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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Jürgen Hubert am 31.05.2013 | 12:33

Titel: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Jürgen Hubert am 31.05.2013 | 12:33
Ich habe heute früh ein Interview (http://obskures.de/2013/deluxe-exalted-3rd-edition-kickstarter-an-interview-with-the-team/) mit den Entwicklern von Exalted Third Edition gelesen. Dabei sagte Entwickler John Morke folgendes:


"Though I wasn’t a developer on first edition, I can say that I didn’t perceive Exalted as having been designed to be an alternative to Dungeons and Dragons any more than Vampire: the Masquerade. Das Schwarz Auge, reportedly reflects the kind of axioms that are prohibitive to Exalted’s expansion in Germany, and I think that the chief reason for that is because people perceive Exalted as competing for idea-space with D&D and its popular German contemporary. For all of us to benefit from Exalted’s publication, we need to show that Exalted chiefly sits in the realm of myth. It is Sumerian and Greek. It is Gilgamesh and Hercules. It has many Biblical elements, including the ancient world, so far predating the more medieval elements of Tolkien fantasy that form the backbone of D&D. You will not find a single elf in Exalted. What we have instead, are soul-devouring raksha, Hindu-demonic fae who feed on emotion and who live in the chaos surrounding the world."

[...]

"Exalted does not have a solid, established metaplot that the gamers must follow. While Exalts are of a much higher power level than has been established by D&D style games, powergaming is not actually possible in Exalted because of the scope of threats and challenges that an Exalt must face, and because no matter how strong your Solar is, on a bad day, he can get brought down by innately mortal threats. Exalted reaches for something that D&D cannot find and indeed is not looking for. It is a game of politics, religion, and economics, supported by extreme martial arts action and high octane combat and extremely expressive, textured sorcery. It’s just very, very different, and not meant to threaten or replace the traditional German values and standards for gaming in masterpieces like Das Schwarz Auge."

Er gibt wenig später zu, daß er sein Wissen über den deutschen Rollenspielmarkt primär von einem einzelnen deutschen Kontakt hat (worüber man ihm auch keinen Vorwurf machen kann). Aber das hat mich doch ziemlich neugierig gemacht: Was ist "typisch deutsch" für das deutsche Rollenspiel?

Ich selber habe nur wenig Erfahrung mit deutschen Rollenspiele - die meisten meiner Rollenspielbücher sind auf Englisch. Ich habe nie Das Schwarze Auge gespielt, und ansonsten habe ich eine größere Anzahl Quellenbücher für Cthulhus Ruf und eine kleinere Anzahl von Midgard-Quellenbüchern (welche wir als Hintergrundmaterial für eine GURPS-Runde verwenden).

Und natürlich kann man nur schlecht über alle deutschen Rollenspieler verallgemeinern. Aber dennoch ist der kulturelle Kontext hier in Deutschland anders als in den USA, und damit dürften auch die Vorlieben der deutschen Rollenpspieler im Schnitt etwas anders sein als in den Vereinigten Staaten.

Deswegen meine nicht-repräsentative Umfrage: Was ist für Euch "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: La Cipolla am 31.05.2013 | 12:58
- DSA & Midgard, Skepsis gegenüber D&D
- stylische Eigenentwicklungen in dark & gritty, möglichst emotional (der ganze Schwall an Kram, der nach Vampire kam, also Engel, Degenesis, Opus Anima)
- langsame Trends, die sich wie eine phlegmatische Welle laaaaangsam über Deutschland rollen (jetzt gerade: Retro-Kram, SW/Fate, Einsteigersysteme); am Ende der Welle ist die Hälfte der Szene schon mal drei Trends weiter
- starke Meinungen über Systeme (vor allem die, die man nicht mag), non-plus-ultra-Mentalität
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Funktionalist am 31.05.2013 | 13:12
ich werfe mal die heilige deutsche dreieinigkeit in den raum:
da kann ja jeder kommen!
das haben wir immer schon so gemacht!
wo kämen wir denn da hin?

die liebe des deutschen an sich ( ;) ) für Regeln, Schilder und Hierarchie überträgt sich ebenso wie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit/Aufgabenbewusstsein/Verantwortungsgrenzen.

DSA ist hierfür ein Paradebeispiel.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Teylen am 31.05.2013 | 13:13
Eventuell das bei Rollenspiele solche bevorzugt werden wo die Charaktere in einer hirachischen Struktur eingebunden sind und innerhalb des Settings eher unten als oben stehen. Gerne auch scheiternd.

Das heißt Rollenspiele wie SCION kommen mitunter schlecht an weil die Charaktere zu kompetent wirken.
Bei V:tM wird schonmal negativ angemerkt wenn man in den Verdacht gerät "Superheroes with Fangs" zu spielen.
Bei Cthulhu wird schonmal sorgsam betrachtet das die Charaktere auf einmal erfolgreich(er) sein könnten.
Nun und DSA hat wohl so etwas wie Zuckerbäcker als Profession.
So etwas wie OSR geht wohl ohne Super-Phobie, allerdings wird dann natürlich betont wie dreckig und wie tödlich das Setting ist.
Bei SR wird gemeckert wenn die SCs nicht aus der Gosse heraus agieren.

Insofern finde ich es nicht verwunderlich das ein System das Powergaming dahingehend überspringt das man quasi Götter spielt abgelehnt wird. Noch so bevor man darauf schaut gegen was die Kämpfen.

Also wenn ich nun unbedingt einen Unterschied benennen müßte. ^^;
Die (internationale) V:tM Gruppe in der ich spiele wirkt nicht so viel anders wie die deutsche. ^^;
(Außer das ich weniger einen Hang zu den exotischen Clans habe, weiß aber nicht ob ich das auf den Rest der Deutschen umlegen kann XD )
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Oberkampf am 31.05.2013 | 13:15
Die deutsche Rollenspielszene ist einfach stark von DSA geprägt, und damit von allem, was DSA an Lehren über gutes/"richtiges" Rollenspiel mitgeliefert hat. Das ist auch in die Rezeption anderer Rollenspiele in Deutschland eingeflossen. Umgekehrt ist DSA auch ein so urdeutsches Produkt, dass das, was DSA in den Jahren seiner Entwicklung publiziert hat, auch ein gutes Spiegelbild für das ist, was deutsche Rollenspieler sich vom Rollenspiel erhofft und erwartet haben (bei aller angebrachten Vorsicht gegenüber der Annahme, es gäbe einen unverrückbaren "Nationalcharakter des Rollenspielens". Das ist natürlich Quatsch, aber es gibt Traditionen, die sich eingeschliffen haben.).


Als typisch deutsch empfinde ich:

- Abneigung gegen Dungeons (generell gegen ortsbasierte Abenteuer)
- Vorliebe für eine dramaturgisch gut inszenierte Geschichte
- Skepsis gegenüber angewendeten Regeln (Story vor Regeln)
- Skepsis gegenüber Würfeln (Schauspiel vor Würfeln)
- Vorliebe für bürokratische, detaillierte Regeln (solange man sie nicht anwendet)
- Vorliebe für "realistische" Regeln (solange die Story Vorrang vor ihnen hat)
- Vorliebe für reine Atmosphäreszenen mit hohem Schauspielanteil
- Rollenspiel ist Hohe Kunst (wird als solche gesehen)
- Rollenspiel hat Bedeutung über das Spielen hinaus
- unfehlbare Spielleiter (zumindest in ihrem Eigenverständnis)

Das  :T: ist übrigens nicht sonderlich typisch deutsch  ;D
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Lord Verminaard am 31.05.2013 | 13:20
Hallo Jürgen, schön mal wieder von dir zu lesen! :)

Leute, die weit mehr Rollenspielpublikationen gelesen haben als ich, haben sich zu deiner Frage schon gelegentlich ausgelassen, wobei es recht schwer ist, die Aussagen von ihrem "ideologisch" aufgeladenen Kontext zu befreien. Häufig ist dieser Kontext nämlich deutsch = piefig / schlecht. Was immer wieder erwähnt wird, ist die Tatsache, dass es im Deutschland der Gegenwart, im Gegensatz zu Amerika, keine Wargaming-Tradition gibt. Insofern fehlt zu einem gewissen Grad der Zugang gerade zu D&D, bzw. ist das teilweise anzutreffende Naserümpfen gegenüber D&D zu erklären. Deutschland ist halt mehr so "Siedler". ;) Wobei der Trend ja gegenwärtig dahin geht, sich gerade diese Wurzeln des Rollenspiels zu erschließen (Stichwort OSR et al).

Hier im :T: wirst du vergleichsweise wenig "typisch Deutsches" finden, da hier auch eher die US-Trends und ihre deutschen Ausprägungen reflektiert werden. Es könnte aber interessant sein, diese Frage in einem DSA- oder Cthulhu-Forum zu stellen. Settembrini brach es in einem lichten Moment mal auf Romantik runter und da hat er nicht Unrecht: Der archetypische deutsche Rollenspieler ist ein Romantiker.

Bei dem verlinkten Interview habe ich stark den Eindruck, dass John Morke einfach was mit Deutschland-Bezug sagen wollte, weil er ein Interview für ein deutsches Blog (?) gibt. Aber offensichtlich hat er nicht den blassesten Schimmer, wovon er in Bezug auf DSA redet. ;)
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Thandbar am 31.05.2013 | 13:21
Im internationalen Vergleich sticht Deutschland meines Wissens nach nicht als Land heraus, in welchem Hierarchien eine so besonders starke Rollen spielen (zumindest wenn man Länder wie Griechenland, Korea, Frankreich dagegenstellt).

DSA hat meiner Ansicht nach nicht wegen innerer Eigenschaften - und deren Bezug zu einem mystischen "deutschen Wesen", das es womöglich überhaupt nicht gibt - Erfolg gehabt, sondern weil es einfach zur richtigen Zeit sich weitestgehend konkurrenzlos ausbreiten konnte.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Boba Fett am 31.05.2013 | 13:26
mein tüppisch doitsch:

- Skeptik
- Pessimismus
- schlecht reden
- Intoleranz gegenüber anders denkende/spielende
- Elitendenken
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: La Cipolla am 31.05.2013 | 13:29
Um zur Abwechslung auch mal etwas Diskussion mit reinzubringen:

Zitat
Eventuell das bei Rollenspiele solche bevorzugt werden wo die Charaktere in einer hirachischen Struktur eingebunden sind und innerhalb des Settings eher unten als oben stehen. Gerne auch scheiternd.

Das heißt Rollenspiele wie SCION kommen mitunter schlecht an weil die Charaktere zu kompetent wirken.
Bei V:tM wird schonmal negativ angemerkt wenn man in den Verdacht gerät "Superheroes with Fangs" zu spielen.
Bei Cthulhu wird schonmal sorgsam betrachtet das die Charaktere auf einmal erfolgreich(er) sein könnten.
Nun und DSA hat wohl so etwas wie Zuckerbäcker als Profession.
So etwas wie OSR geht wohl ohne Super-Phobie, allerdings wird dann natürlich betont wie dreckig und wie tödlich das Setting ist.
Bei SR wird gemeckert wenn die SCs nicht aus der Gosse heraus agieren.

Das ist ein guter Punkt, aber einer, den ich eher der selbsternannten Rollenspielelite zuordnen würde. Wir haben früher in D&D und SR weltumwälzende Dinge getan, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, und ich weiß, dass viele Gruppen das ähnlich halten. Aber ja, im Rahmen der Internetforen etc. ist es wohl eine gute Beobachtung. ^^

Lord V.s Punkt mit den Miniaturen finde ich durchaus vernünftig, wobei ich eher die Miniaturen an sich als fremdartig kategorisieren würde (das ging mir auch selbst so). D&D ist bis zur vierten Edition immer vergleichsweise ähnlich "wargamig" gewesen wie DSA, wenn man nur die Regeln betrachtet, und in Deutschland wurde es meines Wissens auch nie groß mit Miniaturen vermarktet. Ich schiebe das Naserümpfen weiterhin auf das Großer-Bruder-Dasein und die Unterschiede zum Platzhirsch, was die Fantasy-Herangehensweise angeht.

Die Romantik ist wiederum ein krasser Gedanke, den ich so definitiv nicht gehabt hätte. Aber ja, gerade wenn man an das frühe DSA denkt, ist Romantik (auch im Sinne von Fantasy-Romantik a la HdR und Conan - wallende Haare und polierte Muskeln) wohl gar nicht so abwegig. Sieht man ja auch gerade in der Retrobewegung wieder.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Dark_Tigger am 31.05.2013 | 13:36
Ich denke ein typisch Deutsch gibt es im Rollenspiel nicht. Es gibt lediglich eine durch die starke DSA übermacht, langezeit geprägte Selbst- und Fremndbild.
Genauso wie es natürlich quatsch ist, das die auf der anderen Seite des Teichs alle nur so D&D Hack&Slay spielen.

Die Unterschiede die behauptet werden, hängen glaube ich stark damit zusammen, das bei Rollenspiel etwas ist, was hauptsächlich Akademiker (und solche die es mal werden) betreiben, und die deutsche gebildeten Schicht trennt sich gerne von "den Amerikanern" ab.

Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Funktionalist am 31.05.2013 | 13:37
mein tüppisch doitsch:

- Skeptik
- Pessimismus
- schlecht reden
- Intoleranz gegenüber anders denkende/spielende
Ich ergänze mal um
- bissiges Verteidigen der eigenen Wohlfühlzone

Diese Wohlfühlzone ist deshalb wichtig, da negative Äußerungen und Kritik im Allgemeinen zu akzeptieren sind. Die abgegrenzte (Negativargumente) bekannte Welt (Schrebergarten) bietet hier den Frieden, den man zur Entspannung braucht.

Es ist schon klar, dass es keine "Natur des Deutschen" gibt, aber es gibt die Punkte, die man gerne für Karrikaturen heranzieht und die sind nur lustig, wenn sie auch treffen.

Die Vorliebe für Underdogs im deutschen Raum halte ich dennoch für prägend. Allerdings ist sie mMn eher eine Reaktion auf die Erzählonkelei, da beim Underdog der Einfluss der Spielfigur mit den Erwartungend es Spielers an seinen Einfluss auf das Spiel halbwegs Hand in Hand geht. >;D
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: La Cipolla am 31.05.2013 | 13:39
Zitat
Ich denke ein typisch Deutsch gibt es im Rollenspiel nicht. Es gibt lediglich eine durch die starke DSA übermacht, langezeit geprägte Selbst- und Fremndbild.
Genauso wie es natürlich quatsch ist, das die auf der anderen Seite des Teichs alle nur so D&D Hack&Slay spielen.

Die Unterschiede die behauptet werden, hängen glaube ich stark damit zusammen, das bei Rollenspiel etwas ist, was hauptsächlich Akademiker (und solche die es mal werden) betreiben, und die deutsche gebildeten Schicht trennt sich gerne von "den Amerikanern" ab.

Natürlich sind die Unterschiede nicht so simpel oder deutlich, aber ich finde es schon sinnvoll, Strömungen und allgemeine Trends aufzuzeigen. Das setzt nicht zuletzt die eigene Sichtweise in einen anderen Kontext.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Wellentänzer am 31.05.2013 | 13:55
Typisch deutsch finde ich den Bezug zu derjenigen "Hotzenplotzigkeit", welche gerade DSA und die großartigen, deutschen Cthulhu-Publikationen auszeichnet. Da wird sehr stark Bezug genommen auf klassisch deutsche Mystik. Gefällt mir.

Typisch deutsch finde ich aber vor allem die auch hier im Thread klar erkennbare Defizitorientierung. Mutmaßliche Schwächen von Systemen oder Spielern werden stark in den Vordergrund gerückt, mögliche Stärken marginalisiert. Wenn man sich anschaut, was die Leute an "typisch deutsch" mögen bzw. nicht mögen, entsteht (nicht nur hier im Thread) ein klares Bild. Das wird dann lustiger Weise gerne flankiert durch die eigene Charakterisierung als "nicht typisch deutsch". Diese übersteigerte Kritik wird halt auch in der Rezeption von Rollenspielen offenbar.

So ist für mein Empfinden auch die Deutung des Romantischen gelagert: da wird auf den Romantikern herumgehackt, aber das deutsche Rollenspiel verdankt nun mal Leuten wie den Brüdern Grimm oder Brentano seine eigenen, thematischen Wurzeln. Das wurde von DSA dankenswerter Weise aufgriffen und fortgeführt. Ich finde das wunderbar und habe keine Probleme damit. Vielmehr empfinde ich es aus verschiedenen Gründen als kurzsichtig, sich davor wahnsinnig zu verschließen.

Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Teylen am 31.05.2013 | 14:00
Man könnte sich auch überlegen ob für eine Betrachtung aus dem Ausland deutsches Rollenspiel mit den german-style boardgames (http://en.wikipedia.org/wiki/German-style_board_game) verwandt sein könnte.

Ansonsten habe ich nicht den Eindruck das deutsche Spiele einen schlechten Ruf hatten.
(So von belgischen/niederländischen Bekannten die rüber nach Essen zur SPIEL fahren, oder den Schilderungen zu V:tM LIVE Gruppen die wohl mal in den Pott zum spielen gefahren sind)
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Lord Verminaard am 31.05.2013 | 14:02
Inzwischen dürfte klar geworden sein, was ich weiter oben mit "ideologisch" meinte. ;D

D&D ist bis zur vierten Edition immer vergleichsweise ähnlich "wargamig" gewesen wie DSA, wenn man nur die Regeln betrachtet, und in Deutschland wurde es meines Wissens auch nie groß mit Miniaturen vermarktet. Ich schiebe das Naserümpfen weiterhin auf das Großer-Bruder-Dasein und die Unterschiede zum Platzhirsch, was die Fantasy-Herangehensweise angeht.

Ich muss einschränkend erwähnen, dass ich nie ein D&D-Regelwerk der 3E oder 4E gelesen habe. Wohl aber AD&D 2nd und im Vergleich dazu DSA3. Klar hatte DSA Waffenvergleichswerte und Kampfmanöver und all so Schnickschnack. Aber der Duktus war anders. Die Ausrichtung war anders. Man kämpfte überwiegend gegen Menschen oder menschenähnliche Gegner, nicht gegen Monster. Man bekam selten bis nie magische Gegenstände als "Belohnung". Gefolgsleute und "Mietlinge" (wie hießen die doch gleich) waren nicht vorgesehen. Und vor allem, die Rolle des "Meisters" wurde anders interpretiert als die des "DM". Von der Spielkultur her und auch dem, was die Texte reflektieren, ist D&D, selbst wenn man es ohne Miniaturen spielt, völlig anders als DSA. Unbenommen bleibt, dass es natürlich viele Gruppen gab, die diese Spielkultur auch auf D&D übertragen haben, wofür D&D als Regelwerk aber immer schlecht geeignet war*, womit wir wieder beim Naserümpfen wären. ;)

* Böse Zungen würden sagen, noch schlechter als DSA. 8)


Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: La Cipolla am 31.05.2013 | 14:13
Okay, das macht Sinn.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Thandbar am 31.05.2013 | 14:19
Neulich habe ich mal gehört, dass in Sachen PC-Games die klassischen Adventure-Spiele gewissermaßen nur noch in Deutschland erfolgreich sind.
Vielleicht hängt dies ja mit dem "Kein Kampf"-Thema zu tun, das meiner Beobachtung nach nur in D derart akut ist. 
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Boba Fett am 31.05.2013 | 14:21
kleine Einwand@Vermi: Ad&D Drachenlanze war auch nicht anders als DSA3 Aventurien (abgesehen von einigen regeltschechischen Auswüchsen wie Waffenvergleichstabellen und Magierakademien). Und auf Athas (Dark Sun)wurde versucht, das gleiche (Romane nachspielen) nochmal durchzuziehen.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 31.05.2013 | 14:45
Typisch deutsch finde ich den Bezug zu derjenigen "Hotzenplotzigkeit", welche gerade DSA und die großartigen, deutschen Cthulhu-Publikationen auszeichnet.
von der Grossartigkeit mal abgesehen(aus Kleine Völker tropfte geradezu Oberlehrerhaftes Besserspielen und SC sind zu dumm zum Leben Statisten heraus) dürftest du teilweise  recht haben.

btw das deutsche RPG verdankt seine Wurzeln den Freiheitskriegen und dem grossen Generalstab und seinen Sandkastenspielen.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Jürgen Hubert am 31.05.2013 | 14:49
von der Grossartigkeit mal abgesehen(aus Kleine Völker tropfte geradezu Oberlehrerhaftes Besserspielen und SC sind zu dumm zum Leben Statisten heraus) dürftest du teilweise  recht haben.

Oh Gott, Kleine Völker... ich bin ja eigentlich ein Fan von den deutschen Cthulhu-Publikationen, aber das Indiana Jones-Abenteuer in "Kleine Völker" war wirklich grottig.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: asri am 31.05.2013 | 15:06
Jetzt sind wir ja tendenziell bei der deutschen Sicht auf das deutsche Rollenspiel.

Kennt jemand internationale Perspektiven (jenseits des verlinkten Interviews) auf "uns"? Ich meine, J. Morningstar und Dominic McDowall-Thomas haben letztes Jahr in einem Vortrag zu Rollenspiel weltweit auch kurz was über Deutschland gesagt, aber mir fehlt grad die Zeit, um das aus den 53 Minuten rauszufischen. Meiner Erinnerung nach war es auch eher nichtssagend. ;) Link (http://www.genesisoflegend.com/2013/02/episode-17-the-international-rpg-scene/)

Zu DSA hab ich mal die Meinung eines Nicht-Deutschen gehört, dass einfach die Größe des Systems im Sinne der Anzahl an Publikationen (und auch Übersetzungen) sowie die Marktmacht im deutschsprachigen Raum imponierend sind. Ich will nicht das Thema sprengen, aber wenn es im Sinne des Threaderstellers ist, fände ich es interessant, auch "ausländische" Ansichten auf deutsches Rollenspiel zu werfen.

Dass die aktuelle Ausgabe der Anduin #106 mit dem Schwerpunktthema "Deutschsprachige Rollenspiele" (http://www.anduin-fanzine.de/blog/anduin-nr.-106-wurde-ver%C3%B6ffentlicht.html) gerade erschienen ist, ist bekannt? Darin stehen auch ein paar Gedanken (vor allem von Niniane und Glgnfz) zum (typisch) deutschen Rollenspiel.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Wellentänzer am 31.05.2013 | 15:09
btw das deutsche RPG verdankt seine Wurzeln den Freiheitskriegen und dem grossen Generalstab und seinen Sandkastenspielen.
Da würde ich widersprechen, wenn Du damit auf das preußische Kriegsspiel (http://de.wikipedia.org/wiki/Kriegsspiel_%28Planspiel%29) hinweisen möchtest. Das stand ja lustiger Weise eher als eine Art Großvater für D&D Pate und eben nicht für deutsche Spiele. Siehe die Diskussion über Romantik etc. weiter oben.

Dass die aktuelle Ausgabe der Anduin #106 mit dem Schwerpunktthema "Deutschsprachige Rollenspiele" (http://www.anduin-fanzine.de/blog/anduin-nr.-106-wurde-ver%C3%B6ffentlicht.html) gerade erschienen ist, ist bekannt? Darin stehen auch ein paar Gedanken (vor allem von Niniane und Glgnfz) zum (typisch) deutschen Rollenspiel.
Nein, war mir nicht bekannt. Danke für den Hinweis!
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Jürgen Hubert am 31.05.2013 | 15:11
Zu DSA hab ich mal die Meinung eines Nicht-Deutschen gehört, dass einfach die Größe des Systems im Sinne der Anzahl an Publikationen (und auch Übersetzungen) sowie die Marktmacht im deutschsprachigen Raum imponierend sind. Ich will nicht das Thema sprengen, aber wenn es im Sinne des Threaderstellers ist, fände ich es interessant, auch "ausländische" Ansichten auf deutsches Rollenspiel zu werfen.

Damit hätte ich kein Problem. Ausländische Perspektiven über Deutschland sind immer faszinierend.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 31.05.2013 | 15:30
Da würde ich widersprechen, wenn Du damit auf das preußische Kriegsspiel (http://de.wikipedia.org/wiki/Kriegsspiel_%28Planspiel%29) hinweisen möchtest.
und was stand für DSAPate?
Traveller?

Ja, ich meinte u.a. dieses
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: La Cipolla am 31.05.2013 | 15:33
D&D natürlich. Ist weithin bekannt.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 31.05.2013 | 15:37
Typisch deutsch? Die Art wie hier mit Vorurteilen bzgl "typisch deutsch" umeinander geworfen wird. Gerne auch mit anderen Nationen.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 31.05.2013 | 15:45
+ 1
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Teylen am 31.05.2013 | 16:22
Godwin ist auch typisch deutsch :P
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Wellentänzer am 31.05.2013 | 16:58
Typisch deutsch? Die Art wie hier mit Vorurteilen bzgl "typisch deutsch" umeinander geworfen wird. Gerne auch mit anderen Nationen.

Find ich gar nicht. Wenn man vier Dinge weiß, erscheinen die hier im Thread getätigten Aussagen nach meiner Ansicht sogar verständlich und nachvollziehbar.

1. Deutsche sprechen negative Punkte besonders direkt an und nutzen weniger Kontextinformationen zur Informationsvermittlung.

2. Deutsche weisen im Vergleich zu den in diesem Fall relevanten Amerikanern eine höhere Unsicherheitsvermeidung auf.

3. Deutsche orientieren sich tendentiell an Defiziten, weniger an Stärken.

4. Deutsche Rollenspiele weisen, vor allem bedingt durch den Einfluss von DSA und Midgard, eine andere Sozialisation auf als amerikanische Rollenspieler.

Nimmt man das alles zusammen, lassen sich die allermeisten der im Thread befindlichen Aussagen daraus ziemlich natürlich ableiten. Insofern ist das obige Zitat nach meiner Ansicht zwar tonal typisch deutsch, inhaltlich aber falsch und zudem unnötig pauschalisierend - ironischer Weise handelt es sich also um eine Kritik, die sich selbst zum Opfer fällt und überdies auch noch unzutreffend ist.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: 6 am 31.05.2013 | 17:02
4. Deutsche Rollenspiele weisen, vor allem bedingt durch den Einfluss von DSA und Midgard, eine andere Sozialisation auf als amerikanische Rollenspieler.
Ich würde noch FOLLOW mit der dazugehörigen Welt Magira mit aufnehmen. Du hast es zwar schon indirekt mit Midgard schon drin. Ich denke aber, dass Du damit quasi die deutsche Wargames-Schiene mit ARMAGEDDON gleich mit "erschlagen" hast. Ich denke es wäre mal sehr interessant das mit der Wargames-Szene in den USA zu vergleichen.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: 6 am 31.05.2013 | 17:07
Man könnte sich auch überlegen ob für eine Betrachtung aus dem Ausland deutsches Rollenspiel mit den german-style boardgames (http://en.wikipedia.org/wiki/German-style_board_game) verwandt sein könnte.
Das fände ich auch sehr interessant zumal die Amerikaner erst relativ spät selber erfolgreich Eurogames entwickelt haben. Ich selber habe aber Probleme eine Verwandschaft zwischen DSA und Midgard auf der einen Seite und z.B. die Siedler und Puerto Rico auf der anderen Seite zu sehen.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Glgnfz am 31.05.2013 | 17:10
Nein, war mir nicht bekannt. Danke für den Hinweis!

Tststs! Wenn du mal regelmäßiger die Seifenkiste frequentieren würdest... http://glgnfz.blogspot.de/2013/05/anduin-ausgabe-106-deutschsprachige.html


Zu "typisch deutschem Rollenspiel" sage ich aber lieber nix, habe ich doch "DAS typische deutsche Rollenspiel"ein paar Jahre lang für in französisches Spiel gehalten.


EDIT: Anderer Link
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Wellentänzer am 31.05.2013 | 17:20
Das fände ich auch sehr interessant zumal die Amerikaner erst relativ spät selber erfolgreich Eurogames entwickelt haben. Ich selber habe aber Probleme eine Verwandschaft zwischen DSA und Midgard auf der einen Seite und z.B. die Siedler und Puerto Rico auf der anderen Seite zu sehen.
Da sehe ich auf die Schnelle aber diverse Gemeinsamkeiten: bei den Euro-Games werden für gewöhnlich keine Spieler rausgeschmissen (Würfeldrehen, goldene Regel!), der Ereignisraum wird eingeschränkt (Railroading), das Abstrakte tritt hinter die idealisierte Darstellung eines "Themas" zurück (Story!), der pädagogische Zeigefinger ist ausgeprägter (Spieler-Kleinhalten). Die Pendants in Klammern klingen ein bisschen negativer als es insgesamt gemeint ist. Hm. Müsste man vielleicht mal systematisieren, um etwas Fassbares herauszuarbeiten. Womöglich macht sich jemand die Mühe.

Tststs! Wenn du mal regelmäßiger die Seifenkiste frequentieren würdest... http://glgnfz.blogspot.de/2013/05/was-gibt-es-halbwegs-neuem-auf-der-rpc.html
Ich verstehe den Zusammenhang leider nicht. Sorry. Aber ich frage mal diesen komischen Typen am Stand von Mantikore. Der soll zwar auch mit fast 50 noch keinen Führerschein haben - dafür aber ne Menge Kenne von Rollenspielen.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Glgnfz am 31.05.2013 | 17:22
Damn! Flaschen Artikel verlinkt. Ich ändere den oben, lasse den Text aber, damit man meine Schande erkennen kann...
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Eulenspiegel am 31.05.2013 | 17:26
Das fände ich auch sehr interessant zumal die Amerikaner erst relativ spät selber erfolgreich Eurogames entwickelt haben. Ich selber habe aber Probleme eine Verwandschaft zwischen DSA und Midgard auf der einen Seite und z.B. die Siedler und Puerto Rico auf der anderen Seite zu sehen.
Die Gemeinsamkeit zwischen RPGs und Eurogames ist: In beiden existiert ein SIS (Shared Imagination Space).
Die Existenz eines SIS ist das, was das German-Boardgame vom normalen Brettspiel unterscheidet.

Natürlich gibt es auch Unterschiede zwischen RPGs und Eurogames:
Im RPG steht der SIS über den Regeln. In Eurogames stehen die Regeln über dem SIS.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Taschenschieber am 31.05.2013 | 17:28
Die Existenz eines SIS ist das, was das German-Boardgame vom normalen Brettspiel unterscheidet.

Äh?

Also ASL (definitiv kein Eurogame/German-style Board Game) hat m. E. einen wesentlich stärkeren Vorstellungsraum als die Siedler, Bohnanza o. ä., bedingt durch die viel stärkere Abstraktion von Eurogames (im Gegensatz zu Wargames und vielen Ameritrash-Sachen à la Battlestar Galactica, wo die Regeln ähnlich wie in klassischen RPGs sehr stark versuchen, einen gemeinsamen Vorstellungsraum abzubilden).
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: 6 am 31.05.2013 | 17:28
Die Gemeinsamkeit zwischen RPGs und Eurogames ist: In beiden existiert ein SIS (Shared Imagination Space).
Die Existenz eines SIS ist das, was das German-Boardgame vom normalen Brettspiel unterscheidet.
Nee.
Spiel mal World in Flames oder 1830 oder irgendein anderes altes Avalon Hills-Spiel. Die haben auch alle einen SIS.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Taschenschieber am 31.05.2013 | 17:31
Bei genauerem Nachdenken: Ich würde sogar sagen, das, was das Eurogame von vorher da gewesenen Spielen trennt, ist, dass Eurogames explizit Abläufe und Ergebnisse herbeiführen, die zwar zum Spielspaß beitragen, aber auf Ingame-/SIS-Ebene nicht das kleinste Bisschen Sinn machen.

Beispiel: Die "Erntewürfe" bei den Siedlern von Catan. Was zur Hölle sollen die im SIS abbilden? Oder dass man bei Bohnanza quasi planwirtschaftlich vorgeschrieben kriegt, was man anbauen muss, und dass jedes Feld nur eine Bohnensorte halten kann. Macht das Sinn? Nein. Sind das schicke, spaßfördernde Spielmechaniken? M. E. ja.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: 6 am 31.05.2013 | 17:32
Da sehe ich auf die Schnelle aber diverse Gemeinsamkeiten: bei den Euro-Games werden für gewöhnlich keine Spieler rausgeschmissen (Würfeldrehen, goldene Regel!), der Ereignisraum wird eingeschränkt (Railroading), das Abstrakte tritt hinter die idealisierte Darstellung eines "Themas" zurück (Story!), der pädagogische Zeigefinger ist ausgeprägter (Spieler-Kleinhalten). Die Pendants in Klammern klingen ein bisschen negativer als es insgesamt gemeint ist. Hm. Müsste man vielleicht mal systematisieren, um etwas Fassbares herauszuarbeiten. Womöglich macht sich jemand die Mühe.
Da könnte was dran sein.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Eulenspiegel am 31.05.2013 | 17:35
@Taschenschieber
Könntest du noch ausschreiben, was du mit ASL meinst?

Wikipedia spuckt mir nur das hier (http://de.wikipedia.org/wiki/ASL) aus.

@6
Wargames sind ja ebenfalls keine normalen Brettspiele. Es gibt Mühle, Schach, Go, Halma, Dame etc. Diese Spiele zeichnen sich durch das Fehlen eines SIS aus.

Und dann gibt es andere Brettspiele, die sich davon abgrenzen. Zum Beispiel die Co-Sims oder Wargames. Oder halt die German-Style-Boardgames.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: 6 am 31.05.2013 | 17:38
@Taschenschieber
Könntest du noch ausschreiben, was du mit ASL meinst?

Wikipedia spuckt mir nur das hier (http://de.wikipedia.org/wiki/ASL) aus.
Advanced Squad Leader.
Zitat
@6
Wargames sind ja ebenfalls keine normalen Brettspiele. Es gibt Mühle, Schach, Halma, Go etc. Diese Spiele zeichnen sich durch das Fehlen eines SIS aus.

Und dann gibt es andere Brettspiele, die sich davon abgrenzen. Zum Beispiel die Co-Sims oder Wargames. Oder halt die German-Style-Boardgames.
Oder alle Ameritrash-Spiele. Oder fast alle alten Avalon Hills Spiele (bei denen ne Menge NichtCo-Sims und Wargames dabei waren. Z.B. 1830 oder AH-Civilization oder Merchant of Venus, oder Dune oder History of the World oder Magic Realms oder oder oder).

Fazit: SIS ist keine Besonderheit der Eurogames.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Taschenschieber am 31.05.2013 | 17:40
Advanced Squad Leader.

Und Wargames - genau wie Ameritrash à la Monopoly - waren vor den Euros da. Die Eurogames sind eine Gegenbewegung dazu, daher bietet sich der Vergleich Eurogame <-> Wargame <-> Ameritrash deutlich eher an als der Vergleich Eurogame <-> Brettspiel aus grauer Uhrzeit.

Man könnte sogar sagen: Auch die genannten Spiele Mühle, Schach, Halma, Go bilden ein Subgenre, nämlich das der "abstrakten Spiele". Damit ist der SIS dann auf einmal ein Merkmal quasi aller Brettspiele, außer der dieses kleinen Subgenres.

Und außerhalb dieses kleinen Subgenres sind Eurogames eben eine Strömung, in dem der SIS im Vergleich zu beinahe allen anderen Subgenres enorm schwach ist. Wenn man explizit nur den Vergleich zu Schach und Go zieht, hat das was von einem künstlichen Superlativ ("Ich bin der beste brillentragende Linkshänder in meinem Tennisverein, dessen Geburtstag in der Quersumme eine Primzahl ist").
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Eulenspiegel am 31.05.2013 | 17:47
Oder fast alle alten Avalon Hills Spiele (bei denen ne Menge NichtCo-Sims und Wargames dabei waren. Z.B. 1830 oder AH-Civilization oder Merchant of Venus, oder Dune oder History of the World oder Magic Realms oder oder oder).
Wobei viele Spiele von Avalon Hills in meinen Augen durchaus ein German-Style Boardgame ist.-

Zitat
Fazit: SIS ist keine Besonderheit der Eurogames.
Habe ich auch nicht gesagt. Ich sagte, dass es das ist, was die Eurogames von normalen Spielen unterscheidet.

Dass es das ist, was die Eurogames von anderen neueren Brettspielen unterscheidet, habe ich nie behauptet.

@Taschenschieber
Schach, Backgammon etc. sind nunmal die Spiele, die 99% aller Menschen kennen. Die von dir genannten Spiele sind da deutlich unbekannter.

Und es macht imho schon Sinn, Spiele mit den Spielen zu vergleichen, die von 99% der Menschen gekannt werden, und nicht mit irgendwelchen Brettspielen, die genau so wie RPG ein Nischendasein fristen.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Wellentänzer am 31.05.2013 | 17:49
Thread faktisch mit themenfremder Klugscheißerei totgespammt. Kann bitte jemand die Abschweifungen in einen anderen Thread ausgliedern? Danke!
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Taschenschieber am 31.05.2013 | 17:49
Und es macht imho schon Sinn, Spiele mit den Spielen zu vergleichen, die von 99% der Menschen gekannt werden und nicht mit irgendwelchen Brettspielen, die genau so wie RPG ein Nischendasein fristen.

Bullshit. Wenn man davon ausgeht, dass Dinge, die unbekannt sind, nicht existieren, kann man nur zu falschen Ergebnissen kommen.

Und ich verbitte mir die Unterstellung, ich würde "spammen" oder "klugscheißen".
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Wellentänzer am 31.05.2013 | 17:55
Und ich verbitte mir die Unterstellung, ich würde "spammen" oder "klugscheißen".
Die verbittet sich bestimmt auch Eulenspiegel. Die Realität ist bisweilen kein Wunschkonzert ;)
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: 6 am 31.05.2013 | 17:56
Wobei viele Spiele von Avalon Hills in meinen Augen durchaus ein German-Style Boardgame ist.-
Okay. Eine Runde Karousell: Nein sind sie nicht. Wenn Du eine Erklärung für einzelne Spiele willst, dann mach einen neuen Thread auf.
Zitat
Habe ich auch nicht gesagt. Ich sagte, dass es das ist, was die Eurogames von normalen Spielen unterscheidet.
Normale Spiele sind z.B. Risiko und Monopoly. Die haben beide einen SIS und beides sind etablierte Ameritrash-Spiele und dürften 99% der Deutschen bekannt sein.

Ach ja. Ich werde mich hier im Thread nicht mehr weiter zum Thema German-Styse Boardgame äussern. Wellentänzer hat vollkommen recht, dass wir hier den Thread planlos vollmüllen.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Taschenschieber am 31.05.2013 | 17:56
Die verbittet sich bestimmt auch Eulenspiegel. Die Realität ist bisweilen kein Wunschkonzert ;)
Man kann auch einen Splitwunsch (dem ich übrigens zustimme) einigermaßen höflich ausdrücken.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Jed Clayton am 31.05.2013 | 18:07
Also, ich weiß jetzt wieder einmal, weshalb mir immer wieder gesagt wird, ich sei von der ganzen grundsätzlichen Denkweise her eigentlich Amerikaner, hätte einen amerikanischen Humor und einen amerikanischen "Stil" und so weiter, und würde auch eine amerikanische Form von RPGs pflegen.

Der Grund ist sonnenklar: Ich habe nie dauerhaft DSA gespielt (in einem Zeitraum von mehr als 20 Jahren habe ich an drei bis vier DSA-Runden teilgenommen, jedes Mal widerwillig, und ich kann mich an nichts aus diesen Runden erinnern); ich habe nicht mit DSA angefangen. Auch nicht mit Midgard. Ich habe nie ein deutsches Regelbuch von vorn bis hinten gelesen, bis heute nicht. Höchstens deutsche Fassungen bekannter älterer US-Veröffentlichungen.

Mein allererstes Rollenspiel war bereits ein amerikanisches, und ich habe auch danach immer US-Titel gekauft und es war für mich absolut klar, die Bücher immer auf Englisch zu lesen und es war mir klar, dass RPGs aus den USA kommen.

Mit einem deutschen Stil bin ich in den letzten 20 Jahren so gut wie nicht in Berührung gekommen. Ich habe allenfalls mit Deutschen gespielt, die auch die amerikanischen Publikationen kannten, usw.

Vielleicht arbeite ich letztlich auch deswegen heute für einen US-amerikanischen Verlag.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Lord Verminaard am 31.05.2013 | 18:35
Den Vergleich zu Siedler & Co. habe ich ja selbst mit aufgebracht, und finde ihn auch für ein Verständnis der unterschiedlichen Spielkulturen hilfreich. Trotzdem sind natürlich Rule Zero und Railroading amerikanische und nicht deutsche Erfindungen. Allenfalls die Art, wie sie sich in Deutschland durchgesetzt haben, mag man als "typisch" begreifen, wobei gerade Railroading oft mehr durch Publikationsräson als echte Spielvorliebe zu erklären ist. Und dann kommen ja folgende Punkte hinzu: "German Style Board Games" erfreuen sich in den USA unter Game-Geeks seit vielen Jahren großer Beliebtheit, haben jedoch nie den Sprung in den Mainstream geschafft. Demgegenüber sind Brettspiele in Deutschland Mainstream, was aber nicht dazu geführt hat, dass sich Rollenspiele ebenso breit durchgesetzt hätten, es blieb vielmehr ein Hobby für Geeks. Alles in allem sollte man also mit Verallgemeinerungen sehr vorsichtig sein.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Bad Horse am 31.05.2013 | 19:33
Was mich bei amerikanischen Rollenspielen (grade D&D) ab und an mal verwundert hat gucken lasssen, war die Erwähnung eines "Party Leaders", der den Konsens der Gruppe an den GM weiterträgt. Sehr... militärisch, könnte ich mir bei einer deutschen Gruppe nicht vorstellen (nicht mal bei Engel, die ja einen Party Leader quasi eingebaut haben, aber das ist ein Party Leader auf der Spielebene, nicht auf der Metaebene).

Wenn man natürlich die kolportierte Klischee-DSA-Gruppe mit der (vermutlich ebenso kolportierten) Klischee-D&D-Gruppe vergleicht, sieht man sofort, dass deutsche Rollenspieler mehr Wert auf Erzählungen legen und Amis mehr Wert aufs Moschen.

Naja. Klischees halt. Die sind nur leider total unhilfreich, weil du absolut nicht weißt, was dich erwartet, wenn dir jemand sagt "das ist eine deutsche Gruppe" bzw. "das ist eine amerikanische Gruppe".
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Taschenschieber am 31.05.2013 | 19:35
Leicht OT @ Party Leader:

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Glgnfz am 31.05.2013 | 19:47
Den "Sprecher" gibt es auch noch in der roten D&D Box - also 1983. Seitdem ist er mir allerdings nicht mehr untergekommen. (Und wir haben auch nie so gespielt - vielleicht waren wir zu "deutsch".)
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Teylen am 31.05.2013 | 20:09
Was mich bei amerikanischen Rollenspielen (grade D&D) ab und an mal verwundert hat gucken lasssen, war die Erwähnung eines "Party Leaders", der den Konsens der Gruppe an den GM weiterträgt. Sehr... militärisch, könnte ich mir bei einer deutschen Gruppe nicht vorstellen (nicht mal bei Engel, die ja einen Party Leader quasi eingebaut haben, aber das ist ein Party Leader auf der Spielebene, nicht auf der Metaebene).
Hatte ich bei der Hunter: the Vigil riesen Gruppe, also da gab es mehrere Leaders und so in der Praxis wirkte das nicht militärisch .. eher organisatorisch sinnvoll ^^;
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Bad Horse am 31.05.2013 | 20:11
Wie groß war die Gruppe denn?
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: WeepingElf am 31.05.2013 | 20:21
Um mal von der ganzen Abschweife bezüglich Brettspielen herunterzukommen:

Ich vermute, das "typisch Deutsche" im Rollenspiel ist genau das, was (Wellentänzer hat das Wort schon genannt) im DSA-Channel hier im :T: als "hotzenplotzig" bezeichnet wird.  Es ist diese Eigenheit Aventuriens, die sich schlecht kurz charakterisieren lässt: ganz wenig Pathos, die Bösewichte sind eher Hanswurste als Weltenzerstörer, am Ende geht alles gut aus und jeder bekommt seine Murmeln zurück etc.   Wie beim Räuber Hotzenplotz eben.  Ich denke, das ist typisch deutsch.  Das sehe ich bei keinem mir bekannten amerikanischen oder britischen Setting; das sehe ich auch nicht in der Mutter aller EDO-Welten, Mittelerde, mal abgesehen vom Auenland.  Midgard hingegen ist auch ein bisschen hotzenplotzig, wenn auch längst nicht so hotzenplotzig wie Aventurien.

Dass das damit zu tun hat, dass Deutschland keine populäre Wargaming-Tradition hat, denke ich, ist wahrscheinlich nicht ganz falsch.  Die deutschen Rollenspieler kamen eher von den frühen Computer-Abenteuerspielen und Fantasy-Literatur (vor allem HdR) her, nicht von Wargames.  Inwiefern amerikanische Rollenspieler mehr mit Minis rumschieben als deutsche, weiß ich nicht.  Ich habe noch nie mit Amerikanern gespielt, und unter den Runden, die ich hier in Deutschland erlebt habe, gab es einige, die Minis einsetzten und andere, die es nicht taten.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Teylen am 31.05.2013 | 20:27
Wie groß war die Gruppe denn?
13 Leute plus SL, wenn ich mich richtig erinnere. (Gruppenbild (http://sphotos-f.ak.fbcdn.net/hphotos-ak-ash3/600396_321776941238033_681972631_n.jpg) ^^)
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 31.05.2013 | 20:35
Kevin Simbieda soll schon für ca 20 Spieler gemeistert haben, der Sohn von IIRC Gary Gygax für ganze Shops voller Spieler.
Könnte was damit zu tun haben.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Deep One am 31.05.2013 | 22:18
Ich habe Schwierigkeiten, etwas "typisch Deutsches" im Rollenspiel hierzulande zu definieren. Nun bin ich sicherlich kein Experte für nationalitätenübergreifendes Rollenspiel, andererseits sitze ich sowohl in Runden mit Leuten, die kaum wissen, dass es Rollenspielforen im Internet gibt, als auch in PbPs und Cons mit weltweiten Mitspielern (Jürgen, Du dürftest Hafwit, Damian May und die ja von rpg.net kennen).

Wenn überhaupt, und da darf man gern anderer Meinung sein, will mir scheinen, dass hier

- besonders viel Wert auf Atmosphäre-Spiel gelegt wird, was weiter oben als Romantik bezeichnet wurde und für mich die deutlichste Ausprägung im Pegasus-Cthulhu findet, so mit Kerzen, Hintergrundmusik, vergilbten Handouts und Lieschen-Müller-Charakteren, die um Gottes Willen keine sinnvolle Fertigkeit über 50% haben, damit sie sich ja auf den Eisenbahnschienen entlang ganz doll vor Tiefen Wesen fürchten können, anstatt das Pack, wie ein echter SC es tun soll, einfach über den Haufen zu schießen; und

- Trends übernommen werden anstatt selbst welche zu setzen. Oder andersherum wäre mir keine genuin deutsche Entwicklung im Bereich Rollenspiel bekannt, mit den möglichen Ausnahmen Pegasus-Cthulhu, was international beachtet wird, weil es einfach hübsch anzuschauen ist, und DSA, das ein eigenes Hotzenplotz-Genre entwickelt hat, wie es oben erwähnt wurde (und womit einige von Euch sich auch viel besser auskennen als ich).
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: La Cipolla am 31.05.2013 | 22:31
Na ja, die deutschen Shadowrun-Sachen sind auch immer sehr gut angekommen, und Engel hatte auch mal seinen Moment.

Jetzt mit Indie und PoD und PDF usw. bricht das aber sowieso alles etwas auf.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 1.06.2013 | 01:00

(...) Wenn man vier Dinge weiß (....)
1. Deutsche sprechen negative Punkte besonders direkt an und nutzen weniger Kontextinformationen zur Informationsvermittlung.
2. Deutsche weisen im Vergleich zu den in diesem Fall relevanten Amerikanern eine höhere Unsicherheitsvermeidung auf.
3. Deutsche orientieren sich tendentiell an Defiziten, weniger an Stärken.
4. Deutsche Rollenspiele weisen, vor allem bedingt durch den Einfluss von DSA und Midgard, eine andere Sozialisation auf als amerikanische Rollenspieler.

Du hast da was fünftes vergessen, was "man weiß" (allein diese Formulierung  ::)): Carrot nibblers with long ears cause earthquakes. Beleg den Scheiß, den Du absonderst, erst mal. Ich hoffe, es stört Dich nicht, daß ich mich tonal angleiche.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Eulenspiegel am 1.06.2013 | 08:34
Was mir aufgefallen ist:

deutsches Cthulhu: Die SCs unternehmen selber etwas.

Cthulhu in einer USA-Runde: Die SCs holen sich Unterstützung bei der Polizei/Armee, die dann die Drecksarbeit erledigt.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Sashael am 1.06.2013 | 09:01
Du hast da was fünftes vergessen, was "man weiß" (allein diese Formulierung  ::)): Carrot nibblers with long ears cause earthquakes. Beleg den Scheiß, den Du absonderst, erst mal. Ich hoffe, es stört Dich nicht, daß ich mich tonal angleiche.
Sorry, aber muss das sein?
Dieses Posting ist weit davon entfernt, "tonal angeglichen" zu wirken. Im Gegensatz zu Wellentänzers Post wirkt ist extrem arrogant und ignorant. Ich kann in Wellentänzers Posting auch keine Fäkalsprache entdecken, also frage ich mich, wie du auf die Idee kommst, du hättest dich "tonal angeglichen".

Zudem frage ich mich auch, welche Erfahrungen du im geschäftlichen oder wissenschaftlichen Umgang mit Amerikanern hast. Die Aussage, dass "die Deutschen" ständig nur nörgeln, kommt da häufiger. Eben weil Deutsche dazu neigen, a) Defizite eher anzusprechen als Vorteile und dieses b) auch noch wesentlich direkter und unmißverständlicher tun als Amerikaner. Insofern kenne ich und eine Menge Leute aus meinem Bekanntenkreis dieses amerikanische Klischee vom immer negativen Deutschen, welches nicht daher kommt, dass es sich bei Wellentänzers (sehr neutral formulierten) Aussagen um "Scheiß, den er absondert" handelt.

Selbst seine direkte Kritik an deinem Posting, auf das er sich mit seiner Aufzählung bezog, ist ohne persönliche Beleidigung und Fäkalsprache ausgekommen. Wenn es dir gegen den Strich geht, dass eine deiner Aussagen als inhaltlich falsch und unnötig pauschalisierend bezeichnet werden, dann kannst du trotzdem versuchen, dich ohne die Benutzung von persönlichen Beleidigungen dagegen zu wehren.

Danke.

Sorry für das OT.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 1.06.2013 | 09:11
Was mir aufgefallen ist:

deutsches Cthulhu: Die SCs unternehmen selber etwas.
DSA: Spieler und Meister fallen aus allen Wolken, wenn man für die Wüste Führer anheuern will und Meister reagieren allergisch wenn man die georderte  Ausrüstung überprüfen will.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Wellentänzer am 1.06.2013 | 09:27
@ Sashael: Danke. Ich hätte das so nicht thematisiert, teile aber Deine Wahrnehmung.

Du hast da was fünftes vergessen, was "man weiß" (allein diese Formulierung  ::)): Carrot nibblers with long ears cause earthquakes. Beleg den Scheiß, den Du absonderst, erst mal. Ich hoffe, es stört Dich nicht, daß ich mich tonal angleiche.

Als Beleg dienen da bereits die Klassiker interkultureller Kommunikation. Edward Hall mit der Unterscheidung zwischen Low und High Context und Geert Hofstedes Dimension der Unsicherheitsvermeidung spreche ich ja direkt an. Beide werden mit Sicherheit mittlerweile schon bei Wikipedia breit dargestellt. Die Defizitorientierung wird in der Pädagogik ausgiebig im interkulturellen Kontext diskutiert. Die Sozialisation von Rollenspielern ist wissenschaftlich mangels harter Daten nur schwierig belegbar, aber ich hielt das für Common Sense im Tanelorn.

Soweit zu den vier Punkten. Für mich sind die eindeutig. Ich will mich da aber auch nicht auf ein Pissing Match einlassen. Wenn Du die genannten Punkte als Basis einer Diskussion nicht akzeptierst, dann ist das halt so. Ich empfinde die aber ehrlich gesagt nicht als "Scheiß", sondern als axiomatisch und würde ab da erst mit einem Austausch beginnen wollen. Insofern: take it or leave it.

Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Thandbar am 1.06.2013 | 10:12
Soweit zu den vier Punkten. Für mich sind die eindeutig. 

Ich würde nicht leugnen, dass es kulturelle Traditionen gibt, die sich auf kommunikative Handlungen niederschlagen können. Dazu können Vermeidungsstrategien gehören oder die Neigung zu steilen oder flachen hierarchischen Strukturen.
Was allerdings oft unterbewertet wird, sind die situativen Kontexte, die ein Sprachverhalten geradezu auf den Kopf stellen können - und es wäre dann zu überprüfen, ob die Eigenschaften "typisch deutscher" Kommunikation im Rollenspiel tatsächlich vorzufinden sind oder ob das "deutsche" Rollenspiel diese nicht vielleicht gerade aushebelt.
Die Frage wäre auch weiterhin, ob das Rollenspiel von Gruppen betrieben wird, die im Rahmen ihrer Entäußerungsgewohnheiten dem Mainstream überhaupt angehören. Auch da wäre ich skeptisch.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Wellentänzer am 1.06.2013 | 10:37
Die Frage wäre auch weiterhin, ob das Rollenspiel von Gruppen betrieben wird, die im Rahmen ihrer Entäußerungsgewohnheiten dem Mainstream überhaupt angehören. Auch da wäre ich skeptisch.
Na, das ist doch schon was anderes und darüber kann man doch wunderbar spekulieren. Spekulieren muss man zwar wohl auch mangels harter Daten, aber das macht ja nix.

Ich würde im Gegensatz zu Dir vermuten, dass sich deutsche Rollenspiele und Rollenspieler erstens hauptsächlich in Punkten vom deutschen Mainstream unterscheiden, die sich nur mäßig auf Vorlieben und Praktiken des Spiels erstrecken. Zweitens weisen sie bezüglich dieser Abweichungen nach meiner Ansicht eine hohe Parallelität gegenüber den Amis auf. Anders ausgedrückt: Die Leute auf den GenCon weichen selbstredend von der amerikanischen Norm ab, tun das aber in ähnlicher Weise wie die Leute auf der RPC im Vergleich zur deutschen Norm. Es gibt sicherlich Unterschiede zwischen deutschen und amerikanischen Rollenspielern. Die Dimensionen jedoch, welche Rollenspieler insgesamt vom Mainstream abheben, nehme ich als interkulturell stabil wahr - mit Ausnahme der Sozialisierung durch Wargame- bzw. erzählspielgeprägte Umgebungen. Insofern bleiben dann nach meinem Dafürhalten letztlich doch die genannten Punkte.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Wellentänzer am 1.06.2013 | 10:42
Kleiner Zusatz: es gibt verschiedene Untersuchungen zur Persönlichkeits- und Wertestruktur von Rollenspielern. Die kommen zwar meines Wissens quasi ausnahmslos aus dem amerikanischen Raum, aber das wär für die weitere Eröterung der gerade diskutierten Frage ja schon mal ein Ansatz, um etwas Licht ins datenlose Dunkel zu bringen. Habe das leider nicht mehr genau im Kopf und bin zudem auf dem Sprung zur RPC. Im Thread zur wissenschaftlichen Literatur, den ianinsane und asri dankenswerter Weise so toll aktualisieren, finden sich dazu diverse Quellen. Dem müsste sich mal etwas strukturierter widmen. Da findet sich bestimmt so einiges, was für diesen Thread relevant wäre. Sonst bleibt das tendentiell Stochern im Nebel.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Thandbar am 1.06.2013 | 11:01
Weiß man eigentlich, wieviel Prozent der jeweiligen Bevölkerung Rollenspiel betreiben? (Bzw. überhaupt wissen, was das ist?)
Ich habe das Gefühl, dass in Amerika das Rollenspiel weit mehr verbreitet ist und ein größerer Anteil der Bevölkerung mit dem Begriff überhaupt etwas anfangen kann.

Je nach Gesellschaft kann ein Hobby je unterschiedliche Funktionen aufweisen. Was in dem einen Land ein Sport für die breite Masse oder für die Unterschicht ist, mag an einem anderen Ort eine Elitensportart oder allein für Jugendliche gedacht sein.
Deswegen halte ich Parallelziehungen für schwierig, wenn man verschiedene Nationen in Bezug auf Rollenspiele miteinander vergleicht.

Die Dominanz von DSA ist ja ein schwer abzustreitendes Faktum, das sich durch Verkaufszahlen doch auch einigermaßen belegen lässt.
Anders als Wellentänzer glaube ich persönlich nicht an ein kulturelles Gedächtnis in einem Assmann'schen Sinne.
Aber es fällt doch auf, dass die Schöpfer von DSA zu ihrer Zeit primär Germanisten gewesen sind - wenn ich mich recht erinnere - , die sich allein von Berufs wegen intensiv mit Romantik, Mittelalter usw. auseinandergesetzt haben, und zwar auf eine Art und Weise, wie es für ihre Fachrichtung typisch gewesen ist.

Wenn ich an den Thread denke, worin die Forumsmitglieder ihre eigene Rollenspielgeschichte nachzeichneten, fällt mir auf, dass nahezu alle Initialzündungen von DSA ausgingen, und dass der Beschäftigung anscheinend der Ruch eines Studentenhobbys anlastet.  
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Xemides am 1.06.2013 | 13:10
Die Unterschiede die behauptet werden, hängen glaube ich stark damit zusammen, das bei Rollenspiel etwas ist, was hauptsächlich Akademiker (und solche die es mal werden) betreiben, und die deutsche gebildeten Schicht trennt sich gerne von "den Amerikanern" ab.

Das kann ich so gar nicht bestätigen. Ich kenne reichlich Nichtakademiker, die Rollenspiel betreiben.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Luxferre am 1.06.2013 | 13:18
Das kann ich so gar nicht bestätigen. Ich kenne reichlich Nichtakademiker, die Rollenspiel betreiben.

Dito.
Akademiker würden größtenteils wohl nicht zugeben, phantastische Schundliteratur zu lesen. Wer also liest Salvatore und den anderen Rotz?

Ich gebe gern zu, diesen literarischen Bodensatz in meiner Jugend allzugern gelesen zu haben und bin kein richtiger Akademiker. Was sich aber durch alle gängigen Foren zieht, ist die gehobene Selbstwahrnehmung einiger Akademikerrollenspieler. Jemand im DnD-gate hat(te?) dazu mal schön kritisch gesagt:
"Bessermensch weil Rollenspieler" (frei nachgeredet)
Aus dem gleichen Kontext, der hier gerade aufgemacht wird. Völlig Banane, Rollenspieler als gehobene Elite darzustellen. Geh mal innen Fantasyladen und zeige mir den Dr. jur. mit Poloshirt und teurem Cabriolet vor der Tür... Eliten finde ich da nicht.

Bei solchen pauschalen Aussagen kriege ich das Kopfschütteln bis zum Muskelkater.


Also bleibt als Fazit, dass wohl eine überzogene Selbstwahrnehmung bezüglich Bildung typisch deutsch ist.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 1.06.2013 | 13:37

Die Unterschiede die behauptet werden, hängen glaube ich stark damit zusammen, das bei Rollenspiel etwas ist, was hauptsächlich Akademiker (und solche die es mal werden) betreiben,
Bullshit, diese arrogante Unterscheidung habe ich schon bei Midgardianern zwischen Studies die ach so fordernden Magier und Bildungsfernen Prekariaranern mit Haudraufundschlusses erlebt
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Wormys_Queue am 1.06.2013 | 13:42
Der Gebrauch des Wortes "Bullshit" scheint mir ziemlich deutsch zu sein. Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, das Wort in der Häufigkeit schon mal in amerikanischen Foren gelesen zu haben.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Dark_Tigger am 1.06.2013 | 14:44
Das kann ich so gar nicht bestätigen. Ich kenne reichlich Nichtakademiker, die Rollenspiel betreiben.
Guck mal in die Umfrage hier im Forum zu dem Thema... und wenn man sich sonst so in der deutschen Forenszene rumtreibt, stimmt die Aussage auch.
Also zumindestens der laute Teil der Spielerschafft, hat einen gewissen akademischen Hintergrund.

@Luxferre
Hmmm ja, Elite durch Rollenspiel, genau das war es was ich sagen wollte... danke. ::)


@Gruppenleiter
Man muss dazu sagen das auch in den amerikanischen OSR Blogs häufig die Aussage kommt, dass sie die Regel nicht bewusst benutzt haben.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Eulenspiegel am 1.06.2013 | 15:00
@ Luxferre & Schwerttänzer
Schau mal in den Thread Bildung im Tanelorn (http://tanelorn.net/index.php/topic,79644.0.html). 75% aller Tanelornis studieren oder haben das Studium abgeschlossen.

Selbstverständlich ist der Tanelorn nicht repräsentativ für alle Rollenspieler. Aber es gibt imho schon ein gutes Indiz.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Dark_Tigger am 1.06.2013 | 15:11
Oh eben überlesen
Bullshit, diese arrogante Unterscheidung habe ich schon bei Midgardianern zwischen Studies die ach so fordernden Magier und Bildungsfernen Prekariaranern mit Haudraufundschlusses erlebt
Wie belieben? Mir geht es darum das etwas als "typisch deutsch" behauptet wird, das ich ÜBERHAUPTNICHT als typisch deutsch erkenne, sondern als gewünschte Abgrenzung einer bestimmten (deutschen) Gruppe, gegenüber einer anderen Gruppe.
So richtig aufgefallen ist mir, dass das erste mal, als ich irgendwo auf G+ einen Rand eines amerikanischen RPGlers über die Einstellung der Amerikaner zu Kunst und zum Spielen gelesen hab, die ich bis dahin für "sehr deutsch" gehalten hatte.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 1.06.2013 | 15:21
Oh eben überlesenWie belieben? Mir geht es darum das etwas als "typisch deutsch" behauptet wird, das ich ÜBERHAUPTNICHT als typisch deutsch erkenne, sondern als gewünschte Abgrenzung einer bestimmten (deutschen) Gruppe, gegenüber einer anderen Gruppe.
Entschuldigung, das habe ich irgendwie total miss und falsch gelesen.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Luxferre am 1.06.2013 | 17:29
Nicht alle Studierten sind Akademiker und alle Studenten ebenso. Ich sehe lediglich, dass das Gros an Rollenspielern einen höheren Schulabschluss hat. Was keinerlei Rückschlüsse auf irgendetwas zuließe... Und ja, wenn Akademiker von ihresgleichen reden, dann reden sie über Eliten. Bildungseliten. Das ist Fakt und an sich solange nicht negativ konnotiert, bis man sich dessen rühmt oder sich versucht dadurch abzuheben. Gratwanderung.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Teylen am 1.06.2013 | 18:09
Das kann ich so gar nicht bestätigen. Ich kenne reichlich Nichtakademiker, die Rollenspiel betreiben.
Man muß kein Akademiker sein um sich von "Dem Amerikaner" in bessertuerischer Art abzutrennen. ^^;
Dafür reicht schon x Minuten Dumm-Dumm TV anschalten und sich die Vorurteile zu den fetten, dummen, waffenstarrenden, kaugummkauenden, umweltverpestenden, kriegstreibenden, kulturlosen, oberflächlichen Amis anzuschauen.


(Ansonsten halte ich die Umfrage dort nichtmal für das Tanelorn repräsentativ)
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Eulenspiegel am 1.06.2013 | 20:43
Nicht alle Studierten sind Akademiker und alle Studenten ebenso.
Doch! Alle Studierten sind Akademiker.
Sowohl Studierter als auch Akademiker sind nur Synonyme für "hat Hochschulabschluss".

Zitat
Ich sehe lediglich, dass das Gros an Rollenspielern einen höheren Schulabschluss hat. Was keinerlei Rückschlüsse auf irgendetwas zuließe...
Es lässt einen Schluss auf den Schulabschluss zu. Und es lässt einen Schluss auf alles zu, was mit den Schulabschluss korreliert.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 1.06.2013 | 20:47
Man muß kein Akademiker sein um sich von "Dem Amerikaner" in bessertuerischer Art abzutrennen. ^^;
Dafür reicht schon x Minuten Dumm-Dumm TV anschalten und sich die Vorurteile zu den fetten, dummen, waffenstarrenden, kaugummkauenden, umweltverpestenden, kriegstreibenden, kulturlosen, oberflächlichen Amis anzuschauen.
)
Hauptstadt von Missouri und Rajputana ?
Ohne Nachzusehen
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Sashael am 1.06.2013 | 21:44
Hauptstadt von Missouri und Rajputana ?
Ohne Nachzusehen
Ich glaube, Teylen meint ihren Post genau andersrum als du ihn womöglich verstanden hast.  :D

Btw: Rajputana finde ich nun wirklich extrem weit hergeholt. Wie wärs mit der Hauptstadt von Thüringen. Ohne Nachschauen.  ;D
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Wormys_Queue am 1.06.2013 | 21:50
Btw: Rajputana finde ich nun wirklich extrem weit hergeholt. Wie wärs mit der Hauptstadt von Thüringen. Ohne Nachschauen.  ;D

Ist doch egal, die Amis darfst du ja nicht mal fragen, was die Hauptstadt von Missouri ist, wenn sie dort wohnen  ~;D
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: WeepingElf am 1.06.2013 | 21:53
Ach hört doch mal auf mit diesem kindischen Ami-Bashing. Natürlich gibt es da Vollpfosten, die Prag bombardieren wollen, weil die Attentäter von Boston Tschetschenen waren. Aber ähnliche Vollpfosten gibt es auch bei uns. Die meisten dieser Vollpfosten spielen übrigens keine Rollenspiele, weil sie dazu das Hirn anstrengen müssten ;)
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 1.06.2013 | 21:58
Ich glaube, Teylen meint ihren Post genau andersrum als du ihn womöglich verstanden hast.  :D
der klassische Beweis das Amis ungebildet sind, das sie nicht alle europäische Hauptstädte kennen.

@Wormys_Queue

Ich habe in einem amerikanischen RPG Band mehr Bildung vorgefunden, als in allen DSA Werken zusammengenommen, die ich kenne.

@WeepingElf

Ist DSA ein Rollenspiel?
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: WeepingElf am 1.06.2013 | 22:04
@WeepingElf

Ist DSA ein Rollenspiel?

Ist es. Aber sind alle DSAler Vollpfosten? Nicht im Geringsten. Also jetzt nicht noch DSA-Bashing (mein Lieblingssystem ist es zwar auch nicht, aber das ist Geschmackssache), sonst komme ich mit diesem hier:

 :dftt:

Also:  :btt:
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Wormys_Queue am 1.06.2013 | 22:09
Ich habe in einem amerikanischen RPG Band mehr Bildung vorgefunden, als in allen DSA Werken zusammengenommen, die ich kenne.

Nur um das klarzustellen: Ich bin der letzte, der die Vorurteile gegen die Amerikaner teilt, dazu habe ich dort viel zu viele Freunde.:)

Tatsächlich kann ich rein auf das Rollenspiel bezogen auch kaum Unterschiede finden. Ich kenn mich ja jetzt vor allem im Bereich D&D/Pathfinder aus, und da ist mir jedenfalls aufgefallen, dass auf beiden Seiten des Teichs genau die gleichen Diskussionen geführt werden und genau die gleichen Fronten bestehen, wenn es beispielsweise um Editionsfragen geht. Und was die Spielstile angeht, gibt es da auch wenig Unterschiede.

P.S.:  Trotzdem muss das schon ein ganz besonderer RPG-Band gewesen sein, normalerweise nimmt sich das nämlich recht wenig. ^^
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Silent am 1.06.2013 | 22:21
Ein wenig OT:

Vielleicht versteh ich den Auszug aus dem Interview auch gerade falsch, aber ich glaube nicht das Exalted hier in Deutschland so erfolglos war wegen seinen Aufbau, Setting oder Regeln, sondern das der Name der deutschen Übersetzung Kacke gewählt war. Niemand wollte die Hoden spielen ^^
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: WeepingElf am 1.06.2013 | 22:28
Tatsächlich kann ich rein auf das Rollenspiel bezogen auch kaum Unterschiede finden. Ich kenn mich ja jetzt vor allem im Bereich D&D/Pathfinder aus, und da ist mir jedenfalls aufgefallen, dass auf beiden Seiten des Teichs genau die gleichen Diskussionen geführt werden und genau die gleichen Fronten bestehen, wenn es beispielsweise um Editionsfragen geht. Und was die Spielstile angeht, gibt es da auch wenig Unterschiede.

Ich war früher sowohl in englischsprachigen als auch in deutschsprachigen Newsgroups unterwegs, von daher kann ich bestätigen, dass sich das wirklich nicht viel nimmt. Was es an Unterschieden gibt, hängt wohl am ehesten damit zusammen, dass bei uns mit DSA und Midgard zwei Rollenspiel-Dickschiffe unterwegs sind, die in den USA keine oder zumindest keine große Rolle spielen (no pun intended).

Wie ich schon gesagt habe, scheint mir die "Hotzenplotzigkeit" von Aventurien am ehesten ein Merkmal des deutschen Rollenspiels zu sein, das sich von den anglo-amerikanischen Vorbildern abhebt (ob positiv oder negativ, ist Geschmackssache). Es ist, auch das habe ich schon gesagt, auch sicher von Bedeutung, dass Wargames hier längst nicht so populär sind wie dort. In den USA kamen viele Rollenspieler vom Wargaming, in Deutschland kamen viele Wargamer vom Rollenspiel.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Teylen am 1.06.2013 | 22:33
Hauptstadt von Missouri und Rajputana ?
Ohne Nachzusehen
Das sind die Vorurteile die ich öfters in Bezug auf Amis zu hören kriege.
Nicht welche die ich in Bezug auf Amis habe. oO;

Ich glaube das ich allgemein recht gut in amerikanischen Chats assimiliert ist ^^;
Ich glaube, Teylen meint ihren Post genau andersrum als du ihn womöglich verstanden hast.  :D
+1
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 1.06.2013 | 22:38
Das sind die Vorurteile die ich öfters in Bezug auf Amis zu hören kriege.
Nicht welche die ich in Bezug auf Amis habe. oO;
ich hatte das etwas underhanded gemeint, bezogen auf jene  die das mit der Unkenntnis der europäischen Hauptstädte begründen.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Teylen am 1.06.2013 | 22:48
Keine Ahnung, hab erst letzte Woche Köln in's Rheinland verlegt ^^; (also nach RLP ^^; )
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Skele-Surtur am 2.06.2013 | 02:05
Ich glaube nicht, dass es typisch deutsches Rollenspiel in der Form gibt. Ich habe mir zwar den Thread hier teilweise durchgelesen, auch wenn wirklich rekordverdächtig wenig beim Thema geblieben wurde, aber nichts, was als "typisch deutsch" bezeichnet wurde, hat mich so recht überzeugen können. Ich beziehe die Eingangsfrage aber auch nur darauf, was Deutsche an Rollenspielen spielen und wie sie es spielen und wie deutsche Rollenspiele geschrieben und ge- bzw. verregelt sind. Den ganzen Heiupei, wie Deutsch über Rollenspiele diskutieren ist imho für die Wurst, weil es nichts Rollenspielspezifisches ist, sondern jede Konversation, die wir Deutschen betreiben, betrifft.

Was typisch Deutsch ist, ist übrigens Graubrot. Und Apfelschorle.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Stonewall am 2.06.2013 | 02:06
OT:
Keine Ahnung, hab erst letzte Woche Köln in's Rheinland verlegt ^^; (also nach RLP ^^; )

Köln liegt allerdings im Rheinland, auch wenn es nicht in Rheinland-Pfalz liegt. Der Begriff ist durchaus weiter gefasst und umfasst auch die Gebiete der früheren preußischen Rheinprovinz (http://de.wikipedia.org/wiki/Rheinprovinz), die 1945 nicht zu RLP kamen, sondern zu NRW.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: killedcat am 2.06.2013 | 02:16
Zitat
Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?

- Beim Verkauf und in der Produktion: DSA, schätze ich
- Im Internet: ungewöhnliche Spielprinzipien und Nischensysteme, Theoretisieren und alle möglichen Moden
- Am Spieltisch: das Gleiche wie überall auf der Welt - klassische Mainstream-Systeme

Alles gefühlt und nicht empirisch erhoben.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 2.06.2013 | 05:52
Sorry, aber muss das sein?

Nein. Das muß nicht sein, das darf eigentlich nicht sein, und ich entschuldige mich in aller Form und aufrichtig a) bei Wellentänzer und b) bei allen anderen, die es lesen mußten, für die Wortwahl. Es... ist kompliziert. Ich bin momentan etwas dereguliert. Mehr will ich nicht sagen.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Eulenspiegel am 2.06.2013 | 06:08
Ich habe mir zwar den Thread hier teilweise durchgelesen, auch wenn wirklich rekordverdächtig wenig beim Thema geblieben wurde, aber nichts, was als "typisch deutsch" bezeichnet wurde, hat mich so recht überzeugen können.
Hattest du denn schonmal in nicht-deutschen Rollenspielgruppen gespielt? Oder ist es nur ein Bauchgefühl von dir, dass die "typisch deutschen" Sachen auch woanders in der Form auftreten?
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 2.06.2013 | 06:17
Ich stimme Sutur übrigens zu. Das meiste finde ich nicht typisch deutsch. Und nach meiner Erfahrung - mehrere Jahre auch in den USA mit US-Bürgern gespielt - ist RSP da nicht großartig anders; BEAM-D&D/LabLord z.B. spielt sich hier wie da, die Systeme von White Wolf dito. Evtl. Unterschiede sind weniger kulturell als angebotsbedingt und mithin nicht "typisch deutsch", sondern "typisch System X".
 
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Eulenspiegel am 2.06.2013 | 06:24
Meine Erfahrung mit ausländischem Rollenspiel beschränkt sich auf Cthulhu. Und da habe ich die Erfahrung gemacht, dass es anders gespielt wird.

Bei D&D kann ich mir aber durchaus vorstellen, dass es dort keine Unterschiede gibt.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Teylen am 2.06.2013 | 09:28
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Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Dark_Tigger am 2.06.2013 | 11:26
Nicht alle Studierten sind Akademiker und alle Studenten ebenso. Ich sehe lediglich, dass das Gros an Rollenspielern einen höheren Schulabschluss hat. Was keinerlei Rückschlüsse auf irgendetwas zuließe... Und ja, wenn Akademiker von ihresgleichen reden, dann reden sie über Eliten. Bildungseliten. Das ist Fakt und an sich solange nicht negativ konnotiert, bis man sich dessen rühmt oder sich versucht dadurch abzuheben. Gratwanderung.
Du hast offensichtlich eine andere Definition als Tante Wiki und ich. Und ja das erreichen eines Hochschulabschlusses macht einen zum Mitglied der Bildungs"elite"*.
Aber hat das irgendwas mit meiner Aussage zu tun? Nein hat es nicht.
Ich hab nur versucht eine Erklärung zu liefern, wo eine Behauptung(es gäbe "typisch deutsch" im RPG),die ich für falsch halte, herkommen könnte.
Eine Erklärung übrigens die ich in diesem Thread durchaus bestätigt sehe.



*In Form das man damit einen Nachweiß besonderer Bildung hat, nicht mehr und nicht weniger. Jeder der Denkt es macht einen zu einem besseren Menschen, hat natürlich ein Ei am wandern. Aber das habe ich auch nicht gesagt, und nicht sagen wollen. Hauptsache das Feindbild stimmt, hmm?
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Blutschrei am 2.06.2013 | 11:33
Typisch deutsch ist: "Das darf man nicht spielen", "So darf man nicht spielen", "Das ist schlechtes Rollenspiel".
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Wormys_Queue am 2.06.2013 | 11:40
Typisch deutsch ist: "Das darf man nicht spielen", "So darf man nicht spielen", "Das ist schlechtes Rollenspiel".

Auch das findet man alles in den Köpfen nichtdeutscher Rollenspieler, vor allem, wenn sie sich in Foren rumtreibenn (vielleicht ist auch das ein Vorurteil, aber von Spielern, die ihre Zeit nicht in RPG-Foren verbringen, kenn ich das eigentlich nicht).
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Skele-Surtur am 2.06.2013 | 13:12
Hattest du denn schonmal in nicht-deutschen Rollenspielgruppen gespielt? Oder ist es nur ein Bauchgefühl von dir, dass die "typisch deutschen" Sachen auch woanders in der Form auftreten?
Selbst gespielt habe ich noch nicht mit ND-RPGlern, aber ich habe mir schon ein paar Spielrunden auf Youtube angesehen und lese natürlich auch gelegentlich mal ein Nicht-Deutsches Rollenspielsystem. Ich hatte ja darauf hingewiesen, dass ich die Eingangsfrage auch dahingehend interpretiere, was deutsche Publikationen da von ND-Publikationen unterscheidet. Der Rest ist tatsächlich Bauchgefühl.
Zudem habe ich schon bei unterschiedlichen Gruppen mit dem selben System Unterschiede im Spiel festgestellt. Daher kann ich der Beurteilung das ein besonderer Spielstil typisch deutsch ist im Rahmen meines Horizonts nicht zustimmen. Abgesehen natürlich von generellen Kommunikationsparametern, die durchaus "typisch" sein können, wie etwa diese sagenumwobene deutsche Direktheit.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Blutschrei am 2.06.2013 | 13:23
Auch das findet man alles in den Köpfen nichtdeutscher Rollenspieler, vor allem, wenn sie sich in Foren rumtreibenn (vielleicht ist auch das ein Vorurteil, aber von Spielern, die ihre Zeit nicht in RPG-Foren verbringen, kenn ich das eigentlich nicht).
Komisch, meine Erfahrungen sind gegenteilig, gerade den "Nicht-Foren-Lesern" fehlt gefühlt der Blick über den Tellerrand.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Eulenspiegel am 2.06.2013 | 13:33
Bei Nicht-Foren-Rollenspielern ist es häufiger ein "Das kenne ich nicht" und weniger ein "Das darf man nicht spielen".
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Funktionalist am 2.06.2013 | 13:36
..oft kombiniert mi einer Verteidigungshaltung, weil der FOrennutzer so selbstsicher auftritt und der andere seinen Schrebergarten bedroht fühlt.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Sashael am 2.06.2013 | 14:22
Jup, genau das.

Meiner Erfahrung nach sogar eine ziemlich aggressive Verteidigungshaltung. Besonders wenn es um so "vollkommen unnötigen Scheiß" wie Rollenspieltheorie oder die Differenzierung von Spielertypen und Spielstilen geht. *seufz*
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Eulenspiegel am 2.06.2013 | 15:50
Ich habe eine aggressive Verteidigungshaltung nur wahrgenommen, wenn dem eine aggressive Angriffspropaganda vorausging.

Wenn man ganz neutral sagt: "In meiner anderen Runde spielen wir, dass die Spieler auch einige SL-Aufgaben wahrnehmen können und Teile der Umgebung definieren."
dann wird der andere Spieler sagen: "Aha. Schön für euch."

Wenn man jedoch sagt: "Bei uns definieren die Spieler auch Teile der Umgebung und das ist tausendmal besser als wenn die SL das alleine bestimmt."
dann gerät der Spieler in Verteidigungsstellung und sagt: "Stimmt nicht. Wenn der SL alles beschreibt, können wir als Spieler viel besser in unseren Charakteren aufgehen."

Wenn man ganz neutral sagt: "In unserer anderen Gruppe hat der SL keinen festen Plot vorbereitet, sondern der Plot entwickelt sich anhand des Inputs der Spieler."
dann wird der andere Spieler sagen: "Aha. Schön für euch."

Wenn man jedoch sagt: "Bei uns entwickelt sich der Plot anhand des Inputs der Spieler. Das ist viel besser als wenn der SL die Spieler gängelt und ihnen einen fertigen Plot aufzwingt."
dann gerät der Spieler in Verteidigungsstellung und sagt: "Stimmt nicht. Ein vorgefertigter Plot ist häufig viel interessanter als ein improvisierter Plot."

Fazit:
In Verteidigungsstellung wird nur gegangen, wenn der Foren-User vorher in Angriffsstellung geht und seinen eigenen Spielstil als überlegen deklariert.
Zählt der Foren-User jedoch alternative Spielformen als vollkommen gleichwertig auf, erntet er entweder Desinteresse oder Interesse. Auf keinen Fall sieht sich hier jedoch der Nicht-Foren-User gezwungen, in Verteidigungsstellung zu gehen.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Deep One am 2.06.2013 | 16:03
Ah, und ich denke auch, Besserspieler-Diskussionen sind nicht typisch deutsch - was ich teilweise auf rpg.net mitbekomme, veranlaßt mich zu der Mutmaßung, dass Spieler anderer Nationen den Stock locker doppelt so tief im Arsch stecken haben können wie die schlimmsten flame warriors unter uns - oder auch nur typisch für unser Hobby - wenn die Forengrößen in einem internationalen Salsa-Forum, wo ich ab&an mitlese, Langeweile haben, brechen sie eine Diskussion über die Meriten von LA-, Cuban- und NY-Style-Salsa vom Zaun und denn geht's ma' so RICHTIG ab.  ;D
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Funktionalist am 2.06.2013 | 16:06
Aus Sicht des Verteidigers scheint das wohl so zu stimmen, s onst würde er ja nicht gegenhalten müssen.
 
Häufig werden beide Seiten allerdings unterschiedliche Interpretationen des gleichen Gesprächs vertreten.

So langsam ist das allerdings ziemlich offtopic. ;)

Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Luxferre am 2.06.2013 | 16:59
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Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Blutschrei am 2.06.2013 | 18:20
Zitat
Fazit:
In Verteidigungsstellung wird nur gegangen, wenn der Foren-User vorher in Angriffsstellung geht und seinen eigenen Spielstil als überlegen deklariert.
Zählt der Foren-User jedoch alternative Spielformen als vollkommen gleichwertig auf, erntet er entweder Desinteresse oder Interesse. Auf keinen Fall sieht sich hier jedoch der Nicht-Foren-User gezwungen, in Verteidigungsstellung zu gehen.

Richtig, den Mittelweg "Konstruktive Kritik" bzw "Denkanstoß" gibts schließlich nicht.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Eulenspiegel am 2.06.2013 | 19:35
Natürlich gibt es auch konstruktive Kritik oder Denkanstoß. Verstehe meinen Post bitte als einen solchen.

Ich halte nicht viel davon, einen Spielstil als den besseren zu deklarieren. Wenn man akzeptiert, dass andere Leute anders spielen und dennoch Spaß dabei haben, kann man ja problemlos alternative Spielstile präsentieren, ohne diese als "besser" darzustellen. Dem anderen Spieler bleibt es dann selber überlassen, ob er diese als für sich selber geeignet oder ungeeignet auffasst.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Sashael am 2.06.2013 | 21:13
Mal in nen Spoiler setzen wegen zuviel OT:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Oberkampf am 3.06.2013 | 07:21

Vielleicht versteh ich den Auszug aus dem Interview auch gerade falsch, aber ich glaube nicht das Exalted hier in Deutschland so erfolglos war wegen seinen Aufbau, Setting oder Regeln, sondern das der Name der deutschen Übersetzung Kacke gewählt war. Niemand wollte die Hoden spielen ^^

Mal abgesehen davon, dass der Name der Übersetzung vielleicht wirklich nicht das Gelbe vom Ei war, glaube ich bei Exalted schon, dass da ein "typisch deutsches Rollenspielphänomen" dazu beigetragen hat, dass sich das Spiel nicht gut verkaufen konnte: Die von Teylen bereits angesprochene Abneigung gegen starke Charaktere bzw. Superhelden.

Diese Abneigung verträgt sich gut mit der ebenfalls bereits erwähnten Neigung zur "Hotzenplotzigkeit" deutscher Rollenspielwelten. Weder spielt man über-überlebensgroße Gestalten, noch wirft man im Spiel eine sorgsam aufgebaute, ordentliche Welt durcheinander. Sowas tut man einfach nicht. Sowas darf bestenfalls der Verlag machen.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: First Orko am 3.06.2013 | 10:25
Mal abgesehen davon, dass der Name der Übersetzung vielleicht wirklich nicht das Gelbe vom Ei war, glaube ich bei Exalted schon, dass da ein "typisch deutsches Rollenspielphänomen" dazu beigetragen hat, dass sich das Spiel nicht gut verkaufen konnte: Die von Teylen bereits angesprochene Abneigung gegen starke Charaktere bzw. Superhelden.

Diese Abneigung verträgt sich gut mit der ebenfalls bereits erwähnten Neigung zur "Hotzenplotzigkeit" deutscher Rollenspielwelten. Weder spielt man über-überlebensgroße Gestalten, noch wirft man im Spiel eine sorgsam aufgebaute, ordentliche Welt durcheinander. Sowas tut man einfach nicht. Sowas darf bestenfalls der Verlag machen.

Das ist eine durchaus verbreitete Haltung. Es gibt sicher eine ganze Menge von Rollenspielern, die eine klar definierte Welt haben möchten, über die sie sich anhand entsprechender Literatur umfassend informieren können. In diesen Welten sind die Grenzen, innerhalb derer man sich mit seinen SCs bewegt klar abgesteckt. Jedes Element, dass diese Grenzen sprengt wird als Bedrohung für die Welt, die man sich selbst "erlesen" hat wahrgenommen.
Übermächtige SCs wirken da erstmal genauso bedrohlich wie bspw. Kataklysmen, die diese Welt umgestalten oder andere, nicht abschätzbare Faktoren.

Ich denke allerdings nicht, dass dies eine typisch-deutsche Sache ist sondern vielmehr von Spielertypen und deren Erfahrungsschatz abhängt. Ich kenne eine ganze Menge Spieler, die in keinem einzigen RPG-Forum unterwegs sind und auch auf keine Rollenspiel-Messen gehen. Darunter sind langjährige DSA-, Vampire-, Shadowrun- und auch Midgardspieler die insgesamt eine eher konservative Einstellung zur Spielwelt und Spielweise haben und keine Lust auf große Veränderungen. Dinge wie dieselbe Welt mit einem neuen, besseren Regelsystem zu spielen oder abgefahrene Oneshot-Systeme auszuprobieren, mehr Player-Empowerment ("Player-Was??"), Gruppenverträge oder so wird mit diesen Spielern eher schwierig wenn man sie als "ganze Gruppe" darauf anspricht.

Auf der anderen Seite trifft man in Forum naturgemäß eben eher die Spieler, die offen für neue, auch abgefahrene Ideen sind und sich schon mehr oder weniger tiefgreifend mit Rollenspielen - ob Praxis oder Theorie- auseinandergesetzt haben.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es diese beiden grundsätzlichen Spieler-Lager auch in den Staaten sowie allen andern Ländern gibt - u.U. nur anders verteilt.

Wenn jetzt John Morkes Bekannter in eher klassisch orientierten Gruppen seine Erfahrungen mit deutschen Spielern gesammelt hat mag das erklären, warum er mit dem Konzept hinter Exalted die Spieler dort eher überfordert hat. In einer Gruppe Tanelornis hätte er bspw. ganz andere Reaktionen bekommen.

Davon dann allerdings eine Generalaussage über "typisch deutsche Rollenspieler" zu tätigen halte ich bestenfalls für naiv. Typisch Ami eben  ~;D
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Teylen am 3.06.2013 | 11:48
[quote author=Orko link=topic=84190.msg1704808#msg1704808 date=1370247939. In diesen Welten sind die Grenzen, innerhalb derer man sich mit seinen SCs bewegt klar abgesteckt. Jedes Element, dass diese Grenzen sprengt wird als Bedrohung für die Welt, die man sich selbst "erlesen" hat wahrgenommen.[/quote]
Mein Punkt bei der These hinsichtlich der Kompetenz der SCs ist der das selbst in Welten wo die große Kompetenz der Charaktere zudem Setting der Welt gehört (Exalted, SCION) dieses abgelehnt wird.
Die SCs in Exalted sowie SCION sind schließlich nicht übermächtig sondern innerhalb dessen was man dazu ließt mächtig.
Wohingegen Vampire den 'Vorteil' hatte das man es so lesen kann das superheroes with fangs nie beabsichtigt war.

Zitat
Davon dann allerdings eine Generalaussage über "typisch deutsche Rollenspieler" zu tätigen halte ich bestenfalls für naiv. Typisch Ami eben  ~;D
Die Frage kam doch gar nicht durch den Ami auf sondern wurde erst im Forum gestellt?  ~;D


Ansonsten habe ich in amerikanischen Foren noch nicht erlebt das man auf die Idee kam irgendwelche Begriffe, die eigentlich irgendwo logisch sein sollten, wieder und immer wieder versucht zu diskutieren und definieren. ^^;
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Oberkampf am 3.06.2013 | 14:43
Ansonsten habe ich in amerikanischen Foren noch nicht erlebt das man auf die Idee kam irgendwelche Begriffe, die eigentlich irgendwo logisch sein sollten, wieder und immer wieder versucht zu diskutieren und definieren. ^^;

Das ist die deutsche Liebe zum Begriff. Immerhin bringen wir es im  :T: fertig, fast ohne Fußnoten zu diskutieren.



Ich denke allerdings nicht, dass dies eine typisch-deutsche Sache ist sondern vielmehr von Spielertypen und deren Erfahrungsschatz abhängt. Ich kenne eine ganze Menge Spieler, die in keinem einzigen RPG-Forum unterwegs sind und auch auf keine Rollenspiel-Messen gehen. Darunter sind langjährige DSA-, Vampire-, Shadowrun- und auch Midgardspieler die insgesamt eine eher konservative Einstellung zur Spielwelt und Spielweise haben und keine Lust auf große Veränderungen.

DSA und Midgard sind nunmal urdeutsche Spiele, wo bei allen Unterschieden, die zwischen diesen Rollenspielen bestehen, eben auch ein paar Eigenheiten besonders hervortreten. Sicherlich gibt es Midgardgruppen, die vom Durchschnitt weit abweichen. Theoretisch ist Midgard eine sehr offene Spielwelt, weil der Verlag einfach zu langsam publiziert, um einen Metaplot stark zu verankern. Faktisch ist Midgard aber dadurch eher eine stabile, konstante Spielwelt, in der sich Veränderungen nur auf lokaler Ebene zeigen. Sonderlich stark werden Midgard-Charaktere im Verhältnis zur Normalbevölkerung erst nach vielen Erfahrungspunkten.

Shadowrun ist eine Metaplot-Welt, und vielleicht deshalb in Deutschland so erfolgreich. Der andere Ansatz ist natürlich, dass die Urvariante auch suggerierte, man spiele einen Runner, der ganz am Boden der Gesellschaft um sein Überleben kämpft - also quasi Bauergaming trotz des für deutsche Verhältnisse etwas überdrehten Hintergrundes der Spielwelt. (Ich wundere mich immer ein wenig darüber, dass die weit verbreitete Superhelden(settings)-Abneigung in der Deutschen Spielerszene sich nicht an Shadowrun entzündet, obwohl das ein äußerst grelles Setting ist, das an Abgedrehtheit locker mit einer "normalen" 4-Colours-Spielwelt mithalten kann.)

Damit will ich sagen: In den genannten vier Spielen lassen sich in Deutschland weit verbreitete Spielvorlieben wunderbar verwirklichen. Ist es ein Zufall, dass zwei davon zu den ersten deutschen Rollenspielen gehören, und drei davon zu den populärsten Systemen/Spielwelten in Deutschland?
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Luxferre am 3.06.2013 | 14:52
Deutsche Tugenden:

Zu den Tugenden werden beispielhaft gezählt:

    Aufrichtigkeit
    Bescheidenheit (klassisch hierfür, nach dem Beispiel Kaiser und König Wilhelms I. von Preußen, die Kornblume als Lieblingsblume)
    Disziplin
    Fleiß
    Gehorsam (jedoch nicht ohne Freimut)
    Geradlinigkeit
    Gerechtigkeitssinn („Suum cuique“ = Jedem das Seine)
    Gottesfurcht bei religiöser Toleranz ( „Jeder soll nach seiner Façon selig werden“)
    Härte, gegen sich mehr noch als gegen andere
    Mut
    Ordnungssinn
    Pflichtbewusstsein
    Pünktlichkeit
    Redlichkeit
    Selbstverleugnung ( „Wer auf die preußische Fahne schwört, hat nichts mehr, was ihm selber gehört.“)
    Sparsamkeit
    Tapferkeit ohne Wehleidigkeit („Lerne leiden, ohne zu klagen“)
    Treue
    Unbestechlichkeit
    Unterordnung
    Weltoffenheit
    Zurückhaltung („Mehr sein als scheinen!“)
    Zuverlässigkeit
    Zielstrebigkeit

Auf diese Tugenden führt man bisweilen auch die veraltete Redensart zurück, jemand täte etwas pour le Roi de Prusse (wörtlich „für den König von Preußen“, d. h. umsonst, ohne etwas dafür zu nehmen).

Quelle: Tante WIKI (http://de.wikipedia.org/wiki/Preu%C3%9Fische_Tugenden)



Und ganz ehrlich? Ich finde, dass man mindestens die Hälfte der Tugenden auf mindestens die Hälfte aller mir bekannten deutschen Rollenspieler anwenden kann.
Andererseits finde ich das hier klar formulierte Deutschtum abschreckend nationalistisch und nicht unbedingt verbreitenswert. Dennoch sehe ich hier Punkte, die wir Deutschen noch immer als Stigma/Vorurteil tragen, daher auch meine Entscheidung, diese Liste (ohne politische Motivation! Wer meine politische Meinung lesen will, muss mir PN schicken!) zu posten.

Die für mich am besten passenden Punkte habe ich fett markiert.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 3.06.2013 | 15:03
Ich finde, dass man mindestens die Hälfte der Tugenden auf mindestens die Hälfte aller mir bekannten deutschen Rollenspieler anwenden kann.

Dito. Und ich auch auf ausländische Rollenspieler die ich kenne, darunter drei US-Bürger, ein Sowjetkind...
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Teylen am 3.06.2013 | 15:04
Der andere Ansatz ist natürlich, dass die Urvariante auch suggerierte, man spiele einen Runner, der ganz am Boden der Gesellschaft um sein Überleben kämpft - also quasi Bauergaming trotz des für deutsche Verhältnisse etwas überdrehten Hintergrundes der Spielwelt. (Ich wundere mich immer ein wenig darüber, dass die weit verbreitete Superhelden(settings)-Abneigung in der Deutschen Spielerszene sich nicht an Shadowrun entzündet, obwohl das ein äußerst grelles Setting ist, das an Abgedrehtheit locker mit einer "normalen" 4-Colours-Spielwelt mithalten kann.)
Was ist mit meinem Shadowrun passiert?  (http://tanelorn.net/index.php/topic,83996.0.html)

Nu und bei V:tM puffts ab und an auch noch mal wenn man in die Nähe der Tabus rückt. ^^;
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Eulenspiegel am 3.06.2013 | 19:11
Dito. Und ich auch auf ausländische Rollenspieler die ich kenne, darunter drei US-Bürger, ein Sowjetkind...
Und wieviele von denen spielen ein hotzenplotziges Setting?
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Skele-Surtur am 3.06.2013 | 19:18
Was soll denn das bitte sein?
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Eulenspiegel am 3.06.2013 | 19:21
Das wird unter anderem hier (http://tanelorn.net/index.php/topic,56343.msg1554892.html#msg1554892) und hier (http://tanelorn.net/index.php/topic,69956.msg1400521.html#msg1400521) besprochen.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Bad Horse am 3.06.2013 | 19:32
Pünktlichkeit ist eine Tugend deutscher Rollenspieler? Hm. Da bin ich nach diversen Berichten und Erfahrungen etwas skeptisch.  ;)

Generell könnte ich mir vorstellen, dass wir (nicht nur in Deutschland, sondern generell in Mittel- bis Nordeuropa) weniger Probleme mit lustigen religiösen Eiferern haben als die Kollegen von jenseits des Großen Teichs - nicht, dass es nicht vorkommt (eine Freundin von mir musste die Regelwerke immer vor der religiösen Schwiegermutter verstecken), aber es kommt wohl nicht so häufig vor, dass jemand gesagt kriegt "nein, das spielst du mir nicht, weil Satan!".
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 3.06.2013 | 19:33
Und wieviele von denen spielen ein hotzenplotziges Setting?

Keiner von uns. Dabei sind die Gruppen zu 80% deutsch. Tja. Wir sind schlechte Deutsche... ;)
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Eulenspiegel am 3.06.2013 | 19:35
Du kennst keinen einzigen, der ein hotzenplotziges Setting spielt? Keinen einzigen?

Wow, dass muss wirklich eine sehr besondere Ecke sein, wo du wohnst.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Luxferre am 3.06.2013 | 19:35
Pünktlichkeit ist eine Tugend deutscher Rollenspieler? Hm. Da bin ich nach diversen Berichten und Erfahrungen etwas skeptisch.  ;)

Oh ja, natürlich ist Pünktlichkeit eine deutsche Tugend. Wir werden weltweit dafür gelobt und geachtet. Warum einige verwirrte Leute ihre Uhr nicht unter Kontrolle haben (womit zwei Tugenden ad acta gelegt wären...) ist mir ein Rätsel. Wir sind allesamt immer pünktlich. 8-12 Std wollen rechtschaffen ausgenutzt werden  ~;D
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Luxferre am 3.06.2013 | 19:36
Keiner von uns. Dabei sind die Gruppen zu 80% deutsch. Tja. Wir sind schlechte Deutsche... ;)

Hinaus, Pack.  ;D
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 3.06.2013 | 19:40
Du kennst keinen einzigen, der ein hotzenplotziges Setting spielt? Keinen einzigen?

Wow, dass muss wirklich eine sehr besondere Ecke sein, wo du wohnst.

Oh, ich kenne welche, die das spielen, aber nicht so gut, daß ich bewerten könnte, ob sie über die genannten "deutschen Tugenden" verfügen. Spielerisch kennen wir uns eben nicht. Alles, was ich sagen kann: Die mir bekannten Spieler, mit denen ich näheren Kontakt habe, weil ich mit ihnen spiele, verwenden keine hotzenplotzigen Settings (auch wenn einige ursprüunglich von DSA kamen). Ein Teil ca. 20% sind Ausländer, und auf die Gesamtheit dieser mir bekannten Spieler treffen die gelisteten "deutschen Tugenden" in ungefähr gleichem Maße zu, ungeachtet ihrer Nationalität.

War das jetzt ausreichend klar noch einmal zusammengefaßt?
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Eulenspiegel am 3.06.2013 | 19:46
Oh, ich kenne welche, die das spielen, aber nicht so gut, daß ich bewerten könnte, ob sie über die genannten "deutschen Tugenden" verfügen.
Um die deutschen Tugenden ging es mir auch nicht.

Mir ging es um den Threadtitel, was typisch deutsch ist. Und das ist nunmal das hotzenplotzige Spiel. Sicherlich, nicht alle Deutschen spielen hotzenplotzig. Aber wenn du einen Hotzenplotzer kennenlernst, ist er fast sicher deutsch.

Und ob du mit diesen Leuten näheren Kontakt hast oder nicht, ist dabei vollkommen egal.

Zitat
Ein Teil ca. 20% sind Ausländer, und auf die Gesamtheit dieser mir bekannten Spieler treffen die gelisteten "deutschen Tugenden" in ungefähr gleichem Maße zu, ungeachtet ihrer Nationalität.
Nochmal: Es ging mir nicht um "deutsche Tugenden". Es ging mir um "Hotzenplotzigkeit" und inwiefern diese typisch deutsch ist.

Zitat
War das jetzt ausreichend klar noch einmal zusammengefaßt?
Ja, war es.
Und ist es jetzt deutlich genug geworden, dass es mir nicht um deutsche Tugenden sondern um Hotzenplotzigkeit als typisch deutsche Eigenschaft ging?
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Kardinal am 3.06.2013 | 19:49
Du kennst keinen einzigen, der ein hotzenplotziges Setting spielt? Keinen einzigen?

Wow, dass muss wirklich eine sehr besondere Ecke sein, wo du wohnst.

hmmm... mit hotzenplotzig kann in meinem Umfeld wohl auch niemand dienen... - aber DSA spielt da auch niemand ;)
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Bad Horse am 3.06.2013 | 19:54
Muss ja auch nicht DSA sein. Wir haben ein paar Ars-Magica-Abenteuer im Feenwald gehabt, auf die "hotzenplotzig" ganz gut passt - Prinzessinnen retten, plus Riesen erklären, dass man doch bitteschön keine Prinzessinnen entführen sollte. Mit ulkigen Gnomen und treudoofen Orks.  ;)
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Skele-Surtur am 3.06.2013 | 20:05
@Hotzenplotzigkeit als "typisch Deutsch"

Woher nehmen wir die Information, dass
a) so außerhalb von Deutschland meistens nicht gespielt wird und
b) es der in Deutschland dominante Spielstil ist?

Beides wäre nämlich notwendig, um als "typisch" für Deutschland gelten zu können.
Angenommen, auch außerhalb von D wird oft so gespielt, dann ist es keine deutsche Eigenheit mehr und damit nicht mehr typisch für D, sondern für das Rollenspiel allgemein.
Angenommen, auch in D spielt nur eine Minderheit so, dann ist es nicht mehr bezeichnend für D und damit nicht mehr typisch, sondern sogar generell untypisch.

Mir fehlen für beide Annahmen überzeugende Indikatoren.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 3.06.2013 | 20:06
Deswegen meine nicht-repräsentative Umfrage: Was ist für Euch "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?

- Rollenspielentwickler bezeichnen sich als "Autoren", was man leider auch an der Qualität der Regeln merkt (man nehme ein beliebiges Regelwerk aus Deutschland, außer Malmsturm und Dungeonslayers)
- Viel sinnloser Hintergrund, den eh' kein Mensch liest/braucht (leider auch in Indie-Produktionen wie Opus Anima und Degenesis)
- Alles möglichst "darque" (ohne zu merken, dass das 21. Jahrhundert inzwischen begonnen hat, und die Welt am 31.12.1999 nicht untergegangen ist. Fin de Sièclé ist sowas von gestern).
- Bloß keine Regelströmungen benutzen, die jünger als 1999 sind (oder warum spielt man Ungetüme wie DSA, Midgard, Cthulhu und Shadowrun immer noch?)
- Man merkt sehr oft, dass die Rollenspielentwickler lieber Autoren hätten werden wollen, dafür aber leider nicht gut genug schreiben können (Engel, ick hör' dir trapsen).
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Luxferre am 3.06.2013 | 20:07
@Hotzenplotzigkeit als "typisch Deutsch"

Woher nehmen wir die Information, dass
a) so außerhalb von Deutschland meistens nicht gespielt wird und
b) es der in Deutschland dominante Spielstil ist?

Beides wäre nämlich notwendig, um als "typisch" für Deutschland gelten zu können.
Angenommen, auch außerhalb von D wird oft so gespielt, dann ist es keine deutsche Eigenheit mehr und damit nicht mehr typisch für D, sondern für das Rollenspiel allgemein.
Angenommen, auch in D spielt nur eine Minderheit so, dann ist es nicht mehr bezeichnend für D und damit nicht mehr typisch, sondern sogar generell untypisch.

Mir fehlen für beide Annahmen überzeugende Indikatoren.

Typisch Deutsch ist, was andere über uns denken, nicht was wir gern wären. Vorurteile eingeschlossen.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Bad Horse am 3.06.2013 | 20:21
- Viel sinnloser Hintergrund, den eh' kein Mensch liest/braucht (leider auch in Indie-Produktionen wie Opus Anima und Degenesis)
- Alles möglichst "darque" (ohne zu merken, dass das 21. Jahrhundert inzwischen begonnen hat, und die Welt am 31.12.1999 nicht untergegangen ist. Fin de Sièclé ist sowas von gestern).

Da beschreibst du aber ein klassisches White-Wolf-Regelwerk, und das ist nicht deutsch.  ;)

Typisch deutsch sind übrigens Regelwerke, die in deutscher Sprache verfasst werden... und ebenfalls typisch deutsch ist die Vereinnahmung von österreichischen Produkten als eigene, solange sie einigermaßen cool sind.  ;)
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Oberkampf am 3.06.2013 | 20:26
@Hotzenplotzigkeit als "typisch Deutsch"

Woher nehmen wir die Information, dass
a) so außerhalb von Deutschland meistens nicht gespielt wird und
b) es der in Deutschland dominante Spielstil ist?

Beides wäre nämlich notwendig, um als "typisch" für Deutschland gelten zu können.
Angenommen, auch außerhalb von D wird oft so gespielt, dann ist es keine deutsche Eigenheit mehr und damit nicht mehr typisch für D, sondern für das Rollenspiel allgemein.
Angenommen, auch in D spielt nur eine Minderheit so, dann ist es nicht mehr bezeichnend für D und damit nicht mehr typisch, sondern sogar generell untypisch.

Mir fehlen für beide Annahmen überzeugende Indikatoren.

Eine wirklich solide Statistik wirst Du sicherlich nicht zusammen bekommen, das ist alles im Reich des Spekulativen.

Indikator ist mMn vielleicht, wie Kaufabenteuer aufgebaut sind und was für Spielwelten sich verkaufen. Aventurien ist die beliebteste Spielwelt in Deutschland - man vergleiche das mal mit den Welten von D&D, die irgendwie größer, gewaltiger, abgedrehter erscheinen. Sovuel zur Hotzenplotzigkeit.

Auch was man in Abenteuern tut, ist immer so eine Sache. Ich habe oft genug gesagt bekommen und gehört, dass Spieler keine (amerikanischen) D&D-Abenteuer spielen wollen, weil die so viele Dungeons enthalten. Wer sich Pathfinder-Abenteuer anguckt, kann nicht leugnen, dass da ein Haufen Dungeons drin sind, auch wenn sie sehr viele Storyelemente haben. Beliebter sind dagegen bislang Abenteuer gewesen, die nach dem Vorbild der Warhammer-Abenteuer eher eine Szenenfolge anbieten.

Das spricht mMn dafür, dass storybasierte Abenteuer in Deutschland beliebt sind, während ortsbasierte Abenteuer nicht so ankommen - die aber in beispielsweise den USA stark verkauft werden.  
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Eulenspiegel am 3.06.2013 | 20:31
Woher nehmen wir die Information, dass
a) so außerhalb von Deutschland meistens nicht gespielt wird und
b) es der in Deutschland dominante Spielstil ist?
Deswegen habe ich ja gefragt.

Du könntest also sehr dazu beisteuern, deine Fragen zu beantworten, indem du meine Fragen beantwortest, wieviele ausländische Spieler du kennst, die hotzenplotzig spielen, und wieivele deutsche Spieler du kennst, die hotzenplotzig spielen.

Btw, damit etwas "typisch X" ist, muss es X nicht dominieren. Es reicht aus, wenn es stark mit X korreliert.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 3.06.2013 | 20:35
Also, ich hab gerade mal bei paar Bekannten nachgefragt: In deren DSA-Gruppe sitzt ein begeisterter Tscheche, und die scheinen ziemlich zu plotzen und zu hotzen.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Eulenspiegel am 3.06.2013 | 20:39
Das alleine hilft leider nicht. Wieviele Ausländer kennt er insgesamt?

Btw, ist "Reis mit Bambussprossen" eigentlich typisch chinesisch? Weil ich kenne dutzende Deutsche, die gerne chinesisch essen.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: La Cipolla am 3.06.2013 | 20:41
Tschechien ist in meiner (Klischee-)Vorstellung aber definitiv auch ein hotzenplotziges Land, allein schon wegen alten Ostblock-Märchen und Karel Zeman und sowas. ;)

Ist Changeling eigentlich hotzenplotzig?
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: carthoz am 3.06.2013 | 20:45
Ist Changeling eigentlich hotzenplotzig?
Einem Einwurf im Thread nebenan zufolge ist es zumindest zutiefst romantisch und sollte daher den deutschen Sonderweg ad absurdum führen.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Oberkampf am 3.06.2013 | 20:57
Eine Sonderweg-These finde ich jetzt auch etwas gewagt. Diskutieren sie das nicht in der zeitgeschichtlichen Forschung wie verrückt, ob Deutschland überhaupt einen (europäischen) Sonderweg der Modernisierung beschritten hat, oder nur ein paar Kleinigkeiten anders gemacht hat als der Rest von Europa?

Das Hauptproblem, jetzt mal auf Rollenspiel bezogen, sehe ich darin, dass Sonderweg unterstellt, es gäbe einen verbindlichen Normalweg, was ja im Hobby nicht sonderlich überzeugend wirkt.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Eulenspiegel am 3.06.2013 | 20:58
Einem Einwurf im Thread nebenan zufolge ist es zumindest zutiefst romantisch und sollte daher den deutschen Sonderweg ad absurdum führen.
Wie kommst du auf deutschen Sonderweg? wtf?

Nur weil chinesisches Essen typisch chinesisch ist, bedeutet das noch lange nicht einen chinesischen Sonderweg.
Nur weil Hollywood-Filme typisch amerikanisch sind, bedeutet das noch lange keinen US-amerikanischen Sonderweg.
Und nur weil ein hotzenplotziges Setting typisch deutsch ist, bedeutet das noch lange keinen deutschen Sonderweg.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Skele-Surtur am 3.06.2013 | 21:04
Deswegen habe ich ja gefragt.

Du könntest also sehr dazu beisteuern, deine Fragen zu beantworten, indem du meine Fragen beantwortest, wieviele ausländische Spieler du kennst, die hotzenplotzig spielen, und wieivele deutsche Spieler du kennst, die hotzenplotzig spielen.

Nö. Du hast eine ganz klare Aussage gemacht. Proof?


Mir ging es um den Threadtitel, was typisch deutsch ist. Und das ist nunmal das hotzenplotzige Spiel.
Das ist zumindest in meiner Realität keine Frage.
Und die einzige Frage, die ich gestellt habe, ist die, woher wir die Informationen nehmen, die deine Behauptung unterstützen, wozu mir die Beantwortung deiner Fragen, wie viele Leute ich denn kenne die so oder so spielen und woher sie kommen nicht hilfreich erscheinen.


Btw, damit etwas "typisch X" ist, muss es X nicht dominieren. Es reicht aus, wenn es stark mit X korreliert.
Du hast erfolgreich mein Haar gespalten. Glückwunsch dazu.


Um deine Frage dennoch zu beantworten: Ich kenne überhaupt niemanden der so hotzenplotzig spielt, was aber auch daran liegen könnte, das mir nach wie vor eine griffige Definition fehlt. Ich kenne ein paar Leute, die gelegentlich ein wenig hotzenplotzig spielen, soweit ich das aus den von dir verlinkten Threads ableiten kann. Die verteilen sich aber recht gleichmäßig auf den "Rein-Deutschen" und den "Migrationshintergründigen" Teil der Rollenspieler, die ich kenne.

Nicht-Deutsche, die ich kenne und Rollenspiel spielen, sind ein Kroate, ein Türke, ein Halbitaliener, ein Russe und eine Russin, eine Armenierin (oder Halbarmenierin, da bin ich mir gerade unsicher), ein Halb-Irgendwas (Die Mutter kommt aus einem Ostasiatischen Land, ich hab aber nie gefragt, aus welchem) und ein . Und ein Österreicher, wobei ich es jedem selbst überlasse, zu urteilen, wie das in diesem Kontext zu werten ist. Die meisten dieser Leute sind aber rollenspielerisch in Deutschland sozialisiert, insofern zweifle ich daran, dass das besonders aussagekräftig ist.

Sich Publikationen aus unterschiedlichen Ländern vergleichend anzusehen, halte ich da für deutlich vielversprechender.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: WeepingElf am 3.06.2013 | 21:16
Tschechien ist in meiner (Klischee-)Vorstellung aber definitiv auch ein hotzenplotziges Land, allein schon wegen alten Ostblock-Märchen und Karel Zeman und sowas. ;)

Ja, Tschechien ist hotzenplotzig, und Österreich und die Schweiz auch. Also ist Hotzenplotzigkeit nicht exklusiv deutsch ;)
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Arkam am 3.06.2013 | 21:25
Hallo zusammen,

kann es sein das das typisch Deutsche eigentlich eher den meist sehr kleinen Verlagen mit einer geringen Manpower geschuldet ist?

Regeln zu testen ist aufwendig. Man macht sich die Sache einfacher wenn man klar vorgibt was man mit diesen Regeln machen oder eben gerade nicht machen soll. Gerade bei erfahrenen Charakteren wird es schnell unübersichtlich also versucht man sie zu vermeiden.
Man hat nur sehr geringe Ressourcen also kann man nur wenig Material heraus bringen. Also soll das gefälligst für das eigene System und nicht für ein anderes System oder eine andere Edition heraus kommen.
Pläne sind aufwendiger als Texte. Von da aus vermeidet man Verliese und gibt eher allgemeine Beschreibungen.

Gruß Jochen
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Eulenspiegel am 3.06.2013 | 21:38
Das ist zumindest in meiner Realität keine Frage.
Das liegt vielleicht daran, dass du die falsche Aussage zitiert hast. Proof?
Und wieviele von denen spielen ein hotzenplotziges Setting?
Das ist zumindest in meiner Realität eine Frage.

Zitat
Du hast erfolgreich mein Haar gespalten. Glückwunsch dazu.
Das hat nichts mit Haarspalterei zu tun, sondern ist ein essentieller Unterschied, um zu klären, was "typisch deutsch" ist.

Zitat
Sich Publikationen aus unterschiedlichen Ländern vergleichend anzusehen, halte ich da für deutlich vielversprechender.
Das kann man natürlich auch machen. Allerdings muss man hier beachten, dass ein Publikation nicht unbedingt dort gespielt werden muss, wo sie publiziert wurde.

Aber selbst, wenn wir über Publikationen gehen, stellt man fest, dass die hotzenplotzigsten Spiele DSA und Midgard sind. Beide sind deutsche Publikationen.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Skele-Surtur am 3.06.2013 | 21:59
Ah, ja. Wie kann ich es wagen nicht die Aussagen zu zitieren, die dir genehm sind. Das war freilich nicht richtig von mir. ::)
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: WeepingElf am 3.06.2013 | 22:06
Aber selbst, wenn wir über Publikationen gehen, stellt man fest, dass die hotzenplotzigsten Spiele DSA und Midgard sind. Beide sind deutsche Publikationen.

Da kann ich Dir nur zustimmen. Ich kenne kein Mainstream-Rollenspiel, das hotzenplotziger oder auch nur genauso hotzenplotzig wäre als DSA. Und Midgard steht in der Tat auf Platz 2, ist zwar deutlich weniger hotzenplotzig als DSA, aber immer noch ein ganzes Stück hotzenplotziger als beispielsweise D&D, MERS oder Rolemaster, von Warhammer ganz zu schweigen. (Traveller, die beiden WoDs, Shadowrun und viele andere sind in Settings angesiedelt, die vom Genre her gar nicht hotzenplotzig sein können. GURPS ist natürlich nur dann hotzenplotzig, wenn man damit ein hotzenplotziges Setting bespielt - es gibt ja beispielsweise die eine oder andere GURPS-Aventurien-Runde.) Ergo: die beiden hotzenplotzigsten Rollenspiele (soweit mir bekannt) sind made in Germany - und sind die beiden bekanntesten deutschen Rollenspiele.

Insofern sind hotzenplotzige Rollenspiele "typisch deutsch", gleichwohl es Hotzenplotzigkeit auch in einigen anderen Ländern gibt, die aber alle in Mitteleuropa liegen und in enger kultureller Verbindung zu Deutschland stehen.

EDIT: 400. Post!
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Eulenspiegel am 3.06.2013 | 22:59
Ah, ja. Wie kann ich es wagen nicht die Aussagen zu zitieren, die dir genehm sind. Das war freilich nicht richtig von mir. ::)
Du darfst gerne jede Aussage von mir zitieren.

Aber ich habe nie behauptet, dass ich immer eine Frage gestellt habe. Ich habe nur behauptet, dass ich eine Frage gestellt habe. Wenn du jetzt also einen Post von mir zitierst, in der ich keine Frage gestellt habe, sagt das nichts aus.

Ja, in dem von dir zitierten Post habe ich keine Frage gestellt. Na und? Das ändert nichts daran, dass ich eine Frage gestellt habe.

Das ist fast so wie:
Eulenspiegel: "In Deutschland gibt es Pizzerien."
Surtur: "Gar nicht wahr. Ich habe hier ein Beweisfoto von einer deutschen Dönerbude (http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/2/2f/D%C3%B6nerbude.JPG)."
Eulenspiegel: "Das liegt vielleicht daran, dass du das falsche Foto hervorgekramt hast. Hier (http://www.berlin-ist-toll.de/berlin-bilder/Pizzeria-Berlin-Kreuzber-Rocco-und-seine-Brueder.jpg) ist ein Bild von einer deutschen Pizzeria."
Surtur: "Ah, ja. Wie kann ich es nur wagen, ein Foto zu posten, das dir nicht genehm ist."

Du siehst den Fehlschluss? Eine Existenzaussage kann man nicht mit einem Gegenbeispiel widerlegen. Nur Allaussagen lassen sich per Gegenbeispiel widerlegen.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Bad Horse am 3.06.2013 | 23:00
Bitte unterlasst solche unglaublich haarspalterischen Debatten, wer was wann gesagt hat und kommt zurück zum Thema. Danke.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Skele-Surtur am 3.06.2013 | 23:57
@ Eulenspiegel:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Also, ich stelle fest, dass nach wie vor die Behauptung im Raum steht, hotzenplotziges Rollenspiel wäre typisch deutsch. Und ich will wissen, worauf diese Aussage gründet.

Desweiteren behaupte ich, dass wenn im Ausland in einem ähnlich hohen Ausmaß hotzenplotzig gespielt würde, dann wäre es in jedem Fall nicht mehr typisch deutsch, sondern typisch für die internationale Rollenspielszene, ergo typisch für die gesammte Referenzgruppe und damit typisch für nichts.

Und es gibt für mich noch keinen glaubwürdigen Indikator, der mich auch nur vermuten lässt, dass diese Spielweise außerhalb Deutschlands in geringerem Ausmaß praktiziert würde. Ich sage nicht, dass dem nicht so ist, ich sage nur, dass mir ein einigermaßen überzeugender Hinweis fehlt. Ich bin einfach nicht überzeugt und wenn mit einem Punkt hinter dem Satz gesagt wird, "Hotzenplotziges Spiel ist typisch deutsch" dann möchte ich wissen, warum.

Die Aussage, dass bei einem Vergleich von Deutschen und nicht-Deutschen RPG-Publikationen die entsprechende Spielweise in Deutschen Abenteuern eher bedient wird, wäre so ein Hinweis.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 4.06.2013 | 00:06
Playing devil's advocate

Weeping Elf hat oben schon ausgeführt, daß sowohl Aventurien und Midgard sehr hotzenplotzig sind. DSA ist Marktführer, und Aventurien schon gar (wieviele Foristen gibts hier, die ihre eigenen Systeme für Aventurien bauen, weil sie das Setting mögen). Demnach kann halbwegs gesichert gesagt werden: Hotzenplotzen ist in Deutschland stark vertreten.

Jetzt müßte man schauen, welche hotzenplotzigen Settings es außerhalb Deutschlands gibt. Vorschläge?
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: La Cipolla am 4.06.2013 | 00:30
Changeling fällt auf. Dann alles, was sich direkt auf solche Genres bezieht, also bspw. Mouseguard, Blue Rose oder Grimm. Das durchschnittliche Swashbuckler-Spiel hat auch eine entsprechende Atmosphäre, in meiner Interpretation.
Allerdings alles keine Setting, die das "unbewusst" tun, wie DSA. Die Zeit, in der das möglich gewesen wäre, ist wohl vorbei. Einige Leute würden bestimmt die frühen Realms (gerade Moonsheas udn sowas) in die Richtung einordnen.

Agone. Ich hab vorhin schon überlegt, ob ich Esteren da einordnen würde. Denn trotz allen Versuchen, irgendwie dark und gritty und realistisch zu sein, lese ich da viel Romantik zwischen Setting und Illustrationen. Daher kann sich Frankreich wohl auch zu der "deutschen Hotzenplotzfront" gesinnen. ;D
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Skele-Surtur am 4.06.2013 | 02:05
Zitat
Agone. Ich hab vorhin schon überlegt, ob ich Esteren da einordnen würde. Denn trotz allen Versuchen, irgendwie dark und gritty und realistisch zu sein, lese ich da viel Romantik zwischen Setting und Illustrationen. Daher kann sich Frankreich wohl auch zu der "deutschen Hotzenplotzfront" gesinnen.
Agone wollte ich auch schon nennen, hab mich aber nicht getraut, weil ich mich nicht gut genug damit auskenne und befürchtet habe, dass mir da ein Stück Hintergrundinfo fehlt, die diese Einordnung ad absurdum führen würde.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Praion am 4.06.2013 | 02:26
Changeling fällt auf. Dann alles, was sich direkt auf solche Genres bezieht, also bspw. Mouseguard, Blue Rose oder Grimm. Das durchschnittliche Swashbuckler-Spiel hat auch eine entsprechende Atmosphäre, in meiner Interpretation.
Allerdings alles keine Setting, die das "unbewusst" tun, wie DSA. Die Zeit, in der das möglich gewesen wäre, ist wohl vorbei. Einige Leute würden bestimmt die frühen Realms (gerade Moonsheas udn sowas) in die Richtung einordnen.

Agone. Ich hab vorhin schon überlegt, ob ich Esteren da einordnen würde. Denn trotz allen Versuchen, irgendwie dark und gritty und realistisch zu sein, lese ich da viel Romantik zwischen Setting und Illustrationen. Daher kann sich Frankreich wohl auch zu der "deutschen Hotzenplotzfront" gesinnen. ;D

Mouse Guard ist nicht hotzenplotzig. Das ist ziemlich Dark&Gritty auf seine Weise.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 4.06.2013 | 03:04
Nach ersten Eindrücken zählt auch Lorakis zur deutschen Plotzenfront. (http://tagschatten.blogspot.de/2013/06/es-ist-sehr-blau.html)
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: La Cipolla am 4.06.2013 | 07:30
Zitat
Mouse Guard ist nicht hotzenplotzig. Das ist ziemlich Dark&Gritty auf seine Weise.

Dann schließt sich das in meinen Augen nicht aus (siehe auch Esteren, oder Changeling the Lost).

Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Xemides am 4.06.2013 | 14:56
Nach ersten Eindrücken zählt auch Lorakis zur deutschen Plotzenfront. (http://tagschatten.blogspot.de/2013/06/es-ist-sehr-blau.html)

Eine selten schwachsinnige Rezension. Ich vermute, der Autor sieht seine Vorurteile bestätigt.

Lorakis ist doch demnach genau das, was angekündigt wurde: eine klassische Mainstreamwelt, nur wesentlich durchdachter als Aventurien.

Mehr wollten die Autoren nicht, und mehr machten sie auch nicht.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Skele-Surtur am 4.06.2013 | 14:59
Zitat
Mouse Guard ist nicht hotzenplotzig. Das ist ziemlich Dark&Gritty auf seine Weise.
Ich habe Mouse Guard noch nicht als Dark&Gritty wahrgenommen, kenne es aber auch nur vom Hören.

Dann schließt sich das in meinen Augen nicht aus (siehe auch Esteren, oder Changeling the Lost).
Wenn Dark&Gritty und Hotzenplotzig sich nicht ausschließen, was macht dann Hotzenplotzig eigentlich aus? Irgendwie finde ich den Begriff immernoch wahnsinnig diffus.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: La Cipolla am 4.06.2013 | 15:05
Is er auch. Ich würde davon absehen, das zu genau zu definieren.

Lasst es lieber als Adjektiv für DSA, dann wissen wenigstens alle, was gemeint ist. ;D


D&D Next hat übrigens auch großes Ziel, wieder hotzenplotziger zu werden.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Xemides am 4.06.2013 | 15:12
Ich habe Mouse Guard noch nicht als Dark&Gritty wahrgenommen, kenne es aber auch nur vom Hören.
Wenn Dark&Gritty und Hotzenplotzig sich nicht ausschließen, was macht dann Hotzenplotzig eigentlich aus? Irgendwie finde ich den Begriff immernoch wahnsinnig diffus.

 >;D :d

Ich finde diesen Begriff auch fürchterlich, da er einfach nichts aussagt.

Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Taschenschieber am 4.06.2013 | 15:15
Hotzenplotzig ist m. E.: Niedriges Powerlevel der SCs, verhältnismäßig kleine Herausforderungen auf höchst lokaler Ebene, geringer "Impact" der Handlungen der SCs.

(Neuer Thread? Oder hatten wir die Debatte eh schon zwanzigmal?)
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: 6 am 4.06.2013 | 15:16
Ich weiss nicht so recht wie ich das mit deutschen Rollenspiel verknüpfen sollte, aber eigentlich gibt es doch einen Begriff, der sehr gerne im Ausland als "typisch Deutsch" angesehen wird: Die "German Angst".
Kann man da nicht etwas in Richtung Rollenspiel zusammenklüppeln?
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Skele-Surtur am 4.06.2013 | 15:19
Hotzenplotzig ist m. E.: Niedriges Powerlevel der SCs, verhältnismäßig kleine Herausforderungen auf höchst lokaler Ebene, geringer "Impact" der Handlungen der SCs.

(Neuer Thread? Oder hatten wir die Debatte eh schon zwanzigmal?)
Also die Debatte gabs schon, Eulenspiegel hatte die ja verlinkt, nur kam da für mich nichts wirklich griffiges raus. Sicher, eine grobe Vorstellung hatte ich durch die Threads schon, aber es blieb eben diffus. Das was du beschreibst ist ja schonmal eine Arbeitsdefinition, mit der man wirklich was anfangen kann, also Danke schonmal dafür.

Das schließt sich für mich Dark&Gritty tatsächlich nicht aus. So kann man aber z.B. auch L5R spielen, solange man sich nicht auf den höheren Rängen tummelt.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Teylen am 4.06.2013 | 15:32
Also, ich stelle fest, dass nach wie vor die Behauptung im Raum steht, hotzenplotziges Rollenspiel wäre typisch deutsch. Und ich will wissen, worauf diese Aussage gründet.
Ich sehe nicht in wie weit es kompliziert ist.
Wenn man sich die großen Systeme (D&D, PFRPG, Traveller) im amerikanischen Ausland ansieht kann man feststellen das die eher nicht hotzenplotzig sind. Schaut man sich das große System in Deutschland an (DSA) kommt es schon eher hin von wegen hotzenplotzig.

Zumal DSA ein anderes hotzenplotzig ist als es nun Changeling wäre. Allein schon weil die drüben den Hotzenplotz nicht haben. Dementsprechend wäre es imho schon ein Merkmal für deutsches Rollenspiel.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 4.06.2013 | 15:39
Zur Erinnerung: Barbiespiel und Bauerngaming sind kein Hotzenplotzen, Ponyhof auch nicht. Hotzenplotzen ist:

Damit will ich die Art zu spielen bezeichnen, in der man sich geschwollen auf "pseudomittelalterdeutsch" unterhält, ganz wie es von den Schaustellern auf dem Mittelatermarkt getan wird. Und außerdem soll die Nostalgiekomponente damit umschrieben werden, die dieser Art zu spielen zu eigen ist, halt ähnlich wie Hotzenplotz und Kaschperl oder auch die Augsburger Puppenkiste.

Hat mit "Ponyhof" nichts zu tun.
Und ist vor allem natürlich auch ein stark überzeichnetes Cliche'. Soll eigentlich auch nicht gar abwertend sein, aber eben klar stellen, dass sehr viele damit eben nichts anfangen können, weil sie das nicht nachempfinden können. Genauso, wie ich, der ich sehr gern und sehr viel Hörbücher und Hörspiele höre nicht nachempfinden kann, warum manche Erwachsene immer noch gern die ??? oder TKKG oder sowas hören. Auch das ist nicht Nostalgie (für mich), die ich erfassen, aber eben nicht nachvollziehen kann.

Und das:

Kurz gesagt ist es ein Gefühl märchenhaft verklärten Mittelalters aus Sicht des Teils der Romantik (https://secure.wikimedia.org/wikipedia/de/wiki/Romantik), den ich "Ruinenlyrik und -prosa" nenne. Das vorliegende Produkt von Nackter Stahl reichert das sehnsuchtsvoll Verklärende zusätzlich an mit unheimlichen und brutalen Elementen, mehr noch als DSA, und ist so eine Art "dunkler Hotzenplotz" (oder Schwarze Romantik).

Was nun das Verb "hotzenplotzen" angeht:  Das geschwollen-altertümelnde des Settings spiegelt sich in geschwollen-altertümelnder Stilistik der jeweiligen Autoren wieder. Da "raunt" und "munkelt" es aller Orten, des Genitivs Platz ist plötzlich der Satzanfang und "Haupt" wird "Haupte" etc.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Dark_Tigger am 4.06.2013 | 15:54
Ist nach Bobas definition sowas wie das Quasi LARPen das bei DragonLance gefordert wird dann nicht auch irgendwie ziemlich hotzenplotzig?

Was uns wieder dazu führt das auch hotzenplotzig nicht "typisch Deutsch" wäre.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: WeepingElf am 4.06.2013 | 16:07
Ist nach Bobas definition sowas wie das Quasi LARPen das bei DragonLance gefordert wird dann nicht auch irgendwie ziemlich hotzenplotzig?

Was meinst Du genau mit "Quasi LARPen", und was hat das mit Hotzenplotzigkeit zu tun?  LARPs können m. E. genauso hotzenplotzig oder unhotzenplotzig sein wie P&P.

Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Skele-Surtur am 4.06.2013 | 16:09
Ich sehe nicht in wie weit es kompliziert ist.
Wenn man sich die großen Systeme (D&D, PFRPG, Traveller) im amerikanischen Ausland ansieht kann man feststellen das die eher nicht hotzenplotzig sind. Schaut man sich das große System in Deutschland an (DSA) kommt es schon eher hin von wegen hotzenplotzig.
Woran machst du das fest?

Zitat
Zumal DSA ein anderes hotzenplotzig ist als es nun Changeling wäre. Allein schon weil die drüben den Hotzenplotz nicht haben. Dementsprechend wäre es imho schon ein Merkmal für deutsches Rollenspiel.
Imho nicht. Es geht doch um eine bestimmte Art, Rollenspiel zu betreiben. Irgendwie ist dafür der nach wie vor diffuse Begriff der Hotzenplotzigkeit, wohl eher als Verlegenheitslösung in Ermangelung eines treffenden Begriffes aufgekommen. Ob die da drüben den Räuber mit den vielen Säbeln und Pistolen kennen, erscheint mir nicht als sinnhaftes Kriterium.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 4.06.2013 | 18:44
Ich weiss nicht so recht wie ich das mit deutschen Rollenspiel verknüpfen sollte, aber eigentlich gibt es doch einen Begriff, der sehr gerne im Ausland als "typisch Deutsch" angesehen wird: Die "German Angst".
Kann man da nicht etwas in Richtung Rollenspiel zusammenklüppeln?

Das typisch dunkel-düster von Spielen wie Degenesis, Opus Anima, die Begeisterung für Vampire: Die Maskerade?
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Bad Horse am 4.06.2013 | 19:45
Vampire kann auch ziemlich hotzenplotzig sein (zumindest, wenn man erste und zweite Edition ohne den ganzen powercreep anguckt). ;)

Die SCs sind kleine Lichter, die allenfalls im lokalen Rahmen was bewegen können? *check*
Es wird Atmosphäre aufgebaut, und Stimmungsszenen sind wichtig? *check*

...der Unterschied ist vielleicht, dass das ganze mit deutlich "erwachseneren" Themen wie Machtverlust, Identität und Ethik daherkommt, als das eher nostalgische "Böse verhauen" und "Maiden retten".  :)

Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: WeepingElf am 4.06.2013 | 19:52
Vampire kann auch ziemlich hotzenplotzig sein (zumindest, wenn man erste und zweite Edition ohne den ganzen powercreep anguckt). ;)

Die SCs sind kleine Lichter, die allenfalls im lokalen Rahmen was bewegen können? *check*
Es wird Atmosphäre aufgebaut, und Stimmungsszenen sind wichtig? *check*

...der Unterschied ist vielleicht, dass das ganze mit deutlich "erwachseneren" Themen wie Machtverlust, Identität und Ethik daherkommt, als das eher nostalgische "Böse verhauen" und "Maiden retten".  :)

Und dieser Unterschied macht V:tM ganz und gar unhotzenplotzig. Es wird eben nicht der Bösewicht verdroschen und es kriegt eben nicht am Ende jeder seine Murmeln zurück ;) Zur Hotzenplotzigkeit gehört eben auch dazu, dass die Grundstimmung positiv ist und das Gute gewinnt. Das sehe ich in der World of Darkness nicht, weder in der alten noch in der neuen.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Bad Horse am 4.06.2013 | 19:55
Da hast du recht. Finde ich aber ein wichtiges Element - Hotzenplotzigkeit impliziert schon ein Stück weit die "heile Welt", wo die Guten halt gut, die Bösen halt böse und die Abenteurer halt Murder-Hobos mit einem Herzen aus Gold sind.  ;)
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Wormys_Queue am 4.06.2013 | 19:59
Zur Hotzenplotzigkeit gehört eben auch dazu, dass die Grundstimmung positiv ist und das Gute gewinnt.

Dann wär ja D&D auch ganz schön hotzenplotzig.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Xemides am 4.06.2013 | 20:04
Dann wär ja D&D auch ganz schön hotzenplotzig.

Du sprichst meine Gedanken aus.

So habe ich DnD auch immer gespielt, lange bevor ich DSA gespielt habe.

Und Midgard nur teilweise, denn da gibt es Abenteuer, bei denen es nicht klassisch gegen das Böse gibt. Sogar aus der Anfangszeit wie "Tumunzahar die Zwergenbinge".

Zum Powerlevel der Gruppe:

Bei mir zumindest kommt es drauf an, was gespielt wird.

Bei der Fantasy ist es häufig so, das man einen normalen Bewohner der Welt spielt, der auf Abenteuer auszieht. Deshalb ist man da kein Superheld, sondern eher ein Normalo.

Wenn man sich auf ein Superheldensystem wie Scion oder Marvel einigt, dann weiß man ja das man was anderes spielt.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Pyromancer am 4.06.2013 | 20:23
Dann wär ja D&D auch ganz schön hotzenplotzig.

Bei D&D kriegt die Gruppe auf's Maul, bis hin zum TPK, wenn sie sich blöd anstellt oder schlecht würfelt. Bei DSA dreht der "Meister" hinter dem Schirm die Würfel.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Taschenschieber am 4.06.2013 | 20:27
Und bei D&D werden Charaktere ziemlich schnell larger than life, gerade in den neueren Inkarnationen.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Skele-Surtur am 4.06.2013 | 20:30
Bei D&D kriegt die Gruppe auf's Maul, bis hin zum TPK, wenn sie sich blöd anstellt oder schlecht würfelt. Bei DSA dreht der "Meister" hinter dem Schirm die Würfel.
Habe ich auch bei D&D erlebt und finde ich ganz furchtbar dämlich. Gerüchten zufolge haben aber auch schon DSA-"Meister" ihre Gruppen geschlossen auf den Boronsacker geschickt. I am not convinced.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Crimson King am 4.06.2013 | 20:31
Wenn man Hotzenplotzigkeit auf romantische Verklärung von Mittelalter und Barock runter brechen will, fällt Agone da sicher drunter. Ansonsten habe ich da so meine Bedenken. Das Setting ist eher düster-romantisch und läuft viel stärker auf einer Gothic-Schiene als auf klassischem Fäntelalter. Die Wahrscheinlichkeit für ein Happy End ist auch nicht gerade groß, die Charaktere haben gute Chancen, entweder den Löffel abzugeben oder von der dunklen Seite korrumpiert zu werden. Aber letzten Endes hat auch Aventurien inzwischen einiges an Leid gesehen.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: WeepingElf am 4.06.2013 | 20:33
Man kann D&D ganz sicher hotzenplotzig spielen, und viele Runden machen das wohl auch. Dennoch kommen mir die meisten D&D-Settings nicht sonderlich hotzenplotzig vor. Sie sind dafür meistens zu episch und oft zu gritty (wie übersetzt man das am besten ins Deutsche?). In D&D-Welten laufen ja traditionell haufenweise fiese Monster herum, die ganz und gar unhotzenplotzig sind (was etwa ist an einem Kristalldrachen, einem Illithiden oder einem Betrachter hotzenplotzig?). Ich würde sagen, die Forgotten Realms etwa sind deutlich weniger hotzenplotzig als Midgard (und erst recht nicht so hotzenplotzig wie Aventurien), wenn auch bei weitem nicht so unhotzenplotzig wie etwa Dark Sun.

Andererseits sind, nach dem, was ich davon gesehen habe, Myranor, Rakshazar, Uthuria und Tharun ziemlich unhotzenplotzig. Aventurien war vielleicht früher auch mal hotzenplotziger als es heute ist. Unhotzenplotzig ist auch die Midgard-Alternativgeschichte Myrkgard. Dass deutsche Rollenspielautoren durchaus in der Lage sind, Settings auszubrüten, die so hotzenplotzig sind wie die Sonne kalt und dunkel ist, sieht man ja auch an diversen deutschen Endzeitrollenspielen.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Luxferre am 4.06.2013 | 21:23
Natürlich spielt der Deutsche D&D hotzenplotzig. Wie könnte er auch anders?  >;D
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Deep One am 4.06.2013 | 21:54
Man kann D&D ganz sicher hotzenplotzig spielen, und viele Runden machen das wohl auch. Dennoch kommen mir die meisten D&D-Settings nicht sonderlich hotzenplotzig vor. (...)

Hm, Ravenloft ist vermutlich das D&D-Hotzenplotz-Setting.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Bad Horse am 4.06.2013 | 22:04
Natürlich spielt der Deutsche D&D hotzenplotzig. Wie könnte er auch anders?  >;D

Wir sind Hotzenplotz!  ;D
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Praion am 4.06.2013 | 22:32
Ich habe Mouse Guard noch nicht als Dark&Gritty wahrgenommen, kenne es aber auch nur vom Hören.

Naja, erstmal ein paar Bilder (wobei die wirklich "heftigen" Sachen konnte ich jetzt über Tante Google nicht finden)
http://robot6.comicbookresources.com/wp-content/uploads/2013/03/mouse-guard-black-axe4.jpg
Der Zeichenstil ist niedlich aber das ist eine Maus im Überlebenskampf gegen einen Pacific Rim Monster großen Fuchs in einem Dornengestrüp mit Dornen die fast so groß sind wie sie selbst.

http://savetherobot.files.wordpress.com/2009/12/mouse_guard.jpg%3Fw%3D575
http://thequarterbin.com/wp-content/uploads/mg6_page_3.jpg
http://1.bp.blogspot.com/_n5xC4ByBQAU/Rb1za5ce5nI/AAAAAAAAAxE/bD9DDoje6EM/s400/scan0005.jpg

In meiner MG Runde wurden 3 Mausstädte zerstört von Tieren oder Naturgewalten. Selbst wenn die gesammte Patrouille versucht dagegen anzukommen können sie oft nur die Hälfte der anderen Mäuse retten.
Grundlegend alles andere in dieser Welt frisst Mäuse und alles was mehr ist als ein Wiesel uä. kann nach Regeln nur von ganzen Mausarmeen getötet werden (oder von Mauswissenschaft...)
Mouse Guard ist ein ständiger Kampf ums Überleben und das gegen die eigenen Mausinstinkte. Ein Held sein in MG ist hart und nicht einfach.... WEnn man das NUR als niedliche Mäuse spielt tut man dem Setting keinen Gefallen.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Sülman Ibn Rashid am 4.06.2013 | 23:56
Ist es eigentlich auch typisch deutsch, dass das undefiniert Böse bei DSA (ich meine hiermit die Orks und die Goblins) immer stärker als eigene Kulturschaffer hervortraten und letztlich nicht mehr als das undefiniert Böse taugten - ja, dass man sie schließlich sogar als SC spielen konnte. Das wäre dann ja eine sehr bewusst vom klassischen Gut-Böse-Schema abweichende, unhotzenplotzige Sichtweise, die dann eben die deutsche Aufklärung widerspiegelt. Verzeiht mir, wenn ich völligen Quatsch rede :)
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 5.06.2013 | 00:11
Ansonsten habe ich da so meine Bedenken. Das Setting ist eher düster-romantisch und läuft viel stärker auf einer Gothic-Schiene als auf klassischem Fäntelalter.

Die Gothic Novel ist Romantik. Insofern ist da kein Zweifel.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Eulenspiegel am 5.06.2013 | 00:36
Das wäre dann ja eine sehr bewusst vom klassischen Gut-Böse-Schema abweichende, unhotzenplotzige Sichtweise, die dann eben die deutsche Aufklärung widerspiegelt. Verzeiht mir, wenn ich völligen Quatsch rede :)
Das ist meines Erachtens sogar eine extrem hotzenplotzige Sache.

Im Original ist der Räuber Hotzenplotz im 1. Teil ja auch der Bösewicht. Im 2. Teil ist Hotzenplotz dann aber (dank Gefängnisstrafe) rehabilitiert und ist einer von den Guten.-

Nach einigem Nachdenken bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Hotzenplozigkeit sich imho durch drei Dinge auszeichnet:
1) Die Vergangenheit wird verklärt/romantisiert dargestellt.
2) Der Glaube an das Gute im Menschen. Auch der größte Feind ist in Wirklichkeit nicht so böse, wie es zu Beginn den Anschein hat.
3) Aufruf zur Zivilcourage. Es benötigt keine Helden. Auch Otto-Normalbürger ohne Superkräfte kann was bewirken, wenn er es versucht.

Diese drei Sachen sind es imho, durch die sich Hotzenplotzigkeit charakterisiert.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 5.06.2013 | 00:42
Das ist eine sehr gute Definition. Aber ganz ehrlich würde ich - mein persönliches Empfinden - noch einen Punkt zufügen.

4) Triumph erfordert Opfer.

Hotzenplotzen für mich impliziert auch eine gewisse "grittiness" (wie z.B. im "Dreckigen DSA"). Siege können vom Normalen errungen werden (das Gute ist die mächtigste Waffe), aber es kommt mit einem Preis (Melancholie).
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Erdgeist am 5.06.2013 | 01:05
Wenn man Hotzenplotzigkeit auf romantische Verklärung von Mittelalter und Barock runter brechen will, fällt Agone da sicher drunter. Ansonsten habe ich da so meine Bedenken. Das Setting ist eher düster-romantisch und läuft viel stärker auf einer Gothic-Schiene als auf klassischem Fäntelalter. Die Wahrscheinlichkeit für ein Happy End ist auch nicht gerade groß, die Charaktere haben gute Chancen, entweder den Löffel abzugeben oder von der dunklen Seite korrumpiert zu werden.
Zum einen dieses und zum anderen sollte erwähnt werden, dass eines der Grundprinzipien bei Agone ist, dass die SC von Anfang an Macht haben und einflussreiche, z.T. sogar international berühmte Persönlichkeiten sind, die auch echt was reißen können.
Dadurch entfernt es sich m.E. doch sehr schnell wieder vom Verdacht, "hotzenplotzig" zu sein.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: JS am 5.06.2013 | 03:08
Ein Verdacht, den ohnehin nicht jeder Agone-Kenner hegte.
;)
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Xemides am 5.06.2013 | 05:07
1) Die Vergangenheit wird verklärt/romantisiert dargestellt.
2) Der Glaube an das Gute im Menschen. Auch der größte Feind ist in Wirklichkeit nicht so böse, wie es zu Beginn den Anschein hat.
3) Aufruf zur Zivilcourage. Es benötigt keine Helden. Auch Otto-Normalbürger ohne Superkräfte kann was bewirken, wenn er es versucht.

Kann dann aber auch alles nicht nur auf deutsch bezogen sein, nicht mal auf DSA:

1. Die Vergangenheit des Settings ?

Wobei mir ein Grund auffällt, warum dieser Punkt in den USA nicht so richtig funktioniert: Die USA haben bis auf den Wilden Westen keine so lange Vergangenheit wie Europa, die man verklären könnte.

Punkt 2: Borbarad, Jahr des Feuers. Die Orks sind für den gemeinen Aventurier immer noch böse.Verständnis für die gibt es da nicht.
Und wer fordert ständig bei allen möglichen Rollenspielen, es soll doch alles spielbar sein ?

Und wie war das noch mit spielbaren Rassen in anderen Rollenspielen ?

Punkt 3: Runequest  geht auch davon aus, das man einen normalen Beruf erlernt hat.Auch das Powerlevel würde ich als eher bodenständig bezeichnen. Oder Traveller mit seinen Karrieren.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Sülman Ibn Rashid am 5.06.2013 | 08:42
Kann man auf dieser Basis nicht mal ein extrem-hotzenplotziges Setting entwickeln, also etwas, das durch und durch deutsch ist. DSA ist ja inzwischen nicht mehr so klassisch eindeutig wie es mal war. Ich glaube, dass das spaßig sein könnte.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Luxferre am 5.06.2013 | 09:03
Märchen -Bürokratie - Übellaunigkeit

Der Würfelmechanismus muss zielorientiert sein.
Die Verwaltung des Hab-und-Guts muss feingranular sein.
Nachbarschaftsregeln sind obligat.
Deutsche Bennies heißen schlicht §
Außerdem darf der Verwaltungsfamiliaris nicht fehlen.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Skele-Surtur am 5.06.2013 | 10:41
*TILT*
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Eulenspiegel am 5.06.2013 | 18:51
Wobei mir ein Grund auffällt, warum dieser Punkt in den USA nicht so richtig funktioniert: Die USA haben bis auf den Wilden Westen keine so lange Vergangenheit wie Europa, die man verklären könnte.
Richtig. Das könnte durchaus ein Grund für den unterschiedlichen Spielstil sein.

Zitat
Punkt 2: Borbarad, Jahr des Feuers. Die Orks sind für den gemeinen Aventurier immer noch böse.Verständnis für die gibt es da nicht.
Und wer fordert ständig bei allen möglichen Rollenspielen, es soll doch alles spielbar sein ?
Borbarad ist nicht böse. Er möchte die Menschen von der Knechtschaft der Götter befreien. Er irrt sich und das ist seine Tragik. Aber er ist nicht böse.

Im Jahr des Feuers ist auch niemand wirklich böse: Wenn man sich durchliest, wie Übel das Königshaus Galotta mitgespielt hat, bekommt man richtig Mitleid mit ihm und kann seine Rache verstehen.
Und die beiden Leute, die dann anschließend um die Kaiserkrone kämpfen, sind auch nicht wirklich böse.

Zu den Orks: Richtig, die aventurischen Menschen halten die Orks für böse. Aber als Leser weiß man, dass sich die Aventurier irren und dass die Orks gar nicht böse sind. - Auch das bietet eine gute Lektion für die Realität: Nicht jede Gruppe, die von der Mehrheit für böse gehalten wird, ist auch böse.

Zitat
Und wie war das noch mit spielbaren Rassen in anderen Rollenspielen ?
Ich verstehe den Punkt nicht. Was hat das mit meinen Punkten zu tun?

Zitat
Punkt 3: Runequest  geht auch davon aus, das man einen normalen Beruf erlernt hat.Auch das Powerlevel würde ich als eher bodenständig bezeichnen. Oder Traveller mit seinen Karrieren.
Wie gesagt: Es geht nicht darum, ob man einen normalen Beruf gelernt hat. Es geht darum, ob man ein Held sein muss, um gutes zu bewirken, oder ob auch ein ganz normaler Mensch, wie du und ich, etwas gutes bewirken können.

Lese dir einfach mal die Kasperle-Bücher um Räuber Hotzenplotz durch oder die Original-Märchen der Brüder Grimm. Sie alle zeichnen sich dadurch aus, dass man keinen Helden braucht. (Klar, hin und wieder gibt es einen tollen Prinzen. Aber bei sehr vielen ihrer Märchen ist die Hauptperson ein Normalo.)

Und genau so etwas wird in DSA oder Midgard widergespiegelt. - Das hat nichts damit zu tun, welche Berufe man regeltechnisch erlernen kann.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Kurna am 5.06.2013 | 19:10
[...]
Im Original ist der Räuber Hotzenplotz im 1. Teil ja auch der Bösewicht. Im 2. Teil ist Hotzenplotz dann aber (dank Gefängnisstrafe) rehabilitiert und ist einer von den Guten.-

[...]

OT: Im dritten Teil wird er zum Guten. Im zweiten Teil ist Hotzenplotz noch immer der Bösewicht.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Sashael am 5.06.2013 | 19:50
Lese dir einfach mal die Kasperle-Bücher um Räuber Hotzenplotz durch oder die Original-Märchen der Brüder Grimm. Sie alle zeichnen sich dadurch aus, dass man keinen Helden braucht. (Klar, hin und wieder gibt es einen tollen Prinzen. Aber bei sehr vielen ihrer Märchen ist die Hauptperson ein Normalo.)
Und? Sind die spannend? Für kleine Kinder vielleicht. Für mich sind die nicht mal mehr amüsant.

Da halte ich es lieber mit Dietrich von Bern, Siegfried, Hagen und wie sie alle hießen. Komischerweise fallen diese recht blutigen deutschen Sagen meiner Wahrnehmung nach in DSA ziemlich unter den Tisch.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: WeepingElf am 5.06.2013 | 20:39
Und? Sind die spannend? Für kleine Kinder vielleicht. Für mich sind die nicht mal mehr amüsant.

Da halte ich es lieber mit Dietrich von Bern, Siegfried, Hagen und wie sie alle hießen. Komischerweise fallen diese recht blutigen deutschen Sagen meiner Wahrnehmung nach in DSA ziemlich unter den Tisch.

In der Tat ist das Nibelungenlied - das deutsche Nationalepos - ganz und gar nicht hotzenplotzig! Und die ach so deutschen Wagner-Opern auch nicht! (Vom Dritten Reich will ich hier gar nicht erst anfangen.) Wie ich schon gesagt habe: Deutsche Mythenschöpfer können auch unhotzenplotzig. Aber hotzenplotziges Rollenspiel scheint nichtsdestotrotz in der Tat eine Hochburg im deutschsprachigen Raum zu haben.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: La Cipolla am 5.06.2013 | 20:43
Was immer noch so eine Theorie ist. Ich würd mich ja tendenziell auch den Leuten anschließen, die im DSA-Fokus eine historische Entwicklung sehen. Und so klein, wie die Rollenspielszene ist, könnten die Wurzeln für diese in meinen Augen sogar bei fucking einzelnen Personen und Vorlieben liegen.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Eulenspiegel am 5.06.2013 | 20:52
Und? Sind die spannend? Für kleine Kinder vielleicht. Für mich sind die nicht mal mehr amüsant.
Habe ich behauptet, dass die Bücher spannend sind? Geht es in diesem Thread darum, was spannend ist?

Nein, die Frage, ob Hotzenplotzig spannend oder unspannend ist, ist total OT. Die Frage ist:
1) Was bedeutet Hotzenplotzerei?
2) Ist Hotzenplotzerei typisch deutsch?

Um die 1. Frage zu beantworten, einfach mal die Kasperle und Hotzenplotz Bücher lesen.
Und um die 2. Frage zu beantworten einfach mal vergleichen, wie viele deutsche Settings und wieviele nichtdeutsche Settings dem ähneln.

Aber zu fragen, ob es spannend ist oder nicht, führt total am Thread-Thema vorbei.

Zitat
Da halte ich es lieber mit Dietrich von Bern, Siegfried, Hagen und wie sie alle hießen. Komischerweise fallen diese recht blutigen deutschen Sagen meiner Wahrnehmung nach in DSA ziemlich unter den Tisch.
Richtig. Weil diese deutschen Sagen nicht hotzenplotzisch sind und DSA hotzenplotzisch ist.

Ansonsten kannst du gerne als alternative These eröffnen, dass das Genre, das in den deutschen Sagen vorkommt, typisch deutsch ist.
Aber die Bestätigung bzw. Widerlegung dieser These hat doch nichts damit zu tun, was Hotzenplotzerei ist und ob hotzenplotzig typisch deutsch ist.

Wenn du das also vollkommen losgelöst als neue These eröffnest, tu das gerne. Aber ich verstehe nicht, wo da die Beziehung zu meinen Post, den du zitiert hast, liegt.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Sashael am 5.06.2013 | 21:02
Aber zu fragen, ob es spannend ist oder nicht, führt total am Thread-Thema vorbei.
Den find ich gut. Weil er von dir kommt.  ;D

Aber ich verstehe nicht, wo da die Beziehung zu meinen Post, den du zitiert hast, liegt.
Bei näherer Betrachtung im Nachhinein gibts auch keinen tieferen Sinn.
Ich hatte mich nur gefragt, wieso eigentlich so dermaßen betulich und märchenonkelmäßig fürs deutsche Rollenspiel geschrieben wird, wenn die deutsche Sagenwelt so einen reichen Fundus an Grim`n`Gritty Swordplay bereithält. Vor allem, weil das hotzenplotzige Rumgeeier so langweilig ist.

Wer hat das verbrochen?
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Eulenspiegel am 5.06.2013 | 21:06
Ich vermute mal, das liegt daran, dass Grimm&gritty nicht typisch deutsch ist. Grimm&Gritty gibt es quasi überall. In Deutschland, Frankreich, England, USA, Japan etc. Das heißt, mit Grimm&Gritty Settings wird man überschwemmt.

Es besteht also keine Notwendigkeit, hier auf die deutsche Sagengeschichte zurückzugreifen, da es auch außerhalb genug grimm&gritty gibt.

Allerdings gibt es nicht nur grimm&gritty Fans. Es gibt auch zahlreiche Leute, die es lieber romantisierend haben. Und für diese Leute bietet sich dann halt an, Hotzenplotz-Settings zu bespielen.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: WeepingElf am 5.06.2013 | 21:22
Was immer noch so eine Theorie ist. Ich würd mich ja tendenziell auch den Leuten anschließen, die im DSA-Fokus eine historische Entwicklung sehen. Und so klein, wie die Rollenspielszene ist, könnten die Wurzeln für diese in meinen Augen sogar bei fucking einzelnen Personen und Vorlieben liegen.

Ja. Vielleicht hat die Hotzenplotzigkeit von DSA gar nichts mit "typisch deutsch" zu tun. Es war halt so, dass die Erfinder von DSA damals aus irgendwelchen Gründen ein hotzenplotziges Setting gebastelt haben (vielleicht, weil sie meinten, damit könne man bei deutschen Jugendlichen einen guten Stich machen), und weil DSA dank Mainstream-Spiele-Verlag (Schmidt Spiele) nicht nur in irgendwelchen obskuren Trivial Book Shops, sondern auch bei Vedes, Karstadt & Co. zu haben war, wurde es Marktführer. Es ist ja auch so, dass Midgard an und für sich bedeutend weniger hotzenplotzig ist, bzw. die meisten von denen, die Midgard (oder auch D&D) hotzenplotzig spielen (wie überhaupt die meisten deutschen Rollenspieler) mal mit DSA angefangen und sich da einen hotzenplotzigen Spielstil angeeignet haben.

Wie ich schon gesagt habe, sind unhotzenplotzige deutsche Settings nicht schwer zu finden. Selbst im DSA-Universum selbst ist ja nur Aventurien hotzenplotzig, und auch das nicht mehr ganz so wie früher, die anderen Kontinente von Dere hingegen gar nicht!

Hätten Schmidt Spiele es Anfang der 80er Jahre geschafft, eine Lizenz für D&D zu bekommen und das bei Vedes und Karstadt in die Regale gebracht, gäbe es kein DSA und wir würden hier nicht darüber diskutieren, ob hotzenplotziges Rollenspiel "typisch deutsch" ist.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Eulenspiegel am 5.06.2013 | 21:33
@ Weeping Elf
Du verdrehst hier Ursache und Wirkung:

DSA ist nicht hotzenplotzig, weil hotzenplotzig typisch deutsch ist.
Hotzenplotzig ist typisch deutsch, weil DSA hotzenplotzig ist.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: WeepingElf am 5.06.2013 | 21:42
@ Weeping Elf
Du verdrehst hier Ursache und Wirkung:

DSA ist nicht hotzenplotzig, weil hotzenplotzig typisch deutsch ist.
Hotzenplotzig ist typisch deutsch, weil DSA hotzenplotzig ist.

Sage ich doch! Hast Du meinen letzten Beitrag überhaupt gelesen?

Hotzenplotziges Rollenspiel ist typisch deutsch, weil mit DSA ein hotzenplotziges Rollenspiel Marktführer ist. Und zwar ist es nicht deshalb Marktführer, weil es hotzenplotzig ist, sondern weil es von einem Mainstream-Spieleverlag herausgebracht wurde und daher als einziges Rollenspiel problemlos in jedem gewöhnlichen Spielwarenladen erhältlich war. Die Marktführerschaft von DSA hat mit seiner Hotzenplotzigkeit gar nichts zu tun, hat aber dazu geführt, dass die meisten deutschen Rollenspieler mit einem hotzenplotzigen Setting angefangen und viele davon etwas von der Hotzenplotzigkeit von DSA in andere, eigentlich gar nicht hotzenplotzige Spiele hineingetragen haben.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Bad Horse am 5.06.2013 | 21:43
Also war die Henne DSA vor dem hotzenplotzigen Ei da.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Ghostrider am 5.06.2013 | 22:10
Ein Plot wie im "Herzmäre" wäre "deutsch", aber da würden vermutlich viele/alle Beteiligten Spieler abdrehen, weil der Inhalt sehr rührend und sehr explizit und grauslich ist.
Ich musste beim Lesen damals in KT 1 echt schlucken...
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Eulenspiegel am 5.06.2013 | 22:47
Sage ich doch! Hast Du meinen letzten Beitrag überhaupt gelesen?
Du behauptest, dass die Hotzenplotzigkeit von DSA gar nichts mit typisch deutsch zu tun hat. Und das ist falsch.

Denn gerade durch die Hotzenplotzigkeit von DSA ist so etwas wie typisch deutsch im Rollenspielbereich erst entstanden. Wäre DSA nicht hotzenplotzig sondern Mainstream, gäbe es heutzutage evtl. gar kein typisch deutsch. Die Hotzenplotzigkeit von DSA ist damit Ursache des typisch Deutschen und hat damit verdammt viel mit "typisch deutsch" zu tun.

Zitat
Hotzenplotziges Rollenspiel ist typisch deutsch, weil mit DSA ein hotzenplotziges Rollenspiel Marktführer ist. Und zwar ist es nicht deshalb Marktführer, weil es hotzenplotzig ist, sondern weil es von einem Mainstream-Spieleverlag herausgebracht wurde und daher als einziges Rollenspiel problemlos in jedem gewöhnlichen Spielwarenladen erhältlich war. Die Marktführerschaft von DSA hat mit seiner Hotzenplotzigkeit gar nichts zu tun, hat aber dazu geführt, dass die meisten deutschen Rollenspieler mit einem hotzenplotzigen Setting angefangen und viele davon etwas von der Hotzenplotzigkeit von DSA in andere, eigentlich gar nicht hotzenplotzige Spiele hineingetragen haben.
Richtig.
Allerdings widersprichst du damit deiner vorhergehenden Aussage, dass die Hotzenplotzigkeit von DSA nichts mit "typisch deutsch" zu tun hat.

Hier beschreibst du nämlich, wie die Hotzenplotzigkeit von DSA das typisch deutsch beeinflusst oder gar erzeugt hat.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Bad Horse am 5.06.2013 | 22:49
Ich muss mal sagen: Ich finde, es ist typisch deutsch, das Adjektiv "deutsch" sofort erstmal negativ zu konnotieren.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Xemides am 5.06.2013 | 23:19
Wie gesagt: Es geht nicht darum, ob man einen normalen Beruf gelernt hat. Es geht darum, ob man ein Held sein muss, um gutes zu bewirken, oder ob auch ein ganz normaler Mensch, wie du und ich, etwas gutes bewirken können.

Lese dir einfach mal die Kasperle-Bücher um Räuber Hotzenplotz durch oder die Original-Märchen der Brüder Grimm. Sie alle zeichnen sich dadurch aus, dass man keinen Helden braucht. (Klar, hin und wieder gibt es einen tollen Prinzen. Aber bei sehr vielen ihrer Märchen ist die Hauptperson ein Normalo.)

Und genau so etwas wird in DSA oder Midgard widergespiegelt. - Das hat nichts damit zu tun, welche Berufe man regeltechnisch erlernen kann.

Ja, aber genau hat Runequest IMHO auch. Und ich finde auch nichts schlimmes daran, das man kein Held sein muss, um ein Held zu sein.

Und um mal wo anders hin zu schauen, große Teile der Hollywoodfilme erzählen doch genau eine solche Geschichte, von normalen Menschen, die zu Helden werden.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 6.06.2013 | 04:06
Reden wir hier gerade über Power-Level oder ganz was anderes?
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Xemides am 6.06.2013 | 05:06
Sowohl als auch, meiner Meinung nach.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Oberkampf am 6.06.2013 | 07:31
DSA ist nicht hotzenplotzig, weil hotzenplotzig typisch deutsch ist.
Hotzenplotzig ist typisch deutsch, weil DSA hotzenplotzig ist.

Eigentlich ist das eine Wechselwirkung.

DSA hat einen bestimmten Spielstil geschaffen. Oder, wenn nicht geschaffen, so doch verstärkt und popularisiert. Das Bedürfnis nach diesem Spielstil war aber sehr wahrscheinlich in der Käuferschicht schon vorhanden, sonst hätte DSA sich (trotz aller günstigen Vorbedingungen) nicht so dominant und in dieser Form auf dem deutschen Markt durchsetzen können.

Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Sir Markfest am 6.06.2013 | 07:50
Das Bedürfnis nach diesem Spielstil war aber sehr wahrscheinlich in der Käuferschicht schon vorhanden, sonst hätte DSA sich (trotz aller günstigen Vorbedingungen) nicht so dominant und in dieser Form auf dem deutschen Markt durchsetzen können.

Das glaube ich nicht. Die Käuferschicht hat diesen Spielstil übernommen weil in den Büchern stand: "So sollst du spielen" bzw. weil die Käuferschicht gar keinen anderen Spielstil kannte.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Hewisa (gone for good) am 6.06.2013 | 08:01
Das wird unter anderem hier (http://tanelorn.net/index.php/topic,56343.msg1554892.html#msg1554892) und hier (http://tanelorn.net/index.php/topic,69956.msg1400521.html#msg1400521) besprochen.
Da wird genau gar nichts "besprochen". Da wird auch nur zwei mal das Wort erwähnt und dass DSA "hotzenplotzig" ist.
Was man darunter versteht wird nicht erklärt.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Grubentroll am 6.06.2013 | 09:59
Ja. Vielleicht hat die Hotzenplotzigkeit von DSA gar nichts mit "typisch deutsch" zu tun. Es war halt so, dass die Erfinder von DSA damals aus irgendwelchen Gründen ein hotzenplotziges Setting gebastelt haben (vielleicht, weil sie meinten, damit könne man bei deutschen Jugendlichen einen guten Stich machen)

Da würde ich ja auch gerne ein bisschen widersprechen. Das Ur-DSA hat zwar Kobolde, und hin und wieder wird Bezug genommen auf Märchen, aber alles in allem war mein Eindruck damals eher "gritty": verwesende Städte, gierige Zwerge, fiese Kobolde die einen umbringen oder ins Unglück stürzen wollen, nordische Typen mit Streitäxten und Zweihänderschwertern, böse aussehende Ritter die gegen Elfen in mittelalterlichem Kapuzenwams kämpfen, usw.

"Hotzenplotzig" vielleicht irgendwo auch, aber doch eher meistens ziemlich düster.

Mich erinnert das Bild das ich vom ersten DSA hatte eher an sowas wie das PS3-Spiel Demon's Souls als wie an Räuber Hotzenplotz mit der Pfefferpistole.

YMMV, wie immer.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Eulenspiegel am 6.06.2013 | 21:33
Ja, aber genau hat Runequest IMHO auch. Und ich finde auch nichts schlimmes daran, das man kein Held sein muss, um ein Held zu sein.
Ich finde auch nichts Schlimmes daran. Ich habe nur wertneutral festgestellt, dass ich es außerhalb deutscher Settings kaum in einem RPG so wiederfinde.

Zitat
Und um mal wo anders hin zu schauen, große Teile der Hollywoodfilme erzählen doch genau eine solche Geschichte, von normalen Menschen, die zu Helden werden.
In Filmen begegne ich so etwas auch extrem häufig außerhalb Deutschlands. In RPGs finde ich das aber hauptsächlich in deutschen Settings.

Hinzu kommt, dass das nur ein Punkt der Hotzenplotzigkeit ist. Wie ich oben schon schrieb, erfüllt Hotzenplotzigkeit aber drei Punkte.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: WeepingElf am 6.06.2013 | 22:42
Eigentlich ist das eine Wechselwirkung.

DSA hat einen bestimmten Spielstil geschaffen. Oder, wenn nicht geschaffen, so doch verstärkt und popularisiert. Das Bedürfnis nach diesem Spielstil war aber sehr wahrscheinlich in der Käuferschicht schon vorhanden, sonst hätte DSA sich (trotz aller günstigen Vorbedingungen) nicht so dominant und in dieser Form auf dem deutschen Markt durchsetzen können.

Ja, das dürfte so hinhauen. Der Erfolg von DSA hängt vielleicht schon mit dem Spielstil zusammen, der den Nerv der deutschen Spieler besser getroffen hat als der von D&D,
Schwerter & Dämonen (das ja fleißig im TV beworben wurde - ich kann mich noch an die Spots erinnern!) oder Midgard. Das liegt sicher nicht allein an Schmidt Spiele, die das Spiel besser am Markt etablieren konnten als irgendwelche Kleinverlage. (Midgard wurde ja zeitweise auch von Schmidt Spiele vertrieben und kam an den Erfolg von DSA nicht ganz heran, auch wenn es lange Zeit die Nummer 2 in Deutschland war.) Vor allem jugendliche Spieler wurden von der Hotzenplotzigkeit von DSA stark angesprochen - und geprägt.

@Eulenspiegel: Hör bitte auf, meine Worte zu verdrehen!
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Eulenspiegel am 6.06.2013 | 23:08
@Weeping Elf
Ich verdrehe nicht deine Worte. Wenn du deine Meinung änderst, ist das dein gutes Recht. Aber unterstelle mir nicht, ich hätte deine Worte verdreht. >:(
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 6.06.2013 | 23:34
Schwerter & Dämonen (das ja fleißig im TV beworben wurde - ich kann mich noch an die Spots erinnern!

Ich weiß nicht, woran Du Dich erinnerst, aber Schwerter und Dämonen wurde niemals im deutschen TV beworben.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 6.06.2013 | 23:57
Das glaube ich nicht. Die Käuferschicht hat diesen Spielstil übernommen weil in den Büchern stand: "So sollst du spielen" bzw. weil die Käuferschicht gar keinen anderen Spielstil kannte.

Das sehe ich genauso. Wer in Deutschland mit dem Spielen anfängt, kommt nicht an DSA vorbei (oder nur sehr schwer). Auch weil es keine Sprachbarriere gibt. Shadowrun und DSA dürften mit Abstand die meisten Spielrunden in diesem Land stellen. Wer was anderes spielen will, muss schon gut und lange suchen. Die Resonanz ist dann eher geringer.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Skele-Surtur am 7.06.2013 | 02:44
Also zumindest D&D ist in Deutschland kein großes Problem eine Gruppe zu finden, kommt halt drauf an, welche Edition. Ich bin im wahrsten Sinne des Wortes spielend an DSA vorbeigekommen.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Rhylthar am 7.06.2013 | 05:43
Also zumindest D&D ist in Deutschland kein großes Problem eine Gruppe zu finden, kommt halt drauf an, welche Edition. Ich bin im wahrsten Sinne des Wortes spielend an DSA vorbeigekommen.
Dito.

Vor knapp 25 Jahren war OD&D in deutsch vorhanden und auch AD&D hatte (später) genug deutsche Produkte.
Hinzu kam, dass mit den ganzen SSI-Spielen für C-64, Amiga, etc. die Popularität von D&D sicher auch in Deutschland gewachsen ist.
Vielleicht hat nicht jeder Spieler der Computerspieler den Weg zum RPG gefunden, aber sicherlich doch einige.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Oberkampf am 7.06.2013 | 07:48
Das glaube ich nicht. Die Käuferschicht hat diesen Spielstil übernommen weil in den Büchern stand: "So sollst du spielen" bzw. weil die Käuferschicht gar keinen anderen Spielstil kannte.


Das wäre so einer der Punkte, der schwer zu prüfen ist. In den 80ern (als ich angefangen habe), war D&D als Alternative bekannt und im normalen Spielwarenladen auf Deutsch erhältlich. Außerdem hatte DSA noch nicht so übermäßig viele Materialien publiziert. Auf den frühen Cons, die ich besucht habe, wurden neben DSA und D&D auch andere Systeme (vor allem Midgard) gespielt. Aber DSA war irgendwie eingängiger - und zwar nicht allein aufgrund der Regeln.

In den 90ern war neben V:tM auch Shadowrun in Deutschland weit verbreitet. Andere "Sender" als DSA, Ulrich Kiesow & Hadmar von Wieser waren insofern vorhanden. Man kann sich allerdings darüber streiten, ob eins der Spiele oder beide nicht den "typischen DSA-Stil" (und damit den populären "deutschen" Stil) ebenso beworben haben wie DSA.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Sir Markfest am 7.06.2013 | 09:17
Das wäre so einer der Punkte, der schwer zu prüfen ist. In den 80ern (als ich angefangen habe), war D&D als Alternative bekannt und im normalen Spielwarenladen auf Deutsch erhältlich.

Klar. Aber durch die DSA Fernsehwerbung und dadurch, dass einige Läden eben nur DSA in den Regalen führten (wie bei uns, D&D fand sich nur in Fantasyshops), kam eben eine andere Klientel zum Rollenspiel - die "Unbelasteten" welchen von "Rollenspiel" und D&D noch nichts gehört hatten, die Eltern, welche den Kids diese DSA Box kauften. Diese wuchsen dann mit dem DSA-typischen Spielstil auf.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Thandbar am 7.06.2013 | 09:24
Die Spielwarenläden meiner Kindheit führten ausschließlich DSA. Von D&D erfuhr ich erst viel später.
Der letzte Rollenspielladen, in dem ich war, führte außer DSA und Pathfinder quasi nix. Insofern scheint es mir aus meiner begrenzten Erfahrung heraus ersichtlich, dass das Angebot maßgeblich die hiesigen Vorlieben bestimmt, und wir auf diffuse Termini komplett verzichten könnten, wollte man nicht mal wieder verzweifelt nach dem "typisch Deutschen" fahnden.   
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Grubentroll am 7.06.2013 | 09:28
Hier in München gabs auch viel D&D. Und zwar schon vor DSA.

Ich meine mich sogar zu erinnern eine D&D-Broschüre für die rote Box aus einem lokalen Obletter (ein Spielwarenladen) anno 1983 oder 84 gehabt zu haben. Ich habe aber als Kind null kapiert um was es in dem Spiel gehen soll, weil der für mich typische Part des Spielbretts und der Spielfiguren gefehlt hat in der Broschüre.

Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: 6 am 7.06.2013 | 10:14
Ich meine mich sogar zu erinnern eine D&D-Broschüre für die rote Box aus einem lokalen Obletter (ein Spielwarenladen) anno 1983 oder 84 gehabt zu haben. Ich habe aber als Kind null kapiert um was es in dem Spiel gehen soll, weil der für mich typische Part des Spielbretts und der Spielfiguren gefehlt hat in der Broschüre.
Bei uns gab es um die Zeit 83/84 sogar schon eine wohlwollende Rezension zu D&D in der Morgenzeitungsbeilage fürs Fernsehen.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Xemides am 7.06.2013 | 10:47
Ich habe DnD im November 1983 im Supermarkt in der Spielwarenabteilung entdeckt. Da war DSA noch gar nicht erschienen. Ich hatte es mir, nachdem ich im Moeweig SF-Jahrbuch einen Artikel von Dr. Lutz Reimers gelesen hatte, was Rollenspiel ist, noch vor Weihnachten gekauft.

In Lübeck gab es lange keinen reinen Rollenspiel- oder Fantasyladen. Ich glaube das Futureworlds machte erst Anfang der 90er auf.

Aber die Spielwarengeschäfte führen Rollenspiele. Dort gab es aber nicht nur DSA. Zumindest die detuschen DnD Sachen und Midgard konnte man auch kaufen.

Außerdem gab es natürlich die monatlichen Kataloge von Fanpro, auf den ich sehnsüchtig gewarte habe und angekreutz hatte, was ich mir alles kaufen wollte LOL.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: La Cipolla am 7.06.2013 | 16:00
Continue, old people. ;D

Im Ernst, sehr interessant zu hören. :) Wir sollten einen "Großpapa erzählt" Thread machen.

Hab übrigens mit D&D3 angefangen (durch die PC Spiele motiviert) und erst später von DSA erfahren, noch nach Shadowrun und der nWoD.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Skele-Surtur am 7.06.2013 | 16:05
Also ich hab erst mit der 3. Edition von D&D richtig mit Rollenspiel angefangen, vorher begrenzte Erfahrungen mit Talislanta. Ich hatte aber zgg. die sprachlichen Mindestfertigkeiten, um mit einem englischen Regelwerk zu spielen. Da haben natürlich Leute, die in jüngeren Jahren anfangen oder aus anderen Gründen schwächer ausgeprägte Englischkenntnisse haben, größere Probleme.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 7.06.2013 | 16:23
Der Montanus in Mainz in der Gegend der Seppel-Glückert-Passage bot 1984 eine riesige RSP-Ecke mit DSA und RedBox-D&D, dazu die Thienemann-Bücher (Fighting Fantasy), alles schön präsentiert nahe den Fantasy-Büchern mit einen kundigen Verkäufer. Im Kinderladen Wirth (größtes Fachgeschäft für Spiele und Spielzeug) fand sich zu dem Zeitpunkt auch eine große DSA-Ecke. Das war schon ziemlich außergewöhnlich und mMn einer der Gründe, warum RSP in Mainz so schnell Verbreitung fand. Einen "richtigen" RSP-Laden gabs erst später, so 1986.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Grubentroll am 7.06.2013 | 16:24
Dort gab es aber nicht nur DSA. Zumindest die detuschen DnD Sachen und Midgard konnte man auch kaufen.


Ich glaub Midgard habe ich nicht mal später in den richtigen Rollenspielläden stehen sehen.  ;D Das ist für mich das große Mysterium des deutschen Rollenspielsektors, dieses Midgard.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 7.06.2013 | 17:25
Also zumindest D&D ist in Deutschland kein großes Problem eine Gruppe zu finden, kommt halt drauf an, welche Edition. Ich bin im wahrsten Sinne des Wortes spielend an DSA vorbeigekommen.

Ich könnte als nächstes DSA anbieten  ~;D
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Xemides am 7.06.2013 | 17:50
Ich glaub Midgard habe ich nicht mal später in den richtigen Rollenspielläden stehen sehen.  ;D Das ist für mich das große Mysterium des deutschen Rollenspielsektors, dieses Midgard.

Also bei uns stand es immer in den Rollenspielläden im Regal. Die deutschen Systeme stehen da eigentlich alle herum. Englische Systeme muss man ziemlich suchen, weil die sich im FLGS nicht mehr verkaufen.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Wisdom-of-Wombats am 7.06.2013 | 17:52
Also bei uns stand es immer in den Rollenspielläden im Regal.

Du hast das "leicht angestaubt" vergessen... ;) Im Ernst: für Midgard bekommst Du derzeit noch nicht mal Grundregeln

Die deutschen Systeme stehen da eigentlich alle herum. Englische Systeme muss man ziemlich suchen, weil die sich im FLGS nicht mehr verkaufen.

Das ist die wahre Tragödie. In einer globalisierten Welt wird Englisch immer wichtiger, aber im Rollenspielsektor verkümmern die Sprachkenntnisse.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Xemides am 7.06.2013 | 17:55
Im Ernst: für Midgard bekommst Du derzeit noch nicht mal Grundregeln

Woran mag das nur liegen ? Ach ja, die werden überarbeitet und zur RPC erscheinen überarbeitete neue Grundregeln  ~;D


Zitat
Das ist die wahre Tragödie. In einer globalisierten Welt wird Englisch immer wichtiger, aber im Rollenspielsektor verkümmern die Sprachkenntnisse.

Das ist nicht wahr. Englische Regelwerke werden nur meist im Internet bestellt statt in Laden vor Ort gekauft.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Eulenspiegel am 7.06.2013 | 18:27
Insofern scheint es mir aus meiner begrenzten Erfahrung heraus ersichtlich, dass das Angebot maßgeblich die hiesigen Vorlieben bestimmt, und wir auf diffuse Termini komplett verzichten könnten, wollte man nicht mal wieder verzweifelt nach dem "typisch Deutschen" fahnden.
Was meinst du mit "diffusen Termini"? Meinst du damit "Hotzenplotzerei"? Wenn ja, wie willst du dann die Art von Setting nennen, die in DSA und Räuber Hotzenplotz vorkommt?

Und "DSA ist hotzenplotzig." kling imho wesentlich sinnvoller und fairer, als zu sagen: "Räuber Hotzenplotz ist DSA-ig geschrieben." - Schon alleine wegen dem Umstand, dass Räuber Hotzenplotz lange vor DSA existierte.

Und last but not least: Was hat der Sachverhalt, ob das Angebot hiesige Vorlieben bestimmt, damit zu tun, ob man auf diffuse Termini verzichten kann oder nicht? Das sind doch zwei vollkommen unabhängige Sachen, die nichts miteinander zu tun haben.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Skele-Surtur am 9.06.2013 | 01:33
Ich könnte als nächstes DSA anbieten  ~;D
Oh, yeah. Do it. I dare you.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: WeepingElf am 10.06.2013 | 22:26
Was meinst du mit "diffusen Termini"? Meinst du damit "Hotzenplotzerei"? Wenn ja, wie willst du dann die Art von Setting nennen, die in DSA und Räuber Hotzenplotz vorkommt?

Und "DSA ist hotzenplotzig." kling imho wesentlich sinnvoller und fairer, als zu sagen: "Räuber Hotzenplotz ist DSA-ig geschrieben." - Schon alleine wegen dem Umstand, dass Räuber Hotzenplotz lange vor DSA existierte.

Und last but not least: Was hat der Sachverhalt, ob das Angebot hiesige Vorlieben bestimmt, damit zu tun, ob man auf diffuse Termini verzichten kann oder nicht? Das sind doch zwei vollkommen unabhängige Sachen, die nichts miteinander zu tun haben.

In der Tat ist das Wort hotzenplotzig hier nicht besonders scharf definiert. Aber es sollte für unsere Zwecke genügen, das als unpathetisch, unepisch, untragisch zu definieren. Kleine Geschichten halt eben, in denen am Ende wieder alles gut ist.

Zweifellos ist "DSA ist hotzenplotzig" ein sinnvolleres Statement als "Räuber Hotzenplotz ist DSA-ig", weil der Räuber Hotzenplotz eben eher da war, und vielleicht die DSA-Erfinder geprägt hat.

Worum es hier geht, ist die Frage:

Ist der Merkmalskomplex von Aventurien, der hier mehr oder weniger unscharf als "hotzenplotzig" bezeichnet wird, "typisch deutsch" und war das schon vor dem Debut von DSA oder spielen nur deshalb so viele deutsche Rollenspieler "hotzenplotzig", weil die mit DSA angefangen haben?

Meiner Meinung nach neigt sich die Waagschale in die zweite Richtung. Wir haben hier schon folgendes herausgefunden:

1. Deutsche Mythenschöpfer können auch extrem unhotzenplotzig. Das Nibelungenlied und die Opern Richard Wagners sind so hotzenplotzig wie die Sonne kalt und dunkel ist; die sind extrem pathetisch, episch und tragisch, also das genaue Gegenteil von hotzenplotzig.

2. Die meisten deutschen Rollenspieler haben mit DSA angefangen, insofern ist es kaum verwunderlich, dass so viele deutsche Rollenspieler hotzenplotzig spielen, denn so was prägt ganz einfach. (Dies lässt die Frage offen, ob DSA deshalb so populär wurde, weil es hotzenplotzig ist, aber siehe hierzu den nächsten Punkt.)

3. Dass die meisten deutschen Rollenspieler mit DSA angefangen haben, liegt nicht zuletzt daran, dass dieses Rollenspiel die größte Durchdringung im Mainstream-Spielwarenhandel verzeichnen konnte (dank eines großen Mainstream-Spieleverlags, bei dem es erschienen war); in einer Vedes- oder Karstadt-Filiale in einer typischen deutschen Kreisstadt war es oft das einzige Rollenspiel im Sortiment.

4. Es gibt unhotzenplotzige Rollenspiele, die auch in Deutschland sehr populär sind oder waren. In den späten 90ern wurden die Rollenspiel-Conventions von Gothics heimgesucht, die leidenschaftlich Vampire: Die Maskerade spielten, ein extrem unhotzenplotziges weil pathetisches und tragisches Spiel. An Engel ist auch gar nichts hotzenplotzig, wie überhaupt an der ganzen Endzeitmode der Nullerjahre. (Es ist auch sattsam bekannt, dass viele Rollenspieler Metalfans sind, und das ist doch eine ziemlich unhotzenplotzige Musikrichtung.)
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Eulenspiegel am 10.06.2013 | 22:40
Ist der Merkmalskomplex von Aventurien, der hier mehr oder weniger unscharf als "hotzenplotzig" bezeichnet wird, "typisch deutsch" und war das schon vor dem Debut von DSA oder spielen nur deshalb so viele deutsche Rollenspieler "hotzenplotzig", weil die mit DSA angefangen haben?
Vor DSA wurde hier in Deutschland nicht wesentlich Rollenspiel gespielt. Daher kann es vor DSA auch kein "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel gegeben haben.

Eben weil DSA das erste Rollenspiel war, dass hier in Deutschland große Käuferschichten geworben hat, denke ich, dass DSA mitbestimmt hat, was typisch deutsch ist. Wäre DSA zum Beispiel satirischer gewesen, wäre heutzutage satirisches Rollenspiel typisch deutsch. DSA war aber nicht satirisch, sondern hotzenplotzig. Deswegen ist hotzenplotzig typisch deutsch.

Zitat
1. Deutsche Mythenschöpfer können auch extrem unhotzenplotzig. Das Nibelungenlied und die Opern Richard Wagners sind so hotzenplotzig wie die Sonne kalt und dunkel ist; die sind extrem pathetisch, episch und tragisch, also das genaue Gegenteil von hotzenplotzig.
Richtig. Allerdings haben es die deutschen Mythen nie groß ins Rollenspiel geschafft. Zumindest nicht hier in Deutschland. Deswegen würde ich die deutschen Mythen nicht als typisch deutsche Rollenspielart ansehen.

Zitat
2. Die meisten deutschen Rollenspieler haben mit DSA angefangen, insofern ist es kaum verwunderlich, dass so viele deutsche Rollenspieler hotzenplotzig spielen, denn so was prägt ganz einfach.
Richtig. Das ist auch der Grund, warum hotzenlotzig typisch deutsch ist.

Bisher wurde nur die Frage gestellt, ob hotzenplotzig typisch deutsch ist. Wenn man diese Frage bejaht und nach dem Grund fragt, warum das so ist, hast du eben die Antwort dazu geschrieben: Hotzenplotzig ist typisch deutsch, weil viele deutsche Rollenspieler durch DSA sozialisiert wurden.

Zitat
3. Dass die meisten deutschen Rollenspieler mit DSA angefangen haben, liegt nicht zuletzt daran, dass dieses Rollenspiel die größte Durchdringung im Mainstream-Spielwarenhandel verzeichnen konnte (dank eines großen Mainstream-Spieleverlags, bei dem es erschienen war); in einer Vedes- oder Karstadt-Filiale in einer typischen deutschen Kreisstadt war es oft das einzige Rollenspiel im Sortiment.
Würde ich zwar als Unterpunkt von 2 ansehen, aber auch hier Zustimmung meinerseits.

Zitat
4. Es gibt unhotzenplotzige Rollenspiele, die auch in Deutschland sehr populär sind oder waren. In den späten 90ern wurden die Rollenspiel-Conventions von Gothics heimgesucht, die leidenschaftlich Vampire: Die Maskerade spielten, ein extrem unhotzenplotziges weil pathetisches und tragisches Spiel. An Engel ist auch gar nichts hotzenplotzig, wie überhaupt an der ganzen Endzeitmode der Nullerjahre. (Es ist auch sattsam bekannt, dass viele Rollenspieler Metalfans sind, und das ist doch eine ziemlich unhotzenplotzige Musikrichtung.)
Richtig. Allerdings korrelieren diese Spiele nicht mit dem deutsch sein. Sprich, es gibt in den USA beispielsweise vergleichbar viele "Tragyk-Vampyr"-Rollenspieler wie hier in Deutschland. Aber die Menge an hotzenplotzigen Spielern findest du außerhalb Deutschlands nicht. Die Gründe dafür hast du ja in Punkt 2-3 vorgebracht.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Xemides am 10.06.2013 | 22:51
Vor DSA wurde hier in Deutschland nicht wesentlich Rollenspiel gespielt. Daher kann es vor DSA auch kein "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel gegeben haben.

Vor DSA gab es auch kaum was.

Es gab DnD einige Monate vorher, Midgard 1 seit 1981, Abenteuer in Magira war nur einigen eingeweihten bekannt, und seit 1983 auch Schwerter und Dämonen.

Alles andere kam meines Wissens nach erst später.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: WeepingElf am 10.06.2013 | 23:02
Vor DSA gab es auch kaum was.

Es gab DnD einige Monate vorher, Midgard 1 seit 1981, Abenteuer in Magira war nur einigen eingeweihten bekannt, und seit 1983 auch Schwerter und Dämonen.

Alles andere kam meines Wissens nach erst später.

So isses! Ich habe mal eine Umfrage gesehen (vielleicht hier im :T: ), wonach ca. 80% aller Befragten als ihr erstes Rollenspiel DSA angaben. Alles, was es vorher in Deutschland gab, war absolut Nische. Midgard etwa wurde erst in den späten 80ern groß, MERS auch so um den Dreh rum (das Original erschien 1984, wann die deutsche Version rauskam, weiß ich nicht so genau, müsste so etwa 86/87 gewese sein).
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 10.06.2013 | 23:14
Selige Öde
auf sonniger Höh'! -

Was ruht dort schlummernd
im schattigen Tann? -
Ein Ross ist's,
rastend in tiefem Schlaf!

Was strahlt mir dort entgegen?
Welch glänzendes Stahlgeschmeid?
Blendet mir noch
die Lohe den Blick?
Ha! In Waffen ein Mann: -
wie mahnt mich wonnig sein Bild! -
Das hehre Haupt
drückt wohl der Helm? -
Leichter würd' ihm,
löst' ich den Schmuck.

(Vorsichtig löst er den Helm
und hebt ihn der Schlafenden
vom Haupte ab: langes lockiges
Haar bricht hervor. Siegfried erschrickt)

Ach! Wie schön!

(Er bleibt in den Anblick versunken)

Schimmernde Wolken
säumen in Wellen
den hellen Himmelssee;
leuchtender Sonne
lachendes Bild
strahlt durch das Wogengewölk!

(Er neigt sich tiefer zu der
Schlafenden hinab)

Von schwellendem Atem
schwingt sich die Brust: -
brech' ich die engende Brünne?

(Er versucht mit grosser
Behutsamkeit die Brünne zu lösen)

Komm, mein Schwert,
schneide das Eisen!

(Er zieht sein Schwert, durchschneidet
mit zarter Vorsicht die Panzerringe zu
beiden Seiten der ganzen Rüstung
und hebt dann die Brünne und die
Schienen ab, so dass nun Brünnhilde
in einem weichen weiblichen Gewande
vor ihm liegt. Er fährt erschreckt
und staunend auf)

Das ist kein Mann! -

(Er starrt mit höchster Aufgeregtheit
auf die Schlafende hin)

Brennender Zauber
zückt mir ins Herz;
feurige Angst
fasst meine Augen:
mir schwankt und schwindelt der Sinn!

(Er gerät in höchste Beklemmung)

Wen ruf' ich zum Heil,
dass er mir helfe? -
Mutter! Mutter!
Gedenke mein! -

(Er sinkt, wie ohnmächtig, an Brünnhildes
Busen. Langes Schweigen. Dann fährt er
seufzend auf)

Wie weck' ich die Maid,
dass sie ihr Auge mir öffne? -
Das Auge mir öffne?
Blende mich auch noch der Blick?
Wagt' es mein Trotz?
Ertrüg' ich das Licht? -

Mir schwebt und schwankt
und schwirrt es umher!
Sehrendes Sehnen
zehrt meine Sinne;
am zagenden Herzen
zittert die Hand! -
Wie ist mir Feigem? -
Ist dies das Fürchten? -
O Mutter! Mutter!
Dein mutiges Kind!
Im Schlafe liegt eine Frau: -
die hat ihn das Fürchten gelehrt! -
Wie end' ich die Furcht?
Wie fass' ich Mut? -
Dass ich selbst erwache,
muss die Maid mich erwecken! -

(Indem er sich der Schlafenden von
neuem nähert, wird er wieder von
zarteren Empfindungen an ihren
Anblick gefesselt. Er neigt sich
tiefer hinab)

Süss erbebt mir
ihr blühender Mund. -
Wie mild erzitternd
mich Zagen er reizt! -
Ach! Dieses Atems
wonnig warmes Gedüft!

(wie in Verzweiflung)

Erwache! Erwache!
Heiliges Weib!

(Er starrt auf sie hin)

Sie hört mich nicht. -

(gedehnt mit gepresstem,
drängendem Ausdruck)

So saug' ich mir Leben
aus süssesten Lippen, -
sollt' ich auch sterbend vergeh'n!

Richard Wagner, Siegfried. Der Ring ist voll von Romantik, Tristan gilt vielen gar als Höhepunkt der romantischen Musik. Das ist voll von Waldessehnsucht, von gründelndem Gewässer, vom Wipfelraunen des schattigen Tanns. Und wer sagt, daß DSA nicht Stimmungen wie diese hier fördert (ich lese seit zwei Tagen DSA bis zum Abwinken), der kennt ein anderes Aventurien.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Eulenspiegel am 10.06.2013 | 23:42
Vor DSA gab es auch kaum was.
Richtig.

Genau das wollte ich ursprünglich auch schreiben. Aber ich hatte Angst, dass dann auf dem Wörtchen "kaum" rumgeritten wird. Aber ansonsten 100% Zustimmung.
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder) am 10.06.2013 | 23:47
Addendum, kein Doppelpost. Normalerweise zitiere ich höchst ungern die Tante Wiki, aber ich hab grade etwas nettes gefunden, was ich antworten kann, sollte mich jemals jemand fragen welchen Soundtrack DSA hat.

Zitat
Durch die neue stimmungs- und bildauslösende Funktion von Harmonik und Klangfarben wurden bereits im Freischütz (vor allem in der Wolfsschluchtszene) jene Sphären und Vorstellungen vermittelt, die seitdem untrennbar mit dem Romantikbegriff verbunden sind: die Evokation des blinden Waltens oder Seins von unergründlichen Natur- und Schicksalskräften, das Übernatürliche, der mythische Sagengrund und die märchenhafte Vergangenheit, die zum Symbol eines utopisch-ursprünglichen Zustands wird. Hinzu kamen ein volkstümlich-nationaler liedhafter Ton und der Gestus des ritterlichen Aufschwungs.

Wobei sogar das Regelsystem nach diesen Vorstellungen designed ist: "das blinde Walten unergründlicher Schicksalskräfte."  8]
Titel: Re: Was ist "typisch deutsch" im Punkte Rollenspiel?
Beitrag von: 6 am 11.06.2013 | 08:23
[OT]
Es gab DnD einige Monate vorher, Midgard 1 seit 1981, Abenteuer in Magira war nur einigen eingeweihten bekannt, und seit 1983 auch Schwerter und Dämonen.
Kleine, wenig relevante Randnotiz: Abenteuer in Magira kam erst 1987 raus. Magira hast Du in Midgard 1 bespielt.
[/OT]