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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Rentin am 3.03.2015 | 22:20

Titel: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Rentin am 3.03.2015 | 22:20
Wenn ich eine neue Gruppe beginne, steht für die Kernmannschaft eigentlich fest, das die Spielercharakter in irgendeiner Form die "Guten" sind. Bei D&D mehr als zum Beispiel in der Welt von Shadowrun.
Dennoch teile ich neuen Mitgliedern meiner Spielrunden immer mit, das ich keine "bösen" Charaktere möchte. Für den einen macht mich das jetzt zur Lusche, für den anderen (oder denselben) zum Kontrollfreak.

Meine Erfahrung hat mich gelehrt, das es ziemlich schwer sein muß, einen bösen Charakter zu spielen, der nicht irgendwann die Kontrolle verliert. Und damit meine ich nicht die Diebe und Schurken, welche die Stadtwachen meucheln um x oder y zu erreichen, sondern jene, welche ihre böse Gesinnung ausspielen, weil sie eben so sind. Da hatte ich schon abgestochene Huren und Verstümmelungen. Irgendwann scheint bei vielen, mir bekannten, Spielern da eine Grenze durchbrochen werden, da fragt man sich, ob der Gegenüber noch alle Latten am Zaun hat.

Klar, ich würde auch gerne den Typen, der mein Auto zerkratzt hat mit 30 Sachen durch die ganze Stadt schleifen, aber schlussendlich wurde es eine Anzeige und mein Schaden bezahlt.

Im Rollenspiel "lebt" man diese Dinge aber dann wohl doch aus.

Wie sind Eure Erfahrungen, welche Tipps habt ihr für eine erfolgreiche "böse" Truppe?
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: YY am 3.03.2015 | 22:27
welche Tipps habt ihr für eine erfolgreiche "böse" Truppe?

Eigentlich nur einen:

Nicht "eben so sein".

Motivation, Kontext und trotz aller Bösartigkeit auch Grenzen - wobei die eher selbst gezogen als unmittelbar fremdbestimmt sind.

Selbstzweck kann da über kurz oder lang nur ausarten.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: blut_und_glas am 3.03.2015 | 22:31
welche Tipps habt ihr für eine erfolgreiche "böse" Truppe?

Don't ask, don't tell.

mfG
jdw
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Edvard Elch am 3.03.2015 | 22:38
Wie sind Eure Erfahrungen, welche Tipps habt ihr für eine erfolgreiche "böse" Truppe?

"Böse" ohne Motivation, ohne entsprechenden Hintergund für das "böse" sein hat bei mir noch nie funktioniert. Wir hatten mal einen Charakter, dessen Moralvorstellungen teilweise nicht mit denen der Mehrheit übereinstimmten – das war super, bot einen Haufen Spielansätze und es ist nie ausgeartet. Grundlos "böse" Psychopaten taugen ja nicht mal als Gegenspieler.

Außer das, was bug sagt: Vorher festlegen, was am Spieltisch explizit stattfinden darf und was nicht.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Grey am 3.03.2015 | 22:44
Was die anderen sagen.

Niemand ist "böse", weil er es sein will -- außer völlig durchgeknallten Psychopathen. Die meisten Menschen, deren Handeln als "böse" wahrgenommen wird, haben Motivationen, "höhere Ziele" o.ä., die in ihren Augen eben dieses Handeln rechtfertigen; sprich, sie halten sich für "die Guten".

Sich selbst sehenden Auges als "böse" zu deklarieren und sein Spiel entsprechend auszurichten, kann daher nur in psychopathischen Exzessen enden.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: JS am 3.03.2015 | 22:50
Eben.
Meine Erfahrungen sind, daß das "böse" Spiel nicht konsequent funktioniert oder schnell langweilig wird und letztlich nur das Niedere und Dümmste der meisten Spieler offenbart, die es weder zu einem Tywin Lannister bringen noch zu einem Palpatine, sondern oftmals lediglich zu einem Gregor Clegane.
Sowas brauche ich nicht mehr und möchte Kittner zitieren: "Bitter ist: Wer so handelt, der denkt auch so."
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Anastylos am 3.03.2015 | 22:50
Wie sind Eure Erfahrungen, welche Tipps habt ihr für eine erfolgreiche "böse" Truppe?

Machiavelli beherzigen: Es ist besser gefürchtet zu werden als geliebt zu werden, aber man darf niemals gehasst werden.

Man darf sich keine Feinde machen die man nicht besiegen kann und wenn man sie besiegt muss es endgültig sein, sie dürfen sich nicht erholen können. Außerdem sollte man auch langfristige Ziele verfolgen und überlegen ob z.B. das Umbringen einer Hure diesen Zielen dient oder schadet und ob es eine bessere Alternative gibt.
Wobei Machiavelli besser ist als sein Ruf. Immerhin empfiehlt er das einrichten einer unabhängigen Justiz, damit die für die Urteile verantwortlich gemacht wird und nicht man selber. Außerdem verbietet er Prunksucht, da das Geld (aus Steuern) vielen fehlt die einen dann nicht mehr mögen und nur wenigen nützt die einen nur mögen solange man sie beschenkt. Ein solcher Fürst klingt gar nicht so übel.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Talasha am 3.03.2015 | 22:53
Rechtschaffen Böse eben.  ;)

Machiavelli hätte ja auch lieber eine Republik gehabt aber er war der Meinung das es noch eine Weile dauern würde bis eine solche ausreichend stabil sein würde.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Nomad am 3.03.2015 | 22:57
Ich habe mal in einer Dunkelelfen und einer Underdark Kampagne jeweils in D&D mitgespielt, da aber beide Runden nach zwei Abenden nicht wieder zustande kamen, sind wir zu diesen Problemen nie vorgestoßen.

Im Moment spiele ich eine Kampagne in einer Diebesgilde und tatsächlich muss ich mir ab und zu überlegen wie extrem mein Charakter da reagiert und ab und zu haben meine Mitspieler mein Handeln so nicht erwartet. Wir spielen allerdings wahrscheinlich keine Bösen, wie sie jetzt definierst.

Als Beispiel, ich bin der Chef der Geldeintreiber, allgemein der harten Jungs, in der Diebesgilde. Wir hatten das Verbot ohne unsere Erlaubnis Mordaufträge anzunehmen und als immer mehr dagegen verstoßen haben, habe ich einen von meinen eigenen Jungs aufgehängt. Dazu muss man sagen, dass ich wie oben schon erwähnt der alten Empfehlung folge es ist besser gefürchtet als geliebt zu werden. Mein Charakter herrscht über Einschüchterung und muss derselben sehr selten tatsächlich Taten folgen lassen.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Ifram am 3.03.2015 | 23:52
Einer meiner Fantasy-Gruppen funktioniert seit längerem böse gut. Zu Beginn war das größte Hindernis, aus einer Handvoll Egoisten eine Gemeinschaft zu bilden. Die wenig elegante Holzhammer-Methode dazu war, alle gemeinsam mit einem Fluch zu belegen. Seither verbindet sie ein Schicksalsband, das sie aufeinander aufpassen lässt. Gleichzeitig bilden Etappen des schrittweisen Fluchbrechens den Hintergrund für die Kampagne. Die SC gehen dabei etwas rücksichtslos und robust mit der Spielwelt um, die Spieler wahren dabei aber gewisse Grenzen, darüber herrscht quasi so ein stillschweigendes Einvernehmen am Spieltisch. (Setting DSA Südmeer)
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Narubia am 4.03.2015 | 00:08
Ehrlich, ich habe kein Problem damit, dass böse Charaktere auch wirklich Böses tun. Erst neulich war in einer meiner Gruppen der Fall, dass eine neutral/böse Gruppe in einer aufgrund eines extremen Kriegsfalles dem Chaos verfallenen Stadt die SCs auf der Suche nach einer bestimmten Person die Geduld verloren und dann nacheinander Frauen und Kinder vergewaltigt und exekutiert, sowie Häuser in brand gesteckt und Männer gefoltert haben, um an ihre Information zu kommen. (Im Falle zweier Spieler war hierbei zudem ein Gesinnungswechsel von Nöten). Prinzipiell sehe ich kein Problem dabei, wenn das Ganze nachvollziehbar bleibt.

Da das eine einmalige Sache war und nach diesem Gewaltakt die Information beschafft war, ging alles wieder normaleren Denkmustern nach.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Nomad am 4.03.2015 | 00:22
Also das wäre mich zu viel.

Vielleicht wenn mein Charakter durch Magie für einen Spielabend, also absehbar, von "Bösem" infiziert würde, könne ich darüber nachdenken, was mein Charakter in so einem Fall tun würde. In diesem Fall würde ich aber um vorige Absprache mit dem SL bitten, z.B. als Cliffhänger, auch damit ich Zeit bekomme um zu Entscheiden wie ich damit umgehe.
Generell sollte sowas vor Kampagnenbeginn besprochen werden, ob solche Sachen Teil der Kampagne sein sollen.

Um mal besser zu definieren was ich meine, die regelmäßige Beschreibung von Taten, die man heutzutage unter Kriegsverbrechen zusammenfasst (ob im großen oder als Einzeltat), gehört nicht zu den Gründen, warum ich Rollenspiel als Hobby betreibe.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Teylen am 4.03.2015 | 00:59
Wie sind Eure Erfahrungen, welche Tipps habt ihr für eine erfolgreiche "böse" Truppe?
Habe den Mut dich deines eigenen Verstand zu bedienen.
Weil der Charakter böse ist, ist das keine Rechtfertigung als Spieler zum Francis Underwood der Gruppe zu avancieren und jeglische noch vorhandene emotionale oder empathische Intelligenz zu nutzen um seinen Mitspielern eins reinzuwirken.

Es kann mitunter helfen wenn man sich vorher abspricht ob und wenn unter welchen Bedingungen bzw. wie weit PvP erwünscht ist.
Nur weil eine Figur böse ist muss die nicht gleich auf die Mitspieler Charaktere losgehen und ihre Ellenbogen an denen schrubben als würde es sonst keinen Bewohner der Welt geben. Nun oder als wären sie nicht nur Böse sondern auch noch absolut megaloman.

Wenn man das hinbekommt klappt es in der Gruppe.
Wenn man das nicht hinbekommt wird sich gefetzt.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Feuersänger am 4.03.2015 | 01:32
Kniffliges Thema.
Bis vor gar nicht langer Zeit war ich auch noch kategorisch gegen Böse SCs, und konnte mir auch selbst nicht vorstellen, einen solchen sinnvoll zu spielen. Habe es ein paarmal probiert (Mitspielern zuliebe die das machen wollten) aber immer sehr schnell das Interesse verloren.

Inzwischen hat sich das zumindest soweit geändert, dass ich mir inzwischen vorstellen kann, einen Bösen SC zu spielen. Dabei gehe ich primär von D&D-artigen Gesinnungen aus, aber im Prinzip würde das sicherlich auch für andere Settings gelten.

Zunächst mal ganz wichtig der Unterschied: "Böse" ist nicht deckungsgleich mit "psychopathisch". Zwar ist sicherlich jeder Psychopath böse, aber eben nicht umgekehrt jeder der böse ist automatisch auch ein Psychopath.

Leider, muss ich mich auch erinnern, sind ein Großteil der "Böse" gespielten Charaktere nichts Anderes als Psychopathen. Die nur ihre eigenen Interessen kennen, auf alle anderen scheissen, und ihren Gruppenkameraden von einer Sekunde auf die andere in den Rücken fallen können. Die völlig grundlos bzw aus purem Spaß andere quälen und töten. Und so jemanden würde ich nach wie vor nicht in der Gruppe haben wollen.
Aber von dieser Art "Gernebös" will ich jetzt nicht weiter reden. Mich interessiert viel mehr, wie man Böse Charaktere sinnvoll darstellen kann.

Da lohnt sich zum einen die Unterscheidung: Böse als Ideologie oder Böse als reiner Pragmatismus?

Mit Ideologie meine ich so Überzeugungen wie: "Es ist falsch, den Schwachen zu helfen. Wer sich nicht selbst helfen kann, hat es auch nicht besser verdient". Oder übersetzt in die Ethik der Stoiker: "Wer den Schwachen seiner Gemeinschaft hilft, verschwendet dadurch Ressourcen. Die Gemeinschaft wird stärker, wenn man die Schwachen aussiebt".

Die Maxime der Bösen Pragmatik ist hingegen schlicht "Warum soll ich mir das Leben unnötig schwer machen?" -- wenn sich da z.B. ein besiegter Feind ergeben will, geht bei den Guten die Debattierei los, was man jetzt mit dem Gefangenen machen soll, und man muss ihm ja Pardon gewähren, aber laufen lassen kann man ihn nicht, also mitschleppen, blablabla -- der Böse hingegen sagt "Sendeschluss" und gibt dem Feind den Gnadenstoß.

Man könnte auch sagen, Böse Charaktere können die gleichen Ziele verfolgen wie die Guten -- nur sind sie weniger wählerisch in der Wahl der Mittel. Nehmen wir als Dilemma sowas wie "Tausende können gerettet werden, wenn ihr eine Handvoll Unschuldiger opfert".
Klassisches Abenteuerszenario: Neugeborenes Baby soll in einem Ritual dem Dämonenfürsten als Gefäß zur Verfügung gestellt werden. Fährt der Dämon in den Körper ein, wird er ein Chaos veranstalten, dem Abertausende zum Opfer fallen werden.
Für den Guten ist das erstmal ein "Kommt nicht in Frage", er sucht die Win-Win-Situation (den Dämon besiegen, ehe es soweit ist, und dann Kind und Mutter glücklich nach Hause bringen), und würde lediglich in höchster Not und zähnekirschend eine solche Entscheidung treffen (wenn überhaupt), und sich danach noch ewig Vorwürfe machen.
Der Böse hingegen wägt die Chancen ab, sagt "Guter Deal!", murkst das Baby ab und lacht den Dämon aus, der jetzt wieder für 666 Jahre schmoren muss.

[Dazu fällt mir sogar ein reales Äquivalent ein: im 2. Weltkrieg wussten die Alliierten über Auschwitz bescheid, konnten sich aber nicht entschließen, die Krematorien zu bombardieren. Hätten sie es getan, wäre dort der Vernichtungsbetrieb auf Monate oder Dauerhaft zum Erliegen gekommen. Sie haben es aber nicht getan, aus Angst, mit den Bomben Häftlinge zu töten. Weil sie es ablehnten, einen Kollateralschaden von ein paar hundert Häftlingen in Kauf zu nehmen, mussten noch Zigtausende sterben. Es sei aber gesagt, dass die Allierten sich nicht über das Ausmaß des industrialisierten Massenmordes im Klaren waren.]

Ferner:
Ein Böser Charakter ist ebenso fähig wie jeder andere, menschliche Bindungen aufzubauen und Freunden die Treue zu halten. Im Gegenteil, er wird die Personen, die er liebt, über alles Andere stellen. Hier verkehrt sich das obige Beispiel ins Gegenteil: kann der Böse seine Freundin retten, indem er eine ganze Stadt in den Untergang stürzt, wird er das tun. Und sie reiten bereits glücklich in den Sonnenuntergang, während der Good Guy noch mit seinem Schicksal hadert und wieder mal nach der Win-Win-Situation sucht.

Soweit erstmal meine Gedanken zu dem Thema.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Teylen am 4.03.2015 | 01:39
Man kann auch böse Charaktere mit psychopathischen Zügen oder die deutlich psychopathisch sind gruppenkompatibel spielen.
Bezogen auf TV-Serien hat es einen Grund wieso Francis Underwood nicht in der ersten Folge Präsident wird in dem er seine Frau umbringt.
Ebenso wie Hannibal sich nicht innerhalb der ersten Folge einmal durch den gesamten Cast frühstückt.


Die Fokussierung auf einen Kodex führt meines Erachtens sehr schnell dazu das der Böse agiert wie der psychotische LawfulGood Klischee Paladin, nur halt in übertrieben Böse als Gut. Das heißt aus "Ich MUSS den Dieb die Hände abschlagen!!!" wird dann ein "Ich MUSS die Kameraden zurück lassen!!!" / "Ich MUSS das Neugeborene in einem satanischen Ritual opfern!!!" / "Ich MUSS halt,... !!!". Nerven tut beides.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Anastylos am 4.03.2015 | 08:04
Ich denke lawful evil funktioniert ganz gut. Den die handeln berechenbar und pragmatisch. Chaotic Evil funktioniert in der Regel nicht. Vielleicht sind das auch Vorurteile weil ich chaotische Charactere nicht mag.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Luxferre am 4.03.2015 | 08:14
Feuersänger: +1  :d


@Rentin: weder bist Du eine Lusche, noch ein Kontrollfreak. Ich habe ähnliche Vorbehalte wie Du, bin davon aber ein wenig abgekommen.
Ich merke halt, dass meine Jungs sehr gern Totalindividualisten, Eigenbrödler, Egomanen und raffgierige Haudegen spielen. Oftmals ist ihnen jedwedes MIttel recht, um ihre Interpretation von Recht und Gerechtigkeit durchzusetzen. Dass sie sich damit teils zum Abschaum der Gesellschaft degradieren, ist eigentlich egal. Sie halten sich ja für "gut".

Allerdings fänd ich es hilfreich für diese Art Diskussion, wenn Du mal definierst, was für Dich in dieser Fragestellung "böse" überhaupt ist. Du bist D&D geprägt, das ist einigen vielleicht bekannt. Aber siehe Teylens herangehensweise, ihr "böse" unterscheidet sich eklatant von der restlichen Diskussion.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Anastylos am 4.03.2015 | 08:26
Böse sind Charaktere die in ihrer Moral nicht den Anforderungen einer modernen westlichen Gesellschaft entsprechen. Wenn ein König Gefangene hinrichten lässt die sich ergeben haben ist das Böse. Folter und Vergewaltigung ist böse. Genozid ist böse etc.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Traian am 4.03.2015 | 08:39
Ich spiele seit Jahren nur AD&D mit den in den Gesinnungen verankerten Moralvorstellungen. Ich will ohne Ausnahme nicht mit bösen Charakteren zusammen spielen. Warum nur zusammen spielen: Ich bin einer der "nervigen" Paladin Spieler, mir macht es einfach Spaß das Richtige zu tun und Leuten zu helfen, wie es meiner Meinung nach in einem "heroischen" RPG sein sollte. (Leider eine Idealvorstellung im RPG, welche nie ganz hinhaut). Daher ist das höchste der Gefühle eine TN Gesinnung, also völlig neutral...böse fällt aus und macht mir persönlich keinen Spaß.

So, warum lehne ich böse Charaktere ab:
Wenn ich in einer Gruppe mit überwiegend guter Gesinnung spiele, wird die erste "böse" Tat dazu führen, dass der Böse die Wacht angesagt bekommt.

Bei der zweiten Tat würde ich ihm nicht mehr helfen und würde ihn auch nicht mehr heilen (als Priester), maximal verbinden und liegen lassen, soll sehen wie er mit seinem Egoismus weiterkommt.

Bei der dritten Tat wäre ich sein Feind und würde ihn wahrscheinlich entweder selbst jagen und töten oder, falls ich rechtschaffen bin, ihm dem Gesetz übergeben und gegen ihn aussagen.

Selbstverständlich kann ein böser Charakter auch Freundschaften aufbauen, das Problem ist aber, dass er zu Beginn des gemeinsamen Abenteuers noch niemanden kennt und er kein Problem damit hat, Fremden vor den Kopf zu stoßen. Wenn sich ein Spieler ein Jahr Spielzeit zurück nimmt und seine Gesinnung nicht ausspielt, wäre das für mich als SL (was ich Gott sei Dank für die anderen Mitspieler selten bin) ein Grund für ein Gesinnungswechsel und schlechtes Rollenspiel.

Auch sollte man immer bedenken, dass böse Taten in der Form von foltern und vergewaltigen, plündern und brandschatzen, morden und verstümmeln, auch auf die Mitglieder der Gruppe abfärben und, falls sie es unkommentiert geschehen lassen, auch einen Gesinnungswechsel nach sich ziehen könnte und würde.

Und als ganz böser Ruleslawyer Abschlusssatz: Im SHB zu AD&D 2nd steht drin, dass böse keine Spielergesinnung ist  8]
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Luxferre am 4.03.2015 | 08:46
das Böse in Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Das_B%C3%B6se

Ich finde den Artikel recht aussagekräftig und in vielerlei Hinsicht interessant. Gerade Kant und deSade hatten sehr spannende Gedanken zu diesem Thema, wie ich finde.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Belphégor am 4.03.2015 | 08:53
Das Problem bei bösen Charakteren liegt häufig ja in der Kampagne, wo der Autor stillschweigend davon ausgeht, dass die Gruppe aus Leuten besteht, die aus den richtigen Gründen das richtige tun. In dem Umfeld funktionieren böse Charaktere natürlich nicht oder bestenfalls eingeschränkt. (Feuersänger hat das ja schon gut beschrieben, mit dem Säugling und dem Dämon.)

Wenn die Kampagne darauf ausgelegt ist, funktionieren hingegen auch böse Charaktere. Dann funktionieren sogar absolute Psychopathen. Aber da das nicht der Standard-Spielmodus ist, sollte man das vorher absprechen.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Oberkampf am 4.03.2015 | 08:55
Ich habe einmal eine "böse" Gruppe probiert, und es hat letzten Endes keinen Spaß gemacht.

Ob ich das heute nochmal probieren würde, weiß ich nicht. Wahrscheinlich nicht bei D&D, Savage Worlds oder ähnlichen Spielen, die ich eher als "Aufgabenlösungsspiele" ansehe, sondern wenn überhaupt, dann mit Rollenspielen, die ich als "Dramageschichten-Spiele" verstehe, also vielleicht sowas wie FATE oder einige Indie-Sachen. Selbst da nicht alle, aber ich könnte mir z.B. mit primetime adventures eine Serie über gewissenlose Protagonisten vorstellen.

Wenn man unbedingt böse Charaktere in einer Gruppe haben will, würde ich zumindest heute probieren, bei der Charaktererschaffung enge Verbindungen zwischen den SCs festzulegen, damit trotz böser Taten ein Grund besteht, gemeinsam weiter zu spielen.

Teilweise funktioniert es, das Böse zu romantisieren, indem man den Bösen einen Ehrenkodex andichtet. Persönlich mag ich das nicht, denn auch ein Killer, der keine Kinder umbringt, ist ein Killer, und hinterlässt wahrscheinlich Witwen und Waise. Die nächste Möglichkeit sind die guten Vorsätze in Kombination mit rücksichtslosen Methoden und die "Ich hatte keine andere Wahl"-Legitimation. Böses gilt nicht umsonst auch als banal.

Insofern glaube ich übrigens nicht, dass Charaktere, die im Spiel durch Gewaltexzesse auffallen, psychopathisch böse gespielt werden. Was ganz normale Menschen auf dieser Welt einander antun ist oft mehr als erschreckend, und das liegt keineswegs daran, dass die Welt voll von Psychopathen ist, sondern daran, dass Strukturen zusammenbrechen, die das Böse im Zaum halten.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Luxferre am 4.03.2015 | 09:04
Ich denke, dass eine klare Trennung zwischen "gut" und "böse" nicht existiert. Denn was für den einen moralisch und ethisch total verwerflich ist, ist für den anderen total okay.
Das erkennt man doch schon realweltlich, wo unterschiedliche Kulturkreise sich gegenseitig als barbarisch bezeichnen. Dafür brauche ich kein Rollenspielsystem, welches mir Grenzen aufzeigt, aber lediglich wischiwaschi. D&D versucht das mit seiner good-evil und law-chaos Achse hinzubekommen. Aber ... da Gesinnungen nicht das Charakterspiel dominieren sollten, lediglich als Leitfaden dienen oder gar das Spiel die Gesinnung, ist das Kontrukt auch verdammt wackelig aufgestellt.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Feuersänger am 4.03.2015 | 09:23
Klar, in der Realwelt sieht man immer qua Definition sich selbst als Die Guten an. Aber in einer Fantasywelt, insbesondere in einer Kosmologie mit absoluter Moral (D&D), real existierenden Guten und Bösen Gottheiten (D&D) und letztendlich Zaubersprüchen wie Detect Evil (D&D) sieht das anders aus, und es wäre sinnlos unsere sprachlichen Gewohnheiten auf eine solche Welt zu übertragen.

Dem Bösen Adeligen, der Bane verehrt und die Schwachen ausbeutet, ist schon vollkommen klar dass er Böse ist. Er sieht das nur nicht als Makel an. Für ihn ist das Böse richtig und das Gute falsch.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: bobibob bobsen am 4.03.2015 | 09:33
Ich habe 6 Jahre lang eine böse Gruppe geleitet. Ich hatte keine Probleme mit den von dir befürchteten Gewaltorgien. Es ist natürlich anfangs befremdlich wenn sich der Gnollkrieger eine Jungfrau zum Essen bestellt, Gefangene werden gegen Lösegeld freigelassen oder wnn keins bezahlt wird umgebracht etc.
Dennoch kann ich nur dazu raten bei der Charaktererstellung auf einen gemmeinsamen Nenner zu achten der alle zusammenhält. Meine Gruppe war eine entflohenen Gladiatorentruppe die sich seit ihrer Kindheit in Sklaverei befand und gelernt hatte das man im Kampf nur gemeinsam Überlebt.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 4.03.2015 | 09:39
Machiavelli beherzigen: Es ist besser gefürchtet zu werden als geliebt zu werden, aber man darf niemals gehasst werden.
war das nicht eine Schmeichelschrift mit giftigen Wiederhaken für Cesare Borgia?
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Sternenschwester am 4.03.2015 | 09:42
Ich habe auch schon böse Charaktere gespielt. Allerdings in nWoD, wo es sowieso keine klaren Gesinnungszuordnungen gibt, sondern die Wandlung der Moralvorstellungen von vorn herein ein wichtiger Punkt im Spiel sind. Die Wandlung eines normalen Menschen zu einem "Monster" zu spielen, habe ich als ungemein intensiv empfunden. Am Ende, das wir wegen Babypause des SL leider nie erreicht haben, hätte dieser Charakter natürlich auch durch die Hand seiner Kameraden sterben sollen.
Böse heißt in diesem Fall, aber wie von vielen angesprochen a) nachvollziehbar begründet und b) hält sich der Char selber natürlich für gut.

Ganz generell würde ich viele der WoD-Charaktere mindestens in die graue Ecke stellen wollen, wie "gut" kann z.B. ein Vampir schon wirklich sein?

Abgesehen davon ist es natürlich jedermanns freie Entscheidung ob er graue oder gar schwarze Charaktere mag, selber spielen will oder auch nur in seiner Spielrunde duldet und dadurch wird man weder zum Kontrollfreak noch zum Weichei.
Rollenspiel ist ein Hobby und soll allen Beteiligten Spass machen.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 4.03.2015 | 10:05

Leider, muss ich mich auch erinnern, sind ein Großteil der "Böse" gespielten Charaktere nichts Anderes als Psychopathen. Die nur ihre eigenen Interessen kennen, auf alle anderen scheissen, und ihren Gruppenkameraden von einer Sekunde auf die andere in den Rücken fallen können.
Ich nenne die DUMM, DÜMMER, SUIZIDDUMM böse.

Es scheint jedoch auch von vielen SLs erwartet zu werden.

Zitat
wenn sich da z.B. ein besiegter Feind ergeben will, geht bei den Guten die Debattierei los, was man jetzt mit dem Gefangenen machen soll, und man muss ihm ja Pardon gewähren

http://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/GoodIsNotSoft

If you have to look along the shaft of an arrow from the wrong end, if a man has you entirely at his mercy, then hope like hell that man is an evil man. Because the evil like power, power over people, and they want to see you in fear. They want you to know you're going to die. So they'll talk. They'll gloat. They'll watch you squirm. They'll put off the moment of murder like another man will put off a good cigar. So hope like hell your captor is an evil man. A good man will kill you with hardly a word.
— Discworld, Men at Arms

Ich sag dazu immer, es ist das Recht des Rondrageweihten, das Privileg der Gnade zu gewähren, es steht nirgendwo das er gezwungen ist immer Gnade zu gewähren

Wenn ein König Gefangene hinrichten lässt die sich ergeben haben ist das Böse.
wenn ihre Verbrechen unter dem Gesetz die Todesstrafe erfordern?
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: sangeet am 4.03.2015 | 10:18
Da er noch nicht genannt worden ist :

http://www.firemountaingames.com/products.html (http://www.firemountaingames.com/products.html)

Way of the wicked. Der AP stellt anschaulich dar, wie in DnD eine böse Gruppe funktionieren könnte.

Ich fand dieses Buch recht interessant:

http://www.amazon.de/Das-B%C3%B6se-oder-Drama-Freiheit/dp/3596142989/ref=cm_cr_pr_product_top (http://www.amazon.de/Das-B%C3%B6se-oder-Drama-Freiheit/dp/3596142989/ref=cm_cr_pr_product_top)

Generell denke ich das man seine Charaktäre nicht zu eindimensional spielen sollte, plündernd durch die Gegend zu ziehen, mag für einige witzig sein, bis man selbst zu den Gejagten erklärt wird.

Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Narubia am 4.03.2015 | 10:23
wenn ihre Verbrechen unter dem Gesetz die Todesstrafe erfordern?
Dann ist vermutlich das gesamte Rechtssystem nicht gut.

Gab dazu auch Passagen im 3.0 DMG im Kapitel Kampagnen.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 4.03.2015 | 10:23
Dann ist vermutlich das gesamte Rechtssystem nicht gut..
Wieso?
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: McCoy am 4.03.2015 | 10:28
Ich hab die böse Gesinnung meist so interpretiert, das der Char dann eben selbstsüchtig und skrupellos ist, statt selbstlos und mit hoher Moral bei den Guten. Das funktioniert imho auch besser als wenn man auf Teufel komm raus jeden umlegt der einem über den Weg läuft, weil man ja so böse ist.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Narubia am 4.03.2015 | 10:39
Wieso?
Ich will nicht ausschließen, dass du dir ein Rechtssystem ausdenken kannst, das die Todesstrafe plausibel in ihren Statuten hat, aber harte Strafen sind tendenziell einfach ein Merkmal böser Staaten, während in guten Staaten der Resozialisierungsgedanke weiter im Vordergrund steht.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Arldwulf am 4.03.2015 | 10:42
Bisher hab ich die Erfahrung gemacht, dass Charaktere mit bösen Zielen sich leichter eingliedern lassen als Charaktere mit bösen Mitteln.

Sprich: Der Charakter, welcher foltert um ein (aus seiner Sicht) gutes Ziel zu erreichen ist schwerer in eine Gruppe einzubringen als der Charakter der böse Ziele hat - diese aber hinter moralisch problemlosen Methoden versteckt.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: bobibob bobsen am 4.03.2015 | 10:48
Zitat
Ich will nicht ausschließen, dass du dir ein Rechtssystem ausdenken kannst, das die Todesstrafe plausibel in ihren Statuten hat, aber harte Strafen sind tendenziell einfach ein Merkmal böser Staaten, während in guten Staaten der Resozialisierungsgedanke weiter im Vordergrund steht.

Der wie aussehen soll beii einem Dämon oder einem Vampir. 20 Jahre Knast mit Selbsthilfegruppe?
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Feuersänger am 4.03.2015 | 11:05
Der wie aussehen soll beii einem Dämon oder einem Vampir. 20 Jahre Knast mit Selbsthilfegruppe?

Na komm, das ist moving the goalposts. Es ging im Originalbeispiel um "Gefangene, die sich ergeben haben", und damit waren wohl sehr eindeutig sterbliche (Menschen etc) ohne hardcodierte Gesinnung gemeint.

Davon abgesehen kann man einen Vampir nicht töten, da er ja bereits untot ist. Ebenso wie Dämonen in vielen Settings nicht "sterben" sondern lediglich in ihre Heimatebene zurückgeschleudert werden. Aber das nur am Rande; der Knackpunkt ist hier vielmehr, dass das klassische Beispiele für hartkodierte Gesinnungen sind, die mit menschlichen Vorstellungen nicht fassbar sind, folglich können auch keine auf Menschen ausgerichtete Rechtsgrundsätze auf sie angewandt werden.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Boba Fett am 4.03.2015 | 11:22
Wenn man mal von "per se böse" Gesinnungen a'la Sauron und sein Mittelerdegewimmel (und Kankra, und der Balrog) absieht,
dann geht es beim Thema "böse" doch stets um die Fragen,
welche Mittel als legitime Maßnahmen zur Realisierung von gesteckten Zielen angesehen werden,
und welche Ziele als legitim gesteckt werden können.

Die Gesellschaft in der man sich befindet setzt da Standards (Moral, Gesetze, religiöse Kodizes, etc. etc.).
Bewegt man sich in seinem Verhalten zu weit von den Standards entfernt, dann wird das als nicht tolerierbar empfunden.
Entfernt man sich in aller Regelmäßigkeit zu sehr von diesen Standards, dann wird man als "schlecht/skrupellos/böse", etc. empfunden.

Möchte man "böse" spielen, muss man also wissen, wo die Standards liegen und sich darüber hinwegsetzen.
Und man sollte für seinen Charakter auch eine plausible Begründung haben, warum er sich von der gesellschaftlichen Norm absetzt.
Und dann sollte man das nicht als statisches Verhalten (grundlos) vorweisen, sondern eben wissen, warum man was macht.
Ich denke, dann wirkt das gespielte Verhalten auch plausibel...

Generell kann ich dem Kram ("Böse, böse...") aber schon lange nichts mehr abgewinnen. Das hab ich irgendwann in den 90ern in irgendeinem der vielen darquesten Settings zurückgelassen.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: sangeet am 4.03.2015 | 11:29
http://www.polygon.com/2015/3/3/8144573/game-players-evil-choices (http://www.polygon.com/2015/3/3/8144573/game-players-evil-choices)

Ich habe selber einmal festgestellt, das ich C&C Generals nicht mehr weiterspielen wolte, als eine Der Missionen es vorsah ein Hospital anzugreifen, und Fallschirm Hilfsabwürfe abzuschiessen, und das war nicht mal besonders explizit dargestellt, der Kontext hat mich aber so angewiedert, das ich einfach nicht weiter machen konnte.

Generell habe ich als SL kein Problem damit den "Bösen" zu mimen, da ist es ja meine Aufgabe, und ich präsentiere Moralische Auswahlmöglichkeiten, das stört mich viel weniger als den dunklen Pfad selbst zu wählen.

Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 4.03.2015 | 11:38
Ich will nicht ausschließen, dass du dir ein Rechtssystem ausdenken kannst, das die Todesstrafe plausibel in ihren Statuten hat,
Die arisische Zivilisation/Lensmen im Lensmen Zyklus

 
Zitat
während in guten Staaten der Resozialisierungsgedanke weiter im Vordergrund steht.
das gilt in Grenzen für Westeuropa, anderswo nicht.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Narubia am 4.03.2015 | 11:47
das gilt in Grenzen für Westeuropa, anderswo nicht.
Nun, dann kannst du mir sicher darlegen, warum du meinst, in Frankreich würde es einen Resozialisierungsgedanken geben, aber in Deutschland nicht. (Genau das sagst du damit aus. Oder du weißt nicht, was das Wort Westeuropa bedeutet.)

Wenn du meintest, dass das nur in Europa gilt: Mag sein. Aber auch nur in Europa gibt es Staaten, die ich überhaupt irgendwo auf die "gut"-Achse schieben würde. So spontan fällt mir da sonst kaum etwas ein. Und eigentlich auch in Europa muss ich mich da schon eher nördlich orientieren...

Oder würdest du so ganz spontan da irgendwelche nicht-europäischen Staaten vorschlagen?
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 4.03.2015 | 12:08
Nun, dann kannst du mir sicher darlegen, warum du meinst, in Frankreich würde es einen Resozialisierungsgedanken geben, aber in Deutschland nicht. (Genau das sagst du damit aus. Oder du weißt nicht, was das Wort Westeuropa bedeutet.)
sorry, ich meine Westeuropa im sozial-kulturellen Sinn
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Bad_Data am 4.03.2015 | 12:12
(Genau das sagst du damit aus. Oder du weißt nicht, was das Wort Westeuropa bedeutet.)

Nach der statistischen Einteilung der Vereinten Nationen gehören zu Westeuropa: Belgien, Deutschland, Frankreich, Liechtenstein, Luxemburg, Monaco, Niederlande, Österreich, Schweiz.

http://de.wikipedia.org/wiki/Westeuropa
http://unstats.un.org/unsd/methods/m49/m49regin.htm#europe
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Keuner am 4.03.2015 | 12:13
Die Diskussion ist jetzt etwas off-topic, oder? Mal abgesehen davon: Was ist denn die richtigetm Definition von Westeuropa? Die gebräulichste ist vertmulich die aus dem kalten Krieg. Da würde (West)Deutschland eindeutig zu Westeuropa gehören.

Ansonsten: Feuersänger +1
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Supersöldner am 4.03.2015 | 12:51
Die Frage was (in einem Fantasy Setting) mit einem besiegten Gegner gesehen soll auch wen er sich ergeben hat ist doch klar. Mann erklärt ihm das er sich VOR dem Kampf hätte ergeben müssen und es nun zu späte ist. Dann wird er erschlagen und als Zombie/Skelett zurückgebracht damit er das Gepäck  Tragen kann sein ehemaligen Kameraden jagt und in den Ruine die fallen auslöst. (erfordert Böse Gruppe) In andern Settingsy brauch Mann natürlich andre Lösungen.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Narubia am 4.03.2015 | 14:10
Sry für das Anblaffen. Ich hatte in der Schule fixe Definitionen dazu gelernt, und da gehörte Deutschland zu Zentraleuropa. Machte für mich auch viel mehr Sinn.

Naja, okay, dann sag mir aber mal, wo außerhalb Europas du Staatsstrukturen siehst, die nur annähernd an das heranreichen, was man als "gut" bezeichnen könnte?
Für mich gehört dazu schlicht und ergreifend ein Sozialsystem, das die Unterschicht nicht verelenden lässt. Und das sehe ich ehrlich gesagt nicht einmal in Deutschland gegeben.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: User6097 am 4.03.2015 | 14:12
Es gibt ein paar reiche Ölstaaten, wo sichs für die Mehrheit gut leben lässt.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: BobMorane am 4.03.2015 | 14:21
Wir sollten nicht vergessen, dass wir von einer "mittelalterlichen" Gesellschaft reden. Von daher würde ich davon ausgehen, dass selbst in den meisten GUTEN Reichen die Todesstrafe verhängt wird. Der Unterschied dürfte sein, dass sie nur für Kapitalverbrechen verhängt wird und man nicht zur öffentlichen Belustigung oder Abschreckung zu Tode gefoltert wird.

Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Narubia am 4.03.2015 | 15:21
Es gibt ein paar reiche Ölstaaten, wo sichs für die Mehrheit gut leben lässt.
Jo, und die, die entweder nicht an den richtigen Gott glauben oder über den König lästern, die werden halt gesteinigt.

Wir sollten nicht vergessen, dass wir von einer "mittelalterlichen" Gesellschaft reden. Von daher würde ich davon ausgehen, dass selbst in den meisten GUTEN Reichen die Todesstrafe verhängt wird. Der Unterschied dürfte sein, dass sie nur für Kapitalverbrechen verhängt wird und man nicht zur öffentlichen Belustigung oder Abschreckung zu Tode gefoltert wird.
Ich sehe das etwas anders. Das "Mittelalter", von dem wir ausgehen müssen, ist wesentlich aufgeklärter als das Mittelalter Europas. Man weiß, dass es Götter gibt und diese in die Welt eingreifen können. Es gibt kaum Analphabeten (RAW sind nur Barbaren Analphabeten). Daher muss man auch zumindest von einer gewissen Grundbildung der Bürger ausgehen, die es in unserem Mittelalter nicht gab. Man weiß, dass es funktionierende, nicht monarchistische Staaten gibt. Da davon auszugehen, dass auch die Todesstrafe ohne weitere Überlegung angewandt wird, ist mMn eine Fehlannahme.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 4.03.2015 | 15:54
Daher muss man auch zumindest von einer gewissen Grundbildung der Bürger ausgehen, die es in unserem Mittelalter nicht gab.Man weiß, dass es funktionierende, nicht monarchistische Staaten gibt. .
was hat das mit Todesstrafe oder nicht zu tun? le Terreur/Wohlfahrtsausschuss

Hellenische Demokratie oder das Reich der Meder und Perser?
Wo wärst du lieber und warum?

PS Gut ist für dich also davon abhängig, ob der Staat die Ressourcen für bestimmte Leistungen hat?
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Bad Horse am 4.03.2015 | 19:34
Die Diskussion über die reale Todesstrafe ist nicht nur off-topic, sondern auch noch SC-Material. Ihr könnt hier gern über böse Charaktere diskutieren, aber alles andere werde ich raustrennen und ins SC-Archiv verschieben, wenn das nicht aufhört.

@Topic: Ich finde böse Charaktere uninteressant, eben weil die sich die moralischen Entscheidungen ziemlich leicht machen. "Baby opfern? Kein Problem!" macht das Spiel nicht unbedingt interessanter.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Eulenspiegel am 4.03.2015 | 19:38
Böse Charaktere können ja durchaus Moral haben. Diese unterscheidet sich bloß von unserer.

Eine moralische Entscheidung für einen Dämonenpaktierer wäre zum Beispiel: "Ich komme nur herein, wenn ich meine (böse) Gottheit leugne. Will ich das tun?" (Für den Charakter selber ist das natürlich eine gute Gottheit.)
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Bad Horse am 4.03.2015 | 19:53
Da hast du natürlich recht. Dann ist es auch wieder interessant.

Ich meinte auch eher die Charaktere, bei denen "böse" als "ultimativ pragmatisch" läuft und die sich um Moral und Ethik keinen Kopf machen.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Feuersänger am 4.03.2015 | 19:57
@Topic: Ich finde böse Charaktere uninteressant, eben weil die sich die moralischen Entscheidungen ziemlich leicht machen. "Baby opfern? Kein Problem!" macht das Spiel nicht unbedingt interessanter.

Wie gesagt, inzwischen kann ich das besser nachvollziehen, seit unsere letzte Kampagne uns da über längere Strecken pausenlos in moralische Dilemmata gestürzt hat - die nur welche waren, weil der Großteil der Gruppe Gut war bzw einen entsprechenden Selbstanspruch hatte - und irgendwann wird das einfach anstrengend. So anstrengend, dass zumindest ich da teilweise in die Versuchung kam, die Neutral-Gute Gesinnung meines Charakters über Bord zu werfen und mittels ein paar Aktionen im tiefen Ende des Alignmentpools einfach mal Klar Schiff zu machen. "Hail to the King, Baby!"
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Bad Horse am 4.03.2015 | 20:05
Klar, wenn das ständig vorkommt, stumpfen die Charaktere ab. Das kann auch interessant sein (in unserer Unknown-Armies-Runde war das ein wichtiger Bestandteil).

Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Narubia am 4.03.2015 | 20:06
Eine moralische Entscheidung für einen Dämonenpaktierer wäre zum Beispiel: "Ich komme nur herein, wenn ich meine (böse) Gottheit leugne. Will ich das tun?" (Für den Charakter selber ist das natürlich eine gute Gottheit.)
Für einen bösen Charakter ist eine böse Gottheit immer noch eine böse Gottheit. Er hält nur das, was sie tut oder darstellt, für richtig.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Feuersänger am 4.03.2015 | 20:08
Für einen bösen Charakter ist eine böse Gottheit immer noch eine böse Gottheit. Er hält nur das, was sie tut oder darstellt, für richtig.

Danke. Ich wollte es nicht schon wieder sagen.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Eulenspiegel am 4.03.2015 | 20:52
Für einen bösen Charakter ist eine böse Gottheit immer noch eine böse Gottheit. Er hält nur das, was sie tut oder darstellt, für richtig.
Nope, nicht unbedingt.

In DSA halten zum Beispiel viele Namenlosen-Geweihten den Namenlosen für eine gute Gottheit, die ihren rechtmäßigen Platz in Alveran beansprucht und der Namenlose ist die einzige Gottheit, die die Bresche gegen das Eindringen der Dämonen verteidigt.

Ebenso Rastullah: Ist das nun ein guter oder ein böser Gott? Einige halten ihn für einen guten Gott, andere halten ihn für einen bösen Gott. (Und wieder andere bezweifeln, dass es überhaupt ein Gott ist.)

Das einzige System, wo böse Charaktere auch ihre Götter als böse ansehen, ist imho D&D mit seinem Alignment-System. In allen anderen RPGs, die ich kenne und die sich mit Gottheiten beschäftigen, ist das diffiziler.

Oder schauen wir doch in die Realität:
Viele Azteken hielten die aztekischen Götter für gut und die Menschenopfer für rechtmäßig. Die benachbarten Völker dürften wohl eine ewas andere Ansicht zu diesem Gott gehabt haben.

Oder nehmen wir Baal: Ist im altsyrischen eine gute Gottheit. Im Christentum wurde diese dann als Dämon abgetan.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Skele-Surtur am 4.03.2015 | 20:54
Sehe ich ähnlich.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Bad Horse am 4.03.2015 | 20:58
Danke. Ich wollte es nicht schon wieder sagen.

Das liegt aber nun daran, dass das absolute Gesinnungssystem von D&D ziemlich unglaubwürdig und nicht recht nachvollziehbar ist. Leute denken sich extrem selten "hah, ich bin böse, ist das geil" - meistens versuchen sie, ihr Böse-Sein irgendwie zu rechtfertigen oder ins richtige Licht zu rücken.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Narubia am 4.03.2015 | 21:04
Nope, nicht unbedingt.

In DSA halten zum Beispiel viele Namenlosen-Geweihten den Namenlosen für eine gute Gottheit, die ihren rechtmäßigen Platz in Alveran beansprucht und der Namenlose ist die einzige Gottheit, die die Bresche gegen das Eindringen der Dämonen verteidigt.

Ebenso Rastullah: Ist das nun ein guter oder ein böser Gott? Einige halten ihn für einen guten Gott, andere halten ihn für einen bösen Gott. (Und wieder andere bezweifeln, dass es überhaupt ein Gott ist.)

Das einzige System, wo böse Charaktere auch ihre Götter als böse ansehen, ist imho D&D mit seinem Alignment-System. In allen anderen RPGs, die ich kenne und die sich mit Gottheiten beschäftigen, ist das diffiziler.

Oder schauen wir doch in die Realität:
Viele Azteken hielten die aztekischen Götter für gut und die Menschenopfer für rechtmäßig. Die benachbarten Völker dürften wohl eine ewas andere Ansicht zu diesem Gott gehabt haben.

Oder nehmen wir Baal: Ist im altsyrischen eine gute Gottheit. Im Christentum wurde diese dann als Dämon abgetan.
Das mag vielleicht für alle möglichen anderen Systeme außer D&D/PF funktionieren, aber da eben nicht. Da kann man einfach per Zauber herausfinden, welche Gesinnung man hat. Das kann man sich dann nicht mehr schön reden.
Ja, ich weiß, diese Systeme waren nicht die Prämisse.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 4.03.2015 | 21:06
Für einen bösen Charakter ist eine böse Gottheit immer noch eine böse Gottheit. Er hält nur das, was sie tut oder darstellt, für richtig.
Knights of Takhisis z.b. oder Mina

http://dragonlancenexus.com/lexicon/index.php?title=Knights_of_Takhisis

http://dragonlancenexus.com/lexicon/index.php?title=Mina
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Feuersänger am 4.03.2015 | 21:07
In einem Setting ohne absolute Moral/Gesinnung darf man dann aber eben von vornherein nicht eine Gottheit als böse titulieren, wenn der nächste Typ das sowieso anders sieht.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Skele-Surtur am 4.03.2015 | 21:09
Nu, es gibt meistens schon eine "Sicht des Settings"
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Rentin am 4.03.2015 | 23:28
Allerdings fänd ich es hilfreich für diese Art Diskussion, wenn Du mal definierst, was für Dich in dieser Fragestellung "böse" überhaupt ist. Du bist D&D geprägt, das ist einigen vielleicht bekannt. Aber siehe Teylens herangehensweise, ihr "böse" unterscheidet sich eklatant von der restlichen Diskussion.
Gute Frage, ich versuchs mal:
Ein böser Charakter stellt sich imho über alle anderen (Egomane, Arrogantor). Er sucht den leichten Weg zum Ziel (Baby töten anstatt gegen den Dämon anzutreten), er kümmert sich nicht oder nur wenig um die Belange Anderer (asozial) und er hält sich nur dann an Regeln, wenn er sie nicht umgehen kann oder sie seinen Zielen dienen. Ich kann mich an keinen bösen Charakter (aus Film und Lektüre) erinnern, welcher kein Egoist war.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Nomad am 4.03.2015 | 23:43
Ich kann mich an keinen bösen Charakter (aus Film und Lektüre) erinnern, welcher kein Egoist war.
(https://i.warosu.org/data/tg/img/0382/78/1424749289980.jpg)
Zitat
'm not going to live there. There's no place for me there... any more than there is for you. Malcolm... I'm a monster. What I do is evil. I have no illusions about it, but it must be done.

Fällt der unter deine Defintion von Böse? Ich würde sagen ja, aber das ist kein Egoist.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Nahemoth am 4.03.2015 | 23:58
Adrian Veidt / Ozymandias aus Watchmen würde ich von seinen Methoden her als böse bezeichnen (paar Millionen oder Milliarden Menschen töten, es wenn anderes in die Schuhe schieben damit der Rest der Menschheit sich zusammen rauft), aber nicht unbedingt als Egoist. Denke aus seiner Sicht hatte er mehr das Allgemeinwohl der Menschheit im Sinn als seine eigene Bereicherung.
Böse = Egoist mag zwar ähnlich oft gelten wie Gut = Alturist, klammert aber immer noch so viel aus, dass es nur eine Schublade in einem Schrank mit vielen Schubladen ist... Und irgendwie macht man es sich damit zu einfach. Nach der Logik müssten dann alle guten Helden (tm) verschimmeltes Brot essen, das Bettler gerade so anrühren würden. Wenn sie besseres essen würden, wären sie ja nicht gut, denn sie könnten das bessere Essen verticken, verschimmeltes Brot kaufen und es mit den Bettlern teilen  :P
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Eulenspiegel am 5.03.2015 | 00:09
Tywin Lannister aus 'Game of Thrones': Er hat nicht sein eigenes Wohl sondern das seines Hauses im Sinn.

Die Borgs aus Star Trek: Auch keine Egoisten, aber aus Sicht der menschlichen Individualisten dennoch böse.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 5.03.2015 | 00:11
Gute Frage, ich versuchs mal:
Ein böser Charakter stellt sich imho über alle anderen (Egomane, Arrogantor)..
Arroganz `= böse?

Er hat keine Chance gegen den Dämon oder hält sie für zu schlecht, als das er es für verantwortbar hält es zu riskieren?

Damn the rules, i do what´s right.

Rifts Coalition War Campaign

General John Holmes, der Mann wäre gut würde er nicht der Propaganda der Coalition glauben und entsprechend agieren.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Skele-Surtur am 5.03.2015 | 00:21
Es gibt sozusagen Böse und Böse. Und Böse kann sich aus verschiedenen Elementen zusammensetzen. Es ist beim genaueren Hinsehen eben meistens nicht so einfach. Außer man spielt D&D.

Im Rollenspiel wollen wir aber meist nicht ganz so sehr in die Tiefe gehen (und manchmal eben doch und zwar ganz gezielt). Böse Charaktere verbreiten üblicherweise Leid und zwar mehr, als sie Gutes bewirken. Das muss im Regelfall reichen, auch wenn man sicher ohne lange zu suchen einen besonders großen Kübel voll Gegenbeispiele findet.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: ArneBab am 5.03.2015 | 08:16
Ich meinte auch eher die Charaktere, bei denen "böse" als "ultimativ pragmatisch" läuft und die sich um Moral und Ethik keinen Kopf machen.
Selbst so ein Charakter muss nicht langweilig sein, denn er muss immernoch bedenken, dass andere in der Gesellschaft es eben anders sehen.¹ Er könnte völlig emotionslos sein, aber genau wissen, dass er das nicht zeigen darf. Ein interessanter Aspekt könnte dann sein, wie andere darauf reagieren, wenn ihm Fehler unterlaufen. Wie er sich Stück für Stück selbst vor der eigenen Gruppe entlarvt - und entweder lernt, dass er davon profitiert, der Moral der Gruppe zu folgen (weil die anderen nützlich sind, aber aufmerksam genug, dass er nicht mit Exzessen durchkommt) oder irgendwann gegen die Gruppe steht.

¹: Etwas Hintergrund zu Psycho- und Soziopathie: http://en.wikipedia.org/wiki/Psychopathy#Sociopathy
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Teylen am 5.03.2015 | 09:13
Ich meinte auch eher die Charaktere, bei denen "böse" als "ultimativ pragmatisch" läuft und die sich um Moral und Ethik keinen Kopf machen.
Das mit dem "ultimativ pragmatisch" funktioniert aber auch nur wenn man davon ausgeht das die Welt auf die Bösen Taten nicht reagiert.
Das heißt ich wurde von einem Spieler eines Char mit Menschlichkeit 9 gefragt wieso mein Charakter mit Pfad der Knochen 6 der an Hannibal angelehnt ist nicht jetzt nicht XY umbringt und gleich noch die und die mit - er würde das so machen. Könne er ja weil quasi zertifiziert böse.
Worauf ich sinngemäß meinte das er wohl böse sei aber nicht zertifiziert blöde. Würde er die Leute umbringen hätte es vermutlich unerfreuliche Konsequenzen hinsichtlich des eigenen Wohlergehen und der langfristigen Ziele @.@;
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Narubia am 5.03.2015 | 12:26
Tywin Lannister aus 'Game of Thrones': Er hat nicht sein eigenes Wohl sondern das seines Hauses im Sinn.
Das ist auch egoistisch, weil mit der Macht seines Hauses seine eigene steht und fällt.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Teylen am 5.03.2015 | 13:33
Das ist auch egoistisch, weil mit der Macht seines Hauses seine eigene steht und fällt.
So gesehen kann man natürlich jede Motivation, egal welche, auch gute, auf Egoismus reduzieren.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Supersöldner am 5.03.2015 | 13:45
ja aber das wäre viel Arbeit zb Supermann und co bei DC . Wo ist die selbstsüchtig Motivation der JL ?
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Narubia am 5.03.2015 | 13:48
So gesehen kann man natürlich jede Motivation, egal welche, auch gute, auf Egoismus reduzieren.
Man kann auch ohne eine mögliche Gegenleistung altruistisch sein.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Nahemoth am 5.03.2015 | 14:01
Man kann auch ohne eine mögliche Gegenleistung altruistisch sein.
Wobei Religionen einem dafür teilweise die Einkehr ins Himmelsreich versprechen. Dann könnte man die 'gute Tat' als egoistisch verargumentieren, um nicht in die Hölle sondern in dem Himmel zu kommen.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Narubia am 5.03.2015 | 14:05
Wobei Religionen einem dafür teilweise die Einkehr ins Himmelsreich versprechen.
Man kann auch ohne eine mögliche Gegenleistung altruistisch sein.
Hast du noch nie einer fremden Person geholfen, etwas aufzusammeln, was sie runter geworfen hat? Und wenn ja: Hast du das gemacht, um in den Himmel zu kommen? Also ich kann da nur mit "Ja, habe ich" und "Nein, sicher nicht" antworten.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Chiarina am 5.03.2015 | 14:05
Da muss dann wohl Lessing ran. Kurzfassung (aus dem Gedächtnis heraus):
Stufe 1: Der Mensch versucht gut zu sein, damit es ihm hier auf Erden vergolten wird (Vergangenheit)
Stufe 2: Der Mensch versucht gut zu sein, damit es ihm später im Jenseits vergolten wird (Gegenwart)
Stufe 3: Der Mensch versucht gut zu sein, weil er das aus eigener Einsicht als das sinnvollste erachtet (utopische (?) Zukunft).
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: gunware am 5.03.2015 | 14:08
Hast du noch nie einer fremden Person geholfen, etwas aufzusammeln, was sie runter geworfen hat? Und wenn ja: Hast du das gemacht, um in den Himmel zu kommen? Also ich kann da nur mit "Ja, habe ich" und "Nein, sicher nicht" antworten.
Nun ja, aber was wäre dann mit der Antwort: "weil ich als höflicher Mensch wahrgenommen werden will"?
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Narubia am 5.03.2015 | 14:11
Nun ja, aber was wäre dann mit der Antwort: "weil ich als höflicher Mensch wahrgenommen werden will"?
Mag für dich ja vielleicht so gelten. Ich glaube aber noch daran, dass es Leute gibt, die einfach keinen Nutzen daraus ziehen wollen. Da zähle ich mich bei gewissen Sachen sicher dazu. Ihr könnt ja alle gerne Egoisten sein.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Nahemoth am 5.03.2015 | 14:13
Hast du noch nie einer anderen Person geholfen, etwas aufzusammeln, was sie runter geworfen hat? Und wenn ja: Hast du das gemacht, um in den Himmel zu kommen?
Schon. Aber auch hier gibt es viele Gründe die man als egoistisch bezeichnen könnte, wenn man es extrem auslegt:
Ich mache es, damit auch andere Leute es für mich tun (in Zukunft - hoffentlich). Oder auch einfach nur wegen dem Lächeln was man bekommt, dass einen selbst irgendwie auch etwas glücklicher macht.
Ich helfe einem Freund beim Umzug (muss früher gehen, wodurch ich nicht bei der Pizzabestellung dabei bin), weil ich gern Zeit mit ihm verbringe. Weil es mich freut, dass es ihn freut, dass der Umzug schneller über die Bühne geht.
Teilweise ist es auch gegen ein schlechtes Gewissen, wenn ich was von anderen Leuten erwarten will, sollte ich es auch selbst tun - sonst hätte ich ein schlechtes Gewissen.
Bei allen diesen Dingen kann man sagen, ich ziehe zwar keinen materiellen Nutzen aus der Sache, aber zumindest einen emotionalen. Da mir dies wichtig ist, stellt die Handlung einen Mehrwert für mich dar...
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Teylen am 5.03.2015 | 14:15
ja aber das wäre viel Arbeit zb Supermann und co bei DC . Wo ist die selbstsüchtig Motivation der JL ?
Sie wollen in die Welt nach ihren Vorstellungen von "Gut" formen.

Man kann auch ohne eine mögliche Gegenleistung altruistisch sein.
Man erhält immer eine Gegenleistung.
Man hebt etwas auf, der andere dankt es einen.
Man hebt etwas auf, man kann sich gut fühlen.
Man hebt etwas auf, man wurde beobachtet und es verbessert den sozialen Stand.
Man hebt etwas auf, in der Erwartung damit eine gesellschaftliche Norm zu schaffen und das einem etwas aufgehoben wird wenn man was fallen läßt.
Man hebt etwas auf, man hat minimalen Sport gemacht.
Das heißt es ist nicht altruistisch sondern egoistisch.

Anders funktioniert es meines Erachtens nicht das man Tywin, der bewusst auf das Ansehen seiner Familie hingearbeitet hat und dabei sogar gewisse Skrupel [immerhin beseitigt er weder Tyrion noch Cersei oder nimmt sich eine neue Frau Zwecks der Zeugung verwertbaren Nachwuchs], Egoismus unterstellt.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: gunware am 5.03.2015 | 14:19
Mag für dich ja vielleicht so gelten.
Was hat das mit mir zu tun?

Ich glaube aber noch daran, dass es Leute gibt, die einfach keinen Nutzen daraus ziehen wollen.
Wie soll das denn gehen? Wenn man etwas macht, könnte es schon als Beispiel gelten, an dem sich andere orientieren? Und damit versucht man bereits besseres Umfeld zu schaffen. Und das soll kein Nutzen sein?

OK - ich glaube, langsam verlassen wir das Thema und nähern uns der Auslagerung ins Archiv.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Narubia am 5.03.2015 | 14:20
Sry, wenn ich etwas mache, und keine Gegenleistung erwarte oder will, dann bin ich nicht egoistisch.
Ob ich dann eine bekomme, ist vollkommen irrelevant. Ich wollte keine. Ich hatte keine Hintergedanken. Warum genau soll das dann egoistisch sein?
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: ArneBab am 5.03.2015 | 14:41
Man hebt etwas auf, man kann sich gut fühlen.
Anders gesagt: Man folgt der gesellschaftlichen Konditionierung, die dazu beiträgt, dass unsere Gesellschaft funktioniert.

Wenn alles zu jeder Zeit kleinskalig auf Nutzen überprüft werden müsste, würde das viel mehr Aufwand bedeuten, als wenn Leute Prinzipien folgen, die meistens gesellschaftlich sinnvoll sind. Das läuft auf den Regelutilitarismus (http://de.wikipedia.org/wiki/Regelutilitarismus) hinaus, dessen Handlungsprinzipien in den meisten Situationen aus einem mit gesellschaftlichen Effekten zuende gedachten Utilitarismus folgen würden.

Anders gesagt: Wenn Alle zu jeder Zeit Allen misstrauen würde, würden sie beliebig viel Energie auf Kontrollmaßnahmen verschwenden. Wenn wir darauf vertrauen können, dass die meisten Leute Prinzipien folgen, spart das viel Zeit, Geld, Energie und Stress.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: ArneBab am 5.03.2015 | 14:47
Sry, wenn ich etwas mache, und keine Gegenleistung erwarte oder will, dann bin ich nicht egoistisch.
Um mal den Anwalt des Teufels zu spielen: Du profitierst von einer funktionierenden Gesellschaft, deswegen ist deine Unterstützung für andere meistens auch für dich nützlich.

Und das ist gut so, sonst würden nämlich nette Leute untergehen und nur kurzsichtige Egoisten blieben übrig - und das wäre keine Gesellschaft, in der ich leben möchte.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Bad Horse am 5.03.2015 | 18:29
Das geht ein wenig von dem Thema "Böse SCs und wie man sie sinnvoll beleitet" weg. :)

 :btt:

Totale evil-evil Psychopathen würde ich eher mal für einen One-Shot machen - mit ordentlich Blood&Gore und einer guten Prise PvP. Das kann dann schon Spaß machen, völlig enthemmt vor sich hin zu schnetzeln, allen Aggressionen freien Lauf zu lassen und einfach mal superfies zu sein.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 5.03.2015 | 18:33
in Cthulhu
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: SeldomFound am 5.03.2015 | 18:49
Mein Erfahrung mit bösen SCs beschränkt sich auf "We be Goblins" und da bleibt die Bosheit der Goblins durch ihre eingeschränkte Macht und Intelligenz im akzeptierbaren Rahmen.

In einer "ernsten" Spielrunde würde ich wohl nur den Schurken mit guter Publicity spielen. Das man mir am Ende dankbar ist, ist mir sehr wichtig.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Anastylos am 5.03.2015 | 19:05
Ich habe Mal einen pragmatischen Sith gespielt. Für den war kämpfen immer nur die letzte Wahl wenn überreden, korrumpieren und erpressen nicht funktioniert hat :) Er hat nie gelogen, damit sein Wort Gewicht hat und hat anderen geholfen um später wieder Gefallen einzufordern. Dennoch haben ihn alle Spieler als einen authentischen Sith wahrgenommen.

Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Supersöldner am 5.03.2015 | 19:17
ich denke ein teil des Problems mit Bösen SC ist das sie in viel Rollenspiel nicht richtig vorgesehen sind. Viel Setting sind halt auf die Guten ausgelegt.  Und ein Böser ist halt ein Exot. Ist es den wirklich so schwer eine Welt zu Planen in der SC gleichberechtigt Möglichkeiten haben die verschiedensten Richtungen Gut/Böse/Söldner  zu verfolgen?
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Feuersänger am 5.03.2015 | 19:34
Ja, selbst in Shadowrun wird angenommen, dass die SCs die Guten sind bzw moralisch handeln. Hatte mich damals auch etwas überrascht. Da wurden dann im Companion Vorschläge für eine "amoralische Kampagne" nachgereicht.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Bad Horse am 5.03.2015 | 19:37
Bei WoD ist das eher nicht so.

Andererseits gab es genug Gruppen, wo die Vampire halbwegs nett waren - entweder, weil die Spieler Angst hatten, Humanity zu verlieren, oder weil sie ohnehin Superhelden mit Fangzähnen gespielt haben (bevor sich jetzt jemand aufregt, ich würde Vampire-Spieler herabsetzen: Unsere Gruppe lief 10 Jahre lang unter genau diesem Motto!).
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Supersöldner am 5.03.2015 | 19:43
werden die SC bei einer so langen Laufzeit nicht zu Mächtig?
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Bad Horse am 5.03.2015 | 19:55
Nö, das ging irgendwie. Wir haben nebenher noch andere Sachen gespielt, es gab nicht so viele XPs, und hin und wieder waren andere Sachen interessanter als kewl powerz.

Aber das waren halt auch definitiv keine bösen Charaktere. Da waren unsere Unknown-Armies-Charaktere deutlich schlimmer; aber die waren halt auch nicht reuelos böse, sondern einfach nur abgestumpft und sehr, sehr überlebenswillig.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Teylen am 6.03.2015 | 00:58
Wie sind Eure Erfahrungen, welche Tipps habt ihr für eine erfolgreiche "böse" Truppe?
Wenn es ein böser Charakter in einer Gruppe von "grauen" oder "guten" ist sollte man sich als Spieler mit mindestens dem Spielleiter bewusstmachen wie die Interaktion aussehen soll.
Wenn man sich entscheidet eine Gruppe "böser" Charaktere zu spielen sollte man die Rahmenbedingungen abstecken und darüber sprechen wie man sich es vorstellt.

Die Unterteilung nach "egoistisch" / "nicht egoistisch" oder auch "psychopathisch" / "nicht psychopathisch" erscheint mir etwas zu grob und in der Praxis eigentlich nicht anwendbar.
Schließlich wird ein böser Charakter nicht minder psychopathisch nur weil er über eine Begründung, eine Motivation und einen Ehrenkodex verfügt.

Um Serienfiguren aufzugreifen macht es einen starken Unterschied ob man sich nun an Walter White (Breaking Bad), Francis Underwood (House of Cards), Hannibal Lector (Hannibal) oder Dandy (American Horror Story) orientiert. Mitunter kann es in einer Serie stark abweichen wenn man bei AHS statt Dandy Elsa Mars oder Twisty zum Vorbild nimmt oder wenn man unterschiedliche Darstellungen des Charakters betrachtet wie der Vergleich von Hannibal Lector aus der Serie Hannibal zu Hannibal Lector aus dem Film Das Schweigen der Lämmer.

Danach sollte man sich darüber bewusst werden wie man sich das Spiel mit den Mitspielern vorstellt.
Wenn man sich einen Francis Underwood gebastelt hat sind die Mitspieler (Charaktere) dann mehr so Claire Underwood oder Doug Stamper oder mehr so "das nächste Opfer" das von Francis umgemäht wird.
Wenn man sich einen Hannibal Lector gebastelt hat sind die Mitspieler (Charaktere) dann mehr so das Team von dem er auch versucht zu lernen oder die Menükarteneinträge? Isst er unhöfliche Mitspieler Charaktere?

Überhaupt steht da die Frage im Raum ob man mit dem Bösen Charakter PvP haben will und wenn ja wieviel und auf welche weise.
Das ein Charakter böse ist heißt imho nicht das es zwangläufig zu PvP kommen muss oder sollte.
Wenn man sich dafür entscheidet sollte man sich Gedanken machen ob es eine Art Pseudo-PvP ist bei dem man im Spiel nur so tut als würden die Charaktere einen Konflikt über ihre Fähigkeiten austragen während man sich im Metaspiel storygerecht einigt (Fate, Fiasco etc.) oder ob man das ganze mitunter knallhart als kompetitives Brettspiel veranschlagt wo es um Strategie, Pfiffigkeit und Würfelglück geht.

Letztlich hilft es noch abzustimmen welche Geschmacksart es sein darf, wo Grenzen liegen, welchen Stil man haben mag.
Abgesehen von den Charakteren macht es schließlich doch einen Unterschied ob man sich in Gore und Splatter übt wie bei AHS, es mehr so Thrillerartig macht wie bei Hannibal oder HoC, vielleicht mehr zum klassischen Zombie Horror von Helix oder Walking Dead greift.
Nun oder bei Vampire: Die Maskerade,... ob man nun Sabbat Leute spielt die sich an diversen Blutfesten und Grausamkeiten ergötzen, ob man Camarilla Leute spielt die einfach Alt und/oder aus der Art geschlagen sind, einen eher gruseligen Giovanni Clan oder was einem sonst so einfällt.

Das heißt hauptsächlich sollte man darüber reden,...
..., und sich anschließend daran halten. Gerade wenn man den Bösen Charakter spielt halt auch ein Gespür für haben das man jetzt den Mitspielern nicht den Spaß versaut.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Kowalski am 6.03.2015 | 21:53
Wenn ich eine neue Gruppe beginne, steht für die Kernmannschaft eigentlich fest, das die Spielercharakter in irgendeiner Form die "Guten" sind. Bei D&D mehr als zum Beispiel in der Welt von Shadowrun.
Dennoch teile ich neuen Mitgliedern meiner Spielrunden immer mit, das ich keine "bösen" Charaktere möchte. Für den einen macht mich das jetzt zur Lusche, für den anderen (oder denselben) zum Kontrollfreak.

Meine Erfahrung hat mich gelehrt, das es ziemlich schwer sein muß, einen bösen Charakter zu spielen, der nicht irgendwann die Kontrolle verliert.


Quark.
Böse bedeutet ja nicht automatisch unsozial.
Don Pasta Napolitano kann der süßeste und hilfsbereiteste Mensch der Welt sein solange es nicht um sein Geschäft geht.


Und damit meine ich nicht die Diebe und Schurken, welche die Stadtwachen meucheln um x oder y zu erreichen, sondern jene, welche ihre böse Gesinnung ausspielen, weil sie eben so sind. Da hatte ich schon abgestochene Huren und Verstümmelungen. Irgendwann scheint bei vielen, mir bekannten, Spielern da eine Grenze durchbrochen werden, da fragt man sich, ob der Gegenüber noch alle Latten am Zaun hat.

Klar, ich würde auch gerne den Typen, der mein Auto zerkratzt hat mit 30 Sachen durch die ganze Stadt schleifen, aber schlussendlich wurde es eine Anzeige und mein Schaden bezahlt.

Im Rollenspiel "lebt" man diese Dinge aber dann wohl doch aus.

Wie sind Eure Erfahrungen, welche Tipps habt ihr für eine erfolgreiche "böse" Truppe?

Das "ausleben" liegt halt am SL.
Bietest Du den Spielern keine Welt mit "konsistenten" Reaktionen dann spielen sie halt was ihnen vermeintlich Spaß macht.
Jugendliche Spieler können auch der irrigen Meinung sein das wenn man "voll krassen Typ" spielt, müsse man das auch an jeder Stelle immer beweisen.

Dann mus halt ein Opfer nach ein paar Warnungen ein "voll krass Typ" Bruder hoch 2 haben, samt Gang und Organhandel.

Wer seine "Bosheit" ungezielt einsetzt wird nur Probleme ernten anstatt "Ziele" erreichen.

Was bei mir, ausser bei One-Shots oder Railroadern gar nicht geht sind Antisoziale SCs, zumindest Antisozial zur Gruppe, das geht nicht. Oder muss sich mit den Vorteilen deutlichst ausgleichen lassen.

Beispiele an bösen SCs die ich gespielt hab:
etliche Söldner, Kopfgeldjäger und Kaperfahrer.
Einen sich um Moral nicht scherenden, größenwahnsinnigen Magier der bereit war, bei genügend Gewinn, jeden für seine Ziele zu Opfern (kam nicht dazu, die Gruppe war ihm ja nützlich)
Einen religiös fanatisierten, intoleranten Duellfechter, der, seiner Gruppe verpflichtet, den anscheinend die Gruppe im Stich lassenden, penetrant konvertiersüchtigen Druiden ins Jenseits beförderte.

Man kann die bösen Jungs spielen ohne das es der Gruppe schadet. Nur halt nicht beliebig psychopathischen, gruppenschädlichen, Abschaum.

Inzwischen find ich es herausfordernder BadAss Good Guys zu spielen.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Rentin am 7.03.2015 | 18:00
(https://i.warosu.org/data/tg/img/0382/78/1424749289980.jpg)
Fällt der unter deine Defintion von Böse? Ich würde sagen ja, aber das ist kein Egoist.
Tywin Lannister aus 'Game of Thrones': Er hat nicht sein eigenes Wohl sondern das seines Hauses im Sinn.

Die Borgs aus Star Trek: Auch keine Egoisten, aber aus Sicht der menschlichen Individualisten dennoch böse.
Ich kenne leider weder noch den Herrn auf dem Bild, noch die Serie Game of Thrones. Nur die Anführer(in) der Borg war meiner Meinung nach böse, der Rest Maschinen ohne eigenes Hirn.

Nachdem ich Eure Antworten zweimal gelesen habe, komme ich zu dem Schluß, das meine Meinung noch zu fest sitzt. Die beschriebenen Arten der Boshaftigkeit kapiere ich nicht. Ich hab mir den Wiki Eintrag zu Machiavelli durchgelesen, komme aber einfach nicht dahinter...
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Talasha am 7.03.2015 | 18:34
Der Typ stammt aus Serenity, er ist ein Vollstrecker des Parlaments der notfalls und ohne Gewissensbisse über Leichen geht um die Leichend des Parlaments im Keller zu verbuddeln.
Absolut skrupellos wenn er glaubt für die Gute Sache zu kämpfen.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Eulenspiegel am 8.03.2015 | 13:54
Nachdem ich Eure Antworten zweimal gelesen habe, komme ich zu dem Schluß, das meine Meinung noch zu fest sitzt.
Der Typ aus Serenity ist im Prinzip ein Geheimagent, wie man ihn aus diversen Verschwörungstheorien kennt:
Er kämpft für eine große Hintergrundorganisation/Regierung und ist bereit, Unschuldige zu opfern, damit die Leichen der Regierung auch schön im Keller bleiben. (Er ist letztendlich sogar bereit, dafür sein eigenes Leben zu opfern.)

Tywin Lannister ist der Patriarch eines einflussreichen Hauses. Auch er ist bereit, Unschuldige zu opfern, sofern es dem Einfluss und Ansehen seines Hauses zu Gute kommt.

Niccolò di Bernardo dei Machiavelli hat theoretische Schriften verfasst, wie ein Herrscher sein muss, damit er an der Macht bleibt und sein Staat mächtiger wird. (Das Wohl der Bevölkerung wurde dabei nicht berücksichtigt bzw. war dieses nur Mittel zum Zweck.) Machiavelli hat dabei allerdings auch erklärt, dass er das ganze nicht moralisch/ethsich untersucht sondern analytisch.
Er sagte also letztendlich: Ich beschreibe keine Handlungsanweisungen für einen guten Herrscher. Ich beschreibe Handlungsanweisungen für einen erfolgreichen Herrscher. - Ob der Herrscher dadurch gut oder böse wird, ist mir egal.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 8.03.2015 | 15:03
Ich kenne leider weder noch den Herrn auf dem Bild,
er will Utopia errichten, wohl wissend dort ist für mich kein Platz.

Die Dinge die er tut bzw unterstützt  verwehren ihm diesen Platz für ihn.

Il Principe soll möglicherweise Satire-Schmeichelei oder vergiftete Schmeichelei - vergifteter Rat für Cesare Borgia gewesen sein.
Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Aedin Madasohn am 8.03.2015 | 16:35
OT: il Principe
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

um beim Thema zu bleiben:
Machiavelli empfahl  dem handelnden Alleinherrscher eine ganze Menge, was nach moralischen Gesichtspunkten verwerflich war und ist. Lügen, betrügen und die Nacht der langen Messer etc pp.
aber alles wohldurchdacht und sorgsam bemessen! Als Werkzeug in einem Plan und nicht als psychopatischer Selbstzweck.

"Böse" Charaktere im Rollenspiel darzustellen hat so seine Tücken. Es artet schließlich zu schnell in Klischees und alberne Übertreibungen aus.

In Shadowrun ist der gewaltsame Tod von (Meta)Menschen integraler Bestandteil des Konzeptes.
Denn selbst bei "neuer Frankfurter Schule" sterben Menschen (nämlich die Runner, wenn es schiefgeht. KonSicherheit schießt nicht mit Wattebauschen) 

Ist SR jetzt ein "böses" Spiel mit "Bösen" Chars? Nach BRD-Strafbuch ja...
Spielen wir jetzt dort aber alle abgetickte Huren-Ripper? Eher nicht... aber wenn wir den Wetwork-Job annehmen, den Präsi des örtlichen Dolcett-Clubs umzulegen?
ist das in Ordnung? Nach Straßensamurai-Codex ist es verwerflich, Wetwork=Auftragsmord anzunehmen
Also, Böses tun, um Gutes zu erreichen?
Über Leichen gehen, um schlimmeres zu verhindern?

Natürlich könnte man einen toxischen Schamanen in der Variante Strahlemann spielen, der samt seiner Vergifter-Truppe einen Run gegen ein Atomkraftwerk plant und durchzieht, nur um dann ein neues Tschernobyl auszulösen. Das wäre Böse.
Aber wo wäre die rollenspielerische Herausforderung? 



Titel: Re: Böse Spielercharaktere.
Beitrag von: Rentin am 8.03.2015 | 17:07
Der Typ stammt aus Serenity, er ist ein Vollstrecker des Parlaments der notfalls und ohne Gewissensbisse über Leichen geht um die Leichend des Parlaments im Keller zu verbuddeln.
Absolut skrupellos wenn er glaubt für die Gute Sache zu kämpfen.
Oh, jetzt hats geklingelt! Natürlich.
Niccolò di Bernardo dei Machiavelli hat theoretische Schriften verfasst, wie ein Herrscher sein muss, damit er an der Macht bleibt und sein Staat mächtiger wird. (Das Wohl der Bevölkerung wurde dabei nicht berücksichtigt bzw. war dieses nur Mittel zum Zweck.) Machiavelli hat dabei allerdings auch erklärt, dass er das ganze nicht moralisch/ethsich untersucht sondern analytisch.
Er sagte also letztendlich: Ich beschreibe keine Handlungsanweisungen für einen guten Herrscher. Ich beschreibe Handlungsanweisungen für einen erfolgreichen Herrscher. - Ob der Herrscher dadurch gut oder böse wird, ist mir egal.
Vielen Dank für die verständliche Zusammenfassung. Auch an Aedin Madasohn.

Ich werd mal zusehen, ob ich in ferner Zukunft mal eine Runde leite, wo es darum geht, die Bösewichter (mit Klasse) zu spielen. Erst einmal vielen Dank für Eure Antworten, ich hoffe es kommen noch ein paar Ideen zusammen.