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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Ludovico am 8.07.2011 | 11:54
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Ich denke, das kennt jeder von uns:
Die Charaktere sind erschaffen und jeder Spieler am Tisch hat sich überlegt, woher sein Charakter kommt und was ihn ausmacht. Alle stehen in den Startlöchern, die Vorfreude tropft schon förmlich aus den Poren und dann geht es los.
Die große Ernüchterung folgt auf dem Fuße. Da hat man all die tollen Ideen zu seinem Charakter aber irgendwie klappt es nicht mit der Umsetzung. Das Einfühlen, die Immersion ist problematisch und oftmals klappt es einfach nicht. Irgendwie kann man sich noch nicht in den Charakter eindenken. Das klappt erst besser am nächsten Abend.
Es ist wie mit einem Paar Schuhe, dass man im Laden gesehen hat. Sie sehen toll aus und bei der Anprobe fühlen sie sich toll an. Aber nach dem Kauf beim ersten richtigen Einsatz drücken sie und scheuern, bis sie schließlich eingelaufen sind.
Wie kann man diese Problematik beheben? Welche Methoden nutzt ihr?
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Ich kenne das Problem so nicht. Ernnüchterung stellt sich bei mir ein, wenn die Mitspieler nicht interessiert, was ich tue. Das lässt sich aber von Vornherein abfangen, wenn klar ist, was gespielt wird.
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Man lässt hochtrabende Charakterkonzepte mit allen möglichen Feinheiten einfach weg und bastelt sich am Anfang ein "simples" Konzept, bei dem man weiß das man damit klarkommt. Bestimmte Eigenheiten etc. ergeben sich später meist einfach von selbst.
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Wie kann man diese Problematik beheben?
Gegenfrage: muß das denn sein?
Was spricht denn dagegen, die Spieler langsam in die Stimmung hineinfinden zu lassen und z.B. die erste Spielsitzung mit vermindertem Plotanteil aufzuziehen, damit sie ihre SCs und die Spielwelt erst mal antesten können?
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@Ranor
Also ich kenne das Problem sogar von groben Charakterkonzepten wie "Krieger aus der und der Ecke und Abneigung gegen Rosen"
@Grey
Für Spieler, die wie ich, zum Beispiel auf Immersion stehen, fühlt sich der erste Abend teilweise und im schlimmsten Fall verschwendet an, bzw. macht nicht so viel Spass wie die darauffolgenden Abende.
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Also ich kenne das Problem sogar von groben Charakterkonzepten wie "Krieger aus der und der Ecke und Abneigung gegen Rosen"
Na ja, wenn das Problem sozusagen bekannt ist, sollte man sich das vielleicht einfach bewusst machen und sich durch den ersten Abend durchbeißen. Wobei durchbeißen da wahrscheinlich sogar zu verkampft wäre: Einfach locker angehen und den Umstand, dass es vielleicht noch nicht den eigenen Erwartungen entsprechend läuft, akzeptieren. Man weiß ja aus Erfahrung das es später besser wird.
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Für Spieler, die wie ich, zum Beispiel auf Immersion stehen, fühlt sich der erste Abend teilweise und im schlimmsten Fall verschwendet an, bzw. macht nicht so viel Spass wie die darauffolgenden Abende.
Ich stehe selbst auf Immersion, und gerade deswegen versuche ich nicht, sie auf Biegen und Brechen zu erzwingen. Das kommt mir dann vor wie ein Film ohne Vorspann. Lieber langsam ins Szenario eintauchen, dafür aber richtig ankommen.
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IEs ist wie mit einem Paar Schuhe, dass man im Laden gesehen hat. Sie sehen toll aus und bei der Anprobe fühlen sie sich toll an. Aber nach dem Kauf beim ersten richtigen Einsatz drücken sie und scheuern, bis sie schließlich eingelaufen sind.
Ja, der Vergleich trifft es. Denn manchmal hat man wirklich das Glück und erwischt Schuhe, die vom ersten Tag an bequem zu tragen sind und die sich zu regelrechten Lieblingsschuhen entwickeln.
Aber nicht jedes Paar Schuhe, das man kauft, wird eben zu Lieblingsschuhen.
Von daher: Ausprobieren und langfristig an den Lieblingsschuhen festhalten. Ab und zu die anderen tragen, aber sich nicht zwingen, wenn man keine Lust dazu hat.
Ich bemerke das bei meinen Heldenkonzepten auch. Viele sind och-joa-ganz-okay, aber von Zeit zu Zeit gelingt mir der Geniestreich, ein wirklich hervorragend funktionierendes Konzept in die Tat umzusetzen. Das werden dann meine Lieblingshelden, und ich bin jedes Mal stolz auf mich, wenn ich sie spielen konnte.
Ich habe leider keinen anderen Rat als: "ist eben so".
Schöne Grüße
Chris
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Es gab schon einige Charakterkonzepte und Ideen die ich im Vorfeld ganz toll fand und die ich mir in meiner Fantasy auch sehr stimmungsvoll und super vorgestellt habe. Wie das aber so ist, überlebt kein Plan den Kontakt mit der Wirklichkeit und ich habe schon zu oft feststellen müssen, dass das alles nicht so klappt wie ich mir gedacht habe und sich der Char ganz anders anfühlte wie geplant.
Auf der anderen Seite habe ich mit Charakteren die aus der Not oder Zeitmangel heraus geboren wurden schon sehr viele schöne Stunden verbracht.
Keine Ahnung woran das liegt, aber vielleicht denke ich auch nur zu verquer ;)
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Also entweder erreich ich nie wirklich tiefe Immersion oder abder das Problem besteht bei mir einfach nicht. Wenns erfahrungsgemäß mit der Zeit besser wird, sehe ich aber auch kein großes Problem. Übrigens fand ich bei mir die Immersion in OneShot-Charaktere tiefer als in Kampagnenfiguren. Komisch, oder?
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... eher hapert in der ersten Sitzung mal daran, dass ich noch damit ringe, den Grund für den Zusammenhalt der Charaktere nachzuvollziehen. Das wirkt dann aber auch auf das Gefühl für die eigene Spielfigur aus, da man noch herum laviert, wieso der eigene Charakter ausgerechnet mit den anderen abhängt. Das passiert gelegentlich, und die Medizin liegt auf der Hand: die Gruppe wird gemeinsam konzipiert, die Charaktere von Anfang an als zusammenhängend gedacht und erst auf dieser Basis losgespielt. Wenn man das gemeinsam macht, wie ich es zB mit PDQ# erlebt habe, kann sich ein besonders tolles Spielerlebnis ergeben. Ich spiele aber in unseren Vereinsrunden auch sehr gerne vorgefertigte Charaktere, wenn ich weiß, dass diese schon "aus einem Guss" sind (zB: Sandobars Gefährten), eben weil es mir dann leichter fällt, den Zusammenhalt der Gruppe plausibel zu finden. Übrigens ist das auch ein Grund, warum ich Necropolis für das Vereinsspiel so schätze: wer neu dazustoßen möchte bekommt in der militärischen Gruppenstruktur klare Rollen angeboten und muss sich "nur noch" damit beschäftigen, diese in bunten Farben auszumalen. Mit solchen Einschränkungen ist es leichter im Setting/Charakter anzukommen, als wenn man die völlige Freiheit vorfindet.
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Also entweder erreich ich nie wirklich tiefe Immersion oder abder das Problem besteht bei mir einfach nicht. Wenns erfahrungsgemäß mit der Zeit besser wird, sehe ich aber auch kein großes Problem. Übrigens fand ich bei mir die Immersion in OneShot-Charaktere tiefer als in Kampagnenfiguren. Komisch, oder?
Nö. Eigentlich nicht. Irgendwann tritt eine Ermüdungserscheinung ein, wenn man die Charaktere und ihre Beziehung untereinander nicht verjüngt. Häufig fallen bei langen Kampagnen auch die Gespräche unter den Protagonisten aus. Entweder man ist sich längst an die Gurgel gegangen oder alle Konflikte sind ausgetragen.
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Vielleicht liegt es auch daran, dass man sich in der ersten Sitzung einer Kampagne erst einmal in Welt, Regeln und die Gruppe hineinfinden möchte. Das kann uU ganz schön viel Stoff sein.
Außerdem möchte man vermutlich in der ersten Sitzung, wenn alles noch ganz neu ist, nichts "falsch" machen. Daher tastet man sich eher vorsichtig nach vorne. Schließlich will man im Allgemeinen in der ersten Sitzung einer Kampagne noch nicht alles kaputt machen (was das jetzt auch immer heißt - den Plot sprengen, Chancen auf künftige Entwicklungen verbauen, sich einen doofen Ruf einfangen...).
Bei einem One-Shot hat man nur diese Sitzung. Wenn´s kaputt geht, ist es halt kaputt; und wenn der Char draufgeht, geht er eben drauf - was soll´s. Bei einem One-Shot kann und muss man eben sofort Vollgas geben.
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Wie kann man diese Problematik beheben? Welche Methoden nutzt ihr?
Bei mir funktioniert es am besten mit dem richtigen Fokus und Konzentration.
Also dem eintauchen in das Spiel. Das was ansonsten dazu führt das ich die XBox anmache, ein Spiel anfange und erst 4 - 15 Stunden später die XBox wieder ausmache. Im Grunde ein hineingleiten, im Lauf bleiben, bis man irgendwann zufrieden ist, das ganze rund oder andere Faktoren stören (bei der XBox Übermüdung, Kopfschmerzen und Druck auf den Augen).
Ähnlich wie bei XBox Spielen gibt es dann hierbei Charaktere mit denen funzt es direkt, also das Spiel zockt man schonmal bis 4 Uhr morgens durch.
Dann gibt es Charaktere die so einen Kurzzeit-Charme entwickeln, die man gerne anspielt wo man aber nach 4 bis 6 Stunden einfach rausfällt, aber dann doch gerne weiter macht.
Nun und Charaktere die einfach nur ein Griff in's Klo waren. Hübsche Hülle, aber beim spielen denkt man sich was man sich da nur bei dachte.
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Also entweder erreich ich nie wirklich tiefe Immersion oder abder das Problem besteht bei mir einfach nicht. Wenns erfahrungsgemäß mit der Zeit besser wird, sehe ich aber auch kein großes Problem. Übrigens fand ich bei mir die Immersion in OneShot-Charaktere tiefer als in Kampagnenfiguren. Komisch, oder?
Bei mir ist das eher so, dass ich bei One Shots weiß, dass ich zuerst den Charakter spielen kann und mir kaum Gedanken darüber machen muss, was Kampagne und Gruppenzusammenhalt an Kompromissen erfordern. Ich tauche zwar nie besonders tief in meine Charaktere ein, sondern nehme sie in erster Linie in Differenz zu mir wahr, aber bei One Shots kann ich den Charakter wenigstens mal von der Leine lassen, um zu sehen, wie er die "Welt" sieht.
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Also das übliche zu Anfang, ich halte "Immersion" für überbewertet.
Die große Ernüchterung folgt auf dem Fuße. Da hat man all die tollen Ideen zu seinem Charakter aber irgendwie klappt es nicht mit der Umsetzung. Das Einfühlen, die Immersion ist problematisch und oftmals klappt es einfach nicht. Irgendwie kann man sich noch nicht in den Charakter eindenken. Das klappt erst besser am nächsten Abend.
Ehrlich gesagt, wenn man eben mit gigantischen Erwartungen ins Spiel startet darf man sich nicht wundern.
Aber das ist ja ein generelles Ding. Zu hohe Erwartungen killen einfach alles.
Denke der Trick liegt im "loslassen".
Wie kann man diese Problematik beheben? Welche Methoden nutzt ihr?
Keine hohe Erwartungen habe. Bereit sind die Dinge es Lebens so anzunehmen wie sie nun mal sind.
@1of3
Nö. Eigentlich nicht. Irgendwann tritt eine Ermüdungserscheinung ein, wenn man die Charaktere und ihre Beziehung untereinander nicht verjüngt. Häufig fallen bei langen Kampagnen auch die Gespräche unter den Protagonisten aus. Entweder man ist sich längst an die Gurgel gegangen oder alle Konflikte sind ausgetragen.
Nö ! Das ist imho keine zwingende Erscheinung.
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Mir ist das bisher eher selten passiert. Wobei ich meine Charakterkonzepte zu Beginn eher aus wenigen, klaren Sätzen konstruiere. Meist suche ich mir eine klare Nische(in einem neuen System fast immer den Kämpfer), das macht das Einfinden für mich einfacher.
Den Rest, also die eigentliche Tiefe, entwickle ich erst im Laufe des Spiels und passe mich dabei durchaus auch dem Stil der restlichen Charaktere/Spieler an.
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Bei mir ist das eher so, dass ich bei One Shots weiß, dass ich zuerst den Charakter spielen kann und mir kaum Gedanken darüber machen muss, was Kampagne und Gruppenzusammenhalt an Kompromissen erfordern. Ich tauche zwar nie besonders tief in meine Charaktere ein, sondern nehme sie in erster Linie in Differenz zu mir wahr, aber bei One Shots kann ich den Charakter wenigstens mal von der Leine lassen, um zu sehen, wie er die "Welt" sieht.
Dann mutmaße ich mal, dass ich bei Oneshots nicht anders spiele als bei längeren Kampagnen, weil ich keinen großen Unterschied erkenne.