

Und wenn man es noch weiter aufteilen will, wird der Schaden bei einer panzerungsviertelnden Waffe dann eben nur halbiert oder bei einer halbierenden Waffe nicht halbiert (letzteres macht CP2020 auch tatsächlich für einige Waffen so).
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: klatschi am 5.08.2023 | 15:40
Ansonsten kenne ich noch das Modell von Rolemaster.
Da hat man etwas schwerfällige Waffentabellen, die dazu führen das unterschiedliche Waffen sich unterschiedlich gegen gewisse Rüstungen schlagen. Im allgemeinen macht Rüstung da aber nicht unverwundbar, sondern man wird halt eher getroffen, aber die Trefferwirkung ist dann geringer. Ungerüstete sind nicht per se in einem Riesennachteil, sie können Treffer leichter ganz vermeiden, aber wenn sie getroffen werden gibt es dann halt viel eher kritische Treffer (also "richtige" Verletzungen statt bissle Ausdauerverlust, bis hin zu abgetrennten Gliedmaßen und durchbohrten Organen).
AFAIK sind die Tabellen dann aber auch so, dass Waffen unterschiedliche Charakteristika haben und z.B. ein Rabenschnabel vielleicht nicht so gut trifft wie ein Schwert, aber schlimmere Verletzungen vor allem auch gegen Rüstung anrichtet wenn er denn trifft.

Als Ergänzung - ich kenne das System aber nur aus Against the Darkmaster, entsprechend mag das bei anderen Derivaten anders sein:
Rüstung "stackt" hier nicht einfach auf, also Arm- und Beinschienen machen keinen Unterschied für den grundsätzlichen Rüstungstyp den man hat. Helme, Armschienen, Beinschienen und Co kommen eigentlich nur bei Crits zum Tragen, wenn sich die Frage stellt, ob die betroffene Zone geschützt ist oder nicht.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 5.08.2023 | 16:18
Es ist vermutlich an sich nicht besonders schwierig, eine Mechanik zusammenzudengeln, die die gewünschten Use Cases schön detailgetreu und plausibel abbildet.
Nur bleibt dabei halt offenbar fast zwangsläufig die Usability und Geschwindigkeit auf der Strecke, wie man sieht, wenn man sich etwa diese RuleMonster-Tabellen anschaut oder die besagte AD&D1-Matrix. Alles was ich über letztere zu lesen finde, beinhaltet Sätze wie "Hat nie jemand benutzt".

Wie gesagt ist die Conan-Regel eigentlich recht simpel und dabei logisch gestrickt, und liefert bei konsequenter Anwendung auch die gewünschten Ergebnisse.
Aber dabei verlangsamt sie den Rundenablauf halt auch ziemlich stark, jedenfalls so sehr dass es den Spielfluss stört.

Wäre halt schön, wenn man eine leichte, schnelle Regel hätte, die trotzdem einen hinreichend starken Effekt liefert dass sich eben nicht alles Jacke wie Hose anfühlt, oder unerwünschte Nebenwirkungen auftreten.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 5.08.2023 | 16:43
Dungeon World hat Attacken mit Tags wie "ignores armor" oder "n piercing", wobei letzteres die Schadensreduktion von Rüstung gegen diese Art von Attacke eben ihrerseits um n reduziert; eine Waffe mit "1 piercing" wäre also eine, die gegen ungepanzerte Ziele keinen zusätzlichen Schaden verursacht, aber potentiell einen Extrapunkt durch Rüstung hindurchkriegt. Natürlich muß man da ein wenig aufpassen, denn die einzige Waffe mit einem dieser Tags, die sich in der Standardausrüstungstabelle meines Exemplars findet, ist das "Dueling Rapier", und das ist nicht unbedingt eine besonders realistische "panzerbrechende" Waffe.

Aber im Prinzip ist das ein relativ einfacher Ansatz und ließe sich sinngemäß wohl auch auf D&D übertragen: manche geeignete Waffen hätten dann halt die Fähigkeit, den ausdrücklichen Rüstungsbonus des angegriffenen Ziels gegen Angriffe mit ihnen um einen kleinen Betrag (-2 vielleicht) zu senken, beziehungsweise einen entsprechenden situativen Angriffsbonus "gedeckelt durch die Rüstung des Gegners".
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 5.08.2023 | 17:01
Es ist vermutlich an sich nicht besonders schwierig, eine Mechanik zusammenzudengeln, die die gewünschten Use Cases schön detailgetreu und plausibel abbildet.
Nur bleibt dabei halt offenbar fast zwangsläufig die Usability und Geschwindigkeit auf der Strecke, wie man sieht, wenn man sich etwa diese RuleMonster-Tabellen anschaut oder die besagte AD&D1-Matrix.

Nicht zwangsläufig in dem Sinne, dass es keine bessere Lösung geben könnte oder tatsächlich gibt.
Aber wenn man nur bis an den Punkt arbeitet, dass es tut, was es soll, kommt es so.

Da fehlt dann nämlich noch der Schritt der weitestmöglichen Vereinfachung ohne nennenswerten oder zumindest mit verhältnismäßigem Verlust an "Simulationsleistung".

Wäre halt schön, wenn man eine leichte, schnelle Regel hätte, die trotzdem einen hinreichend starken Effekt liefert dass sich eben nicht alles Jacke wie Hose anfühlt, oder unerwünschte Nebenwirkungen auftreten.

Die bekommst du aber eben nicht pauschal, sondern immer nur auf ein konkretes System ausgerichtet, wo man das dann sozusagen minimalinvasiv einpasst.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Aedin Madasohn am 5.08.2023 | 18:55
wobei letzteres die Schadensreduktion von Rüstung gegen diese Art von Attacke eben ihrerseits um n reduziert; eine Waffe mit "1 piercing" wäre also eine, die gegen ungepanzerte Ziele keinen zusätzlichen Schaden verursacht, aber potentiell einen Extrapunkt durch Rüstung hindurchkriegt

bei SR 5 gibt es solche Regelungen für panzerbrechend ebenfalls.

DSA 4.1 macht es sich da im Arsenal recht einfach und arbeitet als quick&dirty-Modus mit einem generalisierten Abzug von den hereinkommenden Schadenspunkten.

Sie geben auch ein kleinteiliges Zonenkampfsystem mit bei und empfehlen beim Thema Rüstungsabnutzung, keine Bürokratie drum zu machen und es mit gesundem Menschenverstand und Instandsetzungspauschalen simpel zu halten.

wer mag, geht von Standardpfeilspitzen zu gehärteten Kriegspfeilen, um dann wieder panzerbrechende Sonderregeln zu bekommen.
ebenso lassen sich mit den zusätzlichen Waffenmeisterschafts-manövern (etwa Wuchtschlag) & den darin implementierten Körperkraft Bizeps-Schwellenwerten  ;D für brutalen Schlagwaffen Plattenrüstungen in ihrer Beweglichkeitseinschränkung erhöhen aka "kaputtdengeln"

für gut härtbare Stoßklingen (etwa Lanzen, Spieße, Speere) ließe sich so was wie bei den gehärteten Kriegspfeilen ebenso implementieren wie bei den Schlagdornen von Rabenschnabel, Kriegshammer, Brabakbengel und Konsorten.
Bei Schwertern ist das schon grenzwertig, da diese üblicherweise zu leicht wären, um selbst als gehärtete Spitze durch einen Plattenpanzer getrieben zu werden.

Das würde ich eher bei einem meisterlichen Zweihänder aus Zwergenstahl und KK16 ansetzen wollen (mit Meisterschaft auf verkürzenden Griff an der Fehlschärfe und was sonst so die Schwertspieler für genau dafür in die Fechtbücher schrieben)

dann noch solider Platte einen Sprung mehr an RS geben als (leichter) aufsprengbaren Ringen aka Ringelpanzerhemd (vulg Kettenhemd) mit Qualitätsunterschied, dass Zwergenkettenhemde komplett geschweißt, meisterliche Menschen-Kettenhemde genietet und billige Kettenware nur zangengebogene Verringung hat.
100 Punkte Barbieplay beim Einkauf und im Gefecht dann simple Ansage: habe RS 4 oder habe RS 12
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Eleazar am 5.08.2023 | 19:26
Bei Midgard gab es in der 4. Auflage eine Tabelle, die einzelne Waffen und sehr leichte (ohne Rüstung oder Textil-) oder sehr schwere Rüstungen (Platten- oder Vollrüstungen) in ein Verhältnis gesetzt haben. Mittelschwere Rüstungen (Leder- und Kettenrüstung) blieben immer unmodifiziert. Ebenso gab es Waffen, die den Durchschnitt  oder Standard markiert hatten: Langschwerter zum Beispiel galten für alle Rüstungstypen gleich.

Bei vielen anderen Waffen gab es Boni oder Abzüge für den Abwehrwurf des Trägers. Man wurde also je nach Kombination leichter oder schwerer schwer getroffen. Auf leichte Treffer, die nur die Ausdauer verminderten, hatte die Regel keine Auswirkung.

Mal zwei Beispiele Bihänder gaben +2/-2 wenn man mit ihnen angegriffen wurde. Dolche genau umgekehrt -2/+2. Leichtgerüstete Spielfiguren bekamen einen Bonus, weil sie einer schwerfälligen Waffe wie dem Bihänder leichter entgehen konnten. Schwergerüstete kriegten leichter die volle Packung ab. Mit einem Dolch konnte man einem Leichtgerüsteten schneller eine schwer Wunde verpassen und hatte beim Schwergerüsteten weniger Möglichkeiten.

Ein weiterer Effekt bei Midgard ist, dass schwere Rüstungen die Gewandtheit vermindern und man entsprechend später angreifen kann.

Bei M4 gab es dann zusätzlich Zuschläge oder Abzüge, je nachdem, wie flink oder lahm eine Waffe zu handhaben war und auch wie lang sie war.


Hausregel:

Wir haben die Modifikation des Abwehrwurfs von deiner Waffe abhing, aber einen Würfelwurf des Gegners modifizierte, musste man immer für den anderen denken. Deswegen haben wir mit den Boni nicht den Abwehrwurf, sondern den Angriff modifiziert. Erhöhte oder verminderte sich nicht nur die Wahrscheinlichkeit eines schweren, sondern auch eines leichten Schadens. Je nachdem ob dein Gegner eine Textilrüstung oder eine Plattenrüstung trug, konnte der Unterschied für deinen Angriffswurf 4 Zähler betragen. Da war es durchaus lohnend, für jede Rüstungsart eine Lösung dabei zu haben.

Und man hatte die drei Angriffsboni gegen leichte, mittlere und schwere Rüstungen einfach auf seinem Dokument notiert. Das war zu managen.

Um Trefferzonen ging es bei Midgard höchstens bei den kritischen Treffern, also in 5% der Würfelwürfe. Und da galt dann nur der Rüstungsschutz, den du an Ort und Stelle hattest.

Noch ne Hausregel: Bei Midgard hast du je nach Rüstungsart einen Rüstungsschutz von 1 bis 5 (Lebenspunkten pro Treffer). Wir haben mit einer Abnutzungsregel gespielt, in der eine Rüstung nach 5 schweren Treffern einen Punkt des Rüstungsschutzes verlor. Für einen einzelnen Kampf war das fast uninteressant, weil du fünf schwere Treffer ohne schwere Rüstung eh kaum überleben kannst. Aber in längeren Abenteuern fern der Schmieden und Lederwerkstätten fielen die Rüstungen halt immer mehr auseinander.

Die Buchhaltung war simpel und selbsterklärend: Eine Kettenrüstung hat einen Schutz von 3 und auf seinem Dokument hatte man dann eine Liste wie die: 1OOOO2OOOO3OOOO.
Nach jedem schweren Treffer strich man hinten eine O ab und nachdem die 3 durchgestrichen war, schützte sie auch nur noch mit 2. Wir haben nicht unterschieden, mit welcher Waffe der Schaden gemacht wurde. Man konnte also auch mit einem Kampfstab eine Kettenrüstung kaputt machen. Das ist jetzt nicht so realistisch. Aber da wollten wir es einfach machen und unterm Strich gleicht sich alles wieder aus.

Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Zed am 5.08.2023 | 20:18
Wie bei vielen Teilen des DnD-Systems ist es schwierig eine Sache anzufassen, um sie zu fixen, ohne andere Teile unangetastet zu lassen.

Wenn ich die historische Situation richtig verstehe, war d i e  Maßnahme gegen schwer gerüstete Kämpfer der Einsatz von Stichwaffen. Die fanden den Weg zwischen die Metallteile, um die gegnerischen Konservenbüchsen doch noch zu verletzen. In der Schlacht von Hemmingstedt machte ein mit Piken ausgestattetes Dithmarscher Bauernheer den Rittern, die Dithmarschen für Dänemark einnehmen sollten, den Garaus.

Hier mal ein dahingerotzter Aufschlag, der DnD-klassische Waffentypen und Rüstungen gegeneinanderstellt.

AC vs slashing weaponsAC vs piercing weaponsAC vs bludgeon weapons
LIGHT ARMOR
Leather+1+1+1
Studded leather+2+2+2
Chain shirt+4+2+1
MEDIUM ARMOR
Hide+3+3+3
Scale mail+5+2+1
Chainmail+5+3+2
Breastplate+5+3+3
HEAVY ARMOR
Splint mail+5+4+5
Banded mail+6+5+6
Half-plate+7+5+6
Full plate+8+6+7

Die Probleme fallen sofort auf: Warum sollte man noch Schwerter gegen gerüstete Gegner nutzen? Oder man müsste Schwerter (wie es wohl nicht völlig falsch ist) zusätzlich den Stichwaffen zuordnen.

Folgt man diesem Weg, müsste man wahrscheinlich noch viel nachjustieren, um manche Waffen nicht zu überpowern und andere zu unattraktiv zu machen.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: torben am 5.08.2023 | 20:21
Feuersänger schrieb:
Zitat
Nur bleibt dabei halt offenbar fast zwangsläufig die Usability und Geschwindigkeit auf der Strecke, wie man sieht, wenn man sich etwa diese RuleMonster-Tabellen anschaut oder die besagte AD&D1-Matrix. Alles was ich über letztere zu lesen finde, beinhaltet Sätze wie "Hat nie jemand benutzt".

Also wir setzen in Sachen Kampf zu grossen Teilen auf Rolemaster und seine Tabellen, drum musst ich für diese Tabellen mal eine Lanze... brechen/benutzen/... öhm  ~;D
Jedenfalls muss ich sagen, da ist überhaupt nichts mit "uaaaa ist das langsam und kompliziert."

Ein Beispiel: Wenn ein Spieler sich eine Waffe aussucht/kauft/beschafft usw., erhält er die entsprechende Waffen-Tabelle. Diese ist unterteilt in 20 Spalten und eine Menge Zeilen (aber recht übersichtlich). Die 20 Spalten stehen für 20 verschiedene Arten von Rüstungen, wobei je P1-P4 Ohne Rüstung, P5-P8 Lederrüstungen, P9-P12 verstärkte Lederrüstungen, P13-P16 Kettenrüstungen und P17-P20 Plattenrüstungen darstellt, jeweils in unterschiedlichen Ausführungen... so ist eine Kette 13 ein einfaches Kettenhemd, während Kette16 ein vollständiger, bodenlanger Kettenmantel mit von der Taille zum Boden reichenden Schlitzen vorne und hinten zur leichteren Bewegung ist usw.

Gut, nun also das Rechnen. Für den Einsatz seiner Waffe hat man einen Offensivbonus (OB), der Verteidiger hat einen Defensivbonus (DB), evtl. erhöht durch Schild und/oder Parade-Einsatz, sowie eben seine Rüstung. Der Angreifer rechnet:
1. 1W100 + sein OB - DB (inkl. Schild sowie Parade) = X.
2. Der Angreifer nimmt seine Waffentabelle und referenziert X in der Spalte, welche der Rüstung des Gegners entspricht. Dort steht dann z.B. 13DS. Das bedeutet, der Angreifer macht 13 Schadenspunkte und einen kritischen Treffer D auf der Tabelle für Streichschaden (S).
3. Der Angreifer würfelt 1W100 und dreht seine Waffentabelle um, denn auf der Rückseite befindet sich 1-2 Tabellen für den kritischen Schaden (je nach Treffer macht dieselbe Waffe mal Streich- oder Hiebschaden). Nun schaut der Angreifer das Ergebnis seines kritischen 1W100 in der Spalte D (die kritischen Treffer gehen von A-E) und schon sieht er das Ergebnis, z.B., dass er dem Gegner den Waffenarm gebrochen hat, was weitere 12 Treffer sowie einen Malus von -40 bewirkt und den Gegner 3 Runden benommen macht... oder so.

Kurz gesagt, würfelt man als Angreifer also einfach einmal, zählt zusammen, zieht ab, referenziert. Wenn's ein Kritischer ist, nochmals würfeln, Blatt umdrehen, nachschauen, lesen fertig.

Und da man in der Regel zwei bis maximal drei Waffen im Einsatz hat, hat man auch nur 1-3 Tabellen, die man zudem recht schnell gut zu lesen lernt.

Nun noch zur Diversität bei Rolemaster, denn darum geht's dem lieben Feuersänger ja:
Bei Rolemaster geht es nicht nur darum, dass eine leichte schnelle Waffe bei schweren Rüstungen kaum Schaden anrichtet, der aber evtl. durchaus kritisch sein kann (ein Dolch macht gegen die Platte 20 maximal 3C, gegen eine Ohne Rüstung 1 aber immerhin 18E), sondern Rolemaster unterscheidet auch immerhalb der Waffenart (also einhändige Klingenwaffen, 2-Handwaffen usw.). Z.B. macht ein 2-Hand-Kampfstab gegen Platte 20 maximal 11C, während es die 2-händige Pickaxt gegen Platte 20 auf ganze 23E bringt (seeeehr viel tödlicher). Der Zweihänder macht gegen PLatte 20 maximal 18E und erst ab einem Angriffsergebnis von 115 überhaupt einen Kritischen Schaden (gegen P20), die Pickaxt macht das schon ab 107.

Du siehst also, bei Rolemaster macht es einen grossen Unterschied, mit welcher 2-händigen Waffe ich gegen welche Rüstung antrete.  :)
Am besten einfach mal ein paar Testkämpfe machen und auf sich wirken lassen, es ist kein Hexending  :) :)

Grüsse,
torben
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: felixs am 5.08.2023 | 20:29
Ich finde die Diskussion sehr interessant.

Möchte folgendes einwerfen: Bei der Überlegung, welche Waffe gegen welche Waffe und welche Rüstung mehr oder weniger effektiv ist, kommt es (neben diversen anderen Faktoren) durchaus auch darauf an, ob es um einen Zweikampf bzw. ein kleines Scharmützel mit wenigen Gegnern geht, oder ob mehr oder weniger geschlossene Einheiten sich bekämpfen.

Eine Pike ist eine sehr effektive Waffe, wenn sie in geschlossener Formation und in großer Zahl eingesetzt wird. Außerdem brauchen die Pikeniere ein wenig Bedeckung, weil die Flanken sehr angreifbar sind und auch weil man gegen Beschuss relativ ungeschützt dasteht.
Eine Pike ist im Zweikampf normalerweise keine besonders gute Wahl, weil zu unhandlich und zu langsam. Nicht umsonst hat man für diesen Zweck später gekürzte Piken (also quasi wieder normale Spieße eingesetzt).

Eine Axt ist super und auch gegen so ziemlich alle Arten von Rüstung relativ durchschlagend. Als Waffe im Zweikampf, vielleicht noch mit einem Schild dazu, super. Schwerter sind vermutlich meist trotzdem besser, weil besser zum Parieren geeignet. Mit Schild und Axt gegen einen Schwertkämpfer ohne Schild sieht es wieder ziemlich gut aus. Etc. In Formation ist das kurze Schwert mit Sicherheit überlegen, weil man damit stechen kann. Zum wuchtigen Ausholen (die Stärke von Äxten) ist meist kein Raum vorhanden.

Ich denke, wenn man historische Beispiele zitiert (was sehr gut ist!), muss man den Kontext bedenken. In Rollenspielen geht es meist um Zweikämpfe, in den Quellen meist um größere Schlachten mit formierten Einheiten.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 5.08.2023 | 20:37
Die Probleme fallen sofort auf: Warum sollte man noch Schwerter gegen gerüstete Gegner nutzen?

Hat man ja in der Realität auf dem Schlachtfeld (nicht mit dem Duell, Posieren fürs Gemälde, oder der Selbstverteidigung in einer dunklen Gasse zu verwechseln) auch eher selten gemacht -- gegen tatsächlich gut gerüstete Gegner war das Schwert bestenfalls Zweitwaffe, die nahm man sich vorzugsweise erst mal mit anderen Mordinstrumenten vor.

Wobei das ohnehin so eine Frage ist: will ich meine Waffen-zu-Rüstungsregeln "realistisch" (dann werden manche Waffen und Rüstungen in vielen Fällen einfach besser sein als andere, denn was funktioniert, setzt sich halt durch), oder will ich bei allen individuellen Unterschieden noch die eine oder andere Form von "Spielgleichgewicht" einhalten (dann habe ich's wahrscheinlich umgekehrt mit dem strikten Realismus eher nicht so)?
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Zed am 5.08.2023 | 20:43
Deine völlig richtige Verfeinerung, felixs, macht deutlich, wie detailliert man in den Regeln werden müsste, um sagen zu können, dass die Regeln nahe an "Wahrhaftigkeit" herankommen.

Mein Aufschlag oben (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,126228.msg135172454.html#msg135172454) macht das Ganze zwar nur etwas komplizierter, aber vielleicht nicht im gleichen Maße wahrhaftiger.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 5.08.2023 | 21:13
Ja, da geht es schon mit dem Umstand los, dass Stichwaffe eben nicht gleich Stichwaffe ist.
Um mit einem Dolch irgendwelche Lücken in einem gotischen Harnisch zu finden, muss man sich schon mit demjenigen auf allerengster Tuchfühlung befinden (vulgo Ringkampf / Grappling).
Ein Rapier, selbst wenn gleiche Zeitschiene, wäre gegen so eine Vollrüstung absolut nutzlos, von sehr unwahrscheinlichen Glückstreffern vielleicht mal abgesehen. War halt für einen komplett anderen Einsatzbereich vorgesehen.
Für den panzerbrechenden Effekt braucht man schon einen ziemlich starken Dorn und möglichst viel Wucht / Hebelwirkung, darum eben vornehmlich an Stangenwaffen zu finden.

Darum ist es meines Erachtens nicht damit getan, einfach zu sagen "Stichwaffen kriegen +2 gegen Vollplatte".

Grad gestern habe ich ein nettes Video von Schola Gladiatora angeschaut, in dem Matt die gängigsten Stangenwaffen bewertet nach ihrer Eignung für a) Duell, b) Formationskampf, c) Reiterabwehr, d) gegen schwere Rüstungen. Da war dann zB die Mordaxt (Poleaxe) die unangefochtene Königin gegen schwergerüstete Gegner - aber halt eben auch nur gegen diese, und aufgrund ihrer eher geringeren Baugröße nicht so gut in allen anderen Situationen. Außerdem meinte er, gerade die Mordaxt würde man idealerweise auch nur führen, wenn man selber ebenfalls gut gepanzert ist -- wiederum wegen der Reichweite und vllt weil man damit generell nicht so gut parieren kann wie mit anderen Stangenwaffen.

--

"Warum dann überhaupt noch Schwerter verwenden" -- immerhin, dazu hätte ich zumindest für D&D und ähnliche High Magic Systeme einen simplen Vorschlag: Stichwort magische Waffen.
Stangenwaffen haben halt immer eine Schwachstelle in Form ihres hölzernen Schafts, was nicht nur ein Problem darstellt weil jemand versuchen könnte dir den Stecken zu zerdrechseln, sondern auch weil bei einem ordentlich durchgezogenen Hieb so große Kräfte übertragen werden, dass es da wohl IRL ziemlich oft Bruch gab.

In D&D 3E (und Ablegern) haben halt Schwerter bessere Härte-Werte als Stangenwaffen, und lassen sich auch aus noch stärkeren Metallen fertigen. Außerdem steigt durch Verzauberung die Härte automatisch weiter an, aber Stangenwaffen haben da halt vom Start weg einen Nachteil, den man nie aufholen kann.

Ergo: sowas wie zB ein "Adamantine Greatsword +3" ist halt knüppelhart und quasi unzerstörbar (Hardness 26 oder sowas), und gleicht etwaige Nachteile gegenüber spezialisierten Waffen "einfach" durch die Verzauberung aus (+3!). Während umgekehrt Stangenwaffen immer relativ zerbrechlich bleiben, selbst wenn man sie verzaubert. --> darum vielleicht die guten Verzauberungen lieber für Waffen reservieren, die nicht kaputtgehen.

Klar, ist immer noch eine gamistische Erklärung, die zB ignoriert dass IRL ein Schwert mords Scharten bekäme wenn man damit auf Metall drischt, aber ich finde es fügt sich ganz gut ins Gesamtbild.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Fluffy am 5.08.2023 | 21:29
Ich würde da einfach das System beliebig komplex machen und dann als App umsetzen, dann ist der Käse gegessen.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Chaos am 5.08.2023 | 21:51
Ja, da geht es schon mit dem Umstand los, dass Stichwaffe eben nicht gleich Stichwaffe ist.
Um mit einem Dolch irgendwelche Lücken in einem gotischen Harnisch zu finden, muss man sich schon mit demjenigen auf allerengster Tuchfühlung befinden (vulgo Ringkampf / Grappling).

Das war ja mWn historisch meist Plan B im Umgang mit einem schwer gerüsteten Gegner - umwerfen, auf Tuchfühlung gehen und den Dolch durch den Sehschlitz rammen.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 5.08.2023 | 22:34
Ja, da geht es schon mit dem Umstand los, dass Stichwaffe eben nicht gleich Stichwaffe ist.
Um mit einem Dolch irgendwelche Lücken in einem gotischen Harnisch zu finden, muss man sich schon mit demjenigen auf allerengster Tuchfühlung befinden (vulgo Ringkampf / Grappling).

Das würde ich allerdings auch genau so rum regeln:
Im Ringkampf gibt es bei ausreichend gutem Angriff die Option, Rüstung zu umgehen - unbewaffnet oder mit Waffen, nur dass man die meisten Waffen dort nicht mehr sinnvoll einsetzen kann.

Der Dolch bekommt dann also keinen Bonus gegen Rüstung, sondern bleibt als eine von ganz wenigen Waffen übrig, mit denen man den im Ringkampf angerichteten Schaden nennenswert erhöhen kann.


Ich würde da einfach das System beliebig komplex machen und dann als App umsetzen, dann ist der Käse gegessen.

Dass das nicht so recht klappt, kann man im Videospielbereich allerdings auch immer wieder bewundern.

Wenn der Designer das ganze Ding nicht sauber überblickt, entstehen Regelungslücken und Regelartefakte und wenn die Spieler die Regeln nicht überblicken, kommt irgendwelches quasi abergläubisches Verhalten zustande.
Einblick gewähren muss man schon und in dem Moment ist ein unnötig komplexer Entwurf schon wieder ein greifbarer Nachteil.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: unicum am 5.08.2023 | 23:08
Das Thema ist für mich immer so ein Balanceakt zwischen Spielbarkeit und Realismus.

Und irgendwie glaube ich auch nicht daran das da jemand eine perfekte Lösung findet die alles abbildet.

"unser" Hobby ist nun auch schon ein paar Jahrzehnte alt und, gäbe es eine perfekte Lösung würden wir nicht "alle" D&D spielen.
(Also ich spiele seit jahrzehnten kein D&D mehr aber trozdem ;) )

Ich hab auch schon bei den "einschlägigen" Filmen auf Youtube gesehen wie sie mit Fernkampfwaffen auf Vollharnische schiessen und da dann nur "ein delle" bleibt - erinnerte mich daran das bei der BW mal jemand mit einem G3 auf einen Stahlhelm schoss und der das zwar ab einer gewissen Distanz auch 'überlebte' aber ob - im fraglichen Fall, das Genick unter dem Helm die belastung  ausgehalten hätte?

Gut Spezialfälle - muss man nicht alles immer im Detail abbilden - da ist dann eben wieder Spielbarkeit vs realismus,...

Eigentlich gibt es ja nur zwei große "Glaubensrichtungen" bezüglich Rüstungen - die einen verrringern die anzahl der TP die man verliert, die anderen machen es schwierige überhaupt TP zu verlieren - und dann gibt es eben die mischformen wie Rolemaster etwa die versuche so irgendwie beides abzubilden.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Ainor am 5.08.2023 | 23:38
1.) Regeln die vom historischen Kampf "Mann gegen Mann" gedacht sind gehen meistens schief wenn die Monster dazukommen
2.) Realistische Waffenwirkung zieht einen Rattenschwanz and anderen Dingen nach sich die geregelt werden müssen. Klar haut so ein rotierender Morgenstern die Rüstung zu Klump, aber offensichtlich greift er viel langsamer an als ein Schwert.

3.) Was wäre denn die Folge so einer Regel ? Man nimmt mehrere Waffen mit und wählt die Beste aus. (Bei D&D hat man ja gerne eine Wuchtwaffe gegen Skelette dabei)

4.) Wenn das eh die Folge ist muss man es ja nicht so kompliziert machen. Es reicht zu sagen: Das Kettenhemd reduziert Hiebschaden um 3. dann werden Krieger schon zu was anderem greifen.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: caranfang am 5.08.2023 | 23:47
Das war ja mWn historisch meist Plan B im Umgang mit einem schwer gerüsteten Gegner - umwerfen, auf Tuchfühlung gehen und den Dolch durch den Sehschlitz rammen.
Es gibt aber auch noch eine andere Möglichkeit. Mit einem Kriegshammer (oder einer ähnlichen "stumpfen Hiebwaffe")der Brustpanzer treffen. Die Wucht der Aufpralls kann schwere innere Verletzungen verursachen.
Der Scheibendolch war oft die wichtigste waffe, weil man mit dieser durch die damaligen Panzer kam. Man stach damit nicht einfach zu. Man drückte ihn mit dem eigenen Körpergewicht (inklusive der eigenen Rüstung) durch den gegnerischen Panzer. Große Masse auf kleinster Fläche ...  Das hält selbst der beste Panzer nicht lange aus ...
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: felixs am 6.08.2023 | 00:22
Der Scheibendolch war oft die wichtigste waffe, weil man mit dieser durch die damaligen Panzer kam. Man stach damit nicht einfach zu. Man drückte ihn mit dem eigenen Körpergewicht (inklusive der eigenen Rüstung) durch den gegnerischen Panzer. Große Masse auf kleinster Fläche ...  Das hält selbst der beste Panzer nicht lange aus ...

Haarspalterei, aber bist Du sicher, dass das so funktioniert?
Ich meine, man würde trotzdem nicht einfach durch die Rüstung stechen, sondern sich an geeigneter Stelle zwischen den Platten durcharbeiten.
Durch die Rüstung stechen kommt mir erstmal unplausibel vor. Ich lasse mich aber eines anderen belehren.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 6.08.2023 | 01:48
2.) Realistische Waffenwirkung zieht einen Rattenschwanz and anderen Dingen nach sich die geregelt werden müssen. Klar haut so ein rotierender Morgenstern die Rüstung zu Klump, aber offensichtlich greift er viel langsamer an als ein Schwert.

Mit Waffengeschwindigkeiten bastelt man sich selbst allerdings meistens in eine Ecke, wo man gar nicht hin wollte.
Wenn schon der Nahkampfwurf "traditionell" keinen einzelnen Angriff darstellt, ist dann der Schadenswert das, was bei einem einzelnen Treffer passiert? :think:

Und daneben geht es nicht nur um reine Geschwindigkeit (die man eh nie optimal ausnutzen kann), sondern auch um Reichweite und Manövrierbarkeit einer Waffe neben den wesentlich größeren Faktoren Nutzerfähigkeit und -taktik ("it's not about speed, it's about timing").
Könnte man alles fein aufschlüsseln, aber auf die Funktionsebene runtergebrochen kann man sich das meiste davon verlustfrei schenken.
 

3.) Was wäre denn die Folge so einer Regel ? Man nimmt mehrere Waffen mit und wählt die Beste aus. (Bei D&D hat man ja gerne eine Wuchtwaffe gegen Skelette dabei)

Das war ja tatsächlich der historische Normalfall - also wo es logistisch machbar war.

Dem steht vor allem der oft anzutreffende Spieleranspruch entgegen, die eine tolle magische Waffe zu haben und die auch über weite Strecken zu behalten (auf die Spitze getrieben noch nicht mal in D&D, sondern in genau dieser Form vom Regelwerk abgesegnet in The One Ring 2e mit der Begründung, dass das in der Vorlage (die wiederum auf anderen Geschichten basiert) auch so ist - da wird auch der Anspruch zum großen Teil unbewusst herkommen).
Dass auch Nahkampfwaffen unter entsprechender Belastung mehr oder weniger Verbrauchsmaterial sind, passt da nicht so recht.


Eigentlich gibt es ja nur zwei große "Glaubensrichtungen" bezüglich Rüstungen - die einen verrringern die anzahl der TP die man verliert, die anderen machen es schwierige überhaupt TP zu verlieren - und dann gibt es eben die mischformen wie Rolemaster etwa die versuche so irgendwie beides abzubilden.

Und als Nebenbetrachtung die Frage, ob und wie man die Rüstung jeweils umgehen kann - also mit entsprechender Zielauswahl.

erinnerte mich daran das bei der BW mal jemand mit einem G3 auf einen Stahlhelm schoss und der das zwar ab einer gewissen Distanz auch 'überlebte' aber ob - im fraglichen Fall, das Genick unter dem Helm die belastung  ausgehalten hätte?

Das geistert mindestens seit dem Zweiten Weltkrieg rum (auf amerikanischer Seite sogar teils in Kommandeursbefehlen zur Helmtrageweise "bestätigt"), ist aber in der Form Käse; das Geschoss hat einfach viel zu wenig Impuls.
Ansonsten hat ein Stahlhelm so wenig ballistische Schutzwirkung, dass ein Geschoss aus dem G3 höchstens abgelenkt, aber nicht durch das Material komplett gestoppt wird. Da kommt dann also noch nicht mal der volle Impuls zum Tragen.

Tatsächlich relevant ist die Verformung der Schutzausstattung auf der Rückseite (also zum Träger hin), wenn ein Geschoss vollständig gestoppt wird oder auch nur mit großer Verformung als Begleiterscheinung abgelenkt wird. Das kann sehr wohl schwere Verletzungen verursachen, ist aber eben eine ganz andere Baustelle als der hypothetische Genickbruch.

 
Durch die Rüstung stechen kommt mir erstmal unplausibel vor. Ich lasse mich aber eines anderen belehren.

Durch eine Brustplatte stechen kann man vergessen, aber das ist eben auch die dickste und dafür am ungünstigsten geformte Stelle.
Z.B. in Gelenknähe oder je nach Helmform am Kopf sieht das aber schnell ganz anders aus.

Der Normalfall ist aber der Angriff auf Stellen, die nicht durch Platte geschützt sind, sondern "nur" mit Kette und ggf. Gambeson o.Ä. darunter.
An Technik hat beides seinen Platz, der "normale" Stich ebenso wie das Durchschieben mit der eigenen Masse.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Eleazar am 6.08.2023 | 01:51
Für mich ist die Frage, was im Spiel erreicht werden soll.
Realismus? Ist mir nicht so wichtig, so lange es nicht absolut unrealistisch ist. Aber ich kann abstrahieren und verallgemeinern.

Für mich ist der Punkt, dass ich im Spiel Gründe für Variationen und Abwechslung haben möchte. Ganz kurz: Ich möchte nicht, dass in jeder Situation z.B. das Langschwert die beste Waffe ist. Ich möchte, dass es Sinn ergibt, die Waffe zu wechseln oder dass eben eine andere Figur mit der situativ besseren Waffe glänzen kann.

Dafür wären Waffen-Rüstungs-Konstellationen eine gute Möglichkeit.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 6.08.2023 | 08:25
Die Sache ist ja noch um Ecken komplexer als "Welche Waffe gegen welche Rüstung?". Denn betrachtet man z.B. die Entwicklung des Schwertes, sieht man hier Anpassungen an verschiedene Rüstungsarten. Breite, flache Hiebklingen sind gut gegen leicht gerüstete Gegner, weshalb man sie sowohl im Frühmittelalter als auch wieder ab dem 17. Jhdt sieht. Steife, spitze Klingen sind gut gegen Ringeflecht und zum Stoß in ungeschützte Stellen des Plattenharnischs - und wenn man keine großen klaffenden Wunden haben will, wie beim Duell.
Sind aber alles Lang- oder Kurzschwerter, in der Ausrüstungsliste.

Es reicht zu sagen: Das Kettenhemd reduziert Hiebschaden um 3. dann werden Krieger schon zu was anderem greifen.
Nur zur Klarstellung: Der Ringelpanzer schützt gegen Schnitte, nicht gegen Hiebe.  ;) Das tut der Gambeson drunter.

Was gleich zum nächsten Punkt führt: Rüstungen wurden immer kombiniert. Man hatte eine Wattierung und drüber dann die harte Rüstung. Und je nach Finanzen sahen diese Kombinationen sehr unterschiedlich aus.

D.h. man ist bei Trefferzonen ala Mythras, aber noch komplizierter. Muss ich nicht haben.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Ainor am 6.08.2023 | 08:46
Mit Waffengeschwindigkeiten bastelt man sich selbst allerdings meistens in eine Ecke, wo man gar nicht hin wollte.

Ja. Mit detailierten Waffenwirkungen aber eben auch weil man schnell "Rüstung umgehen" oder Trefferzonenregeln braucht.

Wenn schon der Nahkampfwurf "traditionell" keinen einzelnen Angriff darstellt, ist dann der Schadenswert das, was bei einem einzelnen Treffer passiert? :think:

Mir ging es nur darum: man kann schlecht D&D-mässig sagen alle Waffen werden erstmal gleich behandelt, aber beim Treffer wird dann die Wirkung der Waffe gegen die Rüstung realisitisch ausgewertet (Und entsprechend schwere Waffen schneiden gut ab).
Das ist halt auch nicht sehr realistisch.

Das war ja tatsächlich der historische Normalfall - also wo es logistisch machbar war.

Dem steht vor allem der oft anzutreffende Spieleranspruch entgegen, die eine tolle magische Waffe zu haben und die auch über weite Strecken zu behalten (auf die Spitze getrieben noch nicht mal in D&D, sondern in genau dieser Form vom Regelwerk abgesegnet in The One Ring 2e mit der Begründung, dass das in der Vorlage (die wiederum auf anderen Geschichten basiert) auch so ist - da wird auch der Anspruch zum großen Teil unbewusst herkommen).

Naja, in D&D hält einen nichts davon ab mit einem +3 Schwert, +1 Hammer und +2 Dolch rumzulaufen. Geht auch in 5E. Nur in 3E mit WBL war das ein (einfach lösbares) Problem. Finde ich persönlich besser. Magier haben ja auch mehr als einen Spruch.

Mein Punkt ist: man braucht keine detailierten Regeln. Mann muss die Unterschiede nur andeuten, und die Spieler erledigen den Rest.


Nur zur Klarstellung: Der Ringelpanzer schützt gegen Schnitte, nicht gegen Hiebe.  ;) Das tut der Gambeson drunter.

Hiebschaden = Slashing Damage im Sinne von D&D.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: felixs am 6.08.2023 | 09:06
Durch eine Brustplatte stechen kann man vergessen, aber das ist eben auch die dickste und dafür am ungünstigsten geformte Stelle.
Z.B. in Gelenknähe oder je nach Helmform am Kopf sieht das aber schnell ganz anders aus.

Der Normalfall ist aber der Angriff auf Stellen, die nicht durch Platte geschützt sind, sondern "nur" mit Kette und ggf. Gambeson o.Ä. darunter.
An Technik hat beides seinen Platz, der "normale" Stich ebenso wie das Durchschieben mit der eigenen Masse.

Das entspricht meinem Wissensstand.

Dachte schon, ich hätte das was versäumt und es gab noch andere Waffen und Techniken.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 6.08.2023 | 09:58
1.) Regeln die vom historischen Kampf "Mann gegen Mann" gedacht sind gehen meistens schief wenn die Monster dazukommen
<...>

3.) Was wäre denn die Folge so einer Regel ? Man nimmt mehrere Waffen mit und wählt die Beste aus. (Bei D&D hat man ja gerne eine Wuchtwaffe gegen Skelette dabei)

4.) Wenn das eh die Folge ist muss man es ja nicht so kompliziert machen. Es reicht zu sagen: Das Kettenhemd reduziert Hiebschaden um 3. dann werden Krieger schon zu was anderem greifen.

Ad 1, den Gedanken hatte ich ja auch schon -- bei 3E könnte man dann zB formulieren, dass eine Natural Armor von 6 oder mehr als äquivalent zu Heavy Armor gilt. Oder bei 5E dann "AC mindestens 16 mit dem Tag 'Natural Armor'".

Es gibt aber eben auch andere Spiele als D&D, wo Monster einfach nicht so häufig auftreten. Bei Conan zB ziemliche Ausnahme, da geht es 90% der Zeit gegen Menschen.

Ad 3/4, da hilft es vllt wenn man nicht alles durch die Spielerbrille betrachtet. NSCs haben ja meistens nur eine Waffe dabei - da kann man diese dann doch schön differenzieren, wenn man zB einen mit ner Mordaxt hinstellt, was wiederum den Heavy-SC zum Nachdenken anregen dürfte.
Ansonsten würde ich auf Spielerseite erwarten, dass man halt (wie gehabt) eine Backupwaffe dabei hat für Spezialfälle, aber sich generell bei steigendem Level auf seine hochmagische Hauptwaffe konzentriert, und sich eben darauf verlässt dass die magischen Boni etwaige Nachteile beim Schadenstyp ausgleichen.

--

Ich überlege gerade, wie ist das noch bei Splittermond? Da haben iirc manche Waffen einen "Piercing" Wert (keine Ahnung wie er nun heisst), der entsprechend viele Punkte Rüstungsschutz ignorieren lässt, aber keinen Vorteil gegen un- oder leichtgerüstete Gegner gibt.
Da wären nun meine Bedenken, zum einen ob sich die Unterscheidung lohnt, oder man nicht im Spiel besser dasteht wenn man lieber eine Waffe mit höherem Grundschaden nimmt. Zum anderen, ob das dann in der Abwicklung nicht wieder ein ähnliches Gefrickel ist wie bei Conan. Wenn man bei jedem Treffer wieder dazu sagen muss, wieviel Piercing man hat.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: caranfang am 6.08.2023 | 10:10
Haarspalterei, aber bist Du sicher, dass das so funktioniert?
Ich meine, man würde trotzdem nicht einfach durch die Rüstung stechen, sondern sich an geeigneter Stelle zwischen den Platten durcharbeiten.
Durch die Rüstung stechen kommt mir erstmal unplausibel vor. Ich lasse mich aber eines anderen belehren.
Ich hatte da etwas falsch in Erinnerung. Durch den Brustpanzer kommt man normalerweise nicht (außer er ist von minderer Qualität), aber die restliche Panzerung ist nicht so dick. Da kommt ein Scheibendolch schon durch.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Aedin Madasohn am 6.08.2023 | 10:46
aber die restliche Panzerung ist nicht so dick. Da kommt ein Scheibendolch schon durch.

am besten stellt man sich die Vollplatte als Ensembel unflexibler Stücke vor, die an den allseitsbekannten Gelenkstellen "nur" mit Leder, aufgenähten Kleinstücken, Kettengeflecht Schwebestücke vor der Achsel oder einfach nur Spaltmaß eines Geschiebes geschützt sind.

nachdem Ausdauer, Betäubungsschaden, gebrochene Knochen, zerdengeltes Geschiebe aus zwei aufrechten Mordaxtschlägern einen niedergeschlagenen "PanzerKrebs" am Boden herbeigeführt haben, wird an der vorbeigeschobenen Schwebescheide ein Scheibendolch ins Leder/Ketten-Acheslstück gerammt und dem unten Liegenden ein
"jetzt zahl endlich Lösegeld" zugeraunt (vergleichende Probe auf Einschüchterung  ;D ) und nur bei "hartnäckigen" Fällen solange durch die Schwachstellen der Plattenrüstung "gestochert", bis der Tode eintritt

alternativ ist der Wuchtschlag des stehenden Mordaxtschwingers auf den Helm des Liegenden dank des jetzt optimalen Schwerkraft-Schwungbahn-Axtkopfmasse-gegen statische-Masse-Ziel Wuchtschlag mortal. Selbst wenn der Helm "nur" nee Delle davonträgt, Hirnblutungen haben schon so manchen dahingerafft.

will man das jetzt alles verwursten, kommen halt die Distanzklassen mit ins Geschehen.
Grabbelt der eine bereits in den Nahstkampf und "stochert" mit dem Dolch gegen "nur noch Leder&Kette", dann kann der andere schlecht mit Distanzklasse Mittel für Beidhändigen Rundumwuchtschlag mit Mordaxt kommen wollen.

da geht es dann um:
- wo soll das in den Attackewurf? oder in die Parade? wie erwzinge ich Grabbling? oder Blocke es schon auf Distanz?
- nehme ich "Übergang zu Grabbling" als effektive Attackeserieunterbrechung der Mordaxt als Aktion oder Unterbrechende Parade ins System?

- womit löst sich der ge-Grabbelte von dem Grabbler? (Attackewurf erschwert um X als "Hebelgriff 3-8B mit der Mordaxt" wirft den Dolch-Grabbler räumlich zurück, bis in der nächsten Kampfrunde wieder geschlagen werden darf wegen Distanz Mittel? :think: )

- welche Umgebungsmodis soll es geben für dieses Unterlaufen der schweren Waffen bzw. der Unmöglichkeit, sich den Grabbler wieder wegzuhebeln?
offenes Feld vs. tiefhängender Äste im Gestrüpp.
offener Tanzsaal vs Meuchler-Gemenge im 1-Personen-Klo
weite Höhle gegen enge Grotte
:think:
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Ainor am 6.08.2023 | 10:57
Ad 1, den Gedanken hatte ich ja auch schon -- bei 3E könnte man dann zB formulieren, dass eine Natural Armor von 6 oder mehr als äquivalent zu Heavy Armor gilt. Oder bei 5E dann "AC mindestens 16 mit dem Tag 'Natural Armor'".

Kommt drauf an wieviel Details man haben will. Wenn jede Rüstung unterschiedlich sein soll dann ist es ja mit Leicht/Mittel/Schwer nicht getan.

Es gibt aber eben auch andere Spiele als D&D, wo Monster einfach nicht so häufig auftreten. Bei Conan zB ziemliche Ausnahme, da geht es 90% der Zeit gegen Menschen.

NSCs haben ja meistens nur eine Waffe dabei

Das römische Reich sagt nein. Und zumindest wichtige NSCs hätten dann ja vermutlich mehrere.

- da kann man diese dann doch schön differenzieren, wenn man zB einen mit ner Mordaxt hinstellt, was wiederum den Heavy-SC zum Nachdenken anregen dürfte.

Absolut richtig. Es ist viel besser zu sagen: "Da steht jemand mit einer panzerbrechenden Waffe" als "Da steht jemand" und wenn er trifft "er hat das Panzerbrechen Feat"

Ansonsten würde ich auf Spielerseite erwarten, dass man halt (wie gehabt) eine Backupwaffe dabei hat für Spezialfälle, aber sich generell bei steigendem Level auf seine hochmagische Hauptwaffe konzentriert, und sich eben darauf verlässt dass die magischen Boni etwaige Nachteile beim Schadenstyp ausgleichen.

Wie gesagt: das kann man auch ganz anders machen. Nichtmal bei D&D3 ist das notwendig.

Ich überlege gerade, wie ist das noch bei Splittermond? Da haben iirc manche Waffen einen "Piercing" Wert (keine Ahnung wie er nun heisst), der entsprechend viele Punkte Rüstungsschutz ignorieren lässt, aber keinen Vorteil gegen un- oder leichtgerüstete Gegner gibt.
Da wären nun meine Bedenken, zum einen ob sich die Unterscheidung lohnt, oder man nicht im Spiel besser dasteht wenn man lieber eine Waffe mit höherem Grundschaden nimmt. Zum anderen, ob das dann in der Abwicklung nicht wieder ein ähnliches Gefrickel ist wie bei Conan. Wenn man bei jedem Treffer wieder dazu sagen muss, wieviel Piercing man hat.

Also im D&D Dunstkreis denke ich Reduktion für die 3 Schadensarten plus eine Panzerbrechend Eigenschaft die diese Reduktion ignoriert wäre praktikabel. Das ist ja dann auch nichts anderes als das was einige Monster eh schon haben.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: caranfang am 6.08.2023 | 11:25
am besten stellt man sich die Vollplatte als Ensembel unflexibler Stücke vor, die an den allseitsbekannten Gelenkstellen "nur" mit Leder, aufgenähten Kleinstücken, Kettengeflecht Schwebestücke vor der Achsel oder einfach nur Spaltmaß eines Geschiebes geschützt sind.
Nein, denn Du irgnorierst hier die Tatsache, dass die Rüstungsplatten, nicht überall gleich dick sind. Der Brustpanzer ist am dicksten, aber alle anderen Platten sind dünner, weil hier auch das gewicht eine Rolle spielt. Wären sie genauso dick, wären sie zu schwer. und beim Scheiben dolch sollte man eines nicht vergessen. man stich nicht im Stehen auf jemanden ein wie mit einem gewöhnlichen Dolch. Man benutzt ihn, um einen auf den Boden liegenden Gegner abzustechen. Der Dolch ist so konstruiert, dass man sein gesamtes Körpergewicht (inklusive der schweren Rüstung) in den Stoß stecken kann. Und je kleiner die Spitze des Dolches, desto höher der Druck. Das hält nicht jeder Rüstung aus.

Ein häufig ignoriertes Merkmal von Rüstungen ist die Qualität. High-End-Produkte, die die Jahrhunderte überdauert haben, halten auch viel aus. Die einzelne Delle in den bis heute erhaltenen Brustpanzern ist kein Gefechtsschaden sondern ein Qualitätsmerkmal. Sie weist daraufhin, dass dieser Panzer den Beschuss durch die bis dato modernsten Schusswaffen (erst Armbrüste, später Feuerwaffen) standgehalten hat. Aber diese Rüstungen gehörten reichen Adligen. Der gewöhliche Soldat erhielt eine Rüstung minderer Qualität (oder sogar eine veraltete Rüstung). Und die hält nicht so viel aus. (Hier sind mittelalterliche Illustrationen sehr hilfreich, denn sie zeigen, wie man wirklich bewaffnet war.)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 6.08.2023 | 11:39
Dachte schon, ich hätte das was versäumt und es gab noch andere Waffen und Techniken.
Es gab den Bratspieß (wurde historisch tatsächlich so genannt) oder "Bohrschwert". Demnach das Ding beritten benutzt wurde, konnte man damit durchaus auch einen Harnisch durchbohren. Das ist aber das einzige mir bekannte "Schwert", das dazu gedacht war, und auch sehr speziell und wenig verbreitet.

Der Ahlspieß geht durch Ringelpanzer, bei Platten rutscht er wohl auch eher ab.

BTW: an europäischen Schwertern ist nicht nur die Klinge als Waffe einsetzbar. Die Kreuzstange, der Knauf - das sind alles im Nahkampf verwendbare Waffen. Glaubt man der Darstellung in der Gladiatoria, konnte man so manchen Knauf auch abschrauben und als Wurfwaffe verwenden... ;)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 6.08.2023 | 11:52
Es kristallisiert sich mal wieder mehr und mehr heraus, warum ich mich vom "simulierenden" Rollenspiel allgemein und den erbsenzählerischen Extremen dieser Schule insbesondere praktisch verabschiedet habe. Man kriegt halt massig zusätzlichen Aufwand und Diskussion, aber ob am Ende dann tatsächlich mehr Glaubwürdigkeit herauskommt, steht noch mal in einer ganz anderen Bücherei. ;)

In der Praxis würde ich mir aus "Realismus"-Sicht überlegen, daß in einer Zeit und Welt, in der Rüstungen nun mal zum kämpferischen Alltag gehören und praktisch alle Waffen immer noch "nur" mit meist menschlicher Muskelkraft angetrieben werden, die Tricks und Kniffe, mit denen man sich mit der Waffe, die man gerade in der Hand hat, an Schild und Rüstung möglichst gut vorbeimogelt, vermutlich schlicht zum normalen Training für diese gehören werden und die genaue einzelne Waffe also höchstens noch beeinflußt, mit welchen Manövern und Bewegungsabläufen man dieses Ziel in Situation XY ausgehend von Moment Z nun am besten erreicht. Das muß ich dann aber gar nicht mehr zwingend kleinteilig mitmodellieren, denn das ist eigentlich durch die jeweilige Waffenfertigkeit (wie immer das verwendete System die nun darstellt) schon von vornherein mit abgedeckt...
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: caranfang am 6.08.2023 | 12:05
BTW: an europäischen Schwertern ist nicht nur die Klinge als Waffe einsetzbar. Die Kreuzstange, der Knauf - das sind alles im Nahkampf verwendbare Waffen. Glaubt man der Darstellung in der Gladiatoria, konnte man so manchen Knauf auch abschrauben und als Wurfwaffe verwenden... ;)
Das bezweifle ich, denn der Knauf hält das Schwert zusammen. Wenn man ihn abschraubt, um ihn als Wurfwaffe zu verwenden, fällt das schwert auseinander...
Der Ahlspieß geht durch Ringelpanzer, bei Platten rutscht er wohl auch eher ab.
Der Ahlspieß wurde für den Kampf gegen Plattenharnische entwickelt. Er sollte auch nicht die Platten direkt durchstoßen. Man versucht ihn in die schwächer geschützen Lücken zu stoßen. Ringelpanzer waren zu diesem Zeitpunkt übrigens schon längst veraltet, auch wenn sie in einigen Gegenden der Welt noch lange verwendet wurden.
Es gab den Bratspieß (wurde historisch tatsächlich so genannt) oder "Bohrschwert". Demnach das Ding beritten benutzt wurde, konnte man damit durchaus auch einen Harnisch durchbohren. Das ist aber das einzige mir bekannte "Schwert", das dazu gedacht war, und auch sehr speziell und wenig verbreitet.
Das ist nur eine Theorie einiger Historiker. Im Allgemeinen geht man davon aus, dass der Panzerbrecher genauso verwendet wurde, wie fast alle damals auf Stoß ausgelegte Waffen. Man sollte damit auf die Schwachstellen des Plattenharnischs zielen und ihn einer Halbschwerttechnik zustoßen.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 6.08.2023 | 12:22
Kommt drauf an wieviel Details man haben will. Wenn jede Rüstung unterschiedlich sein soll dann ist es ja mit Leicht/Mittel/Schwer nicht getan.

Das würde freilich sehr schnell in unglaublichen Buchhaltungsaufwand eskalieren. Was aber gar nicht nötig ist, wenn man stattdessen sagen kann: leichte und mittlere Rüssis decken nur einen Teil des Körpers ab. Man kann davon ausgehen, dass der Kämpfer automatisch versucht, ungedeckte Bereiche zu treffen. Während schwere Rüstung eben - wir definieren das einfach so - den ganzen Köper so gut bedeckt, dass es schwierig ist eine Lücke zu treffen. Darum ist panzerbrechende Wirkung nur bei solchen schweren Rüstungen relevant.


Zitat
Das römische Reich sagt nein. Und zumindest wichtige NSCs hätten dann ja vermutlich mehrere.

Die Erfahrungen an den Spieltischen mögen variieren, aber wenn ich mal die letzten 100 Gefechte gegen humanoide Gegner auflisten würde, hätte bestimmt nur eine kleine Minderheit davon mehr als eine Nahkampfwaffe im Statblock stehen, und ich wüsste jetzt nicht zu sagen, wann es das letzte Mal zum .Einsatz. einer Backupwaffe kam.

Zitat
Also im D&D Dunstkreis denke ich Reduktion für die 3 Schadensarten plus eine Panzerbrechend Eigenschaft die diese Reduktion ignoriert wäre praktikabel. Das ist ja dann auch nichts anderes als das was einige Monster eh schon haben.

Hmmmh aber in D&D ist halt Schadensreduzierung durch Rüstung doch sehr die Ausnahme. Müsste man quasi extra dafür neu einführen. Was dann wieder einen Rattenschwanz an Balance-Effekten nach sich zöge.
Auch da wieder den Vergleich zu Conan D20. Rüstung bietet dort etwa die gleiche DR, die sie in 3E als AC-Bonus verleiht. Also Kettenhemd 4 Punkte, Vollplatte 8, so in der Art. Resultat ist dort, dass schwere Rüstung einfach immer besser ist als leichte, und gleichzeitig auch bei den Waffen immer gilt, je größer und fetter desto besser. Die meisten Klassen können dort ohne Abzüge mit 2 Waffen kämpfen, ohne einen einzigen Feat dafür auszugeben, und trotzdem sind TWFer gegenüber THFern uneinholbar im Nachteil.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Quaint am 6.08.2023 | 12:31
Ich weiß aber letztlich auch nicht so genau, wohin der Thread führen soll. Feuersänger scheint ja an einer Homebrew Lösung im DnD Dunstkreis interessiert. Und da muss ich halt sagen, DnD ist von Simulation eh weit weg. Und zumindest der 5e ist ja auch komplexe Buchhaltung zuwider. Da wäre ich dann wirklich für ein paar neue Waffeneigenschaften a la +2 Angriff gegen schwere Rüstung (bei Monstern entscheidet der DM ob schwere Rüstung vorliegt) und dann halt vielleicht auch nen ausgleich dafür, vielleicht etwas weniger Grundschaden, bei ner Mordaxt vielleicht 1d10 statt 1d12. Kann man ja evtl. auch ein paar entsprechende magische Eigenschaften machen.

Und sonst gibt es ja einfach sehr viele Regelwerke, die das ganze mal so mal so regeln und wie gut man das findet und wie man damit zurechtkommt ist ja nun individuell. Ich für meinen Teil bin mit einer Regelung a la Arcane Codex oder Witcher recht glücklich.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Aedin Madasohn am 6.08.2023 | 12:38
hallo caranfang

dass die Rüstungsplatten, nicht überall gleich dick sind


es reicht, dass die Platte gegen dieses Drauffallen mit vorgestellten Dolch (vor die eigene Brustplatte gehalten und Bauchklatscher gerufen) fest genug ist, so dass der Drauffallende mit der Spitze schlicht abrutscht.
auch für ein Durchdrücken der schwächeren Neben-Platte ist sie noch immer zu fest.
die Nebenplatten sollten ja noch immer einen Streich mit einem Schwert standhalten 

in den Spalt gesteckt (einen Metallbearbeitungsmeißel setzt man ja auch erst an und gibt dann den Hammerschlag) und dann hineingetrieben per
Körper&Panzergewicht
(mit Knie gegrückt, Panzerfaustschlag wie Hammer - Kraftansetzung nach Maß, ob töten oder zur Aufgabe zwingen herauskommen soll) 

ein Ringelpanzerhemdträger wird mit Drauffallen durchbohrt (Ringe werden aufgesprengt). Oder wenn Graf X nur eine schöne aber leichte Reisebrigantine trug.

hier einmal eine - Achtung realistische - Zeichnung für den reinen handgeführten Stoß in die schwächeren Stellen bei gotischen Harnisch-Trägern. Helm-Brustpanzer-Spalt und Leistengegend-Ketten-Geflecht
https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Ms.XIX.17-3#/media/File:Ms.XIX.17-3_20v.png (https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Ms.XIX.17-3#/media/File:Ms.XIX.17-3_20v.png)

@Qualität der Rüstungen
es gab Blech-Schaurüstungen aus der Presse (Trompetenblechstärke), auf die falsches Geschiebe samt Ornament einer hochadligenwürdigen-Rüstung nur eingepresst war ;D
da kommt man natürlich auf Anhieb  ~;D mit irgendeiner Klinge durch


 
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 6.08.2023 | 12:56
Das bezweifle ich, denn der Knauf hält das Schwert zusammen. Wenn man ihn abschraubt, um ihn als Wurfwaffe zu verwenden, fällt das schwert auseinander...
Kommt drauf an, wie das Schwert gebaut ist - auch da gibt's verschiedene Varianten. Und wenn der Griff eingebrannt ist, fällt da erstmal nichts auseinander.
Möglich ist es - aber ob es sinnvoll ist? Jedenfalls gibt's dazu eine Technik in einem Fechtmanual plus Abbildung.

Zitat
Der Ahlspieß wurde für den Kampf gegen Plattenharnische entwickelt. Er sollte auch nicht die Platten direkt durchstoßen. Man versucht ihn in die schwächer geschützen Lücken zu stoßen. Ringelpanzer waren zu diesem Zeitpunkt übrigens schon längst veraltet, auch wenn sie in einigen Gegenden der Welt noch lange verwendet wurden.
Das ist falsch. Der Ahlspieß war u.a. eine Waffe der Stadtgarde - und deren Zusammenstöße mit gotischen Vollharnischen dürften eher selten gewesen sein. Kettengeflecht findet man außerdem bis ins 17. Jhdt an diversen Rüstungsteilen. Nur weil das "Kettenhemd" nicht mehr in Gebrauch war, war das Ringelgeflecht nicht verschwunden.
Zitat
Das ist nur eine Theorie einiger Historiker. Im Allgemeinen geht man davon aus, dass der Panzerbrecher genauso verwendet wurde, wie fast alle damals auf Stoß ausgelegte Waffen. Man sollte damit auf die Schwachstellen des Plattenharnischs zielen und ihn einer Halbschwerttechnik zustoßen.
"Im Allgemeinen" gibt es dazu gar keine Meinung, weil die Kunsthistoriker sich damit nicht beschäftigen, es den Historikern egal ist und die Militärhistoriker sich meistens mit größeren Zusammenhängen befassen. Übrig bleiben die wenigen Nerds, die wissen wollen, wozu die Dinger da waren - und die verbleiben mit wenigen Originalen und noch weniger schriftlichen Belegen, von denen wiederum mehr als die Hälfte bestenfalls romantisierte Darstellungen sind.
Die Originale haben jedenfalls einen Griff für eine Hand, und die wenigen Darstellungen zeigen einen fast lanzenähnlichen Gebrauch (aber das sind meisten Illustrationen für irgendeine Geschichte).
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Gwynplaine am 6.08.2023 | 13:57
Hârnmaster:

Jede Waffe hat einen Wert für Blunt, Edge und Point.
Jede Rüstung je Zone einen entsprechenden Schutzwert gegen die drei Schadensarten (plus Feuer/Frost) und kann je nach Zone auch kombiniert/übereinander getragen werden (z.B. Kette über Gambeson)

Beim Treffer ermittelst Du zuerst die Trefferzone (ein Würfelwurf) und schaust dann, welchen Schaden du in der jeweiligen Zone verursachst (Schadenswert minus Rüstungswert). Das was überbleibt ist die effektive Wucht und je höher um so drastischer ist der Schaden (reicht je nach Zone von Kratzer bis zu Amputation/direkter Tod).
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 6.08.2023 | 14:00
@Quaint: ja, ich wollte halt einerseits gerne mal wissen wie andere Systeme das so machen, und ob das irgendwo wirklich elegant gelöst worden ist. Und natürlich mit dem Hintergedanken, ob man so eine Lösung dann in D&D-artige importieren könnte.

--

Zum Thema Estoc (aka Panzerbrecher aka Bratspieß und was für Namen das Teil sonst noch hatte), da habe ich tatsächlich in einem Buch einen zeitgenössischen Bericht über ein Duell. Bin aber im Urlaub und komme da erst in ein paar Wochen wieder ran. Dann such ich das gerne mal raus.
Wer so lang nicht warten will, es ist in "The Sword and the Centuries" von Alfred Hutton. ^^
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 7.08.2023 | 11:13
Ja. Mit detailierten Waffenwirkungen aber eben auch weil man schnell "Rüstung umgehen" oder Trefferzonenregeln braucht.

Ich wollte nicht darauf hinaus, dass man sich damit zwingend mehr Komplexität reinholt, sondern dass die detaillierte Verregelung von Waffengeschwindigkeiten der Art "Das Schwert hat 3 Angriffe, wo der Kriegshammer 2 Angriffe hat" aus simulationistischer Sicht grundsätzlich ein Irrweg ist.

Die höhere Waffengeschwindigkeit zeigt sich, wo sie den Ersttreffer oder allgemein den Treffer ermöglicht, aber nicht in der Form, dass man pro gegebenem Zeitraum mehr Angriffe raushauen kann - da sind andere Faktoren eben viel, viel relevanter (s.o.).

Unterm Strich ist dieser Gedanke von der Waffengeschwindigkeit, wenn es wirklich um Angriffe pro Runde bzw. pro Zeiteinheit X geht, etwa so zielführend wie der Vergleich von vollautomatischen Feuerraten bei magazingefütterten Schusswaffen. Das lässt sich isoliert schön messen und vergleichen, Praxisrelevanz hat es aber nicht bzw. an anderer Stelle: dann wird mit der Waffe anders trainiert und im Kampf agiert, aber am Ende stehen eben nicht schön reproduzierbar mehr oder weniger Angriffe pro Zeiteinheit.

Mir ging es nur darum: man kann schlecht D&D-mässig sagen alle Waffen werden erstmal gleich behandelt, aber beim Treffer wird dann die Wirkung der Waffe gegen die Rüstung realisitisch ausgewertet (Und entsprechend schwere Waffen schneiden gut ab).
Das ist halt auch nicht sehr realistisch.

Doch, man kann durchaus abstufen und etwa sagen: bis zu dieser Einflussgröße modelliere ich und alles andere lasse ich hinten runter fallen (je nach Spielausrichtung werden ja sowieso verschiedene Bereiche unterschiedlich detailliert umgesetzt).

Oder man greift tatsächlich nur einzelne Elemente für eine einigermaßen realistische Regelung raus, um deren Effekte mitzunehmen (hier: glaubwürdige Interaktion von Waffen und Rüstungen, ggf. auch inklusive Auswirkungen auf das Setting in der Art: Wer nutzt wo was?), bleibt aber anderswo bei explizit unrealistischen Ansätzen, weil man davon andere Vorteile für die Spielpraxis hat.

Sonst müsste ich ja auch gleich die ganze Hitpoint- und Level-Geschichte rausschmeißen und völlig neu aufziehen oder direkt ein ganz anderes Regelwerk nehmen - auf den Standpunkt kann man sich stellen, ich teile diese Einordnung aber nicht. Man kann zumindest in vielen Kombinationen relativ nathlos mischen.
Auch wenn mir der reflexartige Blick in mMn querschnittlich nicht sonderlich vergleichbare Medien oft auf den Keks geht, sage ich hier trotzdem mal: Machen einige Actionfilme auch ;)


ja, ich wollte halt einerseits gerne mal wissen wie andere Systeme das so machen, und ob das irgendwo wirklich elegant gelöst worden ist. Und natürlich mit dem Hintergedanken, ob man so eine Lösung dann in D&D-artige importieren könnte.

Mit der offenen Frage bekommst du eben wie gesagt viel Beifang, der für sich sogar funktionieren kann, aber nicht in die D&D-artigen eingefügt werden kann.

Grundsätzlich ist das mit "+X gegen Rüstung Y" ja schon recht nahrhaft und sollte im Grunde für den angepeilten Zweck ausreichen.

Ansonsten gäbe es etwa noch den Ansatz von K. Crawford/Sine Nomine (der Herr Crawford macht z.B. die ganzen "X without Number"-Spiele und Wolves of God):
Manche Nahkampfwaffen haben einenen sog. Schock-Wert in der Notation "1 point/AC 15", was bedeutet: bei einem gescheiterten Angriffswurf richten sie trotzem einen Punkt Schaden an, es sei denn die AC ist höher als 15.

Das sind dann eben die nicht ganz so tollen Treffer und je nach Perspektive auf die Hitpoints die allgemeine Bedrohungshöhe.
Ist ein bisschen Geschmackssache, ob man mit so einer Art gefühltem Auto-Treffer spielen will, aber grundsätzlich finde ich das einigermaßen folgerichtig.

Die Sine Nomine-Spiele machen mit dem Ansatz gar nicht so viel, aber für panzerbrechende Waffen könnte man ja durchaus aufdrehen auf "5 points/AC 20" o.Ä.

Ob man dann noch nach Rüstungsarten oder AC-Wert staffelt, sei dahingestellt - wird wahrscheinlich zu fummelig.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 7.08.2023 | 11:24
Wer so lang nicht warten will, es ist in "The Sword and the Centuries" von Alfred Hutton. ^^
Den würde ich mit Vorsicht genießen. Er und Edgerton Castle* sind für so viel Unsinn verantwortlich, weil sie einfach mit dem viktorianischen Überlegenheitsanspruch an alles rangegangen sind. Wenn man grundlegend davon ausgeht, dass die eigene Fechtmethodik die Spitze einer linearen Evolution darstellt, sind Forschungsergebnisse ... beeinträchtigt ... um es mal höflich auszudrücken.

*)In "Schools and Masters of Fencing" bezeichnet er z.B. die Bologneser Tradition als "Zeitalter der bizarren Huten", weil er schlicht weder Methode noch Didaktik verstanden hat.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 7.08.2023 | 14:49
Das mag sein, aber dieses Buch ist eigentlich primär eine Zusammenstellung von Augenzeugenberichten über diverse Jahrhunderte, von iirc jeweils gleichwertigen Duellen. Einer zB dreht sich darum, wie sich zwecks Gottesurteil zwei Bauern mit Knüppeln zu Klump hauen müssen. Andere handeln von Wettkämpfen um Geld, die dennoch ziemlich blutig werden konnten und wo teilweise Duellanten beschissen haben (indem sie zB eine Pistole in die Arena geschmuggelt haben). Etwaige Kommentierungen von Hutton kann man ja dann immer noch mit einem Körnchen Salz nehmen. ^^
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Matz am 7.08.2023 | 15:39
Das ist ein Thema das auch Mir immer wieder mal in den Sinn geht, auch weil ich meine Kämpfer gerne Waffen wechseln lasse, was im Endeffekt bei 5e nur Kosmektik ist. Die verschiedenen Modifikationen für Waffentyp und Rüstungsart erzeugen im Endeffekt aber auch immer wieder MEHR Denkarbeit und Rechenkram. Jetzt wo wir hauptsächlich mit Fantasygrounds arbeiten könnte ich mir vorstellen entsprechende Effekte einzuarbeiten...
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Eismann am 7.08.2023 | 16:12
Die Herausforderung ist halt sowas wie Reichweite, Schnelligkeit, Angriffsart (Stoß, Schwung etc.), Art des Schadens, Art der Rüstung, Abdeckung des Körpers etc. mit möglichst wenig Aufwand für den Spieler irgendwie zusammenzufrickeln. Da scheitert es dann meist dran. Und da haben wir noch gar nicht mit irgendwelchen Fechtmanövern, Umgebungssituationen, mehreren Kämpfern, Gedränge vs. Duell etc. angefangen.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 7.08.2023 | 16:45
Um auch mal wirklich was zum Thema beizutragen: Ich hab aufgegeben, das alles in ein RPG-System pressen zu wollen. Was ich von Genesys gelernt habe ist, einen Wurf narrativ zu interpertieren. Wenn der Angriffwurf gelingt, und X Schaden verursacht, ist das nur das Ergebnis aller Faktoren.
D.h. die Waffe hat entweder eine Lücke in der Rüstung gefunden, oder die Wucht wurde nicht ganz abgefangen, die Parade war zu starr, etc. pp. Je nach Spieler, lasse ich das aus Charaktersicht oder aus Gegnersicht beschreiben (wenn ich das machen muss/soll).

Ich finde mittlerweile das abstrakte D&D-System in der Hinsicht recht OK - komplexe Systeme werden schnell kompliziert, ohne einen echten Mehrwert zu bieten.

Was ich hingegen gut finde ist die Einteilung der Waffen, die A5e macht - nach Schadenswürfeln. Da ist die Tabelle also in 1d4, 1d6, 1d8, usw. geordnet.

Die Combat Maneuvers bringen dann auch noch etwas mehr Flair in den Kampf, machen aber eben nicht ausschließlich mehr Schaden, sondern erzeugen taktische Vorteile.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: felixs am 7.08.2023 | 16:58
Ich finde, das wesentliche Problem an D&D ist eine absurd geringe Tödlichkeit (auf höheren Stufen jedenfalls). Das ist natürlich gewollt und für den üblichen Spielstil absolut notwendig. Beisst sich aber mit jeglichem Anspruch an Realismus.

Ansonsten stimme ich der Meinung zu, dass ein handhabbares System eine gute Sache ist und dass man sich sehr gut mit narrativer Ausschmückung behelfen kann. Bringt uns in Sachen Realismus zwar nur eingeschränkt weiter, ist aber meist wahrscheinlich eh kein Problem, da man bei D&D eher nicht gegen (normale) Menschen kämpft.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: unicum am 7.08.2023 | 17:31
Es gibt eben auch eine solche unzahl von Waffen, welche im Rollenspiel so schön gemischt werden, dann noch die Bandbreite der Rüstungen dazu - zusätzlich noch solche die historisch eher nicht so belegt sind (Stichwort Lederrüstung, oder es macht jemand den Siegfried und badet in Drachenblut) dann "passiert" es im Rollenspiel eben auch mal das ein Samurai mit seinem Katana auf einen Reiterharnisch aus der Renaisance schlägt.

Also dinge welche es in der "Realität" so nicht gegeben hat aber im Rollenspiel eben doch schon mal vorkommen können,...

Ist nicht einfach da eine Lösung zu finden - da muss man imho abstrahieren, es geht garnicht anderst.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 7.08.2023 | 19:43
Die Herausforderung ist halt sowas wie Reichweite, Schnelligkeit, Angriffsart (Stoß, Schwung etc.), Art des Schadens, Art der Rüstung, Abdeckung des Körpers etc. mit möglichst wenig Aufwand für den Spieler irgendwie zusammenzufrickeln. Da scheitert es dann meist dran. Und da haben wir noch gar nicht mit irgendwelchen Fechtmanövern, Umgebungssituationen, mehreren Kämpfern, Gedränge vs. Duell etc. angefangen.

Wenn man von ganz unten bei irgendwelchen Details anfängt und nach oben baut, ufert es natürlich aus.

Aber man fährt meist ganz gut damit, ein paar verschiedene "Trichter" (also etwa: Waffe/Rüstung/Situation/Taktik/...) zu bilden und dort dann zu schauen, wie detailliert man es machen kann und will, ohne sich riesigen Aufwand einzuhandeln.

Nur mal so als Datenpunkt: GURPS macht alles von den genannten Punkten, versteigt sich aber selbst in der Grappling-Erweiterung nicht dazu, konkrete Techniken zu verregeln, sondern "nur" abstrakt beschriebene Technikgruppen.


Also dinge welche es in der "Realität" so nicht gegeben hat aber im Rollenspiel eben doch schon mal vorkommen können,...

Ist nicht einfach da eine Lösung zu finden - da muss man imho abstrahieren, es geht garnicht anderst.

Ein bisschen abstrahieren muss man, klar. Aber solche Spekulationen machen doch gerade für die Simulationisten einen großen Reiz aus (man schaue nur mal in das altehrwürdige Twilight: 2000-Forum...).
Setzt natürlich voraus, dass man halbwegs auf einer Linie ist. Aber wenn das nicht gegeben ist, hat man sowieso ständig Verwerfungen im Spiel.

Ansonsten stimme ich der Meinung zu, dass ein handhabbares System eine gute Sache ist und dass man sich sehr gut mit narrativer Ausschmückung behelfen kann. Bringt uns in Sachen Realismus zwar nur eingeschränkt weiter...

Andererseits bringen jene, die gerne etwas mehr Realismus im Spiel hätten*, meist auch genug Fachkenntnis mit, um gröbere Regeln dahingehend "mit Leben zu füllen", dass sie die Ergebnisse entsprechend beschreiben.
Die brauchen also paradoxerweise am wenigsten eine handfeste Regelgrundlage :think:

*In Abgrenzung von den Momenten, wo man sich mit einem vorgeschobenen Realismus-Argument einen Vorteil in die eigene Tasche labern will.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 7.08.2023 | 19:48
Andererseits bringen jene, die gerne etwas mehr Realismus im Spiel hätten*, meist auch genug Fachkenntnis mit, um gröbere Regeln dahingehend "mit Leben zu füllen", dass sie die Ergebnisse entsprechend beschreiben.
Die brauchen also paradoxerweise am wenigsten eine handfeste Regelgrundlage :think:

Andererseits gilt natürlich: wenn die Regeln den Spielern die fehlende Fachkenntnis überhaupt erst vermitteln sollen, dann ufert die Sache wahrscheinlich erst recht aus. Schließlich kommt dann der Lehrbuchanteil logischerweise noch dazu. ;)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 7.08.2023 | 20:13
Da wüsste ich zumindest kein Beispiel, in dem das in unmittelbarem Zusammenhang mit den Regeln in nennenswertem Umfang auftritt.
Also so, dass man da irgendwas tatsächlich in der Tiefe verstehen soll und nicht nur gesagt bekommt: so isses.

Mir fallen nur Beispiele ein, wo das getrennt gemacht wurde, d.h. teils sogar eher schlanke Regeln und parallel dazu Informationsbände ohne (neue) Regeln, dafür aber mit Tipps, wie man das im Regelwerk anwendet. Oder schlicht im Regelwerk der Hinweis auf entsprechende Fachliteratur.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 8.08.2023 | 05:56
Andererseits bringen jene, die gerne etwas mehr Realismus im Spiel hätten*, meist auch genug Fachkenntnis mit
<snip>

*In Abgrenzung von den Momenten, wo man sich mit einem vorgeschobenen Realismus-Argument einen Vorteil in die eigene Tasche labern will.

Witzig, ich musste gerade vielmehr an die Fraktion denken, die primär mit Phantomwissen glänzt. So Marke "in Vollplatte kann man sich kaum bewegen" oder "Kettenhemden sind völlig nutzlos gegen jede Art von Stichwaffe" und was dergleichen Unfug mehr kursiert. Da glaube ich zwar, dass da die Aufklärungsquote heute viel besser ist als vor sagen wir 20 Jahren - nicht zuletzt dank Wikipedia und einschlägigen engagierten Youtubern - aber Blödsinn wird halt auch heute noch verbreitet. (Bspw kürzlich ein YT-Video gesehen, wo einer Ketten- und Plattenpanzer destruktiv getestet hat -- aber halt leider den billigsten Indienschrott aus offenen Baustahlringen bzw Wabbelblech. Und da geht dann halt wirklich so ziemlich alles durch.)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 8.08.2023 | 08:51
aber Blödsinn wird halt auch heute noch verbreitet. (Bspw kürzlich ein YT-Video gesehen, wo einer Ketten- und Plattenpanzer destruktiv getestet hat -- aber halt leider den billigsten Indienschrott aus offenen Baustahlringen bzw Wabbelblech. Und da geht dann halt wirklich so ziemlich alles durch.)
Ich sage nur Shadiversity, der "Schwerter" der Marke Honshu toll findet - bei denen hat das einhändige Schwert 2 kg... >;D

Ich bin ja von "Realismus" im RPG inzwischen ziemlich weg. "Glaubwürdigkeit" will ich haben - und das bedingt eben eine innere Logik, die auch je nach Setting variieren kann. Bei Spelljammer passen cinematische Aktionen einfach super, die ich z.B. in Mittelerde peinlich finden würde (auch ein Punkt, der mir Rings of Power vermiest hat - aber nur einer von vielen). Und wenn magische Waffen im Spiel sind, dann können die auch mondäne Rüstungen durchschlagen (Kennt jemand den YT-Clip, wo man einen GoT-Kampf mit Lichtschwertern versehen hat? Plötzlich macht die Choreo sogar Sinn!).
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 8.08.2023 | 09:52
Da wüsste ich zumindest kein Beispiel, in dem das in unmittelbarem Zusammenhang mit den Regeln in nennenswertem Umfang auftritt.
Also so, dass man da irgendwas tatsächlich in der Tiefe verstehen soll und nicht nur gesagt bekommt: so isses.

Mir fallen nur Beispiele ein, wo das getrennt gemacht wurde, d.h. teils sogar eher schlanke Regeln und parallel dazu Informationsbände ohne (neue) Regeln, dafür aber mit Tipps, wie man das im Regelwerk anwendet. Oder schlicht im Regelwerk der Hinweis auf entsprechende Fachliteratur.

Oh, ich denke, GURPS kommt der Sache zumindest schon recht nahe. >;D

Allerdings ging's mir auch weniger um das Auflisten von konkreten Beispielen und mehr um die Frage, ob ein Rollenspiel unbedingt auch noch versuchen soll, überhaupt irgendeinen Belehrungsauftrag an uns arme unwissende Laien zu erfüllen. Und da geht zumindest meine Antwort doch recht eindeutig in Richtung "nein, danke".
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 8.08.2023 | 10:24
Oh, ich denke, GURPS kommt der Sache zumindest schon recht nahe. >;D

Allerdings ging's mir auch weniger um das Auflisten von konkreten Beispielen und mehr um die Frage, ob ein Rollenspiel unbedingt auch noch versuchen soll, überhaupt irgendeinen Belehrungsauftrag an uns arme unwissende Laien zu erfüllen. Und da geht zumindest meine Antwort doch recht eindeutig in Richtung "nein, danke".

Unter anderem GURPS hatte ich im Hinterkopf und da ist es eben wie geschrieben: die Regeln sind das Ergebnis der Recherche auf Autorenseite, aber da wird nichts ausufernd vermittelt, sondern "nur" das Endergebnis geliefert.
Wer tiefer einsteigen will, muss woanders schauen - aber GURPS liefert eben auch saubere Quellenangaben.

Und genau in der Form bleibt das Ganze eben ein Angebot. Wer nicht mehr wissen will, kann bei den gelieferten Regeln bleiben und fertig.

Ich nehme das auch nicht als Belehrung von oben herab wahr, wie es in deiner Formulierung durchscheint. Wenn sich ein Regelwerk an der Realität orientiert und ich von dem Thema keine Ahnung habe, dann lerne ich eben was dazu. Ist doch in anderen Kontexten auch nicht anders. Ich laufe ja nicht - leicht überspitzt - durch die Welt und sage: "Näh, ich will hier gar nichts mitnehmen - etwas gelernt wird nur mittwochs von 19 bis 21 Uhr!"


Witzig, ich musste gerade vielmehr an die Fraktion denken, die primär mit Phantomwissen glänzt. So Marke "in Vollplatte kann man sich kaum bewegen" oder "Kettenhemden sind völlig nutzlos gegen jede Art von Stichwaffe" und was dergleichen Unfug mehr kursiert.

Kommt wohl schwer auf das Umfeld an. Mir begegnet seit längerem sogar viel eher die Überkorrektur (!), aber der Normalfall ist schon deutlich, dass die Spieler das Regelwerk erst mal so nehmen, wie es ist.
Das ist ja auch mein Kerngedanke, wenn es um kleine Fitzelchen Realismus geht: wenn man das Regelwerk sowieso nimmt wie geschrieben, stört einen das auch nicht und bedient zugleich diejenigen, die es gerne etwas schlüssiger hätten.

Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: tartex am 8.08.2023 | 10:31
Wenn der Designer das ganze Ding nicht sauber überblickt, entstehen Regelungslücken und Regelartefakte und wenn die Spieler die Regeln nicht überblicken, kommt irgendwelches quasi abergläubisches Verhalten zustande.

Das klingt doch beinahe nach dem echten Leben.  >;D Für Simulationisten also durchaus zu begrüßen!!  :headbang:

Man muss ja nur 2 beliebigen Waffen-Nerds bei einem Streitgespräch zuhören, dann kriegt man schnell raus, dass keiner die Regeln der realen Welt auf die gleiche Weise überblickt.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 8.08.2023 | 10:43
Wenn das Gespräch nicht im luftleeren Raum stattfindet und kein Ego im Spiel ist, kommt man aber auch recht schnell auf einen Nenner.

Ich habe auch ein paar Leute an der Hand, mit denen ich mich regelmäßig in einer Weise unterhalte, dass der von dir beschriebene Eindruck entstehen könnte.
Da "streiten" wir uns aber um 1-2% und die 98% Schnittmenge, über die wir einfach nicht mehr reden müssen, hört man eben nicht raus ;)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Zanji123 am 8.08.2023 | 10:58
in SotDl gibt's Alternativ Regeln für "Damage Reduction Armor" (allerdings kein Fixwert sondern der Schaden wird um 1D X verringert) dazu kannst du dann noch beschädigte Rüstungen und deren Auswirkung darstellen (ist etwas mehr Rechenarbeit daher ham wir das nicht)

ein weiterer Zusatz gibt dann Waffen bestimmte Merkmale die sie besonders effektiv gegen gewisse Rüstungen machen oder es möglich macht andere Waffen damit abzufangen und ggfls sogar zu zerstören.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: felixs am 8.08.2023 | 11:26
Übrigens auch noch ein interessantes Thema: Die Abnutzung von Waffen und Rüstungen, bzw. deren Beschädigung.

Ich erinnere mich an den Bruchfaktor bei DSA 3, den ich eigentlich ganz gut fand. Ansonsten haben wir, soweit ich mich entsinne, nie mit Abnutzungsregeln für Waffen und Rüstungen gespielt.

Gerade ein Schild sollte der Sache nach recht schnell Reparaturbedarf haben. Und ein wuchtiger Kontakt zwischen (Schutz-) Waffen sollte ebenfalls schnell reparaturwürdige Spuren hinterlassen.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: tartex am 8.08.2023 | 11:32
Abnützung kann man gut über "Patzerregeln" darstellen - anstatt irgendwelche lächerlichen Slapstick-Aktionen über eine Tabelle erwürfeln zu lassen.

Bei jedem schlechtesten Würfelergebnis wird bei mir gegen einen Wahrscheinlichkeitfaktor für Beschädigung abhängig von Waffe oder Rüstung gewürfelt.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 8.08.2023 | 11:32
Übrigens auch noch ein interessantes Thema: Die Abnutzung von Waffen und Rüstungen, bzw. deren Beschädigung.

Ich erinnere mich an den Bruchfaktor bei DSA 3, den ich eigentlich ganz gut fand. Ansonsten haben wir, soweit ich mich entsinne, nie mit Abnutzungsregeln für Waffen und Rüstungen gespielt.

Gerade ein Schild sollte der Sache nach recht schnell Reparaturbedarf haben. Und ein wuchtiger Kontakt zwischen (Schutz-) Waffen sollte ebenfalls schnell reparaturwürdige Spuren hinterlassen.
Gibt es in A5e.  ;)
Waffen, Rüstungen und allgemein Ausrüstung, nutzt sich ab und muss repariert werden. Schilde können zusätzlich bei einem Krit geopfert werden, um diesen in einen normalen Treffer umzuwandeln, werden dabei aber zerstört. Magische Schilde verlieren dabei 1 Minute lang ihre magischen Eigenschaften, bleiben aber zumindest erhalten.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 8.08.2023 | 11:39
Unter anderem GURPS hatte ich im Hinterkopf und da ist es eben wie geschrieben: die Regeln sind das Ergebnis der Recherche auf Autorenseite, aber da wird nichts ausufernd vermittelt, sondern "nur" das Endergebnis geliefert.
Wer tiefer einsteigen will, muss woanders schauen - aber GURPS liefert eben auch saubere Quellenangaben.

Und genau in der Form bleibt das Ganze eben ein Angebot. Wer nicht mehr wissen will, kann bei den gelieferten Regeln bleiben und fertig.

In dem Sinne ist natürlich auch jedes Fachbuch, -seminar, jede Sendung im "Bildungsfernsehen" und dergleichen mehr nur "ein Angebot". Wird ja außerhalb vielleicht der Schulpflicht niemand zum Lernen gezwungen... ;)

Nur: Gerade, wenn ich mit dem Sim-Ansatz und damit der Annahme, daß die Regeln wenigstens teilweise die konkrete Physik der Spielwelt einfangen und abbilden sollen, an ein System herangehe, dann bleibt mir halt -- wenn ich dieses System so verwenden will, wie es ist, ohne gleich den Hausregelschreiber in die Hand zu nehmen -- erst mal gar nix anderes übrig, als mich dem Weltbild der Verfasser zumindest ein Stück weit unterzuordnen, denn was die zur Zeit des Schreibens für sachlich korrekt und fürs Spiel relevant gehalten haben (Kämpferisches ist da natürlich ein Dauerbrenner...), das ist jetzt eben Teil dieser Regeln. Da steckt also das "belehrende" Element zwangsläufig schon mit drin -- nur merke ich das gegebenenfalls erst, wenn ich auf ein Regeldetail stoße, das sich mit meinem Weltbild hinreichend beißt, denn solange beide Seiten zufällig schon genau der gleichen Meinung sind, fällt das natürlich längst nicht so auf.

(Derartige Kollisionen sind denn auch einer der Gründe, aus denen zumindest ich persönlich Spielen, die ihren "Realismus" in Regeln verankern wollen, so ziemlich abgesagt habe; die scheitern meiner eigenen anekdotischen Erfahrung nach schlicht irgendwann an genau diesem Anspruch -- insbesondere natürlich, wenn ich selber leicht zum Thema recherchieren und ihnen ihre Fehler nachweisen kann. 8])
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 8.08.2023 | 11:51
Um mal zum eigentlichen Thema zurückzukommen...

Übrigens auch noch ein interessantes Thema: Die Abnutzung von Waffen und Rüstungen, bzw. deren Beschädigung.

Ich erinnere mich an den Bruchfaktor bei DSA 3, den ich eigentlich ganz gut fand. Ansonsten haben wir, soweit ich mich entsinne, nie mit Abnutzungsregeln für Waffen und Rüstungen gespielt.

Gerade ein Schild sollte der Sache nach recht schnell Reparaturbedarf haben. Und ein wuchtiger Kontakt zwischen (Schutz-) Waffen sollte ebenfalls schnell reparaturwürdige Spuren hinterlassen.

Stimmt im Prinzip. Aber dann muß man das eben auch alles nachhalten und die Spielercharaktere müssen regelmäßig für neue Waffen, Schilde, und Rüstungen löhnen, die nicht mal wirklich eine Verbesserung darstellen, sondern die alten abgenutzen einfach nur ersetzen sollen. (Es mag hier und da SC geben, die das nötige Können zum Selberwerkeln mitbringen, aber selbst die brauchen erst mal passendes Rohmaterial, geeignetes Werkzeug -- alle Hand hoch, die schon mal Amboß und Blasebalg ins Abenteuer mitgenommen haben! ;D --, einen halbwegs tauglichen Ort, und dann natürlich Anstrengung und Zeit...haben wir die immer und überall?)

Man kann natürlich auch sagen: "Okay, Reparatur und Ersatz handwedeln wir unter ferner liefen und fürs Spiel interessieren uns nur Schäden während des Kampfes selbst und vielleicht bis zur nächsten Rastabblende." Da werden sich dann halt die interessanten "Abnutzungsgrade" im Wesentlichen auf "tut noch" und "kaputt" beschränken -- wer's wirklich ausdrücklich kompliziert will, baut dazwischen vielleicht noch eine oder zwei Ebenen von "tut noch mit Abzügen" ein, aber mehr lohnt bei diesem Ansatz dann einfach nicht.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 8.08.2023 | 14:37
Bei jedem schlechtesten Würfelergebnis wird bei mir gegen einen Wahrscheinlichkeitfaktor für Beschädigung abhängig von Waffe oder Rüstung gewürfelt.

Das hat den gleichen kleinen Schönheitsfehler wie bei weitläufig interpretierten Fertigkeitsproben und Folgen des Scheiterns, die mit dem Anwender eigentlich nichts zu tun haben: Oft genug macht man alles richtig und die Abnutzung bzw. das Schadensereignis finden trotzdem statt.

Aber wenn das zumindest der Häufigkeit nach halbwegs passt, kann man das dort mit aufhängen, ja.

Da steckt also das "belehrende" Element zwangsläufig schon mit drin -- nur merke ich das gegebenenfalls erst, wenn ich auf ein Regeldetail stoße, das sich mit meinem Weltbild hinreichend beißt, denn solange beide Seiten zufällig schon genau der gleichen Meinung sind, fällt das natürlich längst nicht so auf.

Das ist genau der Knackpunkt bei der Systemsuche für die Simulationisten: Man sucht ein Regelwerk, mit dem man so weit auf einer Linie liegt, dass man nur hier und da kleine Anpassungen vornehmen muss.

insbesondere natürlich, wenn ich selber leicht zum Thema recherchieren und ihnen ihre Fehler nachweisen kann. 8])

Ich sage mal ins Blaue: Wer aus der Simulationswelle der 80er in Folgeeditionen oder Nachfolgern im Geiste übrig geblieben ist, ist da eigentlich ganz gut aufgestellt.

Mit eher bösartiger Interpretationsweise kann man natürlich alles zerreden, aber da ist dann nicht der Sender Kernaspekt der Nachricht.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Issi am 8.08.2023 | 15:28
Aus dem Bauch raus:
Es braucht vor allem Kraft, um schwere Rüstungen zu durchbrechen.
(Balista besser als Armbrust besser als Bogen)
Also:Stärke + Waffe
Im Normalfall sucht man deshalb den Schwachpunkt einer Rüstung.
(Unter den Armen, am Hals, durchs Visier etc.)
Also eher :Geschicklichkeit (Waffe ist zweitrangig)
Edit.
Im Zweifel muss man den Gegner in Ritterrüstung erst zu Fall bringen ( Rüstung durchdringen ist gar nicht das primäre Ziel im Kampf) und wenn er dann liegt, ist er quasi besiegt.... ;D
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: felixs am 8.08.2023 | 15:35
Oft genug macht man alles richtig und die Abnutzung bzw. das Schadensereignis finden trotzdem statt.

Das ist ja auch in der Realität so. Zumindest insofern "man macht alles richtig" noch Raum lässt für blöde Zufälle, geringe Unachtsamkeiten, Mikrosekungen der Unaufmerksamkeit, kleine Fehler im Material etc. In einem Szenario, in dem Perfektion erreichbar ist, mag das anders aussehen; mir scheint aber realistischer, davon auszugehen, dass Perfektion unwahrscheinlich ist.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Fluffy am 8.08.2023 | 17:02
Da werden dann auch die Witterungsbedingungen relevant. je nach Luftfeuchtigkeit, Druck und Temperaturschwankungen rostet Metall schneller und wird eher brüchig.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Ainor am 9.08.2023 | 02:08
Ich wollte nicht darauf hinaus, dass man sich damit zwingend mehr Komplexität reinholt, sondern dass die detaillierte Verregelung von Waffengeschwindigkeiten der Art "Das Schwert hat 3 Angriffe, wo der Kriegshammer 2 Angriffe hat" aus simulationistischer Sicht grundsätzlich ein Irrweg ist.

Die höhere Waffengeschwindigkeit zeigt sich, wo sie den Ersttreffer oder allgemein den Treffer ermöglicht, aber nicht in der Form, dass man pro gegebenem Zeitraum mehr Angriffe raushauen kann - da sind andere Faktoren eben viel, viel relevanter (s.o.).

Naja, das nimmt irgendwie an dass ein Angriffswurf einem Schwingen der Waffe entspricht.

Doch, man kann durchaus abstufen und etwa sagen: bis zu dieser Einflussgröße modelliere ich und alles andere lasse ich hinten runter fallen (je nach Spielausrichtung werden ja sowieso verschiedene Bereiche unterschiedlich detailliert umgesetzt).

Oder man greift tatsächlich nur einzelne Elemente für eine einigermaßen realistische Regelung raus, um deren Effekte mitzunehmen (hier: glaubwürdige Interaktion von Waffen und Rüstungen, ggf. auch inklusive Auswirkungen auf das Setting in der Art: Wer nutzt wo was?), bleibt aber anderswo bei explizit unrealistischen Ansätzen, weil man davon andere Vorteile für die Spielpraxis hat.

Kann man alles machen. Ich sage nur: Schwerere Waffen haben Vor- und Nachteile und wenn man jetzt halbwegs realistische Waffe vs. Rüstung einführt (wo schwerere Waffen logischerweise recht gut bei wegkommen), dann bekommt man ein System das schwerere Waffen
einseitig bevorzugt.

Hmmmh aber in D&D ist halt Schadensreduzierung durch Rüstung doch sehr die Ausnahme. Müsste man quasi extra dafür neu einführen. Was dann wieder einen Rattenschwanz an Balance-Effekten nach sich zöge.

Mit "Im Dunstkreis" meinte ich halt: wenn mein ein D&D-ähnliches System bastelt. Wenn man auf bestehendes D&D o.ä. etwas draufsetzen möchte dann am ehesten mit Trefferboni/Mali die sich in der Erwartung ausgleichen, also z.B. +2 gegen schwere und -2 gegen leichte Rüstungen. (und ggf noch nach Rüstung/Waffe ausdifferenziert). Alles andere ist vermutlich ein zu starker Eingriff ins System.

Übrigens auch noch ein interessantes Thema: Die Abnutzung von Waffen und Rüstungen, bzw. deren Beschädigung.

Naja, es gibt eine Reihe von Gründen warum sich sowas nicht durchgesetzt hat:

1.) Unrealistische Gegnerzahl
2.) Beisst sich mit Magischen Waffen/Rüstungen
3.) Viel Lärm um nichts: wenn das Resultat eine Reparaturrechnung ist lohnt es sich einfach nicht das nachzuhalten.
4.) Braucht ansonsten effektive Traglastbeschränkung. Meinen Schild opfern ist nur dann ein Opfer wenn ich nicht noch 3 weitere dabei habe.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 9.08.2023 | 08:04
Kann man alles machen. Ich sage nur: Schwerere Waffen haben Vor- und Nachteile und wenn man jetzt halbwegs realistische Waffe vs. Rüstung einführt (wo schwerere Waffen logischerweise recht gut bei wegkommen), dann bekommt man ein System das schwerere Waffen
einseitig bevorzugt.
Was ich mich da immer frage ist: Was ist eine schwere Waffe? Die schwersten Waffen, die ich so kenne, sind alle nicht für den Kampf gedacht. Es gibt kopflastige Waffen, aber wirklich "schwer" sind auch die nicht.
Ich denke, dass das ein Artefakt aus der Zeit ist, als man dachte, "Schwert" kommt von "schwer", und Schwarzenegger einen 3 kg Wallhanger schwingen ließ.
Ich habe inzwischen eine ganze Menge an verschiedensten Waffen in der Hand gehabt - reines Gewicht macht's nicht aus. Balance, Hebel, und Führungsweise spielen da eine deutlich größere Rolle.
Langer Rede, kurzer Sinn - ein "realistisches" System müsste mal mit realistischem Waffenverhalten anfangen. Und das ist nicht leicht in ein RPG-System zu überführen.

Zitat
Naja, es gibt eine Reihe von Gründen warum sich sowas nicht durchgesetzt hat:
4.) Braucht ansonsten effektive Traglastbeschränkung. Meinen Schild opfern ist nur dann ein Opfer wenn ich nicht noch 3 weitere dabei habe.
Ich weiß nicht, meine Spieler kommen gar nicht auf die Idee, 3 Schilde mitzuschleppen. Dürfte was mit Hausverstand zu tun haben.  >;D
Tatsächlich hat A5e eine Regel für "Bulky Items" - aber wir haben weder die, noch die Traglastregeln je gebraucht. Die überlegen sogar, ob sie Packtiere brauchen...
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Ainor am 9.08.2023 | 08:54
Was ich mich da immer frage ist: Was ist eine schwere Waffe? Die schwersten Waffen, die ich so kenne, sind alle nicht für den Kampf gedacht. Es gibt kopflastige Waffen, aber wirklich "schwer" sind auch die nicht.

Deshalb ja schwerer. Ein Langschwert ist schwerer als ein Kurzschwert. Eine Stangenwaffe ist schwerer als eine Stange (a.k.a. Kampfstab).

Ich habe inzwischen eine ganze Menge an verschiedensten Waffen in der Hand gehabt - reines Gewicht macht's nicht aus. Balance, Hebel, und Führungsweise spielen da eine deutlich größere Rolle.

Na reines Gewicht mach ja schon was denn...

Die schwersten Waffen, die ich so kenne, sind alle nicht für den Kampf gedacht.

Ist natürlich alles richtig, aber das ändert nichts daran dass Waffen wie Rabenschnabel und Mordaxt / Luzerner Hammer neben ihrer Stärke gegen Rüstungen auch Schwächen haben.

Ich weiß nicht, meine Spieler kommen gar nicht auf die Idee, 3 Schilde mitzuschleppen. Dürfte was mit Hausverstand zu tun haben.  >;D
Tatsächlich hat A5e eine Regel für "Bulky Items" - aber wir haben weder die, noch die Traglastregeln je gebraucht. Die überlegen sogar, ob sie Packtiere brauchen...

Na spätestens wenn sie Packtiere haben ist es kein grosses Problem Reserveschilde mitzuführen. Es ist ja schon seit langem so dass Schützen unrealistisch viele Pfeile mitnehmen weil sie unrealistisch viele Gegner haben bzw. unrealistisch viele Pfeile brauchen. Der Punkt ist: Wenn etwas nicht knapp ist lohnt es nicht darüber Buch zu führen.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 9.08.2023 | 10:05
Naja, das nimmt irgendwie an dass ein Angriffswurf einem Schwingen der Waffe entspricht.

Man kann das gedanklich auch auf Angriffskomplexe "aufblasen", ändert aber nichts: wenn ich tatsächlich auf die reine Geschwindigkeit einer Waffe abstelle, habe ich schon so weit reingezoomt, dass ich einen ganzen Schwung anderer Einflüsse mit abbilden müsste, damit das Sinn ergibt.
Also packt man die Geschwindigkeit lieber woanders mit rein.

Kann man alles machen. Ich sage nur: Schwerere Waffen haben Vor- und Nachteile und wenn man jetzt halbwegs realistische Waffe vs. Rüstung einführt (wo schwerere Waffen logischerweise recht gut bei wegkommen), dann bekommt man ein System das schwerere Waffen einseitig bevorzugt.

Ich finde es erst mal deutlich positiv, wenn nicht alle Waffen unterm Strich irgendwie auf Augenhöhe sind. Das würde sich auch mit dem simulationistischen Ansatz beißen.
Nur muss man dann eben zusehen, dass die tatsächlichen Gründe, eine "schwere" bzw. allgemein effektivere Waffe nicht zu nutzen, auch entsprechend zum Tragen kommen.

Ganz pauschal: Man nutzt die "dickste" Waffe, die man sinnvoll mitführen und einsetzen kann. Das kann aber so weit gehen, dass die "dickste" praktisch verfügbare und verwendbare Waffe in einigen Situationen ein Dolch ist.

Der Punkt ist: Wenn etwas nicht knapp ist lohnt es nicht darüber Buch zu führen.

Ja, aber es kann auch "taktisch" knapp sein, d.h. Reserveschilde auf dem Packtier sind zwar ganz nett, bringen aber erst nach dem Kampf was.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 9.08.2023 | 10:16
Ist natürlich alles richtig, aber das ändert nichts daran dass Waffen wie Rabenschnabel und Mordaxt / Luzerner Hammer neben ihrer Stärke gegen Rüstungen auch Schwächen haben.
Das Ding ist: Sowohl Mordaxt als auch Rabenschnabel sind nicht schwer. Mordaxt ist eine Stangenwaffen und dadurch erstaunlich wendig und schnell - wenn man damit umgehen kann. "Schwäche" kann ich im Kontext des Harnischkampfes keine sehen - ist wie mit jedem anderen Werkzeug auch.

Rabenschnäbel sind Reiterwaffen, die sind aber auch nicht wirklich schwer, nur eben kopflastig (wie Husarensäbel u.a. auch).

IMHO schleppt das RPG als Ganzes eine Altlast an viktorianischem Unsinn gepaart mit Mittealtermarkt-Vorstellungen mit, oft ergänzt um Anime-Quatsch. Die Vorstellung, dass ein Zweihänder langsam ist, gehört da zu meinen Pet-Peeves, ebenso wie der Kompositbogen, der weniger Reichweite als der Langbogen hat (umgekehrt ist richtig).
Wollte man also ein "realistisches" System haben, müsste man zuerst hier aufräumen.

Zitat
Na spätestens wenn sie Packtiere haben ist es kein grosses Problem Reserveschilde mitzuführen. Es ist ja schon seit langem so dass Schützen unrealistisch viele Pfeile mitnehmen weil sie unrealistisch viele Gegner haben bzw. unrealistisch viele Pfeile brauchen. Der Punkt ist: Wenn etwas nicht knapp ist lohnt es nicht darüber Buch zu führen.
Haben sie ja eben nicht immer - je nach Reiseroute und Gelände nehmen sie welche mit, oder nicht.  ;) Wobei natürlich historische Söldnertruppen auch Ersatzwaffen bei sich führten, meist auf einem Wagen. Bei den Pfeilen gilt das auch.

Die eigentliche Frage ist: Habe ich jetzt Ersatz dabei, oder nicht? Und wenn dir mitten in irgendwelchen Ruinen der Schild zerschlagen wird, gibt es zwei Möglichkeiten: zurück zum Lager und einen neuen holen, oder vorerst ohne weiter machen. Wenn der Köcher leer ist, ebenso. Entscheidungen eben.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: tartex am 9.08.2023 | 10:39
Das hat den gleichen kleinen Schönheitsfehler wie bei weitläufig interpretierten Fertigkeitsproben und Folgen des Scheiterns, die mit dem Anwender eigentlich nichts zu tun haben: Oft genug macht man alles richtig und die Abnutzung bzw. das Schadensereignis finden trotzdem statt.

Aber wenn das zumindest der Häufigkeit nach halbwegs passt, kann man das dort mit aufhängen, ja.
 alles zerreden, aber da ist dann nicht der Sender Kernaspekt der Nachricht.

Das Würfelergebnis auf der Beschädigungstabelle muss ja nicht in jedem Fall angeben, dass die Waffe sofort kaputt ist. Man kann auch Ergebnisse haben, dass es nach Kampfende vorbei ist.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 9.08.2023 | 11:14
Kann man alles machen. Ich sage nur: Schwerere Waffen haben Vor- und Nachteile und wenn man jetzt halbwegs realistische Waffe vs. Rüstung einführt (wo schwerere Waffen logischerweise recht gut bei wegkommen), dann bekommt man ein System das schwerere Waffen einseitig bevorzugt.

Ich kann auch den Aspekt Gewicht herausnehmen und mich schlicht auf "panzerbrechende"(*) Spezialwaffen im Vergleich mit dem Rest beschränken -- auch die haben ja in der Realität ihre Nachteile, die mit den Vorteilen einhergehen. (Beispielsweise kann ich jemandem in Rüstung mit einem soliden Streitkolben die Tour wahrscheinlich deutlich besser verdengeln als mit so ziemlich jedem Schwert...nur, der ist eben auch kürzer als die meisten Schwerter, also habe ich auch mehr Mühe damit, erst mal in Reichweite und an der Abwehr meines Gegners vorbei zu kommen.) Und wieviele von den Leuten, die gerne die höhere Wirkung gegen gegnerische Panzerung hätten, wollen diese Nachteile wohl unbedingt mitmodelliert sehen? ;)

(*) Wobei ich mich an dem Begriff ohnehin etwas stoße; "panzerbrechend" sind für mich in erster Linie moderne Geschosse und Granaten, die ihre Wirkung am Ziel recht unabhängig vom individuellen Können des Anwenders entfalten, nicht so sehr primär muckibetriebene Mittel- und Fäntelalterwaffen, die es halt einem eh schon erfahrenen Kämpen hier und da etwas bequemer machen mögen, die ausdrücklichen Schwachstellen in der gegenerischen Rüstung, die er sowieso schon kennt und mit jeder anderen Waffe auch angehen würde, zu finden und auszunutzen. So riesengroß, vermute ich nämlich, dürfte der Unterschied durch die Waffenart alleine da gar nicht erst ausfallen...
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 9.08.2023 | 11:38
Man könnte ja gemeinerweise tatsächlichen Realismus einbauen, indem man ein Schwert deutlich anfälliger für Beschädigung macht, als z.B. einen Streitkolben. Dann ist das Schwert zwar toll, aber besonders gegen Rüstungen greift man dann doch zuerst zur Keule, weil die den Kampf wahrscheinlich besser übersteht (würde ich auch bei Drachen empfehlen - da sind Lanzen und Keulen eigentlich die bessere Wahl).
Statt Geschwindigkeitsklassen also "Widerstandsklassen". Und dann hat man schnell den historischen Effekt, dass man so für den Alltag zwar ein Schwert trägt, in der Schlacht dann aber doch zuerst massivere Waffen verwendet.
Es hat seinen Grund, warum mach in Italien zwar überall Schwerter auf den zivilen Darstellungen findet, auf den Schlachtgemälden dann aber Coltellaggie (elagantere Falchions, wenn man so will) sieht. Die halten einfach mehr aus.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 9.08.2023 | 13:05
Coltellaggie

Den Begriff hab ich noch nie im Leben gehört, und Google offenbar auch nicht. Sicher, dass das so heisst? Erzähl mal mehr dazu.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: felixs am 9.08.2023 | 13:26
"il coltello" ist das Messer, auch im Sinne wie waffenkundlich auf deutsch verwendet ("großes Messer").
Der Rest ergibt für mich erstmal keinen Sinn - aber das bedeutet nichts, Italienisch ist sehr variantenreich.

Ergänzung in Bezug auf nobody@home: -accio kann als Suffix etwas in der Art von "schlechtes", "bösartiges", "gefährliches" bedeuten. Das würde ja hier Sinn ergeben.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 9.08.2023 | 13:27
Den Begriff hab ich noch nie im Leben gehört, und Google offenbar auch nicht. Sicher, dass das so heisst? Erzähl mal mehr dazu.

Schreibt sich anscheinend auch eher "coltelaccio (https://en.wiktionary.org/wiki/coltellaccio)" (im Sinne von "großes Messer") und muß lt. Wikipedia wohl so etwas Ähnliches wie ein Entermesser (https://en.wikipedia.org/wiki/Cutlass) oder eine Machete gewesen sein.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 9.08.2023 | 13:50
Hmm Großes Messer so im Sinne von Langes Messer oder Kriegsmesser? Das könnt ich mir vorstellen. Da besteht ja der Unterschied zum Falchion in 1. Linie in der Griffkonstruktion (Knauf vs Schalengriff), und dann hat afaik das Falchion eher die dünnere, leichtere Klinge, aber ich glaube allzu viele Details kennt man auch einfach nicht.

Mal ne andere Frage: was für Rüstungen trug eigentlich der gemeine Fußsoldat in Europa so um das Jahr 1500, also einer der sich eben keinen Plattenharnisch leisten konnte?
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Quaint am 9.08.2023 | 13:51
The witcher beispielsweise hat Abnutzung von Waffen und Rüstungen. Und dann halt auch Reperaturkosten. Funktioniert in meinen Runden ganz gut. Man muss aber auch sagen: Im "Normalfall" also dem Kampf gegen einen Bossgegner oder vielleicht 3-5 normale Gegner tut sich da nicht so sehr viel. Ausser das es hilft den Reichtum der SC zu dämpfen. Immerhin ist man dann froh wenn man einen Handwerker in der Gruppe hat, der den Kram "günstig" repariert - Material brauch der halt trotzdem dafür.
Aber wenn man jetzt eine drastischere Situation hat, und z.B. größere Gegnerzahlen, dann kann auch mal was ganz kaputt gehen.
Interessant ist auch das man da direkt taktische Erwägungen hat. Der Waffenblock etwa ist meist besser als das Ausweichen, aber da kriegt halt die blockende Waffe bzw. der Schild Schaden. Muss man sich dann halt überlegen. Je nach Angriff und angreifender Waffe in Relation zu getragener Rüstung kann es aber auch ganz schnell vorbei sein wenn man tatsächlich getroffen wird.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 9.08.2023 | 14:09
Schreibt sich anscheinend auch eher "coltelaccio (https://en.wiktionary.org/wiki/coltellaccio)" (im Sinne von "großes Messer") und muß lt. Wikipedia wohl so etwas Ähnliches wie ein Entermesser (https://en.wikipedia.org/wiki/Cutlass) oder eine Machete gewesen sein.
"Courtelas, Cortelas, auch Coltellagio, deutsch Kordelatsch oder Kordalätsch". Ist ähnlich dem deutschen Langen Messer, hat allerdings ein Schwertgefäß statt einem Rüstnagel. Breite Klinge mit relativ starkem Rücken und einer kurzen Rückenschneide. Von der Länge her aber einem einhändigen Schwert gleich (also nicht Entermesser oder Machete). Ein paar Prunkstücke liegen in Museen, aber die meisten dürften Gebrauchsartikel gewesen sein.
(https://imageapi.khm.at/images/527014/HJRK_A_433_1-100.jpg)

Mal ne andere Frage: was für Rüstungen trug eigentlich der gemeine Fußsoldat in Europa so um das Jahr 1500, also einer der sich eben keinen Plattenharnisch leisten konnte?
Wo?  ;D
Allein in den Stadtstaaten Norditaliens gibt es da eine große Bandbreite - städtische Milizen und ausländische Söldnertruppen. Für Milizen war meistens ein Helm und ein Brustharnisch von den Städten vorgeschrieben, oft auch an den Bürgerstand gekoppelt. Beintaschen am Harnisch, Armzeug, Handschuhe - das kam dann je nach Finanzlage dazu.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: felixs am 9.08.2023 | 14:30
"Courtelas, Cortelas, auch Coltellagio, deutsch Kordelatsch oder Kordalätsch".

Was dann wiederum (zumindest von der Wortherkunft her) "cutlass" sein wird; also "Entermesser".

Rein linguistisch finde ich das gerade alles ziemlich aufschlussreich!
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Ainor am 9.08.2023 | 14:39
Ich kann auch den Aspekt Gewicht herausnehmen und mich schlicht auf "panzerbrechende"(*) Spezialwaffen im Vergleich mit dem Rest beschränken -- auch die haben ja in der Realität ihre Nachteile, die mit den Vorteilen einhergehen.

Ja, genau darum geht es mir. Nicht darum was jetzt genau wie wo wann schnell oder schwer ist. Wenn die speziellen Vorteile verregelt werden dann bitte auch die Nachteile. 

Die eigentliche Frage ist: Habe ich jetzt Ersatz dabei, oder nicht? Und wenn dir mitten in irgendwelchen Ruinen der Schild zerschlagen wird, gibt es zwei Möglichkeiten: zurück zum Lager und einen neuen holen, oder vorerst ohne weiter machen. Wenn der Köcher leer ist, ebenso. Entscheidungen eben.

Spätestens nachdem der erste SC an akutem Schildmangel gestorben ist wird man wohl anfangen Ersatz mitzunehmen. Der Punkt ist:  Bruch/Verlust hart zu verregeln bringt wenig wenn der Ersatz nicht verregelt ist. Mag sein dass einige Spieler keinen Ersatz mitnehmen weil das irgendwie doof aussieht etc., aber langfristig funktioniert das im herausforderungsorientierten Spiel nicht.

Ich finde es erst mal deutlich positiv, wenn nicht alle Waffen unterm Strich irgendwie auf Augenhöhe sind. Das würde sich auch mit dem simulationistischen Ansatz beißen.
Nur muss man dann eben zusehen, dass die tatsächlichen Gründe, eine "schwere" bzw. allgemein effektivere Waffe nicht zu nutzen, auch entsprechend zum Tragen kommen.

Es mag sicher Waffen geben die allgemein nicht besonders effektiv sind. Aber bei den Stangenwaffen des 16. Jh. würde ich einfach mal vermuten dass sie nicht "allgemein effektiver" sind und in den 2000 Jahren davor niemand darauf gekommen ist, sondern dass sie für das damalige Schlachtfeld (mit den starken Rüstungen) besonders geeignet waren.  Wenn man aber nicht dauernd auf starke Rüstungen trifft dann sind sie vermutlich weniger optimal.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 9.08.2023 | 14:56
Es mag sicher Waffen geben die allgemein nicht besonders effektiv sind. Aber bei den Stangenwaffen des 16. Jh. würde ich einfach mal vermuten dass sie nicht "allgemein effektiver" sind und in den 2000 Jahren davor niemand darauf gekommen ist, sondern dass sie für das damalige Schlachtfeld (mit den starken Rüstungen) besonders geeignet waren.  Wenn man aber nicht dauernd auf starke Rüstungen trifft dann sind sie vermutlich weniger optimal.
Vorsicht, Falle!
"Stangenwaffe" ist ein Begriff, der eine gewaltige Vielzahl an Varianten umfasst, die genau eine Gemeinsamkeit haben: sie haben einen Schaft.

Nicht alle davon sind auf Gegner in einem Vollharnisch ausgelegt. Der Speer ist dagegen z.B. relativ schlecht, kann aber in Schwachstellen stechen. Die Mordaxt hat einen sehr kurzen Schaft und wird zum haken, reißen und stoßen verwendet (im Kampf zweier Harnischträger). Hellebarden und Glefen sind eigentlich gegen Pferde gedacht, weniger gegen den Reiter selbst (solange er im Sattel sitzt, zumindest). Piken sind gegen Rüstungen faktisch nutzlos - aber so eine Spitze gleitet nunmal gern in Ecken...

Außereuropäische Stangenwaffen haben teilweise ganz andere Einsatzgebiete. Die chinesischen Hellebarden sind z.B. oft einfach Säbel mit extrelangem Hebel. Die haben dort aber auch keine besonders schweren Rüstungen zu durchschlagen.

Genau da liegt ja auch ein (weiterer) Hund begraben: Im RPG werden Epochen und Kulturen wild vermischt.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 9.08.2023 | 15:14
Aber bei den Stangenwaffen des 16. Jh. würde ich einfach mal vermuten dass sie nicht "allgemein effektiver" sind und in den 2000 Jahren davor niemand darauf gekommen ist, sondern dass sie für das damalige Schlachtfeld (mit den starken Rüstungen) besonders geeignet waren.  Wenn man aber nicht dauernd auf starke Rüstungen trifft dann sind sie vermutlich weniger optimal.

Wenn man diese Rüstungen rausdenkt, bleibt die Stangenwaffe ein Speer ;) Der ist aber immer noch allgemein effektiver als ein Schwert.
Soll heißen: in den allermeisten Situationen ist er als Waffe besser. Das berührt die sonstigen Gründe nicht, stattdessen ein Schwert zu führen und natürlich erst recht nicht die Gelegenheiten, wo man den Speer gar nicht mitbringt, wohl aber das Schwert.
Überhaupt mitgeführt werden zu können ist ja schließlich auch ein nennenswerter Vorteil einer spezifischen Waffe, egal warum genau.


Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Zed am 9.08.2023 | 15:30
Mal ne andere Frage: was für Rüstungen trug eigentlich der gemeine Fußsoldat in Europa so um das Jahr 1500, also einer der sich eben keinen Plattenharnisch leisten konnte?

Ich habe zu dem Themenkomplex mal Perplexity-AI befragt. (https://www.perplexity.ai/search/cb05d1e4-440e-4537-83bb-affa3ea2bfb5?s=u)

Perplexitiy.ai will sich auf KI-gestützte, wissenschaftliche Internetsuche spezialisieren. Wenn es um Fakten geht, traue ich AI-Angeboten erstmal nicht. Aber Perplexity gibt immerhin Quellen an, so dass es ein Einsteig in weitere Internetrecherchen sein kann.

Ob die Antworten etwas taugen, könnt Ihr Mittelalter-Waffen-Kundigen besser beurteilen.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 9.08.2023 | 15:37
Ob die Antworten etwas taugen, könnt Ihr Mittelalter-Waffen-Kundigen besser beurteilen.

Man sieht auch als Unkundiger, dass es das gleiche allgemeine bis ausweichende Geblubber ist, das man von KI erwarten kann.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Zed am 9.08.2023 | 16:08
Man sieht auch als Unkundiger, dass es das gleiche allgemeine bis ausweichende Geblubber ist, das man von KI erwarten kann.
Das hatte ich befürchtet, wenn auch anders gehofft. Zumindst die verlinkte Uni Potsdam mit ihrem Militärgeschichtsschwerpunkt (https://publishup.uni-potsdam.de/solrsearch/index/search/start/10/rows/100/sortfield/score/sortorder/desc/searchtype/simple/query/milit%C3%A4r+und+gesellschaft) könnte noch weitere wertvolle Hinweise liefern, denke ich.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 9.08.2023 | 16:34
Was dann wiederum (zumindest von der Wortherkunft her) "cutlass" sein wird; also "Entermesser".

Rein linguistisch finde ich das gerade alles ziemlich aufschlussreich!
Spannend, oder?
Dann kannst du ja nach dem Klewang googeln, das passt dann zeitlich besser zum Entermesser.  ;)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: felixs am 9.08.2023 | 16:43
Dann kannst du ja nach dem Klewang googeln, das passt dann zeitlich besser zum Entermesser.  ;)

Der Name ist aber malaiisch (vermute ich).
Kein sprachlicher Zusammenhang zu "cutlass". Oder übersehe ich was?
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 9.08.2023 | 16:59
Der Name ist aber malaiisch (vermute ich).
Kein sprachlicher Zusammenhang zu "cutlass". Oder übersehe ich was?
Klewang ist auch die Bezeichnung für den Entersäbel der holländischen Marine im 19. Jhdt - welcher u.a. in den asiatischen Kolonien eingesetzt wurde. Gab sogar ein Handbuch zu dessen Gebrauch. Die Kolonialpolizei verwendete ihn z.B. auf Java. Die Frage ist: Wer hat den Namen zuerst benutzt?  ;)
(https://militariaplaza.nl/images/stories/virtuemart/product/CB0066_1.jpg)

Sorry,  :btt:
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 9.08.2023 | 17:07
Etymonline sagt dazu:
cutlass (n.)
"short sword or large knife with a flat, wide, slightly curved blade," used for cutting more than thrusting, 1590s, from French coutelas (16c.), which is probably from Italian coltellaccio "large knife," with augmentative suffix -accio + coltello "knife," from Latin cultellus "small knife," diminutive of culter "knife, plowshare," from PIE *kel-tro-, suffixed form of root *skel- (1) "to cut." Not related to cut.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 14.08.2023 | 01:11
Nachgedanke: Helme.

In D&D gibt es ja keinen besonderen Anreiz, einen Helm zu tragen, es sei denn es ist ein separater magischer Gegenstand. Die Rüstungstypen werden mal mit, mal ohne Helm beschrieben, aber ob man ihn nun trägt ist reine Colour.

Da verhält sich also das Großartigste Rollenspiel der WeltTM wieder mal diametral zur Realwelt, wo der Helm quasi *immer* das wichtigste, erste und zuweilen auch einzige Rüstungsteil war und bis heute ist, das der Kämpfer trägt. Im Spätmittelalter zB gerne Gambeson und Schaller, wenn für mehr kein Geld da war.

Mir ist da für D&D nur ein (Haus?)Regelvorschlag bekannt, weiss grad nicht mehr woher, dass ein Helm zu einem gewissen Grad vor Crits schützt. Also in 3E, AC-Bonus nur gegen den Bestätigungswurf eines möglichen Crits. Ist natürlich unhandlich.
Bei Conan D20 hingegen erhöht ein Helm schlicht die DR der Rüstung, in zwei Größen (+1 oder +2), aber beim Großen Helm dafür mit Abzügen auf Wahrnehmungswürfe.

Dann kommt mir noch grad ganz duster die Erinnerung an DSA, wo es zwar im Flufftext hieß, dass der Helm das wichtigste Rüstungsteil ist, aber die Regeln sich wiederum exakt gegenteilig auswirkten, nämlich dass ein Helm nur dann richtig zählt, solange man ihn mit einer entsprechend starken Rüstung kombiniert. Wie gesagt, Erinnerung verschwommen, ich mag mich irren.

Andererseits gibt es noch Systeme wie iirc RM und Konsorten, wo die Treffer säuberlich nach Trefferzone aufgelöst werden, und wenn man sich die entsprechenden Tabellen für Kopftreffer anschaut, kommt man wahrscheinlich zu dem Schluss, dass man einen Helm tragen will.

Was gibt es noch für Systeme oder Mechaniken, die zum tragen eines Knitterfreien animieren? ^^
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 14.08.2023 | 13:44
Bei Conan D20 hingegen erhöht ein Helm schlicht die DR der Rüstung, in zwei Größen (+1 oder +2), aber beim Großen Helm dafür mit Abzügen auf Wahrnehmungswürfe.

Das gibts dann natürlich auch umgekehrt, also dass ein explizit nicht getragener Helm (der in dem Fall definitionsgemäß eigentlich zur Rüstung gehört*) recht deutliche AC- oder DR-Abzüge bringt.


Allgemein gibts aber nur die zwei Wege: Entweder bringt der Helm einen ordentlichen Bonus auf die Rüstung (gerne unverhältnismäßig viel in Relation zur geschützten Fläche) oder irgendwie gesondert geregelte Kopftreffer sind so fies, dass man einen Helm tragen will.

Bei letzterem kann es auch reichen, wenn ein System an sich recht tödlich ist und "halbe" Trefferzonen hat, d.h. grundsätzlich keine automatische Mitbetrachtung der Trefferzonen, aber die Möglichkeit, gezielt ungeschützte Stellen anzugreifen.
Dann reicht es auch ohne besondere Schadensregeln für Kopftreffer, wenn ein Treffer ohne jeden Rüstungsschutz sitzt.


*Wenn auch dieses Unterthema wieder auf Ansätze für D&D-artige abzielt, wäre das meine Methode: Rüstungen konsequent als "inklusive Helm" betrachten und wer dann meint, signifikante Teile der Rüstung nicht anziehen zu wollen, bekommt natürlich auch nicht den vollen Nutzen.

Quasi als Steigerungsform dieser Perspektive könnte man die übliche Sortierung umdrehen und nicht Rüstungen auflisten, auf die dann der Helm einen kleinen Bonus gibt, sondern Helme mit "für bloß einen Helm" recht fetten eigenen AC-Werten, die dann noch mal spürbar von einer zusätzlich getragenen Rüstung profitieren.

Ähnlich für Schilde und schon hätte man das Ganze vom Kopf auf die Füße gestellt.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Der Hasgar am 14.08.2023 | 14:08

Allgemein gibts aber nur die zwei Wege: Entweder bringt der Helm einen ordentlichen Bonus auf die Rüstung (gerne unverhältnismäßig viel in Relation zur geschützten Fläche) oder irgendwie gesondert geregelte Kopftreffer sind so fies, dass man einen Helm tragen will.

Bei letzterem kann es auch reichen, wenn ein System an sich recht tödlich ist und "halbe" Trefferzonen hat, d.h. grundsätzlich keine automatische Mitbetrachtung der Trefferzonen, aber die Möglichkeit, gezielt ungeschützte Stellen anzugreifen.
Dann reicht es auch ohne besondere Schadensregeln für Kopftreffer, wenn ein Treffer ohne jeden Rüstungsschutz sitzt.

Wenn Rüstung SR bedeutet, dann könnte man auch ne einfache Abfrage machen: Helm (ja/nein?). Bei nein: Gibts dann einen Kopftreffer, hast Du keinen Schutz. Zusätzlich sollte es zumindest den Spezialangriff "Kopftreffer" geben, um das gezielt anzuvisieren.

Bei AC ist das natürlich komplizierter.

Edit: Tja, man hätte eventuell richtig lesen sollen. Hattest Du ja schon oben. Sorry. Ich war im Kopf bei der Antwort :-[
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 14.08.2023 | 15:49
*Wenn auch dieses Unterthema wieder auf Ansätze für D&D-artige abzielt, wäre das meine Methode: Rüstungen konsequent als "inklusive Helm" betrachten und wer dann meint, signifikante Teile der Rüstung nicht anziehen zu wollen, bekommt natürlich auch nicht den vollen Nutzen.

D&D hat ja einerseits mit dem AC-Prinzip so in Ansätzen das Konzept der "halben Trefferzonen" -- der AC-Wert einer Rüstung ist so bissl ein Amalgam aus Abdeckung der Fläche und Schwierigkeit der Penetration. Ist aber halt auch nur irgendwie halbgar und die Zuordnung der Werte fand mal irgendwann vor 40 Jahren statt und wurde seitdem nur in Nuancen verändert.

Wollte man das mal alles von Grund auf neu bewerten, dürfte da meines Erachtens schon ein gut gearbeiteter Gambeson bei ca +4 losgehen; Eisenhut drauf sind wir bei +6; am oberen Ende des Spektrums eine Ritterrüstung entsprechend +12 oder mehr. Schilde dürften auch gern den doppelten Bonus geben.
Und da dann natürlich je nachdem noch magische Boni obendrauf, ist ja D&D.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Ein Dämon auf Abwegen am 14.08.2023 | 16:26
In 3.X kann man Rüstungen beschädigen, was durch eine Waffe mit der "Sundering" Property erleichtert wird. Dies muss man aber gezielt nutzen wollen, also zuerst ansagen dass man die Rüstung beschädigen will, wenn man Erfolg hat verliert diese ein paar Punkte Schutzwert, und dann kann man leichter den darin steckenden Gegner angehen. Ist aber eine Ausnahme, und die meisten Spieler nutzen das nicht, weil sie nicht gerne ihre zukünftige Loot zerstören wollen.
Bei Regel wo aus Rüstung beschädigt oder zerstört wird, hat man mEn generell schnell das Problem das sich das "Abentuerleben" nicht mehr rechnet, weil der Ersatz der Zerstörten Ausrüstung große Teile der Belohnung aufrisst.

Man kann es dabei auch echt über treiben, ich mein mich zu erinnern, dass ich mich zu erinnern das in Vampire Dark Age, leichtere Rüstungen quasi Wegwerfgegestände waren, die meist schon nach einem Treffer gegen einen halbwegs starken Gegner Schrott waren.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 14.08.2023 | 16:33
D&D hat ja einerseits mit dem AC-Prinzip so in Ansätzen das Konzept der "halben Trefferzonen" -- der AC-Wert einer Rüstung ist so bissl ein Amalgam aus Abdeckung der Fläche und Schwierigkeit der Penetration.

Mit "halbe Trefferzonen" meine ich, dass man erst dann mit Trefferzonen arbeitet, wenn man sie braucht/anpeilen will und nicht bei jedem Treffer.

Weil aber in D&D die Rüstungen so eine diffuse Kombination aus allem sind, kann man das auch nicht mehr auseinanderklamüsern: mit einem erschwerten Angriff ist es ja gerade nicht abzubilden, weil man damit was gewönne? Richtig, eine Umgehung der Rüstung und damit eine niedrigere AC...ist also ein Nullsummenspiel.

Da sind wir dann eher umgekehrt wieder beim Thema panzerbrechende Waffen: wenn man mit der Waffe überall durchkommen kann, ist die Abdeckung egal und damit die AC als Gesamtkonstrukt niedriger.

Je nach Edition ist das Extrembeispiel natürlich die touch attack; der Blick darauf könnte ggf. auch erhellend sein.
Ich weiß jetzt aber nicht auswendig, wie groß die Unterschiede in der Umsetzung je nach Edition sind. Also außer dass das einige Editionen gar nicht haben ;)

Wollte man das mal alles von Grund auf neu bewerten, dürfte da meines Erachtens schon ein gut gearbeiteter Gambeson bei ca +4 losgehen; Eisenhut drauf sind wir bei +6; am oberen Ende des Spektrums eine Ritterrüstung entsprechend +12 oder mehr.

Im Hinblick darauf, die Helme nicht unter Wert zu verkaufen, würde ich eben sagen: Eisenhut +3 und Gambeson +3 oder sogar +4/+2.

Theoretisch könnte man sich sogar überlegen, ob man eine Variante mit einer Art Grenznutzen bastelt: wenn ich einen großen Schild und einen tauglichen Helm habe, bringt mir eine Rüstung am Oberkörper fast gar nichts mehr - eben nur in den Momenten, in denen der Schild nicht zum Tragen kommt und wenn das Regelwerk das nicht explizit und detailliert unterscheiden will bzw. kann, läuft das eben darauf hinaus, dass die Rüstung in dieser Konstellation nur einen kleinen Bonus gibt.
Wäre sie aber die einzige Schutzwaffe, würde der Bonus entsprechend höher ausfallen.

So knifflig ist das übrigens gar nicht; CP2020 macht mit der "Proportional Armor"-Regel etwas Vergleichbares, wenn auch in Bezug auf Schichten an einzelnen Trefferzonen.
Da wird bei mehreren Schichten der größte Rüstungsanteil voll gewertet und die zusätzlichen Schichten nur, wenn sie nah genug am Bonus der dicken Schicht sind.

Eine Unterziehschutzweste hat dann z.B. für sich genommen Schutzwert (SP) 10, zwei solche Westen übereinander hätten 15 (also bringt die zweite den höchstmöglichen Schichtbonus von +5), aber eine solche Weste unter einer Dorgunner's Vest mit SP 25 würde nur noch +2 bringen.
Da gibts eine sehr kompakte und gut verständliche Tabelle mit den Differenzwerten; das muss man also nicht für jede Rüstung einzeln notieren, sondern kann für die Rüstungsliste bei der einfachen AC-Notation bleiben.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 14.08.2023 | 20:36
Bei Regel wo aus Rüstung beschädigt oder zerstört wird, hat man mEn generell schnell das Problem das sich das "Abentuerleben" nicht mehr rechnet, weil der Ersatz der Zerstörten Ausrüstung große Teile der Belohnung aufrisst.

Finde das ist halb so wild, zumindest im D&D-Kontext. Erstens rasseln da die Schatzfunde in die tausende von GM, während eine handelsübliche Waffe sowas um 10-15GM kostet. Rüstungen etwas teurer, okay, aber die kann man auch noch eher reparieren. Wenn man es wirklich auf einen eher hartwurstigen Simulationsaspekt angelegt hat, könnte man auch noch einen Faktor einführen wie leicht sich eine Rüstung reparieren lässt (Stichwort Kettenhemd). Das wäre *mir* allerdings schon eindeutig zuviel Gschäft.
Zweitens kommt da dann noch der Faktor Magie hinzu. Es gibt spottbillige Zauber (d.h. ab Grad 0) zur Reparatur von Ausrüstung. Meines Erachtens gibt es diese Zauber übrigens exakt *um* solche kleinlichen Hartwurstereien von vornherein zu unterbinden. Und sobald erstmal magische Waffen und Rüstungen im Spiel sind, ist es ein leichtes diese als Verschleiss-immun zu deklarieren.

Da sind wir dann eher umgekehrt wieder beim Thema panzerbrechende Waffen: wenn man mit der Waffe überall durchkommen kann, ist die Abdeckung egal und damit die AC als Gesamtkonstrukt niedriger.

Jup.

Zitat
Je nach Edition ist das Extrembeispiel natürlich die touch attack; der Blick darauf könnte ggf. auch erhellend sein.

Da hat zB Pathfinder (1) einen Mega Bock geschossen, als sie sich entschieden haben dass Feuerwaffen (Musketen und so) im ersten Range Increment nur gegen Touch AC gehen. Weil ja Kugeln panzerbrechend sind und so. Und dabei hat offenbar aus der ganzen Paizo-Redaktion, die alle ihr Geld damit verdienen Pathfinder-Inhalte zu erzeugen, keine Sau daran gedacht, wie extrem die AC durch magischen Klimbim modifiziert wird. Muss man sich mal vorstellen: mag das Ziel auch +5 Vollplatte mit +5 Schild und +5 Natural Armour tragen, Komplett AC 36, alles wurscht, Schuss geht gegen AC 10. *wtf*

Ich spiele PF zwar nicht mit Feuerwaffen, aber wenn, dann würde ich da auch das weiter oben genannte Schema verwenden: Schuss ignoriert meinetwegen 4 Punkte vom Armor Bonus, fertig.

Zitat
Im Hinblick darauf, die Helme nicht unter Wert zu verkaufen, würde ich eben sagen: Eisenhut +3 und Gambeson +3 oder sogar +4/+2.

Kann man vllt bissl jonglieren; so wie auch verschiedene zeitgenössische Helmtypen noch ihre Abstufungen haben sollten. Aber an der Stelle kommen wir dann wieder zum Thema Abzüge auf Hören/Sehen und streng genommen Atmen.

Zitat
Da wird bei mehreren Schichten der größte Rüstungsanteil voll gewertet und die zusätzlichen Schichten nur, wenn sie nah genug am Bonus der dicken Schicht sind.

Eine Regelung für Schichten wäre jdf durchaus interessant, beispielsweise für Kombinationen aus Gambeson, Kettenhemd und/oder Brigantine. Und dazu auch gleich eine Quer-Referenz, wie sehr das die eigene Beweglichkeit einschränkt. 
Der Gambi war anscheinend - habe ich erst kürzlich gelernt - zumindest im SpäMi gar nicht mehr unbedingt *die* Basisschicht unter Metallrüstung. Gerade unter Platte trug man wohl lieber eine "arming doublet" aus festem Tuch, die fast gar nicht aufträgt aber dafür robust genug ist, um mittels darin verankerten Schnüren die Plattenteile an Ort und Stelle zu fixieren.

Dein Gedanke bzgl Schild deckt sich ja auch mit der historischen Entwicklung: zur Zeit der kompletten Plattenrüstungen waren ja Schilde gar nicht mehr so verbreitet. Aus genau dem Grund - die Platte schützt schon gut genug; ein Schild erhöht den Schutz nicht mehr wesentlich, und die Hand kann man anders besser nutzen.

Da ist dann halt die Frage, wieviel Kitchen Sink man überhaupt noch im Setting haben will. Beispielsweise, Typus "Wikinger" mit langem Kettenhemd, Brillenhelm und großem Rundschild, schön und gut, aber ist halt zeitlich vom Typus "Konservendosenritter" so weit entfernt wie ein moderner Infanterist von einem Landsknecht des 30jährigen Kriegs.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 14.08.2023 | 21:18
Da ist dann halt die Frage, wieviel Kitchen Sink man überhaupt noch im Setting haben will. Beispielsweise, Typus "Wikinger" mit langem Kettenhemd, Brillenhelm und großem Rundschild, schön und gut, aber ist halt zeitlich vom Typus "Konservendosenritter" so weit entfernt wie ein moderner Infanterist von einem Landsknecht des 30jährigen Kriegs.

Tjo, das weiß man ja i.d.R. schon ganz gut, wo man mit dem eigenen Setting hin will.
Und gerade weil alles auf einen globalen AC-Wert zusammengeschmissen wird, hat man dann eben irgendwann Dopplungen, weil die Vielzahl der Rüstungen die sinnvolle Bandbreite an AC-Werten übersteigt (sieht man ja auch in anderen Systemen mit einer Vielzahl von Rüstungen, von DSA 3 über SR in fast allen Editionen bis CP2020 und Traveller - da müssen es dann wieder irgendwelche Sonderregeln sein, was die Rüstung außer Schutz sonst noch Tolles kann, um überhaupt eine nennenswerte Differenzierung zu erreichen).

Wer Spaß dran hat, genau auszutarieren, dass z.B. ein "Vollwikinger" auf den Punkt so gut geschützt wie ein Ritter in Platte moderater Qualität und Ausstattung, der seinen Helm verloren hat, kann sich das gerne geben.


Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 15.08.2023 | 00:29
Da bin ich leider selbst bei meinem Homebrew-Setting etwas hin- und hergerissen. Wenn es Full Plate (und diverse abgespeckte Versionen davon, also zB Half Plate) gibt, werden dadurch halt die meisten älteren Rüstungsformen obsolet. Dann wiederum ist es ja für D&D sehr typisch, dass man in irgendwelchen Ruinen irgendwelchen uralten Krempel ausbuddelt und den wieder in Einsatz bringt. Jedoch habe ich als Spieler mich schon oft über solche Stimmi-Stimmi-Lootdrops geärgert, wie "eine 1500 Jahre alte Legionärsrüstung +1", die selbst mit ihrem magischen Bonus immer noch schlechtere Stats hat als ein "moderner" Brustharnisch von der Stange.

Wobei ja auch meines Wissens in den offiziellen Settings nie definiert wurde, seit wann es da jeweils schon Plattenrüstungen gibt. Könnten ja auch schon hunderte von Jahren sein -- solange es eben keine Zäsur gegeben hat, die Rüstungen obsolet machte und letztendlich zu ihrem Verschwinden geführt hat. Sorry, kleines offtopic.

--

Nochmal zum Thema "Anreiz zum Helmtragen" -- nach einigem Nachdenken meine ich, für D&D muss man da das Rad nicht neu erfinden. Einfach einen AC-Bonus je nach Helmtyp vergeben, der mit getragener Rüstung stackt - wer dann trotzdem so einen billigen Bonus liegen lässt, weil er Oben Ohne cooler findet, dem ist wohl auch nicht mehr zu helfen.  8]
Zumal ich ja eh mit insgesamt höheren ACs cool bin, und so die eigentlichen Rüstungen nicht mehr ganz so stark nachgearbeitet werden müssen.

Obligatorisches dänisches Video: https://www.youtube.com/watch?v=56c7BDfpJxc

Obligatorisches deutsches Video: https://www.youtube.com/watch?v=B3hpDISFdNg
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 15.08.2023 | 00:44
Wobei ja auch meines Wissens in den offiziellen Settings nie definiert wurde, seit wann es da jeweils schon Plattenrüstungen gibt.

Ja, einen Tod muss man halt sterben - entweder gibt es "modernere" Rüstungen, die dann auch tatsächlich besser sind als mundane alte Rüstungen und deren Vorteil auch durch magische Boni ggf. nicht ganz aufgewogen werden kann, oder man hat grob den selben Techlevel und findet in Ruinen u.Ä. eben die magische und hochwertig gearbeitete Ausgabe von Sachen, die in der Basisversion grundsätzlich auch "draußen" weiterhin käuflich zu erwerben sind.

Oder man verabschiedet sich von dem Trope mit dem per se besseren uralten magischen Kram jenseits von einigen wenigen legendären Artefakten; diesem Ansatz würde ich selbst wohl am Ehesten zuneigen.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 15.08.2023 | 02:27
Oder man verabschiedet sich von dem Trope mit dem per se besseren uralten magischen Kram jenseits von einigen wenigen legendären Artefakten; diesem Ansatz würde ich selbst wohl am Ehesten zuneigen.

Ich würde sagen, der uralte Kram ist ja nicht *per se* magisch und besser -- sondern halt ein klassischer Fall von Survivor Bias. Der Bruchteil des uralten Krams, den man in tragbarem Zustand findet, hat überdauert *weil* er kräftig verzaubert wurde.
Und: wenn man annimmt, dass magischer Kram quasi "unzerstörbar" ist (jedenfalls durch normal-weltliche Einflüsse), dann sammelt sich halt über die Jahrhunderte einiges an, weil neu erschaffene/verzauberte Dinge den Pool nur vergrößern, ohne dass nennenswert Teile aus dem Bestand zerstört werden.

Insofern macht es mE schon Sinn, dass man immer wieder mal alten magischen Kram findet. Das muss aber nicht heissen, dass es nicht auch neuen, noch besseren magischen Kram geben kann. In die Richtung tendiere ich insgesamt auch.

Anekdotische Anmerkung: die brauchbaren magischen Rüstungsfunde, die ich bisher in Printabenteuern überhaupt erlebt/gelesen habe, kann man so ziemlich an den Händen eines Sägewerksbesitzers abzählen. Auf Anhieb fällt mir nur ein einziger ein, und da war das Beutestück "rezent" (Plattenrüstung getragen von einem erst Tage zuvor gestorbenen Krieger). Sehr selten mal eine Rüstung, die man einem besiegten Gegner abgenommen hat (und dann war das meist eher sowas wie ein Mithral-Kettenhemd). Ahja und in einem Fall mal ein glücklicher Wurf auf die Zufallstabellen eines Hortfundes, das war es dann aber auch.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 8.09.2023 | 14:35
Nachtrag:
Weil ich ja weiter oben dieses Estoc-Duell aus "The Sword and the Centuries" erwähnt hatte. Das Buch hab ich gerade wiedergefunden. Das genannte Kapitel gibt aber nicht wahnsinnig viel her; hauptsächlich beschreibt es die Vorgeschichte (es spielt 1503), das eigentliche Duell nimmt gerade eine halbe Seite ein.
Es geht so aus, dass der eine auf eine Finte des anderen reinfällt, und dieser ihm das Estoc durch die Gorget in den Hals treibt; Exitus wenig später. Dabei ging das Duell gar nicht unbedingt auf Leben und Tod, und der Sieger bedauert, dass sein Gegner dabei umkam.

Bemerkenswert ist daran also vor allem, dass die Duellanten einen metallenen Halsschutz tragen (könnte ungefähr so ausgesehen haben: https://www.metmuseum.org/art/collection/search/24673 ), und das Estoc diesen komplett durchstoßen hat und tief in den Körper eingedrungen ist, und dabei so fest stak dass es der Kämpfer gar nicht mehr rausgezogen bekam, ehe sein Gegner tot war. Ohne diese spezielle Erwähnung könnte man meinen, vielleicht hat er ja am Gorget vorbei eine ungeschützte Stelle getroffen -- dies scheint aber eben nicht der Fall zu sein.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 8.09.2023 | 15:13
Bemerkenswert ist daran also vor allem, dass die Duellanten einen metallenen Halsschutz tragen
1503 würde ich aber bei Estoc-Einsatz von einem Harnischkampf ausgehen - und da ist der Bart oder das Gorget ganz normal.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 8.09.2023 | 15:30
Ja, schon -- sonst würde man ja erst gar nicht Estocs verwenden. Aber das Gorget war neben einer "cap" (offenbar ein offener Helm, da es am Anfang des Duells zu einem Schmiss kommt) das einzige Rüstungsteil, das explizit (im Vorfeld) erwähnt wurde; man könnte es vom Text her auch so verstehen, dass sie als Rüstung nur Gorget und Helm tragen und sonst nichts. Ich nehme an, die Teile wurden deshalb gesondert erwähnt, damit der Leser nicht meint, das Schwert habe eine ungerüstete Stelle getroffen.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 8.09.2023 | 15:39
Ich glaube, da sitzt du einem Missverständnis auf.
Die "Cap" ist wahrscheinlich eine Hirnhaube.
(http://royaloakarmoury.com/wp-content/uploads/2017/05/16th-c-infantry-helmet_15989805147_o-340x450.jpg)
Dazu gehört ein Gorget (Bart wäre sehr unüblich und veraltet) und dann der Harnisch. Zwar verzichtete man bei Infantrietruppen oft auf den Halsschutz (aus Kostengründen), aber die duellieren sich auch nicht unbedingt.  ;)
Explizit erwähnt wird's wohl nicht, weil es selbstverständlich war. Man erwähnt ja auch nicht, dass ein Schwimmer keinen Anzug anhat, wenn er im Becken ist.  ;)
Hutton war bemüht, er war aber weder Historiker, noch ein besonders begabter Quellenleser.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 20.09.2023 | 21:51
Mal wieder einen kleinen Bump.

Wie seht ihr das: habt ihr euch mit den in vielen RPG-Systemen typischen Rüstungsarten abgefunden, oder fändet ihr es besser, wenn sich die Listen stärker an historischen Fakten orientieren würden? Oder andersrum gefragt, wärt ihr enttäuscht, wenn es keine "Lederrüstung" gäbe?

Wir haben ja iirc schon erwähnt, dass die Listen im günstigsten Fall nur anachronistisch sind, was ja für setting-agnostische Systeme durchaus sinnvoll sein kann -- aber selbst dann fände ich es hilfreich, wenn dann im Regelwerk wenigstens vermerkt wäre, welche Rüstungstypen jeweils in einer Epoche nebeneinander auftraten.

Naja, oder halt man pfeift auf Bestrebungen, in einem Fantasy-Spiel realhistorische Begegebenheiten abzubilden. "Hey es ist Fantasy". Okay kann man machen. Mich persönlich stört an dieser Denkweise, dass es ja IRL _Gründe_ gibt, warum man bestimmte (vermeintliche) Rüstungstypen nicht (oder irgendwann nicht mehr) verwendet hat; übrigens bei Waffen genau das gleiche.

Also um es kurz zu machen: von mir aus dürfen die Listen in Gottes Namen quer durch die Jahrhunderte gehen, vom griechischen Linothorax bis zur gotischen Plattenrüstung. Aber was ich _wirklich_ gerne hätte, wäre wenn die ahistorischen Pseudo-Rüstungen ("Krötenhaut") gestrichen würden und die historischen Rüstungen halbwegs plausible Werte zugeordnet bekämen.

Im Wesentlichen:
Lederrüstung raus, "beschlagenes Leder" raus, Fellrüstung raus,
dafür Brigantine als mittlere Rüstung rein,
dann noch gucken dass die Werte in einigermaßen vernünftiger Relation zueinander stehen, dann ist das gut genug für mich.

Und dazu halt noch die passenden Helme, wie weiter vorn im Thread diskutiert.  8)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: General Kong am 20.09.2023 | 22:01
Was genau ist an einer Lederüstung unhistorisch? Legionäre trugen so was in heißen Klimaten durchaus oder sollte ich mich irren?
Und generell schützt Leder. Eine Lederjacke kann also durchaus spieltechnisch eine Rüstung darstellen.

Zu deiner Frage: Kommt darauf an. Wenn es ein generischen Regelwerk ist, dann sollte da schon alles rein. Gut wäre dann aber ein Hinweis zur Verwendungszeit auf der Erde ( Vollharnisch - spätes Mittelalter) oder, dass es sich um eine reine Fantasyrüstung handelt (Kettenbikini - männlichen Fantasy). 😎
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: caranfang am 20.09.2023 | 22:27
Was genau ist an einer Lederüstung unhistorisch? Legionäre trugen so was in heißen Klimaten durchaus oder sollte ich mich irren?
Und generell schützt Leder. Eine Lederjacke kann also durchaus spieltechnisch eine Rüstung darstellen.
Das hängt vielleicht damit zusammen, dass es im Mittelalter angeblich keine Lederrüstungen gab. Die Lederrüstungen sind nicht das Problem. Lederne Kleidung ist eher ahistorisch, besonders in einem mittelalterlichen Setting.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Quaint am 20.09.2023 | 22:59
Ach mal so mal so. Ich bin kein Geschichtsnazi, aber ich sehe es als Pluspunkt wenn da Gambeson steht und nicht Lederrüstung. Oder wenn es zumindest *auch* einen Gambeson gibt und der vielleicht nicht völlig schlechte Werte hat. Und wenn eine Plattenrüstung zwar was kostet aber auch merklich was bringt.
Aber mir geht es ja durchaus auch um modernen und futuristischen Kram, und so ein bissle plausible Werte hätt ich da schon gerne. Wenn jemand in Powerarmor effizient mit einer einfachen Pistole erlegt werden kann knirscht es im Gebälk bei mir.

Und Lederrüstung ist halt ein alter Streitpunkt. Sie waren wohl zumindest nicht häufig im Mittelalter. Aber Leder als Werkstoff der durchaus auch recht robust sein kann mag natürlich theoretisch verwendet werden. Und wenn man z.B. mal britische Buff Jackets anguckt wurde er das auch, nur halt soweit bekannt nicht so im typisch europäischen Mittelalter. Und dann gibt es ja noch gerede von "gekochtem" Leder dass nochmal andere Materialeigenschaften hat (eignet sich eher für Platten oder Schuppen) und wo man aber soviel ich weiß nicht gesichert weiß wie das behandelt wurde und welche Eigenschaften es dann genau hatte.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Ainor am 20.09.2023 | 23:05
Wie seht ihr das: habt ihr euch mit den in vielen RPG-Systemen typischen Rüstungsarten abgefunden, oder fändet ihr es besser, wenn sich die Listen stärker an historischen Fakten orientieren würden? Oder andersrum gefragt, wärt ihr enttäuscht, wenn es keine "Lederrüstung" gäbe?

Tja, zunächst einmal: in was für einem System und Setting? Hier muss man ja schonmal annehmen dass
es ein "Mittelalter plus" seien soll dass sich an einer historischen Epoche orientiert.  Bei "Dungeonpunk" will ich das schwarze Leder nicht vermissen!

Wir haben ja iirc schon erwähnt, dass die Listen im günstigsten Fall nur anachronistisch sind,

Historisch gesehen hat recht viel gleichzeitig existiert, nur nicht am selben Ort. Das macht also nur Sinn in Systemen ohne "Reisefreiheit".


Aber was ich _wirklich_ gerne hätte, wäre wenn die ahistorischen Pseudo-Rüstungen ("Krötenhaut") gestrichen würden

In einer Welt voll Killerkröten mit hoher RK kann eine Krötenhaut durchaus sinnvoll sein...

und die historischen Rüstungen halbwegs plausible Werte zugeordnet bekämen.

Naja, bei D&D Komplexität kann man ja nicht viel mehr machen als die Rüstungen in einer Reihenfolge anordnen. Die Werte sind ja vor allem so gewählt dass das Ergebniss plausibel ist, z.B. hat die Full Plate AC 18 und ist damit besser als leichte und mittlere mit DEX.

In 2E gab es ja mal eine Tabelle für Ausrüstung nach Epoche. Nur was passiert wenn es keine Full Plate gibt?
Sind die Leute mit schwerer Rüstung dann bei AC 16, oder ist die FETTE Rüstung immer AC 18, und je nach Epoche ändert sich was für eine Rüstung das ist?

Ich denke dass muss man klären bevor man sich an einzelne Rüstungen macht.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 20.09.2023 | 23:09
Na ja, Rüstungen aus Leder kann ich mir prinzipiell schon vorstellen, auch wenn sich die historischen Beispiele aus naheliegenden Gründen nicht bis in unsere Zeit erhalten haben mögen. Immerhin gab's ja auch Schilde aus Tierhaut...

Was allerdings da eine halbwegs effektive Rüstung sein will, wird vermutlich nicht in der Form von anschmiegsamem und modischem Komfortleder daherkommen -- egal, wie sehr der klassische D&D-Schurke dabei protestiert. ;)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Isegrim am 20.09.2023 | 23:15
Mir reicht inzwischen eigentlich die Unterscheidung in schwere, leichte und keine Rüstung. Wie man das mit Inhalt füllt, würd ich vom sonstigen Realismus-Grad abhängig machen. In dem typischen "anything goes"-Fäntelalter isses mir tatsächlich ziemlich egal.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 20.09.2023 | 23:57
Ah sehr schön, ins Wespennest gestochen...  >;D
Okay ich präzisiere:

Rüstungen aus Leder mag es - wenn auch relativ selten - hie und da gegeben haben. Glaub, da streiten sich selbst die Gelehrten noch ein wenig, da sich Leder halt nicht gut hält über die Jahrhunderte. Das ist halt die eine Sache.
Aber selbst wenn wir sie als real akzeptieren: das Kernproblem sehe ich dann vor allem in der Einordnung als LEICHTE Rüstung, oftmals der leichteste Typ überhaupt (evtl nach "Padded"), vornehmlich für Schurken und andere Stealthprofis. Jedoch, baut man eine Lederrüstung so wie da beschrieben -- härtet sie mit Wachs oder Öl oder dergleichen -- ist sie weder flexibel noch besonders leicht.

Weicheres, flexibleres Leder wäre wieder kein besonders gutes Rüstungsmaterial: es ist flugs durch Schnitte oder Stiche ventiliert, und selbst wenn man das überlebt, kann man es anders als Stoff oder Kettengeflecht nicht gut flicken. Unterm Strich also einfach ziemlich unpraktisch. Darum eben auch historisch nicht populär.

So wie "Studded Leather" / "Krötenhaut" ein Auswuchs des "English Effigy Problem" ist -- das was man so aufgrund von irgendwelchen bildlichen Darstellungen irgendwann (Victorian etwa) als "mit Nieten verstärktes Lederwams" interpretiert hat [was schon Blödsinn ist, weil solche Nieten Leder nur strukturell schwächen würden und nicht verstärken], stellt ziemlich sicher in Wahrheit Brigantinen dar, die erstens soweit ich weiß meistens außen aus Stoff waren und nicht aus Leder, und zweitens die Nieten eben kein Selbstzweck waren sondern inwendige Metallplatten zusammenhielten.

--

Sei noch angemerkt, dass gerade die Werte in D&D 5E da ganz besonders Panne sind und ein großer Rückschritt gegenüber früheren Editionen. Bspw wäre das Panzerhemd durchaus bei den Mittleren Rüstungen sinnvoll einsortiert -- und nicht bei den Schweren, schon gar nicht mit 55 Pfund! Die Dinger wiegen in Echt eher so 7 bis 10 Kilo je nach Länge, auch mit ein paar Pfund extra für das Untergewand kommt man da nicht annähernd in solche Sphären.

...okay es sei denn, die 5E-Autoren sind der Meinung, eine schwere Kettenrüstung besteht aus 2 langen Brünnen übereinander getragen... :p

Neulich einen Artikel gelesen von einem Typen, der die Rüstungsmodelle von BG3 analysiert hat. Er hat dann bei vielen Exemplaren unsinnige Dinge moniert (also, die Modelle waren unsinnig, nicht das was er gesagt hat). Da kam mir der Gedanke - tongue in cheek natürlich - vielleicht sind die Modelle mit Bedacht so schlecht designt, um ihren lausigen Schutzwert widerzuspiegeln.
Man vergleiche: eine schweineteure Plate Armour bringt in 5E gerade mal AC18. Das bedeutet, das selbst ein minimal kompetenter Wächter mit seinen lausigen +3 Melee bei jedem dritten Schwinger Schaden macht. Das verfehlt die Leistungsfähigkeit historischer Plattenrüstungen meilenweit.

--> die Rüstungsmacher von Faerun sind vielleicht einfach ahnungslose Stümper, die in ihren Rüstungen scheunentorgroße Lücken klaffen lassen, darum haben die so schlechte Schutzwerte.  >;D
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: schneeland am 21.09.2023 | 00:06
Neulich einen Artikel gelesen von einem Typen, der die Rüstungsmodelle von BG3 analysiert hat.

Ich vermute der hier: Collections: The Gap in the Armor of Baldur’s Gate and 5e (https://acoup.blog/2023/09/15/collections-the-gap-in-the-armor-of-baldurs-gate-and-5e/)?

die Rüstungsmacher von Faerun sind vielleicht einfach ahnungslose Stümper, die in ihren Rüstungen scheunentorgroße Lücken klaffen lassen, darum haben die so schlechte Schutzwerte.  >;D

Alle bestochen vom Erzschurken ;)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Isegrim am 21.09.2023 | 00:22
Weicheres, flexibleres Leder wäre wieder kein besonders gutes Rüstungsmaterial: es ist flugs durch Schnitte oder Stiche ventiliert, (...)

Leder (auch dünneres) ist ein gutes Schutzmaterial gegen leichtere Blessuren. Das hält keine Klinge auf, wenn sie gut trifft, aber bei Streiftreffern, gegen Stürze etc mag es doch genug helfen, um im stark abstrahierenden RPG eine (kleine) Rüstungswirkung zu haben. Eine Lederhose verhindert auch keine Brüche bei einem Motorradunfall, aber gegen Abschürfungen & so ist sie doch ganz nett. Die im 19. Jh. aufkommenden militärischen Kopfbedeckungen aus Leder (Kaskett, Tschako, später die Pickelhaube) waren ganz sicher keine sicheren Mittel gegen Kopfverletzungen; aber immer noch besser als die Filzhüte und -mützen, die vorher getragen wurden.

Dass das vermutlich in keinem System "realistisch" daher kommt: Geschenkt, Kampfsysteme sind eh nicht realistisch. Kann man zumindest argumentieren. Meinethalben kann man die Dinger auch streichen, mein Herz hängt da nicht dran. Ist halt ein Fantasy-Klischee, wie so viele andere Dinge.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Ainor am 21.09.2023 | 00:32
Bspw wäre das Panzerhemd durchaus bei den Mittleren Rüstungen sinnvoll einsortiert -- und nicht bei den Schweren, schon gar nicht mit 55 Pfund!

Chain Shirt in 5E ist mittel und wiegt 20 Pfund.

Man vergleiche: eine schweineteure Plate Armour bringt in 5E gerade mal AC18. Das bedeutet, das selbst ein minimal kompetenter Wächter mit seinen lausigen +3 Melee bei jedem dritten Schwinger Schaden macht. Das verfehlt die Leistungsfähigkeit historischer Plattenrüstungen meilenweit.

Das ignoriert völlig das Kampfsystem. Ohne Rüstung gegen Plate sind eher 90%+ Chance dass man draufgeht.
Wenn man ansonsten gleich ist es fast Selbstmord gegen überlegene Rüstung anzutreten.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: caranfang am 21.09.2023 | 08:28
Man sollte nicht vergessen, dass das D&D-Kampfsystem schon immer ziemlich abstrakt war. Ein gelungener Angriffswurf bedeutet hier nur, dass man Schaden verursacht hat. Wie dies erreicht wurde, spielt keine Rolle.
Man sollte auch nicht auf die bildlichen Darstellungen der Rüstungen eingehen, denn diese sind selten realistisch. man sollte auch nicht einzelne Rüstungen betrachten. Man muss sich eigentlich das gesamte Kampfsystem anschauen, um festzustellen, wie realistisch die einzelnen Rüstungen sind.
Chai Shirt in 5E ist mittel und wiegt 20 Pfund.
War aber in 3e leicht (25 Pfund). In AD&D 2e gab es es eigentlich nicht, aber eine Kettenrüstung, die nur den Torso schützte, wog hier 20 Pfund und schützte genauso gut, wie eine vollständige Leder- oder wattierte Rüstung. die mit D&D 3e eingeführten Rüstungskategorien sind in meinen Augen etwas problematisch, da sie (besonders in der D&D 5e-Version) Erkenntnisse über die einzelnen Rüstungstypen ignoriert. So behindert ein Vollharnisch nicht so sehr wie ein Kettenpanzer, weil das gewicht viel besser verteilt ist. Andere Rollenspiele sind in dieser Hinsicht aber noch schlimmer (siehe z.B. DSA).
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 21.09.2023 | 09:14
@schneeland: ja genau, der Artikel war es. Ist insgesamt ein ziemlich guter Abriss, wie ich finde. ^^

--

@Isegrim: Ja, Leder ist super abriebfest und ich bevorzuge bis heute lederne statt Textil-Moppedklamotten, aber die Asphaltraspel war keine sonderlich verbreitete mittelalterliche Waffe.  ;D

Chai Shirt in 5E ist mittel und wiegt 20 Pfund.

Und das ist ja auch falsch.
Ein "Chain Shirt" so wie es beschrieben ist (kurz und kurzärmelig) wiegt vielleicht 5-6 Kilo und gehört definitiv zu den leichten Rüstungen. 3E hatte da auch das Gewicht falsch, aber immerhin die Kategorie richtig.
Die knielange, langärmelige Chain Mail, die von 5E als Schwer kategorisiert wird, die wiegt in echt so um die 10 Kilo und sollte Mittel sein.

Nebenbei witzig, auch in schneelands Artikel nachzulesen: die Preise sind ebenfalls völlig off. Die "Half Plate" war historisch - nachdem man sie erstmal überhaupt herstellen konnte - eine massenproduzierte Billigrüstung, während Mail immer relativ teuer war.

Zitat
Das ignoriert völlig das Kampfsystem. Ohne Rüstung gegen Plate sind eher 90%+ Chance dass man draufgeht.
Wenn man ansonsten gleich ist es fast Selbstmord gegen überlegene Rüstung anzutreten.

Uninteressant. Der Punkt ist, dass man als sagen wir mal niedrigstufiger Mensch im Gefecht -- meinetwegen nicht gegen einen einzigen Gegner -- nach maximal einer Minute genug Treffer eingesteckt hat, um Dreck zu fressen. Das ist vielleicht schon grundsätzlich eine Konsequenz des D&D-Systemkonzepts, aber 5E treibt sie halt mit ihren Wertebereichen auf die Spitze.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: caranfang am 21.09.2023 | 09:36
@Isegrim: Ja, Leder ist super abriebfest und ich bevorzuge bis heute lederne statt Textil-Moppedklamotten, aber die Asphaltraspel war keine sonderlich verbreitete mittelalterliche Waffe.  ;D
Leder schützt aber gut gegen Hiebe, sonst hätte sich der Koller  (https://de.wikipedia.org/wiki/Koller_(Uniform))im 17. Jahrhundert nicht durchsetzen können. Und das war eine Lederjacke, die als (Unter-)Rüstung getragen wurde.
Und das ist ja auch falsch.
Ein "Chain Shirt" so wie es beschrieben ist (kurz und kurzärmelig) wiegt vielleicht 5-6 Kilo und gehört definitiv zu den leichten Rüstungen. 3E hatte da auch das Gewicht falsch, aber immerhin die Kategorie richtig.
Die knielange, langärmelige Chain Mail, die von 5E als Schwer kategorisiert wird, die wiegt in echt so um die 10 Kilo und sollte Mittel sein.
Die Gewichtsangaben in Rollenspielen waren schon immer unrealistisch, wie auch die Behinderung der Rüstungen.
Nebenbei witzig, auch in schneelands Artikel nachzulesen: die Preise sind ebenfalls völlig off. Die "Half Plate" war historisch - nachdem man sie erstmal überhaupt herstellen konnte - eine massenproduzierte Billigrüstung, während Mail immer relativ teuer war.
Das gilt eigentlich für alle Preise. Aber hierfür gibt es wenigstens eine vernünftige Erklärung: Spielbalance. Was besser ist als etwas anderes, muss auch teurer sein.

Uninteressant. Der Punkt ist, dass man als sagen wir mal niedrigstufiger Mensch im Gefecht -- meinetwegen nicht gegen einen einzigen Gegner -- nach maximal einer Minute genug Treffer eingesteckt hat, um Dreck zu fressen. Das ist vielleicht schon grundsätzlich eine Konsequenz des D&D-Systemkonzepts, aber 5E treibt sie halt mit ihren Wertebereichen auf die Spitze.
Falsch. Ainor hat da schon recht. Ein einfacher Blick auf den nutzen einer einzigen Rüstung im Kampf gegen einen bestimmten Gegner reicht nicht. Man sollte immer das gesamte Kampfsystem betrachten. Wenn man sich also fragt, wie realistisch eine Rüstung in einem Kampfsystem dargestellt ist, muss man auch immer die anderen Rüstungen und auch die Waffen und überhaupt die verschiedenen Typen von Gegnern betrachten. Und auch, wie das Kampfsystem konzipiert ist. Dies muss eigentlich alles beachtet werden.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Isegrim am 21.09.2023 | 09:53
@Isegrim: Ja, Leder ist super abriebfest und ich bevorzuge bis heute lederne statt Textil-Moppedklamotten, aber die Asphaltraspel war keine sonderlich verbreitete mittelalterliche Waffe.  ;D

Man hat sich früher während Kämpfen keine Abschürfungen zugezogen? Ach ja, im Mittelalter hatten ja alle eine Ganzkörperhornhaut. Die Drachen sind ja nicht einfach so ausgestorben... ;)

Leder schützt aber gut gegen Hiebe, sonst hätte sich der Koller  (https://de.wikipedia.org/wiki/Koller_(Uniform))im 17. Jahrhundert nicht durchsetzen können.

Ich fand das (https://en.wikipedia.org/wiki/Buff_coat) als Vorbild für "Lederrrüstungen" auch immer passender als die Klischee-cuir bouilli-Lederrüstung (obs die nun gegeben hat oder nicht). Ob man dem im Rahmen eines RPG nun eine regeltechnische Schutzwirkung zugesteht (je nach Feingranulierung des Regelwerks immer/manchmal/bei Stürzen vom Pferd & Motorradunfällen) kann man sicher so & so sehen; aber wenn am oberen Ende der Rüstungsskala genau unterscheidet, finde ich es schon etwas seltsam, am unteren "feste Lederkleidung" & "nackt" genau gleich zu behandeln. Bei grober Skalierung kann mans natürlich auch schlicht ignorieren.


Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 21.09.2023 | 10:08
Der Koller schützt auch gegen nix, außer Granatsplittern und Streifhieben mit stumpfen Klingen. Muss er aber auch nicht:
Zitat
Er wurde unter dem Harnisch getragen, nach dessen zeitweisen Abschaffung auch ohne diesen.
Demnach zu der Zeit Kugeln die größere Gefahr darstellen, und beschussfeste Harnische teuer sind, verzichtet man zunehmend auf Rüstung. Dafür hat man die Kürassiere (mit Kürass) als schwere Kavallerie.

Leder ist als Kleidungsmaterial grundsätzlich Mist. Es wärmt nicht, es ist hält kein Wasser ab, es ist schwer zu verarbeiten. Wolle ist da deutlich besser. Einzig für Schuhe eignet es sich - und da muss man es ölen, damit es wasserfest wird.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Isegrim am 21.09.2023 | 10:21
Der Koller schützt auch gegen nix, außer Granatsplittern und Streifhieben mit stumpfen Klingen.

Reicht das nicht, um i-eine regeltechnische Auswirkung haben zu dürfen?

Leder ist als Kleidungsmaterial grundsätzlich Mist.

Dafür wurde es dann aber doch recht oft verwendet. Ist vielleicht doch nicht ganz so einfach...
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: caranfang am 21.09.2023 | 10:23
Ich fand das (https://en.wikipedia.org/wiki/Buff_coat) als Vorbild für "Lederrrüstungen" auch immer passender als die Klischee-cuir bouilli-Lederrüstung (obs die nun gegeben hat oder nicht). Ob man dem im Rahmen eines RPG nun eine regeltechnische Schutzwirkung zugesteht (je nach Feingranulierung des Regelwerks immer/manchmal/bei Stürzen vom Pferd & Motorradunfällen) kann man sicher so & so sehen; aber wenn am oberen Ende der Rüstungsskala genau unterscheidet, finde ich es schon etwas seltsam, am unteren "feste Lederkleidung" & "nackt" genau gleich zu behandeln. Bei grober Skalierung kann mans natürlich auch schlicht ignorieren.
Das große Problem ist, dass Lederrüstungen archäologisch nicht nachweisbar sind, da sie sich nicht erhalten haben. Aber es gibt genug Hinweise, dass es sie gegeben haben muss. Der Kürass war ursprünglich wohl eine Lederrüstung.
Der Koller schützt auch gegen nix, außer Granatsplittern und Streifhieben mit stumpfen Klingen.
Wirklich? Oder ist das nur Deine persönliche Meinung?
Wieso hat der Koller den Gambeson abgelöst?
Demnach zu der Zeit Kugeln die größere Gefahr darstellen, und beschussfeste Harnische teuer sind, verzichtet man zunehmend auf Rüstung. Dafür hat man die Kürassiere (mit Kürass) als schwere Kavallerie.
Trotzdem waren Lederüstung zum Teil noch bis ins 19. jahrhundert im Einsatz, zwar nicht in Europa, sondern in Amerika, wo sie von den neuspanischen (später mexikanischen) Dragones de cuera (https://de.wikipedia.org/wiki/Dragones_de_Cuera) benutzt wurden, weil sie einen gewissen Schutz gegen die Waffen der Indianer boten.
Leder ist als Kleidungsmaterial grundsätzlich Mist. Es wärmt nicht, es ist hält kein Wasser ab, es ist schwer zu verarbeiten. Wolle ist da deutlich besser. Einzig für Schuhe eignet es sich - und da muss man es ölen, damit es wasserfest wird.
Davon ist aber hier nicht die Rede. Es geht um Leder als Rüstungsmaterial. Und, wie ich schon schrieb, gibt es trotz fehlender archäologischer Funde genug Hinweise, dass es Lederrüstungen (auch in Europa) gab. Es waren vielleicht nicht immer die Art von Rüstungen, die in D&D als leather armor bezeichnet werden, sondern eher jene, die von D&D als hide armor bezeichnet werden, aber es gab sie. Sonst gäbe es die vielen Hinweise nicht.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 21.09.2023 | 10:59
Wirklich? Oder ist das nur Deine persönliche Meinung?
Wieso hat der Koller den Gambeson abgelöst?
Dazu gibt's eine Menge Schnitttest-Versuche. Und Beschuss. Übrigens auch für so ziemlich alle Arten von "Lederrüstung". Die Schutzwirkung war in allen Fällen gleich Null.

Wieso er den Gambeson abgelöst hat? Weil er hübscher ist und man auf stehende Heere umgestellt hat - die man mit Uniformen ausstatten musste. Schutzwirkung war da schon recht unerheblich - Soldaten waren Verbrauchsmaterial. Die Offiziere hatten ja weiterhin lange den Brustharnisch. *
Leder war billig zu haben - Leinen war z.B. in der Menge deutlich teurer.

Gibt eine längere Abhandlung speziell zum Buff Coat in Cromwells New Model Army im Osprey-Band zu den "Ironsides".

Wer übrigens meint, dass Plattenrüstungen "Billigware" waren, der vergleicht Äpfel mit Birnen. Es konnte mehr hergestellt werden, die Anpassung war dennoch ein langwieriger Prozess, den sich nur der Adel leisten konnte. Und wenn das Bürgerrecht an den Besitz eines Brustharnisches (Half Plate) geknüpft war (wie z.B. in Bologna um 1500), stellte dies ein nicht unbedeutendes Hindernis dar.
Das mit Ringelpanzern zu vergleichen, die bis 200 Jahre davor der letzte Schrei waren, ohne die Methoden der Massenfertigung, ist schlicht unseriös.

*Zu der Zeit hat man am Schlachtfeld nur noch Speere/Lanzen (gegen die schützt faktisch nichts), leichte (Hau-)Degenklingen (gegen die kann der Buff Coat ein wenig schützen) und schwere Schwerter/Säbel (gegen die hilft auch der Brustharnisch nur gelegentlich, weil der Torso nicht Primärziel ist) neben den Feuerwaffen. Es ist also fast egal, was man den Soldaten anzieht.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: caranfang am 21.09.2023 | 11:28
Dazu gibt's eine Menge Schnitttest-Versuche. Und Beschuss. Übrigens auch für so ziemlich alle Arten von "Lederrüstung". Die Schutzwirkung war in allen Fällen gleich Null.
Wie seriös waren denn diese Tests? Wenn man beweisen will, dass etwas nichts taugt, dann konstruiert man den test so, dass auch das gewünschte Ergebnis heraus kommt.
Wieso er den Gambeson abgelöst hat? Weil er hübscher ist und man auf stehende Heere umgestellt hat - die man mit Uniformen ausstatten musste. Schutzwirkung war da schon recht unerheblich - Soldaten waren Verbrauchsmaterial. Die Offiziere hatten ja weiterhin lange den Brustharnisch. *
Leder war billig zu haben - Leinen war z.B. in der Menge deutlich teurer.
Wenn das so wäre, wieso hat man dann nicht Wolle für die Uniformen genommen? Wolle  war schließlich das Material für Kleidung schlecht hin.
Gibt eine längere Abhandlung speziell zum Buff Coat in Cromwells New Model Army im Osprey-Band zu den "Ironsides".
Die Osprey-Bände sind jetzt nicht unbedingt die besten Sekundärquellen. ich habe da schon sachen gefunden, die schon zum Zeitpunkz der Veröffentlichung widerlegt waren.
Wer übrigens meint, dass Plattenrüstungen "Billigware" waren, der vergleicht Äpfel mit Birnen. Es konnte mehr hergestellt werden, die Anpassung war dennoch ein langwieriger Prozess, den sich nur der Adel leisten konnte. Und wenn das Bürgerrecht an den Besitz eines Brustharnisches (Half Plate) geknüpft war (wie z.B. in Bologna um 1500), stellte dies ein nicht unbedeutendes Hindernis dar.
Das mit Ringelpanzern zu vergleichen, die bis 200 Jahre davor der letzte Schrei waren, ohne die Methoden der Massenfertigung, ist schlicht unseriös.
Wirfts Du da jetzt nicht mehrere Sachen in einen Topf? Eine Halbplatte ist kein einfacher Brustpanzer. Auch gab es bei Plattenrüstungen Qualitätsunterschiede. Ein teurer Vollharnisch musste an seinen Träger angepasst werden, war aber auch einigermaßen kugelsicher (außer man setzte ihm die Pistole auf die Brust). Die Massenware war sehr schnell produziert, aber nicht kugelsicher und musste auch nicht groß an den Träger angepasst werden, da es sich ja nur um einen Brustpanzer handelte.
*Zu der Zeit hat man am Schlachtfeld nur noch Speere/Lanzen (gegen die schützt faktisch nichts), leichte (Hau-)Degenklingen (gegen die kann der Buff Coat ein wenig schützen) und schwere Schwerter/Säbel (gegen die hilft auch der Brustharnisch nur gelegentlich, weil der Torso nicht Primärziel ist) neben den Feuerwaffen. Es ist also fast egal, was man den Soldaten anzieht.
Darf ich da mal an die Dragones de Cuera aus Mexiko erinnern? Sie trugen Lederrüstungen, weil diese einen gewissen Schutz gegen die Waffen der Indianer bot, wo zu auch Speere gehörten. Und dies war kein Kannonenfutter, sondern eine gut bezahlte Polizeieinheit.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 21.09.2023 | 11:46
...manchmal bin ich schon ganz froh, daß es auch Rollenspielsysteme gibt, die Waffen und Rüstung einfach gar nicht erst eigens modellieren. Auf die Weise läßt sich wenigstens die Schaukelstuhlmilitärgeschichtskundler-Fachsimpelei sauber vom Spiel an sich trennen... ;)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Boba Fett am 21.09.2023 | 12:06
Ich halte da auch jede Diskussion über Waffenschaden und Trefferwahrscheinlichkeits- und Schadensreduktion durch Rüstungen und Schilde im Kontext P&P Rollenspiel für äußerst müßig.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Ach ja:  :dftt:
Also ignoriert die provokanten Worte - es ist nur Meinung...


Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Zed am 21.09.2023 | 12:08
Dazu gibt's eine Menge Schnitttest-Versuche. Und Beschuss. Übrigens auch für so ziemlich alle Arten von "Lederrüstung". Die Schutzwirkung war in allen Fällen gleich Null.
Keine Ahnung, ob ich die Tests finde, aber ich ich habe andere Tests gesehen, in denen sogar verstärkte, (geleimte?)  Stoffkleidung einen überraschend guten Schutz boten.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: tartex am 21.09.2023 | 12:13
...manchmal bin ich schon ganz froh, daß es auch Rollenspielsysteme gibt, die Waffen und Rüstung einfach gar nicht erst eigens modellieren. Auf die Weise läßt sich wenigstens die Schaukelstuhlmilitärgeschichtskundler-Fachsimpelei sauber vom Spiel an sich trennen... ;)

Ich erinnere an diesen Post von mir vor einigen Monaten (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,126228.msg135172810.html#msg135172810).

Das lustige war allerdings die Antwort darauf.  8]
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 21.09.2023 | 12:14
Wie seriös waren denn diese Tests? Wenn man beweisen will, dass etwas nichts taugt, dann konstruiert man den test so, dass auch das gewünschte Ergebnis heraus kommt.
Da braucht man nicht viel konstruieren. Man hüllt eine Schweinehälfte o.ä. in Leder, mehrere Lagen Stoff, usw. und haut dann drauf, oder schießt drauf. Und wenn eine Klinge z.B. bis zum Knochen durchschneidet, ist die Schutzwirkung nunmal nicht gegeben. Grundsätzliche Erkenntnis: Mehrere Lagen schützen besser als eine, Leder schützt erst, wenn es so dick ist, dass es ähnlich steif wie Metall ist (und auch ähnlich aufwändig zu verarbeiten), und Stoffpanzer verhindern Knochenbrüche.

Zitat
Wirfts Du da jetzt nicht mehrere Sachen in einen Topf?
Du vermischt Zeiten. Beschussfeste Harnische haben wenig mit den gotischen Vollharnischen zu tun, die man so vor Augen hat. Da ist allein der Brustteil so schwer wie manche frühere Fußrüstung. Ich hab solche Teile im Grazer Zeughaus schon in der Hand gehabt - übrigens auch die Rondartschen(5 kg aufwärts). Aber da sind wir auch schon im 17. Jhdt.

Zitat
gewissen Schutz gegen die Waffen der Indianer bot, wo zu auch Speere gehörten
Die First Nations hatten meistens Steinspitzen, Metall war eher selten (außer bei denen, die mit den Weißen Handel trieben). Insbesondere im spanischen Gebiet traf man daher wohl vor allem auf Feuerstein - und gegen alles, was nicht direkt auftrifft, kann ein mehrlagiger Lederkoller da tatsächlich schützen (der direkte Treffer wird wahrscheinlich trotzdem durchgehen).
Lustig bei dem Wiki-Artikel finde ich aber, dass man von aztekischen Kreigern mit Lederpanzern erzählt - mW waren dass Stoffpanzer, die in Salzlake getränkt und getrocknet wurden. Und da waren die Rekonstruktionen auch erstaunlich wirkungsvoll (aber kratzig ;-) ).
Keine Ahnung, ob ich die Tests finde, aber ich ich habe andere Tests gesehen, in denen sogar verstärkte, (geleimte?)  Stoffkleidung einen überraschend guten Schutz boten.
Vorsicht, Äpfel und Birnen! Der Linothorax ist ganz ein anderes Material als Leder. Das lässt sich nicht direkt vergleichen! Leinen mit Leim wird so hart wie dünnes Blech, bleibt aber flexibler. Ich hab daraus schon Schwertscheiden gebaut.  :)
Und dass ein Gambeson/Aketon/etc. schützt, bestreitet auch niemand (aber man schwitzt da drin wie Sau).
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: unicum am 21.09.2023 | 12:17
Wir unterhalten uns ja hier auch nur über ein Sammelsurium von "Dingen" aus einer ... ziemlich langen Zeit.

Und dann ist da eben das Spieltechnische wie das ganze eben auch spielbar bleiben soll.

Eine gewisse Abstraktion ist meines erachtens sehr notwendig weil es schlicht unmöglich ist von den Waffen und Rüstungen der Antike oder gar der Steinzeit bis hin zur Vollmetalldose zu Pferd, sowie vieleicht noch zu dem was von Rüstung bis heute übriggeblieben ist: Der Stahlhelm und die Kampfstiefel oder der Kevlaranzug des Bombenentschärfungteams. Gegebenenfalls schaut man auch mal an was die Leute anhaben die beim Eishockey im Tor stehen ;)

Man mag über Lederrüstungen sagen was man will - auch das es sie eigentlich nie wirklich gegeben hat, ich bin der Meinung sie waren immer integralter Bestandteil der (Aus-)Rüstung, nämlich an den Füßen der Kämpfenden. Ich glaube nur wenige gingen Barfuß oder mit Hozklocks in den Kampf und Vollmetallschuhe? (hm es gab doch in italien diese Massangefertigten Schuhe aus Beton, aber ich meine mich zu erinnern das die auch nicht im Kampf,...)

Ach und ja,... das könnte spuren von ironie beinhalten.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Zed am 21.09.2023 | 12:22
Der Linothorax ist ganz ein anderes Material als Leder. Das lässt sich nicht direkt vergleichen! Leinen mit Leim wird so hart wie dünnes Blech, bleibt aber flexibler. Ich hab daraus schon Schwertscheiden gebaut.  :)
Ah okay, danke für die Aufklärung!
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: General Kong am 21.09.2023 | 12:34
Ich füttere dennoch den Boba,  >;D denn sein Einwand ist schon wichtig für das Thema:
Bei ienem hohen Abstraktionsgrad wie RK und TP sollte Rüstung im Spiel ja vor allem eines: Die gewünschet Abenteuerrealität im Kmapf widerspiegeln. Ich versteh Feuersänger so, dass es sagt, dass Rüstungen , vor allem Vollharnisch bei D&D 5, eben diese Realität für ihn nicht wiederspiegeln, da entweder die RK 18 zu niedrige oder eben der Basisangriffswert von Dummgewürm (+3 plus vielleicht noch Stärkebonus) zu einem Treffer ab 15 oder sogar weniger führt.

Der frischgebackene Ritter Roland (STR 15) tritt also gegen drei Strauchdiebe (STR 12) an (sagen wir mit RK 12) und kann sich tatsächlich warm anziehen - Treffer bei 14.
30% Wirkungstreffer durch jeden von ihnen.
Er trifft mit  60%.

Ja, das wird wahrscheinlich eng. Für die Diebe aber auch. sie können sich wohl auch von einem der ihren verabschieden.

Was kann man also tun, damit Roland nicht sofort ins Gras beißt.
@ Feuersänger: Welche Wirkungstrefferchance schwebt dir vor?
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Isegrim am 21.09.2023 | 12:35
Man mag über Lederrüstungen sagen was man will - auch das es sie eigentlich nie wirklich gegeben hat, ich bin der Meinung sie waren immer integralter Bestandteil der (Aus-)Rüstung, nämlich an den Füßen der Kämpfenden. Ich glaube nur wenige gingen Barfuß oder mit Hozklocks in den Kampf und Vollmetallschuhe? (hm es gab doch in italien diese Massangefertigten Schuhe aus Beton, aber ich meine mich zu erinnern das die auch nicht im Kampf,...)

Ja, aber schützen die auch? Ich fordre umfangreiche Versuchsreihen: Welches Schuhwerk hilft besonders gut dagegen, wenn einem andere auf den Fuß treten? Gibt es Unterschiede zwischen einem italienischen Designerschuh aus dünnem Leder und billigen Chucks aus Stoff? Wie ändert sich das mit dem Schuhwerk des Tretenden? Haben Stilettos hier rüstungsbrechende Eigenschaften, und wie verhält es sich mit Stahlkappen? Fragen über Fragen...

;)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: unicum am 21.09.2023 | 12:44
Leinen mit Leim wird so hart wie dünnes Blech, bleibt aber flexibler.


Da kommt bei mir schon die Frage auf was "Blech" für dich ist,... Meinst du das "Grobblech" aus dem Schiffsbau mit etwa 2-3 cm Dicke? oder Alufolie aus dem Supermarkt,... beides kann "Blech" genannt werden. Die Spanne ist beachtlich.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Isegrim am 21.09.2023 | 12:52
Die Schutzwirkung war in allen Fällen gleich Null.

und gegen alles, was nicht direkt auftrifft, kann ein mehrlagiger Lederkoller da tatsächlich schützen (der direkte Treffer wird wahrscheinlich trotzdem durchgehen).

Was denn nun? Schutzwirkung gleich null, oder Schutzwirkung gegen alles, was nicht direkt trifft?

Der Linothorax ist ganz ein anderes Material als Leder. Das lässt sich nicht direkt vergleichen! Leinen mit Leim wird so hart wie dünnes Blech, bleibt aber flexibler.

Es ist unbekannt, woraus die Linothorax (ein moderner Begriff) genau hergestellt war. Ich hab schon mehr als eine Stimme gehört, die darin stoffbezogenes Leder sehen; entweder als eine von mehreren gängigen Varianten, oder als Standard.

Wieso er den Gambeson abgelöst hat? Weil er hübscher ist und man auf stehende Heere umgestellt hat - die man mit Uniformen ausstatten musste. Schutzwirkung war da schon recht unerheblich - Soldaten waren Verbrauchsmaterial.

Das stimmt so nicht. Buff coats (bspw aus dem Engl. Bürgerkrieg) und Lederkoller (bspw in der preußischen Armee) wurden va von der Kavallerie getragen, und das waren überwiegend Adlige. Im Fall des englischen Bürgerkriegs Adlige, die sich selbst ausrüsten mussten (zumindest vor der New Model Army).

Die Offiziere hatten ja weiterhin lange den Brustharnisch. *

Die sie nur sehr ungern trugen. Aba jut, Helm & Motorradfahrer oder Gurt & Autofahrer gehörten ja auch nicht automatisch zusammen, trotz erwiesener Schutzwirkung... ;)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: unicum am 21.09.2023 | 13:00
Ich füttere dennoch den Boba,  >;D denn sein Einwand ist schon wichtig für das Thema:
Bei ienem hohen Abstraktionsgrad wie RK und TP sollte Rüstung im Spiel ja vor allem eines: Die gewünschet Abenteuerrealität im Kmapf widerspiegeln. Ich versteh Feuersänger so, dass es sagt, dass Rüstungen , vor allem Vollharnisch bei D&D 5, eben diese Realität für ihn nicht wiederspiegeln, da entweder die RK 18 zu niedrige oder eben der Basisangriffswert von Dummgewürm (+3 plus vielleicht noch Stärkebonus) zu einem Treffer ab 15 oder sogar weniger führt.

Der frischgebackene Ritter Roland (STR 15) tritt also gegen drei Strauchdiebe (STR 12) an (sagen wir mit RK 12) und kann sich tatsächlich warm anziehen - Treffer bei 14.
30% Wirkungstreffer durch jeden von ihnen.
Er trifft mit  60%.

Ja, das wird wahrscheinlich eng. Für die Diebe aber auch. sie können sich wohl auch von einem der ihren verabschieden.

Was kann man also tun, damit Roland nicht sofort ins Gras beißt.
@ Feuersänger: Welche Wirkungstrefferchance schwebt dir vor?


Ja die Fragestellung sehe ich auch.

Aber was ist wenn man die AC höher sezt, vieleicht auf 25 dann treffen die Angreifer garnicht oder eben nur bei der 20 weil die ja immer trifft (als je nach System, aber ich meine bei D&D varianten ist das doch so, oder?).

Von gründen des realismusses muss ich aber sagen das ich zwar denke das die Strauchdiebe zu 3 gegen einen eigentlich gute Chancen gegen einen Ritter haben aber eben nicht mit den konventionellen Waffen und mit einer guten Absprache zwirschen den dreien. Mit dem Schwertchen wirst dem Ritter kaum beikommen können (wenn man es konventionell benuzt) und er wird mit seinem den dreien gut zusetzen.

Ich ereinnere mich das der Metatron auf Youtube mal dargestellt hat wie sich wohl ein frisch zum Dienst gepresster Fußsoldat wohl fühlt wenn ein Ritter im Vollharnisch zu Ross mit Lanze auf ihn Losreitet, und er hat nur eine Handwaffe,...

Ist dann die Frage was man Regeltechnisch macht. Ich erinnere mich etwa an AH-Runequest wo es zum Teil wirklich krasse Rüstungsschutz bei einigen Monstern und Tieren gab irgendwelche Wale die 25 Punkte "Fett" als Rüssi hatten,... da kommst mit deinem Speer der 1w8+1 Schaden macht eben nicht durch, auch mit einem Schadensbonus von 2w6 wird es da eng - blieb nur der Impale oder der Critt dann mit "Schadenx2" Ein normaler Treffer interesssiert da nicht wirklich. Da konnte man sich auch mit "Armoring Enchantment" zum Teil Gegener Bauen die kaum noch zu knacken waren. (ist aber lang her das ich das gelesen habe, vieleicht täusche ich mich auch).

Irgendwie haben wir so vieles an Waffen und Rüstungen das wir alles irgendwie auch in ein Schema pressen wollen.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Isegrim am 21.09.2023 | 13:06
Ja, das wird wahrscheinlich eng. Für die Diebe aber auch. sie können sich wohl auch von einem der ihren verabschieden.

Von gründen des realismusses muss ich aber sagen das ich zwar denke das die Strauchdiebe zu 3 gegen einen eigentlich gute Chancen gegen einen Ritter haben aber eben nicht mit den konventionellen Waffen und mit einer guten Absprache zwirschen den dreien. Mit dem Schwertchen wirst dem Ritter kaum beikommen können (wenn man es konventionell benuzt) und er wird mit seinem den dreien gut zusetzen.

Wenn drei Leute den Ritter wirklich tot sehen wollen, und dabei auch ihr eigenes Leben nicht schonen, hat der ein Problem, auch wenn die drei nur Messer haben und Lendenschurze tragen. Drauf werfen, umreißen, abstechen.

Hier hilft dem Ritter nicht so sehr die Rüstung, sondern die menschliche Psyche: Es gibt nur wenige Leute, die sich mir nichts, dir nichts in scharfe Klingen stürzen. Ein Fakt, der im Rollenspiel nicht immer realistisch simuliert wird... ;)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Quaint am 21.09.2023 | 13:15
Ja ist halt auch die Frage wie weit man Angriffsmethoden abstrahiert oder eher detailliert abhandelt.
Drei gegen einen haben die drei ja üblicherweise zumindest eine Chance, selbst wenn der eine dann halt nen Vollharnisch und etwas mehr Übung hat. Inwieweit man da dann mit Spezialangriffen auf Schwachstellen, Ermüdungsregeln und Ringkampf usw. anfängt oder nicht ist halt irgendwo auch Stil- und Geschmacksfrage.
Und im DnD Spektrum ist es dann halt meist so dass man ganz normale Angriffe würfelt die ganz normale Wirkung entfalten und dann schaut man halt. Ob man das dann als mirakulös panzerbrechendes Schwert beschreibt muss dann der jeweilige Beschreibende wissen.
               Für sowas wie mein hausgeregeltes the Witcher oder Arcane Codex könnte ich dann aber schon aufschlüsseln dass ein normaler Hieb nix bringt und dann gibt es halt viele Spezialregeln. Das kann ganz spannend sein, oft beinhalten solche Regeln ja auch eine Risk-Reward Komponente wo man dann halt schaut wieviel Abzug kann ich mir eigentlich leisten und kann ich noch nen Bonus schinden wenn mein Kumpel den Ritter festhält.
Aber mehr Regeln machen ein Spiel ja auch nicht automatisch besser, und halt vor allem nicht für jeden. Aber glücklicherweise gibt es ja eine Vielfalt an Regelwerken, da sollten eigentlich die meisten Rollenspieler was finden können, spätestens mit ein paar Anpassungen.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 21.09.2023 | 13:16


Da kommt bei mir schon die Frage auf was "Blech" für dich ist,... Meinst du das "Grobblech" aus dem Schiffsbau mit etwa 2-3 cm Dicke? oder Alufolie aus dem Supermarkt,... beides kann "Blech" genannt werden. Die Spanne ist beachtlich.
Deshalb schrieb ich dünnes Blech. Also um 1 mm (3 mm ist z.B. schon typisches Rüstungsblech, je nach Zone).
Folie ist kein Blech...

Es gibt nur wenige Leute, die sich mir nichts, dir nichts in scharfe Klingen stürzen. Ein Fakt, der im Rollenspiel nicht immer realistisch simuliert wird... ;)
Im Fechten auch nicht.  ;D Selbst eine stumpfe Stahlklinge hält die Leute nicht davon ab, ohne Eigenschutz anzugreifen. Kann ja eh nix passieren...
Zitat
Was denn nun? Schutzwirkung gleich null, oder Schutzwirkung gegen alles, was nicht direkt trifft?
Ein Lederhandschuh schützt auch dagegen, sich Splitter einzuziehen. Oder wenn man mit der Säge abrutscht, und über die Hand schrammen würde. Gegen ein gezogenes Sägeblatt hilft er nicht. Die "Verleztungen", die Leder verhindert, gehören zu dem, wo man ein Pflaster draufpickt. Das zähle ich nicht als Verletzung.

@Schuhwerk: Demnach im Hochmittelalter eine Magd im Jahr 8 Paar Schuhe brauchte, scheinen die nicht besonders lange gehalten zu haben. Wendegenähtes Leder ist nunmal nicht besonders widerstandsfähig.  ;)

Zitat
Ich hab schon mehr als eine Stimme gehört, die darin stoffbezogenes Leder sehen; entweder als eine von mehreren gängigen Varianten, oder als Standard.
Ist auch relativ egal - es ist der Leim, der härtet, nicht das Trägermaterial. Da wäre eher interessant, ob Hitze die Schutzwirkung reduziert, weil alle Naturleime unter Wärme weich werden.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: General Kong am 21.09.2023 | 13:51
Wenn drei Leute den Ritter wirklich tot sehen wollen, und dabei auch ihr eigenes Leben nicht schonen, hat der ein Problem, auch wenn die drei nur Messer haben und Lendenschurze tragen. Drauf werfen, umreißen, abstechen.

Hier hilft dem Ritter nicht so sehr die Rüstung, sondern die menschliche Psyche: Es gibt nur wenige Leute, die sich mir nichts, dir nichts in scharfe Klingen stürzen. Ein Fakt, der im Rollenspiel nicht immer realistisch simuliert wird... ;)

Deshalb finde ich Moralregeln so gut. Die von BECMI oder LL sind mir da am liebsten: Moralwert zwischen 2 (totaler Feigling) und 12 (Selbstmordattentäter/ fanatiker/ Berserker) und beim ersten Schaden (bei Gruppen: erstem Verlust) mit 2W6 würfeln. Liegt man über dem Moralwert, bricht der Gegner den Kampf ab.

Nicht jeder kämpft bis zum letzten Mann/ letztem Blutstropfen.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 21.09.2023 | 13:53
Ui jaaaa! Einer der wichtigsten Aspekte überhaupt, Kampfmoral. Ich lasse inzwischen jedes Tabletop links liegen, das dieses Thema ausspart, und eigentlich sollte das beim Rollenspiel auch geregelt sein.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 21.09.2023 | 13:56
Zitat
@ Feuersänger: Welche Wirkungstrefferchance schwebt dir vor?

Zum Thema "3x Kanonenfutter gegen einen Ritter / Krieger": das kommt letzten Endes auf die Core Story an - und wie gut das System diese unterstützt. Es gibt Systeme die eher Grim & Gritty sein wollen, und da sind dann solche Unterzahlkämpfe zu vermeiden wie die Pest. Aber in einem epischen High-Fantasy game finde ich schon dass es dazugehört, dass der HeldTM solchen Bedrohungen gelassen entgegensehen kann. Und ganz besonders, wenn ich schon die allerbeste Rüstung trage die man für Geld kaufen kann - dann erwarte ich auch, dass die gegen die allerschwächsten Gegner im Spiel nicht nur zu 70% schützt sondern mindestens 95%.

Das ist zugegeben auch in 3E nicht unbedingt der Fall [wenn wir jetzt mal nur nichtmagische Ausrüstung anschauen]. Ohne Schild und sonstigen Pipapo kommt man mit Full Plate zb bei PF aus dem Stand "nur" auf AC20; mit Dodge-Feat 21, aber auch hier hauen selbst die schwächsten Gegner in der Regel auch mit +3 oder besser zu und es gibt obendrein Flanking. Das System erwartet hier aber grob eine Verbesserung um +1 AC pro Stufe, die eben hauptsächlich durch magischen Kram realisiert wird.

--> wiederum ein Grund, eine Helm-Regel einzuführen so wie weiter vorn im Thread herausgearbeitet. Wenn man Rüstungen grundsätzlich als "ohne Helm" versteht und ein passender Knitterfreier noch +2 bis +3 oben draufpackt, kommen wir in der Tat beim o.g. Soll-Wert raus.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Isegrim am 21.09.2023 | 14:16
Aber in einem epischen High-Fantasy game finde ich schon dass es dazugehört, dass der HeldTM solchen Bedrohungen gelassen entgegensehen kann. Und ganz besonders, wenn ich schon die allerbeste Rüstung trage die man für Geld kaufen kann - dann erwarte ich auch, dass die gegen die allerschwächsten Gegner im Spiel nicht nur zu 70% schützt sondern mindestens 95%.

Aber sind in einem solchen epischen High Fantasy-Setting Details wie "Welche Rüstungen sind realistisch?" wirklich notwendig? Ich mein, ich kenn nur D&D 3.5, aber da stellt Conans Brustbehaarung den Schutzwert diverser Rüstungen in den Schatten... ;)

Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: caranfang am 21.09.2023 | 14:29
Bei aller Ablehnung von Lederrüstungen durch selbsternannte Experten, sollte man vielleicht nicht vergessen, dass Rüstungen aus weichem Leder in den meisten Rollenspielen, die schwächsten Rüstungen sind. Dies bedeutet je nach Art des Kampfsystems, dass die Chance verwundet zu werden nur leicht gesenkt wird oder dass der Schaden leicht gesenkt wird. Das ist der Grund, weshalb die Regeln des Kampfsystems als Ganzes hier eine große Rolle spielen.

@Raven Nash
Wie Isegrimm schon schrieb, waren Koller bzw. Buff Coat keine Rüstungen für arme Leute sondern wurden vom Adel getragen. Sie hätten ihn nicht getragen, wenn er so nutzlos wäre, wie Du schreibst.
Was den Gambeson angeht, da hast Du schon eigentlichen Grund genannt, weshalb man ihn abgeschafft hat. Zu dick, zu heiß. Da greift man lieber zu etwas leichterem, was genauso gut ist.
Zum Linothorax muss man sagen, dass er eine Rekonstruktion der Forscher ist, die auf antiken Gemälden basiert. Man weiß aber nicht, wie dieser Rüstungstyp genau hieß und wie er konstruiert war. Ähnliches gilt für so ziemlich alle Rüstungen aus organischen Material.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 21.09.2023 | 14:38
Bei aller Ablehnung von Lederrüstungen durch selbsternannte Experten

Ähem, auch durch tatsächliche Experten. Zumindest in der Form, wie die Lederrüstung durch das Populärwissen geistert. Außer dem frühneuzeitlichen Buff Coat gibt es da nix großartiges. Auch wenn es einem schwerfällt, sich von dieser liebgewonnen Vorstellung zu trennen.


Was den Gambeson angeht, da hast Du schon eigentlichen Grund genannt, weshalb man ihn abgeschafft hat. Zu dick, zu heiß. Da greift man lieber zu etwas leichterem, was genauso gut ist.

Also für ein Rüstungsteil, das dokumentierterweise in Europa mindestens 300 Jahre lang weit verbreitet war, scheint der Unbequemheitsfaktor nicht so arg groß gewesen zu sein. Und was ist denn das leichtere, was genauso gut ist?

Zum Linothorax muss man sagen, dass er eine Rekonstruktion der Forscher ist, die auf antiken Gemälden basiert. Man weiß aber nicht, wie dieser Rüstungstyp genau hieß und wie er konstruiert war. Ähnliches gilt für so ziemlich alle Rüstungen aus organischen Material.

Das stimmt, allerdings hat man ja inzwischen viel herumexperimentiert, und ein Trend in Richtung Leder ist da nirgends zu sehen.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Quaint am 21.09.2023 | 14:39
Zum Thema "3x Kanonenfutter gegen einen Ritter / Krieger": das kommt letzten Endes auf die Core Story an - und wie gut das System diese unterstützt. Es gibt Systeme die eher Grim & Gritty sein wollen, und da sind dann solche Unterzahlkämpfe zu vermeiden wie die Pest. Aber in einem epischen High-Fantasy game finde ich schon dass es dazugehört, dass der HeldTM solchen Bedrohungen gelassen entgegensehen kann. Und ganz besonders, wenn ich schon die allerbeste Rüstung trage die man für Geld kaufen kann - dann erwarte ich auch, dass die gegen die allerschwächsten Gegner im Spiel nicht nur zu 70% schützt sondern mindestens 95%.

Naja, im DnD Spektrum ist ne full plate ja nun auch nicht das beste was es gibt, jedenfalls würde ich meinen DM schief ansehen wenn ich in Tiefwasser mit nem Riesenbudget shoppen gehe und der O-Ton dann ist: Mehr als Ritterrüstung gibbet ned. Da gibt es ja dann doch noch verschiedene Plusse und Rüstungseigenschaften.
Und theoretisch gibt es ja auch noch schwächere Gegner als irgendwelche Strauchdiebe.
Aber das mal Beiseite würde ich für epische High-Fantasy dieser Coleur dann doch zu sowas wie Minionregeln raten. Oder halt unwürdige Gegner zu Gruppen zusammenfassen, und wenn man dann auf einzelne trifft kann man einfach daher erzählen was man für grausige Dinge mit denen macht. Nur die Gruppe ist irgendwie eine Herausforderung.
Und da ist man dann schon etwas weg von Regeln für Waffen und Rüstungen.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: ThinkingOrc am 21.09.2023 | 14:46
Ich bin mittlerweile dafür Crunch und Fluff voll voneinander zu trennen.
Ob die + 8 Rüstung jetzt ein Kettenhemd, ein super angepasster Holzharnisch oder schlicht vom Druiden aufgetragene Waidbemalung ist ist eigtl egal und bleibt dem Setting bzw. den Wünschen der Spieler überlassen.
Fürs spielinterne Balancing müssen dann entsprechend eben Ressourcen ausgegeben oder gebunden werden.
Eben diese ganze Diskussion über Realismus und Plausibilität zeigt wieder warum man das besser nicht im Regelsystem konkretisiert.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: unicum am 21.09.2023 | 15:05
Ui jaaaa! Einer der wichtigsten Aspekte überhaupt, Kampfmoral. Ich lasse inzwischen jedes Tabletop links liegen, das dieses Thema ausspart, und eigentlich sollte das beim Rollenspiel auch geregelt sein.

Ich erinnere mich immer noch mit ziemlicher Freude als ich mal einer Gruppe die meinte "uns kann nichts" einen Gegner vorsezte der,.. nichtmal ne Rüstung hatte, sonderen bei dem einfach jede Wunde wieder heilte, nicht sofort aber so schnell das die Frage im Raum stand "was machen wir jezt?". Da konnte ich die "Kampfmoral" direkt in den langen Gesichtern der Spieler sehen.

Exemplarisch die Doombringer aus Deadlands HOE
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: tartex am 21.09.2023 | 15:05
Deshalb finde ich Moralregeln so gut. Die von BECMI oder LL sind mir da am liebsten: Moralwert zwischen 2 (totaler Feigling) und 12 (Selbstmordattentäter/ fanatiker/ Berserker) und beim ersten Schaden (bei Gruppen: erstem Verlust) mit 2W6 würfeln. Liegt man über dem Moralwert, bricht der Gegner den Kampf ab.

Das ist halt schon sehr abstrakt. Wo sind die Modifikatoren für ein bißchen Realismus?
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 21.09.2023 | 15:13
@Raven Nash
Wie Isegrimm schon schrieb, waren Koller bzw. Buff Coat keine Rüstungen für arme Leute sondern wurden vom Adel getragen. Sie hätten ihn nicht getragen, wenn er so nutzlos wäre, wie Du schreibst
Dir ist schon bewusst, dass der Adel in der Schlacht zu dieser Zeit ganz hinten steht, oder? Die erste echte Kavallerie-Einheit, die zu mehr eingesetzt wird, als einen Sturmangriff zu reiten und ansonsten gut auszusehen, sind eben die Ironsides. Der Adel hielt sich so gut es ging vom echten Kampfgeschehen fern.
Die wirklichen Angriffe reiten die Kürassiere.
Zitat
Bei aller Ablehnung von Lederrüstungen durch selbsternannte Experten
Eigentlich auch von jedem mit praktischer Erfahrung (inklusive Leuten aus dem Messerkampf). Tastatur-Krieger wissen natürlich immer mehr als Historiker und Kampfkünstler zusammen. Und LARPer, die wissen auch, dass ihre Mythodea-Lederrüstung einem Schwerthieb standhält...
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: unicum am 21.09.2023 | 15:15
Ich bin mittlerweile dafür Crunch und Fluff voll voneinander zu trennen.
Ob die + 8 Rüstung jetzt ein Kettenhemd, ein super angepasster Holzharnisch oder schlicht vom Druiden aufgetragene Waidbemalung ist ist eigtl egal und bleibt dem Setting bzw. den Wünschen der Spieler überlassen.
Fürs spielinterne Balancing müssen dann entsprechend eben Ressourcen ausgegeben oder gebunden werden.
Eben diese ganze Diskussion über Realismus und Plausibilität zeigt wieder warum man das besser nicht im Regelsystem konkretisiert.

Ja das mag für viele durchaus eine adequate Lösung sein. Für andere hier mag es aber eben auch wichtig sein was eben genau eine +8 Rüssi hat,... und ja es sollte mit den Ressourcen des Regelwerkes eine gewisse Balance ausmachen.

Ich fand es gerade bei D&D &co riegdnwann mal mekrwüdig wenn die Fighter "nackt" in den Kampf zogen, Ring of Protection und Bracers of AC 0, Displacementcloak und den Dexbonus verliert man auch nicht mehr,... Und es gibt auch keine Diskussionen mehr wie lange es dauert nachts die Rüstung anzuziehen, denn - mit Ringen, Bracers und Cloack kann man super schlafen,... selbst mit Frodos Mithrillkettenhemd,... naja vieleicht,...
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Isegrim am 21.09.2023 | 15:20
Der Adel hielt sich so gut es ging vom echten Kampfgeschehen fern.
Die wirklichen Angriffe reiten die Kürassiere.

Die preußischen Kürassiere waren zu großen Teilen Adlige, auch in den unteren Rängen. Ähnliches dürfte für die Reiterei des englischen Bürgerkrieges gegolten haben. Das royale Gegenstück zu den Ironsides ist sogar als Cavaliers in die Geschichtsbücher eingegangen.

Ich mein, so ein kleiner Landedelmann ist jetzt nicht unersetzlich, aber das war auch kein einfaches Kanonenfutter wie die Linieninfanterie.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 21.09.2023 | 15:31
Ich mein, so ein kleiner Landedelmann ist jetzt nicht unersetzlich, aber das war auch kein einfaches Kanonenfutter wie die Linieninfanterie.
Preussen weiß ich nicht, aber in England ging's darum, dass man sein Pferd (bis in die Napoleonischen Kriege) selbst stellen musste. Das konnte sich eben nur der Adel leisten - allerdings hat England so dermaßen viele Adelige, dass der Verlust meistens eher ein Gewinn war (zumindest für die Familien bzgl. Vermögen). Die Pferde waren eigentlich wichtiger als die Reiter.
Und wie schon gesagt: Herumfliegendes Zeug, stumpfe Klingen und der Sturz vom Pferd - dagegen mag der Buff Coat taugen. Den Hieb mit dem scharfen Schwert oder die Musketenkugel* hält er nicht auf.

*außer auf extreme Distanz
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Isegrim am 21.09.2023 | 15:39
Und wie schon gesagt: Herumfliegendes Zeug, stumpfe Klingen und der Sturz vom Pferd - dagegen mag der Buff Coat taugen. Den Hieb mit dem scharfen Schwert oder die Musketenkugel* hält er nicht auf.

Und da ist halt die Frage: Reicht das für i-eine Schutzwirkung im RPG, grad in stark abstrahierenden Systemen mt AC & Lebenspunkten? Man bekommt ja auch Schaden durch herumfliegendes Zeug, stumpfe Waffen und Stürze vom Pferd. Wenn man jetzt kein System haben will, wo bestimmte Rüstungen gegen bestimmten Schaden besser wirken (was immer super frickelig wird), muss man sich mE entscheiden: Entweder man ignorierts völlig, oder gibt solchen Sachen ein bissel Schutzwirkung gegen alles; beides nicht ideal oder extrem realistisch, aber für mich durchaus legitim.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 21.09.2023 | 15:45
Naja, im DnD Spektrum ist ne full plate ja nun auch nicht das beste was es gibt, jedenfalls würde ich meinen DM schief ansehen wenn ich in Tiefwasser mit nem Riesenbudget shoppen gehe und der O-Ton dann ist: Mehr als Ritterrüstung gibbet ned. Da gibt es ja dann doch noch verschiedene Plusse und Rüstungseigenschaften.
Und theoretisch gibt es ja auch noch schwächere Gegner als irgendwelche Strauchdiebe.
Aber das mal Beiseite würde ich für epische High-Fantasy dieser Coleur dann doch zu sowas wie Minionregeln raten. Oder halt unwürdige Gegner zu Gruppen zusammenfassen, und wenn man dann auf einzelne trifft kann man einfach daher erzählen was man für grausige Dinge mit denen macht. Nur die Gruppe ist irgendwie eine Herausforderung.
Und da ist man dann schon etwas weg von Regeln für Waffen und Rüstungen.

Im D&D-Spektrum steht ja auch jeder nur dumm herum und läßt auf sich einschlagen, anstatt sein mehr oder weniger vorhandenes kämpferisches Können auch mal selber aktiv zur eigenen Verteidigung zu nutzen. (Ja, ja, das "sollen" eigentlich die mit den Stufen zunehmenden Trefferpunkte abbilden, aber in der Praxis fühlen sie sich halt nicht danach an.) Da ist es dann irgendwann kein Wunder mehr, daß alle D&D-Welt eben auch bloß noch auf die Rüstung an sich starrt... ;)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 21.09.2023 | 16:22
Hust, das D&D "Spektrum" ist schon deutlich breiter als ihr es hier hinstellt. :6 Da ist halt 5E das dünnste, ärmlichste, schwächliste, kränklichste und gebrechlichste Ende des Spektrums. In so ziemlich allen anderen Editionen haben die SCs deutlich mehr auf dem Kasten.

Siehe weiter oben Unicums Beispiel aus 2E (wenn ich das richtig interpretiere); und auch in 3E ist es eher so, dass die wirklich optimierten Charaktere überhaupt keine Rüstung mehr tragen, weil die immer zu sehr einengt.  ;D
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: unicum am 21.09.2023 | 16:43
Siehe weiter oben Unicums Beispiel aus 2E (wenn ich das richtig interpretiere); und auch in 3E ist es eher so, dass die wirklich optimierten Charaktere überhaupt keine Rüstung mehr tragen, weil die immer zu sehr einengt.  ;D

Ich kann die Edition nicht mal sagen, ich hab diesen Blick auf D&D / ADD eher aus den Spielen von SSI, keine Ahnung welche Version die benuzten, selbst gespielt hab ich nur die rote Box aufwärts und dann eben die 3 bzw 3.5,...

Aber ja - es ist eine abschätzung zwischen der AC und der Beweglichkeit.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Ainor am 22.09.2023 | 02:22
Und das ist ja auch falsch.
Ein "Chain Shirt" so wie es beschrieben ist (kurz und kurzärmelig) wiegt vielleicht 5-6 Kilo und gehört definitiv zu den leichten Rüstungen. 3E hatte da auch das Gewicht falsch, aber immerhin die Kategorie richtig.
Die knielange, langärmelige Chain Mail, die von 5E als Schwer kategorisiert wird, die wiegt in echt so um die 10 Kilo und sollte Mittel sein.

Die Aussage ist einfach falsch. Im Rijksmuseum Amsterdam hängt ein kurzärmeliges Kettenhemd dass über 11 Kilo wiegt. Grade Kettenhemden können sich ja stark in der Dichte und Dicke der Ringe unterscheiden, und dadurch auch bei gleicher Grösse ein sehr unterschiedliches Gewicht haben.

Das gilt eigentlich für alle Preise. Aber hierfür gibt es wenigstens eine vernünftige Erklärung: Spielbalance. Was besser ist als etwas anderes, muss auch teurer sein.

Die RL Schwester der Spielbalance ist die Nachfrage. Nur weil jemand eine gute Rüstung billig herstellen kann muss er sie nicht billig verkaufen. Und Kettenhemden könnten auch deshalb billiger sein weil man sie gut recyceln kann. Niemand hat gesagt dass die Preise den Herstellungskosten entsprechen müssen.

Wenn man sich also fragt, wie realistisch eine Rüstung in einem Kampfsystem dargestellt ist, muss man auch immer die anderen Rüstungen und auch die Waffen und überhaupt die verschiedenen Typen von Gegnern betrachten. Und auch, wie das Kampfsystem konzipiert ist. Dies muss eigentlich alles beachtet werden.

Also ich finde D&D Rüstungen sind unrealistisch gut weil sie auch gegen Kannonenkugeln schützen  :)

Leder ist als Kleidungsmaterial grundsätzlich Mist. Es wärmt nicht, es ist hält kein Wasser ab, es ist schwer zu verarbeiten. Wolle ist da deutlich besser. Einzig für Schuhe eignet es sich - und da muss man es ölen, damit es wasserfest wird.

Man stelle sich vor jemand würde Hosen aus Leder machen. Total lächerlich  :)

Ich mein, ich kenn nur D&D 3.5, aber da stellt Conans Brustbehaarung den Schutzwert diverser Rüstungen in den Schatten... ;)

Das sagt aber mehr über Conan als über 3.5 aus.

Siehe weiter oben Unicums Beispiel aus 2E (wenn ich das richtig interpretiere); und auch in 3E ist es eher so, dass die wirklich optimierten Charaktere überhaupt keine Rüstung mehr tragen, weil die immer zu sehr einengt. 

Bei uns hatte der Monk am Ende über 50 AC und war damit weit vor allen anderen. Das ist natürlich ein Extremfall, aber sowas kommt halt raus wenn man "realistische" Regeln wie behinderung durch Rüstung einführt und dann die Abstimmung der Werte versemmelt. 
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 22.09.2023 | 08:00
Man stelle sich vor jemand würde Hosen aus Leder machen. Total lächerlich.
Tja, wann und wo gibt's die denn? Vielleicht erst in einer Zeit, als "Mode" wichtiger ist als Funktion?

Und bevor der Einwand kommt: Chaps, also lederne Beinschützer gegen Dornen und Gestrüpp trägt man genau deshalb - als Schutz über einer Hose aus Stoff. Und richtige Motorrad-Bekleidung ist aus Leder, weil es zäher als Stoff ist und Kunstfasern bei Hitze schmelzen - nicht gut wenn man über den Asphalt rutscht.
Der Schmied hatte auch seine Lederschürze gegen die Funken.
Im D&D-Spektrum steht ja auch jeder nur dumm herum und läßt auf sich einschlagen, anstatt sein mehr oder weniger vorhandenes kämpferisches Können auch mal selber aktiv zur eigenen Verteidigung zu nutzen.
Abgesehen von solchen Dingen wie den Manöver in A5e, hängt es doch vor allem von der Beschreibung ab. Klar kann ich bei jedem Fehlschlage sagen: "Er trifft nicht."
Ich kann aber auch sagen: "Du parierst den Angriff." oder "Du weichst dem Angriff gerade noch aus." oder auch "Der Hieb trifft auf deine Rüstung, findet aber keine Schwachstelle."

Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 22.09.2023 | 09:23
Die Aussage ist einfach falsch. Im Rijksmuseum Amsterdam hängt ein kurzärmeliges Kettenhemd dass über 11 Kilo wiegt. Grade Kettenhemden können sich ja stark in der Dichte und Dicke der Ringe unterscheiden, und dadurch auch bei gleicher Grösse ein sehr unterschiedliches Gewicht haben.

Das ist dann aber ein arger Ausreißer. In der Veste Coburg hängt ein langärmeliges Kettenhemd aus dem 15. Jh mit 7 Kilo. Un nu?
https://veste.kunstsammlungen-coburg.de/schau-mal-ins-museum-ein-hemd-aus-eisen

Zitat
Niemand hat gesagt dass die Preise den Herstellungskosten entsprechen müssen.

Bei D&D tun sie das sehr wohl (Crafting-Regeln)

Zitat
Man stelle sich vor jemand würde Hosen aus Leder machen. Total lächerlich  :)

Zufällig gestern noch ein Video in die Vorschläge gespült bekommen:
https://youtu.be/2o2TVJtikrE?t=1110

Am Timestamp betont der Herr - wie auch mehrmals hier im Thread schon erwähnt - dass Lederkleidung in vormodernen Zeiten eigentlich nie ein Ding war.

"Throughout history, people of whatever culture, certainly in Europe, almost never made clothes out of leather."

Nebenbei, weiter vorne im gleichen Video schimpft er über den Witcher, "Warum trägt er keinen Helm? Da kann er sich eigentlich den Rest der Rüstung auch sparen".  ;D

Zitat
Das sagt aber mehr über Conan als über 3.5 aus.

Weil es mich bei der ersten Erwähnung schon gejuckt hat: Um genau zu sein, war Conan in den Original Howard-Stories ein großer Fan von Rüstung. Er hat immer die schwerste Rüstung getragen, die er kriegen konnte. In einer Geschichte erklärt er irgendwelchen Pionieren sogar, wie wichtig Rüstung sei, und sie seien doof keine zu tragen.

Zitat
Bei uns hatte der Monk am Ende über 50 AC und war damit weit vor allen anderen. Das ist natürlich ein Extremfall, aber sowas kommt halt raus wenn man "realistische" Regeln wie behinderung durch Rüstung einführt und dann die Abstimmung der Werte versemmelt.

Naja, an sich find ich es schon okay, dass 3E den Topos vom ungerüsteten Superkämpfer hergibt. In Film, Fernsehen und Literatur ist es ja auch üblich, dass der Held wenig bis keine Rüstung trägt und damit durchkommt. Bei D&D ist es halt eine Frage des Opportunity Cost. Nur mit Ausrüstung, ohne Charakterressourcen außer der Armour Proficiency, kommt man in 3E etwa bis AC45. Ohne Rüstung hinkt man am Anfang mehr oder weniger stark hinterher und muss einiges an Fähigkeiten (Feats, Klassenstufen..) investieren, da finde ich es nicht grundsätzlich verfehlt, wenn man dann ab einem gewissen Punkt an den Rüstungsträgern vorbeizieht. Jedoch wenn man quasi ACs >60 _braucht_ und Pyjama-Builds die einzige Möglichkeit sind da ranzukommen, dann ist das ein Problem, ja.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Isegrim am 22.09.2023 | 09:37
Weil es mich bei der ersten Erwähnung schon gejuckt hat: Um genau zu sein, war Conan in den Original Howard-Stories ein großer Fan von Rüstung. Er hat immer die schwerste Rüstung getragen, die er kriegen konnte. In einer Geschichte erklärt er irgendwelchen Pionieren sogar, wie wichtig Rüstung sei, und sie seien doof keine zu tragen.

Mag sein, aber D&D hat sich bei der Kreierung der Charakterklasse "Barbar" nunmal von Arnies Conan inspierieren lassen, nicht von Howards; für den Rest der Welt gilt das gleiche, abzgl zwei, drei Nerds... ;)

Naja, an sich find ich es schon okay, dass 3E den Topos vom ungerüsteten Superkämpfer hergibt.

Das ist dann aber ziemlich willkürlich. Warum ist das eine unlogische Klischee in Ordnung, das andere nicht?

Hey, ist Geschmack, da ist Willkür kein Problem. Nur es logisch erklären zu wollen wirkt mE dann immer ein bischen seltsam.

EDIT
Zum Gewicht von Kettenhemden: Die variieren sehr stark, da es ja ua auf Größe & Stärke der Ringe ankommt. Entsprechend variiert natürlich auch die Schutzwirkung. Fun Fact: Selbst durch die Abrieb während der Reinigung kann ein Kettenhemd merklich an Gewicht verlieren, wenns lange genug durchhält.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 22.09.2023 | 09:41
Abgesehen von solchen Dingen wie den Manöver in A5e, hängt es doch vor allem von der Beschreibung ab. Klar kann ich bei jedem Fehlschlage sagen: "Er trifft nicht."
Ich kann aber auch sagen: "Du parierst den Angriff." oder "Du weichst dem Angriff gerade noch aus." oder auch "Der Hieb trifft auf deine Rüstung, findet aber keine Schwachstelle."

Sicher, aber:

1.) Wer macht sich in der Praxis schon die Mühe? Und

2.) Beschreiben kann ich natürlich viel -- auch den Effekt einer Rüstung, die der Charakter nominell trägt, die dann aber regelseitig gar nicht weiter abgehandelt wird. "Der hat dich gerade schwer getroffen, obwohl du in Volldose durch die Gegend spazierst? Na, durch den Brustpanzer kommt er nicht -- dann muß er wohl eine der weniger gut geschützten Stellen genau im falschen Augenblick hart erwischt haben." Nichtsdestotrotz reden wir hier schon seitenweise wenigstens zum Teil über einschlägigen und aus dieser Sicht eigentlich "völlig überflüssigen" Regelklimbim zu genau diesem Thema... ;)

Worum's mir ging, ist einfach, daß gerade bei D&D die ggf. vorhandene oder auch fehlende kämpferische Ausbildung und/oder praktische Erfahrung normalerweise nicht merkbar in die Verteidigung einfließt. Man macht keine Verteidigungswürfe, in der gleichen Rüstung blutet ein trainierter Kämpfer genauso schnell wie ein weltfremder Bücherwurm-Magier, und ohne zunehmend heftigere Magie verbessert sich (4E mal ausgenommen) nicht mal die Rüstungsklasse mit steigender Stufe. Der Charakter kriegt mehr Trefferpunkte, aber dadurch fühlt er sich eben in erster Linie einfach nur besser im Einstecken an -- nicht im Vermeiden.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 22.09.2023 | 10:05
Das ist dann aber ziemlich willkürlich. Warum ist das eine unlogische Klischee in Ordnung, das andere nicht?

Hey, ist Geschmack, da ist Willkür kein Problem. Nur es logisch erklären zu wollen wirkt mE dann immer ein bischen seltsam.

Ich sehe da ehrlich gesagt keinen Konflikt, wenn man einerseits die Investition von Charakterressourcen zum rüstungslosen Kämpfen akzeptiert, und andererseits ahistorische, dysfunktionale Rüstungstypen ablehnt. Das eine hat doch mit dem anderen überhaupt nichts zu tun?
Zumal: wenn es in einem System _keine_ Möglichkeit für effektive Pyjama-Builds gibt, sondern die Prämisse ist "Rüstung ist besser als keine Rüstung", dann ist das auch vollkommen fein für mich.

Deswegen war ja auch mein Einstieg in diesen Teil des Threads: wärt ihr enttäuscht, wenn es in einem Spiel keine anachronistischen oder ahistorischen Rüstungen gäbe?
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Ainor am 22.09.2023 | 10:26
Das ist dann aber ein arger Ausreißer. In der Veste Coburg hängt ein langärmeliges Kettenhemd aus dem 15. Jh mit 7 Kilo. Un nu?

Man macht es wie 5E und einigt sich in der Mitte bei 9 Kilo, also 20 Pfund  :)

Im Ernst: nur weil es etwas leichtere Modelle gibt ist doch ein historisch verbürgtes Gewicht nicht falsch. Rüstungsgewichte sind immer eine Spannweite, allein wegen der Grösse der Träger.


Bei D&D tun sie das sehr wohl (Crafting-Regeln)

Das ist dass eine 3E Spezialität die später nicht wiederholt wurde. Sicher kein Kernbestandteil des Systems. Und auch dann: es ist halt eine Vereinfachung. Wenn Marktpreise und Herstellungspreise gekoppelt sind kann man garnicht sagen welche von beiden falsch sind.

"Throughout history, people of whatever culture, certainly in Europe, almost never made clothes out of leather."

Immerhin sind Lederhosen prominent genug um das Deutschlandbild vieler Amerikaner zu prägen  :)
Weiss nicht ob das "almost never" da so haltbar ist.

Naja, an sich find ich es schon okay, dass 3E den Topos vom ungerüsteten Superkämpfer hergibt. In Film, Fernsehen und Literatur ist es ja auch üblich, dass der Held wenig bis keine Rüstung trägt und damit durchkommt.

Naja, 3E mit Spiked Chain und Doppelwaffen ist die Edition die sich am wenigsten um historische Vorbilder schert  :)
Aber wenn man Mittelalter als Stil haben will, dann muss man dafür sorgen dass sowas die absolute Ausnahme ist und fast alle hohen ACs von Full Plates kommen. Finde ich wichtiger als irgendwelche Forderungen nach Rüstungsschutz im luftleeren Raum.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: BobMorane am 22.09.2023 | 11:10
Worum's mir ging, ist einfach, daß gerade bei D&D die ggf. vorhandene oder auch fehlende kämpferische Ausbildung und/oder praktische Erfahrung normalerweise nicht merkbar in die Verteidigung einfließt. Man macht keine Verteidigungswürfe, in der gleichen Rüstung blutet ein trainierter Kämpfer genauso schnell wie ein weltfremder Bücherwurm-Magier, und ohne zunehmend heftigere Magie verbessert sich (4E mal ausgenommen) nicht mal die Rüstungsklasse mit steigender Stufe. Der Charakter kriegt mehr Trefferpunkte, aber dadurch fühlt er sich eben in erster Linie einfach nur besser im Einstecken an -- nicht im Vermeiden.

(A)D&D braucht keine Verteidigungswürfe, Hit Poits sind schom immer als die Fähigkeit Wirkungstreffer zu vermeiden erklärt worden.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 22.09.2023 | 11:21
Man macht es wie 5E und einigt sich in der Mitte bei 9 Kilo, also 20 Pfund  :)

Im Ernst: nur weil es etwas leichtere Modelle gibt ist doch ein historisch verbürgtes Gewicht nicht falsch. Rüstungsgewichte sind immer eine Spannweite, allein wegen der Grösse der Träger.

Ja meinetwegen -- es geht (mir) ja in letzter Konsequenz nicht um das eine oder andere Pfund hin oder her. Ob 15 oder 20 Pfund ist mir da latte. Es sind die von 5E proklamierten FÜNFUNDFUCKINGFÜNFZIG Pfund, die ich nicht ernst nehmen kann (3E mit 40 lbs auch nicht viel besser). Das ist weit mehr als das Doppelte der typischen historischen Exemplare.

-->
Eigentlich sind in D&D so ziemlich alle Gewichte -- wenn sie überhaupt auf historischen Vorbildern fußen -- falsch und viel zu hoch. Auch nicht nur bei den Rüstungen sondern auch etliche Waffen.
Insofern, da macht es eigentlich PF2 besser, das konkrete Gewichtsangaben ganz abschafft und nur noch nach "Bulk" abrechnet - da spart man sich die ganze Diskussion. ^^

Zitat
Das ist dass eine 3E Spezialität die später nicht wiederholt wurde.

Selbst 5E hat Craftingregeln schon im PHB. Sie sind schlecht, sie sind spielerfeindlich und kleinhalterisch, aber sie sind da und sie koppeln den Marktpreis direkt an die Herstellungskosten.

Zitat
Immerhin sind Lederhosen prominent genug um das Deutschlandbild vieler Amerikaner zu prägen  :)
Weiss nicht ob das "almost never" da so haltbar ist.

Meinst du das jetzt ernst oder willst du einfach nur konträr sein weil man ja im Internet immer aus Reflex dagegen hält?

Erstens sind die bayerischen Trachtenlederhosen eine relativ moderne Entwicklung, sicherlich Nach-mittelalterlich.
Zweitens ist _gerade_ die weltweite Bekanntheit dieser bayerischen Trachtenlederhosen ein perfekter Beweis, WIE ausgefallen und ungewöhnlich Lederhosen in der Weltgeschichte sind. Wären Lederhosen allgemein und überall ein Ding, wären die bajuwarischen Exemplare ja nichts Besonderes und kein Hahn würde nach ihnen krähen. Ergo, dein Beispiel widerlegt mein Argument nicht, sondern untermauert es.

Zitat
Aber wenn man Mittelalter als Stil haben will, dann muss man dafür sorgen dass sowas die absolute Ausnahme ist und fast alle hohen ACs von Full Plates kommen. Finde ich wichtiger als irgendwelche Forderungen nach Rüstungsschutz im luftleeren Raum.

Wie gesagt, auch mit so einem Setup kann ich gut leben. Dann müssen die Schutzwerte aber auch entsprechend vorhanden sein.

Wir müssen uns hier auch wirklich nicht auf D&D festbeißen, der Thread ist mit Absicht in den Systemübergreifenden Themen.

Zeigt mir andere Systeme, die es besser machen! Oder auch schlechter, damit wir was zu lachen haben. =)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Ainor am 22.09.2023 | 11:53
Ja meinetwegen -- es geht (mir) ja in letzter Konsequenz nicht um das eine oder andere Pfund hin oder her. Ob 15 oder 20 Pfund ist mir da latte. Es sind die von 5E proklamierten FÜNFUNDFUCKINGFÜNFZIG Pfund, die ich nicht ernst nehmen kann (3E mit 40 lbs auch nicht viel besser). Das ist weit mehr als das Doppelte der typischen historischen Exemplare.

Die 5E Chainmail bedeckt ja den ganzen Körper, also Helm, Handschuhe, etc. Und das Untergewand ist da ja eigentlich auch mit drin.
Auf der Basis eines 11 Kilo Hemdes sind 24 Kilo dann eigentlich nicht zu viel, und ganz sicher nicht das doppelte. Es ist halt das Maximum an Kettenrüstung, aber auch nicht schwerer als spätere Plattenrüstungen. 



Insofern, da macht es eigentlich PF2 besser, das konkrete Gewichtsangaben ganz abschafft und nur noch nach "Bulk" abrechnet - da spart man sich die ganze Diskussion. ^^

Also man kann ganz prima spielen ohne diese Diskussion zu führen  :)
Zumal die Traglasten bei D&D ja auch immer etwas grosszügig sind.

Selbst 5E hat Craftingregeln schon im PHB. Sie sind schlecht, sie sind spielerfeindlich und kleinhalterisch, aber sie sind da und sie koppeln den Marktpreis direkt an die Herstellungskosten.

Du hast recht. Aber die sind tatsächlich so unwichtig dass ich sie bis jetzt immer übersehen habe.

Erstens sind die bayerischen Trachtenlederhosen eine relativ moderne Entwicklung, sicherlich Nach-mittelalterlich.

"Throughout history". Und als Trachten beruhen sie auf Kleidung die vorher getragen wurde.

Zweitens ist _gerade_ die weltweite Bekanntheit dieser bayerischen Trachtenlederhosen ein perfekter Beweis, WIE ausgefallen und ungewöhnlich Lederhosen in der Weltgeschichte sind.

Das ist kein Beweis. Kimonos sind auch weltweit bekannt, aber das sagt nichts über die mangelde Verbreitung von Stoffkleidung aus  :)

Zeigt mir andere Systeme, die es besser machen! Oder auch schlechter, damit wir was zu lachen haben. =)

Dafür! Neuer Wettbewerb: die schlechtesten Rüstungssysteme.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Isegrim am 22.09.2023 | 12:03
Ich sehe da ehrlich gesagt keinen Konflikt, wenn man einerseits die Investition von Charakterressourcen zum rüstungslosen Kämpfen akzeptiert, und andererseits ahistorische, dysfunktionale Rüstungstypen ablehnt. Das eine hat doch mit dem anderen überhaupt nichts zu tun?

Naja, einmal Logik & Testreihen (gut, warst nicht du) zu bemühen, warum Lederrüstungen realistischerweise ineffektiv sein müssen, dann aber beim nackten Barbaren oder Mönch die Rule of Cool gelten zu lassen, ist für mich ein Widerspruch. Nicht wegen der Geschmacksfrage, die muss ja gar  nicht begründet werden, sondern wegen der bemühten Logik; OG-Logik, nicht Rollenspiel-Logik wie XP- vs Geld-Kosten.

Ist aber eigentlich der advocatus diaboli, den ich hier spiele, mein Herz hängt da nicht dran. Wobei mir das gängige Barbaren-Klischee a la Film-Conan wesentlich mehr auf die Nerven geht, als es Lederrüstungen je könnten, aber das ist vermutlich off-topic...

Und Mönche sollten in i-welchen Klöstern sitzen und mit klammen Fingern Texte kopieren, die ohnehin niemand liest.  >;D

Dafür! Neuer Wettbewerb: die schlechtesten Rüstungssysteme.

Macht "Wir ignorieren die Wirkungen verschiedener Waffen & Rüstungen" den ersten oder den letzten Platz? Nur damit ich das richtig Einnorde. ;)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 22.09.2023 | 12:29
(A)D&D braucht keine Verteidigungswürfe, Hit Poits sind schom immer als die Fähigkeit Wirkungstreffer zu vermeiden erklärt worden.

Herbeifabuliert sicher, und ich kann die Abstraktion von "Trefferpunkte sind eigentlich nur Plotrüstung" auch durchaus nachvollziehen (machen andere Systeme ja auch und dabei gerne mal gleich besser) -- nur das spezielle (A)D&D-Spielgefühl gibt das eben meiner Erfahrung nach in der Praxis schlicht nicht her. Da alle Trefferpunkte gleich schnell oder langsam heilen und "eigentlich" nur der letzte zählt, weil der Charakter vor dessen Verlust normal weitermachen kann und erst nach diesem plötzlich mehr oder weniger k.o oder tot umfällt, sind dreißig eingesteckte Schadenspunkte für zwei Charaktere mit achtzig bzw. vierunddreißig Maximaltrefferpunkten dort eben schlicht dieselbe Verletzung; der eine kann davon halt noch eine zweite desselben Kalibers aushalten und der andere nicht. Ein "Vermeiden von Wirkungstreffern", von dem ich als Spieler auch tatsächlich im Spiel merken soll, daß es überhaupt stattfindet, geht anders.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 22.09.2023 | 19:05
sind dreißig eingesteckte Schadenspunkte für zwei Charaktere mit achtzig bzw. vierunddreißig Maximaltrefferpunkten dort eben schlicht dieselbe Verletzung

Der althergebrachten Interpretation nach (die auch ein Mr. Gygax schon verbreitet hat) kann man noch nicht mal eine Aussage darüber treffen, ob das überhaupt eine Verletzung ist.
Wie das dann wiederum mit der Benennung der HP wiederherstellenden Zauber zusammengeht... :think:

Ableger wie ACKS betrachten HP deutlich stärker als "Fleischpunkte", da unterscheiden sich dann aber konsequenterweise auch die Heilraten und die Wirkung von Heilzaubern gemäß der Anzahl an Hit Dice.
 
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 22.09.2023 | 19:24
Der althergebrachten Interpretation nach (die auch ein Mr. Gygax schon verbreitet hat) kann man noch nicht mal eine Aussage darüber treffen, ob das überhaupt eine Verletzung ist.
Wie das dann wiederum mit der Benennung der HP wiederherstellenden Zauber zusammengeht... :think:

Ableger wie ACKS betrachten HP deutlich stärker als "Fleischpunkte", da unterscheiden sich dann aber konsequenterweise auch die Heilraten und die Wirkung von Heilzaubern gemäß der Anzahl an Hit Dice.

Und Systeme, die HP definitiv als reine "Fleischpunkte" betrachten (insbesondere die härtere Sim-Schule), haben dann wiederum meist keine im Lauf des Spiels radikal zunehmenden Mengen davon, dafür aber andere Regelmechanismen zu ihrem tatsächlichen Schutz. Indem er sich nie darauf festlegen will, was ein Trefferpunkt nun eigentlich "ist", sitzt der (A)D&D-Ansatz halt zwischen allen Stühlen, woran sich aber aus Gründen der verehrungswürdigen Bovinität vermutlich nichts mehr ändern wird.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 22.09.2023 | 19:55
Stimmt schon.
Bei den Klonen, Ablegern und der verwandten Konkurrenz von D&D ist alles vom Hit Point über den Rettungswurf bis zu Fertigkeiten schon dankbarer gedacht und gemacht worden, aber den Eingang in das wirklich echt offizielle und richtige D&D wird das absehbar nicht finden.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 22.09.2023 | 20:52
Wir haben uns mal schon vor längerer Zeit vorgenommen, die HP zumindest grob zwischen "Ausdauer" und "Fleisch" zu unterscheiden. Ich sage "vorgenommen" weil wir das nie so richtig konsequent durchziehen, sondern halt nach Tagesform wie man dran denkt. ^^
Jedenfalls fußt die Idee auf der 4E-Einteilung mit "Bloodied". Also ganz simpel: obere Hälfte der HP sind Ausdauer (und vielleicht blaue Flecke, Kratzer), und wenn man unter 50% fällt, fängt man an Wunden zu nehmen.

Ist aber eh hauptsächlich als erzählerisches Mittel gedacht. Man _könnte_ es dann noch weiter ausbauen, dass die oberen 50% schneller regenerieren und die unteren 50% mit mehr Aufwand geheilt werden müssen. So weit haben wir es aber noch nie durchgezogen. Den einzigen mechanischen Effekt, den ich schonmal umgesetzt habe, war zum Zwecke eines formalen "First Blood" Duells -- sprich, wer den Gegner zuerst unter 50% bekommt, gewinnt.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 22.09.2023 | 22:05
FWIW:
Die Year Zero Engine macht es ähnlich wie z.B. Warhammer Fantasy, dass es einerseits einen Quasi-HP-Puffer gibt (in niedriger Höhe und praktisch nie steigend) und parallel dazu sind nur die kritischen Treffer "echte" Wunden.
Entsprechend bekommt man diese sog. Endurance-Punkte sehr schnell wieder zurück, kann sie aber andererseits nicht heilen.

Interessanterweise kommt nach dem Verbrauch der Endurance-Punkte nicht automatisch ein kritischer Treffer (aber die Kampfunfähigkeit und ein dadurch möglicher Todesstoß) und andersrum kann ein solcher auch dann erfolgen, wenn noch Endurance über ist.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Last Ronin am 22.09.2023 | 22:16
Ich habe den Eindruck, dass es hier doch sehr spezifisch um D&D geht, nicht um Waffen vs. Rüstung im Allgemeinen. Das ist schade, weil einige wenige Ansätze in anderen Rollenspielen ja schon genannt - aber dann auch direkt ignoriert - wurden. Zum Beispiel HârnMaster. Das sieht in der Tabelle erst irre komplex aus, ist es aber gar nicht und geht im Spiel echt flott. Meiner Meinung nach ist so etwas bei D&D halt vom Grundkonstrukt der Regeln her schon kaum umsetzbar. Warum also daran aufhängen?
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Ainor am 23.09.2023 | 18:35
Naja, man redet halt über das was man kennt... Und D&D-ähnlich Mechaniken wie TP sind ja auch in vielen anderen Systemen weit verbreitet. Aber die Eingangsfragen waren doch eigentlich sehr systemunabhängig.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 23.09.2023 | 21:42
Joar... wie gesagt, ich habe ja nochmal ausdrücklich eingeladen, auch über andere Systeme zu reden.

Jedoch scheinen mir die einigermaßen bekannten Systeme sich im Wesentlichen in zwei Gruppen einzuteilen:

- bei den einen ist Kampf eigentlich immer so rotzegefährlich, dass man ihn grundsätzlich vermeiden will, und sich nur entweder sehr gut vorbereitet und mit starkem Vorteil (Hinterhalt zb) auf einen Kampf einlässt, oder aber wenn man dazu gezwungen wird (Hinterhalt zb).
In dieser Systemgruppe sind die genauen Auswahlen und Interaktionen von Waffen und Rüstungen fast schon schnuppe, weil einen die Rüstung auch nicht retten wird, wenn man die Situation nicht von Anfang an kontrolliert.

- bei den anderen kann man sich relativ entspannt ins Getümmel werfen, und hier sind Waffen und Rüstungen meistens nicht (primär) nach simulationistischen, sondern gamistischen Kriterien definiert. D&D fällt größtenteils hierunter, und andere Systeme zielen auch in die gleiche Kerbe, auch wenn sie mit Fleiss versuchen Dinge anders zu machen als D&D.

Beispiel DSA: hier darf man versuchen, Treffer mit aktiven Paraden zu vermeiden, wohingegen Rüstung Schadensreduzierung gibt, und man kann (in älteren Editionen) verschiedene Add-Ons draufklatschen um die SR zu erhöhen, zum Preis von Behinderung (Abzüge auf Attacke und Paradewerte). Man muss also abwägen, ob man lieber schlechter kämpft, um bei einem Treffer weniger Schaden zu nehmen. Aber auch wenn man getroffen wird, ist das in älteren Eds (vor 4) nicht so schlimm, denn wo die Lebenspunkte herkommen, gibt's noch mehr.
Die Rüstungsliste an sich ist schon sehr Fantasy; neben dem üblichen ahistorischen Kram à la (beschlagenes) Leder gibt es zB auch noch den berüchtigten Hartholzharnisch, der aufgrund seiner fantastischen Spielwerte im deutschsprachigen Rollo-Raum schon ein Meme geworden ist, bevor man den Begriff Meme kannte.

In späteren DSA-Editionen (ab 4) wurde das Kampfsystem dann mehr auf Trefferzonen getrimmt und die LP steigen nicht mehr so stark an; aber ehrlich gesagt habe ich damit keine nennenswerte Spielerfahrung.

--

Splittermond: die Rüstungsliste wieder fast identisch mit DSA (naja surprise gleiche Autoren und so), aber bei den Spielwerten ging man einen etwas merkwürdigen Weg, es wirkt als hätten die Designer sich nicht recht entscheiden können. So bieten alle Rüstungen Verteidigungsboni, und zusätzlich die schwereren Typen auch noch Schadensreduzierung, außerdem gibt es Behinderungswerte und die klobigeren Ausführungen führen zu Tick-Zuschlägen. Es gilt hier also zwei positive und zwei negative Aspekte sorgfältig zueinander abzuwägen, und am Ende nimmt man die Leichte Platte.
[Auch hier wieder bei mir nur theoretische Analysen ohne Spielpraxis]

--

Oh!
Aber hier mal ein Lichtblick, wo ich gerade durch meine Bücher stöbere:

Conan D20 von Mongoose
Basiert zwar auf OGL D20, aber hat das Kampfsystem so weit umgekrempelt, dass Rüstung hier DR gibt, während die "AC" von klassenspezifischen Progressionen abhängt.

Lassen wir mal beiseite, dass das eigentlich ein 20.000BC-Setting ist ;) -- die Rüstungsliste ist sehr stark an historisch europäischen Mustern aus HoMi bis Frührenaissance.
So gibt an Leder nur das Leather Jerkin (Wams), was es ja durchaus in echt gab, aber in echt halt keine wirkliche Rüstungswirkung hatte.
Statt dem ewigen Studded Leather finden wir hier eine echte Brigandine, vom Schutzwert vergleichbar mit einem Ringpanzer aber viel billiger.
Und Helme!

Ich tippe mal ab:

Light:
Leather Jerkin
Mail Shirt
Quilted Jerkin

Medium:
Brigandine
Scale Corselet
Mail Hauberk
Breastplate

Heavy:
Plate Armour
Scale Hauberk

Außerdem werden noch alle denkbaren Kombinationen von kurzem oder langem Kettenhemd mit einer der anderen Rüstungen gelistet (außer mit Plate, die ist so wie sie gelistet ist "komplett" bis auf den Helm). Grob gesagt bekommt man hier, wie bei Shadowrun, meist etwa den halben Schutzwert der leichteren Rüstung auf die schwerere dazu; die Maximum Dexterity sinkt nach einem Schlüssen den ich gerade nicht nachvollziehen kann, und die Behinderung (Armour Check Penalty) wird einfach aufsummiert.

Es gibt drei Helmtypen: Steel Cap (+1 DR), Great Helm (+2DR aber -2 Wahrnehmung), Visored Helm (Werte nach Wahl wie die beiden vorgenannten). Es gibt somit _keinen_ Grund, nicht wenigstens einen leichten Helm zu tragen (außer man ist Zauberer).

Nachteil dieses Systems (im Sinne der Optionsvielfalt); ich glaube ich habe es weiter vorn im Thread schonmal erwähnt, im Zusammenhang mit panzerbrechender Wirkung von Waffen: es verschiebt den Fokus stark auf fette zweihändige Waffen, weil das so ziemlich die einzigen sind, die durch die Rüstungen durchkommen und noch Schaden hängen bleibt. [Edit:] Zur Erinnerung: im Allgemeinen gilt, je fetter die Waffe, desto höher ihr Armour Piercing Wert, und wenn die Summe aus AP+STR die DR der Rüstung übertrifft, wird nur die halbe DR vom Schaden abgezogen. (Auf dauerhafte Beschädigung der Rüstung verzichtet das System aber)
Mit leichten Waffen hat man lediglich die Möglichkeit, mit "Finesse" anzugreifen, und das ist wesentlich schwieriger und es lohnt sich in der Praxis meist nicht.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: schneeland am 23.09.2023 | 22:32
Da gäb's dann schon noch das von YY bereits erwähnte Year Zero, das eher zwischen beiden Polen liegt. Standardmäßig geht "Verkloppen" erstmal auf Stärke und davon hat man bis zu 6 Punkte, die aber auch durch Verausgabung (Fähigkeitswürfel zeigt beim Nachwürfeln von Würfeln, die keine Erfolge sind, eine 1) verloren gehen können. Die sind schnell wieder da, wenn man mal die üblichen 8 Stunden Nickerchen hinter sich hat. Solange man aber noch welche hat, gilt: tis but a scratch!
Was wehtut sind die kritischen Treffer, die einen erwischen, wenn der Vorrat zur Neige gegangen ist. Da liegt man dann auch schnell mal gebrochene Rippen (-2 Würfel auf Bewegen oder Nahkampf) oder Schlimmeres.

Bis hierhin ist das Ganze dann noch näher an Deiner Kategorie 1, und wie ich in einer der ersten Sitzungen feststellen durfte: so'n paar blöde Skelette können schon echt ganz gut austeilen  ;D

Nun aber der Bogen zu Deinem Thema: neben den diversen Talenten macht eine gute, und vor allem: intakte, Rüstung hier schon ordentlich was aus. Wenn wir das mal unterteilen in Körperrüstung, Helme und Schilde, dann gilt:
1) Schilde verbessern die eigene Verteidigung durch Bonuswürfel beim Fertigkeitswurf (normalerweise +1 oder +2 Würfel) - da sich der Schaden durch die Differenz zwischen den Erfolgen des Angreifers gegenüber des Verteidigers ergibt, ist es also schon mal eine Abwägung, ob man mehr Schaden austeilen will (Zweihänder) oder lieber ein bisschen weniger einsteckt.
2) Wenn Schaden durchkommt, gibt es nochmal einen Rüstungswurf - jeder Erfolg reduziert den Schaden um einen Punkt (wenn Schaden durchgeht, dann beschädigt das auch die Rüstung); und da macht es dann schon einen Unterschied, ob man eine Lederrüstung (Rüstungsstufe 2 im vollständig intakten Zustand) oder eine Plattenrüstung (Rüstungsstufe 8 ) trägt
3) Helme sind - wenn man denn einen hat - ein ziemlicher No-Brainer, denn ihre Rüstungsstufe wird zur Körperrüstung addiert und man kann sich bei Beschädigung aussuchen, ob es den Helm oder die Körperrüstung erwischt, und sie halten außerdem kritische Kopftreffer ab (danach ist der Helm dann allerdings hin)

Wenn man das zusammennimmt, hat ein gut ausgerüsteter Kämpfer schon eine deutlich bessere Chance, aus einem Kampf ohne kritische Treffer herauszugehen als der gerade frisch vom Hof gelaufene Bauer. Und man kann zwar immer noch nicht gedankenlos in eine Gegnergruppe reinlaufen, aber es ist entsprechend auch nicht unbedingt ein Todesurteil.

Einziges Manko des System: die Lederrüstung ist halt immer noch eher der Fantasytradition entlehnt und schaut außerdem scheiße aus  ;D

(https://www.tanelorn.net/index.php?action=dlattach;topic=126228.0;attach=35207)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 23.09.2023 | 23:28
Ehm was.... also ich würd sagen, da passen die Illustrationen vorn und hinten nicht zueinander.  ;D Das ist ja all over the place.

Lederrüstung - geschenkt.

Das "Studded Leather" könnte eine Brigantine sein, sähe dafür rein zeichnerisch recht hübsch aus -- wenn denn der Schutzwert auch entsprechend bemessen ist. Zeitregion entsprechend Ende MA, so 15. Jh. meine ich.

"Studded Leather Cap" - wtf?  :o

Die Chainmail mit dem Tabard ist stilistisch glaub ich recht eindeutig SpäMi, so 14. Jh.

Der "Closed Helmet" (der mitnichten Closed ist), ist soweit ich das sehen kann eher son Spätantike / VöWa Muster (Spätrömer, Goten, sahen alle ähnlich aus), also grob 5. Jahrhundert.

Dagegen der Great Helm wieder mehr so hmmm 13.-14. Jahrhundert.

Und die Krönung definitiv die "Plate", die mitnichten eine Plate sondern eine römische Lorica Segmentata aus dem 1.-2. Jahrhundert darstellt.

Was für eine Zeitreise. =D

Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: schneeland am 23.09.2023 | 23:35
Wenn man erst mal von einem Dämonennebel heimgesucht wurde, kann man danach nicht wählerisch sein bei der Rüstung ;D
(ich gehe davon aus, dass es durchaus was damit zu tun hat, dass Free League auch hier ein Art Book in ein Rollenspiel transformiert hat)

Schutzwirkung von Studded Leather ist übrigens durchgängig 3 (Kosten 6; Kettenhemd wäre schon bei 24, Plattenrüstung bei 80).
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: chad vader am 24.09.2023 | 07:41
EPOS von Dennis Engelhard hatte verschiedenen Rüstungsmaterialien unterschiedliche Schutzwirkung gegen Schmetter-, Klingen- und Stichschaden zugeordnet.
Man konnte sich seine Rüstung individuell kombinieren oder aus einer Vorschlagsliste wählen.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Dennis damit keine Simulation beabsichtigte, sondern Raum für eine taktische Spielentscheidung schaffen wollte.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 24.09.2023 | 09:17
In dieser Systemgruppe sind die genauen Auswahlen und Interaktionen von Waffen und Rüstungen fast schon schnuppe, weil einen die Rüstung auch nicht retten wird, wenn man die Situation nicht von Anfang an kontrolliert.

- bei den anderen kann man sich relativ entspannt ins Getümmel werfen, und hier sind Waffen und Rüstungen meistens nicht (primär) nach simulationistischen, sondern gamistischen Kriterien definiert.

Womit sich vielleicht so ein bißchen die Frage stellt, woher die ganze Obsession mit dem Thema eigentlich überhaupt kommt. ;) Klar, bei D&D kann ich's noch historisch herleiten -- das kommt halt über Chainmail aus dem historisch angehauchten Kriegsspiel, und da unterscheiden sich Einheiten eigentlich nur an der Ausrüstung (ein Speerkämpfer ist halt kein Dragoner), während gleichzeitig Einheiten desselben Typs alle über denselben Kamm geschoren werden (zwei Speerkämpfer oder zwei Dragoner sind jeweils miteinander identisch, theoretisch vielleicht vorhandene Unterschiede zwischen individuellen Trägern ein und desselben Kits fallen unter den Tisch) und auch ein Typwechsel eher selten angesagt ist (der Speerkämpfer kann sich normalerweise nicht Pferd und Ausstattung eines besiegten Dragoners schnappen und selbst zu einem werden).

Allerdings liegt darin denn auch gleich ein entscheidender Unterschied zum Rollenspiel, denn da geht's dann ja gerade um die individuellen Einzelfiguren, die plötzlich nicht mehr auf eine ganz bestimmte Rolle in einer größeren Armee festgelegt sind und auch nicht mehr bloß aus distanzierter Feldherrenperspektive kommandert werden wollen...und da stellt sich mir entsprechend die Frage, inwieweit eine lange Liste einzelner und zum guten Teil anachronistischer Waffen- und Rüstungstypen überhaupt noch Sinn ergibt. Denn natürlich wird im Zweifelsfall eh jeder das Beste nehmen, was er kriegen kann -- und das wird für einen gegebenen Ort und eine ebensolche Zeit oft sehr verdächtig gleich aussehen, zumal in Systemen, die erst gar keine künstlichen klassenbedingten Einschränkungen für "erlaubte" Ausrüstung kennen...
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 24.09.2023 | 09:54
EPOS von Dennis Engelhard hatte verschiedenen Rüstungsmaterialien unterschiedliche Schutzwirkung gegen Schmetter-, Klingen- und Stichschaden zugeordnet.
Man konnte sich seine Rüstung individuell kombinieren oder aus einer Vorschlagsliste wählen.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Dennis damit keine Simulation beabsichtigte, sondern Raum für eine taktische Spielentscheidung schaffen wollte.

Ah, hat ein bisschen gedauert bis ich es entschlüsselt habe, aber dann ist der Groschen doch gefallen. Die Idee gefällt mir ganz gut, aber ja, die Werte sind wohl eher nicht simulationistisch gewählt. ;) Mal vom ständigen Leder abgesehen, ist es ja nun auch nicht so, dass Platte gegen jegliche Wuchtwaffe vollkommen nutzlos wäre - man braucht schon ziemlich viel Wucht, um eine Platte ordentlich zu zerdengeln.

Ansonsten erregt bei den Illustrationen insbesondere dieser "Ringpanzer" meinen Nerdzorn,  _so_ ein Trumm gab es definitiv nie, und da kann man sich auch nicht mit "ist dann wohl kompostiert" herausreden -- die Idee dieser Rüstung entstammt mal wieder nur der Fehlinterpretation künstlerischer Abbildungen (English Effigy Problem).
So ein Gerät haben wir ja auch in der DSA-Rüstungsliste ("Brabaker Ringmantel"), da ist das Teil aber auch ein Meme weil es die einzige Rüstung ist, deren Behinderung den Rüstungsschutz übersteigt. Ich habe das immer als "so eine Rüstung funktioniert einfach nicht und nur ein Idiot würde sowas bauen" verstanden.

Zitat
Womit sich vielleicht so ein bißchen die Frage stellt, woher die ganze Obsession mit dem Thema eigentlich überhaupt kommt

Tscha. Grundsätzlich finde ich ein bestimmtes Maß an Simulation interessant und löblich, und ich stelle bei mir fest, dass mich rein aus gamistischen Prinzipien getroffene Designentscheidungen oft eher ärgern. Das Problem mit Systemen der Kategorie I ist dafür, dass die Autoren dann meist nicht wissen wann es gut ist und weit über das Ziel hinausschießen.

Zitat
Denn natürlich wird im Zweifelsfall eh jeder das Beste nehmen, was er kriegen kann -- und das wird für einen gegebenen Ort und eine ebensolche Zeit oft sehr verdächtig gleich aussehen, zumal in Systemen, die erst gar keine künstlichen klassenbedingten Einschränkungen für "erlaubte" Ausrüstung kennen...

Zum einen, ja, eine historische Liste sähe oft sehr kurz aus. "Panzerhemd. That's it. That's the list."  ;D
Mit klassenabhängiger Rüstungsgewöhnung kann ich aber gut leben, ebenso wie mit per Baukastensystem gekaufter. Dass aber der Umgang mit Rüstungen auch keine völlige Non-Issue ist, finde ich schon auch plausibel.
Anders als in vielen CRPGs (wo die Rüstung im Inventarfenster einfach rot bleibt) ist es ja in den meisten P&P-System schon so, dass man theoretisch jede Rüstung anziehen _kann_, aber wenn man damit nicht geübt ist, erleidet man halt wesentlich stärkere Abzüge als jemand, der es ist.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 24.09.2023 | 20:22
Denn natürlich wird im Zweifelsfall eh jeder das Beste nehmen, was er kriegen kann -- und das wird für einen gegebenen Ort und eine ebensolche Zeit oft sehr verdächtig gleich aussehen

Wäre noch die Frage nach der absehbaren Situation; insbesondere für Abenteurer wird die Logistik und anderes Drumherum schnell mindestens ebenso interessant wie die Schutzwirkung und dann gibt es kein durchgehend "Bestes" mehr, sondern eine Abwägung verschiedener Schwerpunkte.

Wie schnell und ob mit oder ohne Unterstützung eine Rüstung X angelegt werden kann, ist hier und da noch ebenso verregelt wie die Geräuschentwicklung, aber bei Pflegebedarf, Instandsetzungsmöglichkeiten und -kosten, Temperaturhaushalt und ähnlichem setzt es in den meisten Fällen völlig aus.
Und das ist dann eben aufgrund der fehlenden Verregelung ein Bereich, wo man sich selbst einarbeiten muss, wenn man nicht stumpf eine Linie über 3-4 Rüstungen von der schlechten zur besten haben will. 
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 24.09.2023 | 22:14
Richtig - wobei ja wahrscheinlich die meisten (wirklich bespielten) RPGs über Abnutzung, Beschädigung, Instandhaltung und -setzung von Waffen und Rüstungen standardmäßig freundlich hinweggehen, und ich nehme an die meisten Spieler haben auch keinen Bock, sich damit auseinanderzusetzen (was ich gut verstehen kann).

Dann gibt es wieder andere Systeme (wie weiter oben ein oder zwei erwähnt wurden), wo Rüstungen dermaßen regelmäßig beschädigt oder gar zerstört werden, dass man schon direkt von Ablativer Panzerung reden kann. (PF2 hat sowas bei Schilden) Aber meinen Geschmack trifft das zum Beispiel nicht. Bei DSA gibt/gab es den Bruchfaktor, fand die Regel jemals jemand gut?

Einen gewissen Mittelweg könnte ich mir vorstellen, der dabei meinetwegen auch berücksichtigt dass sich sicherlich ein Kettenhemd im Felde viel besser flicken lässt als das Geschübe eines Plattenpanzers, aber wie gesagt, wenn das zu Komplikationen führt, die über "du brauchst Craft: Armoursmith auf +10 oder den Cantrip 'Mending', um alle relevanten Reparaturen durchführen zu können" hinausgehen, dürften die meisten Spieler eher abwinken.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 24.09.2023 | 22:59
Elaborierte Crafting-Regeln sind für mich ein zumindest oranges Tuch, was diesen konkreten Fall aber sogar zur interessanteren Entscheidung macht: dann gibt es nämlich schlicht Rüstungen, die man ohne große Verrenkungen im Feld reparieren kann und solche, bei denen das eben nicht geht.
In dem Fall brauche ich nur eine Mechanik, wie das Ding eventuell kaputt geht und somit nicht mehr verfügbar ist.

Man kann freilich auch ganz abseits der Spielmechanik darauf setzen, dass die Spieler von sich aus in Kenntnis der Materie sinnvolle Entscheidungen treffen (und sei es nur, um dem Regelwust zu entgehen, der eingeführt wird, wenn sie das nicht tun ;D), aber...du weißt schon ;)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Ainor am 24.09.2023 | 23:40
Wie schnell und ob mit oder ohne Unterstützung eine Rüstung X angelegt werden kann, ist hier und da noch ebenso verregelt wie die Geräuschentwicklung, aber bei Pflegebedarf, Instandsetzungsmöglichkeiten und -kosten, Temperaturhaushalt und ähnlichem setzt es in den meisten Fällen völlig aus.
Und das ist dann eben aufgrund der fehlenden Verregelung ein Bereich, wo man sich selbst einarbeiten muss, wenn man nicht stumpf eine Linie über 3-4 Rüstungen von der schlechten zur besten haben will.

Aber auch dann ist die Frage: was kommt dabei heraus? Echt gut aber schwer zu reparieren? Dann wird Armoursmith halt zur "Skill Tax". Schwerere Rüstungen ziehen Ausdauer?  Dann ist vielleicht nur der Krieger stark genug sie zu tragen, und am Ende bekommt man nach viel Hartwurstigkeit dasselbe Resultat wie mit Armor Proficiencies.

Ich denke da lässt sich mehr machen mit Rüstungen die gegen unterschiedliche Gegner gut funktionieren, aber auch das ist fraglich weil man ja meistens keine Golftasche mit Rüstungen dabei hat.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 25.09.2023 | 09:16
Ich mach mal wieder nen Sprung zurück zu echten Rüstungen.

Was ja bei den typischen Standardlisten noch witzig ist, ist dass man einerseits diese English Effigies und Fantasierüstungen hat ("Splint Mail"), aber real existierende Rüstungstypen durch Abwesenheit glänzen, vor allem wenn sie halt nicht primär in Europa verbreitet waren sondern zB in Asien.
Die asiatischen Rüstungen werden dann zuweilen in einem Splatbook nachgereicht und dann erst recht mit völlig willkürlichen Werten versehen, irgendwo zwischen Mythos und Spielbalance.

Lamellare zB gsind in den Standardlisten meist nicht enthalten. Wobei ich jetzt auch nicht sagen könnte, ob die sich von den Werten nennenswert von einem Schuppenpanzer oder einer Brigantine unterscheiden würden -- geht ja in jedem Fall um Plättchen.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 25.09.2023 | 14:45
Aber auch dann ist die Frage: was kommt dabei heraus? Echt gut aber schwer zu reparieren? Dann wird Armoursmith halt zur "Skill Tax".

Nicht, wenn das Ding wie geschrieben im Feld gar nicht sinnvoll zu reparieren ist.

Schwerere Rüstungen ziehen Ausdauer?  Dann ist vielleicht nur der Krieger stark genug sie zu tragen, und am Ende bekommt man nach viel Hartwurstigkeit dasselbe Resultat wie mit Armor Proficiencies.

Zumindest hat man dann die Wahl in beide Richtungen, d.h. sowohl der Krieger hätte ggf. was davon, eine leichtere Rüstung zu tragen und die Nicht-Krieger könnten mit gewissen Einbußen eben doch eine schwere Rüstung wählen.
Setzt natürlich voraus, dass das restliche System genug Bewegungsfreiheit bietet. Wenn der ganze Rest ein recht starres Korsett in Sachen Klassen und sonstigen Beschränkungen ist, brauche ich bei den Rüstungen auch nicht mit Auswahlmöglichkeiten anfangen, die unterm Strich keine sind.

Ich denke da lässt sich mehr machen mit Rüstungen die gegen unterschiedliche Gegner gut funktionieren, aber auch das ist fraglich weil man ja meistens keine Golftasche mit Rüstungen dabei hat.

Das wäre doch genau die Baustelle für die Entscheidung, ob eine Rüstung gegen alles halbwegs gut ist oder gegen einzelne Bedrohungen sehr gut und dafür gegen andere schlechter.
Das wird dann wohl aber eher eine gamistische Angelegenheit.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 25.09.2023 | 15:45
Zitat
Nicht, wenn das Ding wie geschrieben im Feld gar nicht sinnvoll zu reparieren ist.

Allerdings kann man sich das dann auch komplett sparen -- also, in einem System in dem Rüstungen beim Abenteuereinsatz durchaus beschädigt werden können, solche Modelle ins Spiel einzufügen, die nicht zwischendurch repariert werden können. Was sollen die Spieler denn damit anfangen? Einmal seufzen und dann wieder zum Kettenhemd zurückblättern? Das Ding trotzdem kaufen und dann uU 2/3 des ABs ohne nutzbare Rüstung (aber einem ganzen Sack Metallschrott) da stehen?

OK, ein NSC könnte sowas tragen -- der muss ja nur seinen 1 Auftritt absolvieren und dann ists wurscht was mit ihm passiert. Aber da bin ich eigentlich auch kein Freund von, also NSC nach dem Bazooka-Prinzip meine ich.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 25.09.2023 | 15:52
Da muss man schon schauen, wie man die Eintrittswahrscheinlichkeit des Totalschadens austariert, aber grundsätzlich: Ja, das ist dann eben das Risiko, das man für die (deutlich) leistungsfähigere Rüstung eingeht.

Kommt freilich drauf an, was für eine Art Spiel man spielt/spielen will, aber es ist nicht so, als gäbe es dafür keine Präzedenzfälle (und die gehören dann auch nicht sofort in die Kategorie "unspielbare Designübung").
Wo ganze Charakterkonzepte oder -rollen mit dem Ausfall der Rüstung für den weiteren Verlauf unbrauchbar werden, geht das natürlich nicht, aber das ist ja kein Automatismus.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: unicum am 25.09.2023 | 16:21
Ich würde, wenn ich ein Regelwerk dahin designen würde mir erst mal überlegen wie ich das Spieltechnisch mache und danach irgednwelche Werte, etwa die AC in D&D versuche in Rüstungen abzubilden. Will sagen ich steh irgenwann mal an dem Punkt und überlege welche historische Rüsstung würde AC20 haben und danach verteile ich halt die real existeirenden Rüstungen auf die Tabelle von AC10-AC20 oder so in der Art.

Vieleicht hab ich irgendwie eine Ahnung und sage auch "der 'mittelalterliche' Vollharnisch" ist das beste das es gab, das ist also meine AC20 und ich sortiere (ohne auch je einen Spezialisten gefragt zu haben) alle Rüstungsteile deren Namen ich mal aufgeschnappt habe in meine Tabelle ein.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: unicum am 25.09.2023 | 16:27
Und wie schwer ist eine Rüstung beschädigt in welcher jemand die treffer im Kampf alle noch überlebt hat?

Meine Denke geht gerade dahingehend das, solange derjenige der in der Rüstung steckte die nun reperaturbedürftig ist das ereigniss das zur Reperaturbedürftigkeit führte überlebt hat, es der Rüstung eigentlich noch garnicht so schlecht gehen müsste.

Wobei ein kleines Loch durchaus schon sehr fatal sein könnte, aber die Frage berechtigt sein könnte ob jemand der diese Stelle sieht diese im eifer des Gefechtes nochmal treffen würde.
Der Blitz schlägt ja umgansgsprachlich auch eher selten zweimal ins gleiche Haus ein.

Geht so in die Richtung:
Wenn heute die Zombieapokalypse ausbrechen würde und ich eine ledierte kugelsichere Weste finde die ich nicht reparien kann, würde ich anstatt eben nichts anzuziehen, vieleicht doch eine solche Weste mit Löchern anziehen und hoffen das irgendwelche Waffen die vorhandenen löcher eben nicht finden.

---

Eine andere Variante, wo mir aber kein Spielsystem gerade wirklichg einfällt (ich meine mir wäre aber sowas schon mal untergekommen), wäre es doch auch eine Rüstung Hp zu geben die erst mal weggehauen werden müssen um ans "fleisch" zu kommen. Die verlorenen Hp müsste man dann eben wieder dazu-reparieren.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 25.09.2023 | 16:45
Eine andere Variante, wo mir aber kein Spielsystem gerade wirklichg einfällt (ich meine mir wäre aber sowas schon mal untergekommen), wäre es doch auch eine Rüstung Hp zu geben die erst mal weggehauen werden müssen um ans "fleisch" zu kommen. Die verlorenen Hp müsste man dann eben wieder dazu-reparieren.

Das ist beispielsweise der klassische BattleTech-Ansatz, in dem so ein 'Mech (oder ein anderes Vehikel oder auch Infanterie in Powerrüstung) erst mal einen meist nach Trefferzonen aufgeteilten Batzen "Rüstungstrefferpunkte" hat, die durch Feindfeuer weggeknabbert werden müssen, bevor man ans Eingemachte, d.h. interne Struktur und Komponenten kommt. Natürlich ist das eigentlich nur für ausgesprochene Ablativpanzerung halbwegs "realistisch".

Ich meine mich dunkel zu erinnern, daß auch Palladium irgendwo Rüstungstrefferpunkte in seinen Regeln gehabt hätte. Wie sich deren Verlust dann konkret auswirkt, habe ich aber nicht mehr auf dem inneren Schirm.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 1.10.2023 | 13:09
Gedanke, der mir anlässlich einer Nachtwache (in Pathfinder) kam:

sollte es nicht plausiblerweise möglich sein, zB von einer Vollplatte nur den Brustpanzer anzulegen (was also in einem Bruchteil der Zeit gehen dürfte), um entsprechend bei nächtlichem Alarm eben ganz normal mit den Stats eines Brustpanzers anzutreten?

In 3E haben meine SCs normalerweise ein "Nachtkettenhemd" (oder Kettennachthemd), also eine leichte Rüstung in der sie schlafen (weil das ohne Weiteres möglich ist), weil im Alarmfall das Anlegen einer Rüstung ohne Einsatz von Magie in der Regel viel zu lange dauert. Speziell in PF gibt es auch einen Grad 1 Zauber (somit billig verfügbar), der einem die komplette Vollplatte in 1 Standardaktion anzieht, sodass sich die ganze Frage in PF eh nicht so dringend stellt.

Aber vielleicht ist das ja in anderen Systemen ein Ding?
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 1.10.2023 | 14:18
Sollte machbar sein. Natürlich braucht's dafür dann, wenn ich das wirklich simulativ angehen will, ein System, das sich erstens überhaupt konkret um die Anziehzeiten von Rüstungen Gedanken macht (sind schon mal längst nicht alle) und dann zweitens auch die eine oder andere Idee zum Tragen von einzelnen Rüstungsteilen mitbringt (dito).

Und die Kombination gibt's dann ggf. nicht so oft. Selbst Detailmonster GURPS ist da etwas fragwürdig, denn während es für beides Regeln mitbringt, ist die Anziehzeit für gängige Rüstungen da (zumindest in den Grundregeln) einfach standardmäßig drei Sekunden pro Teil -- egal, ob es sich um eine einfache Ledermütze handelt oder um einen 45-Pfund-Stahlharnisch. :think:
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 1.10.2023 | 15:44
Naja, die Frage wäre ja mehr oder weniger, ob man bei Fehlen entsprechender Regeln solche dazu schreibt, je nachdem wie simulativ man das Ganze haben will. ^^

In D&D 3.X zB gibt es ja einerseits schon recht klare, harte Regeln, wie lange das a) ordentliche oder b) hastige Anlegen einer Rüstung dauert und was Letzteres für Nachteile mit sich bringt. Nur sind leider beide Zahlen zwar vielleicht aus realistischer Sicht noch sehr wohlwollend (1 bzw 4 Minuten), aber für den praktischen Einsatz trotzdem leider irrelevant, da man zB bei einem nächtlichen Überfall in der Regel weder 40 noch 10 Kampfrunden Zeit hat, sich anzuziehen.
Aber wie gesagt, dafür gibt es dann Zauber und Verzauberungen, die das zu einem Nicht-Problem machen.

Anekdote - einmal in PF wurden wir nachts von 3 Vetteln (Hags) überfallen, während mein Pala gerade Nachtwache hatte. Ich habe zwar Alarm geblasen, aber bis meine lieben Freunde aus der Hütte gekrochen kamen, hatte ich die Situation bereits restlos geklärt. Und die mussten sich nichtmal rüsten, einfach "aufwachen, aufstehen, Waffen packen, zur Tür laufen" hat schon zu lange gedauert. (Der SL hat mir dann die XP alleine zugeschlagen, seitdem bin ich quasi immer 1 Sitzung vor den anderen aufgestiegen.) -- Na jedenfalls versuche ich beim Spielen von Heavies immer, die Wachschicht zu erraten in der etwas passiert (fast immer mitten in der Nacht und nicht an den Rändern); dann ist er schon voll gerüstet wenn es anfängt zu stauben.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Aedin Madasohn am 1.10.2023 | 16:02
vielleicht das Plattenzeug in der Tabelle als Chronologie aufführen?

Helm
Kürass/Brustplatte
Kürass mit Helm
Garether Platte (leichte Platte, nur ein paar Geschiebeteile an Schulter und Hüfte) + Helm
Horasischer Reiterharnisch (3/4 Platte, Helm mit drin, Beinröhren nur teilweise, Armzeug)
Gestechrüstung (volle Platte mit alles bedeckt und Helm)

je nachdem, wieviel die Nachtwache von ihrem Maximum an Blech auflegt, hat sie halt Rüstungsschutz und Behinderung)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 1.10.2023 | 16:58
Na ja, wenn man's recht betrachtet, ist Rüstung ohnehin erst die dritte Verteidigungslinie:

-- Wenn ich durch gekonnte Positionierung oder Ausweichen erst gar nicht da bin, wo der Angriff hingeht, brauche ich sie nicht.

-- Wenn ich den Angriff dadurch blocken oder zumindest von mir ablenken kann, daß ich ihm aktiv etwas in der Art von Schild, eigener Waffe oder dergleichen mehr entgegenstelle, so daß es auch wieder erst gar nicht zu Körperkontakt kommt...brauche ich sie auch nicht.

-- Erst wenn das alles schon gescheitert bzw. umständehalber gar nicht erst zum Tragen gekommen ist und ich tatsächlich mal einen Treffer einstecken muß, dann bin ich plötzlich dankbar für die mehr oder weniger ausgefeilte Panzerung -- und auch das gegebenenfalls nur, wenn sie tatsächlich einen reellen Unterschied ausmacht und der Angriff nicht beispielsweise doch durch eine Lücke durchkommt oder von einer Art ist, den sie prinzipbedingt nicht stoppen kann (und sei es auch "nur" etwas so Gewöhnliches wie ein cleverer Abführgriff).

Insofern kann man den Aspekt "Rüstung" aus meiner Sicht bei allem Respekt auch schon mal ein bißchen überbewerten. ;)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 1.10.2023 | 18:01
Aedin: du meinst also, man lässt so durchticken wie viele Runden der Charakter Zeit hat / sich nimmt, um sich zu rüsten, und dabei rutscht er dann auf der Liste von oben (ungerüstet) weiter nach unten (stärker gerüstet)?
Das wäre freilich eine Option.

Wobei der Helm afaik immer erst ganz am Schluss draufkommt (bzw maximal direkt vor den Handschuhen), und ich da auch zugestehen würde dass der sich mit einer einzigen Aktion aufsetzen lässt. Gibt freilich hier auch Ausnahmen (sowas mit extra vielen Klappen und Scharnieren) aber wir müssen ja nicht päpstlicher sein als der Papst.

Ebenso Frage des Simulationsgrads, ob man zugesteht (wie in D&D üblich), dass man sich eine volle Plattenrüstung ganz alleine anziehen kann (noch dazu in 4 Minuten), oder ob man darauf besteht dass man dazu Hilfe braucht (Henchman oder anderer SC). Letzteres ist glaub ich wirklich sehr unüblich geworden in den letzten 30 Jahren oder so.

--

Zitat
Na ja, wenn man's recht betrachtet, ist Rüstung ohnehin erst die dritte Verteidigungslinie

Das heisst aber nicht, dass man diese Verteidigungslinie so ohne Weiteres ignorieren sollte / könnte.
Kommt freilich wieder aufs System an. So wie bspw in 3E ja Dodge Tanks höhere ACs erreichen können als Rüstungsträger es je schaffen. Ansonsten kann aber so ziemlich alles in die Hose gehen. Ein vorher nicht entdeckter Gegner taucht aus unerwartetem Winkel auf - das wars mit der Positionierung. Und so weiter.

Und es ist auch noch was anderes, ob bei einem genommenen Treffer höchstwahrscheinlich Schlimme Dinge passieren, oder ob ich mir halt 1d6 TP abstreiche und weiter geht's. Jdf, wenn ich IRL echt kämpfen müsste, so auf Tod und Leben, würde ich nicht auf eine gescheite Rüstung verzichten wollen. :p
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 1.10.2023 | 18:57
Jdf, wenn ich IRL echt kämpfen müsste, so auf Tod und Leben, würde ich nicht auf eine gescheite Rüstung verzichten wollen. :p

Nun ja -- IRL gibt's viele Dinge, die da furchtbar wichtig sind und trotzdem von den wenigsten Rollenspielen überhaupt, geschweige denn in ähnlichem Detailgrad behandelt werden. Ob man dann ein Problem damit hat, auch Waffen- und Rüstungsdetails mal in diese Kategorie einzuordnen...ist Geschmacks- und vielleicht auch ein wenig Traditionsfrage, würde ich sagen.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 1.10.2023 | 19:00
sollte es nicht plausiblerweise möglich sein, zB von einer Vollplatte nur den Brustpanzer anzulegen (was also in einem Bruchteil der Zeit gehen dürfte), um entsprechend bei nächtlichem Alarm eben ganz normal mit den Stats eines Brustpanzers anzutreten?

Ja, das ist schon ziemlich naheliegend.
Bei schweren Rüstungen auch abseits der Vollplatte begegnet einem das mit einiger Regelmäßigkeit, dass genau überlegt wurde, was man wann anzieht - das betrifft insbesondere die Beinschienen, die auf dem Marsch extrem hinderlich waren.

Knifflig wirds höchstens da, wo man andere Rüstungsteile ohne die Brustplatte und deren Zubehör anziehen will, weil das ja i.d.R. alles daran hängt.
Gegenbeispiel wären etwa die Armpanzer von Gladiatoren, die explizit so konstruiert waren, dass sie nicht an einem Brustpanzer aufgehängt werden mussten.

Theoretisch wäre es schon machbar, dass ein Rüstungsteil beides leisten kann, aber der Anwendungsbereich dafür ist ja eher schmal.

Ebenso Frage des Simulationsgrads, ob man zugesteht (wie in D&D üblich), dass man sich eine volle Plattenrüstung ganz alleine anziehen kann (noch dazu in 4 Minuten), oder ob man darauf besteht dass man dazu Hilfe braucht (Henchman oder anderer SC). Letzteres ist glaub ich wirklich sehr unüblich geworden in den letzten 30 Jahren oder so.

Dazu gibts doch auch den einen oder anderen Praxisversuch.
Fazit: Je nach Konstruktion geht das durchaus und man kann die Rüstung auch stellenweise gezielt darauf vorbereiten.

Historisch war der Bedarf faktisch nicht existent, aber wenn man die Rüstung mit Blick auf dieses Kriterium bestellt, ist das recht einfach machbar. Zumindest muss man an der Rüstung selbst nichts großartig ändern, nur an Riemen, Schnallen & Co.

Nun ja -- IRL gibt's viele Dinge, die da furchtbar wichtig sind und trotzdem von den wenigsten Rollenspielen überhaupt, geschweige denn in ähnlichem Detailgrad behandelt werden.

"Ich will eine Rüstung tragen" ist jetzt nicht der Gipfel der Detailverliebtheit ;D
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 1.10.2023 | 19:06
"Ich will eine Rüstung tragen" ist jetzt nicht der Gipfel der Detailverliebtheit ;D

In Sachen persönliche Sicherheit? Klar.

Inwieweit die Rüstung dann im Spiel tatsächlich einen konkreten Einfluß darauf haben soll, wer gewinnt -- wie leicht also beispielsweise ein Hanswurst in Volldose mit einem eigentlich besser trainierten Ritter, den er glücklicherweise "nur" im Nachthemd vorfindet, den Boden aufwischen können soll --...darüber, denke ich, ließe sich dann wieder diskutieren. ;)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 2.10.2023 | 00:38
re alleine anziehen:
Nach dem was ich da bisher so gesehen habe, kann man mit der historischen Machart definitiv nur einige Teile ohne Hilfe anziehen. Torsopanzer ja, Schultern mit einiger Akrobatik, Arme nein.

Denke aber auch, man kann für das handelsübliche Fantasysetting getrost davon ausgehen, dass dort (entsprechend der Nachfrage durch Abenteurer) solche Rüstungen entwickelt wurden, die man recht schnell und bequem alleine anziehen kann. Vielleicht mit so einer sinnreichen Schnellspann-Anordnung, bei der man nur an einem Riemen ziehen muss, dass gleich mehrere Teile an Ort und Stelle gezogen und gehalten werden.

Oder man sagt gleich A Wizard Did It - also in der Rüstung ist leichte Magie eingearbeitet die das Anlegen erleichtert. Das wäre zB eine nachvollziehbare Begründung, warum die Vollplatte in D&D so unverhältnismäßig teuer ist.
(Wenn man nicht gleich Swift Girding-Consumables verwendet)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 2.10.2023 | 10:26
Oder man geht halt davon aus, daß ein "richtiger" Abenteurer auch dann noch einigermaßen klarkommt, wenn er seine absolute Lieblingsrüstung mal gerade nicht trägt. Wird von einem Berufssoldaten ja vermutlich auch verlangt.

Hinzu kommt dann noch, daß in der Spielpraxis wahrscheinlich sowieso die SL recht frei Schnauze festlegt, wieviel Zeit zum Anlegen seiner Rüstung so ein SC in der konkreten jeweiligen Situation überhaupt hat -- damit relativiert sich aber gleich wieder der Nutzen einer kleinteiligen Anziehsimulation nur für den Spieler.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 2.10.2023 | 11:44
Genau genommen neigen etliche SL (und auch Abenteuer) dazu, einem irgendwelche Gegner aus dem absoluten Nichts direkt auf den Arsch zu spawnen, sodass man statt sagen wir mal zwei Minuten Reaktionszeit nur eine Runde hat *grummel*. -.-

Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Ainor am 5.10.2023 | 23:19
In D&D 3.X zB gibt es ja einerseits schon recht klare, harte Regeln, wie lange das a) ordentliche oder b) hastige Anlegen einer Rüstung dauert und was Letzteres für Nachteile mit sich bringt. Nur sind leider beide Zahlen zwar vielleicht aus realistischer Sicht noch sehr wohlwollend (1 bzw 4 Minuten), aber für den praktischen Einsatz trotzdem leider irrelevant, da man zB bei einem nächtlichen Überfall in der Regel weder 40 noch 10 Kampfrunden Zeit hat, sich anzuziehen.

In 2E gab es dazu offizielle Regeln: Kettenhemden konnte man in einer Runde hastig anziehen, verlor aber einen AC Punkt. Bei Platte etc
bekam man einen AC Punkt pro Runde die man mit anziehen verbrachte. Das waren natürlich AD&D Minuten Runden, insofern nicht direkt unrealistisch.

Wenn die Kampfdauer nicht realistisch ist braucht man nicht unbedingt realistische Zeiten für das Anlegen von Rüstungen. Das ist ein ähnliches Problem wie mit realistischen Rüstungsgewichten bei unrealistischen Traglasten.

Aber wie gesagt, dafür gibt es dann Zauber und Verzauberungen, die das zu einem Nicht-Problem machen.

Wenn Magie der Normalfall und nicht die Ausnahme ist dann ist irgendwie auch die ganze Diskussion über realistisch Rüstungen hinfällig.

In 3E haben meine SCs normalerweise ein "Nachtkettenhemd" (oder Kettennachthemd), also eine leichte Rüstung in der sie schlafen (weil das ohne Weiteres möglich ist), weil im Alarmfall das Anlegen einer Rüstung ohne Einsatz von Magie in der Regel viel zu lange dauert.

Tja, das Kettennachthemd ist auch so eine Stilblüte die man bekommt wenn die Regeln schlafen in Rüstung als unrealistisch verbieten, aber etliche Extrakilo den ganzen Tag lan mitzuschleppen kein Problem ist...

Denke aber auch, man kann für das handelsübliche Fantasysetting getrost davon ausgehen, dass dort (entsprechend der Nachfrage durch Abenteurer) solche Rüstungen entwickelt wurden, die man recht schnell und bequem alleine anziehen kann. Vielleicht mit so einer sinnreichen Schnellspann-Anordnung, bei der man nur an einem Riemen ziehen muss, dass gleich mehrere Teile an Ort und Stelle gezogen und gehalten werden.

Naja, Abenteurer mit eigener Industrie (und vermutlich eigener Gewerkschaft) ist für mich jetzt eher die Karikatur eines Fantasysetting....
Aber ich gehe normalerweise davon aus das abenteuertaugliche Plattenpanzer bei Gewicht und Komplexität eher am unteren Ende der 
Plattenpanzerskala angesiedelt sind.

Hinzu kommt dann noch, daß in der Spielpraxis wahrscheinlich sowieso die SL recht frei Schnauze festlegt, wieviel Zeit zum Anlegen seiner Rüstung so ein SC in der konkreten jeweiligen Situation überhaupt hat -- damit relativiert sich aber gleich wieder der Nutzen einer kleinteiligen Anziehsimulation nur für den Spieler.

Nicht wirklich. Wenn man nachts überfallen wird dürften die Gegner ja nicht allzuweit weg sein wenn man sie bemerkt. Da braucht man schon eine relativ realistische seh&hörweite, sonst wird es albern. Allerdings klingt es in der tat ziemlich unwahrscheinlich während eines kleinen Kampfes eine komplette Plattenrüstung anzuziehen, egal wie lang genau die Runden sind. Muss man halt mit leben.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 6.10.2023 | 00:03
Nicht wirklich. Wenn man nachts überfallen wird dürften die Gegner ja nicht allzuweit weg sein wenn man sie bemerkt. Da braucht man schon eine relativ realistische seh&hörweite, sonst wird es albern. Allerdings klingt es in der tat ziemlich unwahrscheinlich während eines kleinen Kampfes eine komplette Plattenrüstung anzuziehen, egal wie lang genau die Runden sind. Muss man halt mit leben.

Kommt halt wirklich stark auf die Situation an. Wenn die typische Gruppe von Abenteurern nachts im Freien von potentiellen Gegnern umschlichen wird, dann kann ein "okay, ich rappele mich auf und ziehe in voller Sicht der Schleicher meine Rüstung an" einen Angriff sogar erst auslösen, wenn die wirklich feindlich gesonnen sein sollten -- denn dann wissen sie ihrerseits natürlich, daß sie bemerkt worden sind und schnell handeln müssen, wenn sie wenigstens noch ein bißchen Überraschungsmoment auf ihrer Seite haben wollen.

Kommt derselbe Überfall dagegen, während die Abenteurer in der Dorfherberge übernachten, und werden sie von einem wachsamen Wirt rechtzeitig geweckt, bevor die Feinde anfangen, die Fenster einzuschlagen...dann reichen potentiell schon ein paar Minuten zur Herstellung des normalen Vollrüstungszustands, zumal sie sich ja gegenseitig helfen können, und dann kann das Getümmel ganz normal losgehen.

Wie oft genau jetzt Situationen zwischen diesen beiden Extremen in einer Kampagne konkret vorkommen, wäre ggf. zu recherchieren, rein vom Bauchgefühl her scheint mir das aber weniger wahrscheinlich als der eher binäre Normalfall "Scheiße, muß ich halt ohne meine Rüstung ran!" <-> "Alles klar, ich bin vorbereitet." Nur in diesem selteneren Zwischenstadium lohnen sich aber aus meiner Sicht Überlegungen zum Thema "Was bietet mir meine Rüstung, wenn ich aus reinem Zeitdruck nur Teile anlegen kann, und wie schnell geht das dann in genauen Zahlen?" überhaupt.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 6.10.2023 | 00:23
Zitat
(und vermutlich eigener Gewerkschaft)

Was glaubst du denn, wo der 4-Encounter-Tag herkommt?    8]
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 6.10.2023 | 08:54


Naja, Abenteurer mit eigener Industrie (und vermutlich eigener Gewerkschaft) ist für mich jetzt eher die Karikatur eines Fantasysetting....
nun wer genug Geld hat bestellt sich eben mal bei Wieland ne Spezialanfertigung äquivalent zum Massanzug oder massgefertigten Treckingstiefeln.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Ainor am 6.10.2023 | 09:01
Was glaubst du denn, wo der 4-Encounter-Tag herkommt?    8]

Ich dachte die sind für den 15-Minuten Tag verantwortlich.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: unicum am 6.10.2023 | 10:03
Jdf, wenn ich IRL echt kämpfen müsste, so auf Tod und Leben, würde ich nicht auf eine gescheite Rüstung verzichten wollen. :p

Ist aber auch die frage was eine Rüstung bringt, die man nicht gewohnt ist.
Und - gegebenenfalls müsste man die Rüstung ja auch immer tragen.

Spreche leider auch aus erfahrung, mit einem Helm, oder sogar nur einer dickeren Mütze, hätte ich die Narbe am Kopf nicht. (ps: "gewonnen" habe ich troztdem) und bei anderen "Gelegenheiten" in denen körperliche Gewalt als Konfliktlösung an mich "herangetragen" wurde bin ich so ausgewichen das die Angreifer auch immer das nachsehen hatten.

Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 6.10.2023 | 20:30
Naja, Abenteurer mit eigener Industrie (und vermutlich eigener Gewerkschaft) ist für mich jetzt eher die Karikatur eines Fantasysetting....

Gewerkschaft ja, aber eine eigene (")Industrie(") auf dem Level von für einen bestimmten Zweck abgeänderten Rüstungsschnallen ist angesichts der umgesetzten Geldmengen und der sonstigen Ausrüstungsorgie von Abenteurern mMn ziemlich naheliegend bis mehr oder weniger zwingend.
Zumal man dabei sowieso oft genug von eigens bestellten Einzelstücken spricht und nichts auf Vorrat für eine spezialisierte Anwendung in jeder größeren Stadt rumliegt.

Ist aber auch die frage was eine Rüstung bringt, die man nicht gewohnt ist.

Es gibt ein paar negative Eigenschaften von Rüstungen, die man auf dem Schirm haben sollte, aber das sind schon eher Feinheiten.
Im Gesamtbild ist zumindest eine leichte bis mittlere Rüstung auch für unerfahrene Träger ein deutlicher Vorteil und selbst bei den schwereren Dingern ist ein allgemein fitter und kämpferisch kompetenter Träger gut bedient, selbst wenn er in der konkreten Rüstung nicht viel Zeit verbracht hat.

"Aber wenn du gar nichts kannst, hilft dir die Rüstung nichts" lässt sich schließlich auch auf jedes andere Ausrüstungsstück und jede Taktik anwenden.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 6.10.2023 | 20:45
Im Gesamtbild ist zumindest eine leichte bis mittlere Rüstung auch für unerfahrene Träger ein deutlicher Vorteil und selbst bei den schwereren Dingern ist ein allgemein fitter und kämpferisch kompetenter Träger gut bedient, selbst wenn er in der konkreten Rüstung nicht viel Zeit verbracht hat.

"Aber wenn du gar nichts kannst, hilft dir die Rüstung nichts" lässt sich schließlich auch auf jedes andere Ausrüstungsstück und jede Taktik anwenden.

Na ja -- soooo gut kann andererseits jemand, der sich ungerüstet kaum auch nur aus dem Haus traut, vermutlich auch wieder nicht sein. ;)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Ainor am 7.10.2023 | 09:42
Gewerkschaft ja, aber eine eigene (")Industrie(") auf dem Level von für einen bestimmten Zweck abgeänderten Rüstungsschnallen ist angesichts der umgesetzten Geldmengen und der sonstigen Ausrüstungsorgie von Abenteurern mMn ziemlich naheliegend bis mehr oder weniger zwingend.
Zumal man dabei sowieso oft genug von eigens bestellten Einzelstücken spricht und nichts auf Vorrat für eine spezialisierte Anwendung in jeder größeren Stadt rumliegt.

Eigens bestellte Einzelstücke dauern ja ein wenig länger in der Herstellung. Es wäre wohl das naheliegendste dass zumindest die erste Plattenrüstung die sich ein Abenteurer leisten kann nicht spezialgefertigt ist.

Bei den umgesetzten Geldmengen ist es doch so: ein Abenteurer der reich geworden ist setzt sich entweder mit seinem Vermögen zur Ruhe und züchtet Hühner bevor ihn das Glück verlässt, oder er wird Baron etc. und ist danach eher in grösseren Gruppen unterwegs. Die Spezialanfertigung ist etwas für Sonderlinge die sehr reich geworden sind aber immernoch rumlaufen als wären sie Stufe 1, also SC.

Und was den Rüstungsrealismus angeht: wie weit waren mittelalterliche Schmiede eigentlich in der Lage von bekannten Designs abzuweichen? Es scheint ja nicht so dass alle Nase lang verschiedene Rüstungstypen entstanden sind.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Aedin Madasohn am 7.10.2023 | 10:07
Und was den Rüstungsrealismus angeht: wie weit waren mittelalterliche Schmiede eigentlich in der Lage von bekannten Designs abzuweichen? Es scheint ja nicht so dass alle Nase lang verschiedene Rüstungstypen entstanden sind.

vielleicht sollte man es durch die Brille des technischen Fortschritts sehen?

Metallblock zu Draht spalten von Hand
Drahtziehen mit Zange von Hand
Drahtziehen mit Hand-Haspel
Drahtziehen mit Fußpedal-Haspel
Drahtziehen mit Wasserkraft-Haspel

hat gewaltige Auswirkungen darauf, wie teuer&verfügbar der Draht wurde  ;)

je nach metallurgischen Wissen (Wielandmodell: zu feinen Spänen zerfeilte Schwerter an Gänse verfüttern und aus dem Kot neu das Eisen auschmelzen vs Windanblasung im Ofen durch Hanglage und Wetterlage vs Windanblasung mittels Wasserkraft-Blasebalg) sind da auch Verunreinigungen/Schlackereste drin, die aus so einer Lumpe zwar brauchbare Schwer-Nägel, Hufeisen und Axtköpfe werden, aber kein schöner Kürass.

kurzum, das Ausgangsmaterial "umformbares Rüstungseisen" muss erst mal in ausreichender Menge da sein, damit die Designevolution losgehen kann.

ein paar eher spröde Bänder zu einer Halb-Glocke biegen&zusammennieten und ein paar Blechleteile in die Lücken löten (oder gar nur polierte Rinderhorn-Abrollungen) ist nicht vergleichbar mit einer homogen Stahl-Hirnschale, die im Wasserkrafthammerwerk mit einem Schlag im Gesenk geformt wird.

Hat man erstmal Hochöfen für so umformbaren Stahl+Menge und dann noch das Wasserkraft-Hammerwerk, ja dann kommen dort auch genügend imperiale Helme für ein 20 Legionen Heer + noch mal so viele Auxilia bei raus.

Kurzum, die Zunahme an Hardbody (Zahl und Flächen) war auch eine Frage der zunehmenden Plattenverfügbarkeit
die inflationäre Ausstattung der Infanterie mit Ringelpanzerhemd eine Frage des techn. Fortschritts beim Drahtziehen


Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 7.10.2023 | 13:36
Bei den umgesetzten Geldmengen ist es doch so: ein Abenteurer der reich geworden ist setzt sich entweder mit seinem Vermögen zur Ruhe und züchtet Hühner bevor ihn das Glück verlässt, oder er wird Baron etc.

Das trifft zumindest auf D&D(&Co)-Charaktere nicht zu. Die sind weit über den Punkt hinaus unterwegs, wo sie schon längst ein bequemes Restleben mit der reingesteckten Kohle hätten haben können.

Und bei weniger absurden Summen etwa in Warhammer Fantasy stimmt dann auch die Relation zwischen "bequeme bis luxuriöse Frührente" und "maßgeschneiderte Rüstung". Da ist das eine noch lange, lange nicht erreicht, wo man schon die Kohle für letzteres hat und das wie eine gute Investition aussieht.

Und was den Rüstungsrealismus angeht: wie weit waren mittelalterliche Schmiede eigentlich in der Lage von bekannten Designs abzuweichen? Es scheint ja nicht so dass alle Nase lang verschiedene Rüstungstypen entstanden sind.

Da muss ja keine neue Rüstungsart entworfen, sondern wie geschrieben nur relativ kleine Änderungen implementiert werden. Das macht ggf. noch nicht mal der herstellende Schmied selbst.

Ist wie gesagt historisch eine Frage des nichtvorhandenen Bedarfs, dass es das (also eine alleine und zügig anlegbare Vollplatte) so nicht oder zumindest extrem selten gegeben hat.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 15.10.2023 | 13:36
Mal an dieser Stelle ne allgemeine Frage zwecks Fortbildung:

zu Schwertern gibt es ja eine Reihe "Standardwerke" mit vielen schönen Bildern, zB Oakeshott's "Records of the Medieval Swords" oder Pierce's [sp?] "Swords of the Viking Age".
Gibt es sowas auch zu Rüstungen, insbesondere zu SpäMi/Ren Plattenrüstungen und Helmen?

Habe neulich in einem Video ein paar Einblendungen von wirklich oberaffentittengeilen gotischen Rüstungen gesehen, leider ohne Quellenangaben, aber ich denk mir, irgendwo müssen die Bilder ja herkommen. ^^
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Aedin Madasohn am 15.10.2023 | 14:54
vielleicht schon mal von dem Zeughaus in Gratz gehört?

https://de.wikipedia.org/wiki/Landeszeughaus (https://de.wikipedia.org/wiki/Landeszeughaus)

und hier zur Platten-Harnisch-Porno-Bühne  ;D

https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Armours_of_Zeughaus_(Graz)?uselang=de (https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Armours_of_Zeughaus_(Graz)?uselang=de)

https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Armour_in_Ambras_Castle?uselang=de (https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Armour_in_Ambras_Castle?uselang=de)



Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 15.10.2023 | 15:13
vielleicht schon mal von dem Zeughaus in Gratz gehört?
Ohne T, bitte.  ;)

Leider sind das zum Großteil Sachen aus dem 16. und 17. Jhdt, also keine gotischen Harnische. Meistens auch schon mit Beschussmarken.

Schloss Ambras ist in Innsbruck - die Sammlung wird vom Kunsthistorischen Museum in Wien verwaltet. Ebendort ist die Hofjagd- und Rüstkammer  (https://www.khm.at/besuchen/sammlungen/hofjagd-und-ruestkammer/)zu finden, mit einer enormen Sammlung an Harnischen (auch sog. Kostümharnischen).
Da durfte ich schonmal im Archiv stöbern (bei den Waffen allerdings - Rüstungen interessieren mich vor allem funktional).  8)
Es gab da mal einen Katalog, allerdings weiß ich nicht, ob der noch zu kriegen ist.

Etwas näher bei mir ist das Museo delle Armi (https://www.bresciamusei.com/musei-e-luoghi/museo-delle-armi/) in Brescia. Ob die einen Katalog haben? Ich weiß es nicht - aber ich bezweifle es. Ist immerhin Italien...
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Trollkongen am 6.11.2023 | 20:08
Ich komme mal spät zur Party und werfe daher ein paar Gedanken in den Raum (habe zwar mitgelesen, aber nicht alles en detail):

Generell bin ich mittlerweile ein Freund von "ordentlich Abstraktion, weil am Spieltisch einfach flotter", allerdings kommt es natürlich aufs Wie an. DSA4 hat mich davon geheilt, alles zu detailliert zu wollen. Viele Ideen klangen gut, haben aber in der Praxis nicht funktioniert, weil man sich das nicht merken konnte und es alles zu lange gedauert hat - und dann trotzdem oft nicht so funktioniert hat, wie man wollte. Von der Regelfickerei mal abgesehen.

Wobei: Was habe ich damals über Rolemaster gelacht. Mittlerweile finde ich so eine Tabelle, in der man einfach ablesen kann, statt sich drölf Modifikatoren zusammenzusuchen, gar nicht so übel. Muss vielleicht nicht so ausfufernd und frickelig sein wie Rolemaster, aber wäre wohl praktikabler als manche anderen Regelkonstrukte.

D&D5 ist mir aber eigentlich etwas zu simpel. Gerade bei den Waffen hätte es ein bisschen mehr Varianz geben dürfen. "Slashing", "Bludgeoing" und "Piercing" scheint mir eh ein Artefakt zu sein, der Spielwert ist ja quasi null. Da hätte man mehr draus machen können. Analog zu anderen System fände ich einen zusätzlichen "Armor Piercing"-Wert ganz nett und eigentlich auch ohne größeren Aufwand machbar. Dürfte sich aber nur im engen Rahmen (wohl -1 bis +1) bewegen, wegen "Bounded Accuracy". Ob man mit der S/B/P-Kombi mehr macht ... wurde ja schon richtigerweise darauf hingewiesen, dass Piercing ganz unterschiedlich sich äußert, daher dürfte das auch komische Effekte nach sich ziehen. Aber D&D5 ist eh voll davon, daher ...  ;D

Was mit bei den D&D-Rüstungen stört - aber das gilt analog für die meisten Systeme -, ist, dass sie mir zu grob sind. Viele Rüstungsformen tauchen in der Liste nicht auf oder sind ziemlich festgelegt. Als kleiner Barbie-Spieler hätte ich gern Freiheit darin, wie mein Held rumstiefelt. Klar, gibt Grenzen. Aber man könnte ja auch eine "leichten Schuppenpanzer, nur am Torso" tragen etc. D&D vermischt Körperabdeckung und schwere der Panzerung an sich eh etwas wild. Ich fänd's also schöner, wenn man das weniger festlegt und vor allem den Spielwert betrachtet, jedenfalls für so ein wenig simulationistisches Spiel wie D&D5.

Bei DSA4 dagegen sah es ja anders aus: Da gab es (optional) Trefferzonen, und für die konnte man sich individuell ausstatten. Das System war auch nicht perfekt, aber hat, auch in der Spielpraxis, eigentlich hinreichend gut funktioniert. Du läufst splitternackt, aber mit Topfhelm und Panzerhandschuhen rum? Hey, mach!  8)

Rüstungsqualität wäre da auch so ein Ding. Ich mag die Idee, dass man in irgendeinem Schrott herumläuft, weil man das geile Zeug sich noch nicht leisten kann. Ist allerdings eher was für DSA oder Warhammer statt für D&D. Die Umsetzung finde ich schön einfach: Schutzwert und Preis reduzieren, fertig.

Übrigens: Eng verbunden mit den Rüstungsregeln ist ja, wie man mit Verwundung etc. umgeht. D&D5 ist in der Hinsicht auch denkbar abstrakt, weil die Hit Points nicht mal unbedingt eine Verwundung bedeuten. Man kann also eigentlich alles reininterpretieren. Für grittigere Systeme bräuchte es dann wohl auch grittigere Rüstungs- und Waffenregeln.

Bei Waffen finde ich stark unterschiedliche Schadenswerte mittlerweile nicht mehr sinnvoll. Den Hintergrund verstehe ich irgendwo, aber ein Messerstich ist oft genauso gefährlich wie ein Schwerthieb. Und auch wenn viele Rollenspielsysteme das anders sehen, gibt es nach oben hin - in Sachen "Schwere" der Waffe - recht enge praktikable Grenzen. Ein "Langes Schwert" (Anderthalbhänder) ist bei nur 1,5 kg Gewicht quasi am Höhepunkt der Verwundungswirkung - wenn wir Rüstung weglassen. Hebelwirkung und Schärfe sind da sehr tödlich, und mehr tot als tot geht eben auch nicht. Auch körperliche Stärke ist da gar kein großer Faktor mehr. (Ähnliches gilt für viele Stoßwaffen wie Speere oder Spieße.)

Wenn hingegen Rüstungen ins Spiel kommen, geht es eher um gutes Design (Mordaxt, Rabenschnabel etc.) als darum, 5 kg draufzupacken. Letzteres ist einfach nicht händelbar. Allerdings: Wenn magische Stärke oder einfach irre starke und große Wesenheiten dazukommen, gut, dann erweitert das das Spektrum doch noch etwas.

Oder konkret: Das W4 bis W12 bei D&D5 finde ich eher nicht so gut. Ich bin eh ein Freund davon, einen festen Schadenswert zu nehmen und den nach der Qualität des Angriffs zu modifizieren. Aber wenn schon würfeln, dann (um bei D&D-Schemata zu bleiben) lieber W6 und W8, fertig. Die unterschiedlichen Qualitäten der Waffen müsste man dann anders darstellen, etwa über die Eignung gegenüber Rüstung. Yeah, Kreis geschlossen.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 20.12.2023 | 10:56
Drüben im 5E Regelfragen Thread hatte Raven Nash diesen Link gepostet, Thema Bronze vs Eisen:

EDIT: https://youtu.be/V28ItY0K9ts?t=1174
Die beiden haben zwar absolut keine Ahnung, wie man eine Klingenwaffe benutzt, aber der direkte Vergleich zwischen Bronze und Eisen in identischen Klingengeometrien ist dennoch recht gut.

Ich hab jetzt noch nicht das ganze Video angeschaut wo die Herstellung gezeigt wird, wäre auch mit einem tl;dw zufrieden ob das Schwert nun aus _Eisen_ oder _Stahl_ gemacht ist. Jedenfalls shreddert es das Bronzeschwert ziemlich brutal.

Ich hatte auch nach einem Test Stahlwaffe vs Bronzerüstung gesucht, aber nur ein einziges Video gefunden, wo sie ein winziges Bronzeblech genommen und da mit Speeren drauf eingestoßen haben - da hält die Bronze relativ gut Stand, kriegt vielleicht mal ein kleines Loch reingestanzt aber nichts Gefährliches.
Im Sinne der Rollenspiel-typischen Anachronismen tät mich halt interessieren, wie eine zB spätmittelalterliche Stahlwaffe mit einer antiken Bronzerüstung verfahren würde.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 20.12.2023 | 11:27
Im Sinne der Rollenspiel-typischen Anachronismen tät mich halt interessieren, wie eine zB spätmittelalterliche Stahlwaffe mit einer antiken Bronzerüstung verfahren würde.

Würde ich intuitiv sagen: die Bronzerüstung trägt ihren Anteil an Kerben davon, weil die Stahlwaffe nun mal in die weichere Bronze leichter einschneidet als umgekehrt (wo ich mir da rein Material gegen Material keine Hoffnungen machen würde). Aber weil ja auch Dicke und Formfaktor mit in den Schutz mit einfließen und auf der angreifenden Seite auch der Mensch hinter der Waffe nur begrenzt schnell und stark sein kann, wird es abgesehen von Grenzfällen eher nicht vorkommen, daß ein Stahlschwert eine anständige Bronzerüstung einfach mal eben trivial durchschlägt.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 20.12.2023 | 12:10
Ah, danke dass du mich erinnerst:
es ist zwar die Dichte von Bronze nicht so viel höher als von Stahl, aber dadurch dass sie halt weniger stabil ist, muss eine Bronzerüstung vielleicht deutlich dicker sein? Habe leider keine Ahnung, wie dick und schwer so antike Bronzepanzer waren. Aber wenn sie schwerer sind, wäre logischerweise auch die Behinderung höher -- wie immer dies sich dann im gewünschten RPG-System auswirkt.
Hat da jemand Daten zur Hand?
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 20.12.2023 | 12:22
Man sollte auch nicht vergessen, dass in der griechischen Antike Bronze immer noch das Material für Helme und Rüstungen war, obwohl sich da Eisen- und Stahlwaffen bereits durchgesetzt hatten. Selbst bei den Römern war das noch in republikanischer Zeit so, und die hatten durchaus gute Stahlwaffen in den Händen ihrer Gegner. Als Rüstungsmaterial scheint Bronze keine größeren nachteile gegenüber Eisen gehabt zu haben. Allerdings ist das Gewicht dann doch schon mal höher.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Isegrim am 20.12.2023 | 12:34
Die Unterschiede zwischen einem Küraß, Lamellar oder Schuppenpanzer aus Eisen oder Bronze dürften in der Antike vernachlässigbar sein. Es gab allerdings kein bronzenes Äquivalent zu Kettenhemd oder Segmentrüstung, von dem ich wüßte.

Allerdings wurden bronzene Rüstungen eine lange Zeit über verwendet, und waren nie ohne Konkurrenz. Im Griechenland des 5./4. waren Leinenpanzer weiter verbreitet (evtl mit Schuppen aus Bronze oder Eisen verstärkt), in der römischen Republik & Kaiserzeit Ketten- und Segmentpanzer.

Zum Gewicht ein Google-Ergebnis, für die Qualität übernehm ich keine Gewähr:

Zitat
So wird unter anderem auf sein erhöhtes Gewicht verwiesen. Vergleicht man aber das Gewicht rekonstruierter Muskelpanzer mit dem von Ketten- oder Segmentpanzern, so zeigt sich recht schnell, dass alle drei Varianten zwischen sieben und zehn Kilo wiegen, dementsprechend keine wesentliche Gewichtseinsparung bei der einen oder anderen Variante auszumachen ist.

https://www.academia.edu/26084245/Studien_zur_Verwendung_des_Muskelpanzers_bei_Centurionen_der_fr%C3%BChen_und_hohen_r%C3%B6mischen_Kaiserzeit_In_K%C3%B6lner_Jahrbuch_48_2015_Hrsg_vom_R%C3%B6misch_Germanischen_Museum_und_der_Arch%C3%A4ologischen_Gesellschaft_K%C3%B6ln_S_283_296
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 20.12.2023 | 12:40
Man sollte auch nicht vergessen, dass in der griechischen Antike Bronze immer noch das Material für Helme und Rüstungen war, obwohl sich da Eisen- und Stahlwaffen bereits durchgesetzt hatten. Selbst bei den Römern war das noch in republikanischer Zeit so, und die hatten durchaus gute Stahlwaffen in den Händen ihrer Gegner. Als Rüstungsmaterial scheint Bronze keine größeren nachteile gegenüber Eisen gehabt zu haben. Allerdings ist das Gewicht dann doch schon mal höher.
Ich denke, die Krux wird eher das Plattnern gewesen sein, bzw. die Herstellung von Blechen. Das ist gar nicht mal trivial und auch aufwändiger als das Schmieden von Klingen z.B. Da ist das Gießen von Bronze wohl einfacher, schneller und zuverlässiger. Noch dazu lassen die Teile sich auch bei geringerer Hitze bearbeiten.

Zum Gewicht ein Google-Ergebnis, für die Qualität übernehm ich keine Gewähr:
Das ist schon sehr spezifisch. Der Muskelpanzer ist ja keine "Standardrüstung". Das Gewicht sehe ich aber grundsätzlich auch nicht als den entscheidenden Faktor.
Eher den langsamen Umstieg der Fertigung.

Was die Wirkung betrifft: Bronze verbiegt sich leichter. Insofern kommt viel auf das Darunter an - und da hab ich aktuell gar keine Ahnung, was man so unter der antiken Rüstung trägt.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Isegrim am 20.12.2023 | 13:15
Das ist schon sehr spezifisch. Der Muskelpanzer ist ja keine "Standardrüstung".

Was Bronzekürasse angeht eigentlich schon. Der vorher in Griechenland getragene Glockenpanzer kommt aber auf ein ähnliches Gewicht. Sonst fallen mir Schuppen aus Bronze ein (ob als ganzer Panzer oder Teil bspw eines Leinenpanzers), oder die Pectorale, aber das das Ding leichter ist verwundert ja nun nicht.

Bronze verbiegt sich leichter. Insofern kommt viel auf das Darunter an - und da hab ich aktuell gar keine Ahnung, was man so unter der antiken Rüstung trägt.

Die Rüstungen und Helme waren oft mit Leder oder Stoff gefüttert; nachweisbar durch Löcher am Rand zur Befestigung. Aufwendige Polsterung wäre mir unbekannt, ein dünnes gestepptes Hemd oder zumindest einen Chiton, Tunika oä aus dickem Stoff mags aber gegeben haben.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 20.12.2023 | 13:20
Die Rüstungen und Helme waren oft mit Leder oder Stoff gefüttert; nachweisbar durch Löcher am Rand zur Befestigung. Aufwendige Polsterung wäre mir unbekannt, ein dünnes gestepptes Hemd oder zumindest einen Chiton, Tunika oä aus dickem Stoff mags aber gegeben haben.
Dann würde ich (im Vergleich) hier die eigentliche Schwäche sehen. Wenn der Treffer erfolgt, verbiegt sich die Bronze und drückt sich in den Körper darunter (plus eventuelle scharfe Kanten). Ohne etwas in Richtung Gambeson, wird das schmerzhaft.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Isegrim am 20.12.2023 | 13:38
Ich seh nicht die Wuchtwaffen, die dazu in der Lage wären. Streitkolben oder Rabenschnabel gab es in der Antike nicht. Und ein Schwert oder Speer verbiegt nicht so einfach eine Bronzerüstung, würd ich annehmen. Sonst hätten die einen entsprechenden Schutz getragen.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 20.12.2023 | 14:55
Im Prinzip ist jede Bronzeaxt eine Wuchtwaffe. Scharf im Sinne von Stahl, sind die alle nicht. Und die Ägypter hatten auch Bronzekeulen.

Ich meinte aber die Wirkung, wenn ich mit einer Stahlklinge auf eine Bronzerüstung schlage. Darum ging's ja. Ohne Gambeson drunter wird das ein größeres AUA.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Isegrim am 20.12.2023 | 15:11
Im Prinzip ist jede Bronzeaxt eine Wuchtwaffe. Scharf im Sinne von Stahl, sind die alle nicht. Und die Ägypter hatten auch Bronzekeulen.

Bronzeäxte hatten ihre große Zeit, bevor es Rüstungen aus Metall gab. Ebenso ägyptische Bronzekeulen; als die im Umlauf waren, waren Rüstungen noch nicht wirklich ein Ding.

Ich meinte aber die Wirkung, wenn ich mit einer Stahlklinge auf eine Bronzerüstung schlage. Darum ging's ja. Ohne Gambeson drunter wird das ein größeres AUA.

Wenn du mit einer Stahlklinge auf einen Kürass aus Bronze schlägst, wird gar nicht viel passieren, genau so wie bei einem aus Stahl. Da verbiegt sich so schnell nichts.

Guck dir Rekonstruktionen von Ketten- und Segmentpanzern aus römischer Zeit an; laufen ja genug Reenactor drin rum. Was die als Polsterung unter der Rüstung tragen, wird für das damalige Waffenarsenal die optimierte Variante darstellen.

Bei allen antiken Rüstungen ist zu bedenken, dass die so gut wie immer zusammen mit einem Schild verwendet wurden. Die Rüstung war also nicht die einzige Schutzwaffe.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 20.12.2023 | 15:26
laufen ja genug Reenactor drin rum.
Die lassen sich aber ungern mit einem scharfen Speer oder Schwert bearbeiten. Hab schon gefragt.  ~;D

Kürass ist aber auch bei weitem nicht so verbreitet. Der ganze Mittlere Osten hat Plättchen oder Schuppen. Wie war das eigentlich bei den Römern - war das nicht nur was für Offiziere? Hatte echt Hinz und Kunz sowas, oder entsprach das doch eher dem gotischen Vollharnisch in seiner Verbreitung?
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Isegrim am 20.12.2023 | 15:42
Die lassen sich aber ungern mit einem scharfen Speer oder Schwert bearbeiten. Hab schon gefragt.  ~;D

Verflixt. Kein wissenschaftlicher Forschungsdrang mehr unter den Leuten; oder jugendlicher Leichtsinn, oder Alkohol oder so... Ich würd ja sagen, versuchs mit LARPern, aber da sind vermutlich wieder die Rüstungen nicht authentisch genug... ;)

Bei einem Schuppenpanzer oder Leinenpanzer mit Schuppenbesatz glaub ich kaum, dass es da einen Unterschied zwischen Eisen und Bronze gibt.

Wie war das eigentlich bei den Römern - war das nicht nur was für Offiziere?

Ja, Legionäre & Zenturionen trugen keine Muskelpanzer/Kürasse.

Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 20.12.2023 | 15:52
Zum Thema Bronzewaffen im praktischen Einsatz gab es ja mal ne ganz nette Untersuchung:

https://link.springer.com/article/10.1007/s10816-020-09451-0
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 20.12.2023 | 16:16
Bei einem Schuppenpanzer oder Leinenpanzer mit Schuppenbesatz glaub ich kaum, dass es da einen Unterschied zwischen Eisen und Bronze gibt.

Ja, Legionäre & Zenturionen trugen keine Muskelpanzer/Kürasse.
Ich vermute mal, dass grade bei flexibleren Rüstungen der Unterschied größer sein müsste - die Einzelteile geben nach, reißen auf und die scharfen Kanten werden in den Körper gedrückt. Wenn da nur leichte Polsterung drunter ist, wird da aus einer Prellung schnell eine Rissquetschwunde - und das kann schon einen Unterschied machen.

Das mit den Kürassen spielt dann insofern eine Rolle, als da immer die Frage ist, wie oft die tatsächlichen Kampf sahen und gegen welche Waffen. Man kann viel bauen, wenn man davon ausgeht, dass es nie den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen wird.
Aber Römer sind nicht mein Gebiet.

Zum Thema Bronzewaffen im praktischen Einsatz gab es ja mal ne ganz nette Untersuchung:

https://link.springer.com/article/10.1007/s10816-020-09451-0
Ist es nicht auffällig, dass die Schwerter alle Stoßklingen sind? Die Blattform eignet sich zwar auch für Hiebe, aber eigentlich ist auch die im Stoß deutlich wirksamer.

Auffällig ist das Gewicht. Auf ca. die halbe Länge eines frühmittelalterlichen Eisen- oder Stahlschwertes praktisch das selbe Gewicht. Das beeinflusst die Kampfweise deutlicher als gedacht.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 20.12.2023 | 16:24
Ja, das mit dem Gewicht ist nicht zu unterschätzen. Nicht umsonst haben die dann in der Eisenzeit lebenden Griechen ihren mit (wohl durchaus noch überlieferten) Bronzewaffen und -rüstungen rumhantierenden Vorfahren titanische Kräfte nachgesagt.

Wobei das mit den Stoss- bzw. Stichwaffen bei frühmykenischen und minoischen Klingen viel stärker ausgeprägt war, siehe hier:

(https://reise-zikaden.de/wp-content/uploads/2020/01/swords_Symi.jpg)

 Und wohlgemerkt, man findet an den mitteleuropäischen Bronzewaffen ja Kampfspuren, die auch auf den Hiebeinsatz hindeuten. Ebenso die Verdickung der Klinge zum Ende hin, das machst du ja nicht für einen reinen Sticheinsatz (EDIT: anderes Bild benutzt, auf dem ganz rechts das etwas klarer sieht):

(https://static.cambridge.org/binary/version/id/urn:cambridge.org:id:binary-alt:20170720111606-91646-mediumThumb-S1461957116000085_fig2g.jpg?pub-status=live)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 20.12.2023 | 16:30
Ebenso die Verdickung der Klinge zum Ende hin, das machst du ja nicht für einen reinen Sticheinsatz:
Nein, aber es begünstigt den Stoß, insbesondere gegen härtere Ziele. Die Klinge wird dadurch zum einen steifer (später hat man dann ausgeprägte Mittelgrate bis hin zur Dreikantklinge) und weitet andererseits die Wunde, was zu schwereren Verletzungen führt (der Stoß mit dem Hofdegen ist dagegen relativ harmlos - bis auf den gefürchteten Lungenfuchser).

Interessant ist ja auch, wie sehr die Schwerter am unteren Bild verschiedenen chinesischen Bronzeschwertern ähneln. Gleiches Problem, selbe Lösung.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 20.12.2023 | 16:35
Da ist ja durchaus was dran, ich gehe auch davon aus, dass öfters gestochen als gehiebt wurde. Ganz ausschließen würde ich es aber doch nicht. Wie gesagt, man findet zu häufig diese Klingen mit entsprechenden Scharten.

Was parallele Entwicklung angeht, da hatte ich erst gestern das paradoxe Erlebnis, dass ein mykenischer Künstler für eine Grabstele fast die identische Bildsprache der Kollegen aus dem 7. Jahrhundert n. Chr. auf Gotland für ihre Bildsteine vorweg genommen hatte... Funktion und Material bestimmen halt die Form, der Rest ist dann Folklore...
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 20.12.2023 | 16:43
Wie gesagt, man findet zu häufig diese Klingen mit entsprechenden Scharten.
Bei Scharten muss man vorsichtig sein. In späteren Jahren kommen die teilweise auch mal durch spielende Jugendliche zu Stande (und im Museum meint man dann, das Ding wäre im Kampf verwendet worden...). Cinquedea sind da so ein Fall.

Grundsätzlich entstehen die aber häufiger durch die Abwehr, entweder weil damit pariert wurde, oder weil die Klinge pariert wurde. D.h. der Stoß wird durch einen Hieb versetzt und dadurch kommt die Scharte zustande.

Ich wäre ja immer noch für die Erfindung eines Chronoskops, wo man in die Vergangenheit sehen kann... ~;D
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 20.12.2023 | 17:01
Interessanterweise kommen die in der verlinkten Untersuchung da oben ja auch tatsächlich zu dem Ergebnis, dass die Scharten ziemlich genau denen entsprechen, die im Versuch dann durch ebensolche Paraden entstanden sind  ;D

EDIT: Eben hab ich auch noch was zu Kriegsverletzungen bei mykenischen und minoischen Grablegungen gefunden, da muss ich aber erst mal durchlesen, ob das ordentlich gemacht ist:

https://koryvantesstudies.org/studies-in-english-language/page211-2/
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Isegrim am 20.12.2023 | 17:18
Ich vermute mal, dass grade bei flexibleren Rüstungen der Unterschied größer sein müsste - die Einzelteile geben nach, reißen auf und die scharfen Kanten werden in den Körper gedrückt.

Was da nachgibt, sind dann aber die nicht-metallenen Teile, nicht die Eisen- oder Bronzeschuppen. Ausnahme Kettenhemd, aber das gabs nur ein Eisen.

Bei den Römern spielten Muskelpanzer und Konsorten tatsächlich kaum noch eine militärische Rolle. Die hatten sie bei den Griechen und Etruskern; eine Weile lang und in Konkuurenz zu anderen Rüstungen.

Grade die Rüstungen, die die Legionen trugen, hatten mWn keine ausufernde Unterkleidung, weil sie sie nicht wirklich brauchten. Aber so sehr steck ich auch nicht in den Details.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 20.12.2023 | 17:21
Soweit ich das in den Reenactorszene mitbekommen habe, ist für Legionäre durchaus sowas wie ne spezielle Unterkleidung (subarmalis) in Indizien nachweisbar.
Wobei es da ja auch reicht, unter dem Kettenhemd die dicke Wolltunika anzuhaben, so wie ich das bei Junkelmann in Erinnerung habe.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 21.12.2023 | 08:30
Soweit ich das in den Reenactorszene mitbekommen habe, ist für Legionäre durchaus sowas wie ne spezielle Unterkleidung (subarmalis) in Indizien nachweisbar.
Wobei es da ja auch reicht, unter dem Kettenhemd die dicke Wolltunika anzuhaben, so wie ich das bei Junkelmann in Erinnerung habe.
Was dann wiederum dazu passt, dass sie den Pfeilen der Hunnen so machtlos gegenüber standen. Wenn ich mir die Beschusstests von The Fateful Force ansehe, ist da grade der Gambeson der entscheidende Faktor, ob Pfeile durchgehen, oder nicht (ungehärtete Bodkins, die sich am Gambeson verbiegen, nachdem sie die Kettenglieder gesprengt haben).
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 21.12.2023 | 10:34
Naja, das war jetzt auch der Wissensstand, den ich über das 1. und 2. Jahrhundert so habe. Fürs 5. Jahrhundert weiss ich es jetzt nicht. Aber mit sowas wie hunnischem Beschuss waren sie ja schon bei Parthern et al konfrontiert.

Schlachtentscheidend ist sowas aber nicht, wichtiger sind Taktik und zur Verfügung stehende Truppentypen. Hätte Crassus bei Carrhae mal ein anständiges Kontingent Reiterei in beiden Geschmacksrichtungen Shock und Archery dabei gehabt, hätte er mit Partherskalpen sein Atrium tapezieren können. Egal, ob seine Legionäre spätgotische Plattenkürasse oder geblümte Seidenhemden getragen hätten. Das A und O zum Schutz gegen Pfeile ist sowieso ein anständiger Schild. ^-^
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 22.12.2023 | 08:42
Hab da grade eine Doku gefunden: https://www.youtube.com/watch?v=4mqDIYbMZ9s&ab_channel=DanDavisHistory
Wie es scheint, erwähnt Aristoteles Schwämme als Dämpfungsmaterial unter Helmen und Beinschienen. Zumindest unter den Helmen scheint es generell ein organisches Darunter gegeben zu haben.
Interessant sind auch die Schäden an den Helmen, die durch Schwerthiebe zustande kamen. Hier könnte Eisen (wenn man den Vergleich aus dem anderen Video heranzieht) dann doch einiges an Schaden mehr anrichten.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 29.07.2024 | 21:16
*bump*

Wie ich neulich gelernt habe, ist das Bild vom "Panzerbrechenden" Dorn in erster Linie ein Mythos. Ich _dachte_ eigentlich, dass das der Sinn von Mordaxt und ähnlichen Implementen war.

In diesem Video:
https://youtu.be/vCf7X1J7S34?t=2773
wird jedenfalls behauptet, der Sinn solcher Waffen läge darin, Gegner zu kontrollieren, blockieren, Beine wegzuziehen und dergleichen, aber die Rüstung zu durchschlagen "funktioniert einfach nicht".

(Für die Mittelalter-Cracks hier ist das sicherlich ein alter Hut, aber ich kenne diesen Kanal erst seit ein paar Wochen)

Mir bleibt jetzt hier mangels Nachprüfmöglichkeit erstmal nur die Möglichkeit, ihm das zu glauben oder nicht, aber er wird wohl recht haben.
Dann ist die Frage, ob uns das für Rollenspielzwecke überhaupt juckt, oder ob man nicht lieber bei der althergebrachten Fiktion bleibt.

Okay, für D&D-artige wäre es eh zuviel Gewerch, da den Auflösungsgrad deutlich höher zu stellen. Das lustige ist nur, mein bisheriges diesbezügliches Fazit aus diesem Thread -- "Panzerbrecher" bekommen einen Angriffsbonus gegen gerüstete Gegner -- kann ich dann auch wieder löschen.  ;D

Mal so gefragt:

Kennt ihr ein System, das solche bewaffneten Zweikämpfe tatsächlich einigermaßen _realistisch_ abbildet?
Wenn ja, gerne hier beschreiben wie das dann abläuft.
Ich würde vermuten, es geht dann vielleicht mehr darum, Kampfmanöver durchzubringen, um sich in eine überlegene Position zu bringen (zB Gegner am Boden), und _dann_ wäre vielleicht die letzte Phase des Kampfes, mit dem Dolch an eine Killzone ranzukommen. Und je nachdem kann der Unterlegene dann aufgeben und ein Lösegeld anbieten. ;)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Trollkongen am 29.07.2024 | 21:59
der Sinn solcher Waffen läge darin, Gegner zu kontrollieren, blockieren, Beine wegzuziehen und dergleichen, aber die Rüstung zu durchschlagen "funktioniert einfach nicht".

Das halte ich so für nicht zutreffend. Es dürfte nicht leicht sein, mit so einer Spitze eine Plattenrüstung zu durchschlagen. Dafür muss man mit Wucht so treffen, dass die Spitze nicht abrutscht, was gerade im Kampfgetümmel schwierig ist. Aber: Die Massivität der Spitze und die Hebelwirkung dürften das möglich machen. Zumindest ich habe genug Tests gesehen, bei denen so Hämmer/Picken Stahlplatten durchschlagen haben.

Richtig ist aber wohl auch, dass man damit viel Kontrolle ausüben kann, was dann hilft, den Gegner zu überwinden. Wenn der rumliegt, klappt das mit dem Rüstungsdurchschlagen schon besser.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 29.07.2024 | 22:16
Das halte ich so für nicht zutreffend. Es dürfte nicht leicht sein, mit so einer Spitze eine Plattenrüstung zu durchschlagen. Dafür muss man mit Wucht so treffen, dass die Spitze nicht abrutscht, was gerade im Kampfgetümmel schwierig ist. Aber: Die Massivität der Sptze und die Hebelwirkung dürften das definitiv möglich machen. Zumindest ich habe genug Tests gesehen, bei denen so Hämmer/Picken Stahlplatten durchschlagen haben.

Richtig ist aber wohl auch, dass man damit viel Kontrolle ausüben kann, was dann hilft, den Gegner zu überwinden.

Ich denke, im Kampf, wo der Gegner sich ja selber auch bewegt und nicht bloß steif wie ein Pfahl mit drangehängtem Harnisch in der Gegend herumsteht, würde ich mich auf eine direkte Durchschlagswirkung gegen Blech nicht verlassen wollen -- letzten Endes wird ja auch die schärfste Spitze im Nahkampf nur von menschlichen Muckis angetrieben (wenn nicht gerade ein Sturmangriff zu Pferd o.ä. dahintersteckt). So ein Dorn mag es aber auf der anderen Seite gelegentlich leichter haben, Stellen in der Rüstung, wo diese weniger oder gar keinen Schutz bietet, gezielt oder auch einfach nur zufällig zu treffen, und so was wie ein Kettenhemd wäre ggf. auch noch mal eine andere Sache.

Was das "realistische" Abbilden von Zweikämpfen angeht...hm, was ist uns da ggf. wichtiger, Realismus oder Detail? Denn zumindest gelegentlich beschleicht mich schon der Verdacht, daß so manche grobkörnige Modellierungen des Kampfgeschehens letztendlich plausiblere Ergebnisse liefern als ihre detailverliebten Gegenstücke... :)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 29.07.2024 | 23:07
wird jedenfalls behauptet, der Sinn solcher Waffen läge darin, Gegner zu kontrollieren, blockieren, Beine wegzuziehen und dergleichen, aber die Rüstung zu durchschlagen "funktioniert einfach nicht".

Etwas ausführlicher etwa hier. (https://www.youtube.com/watch?v=OTzwIhMr1Wo)

Man beachte, dass dort das Thema Penetration auch vorkommt, aber nur am Rande, weil es eben nicht Schwerpunkt des Videos ist.


Jedenfalls:
Das lustige ist nur, mein bisheriges diesbezügliches Fazit aus diesem Thread -- "Panzerbrecher" bekommen einen Angriffsbonus gegen gerüstete Gegner -- kann ich dann auch wieder löschen.  ;D

Nein, warum?
Es hat sich hier doch auf den ersten paar Seiten des Threads rauskristallisiert, dass gerade die Brustplatte und i.d.R. auch die hochwertigen und weit entwickelten Helme ziemlich immun gegen alles außer idealen Angriffen mit "Panzerbrechern" waren.
Aber: auch die "Panzerbrecher" sind immer noch gegen die Schwachstellen von Vollharnisch & Co. gedacht und sind selbst dort in den meisten Fällen kein "one shot kill".
Nicht (halbwegs) panzerbrechende Waffen sind ja schon gegen Kette plus darunterliegende "Polsterung" (Gambeson etc.) weitestgehend nutzlos, während die Panzerbrecher dagegen recht gute Treffer ermöglichen, von denen es aber auch oft genug eine ganze Anzahl braucht, um einen frischen Gegner niederzukämpfen.
Der Vollharnisch reduziert dann "nur" die Treffermöglichkeiten auf ein paar Schwachstellen statt auf den ganzen Körper (den bei Kette + Gambeson o.Ä. meist noch genutzten Schild mal außen vor, der macht ja ähnliches wie der Vollharnisch zum Preis einer belegten Hand).


Kennt ihr ein System, das solche bewaffneten Zweikämpfe tatsächlich einigermaßen _realistisch_ abbildet?
Wenn ja, gerne hier beschreiben wie das dann abläuft.
Ich würde vermuten, es geht dann vielleicht mehr darum, Kampfmanöver durchzubringen, um sich in eine überlegene Position zu bringen (zB Gegner am Boden), und _dann_ wäre vielleicht die letzte Phase des Kampfes, mit dem Dolch an eine Killzone ranzukommen. Und je nachdem kann der Unterlegene dann aufgeben und ein Lösegeld anbieten. ;)

GURPS und Warhammer Fantasy (jeweils die aktuelle 4. Edition) machen das von Haus aus.

GURPS eher wie von dir beschrieben hauptsächlich mit ringerischen Methoden, deren Gesamteffekte (zu Boden bringen, in den Rücken kommen, ggf. Distanz reduzieren, allgemein Defensivwert runterdrücken) dazu führen, dass man überhaupt sinnvoll die mit hohen Abzügen belegten Angriffe auf Schwachstellen in der Rüstung versuchen kann,

WHFRP eher mit schrittweiser Rüstungsbeschädigung und leicht erhöhtem Panzerungsdurchschlag und nur sekundär über die ringerischen Ansätze.

Und beide bilden hinreichend ab, dass ein Kombattant durch einen satten Treffer "angeklingelt" wird und der nächste Angriff mehr oder weniger ohne aktiven Widerstand erfolgen wird oder dass Angriffe auf Schwachstellen wie eher schlecht gepanzerte Beine einen Kombattanten so weit in die Bredouille bringen, dass er ab dann verheerende Treffer auf (lebens)wichtigere Stellen fürchten muss.


Das alles führt jedenfalls dazu, dass man einen taktischen und zeitlichen Puffer erhält, um zu merken, dass ab der nächsten Runde entweder Angriffe mit hoher Trefferwahrscheinlichkeit ohne Rüstungseinfluss (v.A. GURPS) oder Angriffe gegen einen nun wesentlich reduzierten Rüstungsschutz (v.A. WHFRP) erfolgen können (oder das in beiden Systemen i.d.R. eher schmale HP-Polster runtergeschrubbt ist) und entsprechend die eigene letzte Aktion davor ggf. für ein "I yield!" aufzuwenden wäre ;)


Was das "realistische" Abbilden von Zweikämpfen angeht...hm, was ist uns da ggf. wichtiger, Realismus oder Detail? Denn zumindest gelegentlich beschleicht mich schon der Verdacht, daß so manche grobkörnige Modellierungen des Kampfgeschehens letztendlich plausiblere Ergebnisse liefern als ihre detailverliebten Gegenstücke... :)

So vorsichtig brauchst du nicht formulieren, das ist logisch zwingend: Wo man viele Details hat, müssen die für eine realistische Umsetzung alle stimmen und das ist viel Aufwand.
Ein grobkörnigerer Ansatz muss umgekehrt "nur" in der Erzählung passend mit Leben gefüllt werden, d.h. man beschreibt dann nur in realistischer Form. Auch dafür braucht man ein bisschen Fachwissen, aber man spart sich eben die Arbeit, das auch noch 1:1 (oder sozusagen 2:1) in Spielmechanik zu übertragen (Autor) bzw. diese komplett zu verinnerlichen (SL).
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 30.07.2024 | 00:23
Paar Gedanken:

- zum einen, ja, das habe ich schon vor vielen vielen Jahren mal so formuliert: je realistischer ein System sein will, desto unrealistischer ist es in der Praxis. Zum einen, wie YY sagt, weil man zwangsläufig nicht jeden der 20.000 Parameter des RL abbilden oder auch nur korrekt bewerten kann, und dann hat man irgendwelche komischen Artefakte. Zum andern, weil eine feinkörnigere Auflösung dann natürlich immer mehr Schritte und somit mehr Zeit braucht, und je länger man für die Resolution jeder Kampfsekunde braucht, desto weniger hat das Ganze mit Immersion zu tun.

- Dann die Frage des Platten-durchschlagens: bei handelsüblichen Videos, seien es Hobby-Youtubevideos oder arte-Geschichtsdokus oder sonstwas, haben die Produzenten in der Regel wenig incentive, eine wirklich hochwertige Rüstung zu Testzwecken anzuschaffen. Das kostet einen Haufen Geld und ist mit langer Wartezeit verbunden. Eine tatsächliche Faktenfindung oder -vermittlung steht gar nicht oben auf der Liste sondern ist günstigstenfalls Beifang; interessant ist was Quote bringt. Jedenfalls nehme ich an, dass so der Gedankenprozess abläuft, an dessen Ende die Beschaffung eines billigen rüstungsähnlichen Objekts aus ungehärtetem dünnem Baustahlblech aus indischer Produktion steht: 99% der Zuschauer können keinen Unterschied ausmachen, man spart Zeit und Geld, UND obendrein bekommt man am Ende effektvolle Bilder von mörderischen Durchschlägen, ist also viel spannender anzuschauen.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Ainor am 30.07.2024 | 00:26
Naja, ob eine Waffe eine Rüstung durchschlägt ist ja in erster Linie ein grosses "es kommt darauf an".
Der (kurze) Kriegshammer hat ja einen kürzeren Schlagdorn der offenbar nicht dazu da ist den Gegner zu kontrollieren. Insofern kann es schon sein dass der lange Schlagdorn beim Luzerner Hammer zumindest bei schwächeren Rüstungen durchkam.

Okay, für D&D-artige wäre es eh zuviel Gewerch, da den Auflösungsgrad deutlich höher zu stellen. Das lustige ist nur, mein bisheriges diesbezügliches Fazit aus diesem Thread -- "Panzerbrecher" bekommen einen Angriffsbonus gegen gerüstete Gegner -- kann ich dann auch wieder löschen.  ;D

Naja, 5.5 bekommt waffenspezifische Spezialeffekte. Ob man das damit sinnvoll darstellen kann ist aber nicht klar.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 30.07.2024 | 00:39
Das kostet einen Haufen Geld und ist mit langer Wartezeit verbunden.

Witzigerweise ist das ja für echte Rüstungen auch so gewesen und hat zu ähnlichen Ergebnissen geführt: durch auf den ersten Blick tauglich aussehende, tatsächlich aber minderwertige Schutzausstattung kommt man auch mal ganz gut durch.
Ist im modernen ballistischen Sektor übrigens ähnlich.

Davon ganz abgesehen gibt es aber auch einige Youtuber und sonstige "Kreatoren", die das anders angehen.
Bei Tod's Workshop wird es bei dem Test Langbogen gegen Vollrüstung etwa als Erfolg angesehen, dass ab und zu die Schwachstellen getroffen und durchschlagen werden - auf die Masse an ankommenden Pfeilen reicht das eben für eine ernsthafte Bedrohung und die Statistik erledigt den Rest.
Für das Duell Bogenschütze gegen Gerüsteter bzw. für einige wenige Schüsse heißt das aber etwas ganz anderes.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 30.07.2024 | 08:12
Ach Leute - die Techniken der Mordaxt sind so, wie alle anderen Harnischkampf-Techniken auch: sie zielen auf Schwachstellen der Rüstung. Man versucht nicht, den Dorn am Fuß durch eine Platte zu treiben - man stößt damit unter die Achseln, in den Schritt, ins Knie, etc. Genauso wie mit dem Langschwert im Harnisch auch.
Die Mordaxt hat halt den Vorteil, dass man effektiv hebeln kann und man einen schönen Hammer hat, mit dem man dem Gegner auf den Helm donnern kann.

Einer meiner Assistenztrainer hat sich einen Fußharnisch zugelegt, wie ihn im 16. Jhdt einfache Milizsoldaten hatten. Den zieht er immer an, wenn wir Mordaxt machen. Da kann man dann schön sehen, wo die Techniken hin zielen, und wie wenig Rüstung dagegen ausrichtet.

Die meisten der "Durchschlags-Videos" mit Bögen haben ja auch das Problem, aus viel zu kurzer Distanz gemacht zu sein. Normalerweise schlägt der Pfeil nicht aus 10 m Distanz am Ziel ein, sondern eher aus 50 oder 100. Und in einem ganz anderen Winkel. Und natürlich bietet ein statisch montiertes Ziel auch deutlich mehr Widerstand (was das Durchschlagen vereinfacht) als ein Mensch, der dem Treffer nachgibt.
Man muss das also alles etwas relativierter sehen. Interessant, aber eben mit einem Haufen Variablen versehen, die sich so nicht nachstellen lassen.

@System: Dragonbane hat mit seinen Spezialangriffen (Topple, Find weakness) und den Waffe vs. Rüstung Regeln lustigerweise alles, was man braucht. Bring den Gegner zu Boden, benutze eine Waffe mit Piercing und stich ihn ab.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 31.07.2024 | 19:38
Hmmh, hmmh.

Zitat
die Techniken der Mordaxt sind so, wie alle anderen Harnischkampf-Techniken auch: sie zielen auf Schwachstellen der Rüstung. Man versucht nicht, den Dorn am Fuß durch eine Platte zu treiben - man stößt damit unter die Achseln, in den Schritt, ins Knie, etc.

Das ist ja schön und gut, aber dann ist es ja vermutlich auch so, dass diese Schwachstellen nicht ganz trivial zu treffen sind, oder? Insbesondere wenn der Gegner auch so eine ungefähre Peilung hat, was er tut. Und das mit dem hakeln, ziehen, etc -- da stelle ich es mir vor allem für den Systemdesigner knifflig vor, da die Schwierigkeitsgrade und somit Erfolgschancen richtig zu bewerten und implementieren.

Anyway, das alles führt mich auch wieder mehr in die Richtung, dass die Systeme mit höherem Abstraktionsgrad wahrscheinlich näher an der Wahrheit liegen als die fein auflösenden.

Dass hier der Ansatz von D&D gar nicht so blöd ist, bei dem Rüstung einen schwerer zu treffen macht, hatten wir ja glaub ich schon erwähnt. Aber wo es halt eher panne ist, ist dass die AC jenseits von der Rüstung quasi nur noch durch Magie verbessert werden kann, und Skill / Erfahrung  praktisch gar nicht mit reinspielt (von ganz bestimmten Feats und Klassenfeatures mal abgesehen).
Ließe sich freilich ändern, indem man den magischen Klimbim weitgehend streicht und dafür eine Stufenprogression einführt. Allerdings: das hatte ich schonmal vor Urzeiten mit einem Kumpel zusamen ausgearbeitet, scheiterte aber am Veto einer Mitspielerin, für die die Jagd nach besagtem Klimbim ein extrem wichtiger Motivationsfaktor war.)

Wenn es zB stimmt, dass auch wirklich billig gemachte Rüstungen hergestellt wurden, die durchaus durchschlagen werden konnten, aber dies bei hochwertigen Rüstungen ganz anders aussah, spricht ja einiges für deutlich unterschiedliche Qualitätsstufen.

Witzig: bei den Billigrüstungen wäre eine Abwicklung als Schadensreduzierung uU realistischer. Etwa ein Pfeil oder Bolzen, der von einer guten Rüstung einfach abprallen würde, aber die Billigrüstung durchschlägt, dringt auch hier dennoch nicht tief ein und verursacht somit nur einen "Piekser".

Auf Anhieb fällt mir da nur Splittermond ein, wo Rüstungen je nach Typ mal SR bieten, mal nicht, aber ich weiß grad nicht wie sich das preislich verhält. In den meisten Systemen sind ja die Rüstungen mit (mehr) SR eher die teureren.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 31.07.2024 | 19:45
So vorsichtig brauchst du nicht formulieren, das ist logisch zwingend: Wo man viele Details hat, müssen die für eine realistische Umsetzung alle stimmen und das ist viel Aufwand.
Ein grobkörnigerer Ansatz muss umgekehrt "nur" in der Erzählung passend mit Leben gefüllt werden, d.h. man beschreibt dann nur in realistischer Form. Auch dafür braucht man ein bisschen Fachwissen, aber man spart sich eben die Arbeit, das auch noch 1:1 (oder sozusagen 2:1) in Spielmechanik zu übertragen (Autor) bzw. diese komplett zu verinnerlichen (SL).

Kann ich nachvollziehen. Dazu muß ich zum Betrachten der Fadenfrage ja beispielsweise nur die Fate-Brille aufsetzen, d.h., mich in ein System hineinversetzen, das zumindest "normale" Waffen und Rüstung regelseitig per Voreinstellung einfach gar nicht modelliert... ;)

In der Spielwelt und damit auf der Erzählebene existieren die natürlich weiterhin, aber das macht sich dann eben in der Beschreibung und gegebenenfalls darin bemerkbar, daß man doch bitte keinen kompletten Stuß herbeierzählen möchte. ("Mittlere Konsequenz, hmmm...ich haue ihm mit der bloßen Faust direkt durch den Brustpanzer und breche ihm zwei Rippen!" "...und als nächstes wedelst du dann mit den Armen und fliegst davon, oder wie? Nein, ernsthaft, wie verpaßt du ihm unbewaffneterweise wirklich einen Treffer, den er auch morgen noch fühlt?")
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 1.08.2024 | 14:41
Nochmal Sprung zurück zu einem anderen Thema
(evtl wäre es auch sinnvoll, rein fachliche Fragen zu Waffen und Rüstungen in einen eigenen Thread im SwoF auszulagern)
-- wir hatten ja im Dezember oder so schonmal über Bronze gesprochen.

Was da aber für mich noch nicht so recht schlüssig beantwortet wurde: warum hat man im gesamten Früh- und Hochmittelalter, also als man eben noch keine großen Eisenplatten (geschweige denn Stahl) herstellen konnte, keinerlei Rüstungen aus Bronze gebaut? Also anscheinend so gar nicht?
Die Meinungen hier im Thread gingen ja eher in die Richtung, dass Bronze als Rüstungsmaterial nicht sooo viel schlechter ist als Eisen. Zumal, wenn sich der Vergleich gar nicht stellt, weil es eben keine Eisenplatten gibt.

Und Bronze als Material war ja nach wie vor bekannt, man hat zB Glocken daraus gegossen und später Kanonen, wofür man in beiden Fällen _viel_ mehr Material brauchen dürfte als für so einen Kürass.

Könnte ich mir nur so erklären, dass ein Kettenhemd besser war als ein Bronzepanzer -- aber selbst wenn man zB in der Römerzeit zu diesem Schluss gekommen ist -- hat sich diese Erkenntnis dann lückenlos über 1000 Jahre so tradiert, dass es niemals mehr jemand wieder _versucht_ hat?
 
Obwohl es freilich auch sein könnte, dass hie und da mal wieder Bronzerüstungen hergestellt wurden, diese sich aber im Einsatz nicht bewährt haben und dann samt und sonders wieder eingeschmolzen wurden. xD Aber wirklich 100% Vernichtungsquote fände ich auch wieder seltsam.

Gibt es da irgendwelche Erkenntnisse, die ich überlesen habe? ^^
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Aedin Madasohn am 1.08.2024 | 15:04
@Bronze

Härtung mit Arsen, trat schon in Mesopotamien auf
in wie weit das "Allgemeinwissen" war?  >;D
inzwischen wird darüber diskutiert, dass das keine Metalurgie (also bewusste Beimischung) sondern blanke "Verunreinigung" aus den benutzten Erzen sei

Sprung zurück: bei den Römern waren Kopfschütze aus Bronze (Jockey-Klasse Helme etwa) noch ziemlich lange in Gebrauch  ;)
Bronze ist durch das Kupfer aber deutlich schwerer als Eisen, das darf man bei einem umlaufenden Plattenschutz für den Leib ja nicht vergessen
Bei einer Waffen(spitze) mag das ja noch "gewünscht"(wuchtig) sein, am Körper hingegen wurde schon auf Begrenzung der Last geachtet

das Kettengezeugse (Ringelpanzerhemd  >;D ) muss übrigens ein paar Vorteile mehr bei Komfort&Beweglichkeit geboten haben, den es verdrängte den Schuppenpanzer ja sehr fix gerade in der Kundengruppe, die sich das Aussuchen konnten. Waffenscherge Hinz trug ja auf, was noch "verfügbar" war, während Ritter Kunibert shoppen ging.
 
kurzum, Kette hatte was, so dass man ihm seine Schwächen (etwa gegen Lanzestoß und Armbrustbolzen) nachsah.

@Bronze im Mittelalter
aus dem byzanztinischen Militär sind eine ganze Menge bronzene Schuppen aus Panzerhemden überliefert. So ganz weg war es nicht, nur vielleicht halt nicht in Nürnberg&Mailand, wo die großen westeuropäischen Rüstungszentren waren. Nürnberg war dann bei mechanisiertem Drahtziehen vorne dran.
Da bedingt der Anbietermarkt vielleicht das eine oder andere  ;) 
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 1.08.2024 | 15:07
Öm... (https://de.wikipedia.org/wiki/Dendra-R%C3%BCstung)

Ich denke, zum Teil liegt's einmal daran, daß die Bronzezeit-an-sich doch schon wieder ein Stückchen weiter zurückliegt als vieles von dem, was wir uns salopp unter "Antike" vorstellen (Rom beispielsweise wurde nach allem, was wir wissen, überhaupt erst in der schon gut etablierten Eisenzeit als Stadt gegründet, vom späteren Reich ganz zu schweigen), und dann eventuell auch daran, daß Bronze sich tatsächlich gut einschmelzen und wiederverwenden läßt und als Wertstoff anderswo besser gebraucht werden konnte. Aber ja, es gibt hier und da durchaus nachweisbare historische Bronzerüstungen und -überreste.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: ThinkingOrc am 1.08.2024 | 15:22
Bei Wiki steht, dass Zinn im Mittelalter kaum noch gefördert wurde.
Warum steht da nicht. Aber evtl. kam man einfach nicht mehr an genügend Zinn ran? Kam erst später wieder für Geschirr etc.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 1.08.2024 | 15:26
Soweit ich weiss, haben auch bei den Römern noch zumindest die höheren Offiziere Bronzerüstungen getragen -- auch wenn die dann vielleicht mehr "for show" war, weil die Herrschaften sich nicht in die vorderste Schlachtreihe zu stellen pflegten.

Bronzeschuppen sind wieder was anderes; solche kleinen Plättchen waren ja auch aus Eisen machbar. Dass die Byzantiner dann doch hie und da solche Dinger aus Bronze gebaut haben, weist ja auch eher darauf hin, dass es so schlecht nicht gewesen sein kann.  :think:

Waren Kettenhemden wirklich einfach so viel besser?

Bei Wiki steht, dass Zinn im Mittelalter kaum noch gefördert wurde.
Warum steht da nicht. Aber evtl. kam man einfach nicht mehr an genügend Zinn ran? Kam erst später wieder für Geschirr etc.

Hör ich grad zum ersten Mal. Ich musste auch sofort an Zinngeschirr denken. Zinn war freilich immer schon schwer zu bekommen, aber das hat sie in der Bronzezeit ja auch nicht abgehalten.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Aedin Madasohn am 1.08.2024 | 15:51
freilich gab es viele Förderungseinbrüche von Erzen im frühmittelalterlichen Westeuropa.
Kupfer war auch "knapp"

Zinn kam viel aus Cornwall (zusammen mit Blei und Silber), war dann aber großer Fördereinbruch mit dem Ende von römisch Britannien
- in wie weit hier die spätantike Pest, Auszug der Britanniern nach Gallien unter dem Usupartor Maximus und dann der Flucht vor Iren, Pikten und Sachsen mit reinspielen, ist mangels ergiebiger Quellen Kaffeesatzleserei
selbst die Goldförderung in Wales ging vom Kurszettel  :o

wenn also zu viel Kupfer aus überschaubarer Förderung in klerikerkamaleprestigeklasse Kirchenglocken und Kirchendächer ging, dann war für profanen Rüstungsbau der Druck nicht hoch genug?
gerade die geringe Verfügbarkeit von Kupfererzen hatte ja dem schnöden Eisen mit seiner wesentlich schwierigeren Verhüttung ABER größeren Vorkommen an Lagerstätten (ist eigentlich überall, in Norddeutschland etwa als Rasenerz) zum rasanten Durchbruch verholfen.

BronzeKanonengießerei kam ja erst groß raus, als der Bergbau schon längst wieder auf Touren lief
(etwa mit den Entwässerungsmechaniken und systematischer Prospektion  ;) )
(und Eisenstäbekorpus mit Fassreifenbänderung als "Rohr" wurde ohne Rücksicht auf Verschleiß genutzt, aber jetzt sind wir sehr weit weg von Rüstungen)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 2.08.2024 | 02:49
Waren Kettenhemden wirklich einfach so viel besser?

Vielleicht nicht bei der Schutzwirkung an sich, aber im Gesamtpaket eben recht deutlich.
Beweglichkeit, Tragekomfort, Gewicht*, Lagerung und Transport, Pflege, einfache (wenn auch zeitraubende) und dezentral mögliche Herstellung und (insbesondere feldmäßige) Reparatur - da kann insgesamt keine Rüstung mit vergleichbarer Schutzwirkung mithalten.

*Über die Variabilität von Länge, Material(dicke) und Bauart gab es da auch noch eine gute Auswahl, wie man es denn gerne hätte.

Und gerade weil man zum Kettenhemd i.d.R. eifrig Schilde nutzt, kommt die bessere Schutzwirkung einer dicken Platte am Torso selten zum Tragen, während man trotzdem noch irgendeinen Schutz für den Rest braucht. Dann erkauft man sich entweder ein kleines bisschen mehr an Schutz (im Sinne von: wesentlich besserer Schutz, aber an einer selten wirklich hart getroffenen Stelle) mit einem deutlichen Plus an Gewicht und einem Riesenverlust an Tragekomfort und Beweglichkeit.
Oder man wurstelt auch mit dem sonstigen Schutz mit Platten und Plättchen rum, bis man feststellt, dass Bronze dafür nicht recht geeignet ist. Das ging eben erst mit Stahl wirklich sinnvoll.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Aedin Madasohn am 2.08.2024 | 08:53
(insbesondere feldmäßige) Reparatur

nur zur Vollständigkeit: Ketten lassen sich auch an die Größe "des neuen Besitzers" deutlich leichter anpassen als Volldosen.
(Notbehelf: die Verbindungs-Glieder können auch nur mit der Zange zusammengebogen werden - es wird spekuliert, dass die Kettenhemden 1.Generation der Gallier kaum mehr waren)

ich denke, die Szene mit dem Harnischweiter für den gut-im-Futter-liegenden König aus GoT kennt ihr  ;D
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Yney am 2.08.2024 | 14:37
In Feenlicht kommen zwei Aspekte abseits der schadensabsorption durch eine Rüstung dazu:

Die eine naheliegende Sache (sicherlich anderswo ähnlich umgesetzt): Schwere Rüstung macht träge und langsam. Man mag gut geschützt sein, kommt aber an einen agilen flotten Gegner schlicht kaum heran.

Starre Rüstung und deren Gewicht behindert auch dahingehend, das einem kontinuierlich Ausdauerpunkte verloren gehen. Man mag also sicher sein, hält das aber deutlich weniger lange durch als jemand mit leichter Rüstung. Und erwischt man den nicht rechtzeitig ist man im Extremfall irgendwann ein keuchendes am Boden liegendes Etwas und dann sind auch kleine Lücken in der Panzerung schnell ein lebensgefährliches Problem.

Der grundlegende Gedanke hier ist, dass man evtl. durch Aspekte, die mit dem Rüstungsschutz gar nichts zu tun haben, die Wahl möglichst dicker Panzerung zu einer ambivalenten Sache machen kann. Evtl. ergänzend zu Modifikatoren bei Angriff und anderen Methoden. Vielleicht ist das ja ein Gedanke.

Edit: Entschuldigung für die Doppelung – YY hat das ja ganz ähnlich schon oben angesprochen (während ich getippt habe)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 2.08.2024 | 15:01
In Feenlicht kommen zwei Aspekte abseits der schadensabsorption durch eine Rüstung dazu:

Die eine naheliegende
aber falsche Sache
siehe römische Legionäre vs griechische Hopliten, Gallier, Germanen....

Zitat
Starre Rüstung und deren Gewicht behindert auch dahingehend, das einem kontinuierlich Ausdauerpunkte verloren gehen.
was da mehr verlorengehen soll als bei nichtstarrer ist mir schleierhaft und der Typ in der "leichten" Rüstung ist sehr wahrscheinlich eher Hack oder Mus als der in der "schweren" in der man  besser geschützt ist und ggf eher auf den Schild verzichten kann
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 2.08.2024 | 15:04
Die eine naheliegende Sache (sicherlich anderswo ähnlich umgesetzt): Schwere Rüstung macht träge und langsam. Man mag gut geschützt sein, kommt aber an einen agilen flotten Gegner schlicht kaum heran.

Also da muss man ein bisschen vorsichtig mit der Formulierung sein. "Träge und langsam." Also ja, natürlich ist man mit dem ganzen Kladderadatsch langsamer als nur in Turnhose, aber deswegen kann man nicht gleich von träge sprechen.

Siehe dazu dieses großartige Video: https://www.youtube.com/watch?v=pAzI1UvlQqw
Da vergleichen sie die Mobilität eines modernen Feuerwehrmanns, eines modernen Soldaten, und eines "Ritters" auf einer militärischen Hindernisbahn. Einmal ohne Ausrüstung um einen Eindruck von der generellen Fitness zu erhalten, und einmal in vollem Gerödel. Man beachte dabei, dass der Ritter 10 Jahre älter ist als die beiden anderen. Der Ritter ist am Ende deutlich! schneller als der Soldat.

Also ja, Rüstung war immer eine Abwägung Schutzwert vs Behinderung. Aber die von bestimmten RPGs gepflegten Vorstellungen, dass Schutz und Behinderung quasi linear skalieren ("Kettenhemd RS 4 BE 4, Platte RS 8 BE 8"), die ist einfach gequirlte Mäusekacke. Vielmehr gab es offenbar eine maximale akzeptable Behinderung, die bei der Rüstungskonzeption ausgereizt wurde - nicht mehr und nicht weniger. Will sagen, so ein Vollharnisch behindert im Endeffekt auch nicht stärker als zB eine volle Kettenrüstung. Dafür liegen zwischen diesen Entwicklungen halt ein paar 100 Jahre, was wiederum vom typischen Fäntelalter-Rollenspiel nicht abgebildet wird.

(Ausgenommen freilich hochspezialisierte Turnierrüstungen, die halt Sportgeräte waren und genau ein Ding tun sollten und es auf Beweglichkeit nicht ankam)

Nachgedanke: Schilde. Ich muss mal nachlesen ob wir da hier im Thread schon was zu geschrieben hatten, ehe ich alles von vorne aufdrösele.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 2.08.2024 | 15:30
was da mehr verlorengehen soll als bei nichtstarrer ist mir schleierhaft

Die macht eben nicht jede natürliche Bewegung mit und wenn man drumherum arbeiten muss, summiert sich das irgendwann auf.
Je nachdem, was man wie lange tut, kann es egal sein oder einen gigantischen Unterschied machen.

Also da muss man ein bisschen vorsichtig mit der Formulierung sein. "Träge und langsam." Also ja, natürlich ist man mit dem ganzen Kladderadatsch langsamer als nur in Turnhose, aber deswegen kann man nicht gleich von träge sprechen.

Ja, man darf aber andersrum nicht überkorrigieren.
Im Video wird ja z.B. gerade nicht mit leichter Belastung verglichen.

Ansonsten behindert Rüstung sehr punktuell bei ganz konkreten Tätigkeiten/Anforderungen. Mit einem generellen Behinderungswert tut man sich da keinen Gefallen, insbesondere, wenn der dann auf das eigentliche Kämpfen angewendet wird - ausgerechnet das muss die Rüstung leisten können, da können so gigantische Abzüge wie bei DSA mit der Volldose nicht zielführend sein.
Abseits des Kampfes darf das Ganze dann aber gerne ausufernd stören.

Sonderfall: Helm. Der stört mit steigendem Schutzniveau schnell extrem - und bezeichnenderweise hatte der Ritter im Video keinen Vollhelm an, sonst hätte er beim einen oder anderen Hindernis entweder massiv bremsen oder riskieren müssen, sich auf die Schnauze zu legen.
Klapp- oder abnehmbare Visiere sind da ziemlich Pflicht.

Also ja, Rüstung war immer eine Abwägung Schutzwert vs Behinderung.

Und das wohlgemerkt auch situationsbedingt, nicht nur strategisch über Logistik, Finanzen, Fitness etc.
Gerade eine "moderne" Plattenrüstung des Hochmittelalters ist ja sozusagen modular und kann abgestuft mit verschiedenen Schutzniveaus verwendet werden, indem man entweder Teile ganz weglässt oder gegen leichtere mit geringerer Schutzwirkung tauscht.

Dafür liegen zwischen diesen Entwicklungen halt ein paar 100 Jahre, was wiederum vom typischen Fäntelalter-Rollenspiel nicht abgebildet wird.

Jo, für eins muss man sich entscheiden. Will man alle landläufig bekannten Rüstungstypen drin haben, gibt es eben Verwerfungen.

Oder man sagt: Das hier ist Techniveau XYZ, da nutzt diese und jene Rüstung schlicht keiner mehr (oder noch nicht). 
Dann wird wieder gejammert, dass ja was fehlt ;)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 2.08.2024 | 15:46
Jo, für eins muss man sich entscheiden. Will man alle landläufig bekannten Rüstungstypen drin haben, gibt es eben Verwerfungen.

Oder man sagt: Das hier ist Techniveau XYZ, da nutzt diese und jene Rüstung schlicht keiner mehr (oder noch nicht). 
Dann wird wieder gejammert, dass ja was fehlt ;)

Tja -- in der realen Geschichte gab's eben schon damals ein buchstäbliches Wettrüsten, in dem bestimmte Waffen-, Rüstungs-, Helm-, Schild- und sonstige Moden regelmäßig kamen und gingen und Papas Ausstattung für den flügge gewordenen Junior leicht schon gar nicht mehr zeitgemäß sein konnte. :) Das fängt in der Tat so ziemlich kein Spiel ein...die meiste Fantasy außerhalb der Spielebranche allerdings auch nicht.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 2.08.2024 | 16:17
Im Video wird ja z.B. gerade nicht mit leichter Belastung verglichen.

Äh, doch?
Es werden doch für jeden die Zeiten mit und ohne Gerödel genommen.
Und ja, die werden durch ihr Gerödel ca 50% langsamer. Aber die stehen anscheinend auch alle ziemlich gut im Training. Ich Couchpotato (gut, bin auch nochmal n paar Jahre älter als selbst der Ritter) wäre wahrscheinlich ohne Ausrüstung langsamer (oder wenigstens nicht wesentlich schneller) als die Typen mit.

Oder meinst du jetzt mit "leichter Belastung" nicht die Ausrüstung, sondern die Aufgaben? 5km Fußmarsch oder so?

Zitat
Ansonsten behindert Rüstung sehr punktuell bei ganz konkreten Tätigkeiten/Anforderungen. Mit einem generellen Behinderungswert tut man sich da keinen Gefallen, insbesondere, wenn der dann auf das eigentliche Kämpfen angewendet wird - ausgerechnet das muss die Rüstung leisten können, da können so gigantische Abzüge wie bei DSA mit der Volldose nicht zielführend sein.
Abseits des Kampfes darf das Ganze dann aber gerne ausufernd stören.

Da macht es eigentlich D&D 3E ziemlich richtig: man braucht die passende "Rüstungsgewöhnung", welche aber für die einschlägigen Klassen mitgeliefert wird, und wenn man diese hat, kann man ohne Abzüge kämpfen. Körperliche Tätigkeiten außerhalb des Kampfes erleiden aber nach wie vor den vollen Behinderungsmalus und, langsamer macht sie auch.

Zitat
Sonderfall: Helm. Der stört mit steigendem Schutzniveau schnell extrem - und bezeichnenderweise hatte der Ritter im Video keinen Vollhelm an, sonst hätte er beim einen oder anderen Hindernis entweder massiv bremsen oder riskieren müssen, sich auf die Schnauze zu legen.
Klapp- oder abnehmbare Visiere sind da ziemlich Pflicht.

Jau, darum meine ich ja auch (hab ich afaik irgendwann schonmal geschrieben), dass Abenteurer (wir reden ja immer noch mit RPG-Bezug) angesichts ihres Einsatzspektrums generell eher solche Helme bevorzugen dürften, die Sicht, Gehör, Atmung und Kopfdrehung nicht groß behindern.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 2.08.2024 | 17:01
Jau, darum meine ich ja auch (hab ich afaik irgendwann schonmal geschrieben), dass Abenteurer (wir reden ja immer noch mit RPG-Bezug) angesichts ihres Einsatzspektrums generell eher solche Helme bevorzugen dürften, die Sicht, Gehör, Atmung und Kopfdrehung nicht groß behindern.

Und auch von den Vollpötten mit Visier für die Herren Rittersleut' dürfen wir annehmen, daß ihre Träger dieses oft genug je nach Bauart hoch- oder runtergeklappt hatten, um besser sehen, atmen, und sich verständlich machen zu können. Für den gängigen "Abenteureralltag" empfiehlt sich vermutlich gleich ein Helm mit weitgehend offenem Gesicht (vielleicht mit "Brille" und/oder Nasenschutz) oder sogar eine schlichte Schädelkappe -- die lohnt sich ja auch abseits vom Kampfplatz schon dann, wenn man mal zu schnell durch eine zu niedrige Tür will. :)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Eismann am 2.08.2024 | 17:20
Ein kurzer Exkurs zum Thema Eisen und Stahl, aus dem Gedächtnis, von daher möglicherweise nicht ganz präzise.

Stahl herstellen ist an sich nicht schwierig, denn es handelt sich dabei im Endeffekt nur um Eisen mit Kohlenstoffanteil. Stahl ist aber nicht gleich Stahl. Während reines Eisen recht weich ist und leicht verbiegt, kann Stahl verschiedene Härtegrade erreichen, je nach Kohlenstoffanteil und gegebenenfalls anderen Beimischungen. Wenns gut läuft, wird er recht flexibel und federt nach einer Belastung zurück. Er kann aber auch zu hart werden, dann bricht er leicht, statt zu federn. Und im Kampf will man natürlich weder eine verbogene Klinge noch eine brechende.
Im Frühmittelalter in Mitteleuropa war mit den dortigen Mitteln die richtige Stahlqualität kaum zu erreichen. Die römischen Verhüttungsmethoden waren verschütt gegangen, der Erzabbau zum Erliegen gekommen. Man verwendete minderwertiges Grassodenerz und einfache Rennöfen.
Daher wurde viel herumgetrickst. Hochwertiger Waffenstahl wurde aus Byzanz bzw. dem arabischen Raum importiert, denn in der Region hatte man die nötigen Verhüttungsmethoden deutlich besser raus. Oder man hat sehr weichen und harten Stahl kombiniert, durch Falten (auch hier aus dem arabischen Raum, daher auch "Damaszener Stahl) oder indem man Draht aus verschiedenen Stahlsorten zu Paketen verschweißt hat, wie im skandinavischen Raum. Oder man hat auf Waffen zurück gegriffen, wo das nicht so das Problem war, wie Äxte zum Beispiel. Da kann der Kopf aus eher weichem Material sein und nur die Schneide aus härterem Stahl. Geht wohl auch mit Schwertern. In das Thema fließen dann natürlich noch Härtungstechniken etc. ein, aber ich glaube das führt etwas zu weit. Alles in allem mag das Materialproblem auch mit ein Grund sein, warum in frühen Erzählungen immer mal wieder "legendäre Schwerter" auftauchen, da sich ein hochwertiges Stahlschwert qualitativ deutlich von einem geringer Qualität unterscheidet.
Im Laufe der Jahrhunderte (das Mittelalter dauert ja eine Weile) läuft die Montanindustrie aber wieder an und die Materialmengen und auch die Qualität steigen wieder. Schon im 10. Jahrhundert werden Stahlschwerter üblicher, und im Spätmittelalter verhundertfacht sich die Eisen- und Stahlmenge in Haushalten mal eben im Vergleich zum Frühmittelalter.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Aedin Madasohn am 2.08.2024 | 18:34
Stahl herstellen ist an sich nicht schwierig...

Hürde ist das Erreichen der Temperaturen. Wenn man mit einem guten Hochofen genügend Temperatur erreicht zum komplett Schmelzen (Schlackeabstich etwa), DANN wirt es einfach  :)
einfache Rennöfen, wie viele Blasebalgarbeit, welche Hebelkräfte/Wasserräder für die Blasebälge, Hanglange in guter Windrichtung...  :)
da gab es die genannte Lernkurve.

Eisen mit Kohlenstoff ist aber noch lange kein Stahl. Gibt dazu die Bandbreite ABC.
Und je nach Temperatur und Abschrecken liegt der Kohlenstoff dann in Modi XYZ vor, der dann...  ;D ;D ;D
und die Nitrierhärte der Oberfläche aus dem Harnstoff in der Urinbecken-Abschreckung funktioniert bei Anlassfarbe...  ;D ;D ;D

da geht schon was an "Zwergenwissen" und der Rest ist Folklore und Schmiedemeisteraberglaube zum Kindererschrecken  ;D
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: gilborn am 2.08.2024 | 21:16
Was ich noch nicht kapiert habe aber eigentlich ganz gut in den Faden passt:
Wie klappt das mit der Halbschwerttechnik eigentlich genau?

So wie ich es verstehe, wird sie ja noch während des Kampfes im Stehen angewandt, nicht erst wenn der in Platte bereits niedergerungen ist und mit dem Körpergewicht a la Scheibendolch ein Loch in eine schwache Stelle gestanzt werden kann.
Aber wenn der Gegner steht und einfach zurückweichen kann, scheint es mir unwahrscheinlich, dass man die zusätzliche Kraft durch das Halbschwert auch übertragen bekommt... weiß jemand wie genau beim Halbschwert ein Wirktreffer zustande kommt?
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 2.08.2024 | 21:28
Was ich noch nicht kapiert habe aber eigentlich ganz gut in den Faden passt:
Wie klappt das mit der Halbschwerttechnik eigentlich genau?

So wie ich es verstehe, wird sie ja noch während des Kampfes im Stehen angewandt, nicht erst wenn der in Platte bereits niedergerungen ist und mit dem Körpergewicht a la Scheibendolch ein Loch in eine schwache Stelle gestanzt werden kann.
Aber wenn der Gegner steht und einfach zurückweichen kann, scheint es mir unwahrscheinlich, dass man die zusätzliche Kraft durch das Halbschwert auch übertragen bekommt... weiß jemand wie genau beim Halbschwert ein Wirktreffer zustande kommt?

Hilft dir evtl. Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Halbschwert) schon weiter? Ich bin auch kein Experte, aber einen definitiven Vorteil würde ich einfach darin sehen, daß man so näher an den Gegner heran und entsprechend besser auf Schwachstellen zielen kann als aus voller "Schwertdistanz" -- ähnlich, wie denn auch der Dolch meinem Verständnis nach zu einer ziemlich guten Anti-Rüstungswaffe auch gegen stehende Gegner wird, wenn man denn erst mal nahe genug herangekommen ist und am besten mit der freien Hand auch noch einen erfolgreichen Griff angesetzt hat.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: gilborn am 2.08.2024 | 21:37
Gut, das mit dem Aufhebeln macht für mich halt auch nicht so richtig Sinn, wenn der Gegner noch beweglich ist...
Wenn der Hieb "bloß" kräftiger und gezielter ist, aber immer noch gegen die Plattenrüstungen nicht viel gewonnen.
Die Darstellungen auf Wikipedia helfen mir da auch nicht weiter, da wird die  Rüstung halt einfach mal so durchstochen, was ich mir aber nicht vorstellen kann  :think:
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 2.08.2024 | 21:53
Gut, das mit dem Aufhebeln macht für mich halt auch nicht so richtig Sinn, wenn der Gegner noch beweglich ist...
Wenn der Hieb "bloß" kräftiger und gezielter ist, aber immer noch gegen die Plattenrüstungen nicht viel gewonnen.
Die Darstellungen auf Wikipedia helfen mir da auch nicht weiter, da wird die  Rüstung halt einfach mal so durchstochen, was ich mir aber nicht vorstellen kann  :think:

Auch die beste Rüstung hat Stellen, die man nicht solide panzern kann, wenn man aus seinem Ritter keine blinde und unbewegliche Statue machen will -- und auf die hat man's als Angreifer abgesehen, man schlägt oder stößt also von vornherein nicht direkt aufs blanke Blech, wenn man auch nur die leiseste Wahl hat. Nebenbei, auch der Kopf bleibt selbst mit Helm potentiell empfindlich; gegen eine Gehirnerschütterung oder ein Schleudertrauma hilft eben auch der nur bedingt.

Für die meisten tatsächlichen (und insbesondere zumindest gelegentlich auch mal kämpfenden) Zeitgenossen von solchen Rüstungsträgern dürfte das auch ein gutes Stück selbstverständlicher gewesen sein als für unsereins, weil uns heutzutage einfach die dazugehörige Praxiserfahrung abgeht.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Talasha am 2.08.2024 | 21:56
Halbschwert hat meiner sehr begrenzten Erfahrung nach 2 Vorteile, man ist näher am Gegner drann, quasi innerhalb seiner Deckung, und man kann präziser zustoßen, weil eben die linke hat das Schwert führt.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 2.08.2024 | 22:12
Das Universum steht mMn nur selten als unbegrenzte Planche zur Verfügung
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 3.08.2024 | 00:27
So, ich wollt ja nochmal das Thema Schilde hochholen.
Da hatte vor fasst genau einem YYahr der YY folgendes geschrieben:

Theoretisch könnte man sich sogar überlegen, ob man eine Variante mit einer Art Grenznutzen bastelt: wenn ich einen großen Schild und einen tauglichen Helm habe, bringt mir eine Rüstung am Oberkörper fast gar nichts mehr - eben nur in den Momenten, in denen der Schild nicht zum Tragen kommt und wenn das Regelwerk das nicht explizit und detailliert unterscheiden will bzw. kann, läuft das eben darauf hinaus, dass die Rüstung in dieser Konstellation nur einen kleinen Bonus gibt.

Bin ich jetzt kürzlich nochmal dran erinnert worden, weil ja zu Zeiten der Vollplatte kaum noch Schilde verwendet wurden.
Für Früh- oder HoMi (und selbst noch einige Zeit im SpäMi) kann man ja quasi sagen: der Schild ist deine Verteidigung. Die Rüstung ist in erster Linie dazu da, das Schlimmste zu verhindern, wenn der Schild mal nicht tut, was er soll.

Erst mit der vollen Plattenrüstung wandelte sich das; jetzt schützte die Rüstung wirklich gut und man braucht den Schild nicht mehr, kann dafür eine größere Waffe mit mehr Reichweite und mehr Flexibilität führen. Und umgekehrt gilt genau das was YY sagt; ein Schild wird zunehmend "totes Gewicht".

Dies wird aber aber eben von Systemen oft so nicht abgebildet. Angefangen beim Platzhirsch D&D: Rüstung gibt AC-Bonus, Schild gibt AC-Bonus, stackt, fertig.
Dies nun so einfach als "Layers" wie im zitierten CP2020 abzuhandeln - etwa "der kleinere Wert zählt nur halb" trifft es für mich nicht so richtig. Zumal es ja auch irgendwie regelhaft formuliert werden sollte und nicht nur als spezielle Einzelfallregelung.

Systeme mit schadensreduzierender Rüstung tun sich da potentiell leichter: sagt man einfach, der Schild macht dich schwerer zu treffen, die Rüstung reduziert Schaden. DSA macht das ja ungefähr so. Allerdings haben wir ja auch gerade in diesem Thread schon besprochen, dass Schadensreduzierung nicht unbedingt die Wirkungsweise von Rüstung wirklich gut widerspiegelt.

Habe auch gerade mal noch ein paar andere Regelwerke durchgeflipt, aber entweder sind die von vornherein zu grob ("ein Schild gibt +1 Rüstung"), oder ich kann ehrlich gesagt überhaupt nicht nachvollziehen wie das funktionieren soll (Earthdawn; einfach zu lang nicht gespielt).

Noch irgendwelche Vorschläge wie man das Prinzip "Grenznutzen" umsetzen könnte? ^^
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 3.08.2024 | 00:54
Beim Schild würde ich im ersten Reflex sagen: einfach auch als Waffe abhandeln. Natürlich in erster Linie als Parierwaffe, weil das ja normalerweise sein Primärzweck ist...aber man kann damit auch schon einigermaßen aktiv täuschen und tricksen und natürlich zumindest gelegentlich sogar dezent austeilen.

Aber das hängt dann natürlich wieder mit vom genauen System ab; dieser Ansatz ist einfach schon von Spielen wie beispielsweise RuneQuest, Midgard, oder auch GURPS her nicht ganz unbekannt.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Eismann am 3.08.2024 | 01:39
Wenn man mit Trefferlokation spielt, kann man gegebenenfalls den Schild quasi als Abdeckung bestimmter Lokationen verwenden, also meist Schildarm und Torso. Man müsste dann natürlich Kampfsituationen oder Manöver schaffen, mit denen man den Schild beiseite schieben oder umgehen kann.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 3.08.2024 | 02:38
Tja -- in der realen Geschichte gab's eben schon damals ein buchstäbliches Wettrüsten, in dem bestimmte Waffen-, Rüstungs-, Helm-, Schild- und sonstige Moden regelmäßig kamen und gingen und Papas Ausstattung für den flügge gewordenen Junior leicht schon gar nicht mehr zeitgemäß sein konnte. :) Das fängt in der Tat so ziemlich kein Spiel ein...die meiste Fantasy außerhalb der Spielebranche allerdings auch nicht.

Pendragon thematisiert das explizit - das bedeutet aber auch, dass man nur in der Übergangszeit noch die alte Rüstung trägt, weil man grad keine Kohle für was Neues hat. Spätestens nach einigen Jahren sind die alten Rüstungen dann aber von der Bildfläche verschwunden und man hat auch spielmechanisch nur die Wahl, den rundum schlechteren alten Kram zu nutzen oder das zu machen, was alle anderen machen.

Auf der anderen Seite gibt es in The One Ring effektiv nur zwei Sorten Rüstung mit großer und kleiner Ausstattungsvariante.

Wenn man weit genug rauszoomt und sich keinen Kopf über Herstellungsdetails u.Ä. macht, war "Kette mit irgendwas drunter" über Jahrhunderte die Standardrüstung; da käme man auch mit leichter und schwerer Rüstung hin.


Oder meinst du jetzt mit "leichter Belastung" nicht die Ausrüstung, sondern die Aufgaben? 5km Fußmarsch oder so?

Ne, ich meine mit leichter Belastung eben leichte Belastung statt keine Belastung. Gut, das heißt im Video "light gear", aber etwa der Soldat ist da im Feldanzug ohne alles unterwegs.

Sagen wir also der Verständlichkeit halber "medium gear" im Sinne der Begrifflichkeiten aus dem Video, sprich das Minimum dessen, womit man sich in den jeweiligen Einsatz trauen kann oder eine Ausstattung, bei der man situativ passend abgespeckt hat.

Für den Feuerwehrmann werden das wohl Unfallhilfegeschichten sein, wo die unabhängige Atemluftversorgung nicht gebraucht wird.
Der Soldat könnte in moderner "assault order" oder in Spähtruppausstattung antreten, sprich ohne oder zumindest ohne "richtigen" Rucksack und entweder mit Plattenträger, an dem nur ein paar Magazine hängen oder auch ohne Helm und Schutzweste und mit minimalistischem Chest Rig statt mit der Koppel inklusive Mehrzwecktasche.

Beim Ritter wäre das dann entweder nur Kette oder Platte ohne Beinzeug und ggf. reduzierter Arm- und Schulterschutz.

Sprich: Eine Austattung, mit der man in der Mitte zwischen den beiden im Video getesteten Varianten landet, so irgendwo zwischen 10 und 20 kg. Meiner Erfahrung nach ist man damit fast genau so schnell wie ohne, jedenfalls solange die Belastung nicht zu lang andauert.
Damit wäre man also etwas schneller als man linear übers Gewicht berechnet erwarten könnte.

Aber wenn der Gegner steht und einfach zurückweichen kann, scheint es mir unwahrscheinlich, dass man die zusätzliche Kraft durch das Halbschwert auch übertragen bekommt... weiß jemand wie genau beim Halbschwert ein Wirktreffer zustande kommt?

Gezielte Stiche, Schläge mit dem Griffbereich (Knauf, Parierstange) oder - oft übersehen - erst mal Ringen. Durch die günstigeren Hebelverhältnisse kann man im Halbschwert den Gegner recht gut kontrollieren und zu Boden bringen.

"Einfach so" mit den ersten Versuchen durch die Rüstung stechen geht damit aber auch nicht, das siehst du schon richtig. Jedenfalls nicht gegen Platte; gegen mittelgut gerüstete Gegner klappt das aber ganz gut, falls man mal in die Verlegenheit kommt, da "nur" mit dem Schwert antreten zu müssen.


Ganz allgemein: In den Lehrbüchern und bei Vorführungen sieht man immer den idealen Verlauf. In der Praxis funktioniert das teils erst nach X Versuchen oder auch mal gar nicht, aber insgesamt immer noch viel besser als Dinge, die praktisch nie funktionieren.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: gilborn am 3.08.2024 | 06:39
Gezielte Stiche, Schläge mit dem Griffbereich (Knauf, Parierstange) oder - oft übersehen - erst mal Ringen. Durch die günstigeren Hebelverhältnisse kann man im Halbschwert den Gegner recht gut kontrollieren und zu Boden bringen.

"Einfach so" mit den ersten Versuchen durch die Rüstung stechen geht damit aber auch nicht, das siehst du schon richtig. Jedenfalls nicht gegen Platte; gegen mittelgut gerüstete Gegner klappt das aber ganz gut, falls man mal in die Verlegenheit kommt, da "nur" mit dem Schwert antreten zu müssen.

Ganz allgemein: In den Lehrbüchern und bei Vorführungen sieht man immer den idealen Verlauf. In der Praxis funktioniert das teils erst nach X Versuchen oder auch mal gar nicht, aber insgesamt immer noch viel besser als Dinge, die praktisch nie funktionieren.
Ok, die Hebelverhältnisse beziehen sich also weniger auf die Rüstung an den Scharnieren oder Spalten "aufbrechen" als auf Hebel beim Ringen.
Der kraftvolle Stich fällt dann wohl zunächst wieder in die Kathegorie "Gegner kontrollieren" bis man ihn am Boden grob fixiert hat?

Designtechnisch wirds dann wieder interessant, da müsste man dann abbilden, dass das Schwert im Halbschwert verwendet Reichweite verliert, dafür aber beim Grappeln verwendet werden kann (zumindest wenn man der ist, der die Oberhand hat) bzw. mittels Knauf etc. Hammerartige Hiebe verteilen kann...  :think:
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 3.08.2024 | 07:43
siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Mordhau

Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: gilborn am 3.08.2024 | 07:45
Danke  :d

Edit:
Noch ein Gedanke zum Thema Schild:
Kann es nicht auch sein dass das Schild verschwunden ist, weil eine einhändig geführte Waffe gegen Platte nutzlos war und das Schild im Ringen unbrauchbar?
Sprich: Es ist nicht abhanden gekommen wegen der obsolet gewordenen Schutzwirkung sondern weil das Schild viele Möglichkeiten genommen hat, Schaden zu verursachen?

Designtechnisch würde das bedeuten:
Ich muss das Schild in Kombination mit Platte gar nicht "nerfen", ich muss nur die Waffen so gestalten dass Zweihandwaffen / Grapplingwaffen die einzigen Sinnvollen Optionen gegen Platte sind.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 3.08.2024 | 08:27
Ich bezweifle stark das der Streitkolben spez vom schnellen Hottehü gegen den Inhalt des Helms wirkungslos war
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 3.08.2024 | 08:43
Gut, das mit dem Aufhebeln macht für mich halt auch nicht so richtig Sinn, wenn der Gegner noch beweglich ist...
Wenn der Hieb "bloß" kräftiger und gezielter ist, aber immer noch gegen die Plattenrüstungen nicht viel gewonnen.
Die Darstellungen auf Wikipedia helfen mir da auch nicht weiter, da wird die  Rüstung halt einfach mal so durchstochen, was ich mir aber nicht vorstellen kann  :think:
Das "Halbschwert" kommt einmal daher, dass man mit einer Klinge auf einen Harnisch einhauen kann, wie man will, das juckt den Träger wenig (daher finde ich HMB auch so strange, weil da genau das zum Sport gemacht wurde). Man muss also in die Schwachstellen rein - und die sind klein.
Durch den Griff in der Klingenmitte kann ich die Spitze des Schwertes präziser ausrichten, und gleichzeitig die Klinge als Hebel verwenden. Ähnlich wie man z.B. im Jodo den Stock verwendet.
Meistens endet so ein Kampf aber im Ringen und dann am Boden - wo man zum Scheibendolch greift, der immer am Gürtel hängt.
Noch ein Gedanke zum Thema Schild:
Kann es nicht auch sein dass das Schild verschwunden ist, weil eine einhändig geführte Waffe gegen Platte nutzlos war und das Schild im Ringen unbrauchbar?
Sprich: Es ist nicht abhanden gekommen wegen der obsolet gewordenen Schutzwirkung sondern weil das Schild viele Möglichkeiten genommen hat, Schaden zu verursachen?
Schilde sind nicht verschwunden, das ist ein Irrtum. Rondartschiere gibt's bis ins 18. Jhdt hinauf. Auch in den Gewalthaufen des 16. und 17. Jhdts gibt es immer noch Männer mit Rundschilden - Kugelschilde werden die manchmal genannt, weil sie beschussfest waren.
Nur wenige Combattanten traten im Vollharnisch auf. Das waren meistens Adelige, die sich wiederum vornehmlich untereinander schlugen. Der gemeine Fußsoldat trug das, was er sich leisten konnte - und das sind oft nur Helm, Halsberge und Brustharnisch. (Panzer-)Handschuhe sind z.B. recht selten, weil teuer.
Andererseits haben wir im Frühmittelalter bereits sog. Coat of Plates, also Plattenverstärkungen der Ringelpanzer für die, die es sich leisten können. Und auch da gibt es schon beidhändige Waffen - Dänenaxt, Godendag, und Schwerter werden auch manchmal zweihändig geführt.

Und btw: es ist DER Schild. Das Schild hängt an der Straßenecke. ;)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Aedin Madasohn am 3.08.2024 | 08:55
Schild verschwunden ist

das war ja ein Prozess, der über viele viele viele Stufen lief.

- Bogenschützen und Armbrustschützen mit Schild?  :think: ahhh, ja, da war noch was mit diesen Setzschilden, Weidenrutenwänden(teils auch auf Rotten) und nach Pulvereinführung Schanzkörben und heute sind Sandsäcke noch immer gebräuchlich.

- Infanterie. die stehende Infanterie mit Spieß kann nur dann Reiter mit Lanzen abwehren, wenn sie "lange genuche" Spieße hat. Also musste die extra langen Piken mit beiden Händen (und gebückt und Fuß vor undundund) genutzt werden - dann war aber ende Gelände für die Ritterreiterei. Hand frei für Schilde war da net mehr (und selbst mit Schultergurt und nur am Unterarm fest für Griffhand-frei, siehe diverse makedonische Phalanxsimulationen war nicht wirklich das, was wir uns heute unter "Schildkampf" vorstellen. Das war quasi nur ein großer Unterarmschutz, welcher mit der Schultermuschel verwachsen war  ;D)
dementsprechend panzerte sich die Infanterie stärker am Leib, um den Pfeilen standzuhalten. Bis halt die Pulvergeschütze dem über wurden.
Nahkämpfer mit Einhandwaffen aber immer noch Schild (oder so schwerem Unterarmpanzer, das wie Schild) wurden ja schon genannt

- Ritter höchstselbst zu Pferd. ein Pferd will gelenkt sein. Der Ausbildungsaufwand für Schildkampf zu Pferd, Schenkelsteuerung und Zügel noch mit der Hand am Schild halten ist nicht ohne.
und was das Tunier anging mit den Pappelhölzern zum Zersplittern: war ein Mikrokosmos für sich selbst für blanke Show und auch Panzer-Mode. Als der blanke Harnisch es hergab, wurde er als Zerschellspiegel für das Pappelholz genutzt. Sah gut aus und sollte genau nicht mehr liefern.

- Volldosen zur blanken  ;D Angeberei
die schönsten Stücke Volldose (und Pferdepanzer) sind reine (Tunier)Vorführstücke.

eine wunderbare Kompanie an kanülierte Gardevolldosen ist als Gefechtsfeldwache eines Kaisers produziert worden. Joah, Prestigeziel zum Decken halt und ganz viel Paradegeblinke (schon beim alten Karl dem Großen werden über "Täler voller blitzendem Erze" geschwärmt, vor dem sich alle gleich verneigten)

Und die restlichen Papenheimer-Panzerreiter?  >;D

wenn die Kupferstecher Bilder hinterließen, dann ist der Oberstfeldhauptmann mit 3/4 Panzer, seine Trabanten deutlich leichter gerüstet gezeichnet - doch dann stehen "im Hintergrund" drei-vier Panzerreiter in hochwertigerer Volldose auf feurigen Rossen da als der Vordergrund Oberstfeldhauptmann? 
auch auf den ganzen Marschstichen zeigen sich die Prestigesuperpanzer "gerne"

weitere Beispiele von Bühnenstücken
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 3.08.2024 | 09:15
Designtechnisch wirds dann wieder interessant, da müsste man dann abbilden, dass das Schwert im Halbschwert verwendet Reichweite verliert, dafür aber beim Grappeln verwendet werden kann (zumindest wenn man der ist, der die Oberhand hat) bzw. mittels Knauf etc. Hammerartige Hiebe verteilen kann...  :think:

Wenn es aufgeht, kann man vielleicht rundenweise den Wertesatz anderer Waffen mit kleinen Abstrichen verwenden :think:

Je nachdem ist das Halbschwert ja quasi ein unhandlicher Dolch oder ein schlechter Streitkolben ;)

Designtechnisch würde das bedeuten:
Ich muss das Schild in Kombination mit Platte gar nicht "nerfen", ich muss nur die Waffen so gestalten dass Zweihandwaffen / Grapplingwaffen die einzigen Sinnvollen Optionen gegen Platte sind.

Genau. Je nachdem, wie die Rüstungs- bzw. allgemein Defensivregeln gestaltet sind, brauchst du idealerweise gar nichts tun.
Dann erübrigt sich der Schild allein durch die grundlegende Spielmechanik, sobald die Plattenrüstung verfügbar ist.
Ein Stück weit ist das auch ein Prüfstein für die Kampfregeln, ob die das ohne Sondergebastel hinkriegen.

Am Rande: Wie schon angemerkt ist der Schild natürlich nur bei den "Dosenträgern" verschwunden. Alle anderen nutzen ihn weiterhin, weil sie keinen Zugriff auf die Plattenrüstung haben und mit Masse gegen Leute ohne Plattenrüstung kämpfen (!); dann will man natürlich lieber besser geschützt sein als eine für den Regelfall zu große Waffe dabei zu haben.

 

nach Pulvereinführung Schanzkörben und heute sind Sandsäcke noch immer gebräuchlich.

Ein selbst geführter Schild und künstliche Deckung sind aber zwei deutlich verschiedene Paar Schuhe.
Das braucht man sicher nicht zusammenwerfen, um zu zeigen, wo sich der Schild noch gehalten hat.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 3.08.2024 | 10:27
Am Rande: Wie schon angemerkt ist der Schild natürlich nur bei den "Dosenträgern" verschwunden. Alle anderen nutzen ihn weiterhin, weil sie keinen Zugriff auf die Plattenrüstung haben und mit Masse gegen Leute ohne Plattenrüstung kämpfen (!); dann will man natürlich lieber besser geschützt sein als eine für den Regelfall zu große Waffe dabei zu haben.

Streng genommen ist er nie völlig verschwunden, denn wir benutzen ihn ja auch heute noch (https://de.wikipedia.org/wiki/Taktischer_Einsatzschild).

Und natürlich gibt's, wenn man sich in der Geschichte und insbesondere auch außerhalb Europas so umschaut, den Einheitsschild sowieso genausowenig wie die Einheitsrüstung. :)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 3.08.2024 | 10:47
Ganz streng genommen benutzen wir ihn wieder; sektorweise (Polizei vs. Militär) lässt sich schon jeweils eine schildlose Phase erkennen, wobei das bei der Polizei eher eine kulturelle bzw. einsatzphilosophische Frage war.

Neben den sog. "riot shields" gibt es auch noch ballistische Schilde, die aber nur unter recht speziellen Umständen genutzt werden - auch da ist Mobilität und eingeschränkter eigener Waffeneinsatz die Kernfrage.

 
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 3.08.2024 | 15:51
Beim Schild würde ich im ersten Reflex sagen: einfach auch als Waffe abhandeln. Natürlich in erster Linie als Parierwaffe, weil das ja normalerweise sein Primärzweck ist...aber man kann damit auch schon einigermaßen aktiv täuschen und tricksen und natürlich zumindest gelegentlich sogar dezent austeilen.

Das ist vor allem fürs FrüMi sicherlich korrekt, da wurde der damals typische Rundschild absolut auch als Waffe eingesetzt -- so eine Schildkante in die Fresse kann einem den Tag schon recht nachhaltig verderben.
Ab dem HoMi bin ich mir da aber nicht so sicher -- soweit ich weiß, ging der Trend da hin zu Schilden, die man mit Riemen trug statt an einer Schildfessel, teilweise sogar an Trageriemen über die rechte Schulter -- da ist dann einfach nicht mehr viel mit offensivem Einsatz.

Und letzten Endes hilft uns das leider nicht viel bei der Frage weiter, wie man im RPG inzentivieren kann, SpäMi Plattenharnische nicht mit Schild zu kombinieren.

--

Pendragon thematisiert das explizit - das bedeutet aber auch, dass man nur in der Übergangszeit noch die alte Rüstung trägt, weil man grad keine Kohle für was Neues hat.

Ah, da bin ich bisher wohl einem völligen Irrtum aufgesessen, ich dachte Pendragon behandelt die Zeit König Artus', also mehr so 5./6. Jahrhundert, als sich rüstungstechnisch nicht wirklich was getan hat.  :think:

Zitat
Sprich: Eine Austattung, mit der man in der Mitte zwischen den beiden im Video getesteten Varianten landet, so irgendwo zwischen 10 und 20 kg. Meiner Erfahrung nach ist man damit fast genau so schnell wie ohne, jedenfalls solange die Belastung nicht zu lang andauert.
Damit wäre man also etwas schneller als man linear übers Gewicht berechnet erwarten könnte.

Ahja, verstehe. Ja, sowas lässt sich ja einigermaßen leicht implementieren. Kriegt der Mittel-gerüstete halt nicht 10 Fuß sondern 5 Fuß Abzug von seinen 30 Fuß Bewegungsweite.

--

Ich muss das Schild in Kombination mit Platte gar nicht "nerfen", ich muss nur die Waffen so gestalten dass Zweihandwaffen / Grapplingwaffen die einzigen Sinnvollen Optionen gegen Platte sind.

Das wäre sicherlich die eleganteste Lösung, dass sich das quasi von selber ergibt (wie auch von YY gefordert), wenn man ein System sowieso von Grund auf aufbaut.
Momentan bin ich allerdings gedanklich aus Sparsamkeitsgründen eher in der Ecke, ein D&D3-artiges System mit wenigen Kniffen entsprechend anzupassen. Mit Waffen-Properties könnte man aber wohl in die Richtung gehen.

Typischerweise erreicht D&D diesen Effekt nur mittelbar, indem Zweihandwaffen halt mehr Schaden machen und mehr Schaden besser ist. Auf die Trefferchancen jedoch hat die Waffenwahl keinen Einfluss. Man hat mit einem Kurzschwert, Langschwert, Zweihänder oder Luzerner Hammer gleicher Güte auch immer die gleiche Chance, einem Gegner mit einer bestimmten AC weh zu tun, auch da wieder egal ob die AC sich nun aus einer Plattenrüstung ergibt oder aus einem Pyjama und sehr viel Gewandheit.

Conan D20 geht schon eher in die Richtung, hier hat man je nach Klasse Parry- und Dodge-Progressionen (Schild addiert seinen Wert zu Parry gegen Nahkampf und zu Dodge gegen Fernkampfangriffe), Rüstung bietet Schadensreduzierung, und Waffen haben einen Armour Piercing Stat. Tritt man gegen stark gerüstete Gegner an, will man also eine Waffe mit möglichst hohem AP, und das sind hauptsächlich: Zweihandwaffen.

Leider haben sie es bei Conan dann mit dem Zusammenspiel der Werte nicht so ganz hinbekommen. Und das, obwohl es quasi keine magische Ausrüstung gibt. Würde man diese auch noch mit importieren, würde das System komplett zusammenbrechen, bin ich mir ziemlich sicher. Aber vielleicht kann man sich dennoch ein paar Anregungen aus deren Playbook holen.

Umgekehrt bin ich jetzt mit dem erwähnten RQ nicht so firm (1x gespielt), aber so ganz grob meine ich mich an die Regeln für Kampf und auch Schildeinsatz zu erinnern, und dass ich sie ziemlich scheisse fand.  ;D
Insbesondere auf Trefferzonen möchte ich wirklich gern verzichten, das hat noch nie zu was Gutem geführt.

Am Rande: Wie schon angemerkt ist der Schild natürlich nur bei den "Dosenträgern" verschwunden. Alle anderen nutzen ihn weiterhin, weil sie keinen Zugriff auf die Plattenrüstung haben und mit Masse gegen Leute ohne Plattenrüstung kämpfen (!); dann will man natürlich lieber besser geschützt sein als eine für den Regelfall zu große Waffe dabei zu haben.

Dos döckt süch jötzt nücht müt moinem Könntnisstond.

Zu dieser Zeit entwickeln sich doch die "Spießer", oder generell schweres Fußvolk (aus dem sich später die Landsknechte entwickeln) mit Stangenwaffen. Schilde kommen da afaik fast nur noch als Setzschilde vor, die halt nur noch von einem Bruchteil der Truppen bedient werden. Und ja, so städtische Bürgertruppen tragen da regional weiterhin Kettenpanzer, weil das in dieser Phase die Billigrüstung darstellt - aber halt eben mit Stangenwaffe kombiniert und somit ohne freie Hand für Schild.

Nebenbei, der enorme Preisverfall des Kettenhemds ist wohl dadurch begründet, dass man im SpäMi das Drahtziehen weiterentwickelt hatte und so größere Mengen Draht deutlich billiger herstellen konnte als früher. Wo genau da jetzt der technische Durchbruch war, habe ich allerdings noch nicht rausgefunden.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Aedin Madasohn am 3.08.2024 | 16:25
Nebenbei, der enorme Preisverfall des Kettenhemds ist wohl dadurch begründet, dass man im SpäMi das Drahtziehen weiterentwickelt hatte und so größere Mengen Draht deutlich billiger herstellen konnte als früher. Wo genau da jetzt der technische Durchbruch war, habe ich allerdings noch nicht rausgefunden.

Draht wird durch ziehen durch Lochplatten (Verjüngungsarbeit, Nürnberg legte sich erst schlafen, wenn auch die Drahtzieher Schluss gemacht hatten  ;D) hergestellt. Vom Stäbchen zum Drähtchen dann der ein oder andere Durchzug

- Fassen des groben Drahtendes mit Kneifzange und kräftig durch die Verengung ziehen. Wenn Hand die Zange nicht mehr zuhält ist Pause und wenn Oberarm nicht mehr will ist Pause. Effizenzende ist also absehbar

- besseres Werkzeug (Selbstklemmer an der Zange etwa)
- bessere Arbeitslänge im Werkraum für das Ziehen, bis neu gefasst werden muss (weniger Einrüstzeit bei mehr Werkzeit)
- Ziehen per Kurbel (je mehr gestreckt wird beim Verjüngungs-Durchgang, desto mehr Kraftaufwand. Blankes Ziehen aus Oberarm findet da seine Grenze. Per Kurbel lässt sich da per mechanischer Übersetzung ein besserer Ausdauerpunkt finden) und Drehrad und Fußlaufrad verbesseren dort die Effizienz. Es können auch Wasserräder, Laufhunde etc.pp. eingesetzt werden.
Nur einmal Einspannen und gleich den Effekt von zwei Löchern in einmal durchleiern mit Hilfe der (externen) Beinkraft erreichen
- Draht gleich auf Spindeln wickeln
- wenn die Qualität des Eisens besser wird, gibt es auch weniger Sprödigkeitsbruch bzw. Schlackeeinschlussbruch. Weniger Ausschuss und weniger neues Eintüdeln nötig. Auch das hilft schon, weil am Schmelzofen besser Schlacke vom Metall getrennt wurde 
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Quaint am 3.08.2024 | 16:27
Bei Arcane Codex klappt das mit den Schilden soweit ganz gut. Nach Vanilla geben die halt Rüstungsschutz (der vom Schaden abgezogen wird). Und wenn man als Volldose daher kommt, hat man eigentlich soviel Rüstungsschutz, dass die paar Punkte vom Schild nicht viel ausmachen und grundsätzlich Zweihandwaffen wegen mehr Schaden bevorzugt werden.
Ich hab dann noch einen Hausregelsatz, da geben Schilde Verteidigungswert (man wird also weniger getroffen). Allerdings kann dann der Schild getroffen werden. Und ich sag mal so: Waffen mit denen man durch eine Plattenrüstung kommt, machen auch mit den meisten Schilden kurzen Prozess. Insofern entscheiden sich die meisten Leute dann auch eher für ne schwere Waffe anstatt vielleicht 1-2 Wirktreffer mit dem Schild zu negieren. Und Sachen die der Schild aushält, die würde halt auch die Rüstung weitgehend aushalten. Brauch man also keinen Schild dafür.
Gleichzeitig kann es aber rein spielmechanisch auch Sinn machen mit weniger Rüstung und Schild rumzulaufen. Ist halt deutlich billiger und man hat weniger Abzüge.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 3.08.2024 | 16:30
Das ist vor allem fürs FrüMi sicherlich korrekt, da wurde der damals typische Rundschild absolut auch als Waffe eingesetzt -- so eine Schildkante in die Fresse kann einem den Tag schon recht nachhaltig verderben.
Ab dem HoMi bin ich mir da aber nicht so sicher -- soweit ich weiß, ging der Trend da hin zu Schilden, die man mit Riemen trug statt an einer Schildfessel, teilweise sogar an Trageriemen über die rechte Schulter -- da ist dann einfach nicht mehr viel mit offensivem Einsatz.

Vergiß nicht: auch der Buckler zählt noch als Schild, und der hat sich meines Wissens eine ganze Weile gehalten. :)

Zitat
Und letzten Endes hilft uns das leider nicht viel bei der Frage weiter, wie man im RPG inzentivieren kann, SpäMi Plattenharnische nicht mit Schild zu kombinieren.

Stimmt schon. Letzten Endes sind halt Schild und Rüstung dummerweise zwei recht verschiedene Formen von Verteidigung -- der Schild will halbwegs aktiv und gezielt eingesetzt werden, fängt dafür Angriffe aber potentiell deutlich weiter weg vom Körper des Benutzers ab und hat auch andere Tricks drauf, während die Rüstung eigentlich "nur" eine spezielle Art von Kleidung ist und eine eher passive Schutzwirkung bietet, so daß der Träger sich mehr auf andere Dinge konzentrieren kann. Außerdem war der Schild wohl lange Zeit mit der beste Schutz speziell gegen Schuß- und Wurfwaffen; klar, der deckt in den meisten Formen auch längst nicht den ganzen Körper, aber solange das die Rüstung ebenfalls nicht tut (wie's wohl vor der "perfektionierten" Platte meist der Fall war), kann man die beiden wenigstens kombinieren.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 3.08.2024 | 20:22
Draht wird durch ziehen durch Lochplatten (Verjüngungsarbeit, Nürnberg legte sich erst schlafen, wenn auch die Drahtzieher Schluss gemacht hatten  ;D) hergestellt. Vom Stäbchen zum Drähtchen dann der ein oder andere Durchzug
*snip*

Deine Beschreibung hat mich womöglich in der Tat auf die Lösung gebracht. Du beschreibst ja einen rein muskelkraftgetriebenen Prozess. Ab einem bestimmten Zeitpunkt hat man aber, zumindest in den wichtigen Drahtmacherzentren, Wasserkraft genutzt. Das würde insofern genau zusammenpassen. (Vergleiche dazu den Wikipedia-Artikel "Drahtziehen")

Vergiß nicht: auch der Buckler zählt noch als Schild, und der hat sich meines Wissens eine ganze Weile gehalten. :)
Rüstung ebenfalls nicht tut (wie's wohl vor der "perfektionierten" Platte meist der Fall war), kann man die beiden wenigstens kombinieren.

Hm. Ich hätte jetzt spontan gesagt, dass der Buckler doch sicherlich nur ein ziviler Sportgegenstand fürs Fechten / Duelle war, aber anscheinend tauchen die Dinger auch nach Ende des MA noch auf Darstellungen von Schlachten auf (behauptet abermals Wikipedia).
Das einzige was ich noch kenne ist die Tartsche, aber diese auch wieder in erster Linie als Reiterschild in Kombi mit Lanze, und dann anscheinend gerne so positioniert, dass sie genau die Schwachstelle der linken Achsel schützt.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 3.08.2024 | 21:49
Ah, da bin ich bisher wohl einem völligen Irrtum aufgesessen, ich dachte Pendragon behandelt die Zeit König Artus', also mehr so 5./6. Jahrhundert, als sich rüstungstechnisch nicht wirklich was getan hat.  :think:

So total ist der Irrtum nicht - irre viel passiert da bei den Rüstungen nicht, das ist schon ziemliche Kleinkrümelei mit Rüstungs- und Helmformen (anders als bei Paladin, da gehts bis zur Vollplatte).
Und implementiert wird das auch in der Art, dass man jetzt die neue Rüstung braucht, um den gleichen Schutzwert zu haben wie immer. Wer seine alte Rüstung behält, steht dann auf einmal schechter da.

Fürs Spielgefühl und die Austarierung der Werte ist das goldrichtig, aber natürlich sonst nicht sonderlich schlüssig ;)

Ahja, verstehe. Ja, sowas lässt sich ja einigermaßen leicht implementieren. Kriegt der Mittel-gerüstete halt nicht 10 Fuß sondern 5 Fuß Abzug von seinen 30 Fuß Bewegungsweite.

Oder 3, wenn ich mit meinem Transfer von modernem taktischen Geraffel richtig liege.

Bewegungsweite finde ich aber für Rüstungen auch nicht so spannend als Behinderung, da wären mir andere Sachen schon wichtiger. Die sind dann aber auch schnell wieder knifflig zu regeln.

Dos döckt süch jötzt nücht müt moinem Könntnisstond.

Zu dieser Zeit entwickeln sich doch die "Spießer", oder generell schweres Fußvolk (aus dem sich später die Landsknechte entwickeln) mit Stangenwaffen.

Das war wenig später und ging einher mit dem Bedeutungsverlust von Schild (und wenig später auch Platte) durch die Feuerwaffen bzw. allgemeiner mit der sog. Infanterierevolution.
Wo eh nur Schanzen hilft, führt man natürlich auch keinen Schild mehr und schießt entweder selbst oder hat eine lange und wirksame Nahkampfwaffe gegen einen nur am Torso wirklich gut gerüsteten Gegner.

Als die Plattenrüstungen aufkamen, gabs ja aber parallel dazu noch den klassischen Fußsoldaten mit Kette/Schuppe o.Ä. und Schild - auf den bezog ich mich.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 4.08.2024 | 00:29
Also, an dieser Stelle mal, damit wir so ungefähr auf dem gleichen Stand sind und nicht aneinander vorbeireden, hier ein wirklich exzellentes Video zum Thema Rüstung durchs gesamte Mittelalter von A bis O. Ich hab es selber gerade erst heut abend zum ersten Mal gesehen, aber es passt hier wirklich wie die Faust aufs Auge:

https://www.youtube.com/watch?v=gHBugULWYHk

Das ist toll, weil er wirklich auf alles eingeht, von der Formentwicklung zwischen Frühmittelalter und Spätgotik, über die Richtigstellung verbreiteter Fehlinformationen wie die angebliche Verwendung von gepolsterter Unterkleidung, bis hin zu Analyse (und Demonstration) des Schutzwertes inkl Panzerungsstärke in Joule und dazu passend Energiegehalt verschiedener Waffen. (Jetzt müsste ich mir die Zahl nur noch merken, aber ich glaube es war sowas wie 100J um 1mm Stahl zu durchdringen).

Zugegeben, es ist manchmal etwas anstrengend, wenn er andauernd von "klassichen Michformen von gotichen und italienichen knechtichen Harnichen" redet, aber der Mann ist ein derartiger Nerd und hat offenbar die Fachliteratur so auswendig gelernt, dass ich ihm in der Sache voll vertraue.

Fürs Spielgefühl und die Austarierung der Werte ist das goldrichtig, aber natürlich sonst nicht sonderlich schlüssig ;)

Ah, verstehe. Ja das ist schon etwas weird. Ich glaube ich werde das nicht klauen.
(Was ich bei Pendragon ganz charmant finde, auch wenn ich es nur vom Hörensagen kenne, ist dass ein Erfolg umso besser ist je knapper er ist)

Zitat
Oder 3, wenn ich mit meinem Transfer von modernem taktischen Geraffel richtig liege.

Oder so. Ich habe in der Vergangenheit schon mit wechselnder Konsequenz versucht, den für D&D typischen 5'-Maßstab auf 1m umzustellen (also Kantenlänge eines Bodenplan-Kästchens), aber es gibt halt Ripple Effects.
Zu Behinderung von Tätigkeiten fällt mir auch nichts besseres ein als die handelsüblichen Abzüge auf den Fertigkeitswurf.

Zitat
Das war wenig später und ging einher mit dem Bedeutungsverlust von Schild (und wenig später auch Platte) durch die Feuerwaffen bzw. allgemeiner mit der sog. Infanterierevolution.

Laut dem o.g. Video ist der Schild "im 14. Jahrhundert ist fast komplett verschwunden". Ich nehme mal an er meint "im Verlauf des 14.Jh" und nicht Stichtag 1. Jänner 1301. Dann geht er auf die drei Ausnahmen in diesem "fast" ein, aber es sind halt eben nur: Ausnahmen. Und im 14.Jh gab es zwar schon die ersten Feuerwaffen, sie waren aber eben noch lange nicht flächendeckend verbreitet.

Zitat
Als die Plattenrüstungen aufkamen, gabs ja aber parallel dazu noch den klassischen Fußsoldaten mit Kette/Schuppe o.Ä. und Schild - auf den bezog ich mich.

Ja auch hier wieder, Plattenrüstungen wurden ja nicht per Stichtag eingeführt, insofern gab es sicherlich mal eine Phase wo das parallel existierte.
Komisch übrigens das mit den Schuppenpanzern -- künstlerisch werden die durchaus noch im SpäMi dargestellt, aber real existierende Exemplare muss man wohl echt mit der Lupe suchen, wenn es überhaupt welche gibt.
Artverwandt gibt es zwar die Brigantine, aber die wieder nicht im deutschsprachigem Raum - hier wechselte man beim Fußvolk anscheinend ziemlich nahtlos von Kette auf Platte. (natürlich da nicht Vollplatte sondern eben Halbharnisch).

Noch ein interessantes Tidbit: Kostenpunkt für einen Halbharnisch, wie er von einfachen Infanteristen im SpäMi verwendet wurde, im Rahmen von 4-6 Monatslöhnen eines Handwerkers. (Gerade in der Zeit, als Städte quasi eine Wehrpflicht hatten und die Bürger ihre Ausrüstung nach festen Vorgaben selber stellen mussten) Das ist doch auch schön, wenn man für die Ausrüstungslisten mal einen Kalibrierungspunkt hat. ^^

--

In other news, ich hab mir mal ein bekanntes antiquarisches Buch über Helme gegönnt. "Europäische Helme" vom Militärverlag der DDR, 1981, kennt der eine odre andere von euch sicher. Sind schon echt schicke Bilder drin. ^^
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 4.08.2024 | 08:08
Dos döckt süch jötzt nücht müt moinem Könntnisstond.

Zu dieser Zeit entwickeln sich doch die "Spießer", oder generell schweres Fußvolk (aus dem sich später die Landsknechte entwickeln) mit Stangenwaffen. Schilde kommen da afaik fast nur noch als Setzschilde vor, die halt nur noch von einem Bruchteil der Truppen bedient werden. Und ja, so städtische Bürgertruppen tragen da regional weiterhin Kettenpanzer, weil das in dieser Phase die Billigrüstung darstellt - aber halt eben mit Stangenwaffe kombiniert und somit ohne freie Hand für Schild.
Muttu deinen Kenntnisstand erweitern!  ~;D

Wir haben in der Bologneser Tradition z.B. die Rotella als großen Rundschild in Gebrauch - in Quellen aus dem 16. Jhdt. Inklusive Anwendung gegen Stangenwaffen und Berittene. Und in den späteren Rapierquellen gibt es den immer noch.  ;)
Rondartschiere sind in den Gewalthaufen mit drin, ebenso wie die Kerle mit den Zweihandschwertern - um Formationen aufzubrechen. Mit dem Schild kann man Piken nach oben drücken und damit an den Ecken Unordnung rein bringen, damit die eigenen Piken durchkommen.

@Schuppenpanzer: Die werden auf Darstellungen gerne für antike Szenen genommen, weil man die für griechisch oder römisch hielt. Römer werden z.B. in Märtyrerbildern gern damit abgebildet. Nicht alles, was man gemalt hat, war zu der Zeit auch in Gebrauch.  ;)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 4.08.2024 | 10:09
@Feuersänger

Keinen Coat of plates
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 18.02.2025 | 19:05
Mal wieder ein kleines Revival.

Ich denke darüber nach, aus simulationistischen Gründen feiner zwischen Ketten- und Plattenrüstungsteilen zu unterscheiden. Die Idee wäre, dass Ringpanzer einen genommenen Treffer lediglich abmildert, während Platte den Treffer komplett abblockt.
Also beim Ringpanzer zB entweder den Schaden reduziert, oder von tödlich in nichttödlich umwandelt? Wie könnte man das am besten machen? Und wie beispielsweise Lamellare in dieses Gefüge einordnen?

Kurz, ich möchte diesen Unterschied bei der Rüstungsphilosophie im Spiel abbilden:

- Ringpanzer + Schild -> der Treffer soll v.a. durch den Schild geblockt werden, man versucht zu vermeiden am Körper getroffen zu werden; wird man doch getroffen rettet einem der Ringpanzer wohl das Leben, aber bewahrt nicht vor jeglichen Verletzungen oder blauen Flecken.
- Platte -> getroffen zu werden ist mir relativ rille, solange es nicht eine ungepanzerte Lücke erwischt, darum trage ich auch keinen Schild mehr.
- und bei Übergangsrüstungen vielleicht etwas dazwischen (Teile des Körpers durch Platte geschützt, kombiniert mit einem eher kleinen Schild)

Nach wie vor bin ich unsicher, wie man diesen "Grenznutzen" von Schilden in Kombination mit Plattenrüstung mechanisch abbilden soll.

Vielleicht bräuchte man 2 Verteidigungswerte, etwa "Hard" und "Soft".
Vermeiden möchte ich aktive Paraden oder was sonst noch so an Extrawürfen die Runden in die Länge zieht. Grobe Idee also, dass der Angriffswurf gleichzeitig mit der Hard- und Soft-Defense verglichen wird und dann die Schadenswirkung entsprechend bestimmt wird.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: caranfang am 18.02.2025 | 19:23
Schilde sind da am einfachsten. Mit ihnen blockt man Angriffe. Bei den Rüstungen wird es schon etwas schwieriger, denn es hängt sehr viel von Material und Konstruktion ab.
So ist man in einem Plattenharnisch wirklich unverwundbar. Außer der Gegner schafft es eine der Schwachstellen anzugreifen. Der Nachteil ist, dass man ziemlich unbeweglich ist, die Rüstung nicht die gtanze Zeit tragen kann und Hilfe bein Anlegen benötigt. Eine Brigantine (aber auch ein Schuppenpanzer) schützen vielleicht nicht sonderlich gut gegen Angriffe mit Wuchtwaffen, sind aber in allen anderen Belangen konfortabler. Kettenpanzer schützen gut gegen Schnitte, sind aber gegen Stichwaffen und auch Wuchtwaffen ziemlich nutzlos. Dies ist jetzt nur ein egrobe Übersicht. Es gibt da auf Youtube einige gute Videos, in denen die Funktionsweise und Schutzwirkung von Rüstungen erklärt wird.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 18.02.2025 | 20:55
Nach wie vor bin ich unsicher, wie man diesen "Grenznutzen" von Schilden in Kombination mit Plattenrüstung mechanisch abbilden soll.

Vielleicht bräuchte man 2 Verteidigungswerte, etwa "Hard" und "Soft".

Das klingt doch so ähnlich wie das, was ich hier (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,126228.msg135172663.html#msg135172663) gegen Ende des Beitrages von den Crawford-Spielen erzählt habe, nur bei den Rüstungen statt bei den Waffen aufgehängt. Oder primär bei den Rüstungen verortet und durch bestimmte Waffen modifiziert.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 19.02.2025 | 01:42
Kleine Anmerkung: das mit dem "Ringpanzer sind nutzlos gegen Stiche" halte ich für eine Mär. Man braucht schon wirklich sehr viel Energie, um ein ordentliches (vernietetes) Kettengeflecht zu durchstoßen _und_ dann noch so tief einzudringen, dass es wirklich gefährlich für den Träger wird.
Das Problem mit vielen einschlägigen Videos ist halt - hatten wir iirc auch schonmal in diesem Thread angesprochen - dass die Produzenten für ihre Feldtests halt irgendeine lumpige Billigstrüstung hernehmen, und da ist es dann kein Wunder wenn die Waffen durchkommen.

Wenn schon, dann ist der Sinn von Stichwaffen, dass man damit die ungeschützten Stellen leichter finden und treffen kann.

Das Problem ist halt, einen Modus zu finden der einerseits das Simulationisten-Gen befriedigt ohne andererseits so kompliziert zu sein wie die AD&D-Rüstungsmatrix (die auch gar nicht so viel Mehrwert bietet da ja nur AC-Modifikation ohne weiteren Effekt).

Das klingt doch so ähnlich wie das, was ich hier (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,126228.msg135172663.html#msg135172663) gegen Ende des Beitrages von den Crawford-Spielen erzählt habe, nur bei den Rüstungen statt bei den Waffen aufgehängt. Oder primär bei den Rüstungen verortet und durch bestimmte Waffen modifiziert.

Ja, das geht tatsächlich so ungefähr in die Richtung. Meinethalben kann man auch die Schadenstypen mit berücksichtigen. Bspw nach dem von dir zitierten Muster könnten dann Piercing-Waffen einen geringen Shock-Wert haben (selbst wenn die Spitze durchstößt macht sie halt mangels tiefer Penetration 1 Punkt Schaden) und Wucht deutlich höher (Keule auf Knochen kann dir selbst durch Ringpanzer den Tag versauen).

(Nun bin ich ja defaultmäßig auf einen D&D-artigen Ansatz gepolt, wo es zB keine Verkrüppelungen gibt sondern nur abstrakte Hitpoints, von daher müsste man hier wohl unterscheiden zwischen einem solchen System und einem, das mehr Grim&Gritty ist.)

Auf der anderen Seite kann man freilich noch einiges mit Waffenproperties machen; da hatten wir ja auch hier schon das eine oder andere angeschnitten. ZB einen "Impact"-Effekt, der den Getroffenen zurück- oder gar umstoßen kann, wenn man nur satt genug trifft, selbst wenn der Angriff an der Plattenrüstung abprallt und keinen direkten Schaden macht.

Mal grob rumgesponnen, mit D20 als Basismechanik:

Gestaffelte Defense
"Touch" - typisch bei Zauberei: der Angreifer muss quasi nur mit der "Aura" Kontakt herstellen, weshalb weder Rüstung noch Schild dagegen hilft, nur reine Beweglichkeit (Dex, Dodge) [und evtl Magie: Deflection]
"Shield" - Touch-Defense erweitert um den Schild, also ob der Gegner es schafft direkten Kontakt zum Körper herzustellen
"Hard" - Shield-Defense erweitert um die Zonen(*), die von harter Panzerung geschützt werden.
"Soft" - Derjenige Prozentualbereich der Fläche, der von flexibler Rüstung wie "Kette" geschützt wird
"Flesh - ungepanzerte Körperteile, Schwachstellen

*) Um jetzt da eine umständliche Trefferzonen-Resolution zu vermeiden, interessiert uns nur die prozentuale Bedeckung. Also etwa, Torso 40%, Arme 20% und so weiter; es geht nicht um die exakte Fläche sondern wie schwer es ist, diesen Bereich zu treffen, wenn der Gegner das verhindern will. Für die klassischen Schwachstellen wie Gesicht, Achseln, Schritt reservieren wir ein paar %. Diese Anteile rechnen wir in Punktwerte um.

Den Shield-Wert müsste man nicht zwingend separat nachhalten, könnte man auch einfach in Hard reinrollen. Ist soweit eigentlich reiner Fluff, dass man im Spiel genau identifizieren kann ob der Angriff jetzt durch den Schild abgewehrt oder am Helm abgerutscht ist. Ich lass ihn jetzt mal der Anschaulichkeit halber stehen, aber wird dann wahrscheinlich in der nächsten Iteration wieder wegrationalisiert.

Mal ein paar grobe Werte aus dem Kettenärmel geschüttelt, bitte nicht auf die Goldwaage legen:

Normannischer Ritter (lange Kette, Nasalhelm, Tropfenschild): Shield 16, Hard 18, Soft 30
Übergangsritter (Kette mit Lentner, Beckenhaube, Dreickschild): Shield 15, Hard 24, Soft 30
"Gotischer" Ritter (Vollplatte, Helm, kein Schild): Shield = N/A, Hard 30, Soft 32

In der Rüstungsliste kann dann ein Rüstungstyp ohne Weiteres sowohl einen Hard- als auch Soft-Bonus liefern. ZB ein über Kette getragener Plattenrock vielleicht sowas wie "Hard +5, Soft +3". Die Werte im Einzelnen gilt es dann noch zu diskutieren; in erster Näherung habe ich einfach mal "abgedeckte Körperfläche in %, geteilt durch 5" genommen.

An der Nomenklatur sollte man vielleicht noch etwas feilen, damit im Spiel-Sprachgebrauch klarer wird was man nun getroffen hat. "Ich habe seine Hard AC getroffen und mache darum Soft-Schaden" ist etwas unintuitiv. Vielleicht den jeweiligen Punkt als "Schwelle"/Threshold bezeichnen.

>>> Exkurs:

Wäre das System nun so austariert, dass sowieso eine 30 der bestmögliche Angriffswurf ist (abseits von Auto-Hit bei einer 20 vielleicht), hätte sich damit also das Thema Grenznutzen eines Schildes bereits wohlfeil gelöst: wenn man mit der Plattenrüstung schon auf 30 kommt, bringt es nichts mit einem Schild nochmal +3 draufzupacken.
Das ist aber eben in einem System mit so starker Progression wie 3.X nicht der Fall, da hier Angriffsboni über die Stufen und mit Ausrüstung selbst ohne jeglichen Cheese und Sonderfähigkeiten schon locker +35 und mehr erreichen, also ACs bis 55 getroffen werden können, während rein die AC ohne besondere Kniffe bis 45 ansteigen kann. (Und eh es jemand sagt; 5E ist mir eindeutig zu weaksauce und ich verabscheue die BA).

Das wäre vllt die Gelegenheit, das eigentliche Würfelsystem von D20 auf sowas wie 3d6 umzustellen; oder eher: "d12+d8" sagt die Theorycraft, weil das den Wertebereich eines d20 fast vollständig erhält und dabei eine recht glockenähnliche Stufenpyramide erzeugt. Aber ich will jetzt nicht zu viele Baustellen gleichzeitig bebaggern.

Also langer Rede kurzer Sinn, selbst wenn wir eine kleinere Progression wählen, werden wir so oder so noch eine Regel brauchen, aus der sich quasi automatisch ergeben soll, dass "Vollplatte + Schild" nicht sinnvoll ist.

<<<

Zurück zu den Defense-Schichten:

- bei (gleich kompetenten) Kontrahenten mit relativ viel Kette am Leib wäre es quasi normal, dass der Kampf in erster Linie über "Schockschaden" entschieden wird, um mal bei Crawfords Normenklatur zu bleiben. Bei zB einem Duell zwischen Normannen und Übergangsritter hätte letzterer durch die Harte Rüstung einen ziemlichen Vorteil, da er einfach mehr Treffer komplett tanken kann und weit weniger Schockschaden nimmt.
- bei Vollplatte mag es erforderlich oder sinnvoll sein, den Gegner erst etwas zu verausgaben (da bräuchten wir eine Ausdauerregel), bis man so einen Vorteil herausspielen kann dass man in den Ringkampf übergeht und den Dolch zückt, statt ewig hin und her zu würfeln bis einer einen Crit bekommt.

--> In Summe spricht wohl schon einiges dafür, so ein Kampfsystem nicht ins 3E-Gerüst zu zwängen, sondern lieber ein neues Regelsystem aufzubauen, das von Grund auf darauf ausgelegt ist solche Späße zu unterstützen. Hmm. Ich schwanke zwischen "Her damit" und "Ogott bloß nicht". xD
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Zed am 19.02.2025 | 06:26
Ich versuche, Deine Vorstellungen doch einmal im D20-Korsett  -Konzept umzusetzen. Dabei könnte man vielleicht mit den Mechanismen AC, Damage Reduction, Critical Hit & Damage und Speed (= Beweglichkeit und Ausdauer) auskommen.

Rüstungstypen

• Soft Defense: AC ++ / DR + / Speed - (-)
• Hard Defense: AC (nix oder sogar Malus) / DR +++ / Speed - - -
• No Armor at all: AC +++ (<- depending on Dex) / DR (nix) / Speed (no penalty)

Waffentypen

• Piercing: Attack ++/ Damage - / Critical hit - - / CD +++
• Bludgeon: Attack (normal) / Damage (normal) / Critical hit (normal) / CD + (plus: target gets (temporary) speed penalty)
• Slashing: Attack - / Damage (normal) / Critical hit +++ / CD (normal)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: caranfang am 19.02.2025 | 08:40
...
Das Problem mit vielen einschlägigen Videos ist halt - hatten wir iirc auch schonmal in diesem Thread angesprochen - dass die Produzenten für ihre Feldtests halt irgendeine lumpige Billigstrüstung hernehmen, und da ist es dann kein Wunder wenn die Waffen durchkommen. ...
Dann hast Du Dir die falschen Videos angeschaut. ScholaGladiatoria hat die Tage ein Video veröffentlicht, in dem der Frage nachgegangen wurde, weshalb Ritter manchmal eher eine Brigantine trugen anstelle eines Plattenpanzers: https://www.youtube.com/watch?v=HzSR4JAigYE
Er hat eine ganze Playlist mit Videos über Rüstungen, unter denen sich keine der schlecht gemachten Feldtest befinden: https://youtube.com/playlist?list=PLMUtS78ZxryMBoBHzfvAtNC7dEN_3SEH6&si=1IccZTmoOynDXJWp
Da lernts Du so wirklich einiges über Rüstungen. So sind hochwertige Plattenharnische wirklich undurchdringlich. Deren Träger mussten zu Boden gerungen werden und dann mit dem Runddolch abgestochen werden. Billige Plattenpanzer mochten vielleicht Nahkampfwaffen aufhalten aber waren nutzlos gegen Pfeile und Bolzen. Ein Kettenpanzer ist sehr effektiv gegen Schnitte, ist aber nutzlos bei stumpfen Hieben und Schusswaffen, besonders wenn diese keine blattförmigen Spitzen haben. Brigantinen und Schuppenpanzer sind eine gute Alternative zu den beiden Rüstungsarten, denn sie sind gut gegen Schnitte und Stiche, aber schlecht gegen stumpfe Hiebe. Auch sind sie deutlich komportabler zu tragen als ein Plattenhaernisch. Wobei die Brigantine gegen über dem Schuppenpanzer einen Vorteil hat: Die "Schuppen" befinden sich innen und nicht außen.
Ich versuche, Deine Vorstellungen doch einmal im D20-Korsett  -Konzept umzusetzen. Dabei könnte man vielleicht mit den Mechanismen AC, Damage Reduction, Critical Hit & Damage und Speed (= Beweglichkeit und Ausdauer) auskommen.

Rüstungstypen

• Soft Defense: AC ++ / DR + / Speed - (-)
• Hard Defense: AC (nix oder sogar Malus) / DR +++ / Speed - - -
• No Armor at all: AC +++ (<- depending on Dex) / DR (nix) / Speed (no penalty)

Waffentypen

• Piercing: Attack ++/ Damage - / Critical hit - - / CD +++
• Bludgeon: Attack (normal) / Damage (normal) / Critical hit (normal) / CD + (plus: target gets (temporary) speed penalty)
• Slashing: Attack - / Damage (normal) / Critical hit +++ / CD (normal)
Das ist nicht sonderlich realistisch. Du benötigst eigentlich eine Matrix, denn Waffentyp und Rüstungstyp beeinflussen sich gegensetig.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 19.02.2025 | 09:14
Da lernts Du so wirklich einiges über Rüstungen. So sind hochwertige Plattenharnische wirklich undurchdringlich. Deren Träger mussten zu Boden gerungen werden und dann mit dem Runddolch abgestochen werden.
Stimmt so auch wieder nicht. Die Wahrheit ist, dass Schwachstellen angegriffen werden - mittels Stichen. Sei das durch Halbschwert-Techniken, Stangenwaffen (Mordaxt) oder dem Dolch. Und natürlich Gelenke, die kann man auch nicht schützen (was im Ringen endet).
Harnischkampf ist ein ganz eigener Bereich, der ganz eigenen Regeln unterliegt.

The Fateful Force hat ein neues Video zum Beschuss von Lamellar vs. Brigantine gemacht: https://www.youtube.com/watch?v=37Z2o_YpUmk&ab_channel=TheFatefulForce (https://www.youtube.com/watch?v=37Z2o_YpUmk&ab_channel=TheFatefulForce)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Ainor am 19.02.2025 | 09:54
Mal grob rumgesponnen, mit D20 als Basismechanik:

Gestaffelte Defense
"Touch" - typisch bei Zauberei: der Angreifer muss quasi nur mit der "Aura" Kontakt herstellen, weshalb weder Rüstung noch Schild dagegen hilft, nur reine Beweglichkeit (Dex, Dodge) [und evtl Magie: Deflection]
"Shield" - Touch-Defense erweitert um den Schild, also ob der Gegner es schafft direkten Kontakt zum Körper herzustellen
"Hard" - Shield-Defense erweitert um die Zonen(*), die von harter Panzerung geschützt werden.
"Soft" - Derjenige Prozentualbereich der Fläche, der von flexibler Rüstung wie "Kette" geschützt wird
"Flesh - ungepanzerte Körperteile, Schwachstellen

Das klingt im Grunde genommen wie eine erweiterte Version von Earthdawn mit seinen Armor-Defeating Hits. Nur das dann vermutlich die DR in der Waffe statt in der Rüstung liegt. Kann man mit D20 machen. PF2 hat ja z.B. auch die Crits bei AC + 10. Nur kann man dann wahrscheinlich keine grossen allgemeinen Schadensboni verwenden sonst werden die Waffen wieder irrelevant. Es braucht also quasi eine Bounded Damage Range.

Das ist nicht sonderlich realistisch. Du benötigst eigentlich eine Matrix, denn Waffentyp und Rüstungstyp beeinflussen sich gegensetig.

Man braucht nichts wenn das Ziel ist einen Punkt zwischen "realistisch" und D&D finden.
Allgemein beweifele ich das ein "realistisches" System eine Begegnung mit Riesen überlebt.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 19.02.2025 | 09:59
Allgemein beweifele ich das ein "realistisches" System eine Begegnung mit Riesen überlebt.
Da hast du schon das Problem, "Riese" in die entsprechenden Parameter zu packen.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: caranfang am 19.02.2025 | 10:09
Obwohl es ziemlich abstrakt ist, ist das Kampfsystem von Rolemaster ziemlich realistisch, denn hier wird alles berücksichtigt. Je schwerer die Rüstung desto eher nimmt man zwar Schaden, aber der Schaden ist geringer. Es hängt auch immer von der Waffe ab, wie hoch der Schaden nun genau ausfällt und welche Art von kritischen Treffern möglich ist. Aber dies führt dazu, dass es für jede Waffe eine eigene Scxhadenstabelle gibt.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 19.02.2025 | 10:19
Da hast du schon das Problem, "Riese" in die entsprechenden Parameter zu packen.

Yep. Da sagt dir nämlich "Realismus" als erstes, daß ein Riese nicht einfach bloß ein größer gezoomter Mensch sein kann, sondern schon rein als biologische Lebensform recht schnell recht anders aufgebaut sein müßte, um bei gleichem Formfaktor in "nur" drei- oder viermal so hoch überhaupt noch zu funktionieren...so, und jetzt viel Spaß damit, ihn auch noch in ein primär für Begegnungen zwischen Menschen (und darum geht's uns hier ja eigentlich, oder hat hier schon mal jemand gefragt, wie effektiv verschiedene Nahkampfwaffen und Rüstungen beispielsweise gegen einen wütenden Elefanten oder ein Krokodil sind?) gebasteltes Kampfsystem zu quetschen. :)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 19.02.2025 | 12:23
• Soft Defense: AC ++ / DR + / Speed - (-)
• Hard Defense: AC (nix oder sogar Malus) / DR +++ / Speed - - -

Hmmm könnte man so machen, ist aber dann mE schwierig auszubalancieren mit der DR. Darum neige ich eher dazu, es genau andersrum zu machen - Soft gibt wenig AC im D&D-Sinne, aber einiges an DR, und Hard gibt viel AC weil es schwieriger wird, überhaupt Wirktreffer anzubringen.

Es ist aber richtig, dass man sich bezüglich Geschwindigkeit und Behinderung noch Gedanken machen muss.

Zitat
• Piercing: Attack ++/ Damage - / Critical hit - - / CD +++
• Bludgeon: Attack (normal) / Damage (normal) / Critical hit (normal) / CD + (plus: target gets (temporary) speed penalty)
• Slashing: Attack - / Damage (normal) / Critical hit +++ / CD (normal)

Ich steh auf dem Schlauch, was ist CD?
Genau genommenTM müsste man Waffen auch in noch einer weiteren Dimenstion unterscheiden, nämlich ob der Angriff als Stoß oder Schwung vorgetragen wird. Bei Bludgeon und Slash ist das selbsterklärend, aber Piercing kann halt eben zB beim Rapier oder Dolch als Stoß oder bei der Mordaxt als Schwung passieren. Das dürfte Auswirkungen haben, da ein Stoß sich präziser placieren lässt, aber ein Schwung mehr Energie aufbauen kann.

Dann hast Du Dir die falschen Videos angeschaut. ScholaGladiatoria hat die Tage ein Video veröffentlicht, in dem der Frage nachgegangen wurde, weshalb Ritter manchmal eher eine Brigantine trugen anstelle eines Plattenpanzers: https://www.youtube.com/watch?v=HzSR4JAigYE

Das habe ich zufälligerweise durchaus gesehen, aber den Teil wo er verschiedene Rüstungstypen mit verschiedenen Waffen bearbeitet muss ich wohl beim Blinzeln verpasst haben. Im Prinzip sagt er 18 Minuten lang "it depends", um nur ja keinen Nerdrage zu provozieren.

The Fateful Force hat ein neues Video zum Beschuss von Lamellar vs. Brigantine gemacht: https://www.youtube.com/watch?v=37Z2o_YpUmk&ab_channel=TheFatefulForce (https://www.youtube.com/watch?v=37Z2o_YpUmk&ab_channel=TheFatefulForce)

Das wirkt ganz interessant; kurz reingespickt, Rest schau ich mir nachher an. Hat er auch so einen Test mit einem Kettenhemd?

Das klingt im Grunde genommen wie eine erweiterte Version von Earthdawn mit seinen Armor-Defeating Hits.

Muss zugeben ich habe da nur eine sehr sehr verschwommene Erinnerung, und meine wenige ED-Spielerfahrung ist nie über den 1. Kreis hinausgekommen.

Zitat
Allgemein beweifele ich das ein "realistisches" System eine Begegnung mit Riesen überlebt.

Eher umgekehrt; Riesen überleben keine Begegnung mit einem realistischen System. :p
(Denke für meine Welt werde ich "Riesen" aus diesem Grund eher kompakt definieren, also vielleicht maximal 4m groß, nicht 5 oder 7 Meter. Es ist ja doch zu bedenken dass die Masse in der dritten Potenz skaliert.)

Aber grundsätzlich ein wichtiger Punkt! Ich will eben keinen reinen Ritter-Duellsimulator haben, sondern das System soll natürlich auch gegen Monster bzw Kreaturen aller Art funktionieren.
Idee: bei großen, massiven Kreaturen gelten vielleicht die oberen Gewebeschichten als Soft Armour. Also, es ist easy einem Walross einen Dolch in den Blubber zu jagen, aber ob man damit relevanten Schaden anrichtet steht auf einem anderen Blatt.

Davon abgesehen tendiere ich bei Humanoiden durchaus mal dazu - wenn wir hier schon eine derartige Feinauflösung anpeilen - dass Waffen halt gefährlich sind und man einen Dolch nicht mal eben wegschnupft weil er ja nur d4 Schaden macht. Aber das muss gerade noch warten.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Ainor am 19.02.2025 | 12:29
Da hast du schon das Problem, "Riese" in die entsprechenden Parameter zu packen.

Naja, solange man in einer normalen Fantasywelt ist hat man ja in etwas eine Vorstellung was ein Riese so können sollte.
Der Punkt ist dass allgemeine Wahrheiten wie "Durch die Platte kommt nichts durch" dann logischerweise nicht mehr gelten.

Obwohl es ziemlich abstrakt ist, ist das Kampfsystem von Rolemaster ziemlich realistisch, denn hier wird alles berücksichtigt. Je schwerer die Rüstung desto eher nimmt man zwar Schaden, aber der Schaden ist geringer. Es hängt auch immer von der Waffe ab, wie hoch der Schaden nun genau ausfällt und welche Art von kritischen Treffern möglich ist. Aber dies führt dazu, dass es für jede Waffe eine eigene Scxhadenstabelle gibt.

Im Prinzip ja. Man kann sich jetzt drüber streiten wie realistisch die Einträge sind, aber mit so einem Haufen Tabellen kann man natürlich logischerweise viel mehr Details berücksichtigen. Aber das ganze ist soweit ich mich erinnere auch stark auf Humanoide gemünzt

Muss zugeben ich habe da nur eine sehr sehr verschwommene Erinnerung, und meine wenige ED-Spielerfahrung ist nie über den 1. Kreis hinausgekommen.

Rüstung war ein fester Schadesabzug und Angriffswürfe die weit genug über dem Mindestwurf lagen haben Rüstung ignoriert.

Aber grundsätzlich ein wichtiger Punkt! Ich will eben keinen reinen Ritter-Duellsimulator haben, sondern das System soll natürlich auch gegen Monster bzw Kreaturen aller Art funktionieren.

Das ist meistens das Problem. Regeln die vom Ritterduell her gedacht sind funktionieren halt eher so mittelmässig wenn Monster aller Art mitspielen.

Eher umgekehrt; Riesen überleben keine Begegnung mit einem realistischen System. :p
(Denke für meine Welt werde ich "Riesen" aus diesem Grund eher kompakt definieren, also vielleicht maximal 4m groß, nicht 5 oder 7 Meter. Es ist ja doch zu bedenken dass die Masse in der dritten Potenz skaliert.)

Naja, wenn Drachen sich nicht an biologische Plausibilität halten müssen dann müssen das Riesen auch nicht, sonst wären sie in all den Vorzeitkriegen echt im Nachteil.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: caranfang am 19.02.2025 | 12:31

Aber grundsätzlich ein wichtiger Punkt! Ich will eben keinen reinen Ritter-Duellsimulator haben, sondern das System soll natürlich auch gegen Monster bzw Kreaturen aller Art funktionieren.

Dann kann ich Dir wirklich nur Rolemaster empfehlen. In den früheren Editionen waren auch immer Regeln enthalten, wie man diese Regeln mit anderen Rollenspielen verweenden kann.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 19.02.2025 | 12:35
Das wirkt ganz interessant; kurz reingespickt, Rest schau ich mir nachher an. Hat er auch so einen Test mit einem Kettenhemd?
Sicher, klick dich durch den Kanal. Der testet u.a. unterschiedliche Warbows mit einer Reihe verschiedener Pfeile und -spitzen, an verschiedensten Zielen. Ich hab nur ein kleines Problem mit der geringen Distanz, was die Aussagekraft betrifft, aber das geht dann eher in die Richtung "weniger Wirkung geht immer".

Der zweite Kanal, den ich ganz nett finde, ist Dash Rendar. Der nimmt sich selbst nicht so ernst, aber seine Warbow-Videos sind gut (und er schießt etwas größere Distanzen).

Der Punkt ist dass allgemeine Wahrheiten wie "Durch die Platte kommt nichts durch" dann logischerweise nicht mehr gelten.
Lustigerweise stimmt das ja auch so schon nicht. Nur weil es nicht durchschlägt, kann es dennoch töten. Man denke an die Schweizer mit ihren Luzerner Hämmern gegen die habsburgischen Ritter. Wenn der Außenumfang kleiner als das Innenvolumen wird, hilft auch kein Harnisch mehr...
D.h. der Riese mit Keule ist von der Schadenswirkung vergleichbar mit einem Katapultgeschoss. Der muss nicht durch den Harnisch kommen.
Mit einem Speer wäre er hingegen sowas wie eine Balliste - und die durchschlägt auch den Harnisch.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 19.02.2025 | 17:25
Weil weiter oben das Thema Behinderung aufkam, da denke ich etwa in diese Richtung:

Jedes Rüstungsteil hat einen "Bulk" Wert, der von Gewicht und Sperrigkeit abgeleitet ist. Von der Summe aller Bulk-Werte wird eine Behinderung abgeleitet, die sich auf die Beweglichkeit, also auch auf die Fähigkeit auszuweichen auswirkt, sowie auch auf die Ausdauer, falls wir da eine brauchbare Regelung finden.
Umgekehrt besitzt der Charakter durch seine Klasse und etwaige Sonderfähigkeiten ein Maß an Rüstungsgewöhnung, das es ihm erlaubt eine Anzahl von Behinderungspunkten zu ignorieren.

Daraus ergibt sich ein gewisser Pool, wieviel Rüstung man tragen kann ohne Einbußen durch BE hinnehmen zu müssen, und wahrscheinlich kristallisiert sich dann eine gewisse Grenzlinie heraus wieviel effektive BE man üblicherweise hinzunehmen bereit ist. Die Werte sind so auszutarieren, dass es einerseits kein Nullsummenspiel ist ("für jeden Punkt Rüstungs-AC verliere ich einen Punkt Ausweich-AC"), aber andererseits auch nicht nach dem Motto "je mehr desto besser" nur noch ächzende Eisenberge durch die Gegend wälzen.

Mal wieder testweise ins Blaue geschossen:
standardmäßig ergeben grob je 10 Pfund Rüstung 1 Bulk-Punkt. Ein Berufskrieger kann dank Rüstungsgewöhnung die ersten -3 BE ignorieren, und mit hochwertiger Maßrüstung spart man noch 1 Bulk. --> das hieße also, dass unser Krieger 40 Pfund angepasste Rüstung abzugsfrei tragen kann, und bis zu 60 Pfund (27kg) mit -2 BE, was vielleicht gerade noch ein akzeptabler Trade ist.
Allerdings nur als Faustregel, in der Praxis würde ich es nicht so linear am Gewicht aufhängen; die Traglast könnte auch noch mit reinspielen. 

Schilde: vielleicht relativ hoher Bulk-Wert? Schließlich trägt man sie nicht direkt am Körper, sondern muss sie entweder in der Hand mit sich rumschleppen, oder an einem Riemen umhängen wo sie dann rumklötern.

Geschwindigkeit / Bewegungsweite: die Standardbewegungsweite ist 30 Fuß. Jeder Bulk-Punkt über 1 verringert die Geschwindigkeit um 5 Fuß. Dies kann auch durch Rüstungsgewöhnung nicht abgemildert werden. (Auch hier wieder: testweise)

Sollte man eine Max Dex Regelung wie in D&D 3E mit reinnehmen, sodass es für Heavies eine sinnvolle Dex Obergrenze gibt? Oder lieber wie in AD&D ungedeckelt lassen sodass man auch in Vollplatte vollen Nutzen aus zB 18 Dex ziehen kann?
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: caranfang am 19.02.2025 | 17:28
Ganz so einfach ist es leider nicht. Eine Brigantine und ein Plattenpanzer wiegen ungefähr das gleiche, aber die Brigantine behindert deutlich weniger.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Zed am 19.02.2025 | 18:14
Ich steh auf dem Schlauch, was ist CD?
Damit habe ich "Critical Damage" abgekürzt.

Erschöpfung ließe sich über die Verringerung der Geschwindigkeit und/oder des Angriffsbonus und/oder der AC abbilden. Dann müsste man keinen neuen Parameter einführen.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Paßwächter am 19.02.2025 | 18:49
Ganz so einfach ist es leider nicht. Eine Brigantine und ein Plattenpanzer wiegen ungefähr das gleiche, aber die Brigantine behindert deutlich weniger.
Kann man das evtl. mit in die "Sperrigkeit" hineinnehmen?
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 20.02.2025 | 10:31
Habe jetzt übrigens den Denkfehler gefunden, der weiter oben selbst nach D&D-Metrik mit Standardrüstung zu so krassen AC-Werten um 30 geführt hat.
Ich hatte ja gesagt, Basis-AC = 10, was auf der Grundannahme beruht: zwei gleich kompetente, ungerüstete Kontrahenten mit normalen Waffen haben jeweils ungefähr eine 50-50 Chance, den Gegner zu treffen oder dem Angriff auszuweichen. Diese Annahme ist ja auch durchaus im Rahmen (auch wenn sich in der Praxis durch diverse Boni das Verhältnis in Richtung 2:1 verschieben mag). Zwar beobachten wir in der Realität (zB HEMA-Schwertkampf) eine deutlich geringere Trefferchance, aber das dürfte daran liegen dass die Leute halt eher defensiv kämpfen.

Logisch ist auch: _wenn_ ich den Gegner treffe, erwische ich entweder einen gerüsteten oder einen ungerüsteten Part. It's one or the other.
Mein Fehler war nun, diese Werte einfach aufzuaddieren. Dabei müsste man sie eher multiplizieren: 1 Check ob man "connectet" und 1 Check ob man eine verwundbare Stelle trifft. Man kann diese Wahrscheinlichkeiten also bereits im Vorfeld ausmultiplizieren und das Ergebnis in Rüstungsbonus umrechnen.

Und siehe da - der D&D-Zahlenraum stimmt so halbwegs - also dass Rüstungsboni sich grob im Bereich von +1 bis +10 aufhalten. Magische Rüstung jetzt mal außen vor gelassen. Man kann grob sagen: je 10% abgedeckte Körperfläche entspricht im "kombinierten Wurf" (also das was man bei D&D macht) +1 Armour Bonus.

Da drängt sich mir aber die Frage auf: was macht dann magische Rüstung? Mehr als 100% kann man ja nicht abdecken.
Und umgekehrt verhält es sich freilich so, dass durch BAB, Stärkebonus etc wie gesagt der Angriffswert so enorm steigt, dass zB ein 6.-Stufer mit üblichen Werten die Chance schon grob 65% beträgt, einem Vollplattenträger gleich mit dem 1. Angriff Schaden zu machen. Das ist für D&D freilich okay weil es ja Hitpoints gibt.

Ein Kern-Quirk von D&D ist freilich, dass sich zwar der Angriffswert gekoppelt an die Stufe verbessert, der Verteidigungswert aber nicht, und AC nur durch Ausrüstung und Magie aufgewertet kann (abseits von marginalen Boni wie +1 Dodge oder dergleichen). Diesen Zopf hat zB Legend D20 abgeschnitten und dann auch PF2. Hier steigt der Verteidungswert um +1/Stufe und gut, dafür gibt es wesentlich weniger magische Verbesserungen. Diesem Trend würde ich mich anschließen. Allerdings will ich die Falle von PF2 vermeiden, dass die Werte so extrem an der Stufe festgeschraubt sind.

Ich bastele an einer Idee rum, dass Ausrüstung "Qualitätsstufen" hat, die andere Auswirkungen als schlichte Plusse hat. Nur erweisen sich diese Gedankenspiele oft im Endeffekt nur als umständliche Methode, Plusse darzustellen. Beispiel: ein mächtiges magisches Schwert könnte statt "+5" die Eigenschaft haben, Hard als Soft und Soft als Nichts zu behandeln. Da stünde man dann freilich ungerüstet besser da als in vollem Ringpanzer, weil man da genauso wenig Schutz hat, aber immerhin beweglicher ist. Aber sobald man anfängt mit Einschränkungen à la "behandelt bis zu 5 Punkte Hard als Soft" usw, verkompliziert man nur die Rechnerei und hat am Ende praktisch den gleichen mathematischen Effekt wie wenn man gleich "+5 Angriff" gegeben hätte. Es ist halt eine Frage des Verhältnisses von Aufwand zu Effekt.

Also da weiss ich grad noch nicht so richtig.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: caranfang am 20.02.2025 | 10:52
Weil hier jemand behauptet hat, dass Kettenpanzer auch gegen Pfeile und Bolzen schützen: Schola Gladiatoria hat gestern ein Video über die Entwicklung der Brigantine (https://www.youtube.com/watch?v=4mBBwDB-C6g) veröffentlicht. Da wird erklärt, dass der Plattenrock erfunden wurde, weil ein Kettenpanzer gegen bestimmte Geschosse (auch wenn Matt Easton sie nicht näher genannt hat, kann er nur Bodkin-Spitzen und Armbrustbolzen gemeint haben) und Lanzen nutzlos sind. Aus dem Plattenrock entwickelte sich dann später der Plattenharnisch und die Brigantine. Interessanterweise war es auch üblich zwei Rüstungen übereinander zu tragen. Beispiele dafür werden im Video genannt.
Was man auch bedenken sollte, wenn man versucht, realistische Regeln zu entwicklen, ist die Qualität der Rüstung. So wie es hochwertige (und damit auch teure) Plattenrüstungen gab, durch die selbst ein Armbrustbolzen nicht durch kam, gab es auch viele eher minderwertige Plattenrüstungen, die ein Armbrustbolzen locker durchschlug.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 20.02.2025 | 11:03
Ganz so einfach ist es leider nicht. Eine Brigantine und ein Plattenpanzer wiegen ungefähr das gleiche, aber die Brigantine behindert deutlich weniger.
Das ist nicht richtig. Ein gut gefertigter Vollharnisch behindert genauso stark oder wenig wie eine Brigantine mit Bein- und Armzeug. Bei der Brigantine hat man halt oft Dinge weggelassen - andererseits hat der Fußharnisch meistens auch keine Beinteile, nur Beintaschen.

Dazu immer wieder gerne der Vergleichskampf von Daniel Jaquet: https://www.youtube.com/watch?v=pAzI1UvlQqw&ab_channel=DanielJaquet (https://www.youtube.com/watch?v=pAzI1UvlQqw&ab_channel=DanielJaquet)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 20.02.2025 | 11:11
Da drängt sich mir aber die Frage auf: was macht dann magische Rüstung? Mehr als 100% kann man ja nicht abdecken.

Das vertieft D&D halt traditionell weder bei den Rüstungen noch bei den Waffen besonders. Die haben eben "Plusse", und gut ist -- mechanischer Effekt klar, Wert als innerweltliche Erklärung Null.

Weswegen denn auch selbst magische D&D-Waffen und -Rüstungen da erst durch ihre eventuell noch vorhandenen weiteren Details wirklich interessant werden; wenn mein Charakter einen Schuppenpanzer+1 trägt, geht die Tatsache, daß er da eigentlich tatsächlich eine magische Rüstung anhat, doch schnell völlig im Rauschen seiner Gesamtrüstungsklasse mit sämtlichen anderen einfließenden Faktoren unter, und möglicherweise wäre er zumindest in Sachen Schutz tatsächlich mit einer "stinknormalen" anderen Rüstungsform besser bedient.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: caranfang am 20.02.2025 | 11:19
Das ist nicht richtig. Ein gut gefertigter Vollharnisch behindert genauso stark oder wenig wie eine Brigantine mit Bein- und Armzeug. Bei der Brigantine hat man halt oft Dinge weggelassen - andererseits hat der Fußharnisch meistens auch keine Beinteile, nur Beintaschen.

Dazu immer wieder gerne der Vergleichskampf von Daniel Jaquet: https://www.youtube.com/watch?v=pAzI1UvlQqw&ab_channel=DanielJaquet (https://www.youtube.com/watch?v=pAzI1UvlQqw&ab_channel=DanielJaquet)
Nein. Deine Beweglichkeit ist in einem Vollharnisch wirklich eingeschränkt. Verschiedene Bewegungen sind nicht möglich. Allein schon die starre Brustplatte verhindert schon viele Bewegungen des Oberkörpers. Dies wird in dem Video von Schola Gladiatoria (https://www.youtube.com/watch?v=HzSR4JAigYE) erwähnt. Matt Easton hat wirklich Ahnung, wovon er redet, denn er ist in HEMA und Reenaction aktiv. Er besitzt beide Rüstungstypen und trägt sie auch. Daher weiß er sehr genau, was möglich ist und was nicht. Ein Plattenharnisch ist eine sehr gute Rüstung, wenn man weiß, dass eine Schlacht unmittelbar bevorsteht, aber wenn man länger als ein paar Stunden eine Rüstung tragen muss, ist eine Brigantine deutlich besser geeignet.
Das vertieft D&D halt traditionell weder bei den Rüstungen noch bei den Waffen besonders. Die haben eben "Plusse", und gut ist -- mechanischer Effekt klar, Wert als innerweltliche Erklärung Null.

Weswegen denn auch selbst magische D&D-Waffen und -Rüstungen da erst durch ihre eventuell noch vorhandenen weiteren Details wirklich interessant werden; wenn mein Charakter einen Schuppenpanzer+1 trägt, geht die Tatsache, daß er da eigentlich tatsächlich eine magische Rüstung anhat, doch schnell völlig im Rauschen seiner Gesamtrüstungsklasse mit sämtlichen anderen einfließenden Faktoren unter, und möglicherweise wäre er zumindest in Sachen Schutz tatsächlich mit einer "stinknormalen" anderen Rüstungsform besser bedient.
Da fällt mir doch gleich ein Dialog aus den AD&D-Comics der frühen 1990er ein:
Es geht um die magische Rüstung von Alias of Westgate (siehe das Cover von Azure Bonds):
Foxilon: Uhh... Doesn't that armor get drafty sometimes?
Alias: It's enchantd.
Foxilon: Oh, I'll just bet it is.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 20.02.2025 | 11:32
Matt Easton hat wirklich Ahnung, wovon er redet, denn er ist in HEMA und Reenaction aktiv.
Alter, ich kenn Matt persönlich, ich weiß was ich von ihm halten kann. Und leider ist er (mittlerweile) in erster Linie mal Händler und YTber. Sein HEMA-Können beschränkt sich auf Säbel und Langschwert. Und da ist er seit Jahren nur noch so halb aktiv.

Er produziert halt viel zu viel Content, und bei der Hälfte davon redet er mittlerweile irgendwas daher, damit er auf die Länge vom Video kommt. Was mich nervt ist, dass er nie Quellen angibt. Nur irgendwelche Bildchen.

Er war einer der Pioniere von HEMA in Europa, das ist aber eben schon 20 Jahre her. Da sah man ihn noch auf Events, hat sogar Workshops gehalten. Ist aber lange her.

In Punkto Harnischkampf gibt's Leute wie Dirk Hagedorn und Daniel Jaquet, die da echte Forschung betreiben und praktizieren. Nur sind die halt nicht auf YT unterwegs.

Na toll, jetzt hab ich Lust bekommen, mir selber nen Harnisch zuzulegen...
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 20.02.2025 | 13:05
Stichwaffen gegen Ringpanzer: zugegeben, ich war bei den Videos schon überrascht, wie gut einige der Pfeile und Nahkampfwaffen da durchgepfeffert sind. Es kommt da aber wohl auch wirklich sehr auf die genaue Form an; so sind ja zB die "Crécy" Pfeile durchgängig abgeprallt und nur die sehr spitzen Bodkins sind durchgegangen.
Also so ganz würde ich pauschal "nutzlos" nach wie vor nicht unterschreiben, aber okay, es gibt durchaus Formen die sehr gut durchdringen.

Hingegen bei "Armbrust vs Platte" bin ich noch viel skeptischer. Das einzige was ich auf die Schnelle gefunden habe war ein Video von Skallagrim, wo er es selbst mit einer 1000# Armbrust nicht geschafft hat, einen absolut mülligen Billigkürass aus indischer Produktion zu durchschlagen. Ja sie war eingedellt, ja sie hatte ein Loch, aber der Bolzen hat nicht penetriert sondern ist abgeprallt, ein Träger wäre unverletzt geblieben.

wenn mein Charakter einen Schuppenpanzer+1 trägt, geht die Tatsache, daß er da eigentlich tatsächlich eine magische Rüstung anhat, doch schnell völlig im Rauschen seiner Gesamtrüstungsklasse mit sämtlichen anderen einfließenden Faktoren unter, und möglicherweise wäre er zumindest in Sachen Schutz tatsächlich mit einer "stinknormalen" anderen Rüstungsform besser bedient.

Ja, das ist schon seit langem so ein Pet Peeve von mir. Du nennst quasi schon ein perfektes Beispiel, in zB PF1 ist eine "Scale +1" von den Werten identisch mit einer normalen MW Breastplate, aber halt dreimal so teuer. Und die Abenteuerautoren _lieben_ es, derartigen Schrott als Loot zu verteilen. Taugt nur als Vendor Trash, was den Sense of Wonder den eine maaaaaagische Rüstung eigentlich auslösen sollte noch weiter untergräbt.

(Ja, die Scale +1 hat theoretisch ein paar marginale Vorteile, zB bei Angriffen die die Rüstung selbst beschädigen können, aber das passiert insgesamt so selten dass man gerne komplett vergisst diese Effekte anzuwenden, unterm Strich lohnt es sich für die Abwägung nicht.)

Man könnte zB Abnutzung und Verschleiss von normalen Waffen und Rüstungen etwas stärker betonen. Das hat man ja in D&D quasi gar nicht, bzw nur als sehr seltene Sondereffekte, die dann auch noch durch einen Grad 0 Cantrip (Mending) wieder negiert werden. Jetzt stelle man sich vor, es gäbe Mending nicht oder er wäre nicht so billig, und die Regeln würden für mundane Ausrüstung deutlich mehr Verschleiss vorsehen.

Benefits von magischen Waffen und Rüstungen könnten sein, abseits von reinen Plussen:
- reparieren sich selbst, oder sind immun gegen Beschädigungen durch weniger mächtige Waffen
- magische Rüstung lässt sich flutschig im Nu anlegen, anstatt dass ein Knappe 5 Minuten an einem rumwerkeln muss
- Waffen können zB magischen Energieschaden machen (kennt man ja)
- Rüstungen können die Verteidigung gegen magische Angriffe (Zauber, Elementarschaden...) verbessern

So in etwa. Ein paar Plusse obendrauf fühlen sich natürlich trotzdem sehr gut an.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 20.02.2025 | 13:14
Das Grundproblem der +1 Rüstung ist das System dahinter. Wenn ich in Dragonbane eine +1 Rüstung habe, reduziert das meinen Schaden um 1 - wenn ich dafür aber keine Banes auf Evade oder Sneaking habe, ist die Rüstung an sich schon deutlich wertvoller, als das mondäne Äquivalent.
Im D&D-Kontext macht die +1 eben kaum was her.

Stichwaffen gegen Ringpanzer: zugegeben, ich war bei den Videos schon überrascht, wie gut einige der Pfeile und Nahkampfwaffen da durchgepfeffert sind. Es kommt da aber wohl auch wirklich sehr auf die genaue Form an; so sind ja zB die "Crécy" Pfeile durchgängig abgeprallt und nur die sehr spitzen Bodkins sind durchgegangen.
Also so ganz würde ich pauschal "nutzlos" nach wie vor nicht unterschreiben, aber okay, es gibt durchaus Formen die sehr gut durchdringen.
Wobei The Fateful Force halt auch gut zeigt, welchen Unterschied gehärtete vs. ungehärtete Bodkin-Spitze macht. Letztere sprengt zwar den Ring, verbiegt sich dann aber am Gambeson drunter.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Streunendes Monster am 20.02.2025 | 13:18
Hârnmaster:

Jede Waffe hat einen Wert für Blunt, Edge und Point.
Jede Rüstung je Zone einen entsprechenden Schutzwert gegen die drei Schadensarten (plus Feuer/Frost) und kann je nach Zone auch kombiniert/übereinander getragen werden (z.B. Kette über Gambeson)

Beim Treffer ermittelst Du zuerst die Trefferzone (ein Würfelwurf) und schaust dann, welchen Schaden du in der jeweiligen Zone verursachst (Schadenswert minus Rüstungswert). Das was überbleibt ist die effektive Wucht und je höher um so drastischer ist der Schaden (reicht je nach Zone von Kratzer bis zu Amputation/direkter Tod).

Ist schon ein Bisschen her, dass Dir ein wertvoller Tipp gegeben wurde, Feuersänger.

HârnMaster dürfte Dir, abseits vom Namen, auch regelseitg sehr liegen, da die Attribute schon sehr (A)D&D'ig daherkommen.
Das etwas aufgebohrte Fertigkeitensystem ohne Schnischnaschnuck (keine Talents, Feats, whatever) ist sehr bodenständig.
Die Magie ist vergleichsweise unmächtig.

Aber ... das Kampfsystem ist schnell kapiert, schnell im spiel und der Würfelwurf liefert eine tolle Narrative.

Und wer sagt, dass mit HârnMaster kein Heldenspiel möglich ist, hat es nicht lange genug gespielt oder durchdrungen.
Mit ein paar Anpassungen der Attribute, wenigen Hausregeln und etwas mehr magischen Gegenständen, sind die Charaktere recht kompetent.

Falls das für Dich von Interesse sein sollte, können wir das Thema gern vertiefen.

(hab gerade fast einen kompetenten SC an einen schwer gerüsteten Söldner verloren - da zeigt sich, wie mächtig Rüstungen in einem Rollenspiel sein können)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Aedin Madasohn am 20.02.2025 | 13:56
so sind ja zB die "Crécy" Pfeile durchgängig abgeprallt und nur die sehr spitzen Bodkins sind durchgegangen

aufbauend auf immer mal wieder in zeitgenössische Schriften eingebaute Wörter wie "ärgern" etc. wird darüber nachgedacht, dass die Leichtschaft-Fichtenholz-Pfeile (gibt darüber Abrechnungen) als Pferdefleischwunden-Ärgernis auf die Reiterbereitstellung bei noch maximal möglicher Schussdistanz gewolkt wurden
auch, um eine "zu frühe"(Rest der Armee ist noch nicht aufgestellt) Attacke der Ritter zu provozieren

auch sonst tauchen exorbitante Pferdeverlustzahlen im Verhältnis zu den ToddenRiddars (und Lösegeldkunden) auf
hmmmm...

bei einer Crecy-Format-berittener-Schlachthaufen-Abwehrtaktik wäre ein Zusammenschießen der behuften Untersätze ja wirksam: Schlachtkavallerieattacke bricht zusammen (Waterloo kannte diese Bilder übrigens auch, Kürassiere kamen zu Fuß en Mass zurück, Reservepferde wurden nachgereicht und so fort)
herumliegende Panzerkrebse mit Abstiegsbruch&eingeklemmt im Pferdefleischberg kann ich dann immer noch einsammeln, totprügeln (wie sie es mit den Lösegeldkunden gemacht haben, als sie eine Gefangenenrevolte befürchteten), punktgenau-erdolchen, mit dem Gesicht auf die Schlammseite des Bodens drehen und Fuß im Nacken... 

einen absolut mülligen Billigkürass aus indischer Produktion
sobald "wie billige Spüle, nur als Kürass", also nichtrostender Chromstahl (Spülen-Nirosta ist bereits 1.43er), kommen plötzlich Austenithärten bei heraus, welche normaler Stahl (selbst die alte "Feilenhärte") übertrumpft
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)


kurzum, über so welche Materialhärten und Qualitäten können "bessere" Rüstungen und "bessere" Penetratoren dargestellt werden
aus Kupfergeld wird die Notpfeilspitze (etwa um den Hasen zu erlegen, mit welchem der Hungertod besiegt werden soll) bis hin zur
Meisterschützen_gehärteten_Dreikant in der Windenambrust, welche dann durch ein Weicheisen-Dingensbummens (Platten klein im Hemd, Draht, Ringe, Scheibe...) auf 30 Meter Löcher stanzt

auch bei der Frage nach den Schaftgewichten (hängt ja vom Holz ab) gibt es auch viele Überlegungen, einfach weil sehr viele Holzarten in den Handbüchern aufgezählt werden.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Ainor am 20.02.2025 | 14:09
Daraus ergibt sich ein gewisser Pool, wieviel Rüstung man tragen kann ohne Einbußen durch BE hinnehmen zu müssen, und wahrscheinlich kristallisiert sich dann eine gewisse Grenzlinie heraus wieviel effektive BE man üblicherweise hinzunehmen bereit ist. Die Werte sind so auszutarieren, dass es einerseits kein Nullsummenspiel ist ("für jeden Punkt Rüstungs-AC verliere ich einen Punkt Ausweich-AC"), aber andererseits auch nicht nach dem Motto "je mehr desto besser" nur noch ächzende Eisenberge durch die Gegend wälzen.

Kann man kompliziert regeln, aber solange man Schurken/Waldläufer/Barbaren im Spiel hat wird man gezwungen sein die Werte so zu legen dass es je nach Klasse favorisierte Rüstungen gibt. Wenn man auch Mali auf Angriff verteilt dann sind die ächzenden Eisenberge
vermutlich eine Art defensiver Kampf: - to hit/+ AC. Macht natürlich nur Sinn wenn es das nicht schon als Feat etc gibt. 

MAn kann Bulk aber auch verwenden um Platte plus Schild unattraktiv zu machen.

Ich hatte ja gesagt, Basis-AC = 10, was auf der Grundannahme beruht: zwei gleich kompetente, ungerüstete Kontrahenten mit normalen Waffen haben jeweils ungefähr eine 50-50 Chance, den Gegner zu treffen oder dem Angriff auszuweichen. Diese Annahme ist ja auch durchaus im Rahmen (auch wenn sich in der Praxis durch diverse Boni das Verhältnis in Richtung 2:1 verschieben mag). Zwar beobachten wir in der Realität (zB HEMA-Schwertkampf) eine deutlich geringere Trefferchance, aber das dürfte daran liegen dass die Leute halt eher defensiv kämpfen.

Das liegt vor allem daran dass 3E die Runden gekürzt hat ohne die Basistrefferchancen zu ändern. Bei 60 Sekunden Runden ist ein Wurf ja mehr als ein Angriff.

Und siehe da - der D&D-Zahlenraum stimmt so halbwegs - also dass Rüstungsboni sich grob im Bereich von +1 bis +10 aufhalten. Magische Rüstung jetzt mal außen vor gelassen. Man kann grob sagen: je 10% abgedeckte Körperfläche entspricht im "kombinierten Wurf" (also das was man bei D&D macht) +1 Armour Bonus.

Jo, man bekommt halt sowas wie: Treffer gegen den Harnisch ab 11, Treffer auf eine ungerüstete Stelle ab 20 (netto).

Da drängt sich mir aber die Frage auf: was macht dann magische Rüstung? Mehr als 100% kann man ja nicht abdecken.
Und umgekehrt verhält es sich freilich so, dass durch BAB, Stärkebonus etc wie gesagt der Angriffswert so enorm steigt, dass zB ein 6.-Stufer mit üblichen Werten die Chance schon grob 65% beträgt, einem Vollplattenträger gleich mit dem 1. Angriff Schaden zu machen. Das ist für D&D freilich okay weil es ja Hitpoints gibt.

Ein Kern-Quirk von D&D ist freilich, dass sich zwar der Angriffswert gekoppelt an die Stufe verbessert, der Verteidigungswert aber nicht, und AC nur durch Ausrüstung und Magie aufgewertet kann (abseits von marginalen Boni wie +1 Dodge oder dergleichen). Diesen Zopf hat zB Legend D20 abgeschnitten und dann auch PF2. Hier steigt der Verteidungswert um +1/Stufe und gut, dafür gibt es wesentlich weniger magische Verbesserungen.

Wenn die Rüstung in den Vordergrund rücken soll und nicht von Dodge&Deflection wird dann wirst du symmetrische
Angriffs und Verteidigungsboni brauchen: Attribut, Stufe und Magie auf beiden Seiten.
Im gegenzug dann vermutlich weniger TP, so dass ein Treffer im ungerüsteten Bereich auch richtig weh tut.


Diesem Trend würde ich mich anschließen. Allerdings will ich die Falle von PF2 vermeiden, dass die Werte so extrem an der Stufe festgeschraubt sind.

Proficiency bonus  ~;D

Sollte man eine Max Dex Regelung wie in D&D 3E mit reinnehmen, sodass es für Heavies eine sinnvolle Dex Obergrenze gibt? Oder lieber wie in AD&D ungedeckelt lassen sodass man auch in Vollplatte vollen Nutzen aus zB 18 Dex ziehen kann?

Wenn es symmetrisch ist vermutlich ungedeckelt lassen.

Ja, das ist schon seit langem so ein Pet Peeve von mir. Du nennst quasi schon ein perfektes Beispiel, in zB PF1 ist eine "Scale +1" von den Werten identisch mit einer normalen MW Breastplate, aber halt dreimal so teuer. Und die Abenteuerautoren _lieben_ es, derartigen Schrott als Loot zu verteilen. Taugt nur als Vendor Trash, was den Sense of Wonder den eine maaaaaagische Rüstung eigentlich auslösen sollte noch weiter untergräbt.

Naja, das ist ja nun ein sehr spezielles 3E Problem das verschwindet wenn alle Rüstungen ihre eigene Berechtigung haben. 

- Waffen können zB magischen Energieschaden machen (kennt man ja)

Hier kommt natürlich die Frage auf wie Waffen mit Energieschaden überhaupt mit der Rüstung interagieren.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 20.02.2025 | 14:17
Hier kommt natürlich die Frage auf wie Waffen mit Energieschaden überhaupt mit der Rüstung interagieren.

Na ja, ein Treffer mit z.B. 'ner Fackel wird einem halbwegs anständig gerüsteten Kämpfer vermutlich nichts groß ausmachen, wenn man nicht gerade eine ungeschützte Stelle erwischt. Dafür ist der Kontakt zu kurz, als daß nennenswerte Hitze sich auch nur durch die Rüstung ausbreiten könnte (insbesondere, wenn sie nicht aus Metall ist und also sowieso schlecht leitet...und die metallenen sind dann ja wieder gerne noch etwas unterfüttert), und gleichzeitig die Fackel wahrscheinlich als anständige Keule zu leicht für die volle Dröhnung.

Wie das mit einem vor lauter magischen Flammen schon regelrecht brüllenden Zauberschwert aussieht, mag eine andere Frage sein...nur stellt sich da dann vielleicht umgekehrt schon wieder auch noch die danach, wie man so ein Teil überhaupt führt, ohne sich gleichzeitig auch selbst gründlich einzuheizen. >;D
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 20.02.2025 | 17:50
Äh ja, also eine Fackel und zB ein eine Flame Tongue sind schon sehr verschiedene Paar Stiefel. 1 Punkt Feuerschaden vs 2d6 Feuerschaden (variiert nach Edition). Also das kann man nicht gleichsetzen.

Zitat
Wenn es symmetrisch ist vermutlich ungedeckelt lassen.

Bei etwas drüber nachdenken: vielleicht hier wieder stärker die Qualitätsstufen einfließen lassen. Je sorgfältiger die Rüstung (für dich) gefertigt wurde, desto besser kannst du dich darin bewegen und somit umso mehr Dex-Bonus anwenden (den man natürlich trotzdem erstmal haben muss). In 3E haben wir sowas ja quasi nur über Mithral (bzw Celestial Armor), was den Grundpreis ungefähr verzehnfacht.

Andererseits ist es halt wie du schon sagst, es hat jede Klasse so ihre Lieblingsrüstung und man setzt seine Dex normalerweise gleich zu Level 1 passend und dann ändert sich da nicht mehr so wahnsinnig viel dran. Das wäre dann also die Frage wie man das in die Levelprogression integriert bekommt.
In PF zB mache ich es in der Regel bei einem Heavy so, dass der Dex 12 hat, zu Beginn der Karriere sowas wie Chainmail + Armour Skirt trägt, dann so schnell wie möglich auf Full Plate umsteigt, und wesentlich später auf Mithral Full Plate mit einem +4 Dex Item.

Bei einem neuen System mit weniger Magosakrumphilie bräuchte man dann zumindest mehr Attributssteigerungen über die Level, sodass die Dex mitwachsen kann während man sich immer bessere Rüstungen schneidern lässt.

--

@Streunendes Monster:
Tja, zumindest RM fängt halt so überhaupt nicht das Spielgefühl ein das ich gerne haben will, man ist ja in erster Linie damit beschäftigt Tabellen nachzuschlagen. Außerdem bin ich kein Freund von W%, hab ich noch nie eine positive Spielerfahrung mit gehabt.

HM wurde mir mal vor vielen Jahren von vorgeschwärmt, aber auf eine Weise die ich eher abschreckend empfand. xD

In eine ähnliche Kerbe haut zB auch Riddle of Steel, was vielleicht an sich ein guter Duellsimulator ist wenn man es gerne hochauflösend und im Zeitlupentempo hat, aber ich fand zum einen die Resolution ziemlich albern, wenn man erst würfelt und über X Tabellen rausfinden muss, welchen Körperteil man nun getroffen hat, um dann zu erfahren "Aha, statt ihm wie geplant am Hals den Kopf abzuschlagen hast du seine Schläfe getroffen und ihm so den Schädel zertrümmert, ist zwar genauso mausetot aber gut dass wir die Tabelle zu Rate gezogen haben". Zum Anderen bricht das System sofort krachend in sich zusammen sobald man irgendwas anderes _außer_ ein 1:1 Duell betrachtet.

Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 20.02.2025 | 19:04
Äh ja, also eine Fackel und zB ein eine Flame Tongue sind schon sehr verschiedene Paar Stiefel. 1 Punkt Feuerschaden vs 2d6 Feuerschaden (variiert nach Edition). Also das kann man nicht gleichsetzen.

Und je nach Edition ändern sich diese Zahlen schon mal durchaus drastisch, ja. Aber die Grundidee bleibt: daß Rüstung gegen "Elementarschaden" grundsätzlich zu hundert Prozent ineffektiv ist, läßt sich mit Glaubwürdigkeitsargumenten aus dem Alltag nicht wirklich belegen. So was wie ein klassischer Flammenwerfer spuckt ja beispielsweise auch nicht nur einmal kurz abstrakt "Feuer", sondern schon bereits in Flammen stehenden und generell flüssigen Brennstoff, der am Ziel mal gerne kleben bleibt und fröhlich weiterfackelt, vom Entzünden anderer Materialien dort ganz zu schweigen...das kriegst du mit zumindest der Art von klassischen D&D-Angriffszaubern, die einmal ein Instantpaket "Schaden" abliefern und dann nicht mehr nachhaken, aber gar nicht erst abgebildet.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Galatea am 20.02.2025 | 20:45
Waffen wie Hämmer, die verletzen können ohne durch Rüstung zu gehen kann man prinzipiell dadurch regeln, dass man Rüstungen einen Maximalwert an Schutz gibt, bei dessen Überschreiten die Rüstung komplett ignoriert (und ggf. permanent beschädigt) wird (d.h. man muss einen guten Treffer landen, jemanden mit dem Hammer ein bisschen zu streifen bringt nicht wirklich was).
Mit derselben Mechanik hat man dann auch schon abgedeckt was passiert, wenn jemand von einer Kanonenkugel getroffen wird oder 20 Meter in die Tiefe fällt.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Ainor am 20.02.2025 | 20:48
Wie das mit einem vor lauter magischen Flammen schon regelrecht brüllenden Zauberschwert aussieht, mag eine andere Frage sein...nur stellt sich da dann vielleicht umgekehrt schon wieder auch noch die danach, wie man so ein Teil überhaupt führt, ohne sich gleichzeitig auch selbst gründlich einzuheizen.

Mit demselben Trick den man braucht um sich bei Brennende Hände nicht die Hände zu verbrennen.
Und ja, Flammenwerfer funktionieren auch ohne den Träger zu verbrennen.

Bei etwas drüber nachdenken: vielleicht hier wieder stärker die Qualitätsstufen einfließen lassen. Je sorgfältiger die Rüstung (für dich) gefertigt wurde, desto besser kannst du dich darin bewegen und somit umso mehr Dex-Bonus anwenden (den man natürlich trotzdem erstmal haben muss). In 3E haben wir sowas ja quasi nur über Mithral (bzw Celestial Armor), was den Grundpreis ungefähr verzehnfacht.

Kann man auch darüber machen dass eine dicke Rüstung die Touch AC senkt. Je besser man sich darin bewegen kann destso weniger. Max-Dex ist immer etwas künstlich.

Andererseits ist es halt wie du schon sagst, es hat jede Klasse so ihre Lieblingsrüstung und man setzt seine Dex normalerweise gleich zu Level 1 passend und dann ändert sich da nicht mehr so wahnsinnig viel dran. Das wäre dann also die Frage wie man das in die Levelprogression integriert bekommt.

In 3E und 5E gibt es ja eigentlich nur drei relevante Rüstungen, die übrigen sind Qualitätsstufen davon.
Wenn Rüstungen komplexer sind dann kann man mehr relevante Rüstungen haben.
Und man mehr Qualitätsstufen hat gibt es mehr Progression.
Und es ist halt eine allgemeine Frage ob man leichtgerüstete Nahkämpfer überhaupt haben will. 

Und je nach Edition ändern sich diese Zahlen schon mal durchaus drastisch, ja. Aber die Grundidee bleibt: daß Rüstung gegen "Elementarschaden" grundsätzlich zu hundert Prozent ineffektiv ist, läßt sich mit Glaubwürdigkeitsargumenten aus dem Alltag nicht wirklich belegen.

Gegen Flammenschwerter wirkt sie bei D&D ja, denn die machen Schaden auf Treffer. Und dass Feuerstrahlen die Rüstung ignorieren ist halt auch speziell 3E, in 5E ist das schon wieder anders.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: gunware am 20.02.2025 | 23:34
das kriegst du mit zumindest der Art von klassischen D&D-Angriffszaubern, die einmal ein Instantpaket "Schaden" abliefern und dann nicht mehr nachhaken, aber gar nicht erst abgebildet.
obwohl es geht, zB. Melfs Säurepfeil.
Und bei PF2 hat man Anhaltenden Schaden. Dh. grundsätzlich ist es nicht unbekannt.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Quaint am 21.02.2025 | 07:37
Waffen wie Hämmer, die verletzen können ohne durch Rüstung zu gehen kann man prinzipiell dadurch regeln, dass man Rüstungen einen Maximalwert an Schutz gibt, bei dessen Überschreiten die Rüstung komplett ignoriert (und ggf. permanent beschädigt) wird (d.h. man muss einen guten Treffer landen, jemanden mit dem Hammer ein bisschen zu streifen bringt nicht wirklich was).
Mit derselben Mechanik hat man dann auch schon abgedeckt was passiert, wenn jemand von einer Kanonenkugel getroffen wird oder 20 Meter in die Tiefe fällt.
Das würde dann ja nahelegen, dass Hämmer einfach massiven Schaden machen, zumindest wenn man anständig trifft. Da muss man sehr vorsichtig sein, finde ich, weil sonst andere Waffen ihre Nische verlieren könnten. Denn wenn Hämmer dann so massiven Schaden verursachen, tun sie das ja vermutlich auch, wenn der Gegner gar keine Rüstung trägt. Und Schaden ist eine der ersten Sachen, auf die ein Optimierer schaut. Wäre Schade wenn man dann Äxte, Schwerter, Speere usw. dann Waffen zweiter Klasse werden.
Daher würde ich es präferieren, wenn Hämmer ihre Anti-Panzerungswirkung irgendwie durch eine Interaktion mit der Rüstung kriegen, und nicht einfach durch massiven Schaden. z.B. wenn man Rüstung hat, die an sich den Schaden senkt, könnte sie ihn gegen Hämmer nur halb senken.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 21.02.2025 | 08:51
Ja, das darf man sich auch eh nicht zu bombastisch vorstellen, dass so ein Hammer einen Harnisch zerknüllen würde wie Weißblech. Wenn man sich ein Video von Harnischfechterin anschaut, die mit Mordäxten aufeinander losgehen, macht es da auch einfach nur "Klick" und das war's dann. Die versuchen wie gesagt eher, den anderen zu erschöpfen und von den Füßen zu holen.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Streunendes Monster am 21.02.2025 | 10:41
@Streunendes Monster:
Tja, zumindest RM fängt halt so überhaupt nicht das Spielgefühl ein das ich gerne haben will, man ist ja in erster Linie damit beschäftigt Tabellen nachzuschlagen. Außerdem bin ich kein Freund von W%, hab ich noch nie eine positive Spielerfahrung mit gehabt.

HM wurde mir mal vor vielen Jahren von vorgeschwärmt, aber auf eine Weise die ich eher abschreckend empfand. xD

In eine ähnliche Kerbe haut zB auch Riddle of Steel, was vielleicht an sich ein guter Duellsimulator ist wenn man es gerne hochauflösend und im Zeitlupentempo hat, aber ich fand zum einen die Resolution ziemlich albern, wenn man erst würfelt und über X Tabellen rausfinden muss, welchen Körperteil man nun getroffen hat, um dann zu erfahren "Aha, statt ihm wie geplant am Hals den Kopf abzuschlagen hast du seine Schläfe getroffen und ihm so den Schädel zertrümmert, ist zwar genauso mausetot aber gut dass wir die Tabelle zu Rate gezogen haben". Zum Anderen bricht das System sofort krachend in sich zusammen sobald man irgendwas anderes _außer_ ein 1:1 Duell betrachtet.

Das ist echt schade, dass Dir das so vermiest wurde. Aber dann bin ich lieber still, bevor ich da in einen Topf geworfen werde  ~;D
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 21.02.2025 | 11:28
Das würde dann ja nahelegen, dass Hämmer einfach massiven Schaden machen, zumindest wenn man anständig trifft. Da muss man sehr vorsichtig sein, finde ich, weil sonst andere Waffen ihre Nische verlieren könnten. Denn wenn Hämmer dann so massiven Schaden verursachen, tun sie das ja vermutlich auch, wenn der Gegner gar keine Rüstung trägt. Und Schaden ist eine der ersten Sachen, auf die ein Optimierer schaut. Wäre Schade wenn man dann Äxte, Schwerter, Speere usw. dann Waffen zweiter Klasse werden.
Daher würde ich es präferieren, wenn Hämmer ihre Anti-Panzerungswirkung irgendwie durch eine Interaktion mit der Rüstung kriegen, und nicht einfach durch massiven Schaden. z.B. wenn man Rüstung hat, die an sich den Schaden senkt, könnte sie ihn gegen Hämmer nur halb senken.

Ein Hammer macht vor allem dann "massiven" Schaden, wenn man als Angreifer seine Deckung völlig vernachlässigt, einfach nur mit voller Kraft und am besten noch beiden Händen am Stiel zuhaut, und das ganze Manöver vielleicht noch eine Sekunde vorher durch entsprechendes Posieren ankündigt. Wie dabei dann die Chancen stehen, daß der Gegner höflich einfach nur abwartend stehen bleibt und sich auch brav treffen läßt (wenn er nicht gerade schon flach auf der Erde liegt und so schnell nicht hochkommt), ist vielleicht eine etwas andere Frage... ;)

Ernsthaft: so viel nehmen sich typische muskelgetriebene Nahkampfwaffen insbesondere nicht in Sachen Gewicht, und wenn ich mir den klassischen Anti-Plattenpanzer-"Kriegshammer" so betrachte, dann ist der auch mehr ein recht spezialisierter Dosenöffner (gerne im Doppelpack mit 'nem spitzen Dorn, je nachdem, wie man ihn hält und was man gerade braucht) als so ein plumper Fünf-Kilo-Trumm a la stereotype Fantasymalerei. Die Kraft, mit der eine x-beliebige Waffe geführt werden kann, bleibt beim selben Benutzer sowieso unabhängig vom Waffentyp gleich -- Bob dem Barbaren wachsen nicht plötzlich zusätzliche Muskeln, nur, weil er sein Schwert wegsteckt und zum Hammer greift.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 21.02.2025 | 11:33
Ja, das darf man sich auch eh nicht zu bombastisch vorstellen, dass so ein Hammer einen Harnisch zerknüllen würde wie Weißblech. Wenn man sich ein Video von Harnischfechterin anschaut, die mit Mordäxten aufeinander losgehen, macht es da auch einfach nur "Klick" und das war's dann. Die versuchen wie gesagt eher, den anderen zu erschöpfen und von den Füßen zu holen.
Dir ist schon klar, dass die auf den Videos sich nicht umbringen wollen, oder?  ;) Und sie wollen sich auch den teuren Harnisch nicht kaputtkloppen.
Dafür musst du dir mal so HMB ansehen - die prügeln da eher heftig drauf (dafür greifen sie halt keine Schwachstellen an).

Ich kann dir aus Erfahrung sagen, dass sogar eine Mordaxt mit Gummikopf gegen die Fechtmaske ordentlich dröhnt.

Ein Hammer macht vor allem dann "massiven" Schaden, wenn man als Angreifer seine Deckung völlig vernachlässigt, einfach nur mit voller Kraft und am besten noch beiden Händen am Stiel zuhaut, und das ganze Manöver vielleicht noch eine Sekunde vorher durch entsprechendes Posieren ankündigt.
Die Schweizer haben Ritter vom Pferd gehauen, oder den Pferden die Beine weggesäbelt. Da wehrt der Ritter sich nicht besonders.  ;)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 21.02.2025 | 12:02
Zitat
Die Kraft, mit der eine x-beliebige Waffe geführt werden kann, bleibt beim selben Benutzer sowieso unabhängig vom Waffentyp gleich -- Bob dem Barbaren wachsen nicht plötzlich zusätzliche Muskeln, nur, weil er sein Schwert wegsteckt und zum Hammer greift.

Hebelwirkung ist durchaus ein Ding. Mal ganz extra allgemein gesprochen, haben Schwerter ihren Schwerpunkt in der unteren Hälfte der Waffe (meist so ca 10-15cm vor dem Parier), und sowas wie ein Hammer oder eine Mordaxt weit in der oberen Hälfte. Dazu kommen noch Feinheiten wie dass man einen Schwerthieb nicht mit der äußersten Spitze anbringen will sondern mit dem Sweet Spot (Schwingungsknoten), der vielleicht 15-20cm unterhalb des Orts liegen mag. Also kurz, ohne es nachzurechnen bin ich schon ziemlich zuversichtlich, dass sich mit einer Mordaxt mehr Kraft ins Ziel bringen lässt als mit einem ähnlich schweren Zweihänder, einfach weil die Masse offensiver verteilt ist.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Arldwulf am 21.02.2025 | 12:07
Ein Hammer macht vor allem dann "massiven" Schaden, wenn man als Angreifer seine Deckung völlig vernachlässigt, einfach nur mit voller Kraft und am besten noch beiden Händen am Stiel zuhaut, und das ganze Manöver vielleicht noch eine Sekunde vorher durch entsprechendes Posieren ankündigt. Wie dabei dann die Chancen stehen, daß der Gegner höflich einfach nur abwartend stehen bleibt und sich auch brav treffen läßt (wenn er nicht gerade schon flach auf der Erde liegt und so schnell nicht hochkommt), ist vielleicht eine etwas andere Frage... ;)

Kommt wahrscheinlich auch darauf an ob wir über ein Duell reden oder über einen unübersichtlichen Kampf in dem auch schonmal von hinten aufeinander eingeschlagen wird.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Quaint am 21.02.2025 | 12:20
Na ist ja letzlich egal. Die Sache um die es mir geht ist halt: Wenn man die Chose im Rpg abbildet, ist meiner Meinung nach darauf zu achten, dass zumindest historisch etablierte Waffen und Kampfarten irgendwie eine Existenzberechtigung haben. Und wenn Hämmer so massiven Schaden machen, dann riskiert man halt, dass sie das nonplusultra werden. Kommt aber natürlich aufs Detail an. Vielleicht muss man sich ja für den Hammerschlag selbst verwundbar machen, oder vielleicht trifft der einfach sehr schlecht. Vielleicht kann man mit Rapier dreimal so oft angreifen. Usw.
Ich hab auch garnix dagegen, wenn ein Streithammer im Harnischkampf was taugt, nur sollten für andere Situationen eben andere Waffen mitunter besser sein.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 21.02.2025 | 12:33
Kommt wahrscheinlich auch darauf an ob wir über ein Duell reden oder über einen unübersichtlichen Kampf in dem auch schonmal von hinten aufeinander eingeschlagen wird.

Ein Duell und eine offene Feldschlacht (oder auch nur ein kleineres Scharmützel, in dem eine Gruppe gegen eine andere antritt) sind sowieso grundverschiedene Situationen, klar. Und während der einzelne Kämpfer im letzteren Fall natürlich einerseits weiß, daß ihm auch mal jemand in den Rücken fallen könnte (wenn er nicht mit seinen Kumpels in passender Formation antritt oder so), kann er auf der anderen Seite nicht ständig einen 360°-Rundumblick aufrechterhalten und gleichzeitig auch noch alles mögliche andere machen, was ihn davon gleich wieder ablenkt.

Nichtdestotrotz, gucken wir uns so ein Hämmerchen (direkt aus der Wikimedia-Commons-Sammlung und recht gut repräsentativ) mal an:

(https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fc/War_hammer2.jpg)

...also, Mjölnir ist das nicht -- und darauf wollte ich in erster Linie hinaus. ;D
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 21.02.2025 | 12:38
Na ist ja letzlich egal. Die Sache um die es mir geht ist halt: Wenn man die Chose im Rpg abbildet, ist meiner Meinung nach darauf zu achten, dass zumindest historisch etablierte Waffen und Kampfarten irgendwie eine Existenzberechtigung haben.
[...]
Ich hab auch garnix dagegen, wenn ein Streithammer im Harnischkampf was taugt, nur sollten für andere Situationen eben andere Waffen mitunter besser sein.

Da stimme ich voll zu. Ich glaube heute ist Konsens, dass für reinen Harnischkampf eine Mordaxt das Nonplusultra ist, es aber in anderen Matchups bessere Optionen gibt. So haben andere Stangenwaffen (Glefe, Helmbarte...) mehr Reichweite und ganz allgemein ist Reichweite King; ein Zweihänder jedoch bietet Zonenkontrolle, usw.

Natürlich mag es in Fantasy nochmal andere Dinge zu berücksichigen geben, zB dass es viele magische Schwerter gibt, aber wenige magischen Stangenwaffen. (Das ist ja in gängigen Spielen lange etabliert; die D&D-Loottabellen spucken iirc zu ~90% Schwerter verschiedener Art aus, in Printabenteuern sind entsprechende Lootdrops gescriptet, und so weiter.)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 21.02.2025 | 13:02
Natürlich mag es in Fantasy nochmal andere Dinge zu berücksichigen geben, zB dass es viele magische Schwerter gibt, aber wenige magischen Stangenwaffen. (Das ist ja in gängigen Spielen lange etabliert; die D&D-Loottabellen spucken iirc zu ~90% Schwerter verschiedener Art aus, in Printabenteuern sind entsprechende Lootdrops gescriptet, und so weiter.)

Wobei das im Zweifel auch wieder vom Setting abhängen mag...aber ja, legendäre Schwerter sind generell schon in den Vorbilderzählungen meist stärker vertreten. Wobei das in denen weniger an der ihnen zugeschriebenen Magie liegen mag (die es ja historisch so nicht gegeben haben dürfte ;)) als vielmehr an sozialen Faktoren: ein Schwert ist gar nicht mal unbedingt die beste Waffe für die offene Schlacht, gibt aber immer noch ein gutes Symbol für den Kriegerstatus des Besitzers ab, weil man damit leicht stundenlang auch im Alltag herumlaufen oder sich porträtieren lassen kann, ohne daß es allzusehr im Weg ist, und als Andenken an den berühmten Vorfahren von Anno Dazumal taugt es bei einigermaßen guter Pflege auch besser als ein Speer, von dem irgendwann der ganze Schaft weggemodert ist und bloß noch die Spitze als Erinnerung bleibt.

Das könnte in einem Fantasysetting mit realer Magie, die im Kriegsfall auch direkt im Hier und Jetzt zum Kampfeinsatz kommen soll und sich vielleicht auch tatsächlich zum direkten "Verbessern" von Waffen und Rüstungen an sich eignet, natürlich im Prinzip schon wieder ganz anders aussehen -- aber dazu müßte man die dafür "tatsächlich" geltenden Regeln gegebenenfalls erst mal direkt aus der Spielwelt ableiten, ohne sich gleich als allererstes vom Traditionsvorbild den Blick verstellen zu lassen, und das gibt's dann doch eher nicht so oft.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 21.02.2025 | 13:03
Nichtdestotrotz, gucken wir uns so ein Hämmerchen (direkt aus der Wikimedia-Commons-Sammlung und recht gut repräsentativ) mal an:

(https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fc/War_hammer2.jpg)

...also, Mjölnir ist das nicht -- und darauf wollte ich in erster Linie hinaus. ;D
Das Ding ist aber primär eine Waffe für die Reiterei. Und vom Sattel aus entwickelt sich da deutlich mehr Energie. Vor allem gegen Fußvolk.

Zu Fuß reden wir von Mordaxt, Luzerner Hammer und Morgenstern (nicht die Geißel, sondern die Stangenwaffe aus Eichenschößling mit Nägeln in der Knolle).

Die Problematik im RPG ist, dass fast alle Waffen ihre Nische haben - nur das Schwert ist eine Art "Universallösung", die alles gut, aber nichts perfekt kann.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 21.02.2025 | 13:15
Wenn man die Chose im Rpg abbildet, ist meiner Meinung nach darauf zu achten, dass zumindest historisch etablierte Waffen und Kampfarten irgendwie eine Existenzberechtigung haben.

 :d

Schild & Speer ftw, der Rest ist eh alles Nische für dekadente Gourmets  >;D
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Turgon am 21.02.2025 | 13:22
Schild & Speer ftw, der Rest ist eh alles Nische für dekadente Gourmets  >;D
So isses, das hat Jahrtausende funktioniert. Ist halt nicht so fancy  ;D
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 21.02.2025 | 13:28
Das Ding ist aber primär eine Waffe für die Reiterei. Und vom Sattel aus entwickelt sich da deutlich mehr Energie. Vor allem gegen Fußvolk.

Zu Fuß reden wir von Mordaxt, Luzerner Hammer und Morgenstern (nicht die Geißel, sondern die Stangenwaffe aus Eichenschößling mit Nägeln in der Knolle).

Die Problematik im RPG ist, dass fast alle Waffen ihre Nische haben - nur das Schwert ist eine Art "Universallösung", die alles gut, aber nichts perfekt kann.

Ich glaube, ich muß noch ein bißchen deutlicher werden. Der Punkt, um den es mir geht, und den meiner Ansicht nach Laien leicht mal verpassen, ist, daß ein Kriegshammer eher wie das oben abgebildete Teil aussieht und nicht wie beispielsweise so etwas:

(https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/bb/8907-03-02_mukkert.jpg)

Die hab' ich aus der Wikimedia-Sammlung zum Thema Vorschlaghämmer -- mit denen dürfte man zwar auch einiges an Aufschlagwirkung erzielen, wenn man denn mal trifft, aber für den Einsatz im eigentlichen Kampf taugen sie generell nicht, weil der Kopf zu schwer ist und dank derselben schon mal angesprochenen Hebelwirkung gerade bei längerem Schaft (der Reichweite wegen) zu sehr am Arm des Benutzers selbst zerren würde, um sich für Angriff und Verteidigung noch bequem genug führen zu lassen.

(Daß man auch damit einem prinzipiell schon hilflosen Ritter wunderschön das Blech verbeulen kann, bleibt davon unberührt. Schließlich will dieser Punkt erst mal überhaupt erreicht sein. :))
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Arldwulf am 21.02.2025 | 14:00
...also, Mjölnir ist das nicht -- und darauf wollte ich in erster Linie hinaus. ;D

Ja, das ist sicher richtig und natürlich kann man damit bei annähernd gleichem Schaden wesentlich schneller und flexibler zuhauen als mit der "dickeren" Variante.

Ich wollte nur sagen, dass es durchaus auch mit schweren Waffen möglich ist die Nachteile (man kündigt die Aktion stärker an und gibt dem Gegner bessere Reaktionsmöglichkeiten) auszugleichen wenn man nicht über Duellsituationen spricht.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 21.02.2025 | 14:07
Schild & Speer ftw, der Rest ist eh alles Nische für dekadente Gourmets  >;D
Mit dem Speer kann's aber jeder Bauer.  :P  ~;D

Wobei ich auch hier nitpicking könnte: Welcher Speer und vor allem welcher Schild? Was in der Formation funktioniert, muss im 1:1 gar nicht so toll sein.  ;)

Ich glaube, ich muß noch ein bißchen deutlicher werden. Der Punkt, um den es mir geht, und den meiner Ansicht nach Laien leicht mal verpassen, ist, daß ein Kriegshammer eher wie das oben abgebildete Teil aussieht und nicht wie beispielsweise so etwas:
Ach so! Missverständnis. Alles gut!
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 21.02.2025 | 14:09
Mit dem Speer kann's aber jeder Bauer. 

Aaaah, jetzt wird hier argumentativ die Bauergaming-Keule ausgepackt! Nicht cool, Alter, NICHT COOL!  ^-^
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 21.02.2025 | 14:11
Ja, das ist sicher richtig und natürlich kann man damit bei annähernd gleichem Schaden wesentlich schneller und flexibler zuhauen als mit der "dickeren" Variante.

Ich wollte nur sagen, dass es durchaus auch mit schweren Waffen möglich ist die Nachteile (man kündigt die Aktion stärker an und gibt dem Gegner bessere Reaktionsmöglichkeiten) auszugleichen wenn man nicht über Duellsituationen spricht.
Fakt ist: Es gibt keine Quelle, in der der Gebrauch von stumpfen Hiebwaffen behandelt wird. Grade mal für "Keulen" gibt's ein paar Techniken.
Das lässt den Schluss zu, dass diese Waffen (Kriegshämmer, Streitkolben & Co.) nicht unbedingt zum "Fechten" gedacht sind - sondern mehr in Richtung der Grabenwaffen des 1. WK: enger Raum, viel Brutalität. Das passt auch zu den Darstellungen, in denen man sie im engen Getümmel sieht.

Und wieder eine Nische.  ~;D
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 21.02.2025 | 14:17
Ja, das ist sicher richtig und natürlich kann man damit bei annähernd gleichem Schaden wesentlich schneller und flexibler zuhauen als mit der "dickeren" Variante.

Ich wollte nur sagen, dass es durchaus auch mit schweren Waffen möglich ist die Nachteile (man kündigt die Aktion stärker an und gibt dem Gegner bessere Reaktionsmöglichkeiten) auszugleichen wenn man nicht über Duellsituationen spricht.

Kann man, klar. Das kenne ich sogar noch von Hero/Champions her, wo es allerdings weniger an der Waffe als an der Aktion festgemacht wird: wenn mein Charakter einen "Haymaker" ausführen will (also so richtig "UUUAAAHHH!!!" und druff!), dann kann ich das machen und kriege bei einem Treffer auch einen netten Schadensbonus. Nur, neben den Abzügen auf Angriffs- und Verteidigungswerte, die ich gerade auswendig nicht im Kopf habe, dauert die Aktion auch noch gleich so lange (wenn ich mich recht entsinne, so was in der Größenordnung von "deine Attacke erfolgt erst ein Segment/eine Sekunde später als normal"), daß ein hinreichend flinkes Ziel seine eigene Aktion potentiell benutzen kann, um sich ganz woanders hinzubewegen und beim theoretischen Einschlag also schon gar nicht mehr am Zielort zu sein... :)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 21.02.2025 | 23:36
Nochmal eben zu dem Vorschlag von weiter oben, die Penetration einer Rüstung von einem Schwellenwert abhängig zu machen.
Grob erinnert mich das an die DR-Regel von Conan D20, hatte ich glaub ich schonmal beschrieben. Das war an sich in der Theorie recht geradlinig, aber in der Praxis fand ich es trotzdem langsam und schwerfällig, jedenfalls im Vergleich zum mechanischen Effekt den die Armour Piercing-Regel tatsächlich hatte.
--> Will sagen, wenn dann muss das deutlich besser flutschen.

Vielleicht grob ungefähr so:
Jedes Rüstungsteil hat eine Härte (Hardness), die auf Material und Qualität beruht und halt einfach als Sekundärwert im Statblock steht (so wie ACP, ASF...). Dieser Wert sollte recht klar und einprägsam sein, also zB "20". Und Waffen oder Angriffe haben einen bestimmten Armour Piercing Wert, der ebenfalls direkt auf dem Charakterbogen stehen sollte. Im Regelfall sollte es eh klar sein, dass da gar nichts procct, weil eine normale Waffe durch eine qualitativ passable Plattenrüstung einfach nicht durchkommt, end of. Das kann sich aber ändern, wenn zB ein de facto übermenschlicher Kämpfer (sowas wie "Stärke 26") mit einer magischen Waffe auf dich einklobbert.
Dann will man _vielleicht_ noch eine Zwischenstufe abbilden, wenn die Rüstung zwar gelocht wurde, aber die Waffe trotzdem nicht tief genug eindringen konnte. Je nachdem was man dann mit dieser Info noch anfangen will.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: klatschi am 22.02.2025 | 01:46
Nochmal eben zu dem Vorschlag von weiter oben, die Penetration einer Rüstung von einem Schwellenwert abhängig zu machen.
Grob erinnert mich das an die DR-Regel von Conan D20, hatte ich glaub ich schonmal beschrieben. Das war an sich in der Theorie recht geradlinig, aber in der Praxis fand ich es trotzdem langsam und schwerfällig, jedenfalls im Vergleich zum mechanischen Effekt den die Armour Piercing-Regel tatsächlich hatte.
--> Will sagen, wenn dann muss das deutlich besser flutschen.

Vielleicht grob ungefähr so:
Jedes Rüstungsteil hat eine Härte (Hardness), die auf Material und Qualität beruht und halt einfach als Sekundärwert im Statblock steht (so wie ACP, ASF...). Dieser Wert sollte recht klar und einprägsam sein, also zB "20". Und Waffen oder Angriffe haben einen bestimmten Armour Piercing Wert, der ebenfalls direkt auf dem Charakterbogen stehen sollte. Im Regelfall sollte es eh klar sein, dass da gar nichts procct, weil eine normale Waffe durch eine qualitativ passable Plattenrüstung einfach nicht durchkommt, end of. Das kann sich aber ändern, wenn zB ein de facto übermenschlicher Kämpfer (sowas wie "Stärke 26") mit einer magischen Waffe auf dich einklobbert.
Dann will man _vielleicht_ noch eine Zwischenstufe abbilden, wenn die Rüstung zwar gelocht wurde, aber die Waffe trotzdem nicht tief genug eindringen konnte. Je nachdem was man dann mit dieser Info noch anfangen will.

Aber seien wir mal ehrlich: Wenn man dann einen Kampf mit 20 Beteiligten hat, beispielsweise 5 Held:innen und ihren Gegenüber von


hat... wie viel Spaß macht so eine Unterteilung noch? Als GM würde ich schreiend davonlaufen, was ich alles Bedenken muss, wenn beispielsweise Rüstungstypen zu weit differenziert werden... im obigen Fsll muss ich nun neben unterschiedlicher Rüstungssklasse auch deren Härte nachhalten und dann halt neben dem Schaden der Waffen auch die Durchschlagswerte

Macht das bisschen Realismus die Arbeit am Ende wett?
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Aedin Madasohn am 22.02.2025 | 09:06
Als GM würde ich schreiend davonlaufen, was ich alles Bedenken muss, wenn beispielsweise Rüstungstypen zu weit differenziert werden... im obigen Fsll muss ich nun neben unterschiedlicher Rüstungssklasse auch deren Härte nachhalten und dann halt neben dem Schaden der Waffen auch die Durchschlagswerte

valider Punkt

in weit man so was an Exel/onlinetool auslagern kann?

oder es gibt erst bei Prestigerüstung ein "gehärtet", was dann eine Prestigewaffe "panzerbrechend" auskontert.
wenn simples Eisenbleche vor´m Bauch das noch nicht ist, Kette ebensowenig und wirklich erst der teure Reiterharnisch dieses Prädikat trägt, so dass wirklich nur im
Duell mit dem bösen Hauptmann das zum tragen käme, wäre es ja vielleicht angemssen aufwendig.

"gehärtet" erhöht den Schutzwert um: 25%, 50% oder wie auch immer gewünscht gegenüber "nicht-PBs", "PBs" ignorieren diese Prozente
so wäre also die beste Klinge nicht besser schneidend gegen den Wolf als das gewöhnliche Schwert

dann könnte "Modell Ritter Kunibert" im Standard - leichter bearbeitbarem- Eisenvollkleid 20Pt sein
"Gardehauptfrau Festina" hat das Stahlvollkeid in gehärtet mit 20PT+xProzente
"Kayser Maxi" hat das Stahlvollkeid im Kanulüren in gehärtet mit 26PT+x Prozente

und "Bühnenbleche" immitiert im Volldose mit Kanulüren als 6PT ohne alles, aber besserer Einschüchterungswert (solange noch kein Loch  ;D )

vom Speer zum Spieß, alter Bundislogan
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 22.02.2025 | 22:49
Aber seien wir mal ehrlich: Wenn man dann einen Kampf mit 20 Beteiligten hat<snip>

Macht das bisschen Realismus die Arbeit am Ende wett?

Jep, da hast du völlig recht. Deswegen sage ich ja, wenn man für sowas wie Rüstungsabnutzung oder -durchschlagung Regeln haben will, müssen die schnell und leicht nachzuhalten sein. Im Zweifel also auch lieber keine Regel als eine Regel, bei deren Buchhaltung man wahnsinnig wird.

"in Echt" waren wahrscheinlich (mein Eindruck) auch Waffen sehr und Rüstungen einigermaßen Verbrauchsartikel. Das sind wir im RPG weder gewohnt noch wollen die meisten Leute so spielen. Man stelle sich vor, man schickt sich an, eine zwei- oder dreigeschossige Fane of Tiamat auszuräuchern und muss alle Viertelstunde den Rückmarsch antreten um sich neu auszurüsten. Niemand will das! Darum wischen die gängigen Regelsysteme diesen Themenkomplex ja auch meist großzügig beiseite.

That said, gärt bei mir so ungefähr diese Idee im Hinterkopf: _normal_ muss man sich um Piercing und Hardness keine Gedanken machen. Aber für höherstufige Helden mit mächtiger Ausrüstung kann es dennoch eine valide Strategie sein, mit Riesenstärkegürtel und Zauberschwert auf derartige Piercing-Werte zu kommen, dass man zumindest eine Arsenalrüstung einfach zerhaut. Das sollte dann doch auch easy nachzuhalten sein: "wenn der Schadenswurf größer als (sagenwirmal) 20 ist, wirkt Hard nur wie Soft und Soft wird ignoriert".

Auch da gab es in Conan D20 etwas Vergleichbares, weil hier 20 die Massive Damage Threshold ist: d.h. wenn der durchgehende Schaden (nach DR) mindestens 20 beträgt, ist ein Fort-Save gegen sofortigen Knockout fällig. Das einzige Problem daran war die Rechnerei mit der AP-Regel; wenn diese wegfällt weiss man doch sofort bescheid. Dann ist es am Tisch jedesmal ein Gejohle, wenn ein Spieler einen entsprechenden Wert verkündet, weil jeder weiß "Ab 20 passiert was Besonderes".

(Die genaue Höhe des Wertes muss man halt ausbaldowern; da war es zB auch in Conan so dass dieser Wert standardmäßig für Str-Builds sehr leicht zu knacken war, weswegen wir da ein bisschen gehausregelt haben damit es etwas Besonderes bleibt. Sonst hat quasi ab ca Stufe 8 jeder Kombattant nur noch 1 Hitpoint.)

Zitat
in weit man so was an Exel/onlinetool auslagern kann?

Am besten gar nicht. Im möchte während des Spiels weder einen fauchenden Laptop auf dem Tisch stehen haben noch auf einem widerspenstigen Tatsch-Screen rumtalgen und auch nicht in irgendwelchen Exceltabellen rumklappern. Daher wie gesagt, sollten die relevanten Berechnungen möglichst schon vorher "unter der Haube" stattgefunden haben, sodass man schon bei Verkünden eines bestimmten Würfelergebnisses sofort weiss, dass jetzt was geboten ist.

--

Ich müsst nochmal den Thread durchforsten aber vielleicht weiss es jemand auswendig: haben wir historische Preisbeispiele für zB "schlichte Arsenalrüstung" vs "hochwertiger maßgefertigter Vollharnisch"? Letzteres idealerweise ohne teuren Zierrat zwecks besserer Vergleichbarkeit.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Ainor am 23.02.2025 | 08:51
"in Echt" waren wahrscheinlich (mein Eindruck) auch Waffen sehr und Rüstungen einigermaßen Verbrauchsartikel. Das sind wir im RPG weder gewohnt noch wollen die meisten Leute so spielen. Man stelle sich vor, man schickt sich an, eine zwei- oder dreigeschossige Fane of Tiamat auszuräuchern und muss alle Viertelstunde den Rückmarsch antreten um sich neu auszurüsten. Niemand will das! Darum wischen die gängigen Regelsysteme diesen Themenkomplex ja auch meist großzügig beiseite.

Naja, "in Echt" kommt man selten dazu als kleine Gruppe die dreigeschossige Fane of Tiamat auszuräuchern sondern ist am Ende der Schlacht froh dass nur die Rüstung kaputt ist und man selbst überlebt hat. Bis zur nächsten grossen Schlacht sind es dann ja wieder 10 Jahre.

Realistische Rüstungsabnutzung bei unrealistischer Anzahl von Kämpfen ist nicht unbedingt hilfreich. Aber man kann einfach mal pauschal Regeln dass beim erreichen einer neuen Stufe die Waffen und Rüstung kaputt sind und ersetzt werden müssen.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Galatea am 23.02.2025 | 16:59
Europäische Waffen (zumindest die besseren Exemplare) waren bei guter Pflege halbwegs haltbar, weil europäischer Stahl im allgemeinen von passabler Qualität war.
Ein größeres Problem war das tatsächlich in Japan, weil japanischer Stahl generell ziemlich schlecht/unrein war (deswegen auch die ganzen Faltungen, das hatten die Europäer in dem Maße überhaupt nicht nötig) und das Design japanischer Schwerter (harte Front, weicher Rücken) in diesem Kontext der Lebensdauer der Waffe auch echt nicht zuträglich war.
Das kann man auch auf historischen Bildern gut sehen, da sind oft Kämpfer mit Schwerter abgebildet, denen ganze Stücke aus der Klinge fehlen.

Kommt halt sehr drauf an, was man der Welt an Stahlqualität hat (und ob man die Waffen/Rüstungen irgendwie magisch imprägnieren kann, dass ihnen zumindest Wind und Wetter nichts anhaben können).
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 23.02.2025 | 17:13
Die Quellen dafür von Feuertänzer würden mich interessieren
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 24.02.2025 | 01:59
So, also den Preis für die Arsenalrüstung habe ich rausgefischt,
Zitat
Kostenpunkt für einen Halbharnisch, wie er von einfachen Infanteristen im SpäMi verwendet wurde, im Rahmen von 4-6 Monatslöhnen eines Handwerkers.

diese Info entstammt einem Video von Geschichtsfenster.

Nicht so richtig fündig geworden bin ich akut beim Vollharnisch. Am ehesten noch hier: https://medieval.ucdavis.edu/120D/Money.html
wo wir für 1441 den Eintrag finden:
- Ready-made Milanese armor       £8 6s 8d = 2000d
[zur Erinnerung, d = Penny; 12d sind 1s (shilling) und 20s ein £ (pound sterling).]

Das dürften wohl auch die geforderten schlichten Ausführungen gewesen sein, denn bei manchen anderen Belegen sind die Preise dermaßen durch die Decke (100 Pfund und drüber), dass es sich bei jenen wahrscheinlich um irgendwas mit Goldeinlagen ziseliertes und mit Einhortvorhaut poliertes handelt.

Aus der gleichen Zeit sind als Lohn für einen Dachdecker 4 - 5.25d pro Tag gelistet. --> also grob 4-500 Handwerker-Tageslöhne, entspricht etwa 20-25 Monatseinkommen.
Sagen wir also grob: 2 Jahreseinkommen für eine milanesische Komplettrüstung. Wobei da jetzt nicht so ganz klar ist, was "ready made" bedeutet: "mit allem drum und dran" oder "von der Stange"? Man drückte sich ja früher zuweilen etwas anders aus als heute.

Anyway, Faktor 4 relativ zur Arsenalrüstung finde ich da recht plausibel und vorstellbar.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Quaint am 24.02.2025 | 06:34
Rüstung aus Milan war aber "Markenware", so wie Schwerter aus Toledo. Ich glaube das ging auch billiger (und schlechter).

Ansonsten zum Verbrauchsmaterial: Naja, Kram geht kaputt. Aber Menschen sterben auch. Im Grunde war die Person, die Waffen und Rüstungen führte Verbrauchsmaterial. Ich denke, dass man so verhauen wurde, dass man die Rüstung wegwerfen konnte, aber überlebte (und nicht verkrüppelt war), war einigermaßen ungewöhnlich. Und viel konnte man an Rüstungen glaube auch ausbessern.
Die Situation, dass die Axt halten muss um 30 Orks kaputt zu schlagen ist halt in der historischen Realität nicht gegeben. Die meisten Leute konnten froh sein, ein oder zwei Feinde zu besiegen und noch zu leben.
Ich denke es wird aber auch Gründe geben, dass viele historische Kämpfer mehrere Waffen dabei hatten. Neben den kaputt gehen kann man das Zeug im Gefecht ja auch verlieren. Ne typische Ausstattung für nen Ritter wird ja sowas gewesen sein wie Mordaxt, Schwert als Seitenwaffe, und dann wahrscheinlich noch einen Dolch.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 24.02.2025 | 07:57
Rüstung aus Milan war aber "Markenware", so wie Schwerter aus Toledo. Ich glaube das ging auch billiger (und schlechter).
Jein. Mailand hatte Manufakturen, in denen Rüstungen und Waffen in Massen hergestellt wurden. Zumeist für den Export.
Klingen wurden meist aus Passau oder Nürnberg importiert (wo diese wiederum in Massen gefertigt wurden), und in Mailand "gefasst", also mit Gefäßen versehen.
Toledo war übrigens bei Weitem nicht so relevant - Klingen aus Passau findet man quer über Europa verteilt, Toledo-Klingen vor allem in Spanien.

Grundsätzlich ist natürlich immer die Frage "Wann und Wo" zu beachten. Der "einfache Infanterist" variiert sehr stark von Nord nach Süd und natürlich zeitlich.

Bei der Haltbarkeit historischer Waffen haben wir ein weiteres Problem: Beschädigte Waffen wurden nicht aufbewahrt. Entweder, man hat sie repariert, oder recycled. Ein aufwändiges Gefäß wurde an eine neue Klinge angebracht, eine gute Klinge oft mehrfach neu gefasst (es gibt eine Menge Stücke, die gekürzt, umgeschliffen oder sogar verlängert wurden). Die meisten Scharten an Klingen in Sammlungen stammen nicht aus Kämpfen, sondern weil das Ding mal runtergefallen ist, oder Jugendliche damit "gefochten" haben. Ich hab selbst einige Prunkwaffen begutachtet, die Scharten hatten, aber eindeutig nie für den Einsatz gedacht waren.

Bei Rüstungen ist es noch schlimmer. In den Zeughäusern liegen nur neue Teile, beschädigte wurden entsorgt. Die in den Museen sind zumeist Prunkobjekte.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Aedin Madasohn am 24.02.2025 | 09:25
wo wir für 1441 den Eintrag finden:
- Ready-made Milanese armor       £8 6s 8d = 2000d
Quelle Osprey

Sir John Cressy erwarb 1441 eine handelsübliche Mailänder Rüstung 8 pfund 6 Shiling 8 Pence
(galt als nach geschickter Kleidung fabrizierte Standardware im Gegensatz zur vor Ort auf den Leib angepassten Prestigeware, wie sie überrepräsentiert im Museum stehen und sich auf die einzelnen Könige zurückverfolgen lassen) 

eine Rüstung für den Knappen soll dann 5 Pfund bis 6 Pfund 16 S 8 P gekostet haben
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 24.02.2025 | 11:00
Spaßeshalber: wenn wir Waffen und Rüstung fürs Spiel zu Verbrauchsmaterial deklarieren, gilt das dann auch für ihre eventuellen magischen/sonstwie "besonderen" Gegenstücke? Wenn ich mich dunkel recht entsinne, gab's das ja durchaus schon in beispielsweise den D&D-Editionen mit dem A davor... ;)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Ainor am 24.02.2025 | 11:38
Muss so sein, sonst ist es eben nicht Spielfefühl sondern eher eine Kinderkrankheit.

Wobei man aus Storygründen magisches für 50-100% des Kaufpreises reparieren können muss. So ein Zauberschwert wird ja ab und zu neu geschmiedet.

Ist halt noch ne andere Herausforderung wenn es nicht nur aufwärts geht sondern man auch minus machen kann wenn es schlecht läuft.

Hätte dann so ein bisschen was von XP für Gold aus AD&D.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 24.02.2025 | 12:43
Spaßeshalber: wenn wir Waffen und Rüstung fürs Spiel zu Verbrauchsmaterial deklarieren, gilt das dann auch für ihre eventuellen magischen/sonstwie "besonderen" Gegenstücke? Wenn ich mich dunkel recht entsinne, gab's das ja durchaus schon in beispielsweise den D&D-Editionen mit dem A davor... ;)

Ich tendiere da in die Richtung, dass die Erhöhung der Robustheit eine der Hauptfunktionen von magischer Ausrüstung wäre. D.h. der ganze mundane Kram könnte ziemlich schnell verschleissen, aber ein Zauberschwert ist was für die Ewigkeit (bzw es braucht schon eine besondere Situation um es zu beschädigen).

Das Problem bei so einer Handhabung ist halt: erst muss man die ganzen Verschleissregeln schreiben, dann im Spiel zunächst anwenden, dafür dass sie dann nach einigen Leveln obsolet werden. Komplexe Regeln zu schreiben nur um dann auf ihre Nichtanwendung hinzuarbeiten erscheint mir auch zumindest fragwürdig.

Ich weiss es grad nicht ganz auswendig, aber in 3E ist es ungefähr so dass jedes magische + die Härte um 2 erhöht. Daraus ergibt sich, dass metallene Waffen relativ zügig in Bereiche kommen, in denen sie kaum noch zu beschädigen sind (ganz besonders wenn als Basis Adamant genommen wird). Umgekehrt ist das eine Erklärung, warum magische Haft- oder Stangenwaffen nicht so weit verbreitet sind, weil Holz halt eine sehr niedrige Basishärte hat und auch durch Verzauberung nicht in derartige Höhen geschraubt werden kann.
Aber wie gesagt, in 3E hat bei uns Verschleiss von Waffen oder Rüstung ehrlicherweise nie eine Rolle gespielt, auch wenn die Regeln da ein bisschen was hergeben.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 24.02.2025 | 12:56
Dragonbane hat da den Ansatz, dass bei jeder Parade Schaden an der parierenden Waffe entstehen kann. Jede Waffe hat eine Haltbarkeit, wird diese vom Schaden eines parierten Angriffs übertroffen, wird die Waffe beschädigt, und kann erst wieder verwendet werden, wenn sie repariert wurde.

Jetzt hab ich mit der Regel zwei Probleme. Zum einen funktioniert eine Parade so nicht (oder sollte es nicht) - das wäre ein starrer Block. Zum anderen wird Parieren als Abwehr damit völlig uninteressant - sieht man auch in meiner aktuellen Runde. Keiner pariert, alle weichen aus.

In Richtung D&D ist da sowieso mal festzustellen, ob der Betreffende überhaupt pariert hat - es würfelt ja nur der Angreifer, ohne dass der Verteidiger da viel Einfluss nehmen kann.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Quaint am 24.02.2025 | 12:59
Ich hab halt ne ganze Menge the Witcher gespielt, und da gibt es Mechaniken für Verschleiß von Waffen und Rüstungen. Waffenverschleiß ist halt vor allem wenn du damit abwehrst dort, was aber bessere Erfolgschancen hat als Ausweichen. Quasi Extraleben auf der Waffe. Rüstungsverschleiß ist halt, wenn du getroffen wirst und was durchgeht. Das ist aber sehr situativ - so eine Plattenrüstung hat gerne mal 30+ Punkte, und jeder durchgehende Treffer zieht 1 ab. Da gehen die LP also aus lange bevor die Rüstung wirklich ernstlich beschädigt wäre. Ein Gambeson hat aber möglicherweise nur 5 Punkte - wenn da zwei Treffer landen, schützt er quasi halb so gut.
Bei Waffen merkt man den Verschleiß aber erst, wenn sie 0 Haltbarkeit übrig haben und dann quasi nichtmehr genutzt werden können.
Man kann den Kram aber auch immer reparieren, die Kosten sind abhängig von der Ausrüstungsqualität (bzw. Grundkosten). Daher ist teure Ausrüstung auch im Unterhalt teuer. Während das Abenteuers ist halt die Ausrüstungshaltbarkeit einfach eine weitere Ressource (und da kommt es vor, dass jemand ne Reservewaffe mitführt oder nen zweiten Schild) und danach dann einfach ein Kostenfaktor.

Das ganze Bohei anfangen um nach 3 Abenteuern dann unzerbrechliches Zeug zu kriegen fände ich aber recht albern.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Galatea am 24.02.2025 | 18:42
Wenn man das eh nur als "Backgroundregel" für Worldbuilding braucht, kann man auch ganz grob abstrahieren und sagen "die Waffe verliert pro Kampf [20 - Härtegrad] Prozent ihrer Haltbarkeit" (bei größeren Schlachten ggf. mit Multiplikator auf das Ergebnis).
Härtegrad kann man einfach am Material festmachen (bei Stangenwaffen mit Metallspitze senkt man dann einfach den Reparaturpreis um 50-75% um darzustellen, dass in den meisten Fällen nur der Holzteil ersetzt wird).

Damit hat man eine Regel, die einfach anzuwenden ist, die angemessen kurz ist dafür dass man sie nach 4-5 Abenteuern eh größtenteils ignoriert und der Worldbuilding-Aspekt ist erfüllt.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Streunendes Monster am 2.03.2025 | 14:01
Für mich macht das Thema nur Sinn, wenn der schutzwert der Rüstung den schaden reduziert.
Aber nicht, wenn der Schutzwert das Getroffenwerden reduziert.

Für D&D könnte ein dergestalt geändertes Kampfsystem etwas mehr Plausibilität reinbringen.

Alle Rüstungen haben einen Schutzwert und eine Schadensreduktion.

Allerdings keine Trefferzonen, weil dies einen erheblichen Aufwand für das TP-System mit sich brächte. Davon würde ich die Finger lassen.

Nebeneffekt: ein +4 Schwert müsste jetzt ausweisen, worauf die +4 gehen  >;D
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 2.03.2025 | 14:52
Dachte ich früher auch, aber mittlerweile sehe ich das anders, und finde dass "Wirkungstreffer sind schwerer anzubringen" die Funktionsweise von Rüstung ziemlich gut beschreibt. Wie zuletzt diskutiert: durch eine hochwertige Platte kommt man mit Muskelkraft einfach nicht durch. Man muss die Schwachstellen treffen oder man macht einfach gar nix.
Darum ja weiter oben der Vorschlag mit "harter" und "weicher" Rüstung, wo die eine so und die andere so funktioniert.

Das mag dann mit magischer Verbesserung wieder was anderes sein, ein Zauberschwert das durch Rüstung einfach durchhaut ist natürlich denkbar, da wäre DR dann angebracht. Auch hier wieder schon im Hard/Soft Ansatz eingepreist.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Zouan81 am 3.03.2025 | 23:07
Letztendlich muss jeder für sich entscheiden, was er lieber mag:


1) Entweder Rüstungen haben den klassischen Effekt, dass sie den erlittenen Schaden um den Rüstungswert reduzieren, was für mich auch logisch erscheint, wenn man einen Schlag auf die Rüstung gibt

ODER

2) Rüstungen beeinflussen die Trefferchance, was dazu führt, dass man in guten Rüstungen schwerer getroffen werden kann, ABER Waffen dann auch den vollen Schaden anrichten können, was, wenn man eine Plattenrüstung trägt, eher unbefriedigend sein kann.


Im letzteren Fall könnten rein logisch nur Waffen mit schmalen Klingen gegen eine Schwachstelle in einer Vollrüstung den vollen Schaden anrichten, nicht aber aber bspw. Wuchtwaffen, deren Schlag keine Chance bietet, die Rüstung an einer Schwachstelle überhaupt zu durchdringen.
Dementsprechend müsste ein Dolch dann mehr Wirkung haben als ein Zweihänder, dessen Klinge evtl. nicht durch die Schwachstelle der Rüstung passt. Ein Kampfstab würde gegen eine Plattenrüstung normalerweise nur wirkungslos abprallen.


Regeltechnisch ist das Problem mit der Variante 1) am einfachsten zu lösen.


ODER

hätte vielleicht jemand eine Idee, Variante 1 und 2 gekonnt und nachvollziehbar zu verknüpfen?

Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Galatea am 3.03.2025 | 23:51
Naja, ein bisschen erweitern kann man immer - ist dann halt nur nicht mehr so schön einfach.

Beispiel:
- 3 Werte für Panzerung (Normal/Schwachstelle/Limit).
- Schwachstelle angreifen macht treffen sehr viel schwieriger, ignoriert aber die Rüstung komplett/fast komplett. Unter gewissen Umständen (umgeworfener Gegner, Vollkörperkontakt) fällt diese Erschwernis weg/ist niedriger.
- Ab einem gewissen Limit (Schaden eines einzelnen Treffers) schützt die Rüstung schlicht nicht mehr (bedeutet halt auch, dass Wuchtwaffen zwangsläufig mehr rohen Schaden machen müssen als Stichwaffen, das kann man dann ggf. je nach Waffe/Regelwerk mit Malus auf Trefferwurf, geringerem Verteidungswert, niedriger Initiative oder was anderem passenden kompensieren).


Variante 1 und 2 kann man einfach verknüpfen, indem man das macht, was einige nicht-D&D-Systeme tatsächlich schon tun - man macht einfach beides.
Und je fetter die Rüstung, desto einfacher wird man getroffen (die Skalierung darf dabei halt nicht so ausfallen, dass sich Rüstung nicht mehr lohnt).
Dann bekommt man auch automatisch Waffen, die gegen ungepanzerte Gegner besser sind und Waffen, die gegen gepanzerte Gegner besser sind.

Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 4.03.2025 | 00:19
2) Rüstungen beeinflussen die Trefferchance, was dazu führt, dass man in guten Rüstungen schwerer getroffen werden kann, ABER Waffen dann auch den vollen Schaden anrichten können, was, wenn man eine Plattenrüstung trägt, eher unbefriedigend sein kann.

Mehr Schaden bzw. überhaupt Schaden - klar.
Mit vollem Schaden muss man aber vorsichtig sein; schließlich sind die Schwachstellen einer Rüstung oftmals an Stellen, an denen eine Verletzung i.d.R. auch nicht übermäßig schlimm ist.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 4.03.2025 | 00:41
Mehr Schaden bzw. überhaupt Schaden - klar.
Mit vollem Schaden muss man aber vorsichtig sein; schließlich sind die Schwachstellen einer Rüstung oftmals an Stellen, an denen eine Verletzung i.d.R. auch nicht übermäßig schlimm ist.

Würde ich so nicht mal unterschreiben. Stellen, die man naturgemäß schlecht panzern kann, sind beispielsweise Augen oder Gelenke, und ein Treffer da hat dann auch, wenn er vielleicht nicht sofort direkt lebensgefährlich ist, doch leicht mal etwas dramatischere Auswirkungen auf die Fähigkeit zum Weiterkämpfen.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: YY am 4.03.2025 | 01:01
Genau um die nicht unmittelbare Lebensgefahr geht es.
Es passiert ja irgendwas bei dem Treffer, sagen wir mal ganz abstrakt ein gewisser HP-Verlust.

Aber wenn der Waffenschaden das abstrakte Maß dafür ist, wie sehr jemand durch diese Waffe geschädigt werden kann, dann kann man eben nicht den gleichen Schaden ansetzen, wenn ein Ungerüsteter abstrakt irgendwo getroffen wird im Vergleich mit einem Gerüsteten. Bei letzterem gibt es immer noch Stellen, die schlecht geschützt und verwundbar/empfindlich sind, aber ein guter Teil der Schwachstellen ist eben nicht da, wo man auf keinen Fall getroffen werden will - sonst sähe die Entscheidung Schutz vs. Beweglichkeit an der Stelle auch anders aus.
 

Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 4.03.2025 | 08:25
Die "beliebteste" Stelle im Harnischkampf ist die Achsel. Da läuft eine Arterie - und da reicht ein Stich, um den Kampf zu beenden.
Durchtrennte Kniesehnen sind auch ziemlich kampfbeendend.  ;) Und bei vielen Fußharnischen ist auch das Gemächt nicht geschützt.

Zitat
als ein Zweihänder, dessen Klinge evtl. nicht durch die Schwachstelle der Rüstung passt.
Schon mal einen Zweihänder live gesehen? Die haben meistens die flachsten Klingen, die man schmieden kann - während Scheibendolche drei- oder vierkantige Klingen haben. Hiebklingen sind grundsätzlich flach, Stoßklingen steif. Also nein, mit der Größe von Öffnungen hat das wenig zu tun.  ;)

Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Ainor am 4.03.2025 | 11:10
Dachte ich früher auch, aber mittlerweile sehe ich das anders, und finde dass "Wirkungstreffer sind schwerer anzubringen" die Funktionsweise von Rüstung ziemlich gut beschreibt. Wie zuletzt diskutiert: durch eine hochwertige Platte kommt man mit Muskelkraft einfach nicht durch. Man muss die Schwachstellen treffen oder man macht einfach gar nix.
Darum ja weiter oben der Vorschlag mit "harter" und "weicher" Rüstung, wo die eine so und die andere so funktioniert.

Jupp. Das gute alte RK System ist eben nicht unrealistischer als Schadensreduktion, auch wenn das oft behauptet wird.
Wenn man nur einen der beiden Ansätze verwendet kommt man immer irgendwo in Schwierigkeiten.

Wenn man genug Treffer und Trefferpunkte hat ist es aber auch egal, denn statistisch ist die RK ja auch eine Schadensreduktion.
Allerdings glaube ich dass RK einfacher zu balancieren ist denn Schadensreduktion bewegt sich recht schnell zwischen "unüberwindbar" und "irrelevant".

Das mag dann mit magischer Verbesserung wieder was anderes sein, ein Zauberschwert das durch Rüstung einfach durchhaut ist natürlich denkbar, da wäre DR dann angebracht. Auch hier wieder schon im Hard/Soft Ansatz eingepreist.

Zauberschwerter, und vor allem Riesen mit Schwerten denn menschliche Muskelkraft ist ja in der Fantasy nicht das obere Limit.
Wenn mn realistischer werden will braucht man halt beides.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 4.03.2025 | 11:17
Eine Sache, die mir in Bezug auf Schadensreduktion hier und da mal untergekommen ist, ist das Auswürfeln derselben gegen jeden einzelnen Treffer. D.h., da gibt's dann keinen Fixwert, sondern eine Rüstung bietet beispielsweise einen Schutz von 1W6-1 und absorbiert dann entsprechend...ist eine einigermaßen intuitive Art, abzubilden, daß Rüstung normalerweise eben nicht überall gleich schützt, aber über den "Realismus" der konkreten Verteilung und resultierenden Schutzwerte kann man im Einzelfall natürlich immer noch streiten. Außerdem addiert das logischerweise einen weiteren Würfelwurf zur Abwicklung zumindest jedes Treffers.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Ainor am 4.03.2025 | 11:36
Dass kann man allerdings auch erreichen indem Waffen grössere Schadensspannen bekommen.
Statt 1w6+4 gegen diese Rüstung kann die Waffe auch 2d6+4 machen und die Rüstung zieht 7 ab.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Streunendes Monster am 4.03.2025 | 11:38
Argh, dieser Thread macht mich wahnsinnig, weil es eine Lösung "da draußenTM" gibt  >;D
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Raven Nash am 4.03.2025 | 11:44
Eine Sache, die mir in Bezug auf Schadensreduktion hier und da mal untergekommen ist, ist das Auswürfeln derselben gegen jeden einzelnen Treffer.
Hatte das nicht Stormbringer? Ich fand das immer recht mühsam, weil das System eh schon Attacke/Parade hatte.
TOR hat den Wurf, ob die Rüstung einen "echten" Treffer abhält, oder nicht.

Ich komme ja immer mehr zu dem Schluss, dass Dragonbane da wirklich einiges richtig macht. Zum einen sind die Schadensmaxima der Waffen so, dass ein Dolch mit einem Treffer potentiell töten kann. Die Rüstung reduziert den Schaden dann eben mehr oder weniger deutlich - kann aber durch Manöver wiederum aktiv umgangen werden. Und Monster sind einfach aus dem Ganzen komplett herausgehoben, und unterliegen eigenen Regeln.
Rüstungen geben Nachteile auf bestimmte Fertigkeiten, Helme sind optional und haben auch ihre Nachteile.
Nur mit der Optionalen Regel, die bestimmte Waffenarten gegen bestimmte Rüstungen mehr oder weniger effektiv machen, werd ich nicht warm, weil man den Plattenharnisch da ohne Vor- oder Nachteile behandelt. Das wirkt, als hätte man da einfach keine Idee mehr gehabt.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 4.03.2025 | 11:50
Hatte das nicht Stormbringer? Ich fand das immer recht mühsam, weil das System eh schon Attacke/Parade hatte.
TOR hat den Wurf, ob die Rüstung einen "echten" Treffer abhält, oder nicht.

Stormbringer und/oder Elric!, ja. Barbarians of Lemuria hatte das meiner Erinnerung nach auch, und im einen oder anderen System mit "Soak"-Würfen und ähnlichem mag es vergleichbar zugegangen sein -- in den letzteren stecke ich allerdings nicht genug drin, um das auswendig definitiv sagen zu können.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 4.03.2025 | 12:07
Genau um die nicht unmittelbare Lebensgefahr geht es.
Es passiert ja irgendwas bei dem Treffer, sagen wir mal ganz abstrakt ein gewisser HP-Verlust. <snip>

Ja, das ist wieder Grundsatzentscheidung des Systems: bilde ich sowas wie "Dolchtreffer ins Auge -> Auge futsch" ab, oder lieber nicht?
Zumindest mein persönlicher Geschmack ist da: ich will mich als Spieler nicht vor Kämpfen grundsätzlich fürchten müssen.

--> vielleicht kann man sowas durch eine Art "Luck" Ressource auflösen: bei einem verkrüppelnden Treffer kann ich einen Glückspunkt aufwenden und die Verstümmelung in einen harmlosen Kratzer umwandeln.
Im Prinzip hat D&D diesen Faktor natürlich schon in die Hitpoints reingewickelt, allerdings eben unter kompletter Streichung dauerhafter Verstümmelungen (in 3E gibt es natürlich Feats, die sowas dann doch ermöglichen, aber typischerweise mit zeitlich begrenztem oder zumindest reversiblem Effekt).

Es ginge aber natürlich auch andersrum, also dass man solche brutalen Treffer durchaus simuliert, aber eben zumindest den "Wildcards" ermöglicht, diese abzuwenden. (Spontan fällt mir dazu der Name eines Feats in Legend D20 ein: "Lucky Cigarette Case" - nach dem alten Topos dass die eigentlich tödliche Revolverkugel in der Zigarettendose hängenbleibt)

Zitat
hätte vielleicht jemand eine Idee, Variante 1 und 2 gekonnt und nachvollziehbar zu verknüpfen?

Siehe oben, hatte ich jetzt schon zweimal ausgeführt, oder was passt dir an dem Hard/Soft Armour Ansatz nicht?

Argh, dieser Thread macht mich wahnsinnig, weil es eine Lösung "da draußenTM" gibt  >;D

Ich nehme an du meinst Harnmaster; ich habe da in der Tat versucht reinzuspicken aber wurde erstmal mit mehreren Abtörnern konfrontiert. Aber um diesen Thread nicht zu derailen werde ich mal gucken was wir dazu im Forum haben und da in Kürze was reinposten.

Zitat
Nur mit der Optionalen Regel, die bestimmte Waffenarten gegen bestimmte Rüstungen mehr oder weniger effektiv machen, werd ich nicht warm, weil man den Plattenharnisch da ohne Vor- oder Nachteile behandelt. Das wirkt, als hätte man da einfach keine Idee mehr gehabt.

Ja, also _wenn_ man schon Schadenstypen vs Rüstungstypen abgleicht, sollte aus diesem zusätzlichen Aufwandsschritt definitiv mehr rausspringen als ein "+2 auf AC" (siehe AD&D). Ist aber tricky und ich hatte da bislang noch nicht die richtige Inspiration.
Naja, und ich zocke ja in den letzten Tagen Kingdom Come Deliverance, da ist die Unterscheidung Stich/Schnitt/Wucht eine zentrale Kampfmechanik. In der Praxis läuft es da aber darauf hinaus, dass gegen Wuchtschaden kein Kraut gewachsen ist und darum Keulen und Hämmer die bei weitem effektivsten Waffen sind. Da bin ich nun auch nicht so richtig überzeugt von, bzw ich traue Platten da einen höheren Schutzwert zu als das Spiel ihnen zubilligt.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 4.03.2025 | 12:15
Streitaxte, Stangenbeil, Kriegshammer usw haben oft bzw üblich Dorn und Spitze und ich glaube nicht daß die Kette unter der Achsel da so viel hilft.

Ähnliches gilt für Bill und Hellebarde.

Btw einem Miserichorde oder Stilett traue ich zu durchs Auge ins Gehirn zu kommen.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Streunendes Monster am 4.03.2025 | 12:40
Ich nehme an du meinst Harnmaster; ich habe da in der Tat versucht reinzuspicken aber wurde erstmal mit mehreren Abtörnern konfrontiert. Aber um diesen Thread nicht zu derailen werde ich mal gucken was wir dazu im Forum haben und da in Kürze was reinposten.

Ja klar  :d lass uns gern andernorts dazu sprechen/schreiben.
Wir haben HârnMaster komplett ab von der Intention des Regelwerkes auch schon mit sehr mächtigen Charakteren gespielt.
Alte Elben-Schwertmeister, mächtige Zauberer und Meisterdiebe.
Gut, auch da war bisweilen Schluss nach dem Kopftreffer eines geworfenen Steins von einem Bergtroll ... aber das war redlich verdient  ;D
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 4.03.2025 | 16:15
Ja klar  :d lass uns gern andernorts dazu sprechen/schreiben.

Viola: https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130053
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: caranfang am 4.03.2025 | 20:27
Streitaxte, Stangenbeil, Kriegshammer usw haben oft bzw üblich Dorn und Spitze und ich glaube nicht daß die Kette unter der Achsel da so viel hilft.

Ähnliches gilt für Bill und Hellebarde.
Nicht alle dieser Dornen und Spitzen sind dazu gedacht, den Gegner zu verletzen, sondern eher dazu, die Waffe des Gegners zu kontrollieren.
Btw einem Miserichorde oder Stilett traue ich zu durchs Auge ins Gehirn zu kommen.
Dafür waren sie u.a.  auch gedacht.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: nobody@home am 4.03.2025 | 22:13
Nicht alle dieser Dornen und Spitzen sind dazu gedacht, den Gegner zu verletzen, sondern eher dazu, die Waffe des Gegners zu kontrollieren.

Die Waffe, den Schild (so vorhanden), ggf. auch schon mal einen Arm oder ein Bein...wenn ich meine Waffe unter anderem auch mal als schlichten Zughaken benutzen kann, dann finden sich auch die Anwendungen.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: caranfang am 4.03.2025 | 22:28
Die Waffe, den Schild (so vorhanden), ggf. auch schon mal einen Arm oder ein Bein...wenn ich meine Waffe unter anderem auch mal als schlichten Zughaken benutzen kann, dann finden sich auch die Anwendungen.
Es geht nicht darum, die Waffe als Zughaken zu verwenden. Es geht allein darum, die Waffe des Gegners zu kontrollieren. Das ist nicht Entwaffnen. Binden, Parieren sind Formen der Kontrolle der gegnerischen Waffe. Zum Teil dienen sie auch dem Schutz ihres Nutzers. Wofür die Parierstange ein klassisches Beispiel ist. Selbst die Dornen vieler Stangenwaffen haben hauptsächlich eine Schutzwikung. Sie sollen verhindern, dass die gegnerische Waffe am Schaft entlang gleiten kann. Man will die generische Waffe quasi damit auffangen und sie dorthinlenken, wo man sie haben will.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Feuersänger am 4.03.2025 | 23:55
Das ist ein sehr schönes Stichwort: was ja zB bei Platzhirsch D&D nebst Ablegern komplett ignoriert wird, ist die unterschiedliche Eignung der Waffen zum Parieren oder Ablenken von Angriffen. Vergleiche etwa die Parierstange eines Schwertes mit dem, nunja, Garnichts eines Streitkolbens. Oder die verschiedenen Sax-artigen Klingenwaffen ohne Parier.

Sollte man da vielleicht - auch wenn man um aktive Paradewürfe nach wie vor einen Bogen macht - vielleicht auch je nach Auslegung der Waffe einen Verteidigungsbonus geben? Und wie hoch sollte dieser ausfallen?
Nach 3E-Metrik könnte das etwa sowas wie +1 Shield AC sein - d.h. stackt nicht mit einem Schild, denn wenn man einen Schild führt, pariert man eher nicht mit der Waffe. (Parallel bin ich auch eh dafür, die Werte von Schilden etwas aufzumöbeln, sodass diiese so etwa +2 bis +4 AC geben.)
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Isegrim am 5.03.2025 | 00:17
Ich hat für ein SF-Setting mal die Idee, das mit Schadensarten direkt vom Würfelwurf abhängig zu machen. Man muss natürlich den Mindestwurf übertreffen. Je nach Waffe wirkt Rüstung bei geraden, ungeraden oder beiden Arten von Angriffswürfen, und Waffen mit besonderen rüstungsbrechenden Eigenschaften ignorieren Rüstung bei allen Würfen. "Wirkt" bedeutete dabei eine Schadensreduktion wie bei DSA.
Titel: Re: Waffen vs Rüstung
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 5.03.2025 | 01:00
Nicht alle dieser Dornen und Spitzen sind dazu gedacht, den Gegner zu verletzen,
d.h. nicht das man  nicht zumindest versuchen kann sie dafür zu mißbrauchen