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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Rollenspieltheorien => Thema gestartet von: Tourist am 15.04.2009 | 16:54
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Creative Agenda:
Allerdings ist es so, dass das, was Leute sagen, was sie wollen, oder was sie denken, was sie wollen, nicht immer gute Indikatoren für die wirklichen Präferenzen von Personen sind. Und mit "wirklich" meine ich hier: die Präferenzen, die sich dann auch im tatsächlichen Verhalten des Spielers zeigen. Selbstaussagen und Verhalten sind zwei Ebenen, die nicht immer viel miteinander zu tun haben.
vs.
Flags
Flags are mechanics that the players can use to indicate what they find interesting in the game and what they want the game to be about. Some games make this overt- such as Riddle of Steel, Burning Wheel, Sorcerer, Shadow of Yesterday etc. They put up beliefs, ideals, or conflicts in a big way, saying to the GM, "Hey, do this! Make the game about THIS!" Flags are a way for the player to tell the GM what they think is interesting and important.
Annahme: Flags werden AUCH(und vielleicht vor allem) zu Spielbeginn definiert.
Das soll sicher nicht rantig sein,
ich bin nur beim durchlesen der beiden Sachen darauf gekommen dass die Creative Agenda impliziet sagt dass Flags nicht funktionieren weil es etwas ist das der Spieler beschreibt, aber man kann doch nur anhand von beobachten und interpretieren was dem Spieler gefällt.
Liegt hier ein Konflikt vor ?
Oder übersehe ich etwas ?
Weit weg von all der Theorie am Spieltisch habe ich beides (ohne die Begriffe zu kennen), zumindest ansatzweise, schon erfolgreich eingesetzt.
Ich freu mich auf Erleuchtung
Markus
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Du musst bedenken, dass die beiden Sachen auf völlig verschiedenen Ebenen spielen. Flaggen sind eine praktische Technik, um sein Spiel zu organisieren. Das Big Modell (dessen zentraler Bestandteil die Creative Agenda ist) will Spiel von außen beschreiben.
Dass jemand nicht unbedingt sagt, was denkt, oder nicht sagen kann, was er empfindet, bedeutet nicht, dass man das vielleicht tun sollte um selbst ein vernünftiges Spiel hinzubekommen.
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Im Sinne von:
Wenn ich über Flags sage was ich will ist das vielleicht nicht perfekt (siehe Creative Agenda),
aber es ist schonmal ein ein sehr großer Schritt in die richtige Richtung ?
Markus
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Ja.
Zudem ist eine Flagge, was ein einzelner Spieler will. Die Creative Agenda ist das, wobei sich die Gruppe in ihrer Gesamtheit gegenseitig tatsächlich verstärkt.
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Zumal die Flaggen auch nicht unbedingt bewusst gehisst werden; dafür gibt es nur in den wenigsten Spielen Mechaniken. Wenn aber jemand beim Durchblättern des Buches sagt: "Cool! Ich will einen Krieger spielen!" dann kann man auch das als Flagge interpretieren:
Most traditional games lack overt flagging mechanics, at which point you have to play detective. Look at the things the player does to create the character in terms of taking goals, vows, background traits, advantages, disadvantages, relationships, contacts, abilities, back story, etc.
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Liegt hier ein Konflikt vor ?
Oder übersehe ich etwas ?
Nein, du siehst das schon ganz richtig. Flags werden von einigen Leuten als Allheilmittel in Regelform benutzt, um dabei zu helfen dass sich die Spieler am Tisch annähern und "an einem Strang" spielen statt an einander vorbei.
Wenn Flags von einer Gruppe benutzt werden, die ihre eigenen Vorlieben verbalisieren kann oder besser noch über die Mittel des Spiels ausdrücken kann, dann sind sie fantastisch und unglaublich hilfreich. Wenn du es mit Leuten zu tun hast, die das eben nicht können und (wie Fredi schreibt) eine Trennung zwischen Gesagtem und tatsächlich Gewolltem vorliegt, dann sind Flags herzlich nutzlos.
(Wobei man natürlich semantisch tricksen kann und alles zu einer Flag erheben kann womit ein Spieler seine "wirklichen" Vorlieben preisgibt. Darunter fallen Dinge wie Körpersprache oder ähnliche non-verbale Äußerungen, Gespräche außerhalb des Spiels, etc. Aber wer im Umgang mit Menschen schon so aufmerksam und sorgfältig umgeht, der braucht eigentlich auch keine "Flags", sondern kann mit seinem Einfühlungsvermögen und seiner Menschenkenntnis die Fiktion genauer auf seine Mitspieler ausrichten.)