Nachdem ich nun auch durch bin, will ich ebenfalls ein Fazit ziehen. ich hab zwar ein paar Nebenquests nicht gelöst, meine Spielzeit lag trotzdem bei 30 Stunden (DLCs habe ich nicht). Viele positive und negative Dinge habe ich ja schon weiter oben bei meinem ersten Eindruck vermerkt. An diesen hat sich bis zum Ende des Spiels relativ wenig geändert-im positiven wie im negativen Sinne. Ich habe das Spiel als Voodoo-Pirat durchgespielt. Weniger wegen der Voodoo-Magie(wobei es mich schon auch gereizt hat, das auszuprobieren)sondern viel mehr, weil mir der Gedanke, mit Chani eine Heilerin im Kampf zu haben, besser gefallen hat als die Unterstützung durch Venturo. Leider,leider hat sich die Entscheidung für Voodoo und gegen Feuerkraft nicht ausgezahlt. Voodoo ist nett, aber die Einsatzmöglichkeiten begrenzt. Zudem sind Rum&Grog effektiver und schneller beim Heilen als Chani. So richtig bereut habe ich diese Entscheidung(für Voodoo & gegen die Inquisition) aber dennoch nur ein Mal, aber das war dann dafür umso bitterer: Beim Kampf gegen den Erd-Titan. Bzw. beim Vorkampf, also bei der Mission, sich zum Tempel Zutritt zu verschaffen. Der Vorhof des Tempels wird von 8 Kriegern bewacht. Auf Seiten der Inquisition ist der Kampf kein Problem dank der Unterstützung von Venturo und Konsorten. Ganz anders mit Voodoo: Nur mit Chani soll man gegen diese 8 Krieger kämpfen. Ich habe es ein paar Mal probiert und irgendwann entnervt die Flucht nach Vorne angetreten, da auch das Anlocken von nur 2 Wachen nie funktioniert hat, es kamen immer 4. Da stimmt einfach die Balance nicht...
Leider,leider ziehen sich durch das Spiel einige Inkonsequenzen, wo man merkt,dass-aller Liebe zum Trotz- der letzte Feinschliff fehlt. Allgemein an der Spielbalance(s. auch Spoiler) hapert es etwas. Die mit Abstand heftigsten und schwierigsten Kämpfe hatte ich z.B. gegen Grabspinnen und nicht etwa gegen den Kraken oder etwa gegen Mara. Während ich die Kämpfe am Anfang als zu schwer empfand, waren sie zum Ende hin eher zu leicht-von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen. Doof ist auch, dass es in dieser offenen Welt an manchen Stellen nicht mehrere Lösungswege sondern genau eine gibt. Mir ist da allen voran die Quest mit der Sabotage der Kanonen in schlechter Erinnerung geblieben, genau so wie ein paar Ruinen, in dessen Räume man nur hineinkommt, wenn man ein dressiertes Äffchen hat.Warum muss ich 4 Titanwaffen finden um Mara töten zu können, wenn ich effektiv dann doch nur eine von ihnen benutze(n muss)? Warum darf ich nur an vorbestimmten Stellen klettern? Wieso darf ich nicht schwimmen und/oder tauchen?
Die Quests sind weitestgehend Durchschnitt, hier mangelt es leider an Abwechslung, wobei es durchaus auch Quests gibt, die zeigen, dass PB es besser kann. Leider schafft es das Spiel nur ansatzweise, die anstehende Bedrohung/Vernichtung der Welt glaubhaft und dauerhaft zu vermitteln, am ehesten noch am Anfang. Da fehlen trotz stimmiger Südsee-Atmosphäre Spannung&Dramatik. Das liegt imho auch am namenlosen Helden, der mir in einem so angeblich düsteren Setting im zweiten Teil von Risen einfach zu oft noch nen lockeren Spruch raushaut. Da vermisse ich ein bisschen den notwendigen Ernst. Dafür ist der Sound mal wieder erstklassig gelungen, allen voran der Sound auf der Insel der Toten hat mir richtig gut gefallen.
Im Endeffekt könnte ich jetzt hier noch ne ganze Menge schreiben. Das würde allerdings ausarten, deshalb kurz gesagt decken sich meine Eindrücke mit denen von vielen Fachmagazinen, aber am ehesten noch mit denen von 4Players. Mit dem Unterschied, dass ich manche Punkte nicht ganz so kritisch sehe und Risen 2 in meinen Augen auch noch einen "Gothic-Bonus" hat: Wenn man am Strand oder im Dschungel unterwegs ist, merkt/fühlt man einfach, dass man in einer Gothic-Welt unterwegs ist-und das ist für mich neben den ganzen Macken ein grosser Pluspunkt. Ein Punkt, den Arcania wenn überhaupt nur mehr schlecht als recht erfüllen kann.
Alles in allem ist Risen 2:Dark Waters ein gutes Spiel mit solider Basis, das aber wegen seiner Macken imho keinen Award verdient hat. Es ist ein Stückchen schlechter als der erste Teil von Risen(in dem einfach einige Sachen besser umgesetzt wurden) aber dennoch deutlich besser als Arcania. Ich würde es zwischen Gothic 3(in der bugfreien Version) und dem ersten Teil von Risen ansiedeln und ihm eine Wertung von 76% geben.
Zum Schluss: Ich denke schon, dass sich PB die Kritik an Risen 1 zu Herzen genommen und versucht hat, es im zweiten Teil besser zu machen. Ich finde, das merkt man dem Spiel auch an-zumindest stellenweise. Während Risen 1 stark anfing und dann immer schwächer wurde bzw. abbaute, ist es im zweiten Teil andersrum. Eher mauer/lahmer Anfang, aber dann wird das Spiel besser(auch wenn das Ende wieder schwach ist). Von daher würde ich mir für ein evtl. Risen 3 wünschen: Die besten Elemente aus Risen 1 und aus Risen 2, garniert mit einer ordentlichen KI & Konsequenzen sowie -endlich mal wieder- 3 wirklich unterschiedlichen Fraktionen und serviert wird das Ganze bitte wieder in einem Fantasy-Setting.