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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Rollenspieltheorien => Thema gestartet von: Isegrim am 2.04.2024 | 11:52

Titel: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Isegrim am 2.04.2024 | 11:52
Eine Aussage aus einem anderen Thread, die auch vorher schon in diversen Themen getroffen wurde:

Regeln sind, was mir sagt, was ich im Spiel zu tun und zu lassen habe. Hintegrund tut das. Hintergrund ist folglich Regel.

Das kann man so sehen, wenn man den begriff "Regeln" sehr weitlläufig auslegt. Ich halte das nicht für sonderlich sinnvoll. Regeln sagen einem mE nicht, was ich zu tun habe, sondern wie dieses Tun am Spieltisch umgesetzt wird. So betrachtet ist der Hintergrund kein Teil der Regeln. Hintergrund bzw Setting geben mir Ideen, welche Möglichkeiten es gibt; unbedingt daran halten muss man sich nicht, solange di Mitspieler mitspielen.

ME wird das besonders deutlich bei Settings, die auch unabhängig vom RPG existieren. Mittelerde sieht eigentlich keine Sauron-anbetenden Hobbit-Assassinen vor, und ich würd auch keine in meiner Kampagne haben wollen. Je nach genutztem Regelwerk und der Offenheit der Mitspieler heißt das aber nicht, dass man so etwas grundsätzlich nicht spielen kann. Bei Star Trek zeichnen sich die Alien-Völker durch recht eng gesetzte Charakteristika aus; Klingonen sind Krieger, Vulkanier handeln logisch etc. Dennoch kann man einen Vulkanier-Berserker spielen, wenn man unbedingt will, wenn einen die anderen damit mitspielen lassen. usw isf.

Regeln (bzw das Hausregelwerk mit Änderungen, auf das man sich geeinigt hat) sind anders. Wenn die Regeln sagen, wie man einen Angriff umsetzt, oder einen Überredungsversuch, ist das so; zumindest bis die SL zu handwedeln anfängt...

Allgemein ist Hintergrund meist anpassungsfähiger als Regeln, und wird öfter bzw umfangreicher den Wünschen der Mitspieler angepasst. Schon weil er, außer in sehr kleinteiligen Beispielen (DSA...), oft nur einen Überblick bietet und viele Lücken hat, manchmal sogar als geplantes Feature, um den Mispielern genau diese Möglichkeiten zu bieten, das Setting den eigenen Wünschen anzupassen.

Natürlich gibt es RPGs, die diese Trennung an einigen Stellen aufweichen und eine enge Verknüpfung zwischen Hintergrund und Regeln fordern (Fate-Aspekte sind dafür ein Beispiel). Auch gibt es Systeme, die sehr eng fokussiert sind, und die Trennung praktisch gar nicht kennen; sind nicht meine Systeme, daher kann ich dazu nur wenige sagen. Aber viele Systeme machen das nicht, daher halte ich bei allgemeinen Diskussionen über Rollenspiel die Unterscheidung zwischen Regeln und Hintergrund für hilfreich und sinnvoll.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Zed am 2.04.2024 | 12:06
Ich bin nicht sehr breit im Wissen unterschiedlicher Systeme aufgestellt. Aber unter folgender Bedingung würde ich 1of3 Recht geben:

Wenn eine sehr komplexe Welt - so könnte ich es mir beim Rollenspiel zu Game of Throne vorstellen - mit einem vielleicht einfachen System verwoben ist, dann kann das System nicht mehr als "regelleicht" gelten. In so einem Fall wäre auch für mich "Hintergrund ist folglich Regel."
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: AndreJarosch am 2.04.2024 | 12:17
Im Englischen gibt es die Begriffe Crunch (Regeln/Spielmechaniken) und Fluff (Hintergrund/Setting).
Manchmal vermischen sich die beiden, aber häufig sind sie recht gut trennbar.

Für mich sieht das so aus:
Crunch/Regeln sind Spielmechaniken, Fluff/Hintergrund die Beschreibung wie die Welt die in dem Regelbuch enthalten ist funktioniert.

Somit sind z.B. die RuneQuest-Regeln Crunch, die Beschreibung der einzelnen Reiche Gloranthas Fluff.

Das ganze vermischt sich da, wo Regeln Teile des Hintergrundes simulieren müssen (Göttliche Magie und ihre Wunder im oben genannten Beispiel).
Wobei ich diese Mischversion als Regeln definiere wenn:
a) Diese Regeln für einen anderen Hintergrund anders funktionieren würden.
b) Der Hintergrundinformationen für jemanden der den Regelteil nicht kennt keinen Sinn ergeben würden.

 
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Maarzan am 2.04.2024 | 12:19
Ich würde auch sagen, dass Regeln und Hintergrund zwei Teile sind.
Idealerweise  - für mich - sollten die Regeln auch alleinstehend genommen und dann mit einem eigenen Hintergrund bespielt werden können.
Die offizielle Spielwelt sollte da eher eine Art direkt nutzbares Beispiel sein.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Irian am 2.04.2024 | 12:22
Ich würde auch für die Trennung plädieren. Regeln sind eines, Setting das andere. Sicherlich, in manchen Fällen ist das eine sehr stark auf das andere abgestimmt, aber es ist - imho - eher selten, dass der Hintergrund zum Teil der eigentlichen Regeln wird.

Wobei man hier evtl. auch zwischen "Allgemeine Regeln" und "Regeln für diesen Hintergrund" unterscheiden kann. Also z.B. W20 kleiner/größer irgendwas, wären "Allgemeine Regeln", hingegen wäre "Ein Halblings-Berserker aus der Sippe der Hügelwäldler hat einen irgendwas von 12." eher "Regeln für diesen Hintergrund". Es gibt also (meist) einen Regelwerks-Kern der "generisch_er_" ist und einen spezifischen Teil der Regeln, welche explizit diesen Hintergrund "modellieren". Natürlich ist das sehr fließend, manche Systeme bemühen sich, da strikt zu trennen und generisch zu sein, andere wurden nur für ein Setting gebaut und man müsste das für andere erstmal mühsam aufdröseln.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: ThinkingOrc am 2.04.2024 | 12:28
Ich empfinde die Unterscheidung in Spielmechanik und Hintergrund, beides als Teil der Regeln als zutreffende Definition.
Klar kann man eine Spielmechanik mit anderem Hintergrund verwenden und umgekehrt, aber dann macht man halt neue Regeln.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: felixs am 2.04.2024 | 12:33
Auch ich würde Welt und Regeln klar auseinander halten wollen. Es gibt sicher Fälle, wo beides ineinander greift, dadurch wird das eine aber nicht Teil des anderen.

Was sicher richtig ist: Beides (Weltbeschreibung und Regeln) beschreibt verbindliche Setzungen. Meinetwegen kann man dazu auch in beiden Fällen "Regeln" sagen, man schafft damit aber unnötige Verwirrung.

Letztlich eine Frage von Sprachkonventionen, würde ich meinen.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: ThinkingOrc am 2.04.2024 | 12:43
Regeln regeln das Spiel.
Durch den Hintergrund wird geregelt, dass man z.B. in Mittelerde keine Jediritter spielen kann.
Oder Superhelden ala Flash in Aventurien.
Finde ich schon ziemlich eindeutig.
Ob man mit 3d6+x oder 1d20-y eine Proben würfelt ist auch eine Regel, aber eben eine Mechanik.
Also wenn, dann liegt die Sprachkonvention schon implizit vor, auch wenn es evtl. explizit bisher keiner so definiert.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: aikar am 2.04.2024 | 12:44
Ich würde Welt und Regeln klar auseinander halten wollen. Es gibt sicher Fälle, wo beides ineinander greift, dadurch wird das eine aber nicht Teil des anderen.

Was sicher richtig ist: Beides (Weltbeschreibung und Regeln) beschreibt verbindliche Setzungen. Meinetwegen kann man dazu auch in beiden Fällen "Regeln" sagen, man schafft damit aber unnötige Verwirrung.
Das.

Wenn eine sehr komplexe Welt - so könnte ich es mir beim Rollenspiel zu Game of Throne vorstellen - mit einem vielleicht einfachen System verwoben ist, dann kann das System nicht mehr als "regelleicht" gelten
Sie kann nicht mehr als leicht zugänglich oder einsteigerfreundlich gelten. Aber trotzdem noch als regelleicht.

Regeln sind, was mir sagt, was ich im Spiel zu tun und zu lassen habe. Hintegrund tut das. Hintergrund ist folglich Regel.
Nach dieser Definition ließe sich keinerlei Einordnung der Regelschwere mehr treffen. Weil z.B. das Spielen in Aventurien (einer sehr detaillierten Welt) mit einem ultra-minimalistischen 1W6-System auf einmal "regelschwer" wäre.

Mir kommt vor, hier gibt es einen Zirkelschluss.
1) Ich empfinde ein Spiel, dass nicht leicht zugänglich ist, nicht mehr als regelleicht.
2) Das was das Spiel komplex macht, ist der Hintergrund.
3) Ergo muss der Hintergrund zu den Regeln gehören.
4) Ergo hat ein Spiel mit komplexem Hintergrund viele Regeln und ist nicht mehr regelleicht.

Das resultiert aber nur aus der willkürlichen sprachlichen Setzung 1, die die meisten aber wohl nicht implizieren.

Ich hatte im Ursprungsthema auch schon ein paar Posts vorher geschrieben:
Und man sollte auch sagen, dass regelleicht nicht unbedingt leicht zugänglich bedeutet. PbtA und Fate stellen einige Leute vor ziemliche Herausforderungen um rein zu finden, wenn man zu sehr auf "klassische" Rollenspiele geeicht ist.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: General Kong am 2.04.2024 | 13:06
Zur Eingangsfrage: Nein.

Ein Spiel kann einfach oder kompliziert, einsteigerfreundlich oder eher für diese mit Hürden behaftet sein aus einem der beiden oder beiden Gründen:
Ein ausufernder und detaillierter Hintergrund oder ein solcher mit vielen ungewöhnlichen Namen oder exotischen Kultutren (Empire of the Petal Throne für mich z.B.) mit einem einfachen Regelsystem kann da genauso herausfordernd sein wie ein Spiel mit einem sehr generischen Hintergrund, aber vielen Regeldetails, Detailregeln, komplizierter Charaktererschaffung, Rechenfolgen usw.

Eine Verzahnung von Hintergrund und Regeln find eich generell positiv in dem Sinne, dass das Regelwerk die Spielweise unterstützt.

Ich mag zum Beispiel keine Spiele, die mir etwas von "actiongeladenen, cinematischen Abenteuern" vorschwafeln, dann in den Regeln das aber überhaupt nicht unterstützen, weil ein beherzter Schwung vom Kronleuchter von Musketier Kongaleur nicht mal eben schnell gemacht werden kann und im wahrsten Sinne Schwung in den Kaapf bringt, sondern regeltechnisch ewig dauert und meistens mit Sturz und Arschbruch endet und im besten Falle nicht ganz so viele Nachteile bringt wie, mir das Regelwerk also sagt: NIMM DOCH DIE TREPPE, DU HELD!

Andersherum mag ich auch keine "düsteren, tötlichen" Settings, bei denen man bei Feuergefechten keine Deckung suchen muss, weil ein, zwei MP-Garben hält man eh aus. Sofern die Gegner denn mal treffen.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: aikar am 2.04.2024 | 13:19
Ich mag zum Beispiel keine Spiele, die mir etwas von "actiongeladenen, cinematischen Abenteuern" vorschwafeln, dann in den Regeln das aber überhaupt nicht unterstützen, weil ein beherzter Schwung vom Kronleuchter von Musketier Kongaleur nicht mal eben schnell gemacht werden kann und im wahrsten Sinne Schwung in den Kaapf bringt, sondern regeltechnisch ewig dauert und meistens mit Sturz und Arschbruch endet und im besten Falle nicht ganz so viele Nachteile bringt wie, mir das Regelwerk also sagt: NIMM DOCH DIE TREPPE, DU HELD!

Andersherum mag ich auch keine "düsteren, tötlichen" Settings, bei denen man bei Feuergefechten keine Deckung suchen muss, weil ein, zwei MP-Garben hält man eh aus. Sofern die Gegner denn mal treffen.
Tatsächlich geben die Regeln das Spielgefühl mindestens genauso stark vor wie das Setting, wenn nicht noch stärker. Und wenn Setting und Regeln nicht in die gleiche Kerbe schlagen (egal in welche Richtung), fühlt es sich irgendwann nach Persiflage an. Das kann durchaus auch gewollt sein.
Ich kann beim gleichen Setting über das Regelsystem steuern, ob ich Walking Dead oder Zombieland erhalte.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: General Kong am 2.04.2024 | 13:26
Stimmt, beides muss in der Intention aufeinander abgestimmt sein.

Auch ein "generisches" Regelwerk, das alles und nichts gleich gut bespielbar werden lassen soll, versagt, wenn es dann im Regelwerk sehr settingsbezogene Einstellungen vornimmt, ohne die die Regeln dann nicht funktionieren ("Für alle Charaktere ist das Sternzeichen und die Blutgruppe von besonderer Wichtigkeit" (Boni/ Mali inklusive).
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Isegrim am 2.04.2024 | 13:30
Tatsächlich geben die Regeln das Spielgefühl mindestens genauso stark vor wie das Setting, wenn nicht noch stärker.

Da würde ich mitgehen, va weil ein Setting mE kein Spielgefühl vorgibt. Mittelerde oder SR - 6. Welt kann man völlig unterschiedlich  angehen. Der Hobbit oder der Herr der Ringe? Im Prinzip gleiches Setting, aber völlig anderes Erleben, sowohl die Bücher als auch der Versuch, deren Geist im Rollenspiel einzufangen. Street Punks oder Profi-Agenten? Gleiches Setting, ziemlich anderes Spiel.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: JollyOrc am 2.04.2024 | 14:31
Ich denke, es gibt drei Dinge:
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: JollyOrc am 2.04.2024 | 14:34
Wenn man jetzt für ein Rollenspiel schreibt, kann man "Regeln" und "Hintergrund" getrennt voneinander abhandeln. Das kann man sogar in getrennten Büchern veröffentlichen, ohne dass es weh tut.

Aber "am Tisch" wird beides zwangsläufig miteinander verschmolzen.

Und dann gibt es eben auch Spiele, die bewusst diese Trennung von "Regeln" und "Hintergrund" wegwerfen. Da werden die beiden Dinge stark vermischt beschrieben und befruchten sich gegenseitig.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Jiba am 2.04.2024 | 14:36
Und dann gibt es eben auch Spiele, die bewusst diese Trennung von "Regeln" und "Hintergrund" wegwerfen. Da werden die beiden Dinge stark vermischt beschrieben und befruchten sich gegenseitig.
Einige PbtA-Varianten fielen mir da ein. Die treffen innerhalb der Regeln sehr konkrete Aussagen über die Spielwelt. Z.B. "Ironsworn" mit seinen zig Zufallstabellen.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: First Orko am 2.04.2024 | 15:04
In Beyond the Wall existiert die Spielwelt ausschließlich in Zufallstabellen! Beziehungsweise ist das mehr so "Optionsraum", welche Variante an den Spieltisch kommt. Da wäre dann die Frage, ob man da überhaupt noch von "Hintergrund" sprechen kann - wobei ich mit diversen BtW-Spielenden gesprochen habe und den Eindruck habe, dass es schon ein gutes Verständnis darüber gibt, wie die Welt von BtW so funktioniert - ohne dass es ein dediziertes Settingbuch gibt!
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: 1of3 am 2.04.2024 | 15:11
Das kann man so sehen, wenn man den begriff "Regeln" sehr weitlläufig auslegt. Ich halte das nicht für sonderlich sinnvoll. Regeln sagen einem mE nicht, was ich zu tun habe, sondern wie dieses Tun am Spieltisch umgesetzt wird. So betrachtet ist der Hintergrund kein Teil der Regeln.

Ich sehe, nicht wie sich eine Unterscheidung von Was und Wie abstrakt treffen lässt. In einem Gesprächszusammenhang kann man mit Wie nach Details und mit Warum nach Hintergründen fragen, aber erst nachdem ein Was etabliert wurde.

Ich denke, es gibt drei Dinge:
  • "Regeln", also die Mechanik, wie Punkte verteilt, Schaden gemessen, Fähigkeiten gelernt und geprüft werden, die Weltphysik, wie man sie als Spielgruppe über die Regeln manipuliert und nutzt, etc.
  • "Hintergrund", also die sachliche Beschreibung der Spielwelt, ihrer Einwohner, der bestehenden Konflikte, Übernatürliches, das Verständnis der Weltphysik aus Sicht der Bewohnenden, usw.
  • Und ein "Amalgam" aus Regeln und Hintergrund, nennen wir es "Weltmaschinenregeln". Erst diese Weltmaschinenregeln geben den umfassenden Überblick darüber, was in der Welt vorkommt und wie es sich verhält.



Beispiele aus diversen Spielen. Gehören demnach jeweils in welche Kategorie?

Wenn man jetzt für ein Rollenspiel schreibt, kann man "Regeln" und "Hintergrund" getrennt voneinander abhandeln. Das kann man sogar in getrennten Büchern veröffentlichen, ohne dass es weh tut.

Du kannst auch Charakerklassen, Waffen oder Monster in verschiedenen Büchern veröffentlichen. Ich glaube, das zeigt uns nichts.

In Beyond the Wall existiert die Spielwelt ausschließlich in Zufallstabellen! Beziehungsweise ist das mehr so "Optionsraum", welche Variante an den Spieltisch kommt.

Bei D&D in Form des Monster Manual und bei Nobilis als Snippets von Beispielcharakteren bei jeder angebotenen Fähigkeit. Bei Super Ganget wird an Hand eines Comics erklärt, wie zu würfeln ist.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: chad vader am 2.04.2024 | 15:14
@1of3
Siehst du wirklich keinen Wert in der Unterscheidung zwischen rein informativen Fakten und funktionalen Regeln?

Beispiel: In Aventurien (DSA) ist das bekannteste Getränk aus der Region Thorwal der Rübenschnaps "Premer Feuer".

Ist der Bekanntheitsgrad von Premer Feuer  jetzt für dich "Hintergrund" und damit gleichzeitig "Regel"?
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: First Orko am 2.04.2024 | 15:26
Beispiel: In Aventurien (DSA) ist das bekannteste Getränk aus der Region Thorwal der Rübenschnaps "Premer Feuer".

Ist der Bekanntheitsgrad von Premer Feuer  jetzt für dich "Hintergrund" und damit gleichzeitig "Regel"?

Gegenfrage: "In Thorwaler Kneipen wird ausschließlich Ziegenmilch ausgeschenkt, da dort niemand Alkohol trinkt" => Spiel man Aventurien damit regelgerecht?  :think:
Klar kann jeder "sein" Aventurien basteln. Aber den meisten DSA-Gruppen würde man als SL damit vor den Kopf stoßen, weil ihnen die impliziten Regeln des Hintergrunds (Thorwaler trinken Schnaps!) eben genauso wichtig ist, wie die 3W20 mit denen man würfelt.

EDIT: Ich verweise mal als Beleg auf die Antwort unter mir  ;D
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: ThinkingOrc am 2.04.2024 | 15:26
Zitat
Ist der Bekanntheitsgrad von Premer Feuer  jetzt für dich "Hintergrund" und damit gleichzeitig "Regel"?
Ich antworte mal für mich:
Aber sowas von. Das erkennt man z.B. daran, dass sich vermutlich 80% der Hardcore DSA fans daran stören würde, wenn ein SL auf einmal in einer Thorwalschen Kneipe den Wirt die Frage nach demselbigen mit einem "Wasn' das?" quittieren würde.
Das wäre nämlich ein Regelverstoß oder eben eine Hausregel ob nur für diese eine Kneipe oder allgemein in der Version dieses SLs, wäre der Bekanntheitsgrad des Premer Feuers nicht der Regel entsprechend anders als es jeder Spieler, mit der Lektüre des Regelbuchs erwarten dürfte.
Zitat
Siehst du wirklich keinen Wert in der Unterscheidung zwischen rein informativen Fakten und funktionalen Regeln?
Die Trennung zwischen Spielmechanik (/-System) und Spielwelt (Hintergrund/Setting) ist ja trotzdem möglich. Aber sie sind beide eben Teil der Regeln.

Gesetze und Höflichkeit sind was ganz scharf trennbares, dennoch sind sie beide Teil der gesellschaftlichen Regeln unter denen wir den Umgang miteinander regeln.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Maarzan am 2.04.2024 | 15:33
Ich versuch mal einen anderen Vergleich:
Regeln sind wie ein Betriebssystem, welches bestimmte Befehle zur Verfügung stellt.
Darauf basieren dann Programme (Hintergründe), welche es erlauben bestimmte Daten/Dokumente  (Abenteuer) zu bearbeiten.

Auf manch einer speziellen Konsole mag nur ein Programm laufen und ohne das richtige Programm (ggf ergänzt um lokale Businessregeln/Konfigurationen, aka Hausregeln und lokale Besonderheiten) wird es auch mit spezifischen Daten ein Problem geben, aber es bleiben 3 Schichten.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: 1of3 am 2.04.2024 | 15:39
@1of3
Siehst du wirklich keinen Wert in der Unterscheidung zwischen rein informativen Fakten und funktionalen Regeln?

Beispiel: In Aventurien (DSA) ist das bekannteste Getränk aus der Region Thorwal der Rübenschnaps "Premer Feuer".

Ist der Bekanntheitsgrad von Premer Feuer  jetzt für dich "Hintergrund" und damit gleichzeitig "Regel"?

Die Frage ist nicht im Inhalt, sondern in der Formulierung. Regelgerecht darfst du nicht ausdrücken, dass dieser Schnapps nicht das bekannteste Getränk Thorwals sei. Gut, das wäre vielleicht doof, aber das liegt dann daran, dass die Regel an sich eben doof ist. Anderes Beispiel: Vampirstädte werden von einem Fürsten regiert. Wenn du also eine Vampirstadt beschreibst, überlege, wer dort Fürst ist. Es kann sein, dass es keinen gibt. Dann solltest du aber wissen, warum diese Stadt vom hergebrachten Modell abweicht. Gibt es vielleicht einen Machtkampf? Oder haben sich mehrere Vampire zu einem Rat organisiert?
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Isegrim am 2.04.2024 | 15:44
Ich sehe, nicht wie sich eine Unterscheidung von Was und Wie abstrakt treffen lässt. In einem Gesprächszusammenhang kann man mit Wie nach Details und mit Warum nach Hintergründen fragen, aber erst nachdem ein Was etabliert wurde.

Das "Was" kann man auch aus Werken nehmen, die nichts mit Rollenspiel zu tun hat, oder auch aus der Realität, wenn man in der spielt. Was ein Vulkanier ist steht Star Trek-Büchern, die nichts mit RPG zu tun haben. Welche Vorteil der in einer Star Trek-RPG-Runde genau hat nicht; auch wenn es bei manchen Systemen nicht notwendig sein mag, dass es solche Vorteile gibt. Die Polizei kennen wir aus der Realität und fiktiven Werken, die keinen RPG-Bezug haben. Wann genau die kommt, wenn mein Runner einen Stuffer Shack überfällt, steht vermutlich in irgendwelchen SR-Regelwerken; auch wenn man das nicht unbedingt braucht sondern es einfach die SL entscheiden lässt. Welche verschiedenen Schwerttypen es gibt findet man in tausend Büchern über historischen Waffengebrauch; wie es genau abgehandelt wird, wie man damit zuhaut, steht in den Regel, ob die da jetzt Unterschiede zwischen Kurzschwert, Rapier oder Stuhlbein gemacht wird oder nicht.

  • Eine Person macht Spielleitung, alle anderen spielen je einen Charakter ihrer Wahl.
  • Du darfst beim Spiel nicht sprechen, sondern musst einen Instant Messenger benutzen.
  • Du darfst dich einmal pro Mission auf den Hot Seat setzen und in die Kamera sprechen. Du darfst dabei anderen Charakteren Dinge andichten.
  • Du darfst den Jenga-Turm bewusst umwerfen und erzählen, wie die Szene ausgeht.
  • Du darfst die X-Karte hochhalten, dann wird das Spiel unterbrochen und ggf. eine Entwicklung zurückgenommen.
Nichts davon ist Hintergrund oder Setting oder Fluff oder wie man es auch nennen will. Hört sich für mich nach Regeln an (bzw die X-Karte nach einer Meta-Regel, die universell in jedem System, Regelwerk, Setting einsetzbar sein sollte, wenn ich das Konzept richtig verstanden habe).

EDIT
Das mit dem Premer Feuer steht so va in den Hintergrund-Teilen von DSA-Büchern, nicht so sehr im Regelteil, würd ich sagen. Da steht, was passiert, wenn man Schnaps trinkt, ob Premer Feuer oder Balihoer Bärentod. Sicher werden sich Verbindungen oder Überschneidungen finden lassen, zB dass die entprechende Zechen-Probe unterschiedliche Modifikatoren aufweist. Ich hab (vor langer, langer Zeit) aber auch mit DSA-Regeln andere Hintergründe als Aventurien bespielt. Da gab es Schnaps (vermutlich... ist wie gesagt lange her...), aber weder Thorwal noch Premer Feuer. Klappt, weil das eine Regeln sind, das andere Hintergrund.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: JollyOrc am 2.04.2024 | 16:03

[Liste von Anweisungsbeispielen entfernt]

Beispiele aus diversen Spielen. Gehören demnach jeweils in welche Kategorie?

sind für mich alles "Regeln" nach meinem Definitionsversuch. Ggfs., wie Isegrimm anmerkte, braucht es noch eine Kategorie "Meta-Regeln", die festlegen, wie man persönlich miteinander umgeht.

Was ich im Beitrag nicht explizit geschrieben hatte, aber eigentlich ausdrücken wollte: Das war ein Versuch, Dingen Namen zu geben, damit man über sie reden kann. Ich will damit keinerlei These beweisen oder widerlegen. Siehe auch direkt meinen Nachtragspost, dass man durchaus bewusst die ersten beiden Dinge zusammenwerfen kann.

Bei D&D in Form des Monster Manual und bei Nobilis als Snippets von Beispielcharakteren bei jeder angebotenen Fähigkeit. Bei Super Ganget wird an Hand eines Comics erklärt, wie zu würfeln ist.

Das vermischt IMHO Inhalt und Darreichungsform. Um es mit Scott McCloud zu sagen:
(https://i.imgur.com/x089nmF.png)

Was ich meine: Wie die von einem Rollenspiel transportierten Informationen tatsächlich bei mir ankommen, ob in einem oder in zwölf Büchern, als Comic, Fließtext, Tanzvideo, oder was auch immer ist Banane. Ich kann aber die Informationen klassifizieren, den Klassen Namen geben, und Mischklassen herausarbeiten.

Offensichtlich gibt es mechanische Regeln, die kein Setting beschreiben (siehe GURPS), und auch Settings, die ohne Regeln daherkommen (siehe systemagnostische Quellenbücher). Und ebenso offensichtlich gibt es zuhauf Werke, die beides untrennbar verbunden haben. (Von D&D zu den meisten Powered by the Apocalypse Spielen)

Dafür getrennte Wörter zu finden, um mit denen dann Dinge besser beschreiben zu können finde ich nicht falsch.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: unicum am 2.04.2024 | 16:15
Für mich ist der Hintergrund kein Teil des Regelwerkes.

Und mir ist auch noch kein Rollenspielregelwerk über den Weg gelaufen wo ist Regelwerk und hintergrund nicht mit vertretbaren Mitteln auseinander reissen könnte. Meist derart das ich einfach teile des Regelwerks die "Settingspeziefisch" sind.

Exemplarisch mal MERS das ein Regelwerk hat das so IMHO garnicht zum Hintergrund passt (also das man "einfach so" einen Zauberfähigen spielen kann der "einfach so" Feuerbälle wirft).

Anderes Beispiel: Wenn ich bei "Vampire TM 1st Ed" die ganzen Vampirsachen weglasse (Clans, Generationen, Diszilplinen et al) - was zugegebenermassen einen größeren Teil des Regelwerkes ausmacht - kann ich damit auch anderes spielen. (Was ja auch gemacht wurde, man ersezt die Vampirsachen durch Werwolfsachen, Magiersachen, Geistersachen (...) und hat andere Rollenspiele die aber mit dem Urregelwerk (mehr oder weniger) kompatiebel sind.

Ist auch wieder so eine Sache was man als das Regelwerk sieht und was als "Settingspeziefische Sonderteile des Regelwerkes".
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Grey am 2.04.2024 | 16:22
Meine 2 Cent:

Als ich mit Heroen (http://heroen.gerwinski.de) anfing, wollte ich zuerst ein generisches Fantasy-System schreiben, das mit beliebigen Settings spielbar gewesen wäre. Ich stellte aber sehr schnell fest, dass die Mechaniken, Beispiele etc. dann ziemlich abstrakt in der Luft hingen. Abgesehen davon, dass keine richtige Fantasy-Stimmung aufkommen wollte, wurden die Formulierungen einfach sehr sperrig und unverständlich. Die Verknüpfung mit einer konkreten Spielwelt vereinfachte die Präsentation der Regeln enorm.

These 1: Regeln ohne Hintergrund funktionieren nicht bzw. nur sehr schlecht.

Umgekehrt gibt es aber genug Beispiele dafür, dass Hintergrund auch ohne Regeln dargereicht werden kann. Auf Conventions bin ich gelegentlich auf Indie-Entwickler gestoßen, die Quellenbücher zu ihren generischen Fantasy-Welten angeboten haben. Die DSA- und Shadowrun-Romanreihen kann man als ganz gewöhnliche Geschichten lesen, ohne sich je mit Attributwerten, Würfelmechanismen etc. befasst zu haben.

These 2: Hintergrund ohne Regeln funktioniert problemlos.

Mein persönliches Fazit: Ein gutes Regelwerk kommt ohne Hintergrund nicht aus. Der Hintergrund kann aber unabhängig vom Regelwerk existieren.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Isegrim am 2.04.2024 | 16:24
Ich empfinde die Unterscheidung in Spielmechanik und Hintergrund, beides als Teil der Regeln als zutreffende Definition.

Das könnte eine sinnvolle Unterscheidung bzw Nomenklatura sein, aber die Begriffe werden mE ganz überwiegend anders benutzt, daher halte ich den Zug für abgefahren. Man könnte sich einen anderen Begriff für das ausdenken, was du hier "Regeln" nennst, und was Hotzenplot als "Weltmaschinenregeln" bezeichnet; vielleicht etwas mit weniger Silben... "Regeln" sind in meiner Wahrnehmung zu sehr die "Spielmechaniken", als das eine andere Nutzung des Wortes nicht zu Verwirrung führt. Leider fällt mir spontan auch nichts passendes ein.

Exemplarisch mal MERS das ein Regelwerk hat das so IMHO garnicht zum Hintergrund passt (also das man "einfach so" einen Zauberfähigen spielen kann der "einfach so" Feuerbälle wirft).

MERS war ja ein abgespecktes Rolemaster. Da hat man tatsächlich einfach ein schon bestehendes Regelwerk auf ein schon abseits des Rollenspiels bestehendes Setting getackert.

These 1: Regeln ohne Hintergrund funktionieren nicht bzw. nur sehr schlecht.

Jein, würd ich sagen. Fate ist im Grunde ein Universalsystem, auch wenn die beiden Regelwerke, die ich aus der Familie kenne, für die Beispiele jeweils ein (sehr generisches) Setting verwenden. Insofern: Nein. Um es dann wirklich zum Spiel zu nutzen, muss man sich aber Gedanken um die konkrete Umsetzung machen und entsprechende Anpassungen vornehmen (zB bei der Fertigkeites-Liste), bzw sich für eine Variante der vorgeschlagenen Regeln entscheiden, und Anpassungen daran vornehmen (zB Magie). Insofern: Ja.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: ThinkingOrc am 2.04.2024 | 16:37
@jollyorc, @unicum und @grey
Deswegen nach meiner Sicht die Trennung nach Spielmechaniken und Hintergrund.

@Isegrim: Ja, ich benutzte das ja auch so. Also Regeln als Synonym für Spielmechaniken. Durch den Thread kam mir der Gedanke, dass es eigentlich richtiger wäre von Spielmechaniken zu reden.

Allerdings gibt es das ja zu Hauf. Also das umgangsprachlich Begriffe synonym oder Untergruppen für das ganze und umgekehrt benutzt werden. Oder sogar Begriffe umgangsprachlich was anderes bedeuten als
Ich finde das ehrlich gesagt auch nicht schlimm. Wann kommt es denn schon auf die genaue Unterscheidung wirklich an (also im Alltag)?

Gerade auch in Rollenspielsettings wird (wurde) oft von Rasse gesprochen, obwohl es zum Teil eher Spezies sein müssten.
Langschwert (Longsword) wird benutzt um typischerweise das zu benennen was eher ein Ritterschwert (Arming Sword) wäre.

Trotzdem benutzen Wissenschaftler trotzdem weiter ihre Definitionen und denken sich nicht immer neue Wörter aus.
Mir fällt nämlich auch kein neues passenderes Wort für diese "Über-Regeln" ein.

Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Isegrim am 2.04.2024 | 16:45
Trotzdem benutzen Wissenschaftler trotzdem weiter ihre Definitionen und denken sich nicht immer neue Wörter aus.
Mir fällt nämlich auch kein neues passenderes Wort für diese "Über-Regeln" ein.

Hey, Wissenschaft ist zu großen Teilen die gezielte Erfindung von Fachtermini, und die vorsätzliche Verwendung derselben. ;)

Ist aber für ein Hobby-Forum mE untauglich. Hier wird keine Wissenschaft betrieben, und es macht Kommunikation unnötig schwieriger.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: ThinkingOrc am 2.04.2024 | 17:01
Ich wollte hier keinen wissenschaftlichen Anspruch proklamieren.
Worauf ich hinaus wollte war: Es ist ok, wenn verschiedene Begriffsdefintionen existieren. Welcher Definitionsrahmen gesetzt ist kann man ja, sofern man von der Umgangssprache abweicht separat kommunizieren, wenn es nicht eh durch den Kontext klar wird.
Unsere Kommunikation beruht allgemein extrem auf Kontext. Warum sollte das beim Rollenspiel anders als sonst sein.

Habe einen Vorschlag für einen Begriff für die Überregeln:
Spielkonventionen
 - Spielprämisse
 - Spielstil
 - Spielmechanik / Regelsystem vulgo: Regeln
 - Settingregeln
 - Metaregeln
 - ...

Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Flamebeard am 2.04.2024 | 17:57
Zur Titel-Frage:

Ein ganz klares Jein. Es gibt Systeme, in denen das gut klappt; Vor allem Systeme, die verschiedene Settings bedienen. Bei denen sind die Regeln ('Crunch') entweder gut gekapselt oder zumindest mit passenden Andockpunkten versehen, dass man da einen Hintergrund drüber stülpen und festmachen kann. Dann gibt's Systeme, in denen Regeln allein existieren, um Teile des Hintergrunds ('Fluff') zu validieren. Häufig korreliert das auch mit einer monolithischen Design-Philosophie. Im Nachgang extrem aufgefallen ist mir das bei DSA: Da werden spielweltliche Gebote zu Regeln geformt, um dem SL einen kodifizierten Bestrafungsmechanismus an die Hand zu geben. Ähnliches bei der Charaktererschaffung: Da werden spielweltliche 'historische' Gegebenheiten zitiert, um Spielern Punkte bei der Charaktererschaffung aus der Tasche zu ziehen.

 Und wenn man darauf keinen Bock hat? Pech, dann bekommt man die Super-Einstiegsfähigkeit eben nicht, weil man die nur bekommt, wenn man die 4 Punkte in Heraldik, 3 Punkte in Naturkunde und 5 Punkte in Lesen und Schreiben mitnimmt, da der Gründer der Akademie ein Hobby-Entomologe war, der über seine Entdeckungen Bücher geschrieben hat und die von seinen Schülern im Rahmen der Ausbildung kopiert werden.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Jiba am 2.04.2024 | 18:33
Ich versuch mal einen anderen Vergleich:
Regeln sind wie ein Betriebssystem, welches bestimmte Befehle zur Verfügung stellt.
Darauf basieren dann Programme (Hintergründe), welche es erlauben bestimmte Daten/Dokumente  (Abenteuer) zu bearbeiten.

Ich weiß, was du deutlich machen willst, aber der Vergleich hinkt deutlich. Rollenspiele sind keine Software-, sondern Medienprodukte, über die am Tisch (da bin ich ganz "Bakerianer" ;) ) im Rahmen von Kommunikationsakten gesprochen und "verhandelt" wird. Spielmechaniken wie Würfelwürfe reichern diese Verhandlungen auf eine bestimmte Weise mit
mehr oder weniger verbindlichen Inhalten an und ziehen Grenzen in der Konversation. Das können Setzungen im Hintergrund aber auch.

1of3 hat völlig Recht damit, dass die Trennung zwischen Hintergrund und Regeln eigentlich so einfach nicht ist. Oder, vielleicht ist sie einfach, aber wir trennen nicht anhand griffiger Kriterien.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 2.04.2024 | 19:34
Zum OP: 1of3 hat imo vollkommen recht. Der Knackpunkt liegt wohl darin, was die meisten als "Regeln" kennen bzw. empfinden, nämlich die Spielanleitung. Aber der Spielplan ist essenzieller Teil der Spielregeln.

Eine Aussage aus einem anderen Thread, die auch vorher schon in diversen Themen getroffen wurde:

Das kann man so sehen, wenn man den begriff "Regeln" sehr weitlläufig auslegt. Ich halte das nicht für sonderlich sinnvoll. Regeln sagen einem mE nicht, was ich zu tun habe, sondern wie dieses Tun am Spieltisch umgesetzt wird. So betrachtet ist der Hintergrund kein Teil der Regeln. Hintergrund bzw Setting geben mir Ideen, welche Möglichkeiten es gibt; unbedingt daran halten muss man sich nicht, solange di Mitspieler mitspielen.

ME wird das besonders deutlich bei Settings, die auch unabhängig vom RPG existieren. Mittelerde sieht eigentlich keine Sauron-anbetenden Hobbit-Assassinen vor, und ich würd auch keine in meiner Kampagne haben wollen. Je nach genutztem Regelwerk und der Offenheit der Mitspieler heißt das aber nicht, dass man so etwas grundsätzlich nicht spielen kann. Bei Star Trek zeichnen sich die Alien-Völker durch recht eng gesetzte Charakteristika aus; Klingonen sind Krieger, Vulkanier handeln logisch etc. Dennoch kann man einen Vulkanier-Berserker spielen, wenn man unbedingt will, wenn einen die anderen damit mitspielen lassen. usw isf.

Regeln (bzw das Hausregelwerk mit Änderungen, auf das man sich geeinigt hat) sind anders. Wenn die Regeln sagen, wie man einen Angriff umsetzt, oder einen Überredungsversuch, ist das so; zumindest bis die SL zu handwedeln anfängt...

Allgemein ist Hintergrund meist anpassungsfähiger als Regeln, und wird öfter bzw umfangreicher den Wünschen der Mitspieler angepasst. Schon weil er, außer in sehr kleinteiligen Beispielen (DSA...), oft nur einen Überblick bietet und viele Lücken hat, manchmal sogar als geplantes Feature, um den Mispielern genau diese Möglichkeiten zu bieten, das Setting den eigenen Wünschen anzupassen.

Ich finde, du ziehst einen Unterschied wo keiner ist. Sowohl Setting als auch der mechanische Regelkern sind so verbindlich oder unverbindlich, wie es die Gruppe bestimmt.

Hier ist dein Beispiel etwas geändert: in Mittelerde gibt es keine Revolverhelden, also darf man auch keine ins Spiel bringen. Das ist sehr eindeutig eine Spielregel.

Ich kann entscheiden, die Regel zu ignorieren oder zu ändern, aber das ändert eben nichts daran, dass ich mit einer Regel umgehe.

Regeln sollen Entscheidungen lenken. Normalerweise weg von unerwünschten und hin zu erwünschten Situationen. Was erwünscht oder unerwünscht ist, bestimmen wir vorher. Das Setting an sich ist als Setzung bereits eine Regel, die deine Entscheidungen grundlegend lenkt.

Du kannst es auch eine Norm oder ein Gebot nennen, aber das ändert am Kern nichts. Sie können sehr spezifisch sein (alle Elfen haben Spitze Ohren) oder sehr allgemein (Fantasy beinhaltet ein vorindustrielles Technologielevel).

By the Way: AUSNAHMEN gehen immer. Aber es sind eben genau das. Ausnahmen machen ohne Regeln, die sie überschreiben, auch keinen Sinn.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: YY am 2.04.2024 | 19:40
Wenn eine sehr komplexe Welt - so könnte ich es mir beim Rollenspiel zu Game of Throne vorstellen - mit einem vielleicht einfachen System verwoben ist, dann kann das System nicht mehr als "regelleicht" gelten. In so einem Fall wäre auch für mich "Hintergrund ist folglich Regel."

Drüben im Nachbarthread klingt ja schon so ein bisschen die Unterscheidung in Komplexität und Masse durch.
Manch ein Spiel ist einfach, aber es beinhaltet schlicht viele einfache Dinge und über die muss man auch erst mal den Überblick behalten.

Von daher: Zustimmung. Ein System mit einem umfangreichen Hintergrund ist nicht (mehr) schlank/leicht. Ob die Regeln im Sinne von "echter" Spielmechanik dabei noch rank und schlank sind, ist eine geradezu überflüssige Betrachtung, weil das Gesamtpaket trotzdem ein Brocken ist.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Isegrim am 2.04.2024 | 20:14
Hier ist dein Beispiel etwas geändert: in Mittelerde gibt es keine Revolverhelden, also darf man auch keine ins Spiel bringen. Das ist sehr eindeutig eine Spielregel.

Wenns nur um die Revolver geht: Denk ich halt nicht. Revolverhelden gibt es auch im Mittelerde ohne Rollenspielbezug nicht. Warum sollte etwas, was kein Spiel ist, Spielregeln haben? Das ist schlicht eine Setzung in einer fiktiven Welt. So wie "Im römischen Reich gab es keine Revolver (-helden)" keine Spielregel ist, sondern eine historische Aussage. Da kann man sich dann für ein RPG dran orientieren, wenn man das als RPG-Setting übernehmen will; oder halt nicht, dann wirds Erregung und Diskussionen geben, da sind wir uns einig. ;)

Regeln für Revolver kann es auch in einem Mittelerde-RPG geben, selbst wenn die keiner braucht, weils ja keine gibt. ZB weil man ein Universal-System verwendet, dass entweder schlicht keinen Unterschied zwischen Bogen und Revolver macht, oder eines, dass für andere Verwendungen auch Revolver-Regeln enthält.

Wie gesagt, man kann sagen, dass sei eine Regel, weil halt das Buch oder die SL oder der Gruppenvertrag implizit oder explizit sagt "Legolas hat keine Knarre. Punkt." Aber das ist eine andere Ebene als "Mit einer Schusswaffe triffst du deinen Gegner unter diesen und jenen Voraussetzungen".  So wird der Begriff "Regel" im Rollenspielkontext oft verwendet. Ich finde es sinnvoll, für beide Ebenen nicht den gleichen Begriff zu verwenden, und "Regeln" ist da einfach belegt; zB weil viele Systeme den Unterschied nutzen, um zwischen Regel- und Hintergrundbänden zu unterscheiden, oder entsprechenden Teilen in einem Buch.

Die Systeme, die das so stark verknüpfen, dass es letztlich keinen Unterschied mehr gibt, die sind die Ausnahme, würd ich sagen. Was ja dafür spricht, dass es hier im Grunde eine entsprechende Regel gibt, von der man abweichen kann (deine Argumentation).

Du kannst es auch eine Norm oder ein Gebot nennen, aber das ändert am Kern nichts.

(Setting-) Norm gefällt mir. Damit kann ich leben. Es ist die Norm, dass es in Mittelerde oder Aventurien keine Feuerweaffen gibt, bei Deadlands schon, und bei Star Wars die meisten Blaster benutzen. Aber es ist mE immer noch etwas anderes als festzulegen, wann das Ding deinen SC jetzt killt und wann nicht; das sind (Spiel-) Regeln.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 2.04.2024 | 20:31
Wenns nur um die Revolver geht: Denk ich halt nicht. Revolverhelden gibt es auch im Mittelerde ohne Rollenspielbezug nicht. Warum sollte etwas, was kein Spiel ist, Spielregeln haben? Das ist schlicht eine Setzung in einer fiktiven Welt. So wie "Im römischen Reich gab es keine Revolver (-helden)" keine Spielregel ist, sondern eine historische Aussage. Da kann man sich dann für ein RPG dran orientieren, wenn man das als RPG-Setting übernehmen will; oder halt nicht, dann wirds Erregung und Diskussionen geben, da sind wir uns einig. ;)

Regeln für Revolver kann es auch in einem Mittelerde-RPG geben, selbst wenn die keiner braucht, weils ja keine gibt. ZB weil man ein Universal-System verwendet, dass entweder schlicht keinen Unterschied zwischen Bogen und Revolver macht, oder eines, dass für andere Verwendungen auch Revolver-Regeln enthält.

Wie gesagt, man kann sagen, dass sei eine Regel, weil halt das Buch oder die SL oder der Gruppenvertrag implizit oder explizit sagt "Legolas hat keine Knarre. Punkt." Aber das ist eine andere Ebene als "Mit einer Schusswaffe triffst du deinen Gegner unter diesen und jenen Voraussetzungen".  So wird der Begriff "Regel" im Rollenspielkontext oft verwendet. Ich finde es sinnvoll, für beide Ebenen nicht den gleichen Begriff zu verwenden, und "Regeln" ist da einfach belegt; zB weil viele Systeme den Unterschied nutzen, um zwischen Regel- und Hintergrundbänden zu unterscheiden, oder entsprechenden Teilen in einem Buch.

Da ich beruflich viel mit Regeln zu tun habe, verstehe ich den Begriff eben viel fundamentaler. Es gibt einen Haufen Regeln für sehr unterschiedliche Dinge.

Das, was du als Regeln bezeichnest, ist für mich ein mechanisches Regelsystem, also eine Zusammenstellung von Regeln zu einem Spielablauf. Man könnte es auch Regel Engine nennen, so wie bei Videospielen. Oder Ablaufregeln und Gestaltungsregeln.

Edit: natürlich benötigst du Spielregeln nur zum Spielen. Aber was ist "wenn du eine Geschichte schreibst, die in Mittelerde spielt, musst du dich an die Vorlage halten" anderes als eine Regel?
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Maarzan am 2.04.2024 | 20:34
Ich weiß, was du deutlich machen willst, aber der Vergleich hinkt deutlich. Rollenspiele sind keine Software-, sondern Medienprodukte, über die am Tisch (da bin ich ganz "Bakerianer" ;) ) im Rahmen von Kommunikationsakten gesprochen und "verhandelt" wird. Spielmechaniken wie Würfelwürfe reichern diese Verhandlungen auf eine bestimmte Weise mit
mehr oder weniger verbindlichen Inhalten an und ziehen Grenzen in der Konversation. Das können Setzungen im Hintergrund aber auch.

1of3 hat völlig Recht damit, dass die Trennung zwischen Hintergrund und Regeln eigentlich so einfach nicht ist. Oder, vielleicht ist sie einfach, aber wir trennen nicht anhand griffiger Kriterien.

Und im Moment haben wir gar die Diskussion, was überhaupt alles dem irgendwie reininterpretierbaren Wortlaut nach Regeln sein könnten und damit erst einmal zumindest erst Recht keinerlei Chance auf Erkenntnisgewinn besteht, da alles alles sein könnte.

Daher würde ich deinen fett gedruckten Satz unterstreichen wollen.

Und daraus folgt meiner Ansicht nach, dass die bescheidene Wortklauberei aufhören müsste und das Pferd von den technischen Unterscheiden her aufgezäumt werden müsste, wenn da etwas brauchbares bei rauskommen soll. 


Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Isegrim am 2.04.2024 | 20:42
Da ich beruflich viel mit Regeln zu tun habe, verstehe ich den Begriff eben viel fundamentaler. Es gibt einen Haufen Regeln für sehr unterschiedliche Dinge.

Mag sein, aber es macht die Kommunikation im Rollenspiel-Bereich halt schwieriger, da es in meiner Wahrnehmung nicht dem allgemeinen Sprachgebrauch entspricht. Eine neue Edition der DSA-Regeln mag die Zechen-Regeln ändern, aber nicht, was Premer Feuer ist. Ich seh einfach keinen Vorteil darin, beides unter einem Begriff zu subsumieren, aber einige Nachteile.

EDIT
Edit: natürlich benötigst du Spielregeln nur zum Spielen. Aber was ist "wenn du eine Geschichte schreibst, die in Mittelerde spielt, musst du dich an die Vorlage halten" anderes als eine Regel?

Ist das nicht zuerst mal ne Copyright-Verletzung? Sind Gesetze Spiel-Regeln? Fragen über Fragen... ;)

Aber nein, das ist keine Regel. Nimm eine Story, wo das Copyright schon ausgelaufen ist: Die Artus-Sage. Dass da keine Revolver vorkommen ist vielleicht eine Konvention, die von vielen beachtet wird; oder auch eine Anweisung des Verlegers. Aber wenn man sich nicht dran halten will (und einen Verleger findet) gehts auch mit. Hat Mark Twain vorgemacht.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: unicum am 2.04.2024 | 21:06
MERS war ja ein abgespecktes Rolemaster. Da hat man tatsächlich einfach ein schon bestehendes Regelwerk auf ein schon abseits des Rollenspiels bestehendes Setting getackert.

Das ist mir durchaus bekannt,... ändert nichts daran das die Regeln imho nicht zum setting passten. Was aber auch nicht bedeutet das man mit diesen Regeln dieses Setting nicht bespielen kann - wurde ja mit dem damals doch recht erfolgreichen Regelwerk bewiesen.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: unicum am 2.04.2024 | 21:12
1of3 hat völlig Recht damit, dass die Trennung zwischen Hintergrund und Regeln eigentlich so einfach nicht ist. Oder, vielleicht ist sie einfach, aber wir trennen nicht anhand griffiger Kriterien.

Ich glaube eher man verkompliziert die Sachen zu sehr. Oder man sieht das was Regeln ist als zu weit gefasst.

Gibt ja da draussen durchaus einige Generischen Spiele die moderat erfolgreich sind. Gurps, Savage Worlds, et al.

Ich sehe eigentlich drei Punkte:

Die eigentlichen Regeln,... sagen wir mal das ist bei D&D (pre 4.0) "würfle D20, addiere etwas, wenn du über einen Zielwert kommst hast du erfolg"
Das Setting,... "Abgedrehte EDO Fantasy"
Und einen Kit der beides Zusammenführt und irgendwie aus beidem besteht. Darunter sehe ich eben die langen Zauberlisten bei D&D und etwa das Monster Manual und so einen Krahm.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Isegrim am 2.04.2024 | 21:13
ändert nichts daran das die Regeln imho nicht zum setting passten.

In meiner auch nicht, zumindest bei allem, was mit Zauberei zu tun hat. Wollte nur unterstreichen, dass beides, wie du ja auch sagst, verschiedene Schuhe sind. Je nach Einzelfall verschiedene Paare, oder rechter und linker des gleichen. ;)

Das Setting,... "Abgedrehte EDO Fantasy"

Ist D&D nicht eigentlich ein Sammelsurium aus Settings, nur lose zusammengehalten von irgendwelchen Paralleldimensionen und den Magieregeln?
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 2.04.2024 | 21:16
@Isegrim:

Zitat von: Wikipedia
Eine Konvention (Aussprache: [kɔnvɛnˈʦi̯oːn]; vom lateinischen conventio für „Übereinkunft“ oder „Zusammenkunft“) ist eine (nicht notwendig geschriebene) Regel oder Verhaltensnorm, die von einer Gruppe von Menschen aufgrund eines beschlossenen Konsenses eingehalten wird.

Hervorhebung von mir.  ;)

Davon ab: du bist wieder bei der Verbindlichkeit. Ich kann alle Regeln ignorieren oder ändern. Das tut der Definition nichts.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Isegrim am 2.04.2024 | 21:25
Und mir geht es immer noch um einen möglichst einheitlichen Sprachgebrauch. "Rollenspiel-Regeln" ist ein eingeführter, oft genutzter Begriff, bei dem es für Diskussionen wenig hilfreich ist, wenn jeder was anderes drunter versteht. Für "Rollenspiel-Konvention" gilt das nicht; im Gegensatz zu "Rollenspiel-Convention". Ja, ja, sprachliche Haarspalterei kann anstrengend werden... ;)
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Jiba am 2.04.2024 | 21:40
Und mir geht es immer noch um einen möglichst einheitlichen Sprachgebrauch. "Rollenspiel-Regeln" ist ein eingeführter, oft genutzter Begriff, bei dem es für Diskussionen wenig hilfreich ist, wenn jeder was anderes drunter versteht.

Aber es versteht doch nun einmal jeder etwas anderes darunter.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: unicum am 2.04.2024 | 21:49
Ist D&D nicht eigentlich ein Sammelsurium aus Settings, nur lose zusammengehalten von irgendwelchen Paralleldimensionen und den Magieregeln?

Naja ich kann mit den gleichen "Regeln" auch ... Sternengarde ... spielen.

Das ist vieleicht mit ein Teil des Problemes hier - was ist die Definition von "Regeln"?

Auf der einen Seite haben ich eine Regel die sagt wie eine SPF etwa zaubert. Exemplarisch wieder D&D - die sache mit den Spellslots auf verschiedenen Levels der Zaubersprüche.
Aber wie der zauberspruch wirkt und ausformuliert ist - das ist ein konglomaerat aus dem Setting und den Regeln. Der Feuerball hat 15 m durchmesser. (Das ist für mich beschreibung/Setting) und macht 6w6 Schadenn (das ist Regel).

Zusätzlich ist noch das "problem" da das ich, wenn ich Regeln generisch auf ein setting portiere ich ja durchaus auch teile eines Settings - wie oben die Feuerballbeschreibung - eben auch portieren kann.

Oder anderst gesehen - ist D&D noch D&D wenn es keinen Feuerball gibt?
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: ThinkingOrc am 2.04.2024 | 21:56
Haben wir doch schon abgehandelt.
Spielmechanik und Settingregeln.

Ich finde Hero System bringt es auf den Punkt. Da sind die Spielmechaniken eindeutig getrennt (letztlich alles eine Power). Die Settingregeln bestimmen dann ob der Effekt ein Magisches Geschoss oder ein Armbrustbolzen ist.
Magische Dämonenklaue oder Schwertstreich.
In den Settingbändern sind die Spielmechaniken schon zu fertigen Beispielen, passend zu den Settingregeln kuratiert und Redaktionell beflufft.

Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Isegrim am 2.04.2024 | 22:04
Aber es versteht doch nun einmal jeder etwas anderes darunter.

Dann sollte das Forum überarbeitet werden, denn das arbeitet auch mit der Unterscheidung. "Savage Worlds Regelwerke" & "Savage Worls Settings" für das Savage Worlds-Unterforum bzw für das Fhtagn-Unterforum "Regelwerk / Regelfragen" vs "Hintergrund / Kampagnenrahmen". Scheint verstanden zu werden.

Aber wie der zauberspruch wirkt und ausformuliert ist - das ist ein konglomaerat aus dem Setting und den Regeln. Der Feuerball hat 15 m durchmesser. (Das ist für mich beschreibung/Setting) und macht 6w6 Schadenn (das ist Regel).

Der Wirkungsdurchmesser hat durchaus auch Regelcharakter, da er sagt (grad beim Spiel mit Battle Maps), wer alles getroffen wird, oder? Ich hab von D&D nicht viel Ahnung, aber kann man nicht verschiedenen Settings wie Forgotten Realms oder Ravenloft etc mit den gleichen Grundregelwerken bespielen? Wie gesagt, versteh ich nicht viel von.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 2.04.2024 | 22:22
Und mir geht es immer noch um einen möglichst einheitlichen Sprachgebrauch. "Rollenspiel-Regeln" ist ein eingeführter, oft genutzter Begriff, bei dem es für Diskussionen wenig hilfreich ist, wenn jeder was anderes drunter versteht.

Was ist dann der Sinn dieses Fadens? Wenn du nur deine Ansicht bestätigt haben wolltest, kannst du hier ja sehen, das ein Teil des Forums dies tut, aber eben nicht alle. :think:
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: felixs am 2.04.2024 | 22:25
Ich frage mich, welchen Sinn es hat, den Begriff "Spielregel" soweit auszuweiten, dass er kaum noch Überschneidungen mit der Realität am Spieltisch hat.

Wäre es nicht konstruktiver, für diese Zwecke einen übergeordneten Begriff zu finden? Meinetwegen "Setzung". Spielweltsetzungen ("Spielwelt") und Setzungen über das Spiel in dieser Spielwelt ("Regeln").
Damit vermeidet man unnötige Verwirrungen und am Ende kommt vielleicht sogar eine interessante Erkenntnis heraus.

Ich würde vorschlagen, dass es einen Unterschied gibt zwischen weichen und harten Setzungen. Weiche Setzungen sind (bewusst) nicht erschöpfend und dehnbar, nur teilweise bindend; man findet sie vor allem in Spielweltbeschreibungen. Harte Setzungen versuchen, erschöpfend und bindend zu sein; meist sind sie auch mathematisch dargestellt; man findet sie vor allem in Regeln.

Und auch: Gibt es einen guten Grund, nicht nur Lust am Dissenz, dafür, Spielweltbeschreibungen für "Spielregeln" zu halten? Und ist der Grund es wert, bewährte Begriffe zu verunklären? Und warum nicht einen neuen Oberbegriff?
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Jiba am 2.04.2024 | 22:28
Und daraus folgt meiner Ansicht nach, dass die bescheidene Wortklauberei aufhören müsste und das Pferd von den technischen Unterscheiden her aufgezäumt werden müsste, wenn da etwas brauchbares bei rauskommen soll.

Ja, einverstanden. Aber Spielregeln sind keine technischen Funktionen. Rollenspiele sind manchmal mit Zufallselementen gewürzte, und viel öfter nicht mit Zufallselementen gewürzte multimediale Sprachspiele.

Auf die Schnelle fallen mir 5 Arten von Regelmechaniken ein, aber es gibt sicher noch mehr:

- Entscheidungsfindungswerkzeuge (Karten, Würfel oder Tokens, die dazu eingesetzt werden können, eine neutrale (oder zumindest "bezahlte") Entscheidung am Spieltisch zu treffen; in der Regel zufallsbasiert; Beispiel: Wirf einen D20, um zu entscheiden, ob deine Figur die Klippe erklimmen kann, 20 bedeutet das klappt mit Bravour, 1 bedeutet das geht fürchterlich in die Hose.)
- Spielweltgrenzen (gegen sie zu verstoßen, ist verboten, bzw. sie zu respektieren, ist geboten – Beispiel: Vampire bei "Vampire" fallen in Starre, wenn man sie mit einem Holzpflock durchbohrt, Zwerge können Gold riechen)
- Befähigungsressourcen (bestimmte Handlungen werden nur unternommen oder verhindert, wenn eine dieser Ressourcen vorhanden oder nicht vorhanden sind – Beispiele: Ein DSA-Charakter mit 0 LP darf nicht mehr mitkämpfen, einen Fakt zur Spielwelt hinzuzufügen kostet 1 Fatepunkt)
- Zufallsmodifikatoren (sie erhöhen oder senken die Chancen bei einem Entscheidungswerkzeug, nach bestimmten Regeln – Weil mein Charakter die Fähigkeit "Klettern auf 15 hat, ist bei mir eine 10 auf dem D20 schon ein Erfolg im Sinne der Entscheidungsfindung)
- Kommunikationsregeln (mein Mitspieler links neben mir darf nicht bestimmen, was mein Charakter in der Kampfrunde tut, das darf nur ich entscheiden; die Spielleitung entscheidet, wie eine der anderen Regeln angewendet wird, wenn es Interpretationsspielraum gibt)

All das zusammen ergibt das Regelwerk eines Rollenspiels. Nähmen wir das nicht an, dann hätten Spiele, die ohne Befähigungsressourcen oder Zufallsmodifikatoren oder Entscheidungswerkzeuge auskämen, keine Regeln. Sie haben aber welche. Die fallen nur eben mehr in die Spielweltgrenzen oder Kommunikationsregeln.

Und da sich diese Kategorien ständig überschneiden und mischen, haben wir vielleicht so etwas wie lupenreine Vertreter jeder Kategorie, aber die meiste Zeit überspannt das, was wir Regel nennen, mehrere Kategorien.

Das hier ist übrigens auch nur ein Schnellschuss, der keinerlei Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebt. Wir können das sicherlich auch alles anders aufteilen. Aber ich wollte mal einen Vorschlag machen.  ;)

Dann sollte das Forum überarbeitet werden, denn das arbeitet auch mit der Unterscheidung. "Savage Worlds Regelwerke" & "Savage Worls Settings" für das Savage Worlds-Unterforum bzw für das Fhtagn-Unterforum "Regelwerk / Regelfragen" vs "Hintergrund / Kampagnenrahmen". Scheint verstanden zu werden.

Najaaaaaaaa, weißte...
Dieser Beitrag hier ist in Savage Worlds: Settings abgelegt und spricht eindeutig über Regelmechaniken (genauer, eine Hintergrundoption): https://www.tanelorn.net/index.php/topic,121139.msg135037082.html#msg135037082
 (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,121139.msg135037082.html#msg135037082)
Dieser Thread in Savage Worlds: Settings spricht über Savage Pathfinder und sofort geht es darum, wie bestimmte Spielmechaniken settingtechnische Grenzen und Setzungen abbilden sollen: https://www.tanelorn.net/index.php/topic,117289.0.html
Dasselbe hier – es geht eigentlich ums Setting aber auch sehr stark darum, was das Setting eigentlich bestimmt (z.B. "Werwölfe kommen im Setting vor und sollten spielbar sein") und was die Zufallsmechaniken und Befähigungsresourcen eigentlich bestimmen ("Werwölfe baut man besser nicht mit dem HERO-System, denn das ist zu teuer – also besser ein anderes System nehmen"): https://www.tanelorn.net/index.php/topic,125457.0.html

Gegenprobe!

Dieser Thread im Savage Worlds: Regeln-Board spricht nicht nur über die blanke Mechanik, sondern auch darüber, was sie im Spiel bedeutet, bzw. welche Spielweltgrenzen oder -fakten von ihr bedingt werden (z.B. Weird Science): https://www.tanelorn.net/index.php/topic,124669.0.html
Ein Satz daraus:
Zitat
Manche Dinger verbrauchen Ghost Rock als Treibstoff, aber nur narrativ, andere laufen mit Power Points, aber es ist leider nicht definiert, was diese Punkte repräsentieren.

Was. Diese. Punkte. Repräsentieren. Setting und Mechanik zu trennen funktioniert in den meisten Fällen nicht und das Zeug auf dem Charakterbogen bestimmt die Fiktion und umgekehrt. Es gibt settinginhärente Setzungen, die wie Regeln funktionieren.

Hier auch: https://www.tanelorn.net/index.php/topic,127238.0.html
Da geht es nicht nur darum, wie irgendwelche Zahlen hochgezählt werden, sondern auch darum, was das für die Rolle einer Figur in der Spielwelt bedeutet (und für die Kommunikationsregeln auch, Stichwort: Balancing).

Und es gibt ja auch einen Haufen Boards hier im Forum, die keine Trennung zwischen Regeln und Setting vornehmen, und trotzdem kommen die Leute klar, ohne ständig "Regeln" oder "Setting" vor den Thread schreiben zu müssen. In Wahrheit diskutieren wir doch alles sowieso immer in Bezug zueinander.

Zitat
"Setzung". Spielweltsetzungen ("Spielwelt") und Setzungen über das Spiel in dieser Spielwelt ("Regeln").
Gehe ich nicht mit. Ich glaube vielmehr, dass es das Spiel in der Spielwelt nicht ohne die Spielwelt gibt. Ich halte es für sinnvoller zu schauen: Was tun die Dinge, die wir Regeln nennen und die Dinge, die wir Settingfakten nennen, konkret und wie regulieren sie unser Spiel. Und dann findet man Kategorien dafür. Habe ich oben versucht.

Zitat
Weiche Setzungen sind (bewusst) nicht erschöpfend und dehnbar, nur teilweise bindend; man findet sie vor allem in Spielweltbeschreibungen. Harte Setzungen versuchen, erschöpfend und bindend zu sein; meist sind sie auch mathematisch dargestellt; man findet sie vor allem in Regeln.
Auch das hier: Ganz entschieden nein. Spielregeln sind genauso bindend oder nicht-bindend, erschöpfend oder nicht-erschöpfend wie Settingbeschreibungen. Wie bindend etwas ist, entscheidet immer der Spieltisch (niemand spielt DSA 4.1 mit Reiterkampfregeln; wenn du DSA ohne 3W20 Probe spielst, spielst du dann noch DSA?). Und Settingfakten sind eigentlich sehr häufig sehr bindend ("Wir spielen Vampire: Dark Ages." "Cool, ich will einen zeitreisenden Professor vom Mars aus dem Jahr 2046 spielen." "Alter, wir spielen Vampire, steht doch so im Buch"; "Ich möchte gerne einen Walfänger spielen." "Alles klar, die nördlichste Nation heißt Vestenmannavnjar, die haben eine prominente Walfängertradition." "Hmm, weiß nicht, so Wikinger mag ich nicht, wie wäre es mit jemandem aus Anatol Ayh." "Nein, also das fände ich zu weit hergeholt. Ich kann dir noch Fuso im fernen Osten, das fände ich plausibel." "Ja, das passt."). Der Eintrag "Charaktername" auf dem Charakterbogen ist eine harte Spielwelt-Setzung, die nichts mit Mathematik zu tun hat. Den muss wirklich jeder ausfüllen, das ist sozusagen Pflicht (wenn die Gruppe nicht entscheidet, dass es nicht so wichtig ist).

Also, nein, ich finde das kann man in der Pauschalität nicht sagen. 
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: 1of3 am 2.04.2024 | 23:11
Und mir geht es immer noch um einen möglichst einheitlichen Sprachgebrauch. "Rollenspiel-Regeln" ist ein eingeführter, oft genutzter Begriff, bei dem es für Diskussionen wenig hilfreich ist, wenn jeder was anderes drunter versteht.

Ich versuche noch mal anders: Rollenspielregeln müssen sinnvoller Weise sein, was sie in allen anderen Spielen auch sind. Also Anweisungen, was du im Spiel tun sollst, darfst, nicht darfst. Und wie gezeigt, tun Hintergrundelemente genau das.

Das ist der Sinn von Theorie. Da kommt dann für vielleicht nicht das raus, was man immer gedacht hat. Das ist gut so. Das ist gedanklicher Fortschritt.

Das hat auch nichts mit Meinung zu tun. Man kann die Definition anzweifeln. Dann muss man aber eine andere liefern. Das hast du in deinem Eingangsbeitrag tatsächlich getan, Isegrim. Ergab für mich wenig Sinn, kann man aber prinzipiell machen. Was man nicht machen kann ist Wunschkonzert oder Appellation an vermeintliche Mehrheiten. Das sind keine Argumente.

Du kannst natürlich sagen, dass eine bestimmte Definition aus verschiedenen Gründen vorteilhaft sei. Das ist gut. Ich sage: Es ist äußerst vorteilhaft, wenn Hintergrund Regel ist, weil wir ihn dann Regeln können. Es ist kein künstlerisches Produkt, das auf ein Spiel draufgelegt wird. Das Künstlerliche Produkt ist das Regelwerk inklusive des Hintergrunds, denn wie jede andere Regel können wir damit das Verhalten von Leuten beeinflussen, die das Spiel spielen.

Eine neue Edition der DSA-Regeln mag die Zechen-Regeln ändern, aber nicht, was Premer Feuer ist.

Mag sein, dass die DSA-Redaktion das so hält. D&D würde auch nicht die sechs Attribute abschaffen. Dafür haben sie in der  DND4e das metaphysische Rad und den Krieg zwischen Teufeln und Dämonen abgeschafft.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 2.04.2024 | 23:29
Ich frage mich, welchen Sinn es hat, den Begriff "Spielregel" soweit auszuweiten, dass er kaum noch Überschneidungen mit der Realität am Spieltisch hat.

...

Und auch: Gibt es einen guten Grund, nicht nur Lust am Dissenz, dafür, Spielweltbeschreibungen für "Spielregeln" zu halten? Und ist der Grund es wert, bewährte Begriffe zu verunklären? Und warum nicht einen neuen Oberbegriff?

Schauen wir doch mal, was der Duden zu "Regel" sagt:

Zitat
aus bestimmten Gesetzmäßigkeiten abgeleitete, aus Erfahrungen und Erkenntnissen gewonnene, in Übereinkunft festgelegte, für einen jeweiligen Bereich als verbindlich geltende Richtlinie; [in bestimmter Form schriftlich fixierte] Norm, Vorschrift

Das ist sehr allgemein, oder? Also ist dein Verständnis des Wortes vielleicht zu eng?

Ansonsten kann ich nur 1of3s letzten Post unterstreichen. Insbesondere das hier:

...
Das ist der Sinn von Theorie. Da kommt dann für vielleicht nicht das raus, was man immer gedacht hat. Das ist gut so. Das ist gedanklicher Fortschritt.

Das hat auch nichts mit Meinung zu tun. Man kann die Definition anzweifeln. Dann muss man aber eine andere liefern. Das hast du in deinem Eingangsbeitrag tatsächlich getan, Isegrim. Ergab für mich wenig Sinn, kann man aber prinzipiell machen. Was man nicht machen kann ist Wunschkonzert oder Appellation an vermeintliche Mehrheiten. Das sind keine Argumente.
...
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: felixs am 2.04.2024 | 23:35
Du musst im Duden unter "Rollenspielregel" oder wenigstens "Spielregel" nachschlagen, denke ich.

Abgesehen davon wird mir das zu blöd. Du hast doch genau verstanden, was ich meine; solltest Du jedenfalls. Es war kurz gehalten, recht klar und - meine ich - konstruktiv. Und ich habe niemanden angegriffen. Verstehe also wirklich nicht, was die Definitionsreiterei und der Taschenspielertrick mit dem Duden soll.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Isegrim am 2.04.2024 | 23:41
Das hat auch nichts mit Meinung zu tun. Man kann die Definition anzweifeln. Dann muss man aber eine andere liefern. Das hast du in deinem Eingangsbeitrag tatsächlich getan, Isegrim. Ergab für mich wenig Sinn, kann man aber prinzipiell machen. Was man nicht machen kann ist Wunschkonzert oder Appellation an vermeintliche Mehrheiten. Das sind keine Argumente.

Welche Definition sinnvoll ist, kann man sehr wohl als Meinung betrachten, und wenn man über Dinge reden möchte, ist eine Debatte sinnvoll, bei der auch eine Rolle spielen kann, wer welche Begriffe wie verwendet.

Dein Ansatz ist durchaus in sich schlüssig. Das war so ziemlich der erste Satz meines Eingangsbeitrags. Aber viele Definitionen und Begriffs-Komplexe können schlüssig sein, ohne dass sie für dieses Charakteristikum Ausschließlichkeit beanspruchen können. Dann ist die Frage, welche der verschiedenen Klassifikationssystemen mit den zugehörigen Begriffsdefinitionen sich in der Praxis durchsetzen. Geschieht das nicht, und bestehen mehrere gleichzeitig nebeneinander, erschwert das die Kommunikation, da die Gefahr besteht, aneinander vorbei zu reden. In verschiedenen Wissenschaften (va in den Geistes- und Sozialwissenschaften) ist das das tägliche Brot. Naturwissenschaften sind da erfolgreicher, aber Rollenspiel wird auch bei aller Theorie keine solche werden; und selbst da tritt das Problem auf. Natürlich wird das da bei Hobbies noch viel schwieriger.

Weder dein noch mein Ansatz werden sich wegen einer Diskussion hier im Forum allgemein durchsetzen, da ich nicht glaube, eine Seite wird hier die andere überzeugen. "Szeneweit" wird mE der Ansatz, zwischen Hintergrund & Regelwerk einen Unterschied zu sehen, weiterhin der weiter verbreitete bleiben. Dir ist es unbenommen, das anders zu sehen, und Begriffe weiter so zu verwenden, wie du das für richtig hälst. Aber das heißt nicht, dass dein Ansatz der theoretisch bessere oder richtigere ist.

Insgesamt ist diese Debatte mE schon ein Erfolg, weil sie Klarheit darüber verschafft, was überhaup die Möglichkeiten sind, welche Probleme es gibt und welche Unklarheiten auftreten können.

Du kannst natürlich sagen, dass eine bestimmte Definition aus verschiedenen Gründen vorteilhaft sei. Das ist gut. Ich sage: Es ist äußerst vorteilhaft, wenn Hintergrund Regel ist, weil wir ihn dann Regeln können.

Das ist Semantik. "Regeln" im Sinne von beeinflussen, konstruieren, kann man auch Setzungen (nebenbei, auch ein guter Oberbegriff für beide Aspekte), die nicht als Regeln bezeichnet werden.

Es ist kein künstlerisches Produkt, das auf ein Spiel draufgelegt wird. Das Künstlerliche Produkt ist das Regelwerk inklusive des Hintergrunds, denn wie jede andere Regel können wir damit das Verhalten von Leuten beeinflussen, die das Spiel spielen.

Solange es Settings ohne zugehöriges RPG-Regelwerk gibt, und Regelwerke ohne zugehöriges Setting, kann man beides unabhängig voneinander betrachten und diskutieren. So wie man ein Gesamtkunstwerk wie einen Film oder eine Oper eben als Gesamtkunstwerk, aber auch in seinen Einzelaspekten betrachten und bewerten kann. Dann ist es hilfreich, für diese Einzelaspekte unterschiedliche Begriffe zu haben, damit man weiß, ob es grade um Musik, Dramaturgie, Schnitt, Bühnenbild/Kostüme geht, oder eben das große Ganze.

Mag sein, dass die DSA-Redaktion das so hält. D&D würde auch nicht die sechs Attribute abschaffen. Dafür haben sie in der  DND4e das metaphysische Rad und den Krieg zwischen Teufeln und Dämonen abgeschafft.

Die großen Einschläge, die das Setting Aventurien veränderten, geschahen nicht durch die Änderung des Regelwerks bei Editionswechselns, sondern unabhängig davon durch Abenteuer und die damit zusammenhängenden Metaplot-Geschichten wie die Philleason-Saga oder die Borbarad-Kampagne.

Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 2.04.2024 | 23:58
Was soll denn da der Unterschied sein zwischen einer Regel und einer Setzung?
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Isegrim am 3.04.2024 | 00:16
Was soll denn da der Unterschied sein zwischen einer Regel und einer Setzung?

Wenn man mit "Regeln" nur den spielmechanischen Teil der Festlegungen eines Rollenspielwerkes bezeichnen möchte, könnte "Setzungen" als Oberbegriff für sowohl diesen als auch Festlegungen dienen, die den Hintergrund betreffen. Den Unterschied zwischen beidem völlig auszublenden, wird den Ansichten zu vieler Rollenspieler einfach nicht gerecht, und der Begriff "Regeln" für diesen spielmechanischen Teil ist bei vielen schon etabliert; beides zeigt zB dieser Thread. Muss niemand nachvollziehen, arbeitet aber mit Vorhandenem und wird, von reinen Begriffstreitereien abgesehen, beiden Seiten gerecht. "Setzungen" wäre dann alles, vom Vorhandensein von Premer Feuer in Aventurien bis zum Auswürfeln der Folgen für einen SC, der zu viel davon genossen hat.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: felixs am 3.04.2024 | 00:26
Ich wäre langsam, Isegrim hat das schon passend zusammengefasst. Ich lasse meinen Beitrag trotzdem auch stehen; weicht möglicherweise minimal ab.

Was soll denn da der Unterschied sein zwischen einer Regel und einer Setzung?

Meinetwegen gibt es keinen, auch wenn man einen definieren könnte und auch wenn ich mir einen Unterschied gedacht habe.
Mir ging es darum, einen zusätzlichen Oberbegriff vorzuschlagen, damit man die Gleichsetzung von Spielwelt-Setzungen und Spielregel-Setzungen ersparen kann.

Und ich möchte gern weg von dem Gehakel um "Regel". Es geht hier um "Spielregeln". Es ist entsprechend nicht sinnvoll, aller möglichen anderen Bedeutungen von "Regel" mit zu berücksichtigen. Zumindest erschließt sich mir nicht, was damit gewonnen wäre.

Ich halte es für sinnvoll, Begriffe nicht durch Gleichsetzung zu verwirren.
Zielführender wäre vielleicht ein phänomenologischer Ansatz: was wird als was bezeichnet und kann man darauf etwas über das Ding gewinnen?

Klar ist, dass Spielregeln und Weltbeschreibung jeweils etwas beschreiben, was verbindlich sein soll. Das bedeutet aber nicht, dass es deshalb dasselbe ist oder gleich behandelt werden sollte.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 3.04.2024 | 07:04
Macht für mich halt überhaupt keinen Sinn. Ich hatte auch schon die Begriffe Ablaufregeln und Gestaltungsregeln zur Unterscheidung vorgeschlagen. Aber für mich bleiben Settingsetzungen nunmal auch Spielregeln. Eine Vorschrift bleibt eine Vorschrift, auch wenn ich das in Pusteblume oder sonstwas umnenenne.

Ich gebe euch insofern Recht, dass der Sprachgebrauch üblicherweise die Regeln auf die Ablaufregeln fokussiert. Ich sehe aber ein Problem darin, deswegen den Regelbegriff umzudefinieren. Da lügt man sich einfach selbst mit an.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Jiba am 3.04.2024 | 07:27
Du musst im Duden unter "Rollenspielregel" oder wenigstens "Spielregel" nachschlagen, denke ich.

"Rollenspielregel" steht nicht im Duden.

Die Definition von "Spielregel" deckt sich mit dem, was 1of3 früher sagte:
Zitat
Regel, die beim Spielen eines Spiels (1b, d) beachtet werden muss
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: LarsB am 3.04.2024 | 07:36
Ich habe mir letztens ein Regelwerk gekauft. Es enthielt ein Kapitel zum Hintergrund. Damit ist die Ausgangsfrage im Prinzip schon beantwortet.

Ich hab dann dieses Hintergrundkapitel nicht gelesen, sondern mir nur mit dem Regelteil ein paar Charaktere erstellt:
Einen Rattenfänger mit kleinem, fiesen Hund, einen Bettler und einen Apothekerlehrling. Alles Menschen natürlich. Die Chance einen Zwergen, Elfen oder Halbling zu erwürfeln, lag ja nur bei 10% für jeden Charakter.

Nachdem ich mich also ein paar Stunden mit den Charaktererschaffungsregeln beschäftigt hatte,habe ich eine ganz gute Vorstellung von der Spielwelt und der Position, die Anfängercharaktere darin haben. Ich weiß aber erstaunlich wenig darüber, wie das Spiel gespielt wird.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: felixs am 3.04.2024 | 08:07
Ich gebe euch insofern Recht, dass der Sprachgebrauch üblicherweise die Regeln auf die Ablaufregeln fokussiert. Ich sehe aber ein Problem darin, deswegen den Regelbegriff umzudefinieren. Da lügt man sich einfach selbst mit an.

Wir reden wie aneinander vorbei. Die Diskussion hat gar keinen Gegenstand.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: KhornedBeef am 3.04.2024 | 10:00
Cimmerier sind von Natur aus zäher und unnachgiebiger als die anderen Völker.

Das ist eine Aussage. Wenn man jetzt normale Menschen fragt, ob das eine Regel ist, macht man sich ein Bild vom Sprachgebrauch. Meiner Meinung nach kommt dabei überwiegend heraus "Wofür? Für ein Spiel?"
Regeln sind für etwas gemacht. Dafür einen bestimmten Ablauf zu strukturieren. Sie interagieren mit anderen Elementen. Wenn die Königin des Sommerhofs nach Lavendel riecht, man damit aber nicht mehr machen kann, als darüber zu schwadronieren oder es halt zu lassen, ist das wohl keine Regel. Gibt es aber weitere Aussagen mit Regelcharakter, vielleicht ein Schnüffel-System, die sich darauf beziehen, dann muss man sich das näher ansehen. Auch dann wird die Bedeutung aber gewissermaßen überschrieben, wenn ein nachfolgender Satz explizit regelt, dass man einen Bonus von +5 bekommt, die Ankunft der Königin zu erschnüffeln, was eben den Ablauf des Spiels beeinflusst. Die Bedeutung einer Regel wird in einem wohlgestalteten Regelwerk nicht wieder überschrieben oder dies aber kenntlich gemacht.
Ich finde es daher ersichtlich, dass Regeln und Beschreibungen verschiedenen Katergorien sind, dass ein und dieselbe Aussage beides sein kann, und man daher beides auch in einem Text mischen kann. Prinzipiell kann man aber für jede Aussage einzeln eine Unterscheidung prüfen.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Boba Fett am 3.04.2024 | 10:25
Eine Frage ist, was man als "Regel" versteht und inwiefern diese auch "gebrochen" werden können.

Die eigentlichen Spielregeln (Charakterschaffung, Taskresolution [wie laufen Proben ab], Initiative, Magieregeln...) sind ziemlich harte Regeln.
Diese Regeln gelten vor allem als unumstößlich. Ausnahmen werden Widerspruch erzeugen. ("Mein Schwert macht 3W30 Schaden, statt 1W8", "Wenn Du Deinen Namen tanzen kannst, würge ich Dir heute mal keine 3.000 TP rein!")

In der Weltenbeschreibung findet man zwar auch feststehende Tatsachen (Erde: Gravtation 1g, Rotation 24h, Umlaufzeit 365,2422 Tage).
In anderen Festlegungen findet man aber jede Menge Elemente, die nicht unumstößlich sind:
"Alle Ferengi sind gierig!" - "Alle Orks sind böse!" - "Alle großen Wesen sind tumb und einfältig."
Wirklich alle? Und wenn der Spielleiter mit so einem Trope brechen möchte und genau darüber ein Abenteuer gestalten möchte? Dann gibt es eine Ausnahme.
Andere Festlegungen sind zeitlich veränderbar: "Hier verläuft die Grenze zwischen Gondor und Rohan!" - "Vor 600 Jahren war die Region die heute das Königreich Rohan darstellt aber ein Teil von Gondor!"
Und vor allem sind ganz viele Festlegungen in der Zukunft veränderbar: "Der Drache Smaug berherrscht den Erebor!" - "Whut??? Let's go Party, let's go!!!"

Wie soft dürfen Regeln sein, um noch als solche zu gelten?
Und andersherum: Wenn Regeln soft sein dürfen, darf der Spielleiter dann nicht auch Spielregeln ignorieren (Die Tatsache, dass der Troll 468 Trefferpunkte gemacht hat und Du jetzt nur noch kleine Stückchen an seinem Hammer klebend wärst gilt heute mal nicht. Sagen wir.... "38 TP!" - "Oh wow, ich hab gerade noch 39!" - "Dann ist es wohl Zeit, sich zurückzuziehen?" - "Rückzug? Niemals!" - *facepalm*

Meine Meinung: Spielregeln sind das, was ich als Methodik nutze, um das "GAME" im Rollenspiel anzuwenden. Und die stehen fest und werden nicht verändert (sondern höchstens ersetzt, und das nicht willkürlich...).
Hintergund enthält zu viel Variation und Dynamik, als das man dies als "festes Regelwerk" betrachten muss. Hintergrund ist auch innerhalb der Verwendung der gleichen Regelwerkes austauschbar.

Ich akzeptiere und respektiere aber auch jede andere Ansicht, Meinung und Überzeugung.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: First Orko am 3.04.2024 | 10:25
Ich verstehe im Übrigen auch die Seite, die sagt "Aber alle wissen doch, was wir meinen!". Das ist der intuitive Ansatz, der sich von einem angenommenen Standard ableitet: Es gibt Regelbücher und Settingbücher. Und es gibt sicherlich (nicht wenige) Rollenspiele, die diese Abgrenzung versuchen. Und ich habe nicht den Eindruck, dass Leute wie 1of3 das aberkennen und irgendwie aus reiner Provokation mit Begrifflichkeiten spielen, um die Diskussion schwer zu machen.

Es kommt halt drauf an, was man mit der Ursprungsfrage Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks? erreichen will. Rein intuitiv ist das für die o.g. Menge an Rollenspielen vermutlich für die Meisten "klar" beantwortbar. Es wird aber sehr schnell immer unklarer, je mehr Arten von Rollenspielen mit rein nimmt (so wie BtW, wo es formell keinen Hintergrund gibt, sondern nur im Regelteil "Tabellen" enthalten ist - und viele andere genannte Beispiele).

Je allgemeingültiger also die Frage beantwortet werden soll, desto präziser muss sie (a) eigentlich gestellt werden oder (b) eine Einigung darüber erarbeitet werden, worüber man eigentlich redet. Wenn das Gespräch ergebnisoffen (darauf will 1of3 ja oben hinaus) stattfindet, dann kann man zu Erkenntnissen kommen, die vielleicht nicht die Frage beantworten, aber zBsp eine Klassifizierung ermöglichen aus der eine neue, ggf. präzisere Fragestellung erwachsen kann.

Der Prozess ist mühselig, aber notwendig - es sei denn, wir einigen uns darauf, dass die Deutungshoheit bei "Ist doch klar, was gemeint ist: So wie ICH es sage" liegt. Dann ist die Diskussion als solche aber tot und gewonnen haben die Lauten. Kann man machen, ist aber vielleicht... nicht gut?
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Teylen am 3.04.2024 | 10:51
Meines Erachtens kann der Hintergrund zwar Teil des Regelwerks sein, er ist jedoch kein Teil der Regeln.

Einerseits gibt es Regelwerke die ohne dedizierten Hintergrund auskommen.
Das größte Beispiel wäre wohl Dungeons and Dragons. Man kann D&D mit dem Hintergrund der Forgotten Realms spielen, muss es jedoch nicht und die Regelwerke bieten zu dem Setting wenig bis nichts.

Anderseits setzt der Hintergrund keinen festen Rahmen von dem was man machen soll, darf oder nicht darf.
Das größte Beispiel dahingehend ist, meiner persönlichen Meinung nach, Vampire: Die Maskerade. Bei dem Spiel führte sowohl der grob umrissene Hintergrund der ersten Edition als auch der sehr tief ausgearbeitete Hintergrund späterer Editionen zu grundlegend unterschiedlichen Verständnissen davon was man in dem Spiel machen soll, darf oder nicht darf.

Hinzukommt das gerade VtM in der aktuellen, fünften Edition sehr direkt sagt das der Hintergrund das ist was man will, sowie regelmechanisch über die Chronicle Tenets einen Rahmen gibt um den Hintergrund entsprechend zu gestalten. Ein anderes Beispiel für einen bewusst in einem Interpretationsrahmen gehaltenen Hintergrund wäre Tenra Bansho Zero, wo der Settingband explizit darauf hinweist das man Aspekte des Hintergrund selbst gestalten muss.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: 1of3 am 3.04.2024 | 11:16
Cimmerier sind von Natur aus zäher und unnachgiebiger als die anderen Völker.

Das ist eine Aussage. Wenn man jetzt normale Menschen fragt, ob das eine Regel ist, macht man sich ein Bild vom Sprachgebrauch. Meiner Meinung nach kommt dabei überwiegend heraus "Wofür? Für ein Spiel?"
Regeln sind für etwas gemacht. Dafür einen bestimmten Ablauf zu strukturieren. Sie interagieren mit anderen Elementen. Wenn die Königin des Sommerhofs nach Lavendel riecht, man damit aber nicht mehr machen kann, als darüber zu schwadronieren oder es halt zu lassen, ist das wohl keine Regel.

Ich glaube unser Problem ist vielleicht gar nicht, ob Hintergrund eine Regel ist, sondern was Hintergrund ist. Ich würde sagen, Hintergrund informiert natürlich mein Spiel, sonst ist es gar nicht Teil Spiels.

Also ich könnte ja im Spiel sagen, dass diese Fee nun nach Lavendel riecht. Wir glauben jetzt alle die Fee rieche nach Lavendel. Wenn ich nun als nächstes sage, sie riecht nun nach Stinkfrucht, kommuniziere ich damit irgendetwas.

Hintergrund ist nun diejenige Information, die wir als Vorwissen mit ins Spiel nehmen. Wenn also jemand eine Beschreibung tut, gleichen wir in der selben Weise diese neue Information mit dem Hintergrund ab. Wenn wir also am Hof der Lavendel-Fee sind - das wissen wir als Hintergrund - und sie riecht nun nach Stinkfrucht, dann wissen alle es stinkt was. Das ist die Regel, wenn wir vom Hintergrund abweichen, dann machen wir das bewusst.

D.h. wir müssen dieses Hintergrunds auch in Summe hinreichend gewahr sein, sonst ist es keine Regel für unser Spiel. Genauso wie die Traglast-Regel keine Regel für unser Spiel ist, wenn wir die alle zielgerichtet vergessen.

Wenn sich also diese stereotypen DSA-Spielenden darüber aufregen, dass Aventurien nicht richtig beschrieben wird, dann machen sie genau das, wofür Hintergrund da ist. Und wenn man ein bisschen verwundert ist, ist das genauso, wie wenn man als einziger korrekt die eigene Traglast nachgehalten hat.

In einem Buch stehen immer nur Vorschläge. Das können Mechanik-Vorschläge, das können Hintergrund-Vorschläge sein. Es können auch noch andere Regelvorschläge sein. Regel wird es für unsere Runde nur, wenn wir das auch regelmäßig nutzen.

Die Diskussion entspannn sich ja, weil ich sagte, Ars Magica sei sehr regelschwer, weil man eben um diese Magierbünde usw. weiter wissen muss. Ja, muss man. Um dieses Spiel zu spielen. Und wenn ich also ein Spiel mache und da Hintergrund, korrekter Hintergrund-Vorschläge reinschreibe, dann muss ich sehr genau überlegen, wie viel ich da machen kann. Denn damit das tatsächlich Regel für eine potenziell nutzende Gruppe wird, müssen die das alles jederzeit im Kopf haben können.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Isegrim am 3.04.2024 | 11:27
Ein weiterer Aspekt, der mE dafür spricht, dass ein Unterschied zwischen Regeln und Setting besteht: Teile des Settings werden von den Mitspielern selbst kreiert. Kein Hintergrund und auch wenige Kaufabenteuer sind so dicht beschrieben (nicht mals Aventurien...), als dass sich die SL nicht einiges selbst ausdenken muss; NSCs, Ort- und Landschaften, übliche Gebräuche und Geschichten, die die Einwohner derselben haben und sich erzählen, Geschehnisse und Gruppen, die mit gespielten Abenteuern zusammenhängen, usw. Manche Settings lassen bewusst ganze Regionen unbeschrieben, damit die Mitspieler diese selbst mit Inhalt füllen können Auch die Spieler müssen idR die Hintergrundgeschichte für ihre SCs selbst liefern. Viele RPG heutzutage fordern bzw bieten den Spielern die Möglichkeit, wie die SL Teile des Hintergrunds selbst zu erschaffen. Bei manchen Rollenspielen soll sogar der gesamte Setting-Hintergrund on the fly selbst erschaffen werden, vom Genre und und ein paar ganz allgemeinen Setzungen abgesehen.

Für Regeln ist das unüblich. Klar gibt es oft Hausregeln, aber eigentlich sollte ein RPG auch mit RAW gespielt werden können; und wenn das gar nicht geht, ist es ein öfters kritisiertes Manko. "Hintergrund as written" ist nie so vollständig, als das da nicht auch Hand respektive Wort angelegt werden muss. Selbst wenn man nur Kaufabenteuer spielt: Sobald die Spieler etwas vom Weg abweichen, muss die SL oder die Spieler einschreiten und die Lücken füllen.

Bei SL-losen Rollenspielen verteilt sich das nochmal etwas anders, was die Rollen der Mitspieler angeht, aber der Prozess ist im Prinzip der gleiche. Hier, aber auch bei manchen RPG mit SL gibt es dann Regeln dafür, wer sich was in welchen Situationen ausdenken darf. Aber eben nicht, was sich ausgedacht werden muss: Die Regeln, nach denen gespielt wird, stehen fest, der Hintergrund muss entweder in kleinen Details oder auch im großen Maßstab von den Mitspielern geliefert werden.

EDIT
Hatte den Beitrag geschrieben, bevor ich die heute neu dazu gekommenen Beiträge gelesen habe. Interessant, dass die sich zT in eine ähnliche Richtung entwickelt haben. Haben sich wohl gestern vor dem Einschlafen ein paar die selben Gedanken gemacht wie ich.  :)

Und ich habe nicht den Eindruck, dass Leute wie 1of3 das aberkennen und irgendwie aus reiner Provokation mit Begrifflichkeiten spielen, um die Diskussion schwer zu machen.

Genau den Eindruck hatte ich beim (vollständig) zitierten Beitrag 1of3s im Eigangsbeitrag: Provokation. Nicht, um die Diskussion schwerer zu machen, sondern um seine Sichtweise bekannt zu vertreten, gegen "den Mainstream", der es anders sieht. Ist ja nichts schlechtes, so werden Diskussionen angestoßen und Änderungen von Sichtweisen erreicht. In dem Fall bin ich halt nur anderer Meinung, und halte die Herangehens- bzw Sichtweise nicht für hilfreich.

Wenn das Gespräch ergebnisoffen (darauf will 1of3 ja oben hinaus) stattfindet, dann kann man zu Erkenntnissen kommen, die vielleicht nicht die Frage beantworten, aber zBsp eine Klassifizierung ermöglichen aus der eine neue, ggf. präzisere Fragestellung erwachsen kann.

Darum ist die Thread-Überschrift als offene Frage formuliert. Damit jeder seine Meinung zum Thema nennen kann, ohne von vorne herein eine Deutungshoheit zu schaffen. Dass ich schon in Ausgangsbeitrag meine, von 1of3 abweichende Sichtweise darlege sei mir nachgesehen...
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: 1of3 am 3.04.2024 | 11:39
Das ist interessant Isegrim. Lass uns das durchdenken.

Du sagst also, dass Regeln sich von den Spielenden im Betrieb nicht ändern oder erweitern lassen können.

Zitat
Die Regeln, nach denen gespielt wird, stehen fest

OK. Dann ist also, wenn ich mir eine neue Spezialfähigkeit für ein Monster ausdenke, keine Regel. Wenn ich in PbtA einen Custom Move schreibe, ist das keine Regel. Wenn ich in Fate die Fertigkeits- und Stuntlist für meine Kampagne fertig mache, ist das keine Regel? Falls es doch eine Regel für eine Kampagne ist, müssen wir quasi einen Punkt 0 definieren. Alles, was davor feststand ist Regel, alles danach nicht mehr.

Wir müssen dann sagen, wo dieser Punkt ist. Wenn ich Runde ausschreibe? Wenn der Rest der Rund versammelt ist? Nachdem die erste Szene begonnen wurde?

Aber egal wie wir das tun, Hintergrund ist eben diejenige Information, die wir vor diesem Punkt als gesetzt anerkannt haben. Also Regel.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Maarzan am 3.04.2024 | 11:44
Ja, einverstanden. Aber Spielregeln sind keine technischen Funktionen. Rollenspiele sind manchmal mit Zufallselementen gewürzte, und viel öfter nicht mit Zufallselementen gewürzte multimediale Sprachspiele.

Auf die Schnelle fallen mir 5 Arten von Regelmechaniken ein, aber es gibt sicher noch mehr:

(A) - Entscheidungsfindungswerkzeuge (Karten, Würfel oder Tokens, die dazu eingesetzt werden können, eine neutrale (oder zumindest "bezahlte") Entscheidung am Spieltisch zu treffen; in der Regel zufallsbasiert; Beispiel: Wirf einen D20, um zu entscheiden, ob deine Figur die Klippe erklimmen kann, 20 bedeutet das klappt mit Bravour, 1 bedeutet das geht fürchterlich in die Hose.)
(B) - Spielweltgrenzen (gegen sie zu verstoßen, ist verboten, bzw. sie zu respektieren, ist geboten – Beispiel: Vampire bei "Vampire" fallen in Starre, wenn man sie mit einem Holzpflock durchbohrt, Zwerge können Gold riechen)
(C)- Befähigungsressourcen (bestimmte Handlungen werden nur unternommen oder verhindert, wenn eine dieser Ressourcen vorhanden oder nicht vorhanden sind – Beispiele: Ein DSA-Charakter mit 0 LP darf nicht mehr mitkämpfen, einen Fakt zur Spielwelt hinzuzufügen kostet 1 Fatepunkt)
(D)- Zufallsmodifikatoren (sie erhöhen oder senken die Chancen bei einem Entscheidungswerkzeug, nach bestimmten Regeln – Weil mein Charakter die Fähigkeit "Klettern auf 15 hat, ist bei mir eine 10 auf dem D20 schon ein Erfolg im Sinne der Entscheidungsfindung)
(E)- Kommunikationsregeln (mein Mitspieler links neben mir darf nicht bestimmen, was mein Charakter in der Kampfrunde tut, das darf nur ich entscheiden; die Spielleitung entscheidet, wie eine der anderen Regeln angewendet wird, wenn es Interpretationsspielraum gibt)

All das zusammen ergibt das Regelwerk eines Rollenspiels. Nähmen wir das nicht an, dann hätten Spiele, die ohne Befähigungsressourcen oder Zufallsmodifikatoren oder Entscheidungswerkzeuge auskämen, keine Regeln. Sie haben aber welche. Die fallen nur eben mehr in die Spielweltgrenzen oder Kommunikationsregeln.

Und da sich diese Kategorien ständig überschneiden und mischen, haben wir vielleicht so etwas wie lupenreine Vertreter jeder Kategorie, aber die meiste Zeit überspannt das, was wir Regel nennen, mehrere Kategorien.

Das hier ist übrigens auch nur ein Schnellschuss, der keinerlei Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebt. Wir können das sicherlich auch alles anders aufteilen. Aber ich wollte mal einen Vorschlag machen.  ;)
...

Ich bin mir nicht ganz sicher worauf du hinaus willst, sehe da aber erst einmal keinen Unterschied zu dem, was ich meinte:

Die "Regeln" beschreiben mögliche Spielbausteine und wie sie miteinander und der Auswertung von Handlungen im Setting interagieren.
A, C,D,E befassen sich direkt mit Handlungsauflösung und B beschreibt Bausteine, hier Empfindlichkeiten und Sonderfähigkeiten, welche Spielbausteinen zugeschrieben werden können.

Das "Setting" fügt diese - oder auch nur einen Teil dieser - Elemente dann zusammen und schmückt sie sprachlich aus, um eine bestimmte Gesamtbasis für ein Spiel bereit zu stellen.

Beherrsche ich die Regeln (z.B. weil ich das System in einem anderen Setting schon gespielt habe) und spiele einen Noob aus fernen Landen, kann ich mitspielen, denn das Setting der bespielten Gegend ist mir genauso fremd wie der Figur.
Kenne ich nur das Setting, z.B. weil ich einen Roman aus der passenden Ecke gelesen habe, weiß ich zwar in etwa wo es da drum geht, habe aber eher Probleme in kritischen Situationen eigenständig und sinnvoll entscheidend am Spiel teilzunehmen.


Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: ThinkingOrc am 3.04.2024 | 11:46
Ja wir es wird hier wirklich aneinander vorbeigeredet.

Keiner sagt, das Spielmechanik und Hintergrund nicht unterschiedliche Arten von "Wie wird das Spiel gespielt"-Konventionen sind.

Einige hängen sich daran auf, dass ihrer Meinung nach landläufig Regel = Spielmechanik meint.
Sie schlagen vor, dass das so zu setzen sei um Missverständnissen vorzubeugen und man für den Oberbegriff einen neuen Begriff braucht.

Ich finde einerseits, dass es unüblich wäre so vorzugehen.
Braucht man präzisere Begriffe für Differenzierungen pflegt man üblicherweise diesen Differenzierungen neue Begriffe zu geben und den Oberbegriff beizubehalten.
Umgangssprachlich kann man ja dann trotzdem den Oberbegriff verwenden, das ist ja nicht falsch. Erst wenn es wichtig wird die Unterscheidung zu treffen, nutzt man die präzisere Begrifflichkeit.

Analogie:

Motoren treiben Autos an. Mein Auto hat einen Motor. Ich tanke Diesel. Mein Auto hat einen Dieselmotor. Mein Auto fährt mit Strom und hat auch einen Motor. Und zwar einen Elektromotor. Aber alle haben Sie Motoren. Elektromotoren sind auch Motoren, auch wenn sie völlig anders funktionieren.

Nicht: Du tankst kein Diesel, nichtmal Benzin, du hast gar keinen Motor, sondern was anderes, ja es treibt dein Auto an. Eventuell hast  einen Antrieb, aber keinen Motor.

Das übrigens die vermeintliche Empirie, Regel =  Spielmechanik und nichts anderes, nicht gilt, zeigt sich doch hier an den vielen anderen Stimmen.

Es wäre schade, die Diskussion würde sich weiter nur um diese Definitionen der Begrifflichkeiten drehen, wo doch die Definition wie die unterschiedlichen Subregeln sich verhalten und welchen Einfluss sie aufs Spiel haben und das Spiel auf sie hat, doch sehr interessant sind.

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Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Isegrim am 3.04.2024 | 11:54
OK. Dann ist also, wenn ich mir eine neue Spezialfähigkeit für ein Monster ausdenke, keine Regel. Wenn ich in PbtA einen Custom Move schreibe, ist das keine Regel. Wenn ich in Fate die Fertigkeits- und Stuntlist für meine Kampagne fertig mache, ist das keine Regel? Falls es doch eine Regel für eine Kampagne ist, müssen wir quasi einen Punkt 0 definieren. Alles, was davor feststand ist Regel, alles danach nicht mehr.

Bitte lies und bedenke doch den gesamten Beitrag, und reiß nicht einen Satz aus dem Zusammenhang, um einen Punkt zu machen. Natürlich kann man sich auch Regeln ausdenken. Hausregeln, Spezialregeln für Monster etc, gibt es alles. Stats als regeltechnische Umsetzung eines selbst ausgedachten NSCs sind sogar notwendig, wenn der NSC spielmechanisch mit den SCs interagieren soll, und nicht nur als Quelle für ein paar Infos dient.

PbtA kenn ich nicht, aber Fate hab ich selbst als Beispiel genannt, wo Regeln und Hintergrund eng verknüft sind und sich nicht trennen lassen. Das beides nicht miteinander interagiert ist ein Strohmann, das sagt niemand. Aber wenn ich einen NSC, einen SC oder ein Monster erschaffe, egal für welches System, trenn ich zwischen einem Teil "Beschreibung", vielleicht mit einem Bild dazu, und einem Teil "Werte", ob die nun nur aus Zahlen bestehen, oder auch einen beschreibenden Charakter haben wie Fate-Aspekte. Ich mach da einen Unterschied, auch wenn beides dann irgendwie Setzungen sind, die im Spiel halt existieren und den einkaufbaren oder vorher festgelegten Teil erweitern.

Die Beschreibung (und das Bild) ist vom Aspekt "(Rollen-) spiel" weitgehend unabhängig, hat im Grunde nichts damit zu tun, dass es für ein Rollenspiel ist, und kann auch aus Quellen geschöpft oder für Zwecke genutzt werden, die nichts mit Rollenspiel zu tun haben. Die Werte sind das nicht, wenn es nur Zahlen und Mechaniken sind, und ergeben abseits von RPGs gar keinen Sinn. Und manches (wieder: Fate-Aspekte) sind halt two-in-one, Beschreibung und Stats; wobei man sich meiner Erfahrung nach auch beim bestformuliertesten Aspekt aller Zeiten Gedanken machen sollte, wie man dass meint und wie es im Spiel verwendet werden kann bzw sollte.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Isegrim am 3.04.2024 | 12:05
Ja wir es wird hier wirklich aneinander vorbeigeredet.

Keiner sagt, das Spielmechanik und Hintergrund nicht unterschiedliche Arten von "Wie wird das Spiel gespielt"-Konventionen sind.

Einige hängen sich daran auf, dass ihrer Meinung nach landläufig Regel = Spielmechanik meint.
Sie schlagen vor, dass das so zu setzen sei um Missverständnissen vorzubeugen und man für den Oberbegriff einen neuen Begriff braucht.

Ich hab den Thread eröffnet, weil 1of3 Beitrag im anderen Thread mE zeigt, dass eine unterschiedliche Verwendung von Begriffen zu Verwirrung führen kann. Wenn es allen immer so klar wäre, was "Regeln" meint, und dass es verschiedene Formen von Setzungen/Regeln gibt, wäre seine Intervention da gar nicht notwendig gewesen. Ist es aber nicht. Ich denk, manche wird sein "Das sind auch Regeln" etwas vor den Kopf stoßen. (Wie gesagt, keine Kritik, so entstehen bzw verbreiten sich neue Gedanken.) Hat es mich ein wenig, als ich zum ersten mal damit konfrontiert wurde. Das war nicht diesmal, sondern ist schon etwas länger her, ich hab nur diese Gelegenheit genutzt, dass Fass mal explizit aufzumachen und auszudiskutieren. ;)


@ Thinking Orc:
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Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 3.04.2024 | 12:11
Ich denk, manche wird sein "Das sind auch Regeln" etwas vor den Kopf stoßen. (Wie gesagt, keine Kritik, so entstehen bzw verbreiten sich neue Gedanken.) Hat es mich ein wenig, als ich zum ersten mal damit konfrontiert wurde.

Ja, das ging mir da auch zuerst so. Hab es mir dann durch den Kopf gehen lassen, und hab gemerkt, dass man es durchaus auch so sehen kann.  :)
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: ThinkingOrc am 3.04.2024 | 12:11
Ja, aber umgekehrt gilt dein: "Fast jeder meint mit Regeln ausschließlich Spielmechanik" eben auch nicht. Zeigt der Thread ja ganz gut.
Ich finde aber anstatt weiter darüber zu diskutieren, wer denn nun recht hat, wäre eine Diskussion über die Unterschiede und was das denn nun fürs Spiel bedeutet, fruchtbarer.
Kann sein, dass ein eigener Thread dafür besser wäre...
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 3.04.2024 | 12:16
Och, ich finde den Thread, wie er jetzt ist, schon schön informativ, was die verschiedenen Sichtweisen angeht, und wo man überall die Grenzlinien ziehen kann. Das muss man jetzt nicht woanders hin verlagern.  ;)
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 3.04.2024 | 12:17
Was mich ja deutlich irritiert, ist dies: Rollenspiel ist mehr als die Anwendung der Regelmechanik. Das wird hier im Forum ja ständig betont. Sonst wäre es im Prinzip nur eine Art Brettspiel.

Es gibt da noch drn Erzählteil. Das was manche als das eigentliche Rollenspiel bezeichnen. Manche sprechen auch von einem Erzählspiel-Teil.

Es ist genau dieser Teil, bei dem das Setting regelnd wirkt. Es schreibt vor, was wir im Spiel erzählen dürfen und was nicht (deswegen: Gestaltungsregeln). Damit wird es zur Spielregel, weil es das Spiel in diesem Bereich regelt. Man könnte jetzt darüber streiten, ob Setting nur EINE Regel ist (halte dich an die Settingvorgaben) oder ganz viele einzelne.

Natürlich ist eine Setting Beschreibung an sich noch keine Regel. Zur Regel wird sie erst im Kontext mit unserem Spiel. Aber: das eine geht nicht ohne das andere. Ich kann Rollenspiel nicht ohne Setting spielen. Ich kann ein undefiniertes Setting haben, das erst im Spiel entsteht. Aber das Spiel kann nicht im leeren Raum erfolgen.
Ebenso kann ein Setting nicht wirken, wenn es nicht bespielt wird. Dann ist es einfach nur eine Information ohne definierten Nutzen.

Den Nutzen, Setting als Regel zu verstehen, hat 1of3 ja schon geschrieben. Dann kann ich mir anschauen, was diese Regel bewirkt und ob das so erwünscht ist oder nicht. Oder anders herum kann ich erwünschte Dinge im Setting entsprechend regeln.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: 1of3 am 3.04.2024 | 12:36
Bitte lies und bedenke doch den gesamten Beitrag, und reiß nicht einen Satz aus dem Zusammenhang, um einen Punkt zu machen. Natürlich kann man sich auch Regeln ausdenken. Hausregeln, Spezialregeln für Monster etc, gibt es alles. Stats als regeltechnische Umsetzung eines selbst ausgedachten NSCs sind sogar notwendig, wenn der NSC spielmechanisch mit den SCs interagieren soll, und nicht nur als Quelle für ein paar Infos dient.

OK. Dann versteh ich nicht, was du von mir möchtest. Ich habe nach bestem Wissen versucht, aus deinem vorgehenden Beitrag herauszulesen, was Regel nun heiße. Das ist wie gesagt, der einzige Beitrag der diskussionswürdig ist.

Also: Gib mir bitte eine intensionale Definition, was Regel sein soll. Und gib mir zweitens bitte eine intensionale Definition, was Hintergrund sein soll. Und dann können wir darüber reden, wie die beiden sich zueineander verhalten.

Ansonsten bin ich hier fertig.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: First Orko am 3.04.2024 | 12:51
Ist ist vielleicht sinnvoll, den Begriff Regelwerk als Sammelbezeichnung für all das zu nehmen, was am Spieltisch irgend etwas regelt?
Also:
Dann wär der Hintergrund natürlich Teil des Regelwerks, kann aber trotzdem gesondert von den Spielregeln (Würfel, Zahlen, Mechanik,...) betrachtet werden unter Berücksichtigung, dass es Überschneidungen geben kann und gibt, um damit festzuhalten, dass sich beides doch "so irgendwie grundsätzlich" unterscheidet?
Und dann bei genau den Überschneidungen genauer hinzuschauen..?
 :think:

Ist jetzt ein bisschen Wortklauberei, aber vielleicht könnte man damit zumindest teilweise unterschiedliche Ansichten unter einen Hut bekommen.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Isegrim am 3.04.2024 | 12:52
Was mich ja deutlich irritiert, ist dies: Rollenspiel ist mehr als die Anwendung der Regelmechanik. Das wird hier im Forum ja ständig betont. Sonst wäre es im Prinzip nur eine Art Brettspiel.

Es gibt da noch drn Erzählteil. Das was manche als das eigentliche Rollenspiel bezeichnen. Manche sprechen auch von einem Erzählspiel-Teil.

Es ist genau dieser Teil, bei dem das Setting regelnd wirkt. Es schreibt vor, was wir im Spiel erzählen dürfen und was nicht (deswegen: Gestaltungsregeln). Damit wird es zur Spielregel, weil es das Spiel in diesem Bereich regelt. Man könnte jetzt darüber streiten, ob Setting nur EINE Regel ist (halte dich an die Settingvorgaben) oder ganz viele einzelne.

Vielleicht ist genau der Teil es, der es (zumindest für mich) so schwierig macht, Settingbeschreibungen als Regeln im herkömmlichen Sinne zu verstehen. Es gibt einen großen Unterschied zwischen Rollenspiel (als "Gesamtkunsterk") und den allermeisten herkömmlichen Spielen (Brettspiel, Kartenspiel, whatever): Ein herkömmliches Spiel versucht in den allermeisten Fällen, einen Gewinner zu ermitteln. Dafür dienen die Regeln: Wer (hier Bedingung xy einsetzen) erreicht, hat gewonnen, der/die anderen haben verloren. Auch wenn es manchmal Remis endet, oder bei kooperativen Spielen nicht ein Mitspieler, sondern "das Spiel" gewinnt/verliert. Auch wenn man letztendlich nicht spielt, um zu gewinnen, das Spiel ist so angelegt, dass das das Ziel ist.

Rollenspiele (als "Gesamtkunstwerk") wollen das nicht. Grad der "Erzählanteil" macht das mE besonders deutlich. Manche Einzelaspekte haben einen solchen Charakter: Man kann eine Probe schaffen oder nicht schaffen; evtl "mit Haken". Man kann einen Kampf gewinnen oder verlieren (oder unenschieden abbrechen).  Man kann versuchen, sich an den Wachen vorbei zu schleichen, mit Erfolg oder Alarm als Ergebnis. Usw.

Regeln/Spielmechaniken dienen vielleicht nicht ausschließlich dazu, genau diese Dinge (Erfolg/Nicht-Erfolg) zu entscheiden, aber in vielen Systemen ist das ein großer Teil davon. Selbst in narrativen RPGs, die mit Erzählrechten oä arbeiten, sagen die Regeln, wie eine Situation oder ein Konflikt aufgelöst wird, indem sie festlegen, wer das entscheidet.

Settingbeschreibungen tun das nicht. Welcher Alk wo gesoffen wird, wer in Minas Trotzburg das sagen hat, wie der Stamm der Hallizunogenen Weihnachten feiert, das sind Setzungen, ja, aber keine Regeln im Sinne eines Brett- oder Kartenspiels, die zB einen Konflik löst.

Ebenso kann ein Setting nicht wirken, wenn es nicht bespielt wird. Dann ist es einfach nur eine Information ohne definierten Nutzen.

Ja, das Setting kann auch Selbstzweck sein. Leute kaufen Settingbeschreibungen, ohne jemals ein Rollenspiel zu spielen: Star Wars Manuals, Die Welt von Eis & Feuer uä finden genug Abnehmer, auch ohne RPG-Nerds. Gut, auch Rollenspielregelwerke werden offensichtlich von Leuten als Selbstzweck gekauft, ohne sie jemals verwenden zu wollen, gibt genug Threads im Forum darüber, aber dann von RPG-Nerds. ;)

Ansonsten bin ich hier fertig.

Ist dann halt so. Ich hab lang und breit geschrieben, warum ich eine Unterscheidung für sinnvoll halte, und warum ich deine Benennung für nicht hilfreich halte, obwohl ich deine Sichtweise verstehe. Wenn du dazu umgekehrt nicht in der Lage bist, kann ich dir auch nicht helfen.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 3.04.2024 | 17:24
Nein, Regeln dienen nicht direkt dem Wettkampf. Spielregeln können Wettkampf lenken, sodass er z.B. fair bleibt oder reproduzierbar ist.

Beim Setting hast du imo noch nicht verstanden, was ich da mit Regel meine. "Welcher Alk wo gesoffen wird" enthält implizit eine Vorschrift: du kannst im Spiel erzählen, dass Alk A in Ort P getrunken wird. Wenn du aber erzählst, dass Alk A in Ort X getrunken wird, verstößt das gegen das Setting. Es verstößt gegen die Erzählvorschriften zu Alk in Bezug zu möglichen Orten.

Du kannst jetzt sagen  das wäre keine Regel, keine Vorschrift. Ich sage aber, wenn man durch den Erzählspielteil gegen das Setting verstoßen kann, indem man einen Fakt ins Spiel erzählt, der nicht zum Setting passt, hast du das Setting als Spielregel gebrochen.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 3.04.2024 | 17:45
Ich habe bei diesen strikten Setting-als-Regel-Erklärungen das Gefühl, dass das u.U. jeden kreativen Umgang mit Rollenspielwelten ersticken könnte.

Nicht, dass ich den Vertretern diese Absicht unterstelle, ich verstehe durchaus, dass bei der Setzung einer bestimmten Spielwelt Abweichungen davon als Regelbruch verstanden werden können, und nicht mehr wird hier ja auch gesagt - zumindest glaube ich es so zu verstehen.

Man sollte daher betonen, dass diese Setzung einer bestimmten Spielwelt aber zuerst mal in der freien kreativen Gestaltung der Spielleitung liegt. Erst wenn die, evtl. zusammen mit den Spielern, beschlossen hat "in dieser Welt gibt es keinerlei Flugmaschinen, aber man kann Greifen reiten", dann sollte das gelten.

Sonst traut sich ja keiner, ein fertig geliefertes Setting zu verändern. Ich hab das in den Anfangszeiten in den 80ern zur Genüge erlebt, da gab es durchaus von bestimmten Leuten ein Aufheulen, wenn erwähnt wurde, dass in einer bestimmten DSA-Runde das Mittelreich durch mehrere Kleinreiche ersetzt worden war.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 3.04.2024 | 18:04
Ich habe bei diesen strikten Setting-als-Regel-Erklärungen das Gefühl, dass das u.U. jeden kreativen Umgang mit Rollenspielwelten ersticken könnte.

Nicht, dass ich den Vertretern diese Absicht unterstelle, ich verstehe durchaus, dass bei der Setzung einer bestimmten Spielwelt Abweichungen davon als Regelbruch verstanden werden können, und nicht mehr wird hier ja auch gesagt - zumindest glaube ich es so zu verstehen.

Eigentlich ist genau das der Punkt: wenn ich Setting im Sinne von Regel betrachte, kann ich imo viel gezielter fixieren und lockern. Durch die Diskussion hier ist mir nämlich klar geworden, dass Settings in ihren Setzungen oft nicht besonders gut funktionieren. Sie sagen mir, was erlaubt ist (also ins Setting gehört) ohne dass die Aufzählung abschließend wäre (was nicht wirklich möglich ist). Settings sagen mir aber nie, was definitiv unzulässig sein soll, weil es im Setting unerwünscht ist. Und genau an der Stelle entbrennen dann die Diskussionen (in Pampelonien gibt es keine Zitroniker!!! Du machst das Setting voll kaputt!!!) Das ließe sich eingrenzen, wenn Settings auch eine Art Verbote explizit beschreiben würden.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Isegrim am 3.04.2024 | 18:09
Du kannst jetzt sagen  das wäre keine Regel, keine Vorschrift.

Sag ich nicht. Ich sag, dass es ein anderer, getrennt zu betrachtender Aspekt der Setzungen oder Festlegeungen ist, der, um Verwirrung zu vermeiden, lieber mit einem eigenen Begriff gekennzeichnet werden sollte. Genau genommen hab ich das jetzt schon wiederholt gesagt... ;)

Noch nicht ganz verstanden hab ich, inwieweit es jetzt reine Semantik von denen ist, die das unbedingt auch "Regeln" nennen wollen (was ihnen ja niemand verbieten kann), und inwieweit schon abgelehnt wird, diesen Unterschied in irgendeiner Form anzuerkennen.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Issi am 3.04.2024 | 18:11
Setting - ist Teil der Regel- aber nur solange man es nicht wechselt oder nach Gusto so umbaut, dass es zur eigenen Spielweise passt.

(Was einem im Prinzip niemand verbieten kann)
Das selbe gilt natürlich für das Regelgerüst selbst. Wenn da was gehausregelt wird, dann ist es so.

Das mag natürlich da schwierig werden, wo man sich mit Fremden auf Cons auf gemeinsame Regeln einigen muss.
Hier wird man dann vermutlich am ehesten auf offizielle, unveränderte Vorgaben bestehen.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 3.04.2024 | 18:18
Sag ich nicht. Ich sag, dass es ein anderer, getrennt zu betrachtender Aspekt der Setzungen oder Festlegeungen ist, der, um Verwirrung zu vermeiden, lieber mit einem eigenen Begriff gekennzeichnet werden sollte. Genau genommen hab ich das jetzt schon wiederholt gesagt... ;)

Noch nicht ganz verstanden hab ich, inwieweit es jetzt reine Semantik von denen ist, die das unbedingt auch "Regeln" nennen wollen (was ihnen ja niemand verbieten kann), und inwieweit schon abgelehnt wird, diesen Unterschied in irgendeiner Form anzuerkennen.

Ah ok. Also den Unterschied habe ich ja bereits wiederholt anerkannt.

Warum ich es als Regel sehe, ist die Gleichbehandlung im Sinne der Verbindlichkeit. Imo ist es nämlich absolut verbindlich, sich an die Settingvorgaben zu halten, genau wie an die Regelmechanik. Abweichungen sind mit der Gruppe zu verhandeln. Die Spielrealität zeigt, dass Settings als eher unverbindlich betrachtet werden. Ich will aber Star Wars haben, wenn ich Star Wars bestelle, nicht "wie Star Wars aber ohne Imperium und dafür mit Voodoo-Priestern". Oder so  ;)
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Isegrim am 3.04.2024 | 18:41
Imo ist es nämlich absolut verbindlich, sich an die Settingvorgaben zu halten, genau wie an die Regelmechanik. Abweichungen sind mit der Gruppe zu verhandeln.

Bis zum welchen Detailgrad würdest du da runter gehen? Zumindest bei dicht beschriebenen Settings hätte ich als SL keine Lust, für jemand zu leiten, mit dem ich jede Änderung absprechen muss, die in Settingband 13b abgedruckt, die in meinem Abenteuer aber anders ist. Einmal, weil ich keine Lust dazu hab und Settingband 13b vermutlich gar nicht gelesen hab, aber auch, weil es Dinge über das Abenteuer verraten könnte, die die Spieler noch nicht wissen können. Wenn ich ein offizielles Setting leite, ist das immer zu guten Teilen meine Interpretation davon, damit müssen sich die Spieler abfinden.

Gut, am liebsten leit ich in eigenen Settings, aber hin und wieder halt auch Sachen wie SR, Midgard kam auch schon vor, und vielleicht irgendwann auch mal wieder Aventurien.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: ThinkingOrc am 3.04.2024 | 19:46
Aber so ist es doch auch mit Spielmechaniken. Wieviel % der D&D Spieler spielen mit Belastungsregeln oder Zauberkomponenten. Wieviel davon mit vereinfachten diesbezüglichen Regeln?
Wenn man Fizbans nicht hat spielt man ohne die feats und subclasses.
Du prangerst an dass manche hier die Unterschiede nicht sehen. Du machst sie größer als sie sind.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: gunware am 3.04.2024 | 20:27
Ich will aber Star Wars haben, wenn ich Star Wars bestelle, nicht "wie Star Wars aber ohne Imperium und dafür mit Voodoo-Priestern". Oder so  ;)

Du meinst bei DSA so etwas wie Aventurien mit Raumschiffen?
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: 1of3 am 3.04.2024 | 21:37
Sonst traut sich ja keiner, ein fertig geliefertes Setting zu verändern.

Exakt. Ich spiele demnach auch bevorzugt Spiele, wo das Setting nur so eine Seite umfasst. Du unterstellst also meinethalben ganz richtig.

Natürlich kann ich ein mitgeliefertes Setting hausregeln. Kann ich halt mit jeder anderen Regel auch.

Dass einige Regeln stabiler sind als andere ist ansonsten auch nicht überraschend. Man würde vielleicht eher an der Regeneration von Hit Points hausregeln als an der Existenz einer SL.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 3.04.2024 | 22:12
Bis zum welchen Detailgrad würdest du da runter gehen? Zumindest bei dicht beschriebenen Settings hätte ich als SL keine Lust, für jemand zu leiten, mit dem ich jede Änderung absprechen muss, die in Settingband 13b abgedruckt, die in meinem Abenteuer aber anders ist.

Ja, stimmt, ich auch nicht. Je unwesentlicher das Detail, desto eher ist es mir auch egal. Kommt aber halt auf den Einzelfall an. Und gilt für alle Regeln. Wenn die Regeln z.B. sagen, auf Level X bekommt eine Klasse einen Bonus auf Turnen, Spieler hätte aber lieber Bonus auf Klettern, ist mir das dann auch oft einerlei.

Allerdings finde ich es schon besser, da vorher nachzufragen.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Isegrim am 3.04.2024 | 22:26
Allerdings finde ich es schon besser, da vorher nachzufragen.

Genau da würd ich (in der SL-Position) bei Regelfragen zustimmen, bei Fragen des Hintergrund nicht unbedingt, weil auch kleine Details einen Unterschied im Abenteuer ausmachen können.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: unicum am 3.04.2024 | 22:29
Ich habe mir letztens ein Regelwerk gekauft. Es enthielt ein Kapitel zum Hintergrund. Damit ist die Ausgangsfrage im Prinzip schon beantwortet.

Was für eine Aussage,..
Ich hab hier auch ein Regelwerk, oder zwei oder drei oder vier die keine Kapitel zum Hintergrund haben,... so what?
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: unicum am 3.04.2024 | 22:32
Mach ich eigentlich etwas falsch wenn ich einen hintergrund nehme,... DSA Welt, Warhammer Welt, Forgotten Relams, die ja eigentlich mit ihrem eigenen Regelwerk - mal mehr oder weniger stark - verzahnt sind und es mit einem anderen Regelwerk bespiele?

Ich mein nicht das ich sowas schon ab und an gemacht habe und den Spielern es wohl so spass machte das sie Jahrelang mitspielten,...
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: ThinkingOrc am 3.04.2024 | 23:04
Mach ich eigentlich etwas falsch wenn ich einen hintergrund nehme,... DSA Welt, Warhammer Welt, Forgotten Relams, die ja eigentlich mit ihrem eigenen Regelwerk - mal mehr oder weniger stark - verzahnt sind und es mit einem anderen Regelwerk bespiele?

Ich mein nicht das ich sowas schon ab und an gemacht habe und den Spielern es wohl so spass machte das sie Jahrelang mitspielten,...

Nein, wenn es dir und den SPielern Spaß macht, machst du nichts falsch. Ihr spielt dann eben nur ein anderes Spiel als von den Autoren angedacht.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Galatea am 30.12.2024 | 18:42
Für mich sind "Regeln" die Mechaniken, die abbilden nach welchen Bedingungen die Akteure auf der Bühne konkret agieren können.

"Hintergrund" ist das Bühnenbild und der Fundus, er stellt einerseits die grobe Szenerie bereit, aber auch die Grundbedingungen/Ausgangspunkte für die Charaktere bzw. die Handlung (also die Welt in der die Charaktere handeln).
Und natürlich bedeutet das, dass es in einer HdR-Gruppe keinen Sauron-anbetenden Hobbitberserker gibt, der passt einfach nicht ins Bühnenbild (Setting). Es gibt zwar Regeln, wie eine solche Entität auf der Bühne (im Setting) handeln könnte, aber sie fällt schon bei der Erstellung der Szenerie durch.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: 1of3 am 30.12.2024 | 19:26
Für mich sind "Regeln" die Mechaniken, die abbilden nach welchen Bedingungen die Akteure auf der Bühne konkret agieren können.

Kann man machen. Du nennst Akteure, Bühne, Bedingungen und Mechaniken. Regeln benutzt du als Synonym für Mechanik. Implizit nimmst du wahrscheinlich weiter an, dass es noch jenes Spiel gibt und Spielende, die es spielen.

Wenn ich dagegen sagen: "Regeln, bestimmen, was wir im Spiel tun sollen", dann verwende ich deutlich weniger Entitäten. Das ist nach Occam günstig.

Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: manbehind am 30.12.2024 | 20:54
Für mich ist der Hintergrund nicht Teil des Regelwerkes.

Das Regelwerk ist für mich die Schnittstelle, das "Interface", durch das der Spieler seinen Charakter mit dem Hintergrund interagieren lassen kann.

Der Aussage "Regeln bestimmen, was wir im Spiel tun sollen" stimme ich für den Fall des Brettspieles, nicht jedoch den Fall des Rollenspieles, vorbehaltlos zu.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 30.12.2024 | 21:27
Der Aussage "Regeln bestimmen, was wir im Spiel tun sollen" stimme ich für den Fall des Brettspieles, nicht jedoch den Fall des Rollenspieles, vorbehaltlos zu.

Warum unterscheidest du das bzw. was macht den Unterschied?
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: manbehind am 30.12.2024 | 22:15
Warum unterscheidest du das bzw. was macht den Unterschied?

Ich mache es an den Spielzielen fest.

Das Ziel beim Brettspiel ist - zumindest in aller Regel, mir fällt hier keine Ausnahme ein - der Sieg einer Partei über die andere(n).

Beim Rollenspiel gibt es keine solchen Siegbedingungen.

Man kann auch Rollenspiel wie ein Brettspiel betreiben, was imo dann aber eher das Spiel behindert als voranbringt.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: 1of3 am 30.12.2024 | 22:27
D.h. du interpretierst "sollen" als eine Sieg- oder mindestens Endbedingung. Verstehe. Das ist ein mögliches Missverständnis.

Wir sollen natürlich auch beim Rollenspiel viele Dinge tun. Spannende Charaktere machen. Gut ausspielen. Stimmige Welten beschreiben. "Sollen" also als qualitative Ziele.

Sollen auch kleinteiliger. Wir sollen würfeln, wenn Charaktere bestimmte Dinge tun. Wir sollen unsere Traglast nachhalten und nicht zu viel laden.

Und wir sollen eben auf Mittelerde keine Laser hineinerzählen.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 30.12.2024 | 23:42
Ich mache es an den Spielzielen fest.

Das Ziel beim Brettspiel ist - zumindest in aller Regel, mir fällt hier keine Ausnahme ein - der Sieg einer Partei über die andere(n).

Beim Rollenspiel gibt es keine solchen Siegbedingungen.

Man kann auch Rollenspiel wie ein Brettspiel betreiben, was imo dann aber eher das Spiel behindert als voranbringt.

Bei kooperativen Brettspielen spielt man "gegen das Spiel." Ist imo im RPG nicht anders. Natürlich kannst du auch im RPG (gegen das Spiel) verlieren, nämlich wenn deine Figur nicht mehr mitspielen darf. Üblicherweise auf Grund ihres in game Todes. Aber es gibt da auch hier und da andere Bedingungen.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: flaschengeist am 30.12.2024 | 23:46
Das Ziel beim Brettspiel ist - zumindest in aller Regel, mir fällt hier keine Ausnahme ein - der Sieg einer Partei über die andere(n)..

Ausnahmen sind alle kooperativen Brettspiele, von denen es mittlerweile genug gibt, dass ich mich mit dem Begriff Ausnahme schwer tue: Spirit Island, Pandemic Legacy, Robinson Crusoe, Zombicide, Tainted Grail, Arkham Horror oder Galaxy Defenders, um mal ein paar gute zu nennen.

Edit: Tudor war schneller.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 31.12.2024 | 00:00
Was RPG ja tatsächlich abhebt, sind imo zwei Dinge:

1. Die Inhalte sind nicht abschließend festgelegt. Durch Erzählrechte werden dem Spiel ständig neue Elemente hinzugefügt, während vorhandene Elemente (eventuell vorübergehend) aus dem Spiel genommen werden können.

2. Das Spiel ist üblicherweise auf ein Endlosspiel ausgelegt. Bei genauerem Hinsehen hat man aber meistens Etappenziele, bei deren Erreichen man im Prinzip diese Etappe gewonnen hat. Das wird üblicherweise als "Abenteuer" bezeichnet. Aber selbst, wenn eine Etappe nicht gewonnen wurde, kann oft die nächste Etappe trotzdem bespielt werden.

Edit: bei 1. Kommt das zu tragen, was 1of3 schreibt: die Erzählrechte sind auch reglementiert und das Setting ist Teil dieser Regeln. Man darf nur erzählen, was das Setting erlaubt.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: afbeer am 31.12.2024 | 00:15
Wenn es den Schnaps A in der Stadt P gibt, obwohl das Setting sagt in P gibt es nur Wein, dann heißt das, dass es Machenschaften von NSCs aufzudecken gilt oder SCs das ausgeheckt haben. In jedem Fall wird keine Regel gebrochen, sondern ein Modul wird gespielt.
Warum ist est anders als im Setting angegeben? Warum berücksichtigt die innerwestliche Enzyklopädie diesen Umstand nicht. Was ist geschehen?

Jetzt liegt es an der Session Zero (weitere Regeln) wie und in welchem Detailgrad (Schnapsverbreitung oder zwischenstaatlichen Friedenszustände) von einem Hintergrund abgewichen werden kann und/oder soll und welche Ankündigungen das evtl. braucht.

Star Wars ohne Midichlorianer, irgendjemand? Innere Sphäre ohne Clans, das Auenland mit Saruman, Oerth ohne Iuz aber mit Pholtus vorne weg, Mystara mit Aleena ohne Bargle, Kirk behält immer sein Hemd an. Das eine oder andere kann ohne Erlaubnis geändert werden, mit Verzeihung geht es immer.

 
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Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Isegrim am 31.12.2024 | 00:43
Ausnahmen sind alle kooperativen Brettspiele, von denen es mittlerweile genug gibt, dass ich mich mit dem Begriff Ausnahme schwer tue: Spirit Island, Pandemic Legacy, Robinson Crusoe, Zombicide, Tainted Grail, Arkham Horror oder Galaxy Defenders, um mal ein paar gute zu nennen.

Ja, aber auch da geht es ums Gewinnen. Das ist nicht unbedingt die Dynamik, die ich mir im Rollenspiel wünsche.

1. Die Inhalte sind nicht abschließend festgelegt. Durch Erzählrechte werden dem Spiel ständig neue Elemente hinzugefügt, während vorhandene Elemente (eventuell vorübergehend) aus dem Spiel genommen werden können.

Das würde ich für den Hintergrund mitgehen, aber nicht für das Regelgerüst. Das wird zwar von manchen Gruppen auch durch Hausregeln modifiziert, aber es ist in den meisten Systemen kein notwendiger Bestandteil des Spiels.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: flaschengeist am 31.12.2024 | 00:55
Ja, aber auch da geht es ums Gewinnen. Das ist nicht unbedingt die Dynamik, die ich mir im Rollenspiel wünsche.

Im RPG als Gruppe gemeinsam Ziele zu erfüllen (z.B. Aufräge von NSCs) ist für mich nicht anders, als gemeinsam eine Partie in einem kooperativen Brettspiel zu gewinnen. Welche "Dynamik" wünschst du dir denn?
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Isegrim am 31.12.2024 | 01:26
Im RPG als Gruppe gemeinsam Ziele zu erfüllen (z.B. Aufräge von NSCs) ist für mich nicht anders, als gemeinsam eine Partie in einem kooperativen Brettspiel zu gewinnen. Welche "Dynamik" wünschst du dir denn?

In einem kooperativen Brettspiel spielt man bspw keine Rollenspiel-SCs, die auch Quirks und Schwächen haben.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Galatea am 31.12.2024 | 02:51
Kann man machen. Du nennst Akteure, Bühne, Bedingungen und Mechaniken. Regeln benutzt du als Synonym für Mechanik. Implizit nimmst du wahrscheinlich weiter an, dass es noch jenes Spiel gibt und Spielende, die es spielen.

Wenn ich dagegen sage: "Regeln, bestimmen, was wir im Spiel tun sollen", dann verwende ich deutlich weniger Entitäten. Das ist nach Occam günstig.
Möglich. Genauso wie man Vögel einfach Dinosaurier nennen kann und damit faktisch korrekt ist. Ist auch einfacher, macht man aber trotzdem nicht. Irgendwie ist vielen der Unterschied dann doch wichtig.

Das Ziel beim Brettspiel ist - zumindest in aller Regel, mir fällt hier keine Ausnahme ein - der Sieg einer Partei über die andere(n).
Beim Rollenspiel gibt es keine solchen Siegbedingungen.
Beim klassischen Dungeon Run schon. Der ist im Prinzip ein kooperatives Brettspiel, wenn man mit Dungeon Map spielt.

In einem kooperativen Brettspiel spielt man bspw keine Rollenspiel-SCs, die auch Quirks und Schwächen haben.
Das gibts bei den etwas komplexeren Brettspielen mittlerweile auch.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: AcE am 31.12.2024 | 08:09
Gewinnen und Verlieren im Brettspiel und im Rollenspiel ist schon ein Unterschied: Am deutlichsten finde ich wird das bei modernen Systemen mit einer "Failing forward" Mechanik, wie pbta, wo Spieler für Fehlschläge belohnt werden: Die interessantesten Geschichten am Spieltisch entstehen nämlich oft nicht, wenn man perfekt die Probleme löst und das Spiel "herunterspielt", sondern dann wenn man scheitert. Ich spiele inzwischen auch am liebsten zusammen mit Mitspielern, die das genauso sehen, denn viele Konflikte die ich am Spieltisch erlebt habe, hatten ihren Ursprung darin, dass Spieler unbedingt "gewinnen" wollten und das Spiel dadurch uninteressant gemacht haben.

Regeln dienen in Spielen dazu, das Gespräch am Spieltisch zu steuern. Dieser Satz aus den pbta-Regelwerken hat für mich Augen geöffnet für etwas, was ich in Rollenspielen lange übersehen habe.

Je nach Regeln fühlt sich das Spiel eher an wie eine gemeinsame Erzählung, oder ein taktisches Brettspiel oder eine Lebens-Simulation. Und je nachdem welche "Idee" die Regeln von Rollenspiel erzeugen, umso mehr oder weniger sind sie mit dem Setting verwoben.

Die Regeln können das Setting beeinflussen (vor allem wenn das Setting in den Regeln mitgestaltet wird), Regeln können innerhalb des Settings austauschbar sein (z.B. DSA und seine Regelvarianten), das hängt  auch wie bereits geschrieben wurde davon ab, wie stark "in Stein gemeißelt" das Setting für die Gruppe am Spieltisch ist.

Wichtiger als die Unterscheidung Setting-Regeln erscheint es mir, dass das Setting definiert, was in der Spielwelt passiert und möglich ist und die Regeln definieren, wie die Interaktion zwischen den Spielern am Spieltisch abläuft.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 31.12.2024 | 10:16
Möglich. Genauso wie man Vögel einfach Dinosaurier nennen kann und damit faktisch korrekt ist. Ist auch einfacher, macht man aber trotzdem nicht. Irgendwie ist vielen der Unterschied dann doch wichtig.

Ich dachte erst, das wäre ein schlechtes Beispiel. Aber tatsächlich ist es ein gutes. Denn der Sprachgebrauch führt zu Problemen, weil viele von "Dinosaurier" ein falsches Verständnis haben und da Dinge dazu packen, die da nicht hingehören.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: manbehind am 31.12.2024 | 10:18
Wir sollen natürlich auch beim Rollenspiel viele Dinge tun. Spannende Charaktere machen. Gut ausspielen. Stimmige Welten beschreiben. "Sollen" also als qualitative Ziele.

Und wir sollen eben auf Mittelerde keine Laser hineinerzählen.

Das sind alles qualitative Ziele, genau. Das hat für mich aber alles nichts mit dem Regelwerk zu tun. Ich kenne kein Regelwerk, das vorgibt, Charaktere müssten "spannend" und Weltbeschreibungen "stimmig" sein. Denn dann müsste das Regelwerk auch überprüfbar vorgeben, wann ein Charakter "spannend" und wann eine Weltbeschreibung "stimmig" ist. Das können Regelwerke nicht leisten, daher handelt es sich allenfalls um Empfehlungen oder Ratschläge.

Ihren Ursprung haben sie für gewöhnlich in negativen Erfahrungen am Spieltisch, z. B. einem Übermaß an "Coolness" (http://www.wolkenturm.de/index.php?page=rst_coolness).

Dass Laserwaffen in Mittelerde nichts zu suchen haben, ist selbstverständlich. Es sei denn, du willst es einem Computer beibringen.

Selbstverständlich ist das, weil die Welt die Bedingungen ihrer Funktionsweise und ihrer Herstellung nicht kennt, was sich implizit aus dem Hintergrund ergibt. Das kann man je nach Sichtweise für eine vernünftige Schlussfolgerung oder aber eine kühne Behauptung halten. Von daher ist das für mich Teil eines "impliziten Regelwerks", das sagt, was in der Welt geht und was nicht.

Der Hintergrund zeigt Handlungsmöglichkeiten auf, er zeigt ihre Konsequenzen auf. Diesen Konsequenzen kann ausgewichen werden, oder auch nicht. Aber die konkreten Umstände einer Spielsituation, die aus den Hintergrundbeschreibungen folgen, sind nicht Teil des Regelwerkes. Das Regelwerk wird auf Spielsituationen angewendet, daher sind beide voneinander unterscheidbar.

Wenn in einem Fußballspiel ein Wirtz oder ein Musiala das tun, was sie eben tun, nämlich ein, zwei oder auch drei Gegenspieler ausspielen und ein Tor schießen, dann folgt die Art und Weise, wie sie das tun, nicht aus dem Regelwerk. Aus dem Regelwerk folgt nur das, was sie nicht tun.

Man kann Hintergrundbeschreibung und Regelwerk vermengen und unter dem Begriff "Regeln" zusammenfassen, die dann im weitesten Sinne Spielprozesse regulieren. Damit wird begriffliche Trennschärfe aufgehoben; ich sehe den Sinn dahinter nicht so richtig.

Bei kooperativen Brettspielen spielt man "gegen das Spiel." Ist imo im RPG nicht anders. Natürlich kannst du auch im RPG (gegen das Spiel) verlieren, nämlich wenn deine Figur nicht mehr mitspielen darf. Üblicherweise auf Grund ihres in game Todes. Aber es gibt da auch hier und da andere Bedingungen.

Dann haben wir andere Auffassungen davon, worum es beim Rollenspiel geht. Beim Rollenspiele spiele ich mit anderen zusammen, wozu der Spielleiter gehört, der letztlich die Spielwelt repräsentiert. Ich spiele weder "gegen das Spiel" noch gegen den Spielleiter. Der Charaktertod ist keine Niederlage - insbesondere dann nicht, wenn der Spieler ihn wissentlich und willentlich herbeigeführt hat, um eine Situation zu retten - weil das Spiel ja weitergeht.

Für bestimmte Aktionen gibt es Erfolgsbedingungen, wenn sie regelseitig definiert sind, üblicherweise Angriffe, Schadenswürfe usw. Das ist dann üblicherweise in einem expliziten Regelwerk geregelt.

Beim klassischen Dungeon Run schon. Der ist im Prinzip ein kooperatives Brettspiel, wenn man mit Dungeon Map spielt.

Ja. Das hat für mich auch nichts mit Rollenspiel zu tun, sondern ist ein Brettspiel ohne Brett und Figuren ^^ Die meisten sogenannten frühen PC-Rollenspiele, die dieses Prinzip kopiert haben, sind daher auch nur dem Namen nach Rollenspiele.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 31.12.2024 | 11:06
Dass Laserwaffen in Mittelerde nichts zu suchen haben, ist selbstverständlich. Es sei denn, du willst es einem Computer beibringen.

Selbstverständlich ist das, weil die Welt die Bedingungen ihrer Funktionsweise und ihrer Herstellung nicht kennt, was sich implizit aus dem Hintergrund ergibt. Das kann man je nach Sichtweise für eine vernünftige Schlussfolgerung oder aber eine kühne Behauptung halten. Von daher ist das für mich Teil eines "impliziten Regelwerks", das sagt, was in der Welt geht und was nicht.

Selbstverständlich ist bezogen auf Regeln gar nichts. Das merkst du  wenn du erklären must, wie RPG funktioniert. Das schreibst du ja selbst, da du ein impliziertes Regelwerk nennst. Auch implizierte Regeln sind Regeln. Verschriftlichung ist für fie Gültigkeit von Regeln unerheblich. Sie dient lediglich der  Information über die Regeln, der Transparenz und Beweisführung bei Verstoß.

edit:
Dann haben wir andere Auffassungen davon, worum es beim Rollenspiel geht. Beim Rollenspiele spiele ich mit anderen zusammen, wozu der Spielleiter gehört, der letztlich die Spielwelt repräsentiert. Ich spiele weder "gegen das Spiel" noch gegen den Spielleiter. Der Charaktertod ist keine Niederlage - insbesondere dann nicht, wenn der Spieler ihn wissentlich und willentlich herbeigeführt hat, um eine Situation zu retten - weil das Spiel ja weitergeht.

Ich sage nicht, dass du gegen die SL spielst. Die SL steuert das Spielgeschehen übergeordnet. In meinen Augen spielst du aber in jedem Fall "gegen" das Spiel oder von mir aus auch "mit" dem Spiel. Das ist egal, es kommt darauf an, dass du beim Spielen etwas erreichen willst (und sei es "ich will eine unterhaltsame Geschichte erzeugen"). Und dementsprechend kannst du scheitern. Dass Rollenspiele keine definierten Spielziele haben, ist imo Teil des Problems, weil wir deshalb schlecht darüber sprechen können, was Rollenspiel ist und wie es "gelingen" kann.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: nobody@home am 31.12.2024 | 13:48
Generell würde ich für mich persönlich sagen: nein, Hintergrund an und für sich ist nicht Teil "der Regeln". Er kann aber sehr wohl Anregungen sowohl fürs Schreiben als auch für die Anwendung besagter Regeln liefern und wird das für gewöhnlich auch tun: ein Fäntelalter-Setting braucht Regeln für Schwertkampf vermutlich eher als welche für Laserwaffen, während das für ein Weltraumoper-Setting genau umgekehrt sein kann, und wenn ich schon mal eine Regel für "schwieriges Gelände" habe und die SC gerade umständehalber durch knietiefen Matsch stapfen müssen, dann liegt es nahe, diese Regel eben auch zu benutzen.

Insgesamt ist der Hintergrund auch meist leichter veränderbar. Die SL-Entscheidung, daß auf Mittelerde ein paar Jahre vor dem Ringkrieg doch ein UFO notgelandet sein soll, kann eine Sache von Augenblicken sein -- sich dann aber alles Nötige für die Integration von Ufonauten-Charakteren, deren Fähigkeiten, und ihrer Ausrüstung ins Spiel aus den Fingern zu saugen, wenn das verwendete Regelwerk das nicht schon von sich aus unterstützt, ist im Vergleich dazu dann doch schon eine etwas größere Nummer.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: 1of3 am 31.12.2024 | 15:08
Das sind alles qualitative Ziele, genau. Das hat für mich aber alles nichts mit dem Regelwerk zu tun. Ich kenne kein Regelwerk, das vorgibt, Charaktere müssten "spannend" und Weltbeschreibungen "stimmig" sein. Denn dann müsste das Regelwerk auch überprüfbar vorgeben, wann ein Charakter "spannend" und wann eine Weltbeschreibung "stimmig" ist. Das können Regelwerke nicht leisten, daher handelt es sich allenfalls um Empfehlungen oder Ratschläge.

Jetzt, kommen wir der Sache auf den Grund.

Regelwerke enthalten NIE Regeln. Die enthalten Regel-Vorschläge. Regeln existieren ausschließlich im Kontext einer Spielrunde.

Und natürlich kann ich als Autor eines Regelwerks einer potentiellen Runde alles vorschlagen. Dabei ist unerheblich, wie ich das formuliere. Oder nenne. Ob das ein Comic, ein Spielbeispiel, ein Flowchart, ein Bonmot, eine Abbildung, eine Preisliste, eine Kurzgeschichte, ein Kartendeck, ein Statblock oder sonstwas ist, das hat alles den gleichen Status: Die Runde kann das zu ihren Regeln nehmen. Runden greifen auch häufig auf verschiedene Quellen zurück.

Wenn ich sage Hintergrund ist Regel, meine ich demzufolge diejenigen fiktiven Fakten / Informationen / Geschehnisse, die wir vor unserem Spielbeginn für unsere Runde als gültig vereinbart haben. Und an die halten wir uns natürlicher Weise.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Galatea am 31.12.2024 | 15:10
Ich dachte erst, das wäre ein schlechtes Beispiel. Aber tatsächlich ist es ein gutes. Denn der Sprachgebrauch führt zu Problemen, weil viele von "Dinosaurier" ein falsches Verständnis haben und da Dinge dazu packen, die da nicht hingehören.
Vögel sind eine Klade (ziemlich wahrscheinlich sogar mehrere Kladen) innerhalb der Dinosaurier.
"Sauria" fasst alle modernen Reptilien mit ein, da sind dann auch Flugsaurier und "Fischsaurier" drin, die keine Dinosaurier sind.

Prinzipiell kann man Dinosaurier und Vögel also zusammenfassen, zumal die Unterschiede je nach Gruppe ohnehin gering sind - in Dinosauria sind aber halt auch die Langhälse und Panzersaurier mit drin und die passen so garnicht zu den Vögeln.

Dasselbe trifft auf die Trennung von Hintergrund und Regeln zu. Da verschwimmen die Grenzen manchmal auch schon ziemlich hart, v.a. wenn man ein Regelsystem hat, das explizit auf das Setting zugeschnitten ist und teilweise Dinge einbringt, die den Hintergrund betreffen, aber nicht explizit im Hintergrundteil erwähnt sind, z.B. physische Komponenten für das Wirken von Zaubern, die müssen ja auch irgendwo herkommen oder den genauen Ablauf wie man einen bestimmten Trank braut - solche Sachen können je nach Feinheit des Regelsystems im Hintergrundteil oder im Regelteil stehen (falls es die Trennung im Buch überhaupt gibt, ist aj auch nicht selbstverständlich).
In anderen Bereichen kann man das ganze dann aber doch ziemlich deutlich trennen.

Dass Rollenspiele keine definierten Spielziele haben, ist imo Teil des Problems, weil wir deshalb schlecht darüber sprechen können, was Rollenspiel ist und wie es "gelingen" kann.
Das ist aber auch mehr ein Problem der "modernen" Rollenspiele. Bei den Klassikern mit ihren Dungeon Runs war das Ziel ziemlich klar.
Da wurde Rollenspiel noch mehr interpretiert als "der Charakter übernimmt in der Gruppe eine Rolle", was sich auch durch die Klassen und deren (gerade in älteren Editionen von D&D) sehr eindeutigen Namen äußert.
Die ganze Geschichte mit "ich möchte eine PERSON spielen" (und nicht nur einen austauschbaren Klischee-Pappaufsteller) kam erst später.
Da hat sich das ganze dann sehr stark in Richtung Improvisationstheater entwickelt (was auch der Grund für meine Wahl von Begriffen wie "Bühne" und "Akteure" in den vorherigen Beiträgen war).
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: AcE am 31.12.2024 | 15:31
Das ist aber auch mehr ein Problem der "modernen" Rollenspiele. Bei den Klassikern mit ihren Dungeon Runs war das Ziel ziemlich klar.

Modern muss man da aber wirklich in Anführungsstriche setzen: Auch bei tranditionelleren Rollenspielsystemen treffen ja unterschiedliche Spielertypen mit unterschiedlichen Zielen aufeinander. Und Regelsysteme unterstützen Spieler im besten Fall dabei, ihre spezifischen Ziele für einen gelungenen Abend zu erreichen. (Diese Ziele können mit dem Setting verbunden sein; Oder auch vollkommen unabhängig davon)
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: AcE am 31.12.2024 | 16:14
Jetzt, kommen wir der Sache auf den Grund.

Regelwerke enthalten NIE Regeln. Die enthalten Regel-Vorschläge. Regeln existieren ausschließlich im Kontext einer Spielrunde.

Und natürlich kann ich als Autor eines Regelwerks einer potentiellen Runde alles vorschlagen. Dabei ist unerheblich, wie ich das formuliere. Oder nenne. Ob das ein Comic, ein Spielbeispiel, ein Flowchart, ein Bonmot, eine Abbildung, eine Preisliste, eine Kurzgeschichte, ein Kartendeck, ein Statblock oder sonstwas ist, das hat alles den gleichen Status: Die Runde kann das zu ihren Regeln nehmen. Runden greifen auch häufig auf verschiedene Quellen zurück.

Wenn ich sage Hintergrund ist Regel, meine ich demzufolge diejenigen fiktiven Fakten / Informationen / Geschehnisse, die wir vor unserem Spielbeginn für unsere Runde als gültig vereinbart haben. Und an die halten wir uns natürlicher Weise.

Ich weiß nicht, ob diese Unterscheidung für die Fragestellung relevant ist.

Es gibt die "Regeln" im Regelbuch, die man streng adaptieren und einhalten kann oder die man zu einem eigenen Regelwerk adaptieren kann. Ich habe beides in Gruppen schon erlebt. Vor allem auf Cons habe ich schon erlebt, dass Regeln wörtlich wie ein Gesetzeswerk interpretiert wurden, weil man in der Kürze der Zeit anders keinen Konsens herstellen kann. (Was für mich eine spezielle Form von Horror-Rollenspiel war).

Solange die Regeln explizit formuliert sind und innerhalb der Runde der Konsens besteht, dass diese eingehalten werden, sind es Regeln; Egal, ob diese im Buch stehen oder am Spieltisch formuliert wurden.

Wenn diese nur freiwilligen Charakter haben, dann sind es lediglich Normen die Erwartungen an das Spiel widerspiegeln.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: 1of3 am 31.12.2024 | 16:37
Du missverstehst. Wir müssen sie nicht selbst formulieren. Wir müssen sie aber in Kraft setzen.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: AcE am 31.12.2024 | 16:45
Etwas, an das sich alle halten, was aber nirgendwo formuliert ist, ist keine Regel sondern eine Norm. Das Teilen von Snacks am Spieltisch ist keine Regel, sondern eine Norm, ebenso das man fair miteinander umgeht und gewisse generelle und fürs Rollenspiel spezielle Umgangsformen miteinander einhält
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: 1of3 am 31.12.2024 | 17:06
Der Unterschied scheint mir schlŭpfrig. Interessanter Weise wird zum Beispiel ganz selten gesagt, was Charakterbesitz ist und wer diesen hat. Wenn ich sagte, was dein Charakter tut, schiene mir das grob regelwiedrig.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: AcE am 31.12.2024 | 17:58
Der Unterschied scheint mir schlŭpfrig. Interessanter Weise wird zum Beispiel ganz selten gesagt, was Charakterbesitz ist und wer diesen hat. Wenn ich sagte, was dein Charakter tut, schiene mir das grob regelwiedrig.

Das passiert in meiner aktuellen Spielgruppe gelegentlich, wenn die Mitspieler eine gute Vorstellung davon haben, was mein Charakter tun würde. Wenn mich das stört, dann interveniere ich - ansonsten versuche ich die Idee der Mitspieler aufzugreifen.

Bei einer fremden Gruppe würde ich das vermutlich eher nicht machen, weil das gegen übliche Rollenspielnorm verstößt.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Murphy am 31.12.2024 | 18:08
Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?

Teil des Regelwerkes als Buch? Ja. (Hoffentlich.)

Teil des Regelwerks im abstrakten Sinne, also Teil der Regeln? Nein. (Hoffentlich nicht.)

Ein Rollenspiel besteht üblicherweise aus Regeln, Setting und Abenteuer. Natürlich vermischen sich diese für gewöhnlich. Müssen es aber nicht. Ich kann das Warhammer-Setting mit Cthulhu-Regeln bespielen und das DSA-Abenteuer mit D&D-Regeln. Ist es dann nicht mehr so, wie ursprünglich gedacht? Ja, klar. Ist es deshalb zwingend kombiniert zu benutzen? Nein.

Ein getuntes Auto ist für manch einen hässlicher, schöner, besser, schlechter, geschmacklos, nicht zweckmässig etc.

Ein verändertes Rollenspiel ist für manch einen Frevel, für den anderen besser. Darum gibt es doch auch Hausregeln.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Boba Fett am 31.12.2024 | 18:32
Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?

In einigen Rollenspielen zwangsweise ja.
Earthdawn verkettet die Spielregeln und den Hintergrund miteinander - z.B.: der Grund warum man so und so zaubert ist in der Spielwelt und deren Historie festgelegt.
Es macht daher kaum Sinn, Earthdawn mit anderen Regeln zu spielen oder die Earthdawn Regeln für ein anderes Setting zu nutzen.
Insofern ist es sogar schon schwierig zu definieren, wo da Regeln aufhören und "Setting" beginnt, wenn man die Begründung einer Regel immer noch als Regelteil begreift.

In anderen Rollenspielen, die für etliche Settings verwendet werden können oder Settings, die mit unterschiedlichen Regelkernen bespielt werden können, mag das lockerer sein - da kommt es dann darauf an, was man als "Regel" versteht.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Isegrim am 31.12.2024 | 18:34
da kommt es dann darauf an, was man als "Regel" versteht.

Das ist ja mehr oder minder die hier verhandelte Frage... ;)
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: nobody@home am 31.12.2024 | 18:45
Also, unter "Regel" verstehe ich erst mal das, was das System so an formalen Mechanismen vorsieht. ;) Sachen wie Hintergrundsetzungen ("In Plotstadt regiert der Herzog Tunichtgut...") oder Gruppenvertrag kann man, wenn man unbedingt will, auch noch mal als eine andere Art von Regeln interpretieren, aber direkt dasselbe sind die aus meiner ganz subjektiven und persönlich eingefärbten Sicht schlicht und ergreifend nicht.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Boba Fett am 31.12.2024 | 19:09
Das ist ja mehr oder minder die hier verhandelte Frage... ;)
Ja, aber die kann nicht allgemeingültig beantwortet werden, weil die Antwort von "Meinungen" abhängt.

Wenn jemand meint, dass die Festlegung "auf dieser Welt funktioniert Magie und Götter existieren real und deren irdischen Vertreter können Wunder wirken" eine Regel ist, dann ist der größte Teil der Hintergrundsbeschreibung ein Bestandteil der (Spiel-)Regeln.
Wenn jemand meint, dass der Regelteil erst bei der Festlegung der abzuwickelnden Task-Resolution (Würfel 1W20, hoch ist gut...) beginnt, dann nicht.

Und das kann jeder halten wie er will.

Und andersherum: Wenn Du Dir eine Meinung bilden willst, brauchst Du ja nur festlegen, ab wo für dich das beginnt, was Du als "Spielregeln" definierst.
Und dann hast Du Deine Antwort.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Isegrim am 31.12.2024 | 19:13
Ja, aber die kann nicht allgemeingültig beantwortet werden, weil die Antwort von "Meinungen" abhängt.

Richtig. Daher hab ich auch von Anfang argumentiert, was meiner Meinung nach sinnvoll oder hilfreich für den Diskurs ist, nicht was objektiv richtig oder falsch ist.  :D
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Alexandro am 31.12.2024 | 19:36
Generell würde ich für mich persönlich sagen: nein, Hintergrund an und für sich ist nicht Teil "der Regeln". Er kann aber sehr wohl Anregungen sowohl fürs Schreiben als auch für die Anwendung besagter Regeln liefern und wird das für gewöhnlich auch tun: ein Fäntelalter-Setting braucht Regeln für Schwertkampf vermutlich eher als welche für Laserwaffen, während das für ein Weltraumoper-Setting genau umgekehrt sein kann,

Kein Regelwerk hat wirklich Regeln für "Schwertkampf" oder "Laserwaffen". Es hat bestimmte Elemente der Mechanik, welche auf bestimmte Weise (Entfernungen auf der Battlemap, Angriffswürfe, Schaden, etc.) miteinander interagieren, der Hintergrund ist davon komplett unabhängig.

Man kann sich ohne weiteres ein Space-Opera GRW nehmen, dort das Wort "Laserpistole" durchstreichen und durch "Magischer Elfenbogen" ersetzen, ohne etwas an den Regelmechaniken zu verändern. Weil Regel(mechanike)n unabhängig vom Hintergrund sind.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Murphy am 31.12.2024 | 19:40
"auf dieser Welt funktioniert Magie und Götter existieren real und deren irdischen Vertreter können Wunder wirken"

Sehr gute Beispiele!
Wenn das obige Zitat für dich (dich = Leser, nicht Boba) eine Regel darstellt, dann ist die Antwort auf die Frage des OP ein JA.

Wenn es für dich keine Regel darstellt, so wie für mich, dann lautet die Antwort auf die Frage NEIN.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: nobody@home am 31.12.2024 | 19:55
Kein Regelwerk hat wirklich Regeln für "Schwertkampf" oder "Laserwaffen". Es hat bestimmte Elemente der Mechanik, welche auf bestimmte Weise (Entfernungen auf der Battlemap, Angriffswürfe, Schaden, etc.) miteinander interagieren, der Hintergrund ist davon komplett unabhängig.

Man kann sich ohne weiteres ein Space-Opera GRW nehmen, dort das Wort "Laserpistole" durchstreichen und durch "Magischer Elfenbogen" ersetzen, ohne etwas an den Regelmechaniken zu verändern. Weil Regel(mechanike)n unabhängig vom Hintergrund sind.

Nur halt, daß die Entfernungen, Schadenswerte und dergleichen mehr auch überhaupt erst durch den Hintergrund mitinspiriert werden und ihrerseits also auch nicht komplett unabhängig von ihm sein können -- irgendwo muß die Idee, daß eine Laserpistole die gleichen Werte haben soll wie ein magischer Elfenbogen, halt auch erst mal herkommen, und spätestens, wenn man mal den menschlichen Standardmaßstab verläßt und so was wie Pixies oder Riesenroboter mit deren jeweiligen Waffen spielt, entpuppt sich die Idee von der großen Unabhängigkeit In Allen Dingen (TM) auch schnell als einigermaßen absurd.

Klar: wenn man will, kann man ein System finden oder schreiben, das auch alle diese Faktoren entweder mit einrechnet oder alternativ wegabstrahiert, beziehungsweise es jeweils zumindest mehr oder weniger geschickt versucht. Aber die sind die Ausnahme, nicht die Regel.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Alexandro am 31.12.2024 | 20:25
Zitat
irgendwo muß die Idee, daß eine Laserpistole die gleichen Werte haben soll wie ein magischer Elfenbogen, halt auch erst mal herkommen

Ich finde die Idee, dass man für eine Laserpistole unbedingt andere Werte braucht, als für einen magischen Elfenbogen, viel absurder - wie will man das begründen? Ebenso der Gedanke, dass eine Pixie welche dir heimlich die Kehle durchschneidet (aber halt mit sehr kleinen Waffen) einen anderen Angriffswurf braucht, als ein Riesenroboter, dessen Waffen dich zwar vaporisieren könnten, aber nicht für den Kampf gegen Infanterie optimiert sind (sondern gegen andere Riesenroboter, welche nicht so klein sind und sich langsamer bewegen) - da einen Unterschied zu machen ist möglich, aber selten sinnvoll.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Boba Fett am 31.12.2024 | 22:01
Ich finde die Idee, dass man für eine Laserpistole unbedingt andere Werte braucht, als für einen magischen Elfenbogen, viel absurder - wie will man das begründen?
(setting-spezifische) Physik?
Zum Beispiel wegen unterschiedlicher Reichweite, Feuerfrequenz, Schadensminderung durch Distanz, ballistische Flugbahn vs linearer Laserstrahl, Reflektionsfähigkeit, Gewicht, Preis, Versteckbarkeit, …
Es mag Regelwerke geben wo das keine Rolle spielt und man diese Elemente synonym behandeln kann. Ob man die spielen möchte, bleibt doch auch wieder jedem selbst überlassen. Und warum findest Du es absurd, wenn andere Leute Wert darauf legen auch in Details unterscheiden zu können?
Die Stärke der Rollenspiele ist doch gerade deren vielfältige Optionalität.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: nobody@home am 31.12.2024 | 23:12
Es mag Regelwerke geben wo das keine Rolle spielt und man diese Elemente synonym behandeln kann.

Gibt es prinzipiell, ja. Bei Fate beispielsweise sind Ausrüstungsdetails per Voreinstellung (wer möchte, kann "nachbessern"...) rein mechanisch erst mal eigentlich egal -- der Krempel ist einfach nur dazu da, die Charaktere ihre Fertigkeiten normal einsetzen zu lassen, und womit genau ich schieße, ist also weitaus weniger wichtig als mein Wert in Schießen überhaupt. Aber selbst Fate als Nicht-Sim-System kann zwischen einem Pfeilsteckschuß und einer Laserverbrennung immer noch prinzipiell unterscheiden, da wird in diesem Fall einfach nur der Fluffanteil selbst direkt zum Regelelement ("Wie sah deine mittlere Konsequenz doch noch mal genau aus...?").
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Galatea am 1.01.2025 | 02:43
Kein Regelwerk hat wirklich Regeln für "Schwertkampf" oder "Laserwaffen". Es hat bestimmte Elemente der Mechanik, welche auf bestimmte Weise (Entfernungen auf der Battlemap, Angriffswürfe, Schaden, etc.) miteinander interagieren, der Hintergrund ist davon komplett unabhängig.

Man kann sich ohne weiteres ein Space-Opera GRW nehmen, dort das Wort "Laserpistole" durchstreichen und durch "Magischer Elfenbogen" ersetzen, ohne etwas an den Regelmechaniken zu verändern. Weil Regel(mechanike)n unabhängig vom Hintergrund sind.
Die Laserpistole und der Bogen sind jetzt vielleicht nicht das beste Beispiel (ein garvierender Unterschied zwischen den Beiden besteht u.a. darin, dass man für die Laserpistole nur eine Hand braucht, also nebenher prinzipiell noch was anderes tun kann, wie Schalter umlegen, etwas werfen, etc.) - aber ja, bei Schadenssystemen kann man recht gut austauschen, vor allem bei Systemen, die etwas gröber sind.

Ein besseres Beispiel wären Rüstungen. Hier wird recht oft substituiert, schließlich möchte man wenn eine mittelalterliche Kettenrüstung einen AC von 16 hat im Scifi-Setting keine Minimech-Kampfrüstung mit einem AC von 500 haben.

Ich finde die Idee, dass man für eine Laserpistole unbedingt andere Werte braucht, als für einen magischen Elfenbogen, viel absurder - wie will man das begründen?
Siehe oben. Fängt schon damit an, dass der Bogen eine Zweihandwaffe ist, die Pistole nicht.

Ebenso der Gedanke, dass eine Pixie welche dir heimlich die Kehle durchschneidet (aber halt mit sehr kleinen Waffen) einen anderen Angriffswurf braucht, als ein Riesenroboter, dessen Waffen dich zwar vaporisieren könnten, aber nicht für den Kampf gegen Infanterie optimiert sind (sondern gegen andere Riesenroboter, welche nicht so klein sind und sich langsamer bewegen) - da einen Unterschied zu machen ist möglich, aber selten sinnvoll.
Das eine ist ein Nahkampfangriff, das andere ein Fernkampfangriff.
Gegen ersteren kann man sich direkt aktiv verteidigen, gegen zweiteren eher nicht (außer der Gegner ist so nahe, dass man ihm die Schusswaffe wegschlagen kann).
Auch ist es nicht wirklich gut möglich gegen einen Nahkampfangriff hinter einer Mauer in Deckung zu gehen (außer man hat eine lange Waffe wie einen Speer), gegen Beschuss dagegen schon.
Und die Trefferchance des Roboters hängt mit Sicherheit von der Entfernung zum Ziel ab.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Boba Fett am 1.01.2025 | 09:27
Kein Regelwerk hat wirklich Regeln für "Schwertkampf" oder "Laserwaffen".

Sternengarde (Star Frontier) machte Unterschiede.
So konnte man da einen Albedoschutzschirm tragen, der nur gegen Strahlwaffen eine schützende Wirkung hatte und einen Prallfeldschirm (hieß der glaube ich), der nur gegen ballistische Wirkungen schützte. Ich meine mich auch entsinnen zu können, dass Schutzkleidung da differenzierte.
Andere Regelwerke unterscheiden auch in der Schadensart und deren Wirkung. Rolemaster (Spacemaster) zum Beispiel oder DSA (Waffenvergleichstabellen).
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Galatea am 1.01.2025 | 14:19
Es gibt auch Regelsysteme, in denen der Schaden eines Bogens von der Stärke des Anwenders abhängt (was zu einem gewissen Grad Sinn macht) oder man eine bestimmte Mindeststärke braucht, um einen bestimmten Bogen benutzen zu können (der Durchschnittsmensch zieht mit Sicherheit keinen 120-Pfund-Bogen durch).
Beides nicht relevant für die Laserpistole (die in den meisten Settings nicht mal einen Rückstoß hat).

Und ja, gerade im SF-Bereich unterscheiden viele Systeme was "Rüstung" angeht zumindest zwischen Energiewaffen und kinetischen Waffen, nicht selten noch mehr.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Skaeg am 1.01.2025 | 14:30
Nein, Hintergrundinformationen sind keine Regeln (rules). Sie sind ggf. Basis für Regelungen (rulings). Wer da keine Unterscheidung trifft, mag auch bei der Abgrenzung von Regeln und Hintergrund ein Problem haben.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: 1of3 am 1.01.2025 | 14:48
Was genau ist denn ein Ruling? Was ist eine Regel / Rule? Was sind Hintergrundinformationen? Zu sagen, dass die unterschiedlich sind, bringt ja nichts, wenn man nicht auch sagt, was das nun sein soll.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 1.01.2025 | 15:57
Nein, Hintergrundinformationen sind keine Regeln (rules). Sie sind ggf. Basis für Regelungen (rulings). Wer da keine Unterscheidung trifft, mag auch bei der Abgrenzung von Regeln und Hintergrund ein Problem haben.

Was soll denn der Unterschied zwischen einer Regel und einer Regelung sein? Ich kann keinen erkennen, das ist imo das Gleiche. Bitte erleuchten  :)

Edit: nach meinem Verständnis ist eine Regelung eine Gesamtheit zusammengehörender Regeln.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: gunware am 1.01.2025 | 16:28
Was soll denn der Unterschied zwischen einer Regel und einer Regelung sein?
Aus einer Regelung könnte eine Regel entstehen, umgekehrt gilt es nicht.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: flaschengeist am 1.01.2025 | 16:36
Im RPG als Gruppe gemeinsam Ziele zu erfüllen (z.B. Aufräge von NSCs) ist für mich nicht anders, als gemeinsam eine Partie in einem kooperativen Brettspiel zu gewinnen. Welche "Dynamik" wünschst du dir denn?

In einem kooperativen Brettspiel spielt man bspw keine Rollenspiel-SCs, die auch Quirks und Schwächen haben.

Ich denke, jetzt habe ich verstanden: Du meinst, im Rollenspiel gibt es mehr Freiheit als im Brettspiel, weil Rollenspiele anders als Brettspiele keine einheitlich definierten "Sieg- bzw. Endbedingungen" haben? Dem stimme ich zu (gerade deswegen liebe ich Rollenspiel!) und das beißt sich nicht mit meiner Aussage oben, in der "Ziele" alles Mögliche bedeuten kann (was aber missverständlich ist, da ich nur ein einziges Beispiel genannt habe). Ein Ziel einer Runde kann demnach auch sein, die Schwächen der Charaktere auszuspielen. Klappt das an einem Abend gut, "gewinnen" ebenfalls alle.


Sehr gute Beispiele!
Wenn das obige Zitat für dich (dich = Leser, nicht Boba) eine Regel darstellt, dann ist die Antwort auf die Frage des OP ein JA.

Wenn es für dich keine Regel darstellt, so wie für mich, dann lautet die Antwort auf die Frage NEIN.

Ich denke, hier liegt des Pudels Kern. Es wurde schon viel Spannendes in diesem Faden gesagt und wie häufig unterscheiden sich die Positionen weniger als die Definitionen.
Kürzlich habe ich es schon mal in einem anderen Beitrag erwähnt: Kategorien zur Unterscheidung (z.B. Tasse/Becher, Mann/Frau, Obst/Gemüse, Regeln/Hintergrund) sind niemals absolut trennscharf. Aber aus "eine Kategorie hat Unschärfen" folgt nicht, dass sie überflüssig ist. Daher ist auch meine Antwort: Hintergrund und Regeln haben Gemeinsamkeiten (wenn man sie z.B. allesamt als Vorschläge für eine Runde versteht) aber sind trotzdem gut unterscheidbare Kategorien.

Edit: Typos.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Skaeg am 1.01.2025 | 16:58
Was soll denn der Unterschied zwischen einer Regel und einer Regelung sein? Ich kann keinen erkennen, das ist imo das Gleiche.
Rule/Regel: Er kriegt 4 Erschöpfungsschaden, damit ist er bewußtlos.
Ruling/Regelung: Er hat den ganzen Tag lang geschuftet und danach noch stundenlang Wache geschoben. Er schläft tief und fest.

Ganz ehrlich: Ich stelle mir bei solchen Fragen die innere Gegenfrage, ob ihr noch nie Rollenspiele (so wie ich sie kenne) gespielt oder geleitet habt. Alles, was SL (oder ggf. auch Spieler) nach informierter Abschätzung ohne eindeutige und spezifische Handlungsanweisung aus dem Regelwerk  festlegen, ist ein "Ruling".
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: 1of3 am 1.01.2025 | 17:02
SL kann keine Grundlage von Rollenspielen sein. Spielleitung ist eine Sammlung von Aktivitäten wie Scene Framing, Erschaffung/Verwaltung/Ausspielen von Nebenfiguren, Setzen von Stakes und weiteren. Diese Aktivitäten können wir einer Person am Spieltisch insgesamt oder mehreren zuteilen. Diese Zuteilung ist folglich eine Regel.

Wir können also SL nicht heranziehen um grundlegende Begriffe für die Betrachtung von Rollenspielen festzulegen.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: manbehind am 1.01.2025 | 17:05
Was soll denn der Unterschied zwischen einer Regel und einer Regelung sein? Ich kann keinen erkennen, das ist imo das Gleiche. Bitte erleuchten  :)

Edit: nach meinem Verständnis ist eine Regelung eine Gesamtheit zusammengehörender Regeln.

Für mich ist eine Regel etwas, das durch die Autoren des Spiels gesetzt ist, das auf einen allgemein Fall abzielt und das für alle Interessenten des Spiels durch ein entsprechendes Produkt öffentlich verfügbar ist.

Eine Regelung (womit oben ja "Ruling" übersetzt worden ist) zielt auf die Entscheidung eines konkreten Einzelfalls ab und ist nur für die beteiligten Spieler verfügbar. Die Entscheidung kann, muss aber nicht, durch Rückgriff auf eine Regel und ihre Anwendung auf konkrete Umstände zustandekommen.

D. h. für mich verhalten sich beide Begriffe wie der Gesetzestext zum Urteil eines Gerichtes (im US-Amerikanischen sind "court rulings" die Beschlüsse eines Gerichtes).
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Skaeg am 1.01.2025 | 17:24
SL kann keine Grundlage von Rollenspielen sein. Spielleitung ist eine Sammlung von Aktivitäten wie Scene Framing, Erschaffung/Verwaltung/Ausspielen von Nebenfiguren, Setzen von Stakes und weiteren. Diese Aktivitäten können wir einer Person am Spieltisch insgesamt oder mehreren zuteilen. Diese Zuteilung ist folglich eine Regel.
Zwischen keinem dieser vier Sätze und der Frage "was ist eine Regel" besteht ein für mich erkennbarer logischer Zusammenhang.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: 1of3 am 1.01.2025 | 17:35
Tut mir Leid, wenn das deinen Horizont übersteigt.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Skaeg am 1.01.2025 | 17:41
Das glaube ich eher nicht.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Galatea am 1.01.2025 | 18:56
Hintergrund = Der nichtmechanische Teil, der im Buch steht.
Rule = Regelmechanik, die im Buch steht.
Ruling = Improvisierte Regelmechanik, die aus den im Hintergrund vorhandenen Informationen erstellt wird, um eine Situation zu klären, die vom Regelsystem nicht abgedeckt wird.

So schwer ist das doch nun echt nicht.


Prinzipiell kann man das auch alles unter "Regeln" fassen und die "Rule" einfach in "Mechanik" umbenennen, oder den Hintergrund in Setting - dann hat man exakt dasselbe nur mit anderen Labels.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Alexandro am 1.01.2025 | 20:02
(setting-spezifische) Physik?
Zum Beispiel wegen unterschiedlicher Reichweite, Feuerfrequenz, Schadensminderung durch Distanz, ballistische Flugbahn vs linearer Laserstrahl, Reflektionsfähigkeit, Gewicht, Preis, Versteckbarkeit, …

Das sind aber Sachen, welche der Regeldesigner zu einem Teil der Regeln machen wollte. Nichts davon kommt aus dem Hintergrund.

Bestes Beispiel die von Galatea genannte "Zweihändigkeit" von Bögen. Dieses spielt nur eine Rolle in Regelwerken, in welchen es eine Regel gibt, welche die Benutzung von zweihändigen Waffen irgendwie limitiert.
Wenn ich dagegen - ohne gegen die Regeln zu verstoßen - sagen kann "Ich ziehe einen Pfeil aus dem Köcher, lege diesen auf, spanne den Bogen und lasse den Pfeil fliegen... dann ziehe ich mit der jetzt freien Hand mein Kurzschwert", dann ist es vollkommen egal, ob ein Bogen vom Hintergrund her unter "Zweihändige Waffen" fällt, oder ob es ein magischer Elfenbogen ist, der sich von selbst spannt, während er vor dir in der Luft schwebt.

Weil "Zweihändig" sich normalerweise auf eine Regel bezieht (z.B. "Du kannst in derselben Runde keine zweihändigen Waffen benutzen, und noch zusätzlich weitere Waffen") und nicht auf den Hintergrund (wo es problemlos möglich sein kann, einen Bogen abzuschießen und "gleich darauf" schon die Hand am Schwertknauf zu haben und dieses zu ziehen - nur regeltechnisch wären das dann halt unterschiedliche Runden, oder besondere Talente, oder whatever. aber Runden, Talente, etc. sind kein Teil des Hintergrunds).
Schlechtes Regeldesign wäre es, zu sagen dass Bögen zweihändig zu führen sind, aber nicht was dieses bedeutet (weil man nicht davon ausgehen kannsollte, dass da eine gemeinsame Vorstellung vorhanden ist).
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 1.01.2025 | 20:10
Rule/Regel: Er kriegt 4 Erschöpfungsschaden, damit ist er bewußtlos.
Ruling/Regelung: Er hat den ganzen Tag lang geschuftet und danach noch stundenlang Wache geschoben. Er schläft tief und fest.

Ganz ehrlich: Ich stelle mir bei solchen Fragen die innere Gegenfrage, ob ihr noch nie Rollenspiele (so wie ich sie kenne) gespielt oder geleitet habt. Alles, was SL (oder ggf. auch Spieler) nach informierter Abschätzung ohne eindeutige und spezifische Handlungsanweisung aus dem Regelwerk  festlegen, ist ein "Ruling".

Dann ist Regelung keine treffende Übersetzung für Ruling.

Edit:
 
Er hat den ganzen Tag lang geschuftet und danach noch stundenlang Wache geschoben. Er schläft tief und fest.

Hier fehlt mir Zusammenhang. So ist es einfach nur ein herbeierzählter Spielwelt-Fakt. "Da steht ein Baum." "Es hat begonnen zu regnen." "Der Mann schläft." Das ist alles nur Anwendung der Regeln zu den Erzählrechten. Der Teil davor - hat den ganzen Tag lang usw. - dient lediglich der Plausibilität der Erzählung. In dem Sinne wäre dann alles, was wir im Spiel sagen, "Ruling".
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Skaeg am 2.01.2025 | 09:43
Prinzipiell kann man das auch alles unter "Regeln" fassen und die "Rule" einfach in "Mechanik" umbenennen, oder den Hintergrund in Setting - dann hat man exakt dasselbe nur mit anderen Labels.
Korrekt. Aber mich beschleicht das Gefühl, als ob bestimmte Leute hier Definition nicht verwenden wollen, um Klarheit zu schaffen, sondern, um dass Gegenteil zu erreichen.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Skaeg am 2.01.2025 | 09:45
Hier fehlt mir Zusammenhang.
Obwohl er direkt da steht? Kausalzusammenhänge werden ohne Konjunktionen nicht erkannt?
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: 1of3 am 2.01.2025 | 10:57
Oh, Mechanik ist ein sehr nützlicher Begriff. Also diejenigen Regeln, die mit kodifizierten Labels, Zahlwerten, Würfeln und Tokens arbeiten.

Das sind aber eben  bei weitem nicht alle Dinge, die unser Spiel regeln.

Wir haben Aufgabenverteilungen, Prinzipien (wie gewisse Aufgabe zu erfüllen sind), Organisatorisches (wöchentlich, eine Person kann fehlen) usw. Wir können da jeweils auch noch tiefer rein gehen.

Und was unser Spiel eben auch regelt, sind gewisse fiktive Fakten, Informationen und Geschehnisse, die wir vor Spielbeginn etablieren.

Das geht auch in gleicher Weise.

Hey, lasst uns Star Trek spielen.

Cool. [Regel etabliert]

Wann? So 2310?

Gern, Lost Era rockt. [Regel verfeinert]

Machen wir mit Fate?

Ich mag eher so Fate 2. Ist das fein?

Klar. [Regel etabliert]


Das ist das allgemeine Modell wie eine Rollenspielrunde zu ihren Regeln kommt. Im Einzelfall kann das noch deutlich mehr oder weniger Runden drehen (Runde aushängen, eintragen). Häufig wird auch noch mal nachverhandelt.

Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 2.01.2025 | 11:20
Hintergrund = Der nichtmechanische Teil, der im Buch steht.
Rule = Regelmechanik, die im Buch steht.
Ruling = Improvisierte Regelmechanik, die aus den im Hintergrund vorhandenen Informationen erstellt wird, um eine Situation zu klären, die vom Regelsystem nicht abgedeckt wird.

So schwer ist das doch nun echt nicht.


Prinzipiell kann man das auch alles unter "Regeln" fassen und die "Rule" einfach in "Mechanik" umbenennen, oder den Hintergrund in Setting - dann hat man exakt dasselbe nur mit anderen Labels.

Das hatten wir schon:

Macht für mich halt überhaupt keinen Sinn. Ich hatte auch schon die Begriffe Ablaufregeln und Gestaltungsregeln zur Unterscheidung vorgeschlagen. Aber für mich bleiben Settingsetzungen nunmal auch Spielregeln. Eine Vorschrift bleibt eine Vorschrift, auch wenn ich das in Pusteblume oder sonstwas umnenenne.

Ich gebe euch insofern Recht, dass der Sprachgebrauch üblicherweise die Regeln auf die Ablaufregeln fokussiert. Ich sehe aber ein Problem darin, deswegen den Regelbegriff umzudefinieren. Da lügt man sich einfach selbst mit an.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 2.01.2025 | 11:25
Obwohl er direkt da steht? Kausalzusammenhänge werden ohne Konjunktionen nicht erkannt?

Ich schrieb, dass ich keinen Zusammenhang finde. Das in Frage zu stellen ist ... mindestens unhöflich. Also erleuchte mich bitte.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: manbehind am 2.01.2025 | 11:42
Oh, Mechanik ist ein sehr nützlicher Begriff. Also diejenigen Regeln, die mit kodifizierten Labels, Zahlwerten, Würfeln und Tokens arbeiten.

Das sind aber eben  bei weitem nicht alle Dinge, die unser Spiel regeln.

Wir haben Aufgabenverteilungen, Prinzipien (wie gewisse Aufgabe zu erfüllen sind) usw. Wir können da jeweils auch noch tiefer rein gehen.

Und was unser Spiel eben auch regelt, sind gewisse fiktive Fakten, Informationen und Geschehnisse, die wir vor Spielbeginn etablieren.

Das geht auch in gleicher Weise.

Hey, lasst uns Star Trek spielen.

Cool. [Regel etabliert]

Wann? So 2310?

Gern, Lost Era rockt. [Regel verfeinert]

Machen wir mit Fate?

Ich mag eher so Fate 2. Ist das fein?

Klar. [Regel etabliert]


Das ist das allgemeine Modell wie eine Rollenspielrunde zu ihren Regeln kommt. Im Einzelfall kann das noch deutlich mehr oder weniger Runden drehen (Runde aushängen, eintragen). Häufig wird auch noch mal nachverhandelt.

Das ist weder ein Modell noch eine Regel, sondern die Darstellung eines konkreten Entscheidungsprozesses anhand eines Beispiels. Du zeigst hier nicht, wie eine Gruppe zu einer Regel kommt, sondern wie sie zu einer Entscheidung kommt, und zwar hinsichtlich der Fragen, was wann (nicht jedoch wo) gespielt wird.

Regeln sind abstrakte Aussagen, die auf gleiche Fallklassen angewendet werden können. Abstrakt sind die Aussagen jedoch nicht.

Funktional handelt es sich bei den obigen Entscheidungen um Definitionen. Definitionen sind funktional etwas anderes als Regeln.

Deine obige Aussage, dass das Spiel durch "gewisse fiktive Fakten, Informationen und Geschehnisse, die wir vor Spielbeginn etablieren", geregelt wird, ist für das aufgeführte Beispiel schlicht falsch.

Denn die Fakten, die vor Spielbeginn etabliert wurden, sind für den weiteren Spielverlauf ohne Relevanz; sie sind "lediglich" eine Grundbedingung dafür, dass das Spiel wie verabredet zustande kommen kann. Kommt einer erst um 23:20 Uhr, kann das Spiel nicht um 23:10 Uhr beginnen oder es beginnt ohne ihn. Treffen alle Spieler um 23:10 Uhr ein und sagt einer, er will etwas anderes als "Star Trek" spielen, kann nicht Star Trek gespielt werden. Treffen alle Spieler um 23:10 Uhr ein und wollen Star Trek spielen, befinden sich aber an verschiedenen Orten, weil der Spielort nicht definiert wurde und jeder von einer anderen Annahme ausgegangen ist, kann das Spiel nicht beginnen.

Sprich: Diese Fakten regeln nichts, denn sie haben keinen Einfluss auf den weiteren Spielverlauf.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: 1of3 am 2.01.2025 | 12:22
Hintergrund, der vereinbart wurde: Man kann keine Ferengi spielen. Erstkontakt hat nicht stattgefunden. Romulaner sind incommunicado. Keiner weiß warum.

Diverse weitere Hintergrundinformationen wurden da im Paket gekauft. Und ja, die können definitiv Einfluss auf das Spiel nehmen.

Daher auch das Zitat, das Ausgangspunkt des ganzen Themas ist: Damit das funktioniert, brauchst du große Kenntnis.

Und selbst verständlich regelt unser anvisierter Spielzeitraum konkrete Entscheidungen am Spieltisch: Wenn noch ne halbe Stunde Zeit ist raffe ich vielleicht.

Und natürlich kann ein Rollenspielprodukt auch das vorschlagen: Alice is Missing dauert 90 Minuten. Und es wird nicht geredet.

Edit: Ich glaube du hast die fiktive Jahreszahl für eine reale Uhrzeit gehalten. Kann das sein?
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 2.01.2025 | 12:31
Das ist weder ein Modell noch eine Regel, sondern die Darstellung eines konkreten Entscheidungsprozesses anhand eines Beispiels. Du zeigst hier nicht, wie eine Gruppe zu einer Regel kommt, sondern wie sie zu einer Entscheidung kommt, und zwar hinsichtlich der Fragen, was wann (nicht jedoch wo) gespielt wird.

Regeln sind abstrakte Aussagen, die auf gleiche Fallklassen angewendet werden können. Abstrakt sind die Aussagen jedoch nicht.

Funktional handelt es sich bei den obigen Entscheidungen um Definitionen. Definitionen sind funktional etwas anderes als Regeln.

Deine obige Aussage, dass das Spiel durch "gewisse fiktive Fakten, Informationen und Geschehnisse, die wir vor Spielbeginn etablieren", geregelt wird, ist für das aufgeführte Beispiel schlicht falsch.

Denn die Fakten, die vor Spielbeginn etabliert wurden, sind für den weiteren Spielverlauf ohne Relevanz; sie sind "lediglich" eine Grundbedingung dafür, dass das Spiel wie verabredet zustande kommen kann. Kommt einer erst um 23:20 Uhr, kann das Spiel nicht um 23:10 Uhr beginnen oder es beginnt ohne ihn. Treffen alle Spieler um 23:10 Uhr ein und sagt einer, er will etwas anderes als "Star Trek" spielen, kann nicht Star Trek gespielt werden. Treffen alle Spieler um 23:10 Uhr ein und wollen Star Trek spielen, befinden sich aber an verschiedenen Orten, weil der Spielort nicht definiert wurde und jeder von einer anderen Annahme ausgegangen ist, kann das Spiel nicht beginnen.

Sprich: Diese Fakten regeln nichts, denn sie haben keinen Einfluss auf den weiteren Spielverlauf.

Selbstverständlich sind da Regeln etabliert worden. 1. Unser Rollenspiel verwendet Star Trek als Kulisse, und zwar mit weiter bestimmten Inhalten. 2. Unser Rollenspiel verwendet Fate 2 als System. Das ist für den weiteren Spielverlauf essenziell bestimmend!

Zitat
Regeln sind abstrakte Aussagen, die auf gleiche Fallklassen angewendet werden können. Abstrakt sind die Aussagen jedoch nicht.

Das ist keine adäquate Definition für Regeln. Aussagen können viele Dinge sein. Abstraktion ist auch kein entscheidendes Kriterium für Regeln. Spielregeln sind aber immer Handlungsanweisungen.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Maarzan am 2.01.2025 | 12:53
Wenn "Regelwerk" so weit gefasst wird, müsste die Ausgangsfrage dann ja eigentlich als "Ist der Hintergrund teil der Spielmechaniken" gelesen werden.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: 1of3 am 2.01.2025 | 13:14
Ne. Wer käme denn darauf?
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Isegrim am 2.01.2025 | 13:18
Wenn "Regelwerk" so weit gefasst wird, müsste die Ausgangsfrage dann ja eigentlich als "Ist der Hintergrund teil der Spielmechaniken" gelesen werden.

Die Frage hätte ich (als derjenige, der die Ausgangsfrage des Threads formuliert hat) nicht gestellt. "Spielmechanik" hat im RPG-Kontext für mich keine ähnlich fest stehende Bedeutung wie "Regeln", daher: Klar, der Hintergrund gehört zum Spiel, also meinethalben auch zu den "Spielmechaniken". Kann natürlich gerne diskutiert werden, die Frage, aber ich hätte sie nicht gestellt.

Ich stelle fest, dass die Unterscheidung selbst im Grunde alle vornehmen. Dessen war ich mir bisher nicht so sicher. Es bleibt letztlich nur die Frage der Benennung, und da wird sich offensichtlich kein Konsens im Forum erzielen lassen. Muss man halt mit leben.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: flaschengeist am 2.01.2025 | 13:34
Selbstverständlich sind da Regeln etabliert worden. 1. Unser Rollenspiel verwendet Star Trek als Kulisse, und zwar mit weiter bestimmten Inhalten. 2. Unser Rollenspiel verwendet Fate 2 als System. Das ist für den weiteren Spielverlauf essenziell bestimmend!

Ich bin in diesem Punkt eher bei Manbehind: Aus meiner Sicht wurden im Beispiel von 1of3 Entscheidungen getroffen.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Regeln sind zwar auch Entscheidungen aber eben eine spezielle Form von Entscheidung - nämlich im RPG solche, die das Regelwerk bereits (von mir aus als Vorschlag) getroffen hat. Insofern haben Regeln den Vorteil, dass hier eben kein Entscheidungsprozess am Tisch mehr notwendig ist. Und genau das halte ich für eine wichtige Funktion von Regeln: Sofern sie hinreichend den Geschmack der Runde treffen, ersparen Regeln Aushandlungsprozesse am Tisch. Das wiederum erlaubt ein flüssigeres, spannenderes Rollenspielerlebnis (weil Aushandlungsprozesse zu Regeln zwingend das "eigentliche" Spiel unterbrechen).
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: 1of3 am 2.01.2025 | 14:04
Ja, so eine Vorlage kann Dinge abkürzen. Wenn alle wissen, was dabei enthalten und wie das zu benutzen ist. Aber wenn du dir unsere aktuelle, also deine und meine, Runde anguckst, da merken wir ja schon, dass gewisse Dinge zu klären sind, dass das Produkt uns vor gewisse Herausforderungen stellt und das wird sicherlich, wenn wir anfangen, auch noch mehr werden.

Der Vorteil ist natürlich, dass wir einfach noch mal nachlesen können,

Aber: Wenn Regeln das sind, was in einem gedruckten Regelwerk steht, was ist dann, wenn wir keins benutzen? Hat unsere Runde dann keine Regeln?

Deshalb bleibe ich dabei: Regeln existieren nur für die Runde.

Wir können uns von einem oder mehreren Werken inspirieren lassen. Tatsächlich übernehmen wir meist eins mehr oder weniger blanko. Aber das muss nicht so sein.

Und unsere Begriffsbildung muss so sein, dass sie mit D&D, Microscope, Alice is Missing und komplettem Freeform funktioniert.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 2.01.2025 | 14:21
Regeln sind zwar auch Entscheidungen

Vielleicht ist das der Knackpunkt. Imo sind Regeln selbst keine Entscheidungen. Entscheidungen treffen immer Menschen. Die Regeln lenken unsere Entscheidung in bestimmte Richtungen. Aber ich kann eben auch immer anders entscheiden. Deswegen ist meines Erachtens der Formalismus der "Regelung" ja auch so wichtig, weil grundlegend für das Spiel. Wir müssen erstmal regeln, was wir wann benutzen wollen.

Deswegen ist "wir spielen mit dem Fate System" eine Grundregel, die exklusiv für die in den Fate-Regeln beschriebenen Anwendungsfälle nur diesen Satz an Regeln erlaubt. Abseits dieser Anwendungsfälle sind wir dann noch ungeregelt, z.B. bezüglich erlaubter Inhalte der Erzählung (Hintergrund) oder Verhalten in der Gruppe (Tischregeln). Theoretisch könnte man auch sagen für Anwendungsfall XY nehmen wir nicht die Fate-Regeln sondern andere Regeln. Wenn das so sein soll, benötigt es eine entsprechende ergänzende Regel zu "wir spielen mit dem Fate System".

 Mir scheint, dass hier viele so eine Art ungeschriebene Rollenspielregeln mitdenken und mit dem Diskutierten verweben. Aber ich weiß ja nicht, wie andere Rollenspiel spielen. Da müssen wir erstmal gemeinsame Spielregeln klären.

Die Frage hätte ich (als derjenige, der die Ausgangsfrage des Threads formuliert hat) nicht gestellt. "Spielmechanik" hat im RPG-Kontext für mich keine ähnlich fest stehende Bedeutung wie "Regeln", daher: Klar, der Hintergrund gehört zum Spiel, also meinethalben auch zu den "Spielmechaniken". Kann natürlich gerne diskutiert werden, die Frage, aber ich hätte sie nicht gestellt.

Ich stelle fest, dass die Unterscheidung selbst im Grunde alle vornehmen. Dessen war ich mir bisher nicht so sicher. Es bleibt letztlich nur die Frage der Benennung, und da wird sich offensichtlich kein Konsens im Forum erzielen lassen. Muss man halt mit leben.

Das ist interessant, weil ich es genau andersherum halte. Mechanik ist für mich synonym mit System und "Crunch" und daher ziemlich stark fixiert, während "Regeln" ein sehr übergordnetes Prinzip sind.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Galatea am 2.01.2025 | 14:29
Oh, Mechanik ist ein sehr nützlicher Begriff. Also diejenigen Regeln, die mit kodifizierten Labels, Zahlwerten, Würfeln und Tokens arbeiten.

Das sind aber eben  bei weitem nicht alle Dinge, die unser Spiel regeln.

Wir haben Aufgabenverteilungen, Prinzipien (wie gewisse Aufgabe zu erfüllen sind), Organisatorisches (wöchentlich, eine Person kann fehlen) usw. Wir können da jeweils auch noch tiefer rein gehen.

Und was unser Spiel eben auch regelt, sind gewisse fiktive Fakten, Informationen und Geschehnisse, die wir vor Spielbeginn etablieren.
Das hat aber mit den Regeln eines BESTIMMTEN Rollenspiels relativ wenig zu tun.
Wenn man darüber redet ob Hintergrund von System X zu den Regeln von System X gehört hilft einem das überhaupt nicht weiter, weil dann schon beides automatisch unter dem gewaltigen Zeltdach des Begriffs "Regeln" zusammengefasst wurde.

Und ja, natürlich kann "wenn nicht jeder Zeit hat, spielen wir stattdessen System Y" eine Regel in einer Runde sein, die hat aber mit System X oder System Y (und dessen Hintergrund oder Regelsystem) überhaupt nichts zu tun.

Und ja, ich stehe immernoch zu meinem Bühnenbild-Akteur-Vergleich von weiter oben - in diesem Fall kann das Stück dann nicht gespielt werden, weil ein Teil der Akteure fehlt - das hat aber weder was mit dem Bühnenbild, noch den Handlungsregeln der Akteure zu tun, sondern bewegt sich eine Stufe oberhalb.


Hintergrund, der vereinbart wurde: Man kann keine Ferengi spielen. Erstkontakt hat nicht stattgefunden. Romulaner sind incommunicado. Keiner weiß warum.

Diverse weitere Hintergrundinformationen wurden da im Paket gekauft. Und ja, die können definitiv Einfluss auf das Spiel nehmen.

Daher auch das Zitat, das Ausgangspunkt des ganzen Themas ist: Damit das funktioniert, brauchst du große Kenntnis.
Selbes Prinzip - Ferengi kann man nicht spielen, weil sie nicht ins Bühnenbild passen.
Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass es keine konkreten Regeln dafür geben kann, wie ein Ferengicharakter handelt (Fähigkeiten, Skills, Bewegungsgeschwindigkeit, whatever) - die können shr wohl existieren, sie werden nur nicht angewendet, weil die Rolle nicht ins Stück (bzw. die bespielte Zeit) passt.

Korrekt. Aber mich beschleicht das Gefühl, als ob bestimmte Leute hier Definition nicht verwenden wollen, um Klarheit zu schaffen, sondern, um dass Gegenteil zu erreichen.
Ich habe eher das Gefühl, dass das ein Eiertanz um den Begriff "Regel" ist und Einige eine so breite Definition haben, dass für sie "wenn Emma krank ist, kann sie nicht am Spiel teilnehmen" schon eine Regel ist - was im Kontext der Diskussion aber komplett sinnfrei ist und völlig am Thema vorbeigeht.

Daher auch mein Vorschlag die ganzen Begriffe jeweils durch etwas anderes zu ersetzen (Mechanik, Setting/Szenerie/Bühnenbild, Handlungsregeln für Entitäten im Spiel, etc.).
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Isegrim am 2.01.2025 | 14:31
Mechanik ist für mich synonym mit System und "Crunch" und daher ziemlich stark fixiert, während "Regeln" ein sehr übergordnetes Prinzip sind.

Ist halt mE weit weg von der tatsächlichen Verwendung. Regelwerke kenn ich, über ein Mechanikbuch im RPG hab ich noch nichts gehört. Die Beschwerden, dass DSA Regeln über diverse Hintergrundbände verteilt sind, kenn ich. Mit Mechaniken wärs mir neu.

Ist "nur" Semantik, aber beibt für mich so, wie du es darstellst, praxisfern.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: kizdiank am 2.01.2025 | 14:33
Und unsere Begriffsbildung muss so sein, dass sie mit D&D, Microscope, Alice is Missing und komplettem Freeform funktioniert.

Wenn denn eine allgemeingültige Begriffsbildung das Ziel ist, dann stimme ich dir zu.
Das gemeinsame Spiel wird durch Spielmechaniken, Setting-Setzungen, SL-Vorgaben, Gruppenabsprachen usw. geregelt. Insofern sind all diese Dinge Regeln und sie variieren in ihrer Gesamtheit von Gruppe zu Gruppe.

Vom Anspruch der Allgemeingültigkeit losgelöst kann der Begriff aber je nach Kontext auch anders genutzt werden.
In der Praxis werden zahlreiche Rollenspiele mit explizit getrenntem Regelteil und Settingteil publiziert. Regel ist dann das, was im Regelteil steht.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Galatea am 2.01.2025 | 14:39
Eine Stelle an der man die Begrifflichkeiten doch ganz gut erkennt, ist der Begriff "Hausregel".
Unter einer "Hausregel" versteht man im Rollenspielkontext normalweise die Abänderung (oder das Ignorieren/Hinzufügen) von Regelmechaniken für die eigenen Runde.

Ich glaube nicht, dass jemand "bei unseren Runden bringt statt Pizza oder Knabberzeug immer abwechselnd jemand einen Kuchen mit" als Hausregel definieren würde (wir nehmen hier an, dass die Runde nicht immer bei derselben Person stattfindet, die allgemeinsprachliche Definition von Hausregel also nicht zutrifft).
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 2.01.2025 | 14:47
Eine Stelle an der man die Begrifflichkeiten doch ganz gut erkennt, ist der Begriff "Hausregel".
Unter einer "Hausregel" versteht man im Rollenspielkontext normalweise die Abänderung (oder das Ignorieren/Hinzufügen) von Regelmechaniken für die eigenen Runde.

Ich glaube nicht, dass jemand "bei unseren Runden bringt statt Pizza oder Knabberzeug immer abwechselnd jemand einen Kuchen mit" als Hausregel definieren würde (wir nehmen hier an, dass die Runde nicht immer bei derselben Person stattfindet, die allgemeinsprachliche Definition von Hausregel also nicht zutrifft).

Das läuft gemeinhin als "Tischregeln". Die finden sogar in einigen RPG Regelwerken Erwähnung.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: 1of3 am 2.01.2025 | 14:51
Wenn denn eine allgemeingültige Begriffsbildung das Ziel ist, dann stimme ich dir zu.

Das hier ist der Theorie-Kanal.

Ist halt mE weit weg von der tatsächlichen Verwendung. Regelwerke kenn ich, über ein Mechanikbuch im RPG hab ich noch nichts gehört.

In einem Regelwerk steht auch regelmäßig deutlich mehr drin stehen als Mechanik. Es sei denn dein Begriff von Mechanik ist weiter als meiner.

Also dass es eine SL gebe, steht da häufig. Und was die tun möge. Und das kann sich unterscheiden. Bei Vampire verteilt die SL für gewöhnlich keine Schätze.

Und es kann dort eben auch alles andere stehen. Spielzeit (Alice, siehe oben), explizite Sprachregelungen, exakte Personenzahl (Polaris), Beleuchtung (10 Candles), Spielmaterial (Dread), Sitzordnung (Inspectores), Szenenzahl (Shab-al-Hiri Roach).
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Galatea am 2.01.2025 | 14:52
In der Praxis werden zahlreiche Rollenspiele mit explizit getrenntem Regelteil und Settingteil publiziert. Regel ist dann das, was im Regelteil steht.
Ja, mache ich bei dem meisten Zeug das ich schreibe im Normalfall auch so.

Der Grund ist, dass man die Regelmechaniken möglichst kompakt haben möchte (was auch der Nachschlagbarkeit zu gute kommt) und nicht irgendwo zwischen Kilometern von Flufftext begraben.
Das ist vor allem bei Settings relevant, die eher ungewöhnlich sind und nicht direkt der heutigen Welt oder einer bekannten historischen/fiktiven Vorlage entsprechen, besonders wenn sie mit einem eher komplexen Regelwerk zusammen daherkommen.

Ein Gegenbeispiel wäre meine Rottenbeschreibung für Ratten (Wüstenspringmäuse), da sind Regeln und Fluff zusammen - das sind aber auch nur 2 Seiten, da kann man das machen.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Galatea am 2.01.2025 | 15:03
Das hier ist der Theorie-Kanal.

In einem Regelwerk steht auch regelmäßig deutlich mehr drin stehen als Mechanik. Es sei denn dein Begriff von Mechanik ist weiter als meiner.

Also dass es eine SL gebe, steht da häufig. Und was die tun möge. Und das kann sich unterscheiden. Bei Vampire verteilt die SL für gewöhnlich keine Schätze.

Und es kann dort eben auch alles andere stehen. Spielzeit (Alice, siehe oben), explizite Sprachregelungen, exakte Personenzahl (Polaris), Beleuchtung (10 Candles), Spielmaterial (Dread), Sitzordnung (Inspectores), Szenenzahl (Shab-al-Hiri Roach).
Also für mich ist "SL verteilt Schätze/XP/etc." auch eine Regelmechanik, ähnlich wie wenn bei Monopoly jemand die Bank spielt.
Zu Hintergrund/Setting/Weltbeschreibung gehört das jedenfalls eindeutig nicht.

Bei den anderen kann es durchaus beides sein, wenn z.B. das Spiel in Realzeit läuft, jeder dauerhaft in-character ist und keine Offtopic-Konversationen stattfinden.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 2.01.2025 | 15:04
Das läuft gemeinhin als "Tischregeln". Die finden sogar in einigen RPG Regelwerken Erwähnung.

Zitat von: D&D Dungeon Master's Guide (5e)
Chapter 8: Running the game

[...] There are the rules of the game, and there are table rules for how the game is played. For instance, players need to know what happens when one of them misses a session. They need to know wether to bring miniatures, any special rules you've decided to use, and how to treat a cocked die [...] .

In dem Kapitel wird sehr viel adressiert, was hier nach Meinung einiger nicht unter "die Regeln" fallen soll. Ja, das sind nur Vorschläge, Richtlinien o.ä. die relativ unverbindlich formuliert sind; aber selbst das offizielle Regelwerk spricht da von "Regeln"  ;)

Und das kenne ich so nicht nur von D&D 5.

Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: flaschengeist am 2.01.2025 | 15:10
Vielleicht ist das der Knackpunkt. Imo sind Regeln selbst keine Entscheidungen. Entscheidungen treffen immer Menschen. [...]

Zustimmung, Entscheidungen treffen Menschen (abgesehen von Entscheidungen durch Algorithmen, die allerdings wiederum durch Menschen programmiert wurden). Nach meiner Definition von Regeln sind selbige eine besondere Form von kodifizierten Entscheidungen - in unserem Anwendungsfall solche, die die Autoren eines RPG getroffen und verschriftlicht haben.


Ja, so eine Vorlage kann Dinge abkürzen. Wenn alle wissen, was dabei enthalten und wie das zu benutzen ist. Aber wenn du dir unsere aktuelle, also deine und meine, Runde anguckst, da merken wir ja schon, dass gewisse Dinge zu klären sind, dass das Produkt uns vor gewisse Herausforderungen stellt und das wird sicherlich, wenn wir anfangen, auch noch mehr werden.

Aus meiner Sicht haben wir Absprachen getroffen (z.B. "Unsere Session Zero findet am 07.07 um 7 Uhr über Discord statt). Regeln werden für mich aus Absprachen erst, wenn man sich darauf verständigt, dass selbige künftig per default gelten (z.B. "Wir spielen alle zwei Wochen Montags um 20h").


Aber: Wenn Regeln das sind, was in einem gedruckten Regelwerk steht, was ist dann, wenn wir keins benutzen? Hat unsere Runde dann keine Regeln?

Wir haben jene Regeln, welche Beacon vorschlägt. Würden wir kein Regelwerk benutzen, müssten wir zusammen in der Spielpraxis Regeln entwickeln - z.B., indem wir Absprachen für Fälle, die sich wiederholen, (schriftlich) festhalten.


Ich habe eher das Gefühl, dass das ein Eiertanz um den Begriff "Regel" ist und Einige eine so breite Definition haben, dass für sie "wenn Emma krank ist, kann sie nicht am Spiel teilnehmen" schon eine Regel ist [...]

Diesen Eindruck teile ich.
 
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Isegrim am 2.01.2025 | 15:24
Dürft ihr euren Mitspielern auf die Nase hauen? Steht das in nem RPG-Buch? Gibts dazu konkrete Absprachen? Oder ist das StGB auch Teil des Regelwerks? Fragen über Fragen...;)

Scnr
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: 1of3 am 2.01.2025 | 15:31
Vielleicht? Ich habe schon Regelwerke gelesen, die haben sich mit real existierenden Baumstümpfen und der Verknotung echter Gänseblümchen beschäftigt. Ich hab auch schon mal das StGB gelesen, weil Pyromancer hier wissen wollte, wie Hausfriedenbruch definiert ist. Hat er wohl dann für seine Runde benutzt.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 2.01.2025 | 15:35
Dürft ihr euren Mitspielern auf die Nase hauen? Steht das in nem RPG-Buch? Gibts dazu konkrete Absprachen? Oder ist das StGB auch Teil des Regelwerks? Fragen über Fragen...;)

Scnr

Siehst du. Es gelten WÄHREND des Spiels ganz viele Regeln, die nicht im "Regelwerk" stehen :)

Oder möchtest du sagen, die sind für das Spiel unerheblich?
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Irian am 2.01.2025 | 15:38
Ist das nicht immer wahr? Es gibt eine so große Bandbreite an Rollenspiel-"Regel"werken, dass da fast zwangsläufig fast alles mit bei ist. Man kann sich problemlos jeden Punkt auf dem Spektrum vorstellen, ein Regelwerk das sich völlig auf abstrakte Mechaniken beschränkt und völlig losgelöst jeden Hintergrundes existiert, als auch ein solches, dass quasi jede Regel auch irgendwie InGame im Hintergrund zementiert, so dass beides überhaupt nicht trennbar ist. Vielleicht gibt es sogar Regelwerk, wo der Spiel-Rhythmus Einfluss auf den Probenerfolg hat, who knows? Spricht jedenfalls nicht dagegen. Man könnte also böse sein und für jede Definition vermutlich problemlos ein Gegenbeispiel erfinden. Man kann Regeln und Hintergrund fast beliebig weit voneinander trennen oder miteinander verknüpfen. Ob das bei einem bestimmten Produkt gemacht wurde, hängt halt von eben jenem Produkt ab...
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Skaeg am 2.01.2025 | 15:38
Diesen Eindruck teile ich.
Ich habe wie erwähnt allgemeiner den Eindruck, hier möchten einige Leute (warum auch immer) Definitionen entwickeln, die möglichst wenig definieren und von 99% der außerhalb der Theoriediskussionen befindlichen Spieler nicht verstanden werden.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: 1of3 am 2.01.2025 | 15:46
Regeln und Hintergrund fast beliebig weit voneinander trennen oder miteinander verknüpfen.

Deshalb macht es eben keine Sinn da eine harte Trennung einführen zu wollen. Hintergrund und Mechanik sind zwei von ganz vielen Klassen von Regeln und zueinander nicht überschneidingsfrei. Genau deshalb braucht es eine gemeinsamen Überbegriff. Regel drängt sich auf.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: gunware am 2.01.2025 | 15:59
Es gelten WÄHREND des Spiels ganz viele Regeln, die nicht im "Regelwerk" stehen :)

Oder möchtest du sagen, die sind für das Spiel unerheblich?
Ich unterscheide da.
Die Regel zum gesellschaftlichen Umgang sind mir im Betrachtung der Spielregel total wumpe. Denn sie sind davon unabhängig.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: 1of3 am 2.01.2025 | 16:02
Wirklich? Mit einigen Personen würde ich z.B.sexuell expizite Darstellungen schneller abpfeifen.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: gunware am 2.01.2025 | 16:06
Wirklich? Mit einigen Personen würde ich z.B.sexuell expizite Darstellungen schneller abpfeifen.
Ja. Ich habe noch kein Regelwerk in der Hand gehabt, das die explizite Darstellung von Sex fordert. Erst wenn es dazu kommen sollte (was ich stark bezweifle), wäre es relevant
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 2.01.2025 | 16:08
Ich unterscheide da.
Die Regel zum gesellschaftlichen Umgang sind mir im Betrachtung der Spielregel total wumpe. Denn sie sind davon unabhängig.

Sie können nicht unabhängig sein, da Spielen ein gesellschaftlicher Vorgang ist. Und bei Tischregeln geht Spiel in andere Dinge über. Dazu gibt es hier im Forum ja zahllose Beispiele, die sich über das Verhalten abseits oder beim Spiel beschweren.
Deswegen bin ich da bei 1of3: es ist nicht zweckmäßig andere Regelbereiche umzubenennen, nur damit "Regeln" begrifflich ausschließlich einen bestimmten Teil der Spielregeln meint.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: gunware am 2.01.2025 | 16:25
Sie können nicht unabhängig sein, da Spielen ein gesellschaftlicher Vorgang ist.
Klar sind sie für mich unabhängig. Denn sie interessieren mich bei der Auswahl eines Systems nicht. Die gesellschaftlichen Regeln sind bei der Betrachtung, ob ein System eine Vermischung vom Hintergrund vornimmt oder nicht, total irrelevant.
Sie gelten unabhängig davon. Deshalb ist es meiner Meinung nach irreführend, sie zu Hilfe nehmen zu wollen.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Isegrim am 2.01.2025 | 16:34
Ich habe wie erwähnt allgemeiner den Eindruck, hier möchten einige Leute (warum auch immer) Definitionen entwickeln, die möglichst wenig definieren und von 99% der außerhalb der Theoriediskussionen befindlichen Spieler nicht verstanden werden.

ME versuchte Pseudowissenschaftlichkeit, um sich und seiner Meinung einen höheren Status zu verleihen; Elfenbeinturmgehabe, ohne die Vorteile, die tatsächliche akademische Forshcung hin & wieder auch bietet.

Naja, wie ich oben sagte, für mich ist das nur noch Semantik. Die Frage, die mich va interessierte, ist geklärt. Die Unterscheidung zwischen Hintergrund/Setting & "Spielmechaniken" wird, obwohl nicht völlig trennscharf, von eigentlich allen nachvollzogen. Es bleibt wirklich nur die Benennung, und ich bin mir sicher, die große Mehrheit wird auch weiterhin nicht der Meinung sein, es sei Teil der RPG-Regel, nach dem Toilettengang doch bitte die Klospülung zu betätigen...
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 2.01.2025 | 16:40
ME versuchte Pseudowissenschaftlichkeit, um sich und seiner Meinung einen höheren Status zu verleihen; Elfenbeinturmgehabe, ohne die Vorteile, die tatsächliche akademische Forshcung hin & wieder auch bietet.

Wie kann ich das im Sinne der Hausordnung wohlwollend lesen?

edit: schade, ich dachte, das soll eine ernsthafte Diskussion sein. Ernüchternd.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: gunware am 2.01.2025 | 17:10
ME versuchte Pseudowissenschaftlichkeit, um sich und seiner Meinung einen höheren Status zu verleihen
Den Eindruck habe ich nicht. Mir kommt es eher so vor, dass man anstelle sich dem Problem durch die Entsorgung von Irrelevanten und Streichung des Unabhängigen zu nähern, das Problem durch Vergrößerung der Grenzen mehr vernebelt, als notwendig wäre.
Aber wer weiß, vielleicht habe ich es nur falsch verstanden.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Boba Fett am 2.01.2025 | 19:06
Ich versuch mich noch mal konstruktiv...

Wie gesagt, ich bin der Ansicht, dass die Bewertung, was (Hintergrund) zu den 'Spielregeln' gehört durchaus Definitionssache ist und damit individuell sein kann, deshalb:

Sie können nicht unabhängig sein, da Spielen ein gesellschaftlicher Vorgang ist...

Ja und nein.
Hier wurden ganz viele Dinge zu den Spielregeln gezählt, die unter den Beteiligten spielenden vereinbart werden.
Jetzt kann man aber auch definieren "Spielregeln sind die im Buch feststehenden Regeln - Vereinbarungen sind dynamische Beschlüsse, die jederzeit veränderlich sind und damit nicht feststehen". "Okay, ..." sagt dann die andere Seite des Meinungsspektrums, "... dann sind Buchregeln auch erst mal keine Regeln, denn die können durch Vereinbarungen ja aufgehoben werden - Hausregeln nehmen wir mal als Beispiel."
Und da kommen wir jetzt in eine Trennschärfe-Definitionsfrage, ob eine nach Buch feststehende Spielregel ("by-the-book" ist ja ein Begriff, der zum Rollenspiel Vokabular gehört) eine bleibt, nur weil sie durch zeitweilige Vereinbarung ersetzt wurde. Und hier kommt die Betrachtungsweise, ob man das Seitens Logik, Juristik oder sonstwas betrachtet. Insofern sage ich: muss jeder selber urteilen.

Es gibt also Mechaniken (so und so wird gewürfelt, Schaden, tot), getroffene Vereinbarungen und beschreibende Festlegungen der Spielwelt. (und bestimmt noch mehr)
Was davon als Spielregel anzusehen ist, möchte ich jedem selbst definieren lassen.

Getroffene Vereinbarungen würde ich persönlich beispielsweise nicht als Regel sondern eher als "Absichtserklärung".
Begründung:
Regeln gelten mMn grundsätzlich als feststehend, haben ggf. Ausnahmen.
Vereinbarungen sind dies aber nicht, da ist es die Ausnahme, wenn sie länger Bestand haben.
Treffen wir uns wöchentlich Freitags um 18:00 Uhr zum Spielen? - Aber sicher! Bringt jeder seine Getränke selbst mit? Auf jeden Fall!
Bringt jeder seine Würfel und Stifte und so mit und ist immer pünktlich? Ganz bestimmt! Sagt ihr auch immer frühzeitig ab? Sowieso!
Wir spielen auch garantiert immer Spaßfinder, ich hab Abenteuerideen ohne Ende.


Und wie das mit den Settingbeschreibungen ist? Regel? Fluff-text zur Immersionsunterstützung?
Naja, wenn das so feststehend ist, warum herrscht dann bei allen Spielenden ein ganz individuelles Bild im Kopf, von dem, wie die Spielwelt aussieht?
Und warum beschließt jeder Spielleiter individuell, wie die Welt dann wirklich tatsächlich aussieht, weil es ihm spontan besser in den Kram passt?
Klingt nach ganz schön schwammigen Festlegungen, die manche gern Regeln nennen. Ist das etwa doch nicht festgelegt? Dann ist es auch keine Regel, oder?

Insofern steht für mich als gesellschaftlicher Vorgang erst einmal eine Vereinbarung "gespielt wird nach den im Buch festgehaltenen Spielregeln".
(nicht umsonst nennt man das ja Regelwerk)
Alles andere ist Vereinbarung. Auch die Festlegung der Spielwelt ist erst einmal eine Vereinbarung.
Ob die Definition, wie diese Spielwelt aussieht und sich verhält eine Regel ist, oder Vereinbarung oder etwas dazwischen, ist mMn wirklich Ansichtssache.

Ende der Mengenlehre. ;)
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Maarzan am 2.01.2025 | 19:39
Ich versuche mal eine Zusammenfassung:

"Regeln", alles, was irgendwo direkt oder indirekt als abgesprochen zum Spielereignis  angenommen wird:

 - Sozialregeln - Regeln des allgemeinen gesitteten Umgang miteinander: Höflichkeit, Verlässlichkeit, 
-> nicht rollenspielspezifisch.

- "Verwaltungsregeln" - Wer, wann, wie oft, wie lange,  Umgang mit Nachzüglern, Essen etc.
-> es geht um Rollenspiel, aber würde genauso für alle anderen gemeinsamen Unternehmungen benötigt. -> nicht rollenspielspezifisch

- Schutzregeln - Regeln, welche generelle Art / Limits des rollenspielerischen Inhalts (FSK-Stufe etc) besprechen und ggf entsprechende Mechanismen (X-Card etc. ) -> rollenspielspezifisch, aber ggf nicht überall im Blick

- Vorgeladene Regeln:
a) Setting - welches beschriebene Setting wollen wie spielen
b) Buchregeln, welche fixierten Mechanismen wenden wir auf dieses Setting an.

- Tischregeln:
In Abweichung von den vorgeladenen Regeln:
a) Was ist Kanon, wenn es Varianten in den Beschreibungen gibt oder wo weicht der SL erklärterweise von den vorgeladenen Quellen ab?
b) Welche Hausregeln sollen verwendet werden?
c) Welcher Spielstil wird ggf. bei der Anwendung der Vorgaben bzw. bei deren Interpretation als Leitlinie der Auslegung angesetzt?

Praxisregeln:
Wie genau/häufig werden die abgesprochenen Tischregeln tatsächlich bemüht und wo wird einfach schnell geschätzt?
Wie werden ungeklärte Meinungsdifferenzen aufgeklärt?
Wie wird verfahren, wenn jemand auf das Ergebnis einer nominell korrekten Abhandlung kein Bock hat und eine neue Hausregel wünscht?
Wie wird mit Irrtümern umgegangen?


Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: 1of3 am 2.01.2025 | 21:58
Danke Maarzan. Ich würde zwei unabhängige Dimensionen sehen:

Wo kommen diese Regeln her?

- Aus unserer gemeinsamen Erfahrung
- Aus einem bestimmten Rollenspiel-Produkt
- Aus unserer eigenen Feder (kann man ggf. weiter trennen in wer genau das gemacht)
- Aus einer Quelle, die nicht primär zum Rollenspiel gedacht ist (z.B. reale Stadtpläne, Wiki zum Franchise etc.)

Und aus jeder dieser Quellen können wir im Grunde jede Art von Regel bekommen. Regeln betreffen unter anderem.

- Benötigte Teilnehmer*innen
- Sicherheitstechniken (Danke für den Hinweis, Maarzan)
- Das Spielformat: Oneshot, Kurzkampagne etc.
- Gestaltung des Spielortes (egal ob echt oder virtuell)

- Die Core Story, also wer die Hauptfiguren sind und was sie regelmäßig machen.
- Stimmung, Thema

- Fiktiver Startort und ggf. weitere Örtlichkeiten
- Etablierte Charaktere und Fraktionen
- Kulturelle Eigenheiten der fiktiven Gesellschaft und historische Ereignisse, die man wissen muss
- Der Horizont, d.h. fiktive Elemente, die ggf. im Spiel auftauchen oder relevant werden könnten

- Sprachregelungen und besondere Schlüsselworte

- Verteilung von Scene Framing und Pacing und Prinzipien über diese
- Regelungen zum Charakterbesitz und ähnlicher fiktiver Entitäten und ggf. derer Erzeugung sowie Prinzipien für deren Spiel

- Anleitungen zu Resolutionsprozessen, Stakes, Erzählrechten und Prinzipien über diese
- Regelungen zu Currencies, also sich verändernden Spielwerten, die ggf. in gewissen Tauschverhältnissen stehen

- Verantwortlichkeiten für die Dokumentation von Spielereignissen, z.B. Karten zeichnen, Tagebuch führen

Ggf. muss man einige dieser Dinge für gewisse Teilspiele/Subsysteme/Phasen einzeln regeln. Falls ja braucht es Regeln, wann und wie man von einem Abschnitt zum anderen kommt.



Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: AcE am 8.01.2025 | 10:45
Wenn wir Regeln als das auffassen, was Rollenspieler üblicherweise als Regeln auffassen, dann finde ich  folgende Einschränkung sinnvoll:

Eine (Spiel-)Regel ist etwas, was verbindlich ist, präzise formuliert ist. Es gibt einen Katalog Regeln des Regelbuchs und Hausregeln, die diese Regeln modifizieren, indem einzelne Regeln hinzugefügt oder weggelassen werden. Dies wird dann aber ganz explizit formuliert und könnte theoretisch als Anhang zum Regelwerk auch genauso explizit aufgeschrieben werden wie die eigentlichen Spielregeln (wird es aber oft nicht)..

Alles andere sind generelle Verhaltensnormen oder Gewohnheiten, die auch irgendwie relevant sind, die von der Mehrheit der Rollenspieler aber nicht als Regeln aufgefasst wird. Daher macht es auch keinen Sinn, diese in eine Definition von "Regeln" mit aufzufassen. Vieles von dem was du schreibst, wird üblicherweise von Spielenden üblicherweise nicht als Regel aufgefasst - Von daher macht es auch keinen Sinn den Begriff entsprechend aufzuweiten.

Es gibt Systeme, in denen Aspekte wie Erzählrechte, Charakterbesitz, Sprachregelungen, Schlüsselworte expliziter Teil der Regeln sind. Es gibt auch Spielgruppen, die vielleicht dafür explizit Regeln formuliert haben. Wenn dies nicht der Fall ist, ist es für eine Diskussion kontraproduktiv dies als Regel aufzufassen.

Vielleicht hilft es, diesbezüglich eine Analogie zum Brettspiel zu nehmen. Auch Brettspiele lenken die Kommunikation am Spieltisch und es gibt gewisse Verhaltensnormen die über die eigentlichen Spielregeln hinausgehen. Eine Spielregel ist aber nur das was in der Anleitung steht, es sei denn die Gruppe hat sich explizit darauf geeinigt diese Spielregel anzupassen.

Jede andere Definition von Regel würde hier zu Unverständnis führen und auch beim Rollenspiel führt so ein weiter Begriff eher zu Irritationen, als das er bei der Diskussion hilft (und dies sehen wir sogar sehr deutlich in diesem Thread). Ich denke es macht daher Sinn einen engeren Begriff für Regeln zu wählen, um die Gefahr zu reduzieren, dass man aneinander vorbeiredet.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: 1of3 am 8.01.2025 | 11:26
Es gibt Systeme, in denen Aspekte wie Erzählrechte, Charakterbesitz, Sprachregelungen, Schlüsselworte expliziter Teil der Regeln sind. Es gibt auch Spielgruppen, die vielleicht dafür explizit Regeln formuliert haben. Wenn dies nicht der Fall ist, ist es für eine Diskussion kontraproduktiv dies als Regel aufzufassen.

Sie sind fundamentaler Teil davon, wie Rollenspiel funktioniert. Und ja, natürlich haben die allermeisten Rollenspiele Regeln für Charakterbesitz. Wenn du nicht SL bist, gehört dir exakt ein Charakter. Meist darfst du dir den sogar selbst von Grund auf ausdenken, innerhalb eines dann im Folgenden näher beschriebenen Prozesses. Alle anderen Charaktere gehören der SL. Das steht in den meisten Rollenspielprodukten auch so drin.

Charakterbesitz ist ein Konzept, mit dem wir solche Konfigurationen beschreiben können. Und einige Rollenspielprodukte weichen von diesem bekannten Standard explizit ab. Also Ars Magica zum Beispiel oder Wraith: The Oblivion.

Oder nehmen wir mal "Verantwortlichkeiten für die Dokumentation von Spielereignissen, z.B. Karten zeichnen, Tagebuch führen". Das ist in gewissen alten D&D-Editionen und deren Nachahmern explizit aufgeführt. Dort gibt es dann eine Kartographen-Rollen, mit der Aufgabe, nach Beschreibung der SL eine Karte für die Gruppe anzufertigen. Ich weiß nicht, wie viele real existierende Runden dies tatsächlich so tun, aber es steht da.

Und bei jedem der Punkte, die ich dort oben gelistet habe, kann ich dir zwei Rollenspielprodukte nennen, die unterschiedliche Empfehlungen dazu treffen. Das heißt nicht, dass diese Liste abschließend ist. Es gibt bestimmt noch andere Gesichtspunkte, auf die ich nicht bewusst gekommen bin, und Dinge, die nicht mal in meinem Erfahrungsschatz liegen. Tatsächlich bin auf nichts davon selber und allein gekommen. Alle Schlagworte da sind auch mindestens 20 Jahre alt.

Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: AcE am 8.01.2025 | 11:45
Genau: Und in dem Moment, wo das Teil einer explizit im Regelwerk oder am Spieltisch formulierten Regel ist, und von den Spielern verbindlich eingehalten (d.h. als Regel akzeptiert) wird, ist es Teil der Regeln; Ansonsten nicht. Ich denke das trifft in etwa das, was die meisten Rollenspieler als Regeln auffassen.

Für die meisten DSA oder D&D-Spielern ist z.B. Scene Framing, Pacing oder viele Aspekte von Erzählrechten nicht Teil der Regeln; Charakterbesitz genauso rudimentär, wie du es beschrieben hast. Daher macht es auch keinen Sinn das als Regeln für deren Spiel aufzufassen, obwohl dies womöglich am Spieltisch Relevanz und Anwendung findet.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 8.01.2025 | 11:51
Wenn wir Regeln als das auffassen, was Rollenspieler üblicherweise als Regeln auffassen

Wir sind im Theorie Bereich. Da finde ich es nicht sinnvoll, Definitionen an einer unscharfen Auffassung von Mehrheiten fest zu machen. Wenn wir uns darauf beschränken, was die Mehrheit bereits zu wissen glaubt, ist Erkenntnisgewinn kaum möglich.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: AcE am 8.01.2025 | 12:05
Die Definition ist finde ich sogar schärfer.

In der "echten" Welt unterscheidet man auch u.a. Gesetze, Regeln, Richtlinien und Normen. Dies alles plötzlich unter einem Begriff zusammenzufassen, der die anderen Begriffe mit abdeckt, erscheint mir äußerst unscharf.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: 1of3 am 8.01.2025 | 12:07
Genau: Und in dem Moment, wo das Teil einer explizit im Regelwerk oder am Spieltisch formulierten Regel ist, und von den Spielern verbindlich eingehalten (d.h. als Regel akzeptiert) wird, ist es Teil der Regeln; Ansonsten nicht. Ich denke das trifft in etwa das, was die meisten Rollenspieler als Regeln auffassen.

Was ist, wenn nicht alle wissen, dass dies explizit irgendwo formuliert ist und wo? In vielen Runden haben nicht alle dieses Regelwerk gelesen. Viele Hausregeln werden auch tatsächlich irgendwie mal formuliert, aber wenn ich zum Beispiel neu zu einer Runde hinzustoße, erfahre ich dannn vielleicht auf Nachfrage entweder "Machen wir so, weil..." oder "Ach? Das steht gar nicht so im Buch?". Ist das Schrödingers Regel, bis ich nachgefragt habe?

Es bleibt als einziger Ausweg: Die Regeln einer Runde sind, was die Runde regelmäßig tut.

Natürlich können Rollenspielregelwerke den Begriff "Regel" anders nutzen. Das ficht uns hier nicht an. D&D nennt seine Attribute auch Ability Scores.

Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Maarzan am 8.01.2025 | 12:12
Was ist, wenn nicht alle wissen, dass dies explizit irgendwo formuliert ist und wo? In vielen Runden haben nicht alle dieses Regelwerk gelesen. Viele Hausregeln werden auch tatsächlich irgendwie mal formuliert, aber wenn ich zum Beispiel neu zu einer Runde hinzustoße, erfahre ich dannn vielleicht auf Nachfrage entweder "Machen wir so, weil..." oder "Ach? Das steht gar nicht so im Buch?". Ist das Schrödingers Regel, bis ich nachgefragt habe?

Es bleibt als einziger Ausweg: Die Regeln einer Runde sind, was die Runde regelmäßig tut.

Natürlich können Rollenspielregelwerke den Begriff "Regel" anders nutzen. Das ficht uns hier nicht an. D&D nennt seine Attribute auch Ability Scores.

Unwissenheit schützt erst einmal nicht vor Regelgültigkeit würde ich sagen - doppelt, wenn andere aus der Runde das gelesen haben und auch so angewendet sehen wollen.
Wenn genügend Leute das anders sehen, muss eben eine abweichende Hausregel ausgehandelt werden. aber erst einmal gilt die Vorlage.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: AcE am 8.01.2025 | 12:12
Auch hier hilft wieder ein Blick in die echte Welt:

Wenn ich eine Hausordnung als Regelwerk nicht gelesen habe, dann ist sie trotzdem weiterhin eine Regel, selbst wenn ich diese missachte und das keine Folgen hat.

Am Spieltisch ist das genauso: Wenn du Gruppe sich prinzipiell darauf einigt, dass man nach einem gewissen Regelwerk spielt, dann gelten die Regeln des Regelwerks auch ohne dass die einzelnen Spieler dieses gelesen haben. Oft wird dies ja dann auch herangezogen, um Konflikte am Spieltisch -ähnlich wie in einem Gerichtssaal- durch korrekte Interpretation der Regel aufzulösen.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: 1of3 am 8.01.2025 | 12:20
Nein. Der Spieltisch ist nicht genauso. Die Hausordnung wird mir von anderen gegeben, deren Gebäude ich nutze. Die Runde ist aber ihr eigener Regulator. Geneigte Leser mögen hier den Witz mit der Rollenspielpolizei einfügen.

Die Runde macht also keine Gerichtsentscheidungen. Das passt schon nicht, weil es keine neutralen Dritten als Schlichter gibt. Wenn wir ganz unbedingt einen solchen Vergleich bemühen wollen, dann macht die Runde Politik.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: AcE am 8.01.2025 | 12:31
Dann verbleiben wir wohl bei "We agree do disagree". Ich gehe mit deiner Definition von Regeln nicht mit, das ist mir zu schwammig und umfasst zu viele Begriffe, die in anderen Bereichen voneinander abgegrenzt sind.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 8.01.2025 | 12:41
Die Definition ist finde ich sogar schärfer.

In der "echten" Welt unterscheidet man auch u.a. Gesetze, Regeln, Richtlinien und Normen. Dies alles plötzlich unter einem Begriff zusammenzufassen, der die anderen Begriffe mit abdeckt, erscheint mir äußerst unscharf.

Ich finde es unverständlich, dass du das Prinzip von Ordnungsebenen mit Übergeordneten und untergeordneten Dingen ignorierst. Sowohl Elefanten als auch Mäuse passen unter die Definition von Säugetier. Nach deiner Argumentation müsste man Säugetiere von Elefanten und Mäusen abtrennen. Macht für mich halt keinen Sinn.

Übrigens sind Regeln auch in dem Bereich, denn du nennst, ein übergeordnetes Prinzip. Der ganze Bereich mit Gesetzen und Normen etc. läuft etabliert sehr häufig unter "Rules & Regulations".
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: AcE am 8.01.2025 | 12:56
Sowh
Ich finde es unverständlich, dass du das Prinzip von Ordnungsebenen mit Übergeordneten und untergeordneten Dingen ignorierst. Sowohl Elefanten als auch Mäuse passen unter die Definition von Säugetier. Nach deiner Argumentation müsste man Säugetiere von Elefanten und Mäusen abtrennen. Macht für mich halt keinen Sinn.

Weil der Satz mit dieser weiten Definition lauten würde:

Sowohl Normen als auch (Spiel-)regeln sind Regeln

... und man damit eine begriffliche Selbstbezüglichkeit in der Ordnung hat. Bei der Hierarchie ist ja auch die Frage, wonach man ordnet - Nach Flexibilität, nach Verbindlichkeit, nach Entstehung nach dem Einfluss auf das was am Spieltisch passiert? Je nachdem was man als Kriterium anlegt kommt man bei einer möglichen Ordnung von Norm-Gesetz-Regel zu unterschiedlichen Rangfolgen.

Daher macht es am meisten Sinn Kategorien zu bilden und als Oberbegriff einen Begriff zu wählen, der nicht missverständlich ist, weil er bereits ein Kategoriename ist.

Ich würde vielleicht Spielkultur wählen, als "Gesamtheit der sozialen, kreativen und organisatorischen Elemente, die das gemeinsame Spiel prägen". Regeln und Normen wären dann unterschiedliche Kategorien am Spieltisch mit unterschiedlicher Verbindlichkeit, unterschiedlichem Einfluss auf das Spielgeschehen, abhängig von der konkreten Spielkultur, in der man sich befindet. (aber auch gewissen Schnittmengen)
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: gunware am 8.01.2025 | 12:57
Der Spieltisch ist nicht genauso. Die Hausordnung wird mir von anderen gegeben, deren Gebäude ich nutze.
Das Beispiel passt in meinen Augen. Wenn neues Haus mit mehreren Besitzern gebaut wird, wird eine Hausordnung bestimmt. Wenn dir die Hausordnung vorgegeben ist, dann heißt das nur, dass du erst später zu der Gruppe gestoßen bist. Sonst wärst du Teil der Personen, die die Hausordnung mitbestimmen.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: AcE am 8.01.2025 | 13:01
Das Beispiel passt in meinen Augen. Wenn neues Haus mit mehreren Besitzern gebaut wird, wird eine Hausordnung bestimmt. Wenn dir die Hausordnung vorgegeben ist, dann heißt das nur, dass du erst später zu der Gruppe gestoßen bist. Sonst wärst du Teil der Personen, die die Hausordnung mitbestimmen.

Ich war schon in einigen WGs, in denen es selbst auferlegte Hausordnungen gab, ich glaube wir hatten damals auch eine.

Es gab Regeln für Tätigkeiten (z.B. wann wer putzt), aber keine Regeln für allgemeine Verhaltensnormen (man grüßt einander, man ist höflich und freundlich), die aber noch viel mehr als eine Hausordnung integraler Bestandteil des Zusammenlebens sind.

Wenn etwas an der Hausordnung nicht gepasst hat, dann konnte die WG die Hausordnung selbst ändern. Wenn es Konflikte gab, dann wurde die Hausordnung bemüht und man musste ohne "neutralen Dritten" anhand der selbst formulierten Regeln interpretieren, wer im Recht ist. Bei den Normen hingegen geht das nicht ohne weiteres, weil es da zwar gewisse Erwartungen an die Mitbewohner, aber keine festgeschriebenen, explizit formulierten Regeln gibt anhand man da jetzt gemeinsam urteilen könnte (und es vielleicht auch kulturelle Unterschiede gibt, die zu Missverständnissen führen). Dafür braucht man dann wieder Regeln auf die man sich einigt.

Das ist im Kern gar nicht so anders, als Rollenspielregeln.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: 1of3 am 8.01.2025 | 13:32
Ja, WG ist ein besseres Beispiel für das, was wir am Spieltisch tun. Nicht ganz, denn anders als in einer WG kann ich auch jederzeit einfach die Runde verlassen, ohne dass mir Kosten entstehen. Es ist auch akzeptabler jemanden aus der Runde zu werfen als aus der WG. Weder existiert ein Mietvertrag noch wäre es menschlich schändlich jemanden ohne Rollenspielrunde zu lassen. Die Verhandlungspositionen sind also etwas anders.

Was es bei einer WG auch nicht gibt, ist etwas, was einem Rollenspielprodukt nahe kommt. Also etwas von Dritten Produziertes, was wir mehr oder weniger gesamt übernehmen, aber dann auch wieder wortlos ignorieren können ohne die Möglichkeit eine äußere Autorität anzurufen. Es sei denn es gibt so Ratgeber wie "Unsere Perfekte WG" oder Advanced Cohabitations & Coffees oder sowas. Das wäre dann ähnlich.

Für explizite selbtgeschriebene Regeln und gemeinsames Verständnis taugt die WG aber fein.

Wir sind also offenbar einig, dass eine Rollenspielrunde ihre Was-auch-immer aus verschiedenen Quellen beziehen kann und diese Was-auch-immer nach ihrem Inhalt unbestimmt sind und das im Zweifelsfall die Runde ihre Was-auch-immers selber aushandeln muss.

Das sind wir uns also in der Sache einig. Das ist doch schön.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 8.01.2025 | 14:07
Sowh
Weil der Satz mit dieser weiten Definition lauten würde:

Sowohl Normen als auch (Spiel-)regeln sind Regeln

... und man damit eine begriffliche Selbstbezüglichkeit in der Ordnung hat.

Nicht, wenn du die Klammer weglässt. Dann hast du unterhalb der Kategorie "Regeln" verschiedene Arten von Regeln. Da gab es hier schon z.B. Hausregeln und Tischregeln. Gänzlich grundlegende Regeln werden vorausgesetzt und nicht extra erwähnt, gelten aber trotzdem  z.B. nicht unmittelbar mit dem Spiel zusammenhängende Verhaltensregeln.
 
Ich hatte hier auch schon vorgeschlagen,  von Ablaufregeln und Erzählregeln zu sprechen.

Was ich kategorisch (!) ablehne, ist die hier vorgenommene Einengung von "Spielregeln" zu "den (einzigen) Regeln".
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: AcE am 8.01.2025 | 14:24
Nicht, wenn du die Klammer weglässt.

Sowohl Normen als auch Regeln sind Regeln.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 8.01.2025 | 14:27
Sowohl Normen als auch Regeln sind Regeln.

Haha.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: AcE am 8.01.2025 | 14:27
Was ich kategorisch (!) ablehne, ist die hier vorgenommene Einengung von "Spielregeln" zu "den (einzigen) Regeln".

Ich habe das nicht getan. Ich habe gesagt: Eine Regel ist etwas, was explizit formuliert ist und verbindlich ist. Ein Ablauf kann reglementiert sein, muss es aber nicht. Die Erzählung kann reglementiert sein, muss es aber ebenfalls nicht. Und trotzdem folgt beides meistens gewissen Strukturen.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 8.01.2025 | 14:48
Ich habe das nicht getan. Ich habe gesagt: Eine Regel ist etwas, was explizit formuliert ist und verbindlich ist. Ein Ablauf kann reglementiert sein, muss es aber nicht. Die Erzählung kann reglementiert sein, muss es aber ebenfalls nicht. Und trotzdem folgt beides meistens gewissen Strukturen.

Ok. Dann sage ich: es gibt keine Struktur ohne Regeln, denen diese Struktur folgt.

Widersprechen möchte ich dir in dem Punkt, dass Regeln explizit formuliert sein müssen.  Naturgesetze beispielsweise folgen Regeln, zumindest nach allem, was wir wissen. Ohne dass diese irgendwo explizit formuliert wären.

Du setzt Regel mit Anweisung gleich.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: AcE am 8.01.2025 | 15:19
Naturgesetze beispielsweise folgen Regeln, zumindest nach allem, was wir wissen. Ohne dass diese irgendwo explizit formuliert wären.

Du setzt Regel mit Anweisung gleich.

Mit dem Grad an Verallgemeinerung ist der Begriff Regel natürlich vollkommen wertlos. Am Spieltisch gibt es wirken natürlich auch Naturgesetze, diese meinen wir aber natürlich nicht, wenn wir von Rollenspielregeln sprechen.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: nobody@home am 8.01.2025 | 15:23
Mit dem Grad an Verallgemeinerung ist der Begriff Regel natürlich vollkommen wertlos. Am Spieltisch gibt es wirken natürlich auch Naturgesetze, diese meinen wir aber natürlich nicht, wenn wir von Rollenspielregeln sprechen.

Ist vermutlich was dran. Muß ich zum Rollenspielen genau wissen, nach welchen Gesetzmäßigkeiten Licht reflektiert wird, oder reicht es, wenn ich den Tisch und meine Notizen sehen kann? :)
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: 1of3 am 8.01.2025 | 15:41
Am Spieltisch gibt es wirken natürlich auch Naturgesetze, diese meinen wir aber natürlich nicht, wenn wir von Rollenspielregeln sprechen.

Die können wir auch nicht explizit regeln. Die sind unserem Einfluss entzogen. Wir können uns über die Beleuchtung unseres Rollenspielbereiches besprechen und gewisse Rollenspielprodukte machen da auch relativ genaue Vorgaben. Vielleicht machen wir auch immer Kerze an, ohne dass wir uns explizit besprochen haben, so dass auch dies zur Regel wird.

Aber wir können die Lichtbrechnung nicht durch Absprache oder kontingentes Handeln ändern.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Tudor the Traveller am 8.01.2025 | 16:32
Mit dem Grad an Verallgemeinerung ist der Begriff Regel natürlich vollkommen wertlos.

Im Gegenteil. Wenn wir uns dafür öffnen, auch andere Dinge als die reinen gedruckten Spielregeln ebenfalls als spielrelevante Regeln zu betrachten, können wir viel besser darüber entscheiden, welche Spiel-Elemente von der Gruppe in welcher Weise zu handhaben sind. Dadurch lassen sich Missverständnisse, Frust oder Streit reduzieren.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Maarzan am 8.01.2025 | 17:02
Im Gegenteil. Wenn wir uns dafür öffnen, auch andere Dinge als die reinen gedruckten Spielregeln ebenfalls als spielrelevante Regeln zu betrachten, können wir viel besser darüber entscheiden, welche Spiel-Elemente von der Gruppe in welcher Weise zu handhaben sind. Dadurch lassen sich Missverständnisse, Frust oder Streit reduzieren.

Nur , wenn die dann auch klare Namen und Zuordnungen/ Definitionen bekommen, sonst ist das nur Nebelwerferei.

Was es bei einer WG auch nicht gibt, ist etwas, was einem Rollenspielprodukt nahe kommt. Also etwas von Dritten Produziertes, was wir mehr oder weniger gesamt übernehmen, aber dann auch wieder wortlos ignorieren können ohne die Möglichkeit eine äußere Autorität anzurufen. Es sei denn es gibt so Ratgeber wie "Unsere Perfekte WG" oder Advanced Cohabitations & Coffees oder sowas. Das wäre dann ähnlich.

Als wenn es nicht möglich wäre sich irgendwo in Schrift oder Internetdatei eine wirkentsprechende Vorlage zu besorgen.

Theoretisch kann man alles on the fly ausdiskutieren der einem allmächtigen Spielleiter überlassen.
Aber da wird bald dysfunktional werden, denn die relevante eigene Beteiligung mit entsprechenden Entscheidungen erfordert eben auch eine ausreichende Vorstellung darüber, wie die Umwelt funktioniert und wie sich diese Aktionen voraussichtlich auswirken werden, auch über mehrere Entscheidungszyklen hinweg.
Zusätzlich gibt es dann keinen Grund Kompromisse einzugehen, denn ohne "Gedächtnis" gibt es ja keine Verhandlungsmasse.

Entsprechend ist es sinnvoll zumindest die typischen Fälle vorher festgelegt zu haben und wer da nicht wiederum alles (und hoffentlich in ausreichendem/passenden Umfang) live selber machen will, nimmt dafür eben eine Vorlage von Leuten, die sich da schon einmal Gedanken drüber gemacht haben und ggf. auch einen bekannten Ruf dazu haben, dass die so OK sind.

Die Übernahme der geschriebenen Spielregeln ist damit ein erster Akt der Absprache, gefolgt dann ggf. von Hausregeldiskussionen. Und typischerweise ist so etwas irgendwo auch on den allermeisten Fällen ein zu erreichender Kompromiss, weil alle Leute am Tisch von Start an mit einer fixen Vorlage perfekt zu bedienen, sehe ich als ein unerreichbares Ideal .

Diesem Kompromiss dann Verbindlichkeit abzusprechen erscheint mir unredlich und von dem Wunsch geprägt zu sein, sich dann hinterher nicht mehr an die - letztlich auch von einem selbst ja mit abgenickten - getroffenen Startentscheidungen halten zu wollen.

Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: AcE am 8.01.2025 | 18:55
Die Übernahme der geschriebenen Spielregeln ist damit ein erster Akt der Absprache, gefolgt dann ggf. von Hausregeldiskussionen. Und typischerweise ist so etwas irgendwo auch on den allermeisten Fällen ein zu erreichender Kompromiss, weil alle Leute am Tisch von Start an mit einer fixen Vorlage perfekt zu bedienen, sehe ich als ein unerreichbares Ideal .

Als wir angefangen haben, DSA zu spielen haben wir "By the Book" gespielt. Regeln wurden am Spieltisch genauso abgehandelt wie es im Buch standen. Gerade wenn sich jemand ungerecht behandelt fühlte, kam es oft vor, dass er das Regelbuch herausgekramt hat, um den Mitspielern zu zeigen, wie eine Regel angewendet und interpretiert werden muss.

Im Grunde hat sich das gar nicht so anders angefühlt als die Vereinsarbeit, wenn bei Konfliktfällen die Satzung bemüht wurde und ich bin mir sicher jeder der damaligen Mitspieler wäre auch ein guter Anwalt geworden. Die Spielregeln waren hier wirklich auch die letzte Instanz an Regel, an die sich gehalten wurde (es sei denn die Gruppe hat sich darauf geeinigt, etwas zu "hausregeln").

Inzwischen hat sich meine Art zu spielen stark verändert und ich suche mir Gruppen, die da auf einer Wellenlänge sind, mehr weg vom brettspielartigen Rollenspiel hin zu Spielen, die Ideen aus dem Improtheater mit dem Rollenspiel vermischen und Spielregeln als etwas begreifen, was das Gespräch am Spieltisch strukturieren soll. Gerade hier finde ich unterscheidet sich aber noch viel stärker was die Regeln des Spiels sind und was die Spielkultur als Zusammenfassung der Regeln, Normen, Erwartungen, (Theater-)techniken, Erzählmuster,  [...]  ist mit der das Spiel gespielt wird, selbst wenn man auf den gleichen (ausgesprochenen; formulierten) Regeln aufbaut.

Das alles als "Regeln" zusammenzufassen erscheint mir falsch und irreführend, weil es oft auch gar keine Regeln sind, sondern Dinge sind die spontan entstehen und im ständigen Fluss sind und auch nicht verbindlich festgelegt sind. Oft verändert sich die Art zu spielen schon im Laufe eines Abends, weil man gemeinsam erkennt, was gut funktioniert und was weniger gut funktioniert. Ein überraschender Einfall kann die Art wie bisher erzählt wurde aber auch jederzeit durcheinanderwirbeln.

Damit aus diesen flüchtigen Spielelementen eine Regel wird, bedarf es etwas - Die Elemente müssen verbindlich werden und so statisch, dass man sie mit einer Regel explizit beschreiben kann.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: Paßwächter am 8.01.2025 | 19:12
Naturgesetze beispielsweise folgen Regeln, zumindest nach allem, was wir wissen. Ohne dass diese irgendwo explizit formuliert wären.
In der "normalen" Welt würde ich eher formulieren, daß die Naturgesetze Formulierungen der Regeln darstellen, denen anderes folgt. Ihre Formulierung ist für ihren Leitcharakter allerdings in der Tat nicht notwendig, sondern nur ein Mittel zu bestimmten Zwecken.

In der bespielten Welt wiederum können sogar Naturgesetze ein Stück weit verändert werden. Ein Beispiel aus Feenlicht:
Zitat
Kommt es zu einer ausreichenden Ansammlung einer elementaren Essenz, so kann diese ein eigenes Bewusstsein entwickeln.
In der bespielten Welt scheint mir das den Rang eines Naturgesetzes zu haben, das aber - weil es von der "normalen" Welt abweicht - eine explizite Formulierung braucht, um gewissermaßen inkraftgesetzt zu werden.
Und wenn dann jemand das ganze mit Zahlen versieht (ausreichende Ansammlung = 3W6 Fuder, Bewußtsein entwickelt sich bei > 4 auf 1W6 mit einer Identität von Anzahl Fuder * 100 Charakterpunkten), dann ist daraus auch eine numerische Spielregel geworden.

Eine Abgrenzung von Regeln ist insofern nicht trivial, als es Graubereiche geben kann, in denen sie miteinander verfließen. "Regeln" halte ich darum für einen geeigneteren Oberbegriff, und innerhalb dieser Menge kann man dann Bereiche ausmachen, die voneinander mehr oder weniger unterscheidbar und hierarchisierbar sind. (Numerische Regeln etwa, zu denen als Untergruppe dann etwa Kampfregeln zählen können.)
In bezug auf Normen halte ich es für wichtig, strikt solche in bezug auf die Spielrunde zu unterscheiden von denen in bezug auf die bespielte Welt. Letztere halte ich für einen Teil der Spielregeln, erstere nicht. Man kann sie zwar auch als "Spielregeln der Gesellschaft" titulieren, aber das Spiel ist dann kein Pen-und-Paper-Rollenspiel.
Eine Grauzone entsteht da, wo Regeln bezüglich des Rollenspiels gesellschaftliche Regeln modifizieren, z.B. indem "Erzählrechte" definiert werden. Ich würde sie, weil die Erzählung sich ja (nur?) auf die bespielte Welt erstrecken kann, als Spielregeln einordnen. Die Erzählrechte stehen allerdings mit den Regeln der "normalen" Welt in einem Wechselverhältnis, weil das Erzählrecht nicht nur von den Grenzen der bespielten Welt, sondern auch vom Benehmen am Spieltisch abhängt. Das hätte seine Entsprechung in Naturgesetzen, die ohne eigene Erwähnung in die Spielwelt einfließen, um die Vorstellbarkeit nicht zu gefährden.
Titel: Re: Ist der Hintergrund Teil des Regelwerks?
Beitrag von: AcE am 8.01.2025 | 19:28
Vielleicht hilft auch ein Blick aufs Improtheater, mit dem Rollenspiel ja auch viel gemeinsam hat: Dort werden die Regeln oft explizit und formal formuliert (z.B. Zug-um-Zug). Aber das was auf der Bühne passiert geht über die Regeln hinaus. So gibt es z.B. auch Werte: z.B. Offenheit, Spontanität, Mut zum Scheitern, die ich als Improtheater-Kultur bezeichnen würde. "Erzählrechte" können dort Teil der Regeln sein oder sich "spontan" aus der Szene heraus ergeben.

Beides zusammen, Regeln+Kultur ergibt dann das Produkt Improtheater.

(Im Übrigen können bei Improtheaterszenen die Regeln auch Teil des Settings sein (z.B. "Die folgende Szene spielt am selben Ort, aber in verschiedenen Zeiten"))