Tanelorn.net

Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Rollenspieltheorien => Thema gestartet von: Thalamus Grondak am 9.06.2006 | 12:54

Titel: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Thalamus Grondak am 9.06.2006 | 12:54
Immersion ist laut Definition "Das Eintauchen in eine Situation/Szene".
Wenn das auch im Rollenspiel alles wäre, gäbe es wohl nichtmehr viel dazu zu sagen, aber im RPG gibt es verschiedene Typen von Immersion.
Allen Immersionstypen gemein ist, das es darum geht die Reale Welt möglichst weit wegzublenden, um sich in eine Gedachte Welt einzudenken, um sich zu fühlen, als würde man das erzählte/gespielte wirklich erleben.
Die zwei Grundsätzlich verschiedenen Immersionstypen möchte ich erstmal "Charakter-Immersion" und "Story-Immersion" nennen.

Unter Charakter-Immersion versteht man das eintauchen in den oder die Spielcharakter. Man fühlt und handelt im Idealfall, als wäre man tatsächlich die gespielte Person in der gespielten Welt.

Unter Story-Immersion versteht man das eintauchen in die Geschichte. Hier steigt man in die Geschichte ein, wie in einem Buch das in der 3. Person geschrieben wurde. Es geht weniger darum, sich wie die gespielte Person zu fühlen, sondern eher mit ihr oder den anderen Protagonisten der Geschichte zu fühlen.

Diese beiden Grundsätzlichen Immersionstypen lassen sich noch weiter in unendliche Facetten und mixturen der Grundtypen unterteilen, und je nachdem welche Immersionsfärbung der Spieler bevorzugt, geht er auch anders an das Thema Rollenspiel heran.
In gewissem Maße erlangt jeder Rollenspieler einen bestimmten Grad an Immersion, das hat zur Folge, das ich Rollenspiel ohne Immersion nicht als solches werten kann. Denn letztendlich ist es eine Grundvorraussetzung, die bereits im Namen "ROLLENspiel" angegeben ist.
Dabei kann es durchaus sein, das der Grad der Immersion sehr oberflächlich, und kaum zu erkennen ist, doch wird ein gewisser Mindestgrad trotzdem Benötigt, um das Spiel überhaupt Spielbar zu machen. Wenn ein Spieler eine Handlung vollziehen will, muss er sich zuersteinmal in die Situation hineinverstzen, sie sich vorstellen, und das bereits ist Immersion.

Was für Ziele verfolgt der Spieler mit den verschiedenen Immersionstypen?
Charakter-Immersion kann aus verschiedensten Beweggründen gewollt sein.
Zum Beispiel um einfach mal "an jemand anderes Stelle zu sein", um die Welt aus dem Blickwinkel einer anderen Person zu sehen.
Ein anderer Grund für Charakter-Immersion kann es sein, "Jemand anderes zu sein", um andere Denkweisen und Gefühle und herangehensweisen auszuprobieren.

Für Story-Immersion gibt es ebenfalls verschiedene Beweggründe.
Zum einen möchte man in die Geschichte eintauchen, um die Geschichte schlicht zu erleben. Diese Version hat noch am ehesten etwas von Film- und Buchgenuss.

Immersion Pur wird es in einem Rollenspiel niemals als alleinigen Spielstil geben, sondern die Imemrsion wird immer durch mehr oder weniger Regeln(implizite wie explizite) eingeschränkt.
Totale Immersion ohne Grenzen dürfte der Psychologe wohl nichtmehr als Spiel gutheißen.

Nun habe ich mir sagen lassen, das manche Spieler die Immersion als Stütze für Erfolgserlebnisse als Spieler(nicht Charakter) benutzen.
Das ist IMHO eine fließende Vermischung zwischen GAM und SIM mit dem "Klebstoff" Immersion.
Der GAM-Aspekt(sich als Spieler gut zu fühlen, wenn man was geschaft hat) wir durch den Bezug(Immersion) mit dem Charakter erreicht, wenn der Charakter etwas erfolgreiches in der Spielwelt Tut(SIM)
Ich denke diese Funktion als "Klebstoff" der einzelnen GNS-Aspekte hat Immersion in jeder Spielweise gemein.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Fredi der Elch am 9.06.2006 | 13:04
Ich habe da gleich mal zwei Fragen zur Klärung:

1. Ist Immersion also (nach der Definition) ein mehr oder weniger? Also man kann weniger und mehr davon haben? Damit hätte ich folgendes Problem: ab wann ist es dann „Immersion“? Wenn jemand sagt: „Ich mag Charakter-Immersion“, dann ist die Aussage so nicht mehr wirklich zu gebrauchen, denn ich weiß nicht, wie viel Immersion derjenige dann mag. Macht die Definition in meinen Augen schwierig zu gebrauchen.
2. Hat nicht jeder irgendwo Story-Immersion? Du selbst sagst, dass etwas Immersion sein muss, da es sonst kein Rollenspiel ist. Ich kann bestätigen, dass ich Story-Immersion habe/mache (siehst du? Schon wieder das mehr/weniger Problem!). Wenn also jeder Story-Immersion hat, was nützt der Begriff dann noch?

Nur so meine ersten beiden Ideen dazu.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Ein am 9.06.2006 | 13:12
Auf welche Definition von Immersion beziehst du dich in deinem ersten Satz? Ich nehme an auf die filmische Immersion?

Unter Herannahme dieser ist deine Unterscheidung zwischen Story- und Charakter-Immersion irgendwo zwischen unkorrekt und unnötig, denn Immersion heißt ja das Eintauchen in eine künstliche Welt durch Auflösen des Räumlichen.

Zitat
Wenn ein Spieler eine Handlung vollziehen will, muss er sich zuersteinmal in die Situation hineinverstzen, sie sich vorstellen, und das bereits ist Immersion.
Ist es? Ich denke, dazu müsste man erst einmal darüber diskutieren, ab welchem Punkt man überhaupt von Immersion (künstliche Welt s.o.) sprechen kann. Und gibt es überhaupt ein bißchen Immersion, wie schon Fredi fragt. Ich bezweifle das nämlich ziemlich, man kann ja auch nicht nur ein bißchen tot sein.

Meines Erachtens kann ich durchaus Entscheidungen treffen, ohne mich der Immersion zu ergeben. Ein schönes Beispiel jenseits des Rollenspiels: Rationalisierung kann verabschiedet werden, gerade weil man keine Immersion betreibt, sondern die Wirkungen dieser abstrahiert.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Thalamus Grondak am 9.06.2006 | 13:17
Ja, Immersion ist ein Maß. Es gibt also mehr oder weniger Immersion. Und wenn es Rollenspiel ist, ist immer Immersion vorhanden.
Zu sagen "Ich habe Immersion, oder nicht" macht IMHO auch nicht viel Sinn. Es ist eher die Frage ob einem, vom Spielgefühl her Immersion wichtig erscheint.
Sagst du Immersion ist dir wichtig, heisst das wohl soviel wie "Ich will merken das ich Immersiv bin", und das setzt einen gewissen Grad an Immersion vorraus.
Um das zu spezifizieren, bräuchte man mehr vergleichsdaten.
Sagst du hingegen, "Ich weiss zwar das ich soetwas wie Story-Immersion habe, aber das ist nur ein nebeneffekt um NAR irgendwie an SIM zu koppeln, dann hast du zwar technisch gesehen Immersion, aber es geht dir nicht darum.

Was macht so ein Begriff für einen Sinn, wenn man nicht schreiben kann "ich habe keine Immersion"?
- Ich würde sagen, er ist einfach der richtige Begriff, um das zu beschreiben was viele sagen wollen, wenn sie Immersiv spielen.

Bei GAM und SIM ist das ja ähnlich. Es gibt kein RPG das nur GAM ist, und keines das nur SIM ist. Trotzdem weiß man, was der schreiber meint, wenn er schreibt mein Spielstil wird von GAM dominiert.
Den Begriff Immersion könnte man nutzen, um mit ihm zu beschreiben, wieviel Immersion man benutzt, um GAM,SIM und NAR zusammenzukleben.

Ist es? Ich denke, dazu müsste man erst einmal darüber diskutieren, ab welchem Punkt man überhaupt von Immersion (künstliche Welt s.o.) sprechen kann. Und gibt es überhaupt ein bißchen Immersion, wie schon Fredi fragt.
Schomal von Platons Höhlengleichnis gehört? Nachdem ist alles was der Mensch wahrnimmt nur eine Immersive version der Realität. Das soll jetzt nicht überspitzt klingen, aber wenn das in der Realität so ist, dann in einem Spiel der Fantasy doch erst recht.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Falcon am 9.06.2006 | 13:20
Immersion besitzt für mich ganz klar eine Messskala.
Ich kann zwar nur tot und lebendig aber ich auch nur in bischen blau anlaufen, da vertehe ich den
Vergleich nicht.

Ich kann mich auch an der Formulierung "ich mag Immersion" nicht anstoßen obwohl ich es in vielen abstufungen sehe. Die Aussage heisst für mich also automatisch "ich mag immersion, sprich, je mehr desto besser". So wie ich Geld mag. Davon kann ich auch mehr haben und es ist völlig egal ob ich 1euro oder 1000Euro meine. Sehe auch nichts widersprüchliches daran.

Also in der Ansicht das Immersion ein fliessender Übergang ist, hätte Thalamus schon irgendwo recht das RPG ohne, also ein Minimum daran, gar nicht geht obwohl ich es ab einem bestimmten Punkt wohl auch nicht mehr als solches bezeichnen würde.
Aber messen oder definieren lässt sich das m.E. nicht.
 
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Ein am 9.06.2006 | 13:25
Meines Erachtens gibt es einen himmelweiten Unterschied zwischen in eine Geschichte eintauchen (filmische Immersion, literarischer Eskapismus) und eine Geschichte beobachten (Theater, Oper), ganz im Sinne des Unterschiedes zwischen der Tür zu einer anderen Welt und einem Fenster zu einer anderen Welt. Von daher bin ich eindeutig der Meinung, dass wir hier ein binären Wert haben.

Ich persönlich zB brauche keine Immersion für das Rollenspiel, da ich den Blickwinkel von jenseits des Fensters bevorzuge. Der Charakter ist für mich nur eine Figur und die beschriebene Welt die Bühne. Ich kann die Figuren des Stücks verstehen, ihre Motive nachvollziehen, aber ich muss mich dazu nicht in sie hineinzuversetzen, nicht im Geringsten.

Auch um eine Rolle zu betreiben, brauche ich keine Immersion, da es für mich nur eine Rolle ist. Eine zeitweise Figur, die mit Leben erfüllt werden muss.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Fredi der Elch am 9.06.2006 | 13:29
Sagst du Immersion ist dir wichtig, heisst das wohl soviel wie "Ich will merken das ich Immersiv bin", und das setzt einen gewissen Grad an Immersion vorraus.
Öh, peil ich nicht. Mir ist Story-Immersion wichtig. Und Person X ist Story-Immersion wichtig. Und nu? Ist mein Grad an Immersion nun stärker als der von Person X? Werden wir gut zusammen spielen können?

Zitat
dann hast du zwar technisch gesehen Immersion, aber es geht dir nicht darum.
Aber ab wann geht es denn darum? Wenn es mein Hauptziel im Rollenspiel ist? Wann ist es das Hauptziel?

Ganz ehrlich, für mich macht der Ansatz wenig Sinn…  :-\

Und lass bitte GNS hier raus. Das ist ein komplett anderes Konzept, das du nicht verstanden hast (wie man an deinen Vergleichen und Aussagen merkt). Aber darüber sollten wir uns hier auch gar nicht unterhalten.


Immersion besitzt für mich ganz klar eine Messskala.
Ich kann mich auch an der Formulierung "ich mag Immersion" nicht anstoßen obwohl ich es in vielen abstufungen sehe. Die Aussage heisst für mich also automatisch "ich mag immersion, sprich, je mehr desto besser".
Und was ist mit jemandem, der gerne etwas Immersion haben möchte, aber nicht zu viel? Muss der immer sagen „Ich mag keine Immersion“, obwohl er sich vielleicht gerne in seinen Charakter hinein versetzt, nur nicht zu extrem?
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Arbo am 9.06.2006 | 13:34
Ähm, ich denke, ich weiß worauf Thalamus abstellt ;) Spieltechnisch  - bzw. praktisch - macht das durchaus Sinn, die Ebene "Geschichte" und "Charakter" zu unterscheiden. So kann eine Geschichte saublöd sein, aber wenn ich in den Charakter "vernarrt" bin, wiegt die Geschichte vielleicht weniger. Andererseits kann mich auch die Geschichte fesseln, wozu ich jetzt mal ganz frech auch "die Geschichte der anderen" zähle. Sowas ist mir schon passiert, dass Spieler von der Situation mit einem anderen Spieler waren.

Beides kann ineinander fließen und womöglich verschwimmen. In der Hinsicht liegt sicherlich Unklarheit vor - ABER, und insofern habe ich Thalamus verstanden, die Quellen können wenigstens   tendenziell   ausgemacht werden (Rollenspiel ist somit vielleicht ein emergentes (http://de.wikipedia.org/wiki/Emergenz) Phänomen). Ich denke, hieraus ergibt sich auch eine schöne - praktische - Perspektive für Anfänger, denn die Botschaft - auf die sich das herunter brechen lässt - lautet: Sorge für eine allgemein gute Geschichte; und wenn es nicht klappt, dann geht die Welt auch nicht unter - sorge für "intensive" Charaktererlebnisse.

Das "Verschwimmen" sehe auch nicht als so sonderlich schlimm an, weil es meiner Meinung nach eher um den Grad geht, mit dem "Eintauchen" vorhanden ist oder nicht. Ich aber gebe zu, dass dies vielleicht ein "ungewohntes" Denken ist - einfach mal weg, vom binären s/w (vorhanden/nicht-vorhanden). ;)

Ansonsten ist das möglicherweise nicht gerade neu - aber was ist das schon ;)

Interessant wäre m.E. die Frage, inwiefern sich beide "Eintauch"-Ebenen möglicherweise gegensätzlich gegenüber stehen.

Wie auch immer: Was mir nicht gefällt, ist dieser Begriff "Immersion" - möglicherweise lässt sich da auch was anderes für finden, Identifikation oder sowas.

[EDIT]

@ Ein:

Meines Erachtens gibt es einen himmelweiten Unterschied zwischen in eine Geschichte eintauchen (filmische Immersion, literarischer Eskapismus) und eine Geschichte beobachten (Theater, Oper), ganz im Sinne des Unterschiedes zwischen der Tür zu einer anderen Welt und einem Fenster zu einer anderen Welt. Von daher bin ich eindeutig der Meinung, dass wir hier ein binären Wert haben.

Guter Punkt, würde mich dazu veranlassen, das ganze noch mit einer "abstrakten" Dimension (3. Person) zu versehen. Also eher "direktes Erleben" vs. "distanziertes (einordnendes) Erleben". Ansonsten denke ich schon, dass man auch hier nicht unbedingt in binären Werten denken muss, denn "Eintauchen" hat ja auch irgendwie mit einem "Selbstbezug" zu tun. Entsprechend stellt selbst "Geschichte beobachten (Theater, Oper)" ein Minimalbezug her (Interesse/Desinteresse), der sich wieder als ein - zugegebenermaßen sehr, sehr, sehr geringes - Eintauchen interpretieren lässt.

-gruß,
Arbo
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Thalamus Grondak am 9.06.2006 | 13:37
Öh, peil ich nicht. Mir ist Story-Immersion wichtig. Und Person X ist Story-Immersion wichtig. Und nu? Ist mein Grad an Immersion nun stärker als der von Person X? Werden wir gut zusammen spielen können?
Aber ab wann geht es denn darum? Wenn es mein Hauptziel im Rollenspiel ist? Wann ist es das Hauptziel?
Nunja, wann ist Geld verdienen dein Hauptziel? Wenn du alles andere dahinter stellst.
Ich glaube du erwartest etwas von dem Begriff, was man so nicht geben kann.
Du erwartest doch nicht wirklich, das du solche Aussagen wie "ich bin ein 3-Punkt Immersionist" oder ähnliches hier herausbekommst?
ich glaube nicht, das es möglich ist, Immersion Binär zu besetzen, wenn man das wollte, müsste man eine willkürliche Grenze ziehen, und das macht auch keinen Sinn,
Und lass bitte GNS hier raus. Das ist ein komplett anderes Konzept, das du nicht verstanden hast (wie man an deinen Vergleichen und Aussagen merkt). Aber darüber sollten wir uns hier auch gar nicht unterhalten.
Ich habe ja dazu geschrieben, was ich damit meine, denk dir die Buchstaben einfach weg.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Eulenspiegel am 9.06.2006 | 13:38
Und was ist mit jemandem, der gerne etwas Immersion haben möchte, aber nicht zu viel? Muss der immer sagen „Ich mag keine Immersion“, obwohl er sich vielleicht gerne in seinen Charakter hinein versetzt, nur nicht zu extrem?
Der könnte doch sagen: "Ich mag ein bißchen Immersion."
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Merlin Emrys am 9.06.2006 | 13:40
Auch um eine Rolle zu betreiben, brauche ich keine Immersion, da es für mich nur eine Rolle ist. Eine zeitweise Figur, die mit Leben erfüllt werden muss.
Was verstehst Du unter "mit Leben erfüllen"? (Meines Erachtens setzt diese Formulierung ein "Innensein" voraus, das wiederum irgendeine Art von "Eintauchen" (Immersion?) erfordert.

Und was ist mit jemandem, der gerne etwas Immersion haben möchte, aber nicht zu viel? Muss der immer sagen „Ich mag keine Immersion“, obwohl er sich vielleicht gerne in seinen Charakter hinein versetzt, nur nicht zu extrem?
Edit: Okay, steht schon da, also gekürzt auf: "Ich mag einen bestimmten Grad an Immersion."
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Fredi der Elch am 9.06.2006 | 13:43
Nunja, wann ist Geld verdienen dein Hauptziel? Wenn du alles andere dahinter stellst.
Was ist "alles"? Darf ich noch würfeln? Darf ich noch aufs Klo? Darf ich einen OOC-Witz machen? Darf ich sonstwas Out-Play? Wo ist die Grenze?!?

Und so lange man das nicht wirklich gut sagen kann, taugt doch die Definition nichts.


Der könnte doch sagen: "Ich mag ein bißchen Immersion."
Ah. Also sage ich (der ich ein bisschen Immersion will), dass ich ein bisschen Immersion mag. Und Bitpicker, der auch Immersion mag, aber nicht so viel wie Mann ohne Zähne, der mag auch ein bisschen Immersion. Na tolle Wurst! Wenn die Definition nichtmal uns beide auseinanderkriegt, taugt sie nichts...
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Merlin Emrys am 9.06.2006 | 13:50
Was ist "alles"? Darf ich noch würfeln? Darf ich noch aufs Klo? Darf ich einen OOC-Witz machen? Darf ich sonstwas Out-Play? Wo ist die Grenze?!?
Wo ist die Grenze zwischen zwischen einem Gesunden und einem Kranken? Ich schlage vor, wir verzichten von nun an auf die Unterscheidung, da ein Arzt doch wohl bei jedem Menschen etwas findet...

Und so lange man das nicht wirklich gut sagen kann, taugt doch die Definition nichts.
Tja... ist das so eindeutig?
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Ein am 9.06.2006 | 13:54
@Arbo
Das ist dann aber keine Immersion, weil man außen steht. Man ist nicht drin in der Geschichte. Man fühlt vielleicht mit der fiktiven Person, aber nicht als diese. Man beobachtet die Geschichte, aber erlebt sie nicht selbst, dennoch kann man natürlich von ihr berührt sein.

Und der Selbstbezug, das hat eher was mit Relevanz zu tun, als mit Immersion. Immersion ist ja gerade das Aufgeben des eigenen Ichs zugunsten des Identifizieren mit einer fiktiven Figur.

@Merlin
Ich muss mich nicht mit einer Figur zu identifizieren, um diese verkörpern zu können. Ich kann zB den Alt-Bundeskanzler oder Hitler nachäffen, ohne mich wie dieser fühlen zu müssen.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 9.06.2006 | 14:06
@ Thalamus
Ein paar Fragen und Anmerkungen:
Du sprichst von einer Definition von Immersion. Ich hoffe du meinst damit, dass du das so definierst, und nicht dass du auf irgendwas Bezug nimmst, was wir nicht kennen.
Wenn das deine Definition sein soll kann ich damit noch wenig anfangen, denn "Eintauchen" ist einfach nur eine Übersetzung des Begriffs und sagt mir garnichts konkretes darüber wie das (im Rollenspiel) passiert, oder was für eine Qualität das haben muss.

Du sprichst von verschiedenen Stufen und "Mischungen" von Immersion. Wie sind die denn definiert? Wie kann ich die Unterscheiden? Welche Merkmale haben die?
Wir brauchen ja keine genaue Skala oder Messmethode, aber zumindest sollten ein paar Stufen gekennzeichnet werden, die man eindeutig an bestimmten Merkmalen festmachen kann, sozusagen die Schmelz- und Siedepunkte der Immersion, um mal zu illustrieren was ich meine.

Zwei Punkte im Feld der Immersion hast du ja schon genannt, aber da muss man natürlich noch etwas in die Tiefe gehen.
Bei der Charakter Immersion halte ich den Punkt "als wäre man der Charakter" noch für erklärungswürdig. Da man in echt niemand anders sein kann, müsste man hier vielleicht noch genauer erklären welcher Art diese spezielle Beziehung zwischen eigener Person und fiktivem Charakter zu sein hat. Den Ansatz finde ich hier aber richtig.
Story Immersion sagt mir hingegen fast nichts, außer das es um "mitfühlen" geht. Wie unterscheidet sich das jedoch vom nicht-mitfühlen? Wie grenzt man es überhaupt von irgend einer emotionalen Beteiligung ab?

Es gibt in der Psychologie oder anderen Wissenschaften, die sich mit dem menschlichen Empfinden beschäftigen, doch schon genug Vokabeln die differenzierter sind als einfach alles "Immersion" zu nennen. Wie genau kann ich verschiedene Qualitäten von Immersion also damit beschreiben?
Geht es z.B. um Assoziation, Identifikation, Projektion? Ich bin kein Psychologe, aber wir haben ja welche zur Verfügung, die uns dabei helfen könnten ein bischen genauer zu unterscheiden ;)

Zum Vorgehen würde ich auch ganz dringend dazu raten erst die Definitionsphase abzuschließen, bevor wild über Vor- und Nachteile, Sinn und Zweck oder Vorkommen der Immersion diskutiert wird.
Und wie Fredi schon sagte: Bitte, bitte GNS da raus lassen! Ich konnte es mir zwar vor einiger Zeit auch noch nicht so ganz verkneifen, aber ich kann inzwischen das GNS-Tabu nur gutheißen.
Etwas Unbekanntes mit etwas Unverständlichem zu erklären finde ich nämlich nicht besonders hilfreich.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Arbo am 9.06.2006 | 14:15
@ Ein:

Wenn Du dich auf die filmische Definition versteifst, magst Du recht haben.

Wenn "Eintauchen" wirklich wie "eintauchen" (gefühlsmäßig, z.B. i.S. des Shmith'schen Mitgefühls) gemeint ist, dann denke ich - wie gesagt - dass immer ein minimaler bestimmter Selbstbezug mindestens vorhanden ist. Und in dem Sinne meine ich auch Thalamus verstanden zu haben.

Ansonsten ist der Hinweis auf "Relevanz" ziemlich gut (und triff m.E. auch wieder Thalamus "Definition") - die Frage ist dann nämlich, ob etwas mehr oder weniger mit mir zu tun hat, so dass ich mehr oder weniger eine "Bindung" zu mir aufbauen kann (egal ob direkt oder indirekt über ein "fiktives" Irgendwas).


@ Rest:

Weil gerade "aufgeschnappt" ... möglicherweise wäre es auch eine Idee, "Immersion" - wie Thalamus hier eingeführt hat - über einen anderen Begriff zu thematisieren. EIN hat gerade eben den Begriff der Relevanz benannt, den finde ich ziemlich gut. Alternativ könnte man "Eintauchen" auch "negativ" definieren, nämlich als Distanz. Wieviel Distanz brauche ich als Rollenspieler also zum Charkter, zur Story, zur Situation (im Spiel) usw.

-gruß,
Arbo
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Thalamus Grondak am 9.06.2006 | 14:22
Gut, was durchscheint ist wohl, das Charakter-Immersion und Story-Immersion zu "gleich" klingen.
Ich bin da eher ein Freund einfacher Terminologie :)
Diese beiden Dinge mit unterschiedlicheren Begriffen zu belegen, sollte nicht so schwer sein.
@Boomslang
Ich wollte zunächst mal abtasten, ob ich komplett daneben liege. Ich habe schon noch weitergehende Gedanken dazu.

BTW: GNS
Ich bleibe dabei, das Immersion die verschiedenen Teile miteinander verbindet. Wenn ihr so allergisch auf den Begriff reagiert kann ich auch STG(Spiel-Taktik-Geschichte) schreiben.
Das ist GNS wie ich das sehe, auf einfache, kindliche, unbeschwerte Art ;)
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Falcon am 9.06.2006 | 14:52
Fredi schrieb:
Zitat
Und was ist mit jemandem, der gerne etwas Immersion haben möchte, aber nicht zu viel? Muss der immer sagen „Ich mag keine Immersion“, obwohl er sich vielleicht gerne in seinen Charakter hinein versetzt, nur nicht zu extrem?
Dann soll er sagen "Ich mag Immersion bis zu einem (für andere Menschen nicht zu definierendem) Maß" Wieviel das dann ist, kann ich nur erfahren indem er mir Szenen beschreibt oder ich mit ihm spiele. "Ich mag Immersion" ist für mich dagegen dasselbe wie "Ich mag Geld".
Ich kann auch keinem blinden beschreiben bis zu welchem Maß mir Rotanteil in Orange gefällt, genauso wenig wie ich mich in einen anderen Spieler hineinversetzen kann.
Ich sehe da kein Problem.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Fredi der Elch am 9.06.2006 | 14:54
Wieviel das dann ist, kann ich nur erfahren indem er mir Szenen beschreib oder ich mit ihm Spiele.
Tja. Wenn ich dann also doch genau nachfragen muss, wie derjenige spielt, dann brauche ich die Definition nicht. Sie nutzt nichts, da sie keinen Informationsgehalt hat. Also: so wäre es eine nutzlose Definition.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Falcon am 9.06.2006 | 14:57
Es ist ja auch keine Definiton, hab ich auch nicht gesagt. Es ist nur ein einfaches Subjekt. Zumdindest für mich. Insofern stimme ich dir schon zu.

ok, ich vergaß Thalamus zu widersprechen: @Thalamus: du kannst das nicht definieren.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Thalamus Grondak am 9.06.2006 | 15:03
ok, ich vergaß Thalamus zu widersprechen: @Thalamus: du kannst das nicht definieren.
Seit wann legt eine Definition Dinge zwangsläufig Binär fest? Eine Definition von Immersion macht in soweit sinn, als das dann alle, die sagen "Ich mag viel Charakter-Immersion" wissen was dieses "Charakter-Immersion" bedeutet.
Irgendjemand hat auch irgendwann definiert, das Rot die Farbe mit einer Wellenlänge zwischen 625 und 740 nm ist.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Arbo am 9.06.2006 | 15:04
???

Man kann doch wohl definieren, was das Subjekt (Untersuchungsobjekt) ist. Dass es manchmal der eigene Intellekt schwierig macht, sich mit Begriffen abzugeben, deren Veränderungen man nur "richtungsweise" und ordinal  (http://de.wikipedia.org/wiki/Ordinal) erfassen kann, ist möglicherweise verständlich. Das heißt aber noch lange nicht, dass so ein Begriff wie "Relevanz" oder "Distanz" (oder wie Thalamus schreibt: Immersion) gänzlich keinen Sinn macht.

[EDIT]

Mist, Thalamus war schneller. Aber genau das ist Punkt.

Arbo
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Joe Dizzy am 9.06.2006 | 15:09
Immersion als Spielergänzung leuchtet mir ein. Das Spiel wird intensiver, wenn Immersion vorhanden ist. Auch wenn ich der Meinung bin, dass das eine Frage der Spielereinstellung ist und nicht vom Spiel (oder irgendwelcher Regeln) ausgeht. 

Immersion als Spielziel bzw. Selbstzweck leuchtet mir weniger ein. Allerdings glaube ich gern das Leute deswegen spielen; ich kann es halt nur nicht nachvollziehen und ich habe meine Zweifel das solche Spieler in meinen Runden Spaß haben würden. Meine Runden hatten noch nie Immersion als Ziel.

Die Unterscheidung in zwei Immersionstypen halte ich für eine zu willkürliche und in der Praxis zu stark ineinanderfliessende Unterscheidung. Was ist wenn man über die immersive Geschichte, den Charakter intensiver spielen kann bzw. was wenn man über den immersiven Charakter die Geschichte intensiver erlebt? Was sind das dann für Typen?
Charakter- und Geschichten-Immersion als Herangehensweise an die Immersion verstehe ich jedoch sehr gut.

Was ich mich gerade frage: Ist Immersion (als Ergänzung zum Rollenspiel) nicht eher Empathie mit Elementen des SIS? Wäre Immersion als Spielziel dann nicht eher auf der Stufe der Selbsthypnose (keine Wertung gemeint, es fehlt mir nur ein besserer Begriff.)

Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Merlin Emrys am 9.06.2006 | 15:36
Was ich mich gerade frage: Ist Immersion (als Ergänzung zum Rollenspiel) nicht eher Empathie mit Elementen des SIS? Wäre Immersion als Spielziel dann nicht eher auf der Stufe der Selbsthypnose (keine Wertung gemeint, es fehlt mir nur ein besserer Begriff.)
Ich würde sagen, zumindest der Fall der Charakterimmersion ist (wenn ich es richtig verstanden habe) "Empathie mit dem einen, als eigenständige Persönlichkeit gedachten Elementkomplex des SIS, über den der Spieler in der Regel alleine die Verfügungs- und Deutungshoheit übernommen und zugestanden bekommen hat". Allerdings setzt das eine bestimmte Spielweise voraus, bei der nämlich jeder Spieler "seinen" Charakter (oder doch "seine" Charaktere) hat. Die Empathie mit dem restlichen SIS läuft dann nur "via" oder vermittels dieser Immersion, waehrend sie bei der Geschichten-Immersion andersherum laeuft, d.h. primär die Handlung die Empathie mit den Charakteren definiert. Ich denke schon, dass man das trennen kann.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Falcon am 9.06.2006 | 16:04
habs nicht deutlich genug formuliert: du kannst das Maß nicht definieren.
Immersion als Definition ist für mich eben "Sich in eine Sache hineinversetzen". 
Reicht um zu definieren worüber man eigentlich redet aber der Begriff allein reicht eben nicht aus zum zu sagen was es für einen bestimmten Spieler bedeutet.

Dahingehend hatte ich Fredi recht gegeben, das die Definition dafür unbrauchbar ist. Natürlich kann man definieren was es ist, da hörts aber eben auch schon auf.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Thalamus Grondak am 9.06.2006 | 16:29
Ok, zweiter Versuch.
Vieleicht bin ich am Anfang zu weit vorgeprescht.
Immersion möchte ich fürs Rollenspiel neu definieren, und nicht eine bereits vorhande Definition von Film oder Virtuellen Realitäten nehmen, denn Rollenspiele habe ihre ganz eigenen Mechaniken, die sie doch recht stark vom Film und Computer untescheiden.

Unter Immersion versteht man das Eintauchen in den SIS.
SIS möchte ich als die Imaginäre Spielwelt mit allen ihren Elementen verstanden wissen.
Eintauchen ist ein sehr dehnbarer Begriff, der von "etwas mehr als Identifizieren" bis zur Totalen "Verschmelzung" mit dem SIS gehen kann.
"Etwas mehr als Identifizieren" ist die mindeste Form der Immersion. Es Bedeutet einfach, das man sich nicht nur in Distanzierter Form vorstellen kann wie der SIS aussieht, sondern sich auch etwas hineindenken kann.
Da es Rollenspiel ohne Immersion nicht gibt, nehme ich zur Veranschaulichung Online-RPG-Computerspiele, da man diese sowohl mit, als auch ohne Immersion spielen kann.
Hier hat man die Möglichkeit die Spielwelt nur als das zu sehen, was der PC-Bildschirm einem bietet, oder die Spielwelt in einem Immersiveren Licht zu sehen.
Wenn man z.B. 1 Bier in einer Kneipe bestellt, ohne damit einen effekt ausserhalb des SIS zu beabsichtigen(z.B. wäre ein effekt ausserhalb des SIS, das man mit dem Bier jetzt zur Elfe geht, mit der absicht mit ihrer Spielerin ins gespräch zu kommen)
Wenn man das Bier aber nur holt, weil man sich sagt "Mein Char ist in einer Kneipe, da würd er wohl gerne ein Bier trinken.", dann hat man Immersion ereicht.
Sehr starke Immersion habe ich erreicht, wenn meine ganzen Gedanken auf den SIS fokussiert sind. Ein Stark Immersiver Spieler wird auch anfangen seine Gesichtszüge und Körperhaltungen dem SIS anzupassen, ohne dabei auf effekte Außerhalb des SIS abzuzielen(in diesem Fall wäre das vllt das verlangen vor seinen Freunden als guter Schauspieler dazustehen)
Es lässt sich also sagen, das Immersion durch einen Beobachter vermutet werden kann, letztendlich kann aber nur der Spieler klarstellen, ob sich gerade Immersiv verhalten hat, oder ob er auf effekte außerhalb des SISs abzielte.
Von dieser Grundannahme ausgehen, das Immersion in jedem Rollenspiel zu zumindest einem kleinen Teil vorhanden ist werde ich versuchen die einzelheiten noch weiter zu deferenzieren, als in meinem ersten Post.
<Später>
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Purzel am 9.06.2006 | 17:56
Immersion ist eine Technik, die nützlich ist, um bestimmte Dinge im Rollenspiel zu erreichen.

Im Rollenspiel sind immer die Spieler diejenigen, die etwas erreichen wollen (auch wenn häufig die Motive der SCs vorgeschoben werden), also ist Immersion etwas, das von den Spielern her kommt.

Thalamus unterscheidet die Immersion in Immersion in einen Charakter oder in die Story.
   Ich erkenne darin die sogenannten "Stances" (veraltet?) wieder, Sichtweisen/Positionen, die ein Spieler gegenüber (s)einem fiktionalen Charakter einnehmen kann. Es gibt eine Actor-Stance (Darsteller/Schauspieler), eine Author-Stance (Schriftsteller) und eine Director-Stance (Regisseur) gibt. Dabei entspräche die In-Character-Immersion in etwa einer Sichtweise auf den Charakter, wie sie ein Schauspieler hat. Die Story immersiv erleben (und lenken) lässt sich besser, wenn man die Sicht eines Schriftstellers einnimmt (Plot-Ebene), oder noch einen Schritt weiter zurückgeht und das Spiel aus der Sicht eines Regisseurs betrachtet (Meta-Plot-Ebene).
   Vielleicht lässt sich hier ein Beschreibungsmass finden, um klar zu machen "Wie viel Immersion man mag" oder "Welche Art von Immersion mag man".

Dass Immersion deshalb immer im Spiel vorhanden ist, weil man fast zwangläufig eine der Position zu (seinem eigenen) Protagonisten einnimmt, ist dadurch klar, denke ich. Falsch ist es anzunehmen, man könnte den Grad, die Menge der Immersion einfach beschreiben, sagen wir mal mit einer Zahl oder einem Satz, ohne zu berücksichtigen, welchen Typs von Immersion vorliegt. Was ich ausdrücken will, es gibt kein einfaches "mehr oder weniger".

In meiner Sichtweise auf Immersion gibt's also nun mindestens drei Typen, die alle unterschiedliche Ziele eines Spielers fördern können.



Was aber die meisten Leute im Grofafo für "Immersion" halten, entspricht mMn meist der Charakter-Immersion:

Die Charakter-Immersion, die Thalamus am Anfang zu beschreiben versucht, scheint mir am geeignetesten, um den Spieler in eine fremde Welt zu entführen. Der Spieler spricht als der Charakter, versucht Dinge so wahrzunehmen, wie der Charakter sie wahrnehmen würde, und so zu denken und zu handeln wie dieser. Das sind, denke ich, auch Merkmale, an der man diese Form der Immersion gut erkennen kann: Sprache, Wahrnehmung, Denken, Handeln sind 1:1 die des Charakters. Ziel ist es, so das Gefühl einer fremden Welt aufzubauen, zu simulieren und zu aufrechtzuerhalten.

   Das Erlebnis, das man dabei hat, ist mit Sicherheit recht intensiv. Vor Jahren habe ich ein Ars Magica-Liverollenspiel mitgemacht, zwar ohne Kostüme und ohne passendes Ambiente, dafür aber mit 30 Spielern, 30 voll ausgearbeiteten Charakteren mit Hintergrund, 6 Stunden lang und alle in ihrem Charakter eingetaucht ==> Wow!

   Eine Stärke ist, dass Gefühle des Charakters in dieser Immersionsform sehr direkt wie eigene Gefühle erlebt werden können. Vorraussetzung (und Schwäche) ist dafür allerdings, dass alle Spieler lange und häufig in der Immersion verbleiben: Wechseln in eine andere Stance, oder komplettes Heraustreten aus dem Spiel (z.B. für eine Pause, Telefonanruf) unterbricht nicht nur das eigene Erlebnis, sondern auch das seiner Mitspieler. Unpassende OOC-Kommentare sind ebenso für diese Immersion tödlich. Hiermit erkenne ich ein weiteres Merkmal für diese Immersion: es ist sehr hilfreich, wenn alle mitmachen.

   Ebenso treten mechanische Regeln weit in den Hintergrund, werden optimalerweise nicht ins Spiel eingebracht, denn auch sie können einen Spieler aus seiner Vorstellung reissen. Besonders schlimm ist es, wenn die Vorstellung eines Charakters im Kopf ihres Darstellers eine andere ist, als das, was die Regeln und der Charakterbogen sagen.

Spiele, die solch eine Immersion unterstützen, brauchen Regeln, bei denen am besten Entscheidungen implizit gefällt werden. Also nicht explizit durch Regelanwendung, Würfelwurf oder Abstimmung, sondern durch einen non-verbal kommunizierten Konsens. Beispiel: alle Spieler sind sich einig, dass Dinge der Gravitation folgend nach unten fallen, oder dass niemand einen Drachen mit lautem Geschrei in die Flucht schlagen kann. Oder ein Mitspieler kann durch seine besonderen Rechte Entscheidungen herbeiführen, ohne dass diese angefechtet werden, z.B. ein Spielleiter (Stichwort: Illusionismus).

Und diese Spiele müssen den Charakter auf eine Weise auf einen Charakterbogen und die Regeln abbilden, die sich leicht in eine Vorstellung umsetzen lassen. Vor allem aber sollten in solchen Systemen die Vorstellung eines Spieler von seinem Charakter Vorrang vor dem haben, was auf dem SC-Bogen und in den Regeln steht.

Und damit bin ich auch gleich bei einem Problem, das das charakter-immersive Spiel mit sich bringt: die meisten, klassischen Regelsysteme fällen Entscheidungen furchtbar explizit, es wird gewürfelt, Tabellen geschaut und in Regeln geguckt. Ihre Charakterblätter beschreiben die Fähigkeiten eines SCs sehr abstrakt und nicht so leicht in eine Vorstellung umsetzbar.

z.B. in DSA kann ein Charakter einen Wert von +7 in je zwei Fertigkeit haben, und trotzdem können sie ein völlig unterschiedliches Können repräsentieren: +7 in Schwertkampf bedeutet für Grompf, den Barbaren, dass er recht ordentlich zuschlagen kann. Die +7 in seiner Etiquette hingegen sind trotz allem ziemlich wenig, wenn Grompf Intuition und Charisma eines Grottenolms hat.

Als gute, direkt Immersions-fördernde Spiele fallen mir nur noch Freeform Rollenspiele ein, und halt solche klassischen Rollenspiele, wo der SL dank Illusionismus und anderer Tricks für die Spieler viele Entscheidungen trifft.

Und so denke ich, dass es einen Haufen Spielarten gibt, in der diese Form der Immersion fast gar keine Rolle spielt. z.B. wenn eine Gruppe sehr taktisch spielt und viel Regelcrunching ansteht.
   Aber auch, wenn der Fokus mehr auf das Vorranbringen einer Story liegt, steht Immersion in einen Charakter dem Spiel eher im Weg: da der Spieler alles so wahrnimmt, wie sein Charakter es wahrnehmen würde, muss er zwangläufig blind für manche Belange der Story sein. Beispiel: Grompf trifft einen story-wichtigen Informaten. Doch Grompf hat "Verprügelt alle möglichen, wildfremden Leute" auf seiner Charakterbeschreibung stehen und das ist auch so im Kopf des Spielers. Der Spieler ahnt vielleicht, dass diese Begegung eine besondere Bedeutung hat, doch Grompf schlägt den Informaten zu Blutwurst.

EDIT: Rechtschreibung.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Maarzan am 9.06.2006 | 22:26
Ich hatte bisher den EIndruck, dass halbwegs durchdachte pielen Regelsysteme deutlich besser sind zum immersiven Spielen als Freeform. Der Schleudersitz zur Rückkehr ist meines Erachtens primär (neben Regeln, welche unerwartet die SOD verletzten), wenn sich die Vorstellungen zweier oder mehr Beteiligter als widersprüchlich herausstellen. Und da hilft ein Regelwerk immens, um sich zumindest auf eine Startbasis zu stellen.
Und von allen Beteiligten hinterher automatisierte Regeln können quasi ins Unterbewußtsein verdrängt werden, was schon recht nahe am Ideal ist. Absprachen oder gar Diskussionen erfordern jedoch bewußte Aufmerksamkeit, welche ich viel störender empfinde.
Die Nutzung von Regeln zum guten Effekt erfordert allerdings auch, sich diese Startbasis zu Gemüte zu führen und den Charakter entsprechend zu bauen/zu lesen. Wenn der Charakter im Kopf nicht zu den Werten passt, ist es ein Fehler des Spielers, nicht des Systems.

Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Thalamus Grondak am 10.06.2006 | 02:03
@Purzel
Gut ausgedrückt was ich denke  :d

Ich möchte jetzt die Charakter-Immersion etwas weiter aufsplitten. Als erstes fielen mir da 2 Grundsätzlich unterschiedliche herangehensweisen ein, die Purzel auch angerissen hat.
Die erste möchte ich Verkörperung nennen(ist vllt kein gutes Wort, aber das lässt sich ja noch austauschen, wennjemandem ein besseres einfällt)
Bei der Verkörperung taucht der Spieler direkt in den Charakter ein. Alles was der Spieler denkt und fühlt geht direkt an den Charakter über, und alles was der Charakter erlebt, und im SIS aufnimmt, geht ungefiltert seinen direkten Weg zum Spieler (Der Spieler ist der Charakter)

Die zweite herangehensweise an die Chrakter-Immersion nenne ich den Avatarismus.
Beim Avatarismus dient der Charakter dem Spieler als Erfüllungsgehilfe, er ist eine Art Hülle oder Puppe, die von dem Spieler ferngesteuert wird. Hier gehen nur bestimmte, ausgewählte Emotionen und Handlungen vom Spieler durch den Charakter in den SIS. Und es gehen nur die Erfahrugen und Eingaben vom Charakter zum Spieler, die der Spieler haben will. Der Charakter dient als Filter zwischen Spieler und SIS.
Er identifiziert sich zwar mit ihm, aber nicht dadurch, das der Charakter sein eigenes Leben und seine eigenen Gedanken hat, sondern dadurch, das der Charakter ein Filter für die Gedanken des Spielers ist. So kommen alle Gedanken und Emotionen die der Spieler einbringen will über den Avatar gefiltert ins Spiel und können durch dieses Filter auch umgekehrt werden, so das der Spieler durchaus jemanden Spielen kann, der gänzlich andere Moralvorstellungen hat. Alles was wiederrum aus der Spielwelt auf den Avatar einwirkt fließt gefiltert zum Spieler, und der kann sich so das herausnehmen, was er will, was er sich vom Spiel verspricht. Z.B. den Sieg in einem Kampf, oder Anerkennung in einer Gruppe. So kann er eine andere Person spielen, aber trotzdem die Ergebnisse und  Errungenschaften direkt auf sich beziehen.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Purzel am 10.06.2006 | 09:38
Moin!

Ergänzung zu meinem Definitionsversuch/Erkennungsversuch/Merkmalssammlung/Anwendungsliste:

Eine weitere Stärke/Anwendung von Charakterimmersion, die wohl recht verbreitet ist, dass mit dieser Technik gut Sachen dargestellt werden, die die Regeln nur dürftig erfassen. Zum Beispiel der grossen Block der sozialen Interaktion: das Ausführen von Lügen, Feilschen, Betören und Überzeugen wird durch charakterimmersives Spiel unterstützt oder ersetzt gar die Vorgehensweise nach den Regeln, die es für soziales Interagieren eigentlich gibt.

  Viele klassische Spiele bieten in dem Bereich nur ihren Standard-Mechanismus an (z.B. 3W20 bei DSA, W20 bei D&D etc.), der fürs Ausführen von sozialen Aktion in der Tat etwas dröge und trocken ist. Immersion bietet sich an, wenn man Spass daran und genug Zeit hat.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Dom am 10.06.2006 | 12:35
Also, irgendwie hab ich so trotz vieler Worte und einer (eigenen) Vorstellung von Immersion nicht so dass Gefühl, einer wirklichen Definition nahe zu sein. Was soll jetzt dieses "Eintauchen" und "Identifizieren" und so denn genau sein? Ich kann doch ein Wort nicht dadurch definieren, indem ich die Übersetzung sage, wenn für diese nicht eine eindeutige Definition existiert.

Umgekehrt sollten die Dinge, die man mit Immersion erreichen kann/soll/möchte, eine Folge aus einer Immersions-Definition sein. Natürlich kann man sagen: "Das, womit ihr dieses und jenes erreicht ist dann Immersion." In so einem Fall glaube ich aber nicht an die Eindeutigkeit ("Wohldefiniertheit").

Ich habe mal eine mir ganz gut gefallende Definition (http://temppeli.org/rpg/process_model/process_model-faq.html#immersion) rausgekramt:
Zitat von: Process Model errata
Immersion
    "The taking on of an amount of social and mental qualities of an imaginary entity, while at the same time suppressing some of the common social and mental qualities of the player. A fusion of the imagined entity and the player, which in its consciousness and outer semblance carries the mask of the imaginary entity."

Also in etwa: Der Spieler übernimmt gewisse Teile der sozialen und mentalen Eigenschaften einer immaginären Einheit. Dadurch verschmilzt er mit der der immaginären Einheit und zieht sie seinem Bewusstsein und äußeren Auftreten quasi als Maske über.

Dom
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Thalamus Grondak am 10.06.2006 | 13:36
Ich habe mal eine mir ganz gut gefallende Definition (http://temppeli.org/rpg/process_model/process_model-faq.html#immersion) rausgekramt:
Also in etwa: Der Spieler übernimmt gewisse Teile der sozialen und mentalen Eigenschaften einer immaginären Einheit. Dadurch verschmilzt er mit der der immaginären Einheit und zieht sie seinem Bewusstsein und äußeren Auftreten quasi als Maske über.
Siehst du zwischen dem und diesem:
Bei der Verkörperung taucht der Spieler direkt in den Charakter ein. Alles was der Spieler denkt und fühlt geht direkt an den Charakter über, und alles was der Charakter erlebt, und im SIS aufnimmt, geht ungefiltert seinen direkten Weg zum Spieler (Der Spieler ist der Charakter)
wirklich soviel unterschiede?
Ich versuche das noch wieter einzugrenzen denn Immersion als ein Phänomen mit einer 1-Satzdefinition abdecken zu wollen, halte ich für nicht machbar.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Dom am 10.06.2006 | 13:44
Ja, der Unterschied ist der, dass  "in einen Charakter eintauchen" die Sache nicht näher erläutert. Den Teil kannst du streichen. Und dann ist mir dein "alles" zu viel und das "ungefiltert" passt mir auch nicht. Wenn jemand beschreibt, wie mein Charakter eine reingehauen bekommt, habe ich hinterher kein blaues Auge, daher ist es falsch zu sagen: "Der Spieler ist der Charakter".

@Purzel: Nach dem Process Model ist Immersion ein Prozess, keine Technik ;)

Dom
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Purzel am 10.06.2006 | 14:09
@Purzel: Nach dem Process Model ist Immersion ein Prozess, keine Technik ;)

Viele Techniken haben einen prozessartigen (z.B. Kämpfe) Ablauf. Andere Techniken sind starre Regeln (z.B. "Im Zweifel entscheidet der SL"). Immersion gehört zu den prozessartigen Techniken.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Purzel am 10.06.2006 | 14:54
Noch eine Anwendung für die Immersion, die ich zu beschreiben versuche:

(Charakter-)Immersion ist dazu geeignet die Persönlichkeit eines Charakters darzustellen.

Noch ein Phänomen:

Häufig wird in den Gruppen, in denen ich spiele und spielte, etwas immersiv gemacht, auch wenn man es anders machen könnte: z.B. wenn man sich über eine Intrige unterhält, die man entdeckt, oder wenn man sich für einen Kampf vorbereitet. Man könnte auch nüchtern seine Ideen diskutieren, doch trotzdem fallen die Spieler in die Immersion und sprechen plötzlich in der 1. Person über die Ereignisse in der Spielwelt.

Warum machen Spieler das mit dem Umweg über die Immersion? Was wollen sie damit erreichen?
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 10.06.2006 | 15:18
Mir sind auch noch einige Sachen nicht Eindeutig und Interpretationfrei genug. Die ganze Sache mit dem "Eintauchen in den SIS" bringt uns keinen Milimeter weiter, denn unter Eintauchen als eindeutigem Vorgang kann sich jeder nur etwas vorstellen, wenn ich in einem Pool eintauche, oder wenn ich einen Apfel in Schokolade eintauche. Aber kein Mensch kann wirklich in den SIS eintauchen, weil der weder flüssig noch real ist.
Jetzt mag es so aussehen als ob ich mich einfach nur zu dumm stelle um zu begreifen was gemeint ist, und das ist vielleicht auch der Fall, aber darum geht es grade wenn man eine Definition finden will die allgemeingültig und -verständlich sein soll. Wir müssen uns dümmer stellen als wir glauben zu sein, denn nur dann kommen wir in einen Bereich in dem wir tatsächlich über die gleichen Dinge reden und es nicht nur glauben.
"Eintauchen" eignet sich vielleicht grade noch um in einem normalen Gespräch einen (erhöhten?) Grad an emotionaler(?) Beteiligung auszudrücken, so weit kann noch fast jeder die Metapher begreifen, aber für mehr reicht es dann ganz offensichtlich nicht.

Dann müssen wir uns klarer darüber werden was Immersion nun sein soll wenn es fertig ist. Soll es ein tatsächlicher Vorgang am Spieltisch sein? Ein Vorgang im SIS? Etwas das sich nur in der Vorstellung eines Spielers abspielt? Haben Emotionen was damit zu tun? Eine Mischung von diesen Dingen? Und wenn ja wie genau? Wonach, außer nach der "Tiefe" oder "Intensität", könnte man verschieden Typen der Immersion noch unterscheiden?
Kann wirklich nur der Spieler selbst feststellen ob er immersiv spielt? Woran? Ist der Vorgang bewusst? Wenn ja, was muss man tun? Wenn nein, welche nicht bewusst beeinflussbaren Bedingungen müssen dann eintreten?

Wenn es grundsätzlich verschiedene Typen von Immersion geben soll, dann müssen wir uns überlegen an welchen Merkmalen die sich so grundsätzlich unterscheiden, aber natürlich erst recht warum wir sie dann alle immer noch Immersion nennen wollen, also was dann die entscheidende Gemeinsamkeit ist, also der Kern der Immersion.
Bei diesem Ansatz klingt es auch so als sei Immersion ein Ziel, dass man auf unterschiedliche Weisen erreichen kann.
Auf der anderen Seite meinen vielleicht manche es sei eine Technik die unterschiedliche Ergebnisse bringen kann.


Ich versuche nun mal mit dem bisher in diesem Thread zu Immersion Gesagten meine eigenen Fragen zumindest teilweise zu beantworten.

Einerseits scheint Immersion ein emotionales Phänomen zu sein. Starke emotionale Beteiligung und Identifikation mit den fiktionalen Inhalten. Aber wenn es nur das wäre, dann wäre nahezu jeder "gute" Rollenspieler irgendwie ein Immersionist, auch Fredi ;)
Ich vermute einfach mal, dass uns die emotionale Seite in die Irre führt und das nur ein generell gewünschter, positver Effek ist, der durch verschiedene Techniken erreicht werden kann, und dass dieser nicht besonder spezifisch für Immersion ist.

Wie der Spieler tatsächlich als reale Person handelt scheint ebenfalls eine bedeutende(?) Rolle zu spielen. Allerdings scheint es hierbei auf die Gründe anzukommen warum ein Spieler z.B. Gestik und Mimik benutzt. Will er damit etwas darstellen ist es laut Thalamus keine Immersion. Die hat man nur dann wenn es eine Art inneres Bedürfnis ist(?). Es scheint sich also auch um einen Randeffekt der Immersion zu handeln. Immerhin kann man Immersion nach dieser Deutung nicht durch Handlungen wie Gestik, Mimik und andere persönliche Aktionen am Spieltisch erreichen, sie können nur Ausdruck der Immersion sein.

Der SIS hat anscheinend eine besondere Rolle. Ihm soll die ungeteilte Aufmerksamkeit zukommen, so weit dass reale Dinge ausgeblendet werden bzw. auch erst ausgeblendet werden müssen.
Unter diese augeblendeten Dinge der Realität soll sogar im Extremfall(?) das Spiel selbst fallen. Hier muss man nochmal genau hinschauen, denn eigentlich kann das so natürlich nicht ganz sein. Maarzan hat das schon angedeutet. Der Spielfluss bleibt ja aufrecht. Es ist sogar möglicherweise besser wenn die Regeln sehr genau und explizit sind, sie dürfen aber keine Aufmerksamkeit mehr in der Anwendung erfordern. Es sind also implizit angewendete Regeln.

Mein Zwischenfazit:
Wie ich schon sagte denke ich, die emotionale Beteiligung führt uns in die Irre. Ich vermute bei Immersion handelt es sich um einen bestimmten Umgang mit dem SIS, der dann -möglicherweise- wenn man alles richtig macht und wenn einem Immersion überhaupt gefällt, vielleicht zu einer erhöhten emotionalen Bindung führt, die dann wieder weitere Auswirkungen haben kann.
Eine solche Definition fände ich besser um Immersion als neutrale Technik zu betrachten. Man kann es dann auch leichter erkennen, weil man sich nicht mehr so viel Gedanken um Wertungen machen muss.
Die Immersionsfans werden eine solche Definition aber vielleicht als unzureichend empfinden, da sie natürlich eigentlich erklären wollen was an Immersion so toll ist, aber dem werden wir uns nicht so leicht nähern können, da man hierbei natürlich in den Bereich von Geschmacksfragen kommt.

Was diesen "bestimmten" Umgang mit dem SIS angeht der Immersion vielleicht ausmacht:
Ich vermute wir liegen damit garnicht so weit weg von der Immersion die bereits definiert ist z.B. für Virtuelle Realität (diese Vermutung habe ich auch in früheren Diskussionen um Immersion schonmal geäußert).
Dabei geht es um Adäquatheit bezüglich der Wahrnehmung, d.h. ein VR-System ist dann immersiv, wenn es in der Lage ist die Sinne des Benutzers möglichst in vollem Umfang anzusprechen.
Auf den SIS übertragen kann es natürlich nicht um tatsächliche Wahrnehmungen gehen, sondern nur um Vorstellungen. Das macht die Sache natürlich etwas komplizierter, denn was ist ein Ansprechen der Vorstellung in vollem Umfang?
Ich würde sagen es geht vielleicht schlicht und einfach darum, dass der Spieler den SIS für seine Spielfigur als real annimmt. Der Spieler handelt mit seinem Charakter so, indem er das was er über den SIS weiß auf die Wahrnehmung seines Charakters bezieht und dann seinen Charakter so handeln lässt, dass man annehmen kann der Charakter handele aufgrund seiner eigenen Wahrnehmung.

Diese Definition geht sehr in Richtung Avatarismus wie ich ihn bei Thalamus verstanden habe bzw. der Definition die Dom nannte.
Die Punkte in denen die Definition aber möglicherweise für manche unzureichend ist, sind folgende:
Diese Definition ist streng nur auf die Verkörperung von Charakteren anzuwenden.
Der Grad der emotionalen Beteiligung hat keine Bedeutung.
Selbst die bewusste Motivation des Spielers seinen Charakter so handeln zu lassen habe ich völlig offen gelassen. Es könnte also im Extremfall möglich sein, dass er sozusagen nur "so tut als ob" die Handlung des Charakters auf dessen Wahrnehmung beruhen, in Wirklichkeit hat der Spieler aber vielleicht ganz andere Motivationen seinen Charakter handeln zu lassen.
Ich vermute ganz stark, dass der "echte" Immersionist, das als "schummeln" empfinden würde.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Purzel am 10.06.2006 | 16:41
[...] Es könnte also im Extremfall möglich sein, dass er sozusagen nur "so tut als ob" die Handlung des Charakters auf dessen Wahrnehmung beruhen, in Wirklichkeit hat der Spieler aber vielleicht ganz andere Motivationen seinen Charakter handeln zu lassen.
Ich vermute ganz stark, dass der "echte" Immersionist, das als "schummeln" empfinden würde.

Diese Form der Immersion, in der z.B. nicht die Wahrnehmungen und das Denken des fiktionalen Charakters das lenkende Element der Figur sind, sondern wo die Motivationen und Absichten des Spielers und seine Weitsicht bzgl. des Plots dahinterstehen, entspricht in etwas einer Autoren-Sichtweise ("author stance") auf den Charakter. Ansonsten teilt sie eine grosse Menge der äusserlichen Merkmale der Charakter-Immersion.

Ich würde bevorzugen das nicht auch noch Immersion zu nennen, denn hinter dieser Art und Weise in einen Charakter "einzutauchen" stehen andere Ziele.

Bei beiden kommst es drauf an, was in der Gruppe (den Mitspielern) gefragt ist: wird das "Eintauchen" betrieben, um den Charakter möglichst immer wahr darzustellen und das Ergebnis zu geniessen -- oder ist die Benutzung dieser Technik "nur" ein Mittel zum Zwecke seine und die Ziele seiner realen Mitspieler zu verfolgen, dieses aber stil- und stimmungsvoll durch die Maske seines Charakters zu machen.

Beispiel:
Zu dem Thema hatte ich vorhin mir die Erfahrungen eines Kumpels angehört, der einen Mitspieler bei DSA4 hat, der permanent seinen paladinesken Rondra-Priester wahr ausspielt, aber nie darauf zu achten scheint, was seine Mitspieler wollen oder was der Plot eigentlich erfordert (z.B. Ignorieren der Tatsache, dass die Mitspieler mit verbleibenen 30% ihrer Lebenspunkte nicht in den Endkampf gegen einen Evil Overlord ziehen wollen, weil sie da elendig verrecken werden).
Wäre nicht weiter schlimm, wenn auch die anderen Spieler ihre SCs so wahr und echt ausspielen würden: statt eines Kampfes mit dem Evil Overlords würde es vorher zu einer spassigen "Protagonist vs. Protagonist"-Situation kommen. Doch bei mindestens einem Spieler stösst diese Immersionstiefe (und Protagonist vs. Protagonist) auf Unverständnis.

Ich weiss, dass diese Gruppe Immersion betreibt, und denke dass hier verschiedene Arten zusammenprallen und für ein unschönes Spielerlebnis sorgen.
Es gibt also verschiedene Arten in einen Charakter "einzutauchen"/ihn immersiv darzustellen/"whatever, we did not define properly it yet", von denen wir aber nur der Eindeutigkeit halber eine bestimmte "Immersion" nennen sollten. Die anderen Formen sind anders genug, dass sie bei paraleller Verwendung für Streit im Spiel sorgen können.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 10.06.2006 | 18:57
Diese Form der Immersion, in der z.B. nicht die Wahrnehmungen und das Denken des fiktionalen Charakters das lenkende Element der Figur sind...
Ich meinte schon dass die Wahrnehmung und das denken des Charakters das einzige Maß für die Handlungen des Charakters sind. Doch manchmal mag es verschiedene Motivationen für den Spieler geben seinen Charakter in einer bestimmten Weise handeln zu lassen. Falls er die Wahrnehmung des Charakters als ein entscheidendes Element sieht, bleibt ihm ja trotzdem noch eine Entscheidung indem er die Motivation des Charakters selbst bestimmt. Auch der größte Immersionismus-Anhänger wird nicht darum herum kommen, an dieser Stelle auch andere Einflüsse bei der letzlichen Festlegung der Handlungsweise zuzulassen. Ein einfaches Beispiel, wäre das grundsätzliche Zusammenhalten der Gruppe. Die Spieler müssen das bewusst ansteuern und die Handlungen ihrer Charaktere daran anpassen und das tun die meisten auch, solange es nicht mit der Immersion in Konflikt gerät, denn das muss es ja bei weitem nicht immer.
Entscheiden ist eben am Ende, für diese Definition, nur dass die Wahrnehmung des Charakters in entsprechender Weise beachtet wird.

Bei manchen Fällen ist es klar dass nur "gemogelt" wurde, etwa wenn ein Charakter etwas nicht weiß aber der Spieler sich trotzdem eine völlig absurde Motiavtion ausdenkt um den Charakter so handeln zu lassen als hätte er das entsprechende Wissen. Blödes Beispiel: Ein Charakter beklaut den anderen und die Sache wird am Spieltisch offen behandelt, doch die Probe sagt, dass das Opfer nichts merkt. Jetzt kann der Spieler des Opfers natürlich trotzdem "völlig zufällig" nach seinem Geldbeutel greifen lassen oder etwas in der Art.

Es gibt aber auch Fälle in denen es extrem schwer ist zu sagen ob die Motivation nun die richtige war, wenn man denn die Motivation mit beachten will. Deswegen würde ich das eher einfach halten wollen.
Andererseits kann man hier vielleicht schon wieder die "Tiefe" der Immersion festmachen.


Bei beiden kommst es drauf an, was in der Gruppe (den Mitspielern) gefragt ist: wird das "Eintauchen" betrieben, um den Charakter möglichst immer wahr darzustellen und das Ergebnis zu geniessen -- oder ist die Benutzung dieser Technik "nur" ein Mittel zum Zwecke seine und die Ziele seiner realen Mitspieler zu verfolgen, dieses aber stil- und stimmungsvoll durch die Maske seines Charakters zu machen.
Wenn man das so betrachtet sehe ich wieder das Problem dass wir möglicherweise an etwas völlig Falschem herumdefinieren. Wenn es um Mittel und Zweck geht dann sollte man sich meist für eines entscheiden das man genauer definieren will, das andere ist dann meist egal bzw. nur sehr abstrakt zu beschreiben.
Wenn ich z.B. in einem Gesetz festlegen würde: "Wenn jemand einen anderen mit einem Hammer angreift mit der Absicht ihn umzubringen ist das ein Mordversuch."
Man sieht ziemlich schnell dass es eigentlich egal ist ob da ein Hammer vorkommt oder ein Messer oder sonstwas und die Absicht eigentlich das entscheidende ist, höchstens kann ich vielleicht von einer Waffe sprechen.
Sage ich umgekehrt: "Wenn jemand einen Hammer benutzt um einen Nagel in die Wand zu schlagen, dann hämmert er.", dann wissen wir, dass es hier eigentlich garnicht um die Absicht und den Zweck geht sondern nur um die Handlung. Dieser jemand würde hämmern wenn er garnichts spezielles damit bezweckt, oder vielleicht sogar wenn er jemanden umbringen will.
Diese etwas weit hergeholte Metapher soll nur eines verdeutlichen: Wir sollten vielleicht nochmal darüber nachdenken wo genau Immersion in diesem Feld zwischen Aktion und Absicht, zwischen Technik und Ziel steht.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Thalamus Grondak am 10.06.2006 | 18:57
Diese Definition geht sehr in Richtung Avatarismus wie ich ihn bei Thalamus verstanden habe bzw. der Definition die Dom nannte.
Ja, ich denke Avatarismus ist auch die häufigste, und "normalste" Form der Immersion.
Die "Verkörperung" betreiben wohl nur wenige, zumal da auch ein gewisses "können" dazu gehört, um sich nicht selbst, durch mangelde Ideen aus der Immersion zu reissen.

Ich vermute ganz stark, dass der "echte" Immersionist, das als "schummeln" empfinden würde.
Ja, ich würde das nicht als Immersion bezeichnen.

Was die Definition angeht, da darfst du dich nicht so sehr an der Einleitung mit dem "Eintauchen" festhängen. Es wird ja später näher erläutert. Es geht darum die Eindrücke und Erlebnisse des Charakters direkt aufzunehmen. Die Definition von Dom kann ich genauso stehen lassen, und einfach einen völlig immersionsfreien Schauspieler damit beschreiben.

Falls er die Wahrnehmung des Charakters als ein entscheidendes Element sieht, bleibt ihm ja trotzdem noch eine Entscheidung indem er die Motivation des Charakters selbst bestimmt. Auch der größte Immersionismus-Anhänger wird nicht darum herum kommen, an dieser Stelle auch andere Einflüsse bei der letzlichen Festlegung der Handlungsweise zuzulassen.
Deshalb denke ich wird man nicht weiterkommen, indem man versucht genaue Bsp. in der Praxis zu finden, denn Immersion zu 100% ist wohl eher eine Psychologische Krankheit, als eine Spieltechnik. Immersion wird man imme rnur zu einem bestimmten Grad, oder zu einer bestimmten Tiefe erreichen. Mir geht es darum, Immersion allgemeingültig zu beschreiben, damit ein Spieler herrausfinden kann, wie Immersiv er gerne spielt.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 10.06.2006 | 19:04
Gut du sagst jetzt was Immersion nicht ist, aber was bleibt denn dann?
Worauf kommt es dann dann an? Doch auf die Absicht? Kann man dann Immersion auch auf ganz andere Arten erreichen?
Ist es doch nur die emotionale Beteiligung? Wiese ist dann ein Schauspieler frei von Immersion?
Ich sehe da immer noch keine Exaktheit...
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Purzel am 10.06.2006 | 19:18
Ich warte mit einer Antwort meinerseits, bis mal ein paar andere Leute ihren Senf dazu gegeben haben. Die sind sicher alle draussen bei dem schönen Wetter und grillen. :)
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Thalamus Grondak am 10.06.2006 | 19:20
Ich sehe da immer noch keine Exaktheit...
Das habe ich auch noch nicht erwartet. Ich stelle erstmal Thesen in den Raum, und warte drauf, das jemand nicht einverstanden ist. Dann versuche ich auf die Fragen einzugehen. irgendwann kommen wir schon zu einer brauchbaren Def.

Worauf kommt es dann dann an? Doch auf die Absicht? Kann man dann Immersion auch auf ganz andere Arten erreichen?
Die Absicht ist schonmal ein sehr wichtiger Punkt. Es ist nicht erforderlich, das ich Immersion beabsichtige, um Immersion zu erreichen. Aber wenn ich etwas innerhalb der Realen Welt zu erreichen beabsichtige, schließt das Immersion aus.

Ist es doch nur die emotionale Beteiligung?
Emotionale Beteiligung gehört dazu. (Aber Emotionale Beteiligung ist IMHO ein weit gefasster Begriff, ich würde eher sagen: Eindrücke und Erlebnisse aufnehmen, als seien sie erlebt.
Wiese ist dann ein Schauspieler frei von Immersion?
Nicht zwangsläufig, aber ein Schauspieler kann Immersionsfrei sein. Wenn wir jetzt vom Standardschauspiel reden, bei dem es eine vorgefertigte Rolle gibt, da kann imersion IMHO nur zu einem geringen Grad erreciht werden, weil die Ergebnisse der "Denkprozesse" Vorgegeben sind. Der Schauspieler kann eben nicht einfach mal was anderes machen, weil ihm das momentan besser passt. So etwas stört die Immersion, denn bei Immersion geht es ja darum "sich zu fühlen wie". Und es fällt einem ja schon schwer sich selbst als individuum zu fühlen, wenn man keine eigenen Entscheidungen treffen kann.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Stefan G. am 10.06.2006 | 20:58

Nicht zwangsläufig, aber ein Schauspieler kann Immersionsfrei sein. Wenn wir jetzt vom Standardschauspiel reden, bei dem es eine vorgefertigte Rolle gibt, da kann imersion IMHO nur zu einem geringen Grad erreciht werden, weil die Ergebnisse der "Denkprozesse" Vorgegeben sind. Der Schauspieler kann eben nicht einfach mal was anderes machen, weil ihm das momentan besser passt. So etwas stört die Immersion, denn bei Immersion geht es ja darum "sich zu fühlen wie". Und es fällt einem ja schon schwer sich selbst als individuum zu fühlen, wenn man keine eigenen Entscheidungen treffen kann.


Also da muss ich jetzt aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen heraus ganz entschieden widersprechen. Als Schauspieler empfand ich den von mir erreichten Grad der Immersion viel höher, als den jeden anderen Grad an Immersion, den ich als Rollenspieler je erreicht hatte.
Für mich ist Immersion sehr stark mit dem "sich als jemand anders fühlen" verbunden.
Was mir dabei immer hilfreich war ist Sicherheit. Eben das kann mir nämlich das Theater bieten, durch vorgegebenen Text und Vorgegebene Handlung habe ich Sicherheit, ich gerate nie ins Zweifeln, ich komme nicht in die "Was würde mein Charakter jetzt wohl tun?"-Situation, die ich Text und Handlung schon kenne.
Ich habe den Text geübt, ich habe mir die Gestik angeeignet, habe mir die Mimik angeignet, kenne die Handlung, kaum etwas kann mich da noch aus der ruhe bringen.

Von daher sehe ich es eher als Vorteilhaft an, wenn das Ergebnis des Denkprozesses vorgegeben ist, da ich ja nicht wirklich die Gedanken eines anderen Denken kann, sondern nur über ihn nachdenken kann und mir eine für ihn Plausible Handlungsweis überlegen kann.

Kann sein, dass das wirklich nur meine persönliche Sichtweise ist, aber ich empfinde wenn ich Immersion erreichen will, dass von mir oben geschilderte Problem als viel gravierender, als der Mangel an Entscheidungsfreiheit.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Hr. Rabe am 10.06.2006 | 22:58
Hm...

Irgendwie erscheint es mir, als reden wir hier nicht über ein einziges sonder über (mindestens) 3 Phänomäne, die zusammenspielen und zusammen diesen ominösen Begriff ausfüllen.

1. Die Schittstelle
Der eigendliche Kern des Immersionsprozesses ist die Verbindung zwischen Spielergehirn und SIS. Dieser Kern ist immer vorhanden, wenn ein SIS vorhanden ist, und damit immer, wenn Rollenspiel vorliegt. (Selbst bei Fredi ;) )
Er definiert sich lediglich über das Vorhandensein einer Verbindung (Schnittstelle) zum SIS der Gruppe und wie breit diese ist. Die Freundin, die während dem Spiel daneben sitzt und die Spieler einfach nur als verückt bezeichnet/mit dem SIS nichts anfangen kann, wäre wohl die einzige Person, die eine solche Schnittstelle nicht besitzt.
Je einfacher bei einem Spieler die Kommunikation zwischen dem eigenen Vorstellungsraum (OIS) und dem geteilten Vorstellungsraum (SIS) von statten geht, desto 'breiter' ist diese Schnittstelle.
An dieser Stelle ist eine Absicht oder Herrangehensweise noch absolut nicht vorhanden. Es geht lediglich um die Kommunikation zwischen OIS und SIS und deren 'Güte'.

2. Das Protokol
Eine Schnittstelle alleine ist eigendlich ziemlich unnütz und doof, solange ich keine Möglichkeiten habe, darauf zuzugreifen. Das 'Protokol' beschreibt Arten der Herrangehensweisen an die Schnittstelle.
Quasi: ,,In welcher Sprache kommuniziere ich (über die Schnittstelle) mit dem SIS''
Hier ist z.B. die Kommunikation über die 'Metaebene' oder die 'Charakterebene' angesiedelt.
Auch der 'Blickwinkel' würde in diese Ebene fallen. Also, durch welches 'Vehikel' ich mit dem SIS komuniziere (Charaker, Story).

3. Intension
Dieser Teil gehört schon fast nicht mehr zur Schnittstelle 'Imersion'. Denn eigendlich ist daß der OIS. Welche Ideen baue ich als Spieler auf? Wie will ich weiter fort fahren? Was ist min Ziel?
In dieser Schicht ist meine Vorstellung noch komplett von der gemeinsamen Vorstellung (oder gar der Vorstellung der anderen) getrennt.

graphisch stelle ich mit folgendes vor:



[OIS (Spieler 1)]  <===Imersion===> [SIS]
[OIS (Spieler 2)]  <===Imersion===> [SIS]
[OIS (Spieler 3)]  <===Imersion===> [SIS]
[OIS (Spieler x)]  <===Imersion===> [SIS]

Hiermit wäre 'Immersion' der Prozess im System, die eigene Vorstellung mit der, der anderen abzugleichen. Je breiter diese 'Schnittstelle' ist, desto besser das SIS-Ergebniss.

Gruß,
raVen
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Crazee am 10.06.2006 | 23:10
Ich schreibe mal kurz, wie der Anfang des Threads auf mich wirkt:

Thalamus' Ansatz habe ich mir durchgelesen und ich habe gedacht: "Hey, ich betreibe als Spieler einen gewissen Grad an Story-Immersion, Charakter-Immersion betreibe ich "fast" nicht. Bei meiner Gruppe vermute ich ähnliches und es passt.

In einer Runde mit einem Voll-Charakter-Immersionisten wäre ich vermutlich sehr still.

Soviel zu meinem Nutzen aus der Theorie.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 10.06.2006 | 23:17
@ Raven
Interessante Sache. Definition finde ich auch sauberer. Ich glaube nur nicht, dass das Immersion ist, aber ich denke mal drüber nach ;D

@ Crazee & Story-Immersion
Das Problem mit der ganzen Sache ist, dass es da noch garkeinen Nutzen gibt ;)
Die Definition von Story-Immersion grenzt wenig von irgendwas ab, so hat jeder einen Grad der Story-Immerion, und wenn man diese Grade nichtmal unterscheiden kann, dann bringt das garnichts.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Hr. Rabe am 10.06.2006 | 23:22
Ich glaube auch nicht, daß man das noch Immersion nennen kann. Aber ich glaube, daß diese Schnittstelle das gemeinte darstellt
Hauptsächlich die Protokollebene eben.
Die tüpische Definition (in Char. eintauchen) dürfte dann die Intension 'Erleben' mit dem Protokoll 'Charakter darstellen' sein.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Thalamus Grondak am 10.06.2006 | 23:28
@ Crazee & Story-Immersion
Das Problem mit der ganzen Sache ist, dass es da noch garkeinen Nutzen gibt ;)
Die Definition von Story-Immersion grenzt wenig von irgendwas ab, so hat jeder einen Grad der Story-Immerion, und wenn man diese Grade nichtmal unterscheiden kann, dann bringt das garnichts.
Ich finde da schon einen nutzen. nachdem was Crazee gerade geschrieben habe, habe ich ein eVorstellung davon, wie er Immersionstechnisch ans RPG herangeht, und das er ganz andere Intensionen hat als ich. Mein Hauptziel ist eigentlich die Verkörperung, aber meist erreiche ich nur einen geissen Grad an Avatarismus, natürlich benutze ich auch Storyy-Immersion, weil die einzelnen Elemente immer zu einem gewissen Grad vorhanden sind, aber ich weiß, das die Story-Immersion bei mir nur das nebenprodukt der Charakter-Immersion ist. Bei Crazee scheint das umgekehrt zu sein.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 10.06.2006 | 23:34
Aber dabei wären wir doch absolut ohne den Begriff "Immersion" ausgekommen, der ist dabei doch völlig leer, was man bereits daran erkennt dass er einfach nur ohne Bedeutung einmal an "Charakter" und einmal an "Story" gehängt wird. Das eigentlich unterscheidende Merkmal ist demnach natürlich auch nicht Immersion, sondern eben "Story" und "Charakter" ::)

PS: Wenn ihr mit Intension übrigens die Absicht meint, dann müsste es auf Deutsch Intention heißen. Eine Intension ist was anderes. Nur mal so nebenbei.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Thalamus Grondak am 10.06.2006 | 23:41
Aber dabei wären wir doch absolut ohne den Begriff "Immersion" ausgekommen, der ist dabei doch völlig leer, was man bereits daran erkennt dass er einfach nur ohne Bedeutung einmal an "Charakter" und einmal an "Story" gehängt wird. Das eigentlich unterscheidende Merkmal ist demnach natürlich auch nicht Immersion, sondern eben "Story" und "Charakter" ::)
Nein, denn es geht doch um Immersion. Nur weil Immersion nicht als einzelner Abgrenzender Begriff verwendet wird, ist er doch nicht unwichtig. Unter Charakter kann man viel schreiben.
Charakter ist die Figur die ich spiele. Charakterimmersion ist die Methode mich in den Charakter hineinzuversetzen.
Wir sind schonmal soweit, das wir 2 Grundlegende Immersiontypen voneinander unterscheiden können.
Und die Charakter-Immersion können wir mit der Verkörperung und dem Avatarismus sogar noch weiter unterteilen. Und unterteilungen sind es doch letzlich, die eine Messbarkeit schaffen, oder sehe ich das falsch?

Und was noch viel grandioser ist, ist das ich endlich verstehe wie Fredi behaupten kann Rollenspiele zu spielen ohne Immersion zu betreiben, nämlich deshalb, weil das was ich als Story-Immersion sehe, er nie als Immersion gesehen hat.

BTW Intention.
Es ist schon Intention gemeint, aber da rutscht mir öfter mal ein intension raus.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Hr. Rabe am 10.06.2006 | 23:43
PS: Wenn ihr mit Intension übrigens die Absicht meint, dann müsste es auf Deutsch Intention heißen. Eine Intension ist was anderes. Nur mal so nebenbei.

Argh... Lang leben die Fettnäpfchen... klar meine ich Intention :o
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 10.06.2006 | 23:52
Ganz so einfach kann es wohl nicht sein. Wenn mit Immersion nicht mehr gemeint ist als hineinversetzen, warum sagen wir dann nicht hineinversetzen? Weil es zwei Silben länger ist? Weil es nicht hip und theoretisch ist?
Außerdem passt es ja dann wohl auch nicht so ganz auf Story, denn wie versetzt man sich in eine Story hinein?
Außerdem ist damit noch nichts erklärt.
Hineinversetzen versteht man einfach nur als eine bestimmte Bindung, vielleicht ein bestimmtes Interesse. Alles weitere müssten wir doch genauso erklären wie bei der Immersion auch. Es bringt uns doch nicht weiter Begriffe hin und her zu schaukeln.

Die Sache die Crazee angedeutet hat, ließe sich ohne weiteres völlig ohne Immersion erklären. Wenn ich ihn frage ob er sich lieber in den Charakter hineinversetzt, oder ob er mehr Wert auf das mitfiebern mit einer interessanten Story legt, dann käme dabei das selbe raus wie oben (nehme ich doch mal stark an) und das alles ohne 2 Seiten Diskussion über Immersion. 
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Thalamus Grondak am 11.06.2006 | 00:04
Ganz so einfach kann es wohl nicht sein. Wenn mit Immersion nicht mehr gemeint ist als hineinversetzen, warum sagen wir dann nicht hineinversetzen? Weil es zwei Silben länger ist? Weil es nicht hip und theoretisch ist?
weil man für Theoriebegriffe besser Begriffe nimmt, die man nicht im täglichen Sprachgebracuh nutzt, damit jeder weiss, wann einfach die allgemeine Bedeutung des Wortes gemeint ist, und wann es um den RPG-Theorie relevanten Teil geht.

Außerdem passt es ja dann wohl auch nicht so ganz auf Story, denn wie versetzt man sich in eine Story hinein?
Ich habe noch nie ein Problem damit gehabt, mich in eine Story hineinzuversetzen. Jede Geschichte die in der 3. Person erzählt wird, ist wie dafür gemacht sich in die Story, statt in den einzelnen Char hineinzuversetzen. Ich mache das bei Filmen und Büchern eigentlich ständig.

Außerdem ist damit noch nichts erklärt.
Hineinversetzen versteht man einfach nur als eine bestimmte Bindung, vielleicht ein bestimmtes Interesse. Alles weitere müssten wir doch genauso erklären wie bei der Immersion auch. Es bringt uns doch nicht weiter Begriffe hin und her zu schaukeln.
Die Definition besteht ja auch nicht nur aus "hineinversetzen", da stehen schon noch ein paar andere Worte.

Die Sache die Crazee angedeutet hat, ließe sich ohne weiteres völlig ohne Immersion erklären. Wenn ich ihn frage ob er sich lieber in den Charakter hineinversetzt, oder ob er mehr Wert auf das mitfiebern mit einer interessanten Story legt, dann käme dabei das selbe raus wie oben (nehme ich doch mal stark an) und das alles ohne 2 Seiten Diskussion über Immersion. 
Also wenn ich das jetzt mal auf mich beziehe, dann wäre das nicht der Fall. Wenn du mich fragst was ich lieber mache, würde ich eindeutig "In den Charakter hineinversetzen" sagen, weil "mitfiebern mit einer interessanten Story" viel zu allgemein ist, als das ich das als spezifisches Ziel nenne. Mitfiebern will ich eigentlich in beiden Fällen. Sowohl bei der Char-Immersion, als auch bei der Story-Immersion. Klarer Antworten würdest du wohl nur bei Spielern, die entweder deutlich auf Char-Immersion, oder deutlich auf Story-Immersion aus sind. Aber die ganzen Facetten, wird man damit nicht eingrenzen können.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 11.06.2006 | 00:15
Wenn du mich fragst was ich lieber mache, würde ich eindeutig "In den Charakter hineinversetzen" sagen...
Was das gleiche wäre was du in Bezug auf Immersion auch schon gesagt hast. Es gibt nichts spezifisches an Immersion, wenn du es so benutzt.
Wenn das alles sein soll, dann sind wir wohl fertig. Immersion heißt nichts weiter als Interesse? Beschäftigung? Hineinversetzen? Beteiligung?
Ich dachte immer da stünde mehr dahinter.
Dann hat ja jeder Immersion nur irgendwie anders und man braucht kaum mehr drüber reden, weil alles andere sich durch wirklich unterschiedliche Techniken ausdrückt und Immersion nur ein Grad des "mitfieberns" mit irgendwas ist der natürlich immer erwünscht ist.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Thalamus Grondak am 11.06.2006 | 00:24
Was das gleiche wäre was du in Bezug auf Immersion auch schon gesagt hast. Es gibt nichts spezifisches an Immersion, wenn du es so benutzt.
In sachen Rollenspiel ist das IMHO auch so. Wie schon geschrieben. IMHO ist Immersion Essentiell fürs Rollenspiel und es gibt kein Rollenspiel ohne Immersion. Das impliziert natürlich auch, das man, solange man vom Rollenspiel spricht, nie sagen kann "Ich betreibe Immersion, und du nicht".

Wenn das alles sein soll, dann sind wir wohl fertig. Immersion heißt nichts weiter als Interesse? Beschäftigung? Hineinversetzen? Beteiligung?
Ich dachte immer da stünde mehr dahinter.
Da steckt nicht mehr hinter, aber mehr drinnen.

Dann hat ja jeder Immersion nur irgendwie anders und man braucht kaum mehr drüber reden.
Wir müssen darüber reden, weil Immersion aus sovielen verschiedenen Facetten besteht, die aber alle in der Grundlage der Immersion begründet sind. Und um unsere verschiedenen Sichtweisen und Herangehensweisen ans Rollenspiel besser erklären und verstehen zu können, ist es hilfreich zu wissen, ob ich den Charakter versuche zu Verkörpern, oder ob ich ihn als Avatar nutze.
Es gibt auch noch die möglichkeit sich selbst in der Spielwelt zu spielen(bei Immersion für VR nennt man das persona). Das würde denke ich eher unter die Story-Immersion fallen, weil ich mich ja nicht in mich selbst hineinversetzen muss, sondern einfach mit mir selbst als Charakter(mit vllt ein paar zusatzfähigkeiten) die Fremde Welt erkunde.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: mat-in am 11.06.2006 | 00:52
Bist du sicher, das man da zwei Typen unterscheiden muß? Wenn ich "in den Charakter eintauche" schließt das doch dessen Umwelt und damit die "story" mit ein... Ich sehe da keine vielen Facetten, alles künstlich Dinge zerpflückt.

P.S.:
Immersion ist laut Definition "Das Eintauchen in eine Situation/Szene".

Oder das eintauchen eines Planeten in den Schatten eines anderen oder das eintauchen der Mikroskoplinse ins Öl oder auch das runzeln der Haut durch zu langes im Wasser bleiben...
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Dom am 11.06.2006 | 01:02
Leider ein etwas destruktiver Beitrag von mir, aber mir fällt gerade nix konstruktives ein :(

Eine Definition kann man doch nur zum Abgrenzen benutzen, ansonsten macht sie keinen Sinn. Also sollte eine Definition von Immersion nicht sagen: "Das macht jeder im Rollenspiel", insbesondere dann nicht, wenn es Leute gibt, die explizit sagen, dass sie keine Immersion betreiben. Klar, man kann irgendwie alles definieren, aber eine Definition sollte auch einen Nutzen bringen.

Und für mich macht es keinen Sinn, dass "in einer Story mitfiebern" als Immersion zu bezeichnen. Das ist eben mitfiebern, und nicht Immersion. Wenn ich ein Buch lese und dabei die Story beobachte, ist das was anderes als wenn ich ein Buch lese und es mir so vorkommt, als erlebte ich die Story als Protagonist. Daher würde ich nur das, was hier als Charakter-Immersion bezeichnet wird, überhaupt Immersion nennen.

Dom
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 11.06.2006 | 01:06
Das habe ich ja gleich gesagt. Nur wenn mir ein erklärter Immersionist wiederspricht haben wir eben ein Problem. Das liegt aber wahrscheinlich daran, dass wir schon vorher nicht wussten was Immersion eigentlich ist, ein Teufelskreis ::)
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Thalamus Grondak am 11.06.2006 | 10:21
P.S.:
Immersion ist...
Du suchst dir einen einzelnen Satz heraus, wo hier 2 Seiten darüber stehen, was immersion genau ist? Was soll den das?

@Boomslang & Dom
Das ganze entstand, weil ich mir aus meiner Warte kein RPG ohne Immersion vorstellen kann, und Fredi und auch andere sich öfter von Immersion abgrenzen. Da habe ich dann versucht herrauszufinden, wie sie das meinen können, also habe ich die "Story-Immersion" "entdeckt".

"Mit einer Story mitfiebern" allein ist auch noch keine Immersion. Der Grundsätzliche Unterschied zwischen Bücher/Filmen und RPG ist doch, das Bücher und  Filme eine Geschichte liefern, während Rollesnpiel eine Geschichte erschafft. Hier liegt auch die Grundsätzliche "Immersions-Pflicht" eines jeden Rollenspieler begraben. Um überhaupt Rollesnpiele spielen zu können, muss er sich etwas vorstellen, und auch seine Gedanken darauf lenken, was in einer Imaginiären Welt passiert. Du musst ja entscheidungen treffen, das musst du bei einem Buch nicht. Und entscheidungen in einer Geschichte kannst du IMHO nur fällen, wenn du deine Überlegungen darauf lenkst, was in der Imaginären Welt vor sich geht. Da ist das mindestmaß an Immersion, welches bei einem Buch vorkommen kann, aber nicht muss, bei einem Rollenspiel ist es essentiell.

BTW: "Definition ist nur dann eine, wenn sie Leute ausschließt."
Ich halte nicht viel davon einen Tatbestand künstlich zu biegen, bis er irgendwelche Abgrenzungen erzeugt. Wenn bei meinen Überlegungen herrauskommt, das Immersion immer vorhanden ist, dann gehe ich einen Schritt weiter und unterteile die Immersion in so viele Teile, bis sie differenzierbar sind. Jetzt künstlich zu sagen "Immersion ist nur Charakter-Immersion" halte ich für Falsch, weil man dann immer wieder über diesen Begriff streiten wird, weil es auch Story-Immersionisten gibt, die für sich darauf bestehen "in ihr Spiel einzutauchen".

Bist du sicher, das man da zwei Typen unterscheiden muß? Wenn ich "in den Charakter eintauche" schließt das doch dessen Umwelt und damit die "story" mit ein... Ich sehe da keine vielen Facetten, alles künstlich Dinge zerpflückt.
Es geht darum, was ich als Tür zu dieser Welt benutze. Schlüpfe ich in die Haut meines Charakters, setze ich mich als steuerndes Mänchen in das Gehirn meines Charakters, oder laufe ich als Unsichtbarer neben meinem Charakter her?
Das sind durchaus unterscheidbare Facetten, die, wenn ich erstmal erkannt habe wie ich eigentlich jetzt Spiele, mir auch dabei Helfen werden, die richtigen methoden zu finden, um bestimmte Ergebnisse zu erreichen.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Fredi der Elch am 11.06.2006 | 10:37
So, ich habe mal meine Ansichten zu Immersion aufgeschrieben. Und ich habe dazu einen neuen Thread aufgemacht. Warum? Weil wir hier schon auf Seite 3 einer nur begrenzt produktiven Problemanalyse sind, die hauptsächlich gezeigt hat, dass man sich nicht einig ist. ;) Also, here goes: [Offen – Psychologisch] Immersion als (Auto-)Suggestion (http://tanelorn.net/index.php/topic,27194.0.html)
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: mat-in am 11.06.2006 | 11:18
Ich hab den Satz rausgepickt weil er schlichtweg flasch war so... Vielleicht hätte das Lauten sollen "Immemrsion im Theater und Rollenspiel ist...".

Und dann habe ich ja auch was zum Thema gesagt...

Kann man sich wirklich in jemanden hineinversetzen und so denken wie ein anderer wenn man dabei nicht auf dessen Umwelt eingeht? Schließlich ist alles was der so an denken macht eine von den äußeren Eingaben beeinflußte Ausgabe, nicht mehr und nicht weniger.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Thalamus Grondak am 11.06.2006 | 13:22
So, ich habe mal meine Ansichten zu Immersion aufgeschrieben. Und ich habe dazu einen neuen Thread aufgemacht. Warum? Weil wir hier schon auf Seite 3 einer nur begrenzt produktiven Problemanalyse sind, die hauptsächlich gezeigt hat, dass man sich nicht einig ist. ;) Also, here goes: [Offen – Psychologisch] Immersion als (Auto-)Suggestion (http://tanelorn.net/index.php/topic,27194.0.html)
Ich schreibe das jetzt mal hier, bevor dein Thread damit auseinanderfällt.

Deine Beschreibung vom Immersion ist das was ich als Charakter-Immersion(Verkörperung) sehe. natürlich besser ausgedrückt, aber das verwundert mich nicht.
Siehst du die anderen Aspekte (Avatarismus,Persona) nicht als Immersion?

Kann man sich wirklich in jemanden hineinversetzen und so denken wie ein anderer wenn man dabei nicht auf dessen Umwelt eingeht? Schließlich ist alles was der so an denken macht eine von den äußeren Eingaben beeinflußte Ausgabe, nicht mehr und nicht weniger.
Nein, kann man nicht. Was man aber kann, ist etwas primär "aus dem Charakter heraus" sehen, oder primär "von hinter dem Charakter" sehen.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 11.06.2006 | 13:43
Deine [Fredis] Beschreibung vom Immersion ist das was ich als Charakter-Immersion(Verkörperung) sehe. natürlich besser ausgedrückt, aber das verwundert mich nicht.
Na, hättest du das mal gleich gesagt, dann wären wir schon weiter. Du hast nur gesagt, dass es bei Charakter Immersion um das Eintauchen in einen Charakter geht.
Was du zur Erläuterung beschrieben hast ließ sich aber nicht ganz eindeutig einordnen. Einmal ging es um Emotionen und ein anderes mal um einen bestimten Umgang mit dem SIS, der, wie Purzel das bereits angemerkt hat, mehr an Stances erinnert. Das sind bei Fredis Definition aber höchstens noch Techniken die der Immersion dienen (können). Das ist genau die Unterscheidung in Mittel und Zweck die ich gefordert habe.

Siehst du die anderen Aspekte (Avatarismus,Persona) nicht als Immersion?
Wenn es dabei darum geht auf welche Weise Empfindungen von fiktivem Charakter auf den Spieler übertragen werden, dann kann man das nun sinnvoll auf Fredis Definition anwenden.
Mit Persona meintest du eine direkte 1 zu 1 Übertragung mit Avatarismus einen, wie auch immer gearteten, Filterprozess. Welche Abstufungen gibt es da möglicherweise bzw. welche sind vielleicht sogar nötig?
An diesem Punkt sind wir jetzt auch in der anderen Diskussion.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: mat-in am 11.06.2006 | 19:09
Nein, kann man nicht. Was man aber kann, ist etwas primär "aus dem Charakter heraus" sehen, oder primär "von hinter dem Charakter" sehen.
Gut, da kann ich zustimmen :)

Bleibt die Frage: Ist eines von beiden schlecht? führt es zu Problemen? Führt es vielleicht nur zu Problemen in denen beide Ansichten sehr gegensätzlich aufeinandertreffen?
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Fredi der Elch am 11.06.2006 | 19:20
Siehst du die anderen Aspekte (Avatarismus,Persona) nicht als Immersion?
Mein Problem ist, dass ich nicht richtig verstanden habe, was eigentlich "Avatarismus" oder "Persona" überhaupt sein soll. So wie ich es verstanden habe, ist es nur ein anderer Begriff für hineinversetzen bzw. mitfühlen. Und das ist für mich eben ganz klar keine Immersion. Damit der Begriff etwas nutzt, muss er eben klar mehr sein als "mitfühlen". Denn sonst reicht "mitfühlen" ja als Begriff. Außerdem wiederspricht diese "schwache" Auslegung von Immersion vielen Beschreibungen von Immersionsspielern, die unter Immersion eben klar mehr verstehen.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Eulenspiegel am 11.06.2006 | 20:11
Eine Definition kann man doch nur zum Abgrenzen benutzen, ansonsten macht sie keinen Sinn. Also sollte eine Definition von Immersion nicht sagen: "Das macht jeder im Rollenspiel"
1) Du kannst eine Definition auch benutzen, um das RPG von anderen Spielen abzugrenzen.
2) Jedes Objekt, das wir in der Alltagswelt treffen, hat eine Masse. Obwohl aber alles Masse hat, macht es trotzdem Sinn, Masse zu definieren und zu benutzen.

Zu Definitionen im allgemeinen: Jeder weiß, was das Wort "Länge" bzw. "Strecke" bedeutet. Und jetzt versucht mal, es zu definieren.

Zitat
Und für mich macht es keinen Sinn, dass "in einer Story mitfiebern" als Immersion zu bezeichnen. Das ist eben mitfiebern, und nicht Immersion.
Hast du schonmal Immersion betrieben, um das sagenzu können?

Um sich zu überlegen, ob "Story mitfiebern" und "in SC hineinzuversetzen" das Gleiche ist, bräuchten wir jemanden, der schonmal beides gemacht hat.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 11.06.2006 | 20:44
Hast du schonmal Immersion betrieben, um das sagenzu können?
Das diese Herangehensweise sinnlos ist, sollte spätestens dieser Thread gezeigt haben. Denn wenn wir Immersion erst definiern müssen, dann ist es wenig sinvoll aus Beispielen darauf schließen zu wollen, denn nichts garanatiert uns, dass das was diese Fälle gemeinsam haben dann Immersion ist, oder dass diese Fälle überhaupt irgendwas signifikantes gemeinsam haben. Das liegt natürlich daran, dass alle etwas anderes mit Immersion bezeichnen, eben grade weil es noch keine Definition gibt.
Wir müssen also wohl oder übel ersteinmal definieren und dann nachsehen wie diese Definition auf die Praxis anzuwenden ist und ob sie uns sinvolle Differenzierungen erlaubt.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Purzel am 11.06.2006 | 20:47
1) Du kannst eine Definition auch benutzen, um das RPG von anderen Spielen abzugrenzen.

Ich denke nicht, dass wir hier versuchen sollten Immersion als DAS entscheidene Merkmal des Rollenspiels zu definieren, das RP von anderen Spielen unterscheidet. Sondern dass Immersion eine Untermenge der Arten/Stile ist, in denen man Rollenspiel betreiben kann.

Zu Definitionen im allgemeinen: [...]

Dom ist Mathematiker, mach dich auf eine umfassende Antwort gefasst ;)

Hast du schonmal Immersion betrieben, um das sagenzu können?

Ja, hat er. Hat er mir eben beim Joggen erzählt :) Zumindestens hat er etwas gespielt, was deutlich intensiver und anders war als nur "mitzufiebern".

Um sich zu überlegen, ob "Story mitfiebern" und "in SC hineinzuversetzen" das Gleiche ist, bräuchten wir jemanden, der schonmal beides gemacht hat.

*hebt_hand* Ist nicht das gleiche. Es ist sowohl vom Gefühl her anders, als auch in meiner Haltung ("stance") in der Beziehung Spieler-Charakter und den Absichten und Zielen, die dahinter stehen.
     Und, wie ich in einem Beispiel schon beschrieb, sind diese Typen von immersionsartigen Spielweisen unter Umständen unterschiedlich genug, um Streit in der Gruppe zu erzeugen, auch wenn alle Spieler sich grundsätzlich darin einig sind, dass man "in den Charakter eintaucht".
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Purzel am 11.06.2006 | 20:55
Denn wenn wir Immersion erst definiern müssen, dann ist es wenig sinvoll aus Beispielen darauf schließen zu wollen [...]
Wir müssen also wohl oder übel ersteinmal definieren und dann nachsehen wie diese Definition auf die Praxis anzuwenden ist und ob sie uns sinvolle Differenzierungen erlaubt.

Zustimmung. Beispiele kann man toll dazu verwenden, um eine Definition/Theorie zu testen, indem man versucht ein Beispiel zu finden, das nicht durch die Definition/Theorie erfüllt wird. Wir können nur beweisen, ob etwas nicht gültig ist.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: mat-in am 11.06.2006 | 22:09
Der Begriff Strecke bezeichnet:
*in der Geometrie eine beidseitig begrenzte gerade Linie, siehe Strecke (Geometrie)
*im Bergbau den horizontalen Grubenbau
*in der Jägersprache die gesamte Menge der erlegten Beute
*ein Stück eines zurück zu legenden Weges (siehe auch Eisenbahnstrecke, Flugstrecke)
*eine Maschine zum Strecken von Kardenbändern in der Textilindustrie, siehe Strecke (Textilmaschine)

Ist doch gar nicht so schwer  ::)  :8)

Wie definieren wir denn nu Imersion im Rollenspiel?

Das "eintauchen" in und mitfühlen mit Wesen und Verhalten der Spielfigur und deren Interaktion mit der Spielwelt?
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Thalamus Grondak am 11.06.2006 | 23:43
Na, hättest du das mal gleich gesagt, dann wären wir schon weiter. Du hast nur gesagt, dass es bei Charakter Immersion um das Eintauchen in einen Charakter geht.
Ich bin halt nicht der beste im Ausdrücken meiner Gedanken. Das kann Fredi viel besser. Aber wenn dieser thread letztendlich zu Fredis Definition für "Charakter-Immersion" geführt hat, dann hat es sich doch schon gelohnt  :)

Mit Persona meintest du eine direkte 1 zu 1 Übertragung mit Avatarismus einen, wie auch immer gearteten, Filterprozess. Welche Abstufungen gibt es da möglicherweise bzw. welche sind vielleicht sogar nötig?
An diesem Punkt sind wir jetzt auch in der anderen Diskussion.
Persona habe ich aus dem VirtualReality-Immersionsbegriff entlehnt, und dort steht es für "Der Spieler fühlt sich als wäre er selbst in der VR"
Avatarismus ist es, wenn man zwar eine imaginäre Person spielt, diese aber nur als Puppe/Maske benutzt. Es ist wie Jemand anders sein, aber doch alles was passiert auf sich selbst beziehen. Das einfachste Bsp. für einen Avatarismus ist wohl in Internetforen zu finden. Wenn jemand in einem Forum eine ganz andere Persönlichkeit "spielt" als er wirklich ist, dann "versteckt" er sich hinter seinem Avatar, aber bezieht doch alles was passiert auf sich selbst.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: mat-in am 11.06.2006 | 23:56
eigentlich ist ein Avatar eine Manifestation und sollte damit auch Eigenschaften von Dir haben...
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Thalamus Grondak am 12.06.2006 | 00:26
eigentlich ist ein Avatar eine Manifestation und sollte damit auch Eigenschaften von Dir haben...
Ja, aber nicht nur, und nicht in vollem Umfang.
Ein Avatar stellt dich selbst in entweder stilisierter Form, oder in "an den SIS angepasster" Form da.
Bei Persona spielst du dich 1:1, beim Avatarismus spielst du nicht dich selbst, sondern einen Charakter, der eng mit dir Verwurzelt ist, aber nicht du selbst bist.
Avatarismus ist IMHO die häufgiste Form der Charakterimmersion weil es nur wenige Spieler schaffen den Grad an Abkopplung von ihren eigenen Moral- und Wertvorstellungen zu erreichen, um die Verkörperung hinzubekommen. Oder sie sind zwar fähig sich abzukoppeln, aber sie sind nicht fähig bestimmte Charakterzüge des immaginären Chrakters zu übernehmen.
So ist es eins meiner Hauptprobleme(wenn man es ein Problem nennen will) das ich Verkörperung erreichen will, es aber oft nicht soweit ommt, weil mir schlicht nicht einfällt, wie sich der imaginäre Charakter nun verhalten würde, also gehe ich eine Stufe zurück, und ersetze diese Lücke durch meine eigenschaften. Es fällt mir z.B. schwer einen Char zu spielen, der viel und schnell spricht, weil das meiner eigenen Persönlichkeit einfach diametral entgegengesetzt ist. So fällt mir dann garnicht genug ein, was ich reden könnte, also falle ich zurück in meine eigene Gedankenwelt, und bin im Avatarismus, weil ich ja immer noch einen anderen menschen spiele, halt nur versuche seine Fähigkeiten, die ich nicht hinbekommen mit Fähigkeiten aus meinem Reportoir zu kitten.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 12.06.2006 | 00:27
Wenn man von VR spricht ist ein Avatar einfach nur eine Repräsentation des Benutzers innerhalb der VR. Das ist ersteinmal nur völlig räumlich gemeint, d.h. es wird ein Bezug des Benutzers zum virtuellen Bezugsystem hergestellt.
Im Wikipedia-Artikel zur Immersion (http://de.wikipedia.org/wiki/Immersion_%28virtuelle_Realit%C3%A4t%29) wird der Begriff Avatar darüberhinaus als Stufe der Immersion verwendet. Da ich aber die genannte Quelle bezüglich der Immersion nicht kenne, kann ich nicht wirklich beurteilen was genau die Definition im Bezug zur Immersion meint, oder noch impliziert. Es ist aber, so weit ich das sehe, nicht wirklich der hier angesprochene Filter, auch wenn man das hineininterpretieren könnte.

Das einzige genannte differenzierende Merkmal ist der eintretende Effekt:
Betrachtet der Spieler seine Figur nichtmal als Repräsentation und vielleicht nichtmal als Person, dann ist es nur die Stufe "player".
Spricht er von der Figur in der dritten Person ist es ein "Avatar".
Spricht er in der ersten Person ist es der "character" (interessanterweise der selbe Begriff wie im Rollenspiel).
Identifiziert er sich völlig damit ist es eine "persona".

Bezieht man das aufs Rollenspiel kann man annehmen das die mindeste Stufe meist die Avatar Stufe ist und alle weiteren auch vorkommen.
Allerdings muss ich sagen dass ich die Definition die dort steht nicht ausreichend finde, weder für VR noch für Rollenspiel. Die erste und letzte Stufe ist nicht eindeutig definiert und das Merkmal des Sprechens über die Figur finde ich auch nicht eindeutig genug, schon garnicht fürs Rollenspiel, wo das Sprechen über die Figur viel stärker gewissen Konventionen unterliegt, als das sie ein Indiz für das Empfinden des Spielers geben würde.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Dom am 12.06.2006 | 07:05
1) Du kannst eine Definition auch benutzen, um das RPG von anderen Spielen abzugrenzen.
2) Jedes Objekt, das wir in der Alltagswelt treffen, hat eine Masse. Obwohl aber alles Masse hat, macht es trotzdem Sinn, Masse zu definieren und zu benutzen.
ad 1) Ja, klar. Das kann man tun - dann brauchen wir aber nicht mehr über Immersion zu reden, weil wir hier ja über Rollenspiele reden. Außerdem gibt es Immersion auch in anderen Bereichen, d.h. der Begriff grenzt Rollenspiel nicht ab.
ad 2) Auch richtig. Aber man kann auch (ok, nicht sehr einfach aber man kann) feststellen, das irgendwas keine Masse hat. Ich bin dafür zu wenig Physiker um jetzt mit Sicherheit zu sagen, was keine Masse hat (ich glaube Licht und Schall), aber sowas gibt es.
Aber auch, wenn es nichts gäbe, was keine Masse hat: Dann kann man wenigstens Masse messen und verschiedene Größenordnungen von Masse voneinander abgrenzen. Das kann man aber mit "es gibt mehr oder weniger eintauchen" nicht machen.

Zitat
Zu Definitionen im allgemeinen: Jeder weiß, was das Wort "Länge" bzw. "Strecke" bedeutet. Und jetzt versucht mal, es zu definieren.
Schwierig, aber machbar.

Zitat
Hast du schonmal Immersion betrieben, um das sagenzu können?
Ich weiß nicht, was du als Immersion bezeichnest (sic!) aber
1) Habe ich schonmal rollengespielt (und wenn man immer Immersion betreibt dann habe ich das mit Sicherheit gemacht)
2) Ich denke schon, dass ich schonmal Immersion betrieben habe. Aber ich denke auch, dass ich oft genug keine Immersion betreibe.

Dom
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Thalamus Grondak am 12.06.2006 | 12:25
Das einzige genannte differenzierende Merkmal ist der eintretende Effekt:
Betrachtet der Spieler seine Figur nichtmal als Repräsentation und vielleicht nichtmal als Person, dann ist es nur die Stufe "player".
Spricht er von der Figur in der dritten Person ist es ein "Avatar".
Spricht er in der ersten Person ist es der "character" (interessanterweise der selbe Begriff wie im Rollenspiel).
Identifiziert er sich völlig damit ist es eine "persona".
Du hast recht, ich habe die "persona" falsch interpretiert. Ich denke persona wird das sein, was ich "Verkörperung" nenne. Also ab jetzt ist "Verkörperung" gestrichen, und die maximale Immersionsstufe ist Persona-Immersion.
Player wäre dann wohl das was ich mit Persona meine, der Charakter ist eigentlich nur dazu da, um irgendwie im SIS handeln zu können, es findet die geringst-nötige Immersion statt. Wenn man denn unbedingt will, das es auch RPG ohne Immersion gibt, dann könnte man am ehesten hier die Grenze ziehen, und sagen "Player-Immersion" ist keine Immersion.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Purzel am 12.06.2006 | 14:13
Das einzige genannte differenzierende Merkmal ist der eintretende Effekt:
[...] "player"
[...] "Avatar"
[...] "character"
[...] "persona"

Statt 'ner Vierteilung würde ich hergehen und "character" und "persona" zu Immersion zusammenfassen, und "player" und "avatar" Avatarismus nennen.

Unterscheidungsmerkmale wären:


Oder sind diese Merkmale nicht eindeutig genug? Gäbe es andere Merkmale, die diese Gruppen unterscheidet?

Die Modi "player" und "persona" würden sich aus einem bestimmten Grad, einer Extremform von Avatarismus bzw. Immersion ergeben.

   Und um nochmal die Stances aus der schon vorhandenen Theorie zu benutzen:

  • "persona" & "character" entsprächen zusammen dem, was "Character Stance" ist,
  • der Modus "avatar" entspräche der "Author Stance",
  • und "player" der "Pawn Stance" (pawn = engl. Bauer im Schachspiel, in der pawn stance ist der SC wirklich auf die Funktion als Spielfigur reduziert) oder der "Director Stance" (die sich aber kaum noch mit Individuen beschäftigt, sondern die grossen Zusammenhänge des Spiels/der Spielwelt betrachtet).

Ein Problem bei der praktischen Unterscheidung sehe ich, dass bei vielen üblichen SCs die Motivationen von SC und Spieler fast deckungsgleich sind. Der Unterschied zwischen Modus "character" und "avatar" kann hauchdünn sein.
    Man würde nur in Ausnahmefällen merken, dass nicht Immersion sondern Avatarismus vorliegt, wenn ein Spieler subtilerweise mal in einer Szene ausnahmsweise ein bestimmtes, thematisch passendes, doch in der Szene störendes Verhaltensmuster weglässt.

Beispiel: der Kämpfer-Charakter der "Verkloppt pauschal verdächtige, fremde Leute" als Charaktereigenart hat, und der Spieler, der diese Eigenart mal bei der Begegnung mit einem merkwürdigen Fremden nicht ausspielt, weil der Spieler merkt: "Oooh, Plothaken, der Mann ist ein Informant, den der Plot/GM vorbeigeschickt hat", oder weil's jetzt einfach mehr weiterhilft und die momentane Agenda der Gruppe gerade von "Charakter ausspielen" zu "Abenteuer lösen" gewechselt ist.

Es ist wäre leichter zu unterscheiden, wenn der Spieler etwas komplett anderes täte, z.B. dass der Kämpfer dem Fremden einen Stuhl anbietet und ihm gar ein Bier bestellt. Doch ein Verhalten einfach wegzulassen, erscheint wohl mehr in-character als was krass gegensätzliches zu tun, um sein Ziel zu erreichen.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Purzel am 12.06.2006 | 14:26
Eins der Merkmale von "Author Stance" (= Boomslangs "avatar" = meine schwache Form des "Avatarismus") ist, dass der Spieler immer noch versucht das Verhalten seines Charakters im Nachhinein logisch zu erklären und konsistent zu halten, obwohl der Spieler grundsätzlich aber zunächst sein eigenes Ziel (eventuell vom SC unterschiedlich) durchbringen will.

Aus einer Definition von "Author Stance":

[...] It implies playing with an eye towards changing the game or affecting its development on a metagame level. [...] Author Stance includes only controlling of the character, while Director Stance is controlling other parts of the game. Author Stance includes two sub-categories: (1) "Author" Author Stance where the player then retroactively suggests motivation the character to perform the acts in question; (2) "Pawn" Author Stance where the player does not.

Wenn z.B. der Spieler des Kämpfers (s.o.) nur einen Moment lang mehr oder weniger bewusst mit dem Ausspielen von "Verkloppt Leute" zögert, genug um dem SL Zeit zu geben den Fremden darzustellen, kann der Spieler sein Abweichen vom Standard-Muster "Verkloppt Leute" damit erklären, dass der Fremde ja irgendwie das Interesse des SCs geweckt hätte.

Bei der "Pawn Stance" ist dem Spieler die logische Erklärung des Verhaltens seines SCs völlig schnuppe.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Purzel am 12.06.2006 | 15:45
Nachtrag für Unterscheidungsmerkmale von "Immersion" und "Avatarismus":

Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 12.06.2006 | 19:34
Moooment mal! Immer Schritt für Schritt :)
Ich habe doch ausdrücklich gesagt, dass die genannten Definitionen sich auf VR beziehen und nicht so ohne weiteres zu übertragen sind, da wir da ganz andere Implikationen haben. In VR geht es nicht zwangsläufig darum einen Charakter zu verkörpern, schon garnicht so zu tun als sei man jemand anderes.
Zumindest sind die Techniken aber auch die Ziele ganz andere, obwohl der Vorgang teilweise vergleichbar sein mag. Wenn man in VR die Immersionstufe "persona" erreicht heißt das z.B. das dem Benutzer die Differenzen zwischen der Darstellung seines Körpers in der VR und in der Realität nicht mehr besonders auffallen, oder dass er sie zumindest nicht mehr beachtet. Das hat etwas mit realistischer Darstellung zu tun, adäquatem Ansprechen der Sinne des Benutzers durch entsprechende Geräte wie HMD (Head Mounted Display), und auch damit welche Differenzen wie stark bewertet werden (was wieder eine Frage von Psychologie bzw. Mensch Maschine Interkation ist).

Natürlich geht es auch beim Rollenspiel um das Erleben, so weit die Gemeinsamkeit. Dieser Aspekt wird ja nun in Fredis Thread behandelt.
Was die anderen Aspekte angeht, nämlich die Handlungen des Spielers, denke ich dass man diese unabhängig von seinen Empfindungen behandeln sollte. Und dafür haben wir ja wie schon ganz richtig gesagt die Stances.
Obwohl auch die Stances, als ein recht altes Konzept, vielleich nochmal etwas Überarbeitung verdient hätten, sehe ich diese ersteinmal völlig unabhängig von Immersion. Auch grade da in den Definitionen der  Stances die Empfindungen und tieferen Motivationen des Spielers explizit ausgeklammert werden und es nur darauf ankommt wie er tatsächlich bewusst handelt.

Ein Punkt bleibt noch: Die Unterscheidung der Immersion in verschiedene Tiefen und deren Feststellung. Hierbei könnte man sich tatsächlich an den Definitionen für VR orientieren, man müsste aber wahrscheinlich etwas strenger sein.
Nur weil ein Spieler den Charakter mit "ich" bezeichnet sagt das eben noch nichts über seine Empfindung.
Bei VR Anwendungen ist das schon anders. Ob ein Benutzer einen Avatar als "ich" bezeichnet hängt z.B. sehr davon ab wie frei und natürlich im seine Handlung vorkommt, wie ähnlich im die Figur tatsächlich ist bzw. ob sie Projektionsmöglichkeiten bietet usw.
Auf jeden Fall sind das schon sehr andere Sachen als im Rollenspiel.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Purzel am 12.06.2006 | 20:48
Mea culpa, ich hatte mich zu sehr auf Immersion => Actor Stance versteift, dass ich übersah, dass das nicht automatisch auch Actor Stance => Immersion bedeutet.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Thalamus Grondak am 12.06.2006 | 23:05
Die Unterscheidung der Immersion in verschiedene Tiefen und deren Feststellung. Hierbei könnte man sich tatsächlich an den Definitionen für VR orientieren, man müsste aber wahrscheinlich etwas strenger sein.
Da hat Purzel IMHO schon einen ganz guten Anfang gemacht. Mit der Verknüfung zu den Stances haben wir auch eine bereits definierte "Messlatte", die zwar auf einer anderen Ebene greift, aber ähnliche Strukturen wie die unterschiedlichen Stufen der Imersion aufweist.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Dr.Boomslang am 12.06.2006 | 23:23
Also die Stances sind aus schon genannten Gründen (Unabhängigkeit) wahrscheinlich ziemlich ungeeignet die Immersionstiefe zu messen.
Ok, man kann wahrscheinlich sagen, dass eine gewisse Imersionstiefe immer Actor Stance nach sich zieht, aber von Actor Stance auf die Immersionstiefe zu schließen ist wie gesagt riskant. Aber wenn wir Actor Stance als notwendige Bedingung einer gewissen Tiefe festhalten kann man wenigstens diese Tiefe ausschließen, falls Actor Stance nicht vorliegt (das Feststellen von Actor Stance ist aber auch nicht ganz so einfach in bestimmten Fällen wie ich weiter oben ja schonmal gesagt hatte).
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Thalamus Grondak am 12.06.2006 | 23:47
Ich meine auch nicht, direkt aus der Stance die immersionsart und tiefe bestimmen zu können, aber die Einteilungen der Stances in Actor,Author und Director Stance sind Grob die Einteilungen die ich auch bei der Immersion sehe. Der unterschied den ich sehe, ist eigentlich, das die Stances nach aussen gerichtet sind, und die Immerision nach innen.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Catweazle am 22.06.2006 | 09:09
Ein interessanter Artikel zum Thema Immersion. Die Überschrift hat mich doch ein wenig erstaunt ...  ~;D
http://www.heise.de/newsticker/meldung/74548 (http://www.heise.de/newsticker/meldung/74548)
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Murphy am 12.02.2022 | 10:05
Ich habe hier versucht, möglichst "unverkopft" an dieses Thema heranzugehen: https://penandpaper.blog/?p=181

Sagt mir hier, was ihr darüber denkt.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Rorschachhamster am 12.02.2022 | 10:22
Ich habe hier versucht, möglichst "unverkopft" an dieses Thema heranzugehen: https://penandpaper.blog/?p=181

Sagt mir hier, was ihr darüber denkt.
Oh ha! ich hoffe dein Beispiel mit dem Mikrofon war eine satirische Überspitzung. Das wäre der Moment wo man sagen muß, ok, Push to Talk oder Konsequenzen - das kann man auch als Spieler ausdrücken, und ich möchte wetten, das du in dem Fall nicht alleine wärst.  :P
Immersion ist wichtig, aber man kann sie nicht erzwingen - manchmal ist die Situation halt auf der Meta-Ebene. Das ist auch ok, denke ich, solange es nicht die guten Momente kaputt macht.  :d
Allerdings kann ein Zwang oder ein Übermaß an Immersion auch schädlich sein - wenn z.B. die anderen Spieler handfest ein Problem lösen wollen, und jemand allein mit den Gefühlen seines Charakters beschäftigt ist und das auch nutzt um alle anderen auszubremsen - Gefühle, über die selbst der Charakter in dem Moment wahrscheinlich angesichts der Situation nicht sinnieren würde...  ::) Oder mitten im Kampf 2 Minuten zu überlegen, welche Aktion der Charakter jetzt durchführen würde, angesichts seiner Erfahrungen mit Kobolden... -_-
Blöd auch, wenn das eigene Kopfbild nicht mit der Umgebung oder der Situation zusammenpaßt, sei es aufgrund von dem, was man ganz automatisch hinzudichtet, und nicht hinterfragt, oder auch ganz banal aufgrund eines Verhörers... Da gibt es dann diesen raußreissenden  wtf? Moment, für den niemand wirklcih etwas kann.
Wie immer, Kommunikation ist der Schlüssel zum Erfolg - Erfolg heißt ein schöner Abend (Tag/Nacht/Morgen) für alle.  ;D
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Maarzan am 12.02.2022 | 10:35
Ich meine der Stand hier im Forum war, dass es verschiedene Arten von Immersion gibt.

Für meinen Spielspaß wesentlich und meiner allerdings umstrittenen Vorstellung von Rollenspiel nach dieses charakterisierend, ist dabei die Figurenimmersion, sprich das hineinversetzen in eine Figur und "erleben als ob" von innen heraus, sprich denken und handeln - idealerweise und damit in der Praxis im Rahmen des Möglichen nahekommend -  aus der Perspektive dieser imaginären Figur und und ihrer Umwelt heraus.
Deine Variante scheint mir eher das Fallenlassen in eine detailreiches Wahrnehmungs/Vorstellungsangebot (War das Settingimmersion?). Das ist im Rollenspiel sicher förderlich, aber nicht rollenspielspezifisch. Ich schätze auch ein gutes Hörspiel kann diese Art Immersion erzeugen.

Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Haukrinn am 12.02.2022 | 11:32
Ich meine der Stand hier im Forum war, dass es verschiedene Arten von Immersion gibt.

Dem schließe ich mich an.

Für meinen Spielspaß wesentlich und meiner allerdings umstrittenen Vorstellung von Rollenspiel nach dieses charakterisierend, ist dabei die Figurenimmersion, sprich das hineinversetzen in eine Figur und "erleben als ob" von innen heraus, sprich denken und handeln - idealerweise und damit in der Praxis im Rahmen des Möglichen nahekommend -  aus der Perspektive dieser imaginären Figur und und ihrer Umwelt heraus.
Deine Variante scheint mir eher das Fallenlassen in eine detailreiches Wahrnehmungs/Vorstellungsangebot (War das Settingimmersion?). Das ist im Rollenspiel sicher förderlich, aber nicht rollenspielspezifisch. Ich schätze auch ein gutes Hörspiel kann diese Art Immersion erzeugen.

Finde ich spannend, ich hätte die Beschreibung jetzt eher als Wahrnehmungs- (und damit näher dran an deiner) denn als Settingimmersion gesehen - Murphy schreibt ja ganz klar vom Einfühlen in den individuellen Charakter.

Für mich spannend ist situative Immersion (könnte eine Unterart von Settingimmersion sein, denke ich), also das Erleben (nicht notwendigerweise als Beteiligter, sondern als Beobachter oder Regisseur) der Situation und ihrer Entwicklung im Spiel. Wichtig dabei ist halt, dass das nicht aus Charakterperspektive passiert - das kann ich nicht und das macht mir auch null Spaß.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Murphy am 12.02.2022 | 13:21
Ja, der Stand war, dass es verschiedene Immersionen gibt. Das stimmt für mich allerdings nicht, sondern ist nur der Stand der bisherigen Diskussion.  ;D

Also für mich ist Immersion ein in Art und Menge unbestimmtes Konstrukt, wie Mut oder Liebe oder Geduld.

Wenn ich Mut mag, gibt es dann einen Grenzwert, ab wann man überhaupt von Mut sprechen darf?
Muss man verschiedene Arten von Mut unterscheiden? Ich denke nicht. Man versucht es zu definieren, um überhaupt miteinander darüber sprechen zu können, was einem wichtig daran ist. Aber eigentlich ist das doch eine völlig abstrakte Sache, die für jeden woanders anfängt und sich anders anfühlt.

Ich für mich finde, dass Immersion geschieht oder nicht geschieht, wenn ich etwas Erlebbares von aussen betrachte oder gedanklich in es hineinschlüpfe. Wann das passiert, wo der Grenzübertritt stattfindet ... nobody knows.

Ob das über die Figur, die Szene, die Welt passiert ist wahrscheinlich bei jeder und jedem von uns anders. Oder zu anderen Anteilen.
Titel: Re: [Offen] Immersion - Der Klebstoff des Rollenspiels?
Beitrag von: Murphy am 12.02.2022 | 13:29
Oh ha! ich hoffe dein Beispiel mit dem Mikrofon war eine satirische Überspitzung.

Ja, es ist überspitzt, aber all das habe ich schon erlebt, teils kombiniert. Und es hat mich noch nicht mal so gestört (als SL), aber ich hatte Mitleid mit dem Spieler, weil ich dachte: "Das kann für den ja gar kein tolles Erlebnis sein, so ist er ja gar nicht wirklich involviert. Schade eigentlich, wenn der nur wüsste, was man für sich da rausholen könnte."

Und die Stunden hat er ja trotzdem damit verbracht, einfach ohne Immersion.  ;D