http://www.imdb.com/title/tt3397884/
Sicario begleitet eine junge FBI-Agentin in die Niederungen der US-amerikanischen Versuche, die Kartellproblematik an der Grenze zu Mexiko in den Griff zu bekommen.
Dabei sieht man erstaunlich wenig von der Kartellseite; große Teile des Films sind quasi Nabelschau der betreffenden US-Behörden.
Die Geschichte ist damit recht simpel, aber der Film lässt sich viel Zeit dafür und wirkt durch seine Nüchternheit stellenweise fast schon wie eine Doku.
Mit dieser Nüchternheit wird aber auf einige Szenen hingearbeitet, die ich spannender fand als das Meiste, was ich in den letzten Jahren so im Kino gesehen habe.
Der Film driftet zwar nie in Splatter ab (und umgeht das bisweilen sogar recht geschickt, obwohl voll draufgehalten wird), aber ist in Sachen Gewaltdarstellung inbesondere in atmosphärischer Hinsicht recht kompromisslos.
Damit ist er spannend und gut aufgezogen, aber sicher keine leichte Unterhaltung.
Wer langsam und dicht erzählte Filme wie Proof of Life, Syriana, Man on Fire oder Zero Dark Thirty mag, der kann wohl auch mit Sicario etwas anfangen.
Es ist aber eben kein "normaler" Actionfilm und auch kein typischer Krimi.
Streiten kann man sich über die Protagonistin, die über weite Strecken des Plots in mehrererlei Hinsicht nur Spielball ist und letztlich auf ganzer Linie scheitert.
Gerade nach "Edge of Tomorrow" und dem diesbezüglich leicht irreführenden Trailer erwartet man beim Namen Emily Blunt einen starken Frauencharakter, bekommt aber etwas ganz Anderes.
Dafür kann der Film logischerweise nichts, und schlecht geschauspielert ist die Rolle auch nicht, im Gegenteil.
Man hat aber mMn mehr davon, wenn man die genannte Erwartungshaltung vermeiden kann.
Ich sehe ihn auch eher als Antiheld. In dem Film werden Grautöne ja durchaus thematisiert, z.B. mit dem korrupten mexikanischen Polizisten, der seine in Armut lebende Familie durchbringen muss und versucht, ein guter Vater für seinen Sohn zu sein. Da passt Alejandro sehr gut rein.
Mich hat nun nicht sonderlich überrascht das die lokalen Polizisten in Juarez zu einem gewissen, vielleicht sogar zu einem großen Teil, korrupt sind. Wenn die Machtverhältnisse (also auch die Geldverteilung) vor Ort so sind wie dargestellt, dann muß man zwangsläufig Berührungspunkte haben und ohne sich mit den Gangstern zu arrangieren geht es nicht lange gut. Ich hatte ja schon erwartet das er viel früher in Aktion tritt. Da war der Film dann doch überraschend. Durch seine Tatoos hatte ich ihn eh zu den bösen gezählt.... Bei den Federales, die man dann auch mal in Gegenden schickt wo sie überhaupt keinen kennen, da erwarte ich weniger Korruption. Auch weil sie kaserniert sind.
Was mich dann auch überrascht hat, nicht 100% aber doch zu 90% war das der eine Polizist in den USA sie aushorchen wollte, was dann zu der Thread-berühmten Szene wo Emily Charakter gerettet werden muß führt. Zu dem Zeitpunkt denke ich der dachte die ist harmlos, warum kein Nümmerchen, und dann so eine Reaktion, ich denke da hat er überreagiert und nicht nachgedacht. Wäre er darauf aus Ihr was anzutun wäre er selbst wachsam gewesen. Dann hätte er Ihre Reaktion einfach mit Fragen entschärfen können. Und ggf. mit einer Erklärung des Gummibandes. Bei einer Mordabsicht wäre er strunzdumm irgendwas an sich zu haben das auf den Auftraggeber auch im mindesten Hinweisen kann. Dazu zählen auch das billige Handy z.B.
So beim drüber nachdenken hat auch Emily#s Charakter überreagiert, das was mir so durch den Kopf ging hätte Ihr auch durch den Kopf gehen können. Auch das ein Profikiller nicht DNA Spuren hinterlassen würde, das ist ja sowieso der erste Spurenbaum den man abschreitet als Forensiker und "Beziehungstaten" sind auch ganz oben auf der Liste. Sie war, offensichtlich, durch den Alk nicht mehr in der Lage geradeaus zu denken... Das er als Polizist das AUCH weiss, das hätte Ihr zu denken geben müssen. Situation genießen und Spieß umdrehen. Das hätte eine Badass-Emily getan....
Ich bleibe dabei, alles keine Badass Helden (Sicario mag Badass sein, aber nun mal kein Held), aber das finde ich auch nicht schlecht, es macht den Eindruck Realitäten zu zeigen, nichts perfektes, halt den ganz normalen Wahnsinn mit seinen Unzulänglichkeiten und überraschenden Wendungen. Das dem Sicario und dem CIA Agent klar ist das die Nachfrage in der Bank zu einer gezielten Reaktion der Kartells führen wird und das dann ggf. der eine oder andere in Leib- und Leben gefahr steckt hat mich das erscheinen des Sicarios bei Emily nicht überrascht. Die war dann halt der Köder. Das man es Ihr nicht ein zweites Mal gesagt hat zeigt Ihre Arglosigkeit. Was wiederum einer der Hauptthemen ihrer Figur ist.