Tatsächlich habe ich genau das gemacht. Nur noch nicht gespielt, aber Zaibatsu hat mich soweit fasziniert, dass ich überlege es auf der hiesigen Con zu leiten.
Es ist in der Tat eine Mischung aus Neuromancer und Bladerunner. Also Cyberpunk wie wir ihn von den Anfängen her kennen. Keine Smartphones, sondern Telefonzellen mit Computer. Telefonkarten, dicke Laptops (sprich: Cyberdecks) mit catridge slots und Minidisks. Kein Wifi aber fliegende Autos und Androiden die vielleicht sogar von elektrischen Schafen träumen. Viel subtile Biotech, aber keine verchromten Supersoldaten (zumindest sind sie nicht verchromt ;) ). Keine Touchscreens, sondern Tipperei auf soliden Tastaturen und Experten steht die Konsenshalluzination der schachbrettartigen Martix zur Verfügung, wo reiche Datenfelder locken. Die Charaktere sind alle Kriminelle. Punkt. Halb- oder ehemalige Yakuza die für eine Zaibatsu arbeiten (eine Prise Syndicate, bitte).
In der Theorie sieht das System gut und flott aus. Ich werde es wohl in kleinen Details hausregeln, aber das sind nur Minieingriffe. Bei der Charaktererschaffung spüre ich schwache Parallelen zu Cyberpunk2020. Interessant ist der Kampf, denn er kennt keine reguläre Initiative. Es gibt drei Segmente in denen alles gleichzeitig stattfindet. Hinterhalt -> Nahkampf -> Fernkampf. Einem Fernkämpfer könnte man also nur zuvor kommen, wenn man sich im Hinterhalt befindet, ihm auflauert, lockt, etc., oder ihn vorher verhaut. Nahkampf toppt dann nur noch der Hinterhalt. Ansonsten passieren erst alle Hinterhalte gleichzeitig, dann die Nahkämpfe und dann die Fernkämpfe. Liest sich spannend.
Leider ist nicht alles, trotz Beispiele, so sauber erklärt wie ich es gern hätte. Die Hacking Regeln sind so ein Fall. Zaibatsu bietet zwei Hackingsysteme an. Ein Primäresystem das mit Spielkarten funktioniert und eine Würfelvariante. Da das Hackingsystem mit den Karten mal was anderes ist, würde ich das verwenden wollen, da bleiben jedoch einige Detailfragen offen.
Jetzt wird es etwas vage, ich hoffe ich erkläre das richtig. Wie bei Neuromancer hackt man sich über ein Cyberdeck und Troden via Matrix in ein System. Das Cyberdeck selber verfügt über eine Anzahl Programmslots. Damit können ICE Breaker und Utilities geladen werden. Die Slotanzahl begrenzt nur die Anzahl der Programme, nicht deren Stärke. Die Stärke dieser Programme wird in Nummern festgehalten, diese bekommt der Spieler des Hackers als Spielkarten ausgehändigt.
Nun gibt es ein Systemdeck (10 Karten) und ein Hauptdeck (der Rest der Karten?). Um ins System zu kommen, muss der Hacker den Typ der Karte erraten (Pik, Karo, Kreuz, Herz). Rät der Hacker daneben, kann er [Computerskill = Anzahl] neu raten. Gelingt es ihm einmal, ist er drin. Misslingt es, wird das Maindeck halbiert (cut the deck) und bei einer schwarzen Karte ist er rausgeflogen, es sei denn er opfert einen ICE Breaker der den selben oder einen höheren Wert als die schwarze Karte hat um den Effekt zu negieren und weiterzumachen. Im System kann er versuchen diverse Aktionen (z.B. Data Heist, Remote Control) durchzuführen, sofern noch ICE Breaker Karten vorhanden sind. Da können auch weitere Karten zum Raten gezogen werden (aus welchem Deck eigentlich?), wo es je nach System leichter wird oder eben nicht. Geht es schief, kann man rausfliegen. Ist schwarzes ICE da, gibt es 2D6 Schaden bei einer schwarzen Karte.
An sich könnte das eine flotte Mechanik sein, ich habe sie wie gesagt noch nicht getestet. Aber Details werden nicht erklärt, oder ich habe sie konsequent immer wieder überlesen (?). Was passiert genau mit dem Systemdeck, vorallem wenn es durch ist? Es wird immer wieder von "cut the deck" gesprochen (quasi abheben), aber nicht immer gesagt welches Deck denn? Wenn man für die Intrusion alle ICE Breaker geopfert hat um reinzukommen, ist man zwar in einer Instanz drin, kann aber gar nichts mehr machen? (Falls da jemand Bescheid weiß, bitte ich um Klärung).
Ich finde Zaibatsu hochinteressant, da es den anfänglichen (ich will nicht retro sagen) Cyberpunk bedient und die meisten Systemschritte flott von der Hand zu gehen scheinen. Natürlich gibt es auch nicht mehr Zeitgemäßes, wie bei Attributen manche Zahlen in Buchstaben umzuwandeln (A=10, B=11, etc.). Das ist aber nichts was man nicht ignorieren könnte.
Natürlich kann man da auch GURPS in die Runde werfen. Keinerlei Klassen, etc. Nachteil: Es gibt zwar für die 3. Edition ein paar Bücher (Cyberpunk, Cyberworld), aber für die vierte Edition gibt es - afaik - kein fertiges Buch, man muss also ein wenig basteln, was für GURPS relativ normal ist.
Es ist etwas mehr streamlined, besser aufgeräumt, aber man kann vermutlich relativ problemlos das ältere Quellenbuch verwenden, so richtig fundamental hat sich wenig geändert.
Ist in den 80ern entstanden
CP 2020 ohne Klassen habe ich auch schon erwogen.
Das erfüllt die Anforderungen an Klassen nicht ganz aber da es umsonst ist, kann man ja mal reinschauen (wenn es gefällt gibt es auch eine Kaufversion):
https://www.drivethrurpg.com/de/product/449873/cities-without-number-free-version
Alternativen sehe ich ehrlich gesagt nicht wirklich und ich hab mir eigentlich alle CP Systeme der letzten 20 Jahre angesehen...
Würdest du an anderer Stelle diese Systeme mal auflisten?Kann ich machen. Wird nen bisschen dauern, weil ich teilweise den Kram übers Tanelorn auch wieder losgeworden bin.
Ich liebe selber Cyberpunk 2020, doch nach den Kriterien von Outsider ausgehend, dürfte imho Corporation der heißeste Kandidat sein. Aber letztlich muss natürlich er entscheiden. Hier der Drivethru Link:
https://www.drivethrurpg.com/en/product/55613/Corporation-Core-Rules (https://www.drivethrurpg.com/en/product/55613/Corporation-Core-Rules)
Cyberpunk Red finde ich leider nicht so gelungen - total schade, weil Mike schon mehrmals bewiesen hat, dass er es eigentlich drauf hat. Die größte Stärke spielt Red aus wenn man in Night City spielen will. Das Red Night City ist aber ein anderes Night City als in 2077. Man kan mit dem aktuellen Edgerunners Missionkit in dieser Zeit spielen - das tut man aber so wie im Computerspiel! Das hat vor und Nachteile und das muss man bei einem Tisch RPG mögen.
Für Cyberpunk Red gibt es die größte Spieleranzahl. Das kann man von Corporation zwar nicht behaupten, aber es ist ein besseres Spiel als Red, aber nicht unbedingt als 2020.
Es gibt aber genug Alternativen für Cyberpunk da draußen. Es stellt sich die Frage welche Kriterien sind am wichtigsten.
Es gibt noch Cyberspace, ein D100 System auf Rolemaster-Basis. Das System ist im Grunde Skill-basiert und die "Profession" des Charakters gibt nur an, in welcher Fähigkeitskategorie der Schwerpunkt liegt und der Char besondere Boni bekommt. Grundsätzlich können alle alles lernen.
Cyberspace (Rolemaster CP) ist Stufen und Klassen basiert…
Da hatte Corporation mit 10 Euro die Nase vorne!
Corporation ist spielmechanisch mMn direkt startklar, aber es ist auch stellenweise sehr abgefahren und man spielt standardmäßig Hochglanzkonzerner statt (Edge-)Runner oder "richtige" Cyberpunks.
Da ist das Setting also ggf. schnell die große Baustelle.
Aber ich empfehle vorallem mal den Regelteil anzugucken (z.B. Hacking). Da ist viel gutes dabei.
Cyberspace (Rolemaster CP) ist Stufen und Klassen basiert…
Ich suche Cyberpunk ohne Berufe als Klassen. D.h. ich möchte das die Charaktere sich über die Fertigkeiten / Attribute definieren und nicht da sie Boni oder einzigartige Stunts bekommen weil irgendwo das Label "Rockerboy" usw. draufsteht.
Bei Cyberpunk Red / 2077 / Edgerunners gibt es so geilen Merch-Kram.
Würfel, Kaffeebecher, Wolldecke, ... Hab mir gerade eine Wachs-Tischdecke mit 110 cm x 110 cm machen lassen, die wird dann der Stadtplan auf dem Tisch.
Und wer Regelerklärbärem braucht, YT ist voll davon.
mein Favorit:
10aufmW30 erklärt Netrunning von Cyberpunk (https://www.youtube.com/watch?v=yfsl4_h2unQ&list=PL7RJACddGg86jZPW7oJfY9Dd42mLXSYBw)
Ansonsten ist "Herr Walter" gut im regel erklären und seine Actual Plays von CP Red sind auch noch mal ganz nice.
oben noch was ergänzt...
Danke!
oben noch was ergänzt...
Wer Hörbücher mag: Cyberpunk 2077: No Coincidence
Bei Audible, aber auch als MP3 Download (https://www.ebook.de/de/product/48304565/rafa_kosik_cyberpunk_2077_no_coincidence.html)
Ich habe Cyberpunk 2020 und RED auf der Platte. Wenn ich beide lese, finde ich 2020 als Regelwerk besser, mal so als Trend.
Ja, nee! Ja! Aber nee... Ach...!
Will sagen: Ich würde am liebsten ein Cyberpunk 2077 haben…
erschienen und auf dem Gen-Con wurde von Talsorian ein eigenes Rollenspiel-Buch für 2077 folgen lässt. Darauf bin ich sehr gespannt und hoffe, dass Truant das auch dann bald in deutsch folgen lässt.
Ich bin zu einer recht unkonventionellen Lösung gekommen. Ich nehme die Regeln von Ruin Master und pimpe sie auf Cyberpunk. Setting wird CP 2077.
Warum?
Weil ich die Einfachheit des Systems mag. Es ist eine gute Basis und überlässt die Interpretation dessen was den Char ausmacht, die Fertigkeit, den Angriff usw. der Erzählung des Spielers. ...
Habe gelesen das wurde von CMON gekauft und eingestampft. Die PDF sind in der Tat nicht mehr zu haben.
1. No Gun Porn... Die generische Aufführung von "leichten"/"mittleren"/"schweren" "Pistolen"/"MPs"/"Gewehren"... stört mich.
Ich möchte wieder eine "Militech Arms Avenger" oder "Dai Lung Streetmaster" haben, mit konkreten Werten, die sich leicht unterscheiden.
Und ja, das kann man sich auch selbst schaffen, aber man kann sich im Grunde alles selbst schaffen. Sogar Würfel lassen sich schnitzen.
2. Hitpoints... Ich fand die Verarbeitung von Schadenspunkten bei Cyberpunk 2020 angenehmer. Und ja, die war unnötig verkompliziert durch den Body-Type und "jeder Treffer mindestens ein Kreuz",
aber eine Konstitutionsunabhängige Schadensaufnahme, von der dann Rettungswürfe abhängig waren - das hatte einfach was. Da konnte mit Pech auch der erste Kinnhaken einen aus-knocken und mit viel Glück stand man mit ewig viel eingesteckten Schaden herumblutend in der Gegend und war immer noch am austeilen.
3. Setting... Das ist ganz viel Geschmackssache, aber ich finde, Cyberpunk Red ist mehr "Post-Apokalypse" als denn wirklich "Cyberpunk". Und ja, damit kann man viel machen. Nur ist es eben kein wirkliches Cyberpunk mehr. Da fixt mich 2020 oder 2077 wesentlich mehr an. Dazu kommt, dass ich etwas übertrieben finde, wenn Night City im Jahre 2020 von einer taktischen Nuklearwaffe verheert wurde, dass 20 Jahre danach immer noch so viel in Schutt und Asche liegt und Flüchtlingscamps ganze Stadtviertel beherrschen. Da hätte ich mir ein anderes Setting gewünscht. (Ich bitte explizit darum, das Thema Schäden und Strahlung von Nuklearwaffen hier nicht zu diskutieren. Macht notfalls ein ein eigenes Thema dafür auf).
Die Hintergründe/Fraktionen kann man einfach ignorieren.