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Pen & Paper - Spielsysteme => Weitere Pen & Paper Systeme => Thema gestartet von: Dom am 9.02.2007 | 08:52

Titel: [Mortal Coil] Konflikt-Mechanik???
Beitrag von: Dom am 9.02.2007 | 08:52
So, im Diary (http://tanelorn.net/index.php/topic,33557.0.html) wars ja schon zu lesen. Wir kriegen irgendwie die Konflikte nicht hin. Das liegt vor allem daran, dass es kein umfassendes Beispiel gibt, sondern nur Beispiele, die jeden Einzelschritt klären. Die einzelnen Dinge wirken alle sehr einfach und sehr klar, nur im Zusammenhang ist nix wirklich klar.

Ich schreib mal, wie ich das momentan verstehe. Die Reihenfolge in einem Konflikt ist die folgende:

1. Stakes setzen: Was steht auf dem Spiel? Was wollen die Charaktere im Konflikt erreichen?

2. Aktionen ansagen und Action-Token setzen: Der Charakterbogen wird verdeckt, die Spieler sagen grob an, was sie vorhaben und setzen dann verdeckt Action-Token.

3. Aufdecken, genaue Klärung der Aktionen und der Reihenfolge und Vergleichen der Werte.

4. Evtl. Umsortieren.
    a) (Reallocating) Echtes Umsortieren. Dabei dürfen nur Action-Token von einer Aktion auf eine andere Aktion verschoben werden, d.h. damit kann man keine neue Aktion eröffnen. Einer von den verschobenen Action-Token muss anschließend ausgegeben (spend) werden.
    b) (Desperate Reactions) 2 unverbrauchte Action-Token setzen, um für die Abwehr einer Aktion zu einer noch nicht benutzen Faculty eine Aptitude hinzuzufügen. Zu dieser Aptitude dürfen dann aber keine weiteren Action Token hinzugefügt werden. ODER: Ausgeben (Spend) eines Action-Tokens. Auch dann wird einer Faculty zur Abwehr eine Aptitude hinzugefügt; diese muss dann aber noch mit weiteren Action-Tokens ergänzt werden.

5. Auswertung der Aktionen, dabei bekommt der Verlierer Harm. Im wesentlichen werden alle Aktionen als möglichst gleichzeitig betrachtet, wenn aber ein Charakter einem anderen hilft, so sind diese Aktionen zuerst auszuwerten. Die Aktionen werden immer in beide Richtungen ausgewertet!
Bei der Auswertung muss dran gedacht werden, dass jeder Aktion eine Abwehr gegenübersteht. Im Zweifelsfall ist es dieselbe Faculty wie die zum Angriff benutzte.

6. Ist nicht klar, wer gewonnen hat, wird eine weitere Konfliktrunde gemacht (weiter bei 2.)


Probleme/Unsicherheiten:

Dom
Titel: Re: [Mortal Coil] Konflikt-Mechanik???
Beitrag von: Purzel am 11.02.2007 | 21:24
Ansagen von Aktionen

Besonders wichtig scheinen mir hier die Aussagen auf Seite 60 "The Reveal" zu sein.Dort steht, dass nur die Tokens heimlich gesetzt werden. Dann auf Seite 61 wird das Wort "declare" verwendet, wo beschrieben wird, wie Faculty und Aptitude für eine Aktion zusammengebracht werden. Übersetze ich "declare" wortwörtlich, dann scheint sich der Vorgang mir so darzustellen:


Das hat möglicherweise, wie von dir vermutet, zur Folge, dass Desperate Reactions eher selten verwendet werden, und dass sie nur der Notnagel für unerwartete Situationen sind.

Gegenargumente?



Keine Aktion zum Abwehren übrig

Ich denke, man kann versuchen im Reallocating die Faculty freizuräumen und dann als passive Verteidigung oder als Desperate Reaction zu verwenden. Ob das das vom Author gewollte Vorgehen ist, weiss ich nicht, es ist zugegebenermassen umständlich. Aber es ist eine legale, denkbare Vorgehensweise.



Action Tokens zurück in jeder Konfliktrunde?

Die einzige Stelle, die ich fand, die für ein Aufladen des Action Pools nach jeder gelösten Konfliktrunde spräche, ist auf Seite 63, erster Satz. Aber dort wird das Wort "used" verwendet. Da aber dieses keine vordefinierte Verwendung im Regelvokabular hat, vermute ich, dass hier der Autor sich einfach keine Gedanken bei der Formulierung gemacht hat. Sonst hätte er einen Fachbegriff verwendet.

Andererseits könnte der Autor mit "use" aber auch die drei verschiedenen Token-Aktionen (commit, spent, sacrifice) allgemein umschreiben. Gibt es Hinweise dafür, dass der Autor dieses häufig tut?

Ansonsten sage ich mal: ja, nach jeder Konfliktrunde werden die "committed tokens" in den Action Pool zurückgelegt. Verluste durch Harm und Fatigue sollten nicht vergessen werden.



Wann darf umsortiert werden?

Auf Seite 63 Mitte steht:


Ich denke, dieses Spielchen gehört noch zu der "Commiting Action Tokens"-Phase (Seite 61, Überschrift). Erst dann kann es an das Auflösen gehen. Nicht umsonst folgt die Erklärung für das Auflösen erst danach im Buch auf Seite 72 "Action Resolution".

Der Autor geht nMn nach also wie folgt im Buch vor:

1) er erklärt grob den gesamten Prozess (Seite 56-61),
2) dann erklärt er wie genau das Commiting stattfindet (Seite 61-68),
3) zuletzt die detailierte Action Resolution mit Harm und Pi-Pa-Po (Seite 72-76).

Dadurch, dass er einen Überblick den detailierten Beschreibungen voran stellt ohne darauf hinzuweisen, das dieses eine Zusammenfassung ist, stellt sich beim Leser der Eindruck ein, 1) und 2) seien ein gedanklicher Block.



Reihenfolge

Seite 59, letzter Satz:


Reihenfolge ist also frei verhandelbar. Ziel der (free-form) Verhandlung sollte mMn sein, dass die einzelnen angesagten Aktionen zu einem interessanten Ganzen zusammengefügt werden, das aber auch glaubhaft sein soll (Threshold of Credibility, Seite 11).



Ausgang bei Gleichstand

Seite 58 oben:




Warum nur Beispiele mit einem Token?

Die Commitment-Beispiele mit nur einem Token (von Seite 14 bis 63) gibt es deswegen, weil erst auf Seite 63 unten mit "Extra Effort" der Einsatz von mehr als einem Token erläutert wird. Erst ab diesem Abschitt kann der Leser überhaupt wissen, dass man mehr als ein Token auf eine Aktion committen kann.



Mehrfach Desperate Reactions pro Runde

Klar! Wenn man es mit Tokens bezahlen kann. Da aber


sollten mehrere Desperate Reactions in einer Runde eine Ausnahme bleiben.



Reallocation und Desperate Reactions gleichzeitig?

Es muss sogar gleichzeitg passieren. Seite 65, erster Satz, im Abschnitt über Desperate Reactions: "As a defender, while reallocating ..."
Titel: Re: [Mortal Coil] Konflikt-Mechanik???
Beitrag von: Dom am 11.02.2007 | 22:47
Ansagen von Aktionen

Besonders wichtig scheinen mir hier die Aussagen auf Seite 60 "The Reveal" zu sein.Dort steht, dass nur die Tokens heimlich gesetzt werden. Dann auf Seite 61 wird das Wort "declare" verwendet, wo beschrieben wird, wie Faculty und Aptitude für eine Aktion zusammengebracht werden. Übersetze ich "declare" wortwörtlich, dann scheint sich der Vorgang mir so darzustellen:

  • Man sagt laut welche Faculty und Aptitude man zusammen verwendet.
  • Heimlich setzt man Action Tokens ein.
Also ich fände das etwas seltsam, Faculty+Aptitude anzusagen, aber nicht, was passieren soll. Ich habe im Übrigen über genau die gleichen Wörter nachgedacht und wurde eben verwirrt ;)

Action Tokens zurück in jeder Konfliktrunde?
Ansonsten sage ich mal: ja, nach jeder Konfliktrunde werden die "committed tokens" in den Action Pool zurückgelegt. Verluste durch Harm und Fatigue sollten nicht vergessen werden.
Dafür würde außerdem sprechen, dass man dann nicht zufällig, weil man noch ein paar Tokens übrig hat, die zweite Runde locker gewinnt. Dann sind wir uns da ja einig.

Wann darf umsortiert werden?
(...)
Das klingt so, als könntest du dich meiner Reihenfolge (s.o.) anschließen.

Reihenfolge
(...)
Reihenfolge ist also frei verhandelbar. Ziel der (free-form) Verhandlung sollte mMn sein, dass die einzelnen angesagten Aktionen zu einem interessanten Ganzen zusammengefügt werden, das aber auch glaubhaft sein soll (Threshold of Credibility, Seite 11).
;) Ok. Hoffen wir mal, dass das keinen Nachteil für irgendeinen Konfliktteilnehmer gibt.

Warum nur Beispiele mit einem Token?
Die Commitment-Beispiele mit nur einem Token (von Seite 14 bis 63) gibt es deswegen, weil erst auf Seite 63 unten mit "Extra Effort" der Einsatz von mehr als einem Token erläutert wird. Erst ab diesem Abschitt kann der Leser überhaupt wissen, dass man mehr als ein Token auf eine Aktion commiten kann.
Naja, klar. Aber auch nachher sind so einige Beispiele mit nur einem Token.

  • Harm kann schnell den Action Pool dahinschmelzen lassen
  • wird man zu einer Desperate Reaction gezwungen, sind auch plötzlich 2 mehr Tokens nötig
  • Fatigue bekommt man auch beim Reallocting (Seite 63 Mitte), schon ist man wieder ein Token los
Der Schaden wird aber immer am Ende der Konfliktrunde abgerechnet, d.h. das stört mich während der Runde nicht. Im Gegenteil: Durch Einsatz von mehr Tokens kann ich Harm verhindern. Klar, für Desperate Reactions kann/sollte man vielleicht zwei Token übrig behalten.

Was mich zu noch einer Frage führt: Wenn ich alle Token einsetze, bekomme ich ja einen Punkt fatigue. Was passiert aber, wenn ich die letzten beiden Token für eine Desperate Reaction einsetze?

Dom
Titel: Re: [Mortal Coil] Konflikt-Mechanik???
Beitrag von: Purzel am 11.02.2007 | 23:09
Also ich fände das etwas seltsam, Faculty+Aptitude anzusagen, aber nicht, was passieren soll.

Ich würde hier auch mehr erzählen, noch vor dem Aufdecken. Während die Spieler, die sich gegenseitig bekämpfen, erzählen, was sie detailiert machen, so'n bisschen Color in den Konflikt bringen (das System unterstützt eh die Color zu wenig), ohne sich gross Gedanken zu machen, wie die Reihenfolge genau ist, sollte klar werden:

- Wie viele Aktionen ein SC macht,
- welche Faculties und Aptitudes er zusammen verwendet,
- welche Aktionen sind Angriffe, welches sind die entgegengesetzten defensiven Handlungen.

Geheim bleibt, wie viele Tokens wohin wandern.

BTW, auch Passions muss man ansagen. Aber wo genau das Passion-Token landet, kann man wieder geheim machen.

Das klingt so, als könntest du dich meiner Reihenfolge (s.o.) anschließen.

Ja, damit kann ich leben.

Naja, klar. Aber auch nachher sind so einige Beispiele mit nur einem Token.

Ich denke, hier hat der Autor einen Fehler gemacht. Offensichtlich kann man, und sollte man mehrere Tokens setzen. Trotzdem geht er nicht auf das Taktieren mit diesen Möglichkeiten ein. Stattdessen hält er alle Beispiele mMn absichtlich simpel und lässt fast immer nur einen Token auf eine Faculty legen.

Was mich zu noch einer Frage führt: Wenn ich alle Token einsetze, bekomme ich ja einen Punkt fatigue. Was passiert aber, wenn ich die letzten beiden Token für eine Desperate Reaction einsetze?

Pft! :)
Titel: Re: [Mortal Coil] Konflikt-Mechanik???
Beitrag von: Dom am 20.02.2007 | 23:14
So, ich hab jetzt (endlich) Antwort von offizieller Stelle, d.h. von Brennan Taylor, erhalten.

1. Meine oben aufgestellte Reihenfolge stimmt.
2. Jeder sagt nur seine Stakes an, keine konkreten Handlungen, d.h. in 2. fällt das "Aktionen ansagen" weg, die Wahl ist geheim.
3. Wenn man sich verteidigen muss ohne eine freie faculty zu haben, muss man eine freiräumen.
4. Die action tokens regenerieren nach einer Konfliktrunde. Im Satz auf Seite 14 muss "...until the conflict to which..." durch "...until the conflict round to which..." ersetzt werden
5. Desperate Reactions und Reallocation kann kombiniert werden
6. Die richtige Reihenfolge festzulegen ist "one of the GM's main jobs". Im wesentlichen sollte alles möglichst gleichzeitig festlegen, jedoch kann es sein, dass das nicht geht. Dann ist dafür der gesunde Menschenverstand und der Spielleiter nötig.

Dom