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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Rollenspieltheorien => Thema gestartet von: Jestocost am 31.08.2006 | 23:29
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Genre kennt jeder: Wir haben die Konventionen und Spielregeln von Genre fast von der Mutterbrust eingesogen, von frühester Kindheit an erlernen wir, wie Genres funktionieren. Bestimmt nicht bewusst, jedoch einfach durch tägliches, wochentliches Konsumieren.
Ich habe lange auf Rollenspiele als Genre-Emulation heruntergeschaut: Ein paar Typen, die an einem niedrigen Tisch unter dem Vorwand eines Spiels mit vielen komischen Würfeln bekannte Szenen in neu erfundetem Kontext nachstellen - Kreativität nach Regeln und aus Erfahrung.
Es ist nichts schlechtes daran. Im Gegenteil: Rollenspiele sind vielleicht eines der einfachsten Medien, um kreativ zu werden. Versteckt unter detailreicher Charaktererschaffung, umfassenden Regelkomplexen und mitreißenden Setttingdetails erschaffen wir Tag zu Tag Erlebniswelten, die auf allgemein bekannten Genres basieren.
Metawelten, die nicht nur Rollenspieler kennen. Vergessen wir für einen Moment doch einmal die Details: Egal was wir spielen, wir bilden Genres nach: High Fantasy mit D&D und DSA, Sword & Sorcery mit "The Riddle of Steel" , Sorcerer & Sword und Conan OGL, Pulp mit Adventure! und Villains und Vigilantes, Horror mit Cthulhu, Kult und UA, Mystery mit Conspiracy X und Dark Matter.
Western mit Dogs in the Vineyard, Dark Epic Fantasy mit Polaris und Shadows of Yesterday. Psychosurrealität im Sinne von William S. Burrroughs und Phillip K. Dick mit Over the Edge, Dystopian Comedy (wie Woody Allens "Der Schläfer") mit Paranoia, Romantic oder Screwball Comedy mit Breaking the Ice.
Wir sind die Meister der Genres - denn wir nutzen deren Regeln und Bilderwelten für unsere eigene kreativen Werke. Hören wir doch auf, uns deswegen klein zu machen: Wir machen Genres erlebbar - und das für ein sehr viel kleineres Budget als Hollywood, Computerspielfirmen oder Fernsehserien: Jeder Rollenspieler kann von einem Tag zu anderen seine Interpretation eines Genres andern näherbringen, ein jeder Rollenspieler kann ein beliebtes Genre zum Leben erwecken und andere direkt daran teilhaben lassen. Oder vergiss den Spielleiter und nimm ihn als Moderator, Regisseur, Schrittmacher: Rollenspiele schaffen uns die Möglichkeit, kreativ zu gestalten, Ideen, Figuren und Vorstellungen in einen gemeinsamen Raum zu stellen und miteinander weiterzuentwickeln.
Und Genres geben uns das Material dazu. Es braucht gar nicht so viel Kreativität, weil wir die Konventionen, Versatzstücke und Spielregeln schon alle verinnerlicht haben. Aber wir müssen doch keine passiven Konsumenten oder überkritische Serienfans sein - wir können das zu unserem eigenen Material machen.
Wir wissen, wie das geht. Dann zeigen wir es doch den Genrefans doch: Du stehst auf Fantasy, SF, Horror, Vorabendserien, Krimis oder Mystery. Dann mach doch mit. Bring dich ein. Setz dich mit ein paar Leuten zusammen, Spielleiter oder nicht, erwecke deine Interpretation des Genres selbst zum Leben und erlebe die Storys direkt selbst, die sonst andere erst aufschreiben, verfilmen oder verprogrammieren müssen.
Keep it simple. Do it now.
Pax.
Tim
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Word :d
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Dann zeigen wir es doch den Genrefans doch...
Mir ist noch nicht ganz klar, wo der Sinn dieser Handlung liegen soll?
Geht es wieder um einen "Wie machen wir Werbung?"-Gedanken? Oder darum, Unterlegenheitsgefühle auszubalancieren? Oder darum, sich nochmal bewusst zu machen, welche Weite Rollenspiel abdeckt?
Wenn es um Werbung geht: Nicht jeder, der ein bestimmtes Genre schätzt, schätzt auch Spiele um dies Genre. Ich kenne jemand, der sehr gerne Krimis liest, aber mit Cluedo nicht viel anfangen kann :-) ... und auch Rollenspiel als solches nicht spannend findet. Rollenspiel ist nicht jedermanns Sache.
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Merlin, ich stimme mit dir ganz überein, dass Rollenspiele (was traditionell darunter zu verstehen ist) nicht jedermanns Sache ist, aus altbekannten Gründen. Aber ich bin sicher, dass man mittlerweile überhaupt keine Probleme hat, einen lustigen Abend mit Genrefans aufzuziehen (yeah, Doppelfeature: Spiel und Film!), an dem die Teilnehmer selbst kreativ werden und mit Begeisterung zeigen, wie sie mit Genrekonventionen und Versatzstücken umgehen können - man muss nur ein schnelles, einfaches und zielgerichtetes Vehikel dazu nehmen...
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Weiß nicht, was soll ich dazu sagen? Späte Einsicht?
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Naja, das Problem wird eher darin liegen, solche Genrefans überhaupt zu animieren. Ich meine, Jesto, willst Du wirklich uns Rollenspielmutanten auf die "Normalos" los lassen? Erinnert mich fast schon an "Shawn of the Dead" - nur der gemeine Rollenspieler etwas flinker zu sein scheint, wie ein Zombie. Dafür ist er dann auch doppelt so infizierend und abstoßend zu gleich ;)
Das sind keine guten Voraussetzungen :-/
Arbo
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Ich finde die Idee mit dem Double-Feature nicht schlecht. :D Das könnte man wirklich mal ausprobieren...
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Meine Rede.
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Naja, das Problem wird eher darin liegen, solche Genrefans überhaupt zu animieren. Ich meine, Jesto, willst Du wirklich uns Rollenspielmutanten auf die "Normalos" los lassen?
Meiner Erfahrung nach, ist die Wahrscheinlichkeit bei echten Genrefans sehr groß, das sie ein RPG ihres Genres interessat finden(und wenn auch nur mal nebenbei, muss ja nicht jeder alles gleich bis zum Exsess treiben). Wenn mir jemand vorschwärmt, wie gerne er Retro Sci-Fi mag, oder wie toll er Star-Wars findet, ist eins der ersten Dinge die ich vorschlage, doch mal eine runde entsprechendes RPG zu spielen. Und meistens wird das auch gerne angenommen.
So ein Double-Feature wollte ich auch schon öfter mal machen, bin aber noch nie dazu gekommen.
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Jetzt muss ich nur noch ein passendes Rollenspiel zu Gilmore Girls, Marienhof und Verbotener Liebe finden, dann kanns auch schon losgehen ;D.
Ich hab die Erfahrung gemacht, dass knallharte Star Wars, Star Trek, Star Gate, Xena Fans eh in die Richtung Rollenspiel tendieren. Das sind dann ab Alter 25 nicht mehr so wahnsinnig viele (ich rede von wirklich knallharten Fans und nicht von Leuten, die sich sowas maaaal anschauen). Auf der anderen Seite kenn ich wahnsinnig viele Leute, die oben genannte Soaps sehen...Da fehlt mir irgendwie der Ansatzpunkt. Das sind auch keine Leute, die vom Rollenspiel irgenwie zu begeistern wären.
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Jetzt muss ich nur noch ein passendes Rollenspiel zu Gilmore Girls, Marienhof und Verbotener Liebe finden, dann kanns auch schon losgehen ;D.
PTA, Nuff said ;D
Und was ein Double-Feature angeht: Meint ihr nicht, das "Neulinge" nicht einfach versuchen werden "coole Aktionen" nachzumachen? So z.B. wird erst mal ein wenig Indiana Jones und Die Mumie geschaut und danach losgezockt. Wollen dann nicht alle eine Peitsche haben? Oder wollen alle nicht "der" Archäologe sein?...
Wenn einfach nicht genug eigene Kreativität da ist könnte das schon nach hinten los gehen...
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Sollte kein Problem sein, solange sie nicht versuchen, die Story nachzuspielen.
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Bin ich mir nicht so sicher. Ich denke da eher an "zwanghafte" Versuche in der Story genau so eine Situation wie im Film herbei zu führen um dann die gleiche tolle Aktion zu machen.
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Ich meine, Jesto, willst Du wirklich uns Rollenspielmutanten auf die "Normalos" los lassen?
Selbsthass macht unattraktiv. Rollenspieler sind keine Mutanten. Nicht-Rollenspieler sind keine "Normalos".
Rollenspiel ist ein Hobby wie jedes andere auch. Ein Zeitvertreib, den man mit Freunden teilen kann. Warum sollte das auf Nicht-Rollenspieler abstoßend wirken?
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PTA, Nuff said ;D
Bei dem Gedanken läuft es mir kalt den Rücken runter (nicht wegen PTA, sondern davor, genannte Soaps nachspielen zu wollen) *ARG*
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:shrug: ja, Zustimmung. Und nu? Es wird immer jemanden geben, der alles in Kategorien einteilt, das ist gut so und normal. Die Genres kommen nicht aus den Bezeichnungen (Ich habe "Horror" erfunden, jetzt macht mal Horrorfilme und schreibt Bücher). Es ist immer anders herum.
Man kann auch nicht sagen, es ist nichts Schlechtes oder Gutes daran. Jede Fantastik ist in Genres eingeteilt, wie kann man da sagen "das ist scheisse, ich mach was anderes"? Das geht nicht. Man kann allenfalls mischen.
Genauso, wie ich mir nicht meine Musik nach dem Genre ausgesucht hab, sondern danach ob sie mir gefällt. Und Bloss weil ich weiss wie das Genre heisst, ändert das aber nichts an der Anschauung. Es hilft mir allenfalls weitere Inhalte zu finden und erleichtert Kommunikation und ermöglicht es uns überhaupt den Überlick über die Welt zu halten.
Ich weiss gar nicht worauf das Ganze abzielt, es gibt nichts Anderes. Man kann eine bestimmte Einteilung ablehnen (ich mag kein Horror) aber man kann nicht "Die Einteilung" ablehnen, es kommt allenfalls eine eigene heraus.
p.s.: Ich bin aber auch der Meinungn, daß es wohl eine Neuschöpfung durch das Rollenspiel selbst gibt, das Genre Hartwurst ;)