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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Swanosaurus am 28.03.2025 | 14:23

Titel: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Swanosaurus am 28.03.2025 | 14:23
Mir fiel gerade wieder ein, was bei meiner Teenager-Gruppe zur ganz hohen Schule des Rollenspiels gehörte - und wie positive Erinnerungen ich damit immer noch verbinde: Das krasse Nerfen von in der Gruppe etablierten Charakteren, damit sie beweisen können, wie sehr sie auch dazugehören, wenn sie z.B. kämpferisch so gut wie nix mehr beizutragen haben.

Ich habe zwischenzeitlich einen ausgebrannten Magier gespielt (keine Astralenergie), einen Magier im Steinkörper, der buchstäblich ein Klotz am Bein der Gruppe war, einen Söldner, der aus Glaubensgründen nicht mehr kämpfte ... mal ganz abgesehen von meinem DSA-Barden, der halt ein DSA-Barde war und damit richtig ... genaugenommen nichts Hilfreiches konnte.

Aber es war geil. Je überraschender und krasser, desto (oft) geiler.

Und das war nicht mit einem modernen System wie Fate, wo dein Einhändiger Doppelsöldner sein Handicap zum Aspekt macht und unterm Strich dann genauso effektiv ist und seine Attacken dann nur narrativ anders geskinnt werden; das war DSA 3, wo -7 auf AT/PA mit der falschen Hand halt -7 auf AT/PA war und du, wenn du schon zehnte Stufe warst und plötzlich mit links Kämpfen lernen musstest, wusstest, dass du die Abzüge bestenfalls auf -3/-3 hochkriegst. Dass du also eventuell DAUERHAFT generft warst. Okay, oft gab es dann auch Rückzieher - natürlich haben dann immer wieder auch Götter verlorene Hände oder Astralenergien zurückerstattet und Ähnliches, aber das war ungewiss, und in der Regel wurden mindestens 3-4 Abenteuer mit dem Plötzlich-Nichtskönner gespielt.

Ich habe das geliebt. Es war nicht immer perfekt: Manchmal hat der SL einem auch was reingedrückt, was er charaktermäßig eine tolle Idee fand, während man selbst er mittelmäßig begeistert war. Aber selbst das war eigentlich meistens besser als die ewige lineare Progression. Nun ist DSA3 in Sachen Progression auch ein ausnehmend langweiliges System, und da war man vielleicht froh über alles, was das aufmischte, zum Guten wie zum Schlechten.

Trotzdem muss ich mal sagen: Das war toll. Ich bin immer gern verstümmelt worden.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Prisma am 28.03.2025 | 14:40
Was ist eingentlich los im Forum? Zuerst der "Aufstand der Schummelspieler" und jetzt kommen die Taschenlampenfallenlasser aus ihren Löchern gekrochen? ( ~;D )

Ich bin immer gern verstümmelt worden.
Nichts gegen Charaktere mit Problemen, aber den Satz muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.  wtf?
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Swanosaurus am 28.03.2025 | 14:50
Was ist eingentlich los im Forum? Zuerst der "Aufstand der Schummelspieler" und jetzt kommen die Taschenlampenfallenlasser aus ihren Löchern gekrochen? ( ~;D )

Ja, ich fand, das passt irgendwie in den Diskurs gerade.


Nichts gegen Charaktere mit Problemen, aber den Satz muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.  wtf?

Ich wollte ja auch was Zitierwürdiges schreiben!
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: chad vader am 28.03.2025 | 15:12
WTF?!  ;D

Ne, das war jetzt weniger unser Ding
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: gilborn am 28.03.2025 | 15:25
Wenn der SL es unterstützt, finde ich das beschriebene ziemlich geil.

Ich hatte bei unserer DSA Kampagne einen Spieler, der einen Hesindegeweithen gespielt hat, das war dann für mich eine Herausforderung.
Es ging nicht darum, wie er jetzt effektiv sein konnte, sondern was er im Kampf erlebt. Das war dann eher so Merri und Pippin (oder wie diese Hobbits heißen) versuchen mitten im Schlachtgetümmel zu überleben.

Wenn man was reißen will im Sinne von Kampfausgang, spielt man so jemanden eh nicht, wenn es ums ausspielen der Rolle geht, kann das ne super Abwechslung sein.

Davon ab fällt mir (Spoiler Game of Thrones) natürlich sofort Jaime Lennister ein - der wurde nach Verlust seiner Hand auch nie mehr der Alte. Finde ich auch super wenn das so durchgezogen wurde, und ich dachte auch immer, wie cool ich das am Spieltisch fände.

Was ich mir wiederum nicht so cool vorstelle:
Wenn jeder auf Biegen und Brechen in irgendeiner Form gehandicapt ist.
Wobei man das dann natürlich auch zum Kampfagneninhalt machen kann a´la Space Cowboys.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: ghoul am 28.03.2025 | 15:27
Zuerst der "Aufstand der Schummelspieler" und jetzt kommen die Taschenlampenfallenlasser aus ihren Löchern gekrochen? 

Danke! Genau das ist es - Taschenlampenfallerei. Eine Folgeerscheining langweiliger Systeme.
https://ghoultunnel.wordpress.com/2011/10/21/neue-erkenntnisse-uber-spielertypen/

Man kann aber auch absichtlich Personnagen mit Handicap erstellen, in Systemen, die keine Fehler verzeihen (CoC Chaosium style; AD&D). Nicht um die Gruppe zu nerfen, sondern um für sich selbst den Reiz des Einsatzes weiter zu erhöhen.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Swanosaurus am 28.03.2025 | 15:36
Danke! Genau das ist es - Taschenlampenfallerei. Eine Folgeerscheining langweiliger Systeme.
https://ghoultunnel.wordpress.com/2011/10/21/neue-erkenntnisse-uber-spielertypen/

Man kann aber auch absichtlich Personnagen mit Handicap erstellen, in Systemen, die keine Fehler verzeihen (CoC Chaosium style; AD&D). Nicht um die Gruppe zu nerfen, sondern um für sich selbst den Reiz des Einsatzes weiter zu erhöhen.

Ich habe den Begriff des Taschenlampenfallenlassens ja im anderen Thread aus Leichtfertigkeit selbst ins Spiel gebracht, weil ich es witzig fand, muss aber bei näherer Überlegung feststellen, dass der eigentlich nichts mit dem Erlebten/Beschriebenen zu tun hat.

Mich würde interessieren, wie ein Unterschied in deiner Bewertung zustandekommt, je nachdem, ob ich mir gleich einen Charakter mit Handicap erstelle, um den Einsatz zu erhöhen, oder ob ich ein im Spiel entstehendes Handicap willkommen heiße, weil es ebenfalls den Einsatz erhöht? Wenn ich meinen Charakter einhändig erstelle, dann bin ich irgendwie eine coole Sau, die die Herausforderung liebt, aber wenn ich es cool finde, wenn er im Spiel einhändig wird, bin ich irgendwie ein uncooler Loser und mein System ist langweilig?
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 28.03.2025 | 16:01
Also wenn das gut gespielt ist, dann nerft das doch nicht. Ich bin immer wieder verwundert, warum Leute sowas so ablehnen. Gerade bei One-Shots ist das doch eine coole Sache.
Ich fand bei Deadlands immer lustig, wie ablehnend die Leute auf den Nachteil "totkrank" reagiert haben. Man könnte meinen, man kann nur junge und gesunde Charaktere spielen.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: gilborn am 28.03.2025 | 16:12
Ich bin auch ein Fan vom Taschenlampenfallenlassen!

Oft höre ich dass Leute auf ihre Mitspieler sauer sind wenn sie es machen - ich feiere sie immer!

Gut, wenn die Daumenschrauben in einem entsprechend Tödlichen System konstant auf Anschlag gezogen sind, wäre das vermutlich was anderes. Aber das ist dann auch wieder nicht meins, da kann die Atmosphäre nicht atmen.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: ghoul am 28.03.2025 | 16:16
Ich habe den Begriff des Taschenlampenfallenlassens ja im anderen Thread aus Leichtfertigkeit selbst ins Spiel gebracht, weil ich es witzig fand, muss aber bei näherer Überlegung feststellen, dass der eigentlich nichts mit dem Erlebten/Beschriebenen zu tun hat.

Mich würde interessieren, wie ein Unterschied in deiner Bewertung zustandekommt, je nachdem, ob ich mir gleich einen Charakter mit Handicap erstelle, um den Einsatz zu erhöhen, oder ob ich ein im Spiel entstehendes Handicap willkommen heiße, weil es ebenfalls den Einsatz erhöht? Wenn ich meinen Charakter einhändig erstelle, dann bin ich irgendwie eine coole Sau, die die Herausforderung liebt, aber wenn ich es cool finde, wenn er im Spiel einhändig wird, bin ich irgendwie ein uncooler Loser und mein System ist langweilig?

Es ist ein Unterschied, ob man eine Personnage mit Handicap effizient spielt oder ob man grundsätzlich ineffizient spielt (TLFL).
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Sternschnuppe am 28.03.2025 | 16:21
Was ist denn effizientes Spielen?
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Swanosaurus am 28.03.2025 | 16:21
Es ist ein Unterschied, ob man eine Personnage mit Handicap effizient spielt oder ob man grundsätzlich ineffizient spielt (TLFL).

Ja.
Hat allerdings weder etwas mit diesem Thread noch mit der Differenzierung, die du weiter oben in deinem Beitrag vorgenommen hast (Charaktere vor oder nach Spielbeginn gehandicapt), noch mit meiner Nachfrage zu tun.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: ghoul am 28.03.2025 | 16:25
Was ist denn effizientes Spielen?
Problemlösungsorientiert.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: ghoul am 28.03.2025 | 16:28
Ja.
Hat allerdings weder etwas mit diesem Thread noch mit der Differenzierung, die du weiter oben in deinem Beitrag vorgenommen hast (Charaktere vor oder nach Spielbeginn gehandicapt), noch mit meiner Nachfrage zu tun.

Sorry, Müdigkeit keine Absicht.
Nein, ich habe kein Ranking zu Verstümmelungen. Ehrlich erspielt ist wahrscheinlich interessanter? Will aber nicht jeder.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Sternschnuppe am 28.03.2025 | 16:29
Problemlösungsorientiert.

Okay.

Was für bestimmte Rollenspiele (System, wie Spielweise, wie Genre) aber gar keine Rolle spielt.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: ghoul am 28.03.2025 | 16:30

Was für bestimmte Rollenspiele (System, wie Spielweise, wie Genre) aber gar keine Rolle spielt.

Eben.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Johann am 28.03.2025 | 16:39
Man kann aber auch absichtlich Personnagen mit Handicap erstellen, in Systemen, die keine Fehler verzeihen (CoC Chaosium style; AD&D). Nicht um die Gruppe zu nerfen, sondern um für sich selbst den Reiz des Einsatzes weiter zu erhöhen.

Dem kann ich nur beipflichten! In einem Spiel ohne Netz und doppelten Boden ist das Überleben mit einem kompromisslos gespielten ehrenhaften Ritter, naiven Barbaren usw. eine tolle Herausforderung!

("Schwierigkeitsgrad: Paladin" nennt man das in meiner Stammrunde schon mal, ganz gleich, ob es die Klasse gibt.)
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Swanosaurus am 28.03.2025 | 16:48
Dem kann ich nur beipflichten! In einem Spiel ohne Netz und doppelten Boden ist das Überleben mit einem kompromisslos gespielten ehrenhaften Ritter, naiven Barbaren usw. eine tolle Herausforderung!

("Schwierigkeitsgrad: Paladin" nennt man das bei uns, ganz gleich, ob es die Klasse gibt.)

Da tue ich mich jetzt aber echt schwer, den Unterschied zwischen dem "kompromisslos gespielten naiven Barbaren" und "Mein dummer Barbar zerstört den Bannkreis" (Taschenlampenfallenlasser) zu erkennen.
Ich meine klar, zum TLFL gehört, dass er den anderen die Tour vermasselt, aber das ist ja sehr auslegbar, und beim "kompromisslos gespielten naiven Barbaren" dürfte genau das - den anderen die Tour zu vermasseln - ja das zentrale Element sein (zumal es ja gar nicht in Spielerhänden liegt, ob man sich mit dem Verhalten des eigenen Charakters nur selbst ins Fleisch schneidet oder der ganzen Gruppe).

Na ja, ich werde dann mal bei Cthulhu die Herausforderung suchen, indem ich einen kompromisslos gespielten schreckhaften Akademiker führe.  ;D
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: ghoul am 28.03.2025 | 16:57
Nur der Enervierungsfaktor scheidet den einen Barbaren von dem anderen.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Swanosaurus am 28.03.2025 | 17:08
Nur der Enervierungsfaktor scheidet den einen Barbaren von dem anderen.

Meinst du damit, wer nervt, ist ein TLFL?
Das heißt, die Definition liegt alleine im Auge des Betrachters?
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Feuersänger am 28.03.2025 | 17:24
Ursprünglich steht Taschenlampenfallenlasser ja für einen Spieler, der seinen Mitspielern ohne Not ans Bein kackt und sich selber aus der Affäre zieht. Etwas weiter gefasst dann eben den Spieler, der auch das Aus für seinen eigenen SC in Kauf nimmt, wenn er damit nur seinen Mitspielern schaden kann.

Das seh ich jetzt hier in den beschriebenen Fällen eher nicht. Die gehen mehr in Richtung Bauergaming.

Wobei Bauergaming ja wiederum impliziert, dass das rum-bauern entweder vom System so vorgesehen ist, oder eine freiwillige Entscheidung des Spielers ("Ich steigere nicht Schwerter sondern Ackerbau").

Sowas wie "wir spielen ein Spiel in dem Charaktere verkrüppelt werden können, und auch wenn das passiert werden sie nicht ausgetauscht sondern bis zum bitteren Ende weitergespielt" ist mir aber in der Form noch nicht untergekommen. Also _wenn_ mal so ein schwerwiegendes Handicap eintrat à la Kämpfer kann nicht mehr kämpfen, Zauberer kann nicht mehr zaubern, dann musste entweder klar sein dass es halbwegs zeitnah behoben werden kann, oder wenn es da keine Hoffnung gab war es das halt mit dem Charakter.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Galatea am 28.03.2025 | 17:25
Dem kann ich nur beipflichten! In einem Spiel ohne Netz und doppelten Boden ist das Überleben mit einem kompromisslos gespielten ehrenhaften Ritter, naiven Barbaren usw. eine tolle Herausforderung!

("Schwierigkeitsgrad: Paladin" nennt man das in meiner Stammrunde schon mal, ganz gleich, ob es die Klasse gibt.)
Kommt ganz schwer darauf an, wie das in der Praxis aussieht.

Ich hab schon "herausfordernde" Charaktere gespielt (in Star Wars einen Insektiodensoldaten, der ein echter Brecher war, aber oft sehr instinktiv gehandelt/Dinge sehr wörtlich genommen hat, gerne mit dem Kopf durch die Wand ging (es aber halt auch konnte) und das Konzept von heller/dunkler Seite überhaupt nicht verstanden hat)
und mit solchen Charakteren in einer Gruppe gespielt (Versehrte in Opus anima, deren Spielerin das "erst handeln (sprich niedermetzeln) und dann Fragen stellen" der Ausrichtung sehr ernst genommen hat und in derselben Runde eine Unwissende deren Spielerin ADS hatte (perfektes Match von Spieler und "Klasse") und oft keine Ahnung vom sorgsam ausgearbeiteten Plan, wenn es los ging; Waghals bei Ratten! - eine Gruppierung deren gesammter Schtick ist die spektakulärste legendärste Aktion aller Zeiten abzuziehen und damit in die "Geschichtsbücher" einzugehen) - aber keiner dieser Charaktere war DUMM oder dumm gespielt.

Die haben alle eher intuitiv und oft ohne gründliches Nachdenken (oder Plan) gehandelt, aber ihre Aktionen waren nicht selbstmörderisch oder mutwillig sabotierend.
Sowas kann Spaß machen und durchaus bereichernd für das Spielerlebnis sein.


Konträr dazu steht der braichialkonsequent gespielte Rondra-Geweihte, der den sorgsam vorbereiteten Hinterhalt sabotiert hat, indem er den feindlichen Hauptmann zum Duell herausgefordert hat, was dazu führte, dass am Ende die komplette Gruppe tot war (fragt man sich, wie der überhaupt lange genug überlebt hat, um ein kompetenter Kämpfer zu werden).
So jemanden braucht niemand.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: HEXer am 28.03.2025 | 17:26
Was ist eingentlich los im Forum? Zuerst der "Aufstand der Schummelspieler" und jetzt kommen die Taschenlampenfallenlasser aus ihren Löchern gekrochen? ( ~;D )
Nichts gegen Charaktere mit Problemen, aber den Satz muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.  wtf?

Nicht zu vergessen der alljährlich wiederkehrende "Selbsthilfekreis von SLs traumatisierter Spielender"... it's a classic.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: WitzeClown am 28.03.2025 | 17:35
Trotzdem muss ich mal sagen: Das war toll. Ich bin immer gern verstümmelt worden.

Peak Tanelorn.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Darius der Duellant am 28.03.2025 | 17:49
Peak Tanelorn.

Aye

Also kann man schon machen, aber ich sehe den Sinn dahinter nicht.
Mal in Situationen kommen wo temporär die Ressourcen/Optionen eingeschränkt sind und man sich mit dem Begnügen muss was man zur Hand hat?
Gerne.

Aber sich permanent ("oh ich habe eine Hand verloren und hab nun eine gute Gelegenheit in Cyber-Ware reinzuschnuppern fällt NICHT darunter) den Char verkrüppeln und das auch noch zu feiern statt als zu vermeidende aber reale Bedrohung zu sehen?
Muss sagen dass ich das dahinter stehende Mindset nicht nachvollziehen kann.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Swanosaurus am 28.03.2025 | 17:54

Aber sich permanent ("oh ich habe eine Hand verloren und hab nun eine gute Gelegenheit in Cyber-Ware reinzuschnuppern fällt NICHT darunter) den Char verkrüppeln und das auch noch zu feiern statt als zu vermeidende aber reale Bedrohung zu sehen?
Muss sagen dass ich das dahinter stehende Mindset nicht nachvollziehen kann.

Was ich feiern würde, ist ja eher, dass die Bedrohung real ist und es trotzdem weitergeht, wenn sie eintritt. Finde ich zumindest reizvoller, als eine Bedrohung, die entweder nicht eintritt, oder nach Eintreten schnellsmöglich behoben wird oder das Ende des Charakters bedeutet, was ja letztendlich auch nur eine Form ist, das Handicap durch Ersatz der gehandicappten Figur zu "beheben".

Dahinter steckte in jedem Fall ein starkes "unsere Helden sind die Protagonisten, egal, was kommt"-Gefühl. Es brauchte nie eine Rechtfertigung dafür, dass es um sie ging.

EDIT: Ist Rollenspiel nicht eigentlich oft recht voll von solchen "Wir versuchen, es zu vermeiden, aber wenn es Eintritt, ist es oft toll und denkwürdig"-Momenten?
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Johann am 28.03.2025 | 17:56
Da tue ich mich jetzt aber echt schwer, den Unterschied zwischen dem "kompromisslos gespielten naiven Barbaren" und "Mein dummer Barbar zerstört den Bannkreis" (Taschenlampenfallenlasser) zu erkennen.
Ich meine klar, zum TLFL gehört, dass er den anderen die Tour vermasselt, aber das ist ja sehr auslegbar, und beim "kompromisslos gespielten naiven Barbaren" dürfte genau das - den anderen die Tour zu vermasseln - ja das zentrale Element sein (zumal es ja gar nicht in Spielerhänden liegt, ob man sich mit dem Verhalten des eigenen Charakters nur selbst ins Fleisch schneidet oder der ganzen Gruppe)."

Für mich klingt Taschenlampenfallenlassen erst mal so, als würde der verantwortliche Spieler (a) kurz die Rolle der Spielleitung an sich reißen und eine Moralprobe für den eigenen Charakter anordnen und (b) 'schummeln', indem er entscheidet, wie diese Probe ausfällt (hier: sie misslingt), um den Spielverlauf zu steuern (hier: für mehr Dramatik).

Wenn man sehr locker spielt ('Freeform'?), mögen die Grenzen zwischen Spielern und Spielleitung verschwimmen und das kann Spaß machen -- mehr als ein paar Abende Erfahrung habe ich damit indes nicht --, aber ich kann von gnadenlosem D&D berichten, dass meine Spieler manchmal ganz ohne Absicht agieren, als hätten ihre Charaktere quasi ihre Moralproben vergeigt (nur NSCs und Monster müssen die würfeln), wenn sie in Panik auf Spielerebene schlechte Entscheidungen treffen, deretwegen dann die ganze Expedition abraucht.

Und die Absicht ist entscheidend, d.h. *warum* ich eine taktisch schlechte oder katastrophale Entscheidung treffe. Und ich denke, dass die Mitspieler das i.d.R. gut einschätzen können.

a) Schwinge ich mich zum Spielleiter auf, gar um die Geschichte zu steuern?
b) Agiere ich in Panik auf Spielerebene?
c) Spiele ich konsequent meinen Charakter?

*-*-*

Extreme Charaktere - also Paladine, Praios-Geweihte, naive Barbaren, Trollslayer (à la Warhammer, d.h. mit Todessehnsucht auf der Suche nach suicide-by-monster) - sollte man m.E. mit der Gruppe abstimmen. Viele andere Charaktere würden vernünftigerweise mit so jemandem nichts zu tun haben wollen bzw. ihm ihr Leben anvertrauen, so dass es nicht fair ist, sie der Spielrunde aufzuoktroyieren -- schließlich müssen dann die anderen Spieler ihre Charaktere verbiegen, sich mit einem erhöhten Schwierigkeitsgrad abfinden oder - das ist vielleicht die eigentliche Befürchtung! - nervendes Rollenspiel ertragen.

Zu besagter Befürchtung: Ich kann mir theoretisch vorstellen, einen Charakter mit Logorrhö unter den Abenteurern zu haben -- aber nicht, das ständige Ausspielen dieser Störung am Spieltisch hinzunehmen (also tatsächliche Monologe des Spielers statt "mal wieder -4 auf die Charisma-Probe"). Nicht das Handicap ist das Problem, sondern die zugrundeliegende Absicht, z.B. raumgreifende Selbstdarstellung oder ein Steuern der Geschichte. Es gibt Spieler, denen traue ich einen Kender zu -- aber bei Fremden lässt der Wunsch einen zu spielen erst mal die Warnglocken bimmeln.

(Ich habe übrigens nichts gegen Systeme, in denen Spieler z.B. den Misserfolg ihrer Charaktere gestalten, sich regeltechnisch in Schwierigkeiten bringen können usw. -- aber ich möchte klare Regeln.)
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Darius der Duellant am 28.03.2025 | 18:08
Was ich feiern würde, ist ja eher, dass die Bedrohung real ist und es trotzdem weitergeht, wenn sie eintritt.

Da stimme ich dir witzigerweise komplett zu.
Ein Shadowrun Magier der deswegen anfängt sich zu vercybern und damit sowohl zusätzliche Vor- als auch Nachteile mitnimmt ist in dem Kontext aber signifikant interessanter als ein DSA Zweihänderritters dem man halt einfach einen großen Teil seines Seins wegnimmt.


Was Tachenlampenfallenlasser in der Extremform "aber mein Charakter würde das so machen" angeht'
Imho zu häufig eine faule Entschuldigung weil die Handlung so dumm ist dass sie auch von einem extremen Charakter nicht getätigt würde, solange dieser ein Minimum an Selbsterhaltungstrieb und Effizienzdenken hat.
MMn ist bei solchen Spielern der Begriff "wrenchthrower" viel passender weil sie ganz bewusst Spaß daran haben ein Werkzeug ins Getriebe zu schmeißen und sich dann daran erheitern wie der Rest der Gruppe versucht sich wieder aus der Scheisse rauszuziehen.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Swanosaurus am 28.03.2025 | 18:10
Nicht das Handicap ist das Problem, sondern die zugrundeliegende Absicht, z.B. raumgreifende Selbstdarstellung oder ein Steuern der Geschichte. Es gibt Spieler, denen traue ich einen Kender zu -- aber bei Fremden lässt der Wunsch einen zu spielen erst mal die Warnglocken bimmeln.

(Ich habe übrigens nichts gegen Systeme, in denen Spieler:innen z.B. den Misserfolg ihrer Charaktere gestalten, sich regeltechnisch in Schwierigkeiten bringen können usw. -- aber ich bevorzuge klare Regeln.)

Ja, insofern lässt sich das TLFL-Verhalten natürlich nur höchst intersubjektiv bewerten. Ghoul ist in seinem verlinkten Beitrag ja auch schon ganz nah dran an der Erkenntnis, nur um kurz vorher doch nochmal scharf abzubiegen:

Das TLFL ist ggf. eine absolut funktionale Verhaltensweise in einer bestimmten Gruppe, aber nicht unbedingt deshalb, weil dort ein "schlechter SL" "schlechtes Spiel" prakitziert, sondern evtl., weil es in der entsprechenden Runde Usus ist, gemeinsam für die Herbeiführung von interessanten Gefahrensituationen zu sorgen. Das muss mitnichten ein "sich Aufschwingen zum SL" sein, sondern kann einfach dem Impuls geschuldet sein, aus wechselnden Perspektiven zu agieren und nicht nur "Darsteller", sondern immer wieder auch "Regisseur" zu sein.

Das kann gerade in einer eingespielten Runde auch bei klassischen Systemen ohne viel Gedöns um Erzählrechtvergabe bestens funktionieren und hat überhaupt nichts mit defizitärer Spielleitung zu tun (aber ein Ghoul-Beitrag kommt halt nicht ohne solche Abwertungen aus). Polemisch könnte man auch sagen: Funktioniert die Interaktion in so einer Gruppe, dann verschafft sich hier ein vielfältig gerichteter Spieltrieb Ausdruck, der noch nicht ausschließlich der (im Spiel so deprimierend überflüssigen) Leistungsmaxime unterworfen wurde.

Kurz: Der sozial kompetente, kreative Spieler, der anderswo als "Taschenlampenfallenlasser" gedizzt wird, ist nicht "Gift" für eine anspruchsvolle Runde, er ist nur ein Fremdkörper in einer Runde mit einer starreren Rollenverteilung, als er sie gewohnt ist.

(Was überhaupt nicht den Fall ausschließt, dass jemand durch ständiges Taschenlampenfallenlassen auch das Spotlight klauen oder anderen Spielern bewusst schadenfroh dazwischenfunken kann. Dann liegt das Problem aber - wie du schreibst - gar nicht darin, dass der Spieler seinen Charakter nachteilig agieren lässt, sondern in der Intention und Penetranz, mit der er das tut.)
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 28.03.2025 | 18:59
...also, ich persönlich muß im Rollenspiel nicht unbedingt den Loser mimen. Das kann ich im richtigen Leben schon zur Genüge, da brauche ich das nicht auch noch in meinem Eskapismushobby. :P Ich hänge auch nicht der guten(?) alten Stormwind-Fallacy an, nach der nur der ein echter Rollenspieler ist, der mit einem möglichst untauglichen Charakter antritt...

...nichtsdestotrotz können ein oder zwei anständige Handicap einem Charakter allemal auch Profil verleihen, keine Rede. Nur, wenn die anfangen, sich zu häufen ("Also, dein Charakter hat nur noch einen Arm, zwei Holzbeine, ist auf beiden Augen blind und schwerhörig und paranoid obendrein...und den willst du trotzdem weiter spielen?" "JAAAHAAA!!!"), dann wird die Sache früher oder später zum unfreiwilligen Klamauk, den ich mir speziell in einer längeren "konventionellen" Kampagne lieber nicht antue. Vielleicht mal als Comedy-One-Shot zum 1. April...aber ich fürchte, mehr ist da einfach nicht drin.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 28.03.2025 | 19:20
Wenn ich einen Charakter spielen will, der nix kann, spiele ich  :ctlu:

 ~;D

Ja, das nackte Überleben kann Spaß machen.

Noch kurz zu Verstümmelungen.
(Ich habe gerade herzlich gelacht, Danke dafür. ;D)

Tatsächlich habe ich aber noch keine verstümmelte Figur im Spiel gehabt.
Ok, doch eine: Die Wachen haben meiner Diebin, glaube ich, mal die Hand abgehackt.- Die hat sie dann mitgenommen, damit der Paladin sie hinterher wieder anheilen konnte.

Dieb ohne Hand ist irgendwie Mist.

Krieger ohne Hand ? Fällt mir Darth Vader ein.
Und Kapitän Hook.
Diverse Piraten mit Holzbein, und nicht zu vergessen die Augenklappen.

Glaube Figuren ohne Beine haben es auch nicht so leicht. Vielleicht am ehesten als Magier spielbar (Sofern den jmd. durchs Abenteuer trägt)

Vielleicht fehlt es mir auch an Vorstellungskraft


Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Isegrim am 28.03.2025 | 19:34
Krieger ohne Hand ? Fällt mir Darth Vader ein.
Und Kapitän Hook.
Diverse Piraten mit Holzbein, und nicht zu vergessen die Augenklappen.

Naja, da wird dann auch der große Vorteil der modernen Medizin* sichtbar: Körperteile zu verlieren ist gar nicht mehr so schlimm, wenn der mechanische Ersatz nur gut genug ist. Darth Vader & Son plus eine Legion von SR-Messerklauen würden dem wohl zustimmen, Captain Hook glaub ich nicht so wirklich... ;)

* respektive der große Nachteil der modernen Medizin natürlich, wenn man Verstümmelungen steht...
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 28.03.2025 | 19:59
(Mir ist gerade noch der Ritter aus " Ritter der Kokosnuss" eingefallen.
Kämpft der nicht auf einem Bein hüpfend weiter? Scherz)

Oh und natürlich: Jamie Lanister!
(Ist halt nicht mehr so gut wie davor)

Dann habe ich diverse Superhelden mit Gesichtsverstümmelungen vergessen.

Plus jene Verstümmelungen unterhalb der Gürtellinie, wie man sie zuweilen bei GoT findet.

Am ehesten spielbar sind wahrscheinlich "Narben".
Einen einzelnen Finger oder Zeh weniger, kann man vielleicht noch verschmerzen.

Im Ernst: Das Problem ist mMn, dass Spieler, das womöglich schlimmer finden als den Tod (Ihrer Figur)

Darauf dass das mehrheitlich als Chance zur Weiter - Entwicklung des Charakters gesehen wird, würde ich mich jetzt nicht verlassen.

Edit.
Das kann vielleicht in einer Gruppe mit Schwerpunkt "Storytelling" klappen, wenn die Betroffenen vorher ihr Ok gegeben haben.

Besonders schwierig stelle ich mir vor, als einziger innerhalb der Gruppe gehandicapt zu sein, während alle anderen ihre gewohnte Form behalten.
Es werden ja gewöhnlich nicht alle gleichzeitig um ihre Körperteile gebracht.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 28.03.2025 | 20:00
Der Unterschied ist wohl ob ich einen Charakter mit einem Handicap versuche sinnvoll und nachvollziehbar zu spielen oder nicht. Das wird dann den Unterschied ausmachen ob es nervig wird oder interessant.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Alexandro am 28.03.2025 | 20:03
Auf Verstümmelungen des Charakters stehe ich nicht so sehr, aber ich spiele recht gerne naive/leichtgläubige/gutgläubige Charaktere, die treudoof jeder "sob story" auf dem Leim gehen, welche ich im realen Leben auf 2,67 AU kommen sehen würde. Die machen einfach Spaß zu spielen, und das lasse ich mir nicht nehmen.

Auch nicht von gewissen sozial inkompatible Egoschweinen, welchen es anscheinend nicht ausreicht ihren eigenen Charakter als maximaleffizienten Teflonbilly zu spielen, sondern die auch noch "backseat gaming" für den Rest der Spielgruppe betreiben wollen - ja sogar der Meinung sind dies zu müssen, wenn Teile der Gruppe "nicht effizient genug" spielen, und sich in ihrer Freizeit entsprechende Abwertungen anderer Spielvorlieben (speziell solche, welche sich nicht an einer "Problemlösung" beteiligen wollen, weil ihnen das zu langweilig ist) ausdenken - statt das "Problem" mal wie erwachsene Menschen zu adressieren.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: chad vader am 28.03.2025 | 20:08
So Verlust von Gliedmaßen wäre unter meiner Leitung immer was temporäres. Ein Problem, welches die Grupppe lösen muss, z.B. als Konsequenz einer Niederlage, vielleicht als Alternative zu einem Charaktertod.

Wobei mein aktueller D&D Charakter als sprechender Mamorkopf begann, den die Gruppe einen halben Spielabend mit sich rumtrug, bis sie einen passenden Warforged-Körper zum aufschrauben fanden.

Das war mein expliziter Wunsch an den SL.

Der Charakter ist der Geist eines vor hunderten Jahren gefallenen Legionärs, welchen Schwarzmagier in ein Konstrukt binden wollten. Sie wurden dabei von Orks unterbrochen, so dass der Kopf erst von der Gruppe aktiviert wurde. Es folgte ein Selbsterkenntnis-Prozess im Abenteuer, ähnlich Oswin aus  Asylum of the Daleks oder dem ersten Bob Replikant im Bobiverse, bei welcher der Soldat zunächst dachte, er wäre einfach verwundet in einem Lazaret gelandet und könnte seine Gliedmaßen verletzungsbedingt nicht bewegen.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Johann am 28.03.2025 | 20:27
Wenn ich meinen Charakter einhändig erstelle, dann bin ich irgendwie eine coole Sau, die die Herausforderung liebt, aber wenn ich es cool finde, wenn er im Spiel einhändig wird, bin ich irgendwie ein uncooler Loser und mein System ist langweilig?

Nein.

Ich finde bewusste Handicaps interessant, insbesondere Ehrenkodizes für 'Abenteurer', weil sich eben - zumindest ohne 'Schummeln' - die Frage stellt, ob man trotzdem zu einem ('hochstufigen' oder längere Zeit überlebenden) Held werden kann -- oder nur zu einem toten.

Aber noch lieber mag ich, wenn ein System oder das Spielgeschehen zu drastischen Konsequenzen führt -- Stichwort Rolemaster, aber auch diverse Verluste (ob emotional oder materiell) und Traumata  -- und man das annimmt und damit weiterspielt.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Streunendes Monster am 28.03.2025 | 20:45
Genervfte SC sind ja keine TLFL. TLFL sind aber generfte SC.

Ich mag es, wenn es klar kommuniziert wird.
Nicht: "Ich bin halt so, ihr müsst mich nehmen, wie ich bin."
Sondern: "Ey liebe Mitspielende, ich werde einen gehandicapten Charakter spielen, nehmt das mal offen an."


Aber ... Schwank aus meiner aktuellen HârnMaster-Runde:

Ich spiele einen magisch begabten Charakter auf einer homebrew Welt mit Kirche, Inquisition und vielen Vorurteilen in der Gesellschaft gegen solcherlei Kräfte. Außerdem ist mein SC das mind der Gruppe und kennt sich mit dem wildesten shit aus. Dazu kann er sehr gut werfen (magisch aufgeladene Steinchen) und einigermaßen mit einem Schwert umgehen. Also auf Abenteuer vorbereitet. Leicht gerüstet ist er auch.
Jetzt sind die Kampfregeln eh schon nicht ohne und wir gehen entsprechend vorsichtig in jeden Kampf.
Befreien eine gefangene Kräuterhexe von so Kopfgeldjägern, die sich als Ordensritter ausgeben.
Wie es kommen muss, Kopftreffer bei meinem Charakter nach verpatzter Parade - schwere Wunde - Ohnmacht.
Nochmal: wir spielen HârnMaster. Nur mein SC kann magisch heilen ... und das nur rudimentär. Und der SL hatte meine Bitte nach einem passiven Heilzauber für meinen SC abgeblockt. Zu mächtig, passt ihm nicht ins Konzept.
Sahnehäubchen: weil ihm die Wund- und Heilungsregeln nicht zusagen, hat er sich überlegt, was für Spätfolgen so ein langschwertiger Kopftreffer wohl realistischerweise (!!) haben könnte. Also zusätzlich zu den eh schon harten Regeln.
Schwierigkeiten sich zu konzentrieren = Malus auf alle Fertigkeiten mit Nachdenken. Also alle.
Stottern und Wortfindungsschwierigkeiten = Zauberei kann ich vergessen.
Vergesslichkeit = alle Wissensfertigkeiten zusätzlich zur Erschwernis nochmals blockiert.
Somit kann mein SC gerade alleine essen, mitreisen und ambeinklotzen. Spielspaß circa 0,001%, ergo homöopathisch vorhanden.

Diverse Telefonate mit dem SL zu der Situation geführt.
Am Ende rausgehandelt, dass es irgendwann einmal die Möglichkeit zu einer Heilung geben könnte. Modalverb im Konjunktiv ... man, was bin ich happy.

Das ist gerneft sein werden, ohne dass es Spaß macht.


Wenn ich aber einen lahmen Hexer in RoleMaster spiele, der durch einen Nachteil in der Bewegungsreichweite behindert ist, einen sehr markanten Gang hat, einen Gehstock braucht ... dann ist das cool. Auch wenn in RM jeder Meter Bewegung im Kampf zählt. Weil eben nicht komplett beschränkt und ambeinklotzig. Naja, der ist tatsächlich ambeinklotzig ... aber anders eben  >;D und er kann trotzdem seinen Teil beitragen.
Und ja, solche SC spiele ich sehr (!) gerne.
Zuletzt einen Zwergen-Dieb (attributstechnisch in RM eine Abscheulichkeit!) mit einer überlebten durchgeschnittenen Kehle, der also nur noch heiser flüstern kann ... und passenderweise "Flüster" heißt. Also keine lauten Rufe übers Schlachtfeld sowie eingeschränkt in Standard-Diebes-Attributen. Und trotzdem ein sehr, sehr cooler SC gewesen.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Feuersänger am 28.03.2025 | 22:40
Ich mag es, wenn es klar kommuniziert wird.
Nicht: "Ich bin halt so, ihr müsst mich nehmen, wie ich bin."
Sondern: "Ey liebe Mitspielende, ich werde einen gehandicapten Charakter spielen, nehmt das mal offen an."

Das ist eh nochmal ein Thema für sich. Wenn jemand von Anfang an einen Charakter mit Handicap spielen will, als Bauergamer oder was auch immer, muss er sich auch die Frage gefallen lassen: Warum sollten wir dich mitnehmen? -- Wenn er wenigstens irgendeine benötigte Kompetenzlücke füllt, okay, siehe oben, kann man verhandeln. Wenn die anderen Spieler alle kein Problem damit oder sogar Bock darauf haben, ein Maskottchen mitzuschleppen das man ständig babysitten muss, meinetwegen. Aber nur weil das der Dieter ist und Dieter sich für die Runde angemeldet hat? -- nuh uh.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Alexandro am 28.03.2025 | 22:48
Das mag stimmen, aber ebenso muss sich eine Spielende welche alles Spiel als transaktionell betrachtet und immer versucht den maximalen Vorteil herauszuholen (oder um jeden Preis Nachteile zu vermeiden) die Frage gefallen lassen: warum sollten wir einen solchen Psychopathen in unserer Gruppe mitschleppen?  ;)
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Feuersänger am 28.03.2025 | 22:59
Hä. Was hat denn jetzt "Es soll bitte jeder etwas zum Gruppenerfolg beizutragen haben" mit Psychopathie zu tun?
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Alexandro am 28.03.2025 | 23:18
Es geht ja nicht um "Es soll bitte jeder etwas zum Gruppenerfolg beitragen" (das tun ja auch einhändige ehemalige Zweihandschwertkämpfer durchaus).
Sondern um "Es soll bitte jeder das Maximale (oder zumindest einen gewissen, willkürlichen, Performancestandard) zum Gruppenerfolg beitragen." (gerne kombiniert mit Betrachtung der Spielwelt als mögliche Ressourcen) - das hat schon ein gewisses Geschmäckle, alá "Wer nicht performed, der ist nichts wert", daher Psycho.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Feuersänger am 29.03.2025 | 00:12
Es geht ja nicht um "Es soll bitte jeder etwas zum Gruppenerfolg beitragen" (das tun ja auch einhändige ehemalige Zweihandschwertkämpfer durchaus).

Da du mit deinem vorherigen Beitrag auf meinen geantwortet hast: doch, EXAKT darum geht es. Alles andere, insbesondere "jeder muss das Maximum rausholen", ist einfach eine Unterstellung von dir und nichts anderes.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Isegrim am 29.03.2025 | 00:18
Warum seh ich grad den etwas paranoid um sich guckenden, einarmigen Veteran vor mir, der seine Kumpanen anfährt: "Diesmal werdet ihr mir den Arm nicht heimlich wieder annähen, während ich schlafe! Diesmal nicht!" Ach, was Leistungsdruck aus Helden machen kann... ;)

Naja, ich weiß nicht, ob ich einen stark gehandicapten Charakter weiter spielen wollen würde. Kleinere Geschichten mit eher vernachlässigbaren Folgen hatte ich schon (und hab ich als SL schon verteilt), aber ein krasser, nicht korrigierbarer Nachteil? Käm vermutlich ganz schwer auf die Umstände an.

Was das bei Mitspielern angeht, sollen die meinethalben machen, solange es nicht anfängt, gegen jede IG-Logik zu verstoßen. Dabei geh ich allerdings von einem Spielstil aus, bei dem die SL sowas berücksichtigt, weil ich das gewohnt bin. Bei anderen Spielstilen seh ich schon, das ein Handicap für einen ein Handicap für alle darstellt, und da dann auch alle ne Meinung zu haben dürfen.

Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: 6 am 29.03.2025 | 06:18
Meine Mitspieler nennen mich eh schon Charaktermasochist bzw. -sadist. Von daher bring it on! Ich würde es allerdings nicht "nerfen" nennen. Im Gegenteil! Solche Schicksalsschläge (und um es nochmal deutlich zu machen. Der Threadersteller redet von nerfen während des Spieles und nicht bei der Charaktererschaffung. Das ist für mich was ganz Anderes.) sind für mich als Spieler Teil des Rollenspiels (damit lassen sich auch tolle dramatische Dilemmata aufbauen. Nimmst Du in Kauf, ein Auge zu verlieren, umdie Dörfler vor ihrem sicheren Tod zu retten?
Allerdings sollte klar sein, dass davon die Mitspieler nur mitbetroffen sein sollten, so weit sie damit einverstanden sind. Ich will ja schliesslich nicht ins Charakterspiel der anderen Spieler eingreifen.

Aber ja. Ich habe meine eigenen Charaktere schon verstümmelt und seine oder ihre Liebsten verloren usw. Und es machte jedes Mal sehr viel Spass und bereicherte das Rollenspiel.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: gilborn am 29.03.2025 | 07:56
Viel hängt hier einfach vom Ziel der Gruppe auf Metaebene ab.

Geht es um das Überwinden von Encountern?
Geht es darum, eine Machtfantasie auszuleben?
Geht es streng Richtung Kampagnenziel?
Oder ist der Weg das Ziel?

Je nachdem wie die Antworten ausfallen, hat man unterschiedliche Ergebnisse, und dass es da zu Spannungen in der Gruppe kommt, wenn es keine Einigkeit gibt, kann man sich auch vorstellen.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Eleazar am 29.03.2025 | 08:24
Ich habe einen Mitspieler, der in echt etwas naturverpeilt ist: Selektiv unaufmerksam, dann wieder ein Gedächtnis wie ein Elephant. Manches läuft an ihm vorbei, dann geht er plötzlich wieder forsch zur Sache. Im Gespräch ist er leicht unter Stress zu setzen und redet sich dann manchmal um Kopf und Kragen. Aber ein durch und durch liebenswerter Kerl.

Dieser Mitspieler hat so ziemlich am Anfang seiner Rollenspielkarriere einen nach Midgard exportierten Kender gespielt. Das war ein kongeniales Zusammenspiel eines etwas verwirrten Spielers mit einem anarchischen Charakterkonzepts. Dazu kam, dass seine Figur im Spiel oft unbeschreibliches Dusel hatte, dass der Kender oft relativ unbeschadet inmitten des Sturmes stand, den er selbst entfesselt hatte. Auf der anderen Seite brillierte er in an sich sicheren Situationen oft mit kritischen Fehlern und unfassbaren Aussetzern.

Wie anderen Mitspieler und deren Figuren waren eher ernst unterwegs. Es ging viel um Ehre, alte Rechnungen, Intrigen und feste Moralvorstellungen. Die Kampagne war auch gewaltig ernst: Es ging um nicht weniger als die Rettung der Welt, die wir durch unser erstes Abenteuer überhaupt erst in Gefahr gebracht hatten.

Ich will sagen, dass der Kender über Jahre immer wieder für Chaos, aber auch für unfassbar viel Gelächter gesorgt hat. Er war der komische Charakter, den man ja auch in manchen Thrillern oder Actionfilmen hat - einer der die allzu ernste, vielleicht verbissene Stimmung aufbricht und immer wieder für emotionale Entlastung sorgt. Ein Katalysator, der das Gruppengeschehen ein ums andere Mal wieder angekurbelt hat, wenn eine Figur ihm am liebsten den Hals umdrehen und wer anderes ihn aber in Schutz nehmen wollte.

Das Geheimnis dahinter war vielleicht, dass der Spieler unterm Strich gar nicht so "ernst" oder "effektiv" spielen kann, dafür aber sehr, sehr witzig. Jede seiner Figuren in den inzwischen mehr als 30 Jahren ist mindestens eine Handbreit neben der Spur. Und oft nervt sie die anderen Spielfiguren. Aber den anderen Spielern tut er unfassbar gut.

Ich will ihn und seine Spielweise nicht missen, weil sie unserer Gruppe die nötige Würze verleiht. Kein anderer kann das. Na ja, eine andere vielleicht doch.

Und ja: Ich mag es auch, wenn das Spiel ironisch gebrochen ist. Bierernste, verbissene Rollenspieler finde ich im Grunde viel, viel nerviger. Und solche, die es als gutes Rollenspiel und ihre Aufgabe ansehen, anderen Spielern auf die Nerven zu gehen, natürlich auch. Aber wenn das natürlich und aus dem Bauch heraus geschieht, dann ist es okay.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Zed am 29.03.2025 | 08:52
@Eleazar
Eine wunderbare Schilderung! Wir haben in unserer Runde auch einen SC „neben der Spur“. Tim spielt seinen Aranik  (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,129932.msg135264661.html#msg135264661)immer noch mit der Frechheit, Größenwahn und dem vorgeschobenen Egoismus eines 13 Jährigen, denn so alt war Tim, als wir vor fast 30 Jahren in der Gruppe zu spielen begonnen hatten.

Ich beobachte auch: Humor tut der Gravitas, die wir manchmal im Spiel haben, keinen Abbruch, sondern ermöglicht sie erst.

Zitat Tim, als sein Charakter Aranik bei den umstehenden NSC höchst theatralisch einen besonders besorgten und altruistischen Eindruck machen wollte:

„Ich beuge mich über den sterbenden Bauern, zerreiße mein Hemd und verbinde ihn damit. Dabei rufe ich: Möge meine Macht ihn retten, den guten Landmann!“

Raunen in der Runde, sowohl bei den NSCs als auch bei der Spielrunde. Tim denkt kurz nach:

„Korrektur: Ich beuge mich über den sterbenden Bauern, zerreiße SEIN Hemd und verbinde ihn damit. Dabei rufe ich: Möge meine Macht ihn retten, den guten Landmann!“
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Eleazar am 29.03.2025 | 09:26
Meine Lieblingsszene in einem 26-stündigen Detektivabenteuer-Marathon: Die Spitzbübin hatte eine problematische Schriftrolle vor der Auslieferung an den Tempel bewahren wollen. Sie brauchte 24 Stunden, um eine Fälschung anfertigen zu lassen. Dafür hatte sie die Schriftrolle in einen Safe eingeschlossen, heimlich wieder rausgeholt und zu einem Fälscher gebracht. Am nächsten Morgen behauptete sie, dass der Schlüssel verschwunden sei.

Im Verdacht stand natürlich sofort der Kender. Der sagte den folgenden Satz: "Nein, ich war das nicht. Ich habe die ganze Nacht geschlafen. Oder hat irgendwer irgendwas gehört?"

Der Witz dabei: Die Spielerin der Spitzbübin hatte die Aktion mit dem Spielleiter draußen vor der Tür besprochen. Niemand außer ihr und dem SL wusste, was tatsächlich geschehen war. Eigentlich war die Spitzbübin als moralisch flexibel bekannt und stand unter Verdacht, die Sache fingiert zu haben. Nach der Aussage des Kender-Spielers aber nicht mehr.

Da der Kender nicht nur furchtlos und kleptomanisch veranlagt war, sondern auch noch unter Amnesie litt, hat der Spieler entweder genial den Ball aufgenommen, als der angeflogen kam. Oder der Spieler wusste selbst nicht mehr genau, was er eigentlich gemacht hatte.

Auf jeden Fall sind dem SL und der Spielerin der Spitzbübin die Unterkiefer runtergeklappt und der Kender musste alle Taschen ausleeren. Nun ja, und der Schlüssel fand sich "zufällig" wieder an, nachdem der Fälscher seine Arbeit getan hatte.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: ghoul am 29.03.2025 | 09:46
@swanosaurus:
Was Johann sagt.
Natürlich sind die Grenzen des TLFL fließend und es kann nur an den subjektiven Reaktionen der anderen Beteiligten gemessen werden, was gut ankommt und was nicht. Das ist dennoch kein Hexenwerk.
Es gibt ganz klare, echt erlebte Fälle von TLFLn.
Wenn einer im dramatischen Finale seine Taschenlampe fallen lässt, um seine Play-to-loose-Story gegen alle Abenteuerrollenspieler am Tisch durchzudrücken, beraubt das sogar den SL seiner Aufgaben.
Wenn die Spieler hektisch agieren, um Spionage-Aktionen zu betreiben und den Plot unter Kontrolle zu bringen, dabei die Fähigkeiten eines dritten SC bitter benötigen - und der Spieler sagt einfach: " Mein Charakter sitzt in der Badewanne und trinkt Cognac", dann weiß ich, dass ICH mit den Leuten nicht mehr zu spielen brauche. Ich sehe auch überhaupt nicht ein, warum ich nicht abwertend über so ein Verhalten sprechen sollte.

Wenn ich "langweilig" sage, ist das natürlich auch subjektiv, was sonst.

@alexandro: Mit Verlaub, ist den regelmäßiges Pochen auf "erwachsen" (oft im Gegensatz zu "pubertär") nicht manchmal ein wenig kindisch?  ;)

Außerdem: was Feuersänger sagt.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Alexandro am 31.03.2025 | 17:22
Da du mit deinem vorherigen Beitrag auf meinen geantwortet hast: doch, EXAKT darum geht es. Alles andere, insbesondere "jeder muss das Maximum rausholen", ist einfach eine Unterstellung von dir und nichts anderes.

Ich verweise einfach nochmal auf den Post, auf den ich geantwortet habe:
Das ist eh nochmal ein Thema für sich. Wenn jemand von Anfang an einen Charakter mit Handicap spielen will, als Bauergamer oder was auch immer, muss er sich auch die Frage gefallen lassen: Warum sollten wir dich mitnehmen? -- Wenn er wenigstens irgendeine benötigte Kompetenzlücke füllt, okay, siehe oben, kann man verhandeln. Wenn die anderen Spieler alle kein Problem damit oder sogar Bock darauf haben, ein Maskottchen mitzuschleppen das man ständig babysitten muss, meinetwegen. Aber nur weil das der Dieter ist und Dieter sich für die Runde angemeldet hat? -- nuh uh.

Da steht: wenn du deinem Charakter ein Handicap gibst, dann bist du das "Gruppenmaskottchen" und "es gibt keinen Grund dich mitzunehmen". Das ist das Gegenteil von "Jeder Beitrag [auch der von gehandicapten Charakteren] zum Gruppenerfolg ist wichtig", es ist eine Abwertung einer Entscheidung, weil diese (angeblich) nicht einen bestimmten "Gruppen-Performancestandard" erfüllen kann.

@ghoul:
Zitat
Wenn die Spieler hektisch agieren, um Spionage-Aktionen zu betreiben und den Plot unter Kontrolle zu bringen, dabei die Fähigkeiten eines dritten SC bitter benötigen - und der Spieler sagt einfach: " Mein Charakter sitzt in der Badewanne und trinkt Cognac", dann weiß ich, dass ICH mit den Leuten nicht mehr zu spielen brauche.

Diese Anspruchshaltung ("Ich habe es verdient, dass alle anderen Spielenden meine Spielinteressen bedienen") ist der Fehler. Die Spielende torpediert nicht die Aktionen der anderen Spieler (wie das Beispiel des TLFL, der die Aktionen von allen erschwert), sie beteiligt sich lediglich nicht an diesen - und das mit Recht: wenn mit Mitspielende mit "backseat gaming" alá "Kannst du nicht mal deinen Charakter hier rüber bringen, der hat doch Fähigkeit X" kommen, dann reagiere ich in der Regel auch renitent, weil ich zu dieser Entscheidung selbst kommen will (und nicht fremdgesteuert).

Wenn eine Spielende ihr Spotlight in einer bestimmten Weise nutzen möchte (z.B. als "Achilles-in-seinem-Zelt"-Moment), und jemand anderes in der Gruppe ist damit nicht einverstanden, dann sollte man evtll. mal darüber reden, was man jeweils vom Spiel erwartet. Sich in irgendeinem Forum als schäbiger Bully aufzuspielen, und zu versuchen die Spielentscheidungen seiner ehemaligen Mitspielenden verächtlich zu machen, hilft jedenfalls keinem weiter.

Zitat
Ich sehe auch überhaupt nicht ein, warum ich nicht abwertend über so ein Verhalten sprechen sollte.

Q.E.D.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: gunware am 31.03.2025 | 18:19
@Alexandro, ich weiß nicht, aber mir kommt deine Aussage nicht richtig vor. Ghoul hat geschrieben, dass alle Spieler bis auf einen eine bestimmte Art des Spiels spielen wollen. Bei dir liest sich das so, dass sich die Gruppe an den einen anpassen müsste.
Ich wäre eher der Auffassung, wenn ich der einzige bin, der anders spielen möchte, dann ist es doch nur recht und billig, wenn ich mir eine neue Gruppe suche und nicht die Gruppe zwinge, nach meinen Launen zu spielen.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Isegrim am 31.03.2025 | 18:26
Da steht: wenn du deinem Charakter ein Handicap gibst, dann bist du das "Gruppenmaskottchen" und "es gibt keinen Grund dich mitzunehmen".

Nö, da steht "Wenn dein SC massiv gehandicapt ist (das war zumindest der Ausgangspunkt des Threads) und er nichts kann, was ihn sonstwie hilfreich macht..." Das ist schon ein erheblicher Unterschied.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Alexandro am 31.03.2025 | 18:30
Von "die Gruppe muss sich an den einen anpassen" wurde aber nichts geschrieben, im Gegenteil: es wurde gefordert, dass die Spielende sich gefälligst an die Gruppe anzupassen habe (die Fähigkeiten des eigenen Charakters zum "Gemeingut" der Gruppe zu machen), und das halte ich halt deutlich weniger konsensfähig.

Wenn die Gruppe sich vorher geeinigt hat so zu spielen, dann von mir aus (dann muss sich diese Spielende halt eine andere Gruppe suchen) - es rechtfertigt aber in keinster Weise den Ton, in dem ghoul hier über Personen mit dieser Art von Spielvorlieben spricht.

@Isegrim: ich bezog mich auf das Zitat von Feuersänger. Und selbst wenn nicht, ist "nichts" schonmal recht relativ (selbst ein querschnittsgelähmter Charakter könnte z.B. noch den Gegner beleidigen und somit ablenken) - wer entscheidet, ab wann es "nichts" ist, ab wann das Handicap zu massiv ist?
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 31.03.2025 | 18:54
@Isegrim: ich bezog mich auf das Zitat von Feuersänger. Und selbst wenn nicht, ist "nichts" schonmal recht relativ (selbst ein querschnittsgelähmter Charakter könnte z.B. noch den Gegner beleidigen und somit ablenken) - wer entscheidet, ab wann es "nichts" ist, ab wann das Handicap zu massiv ist?

Das wird Gruppenfrage sein, denke ich. An einem Tisch von lauter Hardcore-"Optimierern" hat ein Charakter im Rollstuhl vermutlich tatsächlich weniger zu suchen, auch wenn er im Spiel mit anderen Leuten womöglich mehr Spaß macht als bloß der x-te Mr. Perfekto...das ist dann eben ein Problem nicht mit dem Charakterkonzept an sich, sondern da kollidieren schlicht Spielstilvorlieben.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: felixs am 31.03.2025 | 19:16
Wenn einer im dramatischen Finale seine Taschenlampe fallen lässt, um seine Play-to-loose-Story gegen alle Abenteuerrollenspieler am Tisch durchzudrücken, beraubt das sogar den SL seiner Aufgaben.
Wenn die Spieler hektisch agieren, um Spionage-Aktionen zu betreiben und den Plot unter Kontrolle zu bringen, dabei die Fähigkeiten eines dritten SC bitter benötigen - und der Spieler sagt einfach: " Mein Charakter sitzt in der Badewanne und trinkt Cognac", dann weiß ich, dass ICH mit den Leuten nicht mehr zu spielen brauche. Ich sehe auch überhaupt nicht ein, warum ich nicht abwertend über so ein Verhalten sprechen sollte.

Wenn ich "langweilig" sage, ist das natürlich auch subjektiv, was sonst.

Eben - wir sind dann im Bereich subjektiver Vorlieben.

Die meisten Leute haben vermutlich einen gewissen Toleranzbereich und können entsprechen unterschiedliche Arten von Rollenspiel ein Stück weit miteinander harmonisieren. Aber manchmal passt es auch einfach nicht zusammen.

Wäre - ich wiederhole das - manchmal wahrscheinlich hilfreicher, wenn wir an der Ausdifferenzierung unterschiedlicher Arten von Rollenspiel arbeiten würden, anstatt an unterschiedlichen Versionen der Reinen Lehre.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Johann am 31.03.2025 | 19:28
selbst ein querschnittsgelähmter Charakter könnte z.B. noch den Gegner beleidigen und somit ablenken

Ich habe mal einen querschnittsgelähmten Magier gespielt:

"Ich finde, wir sollten den rechten Gang nehmen." - "Okay, wir schieben ihn nach links."  ;)

*-*-*

Wir haben auch mal [als Oneshot] eine ganze Gruppe hochstufiger AD&D Charaktere mit diversen Defiziten gespielt: Der Fighter war inkontinent (so dass uns die Orks riechen konnten), der Magic User konnte beim Zaubern nur den gewünschten Power Level wählen, aber nicht den konkreten Spruch usw. usf.

Die verflachende Darstellung diverser Altersleiden möge uns verziehen werden -- das hatte wohl damit zu tun, dass wir gerade alle unseren Zivildienst in der Pflege ableisteten...

*-*-*

Zur Einschätzung davon, wie störend ein Handicap oder eine Persönlichkeit sein könnte, einfach vorher fragen: Ist es okay, wenn ich einen pazifistischen Kleptomanen ohne Hände spiele? Oder irgendwas davon?

(Bei GURPS o.Ä. gab es bei uns alle naselang einarmige Albinoepileptiker -- der Building Points wegen...)
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: felixs am 31.03.2025 | 19:40
Zur Einschätzung davon, wie störend ein Handicap oder eine Persönlichkeit sein könnte, einfach vorher fragen: Ist es okay, wenn ich einen pazifistischen Kleptomanen ohne Hände spiele? Oder irgendwas davon?

Joah, oder halt umgekehrt: "Haben alle hier Lust, durchoptimierte Spielfiguren zu spielen? Liegt euer Hauptinteresse auch am erfolgreichen Begehen von taktischen Herausforderungen und im Bestehen erschwerter Würfelproben? Oder ist es zumindest mit euren Vorstellungen kompatibel, wenn ich das mache?"
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 31.03.2025 | 19:48
(Bei GURPS o.Ä. gab es bei uns alle naselang einarmige Albinoepileptiker -- der Building Points wegen...)

Ja, ja, GURPS...oder Hero/Champions, wo in der 4. Edition ein typischer Startsuperheld hundert Basispunkte zum Ausgeben hatte, aber bis zu hundertfünfzig weitere durch Nachteile flüssig machen konnte (und das in den Kanonbeispielen auch immer fleißig bis zum Anschlag genutzt hat)...glaub' mir, ich erinnere mich dunkel an die "Möglichkeiten" von damals. >;D

Besagte Erinnerung mag denn auch ihren kleinen Teil dazu beitragen, daß ich es heutzutage mit allzu radikalen Handicaps im Sechserpack pro SC nicht mehr so habe. ;)
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Feuersänger am 31.03.2025 | 22:02
Sich in irgendeinem Forum als schäbiger Bully aufzuspielen, und zu versuchen die Spielentscheidungen seiner ehemaligen Mitspielenden verächtlich zu machen, hilft jedenfalls keinem weiter.

Aber hier Pathologien zu unterstellen, das hilft weiter, oder was?
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Alexandro am 31.03.2025 | 23:29
Ich dachte es wäre offensichtlich, aber hier nochmal im Klartext:
Ich bezeichne *Charaktere* welche keine Gruppenmitglieder mit Handicaps dabeihaben wollen als Psychos, NICHT deren Spielende. Du hattest mit Spielwelt"logik" argumentiert, um ein bestimmtes Verhalten der Charaktere zu begründen, ich habe entgegnet, dass ich CHARAKTEREN welche so argumentieren nicht im Dunkeln begegnen möchte.

Insofern komplett andere Baustelle.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Feuersänger am 1.04.2025 | 00:00
Das war in der Tat so aus dem entsprechenden Beitrag nicht herauszulesen.

Jedoch haut das trotzdem nicht hin, oder fast möcht ich sagen: erst recht nicht.
Eine Analogie: es gibt sicherlich verschiedene Arten, Fußball zu spielen. Die einen treffen sich halt nach Feierabend und bolzen ein wenig rum. Da ist es völlig okay wenn der Runde Ronald selbst Kullerschüsse durchlässt, zählt eh kaum einer die Tore mit.
Die anderen spielen im Verein, treffen sich regelmäßig zum Training und spielen um zu gewinnen, selbst wenn es nur Kreisliga 2 ist und es um absolut nichts geht außer einen blechernen Wanderpokal. Selbst da ist es völlig klar, dass der Trainer in wichtigen Spielen die stärksten Spieler aufstellt, um möglichst hohe Siegchancen zu haben.
Nach deiner Argumentation wären jetzt die Vereinsspieler alle Psychopathen, weil sie im Wertungsspiel lieber nicht den Runden Ronald aufgestellt haben möchten. Das ist doch absurd.

Und wenn ich da jetzt wieder so eine typische Rollenspiel-Situation anschaue, wo es typischerweise nicht um einen Blechpokal geht sondern um Leben und Tod der Charaktere -- ausgerechnet DA sollen die Abenteurer "Ja komm egal, wir nehmen Captain Einhand als Tank, der schafft das schon und auch wenn nicht, fressen uns halt die Eulenbären, ist ja alles nur Spaß" sagen? Press X to doubt.

Wie gesagt, das mag alles anders sein wenn die Heldentruppe schon lange beisammen ist, viel miteinander erlebt hat, und der Captain seinen Beinamen erhalten hat weil er seine Hand verloren hat, als er der Schurkin das Leben gerettet hat. Aber wenn die Gruppe sich gerade erst zusammenfindet, dann überlegt man doch zweimal wem man jetzt lieber sein Leben anvertrauen will.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Skaeg am 1.04.2025 | 00:19
Taschenlampenfallenlasser
Ganz nebenbei: Die meisten Begriffe, welche die deutschsprachige Rollenspieldiskussionsszene hervorgebracht hat, sind echt zum Brechen.

Aber dieser ist wirklich gut.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Alexandro am 1.04.2025 | 00:28
@Feuersänger: deine Analogie ist kaputt.

Im Rollenspiel könnte der "Runde Roland" sich einfach auf einen Gegner draufsetzen oder das Tor, weil er zufällig gelernter Maurer ist, einfach zumauern. Es gibt für Charaktere mit Handicaps unendlich viele Möglichkeiten um die Ecke zu denken und ihre Schwäche in eine Stärke zu verwandeln. Niemand zwingt sie, sich an (innerweltliche) Regeln zu halten, denn in der Spielwelt gibt es keine Schiedsrichter und keinen DFB.  ;)

Ob sich ein Charakter bewähren kann, zeigt sich erst in der Praxis (sie können (innerweltlich) auch nicht wissen,  ob Strahlemann-Paladin von Mr. Minmax *tatsächlich* etwas drauf hat, oder nur ein Blender ist*). Und letztendlich sieht es ja auch so aus, dass sie eben nicht unbegrenzte Auswahl von potentiellen Gruppenmitgliedern haben, sondern nur diejenigen, deren Spielende auch in dieser Konstellation spielen wollen.

* "Aber er hatte doch alle seine Gliedmaßen, und auch brauchbar aussehende Ausrüstung...woher hätte ich wissen sollen, dass er nur ein gelangweilter Adelssohn, der weder über Kampferfahrung noch über die Gunst der Götter verfügte,  war?" - ein Psycho, kurz bevor seine Gruppe von Eulenbären gefressen wird, weil sie Holzbein-Kalle den Söldner nicht in ihrer Party haben wollten.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Darius der Duellant am 1.04.2025 | 05:48
Wenn du Lust darauf hast die Innerweltliche Logik zu ignorieren ist das für dich auf Spielerebene vielleicht okay (und damit für die restlichen Spieler aber noch nicht notwendigerweise), ist aber noch lange kein Argument dafür warum Figuren die in dieser Welt leben das auch so sehen sollten.
Wenn die Figur in ihrer subjektiven Realität "vom Drachen verbrannt zu werden" als ganz reale Konsequenz vor sich sieht, darf die sich auch zu Recht die Frage stellen warum sie den Beinlosen Ritter noch in die Höhle mittragen sollten und ihm ne Chance geben sollten sich in der Praxis zu beweisen, statt schlicht "nein" zu sagen.

Ich sehe hier eigentlich nur (moralisierende) Versuche auf Spielerebene, den anderen Spielern seine spezifische Variante einer speziellen Schneeflocke aufzudrücken.
Das mag in manchem Setting/System/Spielerzirkel vielleicht gut ankommen, die vermutlich wahrscheinlichere Antwort ist aber dass sich der Rest vom Tisch fragt, was die Figur den nützliches mit sich bringt und warum sie sich ingame das zusätzliche Geschiss antun sollten.
Und nein, "rollenspielerisches Potenzial" ist keine valide Begründung, das kann man nämlich auch mit mechanisch funktionalen Charakteren an den Tisch bringen.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Managarmr am 1.04.2025 | 07:05
Charaktere mit Handicap können interessant sein.
Mein vorheriger Shadowrun Schamane hatte für Runs bedeutungslose Headware und dadurch gesenktes Magieatttibut, weil er laut Hintergrundgeschichte Konzetnpencilpusher und spät Erwachter war (traf sein Totem im Medikamentennebel auf einer Intensivstation), mein jetziger Shadowrun Charakter ist nur noch komplett brandvernarbter Oberkörper, Kopf und Arme, hat enorm Angst vor Feuer, weil er Ex Konzernpilot ist und als Konzernintrigen-Bauernopfer nach Flugunfall mit Flammenmeer auf der Strasse landete. Ich hatte als SL auch schon SCs mit Handicap in den Runden, stellt manchmal etwas mehr Herausforderung an die Spielleitung, ist aber machbar.

Aber! Oft spielt man ja in herausfordernden Welten. Oben genannte Charaktere können sich immer noch behaupten sowohl einzeln, als auch für ihre jeweilige Gruppe wertvoll sein.
Jamie Lannister kommt durch weil er zum einen einen Ruf als einer der mächtigsten Kämpfer in der Welt hat UND Prinz in einem der mächtigsten Adelshäuser ist. Als in den Dienst gepresster Landsknecht oder als Mitglied in streunender Bande würde er ganz schnell als Bettler enden.
Det arme Charakter von Streunendes Monster weiter oben: warum sollte eine Gruppe in einer harten Welt den noch mit sich rumschleppen? Wäre es nicht gnädiger in ihm nächsten Armenhaus oder bei einem Bauernhof abzugeben, auch im Sinne des Charakters, da er den nächsten Kampf kaum überstehen dürfte. Da muss eine Gruppe schon sehr starke Gründe haben. Z.b. Verwandschaft, oder  Kameraderie. Aber in einer harten Welt hat auch Kameraderie ihre Grenzen, wenn es das Überleben aller gefährdet.


Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: ghoul am 1.04.2025 | 07:30
Aber dieser ist wirklich gut.

Der Schöpfer des Begriffs dankt.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: ghoul am 1.04.2025 | 07:39
Wenn eine Spielende ihr Spotlight in einer bestimmten Weise nutzen möchte (z.B. als "Achilles-in-seinem-Zelt"-Moment), und jemand anderes in der Gruppe ist damit nicht einverstanden, dann sollte man evtl. mal darüber reden, was man jeweils vom Spiel erwartet. Sich in irgendeinem Forum als schäbiger Bully aufzuspielen, und zu versuchen die Spielentscheidungen seiner ehemaligen Mitspielenden verächtlich zu machen, hilft jedenfalls keinem weiter.

Q.E.D.

In den benannten real erlebten Situationen hatte der jeweilige TLFL die deutlichen Reaktionen seiner Mitspieler vor, während und nach seiner Aktion zur Verfügung, hat aber mit Stolz darauf beharrt. Von einem Missverständnis des Gruppenkonsens kann keine Rede sein.
Den wortwörtlichen Taschenlampenfallenlasser fand ich schockierend, den Lord in der Badewanne als einen Klotz am Bein der Gruppe und den bannkreiszerstördenden Barbaren im Nachhinein als produktiv, weil wohlmeinend, in Reaktion auf das langweilige Abenteuer (daher auch mein Blogeintrag zur Deutung des Phänomens).
Ich war dabei, ich kann das besser deuten als du, alexandro.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: chad vader am 1.04.2025 | 07:42
@Feuersänger: deine Analogie ist kaputt.
Vielleicht. Aber ich finde, was Feuersänger sagt, kann man auch etwas weiter fassen:

Du bringst keinen Jedi-SC für Edge of the Empire mit.
Keiner spielt Erwachsene und schon gar keine Berufspolizisten bei 1W6 Freunde.
Und wenn wir im Fäntelalter Drachen jagen wollen, dann bring verflucht nochmal einen SC mit, der als Drachenjäger taugt.

SCs sollten die mit dem Spiel anvisierte Fantasie unterstützen, können sie aber auch sabotieren.

Kann sein, dass das Thema des schwerst mobilitätseingeschränkten Siegfrieds ist, dass er trotz aller Zweifel auf besondere Art in der Drachenjagd brilliert.

Aber ich verstehe alle, die so eine Figur als Ergänzung zur Gruppe erst mal etwas misstrauisch sehen.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: gilborn am 1.04.2025 | 08:07
Wieder was gelernt:
So wie TLFL hier definiert ist, ist er ja eindeutig ein Depp, da gibts auch nicht viel zu diskutieren.
Er ist schlicht ein Fall der unter "Spiel nicht mit Idioten" fällt .

Interessanter sind andere Fälle:
Da gibt es das Beispiel von Ghoul, in dem die Ursache eine zu langweilige Runde ist, wo der Spieler es aufpeppt durch freiwillige verschärfung der Situation, aber ich würde es nicht zur Allgemeingültigkeit erheben.

Für viele ist es ein rotes Tuch, Ohnmachtsgefühle am Spieltisch zuzulassen und zu erleben.
Und das, was Swanosaurus eigentlich in den Ring geworfen hat, denke ich, geht es eher in diese Richtung:
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: chad vader am 1.04.2025 | 08:17
Ja, ich hab Swanosaurus auch so verstanden, dass er körperliche Herausforderungen durch Behinderung als Teil der gemeinsam  anvisierten Fantasie anspricht, nicht als deren Sprengstoff.

Da ist absolut nix gegen zu sagen.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Zanji123 am 1.04.2025 | 08:22
Charaktere mit krassen Handicaps machen imho nur sinn wenn die Charaktere auf einem höheren Level/Stufe/Niveau starten bzw. schon eine dickere Hintergrundstory haben.

Im Verlauf einer Kampagne eingeschränkt zu werden (Arm abgerissen im Kampf, Auge verlieren o.ä.) klingt einfach für die meisten Settings / Genres heroischer als "naja das ist Klaus, der Bauernjunge mit nur einem Arm den er einem Unfall auf dem Hof verloren hat, er zieht jetzt aus um ein mächtiger Krieger zu werden"

oder man spielt gleich "erfahrene Ex Abenteurer" die sich nochmal aufmachen müssen um was zu erreichen.

Selbst bei Shadowrun spielt man ja meistens nicht mehr ganz so krasse newbies
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Boba Fett am 1.04.2025 | 08:28
Meine Meinung...
Krasses Nerven - egal wie - ist doch letztendlich ein Abwenden vom vorher vereinbarten Konsens ohne vorherige Absprache oder Warnung.

Und das empfinde ich eigentlich immer als störend.
Man hat sich auf irgend ein Spiel geeinigt, alle haben irgend eine geartete Erwartungshaltung und setzten Verhaltensmaßstäbe an und jemand entscheidet spontan und willkürlich die abgesprochenen Konventionen zu brechen.
Sollte jemand spontan irgend eine Idee haben, die vielleicht das Spielerlebnis bereichern könnte, kann er das Spiel immer noch kurz unterbrechen und seinen Vorschlag machen und bei Zustimmung sein Handeln damit legitimieren.
Kurz gesagt: Das gehört für mich vorher verhandelt. Und wer meint das nicht zu müssen, braucht sich nicht über drastische Reaktionen in Game oder am Tisch zu wundern.

Man erscheint auch nicht nackt auf der Konventionellen Hochzeit der besten Freundin, nur weil man meint, das die Menschheit dem Nudistentum aufgeschlossen zu sein hat.
Und wer das macht, braucht sich nicht wundern, rauszufliegen und danach keine beste Freundin mehr zu haben.
Auch da haben Menschen eine Erwartungshaltung, es gelten Konventionen und alle möchten einen schönen Abend haben. Und wenn die Feier im FKK Club Klein-Wülferode stattfindet und es legitim sein könnte, fragt man trotzdem besser nach, wie der Dresscode lautet. Man redet einfach vorher drüber bevor man anderen den Abend versaut.

Und dann ist es auch okay, spontan die Fackel in die Pfütze fallen zu lassen und hysterisch das Schreien anzufangen - es ist abgenickt worden.
Und dann ist es auch okay, Gegner die sich ergeben haben zu erschlagen, zu plündern und als Murder-Hobo durch die Gegend zu stampfen - es ist vorher geklärt, dass das okay ist.
Und dann kann man guten Gewissens den Hunderausführerpraktikanten des Melkhelferassistenten vom Zuckerbäcker spielen, während andere den griechischen Halbgott erschaffen.

Man spricht sich ab und klärt die Dinge - VORHER. Ist das so schwer?

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Namo am 1.04.2025 | 08:38
Grundsätzlich finde ich das eher störend, wenn einer in der Gruppe so einen Jungen spielt. Wobei das natürlich auch wieder auf das System und Spiel ankommt das man spielen möchte. Will man heroisches D&D spielen in dem es eben auch viel um Kämpfe geht, ist so ein Handicaptyp der eher auf Rollenspiel ausgelegt ist nicht so wirklich passend und kann dann auch andere Spieler nerven.

Wenn sich so etwas aber im Laufe einer Kampagne ergibt, finde ich das schon etwas anderes und durchaus interessant. Kann auch der Charakterentwicklung dienen. Hatte sowas gerade letzte Woche gehört, was ich recht cool fand. Ein Halbork Kämpfer ist durch einen Patzer aus großer Höhe gestürzt. Er hat es überlebt, aber sein Spieler spielt ihn seit diesem Erlebnis so, dass er Höhenangst hat - mit allen Komplikationen die das bei manchen Abenteuern mit sich bringen kann. Das wiederum finde ich richtig cool und nicht "erzwungen". Wobei das natürlich eher eine geistige wie eine körperliche Problematik darstellt.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Sphinx am 1.04.2025 | 10:48
Meine Meinung...
Krasses Nerven - egal wie - ist doch letztendlich ein Abwenden vom vorher vereinbarten Konsens ohne vorherige Absprache oder Warnung.
...snip...

Ja das würde ich genauso unterschreiben.

Wenn man schon Nerven in dem Satz mit einbaut, müsste doch klar sein das, was falsch läuft.
Und nicht vergessen die innerweltliche Logik. Wieso sollte ich einen Klotz am Bein mitschleppen der meinem Charakter nur Nachteile bringt? Da muss man als SL auch irgendwann sagen: "Der Charakter ist nicht mehr zum Abenteurer geeignet. Schick ihn in Rente und mache einen neuen!"
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Streunendes Monster am 1.04.2025 | 10:50
Leute ...  8]

Reden wir von Nerfen im Sinne von "auf den Nerv gehen"?
ODER
Reden wir von Nerfen im Sinne von "Abschwächen aus der Gamer-Sprache"?

ICH rede von Zweiterem.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Namo am 1.04.2025 | 10:53
Das eine führt doch zum anderen und hängt dann wie viele Ausführungen hier zeigen letztlich doch zusammen.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Isegrim am 1.04.2025 | 11:05
Naja, in PC-Games werden Dinge generft, damit sie nicht nerven... ;)
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 1.04.2025 | 11:10
Naja, in PC-Games werden Dinge generft, damit sie nicht nerven... ;)

Aber dann nervt das Nerfen genau die Fans der generften Dinge... ;)
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Swanosaurus am 1.04.2025 | 11:12
Also ich meinte "nerfen" im Sinne von "massiv schwächen", nicht "nerven".
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Swanosaurus am 1.04.2025 | 11:23
Wenn du Lust darauf hast die Innerweltliche Logik zu ignorieren ist das für dich auf Spielerebene vielleicht okay (und damit für die restlichen Spieler aber noch nicht notwendigerweise), ist aber noch lange kein Argument dafür warum Figuren die in dieser Welt leben das auch so sehen sollten.
Wenn die Figur in ihrer subjektiven Realität "vom Drachen verbrannt zu werden" als ganz reale Konsequenz vor sich sieht, darf die sich auch zu Recht die Frage stellen warum sie den Beinlosen Ritter noch in die Höhle mittragen sollten und ihm ne Chance geben sollten sich in der Praxis zu beweisen, statt schlicht "nein" zu sagen.


Na ja, das überzeugt mich in Sachen Spielweltlogik nicht.

Hier geht es darum, Charaktere "mitzuschleppen", die nach meist längerem gemeinsamen Spiel plötzlich krass in ihren Möglichkeiten eingeschränkt werden - der Krieger, der die Haupthand verliert, der Zauberer, der keine Astralpunkte mehr hat.

Und ehrlich gesagt kommt die Betrachtungsweise "Unsere Gruppe hat ne Stelle zu besetzen, da brauchen wir wen, der was reißt", doch meistens nicht aus der Spielweltlogik, sondern aus der Spieltischlogik. Am Spieltisch ist üblicherweise klar: Es gibt so viele SC wie Spieler*innen, und wenn eine Figur dann stark generft wird, dann sinkt die Effektivität der ganzen Gruppe. Ich weiß: Wenn der Charakter jetzt in den Ruhestand geht oder wiederhergestellt wird, anstatt generft weitergeführt, dann erhöht das die Gesamtschlagkraft.

In der Spielweltlogik werden dagegen normalerweise keine Stellen in Abenteurergruppen ausgeschrieben, und meistens ist auch nicht klar, dass man, wenn man den einarmigen Krieger mitnimmt, dafür halt jemand anders NICHT bekommt. Typischerweise kommen doch alle mit aufs Abenteuer, die sich halt irgendwie dafür finden, und dass sind dann "zufällig" immer genau die SC der Spieler*innen.

Und selbst wenn die Gruppe die Wahl hätte zwischen dem neuerdings einhändigen Krieger, mit dem sie schon ein Dutzend Abenteuer erlebt haben und auf den sie sich verlassen können, der vielleicht sogar ein Freund ist, und einem neuen Krieger, den noch keiner kennt und bei dem die Figuren sich ingame weniger sicher sein können, ob er fähig, vertrauenswürdig und loyal ist (auch wenn die Spieler*innen das natürlich meist outgame voraussetzen können, ist ja ein SC ...), dann nehmen sie bei einem ernsthaft gefährlichen Unterfangen vielleicht doch lieber den vielleicht geschwächten, aber eingearbeiteten vertrauten Kollegen.

Klar, wenn du jetzt ein militärisches Spezialteam oder so was spielst, sieht das anders aus. Aber ich erlebe doch meistens eher "Wir sind, wer wir sind, und gehen die Abenteuer an, mit denen wir es zu tun bekommen oder die wir uns suchen", als "hier ist die Mission, und jetzt brauchen wir effektives Einsatzteam."
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Sphinx am 1.04.2025 | 11:25
Leute ...  8]

Reden wir von Nerfen im Sinne von "auf den Nerv gehen"?
ODER
Reden wir von Nerfen im Sinne von "Abschwächen aus der Gamer-Sprache"?

ICH rede von Zweiterem.

Ist das so ein große unterschied? Ich habe noch nie erlebt das es in einer Gruppe gut angekommen ist wenn jemand nicht richtig mitgemacht hat.
Egal ob das war das man im Kampf Runden für irgendwas anderes verplempert hat außer den offensichtlich zu besiegenden Gegner anzugreifen. Oder der Charakter untauglich war seinen Teil zum bewältigen von Aufgaben beizutragen.
Oder nehmen wir einen Sc der überall aneckt, z.b. weil er einer verhassten Abstammung angehört. Wie oft macht es den anderen am Tisch Spaß, diesen Charakter vor den wütenden Dorfbewohnern zu schützen? 1 - 2x? Dann wird es entweder unter den Tisch fallen das er so fremdartig ist, oder mit "Ja ihr macht das übliche" abgehandelt.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 1.04.2025 | 11:29
Kommt wahrscheinlich auch stark darauf an, welche Abenteuer man spielt.
Wenn das solche sind, wo die SC immer gerade so noch mit heiler Haut rauskommen oder hin und wieder auch sterben, traut man sich womöglich weniger zu geschwächte Figuren zu spielen und mitzuschleppen, als in solchen, wo man sicher sein kann: Das passiert nicht so schnell.

Edit.
Oder anders: So einen Jamie Lannister zu spielen und weiterzuentwickeln macht ja nur Sinn und Spaß, wenn man dazu überhaupt die Möglichkeit hat.
Wenn der übermorgen vielleicht schon keinen Kopf mehr hat, nützen auch die ganzen Fechtstunden mit links nichts.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Swanosaurus am 1.04.2025 | 11:33
Ist das so ein große unterschied? Ich habe noch nie erlebt das es in einer Gruppe gut angekommen ist wenn jemand nicht richtig mitgemacht hat.
Egal ob das war das man im Kampf Runden für irgendwas anderes verplempert hat außer den offensichtlich zu besiegenden Gegner anzugreifen. Oder der Charakter untauglich war seinen Teil zum bewältigen von Aufgaben beizutragen.
Oder nehmen wir einen Sc der überall aneckt, z.b. weil er einer verhassten Abstammung angehört. Wie oft macht es den anderen am Tisch Spaß, diesen Charakter vor den wütenden Dorfbewohnern zu schützen? 1 - 2x? Dann wird es entweder unter den Tisch fallen das er so fremdartig ist, oder mit "Ja ihr macht das übliche" abgehandelt.

Sorry, das hat jetzt leider wirklich gar nix mehr mit dem Threadthema zu tun. Ich bereue es jetzt auch, mich auf den Taschenlampenfallenlasser-Diskurs eingelassen zu haben, der wirklich völlig in die irre geführt hat. Können wir also bitte jetzt mal wegkommen vom "Wir ziehen über Spieler*innen her, die suboptimale Leistungen erbringen"? Das war nämlich schon vor zehn Jahren langweilig.

also: "nerfen" kommt z.B. von der "Nerf-Gun" mit Schaumstoffgeschossen, es bedeutet im RPG-Slang "massiv schwächen", und der Begriff hat überhaupt nichts mit "nerven" zu tun. Also bitte nicht durcheinanderwerfen.

Und bitte mal wenigstens einen kurzen Blick auf den Eingangsbeitrag werfen.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Suro am 1.04.2025 | 11:39
Ich finde den Gedanken aus vielerlei Hinsicht ganz interessant: Unabhängig davon, ob solche Be- bzw. Einschränkungen vor oder nach dem Spielbeginn passieren, sehe ich interessante Herausforderungen bzgl. Story- bzw. Charakterentwicklung, "Schauspiel" und natürlich auch für "herausforderungsorienties Spiel" im üblichen Sinn (also in Bezug auf die erfolgreiche Bewältigung von Herausforderungen, die sich den Charakteren stellen).

Edit: Da besondere, was Swanosaurus hier ja noch anspricht, ist die Einschränkung als Entwicklung im laufenden Spiel - hier finde ich einerseits ganz interessant, dass man hier einen spannenden Bruch in der Charakterentwicklung hat, den man in der Gruppe "live" bespielen kann und nicht nur Teil eines Hintergrunds ist, und andererseits, dass - wenn sich die Einschränkung natürlich ergibt - ein Element von "mit den Konsequenzen der eigenen Entscheidungen leben" auftaucht abseits der binären Optionen von "Charakter lebt und alles ist super" und "Charakter tot: neuer Charakter".

Natürlich macht das alles nur Sinn, wenn das mit der Gruppe abgesprochen und mit den Spielinteressen der anderen Spielteinehmer:innen kompatibel ist. Aber das sollte nun wirklich eigentlich kein Thema sein, das man hier zum 75. mal ansprechen muss - bis vielleicht daraufhin, dass es ein Spielinteresse ist, das auf jeden Fall im Vorhinein abgefragt werden sollte (da klar für manche Personen ein Reizthema), was mglw. nicht bei allen Spielinteressen gleichermaßen der Fall ist.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 1.04.2025 | 11:40
Ist das so ein große unterschied? Ich habe noch nie erlebt das es in einer Gruppe gut angekommen ist wenn jemand nicht richtig mitgemacht hat.
Egal ob das war das man im Kampf Runden für irgendwas anderes verplempert hat außer den offensichtlich zu besiegenden Gegner anzugreifen. Oder der Charakter untauglich war seinen Teil zum bewältigen von Aufgaben beizutragen.
Oder nehmen wir einen Sc der überall aneckt, z.b. weil er einer verhassten Abstammung angehört. Wie oft macht es den anderen am Tisch Spaß, diesen Charakter vor den wütenden Dorfbewohnern zu schützen? 1 - 2x? Dann wird es entweder unter den Tisch fallen das er so fremdartig ist, oder mit "Ja ihr macht das übliche" abgehandelt.

Ist halt die Frage, wie weit man das treiben will. Wenn der Klischeekrieger im scheppernden Metall die Schleicher der Truppe beim Im-Dunkeln-Munkeln behindert, muß der dann auch vor die Tür? Was genau gehört eigentlich zum "seinen Teil beitragen" und was nicht mehr?

(Und wieso funktioniert der "Ja, ihr macht halt das Übliche"-Ansatz eigentlich scheinbar ausgerechnet im Kampf nie? Hat ein angeblich halbwegs professioneller SC-Kommandotrupp keine Standardtaktiken zum routinemäßigen Abspulen, oder wieso sonst muß da jeder Kleinkram grundsätzlich per Mikromanagement geregelt werden? >;D)
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Sphinx am 1.04.2025 | 11:42

Hier geht es darum, Charaktere "mitzuschleppen", die nach meist längerem gemeinsamen Spiel plötzlich krass in ihren Möglichkeiten eingeschränkt werden - der Krieger, der die Haupthand verliert, der Zauberer, der keine Astralpunkte mehr hat.

Die Frage ist wie Temporär ist das ganze und wo ist man. Steckt man in der tiefsten Wildniss macht es Sinn den Verstümmelten Kameraden mitzuschleppen. Ist man in einer Stadt, ehr ihm ein gutes Zimmer zu bezahlen und ihn sich auskurieren lassen.
Vielleicht hat die Gruppe ja auch erst mal keine Kämpfe zu erwarten, dann ist es absolut OK wenn jemand mit ner Krücke mitkommt. Erwarten sie aber eine Verfolgungsjagd über Stock und Stein wird das nix.

Zitat
Und selbst wenn die Gruppe die Wahl hätte zwischen dem neuerdings einhändigen Krieger, mit dem sie schon ein Dutzend Abenteuer erlebt haben und auf den sie sich verlassen können, der vielleicht sogar ein Freund ist, und einem neuen Krieger, den noch keiner kennt und bei dem die Figuren sich ingame weniger sicher sein können, ob er fähig, vertrauenswürdig und loyal ist (auch wenn die Spieler*innen das natürlich meist outgame voraussetzen können, ist ja ein SC ...), dann nehmen sie bei einem ernsthaft gefährlichen Unterfangen vielleicht doch lieber den vielleicht geschwächten, aber eingearbeiteten vertrauten Kollegen.

Aber wenn dieser Krieger die Aufgabe hatte mit seinem Schild für den Schutz der Gruppe zu sorgen. Der aber kein Schild mehr halten kann, erfüllt er seine Aufgabe nicht mehr. Das heißt nicht das seine alten Kameraden ihn von der nächsten Klippe stoßen müssen, aber auch das er nicht mehr tauglich ist seine rolle zu erfüllen. Entweder hat er genug andere Qualitäten das aufzuwiegen oder er wird ausgewechselt.
Hatte in meiner Gruppe einen Charakter der von einem Geist besessen war und deshalb stark eingeschränkt und nicht mehr verlässlich. War ein super Rollenspiel von der Spielerin des bessenen Chars, hat viel Spaß gemacht. Die Gruppe hat aber trotzdem den Charakter auf ihr Schiff gebracht, und ihn dort eingesperrt. Es war dadurch eine der neuen Hauptaufgaben der Gruppe eine Lösung zu finden diesem SC zu helfen die Besesseenheit loszuwerden. Die Spielerin hat für einige Wochen ein anderes Crewmitglied (neue Charakter) übernommen bis ihr Hauptcharakter wieder vollwertig mitmachen konnte.

Oder blöder Sportvergleich. Man hat einen Verein wo die Mitglieder dieses Jahr alles daran setzen Kreismeister zu werden. Ihr bester Spieler verstaucht sich aber den Fuß und kann nur noch übers Feld Humpeln. Der Spieler wird wohl nicht aus dem Verein geworfen, aber eben ne weile nicht mitspielen.
Ich denke wenn mein Leben daran hängt, das alle in meinem Umfeld 100% funktionieren wird ein Klotz-Am-Bein ganz schnell ausgesondert.

Wie immer kann man sagen: Wenn es alle gut finden und Spaß dran haben, kann man alles machen. Meine Erfahrung ist aber das selbst wenn es heißt "Ist für mich kein Problem" wenn dein Charakter XYZ ist. Das es auf Dauer dann doch zum Problem wird.

Ist halt die Frage, wie weit man das treiben will. Wenn der Klischeekrieger im scheppernden Metall die Schleicher der Truppe beim Im-Dunkeln-Munkeln behindert, muß der dann auch vor die Tür? Was genau gehört eigentlich zum "seinen Teil beitragen" und was nicht mehr?

Ich kann nur sagen was in meiner Gruppe passieren würde, wenn die Spieler als einzige Option sehen irgendwo rein zu schleichen.
A. Der Charakter bleibt draußen und hält wache. Der Spieler des Charakters kann, sofern draußen nichts passiert dann also 30 Min oder 2 Stunden nicht mitspielen.
B. Der Charakter zieht seine Rüstung aus. Kommt es zum Kampf ist er passend zum Thema "Genervt" weil seine Rüstung fehlt. -> Hätte keiner ein Problem mit weil es organisch aus dem Spiele entstanden ist.

(Und wieso funktioniert der "Ja, ihr macht halt das Übliche"-Ansatz eigentlich scheinbar ausgerechnet im Kampf nie? Hat ein angeblich halbwegs professioneller SC-Kommandotrupp keine Standardtaktiken zum routinemäßigen Abspulen, oder wieso sonst muß da jeder Kleinkram grundsätzlich per Mikromanagement geregelt werden? >;D)
Mache ich zum Beispiel ganz gerne wenn es komplett unterlegene Gegner sind. Dann dürfen die Spieler entweder beschreiben wie sie die Gegner problemlos plätten oder ich als DM beschreibe es.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Isegrim am 1.04.2025 | 11:52
Ist halt die Frage, wie weit man das treiben will. Wenn der Klischeekrieger im scheppernden Metall die Schleicher der Truppe beim Im-Dunkeln-Munkeln behindert, muß der dann auch vor die Tür?

Oder er zieht halt die Rüstung aus... Das geht mit generften SCs halt nicht. Die können ihr Handicap nicht kurz mal ablegen.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Swanosaurus am 1.04.2025 | 11:52

Aber wenn dieser Krieger die Aufgabe hatte mit seinem Schild für den Schutz der Gruppe zu sorgen. Der aber kein Schild mehr halten kann, erfüllt er seine Aufgabe nicht mehr. Das heißt nicht das seine alten Kameraden ihn von der nächsten Klippe stoßen müssen, aber auch das er nicht mehr tauglich ist seine rolle zu erfüllen. Entweder hat er genug andere Qualitäten das aufzuwiegen oder er wird ausgewechselt.

[...]

Oder blöder Sportvergleich. Man hat einen Verein wo die Mitglieder dieses Jahr alles daran setzen Kreismeister zu werden. Ihr bester Spieler verstaucht sich aber den Fuß und kann nur noch übers Feld Humpeln. Der Spieler wird wohl nicht aus dem Verein geworfen, aber eben ne weile nicht mitspielen.
Ich denke wenn mein Leben daran hängt, das alle in meinem Umfeld 100% funktionieren wird ein Klotz-Am-Bein ganz schnell ausgesondert.

Wie immer kann man sagen: Wenn es alle gut finden und Spaß dran haben, kann man alles machen. Meine Erfahrung ist aber das selbst wenn es heißt "Ist für mich kein Problem" wenn dein Charakter XYZ ist. Das es auf Dauer dann doch zum Problem wird.

Na gut, über Erfahrungen kann man sich schlecht streiten ... allein schon das Sportbeispiel finde ich tatsächlich im Rahmen meiner Rollenspielerfahrung absurd. Ein Rollenspielkampagne ist doch kein Fußballspiel. Im Abenteuer kann alles mögliche passieren, und du weißt nie so genau, welche Fähigkeiten gebraucht werden und wie sich jemand vielleicht noch nützlich machen kann. Dass die Funktion eines Charakters in der Gruppe sein soll, den Schild zu führen, mutet mir schon sehr nach Stellenausschreibung an. Und das ist dann wie gesagt ganz klar Spieltischlogik und nicht Spielweltlogik: "Bleib du mal zuhause, alter Gefährte, wir suchen uns wen neues, der nen Schild führen kann" ergibt eben nur dann einen Sinn, wenn das entweder-oder auch innerhalb der Spielwelt vorliegt.

Aber in der Spielweltlogik würde man doch sagen: "Suchen wir uns zuasätzlich noch einen Schildkämpfer, und du bleibst natürlich auch dabei, wenn du es willst, du hast uns immer den Rücken freigehalten und wir wissen, dass wir dir vertrauen können und du noch mehr drauf hast als nur den Schild zu halten. Bei dem Neuen wissen wir das nicht."

Klar gibt es Fälle wie "Besessenheit" oder "Kann nicht laufen", die faktisch die Teilnahme an vielen Abenteuern so gut wie unmöglich machen. Aber ich schrieb von "nerfen", also die Fähigkeiten eines Charakters massiv abschwächen, nicht davon, ihnen die Fähigkeit zu nehmen, überhaupt an Abenteuern teilzunehmen (eine Nerf-Gun kann immer noch schießen, macht halt nur nicht mehr besonders viel Schaden ...).
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Sphinx am 1.04.2025 | 12:01
Aber in der Spielweltlogik würde man doch sagen: "Suchen wir uns zuasätzlich noch einen Schildkämpfer, und du bleibst natürlich auch dabei, wenn du es willst, du hast uns immer den Rücken freigehalten und wir wissen, dass wir dir vertrauen können und du noch mehr drauf hast als nur den Schild zu halten. Bei dem Neuen wissen wir das nicht."

Das finde ich z.B. völlig in Ordnung. Es heißt ja nicht das der Charakter Nutzlos ist. Aber er wird dann eben umsatteln müssen auf irgendwas das er gut mit einer Hand erledigen kann. Wie gut das geht, ist aber IMO dann wieder zu System spezifisch.
Aber es hängt auch davon ab was der Charakter noch kann. Ist es der adlige Anführer der Kontakte in jeden Winkel der Welt hat und noch dazu der Kämpfer dessen Schild jetzt wegfällt. Dann hat er noch ne ganze Menge mehr was für diesen Charakter spricht. Ist er aber nur der "Tank" dessen Schutzfertigkeit die Gruppe am Leben hält wird es schwieriger.

Da Spiel dann doch viel vom verwendeten System mit rein. Bei mir tendieren Spieler eigentlich immer dazu jedem seine Nische zu lassen. Selbst wenn das System Problemlos mit einer Gruppe ohne Heiler/Magier auskommen würde.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 1.04.2025 | 12:05
Natürlich macht das alles nur Sinn, wenn das mit der Gruppe abgesprochen und mit den Spielinteressen der anderen Spielteinehmer:innen kompatibel ist. Aber das sollte nun wirklich eigentlich kein Thema sein, das man hier zum 75. mal ansprechen muss - bis vielleicht daraufhin, dass es ein Spielinteresse ist, das auf jeden Fall im Vorhinein abgefragt werden sollte (da klar für manche Personen ein Reizthema), was mglw. nicht bei allen Spielinteressen gleichermaßen der Fall ist.
Naja, wenn das erst im Laufe des Spiels passiert, vielleicht sogar erst nach Jahren, ist sowas in Session 0 evtl gar nicht abgesprochen worden.

Dann heißt es- alle müssen sich dem spontan anpassen wollen- auch die Spielleitung.


Edit.
Und diese Anpassung kann mitunter schon groß ausfallen und im Zweifel auch dazu, dass man künftig ganz andere Abenteuer *spielt.

*
Vielleicht ja zum Teil bessere bzw. interessantere.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Skaeg am 1.04.2025 | 12:21
Ist halt die Frage, wie weit man das treiben will. Wenn der Klischeekrieger im scheppernden Metall die Schleicher der Truppe beim Im-Dunkeln-Munkeln behindert, muß der dann auch vor die Tür? Was genau gehört eigentlich zum "seinen Teil beitragen" und was nicht mehr?
OT, aber:

Das ist eine andere (und häufige Situation) als jemand, der durch Verlust einer Hand oder so etwas im Kampf eingeschränkt ist. Im Kampf ist mehr immer besser. Und wenn es ein Hänfling ist, der aus der zweiten Reihe Steine auf die Gegner wirft.

Schleichen ist hingegen eine typische Situation, wo selbst bei Verwendung von Regelsystemen, die das nicht noch künstlich befeuern, es immer klüger ist, es nur den besten Charakter versuchen zu lassen.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Skaeg am 1.04.2025 | 12:27
Aber wenn dieser Krieger die Aufgabe hatte mit seinem Schild für den Schutz der Gruppe zu sorgen. Der aber kein Schild mehr halten kann, erfüllt er seine Aufgabe nicht mehr. Das heißt nicht das seine alten Kameraden ihn von der nächsten Klippe stoßen müssen, aber auch das er nicht mehr tauglich ist seine rolle zu erfüllen. Entweder hat er genug andere Qualitäten das aufzuwiegen oder er wird ausgewechselt.
Dafür gibt es logisch aber keinen Grund. Wenn es wirklich so dramatisch wichtig ist, dass ein Schildträger dabei ist (und überhaupt: Wenn das seine einzige Funktion ist, reicht auch ein Arm  >;D), dann kann man den zusätzlich anwerben. Der Grund für das "Austauschen" ist reines Meta: SC-Anzahl gleich Spieleranzahl. Dieses Beispiel:

Zitat
Oder blöder Sportvergleich. Man hat einen Verein wo die Mitglieder dieses Jahr alles daran setzen Kreismeister zu werden. Ihr bester Spieler verstaucht sich aber den Fuß und kann nur noch übers Feld Humpeln. Der Spieler wird wohl nicht aus dem Verein geworfen, aber eben ne weile nicht mitspielen.
... zeigt das recht deutlich. Wenn ich beliebig viele Spieler aufs Feld schicken dürfte, würde ich auch den Humpler mitnehmen. Der einzige Grund, das nicht zu tun, wäre Rücksicht auf ihn bzw. Sorge um seine Genesung. Als "Klotz am Bein" kann er nur gelten, weil ich in meiner Mannschaft nur 11 Leute haben darf und es vernünftig ist, aus dem größeren Pool potenzieller Spieler die fittesten auszuwählen.

In der Situation sind aber Abenteurergruppen nicht bzw. nur auf Spielerebene.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Suro am 1.04.2025 | 13:58
Naja, wenn das erst im Laufe des Spiels passiert, vielleicht sogar erst nach Jahren, ist sowas in Session 0 evtl gar nicht abgesprochen worden.

Dann heißt es- alle müssen sich dem spontan anpassen wollen- auch die Spielleitung.


Edit.
Und diese Anpassung kann mitunter schon groß ausfallen und im Zweifel auch dazu, dass man künftig ganz andere Abenteuer *spielt.

*
Vielleicht ja zum Teil bessere bzw. interessantere.

Aber auch in dem Fall kann man drüber sprechen - ein "würde es jemand stören, wenn ich diesen Charakter jetzt weiterspiele, auch wenn er von seiner Effektivität jetzt recht eingeschränkt wäre, ich habe da Lust zu" sollte zwischen zwei Sitzungen auch möglich sein. (Und, bevor jemand da mit kommt: Möglicherweise können wir einen Fall konstruieren, in dem das dann doch nicht möglich ist, aber ich denke jetzt an einen Normalfall.)
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Streunendes Monster am 1.04.2025 | 14:07
Mir sind Charaktere mit flaws/Einschränkungen lieber, als Vanilla-Teflonbillies.
Wenn mir nochmal jemand mit stark, gewandt und mutig kommt ... *gähn ... der ist nur stark gegen die Wand gelaufen, gewandt wieder aufgestanden und hat es mutig nochmal probiert. Lame!

Wobei ich da eine Grenze ziehe.
Ein flaw darf und sollte einen SC einschränken. Sonst wäre es ja keines.
Aber ... bitte in einem abenteuertauglichen Rahmen.
Zauberer aus einem Orden, der körperlich ausgeführte Gewalt ablehnt ... und dafür seine Macht nutzt. Cool.
Assassine, mit Sinnkrise, einem Gebot des Pazifismus, auf der Suche nach einem ruhigen Alterswohnsitz und Tourette-Syndrom hat - nein, bitte nicht.
Wie immer - alles in Maßen.

Allerdings kann ich auch SPL nicht verstehen, die einen Waldundwiesendruiden in einer vorher angekündigten Stadtkampagne spielen und dann beleidigt mit ihrem SC in den Wald gehen und muksch sind. Hatte das schon. Angesprochen. Ausgesprochen. Abgeschafft.
So jemand braucht dann schon eine plausible Begründung, warum er als SC in einer Stadtkampagne mitspielen möchte. Dafür ist dann aber bitte der SPL verantwortlich.

Toll finde ich auch Krieger, die einen Kodex haben, der Fernkampf untersagt.
Neben der Herausforderung auch ein mögliches Spotlight für einen anderen SPL.

Also bevor man sich hier im Faden der Schwarzweißdenkerei ergießt, einfach mal das schöne BUNT dazwischen betrachten. Gibt so viele tolle Möglichkeiten.



WENN man nicht auf herausforderungsorientiertes Spiel geht. Dann braucht es Spezis, Teflonbillies und Vanillaassassinen.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: gilborn am 1.04.2025 | 14:53
Ich werfe mal eine These in den Raum die eigentlich relativ Banal ist:
Spielt man Combat as Sports, empfindet man generfte Charaktere als ärgerlich. Verständlicherweise.
Spielt man Combat as War, wo sowieso nicht groß gebalanced wird und die Charaktere sich irgendwie durchlavieren müssen, stört es weniger. Auch wenn es ein Gefälle innerhalb der Gruppe gibt.

Hier kann ein Spielleiter dann auch wirklich glänzen, wenn er das Handicap des Charakters gut anspielt und darauf zugeschnittene Konflikte schafft und unterstützt:
Kann Mr. Lennister sich durchbluffen und weiterhin die Leute einschüchtern, obwohl er nur noch ein Schatten seiner selbst ist?
Wenn die Antwort ist: Nein, jetzt kommt ein Encounter, weil, muss ja, dann macht es vermutlich allen Beteiligten wenig Spaß.
Wenn der SL jedoch darauf eingeht oder sogar den Grundstein dafür legt, dann können wunderbare Szenen entstehen.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Swanosaurus am 1.04.2025 | 14:55
Allerdings kann ich auch SPL nicht verstehen, die einen Waldundwiesendruiden in einer vorher angekündigten Stadtkampagne spielen und dann beleidigt mit ihrem SC in den Wald gehen und muksch sind. Hatte das schon. Angesprochen. Ausgesprochen. Abgeschafft.

Ich frage mich gerade, ob wir mal in der gleichen Runde waren, weil mir exakt das auch schon passiert ist: Anfang der Session, Druidenspieler sagt: "Also, ich habe keinen Grund, die Stadt zu gehen, ich bleibe draußen. Tschüss."

Oder ist das einfach so ein Standardmanöver?
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Mouncy am 1.04.2025 | 15:05
Kleiner Rant aus dem Off, ohne den Faden komplett gelesen zu haben:
Der Begriff nerfen ist halt einfach schlecht gewählt. Ich will jetzt mal keine rage bait vom OP unterstellen, aber doof isser trotzdem. Im Videogaming Sinn kann nämlich nur der Publisher/Spieleentwickler nerfen, nie die Konsumenten des Games, die Diskussion ist dahingehen also völliger Unsinn. Wenn, dann müsste man von selbstauferlegtem höheren Schwierigkeitsgrad sprechen. Meinetewegen Hardcore Mode. Kann man machen, ist aber komisch wenn das nur einer aus der Gruppe macht und nicht alle. Siehe dazu auch Gruppenkonsens, Combat as War usw.

Wenn es sich um die Variante "auf den Nerv gehen" handeln sollte, greift natürlich Rule 0: Spiele nicht mit Arschlöchern.

Case Closed. Wieso gibts jetzt nen 4 Steiten Faden dazu? Is schon Sommerloch?  ~;D (Mir ist bewusst, dass ich Teil des "Problems" bin, weil ich ja jetzt auch wieder was geschrieben habe...)
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Sphinx am 1.04.2025 | 15:18
Dafür gibt es logisch aber keinen Grund. Wenn es wirklich so dramatisch wichtig ist, dass ein Schildträger dabei ist (und überhaupt: Wenn das seine einzige Funktion ist, reicht auch ein Arm  >;D), dann kann man den zusätzlich anwerben. Der Grund für das "Austauschen" ist reines Meta: SC-Anzahl gleich Spieleranzahl. Dieses Beispiel:
... zeigt das recht deutlich. Wenn ich beliebig viele Spieler aufs Feld schicken dürfte, würde ich auch den Humpler mitnehmen. Der einzige Grund, das nicht zu tun, wäre Rücksicht auf ihn bzw. Sorge um seine Genesung. Als "Klotz am Bein" kann er nur gelten, weil ich in meiner Mannschaft nur 11 Leute haben darf und es vernünftig ist, aus dem größeren Pool potenzieller Spieler die fittesten auszuwählen.

Das ist zwar ein komplett anderes Thema. Aber zumindest ich als SL hätte kein Problem damit wenn ein Spieler 2 Charaktere Spielt. Solange es das Spiel bereichert und nicht nur als Powergaming genutzt wird zumindest. Allerdings kenne ich nahezu 0 Spieler denen ich zutraue zwei Charaktere zu Spielen.

Ich werfe mal eine These in den Raum die eigentlich relativ Banal ist:
Spielt man Combat as Sports, empfindet man generfte Charaktere als ärgerlich. Verständlicherweise.
Spielt man Combat as War, wo sowieso nicht groß gebalanced wird und die Charaktere sich irgendwie durchlavieren müssen, stört es weniger. Auch wenn es ein Gefälle innerhalb der Gruppe gibt.

Ich würde es genau anders rum sehen.
CAS = Der Spielleiter kann einfach die Schwierigkeit anpassen das es fair bleibt. Es macht keinen unterschied wie stark die Charakter sind da die Gegner immer Relativ dazu gebalanced sind.
CAW = Die Kämpfe sind wie sie sind, die Spieler müssen damit klar kommen. Ein geschwächter Charakter erhöht die Chance das der eigene in Gefahr gerät.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Streunendes Monster am 1.04.2025 | 15:18
Kleiner Rant aus dem Off, ohne den Faden komplett gelesen zu haben:
Der Begriff nerfen ist halt einfach schlecht gewählt. Ich will jetzt mal keine rage bait vom OP unterstellen, aber doof isser trotzdem. Im Videogaming Sinn kann nämlich nur der Publisher/Spieleentwickler nerfen, nie die Konsumenten des Games, die Diskussion ist dahingehen also völliger Unsinn. Wenn, dann müsste man von selbstauferlegtem höheren Schwierigkeitsgrad sprechen. Meinetewegen Hardcore Mode. Kann man machen, ist aber komisch wenn das nur einer aus der Gruppe macht und nicht alle. Siehe dazu auch Gruppenkonsens, Combat as War usw.

Wenn es sich um die Variante "auf den Nerv gehen" handeln sollte, greift natürlich Rule 0: Spiele nicht mit Arschlöchern.

Case Closed. Wieso gibts jetzt nen 4 Steiten Faden dazu? Is schon Sommerloch?  ~;D (Mir ist bewusst, dass ich Teil des "Problems" bin, weil ich ja jetzt auch wieder was geschrieben habe...)

Könntest Du bitte einen eigenen Thread zur Definition von "Sommerloch" aufmachen - ich könnte da etwas missverstehen  ~;D
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Streunendes Monster am 1.04.2025 | 15:20
Ich frage mich gerade, ob wir mal in der gleichen Runde waren, weil mir exakt das auch schon passiert ist: Anfang der Session, Druidenspieler sagt: "Also, ich habe keinen Grund, die Stadt zu gehen, ich bleibe draußen. Tschüss."

Oder ist das einfach so ein Standardmanöver?

Kennst Du Tobi aus Hamburg? Also immer noch Hamburg. Seit 1975  >;D

Scheint also eher ein standard-Move von einer gewissen Spezies an Leuten zu sein ...
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Boba Fett am 1.04.2025 | 15:54
Also ich meinte "nerfen" im Sinne von "massiv schwächen", nicht "nerven".
Sorry, dann hab ich dich mißverstanden, weil ich den Gamerbegriff bis gerade eben nicht kannte.
Meine Kernaussage „sowas gehört vorher abgesprochen“ bleibt aber bestehen.
Auch zu diesem Thema.

Wenn wir mal die letzten 20 Jahre Tanelorn durchwühlen und alle Grabenkämpfe und Evergreenthemen beiseite lassen, kommen wir doch dazu, dass es immer wieder um „redet miteinander“ und „findet einen Konsens“ geht, wenn man möglichst viel Spaß im Rollenspiel haben möchte.
Ob das mal „creative Agenda“ hieß oder „Session Zero“. Es läuft doch immer aufs selbe hinaus.

Und es ist auch egal, ob das ein „generfter“ Charakter ist (ich hoffe, ich verwende das richtig) - also quasi jemand der Dobby zwischen Hermine, Ron und Harald spielen möchte, oder ob es der Oberpowergamer ist, der seinen Charakter so viel mächtiger machen und adäquate Herausforderungen haben will, dass diese zum TPK der restlichen Gruppe führt. Egal in welche Richtung es massiv von der Grunderwartungshaltung abweicht - man sollte das vorher besprechen, ob das okay ist oder nicht.
Alles andere riskiert, dass irgendwer am Tisch sitzt und überhaupt keinen Spaß hat.

So, das mal als Basis - meine Meinung zu generfte Spieler-Charaktere:
1. ich finde es besser, wenn alle Charaktere in der Runde einen halbwegs ähnlichen Powerlevel haben.
2. ich spiele gerne kompetente Charaktere. Ich so viele Jahre die vordere Hälfte des „von Zero to Hero“ erlebt, dass ich keinen Bock mehr auf Noob-Charaktere habe. Auf andere Sachen lasse ich mich bei einem Oneshot ein (Tanelorn-Treffen), aber mehr brauche ich wirklich nicht.
DAS ist aber ganz allein mein Empfinden und jeder kann dazu ein anderes haben. Und ich habe das Wort „ich“ mit Absicht klein geschrieben…
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: gilborn am 1.04.2025 | 15:59
Ich würde es genau anders rum sehen.
CAS = Der Spielleiter kann einfach die Schwierigkeit anpassen das es fair bleibt. Es macht keinen unterschied wie stark die Charakter sind da die Gegner immer Relativ dazu gebalanced sind.
CAW = Die Kämpfe sind wie sie sind, die Spieler müssen damit klar kommen. Ein geschwächter Charakter erhöht die Chance das der eigene in Gefahr gerät.
Fair point, kann man so sehen, überzeugt bin ich nicht so recht:

Bei CAW wie ich es mir vorstelle, sind Kämpfe so unterschiedlich schwierig, dass das bisschen Nerfen auch nicht ins Gewicht fällt. Anders gesagt: Wir gehen so oder so nicht zum Alten Drachen. Man wählt hier den Kampf, nicht der Kampf einen selbst. Und da kann ich das Handicap berücksichtigen.

Bei CAS widerum, ist man als generfter Charakter immer die Sonderlocke auf die der SL Rücksicht nehmen muss bei der Encountergestaltung. Ich würde vermuten das nervt irgendwann. Im DMG z.B. ist bei der CR Berechnung ja die Zahl der SCs drin und ihre Stufe, nicht aber ihr können. Wie sollte man das auch messen?
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 1.04.2025 | 16:08
Aber auch in dem Fall kann man drüber sprechen - ein "würde es jemand stören, wenn ich diesen Charakter jetzt weiterspiele, auch wenn er von seiner Effektivität jetzt recht eingeschränkt wäre, ich habe da Lust zu" sollte zwischen zwei Sitzungen auch möglich sein. (Und, bevor jemand da mit kommt: Möglicherweise können wir einen Fall konstruieren, in dem das dann doch nicht möglich ist, aber ich denke jetzt an einen Normalfall.)
Klar, denke trotzdem, dass da keiner sagen würde: "Du darfst den jetzt nicht weiterspielen."
Da hat man den Charakter (Ob jetzt mit einer Hand/Arm/ Bein/ Auge whatever mehr oder weniger längst lieben gelernt)
Darum ging es mir.

Zumindest würde es mich stark wundern, wenn Betroffene Spieler dann gezwungen werden ihren langjährigen SC zur Ruhe zu setzen.
Kann mir das wirklich schwer vorstellen


Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Darius der Duellant am 1.04.2025 | 16:33
Meine Meinung...
Krasses Nerven - egal wie - ist doch letztendlich ein Abwenden vom vorher vereinbarten Konsens ohne vorherige Absprache oder Warnung.

Und das empfinde ich eigentlich immer als störend.
Man hat sich auf irgend ein Spiel geeinigt, alle haben irgend eine geartete Erwartungshaltung und setzten Verhaltensmaßstäbe an und jemand entscheidet spontan und willkürlich die abgesprochenen Konventionen zu brechen.
Sollte jemand spontan irgend eine Idee haben, die vielleicht das Spielerlebnis bereichern könnte, kann er das Spiel immer noch kurz unterbrechen und seinen Vorschlag machen und bei Zustimmung sein Handeln damit legitimieren.
Kurz gesagt: Das gehört für mich vorher verhandelt. Und wer meint das nicht zu müssen, braucht sich nicht über drastische Reaktionen in Game oder am Tisch zu wundern.

Man erscheint auch nicht nackt auf der Konventionellen Hochzeit der besten Freundin, nur weil man meint, das die Menschheit dem Nudistentum aufgeschlossen zu sein hat.
Und wer das macht, braucht sich nicht wundern, rauszufliegen und danach keine beste Freundin mehr zu haben.
Auch da haben Menschen eine Erwartungshaltung, es gelten Konventionen und alle möchten einen schönen Abend haben. Und wenn die Feier im FKK Club Klein-Wülferode stattfindet und es legitim sein könnte, fragt man trotzdem besser nach, wie der Dresscode lautet. Man redet einfach vorher drüber bevor man anderen den Abend versaut.

Und dann ist es auch okay, spontan die Fackel in die Pfütze fallen zu lassen und hysterisch das Schreien anzufangen - es ist abgenickt worden.
Und dann ist es auch okay, Gegner die sich ergeben haben zu erschlagen, zu plündern und als Murder-Hobo durch die Gegend zu stampfen - es ist vorher geklärt, dass das okay ist.
Und dann kann man guten Gewissens den Hunderausführerpraktikanten des Melkhelferassistenten vom Zuckerbäcker spielen, während andere den griechischen Halbgott erschaffen.

Man spricht sich ab und klärt die Dinge - VORHER. Ist das so schwer?

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)


Ganz viele +1, insbesondere für den Spoiler
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Darius der Duellant am 1.04.2025 | 16:38
Na ja, das überzeugt mich in Sachen Spielweltlogik nicht.

Hier geht es darum, Charaktere "mitzuschleppen", die nach meist längerem gemeinsamen Spiel plötzlich krass in ihren Möglichkeiten eingeschränkt werden - der Krieger, der die Haupthand verliert, der Zauberer, der keine Astralpunkte mehr hat.

Und ehrlich gesagt kommt die Betrachtungsweise "Unsere Gruppe hat ne Stelle zu besetzen, da brauchen wir wen, der was reißt", doch meistens nicht aus der Spielweltlogik, sondern aus der Spieltischlogik. Am Spieltisch ist üblicherweise klar: Es gibt so viele SC wie Spieler*innen, und wenn eine Figur dann stark generft wird, dann sinkt die Effektivität der ganzen Gruppe. Ich weiß: Wenn der Charakter jetzt in den Ruhestand geht oder wiederhergestellt wird, anstatt generft weitergeführt, dann erhöht das die Gesamtschlagkraft.

In der Spielweltlogik werden dagegen normalerweise keine Stellen in Abenteurergruppen ausgeschrieben, und meistens ist auch nicht klar, dass man, wenn man den einarmigen Krieger mitnimmt, dafür halt jemand anders NICHT bekommt. Typischerweise kommen doch alle mit aufs Abenteuer, die sich halt irgendwie dafür finden, und dass sind dann "zufällig" immer genau die SC der Spieler*innen.

Und selbst wenn die Gruppe die Wahl hätte zwischen dem neuerdings einhändigen Krieger, mit dem sie schon ein Dutzend Abenteuer erlebt haben und auf den sie sich verlassen können, der vielleicht sogar ein Freund ist, und einem neuen Krieger, den noch keiner kennt und bei dem die Figuren sich ingame weniger sicher sein können, ob er fähig, vertrauenswürdig und loyal ist (auch wenn die Spieler*innen das natürlich meist outgame voraussetzen können, ist ja ein SC ...), dann nehmen sie bei einem ernsthaft gefährlichen Unterfangen vielleicht doch lieber den vielleicht geschwächten, aber eingearbeiteten vertrauten Kollegen.

Klar, wenn du jetzt ein militärisches Spezialteam oder so was spielst, sieht das anders aus. Aber ich erlebe doch meistens eher "Wir sind, wer wir sind, und gehen die Abenteuer an, mit denen wir es zu tun bekommen oder die wir uns suchen", als "hier ist die Mission, und jetzt brauchen wir effektives Einsatzteam."

Zu ner Freundschaft gehört auch mal zu sagen:
"Nein, das ergibt keinen Sinn".
"Wir sind so toll befreundet, darum nehme ich dich jetzt auf die hochgefährliche Reise mit, bei der deine nicht mehr vorhandene Kompetenz uns alle (inklusive dir selbst) einem erhöhten Risiko aussetzt draufzugehen" ergibt für mich keinen Sinn. Freund halten Gefahren von einander Fern, anstatt die anderen bewusst da reinzureiten.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Sphinx am 1.04.2025 | 16:39
Klar, denke trotzdem, dass da keiner sagen würde: "Du darfst den jetzt nicht weiterspielen."

Da ist mein Einwand aber aus meiner kleinen Blase. Es wurde niemand was sagen, es wurde auch niemand für ne weile Stören. Aber früher oder später nervt es dann doch und der Spielspaß leidet. Auch wenn keiner den Mund aufmachen will um das Thema anzuschneiden.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: unicum am 1.04.2025 | 17:06
"Mein Character ist halt so!"

Dieser spruch nervt mich, auch wenn er von einem generften Figur kommt. Beispielhaft etwa von einer Figur bei der definiert ist "Nicht zu normalen Sozialverhalten fähig, 'macht keine Gefangenen'"

"Ich hab halt kurze Beine!"

Zwerg/Halbling/Gnom/etc auf der Flucht...

Da sehe ich mich, als Spieler einer ungenerften Figur, in meinen Optionen die ich habe (hier: flucht), eingeschränkt (klar kann ich auch den 'kameraden' zurücklassen aber,...). Und ja das nervt mich.

Also ja:
Das ist eh nochmal ein Thema für sich. Wenn jemand von Anfang an einen Charakter mit Handicap spielen will, als Bauergamer oder was auch immer, muss er sich auch die Frage gefallen lassen: Warum sollten wir dich mitnehmen?

Es kommt natürlich darauf an was man spielt. Manchmal sind "Nachteile" von Figuren nur characterspezifisch, manchmal muss die ganze Gruppe darunter "leiden".

Bezüglich der Sache im der Session "0" haben ich dahingehend es aber eben auch schon erlebt das Leute dann auch mal - aus höflichkeit - eine Kröte schlucken und ja zu etwas sagen das sie eigentlich nicht mögen.

Aber ja, grundsätzlich - macht wozu ihr Spass habt, aber schaut auch mal ab und an in die Gesichter eurer Mitspieler,...
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: gilborn am 1.04.2025 | 17:17
Zu ner Freundschaft gehört auch mal zu sagen:
"Nein, das ergibt keinen Sinn".
"Wir sind so toll befreundet, darum nehme ich dich jetzt auf die hochgefährliche Reise mit, bei der deine nicht mehr vorhandene Kompetenz uns alle (inklusive dir selbst) einem erhöhten Risiko aussetzt draufzugehen" ergibt für mich keinen Sinn. Freund halten Gefahren von einander Fern, anstatt die anderen bewusst da reinzureiten.
Ich behaupte: Innerweltlich bekommt man das Plausiblisiert wenn man will, da gibts ja auch genug Realbeispiele (Wenn man schaut wer schon alles am Mount Everest war obwohl er da nicht hingehört).

Wenn dann hakt es Outgame.
Und ich denke da herrscht ja Konsens dass es einfach eine Absprachesache ist (du hast ja Bobas Beitrag gepluseinst)
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Swanosaurus am 1.04.2025 | 18:35
Ich finde, ganz schön viele beißen sich hier gerade an "Spieler*innen kommunizieren nicht vernünftig mit ihrer Gruppe darüber, wie sie ihren SC warum spielen wollen und ob das für die Gruppe als ganzes funktioniert" oder "Spieler*innen ziehen ihren Egotrip durch".

Darum sollte der Thread eigentlich nicht gehen - das ist ein möglicher Sonderfall des Beschriebenen, der aber in fast allen Kontexten auftreten kann.

Kleiner Rant aus dem Off, ohne den Faden komplett gelesen zu haben:
Der Begriff nerfen ist halt einfach schlecht gewählt. Ich will jetzt mal keine rage bait vom OP unterstellen, aber doof isser trotzdem. Im Videogaming Sinn kann nämlich nur der Publisher/Spieleentwickler nerfen, nie die Konsumenten des Games, die Diskussion ist dahingehen also völliger Unsinn.

Doch, nerfen ist durchaus der richtige Begriff (und langsam frage ich mich wirklich, ob überhaupt jemand den Eingangsbeitrag gelesen hat ...) Es geht mir hier vor allem darum, dass die Spielleitung im Spiel "verstümmelnde" Konsequenzen verpasst und wir das im Spiel durchaus gefeiert haben und Zufriedenheit und Zusammengehörigkeitsgefühl daraus bezogen haben. Und Pen&Paper-SLen können durchaus "nerfen", so ist der Begriff mir zumindest aus zahlreichen Online-Diskussionen geläufig.
Von Videogames habe ich keinen Funken Ahnung, deshalb passt der Begriff in dem Kontext vielleicht nicht. Aber ich schreibe hier ja von P&P.

Letztendlich war meine Erfahrung mit "Verstümmelung" im weiteren Sinne immer: "Wir sind die Helden, egal was!" Und das finde ich im Rückblick echt schön, und soweit ich mich erinnere, haben alle es immer mitgetragen, ohne sich Gedanken über Balancing oder darüber, ob auch alle auf der Effektivitätsebene ihren Teil "beitragen" zu machen. Jedenfalls besser als "Jetzt sei mal realistisch, du hast hier nix mehr verloren mit den mageren Jobskills, die du mitbringst. Geh in Frührente, ist das Beste für alle."
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 1.04.2025 | 18:44
Jedenfalls besser als "Jetzt sei mal realistisch, du hast hier nix mehr verloren mit den mageren Jobskills, die du mitbringst. Geh in Frührente, ist das Beste für alle."

An dem Punkt sind das Problem wahrscheinlich sowieso die verwendeten Regeln, die die "mageren Jobskills" schon von vornherein produziert haben. ;) Erst dadurch kann es ja schließlich dazu kommen, daß sich jeder Abzug an so einem absoluten Pflichtminimum gleich so katastrophal auswirkt...
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Sphinx am 1.04.2025 | 18:52
Ich finde, ganz schön viele beißen sich hier gerade an "Spieler*innen kommunizieren nicht vernünftig mit ihrer Gruppe darüber, wie sie ihren SC warum spielen wollen und ob das für die Gruppe als ganzes funktioniert" oder "Spieler*innen ziehen ihren Egotrip durch".

Darum sollte der Thread eigentlich nicht gehen - das ist ein möglicher Sonderfall des Beschriebenen, der aber in fast allen Kontexten auftreten kann.

Doch, nerfen ist durchaus der richtige Begriff (und langsam frage ich mich wirklich, ob überhaupt jemand den Eingangsbeitrag gelesen hat ...) Es geht mir hier vor allem darum, dass die Spielleitung im Spiel "verstümmelnde" Konsequenzen verpasst und wir das im Spiel durchaus gefeiert haben und Zufriedenheit und Zusammengehörigkeitsgefühl daraus bezogen haben. Und Pen&Paper-SLen können durchaus "nerfen", so ist der Begriff mir zumindest aus zahlreichen Online-Diskussionen geläufig.
Von Videogames habe ich keinen Funken Ahnung, deshalb passt der Begriff in dem Kontext vielleicht nicht. Aber ich schreibe hier ja von P&P.

Also als sehr Online/Videospiel firmer Mensch kann ich sagen der Begriff passt nicht so gut.
Von einem Nerv wird gesprochen wenn eine Fähigkeit/Mechanik abgeschwächt wird. Im Regelfalle weil sie zu Stark ist verglichen mit anderen Optionen. Also z.b. entscheidet der Spielleiter der Feuerball macht mit 5w6 zu viel Schaden und verringert diesen auf 4w6. Es ist also ein verändern der Regeln des Spiels.
Arm ab würde man ehr als Debuff (grob übersetzt Schwächung oder negativer Statuseffekt) bezeichnen. Es ändert nichts an den Regeln schwächt den Charakter aber merkbar. Wobei man bei Videospielen selten dauerhaft von so etwas betroffen ist.
Man könnte sogar den debuff nerven wenn man merkt das er zu stark ausfällt :).

Die Sache ist: Worüber sollen wir bei dem Thema diskutieren? Wie bei vielem, sofern die Spieler sich einig sind kann man alles machen. Dann kann man auch ne halbe Stunde eine Sex Szene verbal (...hoffentlich) ausspielen.
Es bleibt doch nur darüber zu sprechen das die Konsequenzen und Erfahrungen daraus sind. Wenn die Diskussion mehr in eine andere Richtung gehen soll, die mir nicht klar ist, brauche ich irgendwie mehr als den Eingangspost.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 1.04.2025 | 18:55
Da ist mein Einwand aber aus meiner kleinen Blase. Es wurde niemand was sagen, es wurde auch niemand für ne weile Stören. Aber früher oder später nervt es dann doch und der Spielspaß leidet. Auch wenn keiner den Mund aufmachen will um das Thema anzuschneiden.
Vielleicht.
Glaube wir hatten die Situation noch nie.

Wenn man das als SL nicht will, gibt's auch Möglichkeiten das zu umgehen.

1. Es wird gar nicht erst verstümmelt
2. Die Figur ist zwar verstümmelt, kriegt aber einen magischen/ technischen Schnickschnack, der das ausgleicht oder sogar besser macht.
(Das Auge von Madeye, die Hand von Darth V. etc.)
3. Es wird spieltechnisch einfach ignoriert.
Oder umgedeutet.
A la - Hast jetzt einen Malus auf Geschicklichkeit- Dafür kriegst Du einen Bonus auf (Mut, Körper Kraft, Intelligenz- such dir was aus)
Willst Du vielleicht die Charakterklasse wechseln?
Vom Krieger zum Magier?
Etc.
4. Es gibt ne Queste die bestanden werden muss um den Charakter wieder zu heilen


Edit.
In Welten voller Magie kriegt man doch eher ein  Logik Problem, wenn so ein Leiden dauerhaft unbehandelt bleibt. Speziell bei Helden die ja mit Kräften und Wesen aller Art in Kontakt kommen.

Wenn es den Rest der Gruppe nervt, gibt's eben ein göttliches Wunder, und weg ist das Problem.

Wenn die betroffenen Spieler dann weinen, dass ihre Figur wieder ganz ist, muss auch niemand Mitleid haben ( Das hatten sie ja dann bereits zu Genüge)
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Isegrim am 1.04.2025 | 18:57
Wenn die Figur in ihrer subjektiven Realität "vom Drachen verbrannt zu werden" als ganz reale Konsequenz vor sich sieht, darf die sich auch zu Recht die Frage stellen warum sie den Beinlosen Ritter noch in die Höhle mittragen sollten und ihm ne Chance geben sollten sich in der Praxis zu beweisen, statt schlicht "nein" zu sagen.

Du kennst die Weisheit "Man muss nicht schneller sein als der Drache, sondern nur schneller als der langsamste in der Gruppe."?

scnr ;)
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Darius der Duellant am 1.04.2025 | 23:17
Ich behaupte: Innerweltlich bekommt man das Plausiblisiert wenn man will, da gibts ja auch genug Realbeispiele (Wenn man schaut wer schon alles am Mount Everest war obwohl er da nicht hingehört).

Wenn dann hakt es Outgame.
Und ich denke da herrscht ja Konsens dass es einfach eine Absprachesache ist (du hast ja Bobas Beitrag gepluseinst)

Ja, Innerweltlich kann man so ziemlich alles begründen, mit unterschiedlichen Graden der Plausibilitätsverweigerung.
Kann man alles machen.
Es ist aber unterm Strich kein Gefallen den sich die Figuren untereinander bereiten, sondern ein Zugeständnis an eine Spieler der halt "sein Ding" durchziehen möchte.
Und da kann man schon die ehrliche Frage stellen ob der Rest vom Fest die Befindlichkeiten eines einzelnen unterstützen muss, wenn es für alle anderen realistisch gesehen einfach nur zusätzliche Arbeit ist.
Und das sollte man dann auch ehrlich ansprechen anstatt irgendwelchen innerweltlichen Moralunfug vorzuschieben versuchen.
Wenn dann alle mitgehen:
Top, schön für die Gruppe dass sie offensichtlich alle ähnliche Spielpräferenzen hat.
Falls nein, schadet es sicher nicht mal ein wenig darüber nachzudenken ob man gerade (eventuell unbewusst) die "mein Char ist aber so, das habt ihr gefälligst zu tolerieren" Schiene fährt.

Du kennst die Weisheit "Man muss nicht schneller sein als der Drache, sondern nur schneller als der langsamste in der Gruppe."?

scnr ;)

Das war zwar ggf. ein sinnvoller Einsatzzweck, aber auch das hier erreichte (Drachenköder) lässt sich vermutlich einfacher bekommen.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: gilborn am 1.04.2025 | 23:30
Wenn dann alle mitgehen:
Top, schön für die Gruppe dass sie offensichtlich alle ähnliche Spielpräferenzen hat.
Wir haben keinen Widerspruch.
Swanosaurus hat ja den Fall, dass alle mitgehen, es liegt kein TLFL vor, kein gebrochener Gruppenkonsens und das Thema ist nicht "Krasses Nerfen von Charakteren auf Kosten der anderen Mitspieler".
Dennoch wird dieses Fass ein ums andere Mal aufgemacht.

Ich finde, ganz schön viele beißen sich hier gerade an "Spieler*innen kommunizieren nicht vernünftig mit ihrer Gruppe darüber, wie sie ihren SC warum spielen wollen und ob das für die Gruppe als ganzes funktioniert" oder "Spieler*innen ziehen ihren Egotrip durch".

Darum sollte der Thread eigentlich nicht gehen - das ist ein möglicher Sonderfall des Beschriebenen, der aber in fast allen Kontexten auftreten kann.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Darius der Duellant am 1.04.2025 | 23:41
Swanosaurus war ja nun nicht der einzige hier im Thema diskutiert hat...
Und auch wenn das Thema "Kommunikationsprobleme" ein generelles ist, bei der hier geschilderten Thematik ist das Konfliktpotenzial höher als bei gewissen anderen.
Wär das alles so klar und stressfrei, hätte es die letzten Seiten, inklusive pathologisierungen nicht gegeben.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Issi am 2.04.2025 | 07:10
Naja, jetzt sind Verstümmelungen ja nicht die einzige Art von Problemen, die Figuren Schwächen können.
Magische Figuren ohne Magiepunkte(Astralenergie etc.) kann man auch ziemlich lange mitschleppen.
Und muss sie zumeist auch beschützen, weil sie sich selbst ohne Zauber schlecht wehren können.
Das gleiche gilt für stark verletzte Figuren.


Klar sind die alle irgendwann wieder fit.
Aber das kann eine Verstümmelte Figur auch wieder sein.
Siehe mein Beitrag oben.

Kann man also als Gruppe eigentlich relativ gefahrlos testen ob das Spaß macht oder nicht.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: gilborn am 2.04.2025 | 08:51
Swanosaurus war ja nun nicht der einzige hier im Thema diskutiert hat...
Und auch wenn das Thema "Kommunikationsprobleme" ein generelles ist, bei der hier geschilderten Thematik ist das Konfliktpotenzial höher als bei gewissen anderen.
Wär das alles so klar und stressfrei, hätte es die letzten Seiten, inklusive pathologisierungen nicht gegeben.
Swanosaurus ist aber der Ersteller.
Und nur weil alle den Thread derailen, ist es immer noch derailen und es leitet sich kein Recht daraus ab es auch zu tun.

Von daher, noch ein letztes Mal der Appel:  :btt:
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Swanosaurus am 2.04.2025 | 09:47
Ja, Innerweltlich kann man so ziemlich alles begründen, mit unterschiedlichen Graden der Plausibilitätsverweigerung.

Ich halte das für Polemik.
Ich und Skaeg haben beide erklärt, warum die Überlegung "sollen wir den nun weniger effektiven SC noch mitnehmen" wahrscheinlich meistens eher von Spieltischlogik als von Spielweltlogik getragen wird - denn nur am Spieltisch ist klar, dass es heißt "der verstümmelte Charakter ODER ein neuer" und nicht "wir nehmen beides." Und nur am Spieltisch ist klar, dass auch auf den neuen Charakter in der Gruppe Verlass ist.

Jetzt was von "Plausibilitätsverweigerung" und "innerweltlichem Moralunfug" zu schreiben, ohne auf diese Argumente auch nur einzugehen, finde ich schon ein bisschen dünn. Wie gesagt waren meine Eingangsbeispiele auch nicht "Charaktere, die zur tödlichen Last werden", sondern "Charaktere, die nicht (mehr) die gleichen hohen Leistungen erbringen können, aber trotzdem noch bereit und fähig sind, einen Beitrag zu leisten." Den einhändigen Krieger muss der Rest der Gruppe nicht tragen, und er KANN halt auch immer noch kämpfen, wenn auch längst nicht mehr so gut. Und vielleicht kann er auch noch einschüchtern, kennt sich mit Drachen aus, kann mit seinem guten Namen für Eindruck sorgen ...


Wie gesagt finde ich, dass viele sich hier extrem auf den negativ-Pappkamerad einschießen, der sagt: "Ich spiele jetzt eine totale Niete und ihr müsst damit klarkommen, haha!" Der ist aber genauso bescheuert wie der Spieler, der in einer Casual Runde sagt: "Ich min-maxe jetzt bis zum Anschlag und wuppe jeden Encounter alleine, und ihr müsst sehen, wie ihr damit klarkommt, haha!" Also kann man die ganze Diskussion darüber auch einfach mal abschneiden - sie geht letztendlich immer nur darum, Leute in die Arschlock-Ecke zu stellen, und davon hat keiner was.


Es kam die Frage, was ich denn dann hier diskutieren will ... ich dachte z.B., dass vielleicht noch andere ihre positiven oder negativen Erfahrungen mit im Laufe des Spiels ernsthaft geschwächten Charakteren berichten. Die von mir eingangs angeschnittene Frage, ob es einen Unterschied macht, ob ein Charakter nur auf der Ingame-Ebene verstümmelt ist, das aber auf der Regelebene effektiv aufgewogen wird (durch Vor- und Nachteilssysteme, durch Aspektsysteme wie bei Fate, wo ein Nachteil in Zahlen zu einem Vorteil werden kann), oder ob er wirklich "objektiv" (also nach Regeln) rundum "schlechter" wird (wie das damals bei DSA3 für uns der FAll war). Diskussionen darüber, wie man solche harten SL-Eingriffe in die Charaktere bewertet.

Fände ich alles sehr viel interessanter als den x-ten Aufguss von "Wenn ein*e Spieler*in ihrer Hochleistungsgruppe den eigenen Nieten-Charakter aufzwingen will, ist das egoistischer Mist." Weil das natürlich spätestens ab dem Wort "aufzwingen" stimmt, aber weil es das anfangs angeschnittene Thema nur am Rande berührt. Und ich glaube, NIEMAND ist hier für das Recht eingetreten, das eigene Nieten-Charakterkonzept gegen den Willen der restlichen Gruppe einfach durchzuziehen. Finden - so mein Eindruck - alle zurecht blöd, kann man so feststellen und muss jetzt nicht krampfhaft Wege suchen, andere Positionen doch immer wieder in diese Ecke zu rücken.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: unicum am 2.04.2025 | 11:39
Darum sollte der Thread eigentlich nicht gehen - das ist ein möglicher Sonderfall des Beschriebenen, der aber in fast allen Kontexten auftreten kann.

Also erstmal

(und langsam frage ich mich wirklich, ob überhaupt jemand den Eingangsbeitrag gelesen hat ...)

ja ich hab den gelesen, aber - ich weis deswegen nicht um was genau es bei diesem Thread gehen soll, es stehen keine Fragen drin. Es steht eigentlich keine Diskussionsaufforderung drin. Deswegen muss man sich, denke ich, auch nicht wundern wenn die diskussionen in alle richtungen gehen. Du hast keine der anderen Richtung im eingangspost imho ausgeschlossen.

Also, vieleicht an der Stelle, nach ein paar Seiten - mal gefragt: Was hast du mit dem Thread bezweckt? Um was sollte Diskutiert werden, darum das man "Niederlagen" "Verstümmelungen" etc im Rollenspiel auch feiern kann? - klar, kann man das sprech ich ja niemanden ab aber,... das sollte eben auch klar sein - es wird mit Sicherheit nicht jedermanns sache sein.

Ich frage mich jezt wirlich was du wolltest. Das :t: ist ja immer schon etwas quirliger gewesen. Man bekommt hier auch leicht mal eine gegenteilige Meinung vorgesezt. Wolltest du
- "Welche positiven erfahrungen habt ihr damit gemacht?"
- "Habt ihr Beispiele dafür wie das bei euch in den Runden gut abgelaufen ist?"

Also eher in der "blase" bleiben die das, wie du (und eben auch völlig legitim), eben auch feiert?

Also ich hab das so nicht verstanden. Ich hab mich, als jemand der so etwas skeptisch sieht, trozdem angesprochen gefühlt mich dahingehend äussern zu "dürfen" das ich,... es eben skeptisch sehe.

Letztendlich war meine Erfahrung mit "Verstümmelung" im weiteren Sinne immer: "Wir sind die Helden, egal was!" Und das finde ich im Rückblick echt schön, und soweit ich mich erinnere, haben alle es immer mitgetragen, ohne sich Gedanken über Balancing oder darüber, ob auch alle auf der Effektivitätsebene ihren Teil "beitragen" zu machen. Jedenfalls besser als "Jetzt sei mal realistisch, du hast hier nix mehr verloren mit den mageren Jobskills, die du mitbringst. Geh in Frührente, ist das Beste für alle."

Also es ist jezt nicht so das es bei uns nicht auch mal immer wieder zu Verstümmelungen gekommen ist weil eines der Systeme das eben so gegeben hat. Aber ja - dieses "Wir sind Helden" hat es bei uns auch gegeben aber eben nicht mit dem "egal was" und erst recht nicht mit dem "!" dahinter. Will sagen: einen Fußlosen/geblendeten/Handlosen Kameraden haben wir auch schon mal in Rente geschickt, dafür war in der Gruppenkasse auch immer Geld drin. Wenn es nur eine Narbe war im Gesicht, ein Auge oder ein Ohr verlustig war, ein Humpelbein, ect - klar da kann man noch mit. Aber irgendwann ist es eben die Frührente. Das kann man auch feiern, da sind die leute immer wieder mal bei den Veteranen zu Besuch gekommen.

Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Swanosaurus am 2.04.2025 | 11:59
Ich habe ja aus gutem Grund unter "Allgemein" gepostet und nicht unter "Theorie" und auch anekdotisch-flapsig geschrieben. Mir ist einfach nur aufgefallen, dass ich tatsächlich etwas als sehr positiv und denkwürdig erlebt habe, was ich abstrakt vielleicht erst einmal gar nicht so bewertet und erst mal gesagt hätte "SL-Eingriff in den Charakter, pfui!"

Ich habe deshalb auch keinen "Diskussionsauftrag" gegeben, sondern war einfach mal gespannt, was anderen aus ihrem Erlebnisschatz dazu einfällt und was für Gedanken dazu kommen.

Gegen Widerspruch ("Ich finde das total Mist, weil ...") habe ich überhaupt nichts. Kam hier ja auch, alles fein. Aber wenn man einem Großteil der Beiträge anmerkt, dass es in ihnen nur darum geht, etwas, dass man vielleicht nicht sofort einordnen kann, sofort in die Ecke "das sind asoziale, moralisierende Luschenspieler, die so was gut finden" zu stellen, finde ich das mindestens traurig. Was soll denn das, penetrant immer wieder Extremfälle von Egotrip-Spielaktionen mit der Prämisse "verstümmelte SC" zu erfinden und dann so zu tun, als wäre das in irgendeiner Weise representativ für das ganze Thema? Wie gesagt, kann man ja mal anmerken, dass die Nummer "Ihr MÜSST aber meinen abenteueruntauglichen Charakter mitnehmen, sonst bin ich ganz gekränkt!" blöd ist, aber dann ist es auch mal gut. Dann Gebetsmühlenartig die gleichen Kampfbegriffe zu wiederholen ist halt das Äquivalent dazu, sich die Finger in die Ohren zu stecken und die Anfangsmelodie der Schlümpfe zu singen.

Na ja, ist ja gerade leider echt extrem typisch für's Tanelorn. Gewisse Leute schlagen halt früh im Thread auf, werfen aufs Geratewohl einen Kampfbegriff rein und freuen sich dann, dass die Meute gehorsam springt.

Also es ist jezt nicht so das es bei uns nicht auch mal immer wieder zu Verstümmelungen gekommen ist weil eines der Systeme das eben so gegeben hat. Aber ja - dieses "Wir sind Helden" hat es bei uns auch gegeben aber eben nicht mit dem "egal was" und erst recht nicht mit dem "!" dahinter. Will sagen: einen Fußlosen/geblendeten/Handlosen Kameraden haben wir auch schon mal in Rente geschickt, dafür war in der Gruppenkasse auch immer Geld drin. Wenn es nur eine Narbe war im Gesicht, ein Auge oder ein Ohr verlustig war, ein Humpelbein, ect - klar da kann man noch mit. Aber irgendwann ist es eben die Frührente. Das kann man auch feiern, da sind die leute immer wieder mal bei den Veteranen zu Besuch gekommen.

Siehste, das war doch jetzt nicht so schwer und deutlich interessanter als ein Großteil des sonstigen Threads.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Eismann am 2.04.2025 | 12:04
"Ich spiele X, das MÜSST ihr tolerieren" bzw. "wer nicht spielt wie ich, ist ein schlechter Mensch" ist halt immer käse, weshalb sich das dann schnell im Kreis dreht.

Interessant finde ich, dass viele Systeme sowas wie "Hand ab" oder noch extremeres im Regelwerk explizit berücksichtigen.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 2.04.2025 | 12:47
Interessant finde ich, dass viele Systeme sowas wie "Hand ab" oder noch extremeres im Regelwerk explizit berücksichtigen.

Wobei das dann Systeme sind, mit denen ich schon längst eher auf Kriegsfuß stehe -- jedenfalls, wenn dann tatsächlich erwartet wird, daß man das auch voll (und ohne Entschärfen durch Hausregeln, Würfeldrehen, oder was immer sonst noch) ernsthaft durchziehen und regelmäßig hinreichend versehrte Spielercharaktere eben für den Rest ihres Lebens zum Betteln ab in die Gosse schicken soll. :P

Denn, nachdem dieses kleine Detail noch nicht zur Sprache gekommen ist: das war ja insbesondere realhistorisch schon immer auch ein recht normales Veteranenschicksal. Wer "nix mehr kann" und niemanden hat, der sich ausdrücklich um ihn kümmern will (und daß auf die Kameradenschweine in der Abenteurergruppe in der Hinsicht anscheinend auch kein Verlaß ist, haben einige Poster hier ja vorgeführt), der ist dann halt auf Almosen und das schlechte Gewissen der Gemeinschaft insgesamt angewiesen und darf ansonsten verhungern oder im Winter erfrieren. Na? Wer will das mal so richtig genüßlich ausspielen? ::) ...Ich persönlich jedenfalls normalerweise nicht (hypothetische ausdrückliche Bettlerkampagnen, für die ich mich begeistern könnte, wären halt ein Sonderfall), und auch, wenn ich unglückliche Veteranenschicksale aus einer halbwegs "realistischen" Spielwelt nicht einfach komplett ausgeblendet sehen will, ist das für mich doch ein Argument für ein Stück diesbezüglicher SC-Plotrüstung.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Streunendes Monster am 2.04.2025 | 13:12
Interessant finde ich, dass viele Systeme sowas wie "Hand ab" oder noch extremeres im Regelwerk explizit berücksichtigen.

Magst Du das ausführen?
was ist für Dich "interessant"?

Klassische Systeme, wie (A)D&D und daraus erwachsene Folgen sind sehr abstrakt gehalten.

RoleMaster (ursprünglich als Erweiterung zu AD&D gedacht) hat ja schon sehr früh den Bogen zu mehr "Realismus" geschlagen und Schäden abseits von abstrakten Trefferpunkten eingeführt.
Die Idee und Umsetzung ist ja nichts Neues.
Auch HârnMaster als altes System ist da sehr explizit.
RQ/BRP ist so ein Bisschen der Hybrid dazwischen.
Titel: Re: Krasses Nerfen von Charakteren als geiles Rollenspiel
Beitrag von: Eismann am 2.04.2025 | 13:25
Nun, trotz der teilweisen Ablehnung von Charakteren mit "leistungseinschränkenden" Behinderungen scheinen viele Systeme das explizit vorzusehen (u.a. Gurps, Shadowrun, DSA, ohne Rumgesuche). Ich find das interessant.