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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Catweazle am 23.10.2005 | 06:16
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Kommunikation ist ein wichtiges Thema für uns. Nicht nur, dass Rollenspiel ein kommunikatives Spiel ist, auch das Forum ist ja ein Hort der Kommunikation. Daher fände ich es ganz praktisch, wenn wir uns einmal mit den Grundlagen derselben beschäftigen.
Nun ist mir das Das Kommunikationsquadrat (http://www.schulz-von-thun.de/mod-komquad.html) aus meiner Studienzeit in guter Erinnerung geblieben, und da es wahrscheinlich nicht alle kennen, möchte ich es einfach mal als Modell anbieten. Ich persönlich finde es ausgesprochen nützlich.
Immer wenn Kommunikation stattfindet (man kann nicht nicht kommunizieren), gibt es einen Sender und einen Empfänger. Der eine sendet eine Nachricht, der andere empfängt sie. Gesendet wird aber nicht nur auf einem Kanal, sondern gleich auf vieren. Diese Kanäle werden im o.a. Link ausführlich erklärt, aber ich will sie noch einmal kurz aufzählen:
Sachinformation
Selbstoffenbarung
Beziehung
Appell
Man sendet immer auf allen vier Kanälen, ob man will oder nicht.
Der klassische Satz, den wir damals durchgekaut haben, war ein ganz einfacher: "Es zieht". Der Sender kann nun folgendes damit im Sinn haben:
Sachinformation: es zieht. Es geht ein Wind an mir vorbei.
Selbstoffenbarung: ich friere.
Beziehung: es scheint dir egal zu sein.
Appell: mach das Fenster zu!
Nun gibt es mehrere Möglichkeiten, die zu Störungen in der Kommunikation führen können:
1. Der Sender legt den Schwerpunkt auf einen bestimmten Kanal. Im obigen Beispiel vielleicht auf den Appell. Der Empfänger sieht jedoch den Schwerpunkt auf einem anderen Kanal, z.B. die Sachbotschaft. Die Antwort fiele auch entsprechend aus. "Stimmt. Ist mir auch schon aufgefallen.". Der Empfänger wurde nicht richtig verstanden.
2. Die einzelnen Kanäle wurden falsch verstanden. Zum Beispiel kommt der Satz beim Empfänger wie folgt an:
Sachinformation: es zieht. Es geht ein Wind an mir vorbei.
Selbstoffenbarung: ich finde das angenehm.
Beziehung: es ist nett von dir, das Fenster offen zu lassen.
Appell: mach bitte ein weiteres Fenster auf
Die Antwort wäre hier auf praktisch allen Kanälen gestört.
Es ist also wichtig zu wissen, dass in jeder Kommunikation (nicht in jedem Satz) immer vier Saiten mitschwingen, die alle beim Empfänger unterschiedlich aufgenommen und missverstanden werden können. Bevor man sich also aufregt, weil jemand gerade gemein zu einem war, sollte man sich überlegen, ob man nicht auf dem falschen Kanal gelauscht hat ;D
Vielleicht findet sich hier ja noch ein Psychologe, der noch mehr zur Kommunikation sagen kann, denn mehr als Watzlawik und das Kommunikationsquadrat ist bei mir nicht hängen geblieben. (<-- Schwerpunkt auf Appell-Seite).
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Da fällt mir noch das Eisberg-Modell ein (ich kriegs unmöglich komplett zusammen...), d.h.: da uns hier im Forum nicht alle, hm, Mittel der Kommunikation zur Verfügung stehen (Gestik, Mimik, Stimme), kommt eine Nachricht unter Umständen nicht so an wie wir sie absenden. Gefühle & Stimmungen, Sarkasmus, Ironie etc. lassen sich mit dem reinen Medium "Schrift" nicht immer korrekt ausdrücken. -> Das führt dann zu unschönen Missverständnissen, weshalb ein gemeinsamer "Level" auf Verständnissebene zwischen Sender und Empfänger sehr wichtig ist...
...zum Thema hier zwei Links aus der Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kommunikation :
Kommunikation (lat. communicare „teilen, mitteilen, teilnehmen lassen; gemeinsam machen, vereinigen“) bezeichnet auf der menschlichen Alltagsebene den wechselseitigen Austausch von Gedanken in Sprache, Gestik, Mimik, Schrift oder Bild.
Im erweiterten Sinn ist Kommunikation das wechselseitige Übermitteln von Daten oder von Signalen, die einen festgelegten Bedeutungsinhalt haben, auch zwischen tierischen und pflanzlichen Lebewesen und technischen Objekten oder Systemen.
Der Begriff ist eng verwandt mit dem der Interaktion, in vielen Bereichen sind diese Begriffe sogar synonym, besonders dann, wenn Wechselseitigkeit für den Kommunikationsbegriff vorausgesetzt wird.
http://de.wikipedia.org/wiki/Kommunikationsmodell :
Als Kommunikationsmodell bzw. Kommunikationstheorie bezeichnet man wissenschaftliche Erklärungsversuche zur Beschreibung von Kommunikation. Diese theoretischen Ansätze sollen erklären, was Kommunikation ist und wie sie funktioniert. Weder die Kommunikations- noch die Medienwissenschaften haben jedoch bisher eine einheitliche Theorie entwickelt.
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Hey Dailor!
Schön, dass du es mal auf diese Weise probierst, denn zur Kommunikation bzw. Information habe ich auch schon zwei Dinge geschrieben (Informationsmängel und Lösungen (http://www.sven-lotz.de/kombinat/article.php?id_article=30) sowie Informationsverteilung im Rollenspiel (http://www.sven-lotz.de/kombinat/article.php?id_article=24)). :)
Möglicherweise wäre es ganz gut, wenn die ART der Information noch etwas weiter unterschieden wird (zumindest beim Rollenspiel macht es m.E. schon Sinn, zwischen Spielwelt und "persönlichen Infos" zu unterscheiden). Und wenn ich mir die 4 Bereiche anschaue, dann wäre es sicherlich auch ganz interessant zu fragen, inwiefern diese sich gegenseitig "beeinflussen". Wenn ich bspw. eine "sachliche Information" (Kritik) an einen Dritten "leite", dies aber in einem "falschen" Tonfall mache (Beziehungsseite), dann kann eine völlig andere "sachliche Information" ankommen.
Was du bzgl. "Apell" fragst hängt m.E. stark mit der Frage der Motivation zusammen, also: Was will ich vom Rollenspiel? Was macht mir Spaß? (Das könnte sogar ne interessante, universelle Sache sein und wäre ggf. was für den Theorie-Bereich :) ).
Arbo
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Vielleicht findet sich hier ja noch ein Psychologe, der noch mehr zur Kommunikation sagen kann, denn mehr als Watzlawik und das Kommunikationsquadrat ist bei mir nicht hängen geblieben
Das erinnert mich dunkel an Vorlesungen mit einem Mann mit vier Ohren, bzw. wie man sich diesen Mensch vorstellen soll.
@AXX
Als ich das erste mal von der Eisbergtheorie gehört habe dachte ich instinktiv an die Titanic. Ja dieses Problem haben auch die typischen Helpdesks die nur telefonisch arbeiten.
@Dailor
Guter Ansatz. Trotzdem gibts bei der nächsten Sitzung keine SonderEP >;D
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Ich hab vore gar nicht all zu langer Zeit eine Facharbeit zum Thema der 4 Seiten einer Nachricht geschrieben. Genauer ging es darum ob man an ihnen erkennen kann, was passiert wenn Kommunikation "schief geht".
Ist über 20 Seiten lang, wurde aber mit 1+ bewertet. Also vielleicht lohnt es sich ja.
http://www.traumland-abenteuer.de.vu/Facharbeit.doc
wer mag kann sichs ja ansehen
Greetz Jazz
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@AXX
Als ich das erste mal von der Eisbergtheorie gehört habe dachte ich instinktiv an die Titanic. Ja dieses Problem haben auch die typischen Helpdesks die nur telefonisch arbeiten.
jo, ist auch bestandteil unseres kommunikationstrainings ;) witzigerweise hab ich diese schulung erst erhalten als ich bereits 4 jahre an der line war ::) sollte normalerweise innerhalb des 1. halbjahres passieren ;D
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bei den letzten 3 Kanälen kommt es ja sicher auf den Ton an, die Körpersprache, Mimik und so weiter. Da wir hier ja nur Text haben ist es auch kein Wunder wenn man sich misversteht, zumal ich denke, das sich das nicht vermeiden lässt. Wir können ja nur raten und es viel schlechter beurteilen was geschrieben wird. Wir sind hier auf dem Auge blind und dem Ohr taub.
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Da hilft es natürlich, wenn man die Person schon einmal real getroffen hat und eine ungefähre Ahnung davon hat, wie sie die drei anderen Kanäle einsetzt... bei einigen Leuten verstehe ich die Intentionen hinter den Posts besser, seitdem ich sie auf dem Großen Treffen kennengelernt habe. ;)