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Pen & Paper - Spielsysteme => Systemübergreifende Themen => Thema gestartet von: Zed am 20.09.2024 | 15:32

Titel: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Zed am 20.09.2024 | 15:32
Im "Rings of Power"-Thread wurde schon letzte Woche von Lyonesse  (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,104526.msg135238843.html#msg135238843)darauf hingewiesen, dass Tolkien Religion in Mittelerde ohne Tempel und Klerikale wollte.

Ich finde das Thema so spannend, dass ich dachte, dass es einen eigenen Thread wert wäre.

Nicht wenigen Elben in Mittelerde, den Noldor, sind die Valar ja sehr vertraut: Sie lebten gemeinsam in einem Land, und sie bewunderten gegenseitig ihre Kunstwerke, seien es magische Bäume, seien es Silmaril. Der Machtunterschied zwischen Valar und Noldor war geringer, als man es zuerst vermuten könnte: Zwar konnten nur die Valar Leben erschaffen, aber zumindest der Noldor Feanor hatte mit den Silmaril Gemmen kreiert, die sogar Valar in den Bann ziehen konnten und die immerhin als Gestirn taugen. Und dann waren die Noldor auch noch Waffengefährten im Kampf gegen Morgoth.

Valar und Elben sind äußerst langlebig, wobei die Valar zusätzlich unzerstörbar sind. Und auch als Kämpfende konnten die Elben mit den Valar bemerkenswert mithalten: Wenn sie Morgoth auch nicht töten konnten, so hat der Noldor Fingolfin  (https://lotr.fandom.com/de/wiki/Fingolfin)Morgoth immerhin sieben Wunden zufügen können, bevor er im Duell mit Morgoth getötet wurde.

Die Valar sind für manche Elben Waffengeschwister gewesen und reale Nachbarn, keine entrückten Gottheiten. Vielleicht gab es keine sonntäglichen Spaziergänge im Park der Zwei Bäume (https://lotr.fandom.com/de/wiki/Zwei_B%C3%A4ume), bei denen sich Vala und Noldo traf und eine freundliches Schwätzchen hielt - aber etwas ähnlich Vertrautes muss es zwischen beiden Gruppen gegeben haben.

(Natürlich gibt es auch den einen oder anderen Hinweis auf ein gutes Maß an Distanz zwischen Noldor und Valar, so war beim bedeutungsschweren Silmaril-Schwur durch Feanor anscheinend kein Valar anwesend (zumindest nehme ich nicht wörtlich, dass die Noldor für den Schwur Manwe als Zeugen herbeigerufen haben).)

Ich will darauf hinaus: Für seine Nachbarn und Waffenbrüder baut man keine Tempel. Die Valar müssen zumindest für die Noldor ein erhebliches Maß an Alltäglichkeit gehabt haben. Und selbst wenn Du kein Noldo bist, so kennst Du vielleicht einen, der mit Tulkas  (https://lotr.fandom.com/de/wiki/Tulkas) im hübschen Valmar  (https://lotr.fandom.com/de/wiki/Valmar)vielleicht mal "einen saufen" war.

Könnte diese gelebte Nahbarkeit der Gottheiten im ersten Zeitalter dafür verantwortlich sein, dass die Valar zu wenig entrückt waren, um ihnen Tempel zu bauen?

Klärung, was ich dirskutieren möchte (Edit):
Ich will darüber sprechen:

•   Wie hat Tolkien den Status von Religion in seinem Werk beschrieben?
•   Welche (evtl sogar widersprüchliche) Beispiele von Religion und Göttlichkeit in Mittelerde gibt es?
•   Funktioniert das Ganze innerweltlich, und wo knarzt es?
•   Warum hat Tolkien das so konzipiert und nicht anders? Was hat er sich dabei gedacht?

Insbesondere das Verhältnis Gottheiten zu Sterblichen (inkl. Elben) in Mittelerde interessiert mich.

Kurz: Religionsworldbuilding des Fantasy-Meisters: Wie hat er es warum gemacht?
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Isegrim am 20.09.2024 | 15:46
Im "Rings of Power"-Thread wurde
Könnte diese gelebte Nahbarkeit der Gottheiten im ersten Zeitalter dafür verantwortlich sein, dass die Valar zu wenig entrückt waren, um ihnen Tempel zu bauen?
 (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,104526.msg135238843.html#msg135238843)

Willst du diskutieren, warum Tolkien das so geschrieben hat, oder ob wir der Meinung sind, das sei eine logische Erklärung?
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: caranfang am 20.09.2024 | 15:52
Wenn Du Zugriff auf das alte MERS-Material hast, hast auch gleichzeitig eine kurze Beschreibung der religösen Praktiken der einzelnen Kulturen. MERS fällt allein dadurch aus dem Rahmen, weil ICE damals alles, was Tolkien über Mittelerde geschrieben hat, verwenden durfte. Deshalb kann man sagen, dass die dortigen Beschreibungen Tolkien Vorstellungen von Religion in Mittelerde am nähesten kommen.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 20.09.2024 | 16:07
Wenn Du Zugriff auf das alte MERS-Material hast, hast auch gleichzeitig eine kurze Beschreibung der religösen Praktiken der einzelnen Kulturen. MERS fällt allein dadurch aus dem Rahmen, weil ICE damals alles, was Tolkien über Mittelerde geschrieben hat, verwenden durfte. Deshalb kann man sagen, dass die dortigen Beschreibungen Tolkien Vorstellungen von Religion in Mittelerde am nähesten kommen.

Nicht wirklich, MERS hat einiges gemacht, was nicht unbedingt tolkienesk war - das Übermaß an D&D-artiger Zauberei und magischen Gegenständen hat mich immer befremdet. Dass die unter Saurons schatten geratenen Völker religiöse Kulte praktiziert haben, das ist schon korrekt, aber all die Religionen, die nach MERS bei den Völkern im westen üblich waren, entsprechen nicht besonders Tolkiens Darstellung.

Wobei ich das aber gar nicht mal so schlecht fand, weil Religion ein entschiedendes Kriterium menschlicher Kulturen ist. Dass das bei Elben und Numenorern vielleicht weniger stark ist, weil die teilweise einen Draht zu den Valar haben, okay, aber bei Breemenschen und Dunländern würde ich schon irgendwelche Religionen erwarten. Diese Leute müssen sich um das Überleben und Gedeihen kümmern, da hätte man gerne Beziehungen zu den amtierenden Mächten, wie immer man sich die auch vorstellt.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Zed am 20.09.2024 | 16:24
Willst du diskutieren, warum Tolkien das so geschrieben hat, oder ob wir der Meinung sind, das sei eine logische Erklärung?
Ich will darüber sprechen:

•   Wie hat Tolkien den Status von Religion in seinem Werk beschrieben?
•   Welche (evtl sogar widersprüchliche) Beispiele von Religion und Göttlichkeit in Mittelerde gibt es?
•   Funktioniert das Ganze innerweltlich, und wo knarzt es?
•   Warum hat Tolkien das so konzipiert und nicht anders? Was hat er sich dabei gedacht?

Insbesondere das Verhältnis Gottheiten zu Sterblichen (inkl. Elben) in Mittelerde interessiert mich.

Kurz: Religionsworldbuilding des Fantasy-Meisters: Wie hat er es warum gemacht?
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: caranfang am 20.09.2024 | 16:53
Tolkien hat versucht ein sehr katholisches Buch zu schreiben, ohne dabei auf das Thema Religion einzugehen. Und auch der Konflikt, um den es eigentlich geht, ist der zwischen dem wahren Glauben (an Eru und die Valar) und einer falschen Religion (Saurons Morgoth-Kult) und nicht, wie viele annehmen, zwischen Freiheit und Knechtschaft. Dies wird aber nirgends im Roman expilizit erwähnt.

Nicht wirklich, MERS hat einiges gemacht, was nicht unbedingt tolkienesk war - das Übermaß an D&D-artiger Zauberei und magischen Gegenständen hat mich immer befremdet. Dass die unter Saurons schatten geratenen Völker religiöse Kulte praktiziert haben, das ist schon korrekt, aber all die Religionen, die nach MERS bei den Völkern im westen üblich waren, entsprechen nicht besonders Tolkiens Darstellung.

Wobei ich das aber gar nicht mal so schlecht fand, weil Religion ein entschiedendes Kriterium menschlicher Kulturen ist. Dass das bei Elben und Numenorern vielleicht weniger stark ist, weil die teilweise einen Draht zu den Valar haben, okay, aber bei Breemenschen und Dunländern würde ich schon irgendwelche Religionen erwarten. Diese Leute müssen sich um das Überleben und Gedeihen kümmern, da hätte man gerne Beziehungen zu den amtierenden Mächten, wie immer man sich die auch vorstellt.
Regeltechnisch hat man bei MERS viel falsch gemacht, aber MERS hat den Vorteil, dass es anders als alles andere, was unter irgendeiner Mittelerde-, Herr Der Ringe-  oder Hobbit-Lizenz veröffentlicht wurde, alles verwendet. Ich bin mir sicher, dass einige der Fehler in der Hintergrundbeschreibung, die Du bemängelts, allein der Tatsache verschuldet sind, dass noch nicht alle Bände der History of Middle-Earth veröffentlicht wurden.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Zed am 20.09.2024 | 16:57
Tolkien hat versucht ein sehr katholisches Buch zu schreiben, ohne dabei auf das Thema Religion einzugehen.
Das scheint mir eine zu knappe und vielleicht gar nicht treffende Zusammenfassung zu sein. Das würde ich gerne im Detail besprechen!
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 20.09.2024 | 16:58
Ich bin mir sicher, dass einige der Fehler in der Hintergrundbeschreibung, die Du bemängelts, allein der Tatsache verschuldet sind, dass noch nicht alle Bände der History of Middle-Earth veröffentlicht wurden.

Nee, nicht wegen Widersprüchen zu History of Middle Earth - ich empfand das damals schon beim Erscheinen von MERS-Publikationen so, da gab es die HoME ja noch gar nicht.

MERS hat einen Spagat versucht zwischen dem, was im Fantasyrollenspielbereich der damalige Standard war , und der Welt Tolkiens.
Da haben sie dann jede Menge Magic User mit klassischen RPG-Zaubern zugelassen, die aber nicht dem Wesen der Zauberei entsprechen, wie es bei Tolkien vorgegeben ist. Kein zauberisch affiner Charakter bei Tolkien teleportiert, oder verwandelt Gegner in Statuen etc., aber mit MERS-Charakteren geht sowas.

Und jede Location wimmelt von magischen Gegenständen, Runen, die Feuerstrahlen spucken usw.
Ist ja nicht so, dass bei Tolkien selber nicht vieles zauberisch wäre, aber viel subtiler.  :)
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Boba Fett am 20.09.2024 | 17:02
Ich will darüber sprechen:
•   Wie hat Tolkien den Status von Religion in seinem Werk beschrieben?

Soweit ich gelesen habe kaum bis gar nicht.
Die Vala Situation ist ja kompliziert.
Der Schöpfer Iluvater brachte den Valar (die er selbst schuf) das Lied der Schöpfung bei und erschuf so die Welt und deren Geschichte im gemeinsamen Gesang.
(Da gewinnt das Wort Kanon eine ganz neue Bedeutung...)
Einer sang schief und wurde aus dem Chor rausgeworfen. Aber die Disharmonie war angerichtet und bahnte sich quasi durch Melkor als personifiziertes Böse seinen Weg auf die Welt.
Genau genommen ist also der Vala Singsang die Story aus dem Silmarillion selbst. Und Melkors disharmonische Death Black Metal Einlagen quasi die Geschichte um Morgoth und Sauron. Da der Gesang durch das Eingreifen von Iluvatar ("Melkor? Schnauze! Raus! An jetzt singt der Chor ohne Dich! Tulkas, Du bleibst und singst weiter, Melkor braucht keine Abreibung, jedenfalls jetzt noch nicht...!") ja am Ende wieder harmonisch ausgeht, gibt es ein Happy End im Ringkrieg.

Die anderen Vala widmeten sich ihren favorisierten Gebieten (suchten sich quasi ein Hobby), wodurch sie irgendwo zu spezialisierten Göttern wurden, so wie man das aus der griechischen und römischen Antike in etwa kennt.
Aber: Wenn die Valar auf Dere wandeln, sind es auch nur Wesen und vieles von ihren "göttlichen Fähigkeiten" geht ihnen dabei verloren. Unter anderem wissen sie auch nicht den Werdegang des Geschehens.
Das galt auch für Melkor / Morgoth, sonst hätte der ja gleich die Sache sein lassen können.

Dementsprechend haben die Elben die Valar ja nur in ihrer Wesen-gewordenen Version kennen gelernt und da dürften sie als äußerst mächtige Mentoren wahrgenommen worden sein und nicht als Götter.
Die Edain (Menschen) haben die Götter gewissermaßen gar nicht selbst wahrgenommen, weil die Valar nach deren Entstehen eigentlich nicht mehr wirklich (höchstens in der aller frühesten Zeit) in Mittelerde rummachten, sondern nur durch die Elben von ihnen gehört.
Naja und wie Menschen so sind, werden die wohl interpretiert haben und daraus kann je nach Volk dann entsprechend Religion entstanden sein.
Es gibt aber keine Beschreibung, dass die Númenorer oder die Menschen in Anor oder Gondor eine Religion gehabt haben. Ich meine, wäre auch komisch, an einem Altar jemandem anzubeten, von dem Deine etwas ältere Kumpeline aus dem Elbenvolk weiß, wie dieser Gott so war, weil die den aus Valinor noch persönlich kennt. "Was? Ja, der schnarcht schrecklich und putzt sich nie die Zähne. Warum? Hallo... Wassergott...?"
Ob die anderen Menschen vielleicht Morgoth angebetet haben, so aus lauter Angst (haben die Christen ja auch - Verdammnis und so) steht auch nirgends, wäre aber auch nicht unplausibel.

Und letztendlich könnte man auch sagen, dass die eigentlich wirkliche Gottheit Iluvatar wäre, weil der ja alles schuf, selbst die Valar. Aber der schert sich ja nicht, denn er hat in dem Lied, dass er mit den Valar musizierte ja den Werdegang erzählt und da wir quasi Teil seiner Musik sind (Na, Du D moll?), was soll ihn bitte da an Gebet erreichen? Das wäre ja wie ein verselbstständigtes Echo.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Zed am 20.09.2024 | 17:04
<Parallel zu Boba Fett gepostet>

Eine These dazu, wie Tolkien Religion in den Alltag der sterblichen Völker eingeflochten haben könnte:

Die Lieder.

Zum einen ahmt Gesang ja schon im Grundsatz in Mittelerde die Erschaffung der Welt nach. Alleine das Singen schon könnte in Mittelerde als parareligiöser Akt gelten (ohne dass das nach meinem Wissen irgendwo ausgesprochen wird).

Ich kenne jetzt die Lieder, die in Tolkiens Werken angesprochen werden, nicht in-und-auswendig, aber in einigen werden doch Sterne, Bäume und andere "Stand-Ins" der Schöpfung genannt, richtig? Das würde meine These stärken, meine ich.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Zed am 20.09.2024 | 17:09
Dementsprechend haben die Elben die Valar ja nur in ihrer Wesen-gewordenen Version kennen gelernt und da dürften sie als äußerst mächtige Mentoren wahrgenommen worden sein und nicht als Götter.
Das ist eine noch bessere Formulierung als ich sie hier  (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,128943.msg135239525.html#msg135239525)versucht habe!

Zitat
Ich meine, wäre auch komisch, an einem Altar jemandem anzubeten, von dem Deine etwas ältere Kumpeline aus dem Elbenvolk weiß, wie dieser Gott so war, weil die den aus Valinor noch persönlich kennt. "Was? Ja, der schnarcht schrecklich und putzt sich nie die Zähne. Warum? Hallo... Wassergott...?"
...und eine lustigere Formulierung  ;D
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Lyonesse am 20.09.2024 | 17:09
MERS hat einen Spagat versucht zwischen dem, was im Fantasyrollenspielbereich der damalige Standard war, und der Welt Tolkiens.
Da du bei MERP alias Rolemaster Junior, aufgrund der unkalkulierbaren Tödlichkeit, so dringend
wie fast nichts anderes einen Heiler brauchtest, wurde diese Nische ja mit der Animistenklasse
besetzt; die kamen aber eigentlich auch recht unklerikal daher.
Aber es stimmt schon, in Bezug auf Religion in ME wird man wohl nirgendwo so fündig wie in dem
alten MERP-Material.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Boba Fett am 20.09.2024 | 17:13
Zed's These gefällt mir. Singen ist also "gottgefälliges" Treiben...
Und genau genommen ist unser Wirken ja ohnehin Teil eines Liedes, also werden unsere Gesänge wohl die harmonischeren Teile unseres Wirkens sein und deswegen liegt im Singen eine besondere Macht (Heilung oder das Schenken von Hoffnung zum Beispiel).
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Zed am 20.09.2024 | 17:21
Wenn Boba und ich mit dieser Analyse der nicht-entrückten Gottheiten richtig liegen, dann gibt es gegenteilige, irdische Beispiele von ähnlich kumpelhaften Verhältnissen zwischen menschlichen und göttlichen Wesen, die in der Mythologie gemeinsam kämpften, Kinder zeugten und wohl auch soffen, und wo trotzdem für die Gottheiten Tempel gebaut wurden: Siehe das alte Griechenland.

Ich denke, dass Athene, Zeus und Poseidon und das Verhältnis der Menschen zu diesen Gottheiten in Mythen und im Realen ziemlich ähnlich dem Verhältnis der Valar zu den Elben und Edain sind, richtig? (Gut, die Triebe der griechischen Gottheiten müssen wir abziehen, um die Valar in ihnen zu erkennen, hier mag der Katholizismus Tolkiens durch Abwesenheit von Gottheiten-Sex durchgeschlagen sein.)

Warum sorgten die irdischen Alltäglichkeiten der griechischen Gottheiten nicht dafür, dass den Menschen der Respekt fehlte, um ihnen Tempel zu bauen?
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Lyonesse am 20.09.2024 | 17:21
Einer sang schief und wurde aus dem Chor rausgeworfen. Aber die Disharmonie war angerichtet und bahnte sich quasi durch Melkor als personifiziertes Böse seinen Weg auf die Welt.

Ob die anderen Menschen vielleicht Morgoth angebetet haben, so aus lauter Angst (haben die Christen ja auch - Verdammnis und so) steht auch nirgends, wäre aber auch nicht unplausibel.
Wobei das tragische an einer Figur wie Melkor war, dass er wie Iluvatar erschaffen/kreieren wollte - er wollte
also wie Gott bzw. ein 'richtiger' Gott sein -, nur leider kam bei ihm nur ''Ausschuss'' dabei heraus.

Der Morgothkult wurde, soweit ich weiß, erst von Sauron zu seinen eigenen Zwecken installiert, und war so
schrecklich, dass er zum Untergang Numenors und der Verbrennung Saurons durch Eingreifen der Valar führte. 
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Bilwiss am 20.09.2024 | 17:22
MERS fällt allein dadurch aus dem Rahmen, weil ICE damals alles, was Tolkien über Mittelerde geschrieben hat, verwenden durfte.
Nein wie alle Spiele/Medien die von Middle-earth Enterprises(früher Tolkien Enterprises) lizensiert sind, hat MERS nur die Lizenz vom Hobbit und vom Herr der Ringe.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Zed am 20.09.2024 | 17:27
Mit Tolkien-Material, "Rings of Power" und irdischen Vorbildern vom Verhältnis zwischen Gottheiten und Menschen haben wir schon genug zu vergleichendes Material.

Darum lasst uns MERS bitte hier raushalten.

Macht dafür doch einen eigenen Thread, so etwas wie "Wo ist MERS kein Tolkien mehr?" - wäre auch interessant.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Lyonesse am 20.09.2024 | 17:27
Warum sorgten die irdischen Alltäglichkeiten der griechischen Gottheiten nicht dafür, dass den Menschen der Respekt fehlte, um ihnen Tempel zu bauen?
Weil auch die griechischen Götter so unberechenbar waren, dass man sie besänftigen musste.
Was sonst sollte man auch gegen Missernten, Krankheiten, Seuchen, Kriege, Unwetter, etc ... machen?
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: nobody@home am 20.09.2024 | 17:28
Religion ist in Welten mit real existierenden Göttern halt immer so eine Sache. ;)

Speziell bei Tolkien kann ich mich tatsächlich nicht an ausdrücklich beschriebene "religiöse" Praktiken in den Romanen erinnern. Das ergibt aus meiner Sicht auch einen gewissen Sinn: Eru als der eine "richtige" Gott, dem gegenüber die Ainur eher so was wie seine Engel (samt abtrünniger Luziferfigur Melkor/Morgoth) darstellen, hält normalerweise eher Abstand von der Welt, in der seine Geschöpfe spielen, und sein berühmtester direkter Eingriff führte direkt zum Untergang von Numenor -- so jemanden verehrt man, wenn überhaupt, lieber leise und aus der Ferne, als daß man ihn ständig um Gefallen anbettelt. Und natürlich ist er als ganz realer Schöpfer von allem sonst, was existiert, auch nicht wirklich jemand, der auf ausdrückliche Anbetung irgendwie angewiesen wäre...wir sind hier ja in Mittelerde und nicht z.B. auf Faerûn. :)
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: caranfang am 20.09.2024 | 17:34
Nee, nicht wegen Widersprüchen zu History of Middle Earth - ich empfand das damals schon beim Erscheinen von MERS-Publikationen so, da gab es die HoME ja noch gar nicht.

MERS hat einen Spagat versucht zwischen dem, was im Fantasyrollenspielbereich der damalige Standard war , und der Welt Tolkiens.
Da haben sie dann jede Menge Magic User mit klassischen RPG-Zaubern zugelassen, die aber nicht dem Wesen der Zauberei entsprechen, wie es bei Tolkien vorgegeben ist. Kein zauberisch affiner Charakter bei Tolkien teleportiert, oder verwandelt Gegner in Statuen etc., aber mit MERS-Charakteren geht sowas.

Und jede Location wimmelt von magischen Gegenständen, Runen, die Feuerstrahlen spucken usw.
Ist ja nicht so, dass bei Tolkien selber nicht vieles zauberisch wäre, aber viel subtiler.  :)
Wir reden hier eindeutig aneinander Vorbei. Du redest von den Regeln, nicht von den Hintergrundbeschreibungen, von denen ich aber die ganze Zeit rede. Ignoriere die Werte. Ignoriere die von D&D ispirierten magischen Gegenstände. Ignoriere die Zauber. Schau nur auf die Beschreibungen. Hier hat man sich sehr viel Mühe gegeben. Bei jedem Volk gibt es eine kurze Kulturbeschreibung, inklusive Religion.
Außerdem irrst Du Dich, was das Veröffentlichungsdatum von HoME betrifft. Der erste Band erschien 1983, die erste Edition von MERP 1984. Im gleichen Jahr in dem die zweite Edition von MERS veröffentlicht wurde, erschien auch der zehnte Band.
Soweit ich gelesen habe kaum bis gar nicht.
Die Vala Situation ist ja kompliziert.
Der Schöpfer Iluvater brachte den Valar (die er selbst schuf) das Lied der Schöpfung bei und erschuf so die Welt und deren Geschichte im gemeinsamen Gesang.
(Da gewinnt das Wort Kanon eine ganz neue Bedeutung...)
Einer sang schief und wurde aus dem Chor rausgeworfen. Aber die Disharmonie war angerichtet und bahnte sich quasi durch Melkor als personifiziertes Böse seinen Weg auf die Welt.
Genau genommen ist also der Vala Singsang die Story aus dem Silmarillion selbst. Und Melkors disharmonische Death Black Metal Einlagen quasi die Geschichte um Morgoth und Sauron. Da der Gesang durch das Eingreifen von Iluvatar ("Melkor? Schnauze! Raus! An jetzt singt der Chor ohne Dich! Tulkas, Du bleibst und singst weiter, Melkor braucht keine Abreibung, jedenfalls jetzt noch nicht...!") ja am Ende wieder harmonisch ausgeht, gibt es ein Happy End im Ringkrieg.

Die anderen Vala widmeten sich ihren favorisierten Gebieten (suchten sich quasi ein Hobby), wodurch sie irgendwo zu spezialisierten Göttern wurden, so wie man das aus der griechischen und römischen Antike in etwa kennt.
Aber: Wenn die Valar auf Dere wandeln, sind es auch nur Wesen und vieles von ihren "göttlichen Fähigkeiten" geht ihnen dabei verloren. Unter anderem wissen sie auch nicht den Werdegang des Geschehens.
Das galt auch für Melkor / Morgoth, sonst hätte der ja gleich die Sache sein lassen können.

Dementsprechend haben die Elben die Valar ja nur in ihrer Wesen-gewordenen Version kennen gelernt und da dürften sie als äußerst mächtige Mentoren wahrgenommen worden sein und nicht als Götter.
Die Edain (Menschen) haben die Götter gewissermaßen gar nicht selbst wahrgenommen, weil die Valar nach deren Entstehen eigentlich nicht mehr wirklich (höchstens in der aller frühesten Zeit) in Mittelerde rummachten, sondern nur durch die Elben von ihnen gehört.
Naja und wie Menschen so sind, werden die wohl interpretiert haben und daraus kann je nach Volk dann entsprechend Religion entstanden sein.
Es gibt aber keine Beschreibung, dass die Númenorer oder die Menschen in Arnor oder Gondor eine Religion gehabt haben. Ich meine, wäre auch komisch, an einem Altar jemandem anzubeten, von dem Deine etwas ältere Kumpeline aus dem Elbenvolk weiß, wie dieser Gott so war, weil die den aus Valinor noch persönlich kennt. "Was? Ja, der schnarcht schrecklich und putzt sich nie die Zähne. Warum? Hallo... Wassergott...?"
Ob die anderen Menschen vielleicht Morgoth angebetet haben, so aus lauter Angst (haben die Christen ja auch - Verdammnis und so) steht auch nirgends, wäre aber auch nicht unplausibel.

Und letztendlich könnte man auch sagen, dass die eigentlich wirkliche Gottheit Iluvatar wäre, weil der ja alles schuf, selbst die Valar. Aber der schert sich ja nicht, denn er hat in dem Lied, dass er mit den Valar musizierte ja den Werdegang erzählt und da wir quasi Teil seiner Musik sind (Na, Du D moll?), was soll ihn bitte da an Gebet erreichen? Das wäre ja wie ein verselbstständigtes Echo.
Im Prinzip hast Du recht, aber die wenigsten Noldor hatten überhaupt Kontakt mit den Valar. Außerdem gab es in Armenelos auf Numenor ein Heiligtum für die Valar, welches später von Sauron mit einen Tempel für Morgoth überbaut wurde, und dann natürlich das Eru-Heligtum auf dem Gipfel des Meneltarma. Soweit ich weiß, ist dies die einzigen Beispiele für Heiligtümer der Valar oder Erus in Tolkiens Werk.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Zed am 20.09.2024 | 17:35
Weil auch die griechischen Götter so unberechenbar waren, dass man sie besänftigen musste.
Was sonst sollte man auch gegen Missernten, Krankheiten, Seuchen, Kriege, Unwetter, etc ... machen?
Sehr guter Punkt!

Da hat Tolkien wohl "getrickst": Obwohl wir annehmen können, dass es in Mittelerde auch Stürme gibt, die Schiffe versenken, wird nach meiner Erinnerung Ulmo nie angefleht, er möge sich beruhigen. Er wird einfach nicht beschuldigt, also muss er auch nicht besänftigt werden, also hat er keine "böse Seite".

Für die meisten Katastrophen sind letztlich sowieso Hexenkönige, Spinnen, Sauron oder Morgoth Schuld.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: caranfang am 20.09.2024 | 17:39
Nein wie alle Spiele/Medien die von Middle-earth Enterprises(früher Tolkien Enterprises) lizensiert sind, hat MERS nur die Lizenz vom Hobbit und vom Herr der Ringe.
Falsch, denn dann hätte man die Bücher der Lord of Middle-earth-Reihe nicht veröffentlichen dürfen, denn in diesen werden u.a. Charaktere aus dem Silmarillion und den Nachrichten aus Mittelerde beschrieben.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Zed am 20.09.2024 | 17:39
Das ergibt aus meiner Sicht auch einen gewissen Sinn: Eru als der eine "richtige" Gott, dem gegenüber die Ainur eher so was wie seine Engel (samt abtrünniger Luziferfigur Melkor/Morgoth) darstellen, hält normalerweise eher Abstand von der Welt, in der seine Geschöpfe spielen, und sein berühmtester direkter Eingriff führte direkt zum Untergang von Numenor -- so jemanden verehrt man, wenn überhaupt, lieber leise und aus der Ferne, als daß man ihn ständig um Gefallen anbettelt.
Ja, Eru ist so entrückt, und die Valar sind so präsent, dass Eru quasi gar nicht beachtet wird.

Die Valar können aber Kreaturen erschaffen: Ents und Zwerge zB. Sie mögen vom Status her Engel sein, die manchmal selber raten, was Eru von ihnen will - Manwe geht dann doch immer meditieren, aber vom Machtlevel her sind sie schon Gottheiten, würde ich sagen.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Zed am 20.09.2024 | 17:42
@caranfang

Bitte lasst MERS aus diesem Thread raus, das ist sicher einen eigenen Thread wert! (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,128943.msg135239576.html#msg135239576)
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: andymk am 20.09.2024 | 17:45
Ich werfe mal eine andere und vielleicht etwas ketzerische Hypothese in den Raum: Tolkien ist (nach heutigen Maßstäben) kein besonders tiefer World Builder gewesen.

Ja, er hat eigene Sprachen und Mythologien für seine Welt entwickelt, gut für ihn. Aber der Rest - Politik, Wirtschaft, Entfernungen, Bevölkerungsdichte, und eben auch Religion - ist doch sehr schemenhaft geblieben. Warum auch nicht? Der Herr der Ringe ist eben der Vorfahre, nicht der Archetyp, moderner Fantasy-Sagen, und hat seine eigenen Vorbilder in Heldenepen, Sagen und Märchen, die alle ohne allzu konsistente Welterzählungen auskommen. Solche Geschichte schwimmen in einem Meer von angedockter Mythologie, und verwenden daraus, was sie für ihren Handlungsbogen brauchen. So verhält es sich auch bei Tolkien und seiner selbsterfundenen Hintergrundmythologie. Er hat überhaupt kein Interesse, den HdR jenseits dieser vagen Andeutungen in einer konsistenten Welterzählung zu verwurzeln. Er ist eben kein Sanderson, kein Martin, kein Rothfuss - also Autoren, bei denen die Ausgefallenheit und Konsistenz der Welt mindestens so wichtig ist wie die Story darin. Mittelerde hingegen ist konzeptionell nichts anderes als eine verfremdete, fantastische Version von Tolkiens Heimat - eine Technik bzw ein Setting, das auch schon (früh)mittelalterliche Autoren von Sagas, Eben und Ritterromanen angewendet haben.

Vielleicht macht gerade dieses Vorgehen den HdR so zeitlos.

Will sagen: Man sollte an Tolkien den Weltbauer keine allzu hohen Maßstäbe anlegen - ohne ihn damit als Autor zu entwerten. Wenn er sich für den Inhalt seiner Erzählung nicht für Aspekte wie Religion interessiert hat, dann muss man da nicht allzu viel reininterpretieren oder versuchen, aus irgendwelchen Apokryphen doch noch ein konsistentes Konzept zu erfinden. Seine Geschichte enthält Elemente seiner eigenen religiösen Überzeugungen, ist aber sicherlich keine große katholische Metapher, sondern eben eine Heldengeschichte mit Fokus auf dem Kampf einer unwahrscheinlichen Gruppe von Individuen gegen das gesichtslose Böse. Das kann man auch völlig weltlich interpretieren.



Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: nobody@home am 20.09.2024 | 17:53
Ja, Eru ist so entrückt, und die Valar sind so präsent, dass Eru quasi gar nicht beachtet wird.

Die Valar können aber Kreaturen erschaffen: Ents und Zwerge zB. Sie mögen vom Status her Engel sein, die manchmal selber raten, was Eru von ihnen will - Manwe geht dann doch immer meditieren, aber vom Machtlevel her sind sie schon Gottheiten, würde ich sagen.

Ich denke, die meisten von ihnen würden dir da widersprechen. Die "Guten" unter den Valar sind aus meiner Sicht einfach nicht arrogant genug, sich mit ihrem Schöpfer gleichstellen zu wollen -- und speziell die Zwerge existieren ja letztendlich auch nur, weil Aule demütig genug war, seinen Fehler einzusehen, und Eru ihnen daraufhin den echten Lebensfunken überhaupt erst gab. :)

Abgesehen davon ist göttlicher Status auch einfach keine Frage des Machtniveaus. Auch ein Gott, der einen Ringkampf gegen einen Sterblichen verliert (wofür es durchaus "reale" mythologische Vorbilder gibt), ist und bleibt immer noch mehr Gott als sein Gegner, und umgekehrt gibt's dann wieder reichlich fiktive Leute und Wesenheiten mit "übernatürlichen" Kräften, die trotzdem niemand ernsthaft als "richtige Gottheit" einsortieren würde. Wenn also jemand in Mittelerde unbedingt die Valar als Götter verehren wollte, könnte er das vermutlich wenigstens für eine Weile tun -- irren würde er sich damit aber mMn trotzdem.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Zed am 20.09.2024 | 17:58
Er hat überhaupt kein Interesse, den HdR jenseits dieser vagen Andeutungen in einer konsistenten Welterzählung zu verwurzeln. Er ist eben kein Sanderson, kein Martin, kein Rothfuss - also Autoren, bei denen die Ausgefallenheit und Konsistenz der Welt mindestens so wichtig ist wie die Story darin. Mittelerde hingegen ist konzeptionell nichts anderes als eine verfremdete, fantastische Version von Tolkiens Heimat - eine Technik bzw ein Setting, das auch schon (früh)mittelalterliche Autoren von Sagas, Eben und Ritterromanen angewendet haben.

Vielleicht macht gerade dieses Vorgehen den HdR so zeitlos.

Will sagen: Man sollte an Tolkien den Weltbauer keine allzu hohen Maßstäbe anlegen - ohne ihn damit als Autor zu entwerten.
Ich mag es, in meinen Überzeugungen herausgefordert zu werden, und ich will gar nicht ausschließen, dass, was Du schreibst, mein Fazit sein kann. Und sofort kann ich Dir vom Gefühl her recht geben, dass Tolkien mythisch aufgelandene Regionen wichtiger war als das mittelerdische Wirtschaftssystem.

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Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Lyonesse am 20.09.2024 | 18:02
Üblicherweise ist der Sinn solcher Stammbäume die Erzeugung eines Hauchs von Geschichte, und
damit eine vermeintliche Authentizität des Settings. Wobei Tolkien hier ja den gesamten Aufbau und
Zusammenhang seiner Völker in ME darlegt.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: caranfang am 20.09.2024 | 18:03
Ja, Eru ist so entrückt, und die Valar sind so präsent, dass Eru quasi gar nicht beachtet wird.

Die Valar können aber Kreaturen erschaffen: Ents und Zwerge zB. Sie mögen vom Status her Engel sein, die manchmal selber raten, was Eru von ihnen will - Manwe geht dann doch immer meditieren, aber vom Machtlevel her sind sie schon Gottheiten, würde ich sagen.
Stimmt, nur die Numenorer haben Eru direkt angebetet, ansonsten werden die Valar verehrt.
@caranfang

Bitte lasst MERS aus diesem Thread raus, das ist sicher einen eigenen Thread wert! (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,128943.msg135239576.html#msg135239576)
Nein, denn MERS liefert in den Beschreibungen der einzelnen Völker doch einiges an Informationen über die Religionen Mittelerdes.
Ich werfe mal eine andere und vielleicht etwas ketzerische Hypothese in den Raum: Tolkien ist (nach heutigen Maßstäben) kein besonders tiefer World Builder gewesen.

Ja, er hat eigene Sprachen und Mythologien für seine Welt entwickelt, gut für ihn. Aber der Rest - Politik, Wirtschaft, Entfernungen, Bevölkerungsdichte, und eben auch Religion - ist doch sehr schemenhaft geblieben. Warum auch nicht? Der Herr der Ringe ist eben der Vorfahre, nicht der Archetyp, moderner Fantasy-Sagen, und hat seine eigenen Vorbilder in Heldenepen, Sagen und Märchen, die alle ohne allzu konsistente Welterzählungen auskommen. Solche Geschichte schwimmen in einem Meer von angedockter Mythologie, und verwenden daraus, was sie für ihren Handlungsbogen brauchen. So verhält es sich auch bei Tolkien und seiner selbsterfundenen Hintergrundmythologie. Er hat überhaupt kein Interesse, den HdR jenseits dieser vagen Andeutungen in einer konsistenten Welterzählung zu verwurzeln. Er ist eben kein Sanderson, kein Martin, kein Rothfuss - also Autoren, bei denen die Ausgefallenheit und Konsistenz der Welt mindestens so wichtig ist wie die Story darin. Mittelerde hingegen ist konzeptionell nichts anderes als eine verfremdete, fantastische Version von Tolkiens Heimat - eine Technik bzw ein Setting, das auch schon (früh)mittelalterliche Autoren von Sagas, Eben und Ritterromanen angewendet haben.

Vielleicht macht gerade dieses Vorgehen den HdR so zeitlos.

Will sagen: Man sollte an Tolkien den Weltbauer keine allzu hohen Maßstäbe anlegen - ohne ihn damit als Autor zu entwerten. Wenn er sich für den Inhalt seiner Erzählung nicht für Aspekte wie Religion interessiert hat, dann muss man da nicht allzu viel reininterpretieren oder versuchen, aus irgendwelchen Apokryphen doch noch ein konsistentes Konzept zu erfinden. Seine Geschichte enthält Elemente seiner eigenen religiösen Überzeugungen, ist aber sicherlich keine große katholische Metapher, sondern eben eine Heldengeschichte mit Fokus auf dem Kampf einer unwahrscheinlichen Gruppe von Individuen gegen das gesichtslose Böse. Das kann man auch völlig weltlich interpretieren.
Da stimme ich Dir fast voll und ganz zu. Tolkien konnte Sprachen entwickeln. Tolkiens Karte von Mittelerde ist realistisch, wie auch seine Beschreibung der natürlichen Welt. Aber wenn es um die Dinge geht, die in Sagen und Legenden nicht vorkommen, versagt er auf ganzer Linie. Aber in einer Sache liegst Du falsch. Der Herr der Ringe ist ein sehr katholisches Buch. Wir sehen einen Kampf zwischen Freiheit und Tyrannei, aber in Wirklichkeit geht es um Religion, um wahren Glauben und um Götzenverehrung.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Lyonesse am 20.09.2024 | 18:15
Aber in einer Sache liegst Du falsch. Der Herr der Ringe ist ein sehr katholisches Buch. Wir sehen einen Kampf zwischen Freiheit und Tyrannei, aber in Wirklichkeit geht es um Religion, um wahren Glauben und um Götzenverehrung.
Ja, es ist eine katholische Allegorie, und Tolkien erfand ME um einen Ort zu haben, wo die von ihm
entwickelten Kunstsprachen gesprochen werden konnten.
Der Preis von Äpfeln ist für ihn unwichtig, weil sich im HdR gerade Ereignisse von epischer Breite
abspielen und er sich damit nicht aufhalten will. Hätte er einige heitere Romane im Stil von Wodehouse
geschrieben, die im Auenland spielen, dann wären vielleicht auch mal Äpfel thematisiert worden. Das
hätte sich aber nur schwer mit der Mythenthematik vertragen. Allerdings gehen die Hobbits mit ihren
weitläufigen Verwandtschaften und entsprechenden Anekdoten schon ein wenig in Richtung Wodehouse.
Immerhin spielt der Tabak aber eine Rolle als Indiz für Sarumans Geschäfte mit Breeland.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: schneeland am 20.09.2024 | 18:17
Nein, denn MERS liefert in den Beschreibungen der einzelnen Völker doch einiges an Informationen über die Religionen Mittelerdes.

An der Stelle kurz eingehakt: wenn der Threadersteller den Wunsch äußert, MERS als Quelle bei der Diskussion auszuklammern, dann würden wir darum bitten, diesen Wunsch zu respektieren.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 20.09.2024 | 23:12
Im "Rings of Power"-Thread wurde schon letzte Woche von Lyonesse  (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,104526.msg135238843.html#msg135238843)darauf hingewiesen, dass Tolkien Religion in Mittelerde ohne Tempel und Klerikale wollte.

Ich finde das Thema so spannend, dass ich dachte, dass es einen eigenen Thread wert wäre.


Eru Illuvatar ist Gott , die Valar sind keine Götter sondern Engel
Die Valar können kein Leben erschaffen, siehe Aules _Zwerge

Wann sollen die Noldor zusammen mit den Valar Krieg geführt haben?
Beim War of Wrath war mkn kein Valar dabei

Es gab Gespräche zwischen Elben und Menschen über die Natur Gottes
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Zed am 21.09.2024 | 00:48
Eru Illuvatar ist Gott , die Valar sind keine Götter sondern Engel
Die Valar können kein Leben erschaffen, siehe Aules _Zwerge

Wann sollen die Noldor zusammen mit den Valar Krieg geführt haben?
Beim War of Wrath war mkn kein Valar dabei

Es gab Gespräche zwischen Elben und Menschen über die Natur Gottes
Ja, im Detail habe ich nicht immer getroffen.

Die Valar können Leben nicht erschaffen, das stimmt technisch natürlich. Morgoth hat Leben nur "umgeformt", um Drachen, Trolle und Orks zu "erschaffen". Aule hat die Zwerge fix und fast fertig kreiert, aber ohne Erus Einverständnis und seinem Lebenfunken waren sie noch nicht lebendig.

Hat Tolkien die Valar eigentlich selbst Engel genannt? Ich würde sagen, dass ihre Fähigkeiten oberhalb von denen von Engeln liegen. In vielem erinnern die Valar mich an die griechischen Gottheiten.

Die Noldor haben mit den Valar gemeinsam Valimar  (https://lotr.fandom.com/wiki/V%C3%A1li-m%C3%A0r)bewohnt. Und im Krieg des Zorns kämpften Menschen und Elben auf und an der Seite der Valar: Along with the Vanyar and the remaining Ñoldor in Aman, the army of the Valar came to Middle-earth in the mightiest gathering of arms in the history of Arda. (https://lotr.fandom.com/wiki/War_of_Wrath)  Die Menschen wurden deswegen doch mit Numenor belohnt, wenn ich es richtig erinnere.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: nobody@home am 21.09.2024 | 08:54
Hat Tolkien die Valar eigentlich selbst Engel genannt? Ich würde sagen, dass ihre Fähigkeiten oberhalb von denen von Engeln liegen. In vielem erinnern die Valar mich an die griechischen Gottheiten.

Was die Fähigkeiten von Engeln nun genau sind, hängt andererseits auch wieder von der jeweiligen Mythologie ab; ich glaube, selbst die Bibel sagt uns da nicht viel, und das moderne Popkultur-Christentum hat da dann erst recht die teilweise unterschiedlichsten Vorstellungen. Außerdem, denke ich, mag Tolkiens Werk zwar unter anderem von seiner Religion inspiriert sein, aber das Ziel, sie seinem Publikum einfach reinzuwürgen wie gewisse andere Autoren, hat er damit mMn nicht verfolgt. Eru nimmt beispielsweise recht gut dieselbe Position ein wie der christliche Gott, zeigt aber eine deutlich andere Persönlichkeit als zumindest das "eifersüchtige" biblische Vorbild und erschafft auch die Welt nicht in sechs Tagen im selbstherrlichen Alleingang, sondern läßt seine schon existierenden ersten selbst denkenden Schöpfungen gleich mithelfen...

Und natürlich sind die Valar ihrerseits dann nicht hingegangen und haben ihn kastriert oder in den Tartarus eingesperrt. ;) Die Hintergrundgeschichte der Olympier und ihrer Vorgängergeneration war da von Anfang an deutlich konfliktfreudiger, und sie haben sich im Gegensatz zu den Valar auch später keine große Zurückhaltung auferlegt, wenn ihre Interessen oder ihr Ego nach aktiver Einmischung bei den Sterblichen schrieen -- andere Leute, andere Mythen eben.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 21.09.2024 | 09:12


Hat Tolkien die Valar eigentlich selbst Engel genannt? Ich würde sagen, dass ihre Fähigkeiten oberhalb von denen von Engeln liegen. In vielem erinnern die Valar mich an die griechischen Gottheiten.
ihr kreativ - schöpferisches Potential ist endlich


mkn kämpfte kein Valar direkt im War of Wrath
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Boba Fett am 21.09.2024 | 10:01
Warum sorgten die irdischen Alltäglichkeiten der griechischen Gottheiten nicht dafür, dass den Menschen der Respekt fehlte, um ihnen Tempel zu bauen?

Meine Vermutung: Weil die griechischen Götter ja auch jede Menge Schaden bei den Menschen angerichtet haben. Tempel und sowas wurden ja (auch) erbaut, um die Götter milde zu stimmen und Wohlwollen zu "erkaufen". Opfergaben waren ja ein ganz normales "Tauschmittel" um olympisches Wohlwollen zu erfahren.
Wenn Poseidon mal wieder das Meer aufrührte, dann bat man um eine Sichere Überfahrt. Bremens Altstadt ist voll von Kirchen gestiftet von Kapitänen, weil die Seefahrer eben das gleiche wollten.

Das brauchte es bei den Valar nicht, denn die waren ja nicht so launisch. Ausserdem nahmen sie so profane Dinge wie Opfer auch nicht an. Und Menschen (Kleriker, Priester, ...), die in ihrem Namen sprachen gab es offensichtlich auch nicht.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: andymk am 21.09.2024 | 10:02
Da stimme ich Dir fast voll und ganz zu. Tolkien konnte Sprachen entwickeln. Tolkiens Karte von Mittelerde ist realistisch, wie auch seine Beschreibung der natürlichen Welt. Aber wenn es um die Dinge geht, die in Sagen und Legenden nicht vorkommen, versagt er auf ganzer Linie. Aber in einer Sache liegst Du falsch. Der Herr der Ringe ist ein sehr katholisches Buch. Wir sehen einen Kampf zwischen Freiheit und Tyrannei, aber in Wirklichkeit geht es um Religion, um wahren Glauben und um Götzenverehrung.

Ich finde diese Theorie interessant, auch, weil ich selber (zugegeben als Atheist, aber sehr katholisch sozialisierter) bei meinen zahlreichen Runden durch den HdR die Assoziation des Stoffes mit katholischen Inhalten nie hatte. Ich finde darin keine allgemein christlichen, geschweige denn spezifisch katholischen, Motive, bzw nur solche, die so allgemein wären, dass ich sie auch in heidnisch-antiken bzw -frühmittelalterlichen Heldensagen gefunden hätte.

Aber das ist halt nur meine Perspektive, und ich habe es auch nie drauf angelegt, hier genau hinzuschauen. Gibt es dazu irgend eine Primärquelle, dh ein direktes Autorenwort? Oder eine Textanalyse, die das schlüssig belegt?
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Boba Fett am 21.09.2024 | 10:15
Wobei das tragische an einer Figur wie Melkor war, dass er wie Iluvatar erschaffen/kreieren wollte - er wollte
also wie Gott bzw. ein 'richtiger' Gott sein -, nur leider kam bei ihm nur ''Ausschuss'' dabei heraus.

Sag den Fans von Death Metal mal, dass sie auf musikalischen Ausschuß stehen... ;)
Will sagen: Schönheit liegt immer im Sinnesorgan des Wahrnehmenden. ("Auge des Betrachters" passt hier nicht so ganz)
Das tragische an Melkor war eigentlich seine Uneinsichtigkeit und dass er glaubte, es "besser" zu wissen.
Aule schuf ja auch eigenmächtig die Zwerge, hatte dann aber Einsicht, dass das unklug war. Und dann wurden die Zwerge in die Schöpfung integriert.
Ich stelle mir bei Melkor übrigens oft den Homer Simpson vor, der "LAAANGWEILIG!" ruft, wenn die anderen Valar ihren extrem harmonischen aber eben ereignislosen Singsang stundenlang ausüben, um der Welt ein schönes Abbild zu verschaffen. "Da muss noch Action rein, wo sind die Drums, der Baß und die E-Gitarren? Ohne Konfliktstoff ist das doch nur harmonische Einöde. Und warum nutzt ihr nie die Farbe rot?" - "Rot?" - "Ja, BLUTROT! Und schwarz und Chrom! Und mehr Metall und Leder! Wisst Ihr eigentlich was Nieten sind - oder Spikes?"

Zitat
Der Morgothkult wurde, soweit ich weiß, erst von Sauron zu seinen eigenen Zwecken installiert, und war so
schrecklich, dass er zum Untergang Numenors und der Verbrennung Saurons durch Eingreifen der Valar führte. 

Naja, der Untergang kam ja erst als die Numenorer die Dreistigkeit wagten, nach Westen zu fahren, um das heilige Land Valinor zu besuchen.
Und logischerweise hatte Sauron da ja auch einen guten Hebel.
"Seht ihr, die wollen euch nicht dort haben. Bestimmt verheimlichen sie etwas. Ihr habt sie unterstützt und was kriegt ihr? Eine blöde Insel. Und dann noch ganz ohne Ballermann und geile Partymucke. Kommt, wir fahren mal hin uns gucken uns Valinor mal an. Einfach nur Sightseeing und so. Vielleicht ist es ja gar nicht so toll. Oder die machen da Party ohne Ende, dann feiern wir einfach mal mit. Ist denen bestimmt recht. Immer nur die gleichen Gäste wird auf Dauer doch bestimmt auch langweilig.
Hab ich Euch übrigens schon mal erzählt, dass es schon mal jemand gab, der das Schaffen der Valar zu hinterfragen gewagt hat und einfach nur etwas eigenes beisteuern wollte, anstatt dem ewig gleichen nachzusingen? Und was haben die gemacht? Ihn rausgeworfen. Und dann, als er endlich sein eigenes Heim geschaffen und seine Freunde um sich geschart hatte, sind sie in seine Hütte eingedrungen, haben die meisten seiner Kumpels und Angestellten ermordet, und ihn wieder rausgeschmissen und verbannt. Was? Ach so ja! ABLEGEN!"
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 21.09.2024 | 10:30
Meine Vermutung: Weil die griechischen Götter ja auch jede Menge Schaden bei den Menschen angerichtet haben. Tempel und sowas wurden ja (auch) erbaut, um die Götter milde zu stimmen und Wohlwollen zu "erkaufen".
die Valar haben da auch ihre Liste vom bringen der Elben nach Valinor bis zum Gründen Von Numenor

Btw Meer, Ja Osse

Die Linie von Elros waren Königpriester, die Illuvatar Opfer brachten

Das die Kingsmen Morgoth Menschen opferten, Teile von Mittelerde unterjochten usw vergessen wir
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: dreisam am 21.09.2024 | 13:20
Hat Tolkien die Valar eigentlich selbst Engel genannt?

Die diesbzüglich ausführlichsten Aussagen finden sich in einem Brief.

Könnte diese gelebte Nahbarkeit der Gottheiten im ersten Zeitalter dafür verantwortlich sein, dass die Valar zu wenig entrückt waren, um ihnen Tempel zu bauen?

Dazu hat sich J.R.R. Tolkien ebenfalls in einem Brief geäußert.

Die vielleicht religiöseste Handlung im gesamten Herrn der Ringe wurde von Meister Samweis am Drei-Viertel-Stein ausgeführt. Wohl sehr ähnliches geschah auch beim Bau der Elbenschiffe, die zur Tol Eressëa segeln sollten.

Anscheinend konnten nur die Valar mit Eru Ilúvatar direkt in Kontakt treten. Üblicherweise tat dies aber wohl vor allem Manwë Súlimo.
Valar und Maiar wiederum scheinen durchaus in der Lage gewesen zu sein, auch nach der physischen Entrückung von Aman (im Jahr 3319 des Zweiten Zeitalters) noch mit den Bewohnern von Mittelerde auf telepathische Weise in Kontakt treten zu können. Dies passierte zumindest sowohl Frodo als auch Galadriel.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Aedin Madasohn am 21.09.2024 | 13:49
wenn schon so viel nach dem Label "könnte Spuren von Katholizismen enthalten" gesucht wird, vielleicht auch mal über den römisch-päpstlichen Tellerrand in Richtung

Gnostik mit Allgottheit vs. unvollkommener Demirug
klassisches Avesta mit Zentrale "gute Gottheit" mit Abschnittsbevöllmächtigten vs Antagonist mit seinen Gegenpolen der Abschnittsbevollmächtigten
sehen. 
"gute Schöpfung" wird verdorben, vergiftet (bzw. vergiftende Tiere werden aus der Schöpfung herausgeschnittenen und verseuchen Landstriche)

@Bibel und "Engel"
ein Powerniveau in Form von Damage per Round liefert das Bibel-GRW leider nicht. Dementsprechend läuft da viel ins Unbestimmt-leere
ob Tolkien, wenn er Engel in seinen Briefen benutzt, ein konkretes Powarszlevel samt quantivizierbarer Stufe meint (schenkt Form plus Leben, nur Form, umformt nur bis Größenanpassung Volumen x2) oder "nur" einen Begriff nutzt, um "schneller" im Brief voranzukommen und woanders hin zu wollen?
ich denke, das ist jedem schon mal selbst untergekommen (etwa im  :t: ).
Flugs einen (humpelnden) Vergleich am Wegesrand liegengelassen und...
ZACK
größter Haarspalter-Sematiker-Rapuliziererkrieg ever ausgelöst.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: dreisam am 21.09.2024 | 15:47
Tolkien hat versucht ein sehr katholisches Buch zu schreiben, ohne dabei auf das Thema Religion einzugehen.
In wie weit Tolkien den Herrn der Ringe als katholisches Werk willentlich konzipierte und umsetzte, kann aus seinen Briefen erschlossen werden.

In J.R.R. Tolkiens Vorstellung sollten der Herr der Ringe und die übrigen Mittelerde-Geschichten zu Zeiten spielen, die vor den Versprechen des Matthäus- (Kapitel 28, Vers 20) und des Johannes-Evangeliums (Kapitel 14, Vers 16) lagen. Dies wird besonders deutlich im letzten Dialog zwischen den beiden überlebenden Fëanor-Söhnen Maedhros und Maglor.

Tatsächlich konnten ausschließlich die Valar mit ihrer Schöpfungsgottheit namens Eru Ilúvatar in Kontakt treten. Ein einziges Mal nur – und für bloß kurze Zeit und für einen einzigen Charakter – wurde diese Regel durchbrochen.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Zed am 21.09.2024 | 18:49
Danke, dreisam, insbesondere für die Quellenhinweise!

Wer die Briefe nicht im Bücherregal stehen hat, kann zumindest einen Eindruck/eine Zusammenfassung hier finden: https://tolkiengateway.net/wiki/Letter_213

Leider finde ich ohne gedruckte Ausgabe nicht den Hinweis, auf den Du, dreisam, anspielst, was Tolkien selbst über die Abwesenheit von Tempeln und der These, dass die Valar für eine Anbetung vielleicht zu nahbar waren, geschrieben hat:

Dazu hat sich J.R.R. Tolkien ebenfalls in einem Brief geäußert.
  • Brief #153 an Peter Hastings (1954), fünfte Anmerkung.
Könntest Du das ausführen?

Die von Euch genannten Einschränkungen des Vergleichs der Valar mit den griechischen Gottheiten war für mich schon sehr hilfreich.

Jetzt würde ich - wie im Titel des Threads schon erwähnt - auch gerne Eure Meinung wissen, was die Creator der Serie "Ring of Power" in Bezug auf Religion richtig dargestellt haben, bzw gut oder schlecht erfunden haben.

Die Tonstatuette von (wahrscheinlich) Nienna, die in der 5. Folge / 2. Staffel zum Gedenken von Gefallenen angebetet wird, fühlt sich für mich noch irgendwie stimmig an, aber das Gottesurteil, das in E6S2 gezeigt wird, bringe ich gar nicht mit Tolkiens Pantheon in Verbindung.

Ich kann noch gar nicht genau in Worte fassen, was alles für mich an dieser Idee nicht stimmt: das seltsame Ungeheuer oder die Vorstellung, dass die Valar von den Menschen um Gottesurteile befragt werden.

Dieses Motiv könnte ich mir als missbräuchliches, verkapptes Todesurteil wie in unserer eigenen Geschichte erklären, und in der Serie "funktioniert" es ja wohl auch als Kommunikationskanal mit den Valar.

Dass die Valar (außer Morgoth), wie Tolkien sie portraitiert, die Idee eines Menschenopfers, das sie verhindern sollen, gut finden könnten, kann ich mir nicht vorstellen.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: unicum am 21.09.2024 | 21:30
Ausser in seinen Briefen ist finde ich recht wenig katholisches in seinen Romanen zu finden. Ausser der tatsache das es nur einen richtigen Gott gibt und einen gefallenen Engel (was nicht speziflisch katholisch ist, das kommt schon alles im AT oder in Varianten davon vor). Aber gibt es in der Myhologie von Mittelerde ein Gegenstück zu einem Erlöser? Selbiges ist ja zentrales Objekt im christlichen Glauben.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: nobody@home am 21.09.2024 | 21:52
Ausser in seinen Briefen ist finde ich recht wenig katholisches in seinen Romanen zu finden. Ausser der tatsache das es nur einen richtigen Gott gibt und einen gefallenen Engel (was nicht speziflisch katholisch ist, das kommt schon alles im AT oder in Varianten davon vor). Aber gibt es in der Myhologie von Mittelerde ein Gegenstück zu einem Erlöser? Selbiges ist ja zentrales Objekt im christlichen Glauben.

Streng genommen nicht. Eru ist da gegenüber speziell den Menschen sogar extra großzügig, weil die nach ihrem Tod eben nicht wie etwa die Elben an die Welt gebunden bleiben, sondern sie hinter sich lassen können -- bei allen Schwächen, die die Menschen bei Tolkien sonst so haben mögen, müssen sie letztendlich erst gar nicht groß von einer "Erbsünde" oder ähnlichem Schuldig-durch-Existenz-Gefasel erlöst werden.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Isegrim am 21.09.2024 | 21:55
Erlöser: Nein, weil für Tolkien der Erlöser eben Jesus war, und seine Geschichten zwar in einer irrealen Zeit, aber sicher vor der Geburt Jesu angesiedelt sind. Daher ja auch keine wirkliche Religion bei den "Guten". Der für Tolkien " wahren Religion" (TM) konnten sie aus logischen Gründen nicht folgen, und für die Anbetung von Götzen waren sie ihm zu schade. So jedenfalls die Interpretation, die ich für nachvollziehbar halte.

Das einer der vielen Punkte, die mE aus Weltenbau-Sicht wenig ideal ist. Tolkien ist da eine Größe, weil er Neuland betreten har, nicht weil ers gleich perfekt hingekriegt hat. Naja, und über Sprachen sag ich nichts... ;)
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: nobody@home am 21.09.2024 | 22:09
Erlöser: Nein, weil für Tolkien der Erlöser eben Jesus war, und seine Geschichten zwar in einer irrealen Zeit, aber sicher vor der Geburt Jesu angesiedelt sind. Daher ja auch keine wirkliche Religion bei den "Guten". Der für Tolkien " wahren Religion" (TM) konnten sie aus logischen Gründen nicht folgen, und für die Anbetung von Götzen waren sie ihm zu schade. So jedenfalls die Interpretation, die ich für nachvollziehbar halte.

Das einer der vielen Punkte, die mE aus Weltenbau-Sicht wenig ideal ist. Tolkien ist da eine Größe, weil er Neuland betreten har, nicht weil ers gleich perfekt hingekriegt hat. Naja, und über Sprachen sag ich nichts... ;)

Nun, wenn das seine Motivation war, dann muß ich ihm wenigstens zugestehen, daß er in Sachen "Erlösung" mehr oder weniger versehentlich eine bessere Welt beschrieben hat als die, an die er selbst glaubte. ;)
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Isegrim am 21.09.2024 | 22:19
Wieso, Tolkien schweigt sich ja aus, was mit den Memschen nach dem Tod passiert...
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Turgon am 21.09.2024 | 22:28
Erlöser: Nein, weil für Tolkien der Erlöser eben Jesus war, und seine Geschichten zwar in einer irrealen Zeit, aber sicher vor der Geburt Jesu angesiedelt sind. Daher ja auch keine wirkliche Religion bei den "Guten". Der für Tolkien " wahren Religion" (TM) konnten sie aus logischen Gründen nicht folgen, und für die Anbetung von Götzen waren sie ihm zu schade. So jedenfalls die Interpretation, die ich für nachvollziehbar halte.

Tolkien hat ja trotzdem recht deutliche Bezüge zum Christentum eingebaut, ohne dass es für die Handlung selbst eine Auswirkung hat, nur Symbolkraft für den/die Leser:in. Er nennt bei der Reise der Gefährten zwei Daten: am 25. Dezember (Weihnachten) bricht die Gruppe von Bruchtal auf, am 25. März (dem semi-offiziellen Datum des Kreuzestodes Christi) wird der Ring zerstört. Daraus kann man ableiten, dass Frodo nach seiner Rettung an Ostern wieder aufwacht.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Zed am 21.09.2024 | 22:31
Ich finde diese Theorie interessant, auch, weil ich selber (zugegeben als Atheist, aber sehr katholisch sozialisierter) bei meinen zahlreichen Runden durch den HdR die Assoziation des Stoffes mit katholischen Inhalten nie hatte.
Ich bin ähnlich wie Du aufgestellt, wenn auch Agnostiker.

Hier erläutert Michael Hageböck mit Leidenschaft die christlichen Motive in Tolkiens Werk. (https://www.kath.net/news/38225) (Dass ich hier einmal auf kath.net verlinke, hätte ich nicht gedacht. ;D)
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: nobody@home am 21.09.2024 | 22:41
Wieso, Tolkien schweigt sich ja aus, was mit den Memschen nach dem Tod passiert...

Stimmt schon. Aber da Eru deutlich weniger zu Anfällen von schlechter Laune zu neigen scheint als sein biblischer Gegenpart, gehe ich mal davon aus, daß es schon nichts bewußt Schlechtes sein wird. Und das stellt ihn schon ein gutes Stück besser als den Typen, der die Menschen so, wie er sie selbst geschaffen hat, anscheinend hinreichend haßt, daß er ihnen erst noch einen Erlöser mit jahrtausendelanger Verspätung schicken mußte, um ihnen ein ähnliches Angebot machen zu können... (Falls ich noch nicht erwähnt haben sollte, daß ich das christliche Heilsversprechen für einen der zugleich dreistesten und erfolgreichsten Fälle von Schlangenölverkauf im Lauf der bekannten menschlichen Geschichte halte, dann sei das hiermit nachgeholt.)
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Isegrim am 21.09.2024 | 23:46
Du wärst auch auf Annatar reingefallen... Alles nur schöne Worte und viel Hoffnung...  ;)
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: nobody@home am 21.09.2024 | 23:52
Du wärst auch auf Annatar reingefallen... Alles nur schöne Worte und viel Hoffnung...  ;)

Früher vielleicht, heutzutage bin ich schönen Worten allein gegenüber ein gutes Stück mißtrauischer geworden.

Und natürlich, wenn du Eru und Annatar unbedingt die gleichen Tricks mit denselben Charakterzügen darunter unterstellen möchtest, dann sagt das möglicherweise mehr über dich aus als über mich. ;)
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Zed am 23.09.2024 | 12:18
Ich würde - wie im Titel des Threads schon erwähnt - auch gerne Eure Meinung wissen, was die Creator der Serie "Ring of Power" in Bezug auf Religion richtig dargestellt haben, bzw gut oder schlecht erfunden haben.

Die Tonstatuette von (wahrscheinlich) Nienna, die in der 5. Folge / 2. Staffel zum Gedenken von Gefallenen angebetet wird, fühlt sich für mich noch irgendwie stimmig an, aber das Gottesurteil, das in E6S2 gezeigt wird, bringe ich gar nicht mit Tolkiens Pantheon in Verbindung.

Ich kann noch gar nicht genau in Worte fassen, was alles für mich an dieser Idee nicht stimmt: das seltsame Ungeheuer oder die Vorstellung, dass die Valar von den Menschen um Gottesurteile befragt werden.

Dieses Motiv könnte ich mir als missbräuchliches, verkapptes Todesurteil wie in unserer eigenen Geschichte erklären, und in der Serie "funktioniert" es ja wohl auch als Kommunikationskanal mit den Valar.

Dass die Valar (außer Morgoth), wie Tolkien sie portraitiert, die Idee eines Menschenopfers, das sie verhindern sollen, gut finden könnten, kann ich mir nicht vorstellen.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Chaos am 23.09.2024 | 12:55
Ich würde - wie im Titel des Threads schon erwähnt - auch gerne Eure Meinung wissen, was die Creator der Serie "Ring of Power" in Bezug auf Religion richtig dargestellt haben, bzw gut oder schlecht erfunden haben.

Die Tonstatuette von (wahrscheinlich) Nienna, die in der 5. Folge / 2. Staffel zum Gedenken von Gefallenen angebetet wird, fühlt sich für mich noch irgendwie stimmig an, aber das Gottesurteil, das in E6S2 gezeigt wird, bringe ich gar nicht mit Tolkiens Pantheon in Verbindung.

Ich kann noch gar nicht genau in Worte fassen, was alles für mich an dieser Idee nicht stimmt: das seltsame Ungeheuer oder die Vorstellung, dass die Valar von den Menschen um Gottesurteile befragt werden.

Dieses Motiv könnte ich mir als missbräuchliches, verkapptes Todesurteil wie in unserer eigenen Geschichte erklären, und in der Serie "funktioniert" es ja wohl auch als Kommunikationskanal mit den Valar.

Dass die Valar (außer Morgoth), wie Tolkien sie portraitiert, die Idee eines Menschenopfers, das sie verhindern sollen, gut finden könnten, kann ich mir nicht vorstellen.

Könnte das Ganze nicht auch ein Zeichen dafür darstellen, dass die Leute vom "rechten Weg" abgekommen sind und nicht mehr verstehen (oder wahrhaben wollen), wie die Valar tatsächlich drauf sind?
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 23.09.2024 | 13:25
Könnte das Ganze nicht auch ein Zeichen dafür darstellen, dass die Leute vom "rechten Weg" abgekommen sind und nicht mehr verstehen (oder wahrhaben wollen), wie die Valar tatsächlich drauf sind?

Das ist ne sehr kluge Frage. Eigentlich müsste angesichts der menschlichen Eigenart, etwas irgendwo hineindeuten zu wollen, sowas geradezu zwangsläufig auch in Mittelerde vorkommen.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Lyonesse am 23.09.2024 | 14:36
Früher vielleicht, heutzutage bin ich schönen Worten allein gegenüber ein gutes Stück mißtrauischer geworden.
Annatar hätte natürlich nicht nur Süßholz geraspelt, sondern sich so richtig schön auf dich eingestellt
mit seinen Freudschaftsangeboten und Versprechungen. Er ist kein Jahrmarktsschausteller der etwas
anpreisen muss, sondern äußerst subtil in seinem Vorgehen; was in der Serie aber auch nur in Teilen
erfasst wird.

Könnte das Ganze nicht auch ein Zeichen dafür darstellen, dass die Leute vom "rechten Weg" abgekommen sind und nicht mehr verstehen (oder wahrhaben wollen), wie die Valar tatsächlich drauf sind?
Nicht nur, dass das komplett von Perseus und Andromeda (oder von mir aus King Kong) geklaut war,
sondern das war richtig abwegig.
Menschenopfer gab es bei den Numenorern erst mit Saurons Kult um Morgoth. Und wer in Mittelerde
vom rechten Weg abkommt, ist eh so gut wie im Eimer - dafür ist es halt epische Fantasy.

Ach ja, und die Krone von Morgoth, die der Uruk da genüsslich auspackte, ist natürlich längst zu
einem eisernen Kragen für Morgoth umgeschmiedet worden, bevor er mit einem Arschtritt versehen
in die Leere segelte. Aber an Schwachsinn dieser Art hat man sich ja schon fast gewöhnt.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Kurna am 23.09.2024 | 14:45
[...]

Ach ja, und die Krone von Morgoth, die der Uruk da genüsslich auspackte, ist natürlich längst zu
einem eisernen Kragen für Morgoth umgeschmiedet worden, bevor er mit einem Arschtritt versehen
in die Leere segelte. Aber an Schwachsinn dieser Art hat man sich ja schon fast gewöhnt.

Das steht aber meines Wissens im Silmarillion und darf daher von den Machern der Serie nicht verwendet werden.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Lyonesse am 23.09.2024 | 15:51
Das steht aber meines Wissens im Silmarillion und darf daher von den Machern der Serie nicht verwendet werden.
Klingt vollkommen einleuchtend.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: nobody@home am 23.09.2024 | 16:48
Das steht aber meines Wissens im Silmarillion und darf daher von den Machern der Serie nicht verwendet werden.

Dann dürften sie auch auf Morgoth selbst keinen Bezug nehmen -- der kommt nämlich eigentlich nur im Silmarilion wirklich vor, zu Hobbit/HdR-Zeiten spielt er schon längst kein Klavier mehr.

Wobei ich die Serie persönlich nicht mal kenne und also speziell über ihre Inhalte nicht wirklich urteilen kann.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: Kurna am 23.09.2024 | 17:15
Dann dürften sie auch auf Morgoth selbst keinen Bezug nehmen -- der kommt nämlich eigentlich nur im Silmarilion wirklich vor, zu Hobbit/HdR-Zeiten spielt er schon längst kein Klavier mehr.

Wobei ich die Serie persönlich nicht mal kenne und also speziell über ihre Inhalte nicht wirklich urteilen kann.

Es gelten auch die Anhänge des HdR, sowie natürlich alle eventuell gemachten Anspielungen auf früher in den genannten Büchern.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 23.09.2024 | 17:16
Morgoth ist aber in den Anhängen zum Herrn der Ringe erwähnt, mit allen Informationen, die in Rings of Power (soweit ich das mitbekommen habe) bis jetzt angeführt wurden. Und die Anhänge dürfen die Macher verwenden.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: dreisam am 24.09.2024 | 16:30
Nachstehend versuche ich mich an einer Übersicht zum religiösen Leben der Freien Völker des Westens.
Falls Ihr für die eine oder andere Aussage eine Quellenangabe benötigt, fragt bitte einfach nach.

***

Das religiöse Leben der Freien Völker des Westens – geprägt und beeinflusst von Eldar und Elendili – kannte ausschließlich den monotheistischen „worship“ von Eru Ilúvatar. Dieser „worship“ war jedoch nie sonderlich stark (oder eher bloß schwach) ausgeprägt und fehlte mitunter (fast?) gänzlich.

Zum Beispiel wurden im ersten Zeitalter in der Elbenstadt Gondolin möglicherweise ein Frühlingsanfangfest und ein Sommeranfangfest gefeiert. Es wurde aber nicht berichtet, ob sich diese Feste in einem religiösen Kontext befanden.

Im zweiten Zeitalter stand in der Mitte der Insel Númenor der Berg Meneltarma. Sein 914,4 m hoher Gipfel trug keinen Tempel, war allerdings der Schöpfungsgottheit geweiht. Auf dem Gipfel durfte nur der König von Númenor sprechen. Jedes Jahr führte er dort dreimal die Versammlungen an, die sich für die Feste Erukyermë (Frühlingsanfang), Erulaitalë (Sommeranfang) und Eruhantalë (Erntedank) zusammen gefunden hatten. Alle drei Feste waren also explizit Eru Ilúvatar gewidmet und nicht etwa Yavanna Kementári. Der unbebaute Berggipfel stand jederzeit allen Besuchern offen. Er war ein Ort für persönliche oder kollektive „invocation“, „praise“ und „adoration“.

Halblinge vollführten keinerlei „worship“ oder „prayer“, es sei denn, sie hatten engen Umgang mit Elben und ließen sich von diesen beeinflussen.

Gegen Ende des dritten Zeitalters wurden unter den Freien Völkern keine „petitionary prayers“ für Eru Ilúvatar formuliert. Allerdings wurde immer noch das Erntedankfest gefeiert.

Mit der Rückkehr des Königs (im Jahr 3019 DZ) erlebte die Eru-Religion einen gewissen Aufschwung. Der neue König des Wiedervereinigten Königreichs übernahm nämlich auch die Funktion eines Priesterkönigs. Damit knüpfte König Elessar an eine Tradition, die vor ihm schon die Könige von Arnor und Gondor und nochmals davor die Könige von Númenor erfüllt hatten. In Gondor (und im Wiedervereinigten Königreich) erfüllte ein „hallow“ am Berg Mindolluin die Funktion des Menetarma-Gipfels.

Es konnte in gewissen Situationen vorkommen, dass Mitglieder der Freien Völker bestimmte Valar um Hilfe baten. Nähere Details dazu sind nicht bekannt. Den Freien Völkern war durchaus bewusst, dass die Valar nur über verliehene und begrenzte Macht verfügten. Dennoch wurden sie verehrt, wie eventuell Kinder zu ihren Eltern aufschauen. Sehr weitreichende Hingabe an die Valar äußerte sich vielleicht in Quenya-Namen wie Valandil (Freund der Valar) und Aulendur (Diener des Aulë). Ganz anders als eben beschrieben schien aber das Verhältnis der Zwerge zu den Valar (vor allem zu Aulë) gelagert gewesen zu sein, ohne dass aber Näheres berichtet wurde.

Ob es sich bei dem Segenswunsch von Meister Samweis oder bei der Heiligung der Elbenschiffe um Anrufungen von Eru Ilúvatar oder um Beistandsbitten an die Valar handelte, wurde nicht überliefert.
Titel: Re: Religion in Mittelerde (und auch in "Rings of Power")
Beitrag von: dreisam am 24.09.2024 | 20:19
Es konnte in gewissen Situationen vorkommen, dass Mitglieder der Freien Völker bestimmte Valar um Hilfe baten. Nähere Details dazu sind nicht bekannt.

Nach ein bisschen Herum-Erinnern kann ich diese Aussage so dann doch nicht stehen lassen. Wenigstens in großer Not riefen zumindest die Eldar nach dem Beistand der Valie namens Varda Elentári (Elbereth Gilthoniel). Die Elben fühlten sich mit ihr besonders verbunden. Der Vorgang dieser Anrufung wurde von JRR Tolkien als „invocation“ bezeichnet. Es ist nicht ganz klar, wie formalisiert solche Varda-„invocation“s waren, aber immerhin existierte ein entsprechendes Gedicht („Aerlinn in Edhil o Imladris“): „Oh Sternenkönigin Sternentzünderung! [...] hier schreie ich zu dir unter dem Schatten des Todes! Oh blicke auf mich, Ewigweiße!“

Anscheinend – und mehr oder weniger spontan und formalisiert – sprachen Mitglieder der Freien Völker auch Segnungen aus. Mir sind diesbezüglich zwei Beispiele bekannt.
Andererseits wurden ebenfalls Taten beschrieben, bei denen vielleicht irgendeine Form von „invocation“ oder „blessing“ oder „hallowing“ zu erwarten wäre, derlei jedoch bemerkenswerterweise ausblieb. Dies galt zum Beispiel sowohl für die Herstellung von Lembas-Brot als auch für Aragorns Heiltaten.