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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Oberkampf am 5.06.2011 | 20:43

Titel: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Oberkampf am 5.06.2011 | 20:43
In einem anderen Thread (http://tanelorn.net/index.php?action=post;quote=1344568;topic=67862.25;num_replies=47;sesc=326d06bed28174005d70c3193e2028b0#top) kam jetzt mehrfach das Thema Horrorrollenspiel auf, verbunden mit ein paar Fragen, was eins ist und ob man beim Spielen von klassischen Horrorbösewichten überhaupt ein Horrorspiel spielen will:

Wie Horrorbasiert ein Spiel mit einem Werwolf-Rudel oder einem Vampirklüngel noch ausfällt (Stichwort Horror= Hilflosigkeit) wäre wohl einen eigenen Thread wert. Wer Vampire oder Werwölfe spielt, der will sich nicht gruseln, der will als SC rocken. Ansonsten könnte man auch bei einem schwächlichen Menschen bleiben, ohne Cool Powers und mit Taschenlampe  ;D

Die WoD will ein Horror-Rollenspiel sein, bietet aber Regeln an, die eher zu einem Action- oder Superheldenrollenspiel passen würden.

Das ganze würde mich auch mal interessieren, und zwar auf einer etwas allgemeineren Ebene als nur der WoD, so dass auch die Cthulhuiden, Scoobie-Gangs, Dresdner und sonstige Urbanmythologen mitreden können. Also zur atmosphärischen Einstimmung ein paar Fragen:

Wer spielt gerne Horrorrollenspiele? Wer hasst sie wie die Pest? Wer differenziert scharf zwischen Horror und Urban Myth?

Was zeichnet Horrorrollenspiele für euch aus? Was ist am Horrorrollenspiel anders als am Sci-Fi oder Fantasy oder Western-RPG? Wie verträgt sich Horror mit anderen Genes in Mischsettings?

Was für Abenteuer kann man mit Horrorrollenspielen spielen/leiten? Was für Abenteuer gehen nicht? Warum?

Dann haut mal 'rein.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: ClockworkGnome am 5.06.2011 | 21:11
Wer spielt gerne Horrorrollenspiele? Wer hasst sie wie die Pest? Wer differenziert scharf zwischen Horror und Urban Myth?

Ich würde liebend gerne mal eins spielen, weil ich Horror mag, aber hatte leider noch nicht die Gelegenheit. Was der Unterschied zu Urban Myth ist weiß ich nicht.

Was zeichnet Horrorrollenspiele für euch aus? Was ist am Horrorrollenspiel anders als am Sci-Fi oder Fantasy oder Western-RPG? Wie verträgt sich Horror mit anderen Genes in Mischsettings?

Horror kann man in jedem Setting spielen. Guter Horror besteht für mich aus einem gewissen Hilflosigkeitsgefühl, Unheimlichem, Grausamen. In der richtigen Mischung, denn ist es nur grausam ist es Splatter z. B. . Von daher denke ich auch nicht, das bei Vampire kein Horror möglich ist. Ein Gegner, der eigentlich nicht da sein dürfte und immer einen Schritt voraus ist, unbekannte Kräfte die Sachen überleben, die sie nicht überleben solllten... .

Was für Abenteuer kann man mit Horrorrollenspielen spielen/leiten? Was für Abenteuer gehen nicht? Warum?

Da sind wohl auch eher andere gefragt, aber ich wage mal die Behauptung, man kann alles außer von Beginn an lustig und fröhlich ausgelegte Abenteuer auch als Horror spielen, indem man entsprechende Szenen einbaut - und wenns nur die letzte ist, die dann als Cliffhanger dient.
Aber der Klassiker schlechthin dürften wohl kriminalistische Abenteuer sein, also Aufdecken von Irgendwas oder Retten von Irgendwem.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: dunklerschatten am 5.06.2011 | 21:46
Da stellt sich mir erst mal die Grundlegende Frage, was zur Hölle ist denn nun genau Horror ?

Zitat
Wer spielt gerne Horrorrollenspiele?

Also wenn mit Horror = Gruseln bedeutet, dann kann ich für meine Runde sagen.

Ich/Wir spielen es nicht, weil es für UNS nicht funktioniert.

Zitat
Wer hasst sie wie die Pest?

Hassen nein, warum. Es funktioniert einfach nicht.

Zitat
Wer differenziert scharf zwischen Horror und Urban Myth?

Definitionen bitte...

Zitat
Was zeichnet Horrorrollenspiele für euch aus?

Spiele die mit allen Mitteln versuchen die Spieler durch Effekte zu gruseln, es aber am Ende nicht schaffen.

Zitat
Was ist am Horrorrollenspiel anders als am Sci-Fi oder Fantasy oder Western-RPG?

Scifi und Western Setting funktionieren  ~;D

Zitat
Wie verträgt sich Horror mit anderen Genes in Mischsettings?

Denke Horror wird einfach von den anderen Aspekten weggewischt und fällt somit unter den Tisch.

Zitat
Was für Abenteuer kann man mit Horrorrollenspielen spielen/leiten? Was für Abenteuer gehen nicht? Warum?

Ich denke bei uns geht es nicht, weil sich keiner gruselt ...

Wie auch, es ist ja nur ein Spiel und es besteht keine Gefahr (aus das der Charakter eben stirbt)

Mit anderen Worten, wenn eine Horde Zombies auf die Charaktäre zu gerannt kommt, dann versucht jeder Spieler eben das sein Charakter überlebt. Aber deswegen bekommt er keine Gänsehaut und wimmert nach seiner Mutti.
Dann fliehen Chars oder kämpfen...aber gruseln...nein

Lange Rede kurzer Sinn, ich habe noch kein Abenteuer gespielt (unabhängig vom System) wo ich funktionierenden Horror erlebt habe.
Alles natürlich imho !!
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Eulenspiegel am 5.06.2011 | 21:56
Wer spielt gerne Horrorrollenspiele? Wer hasst sie wie die Pest? Wer differenziert scharf zwischen Horror und Urban Myth?
Ich spiele gerne Horrorollenspiele.

Der Unterschied zu Urban Myth ist: Beim Horror will ich mich gruseln. Es soll mir kalt den Rücken runterlaufen. Urban Myth ist dagegen eher investigativ/explorativ. Es gibt ein paar urbane Legenden und man versucht den wahren Kern hinter diesen Legenden herauszufinden. (Nicht unbedingt der SC, aber zumindest der Spieler.)

Zitat
Was zeichnet Horrorrollenspiele für euch aus? Was ist am Horrorrollenspiel anders als am Sci-Fi oder Fantasy oder Western-RPG? Wie verträgt sich Horror mit anderen Genes in Mischsettings?
Horro-RPGs zeichnen sich dadurch aus, dass man Angst bekommt. Während ich in normalen RPGs gerne mächtige SCs spiele, die auch etwas reißen können, spiele ich bei Horror-RPGs gerne Normalos. Und ich muss mich bei Horror-RPGs gruseln und eine Gänsehaut bekommen. Optimal, wenn ich nach dem Spielabend mit einem mulmigen Gefühl nach Hause gehe und hinter jeder Straßenecke eine Gefahr vermute.

Horror-RPGs lassen sich perfekt mit anderen Genres mischen. Urban-Myth-Horror, Science-Fiction-Horror und Fantasy-Horror sind ja quasi schon eigenständige Klassiker.

Zitat
Was für Abenteuer kann man mit Horrorrollenspielen spielen/leiten? Was für Abenteuer gehen nicht? Warum?
Im Prinzip kann man alles mögliche spielen/leiten, solange es im Hintergrund eine dunkle Gefahr gibt.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Haukrinn am 5.06.2011 | 22:00
Ich spiele gerne Horror, aber länger am Stück funktioniert sowas einfach nicht. Als Oneshot ja, als Einstreuung in Kampagnen auch, aber auf Dauer hält das einfach keiner durch.

ClockworkGnome hat einige sehr schöne Grundvorraussetzungen genannt, die eine Horrorrunde haben muss. Interessanterweise sind die alle ziemlich Systemunabhängig und ich kenne auch kein System, was die besonders unterstützen würde. Gut, Dread hat ein tollen Mechanismus, der die Spieler unter Streß setzt und das kann das Horrorgefühl verstärken - wenn aber meine Spieler gerade nicht in der Gemütssstimmung sind, funktioniert auch das nicht.

Damit sind wir auch am zentralen Punkt. Du kannst mit einem Horrorspiel so ziemlich jedes Abenteuer spielen, schlicht und einfach, weil sich 90% der Spielzeit nicht um Horror drehen werden.

Wenn Du All flesh must be eaten (jetzt mal stellvertretend für alle Spiele aus dem Genre, von Cthulhu über WoD bis Witchcraft) spielst, dann wirst Du den Großteil des Abends Deinen Charakter flüchten und Zombies abknallen lassen - damit Dein Charakter am Ende des Abends zusammen mit den anderen Charakteren eingepfercht in einem Werkzeugschuppen sitzen darf und nicht weiß, was da draußen vor sich geht - und Du Deine 10 Minuten Horror bekommst, die Du Dir jetzt auch wirklich verdient hast.

Spezifisch zur WoD würde ich sagen, dass das überhaupt keine Horror-Rollenspiele sind. Auf den nWoD-Büchern steht das im übrigen auch nirgendwo drauf (und auch nur bedingt drin).  ;) (Das ist reinste Urban Fantasy/Modern Mystery. Und das kann es ja auch sehr gut)
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Bad Horse am 5.06.2011 | 22:14
Auf WoD stand auch "Personal Horror" drauf - weil der Anspruch des Systems eigentlich mal war, dass dein Charakter langsam aber sicher alle Menschlichkeit und alle Skrupel ablegt, und dadurch eine gewisse "Oh Gott, was ist aus mir geworden?"-Stimmung entsteht.

Das habe ich auch tatsächlich ein- oder zweimal bei Vampire erlebt; öfter dann bei Unknown Armies, wo es über den Identitäts-Track ja tatsächlich ein Werkzeug für solche "Was habe ich da eigentlich getan"-Momente gibt.

Ansonsten funktioniert Horror nur dann, wenn sich die ganze Gruppe darauf einlässt.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Jack Napier am 5.06.2011 | 22:22
Personal Horror kam bei der WoD bereits schon beim Lesen auf...
Aber das legte sich dann, als ichs weggelegt und für teuer Geld an einen
armen Unwissenden weiterverkauft hab.

Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Oberkampf am 5.06.2011 | 22:45
Da stellt sich mir erst mal die Grundlegende Frage, was zur Hölle ist denn nun genau Horror ?

Da gebe ich mal die grundlegende Antwort, dass ich keine Ahnung leider nur eine Meinung, aber keine Erkenntnis habe und mich deshalb vor Definitionen drücke und das für diesen Thread auch recht offen halten will.  ;D

Aber ich neige auch dazu, zu glauben, dass es was mit Gruseln zu tun hat, und auch dazu, anzunehmen, dass es im Rollenspiel nicht funktioniert und in der Praxis nur "Ermittlungsabenteuer mit übernatürlichem Hintergrund" bedeutet.

Definitionen bitte...

Bei der Unterscheidung Horror und Urban Myth (oder Urban Fantasy) habe ich leider auch keine Definitionen anzubieten (darum frag ich ja danach). Persönlich glaube ich, dass Urban Fantasy RPGs recht realistisch in dem Sinne sind, als dass sie zwar mit Kreaturen aus dem klassischen Horrorkabinett arbeiten, aber nicht annehmen, dass deswegen die Spieler sich vor Angst Gruseln sollen oder unbedingt Opfer spielen wollen. Eine ganz klassische Urban Fantasy Fernsehserie ist für mich z.B. "Buffy the Vampire Slayer" - im Grunde ein Teenager/Studenten-Liebesdrama mit Vampiren. Gruselfaktor nahezu Null. Dresden Files, WoD, Buffy RPG, Demon Hunter würde ich z.B. alles unter Urban Fantasy packen.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Teylen am 5.06.2011 | 22:51
Wer spielt gerne Horrorrollenspiele? Wer hasst sie wie die Pest? Wer differenziert scharf zwischen Horror und Urban Myth?
Ich spiele gerne Horrorspiele. Ich hasse sie logischerweise nicht.
Eine Trennung zwischen Horror und Urban Myth ergibt m.E. keinen Sinn.
Das heißt gerade z.B. die Werke von Stephen King, soweit mir bekannt, würde ich in der Regel sowohl als Horror wie auch als Urban Fantasy bezeichnen.

Zitat
Was zeichnet Horrorrollenspiele für euch aus? Was ist am Horrorrollenspiel anders als am Sci-Fi oder Fantasy oder Western-RPG?

Ein Horror-RPG beziehungsweise Rollenspiel zeichnet sich für mich dadurch aus das es über die eigentlichen Genre Konventionen, sei es Urban Fantasy, Western, SF oder Fantasy, ein Element gibt das darüber hinaus eine Spannung erzeugt...
Die kann sich durch den Aspekt des Gewissen-Ungewissen ergeben.
Durch das einführen abstrakter Konzepte die im Gegensatz zu der Wahrnehmung der Charaktere stehen.
Durch moralisch / philosophische Fragen.
Durch mehr oder weniger schockierende / ekelerregende Sachverhalten.
Durch das Kämpfen mit großen Widerständen um die eigene Kontrolle.

Zitat
Wie verträgt sich Horror mit anderen Genes in Mischsettings?
Ausgezeichnet.
Tatsächlich glaube ich das der Horror Ansatz selten ohne andere Genres als Grundlage auskommt.

Zitat
Was für Abenteuer kann man mit Horrorrollenspielen spielen/leiten? Was für Abenteuer gehen nicht? Warum?
Die erste Frage verstehe ich nicht. Wie ist das gemeint?
Was imho nicht geht ist "Hilflosigkeit".
Imho hat Hilflosigkeit im RPG nichts mit Horror zu tun, sondern führt eigentlich nur zu Frust.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: ClockworkGnome am 5.06.2011 | 23:01
Was imho nicht geht ist "Hilflosigkeit".
Imho hat Hilflosigkeit im RPG nichts mit Horror zu tun, sondern führt eigentlich nur zu Frust.

Ich denke, das muss man differenzieren. Klar, ein NSC, der einfach bei drei Begegnungen mit den Chars den Boden aufwischt und man sich eh nur fragt, warum er sie nicht gleich umgelegt hat, ist nicht gerade Horror.
Aber ein zunächst übermächtiger oder schlicht unbekannter Feind, über den man erst was rausfinden bzw. ein geeignetes Gegenmittel finden muss, am besten unter Zeitdruck (sonst stirbt noch ne Miezekatze^^) hat doch durchaus schönes Horrorpotenzial.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Oberkampf am 5.06.2011 | 23:11
@Teylen:
Spielbare/leitbare Abenteuer - das kann ich auch nicht konkret definieren, schließlich schreibt ja jeder SL Abenteuer nach einem eigenen Pool von Techniken. Einfachste Lösung wäre: Was für Abenteuer habe ich (=also derjenige, der die Antwort schreibt) als "Horrorabenteuer" geleitet, und was hat die von "anderen" Abenteuern unterschieden?
Ich (=Tümpelritter) z.B. glaube, dass (fast) alle "Horrorabenteuer", die ich bisher geleitet habe, folgende Merkmale hatten:
- ein langer Ermittlungsweg (mit wenig Weichen/Abzweigungen)
- fischige/zweifelhafte oder betrügerische Auftraggeber
- mehr als 1 DIN A4 Seite Hintergrund
- wenig Kämpfe
- viel reine Atmosphäreszenen, aberwitzige Details (müssen nicht blutig sein)
- geheimnisvolle, plotimmune und betrügerische, übermächtige NSCs
- urbaner Schauplatz

Edit: Unterscheidungen zwischen allgemeinem und persönlichem "Ich" verdeutlicht, weil meine (=Tümpelritters) eigene Erklärung mich verwirrt hat
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Bad Horse am 5.06.2011 | 23:19
Eines der Horrorabenteuer, das mir am besten in Erinnerung geblieben ist, hat CP bei Unknown Armies auf Basis der Final Destination Filme geleitet:

Die Charaktere, ein paar ganze normale Leute, überleben einen Autounfall, bei dem sie eigentlich hätten sterben sollen. Andere Überlebende sterben durch gräßliche Zufälle, die Charaktere kriegen es mit und haben Angst.
Sie beschließen, zusammen zu bleiben und alles zu tun, um Unfälle auszuschließen. Also wollen sie mit der U-Bahn fahren. Alle steigen ein, bis auf einen Charakter, vor dessen Nase die Tür plötzlich zugeht.  Und dann steht er da, an dem U-Bahnsteig und gerät mehr und mehr in Panik, als er sich überlegt, was ihn jetzt alles umbringen könnte...

Das war cool, und es gut funktioniert - weil sich die Spieler eben auf die Angst der Charaktere eingelassen haben.

Eine andere Geschichte war eine Ars-Magica-Gruppe, die durch eine verlassene Schlucht reist und dabei auf einen Geist trifft, ein kleines Mädchen, das immer mit dem Nebel kommt. Ich weiß nicht mehr, warum genau, aber das war fürchterlich gruselig. Aber auch da haben wir unseren Charakteren die Angst nachgefühlt.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Naldantis am 5.06.2011 | 23:31
Auf WoD stand auch "Personal Horror" drauf - weil der Anspruch des Systems eigentlich mal war, dass dein Charakter langsam aber sicher alle Menschlichkeit und alle Skrupel ablegt, und dadurch eine gewisse "Oh Gott, was ist aus mir geworden?"-Stimmung entsteht.

Ansonsten funktioniert Horror nur dann, wenn sich die ganze Gruppe darauf einlässt.

Tja, wie Du schon sagst, wenn die Gruppe mitspielt - bei unseren war es scon immer vergebliche Liebesmüh', der Mehrheit auch nur die Idee, 'Menschlichkeit' als Wert zu sehen, nahezubringen.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Scimi am 6.06.2011 | 00:21
Horror ist für mich vor allem ein Genre, also ein schlecht abgegrenztes Dingsbums mit schwammigen Abgrenzungen und gewissen thematischen Tendenzen. Was in den Bereich gehört, wird vor allem durch Konsens und Vergleich mit etablierten Horror-Werken bestimmt.

Ich mag Horrorfilme, -geschichten und -romane, egal ob es sich um Zombie-Survival, Slasher, Gruselgeschichten á la M.R.James, Gothic-Literatur, Lovecraft, Monsterfilme, Stephen King, Poe oder sonst irgendwas handelt.
Aber selbst wenn ich in einem einsamen Zimmer während eines heftigen Gewitters bei Kerzenlicht "Oh, Whistle, and I'll Come to You, My Lad" lese, grusle ich mich nicht. Ich zittere nicht, ich erschauere nicht. Und wenn gerade die Firefly-Familie literweise Blut über den Bildschirm fließen lässt, fühle ich mich gut unterhalten und nicht abgestoßen oder schockiert.
Zu erwarten, dass es der Job von Horror im Rollenspiel sein soll, mich inmitten von Freunden und Knabberkram das Fürchten zu lehren, finde ich absurd.

Ein Horrorrollenspiel muss für mich typische Dramatik und Elemente des Genres enthalten. Allerdings kann ein Spiel einem nur die Hilfsmittel dazu an die Hand geben, wenn ich CoC spiele wie SR, dann wird es von Horror zu Pulp, egal wie viele Große Alte und uralte Bücher ihren Auftritt haben.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Nin am 6.06.2011 | 02:05
Wer spielt gerne Horrorrollenspiele? Wer hasst sie wie die Pest? Wer differenziert scharf zwischen Horror und Urban Myth?
Es ist wohl definitiv das, was ich am meisten spiele. Dabei unterscheide ich sehr streng nach dem und grenze es entsprechend ab, was ich als düster und Horror bezeichne (z.B. nWoD/CtL) und dem, was für mich eher (alltagstaugliche) Mystery ist (z.B. DFRPG).

Was zeichnet Horrorrollenspiele für euch aus?
Für mich persönlich ist Horror die Kür des Rollenspiels. Zum einen ist der Effekt, dass sich die SpielerInnen gruseln extrem schwer zu erzeugen, zum anderen gibt es ein Dilemma zwischen Horror (Opfer) und ProtagonistInnen (Figuren, die der Geschichte ihren Stempel aufdrücken). Zum Beispiel wäre Call of Cthulhu ein Beispiel dafür, wie unbedeutend (und ohnmächtig) die Figuren sind. In der nWoD würde es eher um das ganz persönliche Drama und Horrorelement gehen.

Was ist am Horrorrollenspiel anders als am Sci-Fi oder Fantasy oder Western-RPG? Wie verträgt sich Horror mit anderen Genes in Mischsettings?
Es hat primär etwa mit Ängsten (=Gefühlen) zu tun. Und das ist dann auch für mich die Schnittmenge: Geht es darum, dass die Figuren intensive Gefühle erleben (Angst, Liebe, Neid etc.), haben wir eine Schnittmenge der Emotionen.

Was für Abenteuer kann man mit Horrorrollenspielen spielen/leiten? Was für Abenteuer gehen nicht? Warum?
Mehr als bei andern Abenteuern muss sich etwa Horrormäßiges auf die Emotionen (=Ängsten) der SpielerInnen oder der Figuren beziehen.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Woodman am 6.06.2011 | 02:12
Zitat
So what is horror?
Horror is a matter of intent, and a matter of content. Anything written to frighten the audience is horror. Horror is usually a goal, not a genre; horror can appear in Westerns, romances, science fiction, fantasy, and mysteries. Wherever the writer wants to make your flesh creep, there’s horror. Horror can be a genre, though, and in one sense it’s the oldest genre of all. The first stories we have, from the Sumerian epics, are full of evil gods, the birth of monsters, and malevolent scorpion-men. And we have only added to that supply of scares over the next five millennia. Vampires, werewolves, psycho killers, haunted houses, and hundreds of other time-tested elements now jam-pack the horror toolbox.
Quelle: Kenneth Hite, GURPS Horror 4th Edition

Das fasst es für mich sehr gut zusammen, bei Horror geht es darum Angst zu erzeugen. Deswegen sehe ich auch keinen Sinn darin Horror irgendwie von Urban Myth zu unterscheiden. Für ein Horrorrollenspiel sind für mich auch die Mitspieler wichtiger als das System, um irgendwelche Ängste zu triggern bedarf es meistens weniger mechanischer Komponenten als Spielern, die sich darauf einlassen wollen und können, nur zu viel Metakomponenten sollte das System nicht haben um nicht aus der Stimmung gerissen zu werden. Ein großes Problem dabei ist das Verhalten der Spielercharaktere, genau wie die Protagonisten in Horrorgeschichten müssen sie sich teilweise unvernünftig verhalten, und sich in Gefahr begeben, auch wenn zumindest der Spieler weiß was das für eine blöde Idee ist.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Nocturama am 6.06.2011 | 03:39
Zitat
Wer spielt gerne Horrorrollenspiele?

Ich spiele sie gerne, aber ich grusele mich eher selten.

Zitat
Wer differenziert scharf zwischen Horror und Urban Myth?

Horror kann in so gut wie jedem Genre auftreten, einfach weil es um Angst und Grusel geht. Urban Fantasy ist für mich erstmal eine Geschichte in der Jetztzeit, die mythologische/fantastische Elemente beinhaltet.
Dabei bleibt natürlich die Frage: Wann ist ein Vampirfilm Horror und wann Urban Fantasy? Wenn der Grusel im Vordergrund steht ist es Horror ("Die Familie des Vampirs"), wenn es ein Liebes- oder Actionfilm mit Vampiren ist, dann ist es Urban Fantasy ("Twilight", "True Blood").

Zitat
Was zeichnet Horrorrollenspiele für euch aus? Was ist am Horrorrollenspiel anders als am Sci-Fi oder Fantasy oder Western-RPG? Wie verträgt sich Horror mit anderen Genes in Mischsettings?

Horror ist für mich auch ein typisches One-Shot-Genre. Erstens, weil es wahnsinnig schwer ist, die entsprechende Atmosphäre aufzubauen, zweitens, weil Horror meistens grauenhafte Tode oder ein großes schreckliches Geheimnis beinhaltet. Horror-Rollenspiele bestehen deshalb oft aus großen Teilen aus Detektivstories (Cthulhu, Fear Itself) oder tendieren zu Action und Pulp.
Horror kann aber problemlos in anderen Genres auftreten.

Zitat
Was für Abenteuer kann man mit Horrorrollenspielen spielen/leiten? Was für Abenteuer gehen nicht? Warum?

Funktionierende Horrorabenteuer hatten für mich folgende Charakteristiken:

- Kontrollverlust der Protagonisten:
Das entsteht meistens durch unbesiegbaren oder unverständliche Gegner, kann aber auch durch Ungewissheit über die eigene Identität oder Taten entstehen ("Bin ich vielleicht selbst der Killer?").

- Das Bekannte:
Die Situation muss vorstellbar sein. Je eher ich mich in sie eindenken kann, desto gruseliger wird es. Ich habe als Kind Verstecken gespielt, also weiß ich wie es ist, in einem Versteck zu sitzen und zu hoffen, bloß nicht gefunden zu werden. Ich kenne das Herzklopfen, wenn ich spät nachts alleine unterwegs bin und mir eine suspekte Person entgegen kommt. Deshalb funktionieren Szenen in der Art gut bei mir.
Kosmischer Horror funktioniert deshalb so wenig, weil er schlicht und einfach kaum vorstellbar ist (was ja der Witz daran ist).

- Das Unbekannte:
So lange nicht ganz klar ist, was vor sich geht, kann man sich leichter gruseln. Sobald man weiß, was passiert und vor allem wie man sich dagegen wehren kann, wird es schon viel weniger gruselig.
Ist es unklar, was für ein Geist im Haus umgeht und wie ich ihn loswerde, kann er unheimlich sein. Habe ich herausgefunden, dass es der Geist und Jebediah Grue ist und mit einer Mischung aus Pfefferminz und Hühnerbeinen gebannt werden kann, fühle ich mich sicher und grusele mich nicht mehr.

Insgesamt bin ich bei Horrorabenteuern für böse-böse SL-Techniken wie Illusionismus und Spielleiterwillkür empfänglicher. Das gehört zum Kontrollverlust dazu. Der SL muss nicht würfeln, ob der unaufhaltsame Serienkiller (TM) das Opfer verfolgen kann. In einer Fantasyrunde würde mich das stören.
Und gerade weil der so wichtig ist, funktioniert Horror seltener bei mächtigeren Charakteren. Wenn ich mich mit zwei Knarren oder meinem Feuerball durch Zombiehorden schnetzeln kann, ist das wenig gruselig (Survival-Horror hat noch den Nebeneffekt, dass der Spielcharakter sehr viel mehr in den Vordergrund tritt - Horror tritt beim Zombietotwürfeln bei mir selten auf). Superheldenhorror? Schwer vorstellbar.

Abgesehen davon, wie Haukrinn schon schrieb, manchmal funktioniert Horror mit all diesen Zutaten nicht. Sind die Mitspieler nicht in der Stimmung, wird aus "Scream" ganz schnell "Scary Movie".
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: dunklerschatten am 6.06.2011 | 07:35
@clockworkgnome

Zitat
Aber ein zunächst übermächtiger oder schlicht unbekannter Feind, über den man erst was rausfinden bzw. ein geeignetes Gegenmittel finden muss, am besten unter Zeitdruck (sonst stirbt noch ne Miezekatze^^) hat doch durchaus schönes Horrorpotenzial.

oO Das sind doch keine Horror Zutaten, bzw. das sind doch auch Zutaten eines guten generischen Abenteuer-Plots...??!

@tümpelritter

Zitat
- ein langer Ermittlungsweg (mit wenig Weichen/Abzweigungen)
- fischige/zweifelhafte oder betrügerische Auftraggeber
- mehr als 1 DIN A4 Seite Hintergrund
- wenig Kämpfe
- viel reine Atmosphäreszenen, aberwitzige Details (müssen nicht blutig sein)
- geheimnisvolle, plotimmune und betrügerische, übermächtige NSCs
- urbaner Schauplatz
#

Auch hier, so etwas kommt doch bei einem durchschnittlichen Shadowrun-Abenteuer vor und das ohne Horror-Label ?!

@BH
Zitat
Die Charaktere, ein paar ganze normale Leute, überleben einen Autounfall, bei dem sie eigentlich hätten sterben sollen. Andere Überlebende sterben durch gräßliche Zufälle, die Charaktere kriegen es mit und haben Angst.
Sie beschließen, zusammen zu bleiben und alles zu tun, um Unfälle auszuschließen. Also wollen sie mit der U-Bahn fahren. Alle steigen ein, bis auf einen Charakter, vor dessen Nase die Tür plötzlich zugeht.  Und dann steht er da, an dem U-Bahnsteig und gerät mehr und mehr in Panik, als er sich überlegt, was ihn jetzt alles umbringen könnte...

Das war cool, und es gut funktioniert - weil sich die Spieler eben auf die Angst der Charaktere eingelassen haben.

Eine andere Geschichte war eine Ars-Magica-Gruppe, die durch eine verlassene Schlucht reist und dabei auf einen Geist trifft, ein kleines Mädchen, das immer mit dem Nebel kommt. Ich weiß nicht mehr, warum genau, aber das war fürchterlich gruselig. Aber auch da haben wir unseren Charakteren die Angst nachgefühlt.

Interessant wie sich da Menschen unterscheiden.
Das sind 2 Situationen die ich in keiner Weise mit Horror verbinde.

Wobei ich den Ubahnfall skurieler finde als die Geistnummer in der Schlucht.

@naldantis
Zitat
Tja, wie Du schon sagst, wenn die Gruppe mitspielt - bei unseren war es scon immer vergebliche Liebesmüh', der Mehrheit auch nur die Idee, 'Menschlichkeit' als Wert zu sehen, nahezubringen.

Auch hier müßte man "Menschlichkeit" wohl erst mal definieren und ich kann die Mehrheit deiner Gruppe durchaus verstehen.

@nin
Zitat
Es hat primär etwa mit Ängsten (=Gefühlen) zu tun. Und das ist dann auch für mich die Schnittmenge: Geht es darum, dass die Figuren intensive Gefühle erleben (Angst, Liebe, Neid etc.), haben wir eine Schnittmenge der Emotionen.

Ähm selbst wenn der Charakter "Ängste" erlebt, habe ich doch als Spieler keine Angst ...oO



Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Teylen am 6.06.2011 | 08:40
[U-Bahn Situation]
Das sind 2 Situationen die ich in keiner Weise mit Horror verbinde.
Damit stehst du wohl eher allein dar.
Immerhin kommt eine solche, vergleichbare U-Bahn Szene tatsächlich in einem der Final Destination Filme vor.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Zitat
Auch hier müßte man "Menschlichkeit" wohl erst mal definieren und ich kann die Mehrheit deiner Gruppe durchaus verstehen.
Als Menschlichkeit wird in der (o)WoD ein Wert beschrieben der angibt wie weit der Charakter noch dazu in der Lage ist ethische / moralische Vorgaben zu erfassen welche den Menschen zu eigen sind, bzw. welche den Menschen vom Tier trennen.
Die Definition findet sich darüber hinaus im Grundregelwerk.
Ich fände es mindest befremdlich, wenn die Spieler bei VtM dies nicht verstanden hätten.

Zitat
Ähm selbst wenn der Charakter "Ängste" erlebt, habe ich doch als Spieler keine Angst ...oO
Umgekehrt wird der Schuh draus.
Der Charakter muß keine "Angst" [Nin hatte mehr als eine Emotion aufgeführt, daher die Anführungszeichen] erleben, damit der Spieler (starke) Emotionen empfindet.
Beispielsweise bin ich beim ansehen von "The Butterfly Effect" in einer Szene, ich weiß nicht mehr genau welcher, derart erschreckt das ich mit einem kleinen Schrei senkrecht aus dem Sessel gefahren bin. [Was mit bis dahin noch nicht im Kino passiert war, und seitdem nicht wieder] Auch wenn die Erinnerung an die Szene wage sind, bin ich mir absolut sicher das die Hauptfigur nicht Ansatzweise so erschrocken war wie ich.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Nocturama am 6.06.2011 | 09:27
Zitat
Ähm selbst wenn der Charakter "Ängste" erlebt, habe ich doch als Spieler keine Angst ...oO
Umgekehrt wird der Schuh draus.
Der Charakter muß keine "Angst" [Nin hatte mehr als eine Emotion aufgeführt, daher die Anführungszeichen] erleben, damit der Spieler (starke) Emotionen empfindet.

Dem würde ich zustimmen - in einem Horrorspiel will ICH mich gruseln. Ob sich mein Charakter gruselt, ist dabei nebensächlich. Zum Beispiel: Furchtbar gut funktioniert hat bei mir das Abenteuer "Narrenball" von CoC. Da wird am Anfang auf einem Maskenball ein Versteckspiel veranstaltet. Und dank der passenden Atmosphäre haben wir uns alle gefragt, was Schreckliches passiert, wenn unsere Charaktere gefunden werden. Das fand ich damals gruselig.
Mein Charakter dagegen hat sich wohl eher damit beschäftigt, ob sie ihren Schauspielkollegen mit den Archäologen eifersüchtig machen kann oder nicht. Die wusste allerdings auch nicht, dass sie in einem Horrorabenteuer mitspielen darf ;)

Manche Leute gruseln sich aber einfach nicht gerne und sowieso nur selten, da kann ein Horrorabenteuer selbst mit der besten Atmosphäre und den tollsten Mitspielern nicht viel ausrichten.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Oberkampf am 6.06.2011 | 11:55
@tümpelritter
#

Auch hier, so etwas kommt doch bei einem durchschnittlichen Shadowrun-Abenteuer vor und das ohne Horror-Label ?!

Erwischt, für mich ist allein der Gedanke an eine Shadowrun-Runde blanker Horror, der nur noch von der Angst vor DSA und dem Spiel-dessen-Name-nicht-genannt-wird übertroffen wird.  ;)

Aber ernsthaft, es stimmt, viele meiner "normalen" urbanen Erittlungsabenteuer unterscheiden sich in einigen Punkten nicht (naja, weniger eingleisig, mit weniger Plotimmunität, mit etwas mehr Kämpfen sind sie schon.)

Allgemein:
Ich finde die Beobachtung/These interessant, dass Horror mit anderen Genres zusammenpasse oder vielmehr andere Genres zur Unterfütterung brauche. Anscheinend kann man Horror zentral durch eine bestimmte Stimmung unter den Spielern (Angst bzw. Grusel) definieren, die mit fast jedem Genre/Rollenspiel erreicht werden kann (außer vielleicht Toons?). Um diesen Horror zu erreichen, müssen sich die Spieler darauf einlassen wollen.

Die andere zentrale Definitionsmöglichkeit (von der ich so ein bisschen ausgegangen bin) ist anscheinend das Vorkommen tradierter Horrorelemente im Setting. Darum wurde/wird wohl die WoD von manchen Leuten als Horrorsetting wahrgenommen. Die Grenze dieser Definition scheint zu sein, dass Horrorelemente (z.B. Werwölfe, Dämonen) in fast allen Fantasysystemen vorkommen, ohne besonders gruselig zu sein.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Woodman am 6.06.2011 | 12:18
Zitat
Die andere zentrale Definitionsmöglichkeit (von der ich so ein bisschen ausgegangen bin) ist anscheinend das Vorkommen tradierter Horrorelemente im Setting. Darum wurde/wird wohl die WoD von manchen Leuten als Horrorsetting wahrgenommen. Die Grenze dieser Definition scheint zu sein, dass Horrorelemente (z.B. Werwölfe, Dämonen) in fast allen Fantasysystemen vorkommen, ohne besonders gruselig zu sein.
Diese übernatürlichen Elemente braucht es eigentlich gar nicht, es braucht nur etwas erschreckendes. Ein völlig mundaner Serienmörder zum Beispiel, eine Gruppe von Leuten, die auf den Straßen von London leben während der White Chapel Morde könnte ein prima Horrorabenteuer abgeben, oder die Konfrontation mit ansteckenden Krankheiten oder Auswirkungen von Strahlung. Wichtig ist es nur Ängste zu triggern, die übernatürlichen Wesen, die man sofort mit Horror assoziiert, sind nur Verkörperungen spezieller Ängste und besonders mächtige dazu, dadurch fällt es leichter bestimmte Ängste anzusprechen.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: dunklerschatten am 6.06.2011 | 14:06
@teylen

Zitat
Damit stehst du wohl eher allein dar.
Immerhin kommt eine solche, vergleichbare U-Bahn Szene tatsächlich in einem der Final Destination Filme vor.

Na ich stehe evtl. HIER damit alleine da.Was ich jetzt nicht tragisch finde.
Und klar das solche Szenen auch schon anderweitig verarbeitet wurden aber auch wenn das Zeug in Film oder Buchform transportiert wird finden das nicht alle wirklich gruselig.
Und Final Destination finde ich jetzt auch eher müde und langweilig...

Zitat
Als Menschlichkeit wird in der (o)WoD ein Wert beschrieben der angibt wie weit der Charakter noch dazu in der Lage ist ethische / moralische Vorgaben zu erfassen welche den Menschen zu eigen sind, bzw. welche den Menschen vom Tier trennen.
Die Definition findet sich darüber hinaus im Grundregelwerk.
Ich fände es mindest befremdlich, wenn die Spieler bei VtM dies nicht verstanden hätten.

Also ich finde ja das Thema ethisch/moralische Vorgaben als Maßstab von Menschlichkeit sowohl in real als auch in RPG´s immer so eine Sache.

Zitat
Umgekehrt wird der Schuh draus.
Der Charakter muß keine "Angst" [Nin hatte mehr als eine Emotion aufgeführt, daher die Anführungszeichen] erleben, damit der Spieler (starke) Emotionen empfindet.
Beispielsweise bin ich beim ansehen von "The Butterfly Effect" in einer Szene, ich weiß nicht mehr genau welcher, derart erschreckt das ich mit einem kleinen Schrei senkrecht aus dem Sessel gefahren bin. [Was mit bis dahin noch nicht im Kino passiert war, und seitdem nicht wieder] Auch wenn die Erinnerung an die Szene wage sind, bin ich mir absolut sicher das die Hauptfigur nicht Ansatzweise so erschrocken war wie ich.

Darauf wollte ich eigentlich raus  >;D
Es gibt eben Menschen die kann man mit so nem Zeug wie Filme und Co nicht schocken. Ich kenne da z.b. einen der zieht sich am laufenden  Band Splatter-Filme rein der würde sich bei ner RPG Horror Szene königlich amüsieren und Spass haben.
Mich pers. lässt das eher kalt und bringt mir keinen Spass, daher funktioniert es halt leider nicht.

@Nocturama
Zitat
Manche Leute gruseln sich aber einfach nicht gerne und sowieso nur selten, da kann ein Horrorabenteuer selbst mit der besten Atmosphäre und den tollsten Mitspielern nicht viel ausrichten.

Jepp das würde ich unterschreiben.

@tümpelritter

Zitat
Erwischt, für mich ist allein der Gedanke an eine Shadowrun-Runde blanker Horror, der nur noch von der Angst vor DSA und dem Spiel-dessen-Name-nicht-genannt-wird übertroffen wird.  Wink

;D Verzeihung ich wollte keine Wunden aufreißen ;D

Zitat
Allgemein:
Ich finde die Beobachtung/These interessant, dass Horror mit anderen Genres zusammenpasse oder vielmehr andere Genres zur Unterfütterung brauche. Anscheinend kann man Horror zentral durch eine bestimmte Stimmung unter den Spielern (Angst bzw. Grusel) definieren, die mit fast jedem Genre/Rollenspiel erreicht werden kann (außer vielleicht Toons?). Um diesen Horror zu erreichen, müssen sich die Spieler darauf einlassen wollen.

Das trifft denke ich ganz gut. Einzig sehe ich das Thema "einlassen" eher skeptisch.
Ich würde eher sagen das nicht alle Menschen für die gleichen Dinge empfänglich sind.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Teylen am 6.06.2011 | 14:26
Ich denke das Unabhaengig davon, ob man versucht es als selbststaendiges Genre zu spielen, oder es als Element / Thema in ein bestimmtes Genre einarbeitet, bei Horror die Notwendigkeit besteht das die Spieler sich darauf einlassen [wollen].

Die World of Darkness wird m.E. nicht wegen der uebernatuerlichen Kreaturen als Horror-Setting wahrgenommen, sondern weil die grausamen Umstaende auch den Charakter welchen der Spieler fuehrt bezogen werden. Das kann in dem neuen Grundregelwerk problemlos gaenzlich ohne uebernatuerlichen Einfluss geschehen.
Wuerde man es mit Serien vergleichen, so waere es imho der Tales from the Crypt, Twilight Zone oder Outer Limits Ansatz.

Also ich finde ja das Thema ethisch/moralische Vorgaben als Maßstab von Menschlichkeit sowohl in real als auch in RPG´s immer so eine Sache.
Gluecklicherweise ist das RPG nicht real, weshalb man der Simplifizierung einfach folgen kann. ^^

Zitat
Es gibt eben Menschen die kann man mit so nem Zeug wie Filme und Co nicht schocken. Ich kenne da z.b. einen der zieht sich am laufenden  Band Splatter-Filme rein der würde sich bei ner RPG Horror Szene königlich amüsieren und Spass haben.
Nun, es gibt jedoch Gruppen von Menschen die das gleiche entsprechend "ansprechend" finden.
Also ganze Gruppen die gerne Splatter moegen, nun oder bezogen auf das Kino Beispiel, ich bin nicht allein erschreckt :)
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: 6 am 6.06.2011 | 14:27
Das trifft denke ich ganz gut. Einzig sehe ich das Thema "einlassen" eher skeptisch.
Ich würde eher sagen das nicht alle Menschen für die gleichen Dinge empfänglich sind.
Es brauch Beides. Die Spieler müssen für den Horror empfänglich sein und sie müssen sich drauf einlassen.

Typisches Beispiel:
Im Rollenspiel werden jede Menge Gedärme und Körperteile verschiedener Monster verteilt. Das sorgt an sich nicht für Horror, weil die Spieler sich da nicht darauf einlassen. Würden die dazugehörigen Spieler dem Gemetzel in Echt beiwohnen, wette ich mit Dir, dass die meisten Spieler dabei vor Angst und Horror austicken würden.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Woodman am 6.06.2011 | 14:45
Also ich finde es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen Angst und Ekel, durch die Gedärme erschlagener Monster zu waten finde ich nicht beängstigend, aber ziemlich ekelig. Deswegen finde ich Splatterfilme auch selten gruselig, die sind entweder lustige bis unterhaltsame Actionfilme oder ekelig, wenn da etwas gruselig ist, ist das eher etwas anderes als die Splattereffekte, und das wäre auch ohne Blut, Gedärme und Schleim gruselig.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Vash the stampede am 6.06.2011 | 14:58
Splatter oder Gore können schon Angst verursachen, dazu muss oftmals aber mehr passieren als es einfach nur zu zeigen. Der springende Punkt ist, dass man das Gefühl auf den Zuschauer/Spieler übertragen muss. Und hier liegt die große Schwierigkeit beim Horror.

Im Weiteren stimme ich daher Haukrinn zu, wenn er sagt, dass ein System dem helfend zur Seite stehen kann, aber es letztendlich nicht entscheidet.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: 6 am 6.06.2011 | 15:17
@Woodman:
Was der Vash sagt. :)
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Woodman am 6.06.2011 | 15:28
Also bisher habe ich noch nix an gruseligem Splatter gesehen, das nicht ohne das Gesplatter auch gruselig gewesen wäre.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Teylen am 6.06.2011 | 15:32
Die Zeichnungen von Thomas Ott (http://www.tott.ch/) empfinde ich beiweilen durchaus als Splatter - und auch deswegen durchaus als gruselig bzw. grausig.
Was als Effekt ohne den Splatter Aspekt der entsprechendenen Bilder nicht generiert wird. [Auch wenn er verstoerende Bilder hat die ohne Splatter auskommen]
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: 6 am 6.06.2011 | 16:02
Also bisher habe ich noch nix an gruseligem Splatter gesehen, das nicht ohne das Gesplatter auch gruselig gewesen wäre.
Ja... und?
Vash hatte geschrieben, dass die reine Darstellung des Splatters nicht reicht. Wo ist da Dein Widerspruch?
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Blechpirat am 6.06.2011 | 16:15
Gestern bei der Zombie Action, die ja nun wirklich kein Larp war und eher lustig und actionorientiert, habe ich den Survivalhorror endlich verstanden. Wenn man nur noch einen Schuss in der Waffe hat, und 40 Zombies auf einen zuschlurfen und "BRAIIIINS" rufen - das ist ohne Verkleidung, ohne Makeup, ohne Deko oder Setting, total gruselig. Man weicht zurück, da kommt die Mauer, hält dich auf und: Du hast verloren und noch 10 Sekunden, es zu genießen.

Aber eben leider wieder eine Form von Hilflosigkeit, die im Rollenspiel (mir) keinen Spaß macht. Gestern hat es funktioniert, weil der Horror in der nächsten Runde angefeuert hat.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Woodman am 6.06.2011 | 16:48
Ja... und?
Vash hatte geschrieben, dass die reine Darstellung des Splatters nicht reicht. Wo ist da Dein Widerspruch?
Mein Widerspruch ist, das der Splatter nichts mit dem Gruseleffekt zu tun hat, und etwas anderes dafür verantwortlich ist, das eben auch ohne Splatter funktionieren würde. Zumindest bei mir verursacht der Splatter eher Ekel, die bereits erwähnten Monstergedärme würden mich wohl dazu bringen mir die Seele aus dem Leib zu kotzen wenn ich da durch waten müsste, aber keine Angst auslösen, die Monster dagegen würden mir auch dann eine Heidenangst einjagen wenn sie weder bluten noch Gedärme verteilen würden, ergo der Splatter hat für mich keinen Horroreffekt.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Oberkampf am 6.06.2011 | 16:57
Zwei Sachen noch:

1. Zombie-Survival-Horror (http://www.youtube.com/watch?v=lwdCBJ92UQ0)
Ehrlich gesagt ist das, bis auf die Kulissen und die Farbtupfer, für mich nichts anderes als "Orcs haben euer Dorf geplündert und besetzt, ihr und ein paar andere leben noch, wie kommt ihr 'raus?". Also ein klassisches Fantasyszenario.

Das ändert nichts daran, dass ich es für möglich halte, dass Zombie-Survival-Horror den Spielern ermöglichen kann, bis zur Grenze ihrer rollenspielerischen Fertigkeiten und darüber hinaus zu spielen. Denn Zombie-Survival-Horror ist Tragik, ist Pathos, ist tiefstes, anrührendes Charakterspiel. Dabei können Fragen wie: "Retten wir die Kinder vor den Zombies (Orcs), obwohl sie unsere Flucht verlangsamen?" und all die anderen moralischen Fragen, die in "oberflächlichen" Ermittlungsabenteuern nur gestreift werden, mit Konsequenzen ausgespielt werden. Natürlich kann man Zombie-Survival-Horror auch als reinen Taktischen Shooter spielen - aber welcher gute Zombiefilm beschränkt sich denn darauf?

2. Werwölfe (http://www.youtube.com/watch?v=KxzAf0KTgnY&feature=related) wollen rocken (http://www.youtube.com/watch?v=WU6MUpYVnkY):

Der im OP zitierte Beitrag von HdN enthielt auch eine These, die ich ganz interessant finde. Hier nochmal zur Wiederholung:

Zitat Herr der Nacht:
Zitat
Wer Vampire oder Werwölfe spielt, der will sich nicht gruseln, der will als SC rocken. Ansonsten könnte man auch bei einem schwächlichen Menschen bleiben, ohne Cool Powers und mit Taschenlampe  

Ist das so?  
Zumindest von Dresden/Boston Files erhoffe ich mir das. Klar wird es auch den Horror einiger Ermittlungsabenteuer geben, aber ich hoffe, dass es auch darum geht, dass die SCs mehr machen, als nur Monsterspuren verfolgen.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: 6 am 6.06.2011 | 16:59
Mein Widerspruch ist, das der Splatter nichts mit dem Gruseleffekt zu tun hat, und etwas anderes dafür verantwortlich ist, das eben auch ohne Splatter funktionieren würde. Zumindest bei mir verursacht der Splatter eher Ekel, die bereits erwähnten Monstergedärme würden mich wohl dazu bringen mir die Seele aus dem Leib zu kotzen wenn ich da durch waten müsste, aber keine Angst auslösen, die Monster dagegen würden mir auch dann eine Heidenangst einjagen wenn sie weder bluten noch Gedärme verteilen würden, ergo der Splatter hat für mich keinen Horroreffekt.
Ja.
In einem Savage World-Abenteuer würden Dir als Spieler die Monster keine Angst einjagen. Ausser Du lässt Dich auf diese Angst ein.
Genau das was ich geschrieben habe. :)
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Woodman am 6.06.2011 | 17:05
OK, so habe ich Vash aber nicht verstanden, ich habe seine Aussage so interpretiert, das Splatter unter Umständen auch gruselig ist und nicht etwas anderes gruselig bleibt auch wenn man es mit Splatter kombiniert.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Teylen am 6.06.2011 | 17:33
Wobei ich durchaus behaupten wuerde das [fuer mich] ein Splatter Bild eine Grusel-Komponente haben kann, die fehlt wenn man den Splatter entfernt.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: First Orko am 6.06.2011 | 17:58
Horror und Grusel ist so schwer zu erzeugen, weil es sehr individuel ist. Was denn einen schockt ist für den anderen völlig normal. Meine Freundin zBsp kommt auf Zombies wirklich nicht klar und findet die eklig bis gruselig. Guckt aber Shining völlig ungerührt - der Film wiederum verwandelt mich immer wieder aufs Neueste in ein Nervenbündel  >;D

Dazu kommt, dass es beim Rollenspiel ja weniger darauf ankommt, Horror beim Spieler zu erzeugen sondern das Horrorgefühl nachzuspielen, was der Charakter empfindet. Deshalb verstehe ich es auch nicht, wenn den Horrorspielen vorgeworfen wird, dass man sich ja nicht ängstigen würde. Ich habe schon einige Liebesgeschichten erlebt von SC zu NSC oder zwischen SCs wo auch garantiert keine echten Gefühle im Spiel waren. Und Trauer wird auch meist ausgespielt als reell empfunden. Warum wird bei Horror plötzlich eine andere Meßlatte gelegt?

Ein Spiel ist dann gut für Horror geeignet, wenn die Mechanik zBsp. das verstärkende Gefühl der Ohnmacht bei den Charakteren einfängt und es dem Spieler näherbringt. Unter dem Gesichtspunkt halte ich DRYH für ein ausgezeichnetes Horrorspiel - was natürlich durch das abgedrehte Setting noch unterstützt wird.
So ist sofort klar, wie sehr der Charakter auf Messers Schneide zwischen Wahnsinn und dem von Alpträumen bedrohten Schlaf wandelt. Das darstellen wiederum hat nciht unbedingt etwas damit zu tun, wie man die Szene als Spieler wahrnimmt.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Vash the stampede am 6.06.2011 | 19:20
@Woodman: Wenn du Grusel mit Angst machen gleich setzt, hast du recht.

Aber Grusel ist, ebenso wie Splatter und Gore, nur eine Unterart des Horrorgenre. Dabei bedienen sie sich der gleichen Mechanismen, um Angst zu erzeugen. Und das sind oftmals sogar dieselben, wie es auch z.B. Thrillergeschichten tun (Stichwörter: Suspense und Surprise).

Zu all dem kommt, das es vom Menschen abhängt, wie Orko ja so schön zeigte, ob du Angst entwickelst. Das Angst immer durch einen Aufbau entsteht, ist dagegen unbestritten.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Blizzard am 6.06.2011 | 19:55
Ich spiele mittlerweile sehr gerne Horrorrollenspiele. Wie gesagt mittlerweile, denn früher konnte ich Horrorrollenspielen irgendwie nichts abgewinnen. Mein erste Erfahrung bzgl. Horrorollenspielen machte ich mit Call of Cthulhu, wenngleich das auch eine grauenhafte Erfahrung im negativen Sinne war. Dennoch: mein Interesse war geweckt. Inzwischen habe ich einige Horrorrollenspiele ausprobiert; vor allen Dingen Dread hat es mir da angetan, damit hatte ich bislang meine besten Horrorrunden. Bei Call of Cthulhu hab ich mir inzwischen angewöhnt, nicht mehr klassisch zu leiten, sprich: den Cthulhu-Faktor rauszunehmen und stattdessen Horrorabenteuer auf Basis des Cthulhu-Systems. Funktioniert auch sehr gut, und bei dem Leiten von Cthulhu nach klassischer Manier habe ich einfach ein paar schlechte Erfahrungen bzgl. Spielerverhaltens gemacht, von daher die Abkehr vom klassischen Cthulhu.

Horror als "Nischenelement" oder "Zusatzfeature" , quasi vermischt in/mit anderen Genres funktioniert bei den meisten auch ganz gut. Z.B. in Western(Deadlands) oder aber SciFi(AlphaOmega), sowie (Dark) Fantasy(Warhammer, Arcane Codex). Nur in Mantel-und Degen(7teSee) wirkt es für mich etwas deplatziert.

Ansonsten...Splatterhorror kann ich im Rollenspiel eher wenig abgewinnen, solange es sich um reinen Splatter handelt, oder dieser überwiegt. Gut, ich baue hin-und wieder splatterhafte Dinge in meine Abenteuer ein, weil sie ganz gut(atmosphärisch) passen, und im jeweiligen Rollenspiel zumindest nicht unüblich sind (Deadlands z.B.). Gelegentlich kann so eine (reine) Splatterrunde auch mal Spass machen, wenn es eher lustig angelegt ist wie z.B. bei AFMBE. Aber ansonsten...stehe ich eher auf den subtilen Horror. Spricht mich einfach mehr an, und ich verwende ihn auch überwiegend in meinen Abenteuern.

Klar ist aber auch, dass das alles nur funktionieren kann, wenn alle(!) am Spieltisch auch wirklich dazu bereit sind, sich auf den Horror einzulassen. Grade beim Horror besteht ja die Gefahr, dass durch ein falsches Wort oder ein falscher Satz auf einen Schlag die ganze Atmosphäre weg ist, weil z.B. alle laut lachen müssen (hatte ich leider schon). Da wird es dann verdammt schwer, diese Atmosphäre wieder aufzubauen. Von daher ist es wirklich sehr wichtig, dass sich alle darauf einlassen.Dafür ist das dann Erlebte nachher umso schöner.

Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Jack Napier am 6.06.2011 | 22:24
Ja.
In einem Savage World-Abenteuer würden Dir als Spieler die Monster keine Angst einjagen.
Du vergisst ganz, dass bei SaWo die Monster definitiv Angst einjagen können, weil:
1.) Die Spieler die Werte nicht kennen müssen, und
2.) Kein Balancinggedanke herrscht
3.) Das System bestenfalls eine trügerische Sicherheit erzeugt
und
4.) Munitionsknappheit vs. Zombieanzahl trotzdem bestehen bleibt.

Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Eulenspiegel am 7.06.2011 | 00:08
1. Zombie-Survival-Horror (http://www.youtube.com/watch?v=lwdCBJ92UQ0)
Ehrlich gesagt ist das, bis auf die Kulissen und die Farbtupfer, für mich nichts anderes als "Orcs haben euer Dorf geplündert und besetzt, ihr und ein paar andere leben noch, wie kommt ihr 'raus?". Also ein klassisches Fantasyszenario.
Naja, das wäre dann eher ein Orc-Survival-Horror.

Ich stimme dir zu, dass es keinen Unterschied macht, ob dein Dorf nun von Zombies, Orks, Nazis, Kommunisten, Indianern, Konquistadoren oder sonstwem besetzt werden und anfangen, die Zivilisten abzuschlachten. In allen Fällen hätte man Survival-Horror.

Ich bin jedoch der Meinung, dass folgendes einen großen Unterschied macht:
1) Dein Dorf wurde von Orks/Zombies/Konquistadoren besetzt. Du musst irgendwie überleben.
2) Das Dorf wurde von Orks/Zombies/Konquistadoren besetzt. Du erhältst als Teil einer Heldengruppe/Elite-Einheit den Auftrag, zum Dorf zu gehen und es zu befreien.

Ersteres ist Survival-Horror. Zweiteres ist dagegen eher Taktik oder Pulp.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Tim Finnegan am 7.06.2011 | 00:24
Horror/Survival Horror ist eien Sache des drauf einlassens und des wollens. Wenn ejder mitmacht ist alles gut, dann greift das kollektive so-tun-als-ob.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Woodman am 7.06.2011 | 00:43
Zitat
Das Dorf wurde von Orks/Zombies/Konquistadoren besetzt.
Ich finde die Zombies machen hier einen wesentlichen Unterschied, Orks und Konquistadoren bringen die Dorfbewohner vielleicht um, die Orks mögen sie gar essen, aber Zombies verwandeln sie in Ihresgleichen. Dadurch wiegt quasi jeder gefallene doppelt, weil aus ihm ja wieder ein Zombie wird, und in einer übersichtlichen Gemeinde wird man irgendwann zwangsläufig von den schwankenden Kadavern eigener Freunde oder Familienmitglieder attackiert, was nochmal eine ganz andere Horrorkomponente darstellt. Letzteres kann auch problemlos den Elitetruppen passieren, was ja auch in den einschlägigen Filmen immer wieder vorkommt, die gefallenen Kameraden greifen die überlebenden Soldaten an.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Sephiron am 7.06.2011 | 06:41
@ "Was ist Horror?"
Nocturama hat gut beschrieben, worauf es bei einem Horror-Szenario ankommt.
Natürlich gibt es verschiedene literarische Subgenres - quasi für jede große Angst eines. Erzeugt wird diese Angst durch das Infragestellen von menschlichen Grundsicherheiten, etwa: die Selbstbestimmtheit bei H.P. Lovecraft, das moralische Urvertrauens bei David J. Schow, die Selbstkontrolle bei Louis Stevenson.
Gruselig ist es, wenn diese Sicherheiten in der Geschichte ins Wanken geraten: Schauerliteratur. Entsetzlich fühlt es sich an, wenn sie ganz verloren gehen: Horrorliteratur.

Pi mal Daumen: Horror ist, wenns gruselig genug ist, um als Film keine Jugendfreigabe zu erhalten. Schauerfilme sind gruselig genug, um ab 16 zu sein. Alles drunter ist höchstens düster.

@ "Wieso will man das spielen?"
Horror ist Selbstreflexion. Während des Spiels treffe ich spontane Entscheidungen und kann durch das Spiel mit Anderen über ihre Bedeutung kommunizieren. IdR beantwortet das Spiel keine Fragen, wirft dafür aber sehr interessante auf über die ich anschließend nachdenken kann. Horror spricht dabei stets die Grundlagen der individuellen Persönlichkeit an: Das, vor dem wir uns fürchten, und das, auf das wir vertrauen.

@Abgrenzung zur (Urban) Fantasy
Dark Urban Fantasy eignet sich Motive aus Schauergeschichten an, um das Setting (aus dramaturgischen oder thematischen Gründen) mit einer gruseligen Atmosphäre anzureichern ohne tiefgreifend beängstigend zu sein.
Die aktuelle "Vampire Romantasy"-Literatur etwa kombiniert einen beängstigenden ersten Eindruck mit anschließender Sympathie, um männliche Hauptfiguren zu sexualisieren.
Durch "atmosphärischen Grusel" wird echter Horror mMn allerdings unmöglich: Fantasyliteratur bringt uns dazu, das Seltsame ohne Nachfragen als normal zu akzeptieren, was wiederum verharmlosend auf den eigentlichen Horror wirkt.

@ "Wie macht man das?"

Um ein gelungenes Szenario zu schreiben, gebe ich eigenen Ängsten und denen der Spieler eine Gestalt. Alpträume und Angstfantasien liefern fertige Motive, die ich ins Spiel einbauen kann. Oder ich überlege mir anschauliche Beispiele und Metaphern: Ein mörderischer Stalker kann als Beispiel für die Angst um die eigene Privatsphäre dienen oder ein Killer, der Herzen in Einmachgläsern sammelt, als Metapher... Kombiniert wirkt das Szenario natürlich doppelt gut ;)
Entweder baue ich das Szenario als Sandbox, in der ein Monster steckt, oder ich gehe dramaturgisch an die Sache und verstärke so lange den Druck auf Spieler und SCs bis ich merke, dass es reicht... je nach dem, welches System gespielt wird.
Der Erfolg entscheidet sich natürlich an der Präsentation: Erst wenn sich die Spieler angespannt sind, sind ihre Gedanken für die Angst offen.
Je nach Persönlichkeit sind verschiedene Ängste unterschiedlich interessant. Ich empfinde bei Splatterpunk allenfalls ein leichtes Unwohlsein, kann bei Suspense aber (positiv) die Fassung verlieren.
Als SL gilt es, auf sowas einzugehen. Ich hatte bisher noch keinen Spieler in einer Horrorrunde, der sich nicht wenigstens gegruselt hätte.

Natürlich sind die wichtigsten Methoden Sicherungen: Der SL muss wissen, welche Themen erlaubt sind und wie viel Druck die Spieler vertragen. Außerdem sollte bei schwerkalibrigem Horror immer ein Safeword vereinbart werden, falls es einem Spieler doch zu viel wird. Die Gruppe sollte wissen, wie sie bei Panikattacken o.Ä. helfen kann und wie man erkennt, wann ein Mitspieler nervlich am Ende ist. Nach dem Spiel sollte immer eine Besprechung stattfinden, damit die Gruppe wieder in die Realität zurückfindet.
Auch wenn selten mal jemand beim Rollenspiel kollabiert: Man kann nie wissen, welche Ängste ein Mensch (aus gutem Grund) verdrängt. Selbst bei einer eingespielten Truppe kann das vorkommen und ist auch schon oft genug passiert.
Unterschätzt das Risiko nicht: Rollenspiel wird schließlich auch in der Psychotherapie als Werkzeug eingesetzt und kann, falsch eingesetzt, beträchtlichen psychischen Schaden anrichten.
Ich kenne (aus fremden Runden) Leute, die beim Horrorrollenspiel in Tränen ausgebrochen sind, sich vor Angst übergeben mussten oder monatelang unter Schlafstörungen litten.

@WoD und Horror
Mit dem nWoD-GRW kann man relativ gut Sandbox-Horror fabrizieren... einfacher jedenfalls als mit D20 oder Gurps. Themenbände wie Second Sight oder Ghost Stories können helfen, passende Gegner zu kreieren.
Mit übernatürlichen Protagonisten erhält das Spiel unweigerlich Fantasy-Elemente. Je mehr man davon benutzt desto extremer wird der Anteil Urban Fantasy. Ab einem gewissen Punkt ist Horror absolut unmöglich.

Ich glaube jedoch ohnehin nicht, dass die WoD jemals für Horror gedacht war. Sie wird einfach deshalb gern als "Horror-Rollenspiel" bezeichnet, weil "gruseliger als D&D" uncool klingt.
Man sollte nicht vergessen, dass die Rollenspiele idR ausdrücklich für 12-jährige Kinder geeignet sind. Der Gruselfaktor, der nötig ist, damit ein Rollenspiel als "Horror-Rollenspiel" akzeptiert wird, ist entsprechend gering.
Ein FSK-18-Rollenspiel würde definitiv anders aussehen als die WoD. Und auch anders als Call of Cthulhu oder Unknown Armies.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 7.06.2011 | 06:50
Ich lese diesen Thread mit einer gewissen Faszination. Keiner guten. Ich hätte dann mal die erste Frage:

Warum wird hier zwischen Horror (Insert your favorite definition) und Urban Fantasy (Fantasy inne Stadt. nich unbedingt jetzt) unterteilt? Ganz ehrlich: Wo. Ist. Die. Verbindung? Borribles sind Urban Fantasy, MFG.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: dunklerschatten am 7.06.2011 | 07:31
@teylen

Zitat
Die Zeichnungen von Thomas Ott empfinde ich beiweilen durchaus als Splatter - und auch deswegen durchaus als gruselig bzw. grausig.
Was als Effekt ohne den Splatter Aspekt der entsprechendenen Bilder nicht generiert wird. [Auch wenn er verstoerende Bilder hat die ohne Splatter auskommen]

Ehrlich gesagt finde ich die Bilder von dem Kerl skurril witzig und sonst nix.

Zitat
@ "Wieso will man das spielen?"
Horror ist Selbstreflexion. Während des Spiels treffe ich spontane Entscheidungen und kann durch das Spiel mit Anderen über ihre Bedeutung kommunizieren. IdR beantwortet das Spiel keine Fragen, wirft dafür aber sehr interessante auf über die ich anschließend nachdenken kann. Horror spricht dabei stets die Grundlagen der individuellen Persönlichkeit an: Das, vor dem wir uns fürchten, und das, auf das wir vertrauen.

Grundgütiger...
Ich sehe Horror nicht als Selbstreflexion und in jedem RPG werden spontante Entscheidungen getroffen über die man mit den restlichen Spielern kommunizieren muss.
RPG-Spiele beantworten doch auch sonst keine wesentlichen Fragen und warum sollte Nichthorror Spiele nicht auch Grundlagen der individuellen Persönlichkeit ansprechen ???
Ich sag da nur Attention-Bitch, Alpha-Tier etc..

Ne ne also die "Definition" kauf ich nicht !

Zitat
Der Erfolg entscheidet sich natürlich an der Präsentation: Erst wenn sich die Spieler angespannt sind, sind ihre Gedanken für die Angst offen.

ÄHM warum sollte man wegen einem SPIEL angespannt sein ???

Zitat
Natürlich sind die wichtigsten Methoden Sicherungen: Der SL muss wissen, welche Themen erlaubt sind und wie viel Druck die Spieler vertragen. Außerdem sollte bei schwerkalibrigem Horror immer ein Safeword vereinbart werden, falls es einem Spieler doch zu viel wird. Die Gruppe sollte wissen, wie sie bei Panikattacken o.Ä. helfen kann und wie man erkennt, wann ein Mitspieler nervlich am Ende ist. Nach dem Spiel sollte immer eine Besprechung stattfinden, damit die Gruppe wieder in die Realität zurückfindet.
Auch wenn selten mal jemand beim Rollenspiel kollabiert: Man kann nie wissen, welche Ängste ein Mensch (aus gutem Grund) verdrängt. Selbst bei einer eingespielten Truppe kann das vorkommen und ist auch schon oft genug passiert.
Unterschätzt das Risiko nicht: Rollenspiel wird schließlich auch in der Psychotherapie als Werkzeug eingesetzt und kann, falsch eingesetzt, beträchtlichen psychischen Schaden anrichten.
Ich kenne (aus fremden Runden) Leute, die beim Horrorrollenspiel in Tränen ausgebrochen sind, sich vor Angst übergeben mussten oder monatelang unter Schlafstörungen litten.

oO Und JETZT mache ich mir Sorgen ....
Mit was für Leuten spielt ihr denn RPG ?
Himmel...aus der wöchentlichen RPG-Runde wird doch nicht gleich wegen dem Horroraspekt der Totalzusammenbruch.
Also ich sehe da wenig bis gar kein Risiko, selbst wenn auch in der Psycho-Therapie RPG betrieben wird...(wobei ich mir das schon wieder faszinierend finde: D&D meets Murdock ;D ;D )





Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Jiba am 7.06.2011 | 07:56
Ich finde die Zombies machen hier einen wesentlichen Unterschied, Orks und Konquistadoren bringen die Dorfbewohner vielleicht um, die Orks mögen sie gar essen, aber Zombies verwandeln sie in Ihresgleichen. Dadurch wiegt quasi jeder gefallene doppelt, weil aus ihm ja wieder ein Zombie wird, und in einer übersichtlichen Gemeinde wird man irgendwann zwangsläufig von den schwankenden Kadavern eigener Freunde oder Familienmitglieder attackiert, was nochmal eine ganz andere Horrorkomponente darstellt. Letzteres kann auch problemlos den Elitetruppen passieren, was ja auch in den einschlägigen Filmen immer wieder vorkommt, die gefallenen Kameraden greifen die überlebenden Soldaten an.

Ist wieder eher eine Frage der persönlichen Disposition zu bestimmten Genreeigenheiten. Bei den Orks (und wohl auch bei den Konquistadoren) käme es auf die Darstellung an. Die Vorstellung, dass Orks die Bevölkerung abschlachten und dann auffressen ist für mich der pure Horror - der Film "The Road" zum Beispiel hat mir, wegen der Kannibalismusdarstellung, richtig richtig Angst gemacht, obwohl er ja nun nicht als Horrorfilm ausgezeichnet ist. Und mit Konquistadoren kann man einen erstklassigen Slasher Flick machen, in dem wahllos getötet und verstümmelt wird. Und das wirkt jetzt bei richtiger Darstellung und entsprechendem Kontrast (Stichwort: Fallhöhe) auch nicht weniger schwer als die Zombies - wenn man den SCs die Gelegenheit gibt, die Harmonie in dem Dorf erst kennen zu lernen, und dann damit plötzlich (und vor allem auf grausame Weise unmotiviert) zu brechen, indem die Konquistadoren einfallen, dann kann das reichen, um ein Horrorgefühl zu erzeugen. Vor allem, wenn die Konquistadoren ihre Überlegenheit unerbittlich ausnutzen. Das ist natürlich kein Patentrezept und erfordert wie jedes Horrorspiel ein grundsätzliches "darauf einlassen", kann also auch Zorn oder Rachedurst bei den Spielern forcieren. Aber grundsätzlich möglich ist eine Horrorsituation mit zu ziemlich allem - Zombies sind da nicht irgendwie "geeigneter" für als Orks, würde ich sagen, solange die Bedrohung eine entsprechend große ist... wäre Rollenspiel ein visuelleres Medium, würde wahrscheinlich schon die Körperliche, nun ja, Abnormität oder Abartigkeit reichen, um ein Unwohlsein zu erzeugen.

Ansonsten: Was der Sephiron sagt.
Obwohl bestimmte Werke (Filme wie Bücher) natürlich ganz stark zwischen "Schauer" und "Horror" schwanken können und der eine in einem Roman vielleicht schon den totalen Verlust erkennt - Gustav Meyrinks "Golem" kann da in beide Richtungen gelesen werden und wenn man so will, ist Franz Kafkas "Die Verwandlung" schon ein Schauerroman. Das soll aber Sephirons Unterscheidung letztlich aber nicht kritisieren, sondern unterstützen.  ;)

@dunklerschatten:

Ich glaube du machst den Fehler, anzunehmen, dass Rollenspiel auf eine bestimmte Art gespielt werden muss, um solches zu sein, nämlich als RollenSPIEL. Es gibt aber auch viele Menschen, die spielen es als ROLLENspiel. Ich würde Sephirons Idee, dass es bei Horrorrollenspiel eher um die Ängste der Spieler als die der SCs geht und die SCs nur ein Avatar sind, um diese Ängste zu erfahren, voll zustimmen. Also man nimmt Abstand zum Geschehen, will sich aber gruseln. Und das klappt nur, indem man Schutzmechanismen fahren lässt und sich direkt mit eigenen Ängsten konfrontiert. Bei Computerspielen ist es doch ähnlich: Wenn ich ein krasses Horrorgame wie etwa "Silent Hill" zocke, bin ich auch nicht direkt beteiligt: Die Figur auf dem Bildschirm bin nicht ich und das weiß ich in jeder Sekunde des Spielvorgangs - eigentlich. Uneigentlich bin ich aber bereit, mich mit ihr zu identifizieren (dass ich die Kontrolle über sie habe, tut etwas dazu) und anzunehmen, dass ihre Ängste die meinen sind und meine die ihren. Worauf ich hinaus will: Natürlich funktioniert Horror bei dir nicht. Na klar gruselst du dich beim RollenSPIEL nicht. Es ist nicht so, dass wir alle, wenn wir Horrorrollenspiel betreiben kein Spiel mehr betreiben würden, aber der Spielaspekt tritt doch eher in den Hintergrund, muss in den Hintergrund treten - denn im Horror akzeptieren wir ja auch Illusionismus und SL-Willkür leichter als in einem Rollenspiel mit starkem Spielaspekt. Ein Spiel bleibt es aber immer noch - obwohl Horror tatsächlich als eine Art interaktive Lagerfeuer-Geistergeschichte funktioniert. Also als One-Shot. So sehe ich es.
Nimm uns also nicht als Sonderlinge wahr, die mit Horrorrollenspielen schon kein Rollenspiel mehr spielen. Und mach nicht den Fehler anzunehmen, dass die Gruppen, mit denen wir das tun allgemein immer derart selbstreflexiv spielen. Horrorrollenspiel funktioniert, glaube ich, einfach nur so, wenn man einen wirklichen Gruselfaktor erreichen will. Das würde heißen, dass auch du dich wahrscheinlich gruseln würdest, wenn du dich im Spiel mit den eigenen Ängsten auseinandersetzt und das möglichst intensiv und immersiv tust. Wenn du das nicht willst und dir da der Spielaspekt zu sehr zurückgenommen ist, dann können wir dir da auch nicht helfen. Das macht unsere Methode, Horrorrollenspiel zu betreiben, aber nicht falsch oder unmöglich.
Und das andere Rollenspielgenres andere Persönlichkeitsmerkmale (Attention Bitch, etc...) ansprechen oder auch Horrorszenarien das tun können, macht unsere Definition nicht unsinnig. Denn es spricht eben immer noch gezielt die Ängste an.

Um hier mal weiter zu kommen: Als was siehst du Horror denn?
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: 6 am 7.06.2011 | 08:03
Du vergisst ganz, dass bei SaWo die Monster definitiv Angst einjagen können, weil:
1.) Die Spieler die Werte nicht kennen müssen, und
2.) Kein Balancinggedanke herrscht
3.) Das System bestenfalls eine trügerische Sicherheit erzeugt
und
4.) Munitionsknappheit vs. Zombieanzahl trotzdem bestehen bleibt.
Klar.
Habe ich ja geschrieben. Die Spieler müssen sich halt darauf einlassen. Wenn sie das nicht machen, gibts keinen Horror.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Teylen am 7.06.2011 | 08:25
Warum wird hier zwischen Horror (Insert your favorite definition) und Urban Fantasy (Fantasy inne Stadt. nich unbedingt jetzt) unterteilt? Ganz ehrlich: Wo. Ist. Die. Verbindung? Borribles sind Urban Fantasy, MFG.
Nicht nur Borribles, auch Dracula, Frankenstein und ein Großteil der Literatur von Edgar Allen Poe würde ich nicht nur zum Horror sondern auch zur Urban Fantasy zählen. Ähnliches gilt für die Romane von Stephen King.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Jiba am 7.06.2011 | 08:43
Naja, Poe und Urban Fantasy...  :-\
Eigentlich ist der ziemlich zweifellos Schauerroman, weil die Fantasyelemente darin (die in Geschichten wie "The Fall of the House of Usher" oder "A Cask of Armontilado" sowieso rar gesät sind), immer noch ohne Schwierigkeiten auf die mentale Disposition des Protagonisten geschoben werden können. Als Leser kann man bei Poe ständig zweifeln, ob der Rabe wirklich gesprochen hat oder das Herz wirklich schlägt und Poe pocht da, glaube ich, auch nicht auf der Wahrheit der berichteten Ereignisse (obwohl ich zugeben muss, dass ich nicht alles von Poe kenne) - ganz ähnlich wie E.T.A. Hoffmann (der große deutschsprachige Schauerromanautor), bei dem im "Sandmann" auch bis zum Schluss nicht klar ist, ob die Hauptfigur nicht einfach verrückt ist. Gegenbeispiel wäre glaube ich Lovecraft, wo die Schilderungen Wahrheitsanspruch für sich annehmen.

Ich nehme alles zurück... es gibt Erzählungen von Poe mit wahrheitlich phantastischen Elementen ("Der Bericht des Arthur Conan Pym").  :)

Ich glaube auch wir vergleichen Äpfel mit Birnen. Es gibt eine Definition des Phantastischen (schlag mich tot von wem), in der sich das Phantastische als übergeordnetes Motiv 3 Genres zuordnet: Fantasy, Science Fiction und Horror. Alle drei Genres haben natürlich, wie das mit Genres so ist, Berührungspunkte. Urban Fantasy wäre demnach am ehesten der Fantasy zugeordnet, aber mit prinzipieller Nähe zum Horror (wohl auch, weil hier die Definition eigentlich schon bricht, weil Fantasy so definiert ist, dass es ein Setting braucht, das fundamental anders funktioniert als unsere Welt und die Figuren auch akzeptieren, dass es so ist und sich nicht darüber wundern - na gut, insofern passt Urban Fantasy da schon rein). Ich glaube Horror steht einfach eine Ebene höher - es kann Horrorgeschichten mit (Urban)-Fantasy-Elementen geben, aber das ist nicht nötig. Die beiden sind also nicht dasselbe und arbeiten auch unterschiedlich. Bei Horror geht es um eine Art Gefühl, eine Tropensammlung und eine Zielsetzung beim Autor, bei Urban Fantasy einfach nur um die Frage: Was für ein Setting haben wir... Sofern man denn diese Definition annehmen will.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Teylen am 7.06.2011 | 09:35
Es gibt eine Definition des Phantastischen (schlag mich tot von wem), in der sich das Phantastische als übergeordnetes Motiv 3 Genres zuordnet: Fantasy, Science Fiction und Horror.
Es gibt die Definition hinsichtlich der Horrorliteratur (http://de.wikipedia.org/wiki/Horrorliteratur) aus der folgt das es gegebenfalls eine schwache Abgrenzung gegenueber der Science Fiction gibt, jedoch keine sinnvolle gegenueber der Phantastik.
Tatsaechlich lassen sich, m.E. gut 80% der dort erwaehnten Literatur der Urban Fantasy zu ordnen.
Ebenso wie verschiedene Themen Gebiete die hier der Urban Fantasy verortet werden [populaerst Vampire] tatsaechlich eher ein kennzeichnendes Element in der Horror Literatur sind.

Zitat
Die beiden sind also nicht dasselbe und arbeiten auch unterschiedlich. Bei Horror geht es um eine Art Gefühl, eine Tropensammlung und eine Zielsetzung beim Autor, bei Urban Fantasy einfach nur um die Frage: Was für ein Setting haben wir... 
Ich glaube nicht das sie sich durch Tropen oder Zielsetzung unterscheiden.
Tatsaechlich wuerde ich behaupten das gut 90% der Comics die ich besitze, welche ich zu Urban Fantasy zaehlen wuerde, zu gleich auch zur Horrorliteratur zu zaehlen waeren. Nun und das der Anteil, auf das Gesamtwerk an Literatur im Urban Fantasy Bereich betrachtet, kaum unter 70% fallen duerfte.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Jiba am 7.06.2011 | 10:27
Es gibt die Definition hinsichtlich der Horrorliteratur (http://de.wikipedia.org/wiki/Horrorliteratur) aus der folgt das es gegebenfalls eine schwache Abgrenzung gegenueber der Science Fiction gibt, jedoch keine sinnvolle gegenueber der Phantastik.

Vorsicht: Phantastik ungleich Fantasy. Phantastik bezeichnet ja im Grunde Werke mit phantastischen Elementen, also nicht real in unserer Welt vorkommenden oder den Naturgesetzen widersprechenden. Das könnten Utopien und Dystopien in Zukunft und Vergangenheit (Science Fiction und Fantasy1), übernatürliche Wesen in unserer Welt, kosmische Schrecken oder Parallelwelten sein. Fantasy, SciFi und Horror unterscheiden sich letztlich in Herangehensweise und haben wiederum Subgenres unter sich (z.B. Steampunk bei der SciFi und Sword & Sorcery bei der Fantasy)... Urban Fantasy wäre also eher ein Subgenre als ein dem Horror tatsächlich gleichgestelltes Genre. Aber was Phantastik jetzt als großes Gebiet genau ist... da scheiden sich die Geister auch...

Zitat
Tatsaechlich lassen sich, m.E. gut 80% der dort erwaehnten Literatur der Urban Fantasy zu ordnen.
Also, ich käme beim ersten Überfliegen nicht auf so einen hohen Prozentsatz, glaube ich. Das sind aber wieder Definitionsfragen. Gehe ich von meiner Definition oben aus, ist der große Unterschied zwischen Fantasy und Horror/dem Schauerlichen, dass die Protagonisten, so denn übernatürliche/mythische Elemente in der spezifischen Erzählung vorkommen, diese akzeptieren oder eben nicht. In einer Fantasy-Welt, werden die Fantasyelemente von den Protagonisten als alltäglich wahrgenommen und als Teile ihrer Welt akzeptiert - in Horrorgeschichten als Störfaktoren im eigenen Weltbild wahrgenommen. Das trifft natürlich nur auf die Extreme zu und klar gibt es Urban Fantasy-Geschichten, in denen Horror vorkommt. Aber auch dann speist sich der Horror aus dem Gefühl der Protagonisten, "dass etwas nicht sein kann" oder "etwas nicht so ablaufen dürfte", etc. Stichwort: Wehrlosigkeit und Unsicherheit. Bei vielen auf der Wiki-Seite vorkommenden Werken würde ich daher spontan sagen, dass sie keine (Urban) Fantasy sind, weil die Protagonisten daran zweifeln, dass sie in ihre Welt gehören und sie als Fremdkörper wahrnehmen. "Die Fliege", "Die Vögel", "Der weiße Hai", "Call of Cthulhu", "Der Blob" oder "Dracula" ist an sich keine Urban Fantasy, weil die Protagonisten (im letzten Fall beispielsweise Jonathan Harker) einfach diese Dinge nicht als alltäglich wahrnehmen und bis zum Schluss ihre Existenz nicht voll durchschaut oder durchdrungen haben. Bei "Buffy" hingegen, was definitiv Urban Fantasy ist, wird die Tatsache, dass es eine Jägerin gibt und Vampire und Dämonen, niemals ernstlich in Frage gestellt, sondern ist im Kreise der Protagonisten allgemein akzeptiert. In "Dracula" herrscht allerdings die Unsicherheit vor dem Grafen vor und die Protagonisten müssen erst (durch Van Hellsing) aufgeklärt werden. Logisch, wir reden hier von Genres und da gibt es viele Grenzfälle, aber ich glaube nicht, dass man so gut wie allem das Urban Fantasy-Etikett (meint: Contemporary Fantasy-Etikett) aufpropfen kann, nur weil zufällig ein paar Vampire drin vorkommen. "30 Days of Night" ist keine Urban Fantasy. Das ist einfach nur Horror mit Fantasy-Elementen. 

Zitat
Ich glaube nicht das sie sich durch Tropen oder Zielsetzung unterscheiden.
Tatsaechlich wuerde ich behaupten das gut 90% der Comics die ich besitze, welche ich zu Urban Fantasy zaehlen wuerde, zu gleich auch zur Horrorliteratur zu zaehlen waeren. Nun und das der Anteil, auf das Gesamtwerk an Literatur im Urban Fantasy Bereich betrachtet, kaum unter 70% fallen duerfte.

Worin unterscheiden sie sich dann? Bzw. was macht deine Urban Fantasy-Comics zu Horrorcomics? Sind die Protagonisten ohnmächtig? Passieren ihnen Dinge, die so gar nicht sein dürften/könnten? Werden die Wesen, von denen die Gefahr ausgeht, als Fremdkörper in der Umwelt wahrgenommen? Fällt es den Protagonisten schwer zu akzeptieren, dass sie da sind? Versuchen die Comics beim Leser durch die Betrachtung der Protagonisten die Themen Angst vor dem Unbekannten, dem Ungeheuerlichen oder dem Unappetitlichen (nach King) zu erwecken?
Nur weil Urban Fantasy häufig mit Horror gepaart ist, heißt das ja nicht, dass beide dasselbe sind, oder untrennbar verbunden oder Ähnliches. Ich glaube schon, dass es beim Horror um Themen und Zielsetzungen geht und bei der Urban Fantasy um Settinggegebenheiten. "Die Vögel" ist ein gutes Beispiel für einen Horrorfilm, der keinerlei Urban-Fantasy-Anleihen hat.

Aber wir sind weit vom Thema ab. Gerne weiter per PN?

1Ich glaube das Problem ist hier der englische Begriff "Fantasy", der sich ins Deutsche am erhesten mit dem Begriff "Phantastik" übertragen lässt. In der deutschsprachigen Literaturtheorie ist das aber nicht dasselbe. DerTheoretiker Tzevetan Todorov spricht bei dem, was wir salopp Fantasy bezeichnen würden, von dem Wunderbaren, und zählt das gar nicht zu seiner minimalistischen Phantastikdefinition hinzu... für ihn wäre Fantasy keine Phantastik. Seiner Definition folge ich gar nicht, würde aber auch Fantasy am ehesten in Richtung "Wunderbares" übersetzen, um die Begriffsnähe zur Oberkategorie Phantastik zu vermeiden.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Tim Finnegan am 7.06.2011 | 10:30
Ich lese diesen Thread mit einer gewissen Faszination. Keiner guten. Ich hätte dann mal die erste Frage:

Warum wird hier zwischen Horror (Insert your favorite definition) und Urban Fantasy (Fantasy inne Stadt. nich unbedingt jetzt) unterteilt? Ganz ehrlich: Wo. Ist. Die. Verbindung? Borribles sind Urban Fantasy, MFG.

Naja, beide Genres bedienen sich oft an den gleichen fantastischen Elementen, nur ist die Intention eine andere. Horror lebt letztendlich davon bestimmte emotionale Reaktionen zu schaffen, Urban Fantasy hingegen will unterhalten.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Jiba am 7.06.2011 | 10:32
Danke! Alles, was ich oben ausgeführt habe, auf den Punkt! :D
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Teylen am 7.06.2011 | 11:13
Vorsicht: Phantastik ungleich Fantasy.

Aus der Perspektive der Literaturgattungen hat man Phantastik sowie Horror.
Zu Fantasy als eigenes, davon getrenntes Genre, konnte ich nicht ausmachen.

Zitat
In einer Fantasy-Welt, werden die Fantasyelemente von den Protagonisten als alltäglich wahrgenommen und als Teile ihrer Welt akzeptiert - in Horrorgeschichten als Störfaktoren im eigenen Weltbild wahrgenommen.
Die Sichtweise teile ich nicht.
Werke wie Alice im Wunderland, die eher in der Phantastik beziehungsweise der Fantasy verordnet sind, recht sicher jedoch nicht im Bereich der Horrorliteratur, leben Primaer davon das die phantastischen Elemente als nicht allttaeglich wahrgenommen werden.
Auch Werke wie Neverwhere [Gaiman] leben davon das der Protagonist mit nicht alltaeglichen, einem Stueckweit inakzeptablen, Sachverhalten [Wesen, Kulturmustern] konfrontriert wird.

Imho lebt gerade die Urban Fantasy durch ihre Wurzeln in den Urbanen Mythen.
Das heisst der Konfrontation aus der bekannten Urbanen Umgebung und nicht alltaeglichen / phantastischen Dingen.
Sozusagen einem "Sense of Wonder", der recht schnell in eine Art "Sense of Horror" umschlaegt.

Zitat
Bei "Buffy" hingegen, was definitiv Urban Fantasy ist, wird die Tatsache, dass es eine Jägerin gibt und Vampire und Dämonen, niemals ernstlich in Frage gestellt, sondern ist im Kreise der Protagonisten allgemein akzeptiert.

Auch bei "Buffy" gibt es den Konflikt das die Hauptfigur erstmal mit dem phantastischen konfrontriert wird.
Das sich dort Daemonen gegenueber dem normalen Ablauf der Welt quasi "verstecken" bzw. fuer normale Menschen nicht alltaeglich sind. Nun und im Laufe der Serien wird die Protagonistin durchaus gezwungen ihre Kenntnisse bzgl. Vampiren und das was man ihr ueber das Jaeger dasein bei bringt in Frage zu stellen.

Wobei dann auch noch bei Buffy nun "Horror" aus einem nicht-phantastischen Umstand gezogen wird. [Tod der Mutter]
Um dann das gleiche Spiel nochmal mit phantastischen zu wuerzen. [Beinahe-Wiederbelebung der Mutter]

Zitat
"30 Days of Night" ist keine Urban Fantasy. Das ist einfach nur Horror mit Fantasy-Elementen.
Imho ist es sowohl Urban Fantasy als auch Horror.
Weshalb mir auch kaum ein Comic [im Moment keiner] einfaellt, den ich als Horror aber nicht als Urban Fantasy bezeichnen wuerde.
[Im umgekehrten Fall schon] Was eine Ausgabe die Bram Strokers Dracula nacherzaehlt mit einschliesst.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Oberkampf am 7.06.2011 | 11:30
Ich lese diesen Thread mit einer gewissen Faszination. Keiner guten. Ich hätte dann mal die erste Frage:

Warum wird hier zwischen Horror (Insert your favorite definition) und Urban Fantasy (Fantasy inne Stadt. nich unbedingt jetzt) unterteilt? Ganz ehrlich: Wo. Ist. Die. Verbindung? Borribles sind Urban Fantasy, MFG.

Da ich die Unterscheidung durch eine der Eingangsfragen aufgeworfen habe, gebe ich mal meine Gründe an:
Urban Fantasy scheint eine der Sammelbezeichnungen für einen Literaturstil zu sein, der immer populärer wird und immer mehr die Sci-Fi und Fantasyregale in Buchläden füllt: Es handelt sich um Geschichten, die in der Jetztzeit, üblicherweise in großen Städten spielen, und in denen Protagonisten aus der klassischen Horror- bzw, Schauerliteratur auftreten, wie etwa Vampire, Werwölfe, Racheengel, Alte Götter etc. Butchers Dresden Files, Simon Greens Nightside, Lukjanenkos Wächtertriologie zählen für mich ebenso dazu wie die Geschichte einer Geheimorganisation (http://www.amazon.de/Lillys-Schweigen-Organisation-Band-Roman/dp/3453526643/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1307438486&sr=1-1) in der schönsten Stadt der Welt (http://www.amazon.de/Lillys-Schweigen-Organisation-Band-Roman/dp/3453526643/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1307438486&sr=1-1) sowie die endlos vielen "Protagonistin liebt Vampir"-Romane.
 
Trotzdem sind es - meiner Meinung nach - keine "Horrorromane", weil die 1) Literatur nicht darauf angelegt ist, den Leser in eine furchtsame Stimmung zu versetzen, 2) die (weiblichen) Hauptprotagonisten oft nicht hilflos (wie im klassischen Horror) sind und 3) das Übernatürliche nicht (wie im klassischen Horror) unerwartet und unerklärlicherweise in die geordnete Welt der Protagonisten hineinbricht.

Es gibt natürlich eine Reihe von anderen Bezeichnungen für dieses Genre, und einige Leute sehen da einige Dinge anders als ich. Ich halte dosierte Urban Fantasy z.B. möglicherweise auf längere Sicht hin für rollenspieltauglich, was ich von Horror nicht annehme. Aber um das zu diskutieren gibts diesen Thread.

Edit: Vor dem Antworten Threadzuendelesen hätte Arbeit erspart. Weitgehend stimme ich Jibas Unterscheidungen zwischen Urban Fantasy und Horror zu.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Teylen am 7.06.2011 | 11:41
[die endlos vielen "Protagonistin liebt Vampir"-Romane.]
 
Trotzdem sind es - meiner Meinung nach - keine "Horrorromane", weil die 1) Literatur nicht darauf angelegt ist, den Leser in eine furchtsame Stimmung zu versetzen, 2) die (weiblichen) Hauptprotagonisten oft nicht hilflos (wie im klassischen Horror) sind und 3) das Übernatürliche nicht (wie im klassischen Horror) unerwartet und unerklärlicherweise in die geordnete Welt der Protagonisten hineinbricht.
Naja da koennte man entgegen halten das:
1) Das ganze schon oftmals auf (Teenage)-Angst hinaus laeuft
2) Die Protagonistin gegenueber ihrem vampirischen Partner oftmals als unterlegen dargestellt wird [Bella, Sookie, Elena]
3) Das Uebernatuerliche idR unerwartet und unerklaerlich [wie die erste Liebe - was teilweise tatsaechlich der Fall ist] in die Welt der Protagonistin bricht.

Wobei man nun gerade bei "American Vampires", dem Vampir Werk von Miller / King, weder eine sonderlich furchtsame Stimmung findet, die Hauptprotagonistin ziemlich wehrhaft wird und sich auch der Schock, imho, sehr im Rahmen haelt.
[Wobei das Werk auch irgendwie die furcht des Europaers vor dem weiterentwickelten Amerikaner ansprechen soll - was bei mir nicht funktionierte und eher den Eindruck kompensierter, amerikanischer Minderwertigkeitskomplexe erweckte o.O; ]
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Tim Finnegan am 7.06.2011 | 11:55
@Teylen:

Du beziehst dich immer auf die benutzen Stilmittel, nicht auf das angestrebte Ergebnis. Es ist doch letztendlich egal ob z.B. Vampire irgendwo vorkommen oder wie die Protagonisten porträtiert sind, es zählt nur ob beim Endergebnis Grusel und Horror aufkommen. Bei Blair Witch hat das damals ganz gut geklappt, bei Buffy futter ich Nachos mit Käsesauce und amüsiere mich.

@Tümpelritter:

Da trifft das Emotionsproblem bei RPGs. Es ist doch die große Kunst, seine Spieler in die richtige Stimmung versetzen zu können, sei es für Horror, Drama oder Konflikte. Ich denke auch, das lässt sich zum einem nicht ewig durchhaltten, zum anderen nicht im regelmäßigen Turnus gezielt starten.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Oberkampf am 7.06.2011 | 11:57
Noch zwei Sachen, die mir aufgefallen sind:

1. Die beliebte Unterscheidung ROLLENspiel und RollenSPIEL floss (natürlich?) wieder ins Thema ein. Ich bin z.B. der Meinung, dass Horror-Ermittlungsabenteuer das Charakterspiel behindern - so wie es Ermittlungsabenteuer eben tun. Deshalb habe ich mich in einer Abschlussbesprechung des Blutschuld (http://tanelorn.net/index.php/topic,67591.0.html)-Abenteuers geweigert, die zukünftigen Dresden Files Abenteuer als reine Ermittlungsabenteuer zu konzipieren und leiten. Ich finde auch, dass Butchers Harry Dresden mehr macht als nur ermitteln: Er trifft Entscheidungen, er macht sich Freunde und Feinde, er greift ein. Das fällt bei vielen (nicht allen) Ermittlungsabenteuern zu oft unter den Tisch.

2. Die Unterscheidung "Spieler hat Angst" und "Charakter hat Angst":
Das ist eine spannende Sache. Warhammer FRPG akzeptiere ich (und Deadlands interessiert mich mittlerweile) trotz meiner Bedenken gegen Horror im RPG, weil a) das ganze in einen Fantasykosmos (Deadlands: Westernkosmos) eingebettet ist, in dem SCs nach Genrekonventionen nicht wehr- und hilflos sind, und b) (zumindest für WHFRPG gilt das) anhand der Spielmechanik die Horrorelemente sich auch auf den Charakter auswirken. Ich weiß also, dass mein Charakter Angst hat, auch wenn ich als Spieler nur eine leichte Spannung spüre.

Kann das bedeuten, dass Horrorrollenspiele sich durch eine Spielmechanik auszeichnen, die den Charakter teilweise der Kontrolle des Spielers entzieht (Beispiele außer WHFRPG: Vampire/Werwolf - Frenzy u. evtl. Humanity; CoC - Sanity-Verlust)?
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Teylen am 7.06.2011 | 11:59
Du beziehst dich immer auf die benutzen Stilmittel, nicht auf das angestrebte Ergebnis. Es ist doch letztendlich egal ob z.B. Vampire irgendwo vorkommen oder wie die Protagonisten porträtiert sind, es zählt nur ob beim Endergebnis Grusel und Horror aufkommen. Bei Blair Witch hat das damals ganz gut geklappt, bei Buffy futter ich Nachos mit Käsesauce und amüsiere mich.
Tja, ich kann bis heute nicht nachvollziehen was gerade am ersten Blair Witch Teil dran sein soll.
Ich wuerde da Nachos und Kaesesauce essen, waere er nicht so unglaublich langweilig, dappsch und belanglos.
Wohingegen ich zumindest die beiden genannten Episoden bei Buffy durchaus sehr beklemmend bzw. ein Stueckweit gruselig empfand.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Jiba am 7.06.2011 | 12:10
Aus der Perspektive der Literaturgattungen hat man Phantastik sowie Horror.

Okay, ich versuche zu zitieren: Tzevetan Todorov hat im 19. Jahrhundert das Phantastische vom Wunderbaren (das was wir heute "Fantasy" nennen würden) und dem Unheimlichen (was wir heute wohl "Horror/Schauer" nennen würden) abgegrenzt: Das Phantastische würde sich dadurch auszeichnen, dass Zweifel daran bestünden, ob die irrealen Elemente in einer Erzählung nun wahr seien oder nicht. Dabei hatte er Stoker, Poe, Hoffmann, etc. im Blick. Später wurde diese Definition aufgebrochen und der Begriff Phantastik (http://de.wikipedia.org/wiki/Phantastik) als übergeordnete Kategorie für Fantasy, Science Fiction und Horror definiert (nachzulesen u. a. im "Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft"), mal weiter, mal enger (siehe Theoretiker Rosemary Jackson, James Donald, u. a.). Letztlich bleibt Fantasy und damit auch Urban Fantasy ein Subgenre des Phantastischen (http://de.wikipedia.org/wiki/Fantasyliteratur), was alle Erzählungen unter sich subsumiert, die übernatürliche/den bekannten Naturgesetzen widersprechende Elemente enthalten bzw. die eine (nach Zimmermann) sequenzielle Lücke in der Narration aufweisen, wodurch sie dem Leser irreal erscheint. Man kann diese Definition natürlich kritisieren, was aber nichts an der Tatsache ändert, dass sie in der Literaturwissenschaft so getroffen wird.

Zitat
Werke wie Alice im Wunderland, die eher in der Phantastik beziehungsweise der Fantasy verordnet sind, recht sicher jedoch nicht im Bereich der Horrorliteratur, leben Primaer davon das die phantastischen Elemente als nicht allttaeglich wahrgenommen werden.
Auch Werke wie Neverwhere [Gaiman] leben davon das der Protagonist mit nicht alltaeglichen, einem Stueckweit inakzeptablen, Sachverhalten [Wesen, Kulturmustern] konfrontriert wird.

Ja, stimmt schon... nur sind beide Werke keine Fantasy im strengen Sinne (auch wenn sie im Buchladen eben zwecks besserer Übersichtlichkeit mit diesem Label versehen sind). Nichtsdestotrotz gehören sie zur Phantastik. Die drei oben aufgeführten großen Subgenres sind (wie das mit Genres so ist) natürlich nicht die einzigen möglichen literarischen Herangehensweisen an die Phantastik - es ist möglich, dass man Werke hat, die sich keinem der drei Genres ohne weiteres zuordnen lassen (ich würde z.B. als ein viertes Genre vielleicht noch das Groteske vorschlagen, unter das dann sowas wie "Alice im Wunderland" fiele... wobei das Buch auch durchaus Horroranleihen hat - die Schweineverwandlung fand ich schon recht erschreckend). Anderes Beispiel wäre zum Beispiel Kafkas Kurzerzählung "Die Sorge des Hausvaters", die auch phantastische Elemente enthält, aber weder Fantasy, noch Horror, noch SciFi ist. Es kommt dabei auch stark auf die Disposition des Protagonisten an, oder eben darauf, wie der Leser die Situation in Relation zu einer realen (u. U. auch historischen) Realität verortet. Geschichten wie "Alice im Wunderland" oder "Die unendliche Geschichte" nehmen einfach einen Wechsel des Realitätssystems vor, denn hier ist es ja eine Parallelwelt, in die der Protagonist kommt - und im Wunderland sind Spielkartensoldaten und sprechende Walrösser normal. Wobei Alice die Eigenheiten des Wunderlands ja auch relativ schnell akzeptiert - und ihre Konflikte mehr aus den Gefahren der Parallelwelt als aus ihrem Unglauben herrühren.

Zitat
Das heisst der Konfrontation aus der bekannten Urbanen Umgebung und nicht alltaeglichen / phantastischen Dingen.
Sozusagen einem "Sense of Wonder", der recht schnell in eine Art "Sense of Horror" umschlaegt.

Wäre eine brauchbare Definition für die Phantastik, aber eben nicht die Fantasy, in der nur der Leser die Dinge als nicht alltäglich wahrnimmt, die Protagonisten aber als selbstverständlich.
 
Zitat
Auch bei "Buffy" gibt es den Konflikt das die Hauptfigur erstmal mit dem phantastischen konfrontriert wird.
Das sich dort Daemonen gegenueber dem normalen Ablauf der Welt quasi "verstecken" bzw. fuer normale Menschen nicht alltaeglich sind. Nun und im Laufe der Serien wird die Protagonistin durchaus gezwungen ihre Kenntnisse bzgl. Vampiren und das was man ihr ueber das Jaeger dasein bei bringt in Frage zu stellen.

Naja, Buffy hat Schwierigkeiten damit, "wie es ist, die Jägerin zu sein" aber nicht damit "dass es die Jägerin gibt". Selbiges gilt für Vampire. Ja, stimmt, sie merkt schon, dass nicht alle Vampire böse sind... aber sie stellt nie in Frage, dass es Vampire sind. Das Übernatürliche ist alltäglich, was sogar soweit geht, dass sich weder Medien noch Regierung an den seltsamen Vorgängen in Sunnydale zu stören scheint - ach, eine 50-Meter-Kobra; nichts Neues unter der Sonne? Buffy zweifelt nie daran, dass es das Übernatürliche gibt (noch nicht einmal in Episode 1, glaube ich). Sie zweifelt höchstens daran, wie sie damit umgesehen soll. Es gibt überhaupt nur eine einzige Folge, in der das Übernatürliche in Frage gestellt wird (Buffy im Irrenhaus) und die zählt eigentlich nicht...

Zitat
Wobei dann auch noch bei Buffy nun "Horror" aus einem nicht-phantastischen Umstand gezogen wird. [Tod der Mutter]

Das ist genausowenig Horror, wie "Schindlers Liste" (entschuldigt den Vergleich) Horror ist. Klar als Zuschauer leiden wir mit Buffy, wir fühlen uns schlecht, wir sind schockiert und tief betroffen, vielleicht sogar verzweifelt. Aber wir gruseln uns nicht. Und Buffy gruselt sich auch nicht. Sie erkennt ihre eigene Hilflosigkeit und Wehrlosigkeit, aber nicht in dem Sinne, dass sie Angst vor dem Tod der Mutter hätte. Sie hat keine irrationale Furcht vor dem Tod ihrer Mutter. Buffy ist verzweifelt und in tiefer Trauer und starker Verantwortung. Aber sie gruselt sich nicht im Horrorsinne.

Zitat
Um dann das gleiche Spiel nochmal mit phantastischen zu wuerzen. [Beinahe-Wiederbelebung der Mutter]
Imho ist es sowohl Urban Fantasy als auch Horror.

Das auf jeden Fall! Denn da ist das Element, dass Buffys Mutter wiederbelebt wird auch hochgradig mit Horrorelementen (Zombietum, IIRC) gewürzt. Urban Fantasy und Horror können ja auch, wie gesagt, zusammen auftreten, das habe ich nicht bestritten.

Aber, das geht alles zu weit vom Thema ab, also: anderer Thread?
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Oberkampf am 7.06.2011 | 12:12
Naja da koennte man entgegen halten das:
1) Das ganze schon oftmals auf (Teenage)-Angst hinaus laeuft
2) Die Protagonistin gegenueber ihrem vampirischen Partner oftmals als unterlegen dargestellt wird [Bella, Sookie, Elena]
3) Das Uebernatuerliche idR unerwartet und unerklaerlich [wie die erste Liebe - was teilweise tatsaechlich der Fall ist] in die Welt der Protagonistin bricht.

1) Das trifft sicher z.T. zu, aber ich bezweifle, dass die Angst sich überträgt. Buffy behandelt z.B. viele Teenagerängste und Verlustgefühle auf eine sehr humoristische Art und Weise.

2) Das stimmt nur teilweise. Auf die meisten Vampirromanzen trifft das zu, auf Buffy nur sehr beschränkt und auf Simon Greens Drood-Reihe nicht.

3) Ja und nein. Das Übernatürliche wird in den meisten dieser Romane (die ich bisher gelesen habe) schnell akzeptiert + erklärt und verliert schnell den Anspruch auf Mysteriösität. Der Vergleich zur 1. Liebe scheint mir da sehr passend: es wirbelt die Protagonisten kurz aus der Bahn, hat aber keine dauerhaften Folgen. So gut wie jeder macht das mal durch. Im Gegensatz dazu löst bei Lovecraft (mWn) die Konfrontation mit dem Übersinnlichen schwere Persönlichkeitskrisen oder Wahnsinn aus.

Allerdings kann man da natürlich ewig im Kreis über Literatur diskutieren. Hinsichtlich des Rollenspiels rufe ich dann nochmal HdNs These in Erinnerung:
Wer Vampire oder Werwölfe spielt will rocken!*

Sowas ist für mich so jenseitig von Horror-Rollenspiel verstanden als Stimmungsspiel mit dem Ziel, Angst bei Spielern zu erzeugen, dass ich im Rollenspielbereich die Unterscheidung zwischen Horror und Urban Myth/Fantasy für sinnvoll halte.


*etwas, dass ich von CoC-Spielern nicht annehme!
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Naldantis am 7.06.2011 | 12:18
@Teylen:

Du beziehst dich immer auf die benutzen Stilmittel, nicht auf das angestrebte Ergebnis. Es ist doch letztendlich egal ob z.B. Vampire irgendwo vorkommen oder wie die Protagonisten porträtiert sind, es zählt nur ob beim Endergebnis Grusel und Horror aufkommen. Bei Blair Witch hat das damals ganz gut geklappt, bei Buffy futter ich Nachos mit Käsesauce und amüsiere mich.

IMHO spielt da die Charakterbindung stark mit ein...

..bei einer guten oder einfach längeren Serien lernt man Charaktere kennen und fürchtet, ihnen könnte etwas zustoßen; man wird Teil ihrer Gefühlswelt.
Bei schlechten Filmen (und Büchern) hingegen fällt das flach - darum tangierte mich z.B. BWP u.a. auch nicht, da die Figuren so dödelig und uninteressant waren, daß man darauf gehofft hat, irgendwas macht endlich ein paar davon alle, so das mal was passiert oder schlicht die Staffage ausgedünnt wird.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Naldantis am 7.06.2011 | 12:24

Naja, Buffy hat Schwierigkeiten damit, "wie es ist, die Jägerin zu sein" aber nicht damit "dass es die Jägerin gibt". Selbiges gilt für Vampire. Ja, stimmt, sie merkt schon, dass nicht alle Vampire böse sind... aber sie stellt nie in Frage, dass es Vampire sind. Das Übernatürliche ist alltäglich, was sogar soweit geht, dass sich weder Medien noch Regierung an den seltsamen Vorgängen in Sunnydale zu stören scheint - ach, eine 50-Meter-Kobra; nichts Neues unter der Sonne? Buffy zweifelt nie daran, dass es das Übernatürliche gibt (noch nicht einmal in Episode 1, glaube ich). Sie zweifelt höchstens daran, wie sie damit umgesehen soll. Es gibt überhaupt nur eine einzige Folge, in der das Übernatürliche in Frage gestellt wird (Buffy im Irrenhaus) und die zählt eigentlich nicht...


Stimmt, und so betrachtet ist es vermutlich gar nicht MÖGLICH, Horror anders als in vereinzelten One-Shots zu spielen.
Denn nach dem 3. übernatürlichen Phänomen paßt sich auch der hartschädligste Char an und ersetzt 'Grusel' oder 'Horror' durch 'Anspannung' und 'Angst' oder 'Vorsicht'.
Die Akzeptanz der veränderten Realität ist nur bei pathologischen Fällen (Scully, Scooby-Gang) kampagnentauglich hinauszögerbar.

Wobei dann noch im RPG erschwerend hinzukommt, daß man da 'Ohnmächtigkeit' der Prodagonisten nun so gar nicht brauchen kann...
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Jiba am 7.06.2011 | 12:32
Ist auch wieder die Frage, was wir aus der "Ohnmächtigkeit" genau machen... Bei Survival-Horror besteht ja immerhin die Möglichkeit des "irgendwie Davonkommens". Bei CoC finde ich aber schon Werte für Fertigkeiten prinzipiell überflüssig und würde eher mit einem Traumasystem wie aus UA und Persönlichkeitsmerkmalen arbeiten.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Tim Finnegan am 7.06.2011 | 12:33
@Tümpelritter & Tylen:

Ich denke, ich kann euch beiden die gleiche Antwort geben. Neben einigen universellen Ängsten (Schmerz, Körperliche Unversehrtheit, Feuer, etc.) sind Ängste und derren Auslöser doch das individuellste was wir haben. Ich kann noch so viel von "Verlaufen im Dunklen Wald" erzählen und beschreiben, wenn das beim Rezipienten keine schon vorhandene Angst anspricht, wird es nie was. Dagegen kann ich ein brennendes Haus beschreiben, wärend ich gleichzeitig die Hand des Zuhörers immer näher an eine offene Flamme ziehe, damit erreiche ich was.
Von daher greift die regelmechanische Lösung eigentlich auch nicht, sie sagt nur "Oh, da passiert was, ich muss mich entsprechend verhallten".

@Tümpelritter:

CoC. Schweres Thema und ich denke ich trete jetzt einigen CoC-Spielern auf die Füße. Bei CoC gruselt man sich nicht. Lovecraft an sich hat seinen gruselfaktor auch verloren, das Millieu in dem es die Ängste gab, auf die Lovecrafts Geschichten aufgebaut haben, existiert so nicht mehr. CoC bietet aber die Möglichkeit etwas sehr heroisches zu spielen: Charaktere die sich bewusst dem Unausweichlichen entgegenstellen und ihre körperliche und geistige Unversehrtheit opfern um die restliche Menschheit zu schützen. Da ist der dem System innewohnende Konflikt übrigends zu sehen, wenn Spieler ihre Charaktere lieber wegrennen lassen und dem Ärger (aka Plot) aus dem Weg gehen und somit beweisen das sie den kern des Spiels nicht wirklich verstanden haben.

@Naldantis:

Charakterbindung und Identifikation spielen überall mit, ansonsten würde auch niemand Soaps schauen ;)
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Sephiron am 7.06.2011 | 12:42
@Teylen
Wie bereits gesagt wurde: Es ist unerheblich, ob die Hauptfigur Angst hat oder nicht.
Selbst wenn wir unterstellt, Bella wäre ähnlich entsetzt wie eine Figur in nem Horrorroman: Wenn der Leser mitbekommt, wie Edward und Bella in den Wald verschwinden, erwartet er nicht, dass Edward ihr mit den Zähnen die Kehle rausreisst... auch wenn er noch so oft sagt "Komm mir nicht zu nah, ich bin ein Monster!"
Ganz im Gegenteil: Der Leser weiss von Anfang an, dass Edward eigentlich ein netter Junge ist. Dass er ein Vampir ist, ist ein Kniff, um dem braven Weichei zum Ausheulen einen Hauch Verruchtheit zu verleihen, der für Attraktivität einfach nötig ist.

Um es abzukürzen: 1+2 haben mit sexuellem Verlangen zu tun, 3 mit Suspension of Disbelief (http://de.wikipedia.org/wiki/Willentliche_Aussetzung_der_Ungl%C3%A4ubigkeit), nichts davon mit Furcht.

Natürlich kann eine Schauergeschichte auch Liebe beinhalten, wie z.B. die Geschehnisse um Mina Harker in "Dracula".
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Teylen am 7.06.2011 | 15:48
Hinsichtlich der Definition von Urban Fantasy sowie Horror glaube ich nicht das wir auf einen Punkt kommen.
Was schlicht daran liegt das ich mich beiden Begriffe ueber die deutschen Begriffe der Horrorliteratur bzw. der Phantastik naehre. Dort nun "Fantasy" dazwischen zu schieben, behagt mir nicht. Zumal ich den Bereich der klassischerweise mit "Fantasy" [ohne Urban oder Horror] bezeichnet wird, in der Regel eher meide.

Ich finde es zudem nicht zielfuehrend Werke wie Alice im Wunderland, Neverwhere, und mit letzteren ein weiterer grosser Komplex um das was Gaiman schuf, in eine Art zwischenraum der "Undefiniertheit" zu schieben.

In Bezug auf Buffy hatte ich die Serie dergestalt verstanden das die normale Welt die Existenz von Vampiren, Daemonen mit all deren Skurillitaeten, selbst im Angesicht handfester Beweise, konsequent verneint. Schliesslich hat Buffy es bis, iirc, zur vierten Season es geschafft ihre Mutter in Unwissenheit ueber ihre Berufung, sowie die allgemeine Bedrohung durch uebernatuerliches, zu lassen. Da schlaengelt eine 50-Meter lange Riesen-Kobra ueber die Strasse? Verdammt, da waren wohl Halluzinogene im Wasser. ^^;

1) [..]
2) [..]
3) [..]
Ich wollte mich mit der Wiederlegung strikt auf das Genre der "Vampirromanzen" beziehen.
Daher auch der Veweis zu Vampire Diaries, Twilight sowie True Blood und die Auslassung von Buffy.

Hinsichtlich der Horror Thematik nehme ich durchaus an das die Zielgruppe den Inhalt konsumiert und sich dabei [wohlig] einem gewissen Grusel hingibt. Andernfalls waere es im gleichen Ausmass moeglich die Liebesbeziehung unter Auslassung der Verwendung von Vampiren und dergleichen zu erzaehlen.

Natuerlich weiss man das Edward Bella idR. nicht toeten wird - wobei es auch andere Romanen/Serien gibt die da weniger "nett" sind.
Aber dennoch wird das moeglichste getan um zumindest die Illussion der Gefahr zu erzeugen, natuerlich ueberlebt Bella das Wald treffen, dennoch darf Edward herum glitzern und einen Vortrag ueber "Ich, das groesste Raubtier" halten.
Nun und im zweiten oder dritten Buch kommt es wohl dazu das Edward der Schwangeren Bella bei der Geburt, als Geburtshilfe, mit seinen Zaehnen einen Kaiserschnitt verpasst. [Ich habe Twilight nachdem ersten Teil nicht weiter geschaut]

Imho gruselt sich die Zielgruppe schon wenn es bei Twillight heisst "Komm mir nicht zu nahe, Monster", wenn bei True Blood die Gedaerme spritzen oder wenn die Damon mal wieder einen Menschen toetet bzw. Cathrine / Hans ihr untotes Unwesen treiben.
Wohingegen ich bei Blair Witch I Probleme habe nachzuvollziehen wo auch der Horror [bzw. Stelle zum gruseln] theorethisch liegen sollte.


Ich bin z.B. der Meinung, dass Horror-Ermittlungsabenteuer das Charakterspiel behindern - so wie es Ermittlungsabenteuer eben tun.
Ich verstehe nicht in wie weit Ermittlungsabenteuer das Charakterspiel behindern.
Schliesslich kann man sich entscheiden, die Ermittlung an der Charakterdarstellung, anstelle des effizientesten Vorgehen / Loesung zu orientieren.

Zitat
2. Die Unterscheidung "Spieler hat Angst" und "Charakter hat Angst"
Imho kann man sogar in drei Aspekte unterscheiden:
) Der Spieler erfaehrt das Spiel aehnliches einer Horrorgeschichte und fuerchtet / gruselt / ekelt sich.
) Der Charakter erfaehrt in der Spielsituation eine Verhaeltnismaessigkeit auf Basis der sich der Spieler entscheidet das der Charakter nun traumatisiert ist. [Per Immersion kann man sich ggf. etwas pers. Horror abschoepfen]
) Das System stellt eine Verfalls-Moeglichkeit oder Charakter Aenderung dar
Abhaengig von der Umsetzung ist es nicht zwingend..
... das Spieler Horror empfindet [Wenn z.B. das System als fair betrachtet wird oder die Entwicklung fasziniert]
... das die Figur Horror empfindet [Ein Vampire der degeneriert verliert eben diese Faehigkeit]

Theorethisch kann der Horror-Aspekt sich auch auf die Wahrnehmung Aussenstehender beschraenken.
Da spielt vielleicht eine Gruppe unbekuemmert ein Sabbat Rudel, unter Hack&Slay Ansatz, waehrend es einen Betrachter graust.

Zitat
Kann das bedeuten, dass Horrorrollenspiele sich durch eine Spielmechanik auszeichnen, die den Charakter teilweise der Kontrolle des Spielers entzieht (Beispiele außer WHFRPG: Vampire/Werwolf - Frenzy u. evtl. Humanity; CoC - Sanity-Verlust)?
Ich wuerde eher behaupten das es sich durch die Art der Konfrontration auszeichnet.
Den Kontrollverlust hat man im Rahmen von Verletzungen im Gewissen Sinne auch bei anderen Systemen.
Ich denke jedoch das es hilft wenn man einen Werte technischen Indikator die Psyche des Chars betreffend hat.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Vash the stampede am 7.06.2011 | 15:57
...Wohingegen ich bei Blair Witch I Probleme habe nachzuvollziehen wo auch der Horror [bzw. Stelle zum gruseln] theorethisch liegen sollte. ...

Es ist die Angst vor dem Unbekannten. Es ist der Horror, der rein im Kopf des einzelnen entsteht (oder halt auch nicht ;)). Es ist ziemlich klassisch und auch mitunter sehr erfolgreich. Gruselfilme arbeiteten damit auch (bestes Beispiel: Bis das Blut gefriert; neuere Filme Paranormal Activity oder ganz aktuell Insidious). Aber auch Splatter/Gorefilme vermögen es (bestes Beispiel: Texas Chainsaw Massacre (Original)). In allen Fällen geht es immer nur um Ahnungen und Andeutungen. Man erwartet das Schreckliche. Bei BWP wird es durch das verstörende, wahlweise verwirrende, wahlweise doofe (;)), Ende aufgelöst.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Jiba am 7.06.2011 | 16:33
Was schlicht daran liegt das ich mich beiden Begriffe ueber die deutschen Begriffe der Horrorliteratur bzw. der Phantastik naehre.
Ich mache nichts anderes... nur hat "Fantasy" (egal ob Urban oder sonstwas) einfach keine deutsche Entsprechung als Begriff, der genau das bezeichnet, was es ist. "Phantastik" ist als deutscher Begriff viel älter und bezog sich (mal von Todorov abgesehen) primär tatsächlich auf alle Werke, bei denen Irreales in die Narration eingearbeitet wurde. Da zwischen Horror, Fantasy und SciFi zu differenzieren (und nicht nur zwischen ihnen), ist den Werken geschuldet, die diese Genres herauskristallisiert haben.

Zitat
Dort nun "Fantasy" dazwischen zu schieben, behagt mir nicht. Zumal ich den Bereich der klassischerweise mit "Fantasy" [ohne Urban oder Horror] bezeichnet wird, in der Regel eher meide.
Niemand schiebt dazwischen... wir "subsumieren unter". Und wir machen das auch nicht "nun", sondern das ist in der Literaturwissenschaft seit Jahrzehnten ein Theorem, was schon eine beachtliche Anhängerschaft hat und auch griffig genug ist, um damit zu arbeiten. Daher: Fantasy ist sieht beachtlicher Anteil an Literaturtheoretikern, die in diesem Bereich forschen, als einen mehr oder weniger eng gefassten Erzählmodus des Phantastischen. Urban Fantasy ist ein Subgenre der Fantasy (ebenso wie Heroic Fantasy oder Sword & Sorcery). Das hat erstmal nichts mit deinen persönlichen Vorlieben zu tun. Und es wertet deinen literarischen Geschmack weder ab noch auf - das verhält sich rein deskriptiv.

Zitat
Ich finde es zudem nicht zielfuehrend Werke wie Alice im Wunderland, Neverwhere, und mit letzteren ein weiterer grosser Komplex um das was Gaiman schuf, in eine Art zwischenraum der "Undefiniertheit" zu schieben.

Die Begrifflichkeiten sind doch deskriptiv, nicht wertend. Zumal ich ja schon gesagt habe, dass Fantasy, Science Fiction und Horror lediglich drei große feste Inseln des Phantastischen sind, die sich berühren, etc. Ich würde sogar sagen gerade weil "Alice im Wunderland" und "Neverwhere" keine typischen Fantasy oder Horrorwerke sind, sondern sich an den Rändern der beiden bewegen und Elemente von ihnen bewusst aufnehmen und andere verwerfen, sind sie überhaupt erst interessante Romane. Um die Filmsprache zu bemühen: Genrekino kann jeder machen. Aber einen Film zu drehen, der sich keinem bestimmten Genre zuordnen lässt, ist eine Kunst - und noch eine viel größere ist es, Genres neu zu definieren oder zur Veränderung von Genres beizutragen. Und das macht Gaiman.

Zitat
In Bezug auf Buffy hatte ich die Serie dergestalt verstanden das die normale Welt die Existenz von Vampiren, Daemonen mit all deren Skurillitaeten, selbst im Angesicht handfester Beweise, konsequent verneint. Schliesslich hat Buffy es bis, iirc, zur vierten Season es geschafft ihre Mutter in Unwissenheit ueber ihre Berufung, sowie die allgemeine Bedrohung durch uebernatuerliches, zu lassen. Da schlaengelt eine 50-Meter lange Riesen-Kobra ueber die Strasse? Verdammt, da waren wohl Halluzinogene im Wasser.

Aber wann geht es in der Serie explizit darum? Wann tritt dieser Umstand jemals in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit? Bei "Vampire", ja, da ist das Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, aber in Sunnydale? Ist ja nicht so, dass Buffys Mutter eigene Nachforschungen angestellt hat, Spezialisten befragt hat oder mit der Geschichte an die Presse gegangen ist, nachdem sie mitgekriegt hat, dass ihre Tochter die Jägerin ist. Es geht hier um Normalität. Und wenn Buffy mit ihren Freunden auf die Jagd geht, dann ist das für alle der Alltag. Auch Pure Mortals wie Xander oder Cordelia kratzt es recht wenig, dass es Vampire und Dämonen gibt. Zumindest nachdem der erste Schrecken überwunden ist, nicht. Und wenn es um Buffy wirklich um den Unglauben gehen würde, dann hätte man sicher mehr auf diesem Aspekt rumgeritten...

Zitat
Ich denke jedoch das es hilft wenn man einen Werte technischen Indikator die Psyche des Chars betreffend hat.

Solange er nicht so aussieht wie Menschlichkeit bei "Vampire" gebe ich dir recht.  ;D
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Oberkampf am 7.06.2011 | 18:13
Hinsichtlich der Definition von Urban Fantasy sowie Horror glaube ich nicht das wir auf einen Punkt kommen.

Ich finde es zudem nicht zielfuehrend Werke wie Alice im Wunderland, Neverwhere, und mit letzteren ein weiterer grosser Komplex um das was Gaiman schuf, in eine Art zwischenraum der "Undefiniertheit" zu schieben.

Naja, mal zu dem Zeug, was mich gerade interessiert, Halbgötter in unserer Gegenwart: Percy Jackson, Scion, Truth&Justice - Legends Walk. Horror ist das mit Sicherheit nicht. Auch keine Fantasy.

In Bezug auf Buffy hatte ich die Serie dergestalt verstanden das die normale Welt die Existenz von Vampiren, Daemonen mit all deren Skurillitaeten, selbst im Angesicht handfester Beweise, konsequent verneint.

Eigentlich hat da Jiba schon alles gesagt, aber nur nochmal zur Klärung (weil ich tatsächlich mir gerade Folgen der Serie abends anschaue): Das Übernatürliche ist vielen Leuten bewusst. In der dritten Staffel wird Buffy sogar von ihren Mitschülern dafür ausgezeichnet, die Todesrate des Jahrgangs klein gehalten zu haben. Buffys Mum weiss seit der zweiten Staffel, dass ihre Tochter die Jägerin ist.

Ich wollte mich mit der Wiederlegung strikt auf das Genre der "Vampirromanzen" beziehen.
Daher auch der Veweis zu Vampire Diaries, Twilight sowie True Blood und die Auslassung von Buffy.

Die Vampirromanzen verwenden sicherlich Motive der Horrorliteratur, das bestreite ich ja nicht. Aber selbst dann bleiben sie eher eine Untergattung der Horrorliteratur, die andere Bereiche stark berührt.Ob Vampirromane fürs Rollenspiel überhaupt geeignet sind, ist wieder eine andere Frage. Oneshots kann ich mir damit vorstellen, aber längerfristig motivierendes Spiel? Selbst die Spieler, die mir mit VtM in den Ohren liegen, leugnen jeden Bezug zu Vampirromanzen.

Ich verstehe nicht in wie weit Ermittlungsabenteuer das Charakterspiel behindern.
Schliesslich kann man sich entscheiden, die Ermittlung an der Charakterdarstellung, anstelle des effizientesten Vorgehen / Loesung zu orientieren.

Das ist im Grunde eine andere Baustelle, aber da ichs selbst aufgeworfen habe: In Bezug auf Dresden Files (und Urban Myth allgemein) meine ich damit, dass es möglich ist, Abenteuer mit zwei unterschiedlichen Schwerpunkten zu spielen: Ermittlungsabenteuer, bei denen es im Mittelpunkt steht, dass die Charaktere einen Zusammenhang zwischen (hoffentlich unheimlichen) Ereignissen aufklären, und Entscheidungsabenteuer, in denen die Charaktere versuchen, individuelle Ziele oder Gruppenziele in einer schwierigen Situation zu verwirklichen. (Erkundungsabenteuer, in denen es darum geht, eine unbekannte Welt zu erforschen, sind theoretisch vielleicht auch möglich, aber das ist noch verwirrender.)

Natürlich kann man die zwei Schwerpunkte in der Praxis mischen, aber man kann sie theoretisch trennen, und auch in der Praxis sind sie oft getrennt. Im Ermittlungsabenteuer stehen die Spielwelt, die NSCs, die Fakten an erster Stelle, in Entscheidungsabenteuern die Spieler-Charaktere mit ihren Zielen und Werten. Vereinfacht gesagt: ein Ermittlungsabenteuer endet, wenn die Charaktere aus intrinsischen Motiven die Ermittlung abbrechen - ein Entscheidungsabenteuer beginnt genau da. Ein Ermittlungsabenteuer endet, wenn die Charaktere das Geheimnis gelüftet haben - ein Entscheidungsabenteuer beginnt genau da, wo die Charaktere mit dem Wissen handeln können. Im Zombie-Survival ist der Ermittlungsteil (z.B. "wo kommen die Zombies her?") eher gering, der - wichtig: nicht allein taktische! - Entscheidungsteil eher groß ("Für was/wen wird mein Charakter sein Leben riskieren?").

Imho kann man sogar in drei Aspekte unterscheiden:
) Der Spieler erfaehrt das Spiel aehnliches einer Horrorgeschichte und fuerchtet / gruselt / ekelt sich.
) Der Charakter erfaehrt in der Spielsituation eine Verhaeltnismaessigkeit auf Basis der sich der Spieler entscheidet das der Charakter nun traumatisiert ist. [Per Immersion kann man sich ggf. etwas pers. Horror abschoepfen]
) Das System stellt eine Verfalls-Moeglichkeit oder Charakter Aenderung dar
Abhaengig von der Umsetzung ist es nicht zwingend..
... das Spieler Horror empfindet [Wenn z.B. das System als fair betrachtet wird oder die Entwicklung fasziniert]
... das die Figur Horror empfindet [Ein Vampire der degeneriert verliert eben diese Faehigkeit]

Ich glaube, ich sehe den Punkt: die Verfallssystematik ist nicht zwingend an die Emotion des Charakters (Angst) gebunden.

Den Kontrollverlust hat man im Rahmen von Verletzungen im Gewissen Sinne auch bei anderen Systemen.
Ich denke jedoch das es hilft wenn man einen Werte technischen Indikator die Psyche des Chars betreffend hat.

Interessanter Punkt. Wenn der Kontrollverlust auch in Systemen für nicht-Horror-Settings auftaucht, wäre er kein Alleinstellungsmal mehr. Was Wunden und körperliche Gebrechen angeht, kann ich das bestätigen, das gibts in 1000 Fantasyregelwerken (oder zumindest vielen, die ich kenne  ;D). Den Verlust emotionaler oder mentaler Stabilität kenne ich aber wirklich nur von Systemen, die Settings mit einem Anspruch von "Horrorhaftigkeit" bespielbar machen wollen (ok, viele davon kenne ich mangelsn Interesse am Horror nicht oder nur von kurzen Berührungen oder sogar nur vom Hörensagen).
Welches System kennt sowas aus der (horrorfreien) Fantasy, Swashbuckling, Pulp, Western oder Sci-Fi?
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Tim Finnegan am 7.06.2011 | 18:30
Interessanter Punkt. Wenn der Kontrollverlust auch in Systemen für nicht-Horror-Settings auftaucht, wäre er kein Alleinstellungsmal mehr. Was Wunden und körperliche Gebrechen angeht, kann ich das bestätigen, das gibts in 1000 Fantasyregelwerken (oder zumindest vielen, die ich kenne  ;D). Den Verlust emotionaler oder mentaler Stabilität kenne ich aber wirklich nur von Systemen, die Settings mit einem Anspruch von "Horrorhaftigkeit" bespielbar machen wollen (ok, viele davon kenne ich mangelsn Interesse am Horror nicht oder nur von kurzen Berührungen oder sogar nur vom Hörensagen).
Welches System kennt sowas aus der (horrorfreien) Fantasy, Swashbuckling, Pulp, Western oder Sci-Fi?

Da fällt mir im weitesten Sinn erst mal nur Pendragon ein. Wenn bestimmte Traits dort ein bestimmtes Niveau erreicht haben (Wert 15+), dann reagiert der Charakter so, no matter what.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Woodman am 7.06.2011 | 18:38
Zitat
Ermittlungsabenteuer, bei denen es im Mittelpunkt steht, dass die Charaktere einen Zusammenhang zwischen (hoffentlich unheimlichen) Ereignissen aufklären, und Entscheidungsabenteuer, in denen die Charaktere versuchen, individuelle Ziele oder Gruppenziele in einer schwierigen Situation zu verwirklichen.
Das ist doch gerade bei Dresden Files komplett vermischt, Harry steht immer wieder vor Entscheidungen wie zB. seine Patentante um Hilfe zu bitten, oder die Gesetze und Gepflogenheiten des Weißen Rates mal kreativ auszulegen usw. und das normalerweise in direktem Zusammenhang mit seinen Ermittlungen, weil er sonst nicht an die Informationen rankommt oder alleine eine Herausforderung nicht bewältigen könnte.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Oberkampf am 7.06.2011 | 18:55
Das ist doch gerade bei Dresden Files komplett vermischt, Harry steht immer wieder vor Entscheidungen wie zB. seine Patentante um Hilfe zu bitten, oder die Gesetze und Gepflogenheiten des Weißen Rates mal kreativ auszulegen usw. und das normalerweise in direktem Zusammenhang mit seinen Ermittlungen, weil er sonst nicht an die Informationen rankommt oder alleine eine Herausforderung nicht bewältigen könnte.

Sehe ich genauso, deswegen gebe ich Dresden Files ja auch eine Chance. Einige meiner Spieler stehen auf den Ermittlungsaspekt, aber ich finde den nur nebenher interessant. Dresden Files scheint mir da ein guter Kompromiss zu sein, und Fate begünstigt (hoffentlich) auch eher das Ausspielen des Charakters als das Umherirren und Spuren aufgreifen.

(Witzigerweise denke ich, nach dem was Coldwyn in diesem Thread über die Hintergedanken von CoC geschrieben hat, dass mich sogar dieses Spiel interessieren könnte, was ich immer nur als Ermittlungs- + Atmosphärespiel gesehen habe.)
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Woodman am 7.06.2011 | 19:12
Im Prinzip geht das doch überall, man muss nur die zu ermittelnden Sachen mit den Charakteren verknüpfen. Also nicht eine Mordserie an irgendwelchen Leuten mit Merkmal X weil man dafür bezahlt wird, sondern um einen bedrohten Freund zu retten, oder weil man der einzige ist, der eine Chance hat die wahren Täter zu ergreifen, dabei dann immer wieder die Fragen aufwerfen wie weit man bereit ist zu gehen oder welche wie die Rangfolge der eigenen Werte aussieht. Das ist doch ansich unabhängig vom Spiel, das ist eine Frage des Charakter und Kampagnendesigns.
Aber das wird langsam doch etwas OT.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Tim Finnegan am 7.06.2011 | 19:17
Im Prinzip geht das doch überall, man muss nur die zu ermittelnden Sachen mit den Charakteren verknüpfen. Also nicht eine Mordserie an irgendwelchen Leuten mit Merkmal X weil man dafür bezahlt wird, sondern um einen bedrohten Freund zu retten, oder weil man der einzige ist, der eine Chance hat die wahren Täter zu ergreifen, dabei dann immer wieder die Fragen aufwerfen wie weit man bereit ist zu gehen oder welche wie die Rangfolge der eigenen Werte aussieht. Das ist doch ansich unabhängig vom Spiel, das ist eine Frage des Charakter und Kampagnendesigns.
Aber das wird langsam doch etwas OT.

OT? Letztendlich.... nein. Wenn man hier den Übergang zu "Wie und Warum tut ihrs" findet, haben wir hier eigentlich den richtigen Ansatz.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Woodman am 7.06.2011 | 19:28
Ich dachte hier geht es um Horrorrpgs und nicht um optimale Gestaltung von Ermittlungsszenarios.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Tim Finnegan am 7.06.2011 | 19:35
Ich dachte hier geht es um Horrorrpgs und nicht um optimale Gestaltung von Ermittlungsszenarios.

Welche Szenarienn fallen dir denn sonst so ein? Bei mir wären es drei: 1) Investigativer Horror 2) Survival Horror 3) Zehn Kleine Negerlein.
Bei 2 und 3 wäre die Sterberate sinngemäß sehr hoch, also gerade mal One-Shot geeignet, nur aus 1 könnte man was langwierigeres machen.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Oberkampf am 7.06.2011 | 19:58
Welche Szenarienn fallen dir denn sonst so ein? Bei mir wären es drei: 1) Investigativer Horror 2) Survival Horror 3) Zehn Kleine Negerlein.
Bei 2 und 3 wäre die Sterberate sinngemäß sehr hoch, also gerade mal One-Shot geeignet, nur aus 1 könnte man was langwierigeres machen.

Ziemlich nüchtern zusammengefasst, wobei 3 auch eine Kombination von 1 + 2 sein kann (eben "entlarve das Monster & finde seine Schwächen, ehe es dich kriegt"). Also Werwölfe im Düsterwald als RPG.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: dunklerschatten am 7.06.2011 | 20:23
@Jiba

Zitat
Ich glaube du machst den Fehler, anzunehmen, dass Rollenspiel auf eine bestimmte Art gespielt werden muss, um solches zu sein, nämlich als RollenSPIEL. Es gibt aber auch viele Menschen, die spielen es als ROLLENspiel.


Keine Bange :) ich denke es gibt mindestens soviele Arten RPG zu betreiben wie es Spieler gibt (wenn nicht sogar noch mehr)
Ich bin eigentlich blos immer wieder überrascht wie sehr sich manche mit ihrem Char identifizieren.
That´s all


Zitat
Ich würde Sephirons Idee, dass es bei Horrorrollenspiel eher um die Ängste der Spieler als die der SCs geht und die SCs nur ein Avatar sind, um diese Ängste zu erfahren, voll zustimmen. Also man nimmt Abstand zum Geschehen, will sich aber gruseln.

Das kann durchaus ein, ich sehe das aber nicht zwingend so.

Zitat
Und das klappt nur, indem man Schutzmechanismen fahren lässt und sich direkt mit eigenen Ängsten konfrontiert. Bei Computerspielen ist es doch ähnlich: Wenn ich ein krasses Horrorgame wie etwa "Silent Hill" zocke, bin ich auch nicht direkt beteiligt: Die Figur auf dem Bildschirm bin nicht ich und das weiß ich in jeder Sekunde des Spielvorgangs - eigentlich. Uneigentlich bin ich aber bereit, mich mit ihr zu identifizieren (dass ich die Kontrolle über sie habe, tut etwas dazu) und anzunehmen, dass ihre Ängste die meinen sind und meine die ihren.

Ob das etwas mit "Schutzmechanismen" zu tuen hat ist glaube ich schwer zu verifizieren.
Denke das liegt einfach eher wirklich an der Tatsache das es Menschen gibt die immer zwischen Fiktion und Real trennen können und das es Andere bei denen wird diese Grenze (zeitweise) verwischt. Das hat meiner Beobachtung nach viel mit natürlicher "Gabe" zu tuen.

Zitat
Worauf ich hinaus will: Natürlich funktioniert Horror bei dir nicht. Na klar gruselst du dich beim RollenSPIEL nicht.

Sag ich doch die ganze Zeit !!

Zitat
Es ist nicht so, dass wir alle, wenn wir Horrorrollenspiel betreiben kein Spiel mehr betreiben würden, aber der Spielaspekt tritt doch eher in den Hintergrund, muss in den Hintergrund treten - denn im Horror akzeptieren wir ja auch Illusionismus und SL-Willkür leichter als in einem Rollenspiel mit starkem Spielaspekt. Ein Spiel bleibt es aber immer noch - obwohl Horror tatsächlich als eine Art interaktive Lagerfeuer-Geistergeschichte funktioniert. Also als One-Shot. So sehe ich es.

Und das ist imho strange ....sonst wird hier wie irre geplärrt wenn es auch nur im Ansatz um SL-Willkür geht und jetzt sobald da Horror dabei ist dann ist es okay ...?
Ich bin evtl einfach nur zu einfach gestrickt oder zu begrenzt um das zu verstehen


Zitat
Nimm uns also nicht als Sonderlinge wahr, die mit Horrorrollenspielen schon kein Rollenspiel mehr spielen.


Ehrlich gesagt sehe ich mich hier gerade SELBER als Sonderling .....

Zitat
Und mach nicht den Fehler anzunehmen, dass die Gruppen, mit denen wir das tun allgemein immer derart selbstreflexiv spielen

Ne also ich nehme in Bezug auf andere RPG GRuppen schon lange nix mehr an.
Menschen sind einfach zu verschieden und das ist auch gut so. Nichts desto trotz darf ich mich aber noch wundern und auch kontrovers diskutieren oder ?


Zitat
Horrorrollenspiel funktioniert, glaube ich, einfach nur so, wenn man einen wirklichen Gruselfaktor erreichen will.

Könnte gut sein.

Zitat
Das würde heißen, dass auch du dich wahrscheinlich gruseln würdest, wenn du dich im Spiel mit den eigenen Ängsten auseinandersetzt und das möglichst intensiv und immersiv tust. Wenn du das nicht willst und dir da der Spielaspekt zu sehr zurückgenommen ist

Uh das böse Wort mit i ....
Ne da sag ich jetzt nix zu sonst steinigt man mich wieder  ~;D

Und nein ich glaube nicht das ich mich beim RPG gruseln kann, es gab da diverse Versuche die alle ernüchternd waren.
Zumal warum soll denn z.b. mein Charakter in dem hier so oft angeführten Kontrollverlust verharren ? Als Spieler in einem RPG habe ich doch meine Kreativität und kann doch auch völlig abwegige Auswege suche. ?!

Und ganz am Rande, es ist ja nicht so ,das ich mich nicht schon mit meinen Ängsten auseinander gesetzt habe ;)

Zitat
, dann können wir dir da auch nicht helfen.

Ganz ehrlich, ich bin hier weder auf der Suche nach Hilfe noch denke ich das das hier einer leisten könnte wenn ich welche bräuchte !

Zitat
Das macht unsere Methode, Horrorrollenspiel zu betreiben, aber nicht falsch oder unmöglich.

Das habe ich nirgendwo geschrieben und werde ich auch niemals schreiben !
Es mag auf mich skuriel wirken ja, aber jeder soll so spielen wie er mag !!
Dafür würde ich streiten.
Allerdings ist dies hier ein Forum wo auch ich als scheinbarer "Sonderling" meine Meinung posten darf ;)


Zitat
Um hier mal weiter zu kommen: Als was siehst du Horror denn?

Ich finde das der Horror so wie er meist transportiert wird (Vampiere, irre Killer, Monster aus dem tiefen des Universums blablub) eher nichtssagend. Das ist für mich meist eher skuriel, lustig, interessant etc

"Horror" als solches sieht für mich ganz anders aus. Z.b. die Tatsache das im 3 Reich Familien-Väter scheinbar ohne Probleme im KZ Menschen abgeschlachtet haben ..das ist Horror.
Denn imho wird da sehr deutlich das Menschen völlig unberechenbare zu allem befähigt Wesen sind und Moralisch völlig gespalten agieren können.




Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Nocturama am 8.06.2011 | 04:00
Zitat
Ob das etwas mit "Schutzmechanismen" zu tuen hat ist glaube ich schwer zu verifizieren.
Denke das liegt einfach eher wirklich an der Tatsache das es Menschen gibt die immer zwischen Fiktion und Real trennen können und das es Andere bei denen wird diese Grenze (zeitweise) verwischt. Das hat meiner Beobachtung nach viel mit natürlicher "Gabe" zu tuen.

Da geht es weniger um trennen "können", sondern vielmehr um trennen "wollen". Klar weiß ich, dass Silent Hill nur ein Spiel ist und mir nichts passieren kann. Wenn ich mir das bewusst mache, dann ist der grusel vorbei. Aber ich spiele das ja, weil ich mich gruseln will!
Klar weiß ich, dass das Paar in der neuesten Romcom schlecht aufgestellt ist, um eine vernünftige Beziehung zu führen. Trotzdem kann ich das Ende romantisch finden (na ja, manchmal).
Irgendwie alles eine Form von Suspension of Disbelief.

Zitat
Und das ist imho strange ....sonst wird hier wie irre geplärrt wenn es auch nur im Ansatz um SL-Willkür geht und jetzt sobald da Horror dabei ist dann ist es okay ...?
Ich bin evtl einfach nur zu einfach gestrickt oder zu begrenzt um das zu verstehen

Das ist ganz einfach eine Frage nach meinem Ziel und geeigneten Mitteln*. Bei einem Horrorabenteuer will ich mich gruseln und keine angemessene Herausforderung meistern - Grusel kann durch Hilflosigkeit und Unsicherheit entstehen. Wenn es beim Gruseln hilft, dann dürfen die Fähigkeiten eines Gegners (Monster oder Serienkiller) auch mal schwammig bleiben - selbst für den SL. Dann darf auch mal grundlos ein Hindernis in meinem Fluchtweg auftauchen, das eben noch nicht da war. Oder das Monster kommt trotz allem vor mir an und tötet meinen Freund.
Aber ja, über längere Zeit würde mir das auf den Keks gehe (und geht mir oft auch bei Mischformen wie CoC auf den Keks), deshalb würde ich das auch nur für kurze Horror-Abenteuer tolerieren. Und ich muss wissen, was auf mich zukommt.

Mit Spielleiterwillkür hatte ich in meinem Beitrag nicht gemeint, dass der SL mir sagt: "Nein, das macht dein Charakter nicht!" oder "Du rennst jetzt weg. Nein, ist mir egal, ob dein Charakter das nicht machen würde."

* Anderes Beispiel zum gleichen Thema: Ich finde Ressourcen-Buchführung normalerweise öde und blöd. Aber wenn ich einen knallharten Überlebenskampf einiger Soldaten im tropischen Dschungel spiele, dann muss über jede Kugel und jede Flasche Wasser Buch geführt werden. Weil es mein Spielziel ("knallharter Überlebenskampf") unterstützt.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Herr der Nacht am 8.06.2011 | 21:00
Ich habe bis auf die erste Seite die Beiträge eher überflogen, aber vielem kann ich so zustimmen.

Für mich wäre/ist die World of Darkness z.B. dann Horror, wenn man gewisse Grundvorraussetzungen schafft:

a) Jeder SC ist potentiell sterblich, nicht nur bei "dummen" Aktionen. Es gibt KEINEN Anspruch auf einen gerechten oder heldenhaften Tod

b) KEINE übernatürlichen Wesen in der Gruppe. Sobald Vampire, Werwölfe oder sonstwas auftauchen die Schaden wegstecken können und deren Best Friends andere Horrorwesen sind, kann man den Horror vergessen

c) Die Spieler müssen Lust darauf haben.

d) Daraus folgt, dass es sich um einen abgeschlossenen Rahmen handelt. Ein Horrorspiel ist für mich auch mit Hilflosigkeit der Spieler/SCs verbunden. Wer will sowas schon IMMER und immer wieder spielen? Daher mag ich auch keine Horrorfilm-Reihen. Sowas wie The Sixt Sense Teil 3 wäre einfach nur schlecht.

e) Horror hat nichts mit Splatter zu tun, Splatter zeigt die Dinge, Horror sorgt dafür dass man sie sich vorstellt.


Potentiell finde ich Horror ganz nett, aber für langfristige Kampagnen ziehe ich lieber Urban Fantasy vor oder wie dieser Begriff heißt. Denn ich mag SCs die rocken, immer nur Taschenlampenfallenlasser spielen, finde ich persönlich nervig. Ebenso wie mich immer in die volle Verantwortung des SLs und seiner Story zu begeben. Das ist was für 2-3 Spielabende und dann ists gut  ;D
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Sephiron am 9.06.2011 | 03:26
@SL-Willkür & Mechanik
Ich denke, dass sich die zentrale Stellung des SL in Horror-Rollenspielen im Prinzip den selben Grund hat wie auch bei vielen Erzählrunden: Konventionelle Rollenspiel-Regeln stehen da eher im Weg & das überbrückt man am einfachsten halt, indem man sie für den SL aushebelt.

Wie kann man das vermeiden?
Sanity-Regeln reglementieren Spielerverhalten. Eingriffe durch den SL in die SC-Darstellung ("Du hast Angst und rennst weg") bleiben dem Spiel dadurch erspart, die üblichen SL-Aufgaben müssen in den meisten in Frage kommenden Systemen jedoch immernoch frei Schnauze erledigt werden.
"Kleine Ängste" verfolgt da einen interessanten Ansatz: Monster werden nicht mit eigenen Werten ausgestattet, sondern benutzen den Angst-Wert des SCs, mit dem sie sich gerade auseinandersetzen. Angst funktioniert dabei als eine Art (umgekehrte) geistige Lebensenergie und kann z.B. durch Konfrontation mit dem Monster ansteigen.
Zwar kann KÄ auch in Dark Fantasy abdriften, aber Horror geht damit definitiv besser als z.B. mit Call of Cthulhu.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: sindar am 9.06.2011 | 11:07
Mal direkt auf den Eingangspost geantwortet: Ich mag Horror gar nicht. Ich will Helden spielen, die was reissen, nicht Luschen, die sich fuerchten muessen. Von Hilflosigkeit habe ich schon im RL mehr als mir lieb ist, das brauche ich nicht noch im Rollenspiel.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Oberkampf am 9.06.2011 | 16:00
@SL-Willkür & Mechanik
Ich denke, dass sich die zentrale Stellung des SL in Horror-Rollenspielen im Prinzip den selben Grund hat wie auch bei vielen Erzählrunden: Konventionelle Rollenspiel-Regeln stehen da eher im Weg & das überbrückt man am einfachsten halt, indem man sie für den SL aushebelt.

Sowas in die Richtung vermute ich auch. Ein anderer Grund dafür könnte tatsächlich am Genre liegen: In Horrorgeschichten sind die Hauptprotagonisten oft Opfer unverständlicher (unverstehbarer) Mächte jenseits ihres Verständnisses. Und im konventionellen Rollenspiel repräsentiert der SL nunmal diese unverstehbaren Mächte.
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Zwar kann KÄ auch in Dark Fantasy abdriften, aber Horror geht damit definitiv besser als z.B. mit Call of Cthulhu.

Wenn ich "dark fantasy" höre, denke ich entweder "Fantasy mit Horrorelementen" (bzw. Horror mit Fantasyelementen, um ihn spielbar zu machen), oder "schon wieder eine 0815-Fantasywelt, die ein paar Bauernfänger mit reißerischen Versprechen in Umlauf bringen wollen (nicht, dass ich etwas gegen 0815-Fantasywelten hätte, im Gegenteil, aber das "dark" Attribut...)

Ansonsten was zum Beitrag: das System von kleine Ängste klingt interessant.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Das Grauen am 16.06.2011 | 09:36
Ich habe bisher nur relativ wenig Erfahrung mit den Horror-RPGs und bin bisher auch nur bei Cthulhu zweimal zum Zuge gekommen . Ansich finde ich das Thema Horror reizvoll, aber nur, wenn es dem Spielleiter gelingt, die entsprechende Atmosphäre aufzubauen. Denn ohne Atmosphäre kann auch das tollste System nicht helfen.
Deshalb sind für mich die Location, der SL und ggf. Zusatzelemente wie Musik, passende Beleuchtung etc. unverzichtbar um ein Horror-Rollenspiel zu erleben und "genießen". Auf einer Con kann es auch funktionieren, kommt dann aber vor allem auf die Leistungen des SLs an.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Sir Markfest am 16.06.2011 | 11:06
Deshalb sind für mich die Location, der SL und ggf. Zusatzelemente wie Musik, passende Beleuchtung etc. unverzichtbar um ein Horror-Rollenspiel zu erleben und "genießen". Auf einer Con kann es auch funktionieren, kommt dann aber vor allem auf die Leistungen des SLs an.

Und mindestens ebenso wichtig: Spieler, die sich darauf einlassen. Ohne die funktioniert gar nix.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Das Grauen am 16.06.2011 | 13:42
Und mindestens ebenso wichtig: Spieler, die sich darauf einlassen. Ohne die funktioniert gar nix.
Auch wahr, die Spieler sollten zumindest eine gewisse Affinität oder Interesse zum Thema Horror haben, da stimme ich dir zu. Hat bei den Runden die ich damals gespielt hatte zum Glück auch gut geklappt.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Tim Finnegan am 16.06.2011 | 13:48
Auch wahr, die Spieler sollten zumindest eine gewisse Affinität oder Interesse zum Thema Horror haben, da stimme ich dir zu. Hat bei den Runden die ich damals gespielt hatte zum Glück auch gut geklappt.

Hier widerspreche ich: Horror hat bei mir bis jetzt nur mit Spielern funktioniert, die nicht wussten was sie erwartet, z.B. Cthulhu mit absoluten PnP-Neulingen. Affinität stand da bisher eher im Weg.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Oberkampf am 16.06.2011 | 15:38
Meine These wäre ehrlich gesagt, dass Horror als Spieler-Gruseln-sich-Erlebnis mit Anfängern im Rollenspiel, die dem Thema zugeneigt sind, leichter ist, als mit erfahrenen Rollenspielern, unabhängig von deren Einstellung zum Gruseleffekt. Das hat aber natürlich auch stark damit zu tun, ob der SL Atmosphäresachen 'drauf hat oder nicht.
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Teylen am 16.06.2011 | 16:06
Vielleicht nur so als Thesen / Gedanken.
Ich denke das Horror durchaus ueber einen laengeren Zeitraum als einen Spielabend oder ein Abenteuer funktionieren kann.
Das heisst das einzige was dagegen spraeche ein solches Abenteuer fortzusetzen ist doch die Annahme das die Figur am Ende stirbt. Wenn sie das nicht macht, sondern lediglich mit den entsprechenden Ereignissen konfrontriert wurde, steht der Fortfuehrung wenig im Wege.
Nun und m.E. muss fuer das Horror-Erlebnis der/die Protagonisten nicht sterben. Das heisst der Tod ist doch eher eine Art Formsache, nachdem der Hoehepunkt des Horrors bereits ueberschritten / erreicht wurde.

Das spielen von Nicht-Menschlichen Charakteren erteilt imho den Horror Gefuehl keinen Abbruch sondern kann er berreichernd wirken.
Einerseits aufgrund des Aspekts das diese, oftmals, strapazier-/belastungsfaehiger gestaltet sind. Etwas das m.E. weniger den scheinbar offensichtlichen Aspekt des Superheldentums anspricht, sondern den Aufbau einer groesseren Belastung und damit Spannungverhaeltnis ermoeglicht.
Andererseits wurde betont das es fuer das Genre des Horrors wichtig sein kann das "andersfoermige" hervor zu heben. Spielt man hierbei Menschen muss man ungewoehnliche phantastische Elemente einbringen, die gerade bei laengeren Runden die Glaubwuerdigkeit bedrohen bzw. in eine Routine laufen [Monster of the Week]. Nimmt man nun die Rolle eines "Monsters" ein ist die Normalitaet als solche bereits in einem Gewissen Grad als Bezug zu dem Charakter fremdartig [Und wenn man mag kann man dennoch drauf satteln].
Letztlich kann man ueber die nicht-menschliche Figur Konflikte (er)schaffen die den normalen Menschen idR. beim besten Willen nicht plagen. Wie die Jekyll & Hyde Problematik die VtM aufgreift.

Last but not least eroeffnen nicht-menschliche Kreaturen einen leichteren Zugang dazu in einer Horror-Runde die Position des [scheinbar uebermaechtigen] Taeters zu uebernehmen. Gerade wenn sich Splatter-Horror-Filme ansieht erfolgt der Horror doch weniger ueber die Opfer - deren Namen man als bald vergessen hat - sondern mehr ueber die handelnden Figuren. Dementsprechend haben Stephen King Romane auch oftmals den Namen des Horror-ausloesenden Aspekt im Namen. Drastischer wird die Funktionsweise, m.E. noch bei Interview mit einem Vampir vorgefuehrt. [Oder moderner, bzw. ggf. fuer einige eindeutiger im Horror-Genre verortet, bei "American Vampires" von King/Miller]
Titel: Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
Beitrag von: Bad Horse am 16.06.2011 | 20:20
Das Problem mit Horrorkampagnen ist, dass die Charaktere abstumpfen.

Der erste Werwolf? Oh mein Gott was ist das bloß wie kommen wir hier weg meine Waffe hilft nicht...
Der 25. Werwolf? Gib mal die Silbermun.

Das erste Mal einen Menschen ausgesaugt? Oh the horror! Oh the humanity!
Das 25. Mal einen Menschen ausgesaugt? Hm, schmeckt irgendwie nach Hühnchen.

Klar, man kann den Horror persönlicher machen, näher an die Chars rangehen - der erste Tote ist ein Fremder, der zweite ein Kollege, der dritte dann die Mutter - aber irgendwann geht auch das nicht weiter. Irgendwann ist der Punkt gekommen, wo die Charaktere vor nicht mehr viel Angst haben und selbst ziemlich furchteinflössend daherkommen.

Diese Entwicklung von der Scream Queen zum Harten Kerl finde ich durchaus interessant und spielenswert. Aber irgendwann ist der Charakter halt HART, und dann spielt man eher Survival Horror als persönlichen oder subtilen Horror.