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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Weltengeist am 20.12.2024 | 21:00

Titel: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Weltengeist am 20.12.2024 | 21:00
Muss mich grad mal aufregen...

Habe mir gerade ein neues Setting angeschaut. Sah eigentlich ganz vielversprechend aus - starke Sword-and-Sorcery-Vibes, der Götterkrieg hat alle Götter (bis auf zwei) ausgelöscht und ganze Länder gleich mit. Magier sind eine zurückgezogene und vorsichtige Sekte geworden. Die nichtmenschlichen Spezies passen auch gut (insb. Tiermenschen). Ruinen und alte Geheimnisse des vergangenen goldenen Zeitalters überall. Klang schick.

Und dann mach ich das Buch auf, und da steht dann wieder drin: Alle magischen Schulen aus dem GRW können verwendet werden. Druids, Wizards, Warlocks - you name it. Alle Spezies auch - sind zwar nicht so häufig, aber hey, natürlich gibt's auch Elfen, Zwerge und das ganze übliche Gelichter. Techniklevel? Keine Angaben, aber die (fröhlich aus StockArt zusammengeklatschten) Bilder reichen von Eisenzeit über Jack Sparrow bis Sherlock Holmes. Und dann gibt's da als i-Tüpfelchen noch das mittlerweile scheinbar obligatorische Vampirkönigreich, in dem alle Namen auf "-ov" und "-ova" enden. Ich könnt grad kotzen.

Was mich zu einer Frage bringt, die mich schon mein ganzes erwachsenes Rollenspielerleben lang beschäftigt: Muss denn wirklich jedes Setting, das so etwas wie einen Stil zu haben scheint, am Ende wieder in der gleichen Einheitsbrühe ersäuft werden? Häufig ist da eine tolle, eigenständige Grundidee, und dann - klatsch: müssen noch Elfen, Zwerge, Orks, Ritter, Prinzessinnen, Wikinger, Ninjas und Gothic-Vampire mit rein. Sogar bei Myranor, das ich anfangs gerade dafür geliebt habe, dass es all das nicht gab...

Dabei fing es für mich schon mit Terry K. Amthors Shadow World an: sie hatte wirklich einen ganz eigenen Stil, und dann hat man einfach einen Haufen Drittautoren drauf losgelassen, denen die ursprüngliche Vision scheißegal war und die einfach das mit in die Welt gepackt haben, was sie sowieso gerade in der Schublade hatten. Aber ich werfe das auch einem Keith Baker vor - sein Eberron wäre so viel cooler, wenn er ganz auf die Dragonmarked Houses und Artefaktmagie gesetzt hätte, statt wieder alle D&D-Zauberklassen zuzulassen. Naja, und wenn es nach mir geht, hätte man auch nicht wieder den ganzen Spielbare-Rassen-plus-Monsterhandbuch-Zoo mit reinpacken müssen...

Und natürlich gibt es auch auf Eberron ein Vampir-Königreich (falls ihr jetzt sagt: "Hä? Wo?", dann hab ich nix gesagt ;)) Genauso wie auf Arcanis, wo es absolut null zum restlichen Setting passt. Und genau wie auf Midgard (also dem Kobold-Press-Midgard), wo es mich ebenfalls maximal nervt - schon allein, weil es keinerlei vernünftigen Grund dafür gibt, dass die jetzt nicht die Welt überrannt haben, wenn sie schon ein ganzes Land voll Vampire nebst zugehörigem Futter haben.

Oder unser deutsches Midgard. Nehmen wir - nur mal als Beispiel - den Karmodin. Einen magischen Wald in einer Region, die als ursprünglich als frühmittelalterlich-slawisch charakterisiert wird und die direkt an das Territorium der Hunnen (sorry, Tegaren) grenzt. Der Wald markiert zudem die Grenze zwischen unserer und der Anderswelt. Da kommt dann eine Kampagne zu raus, auf die man sich freut und die mit einem supermystischen Abenteuer beginnt. Und dann geht es in Wahrheit - um aztekische Vampirgötter? Und das Finale hat plötzlich deutlich mehr von 19. Jahrhundert-Rumänien als vom ursprünglichen Setting? Aaargh!

Aber auch sonst erinnert mich das, was bei Rollenspiel-Settings immer wieder angerichtet wird, ein bisschen an koreanische Küche: Großartiges, wirklich großartiges Essen, das dann aber routinemäßig bis zur Unkenntlichkeit unter "special sauce" (aka Chili bis der Arzt kommt) ertränkt wird.

Ich will ja niemandem seine Kitchen Sinks wegnehmen, und ich kann problemlos damit leben, dass Aventurien, Golarion, Faerûn, Lorakis und wie sie alle heißen jeden "Specialist" (nach Robin Laws) abholen wollen. Aber könnt ihr uns anderen, denen das schon seit Jahren zum Hals raushängt, nicht wenigstens unsere Nischen lassen?
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: gilborn am 20.12.2024 | 21:30
Und natürlich muss jede Exotenrasse auch für den Spieler zugänglich sein, egal wie selten oder schlicht unpassend er ist... und wehe die Spielwelt reagiert auf ihn als wäre er so fremdartig wie er nunmal ist, dann ist aber Schicht im Schacht!
 ~;D

PS: Schön dass du wieder da bist!
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: JS am 20.12.2024 | 21:53
(insb. Tiermenschen).

Ich wundere mich gerade ein wenig, daß dieser total ausgelutschte Punkt nicht dazugehört und der Frust erst mit den anderen Klischees begann. Und es gibt doch so viele Nischensettings, die natürlich nur von wenigen gespielt werden, daß Sorgen unbegründet sind.  :think:
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Xemides am 20.12.2024 | 22:11
Dann nimm doch Glorantha ^^
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 20.12.2024 | 22:12
Da dürfte mMn mit reinspielen, daß die weitaus meisten gerade Fantasy-Rollenspielschreiber selbst da, wo sie nicht von vornherein für D&D schreiben (wo halt die "Standard"völker und -klassen bereits im System fest verankert sind und entsprechend gnadenlos in alle Settings mitgeschleift werden), zumindest in erster Linie genau dieses kennen und also schon mit entsprechenden Bildern im Kopf antreten. Und selbst, wo das mal nicht der Fall ist, sind die meisten anderen denkbaren Spielvorbilder ihrerseits auch schon stark von D&D mitgeprägt (ja, Midgard und DSA, guckt nicht so unschuldig, Videospiele und "klassische" Fantasy-Anime sowieso nicht...), so daß man aus der Klischeefalle und Das-muß-doch-aber-so-sein-richtig?-Denke gar nicht mal so einfach wieder herauskommt.

Ein bißchen mag dann auch noch die Versuchung dazukommen, gleich eine ganze Fantasywelt aufzusetzen -- und so eine Welt ist ja recht groß, da paßt also, möchte man vielleicht denken, schon ohne große Probleme auch alles Mögliche hinein. Wieso also nicht erst mal den ganzen Standardmüll hineinpacken (die Elfen leben natürlich hier, die Zwerge da...) und dann noch das, was man an eigenen Ideen tatsächlich hat, noch obendrauf dazutun?

Teil meines persönlichen Ansatzes wäre denn auch, ein Fantasysetting erst mal einigermaßen klein zu halten. So was wie beispielsweise zwei bis vier gegenseitig benachbarte und nicht unbedingt immer harmonisch miteinander auskommende Königreiche o.ä. sollte eigentlich schon vielen Gruppen genug Gelegenheit geben, sich eine ganze Weile auszutoben, ohne gleich auch noch auf der anderen Seite des großen Ozeans nach Abenteuern suchen zu müssen -- und in eine so potentiell vergleichsweise überschaubare Gegend muß ich dann auch gar nicht zwanghaft alles Erdenkliche quetschen, sondern sowohl deren einzelne Teile als auch die Gesamtheit können allemal jeweils ihre eigene klare Identität haben. (Und um neue Gefahren "von außerhalb" erweitern kann ich das Ganze ja später immer noch, wenn ich unbedingt muß...ja, kreative Faulheit ist auch ein wenig Teil des Gedankens. ;))
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Mithras am 20.12.2024 | 22:42
Deswegen Hyboria: Humans only, various Cultures. Basta. Oder halt Hausregeln. Aber dieser D&D 5E Zoo der mit 3.0 ja schon anfing geht mir auch auf die Nerven. Golarion finde ich das schlimmste Beispiel das es gibt...
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Tudor the Traveller am 20.12.2024 | 23:21
Hmm. Ehrlich gesagt empfinde ich es genau anders herum: zuviel Super Special - oft grimdark - Settings und viel zu wenig generischer High Fantasy Kitchen Sink, der nicht irgendwie doch einen erzwungenen Twist hat um ihn speziell zu machen ...  :think:
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Haukrinn am 20.12.2024 | 23:28
Produziere, was die Leute kaufen. Abweichungen davon gibt's nur selten.

Talislanta, Empire of the Petal Throne, Arcana Evolved/Diamond Throne (aber bitte nicht die Neuauflage mit dem total verhunzten Cypher-System) und dann wird es schon eng.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 20.12.2024 | 23:46
Ich wundere mich gerade ein wenig, daß dieser total ausgelutschte Punkt nicht dazugehört und der Frust erst mit den anderen Klischees begann.

Mag mit daran liegen, daß dieser Punkt verglichen mit einer Reihe anderer Fantasyklischees (wie beispielsweise ach so exotischen Menschen wahlweise mit spitzen Ohren oder in kurz) so ausgelutscht noch gar nicht ist...und in mancher Hinsicht eigentlich sogar besser ins Genre paßt, denn so was wie sprechende Tiere dürften zumindest viele von uns ja noch ganz selbstverständlich aus ihrer Kindheit kennen. Und: bei Tiermenschen besteht ja gerade nicht jeder Hinz und Kunz darauf, daß die unbedingt "zur Fantasy" gehören und deshalb in jedes Spiel mit hineinmüssen, das haben sie also schon mal für sich. :)
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: JS am 20.12.2024 | 23:55
Tiermenschen im Fantasy-RSP waren schon in den 90ern ausgelutscht und sind in so vielen Settings wie unsere Elfen und Zwerge.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 21.12.2024 | 00:17
Tiermenschen im Fantasy-RSP waren schon in den 90ern ausgelutscht und sind in so vielen Settings wie unsere Elfen und Zwerge.

Sind sie zumindest als spielbare Charaktere (über NSC-Lokalkolorit kann man sich streiten, aber in die Kategorie fallen dann auch gleich wieder diverse "klassische Monster"...wie ausgelutscht sind beispielsweise Drachen?) meines Wissens definitiv nicht, also erzähl' bitte keinen Kokolores.

Es ist auch nicht so, als ob ich in Sachen Tiermenschen einen besonders stark ausgeprägten allgemeinen Für- oder Wider-Standpunkt hätte. Ob und wie gut die in ein Setting passen, hängt für mich recht direkt wiederum von diesem ab -- eine Welt, die ohne sie gar nicht richtig funktionieren würde, ist nun mal nicht dasselbe wie eine, die sie in etwa so nötig braucht wie ein Fisch ein Fahrrad. Nur wenn einer käme und mir erzählen wollte, alle Settings fielen ausschließlich in die eine oder andere Kategorie...dem würde ich halt einen Vogel zeigen. ;)
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Marduk am 21.12.2024 | 00:20
Es gibt sie, die Nichstandardsettings, aber die sind halt nicht so erfolgreich, weil die Mehrheit halt die Standardsettings will..

Exalted, Glorantha, Shadows of Esteren sind da nur ein paar Beispiele, die sind aber gerade in Deutschland halt nur Nische in der Nische.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Gondalf am 21.12.2024 | 00:33
Muss mich grad mal aufregen...


Und dann mach ich das Buch auf, und da steht dann wieder drin: Alle magischen Schulen aus dem GRW können verwendet werden. Druids, Wizards, Warlocks - you name it. Alle Spezies auch - sind zwar nicht so häufig, aber hey, natürlich gibt's auch Elfen, Zwerge und das ganze übliche Gelichter. Techniklevel? Keine Angaben, aber die (fröhlich aus StockArt zusammengeklatschten) Bilder reichen von Eisenzeit über Jack Sparrow bis Sherlock Holmes. Und dann gibt's da als i-Tüpfelchen noch das mittlerweile scheinbar obligatorische Vampirkönigreich, in dem alle Namen auf "-ov" und "-ova" enden. Ich könnt grad kotzen.

Was mich zu einer Frage bringt, die mich schon mein ganzes erwachsenes Rollenspielerleben lang beschäftigt: Muss denn wirklich jedes Setting, das so etwas wie einen Stil zu haben scheint, am Ende wieder in der gleichen Einheitsbrühe ersäuft werden? Häufig ist da eine tolle, eigenständige Grundidee, und dann - klatsch: müssen noch Elfen, Zwerge, Orks, Ritter, Prinzessinnen, Wikinger, Ninjas und Gothic-Vampire mit rein. Sogar bei Myranor, das ich anfangs gerade dafür geliebt habe, dass es all das nicht gab...

…Dabei fing es für mich schon mit Terry K. Amthors Shadow World an: sie hatte wirklich einen ganz eigenen Stil, und dann hat man einfach einen Haufen Drittautoren drauf losgelassen, denen die ursprüngliche Vision scheißegal war und die einfach das mit in die Welt gepackt haben, was sie sowieso gerade in der Schublade hatten. Aber ich werfe das auch einem Keith Baker vor - sein Eberron wäre so viel cooler, wenn er ganz auf die Dragonmarked Houses und Artefaktmagie gesetzt hätte, statt wieder alle D&D-Zauberklassen zuzulassen. Naja, und wenn es nach mir geht, hätte man auch nicht wieder den ganzen Spielbare-Rassen-plus-Monsterhandbuch-Zoo mit reinpacken müssen...



Eventuell einfach anpassen, weglassen, was nicht gefällt, umgestalten, was nicht passt.
Ist ja deine Runde, anders wird es wohl nicht gehen.

Das habe ich hier aus dem Tanelorn erst so richtig durchblickt.
Die Leute tauschen Settings und Regelsysteme, spielen Regeln Version 4, mit der Welt aus 1.
Kein Bock auf Metaplot, dann ändere ich ihn oder lasse ihn weg und spiele ein angepasstes D&D Abenteuer in meiner DSA Runde.

Irgendwie passt vieles ja nie so 100%, irgendwas muss man eh anfassen, also einfach machen, wie es gefällt.

>;D

Tiermenschen im Fantasy-RSP waren schon in den 90ern ausgelutscht und sind in so vielen Settings wie unsere Elfen und Zwerge.

Naja, ein Tick weniger ist es schon.
Wobei ich auch finde, wenn es ins Setzing passt oder mal ein Klischee aufgebrochen wird, ist es auch halb so wild.
In MYZ gab es Tiermenschen, die waren auch etwas anders..
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: JS am 21.12.2024 | 00:47
also erzähl' bitte keinen Kokolores.

Ich diskutiere nicht mehr mit Leuten, die das Mindestmaß an Höflichkeit unterbieten.
Bin raus aus dieser Farce.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: klatschi am 21.12.2024 | 00:48
Ich verstehe Weltengeists Kritik da schon etwas weitergehend. Es gibt ja zwei Elemente, die hier durcheinandergeworfen werden: Setting und regeltechnische Umsetzung.

Hmm. Ehrlich gesagt empfinde ich es genau anders herum: zuviel Super Special - oft grimdark - Settings und viel zu wenig generischer High Fantasy Kitchen Sink, der nicht irgendwie doch einen erzwungenen Twist hat um ihn speziell zu machen ...  :think:

Wenn ich Weltengeist richtig verstanden habe, dann ist das das eine: Ein Setting hat eben eine gewisse Tonalität und twists und Co, um einen Unique Selling Point aufzubauen. Dazu kann man stehen wie man will, die Kritik äußert sich ja daran, dass man sich dann nicht traut, dies auch regeltechnisch darzustellen, indem das Setting gewisse Charakterklassen und Völker ausschließt, Zauberschulen verbietet und damit die Spelllist einschränkt und und und. Das hat dann auch gar nichts damit zu tun, wie sehr das Setting versucht, in der Geschichte einen Unique Selling Point zu erzwingen, weil es am Ende dann doch wieder beim selben rauskommt, mit minimalen, nicht-inversiven Einschränkungen (Zwerge und super selten, aber den Spielern natürlich dennoch als Volk nicht vorenthalten).

Also, so zumindest meine Interpretation, und den Eindruck habe ich manchmal auch.

Ich denke, dass manchmal dahinter auch einfach zu einem gewissen Grad die Faulheit der Entwickler steckt. Denn Spellists einzuschränken bedeutet, dass ich mir genau Gedanken muss, wer eigentlich Zugriff auf welchen Spell haben muss. Charakterklassen wegzunehmen bedeutet, dass gewisse "Rollen" vielleicht nicht abgebildet werden. Und so weiter.
Mein Lieblingsbeispiel ist "Adventures in Rokugan", ein DnD-Derivat, das L5R actionlastiger machen soll. Es sind tolle Ideen im Spiel, aber man hat sich nicht getraut, einen weiteres Attribut einzuführen (Honor), obwohl ein solcher Schritt im DMG ausdrücklich als Beispiel für Samurai-Kampagnen beschrieben wird. Das wäre natürlich für die Klasse des Courtiers / Höflings mega passend, dann macht man lieber einfach viele in sich / der Klasse geschlossene Subsysteme, als dass man mit einer Veränderung der Attribute das ganze Spiel anfasst.
Gerade Magiesysteme sind da schwer zu adaptieren, wie Aikar mal über seine DnD-DSA Conversion geschrieben hat.

Da taugt mir gerade Dolmenwood sehr, das einfach in vielen Bereichen abseits der Wege geht. Da geht halt aber dann auch nicht alles...Wie man aber einen Grimalkin (ein Katzenwesen, das die Form zwischen gestiefelten Kater, Hauskatze und Wildkatze wandeln kann) darstellt, ist dann immer so ne Frage. Oftmals verliert sich die Darstellung ja dann im Aufgreifen klassischer Fantasy-Klischees.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 21.12.2024 | 01:28
Generell: ein Fantasysetting, insbesondere eins Marke Eigenbau, kann so aussehen, wie sein(e) Erschaffer das möchte(n). Das kann eine für viele vertraut-bequeme EDO-Klischeepackung sein, muß aber nicht; und man kann versuchen, alles Mögliche und dann noch dreimal Nachschlag hineinzuquetschen, aber nötig ist auch das nicht zwingend und weniger ist insbesondere im kleineren Rahmen schnell mal mehr. Wenn man sich nicht dauernd in der Breite verzetteln muß, dann kann man mit demselben Aufwand eben statt dessen auch mal mehr ins Detail und die Tiefe gehen.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Eismann am 21.12.2024 | 03:38
Ich war vor einer Weile in einem Restaurant, alles sehr chic, modern und auf teures Steakhouse aufgezogen. Auf der Karte waren dann aber neben ein paar Steaks hauptsächlich Currywurst, Spabo und Schnipo. Denn es war in Spanien in einer deutschen Seniorenhochburg mit einem Campingplatz ein paar Straßen weiter.
Das erinnert mich irgendwie an das Thema: Wenn man der Masse folgt, dann landet man früher oder später eben beim Standard. Ob man das aus Gewohnheit tut, weil man nichts anderes kennt oder weil man auf die Wünsche einer möglichst großen Zielgruppe eingehen will.
Andererseits ist es auch nicht leicht etwas Neues (und vorzugsweise "Gutes") aufzuziehen, ohne zu krude zu werden.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Weltengeist am 21.12.2024 | 07:57
Ich wundere mich gerade ein wenig, daß dieser total ausgelutschte Punkt nicht dazugehört und der Frust erst mit den anderen Klischees begann. Und es gibt doch so viele Nischensettings, die natürlich nur von wenigen gespielt werden, daß Sorgen unbegründet sind.  :think:

Auch wenn du dich ja scheinbar schon wieder aus der Diskussion zurückgezogen hast, würde ich dazu gerne etwas klarstellen:

Natürlich kann man die obige Liste an Klischees noch beliebig erweitern. Beispielsweise um Tiermenschen. Oder um einen Italienische-Renaissance-Staat. Oder um das übliche Cthulhu-Zeugs.

Mir geht es aber nicht darum, dass nichts davon drin sein darf. Natürlich darf es das. Ich hab nichts gegen Elfen und Zwerge. Ich hab nichts gegen Wikinger (also im Rollenspiel jedenfalls ;)). Ich hab nicht mal was gegen den gelegentlichen Vampir (solange sein Name nicht gerade auf -ov endet und er bei Knoblauch Panikattacken kriegt). Was mich nervt, ist dass immer ALLES davon drin sein muss. Also Elfen UND Zwerge UND Orks UND Vampire UND Cthulhu UND Mongolen UND Renaissance-Staat UND Ritter+Prinzessin UND der gesamte griechische Mythenzoo UND alles von den Gebrüdern Grimm UND Pirates of the Carribean UND UND UND.

Für mich ist das so, als würde ich in der Küche den Schrank aufmachen und sagen: Kochen wir mal was leckeres. Wie machen wir das? Indem wir alles in einen Topf tun, was lecker ist. Schnitzel: Check. Pommes: Check. Nutella: check. Orangen: Check. Ketchup und Mayo und Senf und Sojasoße und Aceto Balsamico: Check. Noch ein Stück Pizza rein, Weintrauben, eine Dose Hering in Tomatensoße, ein Stück Kuchen, eine halbe Tüte Gummibärchen. Und jetzt warm machen, kräftig umrühren und voilá - einfach genießen... :puke:
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Raven Nash am 21.12.2024 | 08:06
Als Weltenbauer sehe ich das Problem vor allem darin: es ist nunmal viel einfacher, vermeintliche Standards zu übernehmen, als selber etwas zu entwickeln, dass dann in sich stimmig bleibt. Wenn man seine Welt mit dem Spezies-Zoo vollpackt, muss man bei den Kulturen nicht besonders in die Tiefe gehen. Die Tiermenschen verhalten sich eben wie vermenschlichte Tiere, die Elfen sind eben Elfen, die Zwerge saufen Bier und stinken - Ende.

Eine in sich stimmige Welt zu bauen, erfordert nunmal Arbeit. Soll sie mehr sein als 08/15-EDO, bedarf das auch noch Recherche. Und wenn man dann auch noch für D&D baut, darf man um Himmels Willen nur keine PHB-Rasse verbieten!
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Mithras am 21.12.2024 | 08:09
Das es Exalted nicht auf deutsch gibt stößt mir auch auf aber der Durchschnittsmichel aus D-Land kauft und spielt halt nur 08/15 Fantasy... :bang:
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: diogenes am 21.12.2024 | 08:19
Ich finde es schade, dass bei diesen Diskussionen immer ein bisschen Elitismus zumindest latent mitschwingt. Nach dem Motto, wir echten Rollenspieler*innen, wir wollen ausgefallene tolle Settings mit genau abgestimmten Regeln dazu aber das Fußvolk will ja nur den Standard McFantasy mit alles.

Die Realität ist, dass sich Standard D&D Fantasy eben am besten verkauft. Das meiner Meinung nach Positive, das Kitchen Sink settings da leisten, ist in dieser Standard-Schablone eben möglichst viel unterzubringen. Die Frage ist doch, egal wie ausgelutscht das auch ist, was man damit am Spieltisch macht. Ich oute mich da gern als 08/15 Pathfinder Golarion Fan. Mehr Kitchen Sink als Golarion und Pathfinder, besonders seit 2e geht ja nicht. Aber es macht halt am Tisch real einen Unterschied, ob ich in Ustalav mit all den -ov und -ova-Vampir*innen spiele oder im Mwangi-Becken oder im Untoten-Staat Geb. Dass das alles etwas unrealistisch nah beieinander liegt, wenn man mit einer "Realismus"-Brille drauf guckt, geschenkt, aber wer macht denn das wirklich, also im Spiel.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Weltengeist am 21.12.2024 | 08:30
Ich finde es schade, dass bei diesen Diskussionen immer ein bisschen Elitismus zumindest latent mitschwingt. Nach dem Motto, wir echten Rollenspieler*innen, wir wollen ausgefallene tolle Settings mit genau abgestimmten Regeln dazu aber das Fußvolk will ja nur den Standard McFantasy mit alles.

Also zumindest von mir ist das ausdrücklich nicht so beabsichtigt, im Gegenteil: Deshalb schrieb ich ja oben, dass ich jedem sein Kitchen-Sink-Setting gönne. Ich hab auch selbst mehrere (teilweise komplett) im Regal stehen. Und mir ist auch klar, dass den großen Massen-Blockbustern auch gar nichts anderes übrig bleibt, als breite Settings zu bauen, die möglichst viele Vorlieben und Spielstile abholen.

Mir geht es vielmehr darum, dass es abseits davon ja auch Platz für Nischen gibt. Diese werden aber immer wieder beschädigt. Und ich kaufe das Argument nicht, dass "der Deutsche" oder wer auch nur das immer gleiche kaufen würde. Sieht man ja im Romanbereich. Weder bei Joanne K. Rowling noch bei George R.R. Martin noch in Brandon Sandersons Cosmere-Kosmos kommt alles zum Einsatz, was je in der Fantastik erfunden wurde. Es geht also, und es geht auch erfolgreich. Aber wie Raven Nash oben schreibt: Dazu muss man in sein Worldbuilding mehr Denkzeit investieren. Und man muss die Abkehr von den seit 50 Jahren angewöhnten Tropes auch wollen (und dem Leser/Spieler das gleiche zutrauen).
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Kaskantor am 21.12.2024 | 08:35
Malmsturm und Engel wären 2 deutsche Settings, die mir spontan einfallen würden…
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Mithras am 21.12.2024 | 08:36
Konkret macht mein SL das so, gerade jetzt aktuell. Von Geb zum Mwangibecken mit ein paar Tagen Fußmarsch.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Sashael am 21.12.2024 | 08:51
Ich hab das mal versucht und ein Setting mit recht harten Einschränkungen bei der Spezies- und Klassenwahl aufgesetzt.

Wortwörtlich der erste Spieler kam mit einem Konzept an, das die Einschränkungen ignorierte. Mit ganz viel Bliblahblub, warum das denn jetzt doch passen würde, garniert mit dem Vorwurf, ich würde Kreativität einschränken. Während das Konzept de facto nur aus Powergaming bestand.

Die Runde hat auch nur 3 oder 4 Sessions gehalten.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Tudor the Traveller am 21.12.2024 | 09:01
Für mich ist das so, als würde ich in der Küche den Schrank aufmachen und sagen: Kochen wir mal was leckeres. Wie machen wir das? Indem wir alles in einen Topf tun, was lecker ist. Schnitzel: Check. Pommes: Check. Nutella: check. Orangen: Check. Ketchup und Mayo und Senf und Sojasoße und Aceto Balsamico: Check. Noch ein Stück Pizza rein, Weintrauben, eine Dose Hering in Tomatensoße, ein Stück Kuchen, eine halbe Tüte Gummibärchen. Und jetzt warm machen, kräftig umrühren und voilá - einfach genießen... :puke:

Perspektive. Niemand würde das so essen, stimmt. Aber betrachte es als Buffet und du wirst sehr viel mehr Leute zufrieden stellen als mit einem einzelnen Gericht.

Wenn du eine blaue Wand möchte, wird dich jeder Farbtupfer aufregen. Wenn du eine bunte Wand möchtest, wird dich jedes Farbkonzept stören.

Verstehe mich nicht falsch: deine Kritik ist mir klar. Aber wie hier schon angedeutet wurde, scheint mir das eine recht elitäre Perspektive einzunehmen, quasi der Gourmet beim Restaurant-Test. Der Anspruch ist da imo schon recht hoch und schwierig zufrieden zu stellen.

Aber ja, natürlich ist es auch so, dass Gerichte für Gourmets gerne mal durch Mainstream Küche aus der Gourmet Perspektive entwertet werden, während der Currywurst Mensch dafür ein "exotisches" Gericht bekommt.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Boba Fett am 21.12.2024 | 09:03
Wenn Du D&D spielen willst, nimm Athas.
Gibt es zwar nur als A&D& oder DnD4e, aber die Regeln sind doch schnell konvertiert. Und 4e ist doch nicht schlecht.
Oder Symbaroum. das gibt es sogar als 5e - und vorkommende Elfen und Zwerge sind bestimmt nicht das, was Kitchen Sink ist.
Oder Brancalonia?
Und wenn nicht, wurden hier schon einige Alternativen genannt. Oder Symbaroum...
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Tele am 21.12.2024 | 09:06
Wieso sollte ich Spielern verbieten etwas zu spielen? Rollenspiel soll Freiheit sein und die eigene Fantasie die Grenze und nicht der Ego-Trip des Autors oder SL.

Klar, wenn es Sachen in der Welt nicht gibt, dann kann man sie nicht spielen. Wenn es aber alles gibt, dann sollte man es auch spielen können. Gerade bei eigenen Sachen.

Dann noch immer der Schneeflocken-Aspekt. "Das ist mir zu Mainstream. Elfen sind doof. Ich bin so Special und meine Idee ist so besonders."
Nein, sie ist langweilig.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: tartex am 21.12.2024 | 09:22
Shadow of the Weird Wizard geht Mal einen anderen Weg und hat nur Menschen als spielbaren Ursprung im Grundregelwerk.

Das wurde dann gleich als Geldmacherei und Unverschämtheit ausgelegt.

Als Spieleproduzent kann man nicht am Markt vorbei produzieren. Aber SL kann man versuchen Grenzen abzustecken. So wie in meiner D&D-Einsteigerrunde in Aventurien, wo der erste Neuling abseits der von mir geteilten Liste gleich mit Warforged-Palladin ankam.  ;D
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Sashael am 21.12.2024 | 09:35
Wieso sollte ich Spielern verbieten etwas zu spielen? Rollenspiel soll Freiheit sein und die eigene Fantasie die Grenze und nicht der Ego-Trip des Autors oder SL.

Klar, wenn es Sachen in der Welt nicht gibt, dann kann man sie nicht spielen. Wenn es aber alles gibt, dann sollte man es auch spielen können. Gerade bei eigenen Sachen.

Dann noch immer der Schneeflocken-Aspekt. "Das ist mir zu Mainstream. Elfen sind doof. Ich bin so Special und meine Idee ist so besonders."
Nein, sie ist langweilig.
Sorry, aber immer allen alles offen zu halten, DAS ist langweilig.

Und wenn man ein Weltkonzept hat, dann passen manche Sachen halt einfach nicht. Punkt.

Dass D&D5 per default ein unglaublicher Einheitsbrei ist, ist sicher nicht die Schuld der Spieler. Aber die Forderung, immer nur aus dem kompletten Brei schöpfen zu wollen, ist es eben schon.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: gilborn am 21.12.2024 | 09:36
Sehe ich auch so.

Es geht um die Stimmigkeit der Welt als Ganzes.
Den Anspruch zu haben, alles spielen zu dürfen ohne nach links und rechts zu schauen, da würde ich den EgoTrip sehen.

Wenn ich eine "Themed" Kampagne leiten will, bei der beispielsweise alle Hobbits sein sollen, und man will in der Runde mitspielen, dann sollte man auch die Setzung akzeptieren und nicht mit einem Ork anrücken. Selbst wenn die im Handbuch als spielbare Rasse drin stehen.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Blizzard am 21.12.2024 | 09:36
Muss mich grad mal aufregen...

Habe mir gerade ein neues Setting angeschaut. Sah eigentlich ganz vielversprechend aus - starke Sword-and-Sorcery-Vibes, der Götterkrieg hat alle Götter (bis auf zwei) ausgelöscht und ganze Länder gleich mit. Magier sind eine zurückgezogene und vorsichtige Sekte geworden. Die nichtmenschlichen Spezies passen auch gut (insb. Tiermenschen). Ruinen und alte Geheimnisse des vergangenen goldenen Zeitalters überall. Klang schick.

Und dann mach ich das Buch auf, und da steht dann wieder drin: Alle magischen Schulen aus dem GRW können verwendet werden. Druids, Wizards, Warlocks - you name it. Alle Spezies auch - sind zwar nicht so häufig, aber hey, natürlich gibt's auch Elfen, Zwerge und das ganze übliche Gelichter. Techniklevel? Keine Angaben, aber die (fröhlich aus StockArt zusammengeklatschten) Bilder reichen von Eisenzeit über Jack Sparrow bis Sherlock Holmes. Und dann gibt's da als i-Tüpfelchen noch das mittlerweile scheinbar obligatorische Vampirkönigreich, in dem alle Namen auf "-ov" und "-ova" enden. Ich könnt grad kotzen.


Nur Interesse halber: Welches Setting ist/war das ?
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Weltengeist am 21.12.2024 | 10:03
Nur Interesse halber: Welches Setting ist/war das ?

Eines, das bis auf eine unbeantwortete Anfrage (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,126619) von Andropinis hier im Tanelorn überhaupt nicht diskutiert wurde: Odysseys and Overlords.

Tut aber für die Diskussion hier nichts zur Sache; ich könnte SEITEN vollschreiben mit Settings aus diversen Subgenres der Fantastik, bei denen ich aus den gleichen Gründen frustriert war.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Tudor the Traveller am 21.12.2024 | 10:16
Sehe ich auch so.

Es geht um die Stimmigkeit der Welt als Ganzes.
Den Anspruch zu haben, alles spielen zu dürfen ohne nach links und rechts zu schauen, da würde ich den EgoTrip sehen.

Wenn ich eine "Themed" Kampagne leiten will, bei der beispielsweise alle Hobbits sein sollen, und man will in der Runde mitspielen, dann sollte man auch die Setzung akzeptieren und nicht mit einem Ork anrücken. Selbst wenn die im Handbuch als spielbare Rasse drin stehen.

Beide Seiten sind legitime Interessen. Ich wüsste z.B. nicht, warum ich mir von einer SL vorschreiben lassen soll, was ich spielen darf. Da muss schon sehr viel Vertrauen bestehen.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Mithras am 21.12.2024 | 10:19
Also ich sehe das so das diese Special Snowflakes mittlerweile ein Marketing Konzept ist das mit D&D 5E einhergeht und jeder alles spielen kann in seinem sprechenden Zoo. Guckt euch doch mal die Gruppen an bei D&D 5. Tabaxi, Tortle und was nicht alles. Jeder ist was ausgefalleneres als der Rest. Das ist ein Absatzinstrument für mehr Verkäufe. Einfach Nö, man muss nicht in jedem Setting alles erlauben wenn es nicht zum Hintergrund passt und fertig. Siehe Athas. Eberron hätte das auch super hinbekommen wie Weltengeist geschrieben hat. Menschen sind mittlerweile die Exoten.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Swanosaurus am 21.12.2024 | 10:28
Wieso sollte ich Spielern verbieten etwas zu spielen? Rollenspiel soll Freiheit sein und die eigene Fantasie die Grenze und nicht der Ego-Trip des Autors oder SL.

Klar, wenn es Sachen in der Welt nicht gibt, dann kann man sie nicht spielen. Wenn es aber alles gibt, dann sollte man es auch spielen können. Gerade bei eigenen Sachen.

Dann noch immer der Schneeflocken-Aspekt. "Das ist mir zu Mainstream. Elfen sind doof. Ich bin so Special und meine Idee ist so besonders."
Nein, sie ist langweilig.

Ich glaube, es geht da eher um (unterstellte) Spielkultur: Wenn die Erwartung ist, dass der klassische D&D-Zoo komplett verfügbar sein muss, weil Spieler*innen sonst ungebührlich eingeschränkt werden, dann ist das halt für Settingdesigner der Appell, auch bitte alles irgendwie aufzunehmen.

Wenn ich eine Gruppe habe, in der ich mir leicht über die Core Story einig werde und damit darüber, welche Elemente was am eigenen Tisch zu suchen haben und welche rausfliegen, ist das ja gar kein großes Problem. Dann wird das Setting halt ohne Elfen, Zwerge und Vampire gespielt und auf den konzeptionellen Kern rangezoomt.

Wenn ich diese Gruppe nicht habe, dann bringt mir allerdings das Setting, dass die Elfen, Zwerge und Vampire von vorneherein weglässt, evtl. auch nicht viel, weil dann Spieler eben unzufrieden mit dem Setting sind.

Trotzdem nervt mich auch die Kitchen-Sink-Dominanz, weil die eben immer mehr den Eindruck verstärkt, das "müsste" es alles geben, sonst sei das Setting einschränkend und damit gängelnd, schlecht, kreativitätsfeindlich (obwohl es ja eigentlich eine Binsenweisheit ist, dass Beschränkungen die Kreativität fördern).

Und da ich hauptsächlich RSP-Leser bin, nervt mich das ständige Reingebutter von "All things D&D" in alle möglichen Settings erst recht, weil bei einem Lesetext ein Missklang eben ein Missklang ist - ich kann mir beim Lesen zwar überlegen, dass ich etwas im Spiel weglassen würde, aber bei der Erfahrung, mir eine präsentierte Welt lesend zu erschließen, stört das drangeklatschte Element erst mal und kostet mich Zeit, die ich lieber mit dem kreativen Kern des Settings verbringen würde als mit dem, was noch alles sein muss.

Abgesehen davon würde ich gerne festhalten: Die Erwartung, dass ein bestimmter "Satz" von Ancestries und anderen Settingelementen vorhanden sein muss, ist auch ganz schön elitär, weil sie tendenziell die Autor*innen ausschließt, die die D&Dismen aus dem einen oder anderen Grund nicht vollständig mit der Muttermilch aufgesogen haben und sich das alles plötzlich draufschaffen sollen. Sind vielleicht nicht so viele, aber trotzdem wäre es schön, wenn es ein bisschen mehr Platz gäbe für die Weltenbauer*innen, die einfach ihre eigenen Ideen umsetzen wollen, ohne sich zu fragen, wie sie da jetzt noch Elfen/Zwerge/Tieflinge in irgendeiner Form reinwurschteln.

EDIT: Nicht schlecht finde ich den Ansatz, einfach das eigene, konsistente Setting zu beschreiben und dann optionale Andockstellen vorzuschlagen, an denen die, die es wollen, ihre jeweiligen Liebingszwerge usw. unterbringen können. Ist allemal besser, als das X-te Zwergenvolk für das eigene Setting zu erfinden und zu beschreiben, mit einem kleinen Twist vielleicht, der dann aber auch wieder nicht so richtig anders sein darf, weil die Zwergenfans müssen ja ihren gewohnten Zwerg da unterbekommen. Letzteres ist einfach nur verschwendete Schreib- und Lesezeit.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: flaschengeist am 21.12.2024 | 10:39
[...] Und wenn man ein Weltkonzept hat, dann passen manche Sachen halt einfach nicht. Punkt. [...]

Sehe ich auch so.

Es geht um die Stimmigkeit der Welt als Ganzes.
Den Anspruch zu haben, alles spielen zu dürfen ohne nach links und rechts zu schauen, da würde ich den EgoTrip sehen.

Wenn ich eine "Themed" Kampagne leiten will, bei der beispielsweise alle Hobbits sein sollen, und man will in der Runde mitspielen, dann sollte man auch die Setzung akzeptieren und nicht mit einem Ork anrücken. Selbst wenn die im Handbuch als spielbare Rasse drin stehen.

+1. Ganz pragmatisch auch deswegen, weil passable SL eine rare Spezies sind und schnell die Lust verlieren, wenn sie nicht das leiten können, was ihnen liegt.


Ich denke, dass manchmal dahinter auch einfach zu einem gewissen Grad die Faulheit der Entwickler steckt. Denn Spellists einzuschränken bedeutet, dass ich mir genau Gedanken muss, wer eigentlich Zugriff auf welchen Spell haben muss. Charakterklassen wegzunehmen bedeutet, dass gewisse "Rollen" vielleicht nicht abgebildet werden. Und so weiter.
Mein Lieblingsbeispiel ist "Adventures in Rokugan", ein DnD-Derivat, das L5R actionlastiger machen soll. Es sind tolle Ideen im Spiel, aber man hat sich nicht getraut, einen weiteres Attribut einzuführen (Honor), obwohl ein solcher Schritt im DMG ausdrücklich als Beispiel für Samurai-Kampagnen beschrieben wird. Das wäre natürlich für die Klasse des Courtiers / Höflings mega passend, dann macht man lieber einfach viele in sich / der Klasse geschlossene Subsysteme, als dass man mit einer Veränderung der Attribute das ganze Spiel anfasst.
Gerade Magiesysteme sind da schwer zu adaptieren, wie Aikar mal über seine DnD-DSA Conversion geschrieben hat.

Das scheint mir ein wichtiger Punkt. Wobei ich eher ökonomisches Kalkül als Faulheit unterstelle:

1. Das D&D 5 Regelwerk ist extrem dominant im RPG Markt.
2. Wenn ich mit meinem Setting (egal welchem) kommerzielle Interessen verfolge, ist es also schlau auf die D&D 5 Regeln aufzusetzen.
3. D&D 5 ist aber nun einmal High Fantasy und kann daher (ohne zahlreiche Anpassungen, die vermutlich auch nicht weniger Arbeit sind, also gleich ein passendes System zu entwickeln) das Spielgefühl anderer Settings nur bedingt abbilden.
4. Kurzum, in der Spielpraxis funktioniert mein fancy Setting mit D&D 5 Regeln schlecht. Macht aber nix, weil mein Settingbuch tolle Texte und vor allem viel hochwertiges Artwork sowie ein Profi-Layout hat - mit dieser schönen Verpackung verkauft es sich gut. Dass es schlecht funktioniert, merken die Käufer erst später und auch nur jene, die es überhaupt an den Spieltisch bringen, anstatt es für den "Pile of Shame" oder das Sammlerregal zu erwerben.


Teil meines persönlichen Ansatzes wäre denn auch, ein Fantasysetting erst mal einigermaßen klein zu halten. So was wie beispielsweise zwei bis vier gegenseitig benachbarte und nicht unbedingt immer harmonisch miteinander auskommende Königreiche o.ä. sollte eigentlich schon vielen Gruppen genug Gelegenheit geben, sich eine ganze Weile auszutoben, ohne gleich auch noch auf der anderen Seite des großen Ozeans nach Abenteuern suchen zu müssen -- und in eine so potentiell vergleichsweise überschaubare Gegend muß ich dann auch gar nicht zwanghaft alles Erdenkliche quetschen, sondern sowohl deren einzelne Teile als auch die Gesamtheit können allemal jeweils ihre eigene klare Identität haben. (Und um neue Gefahren "von außerhalb" erweitern kann ich das Ganze ja später immer noch, wenn ich unbedingt muß...ja, kreative Faulheit ist auch ein wenig Teil des Gedankens. ;))

Genau diesen Weg bin ich beim Setting gegangen, das ich für DuoDecem "mitliefere": Nur zwei rivalisierende Nationen und eine handvoll (teil)autonome Gebiete plus viel Wildnis. Aufgrund einer übernatürlichen Katastrophe ist das Gebiet de facto vom Rest der Welt getrennt. Aber letztlich kann es ja viele Gründe geben, warum ein Gebiet isoliert ist - und wenn es sich nur um eine abgelegene Insel(gruppe) handelt.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Tudor the Traveller am 21.12.2024 | 11:09
+1. Ganz pragmatisch auch deswegen, weil passable SL eine rare Spezies sind und schnell die Lust verlieren, wenn sie nicht das leiten können, was ihnen liegt.

Das finde ich doch etwas... dünn für einen imo ziemlich autoritären SL Ansatz.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Swanosaurus am 21.12.2024 | 11:21
Das finde ich doch etwas... dünn für einen imo ziemlich autoritären SL Ansatz.

Autoritär finde ich jetzt ein bisschen hart ... ich habe schon ziemlich viele Aushandlungsprozesse darüber erlebt, was gespielt wird, und zu sagen: "Ich könnte als SL folgendes anbieten, mit diesen und jenen Einschränkungen" ist doch genau wie jede Spieleransage eine Ansage darüber, worauf ich Lust habe, idealerweise mit dem Angebot verbunden, darüber zu reden und ggf. Kompromisse zu finden. Die Nummer "Ich spiele aber nur mit, wenn ich in dem Setting einen Tiefling spielen kann und Dämonen beschwören!" übt doch genauso sehr Druck aus: Entweder es läuft, wie ich es will, oder in dieser Konstellation gar nicht.

Autoritär oder nicht würde ich da eher als eine Frage des Stils (ich versuche, es den anderen aufzuwingen vs. ich gehe mit meinem Wunsch in ein Gespräch) als eine des Inhalts (alles ist erlaubt vs. kreative Beschränkungen) betrachten.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Fezzik am 21.12.2024 | 11:21
Eventuell einfach anpassen, weglassen, was nicht gefällt, umgestalten, was nicht passt.
Ist ja deine Runde, anders wird es wohl nicht gehen.

Das habe ich hier aus dem Tanelorn erst so richtig durchblickt.
Die Leute tauschen Settings und Regelsysteme, spielen Regeln Version 4, mit der Welt aus 1.
Kein Bock auf Metaplot, dann ändere ich ihn oder lasse ihn weg und spiele ein angepasstes D&D Abenteuer in meiner DSA Runde.

Irgendwie passt vieles ja nie so 100%, irgendwas muss man eh anfassen, also einfach machen, wie es gefällt.

 :d Genau so und nicht anders.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Swanosaurus am 21.12.2024 | 11:25
:d Genau so und nicht anders.

Stimmt zwar, aber trotzdem finde ich es ärgerlich, wenn der Industry Standard ist, dass Immer-fasts-Gleiches auf vielen Seiten, die ich ja mitbezahle, halbinspiriert wiedergekäut wird, anstatt den Schwerpunkt auf den inhaltlichen Kern des Settings zu legen und zu sagen "wenn ihr noch was aus dem Standardrepertoire wollt, einfach anflanschen!" Ist ja genauso logisch wie "einfach weglassen, was dir nicht passt", und deutlich ökonomischer. Und wer ein Elfenvolk will, der wird auch eines zuhause rumliegen haben.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: diogenes am 21.12.2024 | 11:33
Das ist aber ja ziemlich offensichtlich Wunschdenken. Eine Welt in der so passende Rollenspielwelten veröffentlicht werden, dass sie immer genau auf 5-20 Gruppen passen geht leider kapitalistisch nicht.

Die Frage ist, was will man und was ist realistisch drin. Und da finde ich die Kitchen-Sink-Settings tatsächlich einfach objektiv betrachtet die beste Lösung. Es ist alles da und kann angepasst werden, Rollenspiel ist ja eh immer ein sozialer Aushandlungsprozess, und es ist wirtschaftlich machbar und nimmt möglichst viele mit. Klar ist es etwas doof, dass ich da 20-50 Seiten mit etwas kaufen muss, das mich nicht interessiert, aber was ist die Alternative? Also eine machbare.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Eiserne Maske am 21.12.2024 | 11:37
Ich würde neben dem ökonomischen Kalkül Faulheit als Begründung für die vielen Kitchen-Sinks dann doch nicht ganz ausschließen wollen.

Ich will die altvordere Zeit nicht verklären aber ich finde immer noch, dass es in den neunziger Jahren kreativere Autoren als im Vergleich mit heute gab: Die Abenteuer mögen scheußlich strukturiert gewesen sein, aber atmosphärische Sachen wie "Zorn des Bären" oder die Nostria-/Maraskan-Beschreibungen von Witzko finde ich zumindest in heutigen deutschen Rollenspielen einfach nicht mehr in derselben Qualität. Die Autoren aus der damaligen Zeit hatten, so muß es wohl knallhart gesagt werden, einen breiteren Bildungshintergrund, wenn es um Literatur, Geschichte und Kunst geht.

Oder mal weg von Deutschland, AD&D in der zweiten Edition brachte atmosphärisch herausragende Settings hervor, von denen wir noch heute schwärmen. Dabei wurde damals Al-Qadim dafür kritisiert, sich nicht weit genug von D&D entfernt zu haben und immer noch Orks und Zwerge zu enthalten - würde das gleiche Setting heutzutage in moderner optischer Aufmachung veröffentlicht werden, würde es wahrscheinlich als ein Leuchtfeuer an Innovation in der heutigen Rollenspiellandschaft gelten. Das ist doch im wahrsten Sinne des Wortes bemerkenswert.

 Und dann beobachte ich seit Jahren diese Füllhörner an Setting-Kreativität, Frankreich und auch Italien, welche im Vergleich zu uns Deutschen einfach mehr zu bieten haben. Länder in welchen die sogenannten schönen Künste auch in Zeiten der wirtschaftlichen Krise einen anderen Stellenwert als bei uns haben. Und dann frage ich mich doch manchmal, ob es da einen Zusammenhang geben könnte.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Swanosaurus am 21.12.2024 | 11:44

Die Frage ist, was will man und was ist realistisch drin. Und da finde ich die Kitchen-Sink-Settings tatsächlich einfach objektiv betrachtet die beste Lösung. Es ist alles da und kann angepasst werden, Rollenspiel ist ja eh immer ein sozialer Aushandlungsprozess, und es ist wirtschaftlich machbar und nimmt möglichst viele mit. Klar ist es etwas doof, dass ich da 20-50 Seiten mit etwas kaufen muss, das mich nicht interessiert, aber was ist die Alternative? Also eine machbare.

Na ja, es geht schon: Symbaroum, Shadows over Esteren, Exalted wurden schon genannt als Setting, die durchaus konzeptionelle Geschlossenheit in den Vordergrund stellen und sich trotzdem offenbar gut genug verkaufen, um weiterproduziert zu weren. Und weil Eiserne Maske Produkte aus dem europäischen Ausland erwähnt, füge ich auch noch mal Tierras Quebradas aus Spanien an, das auch konzeptionell geschlossen bleibt, ein supererfolgreiches Crowdfunding hingelegt hat und nach zwei, drei Jahren auch quicklebendig ist und von zahlreichen Supplements unterstützt wird.

Es geht schon. Von daher muss eigentlich man auch nicht meckern. Es findet sich schon genug an originellen, geschlossenen Settings. Ich lese aus Weltengeists Eingangsbeitrag vor allem die Enttäuschung: Da hat er sich auf ein konzeptionell ausgefallenes und rundes Setting gefreut, und dann springt ihn wieder ganz viel an, was für sein Gefühl nur so halb bis gar nicht reinpasst. Klar kann man immer sagen: "Okay, falls ich das mal spiele, fliegt der Teil raus", aber dass man das eher mit einem entnervten Seufzer sagt als mit Begeisterung, ist ja wohl auch nachvollziehbar.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: flaschengeist am 21.12.2024 | 11:45
Das finde ich doch etwas... dünn für einen imo ziemlich autoritären SL Ansatz.

Ich habe den Ansatz nicht autoritär verstanden sondern so: Ich habe Lust XY zu leiten und freue mich über Mitspieler, die auch Bock darauf haben. Daraufhin kam Sashaels Mitspieler aber mit einem Konzept, das mit XY unvereinbar ist.
Autoritäres Verhalten im Sinne "es geht alles nach meiner Nase, fresst oder sterbt" ist so gar nicht meins. Zu sagen, "für mich ist X essentiell" und dann auch auf diesem zentralen Punkt zu bestehen, falls jemand das ignoriert, halte ich hingegen für sozial kompetent.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: diogenes am 21.12.2024 | 11:45
Ich behaupte mal, zumindest im englischen Sprachraum findest du die kreativeren Köpfe eben eher im kleineren und Indie-Bereich. Was tatsächlich vermutlich genau gar keine Änderung ist, denn das was früher der D&D Mainstream war, ist eben in absoluten Zahlen sehr viel eher mit der heutigen Indie-Szene vergleichbar als mit dem Riesen WotC oder selbst dem vergleichsweise kleinen Paizo.

Für den deutschen oder sonstige europäische Märkte will ich mir da nix erlauben, da war ich nie tief drin, neige aber dazu zu vermuten, dass da auch viel nostalgischer Blick zur Erklärung beiträgt.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Eiserne Maske am 21.12.2024 | 11:52
Für den deutschen oder sonstige europäische Märkte will ich mir da nix erlauben, da war ich nie tief drin, neige aber dazu zu vermuten, dass da auch viel nostalgischer Blick zur Erklärung beiträgt.

Naja, letztlich hast Du dann ja doch einen Kommentar abgegeben...  ;)

Im Übrigen müßte man mal Godwin's Law überarbeiten und ein Addendum setzen:
"Irgendwann endet jede Diskussion im Internet mit: "Das entscheidet der Markt!""
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Weltengeist am 21.12.2024 | 12:01
aber was ist die Alternative? Also eine machbare.

Wurden ja oben schon einige Beispiele genannt. Von Talislanta und Glorantha über Symbaroum bis Shadows of Esteren. Es gibt sie. Nur kommen gefühlt auf jedes Setting, das hier konsequent seinen Weg geht, fünf andere, die eigentlich gar keine Kitchen Sinks sein wollen, sondern sich als neue Idee verkaufen. Eben sowas wie Eberron, Earthdawn, Amethyst, Iron Kingdoms, Zeitgeist und wie sie alle heißen. Geniale, wirklich andersartige Grundprämissen, auf deren Klappentexten auch keine Rede ist von "hier kannst du Elfen, Zwerge und Halblinge spielen". Und die dann doch der Versuchung nachgeben, wieder alles Altbekannte mit reinzubacken.

Edit: Swanosaurus war schneller...

Na ja, es geht schon: Symbaroum, Shadows over Esteren, Exalted wurden schon genannt als Setting, die durchaus konzeptionelle Geschlossenheit in den Vordergrund stellen und sich trotzdem offenbar gut genug verkaufen, um weiterproduziert zu weren. Und weil Eiserne Maske Produkte aus dem europäischen Ausland erwähnt, füge ich auch noch mal Tierras Quebradas aus Spanien an, das auch konzeptionell geschlossen bleibt, ein supererfolgreiches Crowdfunding hingelegt hat und nach zwei, drei Jahren auch quicklebendig ist und von zahlreichen Supplements unterstützt wird.

Es geht schon. Von daher muss eigentlich man auch nicht meckern. Es findet sich schon genug an originellen, geschlossenen Settings. Ich lese aus Weltengeists Eingangsbeitrag vor allem die Enttäuschung: Da hat er sich auf ein konzeptionell ausgefallenes und rundes Setting gefreut, und dann springt ihn wieder ganz viel an, was für sein Gefühl nur so halb bis gar nicht reinpasst. Klar kann man immer sagen: "Okay, falls ich das mal spiele, fliegt der Teil raus", aber dass man das eher mit einem entnervten Seufzer sagt als mit Begeisterung, ist ja wohl auch nachvollziehbar.

This. Und weil es mir eben nicht manchmal so geht, sondern sehr, sehr häufig. Klar liegt das, wie viele hier schon geschrieben haben, auch an der D&D-Fixierung des Markts. Und ich bin durchaus helle genug, um bestimmte Marktmechanismen zu verstehen. Aber das ändert ja null am Frust.

Abgesehen davon ist "dann fliegt der Teil raus" eben gar nicht so einfach, wenn er halbwegs solide im Setting verankert ist. Wenn da eben das oben zitierte Vampirkönigreich mitten drin hockt, lässt sich das nicht mal eben wegdenken oder ignorieren - da muss man schon richtig Arbeit reinstecken, wenn man das loswerden will. Und wenn man gleich "die ganzen EDO-Klischees" (oder was auch immer) loswerden will, dann kann man das Setting eigentlich gleich ganz neu schreiben.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Merc am 21.12.2024 | 12:16
Wieso sollte ich Spielern verbieten etwas zu spielen? Rollenspiel soll Freiheit sein und die eigene Fantasie die Grenze und nicht der Ego-Trip des Autors oder SL.

Klar, wenn es Sachen in der Welt nicht gibt, dann kann man sie nicht spielen. Wenn es aber alles gibt, dann sollte man es auch spielen können. Gerade bei eigenen Sachen.

Dann noch immer der Schneeflocken-Aspekt. "Das ist mir zu Mainstream. Elfen sind doof. Ich bin so Special und meine Idee ist so besonders."
Nein, sie ist langweilig.


Für mich ist das nicht „Freiheit“ sondern mindestens mal Beliebigkeit.

Und ich finde, Rollenspiel als Gruppenaktivität leidet sehr darunter, wenn man einfach nur spielt, was man wollen ohne darauf zu achten, was der Rest der der Gruppe will oder kann. Und von einer Spielleitung oder den Mitspielern zu erwarten, das dann alles irgendwie unter einen Hut zu bekommen und dann noch eine spannende Story UND ein spannendes Spielerlebnis daraus zu machen.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: unicum am 21.12.2024 | 12:48
Ich will ja niemandem seine Kitchen Sinks wegnehmen, und ich kann problemlos damit leben, dass Aventurien, Golarion, Faerûn, Lorakis und wie sie alle heißen jeden "Specialist" (nach Robin Laws) abholen wollen. Aber könnt ihr uns anderen, denen das schon seit Jahren zum Hals raushängt, nicht wenigstens unsere Nischen lassen?

Ist all about the Money, Money, Money,.... *träller*

Will sagen: ich kann dich sowas von verstehen.

Midgad6 führt nun Katzenmenschen ein? Warum nur? Warum? Verkauft man damit mehr?
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Boba Fett am 21.12.2024 | 12:51
... dann kann man das Setting eigentlich gleich ganz neu schreiben.

Das wäre meine nächste Überlegung gewesen.
Und ja, früher war alles besser, mehr Zeit, mehr Ideen, jüngeres Hirn. bla bla...
Andererseits hat "früher" auch jeder sein eigenes Ding als Heartbreaker gemacht und die meisten wurden Rohrkrepierer.
Von den anderen waren die meisten Kitchen Sink Klone der 0815 EDO Settings, die sowieso auf dem Markt waren (isn't it ironic?).
Und dann waren ganz viele noch großer Mist, weil einfach die Erfahrung fehlte.

Und heute? Scheinbar weißt Du ja, was Du möchtest. Dann bau es doch. Mach Dein Ding.
Du hast die Werkzeuge, die Erfahrung und fällst nicht mehr in die ganzen Fallen von früher...
Wenn Du es dann noch schaffst, die Prokastinationsbedürfnisse zu überwinden, kann es doch nur geil werden.


Also... Atlantis has fallen und Europa war früher die atlantische Kolonie, wo die ganzen Sträflinge abgeladen wurden.
Jetzt, wo die Hirne der ganzen großen Magier geplatzt sind und die Atlantischen Hafenstädte an "Spaniens und Frankreichs Atlantik-Küste" durch Tsunamis vernichtet wurden,
und der Atlasdamm gebrochen und die zentrale Tiefebene, in der sich das atlantische Zentrum Europas befand, durch eine Sintflut im (Mittel-)Meer versank,
regt sich wieder was in Europas Urwäldern und steppen und die Überlebenden (und die "Kolonisten") stoßen in der Wildnis auf verborgene Überreste einer alten Zivilisation die monströsen Ureinwohner von einst erheben sich erneut...
Und im Gegensatz zur atlantischen Magie, die nicht mehr wirksam ist, existieren dort mystische Artefakte von großer Macht - und von großem Übel.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Raven Nash am 21.12.2024 | 12:57
Da kommt wohl auch noch der uralte D&D-Mist mit, dass Leute einfach mit ihrem bestehendem Char in eine laufende Runde eingestiegen sind. Da muss ich natürlich alles zulassen, was im PHB steht. Das mag für bloßes Dungeoncrawling funktionieren, für irgendwas mit Setting und sogar Story eher nicht.

Autoritäres Verhalten
Wenn das autoritär ist, dann bin ich das gerne. Ich mache klare Ansagen als SL. "Für die nächste Kampagne habe ich X, Y und Z zur Auswahl - einigt euch auf eines." Wenn's was Neues ist, gibt's einen Pitch dazu, damit jeder eine fundierte Entscheidung treffen kann. Wenn Einschränkungen existieren, wird das auch von Anfang an klar gestellt. Ich sag auch klar, was ich nicht leiten will (z.B. Star Wars oder D&D) - aber wenn wer anders leitet, spiel ich gern mit (was eh nie passiert  ~;D).

Ich hätte z.B. auch gerne Midnight geleitet - aber nach dem Pitch wurde das rundheraus mit "Wer will denn sowas spielen?" abgeschmettert.  :'(
Ist vielleicht in einer festen Runde nochmal anders, kA.

@Topic: Kitchen-Sinks haben den Vorteil, dass man fast jedes Abenteuer-Konzept irgendwie unterbringen kann. Wenn man also irgendein Kaufabenteuer reindroppen will, geht das schnell, ohne groß herumüberlegen zu müssen, was nun aus dem Halbling-NSC wird, weil man keine Halblinge hat.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Swanosaurus am 21.12.2024 | 13:06
Und heute? Scheinbar weißt Du ja, was Du möchtest. Dann bau es doch. Mach Dein Ding.
Du hast die Werkzeuge, die Erfahrung und fällst nicht mehr in die ganzen Fallen von früher...
Wenn Du es dann noch schaffst, die Prokastinationsbedürfnisse zu überwinden, kann es doch nur geil werden.

Dazu wollte ich Weltengeist ja auch schon gelegentlich bewegen, vielleicht klappt's irgendwann mal  :d
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Aedin Madasohn am 21.12.2024 | 13:10
...Muss denn wirklich jedes Setting, das so etwas wie einen Stil zu haben scheint, am Ende wieder in der gleichen Einheitsbrühe ersäuft werden? Häufig ist da eine tolle, eigenständige Grundidee, und dann - klatsch: müssen noch Elfen, Zwerge, Orks, Ritter, Prinzessinnen, Wikinger, Ninjas und Gothic-Vampire mit rein...

...auch an der D&D-Fixierung des Markts. Und ich bin durchaus helle genug, um bestimmte Marktmechanismen zu verstehen...

gerade D&D mit seinen Stufen/Klassen/Speci-Bonis und Sonderkombos, welche nur bei XYZ funzen ist natürlich die undankbarste Regelengine für eigenständige Settings ohne Einerleimischmasch.

schließlich würden dann ja alle Systemmastery-Cracks ihren sweetpoint aufgeben müssen  ;), den der ist ja an Rassen Specis/Klassen/Stufen/Combos/Multiclassing/Feats/Booster gekoppelt.

kurzum, der Verkaufsschwerpunkt bei D&D Produkten kommt also an der Einheitssoße nicht vorbei. Hier erwarten einfach zu viele der Kunden "nur neue Fluff Tapeten" für ihre auf den einzelnen XP-Punkt genau ausgereizten Erzdämonenbesieger-Schablone.
Gestern noch den Erzdämon des Sandes in einem Wüstenplaneten Setting im Finale gemoscht, heute halt den Erzdämon des Wassers von...ach ja richtig...schwimmender Untersatz aus in die Schranken gewiesen und Waterworld gerettet.

Wenn interessiert da noch, dass der schwimmende Untersatz ein Wikingerlangboot mit Schwarzpulverkanone in Mittelpivotlafettetierung auf dem Bug war oder eine Kungfupanda-Dschunke inmitten von Packeis oder Lord Nelson Linienschiff im Wattenmeer von...  ;D

ist halt der große GROSSE Vorteil von echtenTM Kaufsystemen, dass massgeschneiderte Exorzisten-Schablonen nicht an Spitze Ohren, behaarte Füße, Echsenschwanz oder Ponymähne zwangsgekoppelt werden (müssen).

für mich ist das ja ein Grund, kein Geld in ein D&D Label zu stecken


   
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: flaschengeist am 21.12.2024 | 13:16
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Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Tudor the Traveller am 21.12.2024 | 13:29
Ich habe den Ansatz nicht autoritär verstanden sondern so: Ich habe Lust XY zu leiten und freue mich über Mitspieler, die auch Bock darauf haben. Daraufhin kam Sashaels Mitspieler aber mit einem Konzept, das mit XY unvereinbar ist.
Autoritäres Verhalten im Sinne "es geht alles nach meiner Nase, fresst oder sterbt" ist so gar nicht meins. Zu sagen, "für mich ist X essentiell" und dann auch auf diesem zentralen Punkt zu bestehen, falls jemand das ignoriert, halte ich hingegen für sozial kompetent.

Ok, dann habe ich das eventuell etwas anders verstanden. Ich hatte da tatsächlich einen "mein Tisch, meine Regeln" Ansatz herausgelesen. Da wäre meine Reaktion halt "tschüss, ich such mir lieber nen Tisch auf Augenhöhe". Als Angebot als Basis für eine gemeinsame Vorstellung, was gespielt werden soll und was man gerne leiten möchte und was nicht, habe ich keine Einwände. Aber es liest sich imo mehr danach, dass die SL *einseitig* entscheidet, was gespielt wird, also, was "erlaubt" ist. Und das finde ich autoritär.

Sich als Spieler*in über Absprachen - und seien es durch allgemeine Zustimmung auch implizite - hinwegzusetzen geht auch gar nicht. Da kommt es sehr auf die Kommunikation vorher an. Aber es kommt eben auch darauf an, ob es eine Absprache war. "So oder gar nicht" ist imo keine Absprache, obschon man sich dem natürlich stillschweigend fügen kann, wenn das für einen selbst ok ist.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 21.12.2024 | 13:47
Gerade unter der Verkaufsperspektive macht das Große Spülbecken natürlich einen gewissen Sinn: schließlich lebt man als Verlag davon, möglichst viel zu verkaufen, und ob die Kundschaft jeden einzelnen Baustein im Einzelfall überhaupt braucht, ist zweitranging: da wird der einzelne Nichtinteressent ja schon mal von anderen Leuten am Tisch überschrien oder es finden sich zumindest immer noch genügend andere, die den Ballast mit oder ohne Zähneknirschen mitkaufen. Hauptsache, sie lassen ihr Geld da...

Umgekehrt bin ich als zumindest potentieller Kunde allerdings auch nicht im geringsten verpflichtet, das immer automatisch ganz toll zu finden und solchen Produkten mit allen Tönen der Begeisterung mein bißchen Bares hinterherzuschmeißen -- sooo nah am Megakonzern-Status ist selbst WizBro noch nicht. >;D

Und als Privatperson kann ich mich im Zweifel eh noch aufs Prinzip Selbermachen (tm) zurückziehen, wenn mir jemand das SL-Amt antragen oder ich umgekehrt aktiv etwas leiten will. Dazu brauche ich keine X Bände offiziell verbrieftes Settingmaterial mit Stempel, und das System steht mir zumindest im Prinzip auch frei -- wenn ich erst gar kein D&D leiten möchte, dann mag ich ggf. etwas länger nach Spielern suchen müssen, aber im Gegenzug habe ich mehr Freiheiten. (Und ja, vielleicht auch mehr Arbeit; andererseits muß ich mich nicht in jede Kleinigkeit von Regeln und Settings, die mir womöglich gar nicht liegen, hineinfuchsen und spare also an der Stelle wieder Aufwand ein.)
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Weltengeist am 21.12.2024 | 14:26
Zitat von: Boba Fett
Und heute? Scheinbar weißt Du ja, was Du möchtest. Dann bau es doch. Mach Dein Ding.
Du hast die Werkzeuge, die Erfahrung und fällst nicht mehr in die ganzen Fallen von früher...
Wenn Du es dann noch schaffst, die Prokastinationsbedürfnisse zu überwinden, kann es doch nur geil werden.

Dazu wollte ich Weltengeist ja auch schon gelegentlich bewegen, vielleicht klappt's irgendwann mal  :d

No and yes. Einerseits ist das natürlich keine legitime Antwort auf meinen Rant. Man kann ja nicht jedesmal, wenn jemand sagt: "Dies oder das nervt", antworten: "Ist doch kein Problem, mach's einfach selbst". Ich wollte eine große, geile, krasse, vielbändige, cool illustrierte Welt. Soll ich mir die etwa komplett selbst schreiben?

Andererseits ist meine Resignation inzwischen tatsächlich so groß, dass das Projekt "Eigene Spielwelt startklar kriegen" auf meiner Prioritätenliste ziemlich weit nach oben gerückt ist. Ich sehe daher tatsächlich eine realistische Chance (siehe auch den Vorsätze-Thread (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,129548.msg135253251.html#msg135253251)), dass da 2025 was geht. Zumindest in der Größenordnung "Grundlegende Setzungen und Startregion".

An meinem Gerechten Ärger (TM) ändert das aber natürlich nichts. Ich war wirklich, wirklich bereit, mich auf andere Settings einzulassen, und ich habe auch wirklich gesucht. Ich habe im Lauf der Jahre viele, viele tausend Euro für diese Suche ausgegeben. Für all das Geld und all die Zeit erlaube ich mir dann schon ein gewisses Recht auf Frust. So.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: ghoul am 21.12.2024 | 14:37
Ich wollte eine große, geile, krasse, vielbändige, cool illustrierte Welt. Soll ich mir die etwa komplett selbst schreiben?

Ja.  ;D
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Swanosaurus am 21.12.2024 | 14:42
Für all das Geld und all die Zeit erlaube ich mir dann schon ein gewisses Recht auf Frust. So.

Also: Rechtschaffen Böse?  >;D
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 21.12.2024 | 14:46
Also: Rechtschaffen Böse?  >;D

"Rechtschaffen böse" sind schon eher zumindest die Rollenspielverlage, die ihre Kundschaft eigentlich nur als lästiges Hindernis zwischen sich und deren Geldbeuteln betrachten, aber dabei zumindest noch die kapitalistische Form einhalten. Ich will ja keine Namen nennen... >;D
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Raven Nash am 21.12.2024 | 14:53
Ich wollte eine große, geile, krasse, vielbändige, cool illustrierte Welt. Soll ich mir die etwa komplett selbst schreiben?
Jep.  ;)
(https://i.ibb.co/QjSBCfs/LotR.png) (https://ibb.co/h1Q5Zyp)
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Smoothie am 21.12.2024 | 14:58
Ich finde ja, man kann schon akzentuierte Welten schreiben und trotzdem kann es darin viel buntes geben.

Drakkenheim zum Beispiel ist eine düstere Welt, stark auf Menschen zentriert, Elfen kommen selten vor und mit einem düsteren Geheimnis, Zwerge sind noch seltener und alt.  Fast alle NPCs sind Menschen. Und trotzdem spielt eine Spielerin aus der urspünglichen Kampagne eine Tabaxi. Und es stört...überhaupt nicht. Weil das Weltsetting relevant ist, nicht dass es einzelne mit einer ungewöhnlichen Herkunft gibt.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 21.12.2024 | 15:18
Ich finde ja, man kann schon akzentuierte Welten schreiben und trotzdem kann es darin viel buntes geben.

Drakkenheim zum Beispiel ist eine düstere Welt, stark auf Menschen zentriert, Elfen kommen selten vor und mit einem düsteren Geheimnis, Zwerge sind noch seltener und alt.  Fast alle NPCs sind Menschen. Und trotzdem spielt eine Spielerin aus der urspünglichen Kampagne eine Tabaxi. Und es stört...überhaupt nicht. Weil das Weltsetting relevant ist, nicht dass es einzelne mit einer ungewöhnlichen Herkunft gibt.

Na ja, prinzipiell kann ich auch ein Cyborg-Katzenmädchen aus der Zukunft in eine Kampagne im Venedig des 16. Jahrhunderts einbauen. Alles nur eine Frage der Umsetzung...und halt der Bereitschaft der Mitspieler, sich darauf einzulassen. ;D

In der Praxis würde da allerdings wohl selbst ich erst noch mal innehalten und nachhaken wollen, ob wir auch wirklich dieselbe Art von Spiel im Sinn haben. :)
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Weltengeist am 21.12.2024 | 15:23
Zitat von: Weltengeist
Ich wollte eine große, geile, krasse, vielbändige, cool illustrierte Welt. Soll ich mir die etwa komplett selbst schreiben?

Ja.  ;D

Wer blöd fragt...
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Eismann am 21.12.2024 | 15:44
In der Praxis würde da allerdings wohl selbst ich erst noch mal innehalten und nachhaken wollen, ob wir auch wirklich dieselbe Art von Spiel im Sinn haben. :)

In der Praxis seufzt der SL leise in sich hinein und ignoriert dann einfach, dass der Charakter aus der Welt herausschaut wie ein rostiger Nagel.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Doc-Byte am 21.12.2024 | 16:39
Ich war mal neugierig und siehe da, selbst ChatGPT springt voll auf die Klischees an und findet die ganz toll. ;D

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Früher hab ich ja gesagt, wenn du jemanden suchst, der sich immer freut, wenn du nachhause kommst und dich total super findet, kauf dir einen Hund. Heute sag ich, wenn du jemanden suchst, der sich über alle deine Ideen freut und diese bedingungslos toll findet, chatte mit einer KI. ~;D

Ich würde ansonsten allen Selber-Bastlern ja mit Freude "Lunatia (https://drive.google.com/file/d/1M7pHRXVxsyJebYE2EmxmbC2ApMfCFVyo/view)" zur Verfügung stellen, aber leider finden sich da auch die 08/15 Zutaten auf der Karte. :-[ Andererseits ist das Setting ja bewusst als Steam Fantasy gedacht und die EDO Völker sind mit Absicht dort angesiedelt worden. Tatsächlich hab ich aber schon vor dem obigen Experiment darüber nachgedacht, als "Twist" diese Völker zu Unterarten einer einzigen Spezies zu machen. Anderereits ist das ja spätestens seit Earth Dawn und Shadowrun auch nicht mehr inovativ. :think:

Es ist halt echt gar nicht so einfach, nach Jahrzehnten an Fantasy RPGs auf dem Markt noch was wirklich inovatives zu entwickeln, was dann auch noch genug Leute abholt, damit sich der Arbeitsaufwand am Ende dann auch lohnt, wenn man es nicht rein für sich selbst und heimische Spielrunde erstellt...
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Aedin Madasohn am 21.12.2024 | 16:45
In der Praxis seufzt der SL leise in sich hinein und ignoriert dann einfach, dass der Charakter aus der Welt herausschaut wie ein rostiger Nagel.

bis der Spielende seufz, dass sein "rostig in die Welt ragender Schneeflockennagel nicht angespielt wird", woraufhin wir maximalen Frust generiert haben

da "pitche" ich als SL lieber gleich zu Anfang stringend auf eine "Runde Sache" (und wenn mögliche Spielende dann schon -also beizeiten- absagen, sparen sich nämlich zwei Seiten 100% Frust)
gerne darf dann der Spielende in Runde 0 erklären, wie er sich mit diesem "Exoten" die Reaktionen der Umwelt vorstellt.
kommt dann ein "geht alles locker",
- dann verfallen übrigens auch alle eingebauten "weil so böseböse diskriminiert bekommt der XYZ einen Boni auf"  ;)
- im Gegenzug bin ich bei Generierungspunktensumme der Chars sehr verhandlungsbereit. Wenn folgendes Level ABC gespielt werden will, kriegen halt alle so viele Punkte (auch die Antagonisten werden dafür gebaut) und wir sparen uns das -Zeitfresser- Hochspielen auf das gewünschte Powerniveau

Teilweise reicht das (ist jetzt auf die Punktekaufsysteme bezogen) schon, dass Exoten uninteressant werden für Spielende  :o



Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Radulf St. Germain am 21.12.2024 | 17:03
Eigentlich mag ich auch ausgefallene Settings. Aber als ich "The Strange" geleitet habe ist mir aufgefallen, dass die am Tisch nicht so toll funktionieren, wie man es sich erhofft. (Das war ein echtes Aha-Erlebnis.)

Die Spieler sind nicht tief im Setting drin, kaum jemand ist bereit Zeit und evtl sogar noch Geld zu investieren um als Spieler in eine Welt einzutauchen, die neu und anders ist.

Da kommt einem dann ein Monster entgegen, das aussieht wie eine Mischung aus Oger, Drache und Penis (das ist nicht sooo weit weg vom Quellenmaterial, erschreckend wenig sogar  >;D). Keiner kann es einordnen, niemand spielt die Situation vernünftig an. Ist das nun ein angesehender Bürger oder ein bizarres Monster? Der SL erklärt und alle nicken, der Spielfluss ist dahin.

Spiele ich DnD Vanilla, dann ist jedem sofort klar, was ein Oger ist und was ein Drache.

Packe ich jetzt Weirdness oben drauf (Oger sind Adelige und Herrscher, Drachen nur Reittiere) dann ist der Rest der Welt trotzdem irgendwie klar.

Viele SL und Spielgruppen profitieren dann von der Kitchen Sink. Ich verstehe Welterngreists Rants, würde auch lieber exotische Settings spielen - aber am Ende des Tages ist ein gemeinsamer Referenzrahmen Gold wert. (In Romanen funktioniert das besser, weil der Leser nicht reagieren muss, alle Figuren kennen ihren Platz in der Welt.)
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Weltengeist am 21.12.2024 | 17:21
Das ist zwar ein valider Punkt, den ich auch kenne, aber das wäre ja eher ein Argument gegen außergewöhnliche Settings insgesamt.

Die Settings, auf die ich mich beziehe, wollen ja aber außergewöhnlich sein. Und jetzt kann mir ja keiner erzählen, dass man ein Techno-Fantasy-Setting, ein Into-the-Unknown-Setting oder ein Heist-in-a-Megacity-Setting besser versteht, wenn man dabei einen Elfen spielen darf.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Radulf St. Germain am 21.12.2024 | 17:30
Ich behaupte, die Erschaffer dieser Hybridsettings wollen etwas Ausgefallenes und verpacken das in ein reguläres Setting um die Spieler abzuholen.

Heist-in-a-Megacity ist einfacher, wenn ich weiß, dass ich einen Elf spielen kann und der zu 90% so funktioniert, wie ein Elf funktioniert.

Ob das nun immer funktioniert und ob das wirklich sinnvoll ist, ist eine ganz andere Frage. Ich teile da auch durchaus deinen Rant. Aber auf dem Markt scheint es zu funktionieren.

Oder aber... ich glaube das wurde schon gesagt... manche Leute erwarten einfach eine bestimmte Baseline und denken nicht mal daran, das anders zu machen.

Ich finde es auf alle Fälle ein sehr spannendes Thema, gerade weil ich mir meiner Meinung nicht so sicher bin.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Weltengeist am 21.12.2024 | 17:41
Heist-in-a-Megacity ist einfacher, wenn ich weiß, dass ich einen Elf spielen kann und der zu 90% so funktioniert, wie ein Elf funktioniert.

Ach was, es ist noch einfacher, wenn ich einfach einen Menschen spiele. Also wenn mir das "ich kann mich nicht reindenken" wirklich Sorgen macht.

Abgesehen davon geht es mir ja nicht darum, dass Settings alles komplett neu erfinden sollen. Vielmehr geht es ganz erheblich um das Thema "Stimmung". Wirklich stimmungsvolle Settings (und da schließe ich Bücher und Filme mit ein) enthalten meist viel Vertrautes und gehen selektiv mit dem Nicht-Vertrauten um. Das Neue wirkt gerade dann besonders, wenn nicht an jeder Ecke alles neu ist, bis der Leser oder Spieler komplett überfordert ist, sondern wenn es in homöpathischen Dosen eingeführt wird. Und das lässt sich sehr wohl in Rollenspielen abbilden, ohne dass der Rest deswegen gleich "Best of 2500 Jahre weltweiter Fantastik mit allem und scharf" sein muss. ;)
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: schneeland am 21.12.2024 | 17:43
Ich behaupte, die Erschaffer dieser Hybridsettings wollen etwas Ausgefallenes und verpacken das in ein reguläres Setting um die Spieler abzuholen.

Heist-in-a-Megacity ist einfacher, wenn ich weiß, dass ich einen Elf spielen kann und der zu 90% so funktioniert, wie ein Elf funktioniert.
...

Wobei das Problem ja jetzt auch so eher halb-exotische Dinge betrifft. Wenn ich jetzt ein Setting basierend auf griechischer oder römischer Mythologie kaufe, wo sich Nymphen, Satyrn und Minotauren thematisch hervorragend einpassen lassen, dann ist schon ein bisschen die Frage: muss es da jetzt wirklich noch Zwerge, Elfen, Orks und Drachengeborene geben (selbst wenn sie als Randphänomene beschrieben werden)? Das nimmt der künstlerischen Vision hinter dem Produkt m.E. schon etwas an Klarheit und Qualität. Und wenn man so einen Settingband dann auch deshalb liest, weil man gern selber gedanklich in die Welt abtaucht, sind die invasiven Arten aus der Standard-Fantasy halt doch eher ein Störfaktor. Zudem lädt es im Zweifelsfall die Diskussion, was denn nun gespielt werden kann, beim Spielleiter ab, obwohl sich da auch der Spieledesigner direkt hätte drum kümmern können - kein Riesending, aber doch etwas unfein.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Feuersänger am 21.12.2024 | 17:48
Was mich nervt, ist dass immer ALLES davon drin sein muss. Also Elfen UND Zwerge UND Orks UND Vampire UND Cthulhu UND Mongolen UND Renaissance-Staat UND Ritter+Prinzessin UND der gesamte griechische Mythenzoo UND alles von den Gebrüdern Grimm UND Pirates of the Carribean UND UND UND.

Ich verstehe diese Grievance sehr gut. Ich bin ja nicht so der Setting-Hopper, aber mich nervt dieses Kitchen-Sinkige auch schon bei den üblichen Verdächtigen.

Mir fällt da gerade ein Zitat aus Asterix ein:
"Orthopädix ist für Tage an denen es nur Fisch geben darf!"
"Ich mag lieber Fleisch."
"Genau:  Orthopädix hat beschlossen, dass wir an Fischtagen auch Fleisch reichen und umgekehrt."

That said: zB bei meinem Homebrew-Setting versuche ich ja schon, deutlich schärfer zu fokussieren. Z.B. Rassenwahl schon noch mehr oder weniger HEDO, aber mehr auch nicht und keinen Streichelzoo oder sonstige Freakshow. Vor allem aber möchte ich eine recht scharfe Fokussierung auf _eine_ Epoche, und nicht Römerzeit neben Wikingern neben Barock.

Aber schon bei solchen Eigenbauten merkt man dann recht schnell, warum die Mainstream-Settings alle Kitchen Sink sind. Damit man den Spieler nicht enttäuschen muss, der zB ankommt und sagt "Oh ich will einen Wikinger spielen". Da denken sich die Erschaffer halt offenbar, wenn alles drin ist, erschließt man die maximale Anzahl an potentiellen Nutzern = Käufern. Schließlich sind so Nörgler, die Kitchen Sink nicht mögen, wohl eine kleine Minderheit.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Boba Fett am 21.12.2024 | 17:54
Also erst einmal: Mir geht es ja gar nicht so sehr anders als es Dir geht. Eher mit Regeln als mit Settings, aber das Problem ist das gleiche.

Und jetzt kann mir ja keiner erzählen, dass man ein Techno-Fantasy-Setting, ein Into-the-Unknown-Setting oder ein Heist-in-a-Megacity-Setting besser versteht, wenn man dabei einen Elfen spielen darf.

Will ja auch niemand. Ist aber doch eher die Frage, ob man was verliert, wenn man Spitzohren zulässt.
Und wenn, was man gewinnt. Meistens die "Oh ich kann wieder meine Lieblings-Spezies spielen" Fraktion. Und zusätzlich die ganze Palette an vertrauten Tropes, die man nutzen kann, ohne sich in langen Erläuterungen zu ergehen. "Da kommt ein Zwerg ums Eck." ist halt genau so deutlich wie der etwas schmierige aber gutmütige Barkeeper, der Gläser polierend hinter dem Tresen steht. Jeder weiß, was er zu erwarten hat.
Ich mag es auch ohne, aber dann steht man da und muss entweder die Mitspieler dazu kriegen Seiten Zeug zu studieren, damit sie sich mit ihren Charakteren auskennen oder aber man steht da und muss jede Menge erklären. Oder es wird oberflächlich.
Und insofern da für mich auch ein explizites "Ja!" zu der selber-mach Frage. Denn wenn ich eh alles erklären darf, dann kann ich auch vom kleinen ins Große gehen und nach und nach das Setting selber schaffen. Ich brauch ja gar keine Welt, sondern nur das, was die Charaktere unmittelbar kennen. Alles jenseits des Horizontes kann vage bleiben und wird konkret erschaffen, wenn sie sich darauf zu bewegen.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Eiserne Maske am 21.12.2024 | 18:19
Also erst einmal: Mir geht es ja gar nicht so sehr anders als es Dir geht. Eher mit Regeln als mit Settings, aber das Problem ist das gleiche.

Will ja auch niemand. Ist aber doch eher die Frage, ob man was verliert, wenn man Spitzohren zulässt.
Und wenn, was man gewinnt. Meistens die "Oh ich kann wieder meine Lieblings-Spezies spielen" Fraktion. Und zusätzlich die ganze Palette an vertrauten Tropes, die man nutzen kann, ohne sich in langen Erläuterungen zu ergehen. "Da kommt ein Zwerg ums Eck." ist halt genau so deutlich wie der etwas schmierige aber gutmütige Barkeeper, der Gläser polierend hinter dem Tresen steht. Jeder weiß, was er zu erwarten hat.
Ich mag es auch ohne, aber dann steht man da und muss entweder die Mitspieler dazu kriegen Seiten Zeug zu studieren, damit sie sich mit ihren Charakteren auskennen oder aber man steht da und muss jede Menge erklären. Oder es wird oberflächlich.
Und insofern da für mich auch ein explizites "Ja!" zu der selber-mach Frage. Denn wenn ich eh alles erklären darf, dann kann ich auch vom kleinen ins Große gehen und nach und nach das Setting selber schaffen. Ich brauch ja gar keine Welt, sondern nur das, was die Charaktere unmittelbar kennen. Alles jenseits des Horizontes kann vage bleiben und wird konkret erschaffen, wenn sie sich darauf zu bewegen.

Ich komm da nicht mit - wenn der einzige Vorteil ist, dass die Spieler die Tropes aus den Kitchen-Sink-Settings bereits kennen, braucht man diese Settings doch ebenfalls nicht mehr zu kaufen :) . Was bietet Dir dann ein Kitchen-Sink außer ein paar ausgedachten Namen und Landkarten noch.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 21.12.2024 | 18:22
Das ist zwar ein valider Punkt, den ich auch kenne, aber das wäre ja eher ein Argument gegen außergewöhnliche Settings insgesamt.

Die Settings, auf die ich mich beziehe, wollen ja aber außergewöhnlich sein. Und jetzt kann mir ja keiner erzählen, dass man ein Techno-Fantasy-Setting, ein Into-the-Unknown-Setting oder ein Heist-in-a-Megacity-Setting besser versteht, wenn man dabei einen Elfen spielen darf.

Kann ich nachvollziehen. Gestern abend ist mir beispielsweise spontan die Idee eines Fantasy-Wüstensettings mit sandsegelnden Nomaden, seßhaften Oasenstädtern, und vielleicht noch ein paar Spielarten von Naturgeistern grob a la Elementare und Djinns durch die Gehirnwindungen geflackert -- natürlich nur in ersten Umrissen, zum tatsächlichen konkreten Spielen müßte das noch ausgearbeitet werden. Aber es gibt im allgemeinen (und insbesondere im Klischee-) Fantasy-Sammelsurium eben auch eine Menge Dinge, die dieser Hintergrund erst einmal gar nicht besonders offensichtlich braucht.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Boba Fett am 21.12.2024 | 18:31

Ich komm da nicht mit - wenn der einzige Vorteil ist, dass die Spieler die Tropes aus den Kitchen-Sink-Settings bereits kennen, braucht man diese Settings doch ebenfalls nicht mehr zu kaufen :) . Was bietet Dir dann ein Kitchen-Sink außer ein paar ausgedachten Namen und Landkarten noch.
Nimm mal Shadowrun als Beispiel, oder Starfinder, oder wegen mir Cthulhu mit Elfen...^
Das hat typische Kitchen Sink Tropes, aber letztendlich spielst Du doch wieder die klassischen Spezies mit den typischen Tropes. Dennoch spielst Du nicht die klassische Fantasy.
Und wenn Weltengeist von " Techno-Fantasy-Setting, ein Into-the-Unknown-Setting oder ein Heist-in-a-Megacity-Setting" schreibt, meint er sicherlich keine drei Varianten der üblichen Mittelalter Tolkien Clone...
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Swanosaurus am 21.12.2024 | 18:56
Ich brauch ja gar keine Welt, sondern nur das, was die Charaktere unmittelbar kennen. Alles jenseits des Horizontes kann vage bleiben und wird konkret erschaffen, wenn sie sich darauf zu bewegen.

Ich glaube, für die Spielpraxis kommt man da mit dem prozeduralen gemeinsamen Setting-erschaffen relativ leicht auf einen grünen Zweig - ich habe in letzter Zeit zwei Texte dazu gelesen (das SL-Buch von Mothership und Überlegungen auf dem Blog von Joel Hines: https://silverarmpress.com/engage-players-by-having-them-build-your-lore-collaborative-worldbuilding/ (https://silverarmpress.com/engage-players-by-having-them-build-your-lore-collaborative-worldbuilding/)), und mit denen kann man ja wunderbar z.B. Elfen von Anfang an einbauen, wenn jemand die unbedingt braucht (sei es ein Spieler oder die SL), ohne sich unbedingt den restlichen Zoo mit einzukaufen.

Das Problem ist ja wirklich: Was, wenn ich entweder a) einfach erst mal lesend ein konsistentes Setting genießen will oder b) ich gerne ein wirklich umfassend vorgefertigtes Setting zum Spielen möchte, das viel Material für Barbiespiel liefert und das sich die Runde einarbeiten kann (und muss). Letzteres brauchen die meisten wahrscheinlich gar nicht, aber es KANN schon eine tolle Erfahrung sein, in ein vorgefertigt schon vorhandenes Setting einzutauchen. Und die Erfahrung kann eben noch toller sein, wenn das Setting seinen eigenen, unverwässerten Charakter hat.

Da greift dann halt das "Nimm nur das, was dir gefällt, und ignorier den Rest"-Argument nicht mehr ganz, denn wenn ich wirklich das konsistente, vor Spielbeginn schon vorhandene Setting zum Erlesen und Erkunden will, dann muss ich es tatsächlich evtl. weitgehend neu schreiben, wenn mich eine größere Anzahl an Elementen daran stört.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Boba Fett am 21.12.2024 | 19:01
@Swanosaurus:
D&D macht das seit der 4. Edition. Statt Settingsbeschreibung über 300+ Seiten gibt es einen kurzen Überblick und dann gibt es Abenteuer und darin die Setting-Details, die man zum spielen braucht (siehe 5. Edition Sword Coast Splat Book).
Das hat zu Kritik von den Spielern geführt, die mehr erwartet haben, aber genau genommen, kriegt man genau das, was man fürs eigentliche Spielen braucht.
Und die Idee ist auch nicht neu. Anfang der 2000er wurde das Thema Setting erschaffen "vom großen ins kleine" (also erst alles und dann immer mehr ins Detail) oder "vom kleinen ins große" (also erst das detail was man zum Spielen benötigt und dann das drum herum, wenn sich das Rollenspiel auf die Umgebung oder die nächsten Gebiete ausdehnt)  diskutiert.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Radulf St. Germain am 21.12.2024 | 19:02
Vielleicht habe ich das Problem falsch verstanden. Geht es um:

1.) Warum haben viele Fantasysettings dann doch wieder Elfen,  Vampire etc.

oder um

2.) Warum tauchen Elfen in Sci Fi, Horror und Weihnachts-RomCom Systemen?

Geht es um 2, dann gibt es auch aus meiner Sicht keinen guten Grund, das gehäuft zu tun. (Will sagen, ja, irgendwann nervt es.)
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Swanosaurus am 21.12.2024 | 19:07
@Swanosaurus:
D&D macht das seit der 4. Edition. Statt Settingsbeschreibung über 300+ Seiten gibt es einen kurzen Überblick und dann gibt es Abenteuer und darin die Setting-Details, die man zum spielen braucht (siehe 5. Edition Sword Coast Splat Book).
Das hat zu Kritik von den Spielern geführt, die mehr erwartet haben, aber genau genommen, kriegt man genau das, was man fürs eigentliche Spielen braucht.
Und die Idee ist auch nicht neu. Anfang der 2000er wurde das Thema Setting erschaffen "vom großen ins kleine" (also erst alles und dann immer mehr ins Detail) oder "vom kleinen ins große" (also erst das detail was man zum Spielen benötigt und dann das drum herum, wenn sich das Rollenspiel auf die Umgebung oder die nächsten Gebiete ausdehnt)  diskutiert.

Ich finde auch weder das eine noch das andere falsch, es erfüllt hat verschiedene Bedürfnisse ... wenn nur die Bausteine für's gemeinsame Setting-Ausgestalten geliefert werden, dann bin ich auch nicht so empfindlich, wenn da in knapper Form so einiges ist, was für mein Gefühl nicht so zum Rest passt. Aber wenn ein Setting als großer Gesamtentwurf präsentiert wird (und das ist ja doch eher häufiger der Fall), das dann auch ein gewisses Maß an Lesegenuss verspricht, dann soll es bitte schon konsistent sein, und dann will ich nicht epische Beschreibungen von Elfen- und Zwergenvölkern lesen, die zu 95% allen anderen Elfen- und Zwergenvölkern entsprechen, um dann die 5% "Twist" zu finden.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Colgrevance am 21.12.2024 | 19:13
Ich kann den Rant durchaus nachvollziehen. Aus meiner persönlichen Sicht ist mir noch aufgefallen: Seit ich bewusst einen großen Bogen um alles, was auch nur annähernd nach D&D/d20 aussieht, mache, habe ich das im Eingangspost beschriebene Problem viel seltener. Könnte aber auch daran liegen, dass ich eher ein SF als ein Fantasy-Spieler bin.  :think:
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Eiserne Maske am 21.12.2024 | 19:25
Nimm mal Shadowrun als Beispiel, oder Starfinder, oder wegen mir Cthulhu mit Elfen...^
Das hat typische Kitchen Sink Tropes, aber letztendlich spielst Du doch wieder die klassischen Spezies mit den typischen Tropes. Dennoch spielst Du nicht die klassische Fantasy.
Und wenn Weltengeist von " Techno-Fantasy-Setting, ein Into-the-Unknown-Setting oder ein Heist-in-a-Megacity-Setting" schreibt, meint er sicherlich keine drei Varianten der üblichen Mittelalter Tolkien Clone...
Du hattest geschrieben, man solle keine "außergewöhnlichen" Setting kaufen, diese würden zu viel Erklärung bedürfen, es sei einfacher diese selbst quasi "on the fly" zu machen.

Weltengeist hat über 2 eigentlich verschiedene Aspekte desselben Themas im Laufe des Threads geschrieben:
a) das reine Kitchen-Sink-Setting (sagen wir D&D-Zoo) nervt ihn und
b) das Setting mit eigenständigem Charakter, in welches die Klischee-Tropes wie Elfen eingestreut werden, um das Einfinden in die an sich nicht alltägliche Welt zu erleichtern. An diesen Zusammenhang glaubt er nicht.

Du besprichst jetzt den Fall b) - aber Dein Argument "die einschlägigen Tropes erleichtern das Einfinden in die Welt" sind ja gleichzeitig ein Argument gegen den Fall a) - wenn die Spieler die dort beschriebenen Klischees aus D&D und Popkultur bereits kennen, braucht man diese Settings ebenfalls nicht zu kaufen und kann erst recht etwas selbst erschaffen. Das reine Kitchen-Sink-Setting braucht Deiner Auffassung nach ebenfalls keiner. So richtig?
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Weltengeist am 21.12.2024 | 20:13
die invasiven Arten aus der Standard-Fantasy

Oh, das hast du SO schön gesagt... :d

Weltengeist hat über 2 eigentlich verschiedene Aspekte desselben Themas im Laufe des Threads geschrieben:
a) das reine Kitchen-Sink-Setting (sagen wir D&D-Zoo) nervt ihn

Nein. Ich habe wiederholt geschrieben, dass reine Kitchen-Sinks auch ihren Charme haben und ich auch mehrere besitze (und bespiele). Mir geht es darum, dass ich ihre Elemente nicht in jedem anderen Setting wiederbegrüßen will.

Denkt es so: Ich mag Tomatensoße. Aber ich will trotzdem nicht auf jedes Essen Tomatensoße drauf haben.

Oder so: Ich spiele tatsächlich auch auf Kitchen-Sink-Settings und bin mir ihrer Vorteile voll bewusst. Aber wenn mir gerade - sagen wir mal - nach Mittelerde ist, dann will ich da nicht außerdem cthulhoide Monster, ein gothisches Vampirreich, ein paar Renaissance-Küstenstaaten mit Piratencharme und natürlich den gesamten Anthropomorphen-Zoo dazugepackt bekommen. Und nein, als Spielercharakter kommt da für mich auch kein Halbvampir, Ninja oder Tiefling-Dämonenpaktierer in Frage.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Fezzik am 21.12.2024 | 20:24
Oder so: Ich spiele tatsächlich auch auf Kitchen-Sink-Settings und bin mir ihrer Vorteile voll bewusst. Aber wenn mir gerade - sagen wir mal - nach Mittelerde ist, dann will ich da nicht außerdem cthulhoide Monster, ein gothisches Vampirreich, ein paar Renaissance-Küstenstaaten mit Piratencharme und natürlich den gesamten Anthropomorphen-Zoo dazugepackt bekommen. Und nein, als Spielercharakter kommt da für mich auch kein Halbvampir, Ninja oder Tiefling-Dämonenpaktierer in Frage.

Da geh ich mit dir mit  :d

Das dich das an dem gekauften und eingangs angesprochenen Setting nervt, versteh ich.
Ich bin da im Vorfeld immer sehr sorgfältig in der Recherche und versuche mir bei solch in meinen Augen unsicheren Käufen immer so viele Infos wie es geht über das Settingbuch zu besorgen um solche Enttäuschung zu vermeiden.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: 1of3 am 21.12.2024 | 20:25
Was ich mich frage: Wenn man das D&D-Zeug nicht will, warum dann ausgerechnet D&D spielen? Gibt doch genug andere Rollenspiele, die mit ihrem Setting punkten wollen und dann Mechaniken dazu mitbringen. Zuletzt bekannter vielleicht Wildsea. Oder falls das noch nicht reicht, irgendwelche Franchise-Spiele. Die haben für gewöhnlich auch keine D&D-ismen. Oder die NSR-Szene. Die ist zumindest noch D&D-ähnlich und steht auf Weird Fantasy.

Wenn man ein Setting für D&D nimmt, muss man dann nicht erwarten, dass es eben mit D&D, also mit alles und scharf, funktioniert? Das scheint mir der Grund zu sein, warum Leute zu sowas greifen. Insofern würde ich die Frage umdrehen. Nicht, warum sind D&D-Settings so Banane, sondern was gibst du dich mit D&D-Settings ab, wenn du halt was Anderes willst?
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Isegrim am 21.12.2024 | 20:54
Oder so: Ich spiele tatsächlich auch auf Kitchen-Sink-Settings und bin mir ihrer Vorteile voll bewusst. Aber wenn mir gerade - sagen wir mal - nach Mittelerde ist, dann will ich da nicht außerdem cthulhoide Monster, ein gothisches Vampirreich, ein paar Renaissance-Küstenstaaten mit Piratencharme und natürlich den gesamten Anthropomorphen-Zoo dazugepackt bekommen.

Wie gut, dass Tolkien den Rest von Mittelerde nie wirklich ausgearbeitet hat; wer weiß, wass es dann alles gäbe...  ;D
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Eiserne Maske am 21.12.2024 | 21:08
Nein. Ich habe wiederholt geschrieben, dass reine Kitchen-Sinks auch ihren Charme haben und ich auch mehrere besitze (und bespiele). Mir geht es darum, dass ich ihre Elemente nicht in jedem anderen Setting wiederbegrüßen will.

Denkt es so: Ich mag Tomatensoße. Aber ich will trotzdem nicht auf jedes Essen Tomatensoße drauf haben.

Oder so: Ich spiele tatsächlich auch auf Kitchen-Sink-Settings und bin mir ihrer Vorteile voll bewusst. Aber wenn mir gerade - sagen wir mal - nach Mittelerde ist, dann will ich da nicht außerdem cthulhoide Monster, ein gothisches Vampirreich, ein paar Renaissance-Küstenstaaten mit Piratencharme und natürlich den gesamten Anthropomorphen-Zoo dazugepackt bekommen. Und nein, als Spielercharakter kommt da für mich auch kein Halbvampir, Ninja oder Tiefling-Dämonenpaktierer in Frage.

Der Thread-Titel, diese ganzen Beispiele die weit über ein paar Elfenohren hinausgehen... So deutlich fand ich Dich ja nicht. Aber gut, dann ist das jetzt auch mir klar.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Sphinx am 21.12.2024 | 21:18
Ohne die letzten Seiten gelesen zu haben. Ich finde ich es selbst völlig OK, wenn ein Setting alles mögliche erlaubt. Normal gibt es ja trotzdem eine Vorgabe was dort normal ist.
Und Rollenspiel ist immer noch kein Markt wo man, abgesehen von ausnahmen, reicht wird. Seine Potentielle Kundschaft noch mehr einzuschränken weil man zu sehr in einer Niesche Operiert ist wohl nicht sonderlich schlau.

Ich verstehe aber die Spieler nicht, die sich dann gegen die Vorgabe des Settings wehren und meinen unbedingt etwas nicht direkt ins Setting gehöriges Spielen zu müssen.

Ich hab da immer das Gefühl da ist schon das Charakterkonzept fertig bevor die nächste Runde anfängt. Und man will es nicht mehr anpassen nur weil ein anderes Setting als normalerweise gespielt wird.
Ich selbst freue mich wenn ich wieder was anderes ausprobieren kann das nicht der norm entspricht, aber ich kenne auch Spieler die Spielen immer nur den standard Mensch.

Oder es wird eine Abstammung gewählt die dann nicht ausgespielt wird. Das war damals in DSA das Weltfremd der Elfen das keiner wirklich gespielt hat. Aktuell in der Kampagne "Juwel of the Indigo Isles" gibt es ein Volk das sich wie das letzte A-loch denen Gegenüber verhalten die sie mögen (Weil man sie so stärker machen will) und umgekehrt (Du bist nutzlos, aus dir wird eh nix). Auch das ist wieder ein ganz normal freundlicher Charakter.
Warum wählt man so etwas wenn man 0 bock es dann auch zu Spielen? Und nein damit meine ich nicht, ja vielleicht kann der Spieler es ja nicht besser, sondern es wird nicht mal versucht.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Galatea am 21.12.2024 | 21:44
Wie gut, dass Tolkien den Rest von Mittelerde nie wirklich ausgearbeitet hat; wer weiß, wass es dann alles gäbe...  ;D
Cthulloide Monster gibt es schonmal (der Wächter im See vor Moria bzw. die unausprechlichen Horrorviecher unter Moria), Werwesen gibt es (Beorn und seine Werbärensippe), Sauron verwandelt sich mindestens einmal in einen Vampir (wobei jetzt nicht geklärt ist, ob ein Tolkien-Vampir auch nur ansatzweise einem "typischen" Vampir entspricht), Piraten äh... Korsaren von Umbar auch bekannt als dunkle Numenorier...

Ich finde übrigens, dass Tolkien-Elfen, D&D-Elfen und Shadowrun-Elfen DEUTLICH unterschiedlich sind, wenn man nur ein wenig genauer hinschaut (besonders die D&D-Elfen mit ihrem Paradies-Ersatz-Erinnerung-Schaffen und den zunehmenden Erinnerungen an frühere Leben und teilweise sogar dem Durchbruch der ursprünglichen Primärpersönlichkeit finde ich sehr interessant).
Dass diese Unterschiede im Spiel oft nicht zum tragen kommen und dann halt doch der niedrigster-gemeinsamer-Nenner-Elf gespielt wird, liegt nicht unbedingt am System/Setting.

Auch gibt es gerade im SciFi-Bereich diverse Settings in denen Spezies, die so überhaupt nicht wie Elfen aussehen, OFFENSICHTLICHE Klischee-Elfen sind. Das find ich viel schlimmer.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Gondalf am 22.12.2024 | 01:17

Für mich ist das so, als würde ich in der Küche den Schrank aufmachen und sagen: Kochen wir mal was leckeres. Wie machen wir das? Indem wir alles in einen Topf tun, was lecker ist. Schnitzel: Check. Pommes: Check. Nutella: check. Orangen: Check. Ketchup und Mayo und Senf und Sojasoße und Aceto Balsamico: Check. Noch ein Stück Pizza rein, Weintrauben, eine Dose Hering in Tomatensoße, ein Stück Kuchen, eine halbe Tüte Gummibärchen. Und jetzt warm machen, kräftig umrühren und voilá - einfach genießen... :puke:

Hmm🤗🤗
Rauf so gut wie runter..😂😂 Da wird einem ganz anders..

:d Genau so und nicht anders.

Danke.


Stimmt zwar, aber trotzdem finde ich es ärgerlich, wenn der Industry Standard ist, dass Immer-fasts-Gleiches auf vielen Seiten, die ich ja mitbezahle, halbinspiriert wiedergekäut wird, anstatt den Schwerpunkt auf den inhaltlichen Kern des Settings zu legen und zu sagen "wenn ihr noch was aus dem Standardrepertoire wollt, einfach anflanschen!" Ist ja genauso logisch wie "einfach weglassen, was dir nicht passt", und deutlich ökonomischer. Und wer ein Elfenvolk will, der wird auch eines zuhause rumliegen haben.

Ja, im Grunde hast Du Recht.
Aber aber wie schon bemerkt wurde, die meisten wollen wohl „jeden Spieler abholen“ und bloß nichts falsch machen, damit keiner vergrault wird.
Am Ende ist es wie Fertigessen, viel Geschmacksverstärker und dennoch fade..🤷🏻‍♂️😂

Wieso sollte ich Spielern verbieten etwas zu spielen? Rollenspiel soll Freiheit sein und die eigene Fantasie die Grenze und nicht der Ego-Trip des Autors oder SL.

Also, wenn ich irgendwas nicht haben will in meinem Spiel, darf ich es nie ändern, weil ich sonst auf einem Ego Trip bin?


Dann noch immer der Schneeflocken-Aspekt. "Das ist mir zu Mainstream. Elfen sind doof. Ich bin so Special und meine Idee ist so besonders."
Nein, sie ist langweilig.

Also beispielsweise Elfen und Zwerge müssen immer da sein, immer Verbündete, die sich nicht ganz grün sind, sich gegen böse Orks doch zusammenraufen, weil jede Variation und alles andere langweilig wäre?
Ist das Ironie? (Sorry falls mir irgendwas entgangen ist)
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Tele am 22.12.2024 | 08:55

Also, wenn ich irgendwas nicht haben will in meinem Spiel, darf ich es nie ändern, weil ich sonst auf einem Ego Trip bin?


Und wie viel Leute findest du so, die dein ganz spezielles mit dir spielen wollen?

Denn da ist der Denkfehler, den hier alle machen: RPG ist nicht dein Spiel, du brauchst eine Gruppe.

Ich lese hier öfter Beschwerden, dass auf Cons immer dasselbe gespielt wird und keiner Gruppen findet, die seine Special-Interest Spiele mit ihm spielen wollen.

Dann die Klagen, dass der Industrie-Standard angeblich immer dasselbe ist.

Der Grund ist simpel. Spieler wollen nicht von ihren SL oder vom Setting gegängelt werden. Die meisten wollen in ihrer Freizeit keine komplexe Welt, die ach so besonders ist, aber es verlangt, sich ewig mit dem Hintergrund zu beschäftigen. Warum auch? Das ist reine Zeitverschwendung, wenn ich in der Zeit auch durch Mittelerde, Aventurien oder die Forgotten Realms rennen könnte und wirklich spielen, statt in einem unbekannten Hintergrund rumzutappern, nur weil der SL Elfen und Zwerge fad findet.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 22.12.2024 | 09:13
Ich hatte als SL noch nie ein Problem damit, Spieler*innen zu finden, insb. nicht auf dem lokalen Level. Es gibt einen starken Bedarf nach SL und da sind - zumindest bei den coolen Kids in Norddeutschland - viele Gruppen und Individuen bereit, mal was neues auszuprobieren, zumindest Setting-seitig.

Aktuelles Beispiel: 13th Age als System in einem Homebrew-Setting, in welchem alle SC Enten sind. Klappt. :d
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: gilborn am 22.12.2024 | 09:36
Und wie viel Leute findest du so, die dein ganz spezielles mit dir spielen wollen?

Denn da ist der Denkfehler, den hier alle machen: RPG ist nicht dein Spiel, du brauchst eine Gruppe.
Doch. Es ist aber auch das Spiel deiner Spieler.

Es ist doch ganz einfach:
Die Spieler wollen etwas spielen, der SL auch. Jeder hat seine Vision.
Der Spieler hat in der Regel eine Vision seines Charakters, der SL des Settings.
Vergleicht man das miteinander, gibt es eine Schnittmenge. In Session 0 wird verhandelt, ob jeder mit der Schnittmenge leben kann oder ob man davon abrückt.
Gibt es die nicht, findet kein Spiel statt. Sieht man als SL oder als Spieler seine Vision zu sehr verwässert, ist man frei zu sagen: Ich bin raus.

Das ist eine ziemlich symmetrische Situation.

Die wird nur davon aufgebrochen:
Der SL muss ALLE Spieler Visionen mit seiner Vision unter einem Hut kriegen, die Spieler tangieren sich untereinander eigentlich nie (Wenn nicht gerade der rechtschaffene Paladin auf den verbrecherischen Dieb trifft, und selbst da haben die wenigsten Probleme). D.h. die Gefahr beim SL ist am größten, dass seine Vision verwässert wird.
Da er gleichtzeitig am meisten Arbeit hat, füge ich mich als Spieler deshalb eigentlich immer gerne seiner Vision - ich will es ihm so leicht wie möglich machen.
Bzw. ich warte immer erst ab, wie das Setting gestaltet ist, bevor ich mir überlege was ich spiele.
Es ist auch einfacher sich ein cooles Charakterkonzept zu überlegen als eine ganze, in sich stimmige Welt.
Diese Stimmigkeit will ich als Spieler nicht torpedieren. Es macht ja auch mehr Spaß einen Charakter zu spielen, der zur Kampfagne passt.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: klatschi am 22.12.2024 | 09:47
Doch. Es ist aber auch das Spiel deiner Spieler.

Es ist doch ganz einfach:
Die Spieler wollen etwas spielen, der SL auch. Jeder hat seine Vision.
Der Spieler hat in der Regel eine Vision seines Charakters, der SL des Settings.
Vergleicht man das miteinander, gibt es eine Schnittmenge. In Session 0 wird verhandelt, ob jeder mit der Schnittmenge leben kann oder ob man davon abrückt.
Gibt es die nicht, findet kein Spiel statt. Sieht man als SL oder als Spieler seine Vision zu sehr verwässert, ist man frei zu sagen: Ich bin raus.

Das ist eine ziemlich symmetrische Situation.

Die wird nur davon aufgebrochen:
Der SL muss ALLE Spieler Visionen mit seiner Vision unter einem Hut kriegen, die Spieler tangieren sich untereinander eigentlich nie (Wenn nicht gerade der rechtschaffene Paladin auf den verbrecherischen Dieb trifft, und selbst da haben die wenigsten Probleme). D.h. die Gefahr beim SL ist am größten, dass seine Vision verwässert wird.
Da er gleichtzeitig am meisten Arbeit hat, füge ich mich als Spieler deshalb eigentlich immer gerne seiner Vision - ich will es ihm so leicht wie möglich machen.
Bzw. ich warte immer erst ab, wie das Setting gestaltet ist, bevor ich mir überlege was ich spiele.
Es ist auch einfacher sich ein cooles Charakterkonzept zu überlegen als eine ganze, in sich stimmige Welt.
Diese Stimmigkeit will ich als Spieler nicht torpedieren. Es macht ja auch mehr Spaß einen Charakter zu spielen, der zur Kampfagne passt.

Sehe ich 1:1 so
Wenn ich ein spezifisches Charakterkonzept spielen will, das nicht zur Welt passt und den Grundprämissen vollkommen entgegen steht, dann spiele ich halt lieber nicht mit bzw. sage als GM auch gleich, dass das nix wird.

Plakatives Beispiel: wie spielen Herr der Ringe, aber ein Spieler möchte gerne einen Uruk Hai spielen, der aus Isengart geflüchtet ist und sich nun den Rangern des Nordens angeschlossen hat, weil er festgestellt hat, dass der Schatten alle vernichten wird. Es mag GMs geben, die das gerne mitspielen. Ich als GM möchte das nicht und dann ist es ehrlicher, wenn sich beide drauf einigen, nicht miteinander zu spielen.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 22.12.2024 | 09:48
Der Grund ist simpel. Spieler wollen nicht von ihren SL oder vom Setting gegängelt werden. Die meisten wollen in ihrer Freizeit keine komplexe Welt, die ach so besonders ist, aber es verlangt, sich ewig mit dem Hintergrund zu beschäftigen. Warum auch? Das ist reine Zeitverschwendung, wenn ich in der Zeit auch durch Mittelerde, Aventurien oder die Forgotten Realms rennen könnte und wirklich spielen, statt in einem unbekannten Hintergrund rumzutappern, nur weil der SL Elfen und Zwerge fad findet.

Nun, wenn die Spieler tatsächlich keine "komplexen Welten" wollen...dann brauchen sie auch Mittelerde, Aventurien, und die Forgotten Realms nicht, denn die sind ja ihrerseits nix anderes. Und dann brauchen sie auch nicht unbedingt hochoffiziell durchstandardisierte Elfen oder Zwerge, die ja ihrerseits längst nicht in jedermanns Fantasy-Weltbild zeckenhaft fest verankert sind -- Hauptsache, sie können die Figuren spielen, die sie selbst möchten, und mit denen auf gerne auch mal mit der heißen Nadel gestrickte imaginäre Abenteuer ausziehen. Fürs Bier-und-Brezel-Spiel reicht gerade als Spielergrundlage ja eigentlich schon "Ich hab' da mal diesen Film gesehen, kann ich so jemanden spielen wie X?"...und das kann ich als SL gegebenenfalls auch mit etwas regelseitig deutlich Leichtgewichtigerem bedienen als mit den klassischen Rasse-Klasse-Stufe-Boliden.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Runenstahl am 22.12.2024 | 10:27
Der Grund ist simpel. Spieler wollen nicht von ihren SL oder vom Setting gegängelt werden. Die meisten wollen in ihrer Freizeit keine komplexe Welt, die ach so besonders ist, aber es verlangt, sich ewig mit dem Hintergrund zu beschäftigen. Warum auch? Das ist reine Zeitverschwendung, wenn ich in der Zeit auch durch Mittelerde, Aventurien oder die Forgotten Realms rennen könnte und wirklich spielen, statt in einem unbekannten Hintergrund rumzutappern, nur weil der SL Elfen und Zwerge fad findet.

"Gängeln" finde ich da etwas unpassend. Wenn ich was anbiete treten meinem Spiel (hoffentlich) nur Spieler bei die da auch Bock drauf haben. Wenn ich also eine Kampagne anbiete in der man nur Zwerge spielen kann dann melden sich nur Spieler die damit leben können (oder wollen). Das ist kein Gängeln. Ich kann ja niemanden zwingen bei mir mitzuspielen. Es ist nur wichtig die Besonderheiten bei der Charakterauswahl vorher deutlich zu machen.

Viele Spieler wollen sich nicht unbedingt in neue Hintergrundwelten einlesen. Absolut richtig. In der Regel brauchen sie es aber auch nicht. Sooo viel anders sind viele Welten dann doch nicht und es ist meist eh spannender die Unterschiede im Spiel zu erleben als sie als Info-Dump zu bekommen.

Es gibt aber halt auch Spieler die durchaus mal Bock auf was anderes haben und die dann ganz begeistert bei der Sache sind wenn man mal ein ungewöhnlicheres Kampagnen konzept hat.

Zuletzt möchte ich noch sagen das mMn auch Kitchen Sinks ihre Daseinsberechtigung haben. Je nach Stimmung mag ich durchaus beides. Kitchen-Sinks in denen es Katzenmenschen, Vampir-Reiche, Elfen, Zwergen und Menschen gibt sind mir genauso sympatisch wie Settings die thematisch weniger breit aufgestellt sind.

Wir spielen hauptsächlich D&D und da habe ich bisweilen öfters Fremdspezies (und bisweilen auch Klassen) eingeschränkt ohne das es großes Geschrei gab. In der einen Kampagne gab es nur Menschen, Elfen, Orks und Dragonborn als Spezies, in der nächsten NUR Goblins und in meinen derzeitigen Kampagnen haben wir eine in der man alles spielen kann, eine weitere in der man theoretisch alles Spielen kann wobei Menschen aber die Norm sind und alle Fremdspezies eher unbeliebte Aussenseiter sind (hier spielen alle Menschen wobei ein Spieler nach dem Tod seines Charakters nun auf einen Elfen gewechselt ist) und eine weitere Kampagne in der man NUR Spezies aus dem neuen 2024 Regelwerk spielen kann wobei Menschen hierbei einen kleinen "Bonus" bekommen was dazu geführt hat das alle Menschen spielen (ich liebe diese Art von Beeinflussung... man kann damit die Spieler steuern ohne ihnen etwas vorschreiben zu müssen).
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Boba Fett am 22.12.2024 | 10:49
Gehen wir die Sache doch mal anders herum an.
Als Rollenspieler kann ich erst einmal nur über das entscheiden was ich kenne. Wenn ich nur EDO Standard Fantasy kenne, dann ist das mein persönlicher Horizont.
Und innerhalb dieses kann ich entscheiden und urteilen, was ich spielen möchte.
Natürlich kann man seinen Horizont erweitern, oder aus anderen Medien extrapolieren und prüfen, ob es nicht noch etwas anderes gibt. Das ist aber meistens (leider) in den Händen des Spielleiters.
Rollenspieler werden eher nicht sagen "ich möchte mal was mit Cthulhu und Weltraum", wenn bisher nur Fantasy auf der Speisekarte stand. Vielleicht weil es auch vermessen klingt das "hey spielleiter, leg mal deine ganzen gemachten Investitionen beiseite und arbeite dich mal hier ein... ach ja, kaufen musst du es auch noch..." zu sagen.
Wobei - ich weiss nicht, vielleicht ist es in anderen Runden so. Bei uns nicht. Und bei uns jammern auch immer, wenn man sich in neue Regelsysteme einlassen muss.

Meine Erfahrung ist also: Eine Horizonterweiterung ist eher von der SpL zu erwarten.

Und dann kann es auch sein, dass man meint, noch gar nicht alle Aspekte des Spiels erlebt zu haben. Vielleicht will man eine andere Klasse mal ausprobieren. Oder Stadtabenteuer, oder das fernöstliche Land am Horizont erleben... Auch da wird eher der Drang zu neuem innerhalb des Horizontes liegen.
Und dann kommt eben das "unvertraute" hinzu. Haben wir bei uns ganz stark mit Numenera erlebt, was so "unvertraut" war, dass die Spieler ohne Information ob etwas alltäglich, normal aber ungewöhnlich, wahrscheinlich feindlich oder noch nie da gewesen ist. "Als Du aus dem Wald trittst, bricht unter Dir die Erde auf und ein riesiges blaues Käfer-Insekt krabbelt hervor und spuckt einen Menschen aus." - "Ich schieße auf das Insekt." - "Der Mensch schreit Dich an: 'Warum beschädigst Du meinen Bus?'" ...
Numenera hat uns da klar Grenzen aufgezeigt, wo "zu phantastisch" ins "unspielbare" übergeht (wenn der Spielleiter nicht massiv durch Informationen gegensteuert).
Und da kann ich den Setting-Konservativismus verstehen (wenn auch nicht teilen). Immer nur italienisch essen mag auf Dauer fade sein, aber dann weiß man wenigstens, was man bekommt.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Weltengeist am 22.12.2024 | 10:58
Ich finde es ja interessant, dass die Diskussion jetzt vom einen oder anderen in der Richtung "Spezialisten-Settings braucht doch sowieso niemand" geführt wird.

Liebe Leute: Offensichtlich doch, sonst würde ich mich ja nicht ärgern (und andere würden nicht zustimmen). Natürlich müsst IHR das nicht brauchen, Geschmäcker sind bekanntlich unterschiedlich. Aber einen Bedarf (und auch einen Markt) gibt es durchaus. Und ob wir dafür Spieler finden oder nicht, könnt ihr getrost unsere Sorge sein lassen ~;D

Und noch etwas: Es klang hier und da so, als handle es sich um ein reines D&D-Problem, das man umgehen könne, indem man eben keine D&D-Settings benutzt. Ich wünschte, dem wäre so. Aber die von D&D eingeführten Tropes sind so allgegenwärtig, dass sie in sehr viele andere Spiele abgefärbt haben. Und gerade den Fehlschluss "Es steht im GRW (oder in Erweiterungsband X), also muss es auch immer und überall vorkommen" hat D&D ebenfalls nicht exklusiv.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Gondalf am 22.12.2024 | 11:11
Es wurde schon viel Richtiges geschrieben bis hierhin.

Aber zu
Und wie viel Leute findest du so, die dein ganz spezielles mit dir spielen wollen?

Denn da ist der Denkfehler, den hier alle machen: RPG ist nicht dein Spiel, du brauchst eine Gruppe.

Ich lese hier öfter Beschwerden, dass auf Cons immer dasselbe gespielt wird und keiner Gruppen findet, die seine Special-Interest Spiele mit ihm spielen wollen.

Dann die Klagen, dass der Industrie-Standard angeblich immer dasselbe ist.

Der Grund ist simpel. Spieler wollen nicht von ihren SL oder vom Setting gegängelt werden. Die meisten wollen in ihrer Freizeit keine komplexe Welt, die ach so besonders ist, aber es verlangt, sich ewig mit dem Hintergrund zu beschäftigen. Warum auch? Das ist reine Zeitverschwendung, wenn ich in der Zeit auch durch Mittelerde, Aventurien oder die Forgotten Realms rennen könnte und wirklich spielen, statt in einem unbekannten Hintergrund rumzutappern, nur weil der SL Elfen und Zwerge fad findet.

Ohne dass ich es böse meine, aber mir scheint da auch ein bisschen was durcheinander zu geraten.

Wenn ich als SL eine Riesen-Welt entwickel, die komplex ist und erwarte dass jeder Spieler dann die 65 Seiten Grundwissen auswendig gelernt hat, ja, dann kann es schwer werden. (Das machen viele Spieler nicht mal für die bekannten Welten).
Ich finde es super, dass Leute auch mal Nischensysteme anbieten und ja, kann dann passieren, dass Mannen auch mal keine Gruppe findet, was ich dann schade finde, aber klar D&D ist bekannter, da finden sich möglicherweise leichter Leute. 🤷🏻‍♂️

Aber um ehrlich zu sein, es ist IMMER Dein Spiel, das geht doch gar nicht anders. Deine Forgotten Realms sind anders, als die anderer Spielleiter.
Mein Aventurien ist nicht, wie das anderer SL, das passiert ja schon ganz automatisch und unbewusst.

Wer eine Riesen Kampagne im Aventurischem Süden spielt, Piraten, Dschungeln, exotische Inseln, Kämpfe gegen böse Gouverneure und Sklavenhalter, der spielt vielleicht 5 Jahre ohne jemals einen Elf oder Zwerg zu sehen und merkt es gar nicht.

Oder wer eine kleine Kampagne im tiefen Norden aufzieht (Schneestürme, Yetis, Eiselfen und Nivesen) der hat möglicherweise (nicht gezwungenermaßen) seit langer Zeit Keinen Novadi oder Al‘Anfa Granden gesehen… ganz unbewusst.
Manche finden das eine gut, manche das andere, manche bauen dann doch den tulamidischen Zauberer ein, der durch das Eis irrt…oder den Waldelf, der durch den Dschungel streift (mit seinem Freund Gimli?). (Das ist dann der Vorteil des Kitchen Sink)

Jede Spielwelt ist DEINE Spielwelt mit der Du Deine Spieler „gängelst“ wie Du es nennst, Sie trägt doch immer Deine Handschrift und es kommen Dinge vor, die Du (oder Ihr) cool findet. Wenn vier Gruppen durch Waterdeep streifen, ist es immer eine etwas andere Stadt und Dinge die der SL nicht mag kommen dann (bewusst oder unbewusst) nicht so häufig vor.

Ich sehe es bei Forbidden Lands, ich hätte beispielsweise die Wolfsmenschen nicht gebraucht, andere finden die total cool, ich höre aber auch von vielen deren Forbidden Lands fast nur menschlich besiedelt sind. Und wer sich da als Spieler gegängelt fühlt, der spielt halt woanders oder einigt sich da auf irgendwas mit dem SL.

Ein Spieler der darauf besteht, seinen Hügelriese-Hochelfen Assasin/Erzmagier zu spielen und davon ausgeht, dass eine derartige Kreatur überall in der Menge aufgeht und passende Hotelbetten findet, weil sowas laut GRW und 4 obskuren Zusatzbüchern möglich ist, da könnte der SL sich ja auch gegängelt fühlen oder man stellt fest, dass man halt was anderes mag und irgendwer sucht sich eine passende Gruppe. Kann passieren.

@Weltengeist, sehe gerade Deine Antwort. Ich finde auf eine Art ist doch jedes Setting Individuell und ich finde auch, dass es auch mal was spezielles geben darf und soll, wo halt nicht alles vorkommt.

Negativ Beispiel (meine Meinung, andere sehen dass vermutlich völlig anders) Cuthulu in Aventurien. Wozu das Ganze? Abenteuer in dem Stil könnte man mit Aventurischen Dämonen und Geistern abbilden, das Setting hat dadurch keinen Gewinn.
Ein Kitchen Sink Moment auf einem Kontinent, wo sich eh alles drängt.. Kulturen und Epochen an unsichtbaren Grenzen..

Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 22.12.2024 | 11:20
Wenn ich darf, möchte ich für die Englischkundigen unter uns, die mal eine halbe Stunde Zeit haben, auf ein Video von Seth Skorkowsky verweisen, das mir recht gut zum Fadenthema zu passen scheint: "Why Theme Campaigns Rock (and 13th Warriors Suck) (https://www.youtube.com/watch?v=Zgr4pPAptK8)". Darin spricht er recht genau sowohl das Spiel mit engerem Fokus als bloß "Kitchen Sink" als auch das Problem des Ich-muß-mein-Konzept-durchdrücken-Spielers an.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Marduk am 22.12.2024 | 11:41
Der Grund ist simpel. Spieler wollen nicht von ihren SL oder vom Setting gegängelt werden. Die meisten wollen in ihrer Freizeit keine komplexe Welt, die ach so besonders ist, aber es verlangt, sich ewig mit dem Hintergrund zu beschäftigen. Warum auch? Das ist reine Zeitverschwendung, wenn ich in der Zeit auch durch Mittelerde, Aventurien oder die Forgotten Realms rennen könnte und wirklich spielen, statt in einem unbekannten Hintergrund rumzutappern, nur weil der SL Elfen und Zwerge fad findet.

Aber die Spielleitung will auch von den Spielenden nicht gegängelt werden, oder ist das in Ordnung?
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Boba Fett am 22.12.2024 | 11:57
Ich finde es ja interessant, dass die Diskussion jetzt ... geführt wird.

Was erwartest Du?
Ein paar haben zugestimmt, Du hast einige Alternativen genannt bekommen, einige haben relativiert.
Also? Was möchtest Du noch?
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: felixs am 22.12.2024 | 12:52
Denke, Gondalfs Gedanke oben hat was für sich (kann sein, dass andere das auch schon erwähnt hatten): Man muss ja nicht die gesamte Spielwelt nutzen. Entsprechend ist es grundsätzlich unschädlich, auf einer Spielwelt auch Dinge zu haben, die man dann halt weglässt.
Problematisch wird es natürlich dann, wenn die Gruppe sich nicht einig darüber ist, was vorkommen soll und was nicht - das würde ich unter "grundsätzliche Unstimmigkeiten in der Gruppe" subsummieren und halte das für das größte Problem unseres Hobbies. Wir haben so viel Vielfalt, dass es schwierig ist, Leute zu finden, mit denen der gemeinsame Horizont wirklich gut zusammenpasst. Hat man eine Spielwelt, in der fast alles abgebildet wird, was man sich so unter "Fantasy" vorstellen kann, dann hat man vieles davon abgedeckt. Möchte man aber ein wenig mehr Fokus und entsprechend einige Sachen ausschließen, dann beginnt es zu Knarzen - zumindest ab dem Moment, wo andere Leute mit ihren eigenen Vorstellungen einem da rein "pfuschen".

Ich bin auch nicht sicher, ob die Tendenz hin zu "die Spielwelt ist so, wie ihr wollt, macht euch die Welt halt schön" hilfreich ist. Ich teile einerseits Weltengeists Wunsch nach einer eher umfangreichen Weltbeschreibung und habe andererseits auch den Eindruck, dass es hilfreich ist, einen gemeinsamen Horizont verordnet zu bekommen. Den kann man dann natürlich immer noch ein wenig anpassen (mein Midgard-Alba ist erheblich weniger schottisch als die Vorlage laut Buch), aber man hat halt einen Rahmen (und ich habe damit eine Grundlage für Argumente, warum meine Mitspieler bitte keine Kobolde mit grünen Haaren, Hörnern und einem Tiger als Reittier spielen sollen). Und in der Tat ist es so, dass alles, was in der Weltbeschreibung steht, dort halt erstmal steht. Und nur weil Weltengeist findet, dass das Vampirreich in der Kampagne keine Rolle spielen sollte, bedeutet das nicht, dass ich nicht vielleicht die Idee habe, einen Vampir aus eben dieser Region spielen zu wollen. Dann sind wir am Ende beide unglücklich. Ein besserer Fokus hätte das verhindert.

Ich denke jedenfalls auch, dass es hilfreich ist, eine Vorstellung davon zu haben, was eine Spielwelt sein will und das dann auch konsequent beizubehalten.

Und fast alle Probleme sind durch zwei Dinge zu lösen:
1) Gleichgesinnte Mitspieler (riesiges Problem, ich weiß).
2) Mehr Spielpraxis, weniger Konsum und öffentliches Ruminieren theoretischer Möglichkeiten.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Armorik am 22.12.2024 | 14:13
Was erwartest Du?
Ein paar haben zugestimmt, Du hast einige Alternativen genannt bekommen, einige haben relativiert.
Also? Was möchtest Du noch?
Es ging wohl um die Richtungsänderung der Diskussion, die ist irgendwann auf Seite 4 oder so abgebogen.

Grundsätzlich ging es ja darum, wenn ich das richtig verstanden habe, dass auf zu vielen Werken außen draufsteht "Ich habe eine Prämisse jenseits der herkömmlichen Kitchen-Sinks" und sich dann herausstellt, dass der Inhalt ganz schnell wieder bei den bewährten Zutaten und den üblichen Verdächtigen ist. Das ist für mich dann aber ein klarer Mangel dieser Werke. Das gehört in den entsprechenden Rezensionen erwähnt und das Werk abgewertet.
(Wenn mir der Filmtrailer einen Action-Thriller verspricht und im Film stellt sich heraus, dass die Action nur eine Viertelstunde andauert und dann darf ich zwei händchenhaltenden Gestrandeten auf einer Insel dem Abspann entgegendämmern sehen - da käme ich mir auch ver... veräppelt vor.)

Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: tarinyon am 22.12.2024 | 16:08
Also ich sehe bei all dem ein Problem: wie viele Spieler lesen denn bitteschön Settingbeschreibungen? DSA mal ausgenommen. Bei mir macht das keiner meiner Spieler. Die einzigen Settings, wo sie sich auskennen, sind settings, die maßgeblich über andere Medien vermittelt werden wie Star Wars oder Warhammer. Bei klassischen Kitchen Sinks wie den FR oder Golarion haben sie keine Ahnung von nix. Ich könnte ihnen da alles mögliche erzählen, was man da spielen soll oder nicht. Letztendlich ist die Schwierigkeit eher, ihnen das setting zu vermitteln, ohne dass sie was lesen müssen. Und ich glaube das ist nicht nur bei uns so. Warum spielen wohl so viele Leute Generic D&D 5 oder Cthulhu? Weil sich ja jeder was drunter vorstellen kann. Und ob das kitchen Sinks sind oder nicht, ist glaube ich zweitrangig. Ich schätze mal, der Großteil der heutigen D&D Spieler hat keine Ahnung von den forgotten realms. Wahrscheinlich wissen die nicht mal, dass das ein Kitchen Sink ist, weil sie eh nur an der Schwertküste oder im Eiswindtal abhängen. Und der einzige Dissens, der dann entsteht ist, weil ein old school gm keine Dragonborn in Baldurs Tor haben will.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Sphinx am 22.12.2024 | 16:12
Ich bleibe dabei das es schlicht und einfach eine Finanzielle Entscheidung ist alles zum Kitchen Sink Setting zu machen. Sowie das Setting mehr ist als 4 Seiten mit einem Konzept, steckt da richtig viel Zeit drin. Monate oder Jahre die man an dem Setting gefeilt hat und dann ein Buch/PDF erstellt hat.

Jetzt geht es man möchte mein Setting herausbringen, selbst wenn man nicht davon Lebt und es Hobby ist, möchte ich recht wahrscheinlich den Aufwand vergütet haben. Sagen wir ich hab an vielen Tagen im Jahr (200 Tage) für 2 Stunden dran gearbeitet und möchte wenigstens 5 Euro je Stunde. Also 2000 Euro die ich damit verdienen möchte. Soll es noch was hermachen müsste ich Grafiken einbauen die den Preis noch mal hochtreiben. Selbst wenn ich DnD5e als Regelbasis für mein Setting wähle werde ich eine sehr überschaubare Anzahl verkaufen. Schränke ich die Spieler zu sehr ein, verkleinert sich die Anzahl meiner Potentiellen Käufer noch mehr.

Steven Glicker von Rolle for Combat hat schon mehrmals Zahlen genannt aber ich hab sie nicht so recht im Kopf. Aber selbst wein paar 100.000 verdiente Dollar sind schnell weg. Je nach Plattform gehen davon direkt mal 30% als Gebühr ab. Und die Hand voll Mitarbeiter möchte auch von was leben. Und so muss man sich schon gut überlegen wie man die potentielle Käuferschaft groß genug hält.
Finde da auch das PF2 System ganz nett das die Abstammungen in Seltenheitsgrade einteilt. Also Gewöhnlich, Ungewöhnlich, Selten... So hab ich in meiner Kampagne die auf den Indigo Isles steht einfach nur sagen müssen das "Gewöhnliche" Abstammungen erlaubt sind und der rest nicht. Und in dem Fall ist gewöhnlich eben das, was das Setting mitbringt. Alles aus dem Basisbuch ist dann mind. ungewöhnlich.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Issi am 22.12.2024 | 16:28
" Ich will Kühe!"
"Es gibt aber keine Kühe."
"Wieso gibt es keine Kühe? Es gibt doch überall Kühe!"
"Ja, aber da eben nicht."
"Das ist doch doof! Ich will unbedingt Kühe haben!"
"Dann musst Du wohl was anderes nehmen."
"Nein, will ich nicht. Wenn ich keine Kühe kriege,dann mache ich nicht mit."


@
All

Noch jemand der auf Kühe verzichten will?
Oder gibt's nicht doch sicherheitshalber irgendwo ne kleine Kuh?
 ~;D
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: felixs am 22.12.2024 | 16:48
Vermute, "Kühe" sind für die wenigsten das Problem.
Wenn die Forderung ist, dass Kühe als Spielerfiguren spielbar sein sollten, dann sind wir wieder im Thema.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 22.12.2024 | 16:51
"Nein, es gibt keine Kühe! Die Menschen haben die letzten schon vor Jahrhunderten ihrem gierigen Götzen Donald McBurger geopfert, und deine Kuh war keine Ausnahme!" >;D
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Swanosaurus am 22.12.2024 | 17:38

Der Grund ist simpel. Spieler wollen nicht von ihren SL oder vom Setting gegängelt werden. Die meisten wollen in ihrer Freizeit keine komplexe Welt, die ach so besonders ist, aber es verlangt, sich ewig mit dem Hintergrund zu beschäftigen. Warum auch? Das ist reine Zeitverschwendung, wenn ich in der Zeit auch durch Mittelerde, Aventurien oder die Forgotten Realms rennen könnte und wirklich spielen, statt in einem unbekannten Hintergrund rumzutappern, nur weil der SL Elfen und Zwerge fad findet.

"Zeitverschwendung" finde ich ein ziemlich absurdes Argument in dem Zusammenhang ... was sind denn Rollenspiele wenn nicht "Zeitverschwendung"? Letztendlich geht's doch darum, woraus man seinen Spaß beim Rollenspiel bezieht; und da gibt es genauso Spieler*innen wie SL, die es vielleicht ebenso als Zeitverschwendung empfinden, über das fünfundzwanzigste Elfenvolk mit geringer Variation zu den 24 davor zu lesen oder es zu spielen, anstatt seine Zeit zu nutzen, um was Neues auszuprobieren.

Ich kenne beide Impulse - manchmal will ich einfach was Altertrautes. Aber um das zu bekommen, kaufe ich mir keine neuen Settings, denn ich habe ja genug Altvertrautes hier rumliegen. Wenn ich mir ein neues Setting besorge, will ich ein NEUES Setting. Und ich persönlich will als potenzieller SL nicht meine Zeit damit verschwenden, Altbekanntes immer wieder vorgekaut zu kriegen.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Issi am 22.12.2024 | 17:45
Vermute, "Kühe" sind für die wenigsten das Problem.
Wenn die Forderung ist, dass Kühe als Spielerfiguren spielbar sein sollten, dann sind wir wieder im Thema.

Die "Kühe" im Rollenspiel sind halt für gewöhnlich die EDOs.(Ohne die es häufig nicht geht)

(Wobei  für manche auch Minotauren durchaus SC Potential haben. ;D)
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Paßwächter am 22.12.2024 | 17:46
... was sind denn Rollenspiele wenn nicht "Zeitverschwendung"?
Was daran ist Zeitverschwendung, wenn man eine tolle Zeit hat(te)? Es gibt Menschen, die behaupten, von einem gewissen Alter an rückblickend war alles andere mehr Zeitverschwendung als gerade das...

Zur Zeitverschwendung mutiert es aber möglicherweise, wenn die tolle Zeit sich nicht einstellen mag, weil man - aus welchen Gründen auch immer, darunter eben ggfs. zuviel Vorarbeiten - nicht dazu kommt, eine lange tolle Zeit zu erleben.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Sashael am 22.12.2024 | 17:48
Und wie viel Leute findest du so, die dein ganz spezielles mit dir spielen wollen?

Denn da ist der Denkfehler, den hier alle machen: RPG ist nicht dein Spiel, du brauchst eine Gruppe.
Was denn für ein Denkfehler?
Ich biete an, mir Arbeit für andere zu machen. Wer nicht leitet, sollte zumindest in der Lage sein, mir als SL zuzuarbeiten.

Der Grund ist simpel. Spieler wollen nicht von ihren SL oder vom Setting gegängelt werden.
Ich bin mir mit über 30 Jahren Rollenspiel für mich persönlich sehr sicher, dass ich mit Menschen, die nicht in der Lage sind, unter Restriktionen kreativ zu werden, nicht langfristig spielen möchte.

Einfach immer und überall alle Optionen haben zu wollen, ist in meinen Augen schlicht Faulheit.

Die meisten wollen in ihrer Freizeit keine komplexe Welt, die ach so besonders ist, aber es verlangt, sich ewig mit dem Hintergrund zu beschäftigen. Warum auch? Das ist reine Zeitverschwendung, wenn ich in der Zeit auch durch Mittelerde, Aventurien oder die Forgotten Realms rennen könnte und wirklich spielen, statt in einem unbekannten Hintergrund rumzutappern, nur weil der SL Elfen und Zwerge fad findet.
Wer nur noch auf bekannten Bühnen Wiederholungen sehen möchte, darf das gerne tun. Aber das ist in meinen Augen keine legitime Forderung an einen SL.
Was ist das denn für eine Bespaßungsmentalität?
"Leite er für mich! Das Setting kennt er! Hopp hopp! Wir haben schon unser Charakterkonzept fertig, von welchem wir nicht abzuweichen gedenken!"

Sorry, dann such dir andere und leite selber.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Paßwächter am 22.12.2024 | 18:01
Oder gibt's nicht doch sicherheitshalber irgendwo ne kleine Kuh?
Nein, heute nicht. Aber beim nächsten Mal akzeptieren dafür auch die, die heute keine Kühe wollen, daß dann welche eine Rolle spielen.

Die Option sehe ich zumindest auch noch bei längerfristig bestehenden Gruppen: mal über die eigenen Präferenzen hinauszugehen und sich auf etwas einzulassen (sic! - also nicht nur murrend dazubleiben), was man zunächst nicht mag. Man sollte keine großen Wunder erwarten, aber vielleicht doch die Erfahrung, daß man sich in etwas mit hineinnehmen lassen kann und es dann doch ganz okay ist. Und beim nächsten Mal machen dann (hoffentlich) die anderen auch mit und unterstützten ihrerseits das, was man selbst gern mag.

Wichtig ist dabei die Sozialkompetenz, die es braucht, um sich darauf tatsächlich einzulassen.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Swanosaurus am 22.12.2024 | 18:14
Was daran ist Zeitverschwendung, wenn man eine tolle Zeit hat(te)? Es gibt Menschen, die behaupten, von einem gewissen Alter an rückblickend war alles andere mehr Zeitverschwendung als gerade das...

Zur Zeitverschwendung mutiert es aber möglicherweise, wenn die tolle Zeit sich nicht einstellen mag, weil man - aus welchen Gründen auch immer, darunter eben ggfs. zuviel Vorarbeiten - nicht dazu kommt, eine lange tolle Zeit zu erleben.

Sage ich ja. Bei Sachen, die man zum Spaß macht, mit "Zeitverschwendung" zu argumentieren, ist widersinnig. Wenn ich gerade lieber in neue Welten eintauche als in altvertraute, dann ist das keine Zeitverschwendung, auch, wenn ich dann vielleicht etwas länger brauche, bis wirklich die Würfel rollen. Niemand schreibt dir beim Rollenspiel vor, dass du möglichst schnell in die Gänge kommen musst und bloß keine Zeit mit Exposition verbringen darfst. Wenn die Exposition der Gruppe Spaß macht, wenn alle gern zusammen Zeit damit verbringen, sich auf etws noch weitgehend Unbekanntes einzulassen, dann ist das Ziel, gemeinsam Spaß zu haben, erreicht.

Wie gesagt, ist ja kein muss. Aber in aller Regel will ich eher das vom Rollenspiel, und vor allem von Produkten, die ich mir kaufe.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Boba Fett am 22.12.2024 | 19:25
Vermute, "Kühe" sind für die wenigsten das Problem.
Wenn die Forderung ist, dass Kühe als Spielerfiguren spielbar sein sollten, dann sind wir wieder im Thema.
...antikes griechisches Setting mit spielbaren Minotauren?

Sorry, konnte einfach nicht widerstehen.

Büdde nicht um das Thema "Zeitverschwendung" streiten, das ist doch Zeitverschwendung.

okay, okay, ich kann es heute nicht lassen.

Was wollte ich eigentlich schreiben...?
Irgendwas darüber, dass es im Tanelorn eigentlich schon sehr weit weg vom Kitchen Sink geht, wenn man beachtet, dass es für andere Rollenspieler-Bubbels es ein großer Schritt ist, wenn man statt D&D5 mal Pathfinder oder Tales of the Valiant oder Black Flag spielen geht. Ich mein - really??? WTF und so. Ist doch nicht nur alles Pizza sondern sogar der gleiche Belag aus dem gleichen Supermarkt mit dem gleichen Verfallsdatum.
Oder andere, die den Grund darstellen, warum sich SciFi RPG so scheisse verkauft, weil sie einfach kein Bock haben, mal den Ereignishorizont überlichtschnell auszudehnen...
Und im Tanelorn wird jede Woche eine neue Indy Sau durchs Dorf getrieben. Und wir regen uns wegen Katzen Sing auf?
So ähnlich waren die Gedanken. Vermutlich weil das Abendessen gemacht werden soll, ich aber keine Lust habe.

PROCASTINATION  :headbang: :headbang: :headbang: :headbang:
GITARRENRIFF   :headbang: :headbang: :headbang: :headbang:
Gijuwau! Katzen Sing!
Headbanging! Yeah! :bang:
habe fertig
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Swanosaurus am 22.12.2024 | 19:30
Vermutlich weil das Abendessen gemacht werden soll, ich aber keine Lust habe.


Abendessen machen IST meine Prokrastination. Das Problem ist, wenn wer anders plötzlich das Abendessen macht. Dann muss ich wieder ins Tanelorn.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Doc-Byte am 22.12.2024 | 19:55
Vermute, "Kühe" sind für die wenigsten das Problem.
Wenn die Forderung ist, dass Kühe als Spielerfiguren spielbar sein sollten, dann sind wir wieder im Thema.

Hier! ~;D

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Feuersänger am 22.12.2024 | 22:28
Also ich sehe bei all dem ein Problem: wie viele Spieler lesen denn bitteschön Settingbeschreibungen?

Naja, ein paar gibt es schon. Aber zugegeben nicht besonders viele, wenn ich in meinem eigenen Umfeld mal so durchzähle. Und zugegeben, manchmal tragen diejenigen dann durchaus nette Trivia bei. Also etwa, SL erwähnt Person oder Gegenstand X kommt aus Region Y. "Oh, da gibt es doch dies und das--" -- okay zugegeben, ich kann mich jetzt an keine konkrete Begebenheit erinnern, wo uns das weitergeholfen hätte, aaaber es war in dem Moment doch ganz hübsch.

Als Schüler habe ich Settingbeschreibungen übrigens _inhaliert_. Naja, in der Lebensphase hat man ja auch sonst nix zum doa.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: flaschengeist am 22.12.2024 | 22:29
Das ist zwar ein valider Punkt, den ich auch kenne, aber das wäre ja eher ein Argument gegen außergewöhnliche Settings insgesamt.

Die Settings, auf die ich mich beziehe, wollen ja aber außergewöhnlich sein. [...]

Grundsätzlich ging es ja darum, wenn ich das richtig verstanden habe, dass auf zu vielen Werken außen draufsteht "Ich habe eine Prämisse jenseits der herkömmlichen Kitchen-Sinks" und sich dann herausstellt, dass der Inhalt ganz schnell wieder bei den bewährten Zutaten und den üblichen Verdächtigen ist. Das ist für mich dann aber ein klarer Mangel dieser Werke. [...]

Das sehe ich genau so und kann daher Weltengeists Frust gut nachvollziehen, auch wenn ich selbst bislang nicht sonderlich unter diesem Umstand gelitten habe - was vermutlich daran liegt, dass ich mich mehr für Regelmechaniken als für Settings interessiere. Hier wiederum geht es mir ähnlich: Es ist lästig, wenn ein System sich als innovativ bewirbt und seinen Regelmechaniken zu 95-99% das tausendste Mal (O)D&D kopieren. Wie ich schon mal an anderer Stelle schrieb: Sobald ich bei der Attributsgenerierung die üblichen Attribute sehe und den Satz "roll 3d6 in order..." lese, bin ich raus.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Galatea am 22.12.2024 | 23:44
...antikes griechisches Setting mit spielbaren Minotauren?
The island of Dr. Moreau.


Also ich sehe bei all dem ein Problem: wie viele Spieler lesen denn bitteschön Settingbeschreibungen? DSA mal ausgenommen. Bei mir macht das keiner meiner Spieler. Die einzigen Settings, wo sie sich auskennen, sind settings, die maßgeblich über andere Medien vermittelt werden wie Star Wars oder Warhammer. Bei klassischen Kitchen Sinks wie den FR oder Golarion haben sie keine Ahnung von nix.
Womit wir wieder beim kleinster-gemeinsamer-Nenner-Elf/-Ork/-etc wären.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 23.12.2024 | 00:15
Womit wir wieder beim kleinster-gemeinsamer-Nenner-Elf/-Ork/-etc wären.

"Kleinster gemeinsamer Nenner" kann eigentlich überhaupt nur der Mensch sein, denn den kennen wir alle zuverlässig zumindest halbwegs aus sowohl Realität als auch Fiktion. Schon Elfen und Orks gibt's ja selbst für die, die vor dem Einstieg ins Rollenspiel überhaupt schon mal von ihnen gehört haben, in recht unterschiedlichen Versionen -- komme ich da jetzt also von Tolkien, Warhammer 40.000, oder gar Abenteuer in der Elfenwelt her, und welches Modell ist nun laut Gruppenvertrag "das richtige"? (Von den Leuten, die als nächstgelegene Vorbilder nur Vulkanier und Klingonen kennen, fange ich besser gar nicht erst an... ;))

Am ehesten vertraut dürfte von den menschennahen "Märchengestalten" aus dem Fantasybereich speziell deutschen Einsteigern mMn wohl noch der Zwerg sein -- und auch da sind Gimli, Rumpelstilzchen, und Freund Gartenzwerg von nebenan längst nicht ein und dasselbe.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: felixs am 23.12.2024 | 06:38
Habt ihr jetzt ernsthaft über die Frage diskutiert, ob spielbare Kühe vielleicht wirklich ein wichtiger Punkt sein könnten?
Liebe Leute, manchmal frage ich mich...
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 23.12.2024 | 08:11
Ist evt. eine Marktlücke!
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 23.12.2024 | 08:35
Habt ihr jetzt ernsthaft über die Frage diskutiert, ob spielbare Kühe vielleicht wirklich ein wichtiger Punkt sein könnten?
Liebe Leute, manchmal frage ich mich...

Wieso? Spielbare Kühe sind doch auch längst nichts Besonderes mehr -- frag die World-of-Warcraft-Fans... ;)
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Weltengeist am 23.12.2024 | 09:27
Ist evt. eine Marktlücke!

Ein Rollenspiel, in dem man antropomorphe Kühe spielen kann - und natürlich Elfen, Zwerge, Halblinge und Orks? >;D
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Ich verabschiede mich übrigens langsam aus dem Thread. Ich habe einige Denkanstöße mitgenommen, und wie üblich fasert die Diskussion ab Seite 4 in alle möglichen Richtungen auseinander, die mich gar nicht mehr wirklich interessieren. Was aber nicht heißt, dass das nicht andere informativ/inspirierend/spannend/unterhaltsam finden können - also viel Spaß noch!
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Galatea am 23.12.2024 | 11:02
"Kleinster gemeinsamer Nenner" kann eigentlich überhaupt nur der Mensch sein, denn den kennen wir alle zuverlässig zumindest halbwegs aus sowohl Realität als auch Fiktion. Schon Elfen und Orks gibt's ja selbst für die, die vor dem Einstieg ins Rollenspiel überhaupt schon mal von ihnen gehört haben, in recht unterschiedlichen Versionen -- komme ich da jetzt also von Tolkien, Warhammer 40.000, oder gar Abenteuer in der Elfenwelt her, und welches Modell ist nun laut Gruppenvertrag "das richtige"? (Von den Leuten, die als nächstgelegene Vorbilder nur Vulkanier und Klingonen kennen, fange ich besser gar nicht erst an... ;))

Am ehesten vertraut dürfte von den menschennahen "Märchengestalten" aus dem Fantasybereich speziell deutschen Einsteigern mMn wohl noch der Zwerg sein -- und auch da sind Gimli, Rumpelstilzchen, und Freund Gartenzwerg von nebenan längst nicht ein und dasselbe.
Mit "Kleinster gemeinsamer Nenner" meine ich, dass Spieler die "Klischeeversion" eines Elfen oder Orks spielen, weil sie keine Lust habne/zu faul sind, sich die Settingsbeschreibung durchzulesen.
Tolkien-Elfen, D&D-Elfen und Shadowrun-Elfen sind eigentlich sehr unterschiedlich, wenn man mal genau hinschaut - ebenso wie Tolkien-Orks, DSA-Orks und Warhammer-Orks oder Tolkien-Trolle, D&D-Trolle und Scheibenwelt-Trolle.

Weil Spieler bei Kitchen-Sink-Settings aber gerne davon ausgehen, dass sie schon wissen worum es geht (ist ja das Standard-Arsenal an Fantasy-Spezies, was soll da schon groß anders sein?), endet man in jedem Setting mit ungefähr demselben Elf/Ork/Troll/etc., der oft garnicht der tatsächlichen Settingsbeschreibung entspricht.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 23.12.2024 | 12:13
Mit "Kleinster gemeinsamer Nenner" meine ich, dass Spieler die "Klischeeversion" eines Elfen oder Orks spielen, weil sie keine Lust habne/zu faul sind, sich die Settingsbeschreibung durchzulesen.
Tolkien-Elfen, D&D-Elfen und Shadowrun-Elfen sind eigentlich sehr unterschiedlich, wenn man mal genau hinschaut - ebenso wie Tolkien-Orks, DSA-Orks und Warhammer-Orks oder Tolkien-Trolle, D&D-Trolle und Scheibenwelt-Trolle.

Weil Spieler bei Kitchen-Sink-Settings aber gerne davon ausgehen, dass sie schon wissen worum es geht (ist ja das Standard-Arsenal an Fantasy-Spezies, was soll da schon groß anders sein?), endet man in jedem Setting mit ungefähr demselben Elf/Ork/Troll/etc., der oft garnicht der tatsächlichen Settingsbeschreibung entspricht.

Nun, mir ging's darum, daß die Spieler ja auch die Klischees erst mal überhaupt erlernt haben müssen. Ist ja nicht gerade so, als ob ein neugeborener zukünftiger Spieler bereits mit irgendwelchem Wissen um Elfen, Zwerge, und sonstiges imaginäres Gesocks direkt aus dem Mutterleib käme.

Und da beißt sich die Katze dann halt in den Schwanz, denn wenn ich sowohl die von wem auch immer so definierten "Standardklischees" (gibt's da eigentlich schon eine ISO-Norm für, oder steckt da nicht doch wieder in jedem Kopf was anderes?) als auch genaueres Wissen über ein konkretes Setting erst mal aufschnappen und verinnerlichen muß, dann besteht zwischen den beiden auch eigentlich kein großer fundamentaler Unterschied mehr. Dann ist das Klischee eben auch nur noch eine ganz bestimmte Form von "speziellem Settingwissen" unter anderen und hat keinen Anspruch auf Priorität vor denen...
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Tudor the Traveller am 23.12.2024 | 12:57
Das ist dann wohl wie mit "Rollenspiel" allgemein, wo auch alle denken, dass Sie genau wissen, was Rollenspiel ist und was nicht. Bis man im T: in einen der vielen Definitionsdiskurse gerät  8]
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 23.12.2024 | 20:15
Nebenbei -- und da mag der Fadentitel vielleicht ein klein wenig unpassend gewählt sein -- würde ich eigentlich noch mal zwischen "Klischee-Fantasy" einer- und "Kitchen Sink" andererseits ein Stück weit trennen wollen.

Der letztere Begriff stammt ja aus der englischen Redewendung "everything but the kitchen sink" und ihren Varianten, was so ungefähr "alles, was nicht niet- und nagelfest ist" entspricht. Was ein richtig knallhartes Kitchen-Sink-Setting sein will, würde sich also längst nicht bloß mit den Klischees allein begnügen, sondern auch noch alles mögliche andere zusätzlich obendrauf packen -- also nicht eben bloß "schon wieder Eurozentrik-EDO/D&D", sondern schon eher "Eurozentrik-EDO/D&D mit sieben Arten von Elfen und fünf von Orks und Cthulhu und notgelandeten Weltraum-Aliens und Anime-Piratenninjas und natürlich Fantasy-Mecha und..." ;D
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Feuersänger am 24.12.2024 | 00:13
Der letztere Begriff stammt ja aus der englischen Redewendung "everything but the kitchen sink".

Ich war Heute Jahre alt als ich (studierter Anglist) realisiert habe, dass das hier der Originalspruch ist, was auch viel mehr sense maket als das "including the k.s.", das ich bisher abgespeichert hatte aber wohl nur eine hyperbolische Abwandlung ist.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Aedin Madasohn am 24.12.2024 | 09:39
Und dann mach ich das Buch auf, und da steht dann wieder drin: Alle magischen Schulen aus dem GRW können verwendet werden. Druids, Wizards, Warlocks - you name it. Alle Spezies auch - sind zwar nicht so häufig, aber hey, natürlich gibt's auch Elfen, Zwerge und das ganze übliche Gelichter. Techniklevel? Keine Angaben, aber die (fröhlich aus StockArt zusammengeklatschten) Bilder reichen von Eisenzeit über Jack Sparrow bis Sherlock Holmes. Und dann gibt's da als i-Tüpfelchen noch das mittlerweile scheinbar obligatorische Vampirkönigreich, in dem alle Namen auf "-ov" und "-ova" enden. Ich könnt grad kotzen.

Nebenbei -- und da mag der Fadentitel vielleicht ein klein wenig unpassend gewählt sein -- würde ich eigentlich noch mal zwischen "Klischee-Fantasy" einer- und "Kitchen Sink" andererseits ein Stück weit trennen wollen.

ich denke, der gute Weltengeist hat das schon editiert. Später tauchte ja auch der Begriff D&D Zoo als Chiffree für wirklich alles an Exotica, was jemals in einem (Sparte der Sparte)Book beschrieben/zugelassen wurde

die Frage, wieviel Klischee Fantasy (als Speci und Setting) für eine (Zeit&Aufmerksamkeits)-ressourcensparende "Vermittlung" des "gemeinsamen Vorstellungsraumes"TM nötig ist, wäre eines eigenen Faden wert (bzw. der Nekromatisierung, den das Thema kommt regelmäßig wieder  :ctlu: )

lässt der Designer "alles" an D&D Zoo inklusive der Zauber zu, so hat er keine Kunden verprellt ABER muss
- auch alles einbauen
(wenn Druiden per regelmäßig praktizierter Beni-Gesserit-Seelenwanderung eine generationenalte Evil-Mind-Planerspinne erzeugt haben, WIE mischen die dann jetzt das Setting mit einem äonenüberspannden Netz auf? und seit wann arbeiten die Ancient-Elfyaner mit ihrer relativen Unsterblichkeit dagegen an? was sagt der Ewige Drachenkönig zu dieser Majestätsbeleidigung? und darf Nahema immer noch aus einem Kettenhemd zaubern?)
- oder hat so viele fühlbare Klippen, dass es ein echter Abtörner ist

frisch&unbedarft loslegende Neu-Designer sollten doch auch bitte genau dieses "ich nehme nur das mit rein, wo ich Bock drauf habe" in ihrem "eigenen" Setting zelebrieren.
schließlich bemerken wir ja als Lesende recht schnell, ob der Autor Feuer&Flamme für "etwas" in seinem Werk war oder aber ob er uninspiriert was reingeklatscht hat
Dazu ist das "eigenneue" Setting doch da, sich mal von dem uninspiriert reingeklatschten "Mode"-Inhalten (die teilweise 20 Jahre alt sind) zu trennen!

Kampagnenband X für Verlagsprogrammwelt Y mit Lore Z ist eine valide Kategorie - für sich selbst
Eigenneu sollte parallel dazu eine valide Kategorie sein - für sich selbst genügend!  ;)

es gibt Regelengines, wo das nicht klappt (D&D ist durch sein Speci/Stufen/Klassen/Feats/Booster Konzept ein undankbarer Kanidat)
und es gibt Kaufsystemengines, wo so etwas "neueigenes" nicht behindert wird.

Etwa wenn in der Kuhhornwelt der Auerochsen-Paladin mit "Danone des Quarks verletzenden" Dunnerhufe-Karmal-Szepter den sinsteren Milchdieb-Dämon zu exorzieren hat, bevor der Käse der Apokalypse abgelabt ist  ;D   

 
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Raven Nash am 24.12.2024 | 12:55
Eurozentrik-EDO/D&D
Eimspruch: Das ist nicht Eurozentrik, das ist maximal US-Renaissancefair-Zentrik. Und es ist auch mitnichten Mittelalter, sondern Elisabethanik.

Allein Europa gibt zu jeder beliebigen historischen Epoche einen Haufen an unterschiedlichen Kulturen, Weltanschauungen, usw. her, ohne dass man überhaupt weiter weg müsste.

Da man sich bei D&D & Co aber darauf geeinigt hat, die US-Idee von "Europa im MA" als Leitbild zu fahren, kommt immer der selbe Schmus raus..
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 24.12.2024 | 13:05
Eimspruch: Das ist nicht Eurozentrik, das ist maximal US-Renaissancefair-Zentrik. Und es ist auch mitnichten Mittelalter, sondern Elisabethanik.

Allein Europa gibt zu jeder beliebigen historischen Epoche einen Haufen an unterschiedlichen Kulturen, Weltanschauungen, usw. her, ohne dass man überhaupt weiter weg müsste.

Da man sich bei D&D & Co aber darauf geeinigt hat, die US-Idee von "Europa im MA" als Leitbild zu fahren, kommt immer der selbe Schmus raus..

Dann nenn' mir doch mal ein paar Mainstream-Fantasysettings, bei denen tatsächlich mal was anderes als eben Fänteleuropa direkt im Mittelpunkt steht. Klar, "exotische Ecken" weiter draußen, die dann die fänteleuropäischen Protagonisten auch mal besuchen können, wird's immer geben, schließlich gehört das Herumtreiben in fremden Ländern ja zum Abenteuern mit dazu...aber nach der großen Fantasywelt, die sich statt dessen beispielsweise mal ganz konkret um Fäntelafrika oder -ozeanien als Hauptherkunftsort für Spielercharaktere aufstellt, suche ich eigentlich selbst noch.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Raven Nash am 24.12.2024 | 13:15
Was ich meine ist, dass es eben kein Fänteleuropa ist, sondern ein Fäntel-US-Renaissance. In Wahrheit also von Haus aus eine Mixtur irgendwelcher Ideen, die keine Grundlage außer Hollywood haben.

Es wäre also faktisch schon innovativ, sich mal an realen Zeitabschnitten in Europa zu orientieren. Da bräuchte man eben gar kein Fäntelafrika oder -asien (wo man sich auch mal für eine Region/Epoche entscheiden sollte, statt 10000 Jahre zusammenzukochen).
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Swanosaurus am 24.12.2024 | 13:24
frisch&unbedarft loslegende Neu-Designer sollten doch auch bitte genau dieses "ich nehme nur das mit rein, wo ich Bock drauf habe" in ihrem "eigenen" Setting zelebrieren.

Das ist es eigentlich für mich.
Ich will nicht das lesen/spielen, von dem die Autor*innen meinen, dass das die Meisten lesen/spielen wollen - sondern das, was sie unabhängig davon schreiben/entwickeln wollen.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Tudor the Traveller am 24.12.2024 | 13:34
Eimspruch: Das ist nicht Eurozentrik, das ist maximal US-Renaissancefair-Zentrik. Und es ist auch mitnichten Mittelalter, sondern Elisabethanik.

Allein Europa gibt zu jeder beliebigen historischen Epoche einen Haufen an unterschiedlichen Kulturen, Weltanschauungen, usw. her, ohne dass man überhaupt weiter weg müsste.

Da man sich bei D&D & Co aber darauf geeinigt hat, die US-Idee von "Europa im MA" als Leitbild zu fahren, kommt immer der selbe Schmus raus..

Das ist nicht US. Das Bild vom MA ist hier in D doch gar nicht so anders. Da braucht man doch nur mal auf einen beliebigen "Mittelaltermarkt" zu gehen. Das ist von Fantelalter imo nicht weit entfernt.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: tarinyon am 24.12.2024 | 13:52
Jo, als Mittelalterarchäologe kann ich das zu hundert Prozent bestätigen. Und das ist auch nicht schlimm, solange niemand behauptet, er macht eine authentische Mittelaltersimulation (was eh unmöglich wäre).
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Raven Nash am 24.12.2024 | 13:53
Das ist nicht US. Das Bild vom MA ist hier in D doch gar nicht so anders. Da braucht man doch nur mal auf einen beliebigen "Mittelaltermarkt" zu gehen. Das ist von Fantelalter imo nicht weit entfernt.
Dir ist schon bewusst, dass der MA-Markt nichts anderes ist, als das US Renaissance Fair, das irgendwann in den 90ern rübergeschwappt ist, oder? Inklusive der Piratenhemden und Stulpenstiefel. Und natürlich ist die Vorstellung wiederum geprägt von Hollywood.

So seltsam das klingt, aber die Mainstream-Vorstellung von "europäischem Mittelalter" ist eigentlich US-geprägt. Und das wiederum ist stark vom englischen Historismus beeinflusst.

Da wäre eigentlich noch eine ganze Menge kreativer Raum, ohne gleich in weit entfernte Kulturräume gehen zu müssen.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Weltengeist am 24.12.2024 | 13:55
Jo, als Mittelalterarchäologe kann ich das zu hundert Prozent bestätigen. Und das ist auch nicht schlimm, solange niemand behauptet, er macht eine authentische Mittelaltersimulation (was eh unmöglich wäre).

Dafür tragen da entschieden zuviel Leute Brillen... ~;D
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 24.12.2024 | 14:12
Das ist es eigentlich für mich.
Ich will nicht das lesen/spielen, von dem die Autor*innen meinen, dass das die Meisten lesen/spielen wollen - sondern das, was sie unabhängig davon schreiben/entwickeln wollen.

Ich denke, das trifft's für mich auch recht genau. Ich will Settings sehen, die in sich interessant sind, und insbesondere als langjähriger Fan der Universalsystemidee ist das auch nicht an besondere 08/15-Standarderfüllungs-Voraussetzungen gekoppelt; nur mein ganz persönliches Interesse müssen sie halt wecken können.

Und da hilft dem Verlag dann auch eine möglichst dicke Dosis von "Massenappeal" zumindest beim Verkauf an mich nicht wirklich weiter, denn was ich schon x-mal anderswo vorgekaut bekommen habe, ist ab einem bestimmten Punkt eben nur noch mehr oder weniger lästiger Füller...
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Galatea am 24.12.2024 | 14:15
Dafür tragen da entschieden zuviel Leute Brillen... ~;D
Und kochen zu viele Kartoffeln über ihren Lagerfeuern.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Tudor the Traveller am 24.12.2024 | 14:15
Dir ist schon bewusst, dass der MA-Markt nichts anderes ist, als das US Renaissance Fair, das irgendwann in den 90ern rübergeschwappt ist, oder? Inklusive der Piratenhemden und Stulpenstiefel. Und natürlich ist die Vorstellung wiederum geprägt von Hollywood.

So seltsam das klingt, aber die Mainstream-Vorstellung von "europäischem Mittelalter" ist eigentlich US-geprägt. Und das wiederum ist stark vom englischen Historismus beeinflusst.

Kann sein, das "wieso weshalb warum" kann ich nicht bewerten. Es spielt aber auch keine Rolle, sondern nur der Ist-Stand. Und der ist so, dass der Mainstream eben das bekommt, was der Mainstream erwartet.

Edit: was ich meine ist, dass der Verweis auf "US" nicht hilft, wenn der Mainstream hier genauso tickt wie da.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: tarinyon am 24.12.2024 | 14:47
Also das mit der angeblichen US-Herkunft ist so pauschal nicht richtig. Es gibt natürlich eine eigene Linie der Mittelalterromantik im deutschsprachigen Raum. Ich sage hier nur Wagner und Ludwig II als populäre Beispiele. Und Mittelaltermusik wie Ougenweide gab es hierzulande schon in den 70ern. Die Amis sind halt ein bisschen lockerer beim Umgang mit dem ganzen Thema. Das ist mir dann schon sympathisch. Ich liebe zwar Fäntelalter Settings wie Hârn, aber ich würde das nicht spielen ohne die ganzen High Fantasy Elemente. Authentizität ist einfach eine Illusion mit der man spielen kann, die man aber nicht erreichen kann. Insofern sind die Kitchen Sink Settings einfach ehrlicher, weil sie nicht so tun, als wären sie historisch korrekt oder igrendwie was "besseres".

Letztendlich ist es halt ne Frage, mit wem man spielt. Spiele ich mit Leuten, die ich gut kenne, dann greife ich gerne zu sperrigen Settings wie Hârn. Ansonsten greife ich zu dem, wo anything goes geht.

P. S. Die Brille beim Mittelaltermarkt ist nicht das Problem. Das Problem ist eher der Markt an sich  ;D
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Weltengeist am 24.12.2024 | 21:14
Übrigens: Im Zusammenhang mit diesem Thread habe ich mir heute mal eine Liste gemacht, wie viele Settings ich im Laufe der Jahre zumindest mal angelesen (oder besser noch angespielt) habe. Am Ende standen über 160 auf dem Zettel, und ich habe mit Sicherheit noch welche vergessen...

Ich glaube, ich muss nach Weihnachten mal in einer Entzugsklinik vorsprechen - aber ob die das Problem verstehen? :think:
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: tarinyon am 24.12.2024 | 21:28
Übrigens: Im Zusammenhang mit diesem Thread habe ich mir heute mal eine Liste gemacht, wie viele Settings ich im Laufe der Jahre zumindest mal angelesen (oder besser noch angespielt) habe. Am Ende standen über 160 auf dem Zettel, und ich habe mit Sicherheit noch welche vergessen...

Ich glaube, ich muss nach Weihnachten mal in einer Entzugsklinik vorsprechen - aber ob die das Problem verstehen? :think:

In diesem Forum ist das eine Auszeichnung! Trage sie mit Stolz!  ;)
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 24.12.2024 | 23:03
Übrigens: Im Zusammenhang mit diesem Thread habe ich mir heute mal eine Liste gemacht, wie viele Settings ich im Laufe der Jahre zumindest mal angelesen (oder besser noch angespielt) habe. Am Ende standen über 160 auf dem Zettel, und ich habe mit Sicherheit noch welche vergessen...

Ich glaube, ich muss nach Weihnachten mal in einer Entzugsklinik vorsprechen - aber ob die das Problem verstehen? :think:

Anonyme Systemhopper  >;D
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: unicum am 24.12.2024 | 23:29
Ich glaube, ich muss nach Weihnachten mal in einer Entzugsklinik vorsprechen - aber ob die das Problem verstehen? :think:

Mach das nicht! Ich kenne einige Psyciater welche auch Rollenspiel machen, du könntest vom Regen in die Traufe kommen!
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Raven Nash am 25.12.2024 | 08:52
Es gibt natürlich eine eigene Linie der Mittelalterromantik im deutschsprachigen Raum. Ich sage hier nur Wagner und Ludwig II als populäre Beispiele.
Das hat aber weder mit RPG, noch mit den Märkten was zu tun.  ;)
Beides kam aus den USA rüber - und beides wurzelt eben in der Hollywood-Darstellung von dem, was die Amis als "Medieval" definieren. Was Wagner beigesteuert hat, waren die Flügelhelme.  ~;D

Worum es aber eigentlich geht, ist die Definition von 08/15-Fäntelalter und wie das aussieht - und das ist eben US-geformt, vor allem von D&D. Da haben wir edwardianische Fachwerkbauten in den Städten, gotische Vollharnische und moderne Gemischtwarenläden. Dafür fehlt der Feudalismus, die Leibeigenschaft und die politische Macht der Kirche. Und wir haben eine sehr weltoffene Gesellschaft, selbst in irgendwelchen Dörfern (sonst würden Elfen oder Zwerge in jedem zweiten Dorf mit Mist beworfen).

IMHO kann man bessere, in sich konsistente Settings bauen, indem man auf viele Elemente verzichtet. Indem man sich z.B. mal auf ein Tech-Level festlegt. Das kann durchaus realweltlich breit sein, aber man sollte sich mal Gedanken machen, was für Auswirkungen ein Artificer denn auf eine hochmittelalterliche Gesellschaft hätte.
Oder wie Religion nun genau funktioniert und welche politische Macht sie hat.

Ein Problem der Kitchen Sinks ist IMHO auch, dass sie zumeist von vielen Autoren mitgeschrieben werden. Und viele Köche verderben den Brei. Jeder will was beisteuern - aber niemand überlegt sich die Auswirkungen auf den Rest.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 25.12.2024 | 09:00
Ein Problem der Kitchen Sinks ist IMHO auch, dass sie zumeist von vielen Autoren mitgeschrieben werden. Und viele Köche verderben den Brei. Jeder will was beisteuern - aber niemand überlegt sich die Auswirkungen auf den Rest.

Das wäre der Job des Line Developers.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Raven Nash am 25.12.2024 | 09:17
Das wäre der Job des Line Developers.
Projektmanager halt. Ich hab aber den Eindruck, dass im kreativen Bereich da häufig das "da könnte man jemanden beleidigen" im Wege steht, wenn's darum geht, auch mal Nein zu sagen. Und das gehört eben auch zum Job...
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Zed am 25.12.2024 | 10:14
Ein Problem der Kitchen Sinks ist IMHO auch, dass sie zumeist von vielen Autoren mitgeschrieben werden. Und viele Köche verderben den Brei. Jeder will was beisteuern - aber niemand überlegt sich die Auswirkungen auf den Rest.

Das wäre mein Hebel, um der Eingangsthese eine gegensätzliche Perspektive vorzuschlagen:

Klar ist Alt Bewährtes mies, wenn es schlecht umgesetzt ist. Aber daraus muss man nicht ablesen, dass das Bewährte an sich schlecht ist - die Umsetzung ist es.

Ich bin sicher, dass sie in GZSZ seit Jahren großartige Plots auf ihre Art und Weise neu verwursten: Romeo und Julia oder der Pate 1. Natürlich wird das am Ende mieses Geschichtenerzählen bleiben, weil die Rahmenbedingungen von GZSZ nichts anderes zulassen. An der Qualität der Storyarcs sind dann aber eben nicht die Storyarcs Schuld, sondern die miesen Umsetzungen.

In einer Podcastsendung wurde mal die überraschend komplexe Hintergrundgeschichte von WOW aufgedröselt, einer EDO-Welt par excellence, und die war gar nicht mal schlecht. Noch nicht Tolkienniveau, dem unangefochtenen Meister, aber trotzdem nicht unspannend.

Ich schränke meine Gegenthese ein: Wenn ich 160 EDO-Settings gelesen hätte, dann würde ich wahrscheinlich  auch die Schnauze voll haben. Aber das betrifft ja eher eine kleinere Gruppe von Rollenspielenden.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Skaeg am 25.12.2024 | 10:23
Perspektive. Niemand würde das so essen, stimmt. Aber betrachte es als Buffet und du wirst sehr viel mehr Leute zufrieden stellen als mit einem einzelnen Gericht.
Der Vergleich wäre dann eines dieser Buffets in billigen "chinesischen" Massenrestaurants, wo "sicherhaltshalber" auch Pommes, Schnitzel, Pizza und Schokobrunnen dabei sind.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Skaeg am 25.12.2024 | 10:38
Nebenbei -- und da mag der Fadentitel vielleicht ein klein wenig unpassend gewählt sein -- würde ich eigentlich noch mal zwischen "Klischee-Fantasy" einer- und "Kitchen Sink" andererseits ein Stück weit trennen wollen.
Ja, das scheint hier etwas durcheinandergeraten zu sein. Ist vielleicht verständlich, weil große (und nicht so große) Settings oft beides sind.
Beispiel Aventurien (zu einem gewissen Zeitpunkt):
a.) Typisches Fäntelalter, in dem die "Stadtwache" einfach die Polizei ist, man sich aus Zeitungen informiert, und in jedem Dorf ein Motel eine Herberge steht. 
b.) Kitchen sink, in dem Wikinger, Karibikpiraten, Renaissance-Italien, griechische Antike, allgemein Früh-, Hoch- und Spätmittlelalter sowie FNZ nebeneinander her wurschteln. 
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Lichtbringer am 27.12.2024 | 20:14
Ich habe leider nicht die Zeit, den gesamten Verlauf zu lesen. Insofern entschuldigt, wenn das Beispiel schon genannt wurde.

Das neue Stargate-Rollenspiel ist wirklich passend gestaltet. Es deckt den Stil der Serie(n) sehr gut ab.
Mit einer Ausnahme: Es führt ohne Not eine neue Spezies ein. Die Aturen. Sie werden sehr alt, sind sehr weise, leben im Einklang mit dem Wald und haben spitze Ohren. Also eigentlich Elfen.
Die passen da überhaupt nicht rein, sind aber trotzdem drin. Und man liest laut und deutlich zwischen den Zeilen, dass die erste Marktforschung immer wieder dieselbe Rückmeldung brachte: „Ich habe da diesen einen Mitspieler. Wenn da keine Elfen drin sind, spielt er nicht mit.“

So blöd das klingen mag, Ryan Dancey erklärte das mal sehr gut. In aller Regel probiert eine Runde ein neues System aus, wenn (a) die SL es mitbringt, (b) niemand laut „Nein!“ schreit und (c) mindestens ein einflussreicher Spieler die Idee mitträgt. Ansonsten bleiben sie beim alten.
Und Kitchen Sink hat eben denn Vorteil, dass Punkt B vermieden wird.

Das ist der Grund, Weltengeist. So sehr ich deinen Frust mitfühle. Es hängt am Ende an den Meckerliseln der Rollenspielwelt.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: 1of3 am 27.12.2024 | 20:36
Ja, das ist merkwürdig. Die Elfen bei Stargate sind natürlich die Nox. Die waren wohl "zu mächtig". Wobei es dann immer noch Möglichkeiten gegeben hätte. Hesperianer sind ein ziemlich weißer Fleck. Oder noch besser: "OK, hier ist, wie du eine neue Spezies / Fraktion in dein Stargate tust."
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: unicum am 27.12.2024 | 21:02
So blöd das klingen mag, Ryan Dancey erklärte das mal sehr gut. In aller Regel probiert eine Runde ein neues System aus, wenn (a) die SL es mitbringt, (b) niemand laut „Nein!“ schreit und (c) mindestens ein einflussreicher Spieler die Idee mitträgt. Ansonsten bleiben sie beim alten.
Und Kitchen Sink hat eben denn Vorteil, dass Punkt B vermieden wird.

War es nicht plato, Sokrates oder einer der alten die sagen "Ich kenne keinen Weg zum erfolg aber einen sicheren zum Miserfolg: Es allen recht machen zu wollen".

Insofern: Ich vermeide Punkt B indem ich solche Leute einfach nicht mitspielen lasse und zum Glück einen großen Fundus an Spielern habe.

Und in dem Fall in dem ich dann ...

Ein Problem der Kitchen Sinks ist IMHO auch, dass sie zumeist von vielen Autoren mitgeschrieben werden. Und viele Köche verderben den Brei. Jeder will was beisteuern - aber niemand überlegt sich die Auswirkungen auf den Rest.

Als in einer Weltbeschreibung, mich wieder mal mit anderen Autoren auseinandersetzen musste, ich die Notbremse gezogen habe und sagte "Nein dann mach ich nicht mehr mit!"

Ich habe zwar mal gelernt das man im Rollenspiel als Spielleiter das "NEIN!" vermeiden sollte aber alles hat eben Grenzen.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 27.12.2024 | 22:52
Ich habe zwar mal gelernt das man im Rollenspiel als Spielleiter das "NEIN!" vermeiden sollte aber alles hat eben Grenzen.

Natürlich soll man das "NEIN!" (insbesondere in Komplettgroßschreibung und mit mindestens einem Ausrufezeichen ;)) nach Möglichkeit vermeiden; schließlich wollen wir ja, daß die Spieler sich einbringen und mitfiebern können sollen, und dazu gehört dann eben auch, ihre Ideen nicht gleich im ersten Reflex spontan abzuschmettern, wenn sie uns mal gerade nicht in den Kram oder die Laune passen.

Auf der anderen Seite bedeutet diese Offenheit aber auch wieder nicht, daß gar man kein Rückgrat mehr haben darf und sich selbst beliebig verbiegen muß, um bloß alle anderen zufriedenzustellen. Gerade als SL brauche ich die Fähigkeit, auch mal selbst zu urteilen und Position zu beziehen, ja immer noch für meinen "Job"...
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Managarmr am 27.12.2024 | 23:08
Wieso? Spielbare Kühe sind doch auch längst nichts Besonderes mehr -- frag die World-of-Warcraft-Fans... ;)
Gibt es im Rollenspielsektor schon ewig! Die Jezzadei in Battlelords of the 23rd Century, eingeführt 1994. Und damit ein ganzes Jahrzehnt vor dem Original WoW.

Everything but the kitchen sink, machte sich DSA 2 auch schon früh schuldig, als man Baliho als ein eindeutiges Western Setting (nur eben ohne Sixshooter) präsentierte - das war einer  der Anlässe für mich, DSA damals den Rücken zu kehren, weil es einfach absolut zu albern war.

Spät im Faden: Als Ewig SL kann ich mich such nur der Meinung anschliessen, dass es einfach respektlos von Spielern ist, wenn sie erwarten alles spielen zu können. "So SL, hopp mach mal, bau das gefälligst ein. Nicht mein Problem, das es die Welt sprengt, lass Dir gefälligst was einfallen. Und wenn ich nicht mein (setz beliebig ein) spielen darf, dann kriegst eben keine Runde."
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Sphyxis am 28.12.2024 | 09:11

b.) Kitchen sink, in dem Wikinger, Karibikpiraten, Renaissance-Italien, griechische Antike, allgemein Früh-, Hoch- und Spätmittlelalter sowie FNZ nebeneinander her wurschteln.

Nur als Verständnisfrage: Dann wäre HeXXen 1733 mit seinen Jägern, Alchemisten, Karibikpiraten, griechischen Myrmldonen und dem sehr bunten Genremix zwischen Antike, Steampunk und Barock auch kitchen sink?
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Lyonesse am 28.12.2024 | 11:31
Nur als Verständnisfrage: Dann wäre HeXXen 1733 mit seinen Jägern, Alchemisten, Karibikpiraten, griechischen Myrmldonen und dem sehr bunten Genremix zwischen Antike, Steampunk und Barock auch kitchen sink?
Wusste gar nicht, dass da mittlerweile so viel ''Gedöns'' untergebracht wurde. Ich dachte, das ist ein historisches Setting mit übernatürlichen Elementen, wo man auch mal in Dortmund spielen kann. Ich würde trotzdem sagen, es ist kein Kitchen sink.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 28.12.2024 | 11:46
Wusste gar nicht, dass da mittlerweile so viel ''Gedöns'' untergebracht wurde. Ich dachte, das ist ein historisches Setting mit übernatürlichen Elementen, wo man auch mal in Dortmund spielen kann. Ich würde trotzdem sagen, es ist kein Kitchen sink.

Wobei die "klassische Fantasy" ja auch in historischer Hinsicht insoweit ein Stück weit Kitchen Sink ist, als sie Kulturen und Werkzeuge (insbesondere natürlich Waffen und Rüstungen) aus allen möglichen Realwelt-Jahrhunderten bunt zusammenwürfelt -- meist gleich auch noch ohne große Rücksicht darauf, wie die sich eigentlich gegenseitig beeinflussen müßten, wenn sie tatsächlich in ein und derselben Epoche praktisch Nachbarn wären.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Skaeg am 28.12.2024 | 12:10
Nur als Verständnisfrage: Dann wäre HeXXen 1733 mit seinen Jägern, Alchemisten, Karibikpiraten, griechischen Myrmldonen und dem sehr bunten Genremix zwischen Antike, Steampunk und Barock auch kitchen sink?
In Bezug auf die markierten Teile: Ja, nach meinem Verständnis schon. Sich bei einer bestimmten Kategorie von Settingelementen (Kulturen, Spezies, historische Vorbildepochen, etc.) nicht zu beschränken, sondern einfach alles mit hineinzunehmen, was man irgendwie cool findet: Das würde ich so nennen.

Wobei, à propos "Genremix": Das würde ich nicht als deckungsgleich mit "kitchen sink" ansehen. Wenn es da eine geplante oder in ein übergeordnetes Setting passende Mischung gibt, z.B. in einem Zeit- oder Weltenreisesetting (wie bei TORG oder Feng Shui?), ist das etwas anderes. HeXXen 1733 kenne ich jetzt nicht wirklich, dachte immer, das wäre einfach alternativweltliches 18. Jahrhundert mit Dämoneninvasion.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Ainor am 28.12.2024 | 12:46
Wobei die "klassische Fantasy" ja auch in historischer Hinsicht insoweit ein Stück weit Kitchen Sink ist, als sie Kulturen und Werkzeuge (insbesondere natürlich Waffen und Rüstungen) aus allen möglichen Realwelt-Jahrhunderten bunt zusammenwürfelt

Das nimmt irgendwie an dass die realweltliche Entwicklung Europas der einzig mögliche "Technologiebaum" (so im Sinne von Civilization) ist. Die Entwicklung kann woanders völlig anders verlaufen.

-- meist gleich auch noch ohne große Rücksicht darauf, wie die sich eigentlich gegenseitig beeinflussen müßten, wenn sie tatsächlich in ein und derselben Epoche praktisch Nachbarn wären.

Als ob man einfach so sagen könnte wie sich Nachbarn beeinflussen müssten. Es gibt ganz unterschiedliche Möglichkeiten wie Geschichte verlaufen kann, und in einer Fantasywelt noch viel mehr.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Issi am 28.12.2024 | 14:07
Zu historischen Entwicklungen:
Natürlich sind die idR. nicht in allen Ländern gleich.
Man pickt sich die interessantesten Zeiten  *fürs Spiel raus.
Das erspart es die Welten beziehungsweise Systeme zu wechseln.

Du willst bißchen König Artus?
Kriegst du hier
Du willst Renaissance?
Kriegst du da
Du willst bißchen Antike?
Kriegst du dort

Das gleiche gilt für die potentiellen SC.
Die EDOs sind idR. Standard.(Auch wenn es manchmal/ manchen nervt)
Und zur Not kann man selbst Märchenkreaturen spielbar machen.
Wie Tiermenschen zum Beispiel.  Selbst wenn die irgendwo nicht vorgesehen waren.
(Sind sie irgendwie Spiel, wenn auch nur als NSC, kann man das theoretisch machen)

Fantasy ist Märchen  bzw. Eskapismus
"Es war einmal, in einem weit entfernten Land "
Sprich: Nicht hier, nicht heute.

Daher gibt es eigentlich kein Muss für lupenreine historische Begebenheiten.

(Wahrscheinlich nicht mal in einem System, das sich das auf die Titelseite schreibt)

Edit.

Wie ich schon schrieb, ist eines der Hauptgründe für KS mMn. der: "Gib den potentiellen Spielern möglichst keinen Grund, das System bzw. die Spielwelt zu wechseln" (Weil irgendwas  gängiges, interessantes dort nicht spielbar ist)

PS.
Daher eignen sich Welten, die auf fantastischen  Romanen basieren, mMn. auch wesentlich schlechter als klassische Rollenspiel Fantasy Welten, da erstere viel schneller "ausgespielt " bzw. "ausgeschöpft " sind.

In Mittelerde wird man zum Beispiel schwerer Graf Dracula, mit dem dazugehörigen Flair, einbetten können oder eine Jagd nach dem goldenen Vlies.






Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 28.12.2024 | 14:41
Das nimmt irgendwie an dass die realweltliche Entwicklung Europas der einzig mögliche "Technologiebaum" (so im Sinne von Civilization) ist. Die Entwicklung kann woanders völlig anders verlaufen.

Als ob man einfach so sagen könnte wie sich Nachbarn beeinflussen müssten. Es gibt ganz unterschiedliche Möglichkeiten wie Geschichte verlaufen kann, und in einer Fantasywelt noch viel mehr.

Klar doch. Die einen sind noch fröhlich in der Bronzezeit, die anderen haben spätmittelalterliche Vollplatte, und niemandem würde je in den Sinn kommen, vom anderen abzukupfern oder ihn schlicht als "primitiven Wilden" zu unterwerfen und "zivilisieren".

Erzähl' mir doch nix davon, wie Leute -- und insbesondere Herrscher und Politiker aller Art -- ticken. ::)
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Lichtbringer am 28.12.2024 | 14:59
Insofern: Ich vermeide Punkt B indem ich solche Leute einfach nicht mitspielen lasse und zum Glück einen großen Fundus an Spielern habe.

Freue dich, dass du diesen Luxus hast. Den haben eben nicht alle. Und Verlage müssen das berücksichtigen.
Rollenspielprodukte sind eh kaum kostendeckend zu vertreiben (ich erinnere noch einmal daran, dass Tischrollenspiel der Marxismus der Unterhaltung ist), da kann man nicht noch potentielle Kunden abschrecken.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Galatea am 28.12.2024 | 17:11
Das nimmt irgendwie an dass die realweltliche Entwicklung Europas der einzig mögliche "Technologiebaum" (so im Sinne von Civilization) ist. Die Entwicklung kann woanders völlig anders verlaufen.
Das ganze lief auch in anderen Teilen der Welt nicht sooo anders ab (siehe z.B. Agrikultur und Schmuckherstellung in Südamerika). Wissen findet immer einen Weg von einem Ort zum anderen, die wirklich richtig krassen Unterschiede hat man eigentlich immer nur dann, wenn eine geografische Trennung besteht, die für lange Zeiträume unmöglich oder nur sehr schwer zu überwinden ist.


Irgendwie musste ich beim hören dieses Videos immer wieder an dieses Thema denken.
https://www.youtube.com/watch?v=Xl-edCJVFfA (https://www.youtube.com/watch?v=Xl-edCJVFfA)

Ich sehe da schon gewisse Parallelen zwischen dem Kitchen Sink und Slop.
- Ist als Hintergrundcontent gedacht. Das Video, das man während dem Staubsaugen laufen lässt oder das Rollenspiel, das man als Zweitsystem für gelegentliche Oneshots oder eine Nebenkampagne nutzt.
- Ist nicht an neue Leute gerichtet, sondern an ein bereits etabliertes Publikum (in diesem Fall Rollenspieler).
- Minimale Einstiegshürde, möglichst kurze bis nicht vorhandene Einarbeitungszeit, jeder soll sich sofort zurechtfinden.
- Keine großen Sprünge, mehr vom gleichen mit kleinem Twist damit sich die Leute nicht komplett langweilen. Bloß niemanden überfordern oder zuviel Aufmerksamkeit beanspruchen.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Boba Fett am 28.12.2024 | 18:00
Ich muss gestehen, dass ich dem Thema immer noch nicht ganz zustimmen kann.
Ja, Kitchen Sink ist Mainstream und umgekehrt - das wird es wohl immer sein.
Und das ist in anderen Unterhaltungsmedien ja auch nicht anders.

Aber es ist doch nicht so, als gäbe es im Rollenspiel nichts anderes daneben.
Ich meine, wenn man sich mal die ganzen Settings und Spielweisen, die bedient werden anschaut, dann ist die Vielfalt im Angebot doch unglaublich groß.
Welches Subgenre der Phantastik wird denn nicht bedient?
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Skaeg am 28.12.2024 | 18:27
Welches Subgenre der Phantastik wird denn nicht bedient?
Das ist ja nicht das Problem, sondern eher das Gegenteil: Settings, die alle möglichen Subgenres (oder deren Einzelelemente) in einer Welt zusammenrühren. Musketiere, Ritter, Wilder Westen. Epische Fantasy, Kosmischer Horror, Märchenwelt. Wenn ich das alles in einem Spiel oder Setting zusammenbringen will, wird's schräg. Und wenn dann noch überall die gleichen Elfen, Zwerge und Orks 'rumlaufen...
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Ma tetz am 28.12.2024 | 19:03
Dadurch kann man mit den selben Regeln und den gleichen SC verschiedene Settings bespielen.

Da finde ich jetzt erstmal nichts schlimmes dran.

Und wer das nicht mag, was auch legitim ist, findet doch hunderte hochspezialisierte Settings und Systeme, die eher monothematisch aufgestellt sind. Da ist doch für jeden Geschmack etwas am Markt.

Ranten darf natürlich jeder, aber ich hab das Problem nicht.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 28.12.2024 | 19:34
Das ist ja nicht das Problem, sondern eher das Gegenteil: Settings, die alle möglichen Subgenres (oder deren Einzelelemente) in einer Welt zusammenrühren. Musketiere, Ritter, Wilder Westen. Epische Fantasy, Kosmischer Horror, Märchenwelt. Wenn ich das alles in einem Spiel oder Setting zusammenbringen will, wird's schräg. Und wenn dann noch überall die gleichen Elfen, Zwerge und Orks 'rumlaufen...

Wir könnten uns ja mal spaßeshalber dasselbe für Science Fiction ausmalen. Zuallererst mal natürlich Star Wars und Star Trek in derselben Galaxis... ;)
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Skaeg am 28.12.2024 | 20:07
Wir könnten uns ja mal spaßeshalber dasselbe für Science Fiction ausmalen. Zuallererst mal natürlich Star Wars und Star Trek in derselben Galaxis... ;)
Science Fiction ist etwas anders gelagert, weil (bei interstellaren Settings) mehr Raum für unabhängige Subsettings ist und es weniger genreweite Standardklischees (wie EDO oder die im OP beklagten slawischen Vampirkönigreiche) gibt. Aber ich musste beim Thema tatsächlich an einen Werbe-blurb aus einem uralten FanPro-Katalog denken (für Battlelords of the 23rd Century): "Die besten Elemente aus Star Wars, Traveller, Cyberpunk und Warhammer" oder so ähnlich. RIFTS würde mir auch noch einfallen.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Fezzik am 28.12.2024 | 20:36
Wenn ich das alles in einem Spiel oder Setting zusammenbringen will, wird's schräg. Und wenn dann noch überall die gleichen Elfen, Zwerge und Orks 'rumlaufen...

 ~;D Haha. Jetzt stell ich mir zwei Uruk-hai vor, die aus ner Höhle kommen vor der grade die 80er Jahre Cartoon D&D Gruppe am Lagerfeuer sitzt. Beide Parteien schauen sich überrascht an und der eine Uruk sagt zum anderen " Du, ich glaub wir sind nicht mehr in Gondor !"
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Doc-Byte am 28.12.2024 | 20:38
Wir könnten uns ja mal spaßeshalber dasselbe für Science Fiction ausmalen. Zuallererst mal natürlich Star Wars und Star Trek in derselben Galaxis... ;)

Ja guuut... (https://www.dropbox.com/s/qldwiftfuwcxdyp/Star%20Reeves%20-%20Das%20Space%20Western%20Rollenspiel.pdf?dl=0) :think: Nicht 1:1, aber mit diversen Topoi u.a. dieser beiden Universen garniert. :-X
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: 1of3 am 28.12.2024 | 22:21
Wir könnten uns ja mal spaßeshalber dasselbe für Science Fiction ausmalen. Zuallererst mal natürlich Star Wars und Star Trek in derselben Galaxis... ;)

Also Captain Picard hat die X-Men getroffen, d.h. Marvel und Star Trek finden im selben Multiversum statt.

Wobei ich bei einem Space Opera Kitchen Sink abgefeilte Seriennummern erwarten würde.

    Gallivating Gods : Q, Ascended

    Ancestral Absconded : Powerful, weird and hard to reach. Vorlons, Asgard, Prophets

    Senior stuck-ups: Vulcans, Minbari, Tollans

    Imperial Instigators: Centauri, Klingons, Goa'uld

    Roving Rabble : Ferengi, Narn

    Passable Parochials : Have made their own little niche. Stay there. Hesperian, League of Non-Aligned Worlds, planets of the week

    Unknowing Upstarts : Just taking their first steps into wider space. Ta'uri

    Limited locals: Primitives, without space flight

Üblicher Weise wird dann wieder ein Kunst-Name drangepappt, wie man das eben hier auch schon wieder sieht. Man hat dann eben keine Klingonen, sondern Luxaner. Das ist letztlich der einzige Unterschied zum Fantasy-Bereich, wo die Standardbesetzung gemeinfreie Namen hat.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Isegrim am 28.12.2024 | 22:44
Star Wars RPG ist doch schon ne Kitchen Sink...
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Gondalf am 28.12.2024 | 22:51
Ja guuut... (https://www.dropbox.com/s/qldwiftfuwcxdyp/Star%20Reeves%20-%20Das%20Space%20Western%20Rollenspiel.pdf?dl=0) :think: Nicht 1:1, aber mit diversen Topoi u.a. dieser beiden Universen garniert. :-X
Der Elfensamurai (hust Romulaner) und die goldenen Menschen (Guardians of the Galaxy) in Picard.. geht doch schon los… und ich bin erst bei Staffel 1..

Ich warte nur auf das Laserschwert.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: unicum am 28.12.2024 | 22:52
Freue dich, dass du diesen Luxus hast. Den haben eben nicht alle. Und Verlage müssen das berücksichtigen.

Ich bin mir dessen sehr bewust,...

Aber ob das verlage wirklich berücksichtigen müssen stelle ich mal in Frage.

Rollenspielprodukte sind eh kaum kostendeckend zu vertreiben (ich erinnere noch einmal daran, dass Tischrollenspiel der Marxismus der Unterhaltung ist), da kann man nicht noch potentielle Kunden abschrecken.

Klar, auf der anderen Seite glaube ich kaum das jemand - auch innerhalb der Verlagszene - den Markt wirklich 100% kennt. Ich denke einige der großen Systeme leben auch einfach davon das einzelne Leute dafür brennen und content liefern. Ich denke es sind nicht unbedingt die Kunden die da entscheidend sind sondern tatsächlich eher die Verlage und auch die Contentschaffenden.

Will sagen - ich schaffe keinen Content für etwas das mir nicht gefällt. Eine welt in der es keine neuerscheinungen gibt stirbt mit der Zeit aus. Sicher kann ein Verlag sagen "Ich will jezt Katzenmenschen in der Welt, überlegt euch was!" Aber wenn sich niemand was überlegt,... ist es eben tod.

Ich kenne von einem Verlag die Aussage "XYZ ist ausgelutscht" - ja kann man so sehen aber als ich das hörte war mein Gedanke "selber schuld" auch weil ich wusste das eben jener Verlag etwas abgelehnt hatte das veränderungen brachte.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Doc-Byte am 29.12.2024 | 00:31
Der Elfensamurai (hust Romulaner) und die goldenen Menschen (Guardians of the Galaxy) in Picard.. geht doch schon los… und ich bin erst bei Staffel 1..

Ohne zu spoilern, aber warte mal Staffel 3 ab... ~;D

Ansonsten sind Klingonen generell ja eh verkappte Orks und zu den grünblütigen Spitzohren kann man sich seine Meinung bilden. - Oh und wenn Neelix nicht mal der Bordhobbit der Voyager ist... ;D
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: YY am 29.12.2024 | 00:40
Und wer das nicht mag, was auch legitim ist, findet doch hunderte hochspezialisierte Settings und Systeme, die eher monothematisch aufgestellt sind. Da ist doch für jeden Geschmack etwas am Markt.

Je nach Sparte sind das dann eben so 3-5 Versuche mit durchwachsenem Erfolg. Immerhin ist dank PDF und PoD nicht alles auf ewig in der Versenkung verschwunden, aber das wars dann auch schon.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Ma tetz am 29.12.2024 | 00:45
Kannst Du das konkretisieren? Was genau fehlt Dir denn gerade im Fantasybereich?
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: YY am 29.12.2024 | 01:00
Skaeg hatte das Thema ja schon wesentlich weiter aufgespannt - da ging es bereits um Phantastik und nicht mehr nur um "richtige" Fantasy. Ausgerechnet im Fantasybereich fehlt mir nichts, da gibts nämlich Warhammer ;)

Ich hätte jetzt eher an Technothriller und SF Noir gedacht, da ist nämlich ziemlich Ebbe und insbesondere bei zweiterem ist der "moderne" spielmechanische Ansatz nicht das, was ich suche.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Skaeg am 29.12.2024 | 09:00
Es ging im OP ja mVn darum, dass ein an sich originelles Setting durch das Einrühren diverser typischer Fantasy-Klischees (und spezifisch von D&D-Grundannahmen) zu einem Einheitsbrei reduziert wird, in dem der eigene Geschmack verdeckt wird.

Da ist jetzt weniger das Problem, dass jemandem etwas "fehlt", sondern es ist einfach eine Beobachtung, aus der man vielleicht Lehren ziehen kann. Beispielsweise, dass man originelle Settings mit eigenen (oder zumindest stark angepassten) Regelwerken bespielen sollte, statt auf 100% Verwendbarkeit der D&D-Grundregeln zu setzen. Oder, dass man sich beim Entwurf eines Settings selbst Beschränkungen auferlegen sollte, statt alles, was man cool findet, hineinzunehmen.

Wobei ich hier wie überall ein Spektrum sehe. Auf der einen Seite Settings, die nur dazu dienen, eine bestimmte Art von Kampagne zu spielen: Beispielsweise Pendragon oder viele Filmadaptationen. 
Auf der anderen Seite die angesprochenen Kitchen sinks, in denen die gesamte Bandbreite des übergreifenden Genres verrührt wird.

Das Ideal irgendwo in der Mitte: Settings, die eine Bandbreite an Spielmöglichkeiten eröffnen, aber dabei aus einem Guß wirken, weil sie der Versuchung widerstehen, beliebige, oft nicht zueinander passende Elemente zu vermengen.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Raven Nash am 29.12.2024 | 09:25
Die eigentliche Problematik der Kitchen Sinks ist doch die Prämisse, dass Reiche/Länder/Kulturen isoliert existieren können. Es kann keinen Austausch geben, weil sonst eben die ganzen Sub-Settings nicht nebeneinander existieren könnten.
Die einen schießen mit Steinschloss-Musketen, das Nachbarreich reitet aber mit Rittern im Vollharnisch in die Schlacht. Auf der einen Seite des Flusses betreibt man komplexe Maschinen, auf der anderen leben Jäger und Sammler...

Ja, es gab und gibt auch auf der Erde eine große Bandbreite an kultureller und technologischer Entwicklung zu selben Zeit - aber eben nicht direkt nebeneinander. Erst durch entsprechende Verkehrsmittel konnten die Entfernungen überbrückt werden, die den Austausch verhindert hatten.

Um sich zu isolieren, braucht man eine Insel - oder eine echt große Mauer. Und wie uns die Geschichte zeigt, reicht selbst das nur eine Zeit lang.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Aedin Madasohn am 29.12.2024 | 09:43
Die eigentliche Problematik der Kitchen Sinks ist doch die Prämisse, dass Reiche/Länder/Kulturen isoliert existieren können.

 :d

natürlich lassen sich für ein "alle inklusive Schublade"-Box Lösungsansätze finden

etwa wenn "das Setting" drei Zeiträume mit Equipment ausrollt:

5000 nach Demirughatfertig ein Völkerwanderungs-Tech-Level Fäntasy auf dem Kontinent spielt. Orkhorden stürmen heran, Kettenhemden (Ringelpanzerhemd sind die Spitze der Rüstungsklasse. Spartha und Lanze für den Waffenmeister). Capitalia ist hier ein Dorf
wenn 6000 nach Dhf ein Volldosen-Tech-Level Fäntasy auf einem in Königreiche mit Städten zergliederten Kontinent spielt
Tuniere, höfische Intrigen, Plattengeschieberüstungen in Hochglanz, Flammberg, Stahlbogen-Armbrüste mit Winde, Hebelgewicht-Katapulte, Schiffe reichen locker für Mittelmeer, Nord&Ostsee, Münzen sind auch schon etabliert. Capitalia ist hier die Burg eines Königs
wenn 6400 nach DhF ein Pulverdampf-Tech-Level Fäntasy für Museketier und Karibikpiraten-Fans spielt. Ob Lady Dewinter dann eine Elfe ist? Kardinal Richi ein verkappter Echsenpriester? Radschlosspistolen nur von den Zwergen geliefert werden? Weltumsegelungs-Kähne, Kanone vs Feuerball-Magier. Kapitalgesellschaften als Auftraggeber.
Capitalia ist hier die Hauptstadt des größten Intrigantenstaadels des Kontinentes

oder packe ich das alles in das "jetzt"?  >;D
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: tarinyon am 29.12.2024 | 09:52
Also ich wollte mich eigentlich nicht mehr äußern, aber das was hier im Thread zu historischen Kulturen und Technologien postuliert wird, ist eine evolutionistische Auffassung von Geschichte und kultureller Entwicklung, die mittlerweile mehrfach widerlegt wurde. Das erste Problem ist, Kulturen mit materieller Kultur oder wissenschaftlichen Kategorien (Dreiperiodensystem, Mittelalter etc) gleichzusetzen. Die historische Wirklichkeit war aber extrem divers. Und zweitens: selbst wenn wir der Einfachheit halber zwischen Kulturen mit verschiedenen "Entwicklungsstufen" unterscheiden wollen, dann stellen wir fest, dass es sehr wohl ein Nebeneinander von Gruppen/Kulturen gibt. Während z.B. im Neolithikum im heutigen Bayern Häuser gebaut werden und Ackerbau und Viehzucht betrieben wird, hast du im Norden eine "mesolithische" Kultur. Und selbst als die Linienbandkeramiker nach Bayern eingewandert sind, gab es dort nicht eine Zeit lang eine Gleichzeitigkeit von nacheiszeitlichen Jäger/Sammlern und den Siedlern aus Anatolien. Anders als bei Civilization oder Age of Empires verlief dieser Prozess der Neolithisierung auch nicht linear. Es gab immer wieder Gesellschaften, die wieder zum Wildbeutertum zurück gegangen sind. Wildbeuter gibt es ja auch heute noch. Heißt nicht, dass das Steinzeitler sind. Es sind moderne Menschen, die anders leben als der Großteil der Menschheit.

TLDR: die ganze Geschichte ist ein einziger Kitchen Sink voller Widersprüche.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Raven Nash am 29.12.2024 | 10:09
selbst wenn wir der Einfachheit halber zwischen Kulturen mit verschiedenen "Entwicklungsstufen" unterscheiden wollen, dann stellen wir fest, dass es sehr wohl ein Nebeneinander von Gruppen/Kulturen gibt.
In welchen Abstufungen in welcher räumlichen Nähe?
Die Details, mit denen der Historiker (oder gar der Archäologe) sich befassen, interessieren im RPG niemanden. Hier haben wir Frankreich unter Louis XIV gleich neben Charlemagne, südlich davon tragen Inkas ihre Lasten auf dem Rücken weil sie kein Rad haben, und nördlich durchpflügen Drakkar voller raublustiger Krieger die See.

Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 29.12.2024 | 10:17
Es ging im OP ja mVn darum, dass ein an sich originelles Setting durch das Einrühren diverser typischer Fantasy-Klischees (und spezifisch von D&D-Grundannahmen) zu einem Einheitsbrei reduziert wird, in dem der eigene Geschmack verdeckt wird.

Da ist jetzt weniger das Problem, dass jemandem etwas "fehlt", sondern es ist einfach eine Beobachtung, aus der man vielleicht Lehren ziehen kann. Beispielsweise, dass man originelle Settings mit eigenen (oder zumindest stark angepassten) Regelwerken bespielen sollte, statt auf 100% Verwendbarkeit der D&D-Grundregeln zu setzen. [...]

Wobei "D&D überall" sicher einen ziemlich großen Anteil des Problems ausmacht. D&D mag ja heute populärer sein als jemals zuvor, aber am besten spielen kann man damit immer noch genau das eigene "D&D-Genre" selbst mit weitgehend austauschbaren Einheitssettings (möglicherweise insbesondere seit der Übernahme durch die Küstenzauberer, zu TSR-Zeiten kamen mir die damals zuständigen Köpfe in Sachen Weltenbau zumindest kreativer vor -- kann aber auch die rosarote Brille sein)...und da reicht dann die Popularität alleine eben nicht aus, um es auch gleich als Fantasy-"Universalsystem" zu qualifizieren.

Zum Vergleich: DSA war hierzulande ja auch mal lange Jahre der große Platzhirsch, sogar bequem über das damalige (A)D&D hinweg...aber wie viele seiner Fans haben jemals fest darauf bestanden, mit seinen Regeln (und natürlich den auch dort eingebauten Settingannahmen) auch gleich alle nichtaventurischen Fantasywelten beglücken zu können und zu wollen? ~;D
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Ainor am 29.12.2024 | 10:25
etwa wenn "das Setting" drei Zeiträume mit Equipment ausrollt:

Das sind dann anber mehrere Settings auf derselben Welt. Verschiedene realweltliche Epochen würden wir ja auch nicht als dasselbe Setting bezeichnen.

Die eigentliche Problematik der Kitchen Sinks ist doch die Prämisse, dass Reiche/Länder/Kulturen isoliert existieren können. Es kann keinen Austausch geben, weil sonst eben die ganzen Sub-Settings nicht nebeneinander existieren könnten.

Kommt drauf an. "100% Verwendbarkeit der D&D-Grundregeln" hat jetzt nicht so viel mit Sub-Settings die nebeneinander existieren zu tun.

Also ich wollte mich eigentlich nicht mehr äußern, aber das was hier im Thread zu historischen Kulturen und Technologien postuliert wird, ist eine evolutionistische Auffassung von Geschichte und kultureller Entwicklung, die mittlerweile mehrfach widerlegt wurde.

Finde ich auch. Aber ich fürchte das ist ein eigener Thread. Interessanter ist doch die Frage:

Es ging im OP ja mVn darum, dass ein an sich originelles Setting durch das Einrühren diverser typischer Fantasy-Klischees (und spezifisch von D&D-Grundannahmen) zu einem Einheitsbrei reduziert wird, in dem der eigene Geschmack verdeckt wird.

Warum ist das so? In AD&D2 war es noch selbstverständlich dass es Beschränkungen bei den Klasse/Rasse Kombinationen gab und das jedes Setting erstmal einen Satz Sonderregeln mitbrachte (z.B. Dark Sun. Da war vieles anders als in den Grundregeln).

In 3E wurden die Beschränkungen aufgehoben. Settings fügten zwar zwar Kram (Spells, Prestige Classes, Feats...) hinzu, nahmen aber normalerweise nichts weg. Das war in erster Linie eine Änderung der Produktpolitik. Aber es führte dazu dass der Regelkern eine eigenständige, Settingunabhängige Existenz bekam.
Man denke hier an die ganzen Optimierungsforen die ja im Grunde den Regelkern, aber kein Setting "bespielen". Insofern ist es nachvollziehbar dass Viele eben auch im regulären Spiel den Regelkern bespielen wollen, und das funktioniert natürlich nur wenn das Setting da keine nennenswerten Einschränkungen macht.

Ich bin mir nicht sicher welche anderen Systeme eine ähnliche Entwicklung durchgemacht haben.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Tudor the Traveller am 29.12.2024 | 10:29
Wobei "D&D überall" sicher einen ziemlich großen Anteil des Problems ausmacht. D&D mag ja heute populärer sein als jemals zuvor, aber am besten spielen kann man damit immer noch genau das eigene "D&D-Genre" selbst mit weitgehend austauschbaren Einheitssettings (möglicherweise insbesondere seit der Übernahme durch die Küstenzauberer, zu TSR-Zeiten kamen mir die damals zuständigen Köpfe in Sachen Weltenbau zumindest kreativer vor -- kann aber auch die rosarote Brille sein)...und da reicht dann die Popularität alleine eben nicht aus, um es auch gleich als Fantasy-"Universalsystem" zu qualifizieren.

Das denke ich auch. Wir haben iirc in einem anderen Thread auch irgendwann einmal festgestellt, dass es zu D&D zwei Grundeinstellungen gibt: Baukasten oder all inklusive. Einige sehen das System insgesamt eher als Buffet völlig losgelöst vom Setting, wo man Dinge nimmt, die man mag und andere weg lässt. Im Extremfall werden z.B. alle Völker bis auf eines (z.B. Menschen) weggelassen, um ein Setting zu bespielen. Andere sehen drn "Zoo" etc. als Kernelement, das nicht weggelassen werden kann, ohne das "D&D-Gefühl" auch zu entfernen. Da steckt ein Teil des Settings quasi im Regelwerk.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Skaeg am 29.12.2024 | 12:22
Die Details, mit denen der Historiker (oder gar der Archäologe) sich befassen, interessieren im RPG niemanden.
Exakt. Geht zumindest mir dabei auch erst in zweiter Linie um technikgeschichtlichen Realismus; in erster darum, dass einfach diverse (archetypisch/stereotypisch imaginierte) Kopien historischer Gesellschaften zusammenhanglos nebeneinander geklatscht werden. Üblicherweise solche, die als Hintergrund für Abenteuergeschichten populär sind: Musketiere (ohne Musketen), Hochmittelalter, Wikinger. Wenn das dann (wie im Falle Aventuriens der DSA3+ Zeit) auch noch auf vergleichsweise kleinem Raum geschieht.

Es passt hier mit hinein, weil es mMn den selben Impuls bedient: "Ich will XY spielen!" "Klar, das kannst du!"
Bei den Rassen, Klassen, Charakteroptionen etc. eben eher auf Spielerseite: "Ich will 'nen zwergischen Nekromanten spielen!" "Klar, das kannst du in dieser Welt!"
Bei dem wilden Settingmix eher auf SL-Seite: "Ich will 'ne Piratenkampagne leiten!" "Klar, das kannst du in dieser Welt!"
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Boba Fett am 29.12.2024 | 12:24
Das ist ja nicht das Problem, sondern eher das Gegenteil: Settings, die alle möglichen Subgenres (oder deren Einzelelemente) in einer Welt zusammenrühren. Musketiere, Ritter, Wilder Westen. Epische Fantasy, Kosmischer Horror, Märchenwelt. Wenn ich das alles in einem Spiel oder Setting zusammenbringen will, wird's schräg. Und wenn dann noch überall die gleichen Elfen, Zwerge und Orks 'rumlaufen...

...dann ist das wohl so, als wenn ich meine, dass ich ein leckers Gericht bekomme, wenn ich alle meine Lieblingsgerichte zusammen in den Mixer und dann in die Mikrowelle stecke. Labskaus-Lachs-Knipp in Grünkohl-Milchreis-Pfannkuchen mit Pizza und Nudeln ... Schräg aber nicht lecker.
Das war aber nicht mein Punkt.

Ich würde da Kritik valide sehen, wenn es nichts (oder kaum etwas) anderes geben würde. Das ist aber nicht der Fall!

Ich kann mit "Pirates of the Carebean" echtes Piratenrollenspiel machen, ohne was anderes und mit 7te See oder En Garde sowas wie Musketier-Rollenspiel.
Ganz ohne Elfen und Gedöns...
Und wenn ich Horror dazu nehmen möchte, nutze ich All-for-one. Oder Hexxen.
Ich kann mit Slipstream ein ultrapulpiges Flash Gordon oder Buck Rogers Rollenspiel machen, ebenso ohne andere Genres anzufassen.
Über die ganze SF Schiene in Richtung "fremde Welten", Space Opera und so lasse ich mich hier mal nicht aus, denn da gibt es so viel, dass man allein da sein Leben Lang spielen könnte. Space Opera hat ja sogar sein eigenes Kitchen Sink aber auch ohne das hab ich mehr zur Auswahl als mir lieb ist.
Wenn ich Mittelaltergedöns spielen will ohne spitze Ohren, Bärte oder grüne Häute nehm ich Harnworld oder Mystic Britain oder oder.
Es gibt Wikinger Rollenspiele, es gibt Japan Rollenspiele (L5R), es gibt Rollenspiele in der Antike, im viktorianischen Zeitalter oder in den 60er Jahren (Troubleshooters), in den 80er Jahren, in den 90er Jahren. Und dann gibt es noch Wild West Rollenspiele, Mecha Rollenspiele, Space Opera, Steampunk, Dieselpunk, Solarpunk, Cyberpunk, Wasserwelten-Punk und Mindfuck Rollenspiele. Agenten wie James Bond, Serienkiller, Serienkiller Jäger, Monsterhunter, ...
Du kannst Katzen spielen, Mäuse, anthropomorphe Typen mit Söldnerkontrakten, Kuscheltiere oder Cartoonfiguren, Vampire, Werwölfe, Feen oder Mumien... und drölfzig Superheldensysteme.
Es gibt Rollenspiele, da kann man sein Bewusstsein in ein Auto laden und mit dem aus dem Orbit in die Atmosphäre surfen.
Es gibt ein Rollenspiel, da spielt man Besucher in einem Themepark, die die Rolle in einer anderen Welt einnehmen, um da Rollenspiel zu machen.
Und wer jetzt sagt, aber aber ich will doch Fantasy, nur ohne Elfenohren und Zwergenbärte - Ja, gibts doch auch. Talislanta, Runequest, Conan, Avatar, Myranor...
Und alle kommen ohne den ganzen Quark aus der Spülenablauf aus.
Und wem das noch nicht reicht, der lese sich bitte einmal durch alle Settings, die bei GURPS erschienen sind.
Und wer danach immer noch nicht satt ist, schnappt sich ein Universalregelwerk und baut seinen eigenen Haufen. Und es muss kein kompliziertes GURPS sein. Auch die gibt es in aller Coleur.

Wer keinen Bock auf Abfluß-Sumpf Quark hat, kann so viele verschiedene Rollenspiele kaufen, dass er bis Lebensende nicht genug Zeit hat, die alle zu spielen.
Wer sich in einem Rant darüber aufregt, dass in des Setting immer der Kitchen Sink Einzug hält, hat die letzten 25 Jahre in einer Bubble gelebt.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Sashael am 29.12.2024 | 12:43
Wer sich in einem Rant darüber aufregt, dass in des Setting immer der Kitchen Sink Einzug hält, hat die letzten 25 Jahre in einer Bubble gelebt.
Ooooder die Person bezieht sich auf den derzeitigen Alles-Gleich-Macher D&D.


Die Dominanz des Systems ist ziemlich heftig und obwohl es theoretisch alle Genres solo bedienen könnte, schaffen es viele Settingautoren nicht, die Optionen des PHB sinnvoll einzuschränken.

"Dann spiel doch was anderes!" finde ich in dem Kontext nicht hilfreich. Vor allem, weil diverse Alternativen nicht ... gut sind.

Ich finde z.B. 7te See 2te Ed unspielbar. Wenn ich also Mantel & Degen spielen will, ist ein Hinweis auf dieses System für mich sinnlos.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Boba Fett am 29.12.2024 | 12:46
Ooooder die Person bezieht sich auf den derzeitigen Alles-Gleich-Macher D&D.

Ist eine Bubble. Eine, die ziemlich viele Rollenspieler aufgenommen hat. Nur würde ich Weltengeist eigentlich da NICHT (!!!) einbeziehen...

"Dann spiel doch was anderes!" finde ich in dem Kontext nicht hilfreich. Vor allem, weil diverse Alternativen nicht ... gut sind.

Das war nicht mein Vorschlag. Meine Aussage war eine Reaktion auf "Mimimi, es gibt ja nur noch mit Kitchen Sink verseuchtes Zeug".
Und meine Antwort war: "Nein, gibt es nicht! Es gibt jede Menge anderes Zeug!"
(Anmerkung zum "Mimimi" - wer einen Rant schreibt, muss die Reaktion abkönnen (ist auch nicht ernst gemeint))
Der Wunsch war: "Aber könnt ihr uns anderen, denen das schon seit Jahren zum Hals raushängt, nicht wenigstens unsere Nischen lassen?"
Die Realität ist: Diese Nischen gibt es.

"nicht gut" ist subjektiv. Okay, es gibt auch Rollenspiele, die nach objektiven Maßstäben Kacke sind.
Aber ansonsten ist es dann ein "ich möchte ein Nischenrollenspiel, das aber von Regeln und Setting genau nach meinem Geschmack sein soll"...
Und das hängt von den eigenen Ansprüchen ab. Je anspruchsvoller man ist ("Nein, keine Poolsysteme, aber auch keine W20 und keine Klassen und Stufen aber auch keine Punktegenerierung und geh mir Weg mit Lifepath. Ich möchte meinen Charakter durch Tanzen und Singen erschaffen. Und die Proben müssen mittels einbeiniges Sackhüpfen ermittelt werden."), desto kleiner ist dann wohl das Angebot. (Anmerkung: den selben komplizierten Anspruch gibt es auch für Spielwelten.)
Anmerkung: Und ja, das ist auf die Spitze getrieben. Ich hab heute scheinbar den Querulanten und nicht den Kasper gefrühstückt.

Zitat
Ich finde z.B. 7te See 2te Ed unspielbar. Wenn ich also Mantel & Degen spielen will, ist ein Hinweis auf dieses System für mich sinnlos.
Ja, dann nimm die erste, oder En Garde (oben hinzugefügt), oder Swashbucker OGL (aka d20 7te See).
oder oder oder oder doer
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Raven Nash am 29.12.2024 | 13:08
Die Quintessenz ist doch die - Wer etwas anderes will, hat zwei Optionen: Suchen oder selber machen.
"Suchen" beinhaltet eine Menge an Recherche (Zeitaufwand), weil man oft auf das Versprechen eines Rückentextes reinfällt, der etwas verspricht, was dann doch wieder zum Kitchen Sink aufgeweicht wird. Dazu kommt, dass einem das System dann oft schlicht nicht zusagt, für das ein Setting geschrieben wurde, und man das dann wieder selber konvertieren muss.
"Selber machen" erfordert neben dem Zeitaufwand auch ein erhebliches kreatives Engagement, das man auch erstmal leisten muss, insbesondere wenn man ohnehin schon SL ist. Und man muss noch dazu die "Strenge" haben, dem eigenen Konzept zu folgen, um nicht selber wieder ins Kitchen Sink abzudriften.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 29.12.2024 | 13:11
Ist eine Bubble.

Klar. Nur: in irgendwelchen Blasen leben wir ja irgendwie alle (auch die "Guckt-doch-mal-was-es-alles-sonst-noch-gibt!"-Fraktion, die ihrerseits die aktuelle Dominanz von D&D speziell im Fantasybereich geflissentlich ignoriert), insoweit ist diese Aussage also einigermaßen inhaltsbefreit.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Boba Fett am 29.12.2024 | 13:15
Mal eben ganz was anderes:

Ich möchte mal ganz deutlich schreiben, dass ich Weltengeist hier nicht von der Seite blöd anmachen oder abqualifizieren möchte!
Auch wenn ich gerade mit der spitzen Feder geschrieben hab, ich bin froh, dass er hier im Forum ist, weil ich seine Beiträge schätze.
Also bitte ich, das Geschriebene nicht ganz so ernst zu nehmen (und agressiv zu werten), wie das vielleicht rübergekommen ist.
(und sowas mache ich in der Regel auch öffentlich, deswegen hier an dieser Stelle:)
Sollte ich da zu sehr auf die Füße getreten haben, entschuldige ich mich. Das war nicht beabsichtigt.

...weiter im Text...
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Boba Fett am 29.12.2024 | 13:33
ganz nebenbei (weil ich gerade über das Thema "Bubble" sinniere)..

in bestimmten Dingen muss ich Weltengeist recht geben.
Mir geht die D&D5 Bubble inklusive der Abkömmlinge eigentlich auch mächtig auf den Keks - aber weniger wegen den Settings, vielmehr wegen der Struktur (Klassen, Stufen, exponentieller Machtzuwachs in den Stufen), die D&D mitbringt und da stört mich einfach die Dominanz, die das inzwischen hat. Das hat ja dermaßen Auswirkungen, dass selbst die "Wizards sind doof, dann machen wir unser eigenes Zeug" Rebellen zwar ein Rollenspiel machen, letztendlich aber auch nur wieder ein D&D nur mit leicht anderem Anstrich.
Und ganz viele, die in der D&D5 Zeit zum Rollenspiel gekommen sind, setzt D&D und Rollenspiel synonym, was bedeutet, es gibt für die nichts anderes ("Ohne Klassen, ohne Stufen, wie soll das denn gehen? Das ist doch gar kein Rollenspiel mehr!")...
Das fällt mir in letzter Zeit auf, wenn ich deutsche Rollenspiel-Youtube Kanäle schaue und die Leute "über Rollenspiel reden" sagen aber eigentlich "über D&D reden" meinen, weil alle Tipps und Ratschläge, die verteilt werden, sind schon sehr spezifisch auf dieses Regelkonstrukt aufgesetzt. Und ja das nervt.
Und das mag auch Auswirkungen auf das Angebot auf Settings haben, wenn vermehrt in solchen Strukturen gedacht wird.

Die Quintessenz ist doch die - Wer etwas anderes will, hat zwei Optionen: Suchen oder selber machen.

Da stimme ich zu. Auch mit dem Aufwand, der damit verbunden ist. Mein Vorgehen ist inzwischen: Ich kaufe nicht mehr im Hype und deswegen beteilige ich mich auch nicht mehr an Crowdfundings, sondern lese erst mal nach Erscheinen eine ganze Menge über ein Rollenspiel (oder schau Actual Plays), bevor meine Kaufentscheidung fällt.
Und ich schaue mich vor allem inzwischen auch mehr nach Rollenspielen um, die nicht neu sind.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Lyonesse am 29.12.2024 | 13:41
Wobei "D&D überall" sicher einen ziemlich großen Anteil des Problems ausmacht. D&D mag ja heute populärer sein als jemals zuvor, aber am besten spielen kann man damit immer noch genau das eigene "D&D-Genre" selbst mit weitgehend austauschbaren Einheitssettings (möglicherweise insbesondere seit der Übernahme durch die Küstenzauberer, zu TSR-Zeiten kamen mir die damals zuständigen Köpfe in Sachen Weltenbau zumindest kreativer vor -- kann aber auch die rosarote Brille sein)...und da reicht dann die Popularität alleine eben nicht aus, um es auch gleich als Fantasy-"Universalsystem" zu qualifizieren. ...
Lustigerweise - so wie ich es in Erinnerung habe - lag es Anfang bis Mitte der 90er am damaligen TSR-Management (das war die unter Fans berüchtigte Lorraine Williams - Gygax war da schon eine ganze Weile weg), dass sich die Kreativabteilung richtig austoben konnte. Man wollte mit den ganzen verschiedenen Settings (Forgotten Realms, Al-Qadim, Birthright, Dark Sun, Ravenloft, etc ...) möglichst viel abdecken und den Marktanteil vergrößern. Allerdings führte diese Strategie nach und nach zu herben Verlusten und in den Verkauf an die Wizards, die mit ihren Sammelkarten so reich geworden waren, dass der Kauf von TSR (für 30 Millionen Dollar) für sie in den Bereich des Möglichen gerückt war. 
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: YY am 29.12.2024 | 14:24
Die TSR-Settings waren eben explizit voneinander getrennt - und dann verzichtet man als Kunde im Zweifelsfall auf die anderen Optionen, wenn die eigene Kampagne auf absehbare Zeit in Setting X stattfindet.

Insofern war es schon konsequent, alles in ein Setting zu quetschen (bzw. alles in eine Handvoll Settings, die dann auch mehr oder weniger beliebig untereinander austauschbar sind). Gerade wenn man auf die breite Masse abzielt. Das läuft sich dann höchstens auf lange Sicht tot, wenn die Multiplikatoren gelangweilt woanders hin abwandern, aber dieses Problem hätten andere erst mal gerne ;) 
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 29.12.2024 | 14:37
ganz nebenbei (weil ich gerade über das Thema "Bubble" sinniere)..

in bestimmten Dingen muss ich Weltengeist recht geben.
Mir geht die D&D5 Bubble inklusive der Abkömmlinge eigentlich auch mächtig auf den Keks - aber weniger wegen den Settings, vielmehr wegen der Struktur (Klassen, Stufen, exponentieller Machtzuwachs in den Stufen), die D&D mitbringt und da stört mich einfach die Dominanz, die das inzwischen hat. Das hat ja dermaßen Auswirkungen, dass selbst die "Wizards sind doof, dann machen wir unser eigenes Zeug" Rebellen zwar ein Rollenspiel machen, letztendlich aber auch nur wieder ein D&D nur mit leicht anderem Anstrich.
Und ganz viele, die in der D&D5 Zeit zum Rollenspiel gekommen sind, setzt D&D und Rollenspiel synonym, was bedeutet, es gibt für die nichts anderes ("Ohne Klassen, ohne Stufen, wie soll das denn gehen? Das ist doch gar kein Rollenspiel mehr!")...
Das fällt mir in letzter Zeit auf, wenn ich deutsche Rollenspiel-Youtube Kanäle schaue und die Leute "über Rollenspiel reden" sagen aber eigentlich "über D&D reden" meinen, weil alle Tipps und Ratschläge, die verteilt werden, sind schon sehr spezifisch auf dieses Regelkonstrukt aufgesetzt. Und ja das nervt.
Und das mag auch Auswirkungen auf das Angebot auf Settings haben, wenn vermehrt in solchen Strukturen gedacht wird.

Stimmt schon -- der Originalprotest scheint mir ja auch weniger gegen das Konzept "Kitchen Sink" allgemein als eher recht direkt gegen "D&D-Einheitsbrei" gerichtet. Und da geht's mir einigermaßen ähnlich: grundsätzlich kann ich mich auch mit Kitchen Sinks anfreunden (solange sie halt gut gemacht sind, soviel Zeit muß schon sein ;)), und manche Genres gehen ohnehin "natürlicher" in diese Richtung als andere (klassische Superhelden-Action beispielsweise nimmt ja wirklich fast schon alles mit, was sie kriegen kann)...aber so richtiger Fan von speziell D&D und all seinen immer schön im eigenen Saft köchelnden Standardelementen bin ich eigentlich schon seit Editionen nicht mehr.

In dem Zusammenhang ist es einigermaßen ironisch, daß mich anfangs an (A)D&D gerade die (mit seinerzeit DSA und Midgard verglichene) Buntheit und der Variantenreichtum der Settings mit allen möglichen und unmöglichen Lebensformen und sonstigen Spielereien fasziniert hat. Aber das war damals, und heute kann ich ähnlich bunte Welten eben auch und oft sogar einfacher in anderen Systemen haben, die halt nicht den ganzen "Fühlt sich das für euch auch noch nach D&D an, hmmm?"-Ballast um der lieben Marke willen an der Backe kleben haben...
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Managarmr am 29.12.2024 | 14:40
Lustigerweise - so wie ich es in Erinnerung habe - lag es Anfang bis Mitte der 90er am damaligen TSR-Management (das war die unter Fans berüchtigte Lorraine Williams - Gygax war da schon eine ganze Weile weg), dass sich die Kreativabteilung richtig austoben konnte. Man wollte mit den ganzen verschiedenen Settings (Forgotten Realms, Al-Qadim, Birthright, Dark Sun, Ravenloft, etc ...) möglichst viel abdecken und den Marktanteil vergrößern. Allerdings führte diese Strategie nach und nach zu herben Verlusten und in den Verkauf an die Wizards, die mit ihren Sammelkarten so reich geworden waren, dass der Kauf von TSR (für 30 Millionen Dollar) für sie in den Bereich des Möglichen gerückt war.
Allerdings tötete Magic damals Rollenspiele im Allgemeinen. Der gesamte Sektor war massiv in Krise, da ein Grossteil der Spielerbasis wegbrach, da extrem viele nur noch in Magic festhingen.
Zum Teil die Shopbesitzer selbst (ich erinnere mich noch gut daran das ich in einen Laden reinging, und komplett ignoriert wurde, da der Besitzer mit Kunden an einem der Tische ganz hinten im Laden am Karten vollsabbern war - ich hätte mir die komplette Kasse unter die Arme klemmen und rausgehen können ohne dass er es überhaupt gemerkt hätte).
Computerspiele wurden auch immer besser, mehr Leute in Gaming mit schnellen Belohnungskicks als in Rollenspiel, wo man erst mühselig physische Treffen abhalten muss.
Ob TSRs Schieflage also den vielen Subsettings geschuldet war, wird sich nicht sicher beantworten lassen.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Skaeg am 29.12.2024 | 15:04
Ich würde da Kritik valide sehen, wenn es nichts (oder kaum etwas) anderes geben würde. Das ist aber nicht der Fall!
Die Kritik des OP bezog sich primär auf ein bestimmtes Setting für OD&D und kompatible. Ist aber bei Settings für neuere D&D-Versionen ähnlich (nehme ich an, da ich nur die üblichen Verdächtigen kenne).

Zitat
Ich kann mit "Pirates of the Carebean" echtes Piratenrollenspiel machen, ohne was anderes und mit 7te See oder En Garde sowas wie Musketier-Rollenspiel.
7th Sea (1. Edition) habe ich als ein Setting in Erinnerung, bei dem man Abziehbilder diverser europäischer Länder in der Zeitspanne von 1600 (elisabethanisches England) bis 1789 (Frankreich am Vorabend der Revolution) nebeneinander geklatscht hat. Das sehe ich nicht so als Gegenbeispiel. HeXXen nach dem, was hier so geschrieben wird, auch nicht.

Und ja, es gibt für praktisch jede Nische was (aber das, was sich Weltengeist gewünscht hatte, nämlich das spezielle Setting aus dem OP, minus Standardgedöns, offensichtlich nicht); das fällt dann jedoch oft ins andere Extrem, nämlich ein auf nur einen bestimmten Kampagnentypus ausgerichtete, meistens sehr rudimentäres Setting. Oder manchmal auch gleich einfach ein historisches Setting, das nur umrissen wird und bei dem man den Rest selber nachgucken darf.

Wie ich oben schon schrieb, sind derartige One-trick-ponies einfach nur das andere Extrem. Irgendwo in der Mitte liegen Settings, die verschiedene Abenteuer- und Kampagnenumgebungen bieten, ohne dabei einfach nur 08/15 die Standardklischees abzuspulen oder einfach die Kampagnenstile auf verschiedene Kulturen verteilt nebeneinander auf die Landkarte zu pinseln.

Gut ausgearbeitet, facettenreich, originell und in sich stimmig. Ich gehe d'accord, wenn jemand sagt: Solche Settings sind eher selten.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 29.12.2024 | 15:14
Welche Settings sind denn best-practise-Beispiele für Kitchen Sink?
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Weltengeist am 29.12.2024 | 15:18
Gut ausgearbeitet, facettenreich, originell und in sich stimmig. Ich gehe d'accord, wenn jemand sagt: Solche Settings sind eher selten.

Amen. Das bringt sehr gut auf den Punkt, worum es mir ging.

Und nein, mir muss jetzt niemand zum fünften Mal erklären, warum das so ist. Ich kriege schon auch mit, wie der Markt funktioniert. Aber das bedeutet ja nun nicht, dass ich das toll finden muss. Und ich bezweifle auch, dass es eine Zwangsläufigkeit ist - gerade die Crowdfunding-Erfolge von Spielen wie "Shadows of Esteren", "Symbaroum", "Coriolis" usw. zeigen ja, dass es sehr wohl möglich ist, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Nur passiert das eben für meinen Geschmack viel zu selten.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Raven Nash am 29.12.2024 | 15:38
Nur passiert das eben für meinen Geschmack viel zu selten.
Sieh dir mal die aktuellen Kinofilme und Serien an. Wieviel wirklich Neues kommt da, und wieviele Franchises werden (tot)geritten oder neu gestartet?
Es scheint ein Element unserer Zeit zu sein, dass auf Sicherheit gespielt wird, selbst wenn's nicht grade um Millionen geht. Und es darf nur ja niemand vergrault werden - seien es Aktionäre oder irgendwelche Bubbles.

D.h. im Umkehrschluss, dass jeder Verlag, der wirklich was Neues rausbringen will, erstmal alle Hindernisse innerhalb der eigenen Leute überwinden muss. Und je größer der Verlag ist, umso schwieriger wird das. Das wäre dann der Vorteil für Kleinstverlage.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: YY am 29.12.2024 | 15:47
Welche Settings sind denn best-practise-Beispiele für Kitchen Sink?

TORG, Gurps Infinite Worlds, Stargate u.Ä.

Alle aus dem einen Grund, dass die verschiedenen Elemente hart voneinander getrennt sind.


So kann man relativ exotische Einzelcharaktere begründen und einen mehr oder weniger beliebigen Kampagnenfokus setzen, ohne dass einem die anderen grundsätzlich zugänglichen Welten/Genres reinfunken.


D.h. im Umkehrschluss, dass jeder Verlag, der wirklich was Neues rausbringen will, erstmal alle Hindernisse innerhalb der eigenen Leute überwinden muss.

Free League tut sich damit ziemlich leicht, aber deren Modus Operandi ist es dann auch, viele Settings parallel anzubieten und in jedem einzelnen stark zu starten, dann aber über die Zeit deutlich nachzulassen (auf die reine Frequenz bezogen), bis das Ding einschläft.

Der Vorteil ist, dass man bei Free League immer mal wieder was findet, das einem gefällt.
Der Nachteil ist, dass absehbar so gut wie nichts im Verlagsprogramm ein auf lange Sicht gut unterstütztes System ist.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Swanosaurus am 29.12.2024 | 15:51
gerade die Crowdfunding-Erfolge von Spielen wie "Shadows of Esteren", "Symbaroum", "Coriolis" usw. zeigen ja, dass es sehr wohl möglich ist, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Nur passiert das eben für meinen Geschmack viel zu selten.

Ich habe den Eindruck, dass gerade ein bisschen eigenwillige Settings ganz schön viel Schelte abbekommen, wenn sie nicht entweder aus einem schon bekannten Entwicklerhaus kommen (Coriolis) und/oder visuell sehr beeindruckend daherkommen (Symbaroum, Esteren). Da kommen dann schnell die "Da hat wohl wehr seine Weltenerschaffenervision ausleben wollen, aber sonst interessiert das keinen und zum Spielen taugt das eh nicht"-Hämmer in den Rezis. Nicht nur, aber auch. Und ich kann mir vorstellen, dass das ziemlich entmutigend ist.

So am Rande: der neue Kickstarter für Redsky, eines der wenigen D&D5-Settings, die augenscheinlich wirklich versuchen, konsequent und konsistent eigene Wege zu gehen, ist kürzlich volles Brett gescheitert (https://www.kickstarter.com/projects/solar-studios/redsky-starter-kit/description (https://www.kickstarter.com/projects/solar-studios/redsky-starter-kit/description)) - bei 103 Backern und einem Drittel der Finanzierungssumme haben sie kurz vor Schluss die Notbremse gezogen. Okay, die haben sich auch wirklich dumm angestellt in der Finanzierungsphase und genau Null Updates geliefert - das erste Update ist, dass sie das Crowdfunding canceln. Von daher steckten da vielleicht auch noch andere Probleme hinter. Trotzdem finde ich es symptomatisch; auf vergleichbare, aber konventionellere D&D-Produkte gibt es durchauus gelegentlich den Run innerhalb der ersten 2-3 Stunden, der schon für die Finanzierung reicht.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: YY am 29.12.2024 | 16:24
So am Rande: der neue Kickstarter für Redsky, eines der wenigen D&D5-Settings, die augenscheinlich wirklich versuchen, konsequent und konsistent eigene Wege zu gehen, ist kürzlich volles Brett gescheitert

Das hätte mich aber auch nicht angesprochen, wenn ich auf der Suche nach einem bodenständigeren und weniger überfrachteten Fantasy-Setting wäre.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Isegrim am 29.12.2024 | 16:33
Das hätte mich aber auch nicht angesprochen, wenn ich auf der Suche nach einem bodenständigeren und weniger überfrachteten Fantasy-Setting wäre.

Naja, das zeigt ja schon das Problem: Es gibt sehr viele Möglichkeiten, ein "Nicht-Kitchensink-Setting" zu gestalten, und damit viele Wege, es Leuten nicht recht zu machen.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Swanosaurus am 29.12.2024 | 16:34
Das hätte mich aber auch nicht angesprochen, wenn ich auf der Suche nach einem bodenständigeren und weniger überfrachteten Fantasy-Setting wäre.

Um bodenständig geht es hier aber gar nicht so sehr, oder? Redsky finde ich z.B. im Sinne dieses Threads ansprechend, weil es ganz viel weglässt und sich wohl eher - soweit ich das vom Überfliegen und aus meiner Erinnerung an das erste Crowdfunding her wahrnehme - auf das beschränkt, was sich aus dem eigenen Konzept ergibt. Also halt nicht "wir müssen da aber auch noch Elfen und Zwerge und Wikinger unterbringen, weil die will immer jemand spielen."
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Weltengeist am 29.12.2024 | 16:40
Um bodenständig geht es hier aber gar nicht so sehr, oder? Redsky finde ich z.B. im Sinne dieses Threads ansprechend, weil es ganz viel weglässt und sich wohl eher - soweit ich das vom Überfliegen und aus meiner Erinnerung an das erste Crowdfunding her wahrnehme - auf das beschränkt, was sich aus dem eigenen Konzept ergibt. Also halt nicht "wir müssen da aber auch noch Elfen und Zwerge und Wikinger unterbringen, weil die will immer jemand spielen."

Tatsächlich habe ich das ursprüngliche Crowdfunding für Redsky seinerzeit sogar unterstützt, weil es genau meinen Kriterien (besondere Idee, Nicht-Standard-Fantasy, coole Aufmachung) entsprach. Ich habe es sogar hier im Forum über den grünen Klee gelobt (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,67671.msg135116993.html#msg135116993). So gesehen passt es tatsächlich zu dem, was ich meine.

Fairerweise muss man aber auch sagen, dass die erste Kampagne rund 66.000 $ eingefahren hat und dass es (mMn) andere Gründe gab, warum die zweite Kampagne nicht so eingeschlagen hat - und die haben weniger mit dem Thema des Threads zu tun als mit Marktanalyse und Kommunikation durch Solar Studios...
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: YY am 29.12.2024 | 16:50
Um bodenständig geht es hier aber gar nicht so sehr, oder?

Joah.
Für mich ist die Unterscheidung zwischen überfrachteter/überkandidelter Fantasy und Kitchensink nicht sonderlich relevant, von daher fällt Redsky bei mir aus den selben Gründen durch wie die "normalen" D&D-Settings.

Andersrum ist es wohl für viele, die letztere schon spielen, nicht hinreichend abgegrenzt.
Für die hier vorgenommene Unterscheidung braucht man schon recht feine Antennen.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Skaeg am 29.12.2024 | 17:21
Tatsächlich habe ich das ursprüngliche Crowdfunding für Redsky seinerzeit sogar unterstützt, weil es genau meinen Kriterien (besondere Idee, Nicht-Standard-Fantasy, coole Aufmachung) entsprach. Ich habe es sogar hier im Forum über den grünen Klee gelobt (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,67671.msg135116993.html#msg135116993). So gesehen passt es tatsächlich zu dem, was ich meine.
Sieht mir auch danach aus.

Zitat
Fairerweise muss man aber auch sagen, dass die erste Kampagne rund 66.000 $ eingefahren hat und dass es (mMn) andere Gründe gab, warum die zweite Kampagne nicht so eingeschlagen hat - und die haben weniger mit dem Thema des Threads zu tun als mit Marktanalyse und Kommunikation durch Solar Studios...
Höre zum ersten Mal davon und wäre dadurch eventuell eine der wenigen Personen gewesen, für die das neue Crowdfunding gedacht war. Aber generell ist ein Crowdfunding für ein Schnellstartset, nachdem man das Hauptregelwerk schon herausgebracht hat... gewagt. Besonders, wenn die Zahlen beim ersteren ganz ordentlich, aber doch noch auf Liebhaberniveau waren.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Skaeg am 29.12.2024 | 17:23
Für die hier vorgenommene Unterscheidung braucht man schon recht feine Antennen.
Findest du? In meinen Augen sind das zwei ganz verschiedene Paar Schuhe. Kitchen sink ist erst einmal: Viele verschiedene Elemente. Wie exotisch die jeweils sind, ist eine andere Frage. 
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: YY am 29.12.2024 | 18:00
Ja, finde ich schon.

Kitchen Sink ist für mich möglichst viel; "nur" viele verschiedene (auch exotische) Elemente können ja zu einem stimmigen Gesamtkonzept gehören. Überfrachtet wirkt das für mich aber sehr früh und ich gehe davon aus, dass es einem Großteil der Käuferschaft auch so geht.

Dazu gehört vielleicht auch der Faktor, dass der "normale" D&D-Kram eben der gefühlte Standard ist, quasi comfort food.
Da stört man sich eben mehr an den 5 neuen Rassen von Redsky als an dem zweistelligen Spezies-Kaleidoskop von Standard-D&D. 
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Skaeg am 29.12.2024 | 18:30
Da stört man sich eben mehr an den 5 neuen Rassen von Redsky als an dem zweistelligen Spezies-Kaleidoskop von Standard-D&D.
Dich daran eher zu stören, sei dir unbenommen, aber letzeres überall mit dranzuklatschen, ist halt das, was im OP mit Kitchen Sink gemeint ist, und ersteres nicht. Ich sehe da auch kein Abgrenzungsproblem: Wenn man sagt, dass man seine Fantasy eher bodenständig oder konventionell mag, und gerne nicht so viele abgefahrene Elemente hat, ist doch alles gesagt.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: YY am 29.12.2024 | 21:05
Wenn man sagt, dass man seine Fantasy eher bodenständig oder konventionell mag, und gerne nicht so viele abgefahrene Elemente hat, ist doch alles gesagt.

Genau darum gehts ja gerade nicht.
Also ich sage das genau so - deswegen störe ich mich ja auch an Standard-D&D.

Aber im Sinne des OP und insbesondere mit Bezug auf Redsky wurde ja klar gemacht, dass da ein wesentlicher Unterschied bestünde.
Für mich besteht der in der Praxis nicht und ich behaupte, dass er für den Großteil der Zielgruppe ebenfalls nicht besteht, aber aus anderen Gründen - primär aus dem Umstand heraus, dass D&D den Rahmen des "Normalen" setzt und alles andere dann nicht nur ggf. exotisch, sondern auch grundsätzlich neu und damit ungewohnt ist.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Skaeg am 29.12.2024 | 21:36
Aber im Sinne des OP und insbesondere mit Bezug auf Redsky wurde ja klar gemacht, dass da ein wesentlicher Unterschied bestünde.
Für mich besteht der in der Praxis nicht
... okay, aber für mich und (nehme ich an) Weltengeist ist der Unterschied halt sonnenklar. Ich hatte ja formuliert, was das positive Gegenbeispiel sein sollte:

"Gut ausgearbeitet, facettenreich, originell und in sich stimmig."

Bodenständig, konventionell, ohne abgefahrenen Hokuspokus: Kommt da nicht vor, also sehe ich da weder Schnittmenge noch Verwechslungsgefahr. 

Notabene mag ich "bodenständig" tendenziell auch lieber, aber es ist halt nicht, was hier gemeint ist. Klar kann beides zusammengehen: Ich fand das Setting von The Witcher, so wie ich es kennen gelernt habe, ganz gut, weil es (trotz Elfen und Zwergen) kein Kitchen Sink, sondern einigermaßen in sich stimmig war; und gleichzeitig eher niedrigschwellig, was die fantastischen Elemente angeht.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Runenstahl am 30.12.2024 | 13:45
der Originalprotest scheint mir ja auch weniger gegen das Konzept "Kitchen Sink" allgemein als eher recht direkt gegen "D&D-Einheitsbrei" gerichtet.

Ist das so ? Klar macht D&D mit seinen 70 % Marktanteil (oder so) ne Menge aus, aber auch abseits von D&D gibt es halt viele Settings wo irgendwie alles reingeklatscht wird. Arcane Codex und Warhammer sind z.B. andere prominente Beispiele für Settings in denen man irgendwie alles findet. Ob das nun gut oder schlecht ist liegt im Auge des Betrachters aber Kitchen-Sink ist halt bei weitem kein alleinstellungs Merkmal von D&D.

Eine Anmerkung noch: Es wurde ja hier gefragt ob dieses oder jenes Setting denn nun Kitchen Sink ist oder nicht. Ich denke das kann man nicht immer so Schwarz-Weiß sehen. Wie nahezu alles im Leben ist das eine Skala mit vielen Zwischentönen. Hexxen z.B. hat eher wenig Kitchen-Sink Vibes weil es sich doch recht stark auf europäische Sagen einschießt. Gleichzeitig klatscht es aber auch Steampunk an das Setting ran. Auch bei D&D gibt es ja durchaus Welten die fokussierter sind (Drachenlanze z.B.). Eine klare Einteilung in "überhaupt kein Kitchen-Sink" und "totales Kitchen-Sink" ist bei vielen Spielen meist gar nicht möglich weil sie irgendwo dazwischen liegen.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 30.12.2024 | 14:27
Ist das so ?

Yep. Denn wie im Rest meines Posts ausgeführt, versuche ich ja gerade, zwischen den Fällen "Kitchen Sink" einer- und "schon wieder Standard-D&D!" andererseits zu trennen -- und nicht, wie das bei dir angekommen zu sein scheint, allein D&D für Kitchen Sinks verantwortlich zu machen.

Im Gegenteil ließe sich aus D&D sogar der Kitchen-Sink-Aspekt praktisch völlig herausstreichen. Dann gäbe es halt vielleicht nur noch Menschen, Elfen, und Zwerge als zugelassene Völker, das klassische Quartett Kämpfer/Kleriker/Magier/Dieb als spielbare Klassen, und ein "Monsterhandbuch" von einem, wenn wir großzügig sind, vielleicht zwei Dutzend Seiten. Damit ließe sich immer noch etwas spielen, was sehr nach "D&D Klassisch" aussähe...ob's die Leute an den Tischen gleichermaßen begeistern würde, ist eventuell eine andere Frage(*), aber machbar wäre es.

(*) Natürlich ließe sich dann an diesem Punkt ggf. argumentieren, daß D&D einen guten Schuß Kitchen Sink einfach braucht, um darüber hinwegtäuschen zu können, daß es auf seine Essenz eingedampft rein als Spiel so interessant eigentlich gar nicht ist. >;D Aber das wäre wenigstens teilweise seinerseits ein Strohmann -- zumindest Platz für eine gute Portion Abwechslung braucht schlichtweg jedes Rollenspiel, und die Grenze zwischen der einer- und "bitte von allem was und dann noch dreimal Nachschlag" andererseits ist fließend.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Raven Nash am 30.12.2024 | 15:13
Das Problem bei D&D im Speziellen sehe ich vor allem darin, dass WotC eine recht eigene Definition von "Diversity" fährt, in der Limits einfach irgendwie... böse sind. So hat man ja jetzt auch in Dragonlance Dragonborn (und die anderen PHB-Rassen) zugelassen, wo sie IMHO settingtechnisch so gar nichts zu suchen haben. Man meidet Einschränkungen wie der Teufel das Weihwasser - auf allen Ebenen.

IMHO ist es aber für ein in sich stimmiges Setting absolut notwendig, Einschränkungen zu treffen. Die machen nämlich viel von der Grundstimmung aus.

Allerdings scheint es einen nicht gerade geringen Anteil an Spielern zu geben, für die drölfzig Spezies allein schon ein Jubelgrund sind. Sieht man sogar bei Dragonbane, für das ein Riesenteil der 2PP Sachen Kin sind - und Professions (was in einem Skill-System nur wenig Sinn macht).
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 30.12.2024 | 15:54
Allerdings scheint es einen nicht gerade geringen Anteil an Spielern zu geben, für die drölfzig Spezies allein schon ein Jubelgrund sind. Sieht man sogar bei Dragonbane, für das ein Riesenteil der 2PP Sachen Kin sind - und Professions (was in einem Skill-System nur wenig Sinn macht).

Ich denke, diese Spieler sehen in erster Linie viele Optionen und begeistern sich dann natürlich dafür. Das läßt sich auch bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen...nur, wenn man schon andere Systeme kennt, in denen man sich im Prinzip seine Spezies oder sonstiges Paket eh gleich recht frei Schnauze selber schnüren kann (und die gibt's ja auch), dann stellt sich als Reaktion auf "Guckt mal, was die uns jetzt wieder alles Neues erlaubt haben!" gelegentlich ein gewisser "Ja, und?"-Effekt ein.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Issi am 30.12.2024 | 16:19
... okay, aber für mich und (nehme ich an) Weltengeist ist der Unterschied halt sonnenklar. Ich hatte ja formuliert, was das positive Gegenbeispiel sein sollte:

"Gut ausgearbeitet, facettenreich, originell und in sich stimmig
Sind für gewöhnlich Roman Welten.

Für Rollenspiel reicht das aber häufig nur ne zeitlang.
Bevor man wieder das System wechselt um was anderes zu spielen.
(Weil die aufgrund ihrer Stimmigkeit gar nicht alles abdecken können)

Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Tudor the Traveller am 30.12.2024 | 16:41
Das Problem bei D&D im Speziellen sehe ich vor allem darin, dass WotC eine recht eigene Definition von "Diversity" fährt, in der Limits einfach irgendwie... böse sind. So hat man ja jetzt auch in Dragonlance Dragonborn (und die anderen PHB-Rassen) zugelassen, wo sie IMHO settingtechnisch so gar nichts zu suchen haben.

Ich sehe nicht, warum Dragonborn nicht in das Setting passen sollen. Gerade DL mit dem ganzen Drachenfokus ist doch für DB prädestiniert.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Sashael am 30.12.2024 | 17:30
Dragonborn sind was anderes als Drakonier.

Damit passen sie tatsächlich auch meiner Meinung nach nicht ins Setting. Eine andere Art humanoider Drachenartiger passt einfach nicht.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Raven Nash am 30.12.2024 | 18:00
Würde man so einen SC zulassen, müsste man ihn eigentlich bereits im ersten Dorf von den Bauern killen lassen - die identifizieren ihn als Drakonier und damit als Feind. Wundern sich vielleicht, dass er nicht versteinert/explodiert/sich in Säure verwandelt, sobald er tot ist...

Womit wir wieder beim Punkt "in sich stimmig"wären.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Alexandro am 30.12.2024 | 18:19
Würde das Gegenteil behaupten: wenn es bereits humanoide Drachenartige im Setting gibt, warum sollte es dann von diesen genau eine Variation geben, und sich keine weiteren herausbilden? Erscheint mir glaubwürdiger, als diese in ein Setting zu droppen, wo es vorher überhaupt nichts vergleichbares gab.

@Topic:
Ich glaube das größte Problem, ist fehlende Integration ins Setting. Wenn bestimmte Elemente eine genaue Rolle innerhalb des Settings haben, wo genau feststeht, was (z.B.) Katzenmenschen in dem Setting so machen, wo diese leben, und wie die Bevölkerung so mit diesen umgeht, dann ist alles tutti. Wenn einfach nur gesagt wird "Es ist ein typisches Fäntelalter-Setting...und dann gibt es noch Katzenmenschen" dann ist das einfach lazy design.

Eberron wäre ein Setting, wo sich der Autor ziemlich viele Gedanken gemacht hat, wie er die wilderen Elemente von D&D3 organisch in das Setting integriert (z.B. wäre eine "faule" Variante gewesen, einfach zu sagen "es gibt im Osten ein quasi-Tibet, da kommen die ganzen D&D-Mönche her", aber das hätte diese Charaktere halt zu Exoten gemacht, welche praktisch keinen Bezug zu den Angelegenheiten auf dem Hauptkontinent haben... stattdessen hat er sich Gedanken gemacht, und gesagt "Mönche sind im Grunde so wie im europäischen Mittelalter, die Wissenbewahrer in ihren Klöstern... aber da während des Krieges immer häufiger diese Klöster zu legitimen Kriegszielen wurden, und der Klerus zu zerstritten war, um wirklich effektive Unterstützung zu schicken, mussten sich die Mönche halt selber um die Verteidigung ihrer Klöster kümmern"...boom, Kampfmönche, aber welche die im Setting Sinn machen).

Aber: das Problem der mangelhaften Settingintegration ist bei weitem nichts, was ausschließlich auf "kitchen sink" zutrifft.
Beispiel "Harnmaster": dieses Setting ist ganz sicher kein Kitchen Sink, es gibt ein paar fantastische Elemente, aber es wurde Wert darauf gelegt, dass diese eher am Rande des Settings existieren, und wenig Einfluss auf die frühmittelalterliche Gesellschaft haben. Das gelingt auch größtenteils, bis auf einen kleinen Schnitzer: die Religionen.
Damit meine ich nicht die Fähigkeit der Priester tatsächliche Wunder zu wirken (da sorgen die Regeln schon dafür, dass diese Ereignisse selten genug sind, um wirklich bedeutsam zu sein) - ich rede davon, was diese (und damit ein Großteil der Bewohner von Harn/Lythia glauben). Und auch wie diese organisiert sind (eher wie Karnevalsvereine, als irgendetwas was einen Bezug zu realen Religionen der Geschichte hat) - dass das Setting mit einer derart abweichenden Mythen- und Glaubenswelt immer noch exakt den feudalen Mittelalter entspricht, erscheint mir schwer vorstellbar (besser umgesetzt finde ich das z.B. bei der "Known World" (Artesia), wo der religiöse Unterbau des Settings tatsächlich zu etwas führt, was auf den ersten Blick vage an die Frührenaissance erinnert, sich aber bei näherer Betrachtung in einigen entscheidenden Punkten von dieser Geschichtsepoche unterscheidet).
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Isegrim am 30.12.2024 | 18:31
Würde das Gegenteil behaupten: wenn es bereits humanoide Drachenartige im Setting gibt, warum sollte es dann von diesen genau eine Variation geben, und sich keine weiteren herausbilden?

Drakonier sind nicht natürlich entstanden, sondern quasi als Waffen des Bösen erschaffen worden, wenn ich das richtig erinnere. Bei ihrem ersten Auftreten in den Romanen weiß erstmal niemand, was das für Wesen sind.

Man kann sich sicher i-eine Story ausdenken, warum es auch als SC spielbare Drakonier-Varianten gibt; aber ist das nicht genau das, was ne Kitchen Sink ausmacht? Das man das Originalsetting verdreht, um iwas reinzustopfen, was es zwar ursprünglich nicht gab, aber RPG-Spieler (oder auch SLs) glücklich macht?

Naja, ich mag Kitchen sinks. Nicht, dass das immer stimmig ist, wie die ganzen Bestandteile verknpüft sind (eigentlich ist das mE die wirkliche Kunst...), aber RPG-Settings mit einem eher "engen" Fokus kommen mir oft so für genau diesen Zweck konstruiert vor, dass es sich für mich auch wieder nicht stimmig anfühlt.

Den tatsächlichen "Marktvorteil" seh ich aber va darin, dass man viele verschiedene Dinge unter einen Hut bringen kann, ohne Welt oder Regelsystem ändern zu müssen. Ich hab in den letzten Dekaden ne ganze Menge Systemhopping gemacht, und das gilt vermutlich auch für die meisten anderen hier im Forum, aber ich denke, da sind wir eher die Ausreißer...
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 30.12.2024 | 18:37
Würde das Gegenteil behaupten: wenn es bereits humanoide Drachenartige im Setting gibt, warum sollte es dann von diesen genau eine Variation geben, und sich keine weiteren herausbilden? Erscheint mir glaubwürdiger, als diese in ein Setting zu droppen, wo es vorher überhaupt nichts vergleichbares gab.

Im Fall "Drakonier" gibt's diese genau eine Variation auf Krynn halt auch nur, weil sie gezielt aus Original-Dracheneiern (aus denen sonst ganz normale Drachen geschlüpft wären) magisch erschaffen wurde -- wohlgemerkt aus den Eiern von "guten" metallischen Drachen im Auftrag der örtlichen "Bösen". Wobei "genau eine Variation" es auch wiederum nicht exakt trifft, denn je nach Originaldrachenart gibt's auch unterschiedliche Drakonier...aber die originäre Herkunft ist halt grundsätzlich immer dieselbe. Mit der natürlichen Entwicklung neuer Arten hat das jedenfalls null zu tun, und selbst, wenn's mal einen Drachenblütigen aus einem anderen Setting nach Krynn verschlagen sollte, hätte der aus naheliegenden Gründen eben mit all den Vorurteilen zu kämpfen, den die Einheimischen gegen Drakonier schon pflegen. Was sich, nebenbei, nicht bloß auf die örtlichen Humanoiden, sondern auch auf zumindest einen Teil der Drachenbevölkerung beziehen dürfte...
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Alexandro am 30.12.2024 | 19:56
Ich denke nicht an natürliche Entwicklung, sondern eher daran, dass während des Krieges der Lanze derart viele Drakonier gebraucht wurden, dass man bei den Erschaffungsritualen mal ein wenig geschlampt hat, und schwächere Varianten erschaffen hat, welche von ihren Drakonischen "Geschwistern" verachtet werden (und deswegen eher bereit sind aus der Armee von Takhisis zu fliehen, und sich entweder der anderen Seite anzuschließen, oder als unabhängige Glücksritter zu agieren).
Da muss man nicht wirklich was essentielles am Setting verändern für.

Womit ich deutlich mehr Bauchschmerzen hätte, wäre:
Würde man so einen SC zulassen, müsste man ihn eigentlich bereits im ersten Dorf von den Bauern killen lassen - die identifizieren ihn als Drakonier und damit als Feind. Wundern sich vielleicht, dass er nicht versteinert/explodiert/sich in Säure verwandelt, sobald er tot ist...

Dieses Szenario ist (zumindest in dem DL welches ich kenne) einfach Null stimmig.
Drakonier sind da (im Vergleich mit normalen Menschen/Zwergen/Kendern/etc.) einfach krass überpowert und ob sich jetzt ein ganzes Dorf aufraffen kann einen Pseudo-Drakonier anzugreifen (was bedeutet, dass ihnen ihr eigenes Leben nichts wert ist, weil sie zumindest mit erheblichen Verlusten rechnen müssen, wenn es denn überhaupt klappt), der gerade sich gerade nicht aggressiv verhält... weiß ich nicht. Da ruft man eher eine Gruppe von verdienten Helden aus dem Krieg der Lanze zur Hilfe, als das selbst zu erledigen (die in der Regel besser informiert sind, und merken, dass mit diesem "Drakonier" etwas nicht stimmt). Oder man betet halt, dass der "Drakonier" weiterzieht und das Dorf unversehrt lässt, und wundert sich dann über das seltsame Verhalten dieses geschuppten Gesellen, welches so gar nicht zu den Erzählungen über Drakonier passt.

Das o.g. riecht mir eher nach einem SL, welcher Spielende für ein "zu exotisches" Charakterkonzept bestrafen will, als nach Stimmigkeit in der Welt.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Tudor the Traveller am 30.12.2024 | 20:04
Ah, natürlich müssen die Dragonborn retrospektiv ins Setting integriert werden. Das habe ich vorausgesetzt.

Ich sehe aber auch, dass die Ablehnung nur bedingt auf "passt nicht" zu beruhen scheint. Ich sehe da doch eine gute Portion "will ich nicht, also passt es nicht".

Ist halt wie immer. Wer will, findet Wege; wer nicht will, findet Gründe.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Issi am 30.12.2024 | 20:05
Denke, KS tritt auch häufig da auf, wo mehr oder minder alles/vieles beschrieben wird/wurde.
Je fester das etablierte Bild einer Welt, desto eher fallen "Ausreißer" auf, die, "gefühlt", nicht so recht reinpassen.

Vieles lässt sich ja auch im Nachhinein durch eine Art "Anderswelt" erklären bzw. durch verschiedene Sphären innerhalb einer Welt.
(Inklusive Zeit und/oder Ortsreisen)

Für mich wäre auch immer die Frage, wie alltäglich "Exotische Wesen" innerhalb einer bodenständigen Welt sind.

Ein einzelnes Wesen als SC (Weil Spieler XY das unbedingt wollte)würde mir jetzt nicht sonderlich weh tun.
(Kann zur Not auch aus Sphäre Z importiert sein)

Wenn die plötzlich an jeder Ecke lauern können, ist das was anderes.

Edit
Bei Tiermenschen in einem eher bodenständigen Setting, das aber auch Magie beinhaltet, könnte man auch Richtung "Gestaltwandler" gehen.
Wie die "Beorninger" bzw. "Verschiedene Werwesen" oder auch "Totemtiere " deren Gestalt man zeitweise annehmen kann.

Man muss ja nicht zwingend darauf bestehen als permanent pelziges(schuppiges, gefiedertes whatever )Gruppenmitglied durch die Welt zu laufen, falls das so gar nicht zum Rest passt.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Swanosaurus am 30.12.2024 | 22:50

Ist halt wie immer. Wer will, findet Wege; wer nicht will, findet Gründe.

Genau da liegt ja der Hase im Pfeffer: Klar findest du für so ziemlich jede mehr oder weniger klassische Spezies in so ziemlich jedem Fantasy-Setting irgendeine Möglichkeit, sie in die Welt zu integrieren. Ist auch gar nichts falsch dran, im Gegenteil - bis hin zur Idee des gemeinsamen Settingsbaus, bei dem alle ihre Lieblingszutaten am Anfang zusammenschmeißen, finde ich das als Spielpraxis wunderbar.

Als Setting, dass mir wer als Produkt verkaufen will, hätte ich aber lieber den konsistenten Gesamtentwurf (den ich auch noch mal klar vom Rollenspiel mit implizitem Setting trennen würde, das reichhaltiges Material für den Eigenbau liefert). Und der leidet halt, sobald erkennbar ist, dass da halt alles irgendwie noch untergebracht werden wollte, ob es jetzt irgendwas mit der Grundidee zu tun hat oder nicht. Und das ist im Zweifelsfalls schon dann der Fall,wenn sich auffälligerweise mal wieder alle üblichen Verdächtigen in der Fantasytaverne treffen, und der Zwerg natürlich Bier trinkt und der Elf natürlich mit Bäumen kuschelt.

Weil der konsistente Gesamtentwurf nämlich nicht so einfach hinzukriegen ist wie das Mischmasch von allem, auf das irgendwer gerade Bock hat. Das Mischmasch kann ich mir dann selbst zuhause machen, wenn das gerade angesagt ist. Mit dem konsistenten Gesamtentwurf, der einerseits klar genug umgrenzt ist, um, naja, eben konsistent zu sein, aber andererseits genug Fleisch auf den Knochen hat, um nicht langweilig zu werden, ist das ein gutes Stück schwieriger. Und wenn die ganzen guten Grundideen für Settings, die rumschwirren, lediglichh gute Grundideen bleiben, die nicht ausentwickelt werden, sondern stattdessen einfach mit Elfen und Zwergen und Orks zugeknallt, dann wird m.E. ein Haufen Potenzial verschenkt.

Wie gesagt, mit Elfen und Zwergen und Orks zuknallen kann ich selbst in fünf Minuten. Da finde ich Wege. Muss ich nicht für bezahlen, dass die wer anders für mich findet. Was in sich Rundes mit Substanz zu präsentieren, das ist ne andere Nummer.

(Und ich will weder das eine noch das andere Abwerten. Aber das eine brauche - und will - ich halt nicht in Settingbeschreibungen, während es mir in Baukästen und am Spieltisch absolut willkommen ist.)
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Streunendes Monster am 30.12.2024 | 22:58
Muss mich grad mal aufregen...

Habe mir gerade ein neues Setting angeschaut. Sah eigentlich ganz vielversprechend aus - starke Sword-and-Sorcery-Vibes, der Götterkrieg hat alle Götter (bis auf zwei) ausgelöscht und ganze Länder gleich mit. Magier sind eine zurückgezogene und vorsichtige Sekte geworden. Die nichtmenschlichen Spezies passen auch gut (insb. Tiermenschen). Ruinen und alte Geheimnisse des vergangenen goldenen Zeitalters überall. Klang schick.

Bin voll bei Dir.

Zitat
Und dann mach ich das Buch auf, und da steht dann wieder drin: Alle magischen Schulen aus dem GRW können verwendet werden. Druids, Wizards, Warlocks - you name it. Alle Spezies auch - sind zwar nicht so häufig, aber hey, natürlich gibt's auch Elfen, Zwerge und das ganze übliche Gelichter. Techniklevel? Keine Angaben, aber die (fröhlich aus StockArt zusammengeklatschten) Bilder reichen von Eisenzeit über Jack Sparrow bis Sherlock Holmes. Und dann gibt's da als i-Tüpfelchen noch das mittlerweile scheinbar obligatorische Vampirkönigreich, in dem alle Namen auf "-ov" und "-ova" enden. Ich könnt grad kotzen.

Das tut ja schon weh beim Mitlesen. Den Frustrationslevel muss man erstmal verdauen. Zu der Enttäuschung, eine Mogelpackung gekauft zu haben.

Zitat
Dabei fing es für mich schon mit Terry K. Amthors Shadow World an: sie hatte wirklich einen ganz eigenen Stil, und dann hat man einfach einen Haufen Drittautoren drauf losgelassen, denen die ursprüngliche Vision scheißegal war und die einfach das mit in die Welt gepackt haben, was sie sowieso gerade in der Schublade hatten. Aber ich werfe das auch einem Keith Baker vor - sein Eberron wäre so viel cooler, wenn er ganz auf die Dragonmarked Houses und Artefaktmagie gesetzt hätte, statt wieder alle D&D-Zauberklassen zuzulassen. Naja, und wenn es nach mir geht, hätte man auch nicht wieder den ganzen Spielbare-Rassen-plus-Monsterhandbuch-Zoo mit reinpacken müssen...

Auch hier: sehe es genauso. Bei SW handhabe ich es so, dass ich alle Bücher als Steinbrüche für MPSW (MeinePersönlicheShadowWorld) nutze.
Komischerweise wird mein innerer Monk hierzusettings nicht sonderlich überstrapaziert.
Während ich es bei Eberron nicht schaffe, diesen stillzukriegen.

Zitat
Aber auch sonst erinnert mich das, was bei Rollenspiel-Settings immer wieder angerichtet wird, ein bisschen an koreanische Küche: Großartiges, wirklich großartiges Essen, das dann aber routinemäßig bis zur Unkenntlichkeit unter "special sauce" (aka Chili bis der Arzt kommt) ertränkt wird.
..und das obligatorische (dämliche) Ei nicht vergessen  :q

Zitat
Ich will ja niemandem seine Kitchen Sinks wegnehmen, und ich kann problemlos damit leben, dass Aventurien, Golarion, Faerûn, Lorakis und wie sie alle heißen jeden "Specialist" (nach Robin Laws) abholen wollen. Aber könnt ihr uns anderen, denen das schon seit Jahren zum Hals raushängt, nicht wenigstens unsere Nischen lassen?

Krass auf jeden Fall, was das Thema unter kompletter Missachtung Deines letzten Absatzes so losgetreten hat.

Immerhin ist man bei einer Definitionsdiskussion angekommen  >;D
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Tudor the Traveller am 30.12.2024 | 23:33
Was in sich Rundes mit Substanz zu präsentieren, das ist ne andere Nummer.

Das klingt so. Aber der Verzicht auf 0815 Standards ist doch kein Garant für ein gutes Setting. Dieser Dualismus klingt hier aber durch. Man muss sich nur einschränken und dann wird alles gut. Aber das Problem ist doch ein ganz anderes: über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Und je weniger bunt es wird, desto mehr muss einem die Farbwahl gefallen. Und DA liegt imo der Hase im Pfeffer: ein Setting ist kein Selbstzweck. Es sei denn, man betrachtet es als bloßes Kunstwerk. Wenn nicht, soll es bespielt werden, und dann muss es gefallen oder es wird ignoriert ubd erfüllt seinen Zweck nicht.
Und wenn man sich an D&D als Platzhirsch dran hängt, muss man eben auch D&D anbieten oder das Setting findet nur in ganz wenigen Fällen Beachtung. Deswegen verstehe ich z.B. den Vorwurf gegen Eberron nicht. Da geht es doch nicht darum, sich mal als Autor etwas zu trauen. Das Ding wurde geschrieben, um einen Wettbewerb für D&D Settings zu gewinnen (!). Das ist halt auch ne andere Nummer als "kann man mit D&D spielen, aber die Hälfte des Kenregelwerks darf nicht benutzt werden."

Wie gesagt, außer für RPG Gourmets, die den Kick des Außergewöhnlichen suchen. Trotzdem gibt es sie, die unbunten Settings. Ob die dann "rund" sind...? Was immer "rund mit Substanz" auch immer sei.  :)

PS: bei meinem Zitat ging es aber um etwas anderes, nämlich, dass die D&D Kernelemente nicht ins DL Setting passen würden. Müssen sie aber halt, weil D&D. Nur waren Dragonborn zu der Zeit, als das Setting entstand, kein Kernelement. Da fände ich es interessanter über Kleriker und Paladine in DL zu sprechen, denn die erscheinen mir viel schwieriger zu integrieren, weil die Götter ständig "offline" sind.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Swanosaurus am 31.12.2024 | 07:41
Das klingt so. Aber der Verzicht auf 0815 Standards ist doch kein Garant für ein gutes Setting. Dieser Dualismus klingt hier aber durch. Man muss sich nur einschränken und dann wird alles gut.

Ich habe ja gerade in meinem letzten Beitrag mehrmals geschrieben, dass ich prinzipiell keinen der beiden Ansätze auf- oder abwerten möchte. Ärgerlich finde ich nur, wenn ich im Kern den konsistenten Eigenentwurf sehe, und dann konzentriert die Ausarbeitung sich mehr darauf, konventionelle Elemente dranzukleben, die ich genauso gut selbst drankleben könnte, wen ich sie will und brauche. Und die Ausarbeitung des originellen Elements verschwindet dahinter oder wird ausgebremst, weil bestimmte Sachen sich dann doch zu sehr mit den Muss-Elementen beißen.

Aber das Problem ist doch ein ganz anderes: über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Und je weniger bunt es wird, desto mehr muss einem die Farbwahl gefallen.

Nur ist "bunt" eben eine Farbwahl. Gegen die ich nicht mal etwas habe. Aber wenn jeder Stuff zusätzlich immer noch khaki, azurblau und ziegelrot im Muster muss, dann wird die Stoffwelt dadurch nicht unbedingt vielfältiger.

ein Setting ist kein Selbstzweck. Es sei denn, man betrachtet es als bloßes Kunstwerk. Wenn nicht, soll es bespielt werden, und dann muss es gefallen oder es wird ignoriert ubd erfüllt seinen Zweck nicht.
Und wenn man sich an D&D als Platzhirsch dran hängt, muss man eben auch D&D anbieten oder das Setting findet nur in ganz wenigen Fällen Beachtung.

Bingo! Ein Setting muss kein Kunstwerk sein, aber es DARF - auch - ein Kunstwerk sein. Das steht einer Spielbarkeit auch in keiner Weise im Weg. Die kreative Beschränkung bei der Wahl der Settingelemente hindert die Autor*innen ja in keiner Weise daran, ihr Material gut für das Spiel aufzubereiten. Vieles kommt vielleicht sogar klarer und übersichtlicher heraus, wo bewusst ein Fokus gesetzt wird.
"Soll bespielt werden" musst du trennen von "Soll von verkauft und von vielen bespielt werden", verbunden mit der Annahme, dass es eine Hauptmasse von Spieler*innen gibt, die "alles" in einem Setting wollen, damit es für sie infrage kommt (was ja durchaus sein mag).

Wenn ich einen Text egal welcher Art lese und dabei immer wieder denke: "Na ja, das passt nicht so richtig rein, aber soll sich ja auch verkaufen, also muss wohl", dann finde ich das ehrlich gesagt deprimierend. Den Text lege ich ganz schnell wieder weg, egal, ob es ein Roman oder ein Rollenspiel oder ein Comic ist. Wenn ich was knallbunters mit allem und scharf lese, bei dem das knallbunte Grundkonzept ist, ist das was ganz anderes. Ich würde auch um Himmels willen nicht behaupten, irgendein D&D-Regelbuch wäre besser, wenn es sich bei der angebotenen Auswahl der Ancestries mehr beschränkt, weil das D&D-Regelbuch hinsichtlich Settings eben ein Baukasten ist. Aber wenn jemand dann einen spezifischen Entwurf vorlegt, der sich z.B. aus diesem Baukasten bedient, will ich darin erst mal nur die Elemente sehen, die inhaltlich passen. Gerade bei D&D ist es leichter, den Rest selbst hinzuzufügen, als ihn wieder abzumontieren (mal abgesehen von der Lesezeit, die ich zum Wiederkäuen des Bekannten opfere).

Hm, eigentlich geht es mir auch nicht um D&D, ist nicht meine Baustelle, aber ich denke mal, das bekannteste Beispiel.

Ich finde den Gegensatz zwischen "Elfenbeinturm-Kunst" und "spielbar", den du aufmachst, jedenfalls so nicht richtig. Das Thema der spielbaren Aufbereitung ist noch mal ein anderes.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Tudor the Traveller am 31.12.2024 | 09:48
Ok gut, Gegensatz ist es nicht unbedingt, aber ein Spannungsfeld. Vielleicht so: künstlerisch klar <-> für möglichst viele spielbar? Es ist kein Gegensatz, man kann theoretisch beides erreichen. Aber es sind zwei unabhängige Parameter, du gleichzeitig ungleich schwerer zu erfüllen sind. Imo.

Außerdem: Zum Baukasten hatte ich auch schon geschrieben, dass es da sehr viele gibt, ich eingeschlossen, die das nicht als optional sehen.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Raven Nash am 31.12.2024 | 09:57
Da fände ich es interessanter über Kleriker und Paladine in DL zu sprechen, denn die erscheinen mir viel schwieriger zu integrieren, weil die Götter ständig "offline" sind.
Sind sie ja nicht. Also nicht in der Zeit, in der die ursprünglichen Abenteuer spielen. Ich denke, in der Zeit davor zu spielen, war zuerst mal nicht vorgesehen.
Nur ist Cleric halt eigentlich nur für SCs (Auserwählte der wiedergekehrten Götter) und NSCs (die Bösen) eine Option. Wird auch in Shadow of the Dragon Queen so gehandhabt.
Paladin wird durch Knight of Solomnia ersetzt (wobei das Konzept in SotDQ eher suboptimal umgesetzt ist).

Warlock müsste man ersatzlos streichen, Sorceror stark einschränken, weil das Magiesystem eben auch stark verändert ist.

Ich bin ohnehin der Meinung, dass DL sich besser mit einem anderen System umsetzen lässt, als mit D&D, auch wenn Rasse/Klasse stark verankert ist. Vielleicht spiel ich mal die SotDQ-Kampagne mit Savage Worlds.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Tudor the Traveller am 31.12.2024 | 10:26
Ich bin ohnehin der Meinung, dass DL sich besser mit einem anderen System umsetzen lässt, als mit D&D, auch wenn Rasse/Klasse stark verankert ist.

Ja, wahrscheinlich. Zum Rest: DL gehört seit Jahrzehnten zu meinen Lieblingswelten, fürs Lesen. Zum Spielen (mit D&D) finde ich es einen Krampf. Eben auf Grund der vielen Einschränkungen. Knights of Solamnia / Paladin: was wenn ich einen Silvanesti Paladin spielen will? Oder einen Gnome Wizard? Gibt es überhaupt Rogues bei den Elfen? Gibt es Kender Wizards?

Das Setting ist schon ziemlich unflexibel.

Edit @Götter: obwohl sie für das Setting essenziell sind, sind mir außer den Knights keine zugehörigen Organisationen begegnet, also etwas wie Kirchen. Die Kleriker in den Romanen scheinen oft allein zu agieren. Ganz anders als die Wizard Orden.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Raven Nash am 31.12.2024 | 11:19
Oder einen Gnome Wizard? Gibt es überhaupt Rogues bei den Elfen? Gibt es Kender Wizards?
NUr kurz, weil eigentlich OT: Die Gnome sind durch ihren Fluch eigentlich unspielbar - wer will einen Artificer spielen, dessen Zeug auf jeden Fall failed? Andere sind eigentlich nicht bekannt.
Rogues gibt's in jedem Fall - als Scouts, z.B.
Kender werden nichtmal in Bibliotheken gelassen - nope, keine Wizards.

Man merkt eben, dass das Setting aus den älteren D&D-Versionen entstanden ist, die noch viel mehr Resktriktionen hatten. Und deshalb funktioniert es auch nicht mehr wirklich mit 5e - außer, man legt als DM eben wieder die Restriktionen fest. Und da kann ich dann gleich ein Modul-System nehmen, das ich entsprechend anpassen kann.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Tudor the Traveller am 31.12.2024 | 11:29
NUr kurz, weil eigentlich OT: Die Gnome sind durch ihren Fluch eigentlich unspielbar - wer will einen Artificer spielen, dessen Zeug auf jeden Fall failed? Andere sind eigentlich nicht bekannt.
Rogues gibt's in jedem Fall - als Scouts, z.B.
Kender werden nichtmal in Bibliotheken gelassen - nope, keine Wizards.

Man merkt eben, dass das Setting aus den älteren D&D-Versionen entstanden ist, die noch viel mehr Resktriktionen hatten. Und deshalb funktioniert es auch nicht mehr wirklich mit 5e - außer, man legt als DM eben wieder die Restriktionen fest. Und da kann ich dann gleich ein Modul-System nehmen, das ich entsprechend anpassen kann.

Ich denke, das ist gerade NICHT OP, weil es das Problem zeigt. Ich denke auch, dass das Setting zu aktuellen D&D Systemen nicht  gut passt. Es hat einen merklichen... hmmm... Sword&Sorcery (?) Ansatz, denke ich, der eben auch in der Zeit sehr populär war. Stark fokussiert auf Menschen als Krieger und Zauberer halt. Alles andere ist Beiwerk und hat seinen relativ festen Platz und nur die Protagonisten sind ausgenommen (die Elfen bleiben unter sich, die Zwerge bleiben unter sich..., Ausnahmen bestätigen die Regel) Und das wird für viele mögliche Settings gelten.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 31.12.2024 | 11:52
Ich denke, das ist gerade NICHT OP, weil es das Problem zeigt. Ich denke auch, dass das Setting zu aktuellen D&D Systemen nicht  gut passt. Es hat einen merklichen... hmmm... Sword&Sorcery (?) Ansatz, denke ich, der eben auch in der Zeit sehr populär war. Stark fokussiert auf Menschen als Krieger und Zauberer halt. Alles andere ist Beiwerk und hat seinen relativ festen Platz und nur die Protagonisten sind ausgenommen (die Elfen bleiben unter sich, die Zwerge bleiben unter sich..., Ausnahmen bestätigen die Regel) Und das wird für viele mögliche Settings gelten.

Oh, die einzelnen menschlichen Gruppen bleiben auch weitgehend unter sich. Krynn ist insbesondere so, wie in den frühen Romanen gezeigt, eine Welt der Isolationisten. Was denn auch mit ein Grund ist, aus dem Takhisis und die unter ihr einigermaßen vereinten Streitkräfte so eine Gefahr darstellen -- ihre Chancen, die diversen nominell "guten" Fraktionen schön einzeln abfrühstücken zu können, ohne daß die jeweils anderen der gerade bedrohten freiwillig helfen würden, stehen grundsätzlich gar nicht so schlecht.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Tudor the Traveller am 31.12.2024 | 11:58
Guter Punkt. Ist denn DL im Sinne des Themas ein "rundes Setting mit Substanz"?

An anderer Stelle wurde ja auch moniert, dass fehlender Austausch zwischen benachbarten Kulturen unplausibel sei.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 31.12.2024 | 12:11
Ich würde sagen: ja, Krynn hat für AD&D-Verhältnisse schon so einiges, was es vom implizierten Standard abhebt. Daß DL zum Spielen trotzdem nicht so recht mein Fall wäre, liegt denn auch mehr daran, daß es für mich weitgehend "Abenteuer anderer Leute" ist (plus noch ein paar persönlichere Geschmacksgründe), als ausgerechnet an einem Mangel an Standard-5E-Volksoptionen oder ähnlichem.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Raven Nash am 31.12.2024 | 12:18
Guter Punkt. Ist denn DL im Sinne des Themas ein "rundes Setting mit Substanz"?

An anderer Stelle wurde ja auch moniert, dass fehlender Austausch zwischen benachbarten Kulturen unplausibel sei.
Es ist in sich stimmig - sogar der fehlende Austausch, denn der basiert ja auf dem Meteoriteneinschlag und der nachfolgenden Zeit ohne Götter. Nach dem Krieg der Lanze sieht die Welt in dieser Hinsicht deutlich anders aus, mit florierendem Handel und kulturellem Austausch, neuen Bündnissen, usw.
Und auch das ist ein IMHO wichtiger Punkt: Wenn ein Setting Veränderungen unterworfen ist, wie wirkt sich das dann aus? Bleibt man irgendwie doch am Status Quo hängen (weil es dann einfacher für neue Spieler ist), oder folgt man Actio est Reactio und die Welt verändert sich?

Bei einigen Settings habe ich ja immer den Eindruck, es gibt zwar epische Schlachten und Kriege, aber am Ende hat's keinen wirklich interessiert.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Issi am 31.12.2024 | 13:31
Böse Zungen behaupten ja, dass Rollenspiel als Hobby bereits eine Nische ist.. ~;D

(Nischen innerhalb dieser Nische gibt's auch reichlich (Horror, SciFi z.B.)

Im Bereich Fantasy ist vielleicht die Erwartung zu groß, dass da das Rad immer wieder neu erfunden wird.

Zwerge z.B. waren ja rein mythologisch, die kleinen Wesen mit den roten Zipfelmützen.
Wenn man die jetzt statt dem Standard Zwerg präsentieren würde, dann würden viele Spieler eben doch lieber was spielen, wo sie einen "richtigen Zwerg" kriegen.
Also den mit dem Plattenpanzer (statt der Zipfelmütze)

Wenn sich solche Standards über so lange Zeit etabliert haben, bringt es wahrscheinlich auch nichts sich da was gänzlich neues zu wünschen.
(Zumindest für die Mainstream Nische)

Bei Wesen, die real nicht existieren, scheint ein verlässlicher, gemeinsamer Vorstellungsraum Systemübergreifend noch wichtiger zu sein als bei Menschen.

Edit folgt.
EDOs einfach in der Beschreibung wegzulassen, damit sich die jeder selbst dazutun kann, erscheint mir schwierig wegen der gewünschten Stimmigkeit.
(Die idR. nach halbwegs schlüssigen Erklärungen verlangt, wo zum Beispiel die Unsterblichen herkommen, und warum die solange leben)
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Raven Nash am 31.12.2024 | 13:59
Zwerge z.B. waren ja rein mythologisch, die kleinen Wesen mit den roten Zipfelmützen.
Nö, das sind Gnome.  ;)
Duergar/Dvergi sind Svartalfen, also Schwarz-Alben - eigentlich also Elfen. Nur eben solche, die in der Dunkelheit leben, und Zeug herstellen (wie Hämmer mit zu kurzen Griffen oder goldene Wildschweine...).
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Issi am 31.12.2024 | 14:50
Nö, das sind Gnome.  ;)
Hier bei uns nennt man die umgangssprachlich" Querkel ". Oder eben "Zwerg"
Kommen in diversen Geschichten vor.
Weißer Bart, rote Zipfelmütze.

Wie der gemeine Gartenzwerg eben. Sind sogar auf bestimmten Biersorten bzw. Getränken drauf.

Ob Zwerge jetzt auch Wichtel und Gnome sind, man quasi alles in einen Topf wirft, kann ich Dir nicht sagen.

Sie sollen angeblich sehr gerne Klöße gegessen haben. :D

Edit.
Das handwerkliche Geschick, ist auch in den Geschichten eines ihrer herausragenden Merkmale.
(Von Kettenrüstungen und Plattenpanzern wurde nichts überliefert)


Vielleicht umfasst "Alben" auch mehr, als nur Elfen und steht für verschiedene Wesen aus der Anderswelt.( Siehe "Albtraum")


Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Aedin Madasohn am 31.12.2024 | 15:23
Duergar/Dvergi sind Svartalfen, also Schwarz-Alben

 >;D
und es sind so prominet nur Dvergar benannt worden (Gandalf, ick hör dir feuerwerktrapsen), dass es eher umgekehrt heißen müsste:
Alben (helle) sind Dvergar, nur halt frisch gewaschen und nicht direkt aus der Arbeitsschicht in der schmutzigen Höhle gerissene...
Lisoalfar sind dann die doppelt gewaschenen und Svartalfar jene, die beim Waschen geschummelt haben (etwa nicht hinter den Ohren) und noch nicht ganz hell wieder sauber strahlen. Werde sie bei Tageslichtbegutachtung dabei überführt, versteinern sie vor Scham sofort zu Stein.

Noch irgendetwas aus der Mythologie offen, was nicht rationell verklärt wurde?
 ~;D  ~;D  ~;D
 :btt:

Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 31.12.2024 | 15:28
Noch irgendetwas aus der Mythologie offen, was nicht rationell verklärt wurde?

Vermutlich nicht. Schon Uropa (A)D&D hat ja aus jedem Synonym für eigentlich die prinzipiell gleiche Sorte Kreatur ein ganz eigenes Monster gemacht, und das war über sämtliche Nachschlagewerke und Zusatzbände bereits eine ewig lange Liste... ;)
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Weltengeist am 8.01.2025 | 07:56
Hier ist übrigens gerade mal wieder ein Paradebeispiel für das, was ich mit dem Thread gemeint habe (und um mal ein aktuelles Beispiel dafür zu geben, dass es keinesfalls nur um D&D/5E-Produkte geht): Subversion RPG.

(https://sphaerenmeisters-spiele.de/media/image/product/13632/lg/subversion.webp)

Aus dem Klappentext:

Zitat
Welcome to Subversion: the cyberpunk fantasy game about community, values, and fragging the system holding you down.

Subversion is a cyberpunk fantasy ttRPG in a world full of powerful magic, pervasive technology, wondrous creatures, and Babylonian gods. For thousands of years, power has been defined by proximity to magical might; however, the ever accelerating rise of technology and its attendant corporations are challenging the old world order.

Subversion is a game about people and communities eking out a better existence in this rapidly changing world. The drama centers around the actions of envoys, representatives of your community, each from one of seven fantastic species, with their own unique combination of abilities, determined to protect and advance their communities while remaining true to their own ideals. Subversion is about community, direct action, revolution, and hope for the future, even against a world rife with runaway technology, unchecked power, and dangerous Secrets.

Und was da nicht steht (aber auf dem Cover schon zu erahnen und durch einen Blick ins Inhaltsverzeichnis zu bestätigen) ist: "You get to play elves, dwarves, goblins, and orcs". Mal im Ernst jetzt: Was soll der Scheiß? Das Buch hat eindeutig eine politische Agenda, die kann man mögen oder nicht - darum geht es mir hier nicht. Mir geht es darum, dass es etwas anders machen möchte. Aber das kriegt es nicht hin, ohne wieder Elfen, Zwerge und Orks da einzubauen?  :bang:
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Herr Moin am 8.01.2025 | 08:08
Hier ist übrigens gerade mal wieder ein Paradebeispiel für das, was ich mit dem Thread gemeint habe (und um mal ein aktuelles Beispiel dafür zu geben, dass es keinesfalls nur um D&D/5E-Produkte geht): Subversion RPG.

(https://sphaerenmeisters-spiele.de/media/image/product/13632/lg/subversion.webp)

Aus dem Klappentext:

Und was da nicht steht (aber auf dem Cover schon zu erahnen und durch einen Blick ins Inhaltsverzeichnis zu bestätigen) ist: "You get to play elves, dwarves, goblins, and orcs". Mal im Ernst jetzt: Was soll der Scheiß? Das Buch hat eindeutig eine politische Agenda, die kann man mögen oder nicht - darum geht er mir hier nicht. Mir geht es darum, dass es etwas anders machen möchte. Aber das kriegt es nicht hin, ohne wieder Elfen, Zwerge und Orks da einzubauen?  :bang:

Ich weiss gar nicht, was du hast: Das ist doch genau das, was man erwartet bei so einem Titel wie Cyberpunk Fantasy in Neo Babylon. ;)
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: KhornedBeef am 8.01.2025 | 08:15
*checktwikipedia" da steht das altbabylonische Staatsgebilde wurde von Amoritern gegründet. Keine Orks, keine Elfen.
Bin bei Weltengeist  ;D
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Aedin Madasohn am 8.01.2025 | 08:39
Mir geht es darum, dass es etwas anders machen möchte. Aber das kriegt es nicht hin, ohne wieder Elfen, Zwerge und Orks da einzubauen?

joah, da gebe ich Weltengeist recht. Hier ist ShadowRun mit noch nicht mal abgefeilten Seriennummern, weil in den verschiedenen Editionen sind per Patronatssystem eh schon alle irdischen Vorlagen an sumerischen, akkadischen und westsemitischen Götter/Dämonen/Geisternamen aktivierbar

und wie sehr SR als D&D mit Wummen&Flitzern kreiert wurde...  >;D
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Blizzard am 8.01.2025 | 09:13
Hier ist übrigens gerade mal wieder ein Paradebeispiel für das, was ich mit dem Thread gemeint habe (und um mal ein aktuelles Beispiel dafür zu geben, dass es keinesfalls nur um D&D/5E-Produkte geht): Subversion RPG.

(https://sphaerenmeisters-spiele.de/media/image/product/13632/lg/subversion.webp)

Aus dem Klappentext:

Und was da nicht steht (aber auf dem Cover schon zu erahnen und durch einen Blick ins Inhaltsverzeichnis zu bestätigen) ist: "You get to play elves, dwarves, goblins, and orcs". Mal im Ernst jetzt: Was soll der Scheiß? Das Buch hat eindeutig eine politische Agenda, die kann man mögen oder nicht - darum geht es mir hier nicht. Mir geht es darum, dass es etwas anders machen möchte. Aber das kriegt es nicht hin, ohne wieder Elfen, Zwerge und Orks da einzubauen?  :bang:
Willst du da eine (ehrliche) Antwort drauf ? Ich kenne einige der Autoren von Subversion (persönlich) und könnte das weitergeben, falls erwünscht.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: unicum am 8.01.2025 | 09:31
Aber das kriegt es nicht hin, ohne wieder Elfen, Zwerge und Orks da einzubauen?  :bang:

Und irgendwann kommt der Chefredakteur zu dir als Schreiber und sagt "Das ist ein echt cooles Setting aber da müssen unbedingt noch EDO rein und Orks!" Die Tür geht auf und es kommt die stellvertretene Chefredakteuerin rein und meint "Unsere Marktforschung hat ergeben das wir 25% mehr verkaufen wenn wir Katzenwesen reinbringen! Ich mag jedenfalls Katzen" Chefredakteur nickt "Ich auch!"
Du überlegst dir was für Möglichkeiten du hast, du verfällst in deine alten Spielleitergewohnheiten und fängst an mit "Ja,..." leider kommst du nicht mal mehr dazu ein "... aber" dahinter zu sagen als die beiden das alles schon eingetütet haben.
Und du erinnerst dich noch an deine Zeit bei der Industrie wo die Marktforschung sagte "Davon verkaufen wir mindestens 10 Stück im Jahr,..." und als das Produkt nach 15 Jahren vom Markt genommen wurde gerade mal 12 verkauft wurden, also "Fuck Marktforschung!"

Obiges ist natürlich "völlig" fiktiv,... naja nicht ganz,... also nachdem ich leztens mit einigen Schreiberlingen sprach,... und in der Industrie arbeite,...
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Raven Nash am 8.01.2025 | 09:43
Das dürfte bei D&D noch hinkommen, bei Winzigverlagen bezweifle ich das - ich bezweifle auch, dass die einen Chefredakteur haben der den Namen verdient.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: unicum am 8.01.2025 | 09:54
Das dürfte bei D&D noch hinkommen, bei Winzigverlagen bezweifle ich das - ich bezweifle auch, dass die einen Chefredakteur haben der den Namen verdient.

Ich werde jezt keine Namen nennen.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Ainor am 8.01.2025 | 10:46
Und was da nicht steht (aber auf dem Cover schon zu erahnen und durch einen Blick ins Inhaltsverzeichnis zu bestätigen) ist: "You get to play elves, dwarves, goblins, and orcs". Mal im Ernst jetzt: Was soll der Scheiß? Das Buch hat eindeutig eine politische Agenda, die kann man mögen oder nicht - darum geht es mir hier nicht. Mir geht es darum, dass es etwas anders machen möchte. Aber das kriegt es nicht hin, ohne wieder Elfen, Zwerge und Orks da einzubauen?  :bang:

Kulturelle Prägung. Wir sind einfach mit EDO so vertraut dass es im Rollenspiel funktioniert, auch wenn die Welt mit Mittelerde absolut garnichts mehr gemein hat. Der Spezielle fall hier ist vermutlich SR Abklatsch, aber die Tatsache dass SR mit seinem völlig schrägen Konzept Cyberpunk 2020 die Show gestohlen hat sollte zu denken geben...
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Sashael am 8.01.2025 | 11:18
Der Spezielle fall hier ist vermutlich SR Abklatsch, aber die Tatsache dass SR mit seinem völlig schrägen Konzept Cyberpunk 2020 die Show gestohlen hat sollte zu denken geben...
SR hat im Gegensatz zu CP2020 aber auch Powergamer Machtphantasien deutlich besser bedient.
Das dürfte mehr Gewicht gehabt haben als der Fantasy-Cyberpunk-Mix.

In CP hast sehr schnell sehr heftig auf die Fresse bekommen. In SR sind die SL teilweise an den SC verzweifelt.

Ich wage die These, dass es mit gegenteilig gelagerten Powerlevel CP2020 gewesen wäre, das der Cyberplatzhirsch geworden wäre.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Tudor the Traveller am 8.01.2025 | 11:43
Ich weiss gar nicht, was du hast: Das ist doch genau das, was man erwartet bei so einem Titel wie Cyberpunk Fantasy in Neo Babylon. ;)

Ja, also, kann ich auch nicht nachvollziehen.

Zitat
a cyberpunk fantasy ttRPG in a world full of powerful magic, pervasive technology, wondrous creatures,


und dazu das Bild mit farbigen Humanoiden mit spitzen Ohren in klein und groß... Da kann ich deine Erwartung ehrlich nicht verstehen. Da muss man nichts erahnen, das springt mir doch direkt ins Gesicht  :think:
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Galatea am 8.01.2025 | 12:10
Und was da nicht steht (aber auf dem Cover schon zu erahnen und durch einen Blick ins Inhaltsverzeichnis zu bestätigen) ist: "You get to play elves, dwarves, goblins, and orcs". Mal im Ernst jetzt: Was soll der Scheiß? Das Buch hat eindeutig eine politische Agenda, die kann man mögen oder nicht - darum geht es mir hier nicht. Mir geht es darum, dass es etwas anders machen möchte. Aber das kriegt es nicht hin, ohne wieder Elfen, Zwerge und Orks da einzubauen?  :bang:
Die sind da, weil Shadowrun Elfen, Zwerge und Orks hat und sich das Spiel an die Zielgruppe Shadowrunspieler richtet.
Hätte Shadowrun diese Spezies nicht, dann hätte dieses Spiel sie auch nicht.
Das ist einfach nur Minimalschwelle für Wechsel.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 8.01.2025 | 13:39
Kulturelle Prägung. Wir sind einfach mit EDO so vertraut dass es im Rollenspiel funktioniert, auch wenn die Welt mit Mittelerde absolut garnichts mehr gemein hat. Der Spezielle fall hier ist vermutlich SR Abklatsch, aber die Tatsache dass SR mit seinem völlig schrägen Konzept Cyberpunk 2020 die Show gestohlen hat sollte zu denken geben...

Der Fantasyrollenspielmarkt als Spezialfall hat sich halt schon ewig auf EDO eingeschossen, weil Uropa und Platzhirsch D&D das schon immer so gemacht hat und so ziemlich alle, die auch ein Stück vom Kuchen abhaben wollten, brav von D&D abgeschrieben haben -- was für eine Werbung fürs eigene Spiel wäre denn "Hier kannst du etwas nicht machen, was D&D dir standardmäßig bietet!" aus Verlagssicht auch? (Okay, Talislanta mag beim einen oder anderen von uns noch mit seinem "No Elves"-Slogan in Erinnerung sein, aber das ist ja seinerseits auch nur Nische geblieben und man kann sich streiten, ob wirklich alle seine seinerseits "neuen" Völker sooo nichtelfisch waren. ;))

Außerhalb der Rollen- und vielleicht noch ein paar anderen Teilen der Spielblase hat das Fantasygenre nach wie vor durchaus mehr und anderes zu bieten als immer nur EDO, EDO, EDO...aber in die bewußte Blase damit auch einzudringen, scheint zumindest in kommerzieller Hinsicht etwas schwierig zu sein, sonst sähen wir ja mehr Ausnahmen in den Ladenregalen.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Namo am 8.01.2025 | 14:47
Ich denke, dass das der absolut springende Punkt ist. Rollenspiel ist in gewisser Form ja ohnehin schon eine Nische. Und innerhalb einer Nische noch weitere Unternischen zu schaffen dürfte für die meisten Verlage einfach aus kommerzieller Sicht einfach extrem unrentabel sein. Egal wie sehr sich viele "Hardcorler" einfach mal Abwechslung oder einfach etwas anderes wünschen. Aber du brauchst am Ende dann eben auch 4-6 Menschen die sich darauf einlassen wollen und damit wohl fühlen. Und das ist wirklich nicht so einfach.

Das Problem würde ich jetzt auch nicht den Rollenspielen im Speziellen zuschreiben. Herr der Ringe kennt nahezu jeder. Vorallem durch die Filme. Da hat jeder der erstmals eine Rollenspiel spielt aber etwas Vertrautes im Ungewohnten. Er weiß was Elben, Zwerge, Trolle und Orks sind. Kommst du der gleichen Gruppe aber mit einem Elric Rollenspiel, wo es um Dämonen, Chaos und Ordnung, Menschenopfer und Vergewaltigung und seltsame Völker geht, werden die meisten sich damit schwer tun, weil sie keinen Zugang dazu finden können. Und es in der Folge nicht spielen.

Das Gewohnte macht ja auch Spaß. Oder anders betrachtet, genügt es den meisten dann etwas erfahreneren Spielern, das gewohnte Setting dann einfach durch ausgefallene Charaktere zu "bereichern". Denn sie kennen das Grundsetting und wie es normalerweise reagiert. Und so entsteht aus meiner Sicht ein stückweit der Spaß darin, eben nicht den gewohnten Zwerg, Elfen oder Menschen zu spielen. Und auch hier hat D&D dann eben Lösungen parat. Als ich aus meiner langen Rollenspielabstinenz zurück kam, war ich selbst erstmal erstaunt - um nicht zu sagen erschrocken - dass man in D&D plötzlich kaum mehr eine Abenteuerergruppe hat in der nicht ein Tiefling oder Drachengeborener herum fällt. Das finde ich noch aus viel klassischerer Fantasy stammend absolut befremdlich.

Wir haben damals als Talislanta heraus kam auch mal ein paar Runden gespielt und auch unseren Spaß gehabt. Aber tatsächlich weiß ich noch, wie mir damals schon etwas das Gewohnte gefehlt hat. Ich wollte Fantasy spielen wie ich sie "kenne" und "gewohnt" bin. Und da war Talislanta zu abgefahren. Und so ging es einigen Systemen. Auch Elric hatten wir eine zeitlang gespielt. Aber auch da stellte sich der Wunsch irgendwann ein wieder zurück zu Wohlfühl D&D oder MERS zu gehen.

Und wenn dann von einer eh übersichtlichen potentiellen Käuferschaft nur 10% überhaupt so ein System kaufen würden, wird es eben unwirtschaftlich. Kreativ genug dürften viele Autoren schon sein. Daran wird es wohl nicht liegen.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Tudor the Traveller am 8.01.2025 | 15:02
Außerhalb der Rollen- und vielleicht noch ein paar anderen Teilen der Spielblase hat das Fantasygenre nach wie vor durchaus mehr und anderes zu bieten als immer nur EDO, EDO, EDO...aber in die bewußte Blase damit auch einzudringen, scheint zumindest in kommerzieller Hinsicht etwas schwierig zu sein, sonst sähen wir ja mehr Ausnahmen in den Ladenregalen.

Ich weiß nicht  ob ich dir da zustimmen mag, was die Bandbreite abseits von RPG betrifft. Zumindest Elfen sind in Fantasy imo allgemein genretypisch. Klar gibt es Ausnahmen und Fanasy als Konzeptbist viel breiter aufgestellt. Aber in den Köpfen eher nicht, vermute ich.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 8.01.2025 | 15:04
Ich denke, dass das der absolut springende Punkt ist. Rollenspiel ist in gewisser Form ja ohnehin schon eine Nische. Und innerhalb einer Nische noch weitere Unternischen zu schaffen dürfte für die meisten Verlage einfach aus kommerzieller Sicht einfach extrem unrentabel sein. Egal wie sehr sich viele "Hardcorler" einfach mal Abwechslung oder einfach etwas anderes wünschen. Aber du brauchst am Ende dann eben auch 4-6 Menschen die sich darauf einlassen wollen und damit wohl fühlen. Und das ist wirklich nicht so einfach.

Oh, ich denke, am eigenen Tisch geht das noch einigermaßen, solange man nicht wirklich bloß "Wir wollen unser D&D5-wiederhaaabn!"-Nöler drumherum sitzen hat. ;)

Mit Nicht-EDO tatsächlich Geld zu verdienen, wenn nicht ausdrücklich eine bekanntere Lizenz wie z.B. Conan oder, ja, auch Elric dranhängt (die diversen Chaosium-Spiele zum Ewigen Helden hätte es ja ohne Moorcocks Romanvorlagen auch nie gegeben), ist dann halt noch mal 'ne ganz andere Nummer. Schön, heutzutage kann man als Liebhaber die Ausflüsse seiner privaten Kreativität wenigstens einigermaßen leicht in elektronischer Form im Internet anbieten, ohne erst im Vorfeld mehr oder weniger satte Druckereikosten auf sich zu nehmen, aber auch davon wird das Konto noch lange nicht fett.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 8.01.2025 | 15:18
Ich weiß nicht  ob ich dir da zustimmen mag, was die Bandbreite abseits von RPG betrifft. Zumindest Elfen sind in Fantasy imo allgemein genretypisch. Klar gibt es Ausnahmen und Fanasy als Konzeptbist viel breiter aufgestellt. Aber in den Köpfen eher nicht, vermute ich.

Kommt vermutlich drauf an, von welchen Köpfen wir genau reden. Persönlich kann ich auf Elfen und Orks gut verzichten oder sie zumindest in ihren jeweiligen Nischen ersetzen (nicht jedes "ältere Volk" oder jede Form von magischem Ureinwohner braucht unbedingt spitze Ohren oder auch nur genau zwei Arme und Beine, und woraus sich die "Truppen des Bösen" im Setting genau zusammensetzen, ist ohnehin recht beliebig), und höchstens Zwerge haben in meiner Vorstellung von Fantasy einen gewissen Stammplatz, wobei dann die Bandbreite aber auch locker vom klassischen Bergwerkszwerg bis hin zum tiefstpseudoafrikanischen Hexerwichtel reichen kann und ich sie nicht unbedingt in jedem einzelnen Setting zwingend brauche.

Wie's dann unter den heutztage aktiven Fantasyautoren und ihrem Publikum aktuell aussieht -- schön, dazu habe ich keine belastbaren Umfragewerte. Ich weiß allerdings auch nicht, wie leicht die zu beschaffen wären. :)
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Eismann am 8.01.2025 | 15:24
Ich glaube, dass "irgendwas mit Fantasy" zusätzlich schon der Verbreitung hilft bei Rollenspielen, sei es SR im Vergleich zu Cyberpunk, oder  auch Deadlands. In wie weit das dezidiert auf EDO hinauslaufen muss, kann ich nicht sagen. Andererseits: Bei DSK gab es zu Anfang drei Katzenrassen. Eine kleine, pummelige mit sehr viel Fell, eine schlanke, hochgewachsene, die als besonders hübsch gilt, und die ganz normale, quasi der Durchschnitt. Und natürlich sabbernde, aggressive, langzahnige Hunde.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Doc-Byte am 8.01.2025 | 15:42
Und was da nicht steht (aber auf dem Cover schon zu erahnen und durch einen Blick ins Inhaltsverzeichnis zu bestätigen) ist: "You get to play elves, dwarves, goblins, and orcs". Mal im Ernst jetzt: Was soll der Scheiß? Das Buch hat eindeutig eine politische Agenda, die kann man mögen oder nicht - darum geht es mir hier nicht. Mir geht es darum, dass es etwas anders machen möchte. Aber das kriegt es nicht hin, ohne wieder Elfen, Zwerge und Orks da einzubauen?  :bang:

Also, das einzige was mich da spontan stören würde ist das "Babylonian gods". Ich hab kein Problem, wenn man einer klassichen Fantasy Welt eine technologische Entwicklung zugesteht und dann in einer neuzeitlichen Epoche das Spiel ansiedelt. (Das hab ich selber schon vor vielen Jahren mal entworfen.) Aber was zum Teufel haben Babylonische Götter in einer Fantasy Welt verloren? Oder soll das eine alternative Erde sein? In dem Fall wäre ich dann in der Tat etwas enttäuscht, dass man sich nicht getraut hätte, konsequent eine eigene Welt zu erschaffen. - Aber vielleicht übersehe ich ja irgendwas.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 8.01.2025 | 15:57
Aber was zum Teufel haben Babylonische Götter in einer Fantasy Welt verloren?

Ich meine, wer will ihnen das verbieten? Du etwa, Sterblicher? :ctlu:

Und wirklich neu ist das in der Fantasy eh nicht. Narnia ist die Anderswelten-Jesus-Fanfiction seines Verfassers, die Vergessenen Reiche haben schon immer auch klassisch "irdische" Götter wie Tyr, Loviatar, oder so ziemlich das gesamte mulhorandisch-ägyptische Pantheon in ihren himmlischen Reihen gehabt, und ich bin sicher, da finden sich noch mehr Beispiele.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Aedin Madasohn am 8.01.2025 | 16:46
Aber was zum Teufel haben Babylonische Götter in einer Fantasy Welt verloren?

willkommen im Moloch Plex
wo alle den Götzen Mammon anbeten!
außer natürlich die StreetHexen-Repräsentation mit ihrer St.Lilith

aber über allem thront die Hure Babylon
mit ihrer verführerischen Verdorbenheit

und wenn jemand noch ein Vampir-Königreich anflanschen muss - aus der Liebhaber-mordenden (und in alten Dämmen beerdigenden) Semiramis ließe sich doch sicherlich eine ihre Liebhaber aussaugende Malikah Nosferata mit eigener Tropenpark-Location schnitzen  ~;D

also, bevor man sich die Haare ausraufe, ergreife man beherzt die Hände des Marduks und setzt sich an die Spitze der Nahrungspyra...Zikkurats  ~;D
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Raven Nash am 12.01.2025 | 16:14
Eines, das bis auf eine unbeantwortete Anfrage (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,126619) von Andropinis hier im Tanelorn überhaupt nicht diskutiert wurde: Odysseys and Overlords.
Da ich das Buch jetzt selbst habe, muss ich hier eine (kleine) Lanze brechen: Es ist jetzt nicht so, dass hier einfach die 08/15-Spezies verwendet würden - es gibt eigentlich neue (ob die sehr kreativ sind, sei mal dahin gestellt). ABER: Irgendwie hatte man nicht die Eier zu sagen "Wähl dir aus denen eine aus, andere gibt's nicht!", sondern man verschwendet Seiten darauf, den Leuten eine Ausrede zu liefern, warum sie denn doch Spezies X spielen können.
Das finde ich eigentlich schlimmer als den Xten Kitchen Sink - wenn man als Autor herumeiert, anstatt Setzungen zu machen. Am Tisch kann und wird das ohnehin über den Haufen geworfen werden, aber man sollte halt mal den Mut zu einer Baseline haben.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Gondalf am 12.01.2025 | 20:50
Man könnte ja mal sammeln, welche Hintergrundwelten abweichen von Schema F.

Mir fallen da ein:
Dark Sun
Talislanta
Myranor & Riesland würde ich behaupten (Aventurien ist dann die Standard Ecke).
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Weltengeist am 12.01.2025 | 21:15
Man könnte ja mal sammeln, welche Hintergrundwelten abweichen von Schema F.

Nein, bitte nicht.

Ich habe selbst eine Riesenliste solcher Welten, aber das würde nun endgültig den Thread sprengen. Bei Interesse bitte einfach einen neuen Thread dazu aufmachen.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: HEXer am 12.01.2025 | 21:25
Ironischerweise ist es meiner Erfahrung nach echt schwierig, ein reines EDO Setting zu finden, ganz klassisch, ohne Twist und Extras…
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: flaschengeist am 12.01.2025 | 21:29
Ironischerweise ist es meiner Erfahrung nach echt schwierig, ein reines EDO Setting zu finden, ganz klassisch, ohne Twist und Extras…

 ~;D.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: schneeland am 12.01.2025 | 21:39
~;D.

So gelegentlich vermisse ich ja auch die "guten alten Zeiten", in denen man sagen konnte "Mensch, Zwerg, Elf - wenn Du was Exotisches spielen willst, nimm 'nen Halbling". Aber ich glaube, das ist schon fast wieder ein eigener Rant.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: HEXer am 12.01.2025 | 21:44
Ist es. Und hat sich mit Shadowdark dann auch erledigt. 😌
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Galatea am 13.01.2025 | 00:40
Da ich das Buch jetzt selbst habe, muss ich hier eine (kleine) Lanze brechen: Es ist jetzt nicht so, dass hier einfach die 08/15-Spezies verwendet würden - es gibt eigentlich neue (ob die sehr kreativ sind, sei mal dahin gestellt). ABER: Irgendwie hatte man nicht die Eier zu sagen "Wähl dir aus denen eine aus, andere gibt's nicht!", sondern man verschwendet Seiten darauf, den Leuten eine Ausrede zu liefern, warum sie denn doch Spezies X spielen können.
Das finde ich eigentlich schlimmer als den Xten Kitchen Sink - wenn man als Autor herumeiert, anstatt Setzungen zu machen. Am Tisch kann und wird das ohnehin über den Haufen geworfen werden, aber man sollte halt mal den Mut zu einer Baseline haben.
Das Problem, das man sich damit selbst schafft ist halt auch, dass die Weltgeschichte irgendwie ein Wischiwaschiflipflop mit massiven weißen Flecken wird.
Denn irgendwo müssen diese Spezies ja hergekommen sein und Gebiete des Settings mit ihrer Kultur beeinflusst haben.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 13.01.2025 | 03:01
Ironischerweise ist es meiner Erfahrung nach echt schwierig, ein reines EDO Setting zu finden, ganz klassisch, ohne Twist und Extras…

Na ja, Kunststück. Wo doch schon das große Vorbild Mittelerde selbst kein "reines" EDO-Setting ist (schließlich gibt's da ja neben Elfen, Zwergen und Orks auch noch so Gesocks wie Valar und Maiar und Menschen und Hobbits und Ents und Adler und weiß Eru was sonst noch alles)... ;)

Natürlich können dann im einzelnen Spiel immer noch die Regeln hergehen und sagen "Okay, von allen diesen Völkern, die wir eigens überhaupt erst in unsere Welt gesetzt haben, sind nur Volk X, Y, und Z für Spieler zugänglich und alles andere ist reines NSC-/Monstermaterial" -- aber das ist dann normalerweise eben auch schon eine Regel- und keine Settingfrage mehr. (Ja, wenn das Setting denn überzeugende Gründe mitliefern würde, warum kein einziger Angehöriger einer gegebenen anderen Spezies jemals fähig sein soll, sich doch auch mal selbst zum Spielercharakter zu erklären und der Gruppe anzuschließen...hier und da gibt's ja tatsächlich, aber oft genug klaffen in genau diesem Bereich interessante Lücken. 8])
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Eleazar am 13.01.2025 | 09:01
Ich kann gut verstehen, dass man einfach mal satt ist von klassischen Fantasy-Settings, aber ich würde kein Dogma draus machen. Originalität ist schön, aber für mich kein Wert an sich. Wenn jemand Elfen, Zwerge, Orks gut darstellt und den Kulturen einen kleinen Twist und eine schöne Tiefe gibt, dann hat er bei mir einen Punkt. Wenn jemand krampfhaft um Elfen, Zwerge, Orks herumschippert, um dann doch sehr ähnliche Klischees ähnlich zu besetzen, dann ziehe ich die Originale dem Originellen vor. Es gibt etliche Romane mit Horden an Orks bloß unter anderem Namen. Aber genau so stumpf und eindimensional. Für mich ist da überhaupt nichts gewonnen.

Für mich haben die klassischen Fantasyvölker durchaus was Mythologisches, Ikonisches, was eben davon lebt, dass man aus einer altbekannten Quelle schöpft. Das kann mal viel werden. Aber das gehört eben auch zu den Formkriterien des Genres. Ein gutes, interessantes, originelles Fantasyvolk zu entwickeln mag ja gelingen. Aber diesem eine mythologische, ikonische Kraft zu geben, ist aus dem Stand wohl kaum möglich. Und auch schlecht planbar.

Dazu kommt für Rollenspielproduktionen: Der Köder muss ja dem Fisch schmecken und nicht dem Angler. Ich glaube, es gibt viel mehr Leute da draußen, die Elfen, Zwerge und Orks mögen, als die, die die alle nicht mehr sehen können. Willst du freiwillig für eine kleine Nische schreiben? Ich habe mal bei Midgard mit an einem Quellenbuch für eine exotische, barbarische, wenig bespielte Kultur und Region geschrieben. Alle, die das "Normale" wollten, waren eh schon außen vor. Außerdem sollte es da auch keine Elfen und Zwerge geben. Halblinge sowieso nicht. Damit hatte man gleich zwei Ausschlusskriterien: Das Setting ist nicht füt Gruppen, die in der Zivilisation spielen wollen, und auch nichts für Liebhaber spitzer Ohren und langer Bärte.

Ich fürchte aber, eine Eisdiele ohne Vanillieeis funktioniert nicht. Oder es wird der Anlaufpunkt recht weniger Liebhaber.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Sashael am 13.01.2025 | 09:16
Ich fürchte aber, eine Eisdiele ohne Vanillieeis funktioniert nicht. Oder es wird der Anlaufpunkt recht weniger Liebhaber.
Schlechter Vergleich. Vanilleeis ist so ein "Wenn ich nichts anderes finde" und in meiner Umgebung gibt es diverse Eisdielen, die kein klassisches Vanilleeis mehr anbieten. Da muss mindestens noch Tonkabohne mit rein. Und die Dinger haben Schlangen von absurder Länge. ;)

Der Ursprungsrant richtete sich aus meiner Sicht auch nicht gegen Vanilleeis aka EDO an sich, sondern gegen Autoren, die ein innovatives Setting aufmachen, das komplett ohne EDO auskommen könnte, nur um dann doch wieder EDO mit reinzuwerfen.
Und da haben die meisten von uns wohl schon so viele Eistruhen mit Vanilleeisvariationen in der Wohnung, dass man da schon mal die Augen verdrehen kann. Oder auf die Knie fallen, die Fäuste gen Himmel strecken und "WARUUUUUUUUUM?" schreien.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 13.01.2025 | 09:38
Schlechter Vergleich. Vanilleeis ist so ein "Wenn ich nichts anderes finde" und in meiner Umgebung gibt es diverse Eisdielen, die kein klassisches Vanilleeis mehr anbieten. Da muss mindestens noch Tonkabohne mit rein. Und die Dinger haben Schlangen von absurder Länge. ;)

Vanille gehört ja auch in den Pudding und nicht ins Eis. Das weiß doch jeder. ~;D
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Issi am 13.01.2025 | 10:10
Ironischerweise ist es meiner Erfahrung nach echt schwierig, ein reines EDO Setting zu finden, ganz klassisch, ohne Twist und Extras…
;D

Oder eines mit nur einer Sorte SC Fantasywesen.
Mensch +X

Ich behaupte mal ohne Zwerge geht's nicht.

Elfen finde ich leichter ersetzbar als die kleinen bärtigen.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: unicum am 13.01.2025 | 11:12
Also ich mag Vanilieeins und ich habe eine Aversion gegen ... Zwerge. (Liegt auch daran das ich Zwerge fast immer mit einem Murderhobo einschlag gesehen habe)
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: tartex am 13.01.2025 | 11:54
Ironischerweise ist es meiner Erfahrung nach echt schwierig, ein reines EDO Setting zu finden, ganz klassisch, ohne Twist und Extras…

Ja, weil jede minimalste Änderung schon als Abweichung und Innovation verkauft wird. "Mein Setting ist nicht klassisch, denn nicht alle Zwerge hassen die Seefahrt!!"
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Raven Nash am 13.01.2025 | 12:25
Ja, weil jede minimalste Änderung schon als Abweichung und Innovation verkauft wird. "Mein Setting ist nicht klassisch, denn nicht alle Zwerge hassen die Seefahrt!!"
Korrekt. Bzw. wie eben in Odyssey And Overlords schiebt man EDO durch die Hintertür rein, weil einem der Mut zur Eigenständigkeit dann doch fehlt.

Ich finde ja MIDNIGHT da durchaus interessant. Hier hat man ein klassisches EDO-Setting, bei dem der Twist eben ein äußerer ist (das Böse hat gewonnen). OK, für meinen Geschmack hätte man die Gnome weglassen können. Aber zumindest traut man sich hier auch explizit alle anderen PHB-Spezies zu blockieren. Nein, liebe Spieler, die Welt ist abgeschottet, es gibt keinen Kontakt zu anderen Ebenen oder Welten, und nein, ihr könnt keine Tieflinge/Drachenblütige/etc. spielen.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Issi am 13.01.2025 | 12:27
Also ich mag Vanilieeins und ich habe eine Aversion gegen ... Zwerge. (Liegt auch daran das ich Zwerge fast immer mit einem Murderhobo einschlag gesehen habe)
Vielleicht ist ein Setting ohne Zwerge, wie Vanille Eis?
Man kann es zwar essen aber die Geschmacksexplosionen bleiben aus.
 :think:
  ~;D
PS.
Ich spiele eigentlich nie Zwerge (höchstens als NSC).
Aber ohne wäre es irgendwie doch fade.

Wer soll sich sonst mit den Drachen um's Gold streiten?
Wer verscheucht die ganzen Spitzohren?
Und wer bezahlt, wenn alle anderen längst mit leeren Taschen dastehen?
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 13.01.2025 | 12:27
Also ich mag Vanilieeins und ich habe eine Aversion gegen ... Zwerge. (Liegt auch daran das ich Zwerge fast immer mit einem Murderhobo einschlag gesehen habe)

Für manche Leute sind Zwerge halt zu kurz geratene Klingonen. Wer's mag...oder vielleicht spielen auch einfach so einige Mörderhobos am liebsten Kurze mit der buchstäblichen "axe to grind", so nach dem Motto "Kleine Leute haben mehr zu beweisen!".

Persönlich sehe ich Zwerge (insbesondere das Klischee) ja eher als ehrliche Leute mit gehörigem Arbeitsethos, wenn auch vielleicht ein bißchen mißtrauisch gegenüber einer Welt, die sie dauernd übers Ohr hauen will -- und gerade für den letztgenannten Punkt gibt's ja schon in der nordischen Sagenwelt das eine oder andere Beispiel. ;) Und damit kann ich dann schon arbeiten; nein, es müssen für diese Rolle gar nicht unbedingt Zwerge sein, aber es dürfen eben auch schon mal.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Issi am 13.01.2025 | 12:29
Ja, weil jede minimalste Änderung schon als Abweichung und Innovation verkauft wird. "Mein Setting ist nicht klassisch, denn nicht alle Zwerge hassen die Seefahrt!!"

Ich habe das Rad neu erfunden. Es ist absichtlich nicht mehr ganz rund, und hat auch eine Kerbe. ~;D
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Raven Nash am 13.01.2025 | 12:50
Wer soll sich sonst mit den Drachen um's Gold streiten?
Und wer bezahlt, wenn alle anderen längst mit leeren Taschen dastehen?
Riesen. Die sind auch deutlich besser geeignet, mit Drachen auf Augenhöhe zu streiten.  >;D
Außerdem wissen wir aus der Wölsunga, dass Zwerge sich gerne in Drachen verwandeln...

Und wenn keine Spitzohren da sind, braucht sie auch keiner zu vertreiben.
Persönlich sehe ich Zwerge (insbesondere das Klischee) ja eher als ehrliche Leute mit gehörigem Arbeitsethos,
...und keiner anderen Freizeitbeschäftigung als Saufen und Raufen. Ich weiß nicht, aber solche Leute kenn ich im realen Leben, die brauch ich nicht im RP... ::)
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 13.01.2025 | 13:24
Und wenn keine Spitzohren da sind, braucht sie auch keiner zu vertreiben. ...und keiner anderen Freizeitbeschäftigung als Saufen und Raufen. Ich weiß nicht, aber solche Leute kenn ich im realen Leben, die brauch ich nicht im RP... ::)

Vorsicht: genau das Vertrautheitsargument führt die EDO-Fraktion ja gerade als Positivum für sich ins Feld. Wenn ich im Spiel also ausdrücklich keine Leute treffen will, wie ich sie auch schon "im realen Leben" kenne, dann brauche ich vermutlich ziemlich definitiv eine andere Art von Setting. ;)
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Raven Nash am 13.01.2025 | 13:46
Vorsicht: genau das Vertrautheitsargument führt die EDO-Fraktion ja gerade als Positivum für sich ins Feld. Wenn ich im Spiel also ausdrücklich keine Leute treffen will, wie ich sie auch schon "im realen Leben" kenne, dann brauche ich vermutlich ziemlich definitiv eine andere Art von Setting. ;)
OK, das erklärt zumindest, warum ich mit EDO nicht (mehr) viel anfangen kann. Kommt in die "Selbsterkenntnis-Schublade".  ;D
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Tudor the Traveller am 13.01.2025 | 14:21
Aber zumindest traut man sich hier auch explizit alle anderen PHB-Spezies zu blockieren. Nein, liebe Spieler, die Welt ist abgeschottet, es gibt keinen Kontakt zu anderen Ebenen oder Welten, und nein, ihr könnt keine Tieflinge/Drachenblütige/etc. spielen.

Ich lese hier öfter vom Mut, Eier haben, sich was trauen... ok, das passt vielleicht, wenn man den Autoren Ängste unterstellt, dass ihr Setting ein wirtschaftlicher Misserfolg werden könnte.

Aber sonst? Bei Geschmacksfragen kann man schlecht mit Ängsten argumentieren, denke ich. Wer am liebsten Vanilleeis ist, braucht keinen Mut, ein anderes Eis zu essen. Warum sollte man? Deswegen kann man da auch nicht mutig sein.

Das Schreiben von Settings ist ja normalerweise kein Innovationswettbewerb.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Raven Nash am 13.01.2025 | 14:33
Das sind eben keine Geschmacksfragen (in den konkreten Fällen), sondern man sieht einfach, dass man nicht den Mut hatte, eine Entscheidung konsequent bis zum Ende zu verfolgen. Sei das jetzt eine Reaktion auf konkrete Vorfälle ("Ich will aber meinen Dragonborn spielen, sonst spiel ich nicht mit!") oder vorauseilender Gehorsam ("Du kannst das doch nicht gleich verbieten!") - man hat eine getroffene Entscheidung aufgeweicht.
Und genau daraus entsteht dann eben der Einheitsbrei - eine weiche, geschmacksneutrale Masse.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Tudor the Traveller am 13.01.2025 | 15:05
Das sind eben keine Geschmacksfragen (in den konkreten Fällen), ...

Naja, das ist deine Wahrnehmung. Der Rest ist Spekulation, imo. Oder Perspektive.

Was du fehlenden Mut nennst, könnten andere (ich) als Angebot verstehen, mehr Leute partizipieren zu lassen.

Edit: das Ergebnis als "Einheitsbrei" zu bezeichnen, geht in die gleiche Richtung.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: felixs am 13.01.2025 | 15:28
Ich merke, dass es mich vor allem stört, wenn Sachen, die ich mag, in eine Richtung verändert werden, die ich nicht mag (Midgard sehr wahrscheinlich).
Andererseits könnte man Sachen, die einem nicht gefallen, ja auch weglassen.

Und ich weiß nicht, ob ich das schon geschrieben habe: Es ist vielleicht vor allem ein Problem, der "richtigen" Mitspieler. Die fehlen mir auch.

Ich lese hier öfter vom Mut, Eier haben, sich was trauen... ok, das passt vielleicht, wenn man den Autoren Ängste unterstellt, dass ihr Setting ein wirtschaftlicher Misserfolg werden könnte.

Aber sonst? Bei Geschmacksfragen kann man schlecht mit Ängsten argumentieren, denke ich. Wer am liebsten Vanilleeis ist, braucht keinen Mut, ein anderes Eis zu essen. Warum sollte man? Deswegen kann man da auch nicht mutig sein.

Das Schreiben von Settings ist ja normalerweise kein Innovationswettbewerb.

Ich glaube, diese Vorwürfe ("Du hast Angst") sind genau das: Der Versuch, Leute bei "ihrer Ehre zu packen" und sie damit in einen Wettbewerb zu ziehen.
Ähnlich wie bei diversen Werbetricks - Ebay hat oft sowas ("Sie wurden überboten - jetzt müssen Sie mithalten, das können Sie nicht auf sich sitzen lassen").
Und es ist ja quasi das Mantra unserer Sozialordnung, dass alles ein Wettbewerb sein soll. Man soll ja "gewinnen".

Leider hat Kommunikation zwischen Menschen dann doch oft sehr viel "affiges" Dominanzgehabe. Oft leider auch ohne dass den Beteiligten das bewusst ist.

Und auf der anderen Seite gibt es natürlich sowas wie Gruppenzwang - es ist allein schon deshalb sinnvoll, das zu machen, was alle machen, weil man dann Gesprächspartner hat und andere Leute, die sich dafür interessieren. Und dann gibt es noch die (gemeinere) Form, in der alles außerhalb der Norm als absonderlich und weniger wertvoll dargestellt wird - von den Leuten und den Sachen kann man sich also abgrenzen und eine große Gruppe gegen die kleine Gruppe bilden. Dann "gewinnt" man und Gewinnen ist gut.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Raven Nash am 13.01.2025 | 15:58
Was du fehlenden Mut nennst, könnten andere (ich) als Angebot verstehen, mehr Leute partizipieren zu lassen.
Mag sein - die Frage ist aber: Will man das?
Oder anders gefragt: Ist das der Sache dienlich?

Was genau soll die Möglichkeit Spezies X in Setting Z zu spielen, wo sie eigentlich nicht heimisch ist, besser machen? Oder will man doch nur einzelne Egos streicheln, die mit einem Nein nicht klarkommen?

Wenn du dich so am Wort "Mut" aufhängst, nenn es Konsequenz. Es wird eine Setzung vorgenommen, diese dann aber nicht konsequent durchgezogen.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: felixs am 13.01.2025 | 16:07
Denke, wir werden uns da im Kreis drehen.

Was genau soll die Möglichkeit Spezies X in Setting Z zu spielen, wo sie eigentlich nicht heimisch ist, besser machen? Oder will man doch nur einzelne Egos streicheln, die mit einem Nein nicht klarkommen?

Man kann da jetzt immer und in jedem Fall einwenden, dass es ja nur eine Frage der Setzungen ist und dass man so ziemlich alles mit ein paar kleinen Änderungen in so ziemlich jeder Spielwelt einbauen kann.
Ich bin auch der Meinung, dass man das nicht mache sollte, weil es den Fokus zerstört. Andere sehen das anders. Wenn man dann mit Inklusion/Partizipation argumentiert, macht man auch noch ein politisches Fass auf.

Aber pointiert könnte man sicher tatsächlich sagen, dass es um die Frage geht, ob es gut ist, wenn (simuliert wird, dass) immer alles überall möglich ist.

Vielleicht kann man das doch damit lösen, dass man sich darauf einigt, unterschiedliche Antworten auf diese Frage zu haben. Der Gewinn wäre, dass man jetzt immerhin die Frage kennt.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: unicum am 13.01.2025 | 16:32
Ich lese hier öfter vom Mut, Eier haben, sich was trauen... ok, das passt vielleicht, wenn man den Autoren Ängste unterstellt, dass ihr Setting ein wirtschaftlicher Misserfolg werden könnte.

Wir werden in bälde ja so ein Experiement sehen wenn ein größerer deutscher Verlag etwas "neues" auf den Markt bringen wird dann kann man sehen ob Setting & Regeln ein Erfolg sind ... oder nicht. Imho ist es ein EDO+Katzen,... muss ich noch schreiben um was es sich handelt?
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Tudor the Traveller am 13.01.2025 | 16:35
Oder anders gefragt: Ist das der Sache dienlich?

Was ist denn diese "Sache", dem dieses Entgegenkommen schaden würde?

Bis jetzt bietest du mir an:

Die Settingschreiber sollen sich trauen, eventuelle Wünsche von Interessierten per Setzung in ihren Settings auszuschließen, damit nicht die Egos dieser Personen gestreichelt werden, weil sie mit der Ablehnung ihres Wunsches nicht klarkämen.

Finde ich als Argument etwas dünn, ehrlich gesagt.

Was genau soll die Möglichkeit Spezies X in Setting Z zu spielen, wo sie eigentlich nicht heimisch ist, besser machen?

Habe ich ja geschrieben: mehr Möglichkeiten zur Partizipation.

edit: damit wir uns nicht falsch verstehen: ich möchte wissen, was der Mehrwert eines so exklusiven (!) Settings wäre.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Eismann am 13.01.2025 | 16:44
Ich könnte mir vorstellen, dass "exklusive" Settings trennschärfer sind. Sie machen dann genau was der Autor/Designer sich dabei gedacht hat (und gegebenenfalls was sich die Leser/Spieler davon erwarten), statt Richtung Fantasy-Einheitsbrei zu rutschen.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Sashael am 13.01.2025 | 16:49
Man kann da jetzt immer und in jedem Fall einwenden, dass es ja nur eine Frage der Setzungen ist und dass man so ziemlich alles mit ein paar kleinen Änderungen in so ziemlich jeder Spielwelt einbauen kann.
Ja, und deswegen macht man das eben auch nicht.
Den Ansatz zu Ende gedacht bringt (ganz überspitzt ausgedrückt) Terminatoren in Aventurien und Cpt. America in Mittelerde, nur mit anderer Lackierung.

Und alle meine Erfahrungen mit Spielern, die auf ihrem Konzept bestehen, auch wenn es gar nicht passt, besagen sehr eindeutig, dass diese Spieler auch keine Teamplayer sind und wenig gruppentauglich.

Und was der Mehrwert eines exklusiven Settings ist? Imo falsche Frage.

Was ist der Minderwert, wenn man sich darauf einlässt, statt darauf zu beharren, dass man die fehlenden Optionen auch spielen muss?

Der Einbau von solchem Unsinn verursacht nur Kopfschmerzen und Stress beim SL.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: unicum am 13.01.2025 | 16:51
Wer verscheucht die ganzen Spitzohren?

Tatsächlich ist das so ein Teil des Kitschen Sink auf den ich gerne verzichten kann, diese ständige Animosität von Zwergen gegenüber Elfen.
Vor allem wenn es sich dann darauf beschränkt "Ach das ist doch gutes Rollenspiel wenn ich 'zwerg' gegen den Elfen austeile".

Geht auch angenehm anderst, in der lezten Midgard Kampange die ich gespielt habe war es am Ende so das einige von einem NSC gefragt wurden "Wer in der Gruppe ist dein bester Freund?" und der Spieler des Zwergs meint "Das ist mir jezt fast peinlich, aber es ist der Elf!"

In der Warhammer runde in der ich mitspiele hat dann auch mal die Hexenjägerin die Zwergin angeraunzt "Hör endlich auf meinen Elfen zu nerfen sonst koche ich das nächste mal dein Essen." (die Hexenjägerin ist bekannt dafür das alles gut knuspring wird - auch die Suppen ud Eintöpfe!)
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Raven Nash am 13.01.2025 | 16:55
Was ist denn diese "Sache", dem dieses Entgegenkommen schaden würde?
Ein in sich schlüssiges Setting. Punkt. Mehr muss es nicht sein - aber wie die Praxis (und das nicht nur im RPG an sich!) zeigt, ist diese Latte gar nicht so niedrig.

Ich bin auch kein besonderer Freund von "Partizipation um der Partizipation willen". Wenn mir ein Spieler käme, der in meinem eigenen Setting unbedingt einen Wolfkin spielen will, kriegt er auch ein Nein zu hören. Und wenn er dann mit "Na, dann spiel ich nicht mit!" kommt - dann sitzt halt ein Spieler weniger am Tisch. So what?

Das erwarte ich aber gar nicht von einem kommerziellen Produkt. Ich erwarte aber, dass man konsequent bei dem bleibt, was man selber gesetzt hat. Wenn es keine Elfen gibt, dann kommen die in offiziellen Publikationen auch nicht vor. Und man schreibt keine Hintertürchen rein.

Und was das "exklusive" Setting ausmacht? Tja, es hat eben USPs - und sowas haben z.B. die Forgotten Realms nicht. Man kann alles rein- und dranklatschen, aber so wirklich etwas Besonderes? Eher nicht.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Skaeg am 13.01.2025 | 16:59
Ich könnte mir vorstellen, dass "exklusive" Settings trennschärfer sind. Sie machen dann genau was der Autor/Designer sich dabei gedacht hat (und gegebenenfalls was sich die Leser/Spieler davon erwarten), statt Richtung Fantasy-Einheitsbrei zu rutschen.
Kann ich in einem Fantasy-Setting auch einen Space Marine spielen? Oder einen Straßensamurai? Oder einen Sternenflottenoffizier? Und wenn nicht, warum ist das "exklusiv", aber sagen wir mal keine Elfen ist es nicht?
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: gunware am 13.01.2025 | 17:00
(und gegebenenfalls was sich die Leser/Spieler davon erwarten), statt Richtung Fantasy-Einheitsbrei zu rutschen.
Wahrscheinlich bin ich hier falsch, weil ich mit dem Begriff Einheitsbrei wenig anfangen kann. Klar, ich verstehe schon, was gemeint ist, aber für mich klingt es nach einer weit von echtem Leben entfernten theoretischen Bezeichnung.
Wahrscheinlich, weil ich ganz anders dran gehe. Wenn ich mir die mir am besten gefallenden Welten anschaue (sprich TORG, Shadowrun, Infinite Worlds, uä.), dann merke ich, dass ich eigentlich das, was hier Einheitsbrei genannt wird, bevorzuge.
Oder ich bin irgendwo falsch abgebogen
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: felixs am 13.01.2025 | 17:03
Ja, und deswegen macht man das eben auch nicht.
Den Ansatz zu Ende gedacht bringt (ganz überspitzt ausgedrückt) Terminatoren in Aventurien und Cpt. America in Mittelerde, nur mit anderer Lackierung.

Und alle meine Erfahrungen mit Spielern, die auf ihrem Konzept bestehen, auch wenn es gar nicht passt, besagen sehr eindeutig, dass diese Spieler auch keine Teamplayer sind und wenig gruppentauglich.

Und was der Mehrwert eines exklusiven Settings ist? Imo falsche Frage.

Was ist der Minderwert, wenn man sich darauf einlässt, statt darauf zu beharren, dass man die fehlenden Optionen auch spielen muss?

Der Einbau von solchem Unsinn verursacht nur Kopfschmerzen und Stress beim SL.

Nur falls das unklar war: Ich wollte auch nicht dafür, sondern dagegen argumentiert haben.

Das Inklusivitätsargument kann man halt nicht aushebeln; es ist weniger inklusiv, ermöglicht weniger Partizipation. Ich finde das OK. Schließlich muss ich ja nicht mit Leuten spielen, deren Vorstellungen mit meinen inkompatibel sind. (Und ja, wenn man das weiterdenkt, dann kommt man wieder zum grundsätzlichen Problem alles menschlichen Miteinanders - ich habe keine Lösung anzubieten).
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Issi am 13.01.2025 | 17:30
Tatsächlich ist das so ein Teil des Kitschen Sink auf den ich gerne verzichten kann, diese ständige Animosität von Zwergen gegenüber Elfen.
Vor allem wenn es sich dann darauf beschränkt "Ach das ist doch gutes Rollenspiel wenn ich 'zwerg' gegen den Elfen austeile".

Geht auch angenehm anderst, in der lezten Midgard Kampange die ich gespielt habe war es am Ende so das einige von einem NSC gefragt wurden "Wer in der Gruppe ist dein bester Freund?" und der Spieler des Zwergs meint "Das ist mir jezt fast peinlich, aber es ist der Elf!"
Aber genauso soll es doch sein.
(Hast du auch im HdR.)
Was vorher Feind war wird zum Freund.

Diese scheinbar unüberwindbaren Hindernisse sind dazu da überwunden zu werden
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 13.01.2025 | 17:31
Persönlich -- und da mögen die Ansichten auseinandergehen -- finde ich es jedenfalls schon ein Stück integrer, seine eigene Vision eines Settings anzubieten, als es um der lieben und zuallererst mal eh nur spekulativen Aussicht auf vielleicht mehr Popularität bei der unberechenbaren "breiten Masse" in alle möglichen Richtungen zu verbiegen. Dazu kann je nachdem, wie diese Vision nun eigentlich genau aussieht, allemal auch ein "alles geht" gehören...aber es muß eben nicht zwingend.

Garantien auf Erfolg oder Mißerfolg gibt's im Voraus jedenfalls keine.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 13.01.2025 | 17:53
Kann ich in einem Fantasy-Setting auch einen Space Marine spielen? Oder einen Straßensamurai?
40k , Shadoffrun
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Galatea am 13.01.2025 | 18:12
Aber genauso soll es doch sein.
(Hast du auch im HdR.)
Was vorher Feind war wird zum Freund.

Diese scheinbar unüberwindbaren Hindernisse sind dazu da überwunden zu werden

Nein, Tolkiens Zwerge und Elfen kommen eigentlich allgemein ziemlich gut miteinander zurecht.
Die größten Reibepunkte waren das versehentliche Töten der 'clanlosen' Zwerge (die Elfen hielten die zuerst für wilde Tiere) und die Geschichte mit den Silmarillen (aber in der kam niemand gut weg und Feanor war sowieso komplett bekloppt).


Bei den Mitgliedern der Gemeinschaft ist es so, dass dieser spezielle Zwerg mit diesem speziellen Elfen ein Problem hatte, bzw. deren Sippen miteinander, aufgrund der ihrer speziellen Geschichte miteinander.
Das lässt sich absolut nicht auf Elfen und Zwerge im allgemeinen übertagen.

Die Zwerge von Moria und die Elfen von Lothlorien waren sogar praktisch Best Buddies.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Issi am 13.01.2025 | 18:44
Nein, Tolkiens Zwerge und Elfen kommen eigentlich allgemein ziemlich gut miteinander zurecht.
Die größten Reibepunkte waren das versehentliche Töten der 'clanlosen' Zwerge (die Elfen hielten die zuerst für wilde Tiere) und die Geschichte mit den Silmarillen (aber in der kam niemand gut weg und Feanor war sowieso komplett bekloppt).


Bei den Mitgliedern der Gemeinschaft ist es so, dass dieser spezielle Zwerg mit diesem speziellen Elfen ein Problem hatte, bzw. deren Sippen miteinander, aufgrund der ihrer speziellen Geschichte miteinander.
Das lässt sich absolut nicht auf Elfen und Zwerge im allgemeinen übertagen.

Die Zwerge von Moria und die Elfen von Lothlorien waren sogar praktisch Best Buddies.
Ich meinte: Ist im Herren der Ringe so , dass da innerhalb einer Gruppe zwei Freunde werden (Legolas und Gimli ), die sich vorher nicht so super leiden konnten.

Das ist bei SC Gruppen auch nicht Sinn und Zweck, dass sich zwei (die Elf und Zwerg) auf ewig angiften.

Bitte etwas wohlwollender lesen.
Wäre vielleicht ersichtlich gewesen
Thx.


Edit.
Die Spannung, die von zwei scheinbar "verfeindeten " SC  ausgeht stellt ja quasi die Aufgabe dar: Dass da zwei, die zusammen durch Dick und Dünn gehen, ihr ursprünglichen Vorbehalte irgendwann fallen lassen.

Das kann man auch mit anderen Paarungen haben (Hexe- Hexenjäger, Paladin -Dieb etc.)
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Tudor the Traveller am 13.01.2025 | 20:05
Ein in sich schlüssiges Setting. Punkt. Mehr muss es nicht sein - aber wie die Praxis (und das nicht nur im RPG an sich!) zeigt, ist diese Latte gar nicht so niedrig.

Ok! Klingt aber für mich so, als ginge es im Wesentlichen nur ums Prinzip. Denn bei
Zitat
Ich bin auch kein besonderer Freund von "Partizipation um der Partizipation willen". Wenn mir ein Spieler käme, der in meinem eigenen Setting unbedingt einen Wolfkin spielen will, kriegt er auch ein Nein zu hören. Und wenn er dann mit "Na, dann spiel ich nicht mit!" kommt - dann sitzt halt ein Spieler weniger am Tisch. So what?

Das erwarte ich aber gar nicht von einem kommerziellen Produkt. Ich erwarte aber, dass man konsequent bei dem bleibt, was man selber gesetzt hat. Wenn es keine Elfen gibt, dann kommen die in offiziellen Publikationen auch nicht vor. Und man schreibt keine Hintertürchen rein.

habe ich einfach eine entgegenkommende Einstellung. Ich verbiege mich in meiner Vorstellung vom Setting auch nicht beliebig weit, aber ich bin grundsätzlich willens über kleinere Anpassungen zu sprechen oder über kleine Unplausibilitäten hinwegzusehen. Ich spiele ja nicht für mich alleine also gehe ich auf die Wünsche der anderen ein bzw. ziehe es zumindest in Erwägung.

Denn das Setting hat für mich keinen Eigenwert. Es ist lediglich ein Werkzeug für die Gruppe und was nicht passt, wird halt passend gemacht. Da ist es eben einfacher, wenn das Setting gleich auch so designed ist.

Ich frage mich aber durchaus, wie weit diese Bereitschaft bei meinem eigenen Setting gehen würde... daher kann ich einen generellen Unwillen zumindest ein wenig nachempfinden. Es hängt wohl davon ab, wie sehr man am Setting hängt. Die meisten Settings sind mir da einfach relativ Wumpe  :think:
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: felixs am 13.01.2025 | 20:20
(...) habe ich einfach eine entgegenkommende Einstellung. Ich verbiege mich in meiner Vorstellung vom Setting auch nicht beliebig weit, aber ich bin grundsätzlich willens über kleinere Anpassungen zu sprechen oder über kleine Unplausibilitäten hinwegzusehen. Ich spiele ja nicht für mich alleine also gehe ich auf die Wünsche der anderen ein bzw. ziehe es zumindest in Erwägung.

Das ist vermutlich Konsens - die Frage ist dann eher, was man als "kleinere Anpassungen" versteht.
Die Diskussion entzündete sich an irgendwelchen Drachlingen, die jemand hypothetisch unbedingt spielen wollte. Oder auch an der Frage, ob man den gesamten D&D-Zoo im Spiel haben muss. Und da dürften die Meinungen auseinander gehen. Ich jedenfalls wäre bei drachenähnlichen Wesen als Spielerfiguren in Midgard raus.

Denn das Setting hat für mich keinen Eigenwert. Es ist lediglich ein Werkzeug für die Gruppe und was nicht passt, wird halt passend gemacht. Da ist es eben einfacher, wenn das Setting gleich auch so designed ist.

Auch eine Frage über die man diskutieren kann.
Ich vermute, die Ansichten gehen auch hier auseinander. Weil z.B. jemand vielleicht Mittelerde gern nach Buchvorlage bespielen möchte. Oder weil jemand gern Konsens über die Welt in der Gruppe haben möchte und man sich daher auf einen publizierten Kanon beziehen möchte.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 13.01.2025 | 22:55
Oder auch an der Frage, ob man den gesamten D&D-Zoo im Spiel haben muss.

Na ja, bei D&D (ebenso wie bei ein paar anderen Spielen auch) habe ich ja in Sachen Setting gleich ein komplettes Multiversum im Koffer, und zumindest ein paar gängige Mittel zum Bereisen desselben finden sich schon direkt im Spielerhandbuch. Das macht's dann grundsätzlich etwas schwierig, definitiv festzulegen, daß ein bestimmtes von den D&D-Regeln bereits irgendwo erfaßtes Volk X auf einer gegebenen einzelnen Spielwelt Y garantiert nicht vorkommt, denn schon rein von der Settinglogik her wäre so ein "Bann" ja bereits etwas löchrig...
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Tudor the Traveller am 13.01.2025 | 23:04
Ich frage mich ja auch, inwieweit das Ganze ein Generationending ist.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Galatea am 13.01.2025 | 23:08
Ich meinte: Ist im Herren der Ringe so , dass da innerhalb einer Gruppe zwei Freunde werden (Legolas und Gimli ), die sich vorher nicht so super leiden konnten.

Das ist bei SC Gruppen auch nicht Sinn und Zweck, dass sich zwei (die Elf und Zwerg) auf ewig angiften.

Bitte etwas wohlwollender lesen.
Wäre vielleicht ersichtlich gewesen
Thx.
Achso.
Der Grund warum ich das so gelesen habe ist, dass halt in vielen EDO-Settings dieses ewige Klischee von "uuuh, Zwerge und Elfen finden den jeweils anderen doof" so dermaßen plattgetreten wird, dass ich es mittlerweile nicht mehr sehen kann. Zeugt für mich im Normalfall eher davon, dass der Schreiber des jeweiligen Settings Tolkiens Vorlage nicht wirklich verstanden hat und nur dem Pappaufsteller-Klischee hinterherrennt. Tolkiens Elfen sind genauso vielfältig und unterschiedlich wie alle anderen Völker, in vielen Fällen sind sie bei ihren Ausreißern sogar noch extremer - sowohl im Guten wie auch im Schlechten.


Das ist vermutlich Konsens - die Frage ist dann eher, was man als "kleinere Anpassungen" versteht.
Die Diskussion entzündete sich an irgendwelchen Drachlingen, die jemand hypothetisch unbedingt spielen wollte. Oder auch an der Frage, ob man den gesamten D&D-Zoo im Spiel haben muss. Und da dürften die Meinungen auseinander gehen. Ich jedenfalls wäre bei drachenähnlichen Wesen als Spielerfiguren in Midgard raus.
Ich hatte mal eine Runde, in der habe ich einen geflügelter Gibbering Mouther gespielt, der sich pro Tag ca. 8 Stunden lang in einen kauzigen alten Kleriker verwandeln konnte (Hintergrund war, dass der sich durch einen missglückten Zauber die letzten 3000 Jahre auf der Schleimebene aufgehalten hat und nur durch Glück/Zufall wieder zurückgefunden hat, und er sich so sehr an das Leben als Schleim gewöhnt hatte, dass er erst wieder lernen musste seine richtige Gestalt dauerhaft zu halten).
Das war aber auch keine normale Runde - der Rest der Gruppe waren eine Mumie (Magier/Gruftprinz), ein gefügelter Dämon (konnte sich in einen Menschen verwandeln), ein Imp (konnte sich u.a. in eine Nymphe und einen Menschen verwandeln) und ein "Dreif" (Drow-Oberkörper, Löwenunterkörper mit Flügeln, der war quasi das Reittier der Gruppe und ein absoluter Alptraum irgendwo reinzuschmuggeln, v.a. da er bei Oberkörperenthüllung an den meisten Orten auf Sichtkontakt erschossen worden wäre).

Mit dem D&D 3.5 Monsterbaukasten ist das relativ problemlos möglich, praktisch alles zu spielen, was das Regelwerk an Monstern hergibt, solange es nicht Intelligenz - hat.
Man kann da auch problemlos eine komplette Sippe Drachen spielen (macht halt in Kombination mit niedrigstufigen Charakteren überhaupt keinen Sinn, aber in einer Gruppe von Stufe 10+ Charaktere kann man solche Entitäten durchaus sinnvoll unterbekommen).
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: unicum am 13.01.2025 | 23:29
Der Grund warum ich das so gelesen habe ist, dass halt in vielen EDO-Settings dieses ewige Klischee von "uuuh, Zwerge und Elfen finden den jeweils anderen doof" so dermaßen plattgetreten wird, dass ich es mittlerweile nicht mehr sehen kann.

Für mich hat das manchmal anmassungen in richtung "Ah will da mal jemand einen Rassisten ausspielern nur weil das in der realen Welt 'etwas' verpöhnt ist?" - wenn man sowas am Spieltisch dann mal laut ausspricht sieht man schnell lange gesichter ;)

Ich glaub es wäre schon ein Bruch des EDO Kitchen Sink wenn Elfen und Zwerge supergute Freunde wären und sich vieleicht alle gemeinsam über die Halblinge aufregen die wie die heuschrecken ganze Landstriche wegfuttern können,... "Hilfe ein Halbling! bringt alle Lebensmittel in sicherheit!"
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 14.01.2025 | 00:16
Für mich hat das manchmal anmassungen in richtung "Ah will da mal jemand einen Rassisten ausspielern nur weil das in der realen Welt 'etwas' verpöhnt ist?" - wenn man sowas am Spieltisch dann mal laut ausspricht sieht man schnell lange gesichter ;)

Ich glaub es wäre schon ein Bruch des EDO Kitchen Sink wenn Elfen und Zwerge supergute Freunde wären und sich vieleicht alle gemeinsam über die Halblinge aufregen die wie die heuschrecken ganze Landstriche wegfuttern können,... "Hilfe ein Halbling! bringt alle Lebensmittel in sicherheit!"

Da ist mir irgendwann in der letzten Zeit auch mal die Idee durch den Kopf gegangen, Elfen und Orks die dicksten Kumpel sein und sie gemeinsam der rücksichtslosen Ausbreitung der ewig ressourcenhungrigen Menschenregimes so gut wie möglich Widerstand leisten zu lassen -- nicht mal unbedingt immer mit Gewalt (ein Blutbad unter einigermaßen friedlichen Möchtegernsiedlern anzurichten und damit direkt als nächsten Schritt den Aufmarsch einer Armee zu provozieren, wäre ja auch gar nicht zielführend), aber doch einigermaßen entschlossen.

Okay, wer hat da gerade "Ketzerei!" gerufen? >;D
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Jiba am 14.01.2025 | 00:42
Keiner. Bei „WarCraft“ wäre das sicherlich eine mögliche Allianz 😉
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: tartex am 14.01.2025 | 00:59
Ich finde ja MIDNIGHT da durchaus interessant. Hier hat man ein klassisches EDO-Setting, bei dem der Twist eben ein äußerer ist (das Böse hat gewonnen). OK, für meinen Geschmack hätte man die Gnome weglassen können. Aber zumindest traut man sich hier auch explizit alle anderen PHB-Spezies zu blockieren. Nein, liebe Spieler, die Welt ist abgeschottet, es gibt keinen Kontakt zu anderen Ebenen oder Welten, und nein, ihr könnt keine Tieflinge/Drachenblütige/etc. spielen.

Midnight kam halt für 3.0 raus und gab es noch gar keine Drachenblütigen und keine Tieflinge im PHB.  8]
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Galatea am 14.01.2025 | 01:07
Für mich hat das manchmal anmassungen in richtung "Ah will da mal jemand einen Rassisten ausspielern nur weil das in der realen Welt 'etwas' verpöhnt ist?" - wenn man sowas am Spieltisch dann mal laut ausspricht sieht man schnell lange gesichter ;)
Sehe ich jetzt weniger als Problem, mir geht es eher darum, dass hier das Konzept mit dem breiten Pinsel jeweils auf die ganze Spezies übertragen wird.
Rassisten gibt es auch in D&D genug, gerade die Drow mit ihrem künstlichen Selektionsprogramm zur Schaffung der "perfekten Elfenform" (Lebensborn anyone?) halten sich ja für den Gipfel der Schöpfung - und das sogar ohne, dass es automatisch auf die gesamte Elfenschaft (oder sogar jeden einzelnen Dunkelelfen) übertragen wird.

Wenn ein Elfencharakter aus nachvollziehbaren Gründen ("eine Gruppe Zwerge hat vor 500 Jahren Teile meines Familienwalds abgehackt, das sind alles rücksichtslose Barbaren!") Probleme/Vorurteile gegenüber Zwergen hat finde ich das vollkommen in Ordnung und oft sogar spielbereichernd - da hat man direkt schonmal einige Konflikt- und Entwicklungsmöglichkeiten mit denen man arbeiten kann.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 14.01.2025 | 01:26
Wenn ein Elfencharakter aus nachvollziehbaren Gründen ("eine Gruppe Zwerge hat vor 500 Jahren Teile meines Familienwalds abgehackt, das sind alles rücksichtslose Barbaren!") Probleme/Vorurteile gegenüber Zwergen hat finde ich das vollkommen in Ordnung und oft sogar spielbereichernd - da hat man direkt schonmal einige Konflikt- und Entwicklungsmöglichkeiten mit denen man arbeiten kann.

Außerdem muß das ja gar nicht mal strikt "rassistisch" sein. "Die meisten Zwerge sind okay oder wenigstens tolerierbar, aber mit diesem einen Clan wollen wir nichts zu tun haben!"...das könnte sogar direkt von einem anderen Zwerg kommen. ;) Irgendwelche Linien, die man in den Sand ziehen und über die hinweg man sich dann kabbeln kann, finden sich doch immer.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: felixs am 14.01.2025 | 07:37
Ich hatte mal eine Runde, in der habe ich einen geflügelter Gibbering Mouther gespielt, der sich pro Tag ca. 8 Stunden lang in einen kauzigen alten Kleriker verwandeln konnte (Hintergrund war, dass der sich durch einen missglückten Zauber die letzten 3000 Jahre auf der Schleimebene aufgehalten hat und nur durch Glück/Zufall wieder zurückgefunden hat, und er sich so sehr an das Leben als Schleim gewöhnt hatte, dass er erst wieder lernen musste seine richtige Gestalt dauerhaft zu halten).
Das war aber auch keine normale Runde - der Rest der Gruppe waren eine Mumie (Magier/Gruftprinz), ein gefügelter Dämon (konnte sich in einen Menschen verwandeln), ein Imp (konnte sich u.a. in eine Nymphe und einen Menschen verwandeln) und ein "Dreif" (Drow-Oberkörper, Löwenunterkörper mit Flügeln, der war quasi das Reittier der Gruppe und ein absoluter Alptraum irgendwo reinzuschmuggeln, v.a. da er bei Oberkörperenthüllung an den meisten Orten auf Sichtkontakt erschossen worden wäre).

Mit dem D&D 3.5 Monsterbaukasten ist das relativ problemlos möglich, praktisch alles zu spielen, was das Regelwerk an Monstern hergibt, solange es nicht Intelligenz - hat.
Man kann da auch problemlos eine komplette Sippe Drachen spielen (macht halt in Kombination mit niedrigstufigen Charakteren überhaupt keinen Sinn, aber in einer Gruppe von Stufe 10+ Charaktere kann man solche Entitäten durchaus sinnvoll unterbekommen).

Mir erschließt sich nicht so recht, was das im Zusammenhang illustrieren soll.
Ich dachte, wir wären uns alle einig, dass D&D das System ist, bei den diese Dinge möglich und Usus sind.

Andererseits ist das schon auch ein gutes Beispiel für eine Figur, die ich in einer etwas weniger abgedrehten Spielwelt nicht haben wollen würde. Meine Begründung wäre, dass Extreme sich schnell abnutzen, wenn die gehäuft (oder als Spielerfiguren) vorkommen. Aber das ist nicht entscheidend - die Entscheidung darüber, was man OK findet oder schön, kann und muss jede Gruppe selbst treffen.

Für das Thema wäre die Frage wichtig, inwieweit die Spielweltbeschreibung hier Vorgaben machen sollte und wie verbindlich die sind. Ich hätte gern verbindliche Vorgaben, damit ich vorher weiß, ob die von Dir geschilderten Figuren vorkommen, oder nicht. Ich würde dann entsprechend entscheiden, ob ich das mitspielen möchte, oder nicht.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Issi am 14.01.2025 | 08:19
Wenn man eine Welt baut, gehören Konflikte zwischen diversen "Fraktionen"( müssen nicht zwingend ganze Fantasy Völker sein. Geht auch viel kleiner: zum Beispiel zwischen zwei Städten oder Dörfern)
idR. dazu.
Ohne Spannungen, keine Spannung.

Was mich aber nicht davon abhält, das trotzdem differenziert zu sehen.
Wenn die Fraktion meiner Figur, die Fraktion einer anderen nicht mag, heißt das ja noch lange nicht, dass meine Figur sich keine eigene Meinung bilden kann.
Manche Konflikte liegen schon so lange zurück (Gerade bei Elfen und Zwergen), dass von der ursprünglichen Fede, bei neuen Generation bestenfalls noch Vorsicht übrig ist ( Weil Urahn X mal irgendwas erzählt hat von Damals )

Insofern fällt es mir schwer da überhaupt Spieleinschränkungen auszumachen.

Edit.
Ich lese solche Setzungen deshalb höchstens als Spielangebot, aus dem man was machen kann, wenn man möchte.

Dass sich die Familien von Romeo und Julia auch nicht besonders mochten, ist ja bekannt.

PS.
Dieses "Alle Orcs sind doof" - ist doch uU. genau das, was Spieler eines Halborcs reizt.
Die Aussenseiterrolle wurde bewusst gewählt, um der Figur Profil und Entwicklungspotential mitzugeben.

( Das gleiche gilt für andere Figuren, denen die Gruppe bzw. die Welt anfangs misstrauisch gegenüber steht. Sich zu beweisen, sich Vertrauen und einen Platz innerhalb der Gruppe zu verdienen, gehört hier zum Entwicklungsplan.)
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: HEXer am 14.01.2025 | 08:46
Ich finde, Symbaroum macht es ganz gut, indem es deutlich beschreibt, wie die Mitglieder einer Fraktion auch untereinander in Konkurrenz stehen und manchmal dann sogar mehr Gemeinsamkeiten mit Mitgliedern anderer Fraktionen haben. Vom Allgemeinen ins Spezielle halt.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Raven Nash am 14.01.2025 | 08:49
Midnight kam halt für 3.0 raus und gab es noch gar keine Drachenblütigen und keine Tieflinge im PHB.  8]
Ich bezog mich auch auf die aktuelle 5e-Version - 3e hätte ich nichtmal mit der Kneifzange angefasst.  ;) Und da steht es eben explizit drin.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: unicum am 14.01.2025 | 09:48
Ich hab auch nichts gegen solche Dinge wie eine Spezies die "von Natur aus Böse" ist und die Spielerfiguren ohne bedenken auf moralische probleme angehen können. Irgendwie erscheint es mir mittlerweile so das es immer weniger Ecken und kanten gibt, niemand und nichts darf alleine auf grund seiner Herkunft diskriminiert werden, niemand - ausser Nazis.

Finde ich gelinde gesagt etwas langweilig. Zugestanden es hat den Vorteil das eigentlich wieder jeder der Bösewicht sein kann (könnte ja jeder ein Nazi sein der gerade seine Uniform ausgezogen hat, egal ob er Elf, Mensch, Zwerg oder Ork ist). Wenn es keine "alle Orks sind abgrundtief böse" und "alle Elfen sind gut, solange du keine Bäume fällst" und "Alle Zwerge werden nuts wenn sie Gold sehen",... warum bringt man dann diese unterschiede denn noch?

Ich hab gerade leztens ein Regelwerk in der Hand gehabt wo der unterschied zwischen Spezies so marginalisiert ist das ich mich gefragt habe "warum hat man dann diese Spezien eigentlich noch?" - Gnom, Zwerg, Mensch, Katzenwesen in der Gruppe - bei der Verfolgungsjagdt über "3 Tagesmärsche" - da es keine Beweungsweite gibt ist die Gnomin und der Zwerg genau gleich schnell wie Katze und Mensch. Die Katze hat tatsächlich ausfahrbare Krallen - als einziger unterschied der mir aufgefallen ist - signifikant was bringen tut es nicht,... Die Gnomin ist mit abstand die beste Kämpferin der Gruppe,...

Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: tartex am 14.01.2025 | 10:40
Die Gnomin ist mit abstand die beste Kämpferin der Gruppe,...

Kann bei klassischem 3d6 in Order D&D auch leicht öfters vorkommen. Und zwischendurch hat der Bonus den Braten auch nur für Extremoptimierer fett gemacht.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 14.01.2025 | 10:41
Wenn es keine "alle Orks sind abgrundtief böse" und "alle Elfen sind gut, solange du keine Bäume fällst" und "Alle Zwerge werden nuts wenn sie Gold sehen",... warum bringt man dann diese unterschiede denn noch?

Kommt halt drauf an, auf welche Unterschiede man persönlich und als Gruppe Wert legt und auf welche nicht. Das muß wohl auch so sein, denn auf der einen Seite sind wir's ja meistens gewohnt, schon zwischen Einzelexemplaren so gut wie immer Unterschiede zu finden (wenn wir nicht gerade von so etwas wie einer Automaten-Klonrasse reden, bei der alle identisch aus der Werkstatt/dem Labor kommen und durchgehend dieselben Persönlichkeitsmodule haben, die dann auch immer aus denselben Anlässen triggern) und auf der anderen sind alle Figuren in der Spielwelt gleichermaßen ausgedacht und zumindest in dieser Hinsicht also "ein und dasselbe" (gerade NSC werden ja sogar durch die Bank vom selben Spieler dargestellt) -- da gibt's also schlicht kein objektiv festleg- und amtlich einklagbares ISO-Must-Have-Standardklischee, sondern nur Vorlieben und Abneigungen.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Skaeg am 14.01.2025 | 11:01
Ich hab auch nichts gegen solche Dinge wie eine Spezies die "von Natur aus Böse" ist und die Spielerfiguren ohne bedenken auf moralische probleme angehen können. Irgendwie erscheint es mir mittlerweile so das es immer weniger Ecken und kanten gibt, niemand und nichts darf alleine auf grund seiner Herkunft diskriminiert werden, niemand - ausser Nazis.

Finde ich gelinde gesagt etwas langweilig. Zugestanden es hat den Vorteil das eigentlich wieder jeder der Bösewicht sein kann (könnte ja jeder ein Nazi sein der gerade seine Uniform ausgezogen hat, egal ob er Elf, Mensch, Zwerg oder Ork ist). Wenn es keine "alle Orks sind abgrundtief böse" und "alle Elfen sind gut, solange du keine Bäume fällst" und "Alle Zwerge werden nuts wenn sie Gold sehen",... warum bringt man dann diese unterschiede denn noch?

Ich hab gerade leztens ein Regelwerk in der Hand gehabt wo der unterschied zwischen Spezies so marginalisiert ist das ich mich gefragt habe "warum hat man dann diese Spezien eigentlich noch?" - Gnom, Zwerg, Mensch, Katzenwesen in der Gruppe - bei der Verfolgungsjagdt über "3 Tagesmärsche" - da es keine Beweungsweite gibt ist die Gnomin und der Zwerg genau gleich schnell wie Katze und Mensch. Die Katze hat tatsächlich ausfahrbare Krallen - als einziger unterschied der mir aufgefallen ist - signifikant was bringen tut es nicht,... Die Gnomin ist mit abstand die beste Kämpferin der Gruppe,...
Das geht jetzt wieder vom Thema weg, aber hier kommen ja zwei Themenkomplexe zusammen:
a.) Dass es bei bestimmten Spezies aufgrund ihrer körperlichen Eigenschaften einfach unsinnig ist, wenn sie die ganze Bandbreite menschlicher Fähigkeiten haben, dass z.B. ein Halbling mit der Körpergröße und -Masse eines menschlichen Dreijährigen eine Stärke von 18 (oder auch nur von 10) haben kann.
b.) Das klassische Muster, demzufolge bestimmte Arten (oder eben klassisch "Rassen") scharf biologisch voneinander abgegrenzter humanoider Wesen existieren, und dass die Zugehörigkeit zu einer solchen Art nicht nur körperliche, sondern auch geistige und kulturelle Eigenschaften in hohem Maße determiniert. 
Dieses Muster ist mittlerweile ziemlich tabu, sowohl extra- als auch intradiegetisch.

Als Schlussfolgerung gebe ich dir tendenziell recht: Wenn Zwerge, Elfen, Orks etc. sowieso nur noch Menschen mit anderem Aussehen sind und weder mechanische Unterschiede noch eine unterschiedliche Stellung in der Mythologie des Settings aufweisen - dann kann man sie auch weglassen.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: tartex am 14.01.2025 | 11:13
a.) Dass es bei bestimmten Spezies aufgrund ihrer körperlichen Eigenschaften einfach unsinnig ist, wenn sie die ganze Bandbreite menschlicher Fähigkeiten haben, dass z.B. ein Halbling mit der Körpergröße und -Masse eines menschlichen Dreijährigen eine Stärke von 18 (oder auch nur von 10) haben kann.
[...]
Als Schlussfolgerung gebe ich dir tendenziell recht: Wenn Zwerge, Elfen, Orks etc. sowieso nur noch Menschen mit anderem Aussehen sind und weder mechanische Unterschiede noch eine unterschiedliche Stellung in der Mythologie des Settings aufweisen - dann kann man sie auch weglassen.

Meine Gegenfrage wäre welche Version von D&D Halblinge so abbildet, dass Körpergröße und -masse Sinn machen. AD&D1 ist ja z.B. recht restriktiv, kommt aber in der Hinsicht aber wohl trotzdem nicht über den "Ist halt Fantasy!"-Wall.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 14.01.2025 | 11:28
Meine Gegenfrage wäre welche Version von D&D Halblinge so abbildet, dass Körpergröße und -masse Sinn machen. AD&D1 ist ja z.B. recht restriktiv, kommt aber in der Hinsicht aber wohl trotzdem nicht über den "Ist halt Fantasy!"-Wall.

Na ja, was heißt da wieder "Sinn machen"? "Realistisch" betrachtet sind sowieso schon diverse große wie kleine D&D-Kreaturen ausgesprochen unrealistisch, da muß ich mich gar nicht erst speziell auf die Halblinge einschießen -- wie sonst sollte eine humanoide Gestalt von knapp fünf Metern Körpergröße aufwärts (die gängigen "Riesen") überhaupt funktionieren, geschweige denn sich auch nur annähernd so schnell bewegen wie ein Mensch? Und daß mein Schwert so einem Typen im Kampf bestenfalls gerade noch bis an die Gürtellinie reicht, bilden die Regeln ja irgendwie auch nicht so recht ab... ;)
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Tudor the Traveller am 14.01.2025 | 11:51
Das geht jetzt wieder vom Thema weg, aber hier kommen ja zwei Themenkomplexe zusammen:
a.) Dass es bei bestimmten Spezies aufgrund ihrer körperlichen Eigenschaften einfach unsinnig ist, wenn sie die ganze Bandbreite menschlicher Fähigkeiten haben, dass z.B. ein Halbling mit der Körpergröße und -Masse eines menschlichen Dreijährigen eine Stärke von 18 (oder auch nur von 10) haben kann.
b.) Das klassische Muster, demzufolge bestimmte Arten (oder eben klassisch "Rassen") scharf biologisch voneinander abgegrenzter humanoider Wesen existieren, und dass die Zugehörigkeit zu einer solchen Art nicht nur körperliche, sondern auch geistige und kulturelle Eigenschaften in hohem Maße determiniert. 
Dieses Muster ist mittlerweile ziemlich tabu, sowohl extra- als auch intradiegetisch.

Als Schlussfolgerung gebe ich dir tendenziell recht: Wenn Zwerge, Elfen, Orks etc. sowieso nur noch Menschen mit anderem Aussehen sind und weder mechanische Unterschiede noch eine unterschiedliche Stellung in der Mythologie des Settings aufweisen - dann kann man sie auch weglassen.

Ich sehe nicht, dass das so weit getrieben würde. Elfen, Zwerge etc. haben ja allgemein assoziierte typische Eigenheiten, z.B. dass Elfen im Allgemeinen eine andere Vorstellung von Ästhetik haben als Zwerge. Es wäre imo auch falsch, körperliche Eigenschaften von kulturellen völlig zu entkoppeln. Wenn Zwerge z.B. bevorzugt unterirdisch leben, liegt das ja irgendwo dazwischen. Und Körpergestalt oder Lebenserwartung werden sich ebenfalls auswirken.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Skaeg am 14.01.2025 | 12:53
Meine Gegenfrage wäre welche Version von D&D Halblinge so abbildet, dass Körpergröße und -masse Sinn machen. AD&D1 ist ja z.B. recht restriktiv, kommt aber in der Hinsicht aber wohl trotzdem nicht über den "Ist halt Fantasy!"-Wall.
100% Sinn? Keine. Aber die bestehenden Beschränkungen bei der Stärke zu eliminieren und dazu noch die "Vergrößerung" der 4th Edition wieder zurückzunehmen, verstärkt die Farce halt noch.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: tartex am 14.01.2025 | 13:14
100% Sinn? Keine. Aber die bestehenden Beschränkungen bei der Stärke zu eliminieren und dazu noch die "Vergrößerung" der 4th Edition wieder zurückzunehmen, verstärkt die Farce halt noch.

Ich bastle ja gerade D&D-B/X-Charaktere. Da sehen die Halfling-Regeln interessanterweise so aus:

Zitat
Halflings are small, good-natured demi-humans averaging only 3 feet in height and weighing about 60 pounds. They are outgoing but not unusually brave, seeking treasure as a way of gaining the comforts of home which they so dearly love.

The prime requisites for a halfling are Strength and Dexterity. A halfling character whose Strength or Dexterity score is 13 or greater will receive a 5% bonus to earned experience. Halflings whose Strength and Dexterity scores are 13 or greater will receive a bonus of 10% to earned experience.

RESTRICTIONS: Halflings use six-sided dice (d6) to determine their hit points. They may advance to a maximum of 8th level of experience. Halflings can use any type of weapon and armor which has been "cut down" to their size. Thus, they cannot use a two-handed sword or a long bow, but may use a sword or short bow. Halflings must have a minimum score of 9 in both Dexterity and Constitution.

Stärke wird also forciert und gefördert und nicht irgendwie limitiert.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Skaeg am 14.01.2025 | 13:55
Das liegt an dem "Races as Classes"-System und der Tatsache, dass Halblinge in diesem eine Mischklasse zwischen Fighter (PR=Str) und Thief (PR=Dex) darstellen. . Aber ja, wenn wir so weit zurück gehen: Da war's auch schon Gonzo. Ich beschränke mich aber bei diesem Thema auf D&D-Versionen, in denen "Race" eine separate Kategorie ist.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Galatea am 14.01.2025 | 14:23
Manche Konflikte liegen schon so lange zurück (Gerade bei Elfen und Zwergen), dass von der ursprünglichen Fede, bei neuen Generation bestenfalls noch Vorsicht übrig ist ( Weil Urahn X mal irgendwas erzählt hat von Damals )
Erzählt? Da besteht eine realistische Chance, dass der Elf dabei war (wäre ja auch toll, wenn er Zwerge deswegen nicht mag, weil sie ihm als Kind die Geburtstagsfeier versaut haben).
Ich erinnere mich noch an einen alten (möglicherweise leicht senilen) Elfen-NSC in einem unserer Midgard-Abenteuer, der sich beschwert hat, dass alle paar Jahrzehnte ein neuer "Bote" angerannt kommt, um den Pachtvertrag für ein Waldstück zu verlängern und ob das überhaupt nötig sei, der Originalvertrag sei ja gerade mal 600 Jahre alt, und ob der (seit über 500 Jahren tote) Eigentümer nicht mal wieder zu einer Tasse Tee vorbeikommen könne.
Da merkt man dann plötzlich wieder wie anders deren Blick auf die Welt und ihre Geschichte ist.

Ich hab auch nichts gegen solche Dinge wie eine Spezies die "von Natur aus Böse" ist und die Spielerfiguren ohne bedenken auf moralische probleme angehen können. Irgendwie erscheint es mir mittlerweile so das es immer weniger Ecken und kanten gibt, niemand und nichts darf alleine auf grund seiner Herkunft diskriminiert werden, niemand - ausser Nazis.

Finde ich gelinde gesagt etwas langweilig. Zugestanden es hat den Vorteil das eigentlich wieder jeder der Bösewicht sein kann (könnte ja jeder ein Nazi sein der gerade seine Uniform ausgezogen hat, egal ob er Elf, Mensch, Zwerg oder Ork ist). Wenn es keine "alle Orks sind abgrundtief böse" und "alle Elfen sind gut, solange du keine Bäume fällst" und "Alle Zwerge werden nuts wenn sie Gold sehen",... warum bringt man dann diese unterschiede denn noch?
Im Fall von Tolkiens Welt sind die Orks ja so beschaffen, dass sie praktisch ohne Aufwand von einem dunklen Herrscher (Morgoth, Sauron) fast schon wie Marionetten kontrolliert werden können (Ausnahmen gab es auch, z.B. die Orkreiche des Ostens, die Sauron bis zu ihrem Zerfall widerstanden und ihn nicht als ihren Herrscher anerkannt haben).
Selbst Tolkien hat die Orks als nicht vollkommen "irredeemable" bezeichnet - nur solange ein dunkler Herrscher anwesend war, waren sie halt meist wenig mehr als willenlose Schachfiguren.
Die haben durchaus eigene Motivationen, wie die Orks die Sam belauscht darüber reden, sich nach dem Krieg ein ruhiges Plätzchen weit weg vom dunklen Herrscher suchen, mit viel Loot und Dörfern zum ausrauben (also nichts anderes als was menschliche Räuber auch tun), sie sind halt meist nur nicht in einer Position diese auch in Realität umzusetzen.

Ich hab gerade leztens ein Regelwerk in der Hand gehabt wo der unterschied zwischen Spezies so marginalisiert ist das ich mich gefragt habe "warum hat man dann diese Spezien eigentlich noch?" - Gnom, Zwerg, Mensch, Katzenwesen in der Gruppe - bei der Verfolgungsjagdt über "3 Tagesmärsche" - da es keine Beweungsweite gibt ist die Gnomin und der Zwerg genau gleich schnell wie Katze und Mensch. Die Katze hat tatsächlich ausfahrbare Krallen - als einziger unterschied der mir aufgefallen ist - signifikant was bringen tut es nicht,... Die Gnomin ist mit abstand die beste Kämpferin der Gruppe,...
Auf der einen Seite kann ich sehen, dass es manchen Spieler nervt, wenn man in einer Rolle nicht so gut ist, nur weil man die "falsche" Spezies gewählt hat - auf der anderen Seite wird man auch als 1,40 großer Mensch nicht Conan der Barbar oder Usain Bolt. Da braucht man überhaupt keinen Hobbit für, diese Limitierungen kann unsere eigene Spezies schon hergeben.
(Wobei an dieser Stelle auch gesagt sei, dass man kleine Wesen nicht grundsätzlich unterschätzen sollte - gibt ja auch Tiere wie den Vielfraß, Honigdachs und Pavian, um die selbst deutlich größere Tiere in der Regel einen großen Bogen machen, weil sie bekloppt aggressiv und überraschend zäh sind).


Das Problem beginnt aber noch nicht mal bei den regeltechnischen Unterschieden, häufig sind die Spezies ohnehin nur komisch aussehende Menschen, die sich - abgesehen von ihrer Optik - exakt genauso verhalten wie Menschen.
Ich habe nicht sehr viele Settings gesehen, in denen sich wirklich Gedanken gemacht wurde, was eine gletscherartige Vermehrungsrate, der Wegfall der Großelternrolle oder eine deutlich veränderte Lebensspanne mit einer kulturschaffenden Spezies machen.

D&D ist da sogar noch positiv hervorzuheben, ich mag besonders den "Oh shit"-Teil bei den Elfen, wenn die Geburtenrate plötzlich stark ansteigt - D&D-Elfen sind ja alle Quasi-Unsterblich und werden permanent wiedergeboren, d.h. es gibt nur eine begrenzte Anzahl Elfenseelen, ein großer Teil von ihnen hängt zu jeder Zeit in ihrer Paradiessphäre rum und nur ein kleiner Teil auf der physischen Welt. Explodiert die Geburtenrate bedeutet das, dass die Welt mehr lebende Elfen braucht, weil bald irgendwas ganz furchtbares weltuntergangsmäßig apokalyptisches passieren wird - die vielen Elfen werden also im Prinzip nur in die Welt gesetzt, um in ein paar Jahrhunderten ganz schreckliche Tode zu sterben. Eine Spezies die bei einer rapider Vervielfachung ihrer Population Schnappatmung bekommt finde ich schon irgendwie einen coolen Twist.
Leider kommt das im praktischen Rollenspiel nicht wirklich zu tragen, außer wenn man eine Kampagne spielt, die sich im Makrobereich bewegt (was vom Regelwerk nicht vorgesehen ist, geschweige denn unterstützt wird).

Was im Rollenspiel zum tragen kommen KÖNNTE, ist die ganze Geschichte um die "unvergessliche Erinnerungen schaffen um den Verlust der Erinnerungen an das Paradies zu kompensieren"-Ding, dass die ganze Spezies am laufen hat und der Grund ist, warum junge Elfen überhaupt erst auf Abenteuer ausziehen - das gefühlt aber von 90% der Spielerschaft ignoriert wird.

Und an dem Punkt kann ich dann auch wieder den Settingschreiber verstehen, der sagt "warum soll ich mir die Mühe überhaupt erst machen, wenn's eh keinen interessiert".
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Issi am 14.01.2025 | 15:26
Ich hab auch nichts gegen solche Dinge wie eine Spezies die "von Natur aus Böse" ist und die Spielerfiguren ohne bedenken auf moralische probleme angehen können. Irgendwie erscheint es mir mittlerweile so das es immer weniger Ecken und kanten gibt, niemand und nichts darf alleine auf grund seiner Herkunft diskriminiert werden, niemand - ausser Nazis.

Finde ich gelinde gesagt etwas langweilig. Zugestanden es hat den Vorteil das eigentlich wieder jeder der Bösewicht sein kann (könnte ja jeder ein Nazi sein der gerade seine Uniform ausgezogen hat, egal ob er Elf, Mensch, Zwerg oder Ork ist). Wenn es keine "alle Orks sind abgrundtief böse" und "alle Elfen sind gut, solange du keine Bäume fällst" und "Alle Zwerge werden nuts wenn sie Gold sehen",... warum bringt man dann diese unterschiede denn noch?
Weil es Märchen ist.
Gut gegen Böse, Licht gegen Finsternis.

Wobei es mMn. darauf ankommt, wie man Gut und Böse im Spiel betrachtet.

"Böse" ist grundsätzlich alles, was mich fressen will.
Aus Perspektive der Maus sind Katzen auch abgrundtief Böse Wesen. Undzwar alle. Von Geburt an. Genetisch  >;D

Das heißt ja nicht, dass es nicht auch Freundschaften zwischen Katzen und Mäusen geben kann.
Sind halt extrem selten.*

Sieht sich die Katze selbst als Böse?
Wieso denn? Sie muss fressen und vernichtet "Schädlinge."

Vielleicht haben viele Märchen Bösewichte, - ähnlich gedacht.
Vielleicht waren sie auch nur neidisch und wollten zerstören, was sie selbst nicht haben konnten.
Vielleicht wollten sie etwas vernichten, was drohte, ihnen die Macht bzw. Existenz zu nehmen.
Vielleicht wollten sie auch einfach nur Rache, in der Hoffnung es würde ihnen Genugtuung verschaffen
Vielleicht müssen sie anderen Leid zufügen, um sich selbst besser zu fühlen.

Kurz: Das Böse ist kompliziert.
Das Gute ist noch komplizierter.
Zumal es auch stark von den Werten einer Gesellschaft abhängig ist, was denn "gut" ist.

Von "fromm" über "fleißig "bis "gehorsam " zu "keusch" ja sogar "jungfräudig"(Natürlich nur für Frauen)konnte man alles schon haben. ~;D


*
Edit.
Drachen und Zwergen werden sich in vielen Settings wahrscheinlich auch schwer einigen wenn es um Schätze geht. Und betrachten sich allein deshalb schon als Feind.


Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: felixs am 14.01.2025 | 16:58
Explodiert die Geburtenrate bedeutet das, dass die Welt mehr lebende Elfen braucht, weil bald irgendwas ganz furchtbares weltuntergangsmäßig apokalyptisches passieren wird - die vielen Elfen werden also im Prinzip nur in die Welt gesetzt, um in ein paar Jahrhunderten ganz schreckliche Tode zu sterben.

Jedes Leben muss einen schrecklichen Tod sterben - in der Regel dauert es bis dahin auch nicht ein paar Jahunderte.
Es ist vermutlich der Grunddefekt des Menschen, das nicht konsequent durchdenken zu können/wollen.

Unterschiedliche Lebensspannen sind theoretisch ein interessantes Motiv in Fantasywelten. Leider werden die Konsequenzen, die sich daraus ergeben kaum irgendwo konsequent durchgespielt. Und am Ende scheitert fast alles daran, dass Menschen halt Menschen irgendwie sympathisch finden und dann ihre Elfen/Sithi/Elben doch Sympathien für die Menschen entwickeln lassen, wie unschlüssig das auch sein mag.

Vermutlich auch das stärkste Argument für "Kitchen Sink": Da Menschen am Ende eh Menschen spielen, ist es auch egal, was auf dem Figurenbogen steht, was in den Quellenbüchern steht, was sich irgendjemand dazu gedacht hat. Also mögen die Leute halt Menschen mit Schuppen, Puschelschwänzen, großen Zähnen, spitzen Ohren, kleiner Statur etc. spielen.
(Ich distanziere mich von diesem Argument, kann es aber nicht widerlegen).
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Galatea am 14.01.2025 | 17:48
Jedes Leben muss einen schrecklichen Tod sterben - in der Regel dauert es bis dahin auch nicht ein paar Jahunderte.
Es ist vermutlich der Grunddefekt des Menschen, das nicht konsequent durchdenken zu können/wollen.
Jedes Leben muss sterben. Das kann aber auch ein friedliches Versterben im Bett sein.
Wenn bei den Elfen die Geburtenrate explodiert, dann wissen die halt schon, dass die meisten von ihnen erdolcht, aufgespießt, zerhackt, zerfetzt, vergiftet, verbrannt, lebendig gefressen oder in einer ähnlich gewalttätigen Form aus ihrer weltlichen Existenz entfernt werden.
Die können den Braten schon riechen, bevor das Kalb überhaupt geboren wurde. Kann mir nicht vorstellen, dass sowas auf die mentale Gesamtheit der Elfenkultur, die eine solche Zeit erlebt, eine überaus positive Wirkung hat.


Zitat
Vielleicht haben viele Märchen Bösewichte, - ähnlich gedacht.
Sauron hielt sich ja für den Guten, der den von den Valar verlassenen Völkern Mittelerdes die nötige Führung gibt, um das Meiste aus sich herauszuholen - ob sie wollen oder nicht (statt eines Fünfjahresplan hatte er wahrscheinlich eher einen Fünftausendjahreplan).
Im Gegensatz zu Morgoth, der einfach nur kamputtmachen wollte, hatte Sauron eine effizienzgetriebene Ordung im Sinn (weshalb er, wenn er konnte, auch Menschen gegenüber den eher chaotischen Orks vorgezogen hat).
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 14.01.2025 | 17:58
Jedes Leben muss sterben. Das kann aber auch ein friedliches Versterben im Bett sein.
Wenn bei den Elfen die Geburtenrate explodiert, dann wissen die halt schon, dass die meisten von ihnen erdolcht, aufgespießt, zerhackt, zerfetzt, vergiftet, verbrannt, lebendig gefressen oder in einer ähnlich gewalttätigen Form aus ihrer weltlichen Existenz entfernt werden.
Die können den Braten schon riechen, bevor das Kalb überhaupt geboren wurde. Kann mir nicht vorstellen, dass sowas auf die mentale Gesamtheit der Elfenkultur, die eine solche Zeit erlebt, eine überaus positive Wirkung hat.

Na, wenn das eh immer nur dieselben Elfen sind, die dauernd wiedergeboren werden, dann sind die das nach hinreichender Zeit eben einfach auch gewöhnt. >;D

Was dann wiederum eine gewisse innere Distanz zu kurzlebigeren Völkern, bei denen nicht mal sicher ist, ob sie überhaupt einem ähnlichen Kreislauf unterliegen, auf ganz natürliche Weise erklären würde. (Mensch unterm Galgen guckt seiner bevorstehenden Hinrichtung wegen furchtbar deprimiert, Elf neben ihm wundert sich und fragt schließlich: "Dein erstes Mal?") :think:
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: unicum am 14.01.2025 | 18:06
Kurz: Das Böse ist kompliziert.
Das Gute ist noch komplizierter.
Zumal es auch stark von den Werten einer Gesellschaft abhängig ist, was denn "gut" ist.

Wenn es denn noch gut und böse geben würde. Ich sehe mitlerweile eher einen Einheitsbrei kommen in dem man - exemplarisch - den Strassenräuber nicht einfach so umbatzen darf weil ... der hatte bestimmt ja nur eine schlechte Jugend, vieleicht hat er seinen Mutter früh verloren oder...

Dann gibt es eben irgendwann kein Böse mehr sondern nur noch hellgrau und dunkelgrau.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Galatea am 14.01.2025 | 18:25
Ja, vorallem, wenn man sich nichtmal sicher ist, ob die entsprechende Kultur überhaupt noch existiert, wenn man der Welt das nächste Mal einen Besuch abstattet.

Wobei es bei den D&D-Elfen ja so ist, dass die erst im Alter anfangen, sich an vergangene Leben zu erinnern. Den ersten Teil ihres Lebens ist für sie alles neu.
Am Anfang ihres Lebens erinnern sie sich auch noch an das Paradies (bzw. träumen davon), und wenn diese Erinnerungen nachlassen machen sie sich auf, um quasi als Traumakompensation tolle neue Erinnerungen zu schaffen (also sprich Abenteuer zu erleben), bis sie schließlich anfangen sich an Dinge aus ihren früheren Leben zu erinnern.
Das ist eigentlich irgendwo schon eine ziemlich tragische Geschichte.


Was Auswirkungen von langem Alter angeht - das kann schnell zu kulturellem Stillstand und einem Übermaß an komplexen Traditionen führen. Bei den Tolkien-Elfen im dritten Zeitalter sieht man das schon ein wenig - wobei die halt auch das Problem haben, dass sie mittlerweile so wenige sind, dass das zu bewahren was noch übrig ist, quasi deren einzige Option ist. Für große Kampagnen haben sie schlicht nicht mehr die nötige Elfpower.

Bei Katzenwesen, die offensichtlich reine Fleischfresser sind, wäre ein Einstieg in die Landwirtschaft extrem unwahrscheinlich. Mit ziemlicher Sicherheit würde das erst passieren, wenn sie von "Allesfressern" wie Menschen gezeigt bekommen, wie Ackerbau funktioniert.
Fischfarmen könnte ich mir dagegen durchaus vorstellen, das würde deren Hochkulturen praktisch automatisch auf Küstenregionen (und evtl. große Flussläufe) begrenzen und schonmal einen interessanten Ansatz zur Weltgeografie liefern (sicherlich würden Fische dann auch in ihren Religionen eine große Bedeutung spielen).
Und selbst wenn sie sich von Menschen oder anderen Völkern irgendwann Ackerbau und Viehzucht abschauen, dürfte die Mehrheit immernoch an den Küsten sitzen, d.h. inlands oder in der Wüste wären sie sehr selten anzutreffen und ziemlich auffällig. Durchaus auch möglich, dass sie bestimmte Umgebungen (Wüste, Ödland) als hochgradig unangenehm empfinden (Sand im Fell, den man beim saubermachen im Mund hat, ist echt bäh). Alles Dinge mit denen man arbeiten kann, um aus einer Spezies mehr zu machen als nur komisch aussehende Menschen.

Die Frage ist halt, ob das dann auch irgendwer nutzt, oder am Ende trotz aller Mühen nur wieder komisch aussehenden Menschen gespielt werden.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Galatea am 14.01.2025 | 18:26
Dann gibt es eben irgendwann kein Böse mehr sondern nur noch hellgrau und dunkelgrau.
Oder man spielt einfach Warhammer40k. Da gibts nur Schwarz.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: felixs am 14.01.2025 | 18:38
Jedes Leben muss sterben. Das kann aber auch ein friedliches Versterben im Bett sein.

Zweiteres ist eher nicht die Regel - und selbst wenn; was wäre daran gut? Es ist besser, als ein schmerzhafter Tod, sonst nicht viel. Und aus ersterem lässt sich vor allem ein Argument gegen das Leben an sich gewinnen - das ist es, was ich sagen wollte.

Man kann argumentieren: Sterblichkeit entwertet das Leben - aus der Sicht von Unsterblichen erst recht. (Außer natürlich man fängt mit diesem ganzen "weil-es-so-kurz-ist,-ist-es-so-besonders"-Kitsch an.)

Aber, mit Goethes Mephito gesprochen: "Nun sind wir schon wieder an der Grenze unsres Witzes, da, wo euch Menschen der Sinn überschnappt. "

Fremdartigkeit ist herausfordernd, weicht ab, ist unbehaglich, stellt Dinge in Frage, über die niemand nachdenken möchte. Daher spielen am Ende eh wieder alle Menschen mit spitzen Ohren, Menschen mit Hörnern etc. Ein bisschen wie bei Star Trek - Vulkanier müssen am Ende dann eben doch wieder Menschen sein; ebenso wie Klingonen, Ferengis etc. Etwas anderes können sich die wenigsten vorstellen, geschweige denn konsequent umsetzen.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Issi am 14.01.2025 | 19:41
Wenn es denn noch gut und böse geben würde. Ich sehe mitlerweile eher einen Einheitsbrei kommen in dem man - exemplarisch - den Strassenräuber nicht einfach so umbatzen darf weil ... der hatte bestimmt ja nur eine schlechte Jugend, vieleicht hat er seinen Mutter früh verloren oder...

Dann gibt es eben irgendwann kein Böse mehr sondern nur noch hellgrau und dunkelgrau.
Naja, bei Wesen, die dich töten wollen, hat deine Figur nur dann die Wahl, wenn sie die Situation kontrolliert.

Ansonsten heißt es: Töten oder getötet werden.
Da dürfte sich das Mitleid häufig in Grenzen halten.

Was anderes ist es, wenn noch Verhandlungen möglich sind. Voraussetzung ist der Gegner hat eine mindest Intelligenz plus Möglichkeiten zur Verständigung.

Wenn es trotzdem zu Kampf und Tod kommt, plagt uU. ein Gewissen.

Da wäre für mich die Frage: Was wäre die Alternative?

Denn metzeln ohne schlechtes Gewissen steht doch idR den Helden nicht so gut.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Boba Fett am 14.01.2025 | 20:01
Da wäre für mich die Frage: Was wäre die Alternative?
Die wurden oben doch genannt - seite 1 und 2.
Und es geht ja nicht um Metzeln oder nicht, sondern um die Spielwelt Beschaffenheit.
Also weg von Pseudo-Mittelalter Elfen/Zwerge/etc. mit phantastischen Inhalten.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Kurna am 14.01.2025 | 20:33
[...]

Bei Katzenwesen, die offensichtlich reine Fleischfresser sind, wäre ein Einstieg in die Landwirtschaft extrem unwahrscheinlich. Mit ziemlicher Sicherheit würde das erst passieren, wenn sie von "Allesfressern" wie Menschen gezeigt bekommen, wie Ackerbau funktioniert.
Ach, wenn die merken, wie viele Mäuse man mit einem Getreidespeicher anlocken kann, dann beginnen die sehr schnell mit der Landwirtschaft.

Zitat
Fischfarmen könnte ich mir dagegen durchaus vorstellen, das würde deren Hochkulturen praktisch automatisch auf Küstenregionen (und evtl. große Flussläufe) begrenzen und schonmal einen interessanten Ansatz zur Weltgeografie liefern (sicherlich würden Fische dann auch in ihren Religionen eine große Bedeutung spielen).

Wobei nur sehr wenige Katzenarten explizite Fischfänger sind. Die meisten Arten jagen doch eher Landwirbeltiere.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Managarmr am 14.01.2025 | 22:35
Shadowrun macht das besser als D&D. Unterschiedliche Bewegungsraten, und es wird recht deutlich thematisiert dass Orks und Trolle nur eine sehr kurze Zeit haben, während Zwerge und v.a. Elfen wiederum sehr lange planen können. Was wiederum die Menschen neidisch und (und was politische Machenschaften mancher Elfen angeht berechtigt) misstrauisch macht. Offener Rassismus gegeneinander  und Bekämpfen desselben ist zumindest in den frühen Ausgaben durchaus ein Thema mit dem die Spieler sich auseinandersetzen müssen.

Wie weit Spieler das dann wirklich ausspielen ist nochmal eine andere Frage.
Funktioniert aber manchmal, in der einen SR Runde ist eine SC mit einem Ork verbändelt, und schon jetzt verzweifelt, da sie weiss wenn sie nicht bei einem Run draufgeht, sie ihren Partner so ca 250 Jahre überleben wird.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Tudor the Traveller am 14.01.2025 | 23:18
Bei Katzenwesen, die offensichtlich reine Fleischfresser sind, wäre ein Einstieg in die Landwirtschaft extrem unwahrscheinlich. Mit ziemlicher Sicherheit würde das erst passieren, wenn sie von "Allesfressern" wie Menschen gezeigt bekommen, wie Ackerbau funktioniert.

Scheint mir zu kurz gedacht. Viehzucht wäre doch naheliegend, machen wir Menschen ja auch. Und Vieh muss ernährt werden. Der Ackerbau hätte eher einen anderen Schwerpunkt, weil 100% für Viehfutter.

Ggfs. braucht es da sogar eine komplexe Kultur, weil das Vieh die Katzenwesen als Raubtiere wittert? Das ist dann aber schnell völlig spekulativ und beliebig setzbar.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 14.01.2025 | 23:44
Ich denke, eine Zivilisation von reinen Fleischfressern wird normalerweise einfach nicht dieselbe Größe erreichen können wie eine aus Pflanzen- oder Allesfressern -- unter anderem, weil es schlicht deutlich weniger effizient ist, Pflanzen an Tiere zu verfüttern, um die dann essen zu können, als gleich die Pflanzen selber zu essen, die in ihnen enthaltenen Nährstoffe direkt zu nutzen, und den Zwischenwirt einzusparen. (Kann man ja schon am realen menschlichen Fleischkonsum sehen, und dabei verfüttern wir noch in erster Linie Pflanzen, die wir selbst so ohne Weiteres gar nicht verdauen könnten.) In einer Multivölkerwelt dürften solche Leute oft sogar noch am besten fahren, wenn sie sich einer weniger peniblen anderen Kultur anschließen und sich von der zumindest teilweise mit durchfüttern lassen können (ähnlich wie reale Hauskatzen beispielsweise auch ;))...

...allerdings wird das dann wohl langsam ein Thema für sich.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Tudor the Traveller am 15.01.2025 | 06:46
...allerdings wird das dann wohl langsam ein Thema für sich.

Es ist insofern on topic, weil es zeigt, dass die Forderung nach Schlüssigkeit grundlegend problembehaftet ist: darüber lässt sich oft kein Konsens erzielen, was die einen schlüssig finden, finden die anderen konstruiert oder völlig unplausibel. Das ist ja bei realen Themen schon so, angefangen in der Wissenschaft und im Extremen bei Verschwörungstheorien. Und eben 10 mal mehr in der Phantastik, wo noch viel weniger Fixpunkte existieren.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Issi am 15.01.2025 | 09:46
Die wurden oben doch genannt - seite 1 und 2.
Und es geht ja nicht um Metzeln oder nicht, sondern um die Spielwelt Beschaffenheit.
Also weg von Pseudo-Mittelalter Elfen/Zwerge/etc. mit phantastischen Inhalten.
Ich meinte die Alternative zu Straßenräuber abmetzeln ohne schlechtes Gewissen.

Das müssen nicht zwingend Orcs sein.

Edit.
Aber nehmen wir an, es sind ausschließlich Orcs gemeint.

Ist dann die Lösung: Alle EDOs müssen weg?


In vielen Setzungen ist der Quark mit "böse von bösen Göttern erschaffen" ja längst raus.
Im Zweifel sind sie wie Trolle, Goblins, Kobolde whatever - einfach Fantasy-Wesen die auch Abenteurer auf ihrer Speisekarte haben können (Aber nicht müssen)
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 15.01.2025 | 09:49
Es ist insofern on topic, weil es zeigt, dass die Forderung nach Schlüssigkeit grundlegend problembehaftet ist: darüber lässt sich oft kein Konsens erzielen, was die einen schlüssig finden, finden die anderen konstruiert oder völlig unplausibel. Das ist ja bei realen Themen schon so, angefangen in der Wissenschaft und im Extremen bei Verschwörungstheorien. Und eben 10 mal mehr in der Phantastik, wo noch viel weniger Fixpunkte existieren.

"Schlüssigkeit" ist relativ, das ist schon richtig. Aber darum ging's ja ursprünglich auch gar nicht. :)
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Galatea am 15.01.2025 | 14:17
Es ist insofern on topic, weil es zeigt, dass die Forderung nach Schlüssigkeit grundlegend problembehaftet ist: darüber lässt sich oft kein Konsens erzielen, was die einen schlüssig finden, finden die anderen konstruiert oder völlig unplausibel. Das ist ja bei realen Themen schon so, angefangen in der Wissenschaft und im Extremen bei Verschwörungstheorien. Und eben 10 mal mehr in der Phantastik, wo noch viel weniger Fixpunkte existieren.
Im Prinzip ist es ja egal, wie plausibel das ganze am Ende ist, Hauptsache ist jemand hat sich überhaupt Gedanken gemacht. Oft scheitert es ja schon am Grundlegenden.
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: unicum am 15.01.2025 | 23:01
Also für mich ist es nicht ganz so wichtig ob eine Weltbeschreibung jezt mit einer absolut durchdachten Wirtschaftssimulation daherkommt mit Bevölkerungswachstum, Nachrungsproduktion, magischer Geburtenkontrolle etc pp.

Es soll jezt nicht komplett an den Haaren herbeigezogen sein (es sei den es hat nicht den Ansprucht, also bei PPnP erwarte ich jezt nicht das aufgedröselt wird wo das Waschpulver herkommt) aber ich will eigentlich im Rollenspiel einzelne Figuren in einer Welt spielen und nicht in einer Wirtsschaftssimulation die mir sagt "Sorry dein Katzenmensch kann sich nicht komplett fleischlich ernähren das bringt die Wirtschaftsleitung nicht".

Also ja irgendwo in der Mitte.

Und ich denke viele haben eh kein Problem damit. Ich frag mich ja auch nicht wie der Drache den ganzen Goldschatz in seine Höhle gebracht hat und wieviele Goldmünzen er unterwegs immer wieder verloren hat,...
"Wieso heisst der Weg ins Gebirge Goldstrasse?" "Weil der Drache auf seinem Flug zu seiner höhle über die hälfte seines Hortes unterwegs verloren hat,..."
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: nobody@home am 15.01.2025 | 23:55
Und ich denke viele haben eh kein Problem damit. Ich frag mich ja auch nicht wie der Drache den ganzen Goldschatz in seine Höhle gebracht hat und wieviele Goldmünzen er unterwegs immer wieder verloren hat,...
"Wieso heisst der Weg ins Gebirge Goldstrasse?" "Weil der Drache auf seinem Flug zu seiner höhle über die hälfte seines Hortes unterwegs verloren hat,..."

Der Drache als Schatzwächter ist sowieso frech vom ollen Fafnir geklaut, und der hat sich erst in einen Drachen verwandelt, nachdem er den unrechtmäßig erworbenen Schatz in Sicherheit gebracht hatte -- von vornherein aus einem Ei in die Welt geschlüpft ist der gar nicht.

Persönlich bin ich da als SL also jederzeit bereit, mich auf "Drachen brauchen bei mir normalerweise einfach keine Schätze, also horten sie die auch nicht." zurückzuziehen und das selbstmitleidige Jammern der Möchtegern-Drachenraubmörder zu genießen, die sich nur wegen der erhofften Reichtümer mit ihnen anlegen wollten... >;D

(Oder, da wir ja immer noch im "Kitchen Sink"-Faden sind: vielleicht lasse ich die Drachen auch mal einfach komplett weg. Gibt's in der Spielwelt dann trotz aller anderen eventuell vorhandenen Fantasyklischees einfach nicht und hat es auch nie...mal sehen, wer den Twist kommen sieht. :ctlu:)
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 16.01.2025 | 15:52
Oder auch an der Frage, ob man den gesamten D&D-Zoo im Spiel haben muss.
was ist mit bewusst haben will


Zitat
Ich jedenfalls wäre bei drachenähnlichen Wesen als Spielerfiguren in Midgard raus.
wie siegt es da mit Katzen etc ähnlichen aus ?
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Raven Nash am 16.01.2025 | 16:16
Persönlich bin ich da als SL also jederzeit bereit, mich auf "Drachen brauchen bei mir normalerweise einfach keine Schätze, also horten sie die auch nicht." zurückzuziehen und das selbstmitleidige Jammern der Möchtegern-Drachenraubmörder zu genießen, die sich nur wegen der erhofften Reichtümer mit ihnen anlegen wollten... >;D
Meine Drachen sehen "Hoarding" als Krankheit, und bedauern diejenigen Artgenossen, die dieser Zwangsstörung anheim fallen.  :D
Titel: Re: [Rant] Der ewige Kitchen Sink
Beitrag von: Aedin Madasohn am 16.01.2025 | 17:19
@Scheibenweltdrachenhort
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