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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Spielleiterthemen => Thema gestartet von: Weltengeist am 12.03.2016 | 08:36

Titel: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Weltengeist am 12.03.2016 | 08:36
Nachdem das Thema nebenan im "Spielleiter-Würgen (http://www.tanelorn.net/index.php/topic,19805.msg134358850.html#msg134358850)"-Thread mal wieder aufgekommen ist, und weil es mich schon seit Jahren umtreibt:

Problembeschreibung

Als ich in den 80er-Jahren anfing, Rollenspiele zu spielen, war klar: Alles, was nicht körperliche Aktivität oder zaubern ist, macht der Spieler selbst. Die ersten Rollenspiele hatten nicht einmal Werte für Dinge wie Überreden, Fallen finden oder Suchen. Es war Teil des Spaßes, genau diese Dinge selbst zu erledigen. Egal wie gut oder schlecht: Der Spieler des Barden würde dann eben wirklich eine Ballade am Spieltisch zum Besten geben, und die anderen mussten es ertragen (hatten dafür aber etwas, worüber sie noch Jahre später gemeinsam lachen konnten).

Relativ schnell kamen dann aber Spielwerte für Wissensfertigkeiten, Soziales etc. auf, auch wenn sie anfangs zumindest in unseren Gruppen noch spärlich genutzt wurden. Für mich selbst kam der Kulturschock erst, als ich 2008 nach einem Jahrzehnt Pause wieder anfing, zu spielen. Da hieß es plötzlich ganz knallhart: Das kannst du nicht, das steht nicht auf deinem Charakterbogen. Und zwar auch bei Dingen wie "Suchen", die ich überhaupt nicht mehr nachvollziehen konnte. Der Spieler sagt: "Ich schaue unter dem Schreibtisch nach dem gesuchten Pergament" oder "Ich klopfe die Wand nach Hohlräumen ab", und der Spielleiter entgegnet: "Das geht nicht, weil du die entsprechende Fertigkeit nicht hast".

Nachdem ich mich wieder abgeregt und ein wenig darüber nachgedacht hatte, wurde mir klar, dass es sich hier tatsächlich um ein fundamentales Problem handelt. Wir wollen einerseits einen Charakter darstellen, der nicht wir selbst ist, und in den Genuss kommen, Dinge zu können, die wir nicht können, einfach weil sie auf dem Charakterbogen stehen (z.B. ein Modellathlet sein, gut aussehen, kämpfen oder zaubern). Andererseits will zumindest ich nicht nur würfeln und der Sklave meiner Spielwerte sein, sondern auch nachdenken, rätseln, reden, singen und was weiß ich noch. Läuft also letztlich darauf raus, dass man gerne das, was man selbst kann, auch selbst machen möchte, und das, was man nicht kann, den Spielwerten überlässt. Wenn man das aber tut, kriegt man schnell Spieler, die Dinge verkünden wie: "Klar hab ich 'nen Barden, aber deshalb muss ich doch keine sozialen Fertigkeiten skillen - reden und singen kann ich schließlich selbst! Ich nehm die Punkte lieber für Zauber und Kampf!"

Und spätestens da wird klar, dass man es mit einem echten Problem zu tun hat, das irgendwie am Fundament dessen sägt, was für mich Rollenspiel ausmacht. Setze ich das korrekte Ausspielen des Charakters as written konsequent um, dürfen wir nur noch würfeln, und der Spielleiter erzählt uns eine Geschichte dazu. Setze ich das Ausspielen meiner eigenen Fähigkeiten konsequent um, bevorzuge ich die Spieler, die IRL viele am Spieltisch nützliche Dinge drauf haben und erlaube den Kämpfer-Spielern Dinge (etwas tun, was sie IRL nicht können), was ich z.B. dem Barden-Spieler nicht erlaube.

Und was ist, wenn verschiedene Präferenzen aufeinanderprallen? Der Tag, an dem ein Spielleiter ein Rätsel stellt und dann sagt: "Du darfst da jetzt aber nicht drüber nachdenken - der Jochen hat SO einen hohen Wert auf INT geskillt, der darf jetzt erstmal würfeln, ob er's über seine Spielwerte rauskriegt" wird der Tag sein, an dem ich das Hobby an den Nagel hänge. Eine richtig gute Lösung für das Problem habe ich aber auch nicht...

Frage

Langer Rede, kurzer Sinn: Wie löst ihr das Problem "Rollenspiel vs. Würfeln" am Tisch? Insbesondere, wenn ihr traditionelle Systeme (also mit Fertigkeitslisten etc.) verwendet?

Hinweis: Bitte verzichtet hier darauf, euren Spielstil als den einzig wahren und andere Spielstile als total idiotisch darzustellen. Mich interessieren hier lediglich konkrete Lösungen für das Problem des Spieler- vs. Charakterkönnens.

P.S.: Ich könnte schwören, dass ich so einen Thread schon mal aufgemacht habe, aber ich finde ihn ums Verrecken nicht mehr wieder - sorry dafür!
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Maarzan am 12.03.2016 | 08:49
Ich mache das vorzugsweise so:

Die Spieler spielen ihre Versuchsansätze aus. Aber ich gehe davon aus, dass das eben primär erst einmal zur Unterhaltung dient und letztlich keine 1:1 Handlung in der Spielwelt darstellt.
Viele eher triviale Handlungen, welche keine besonderen Fertigkeiten oder Umstände für einen Erfolg benötigen, können so durchgewunken werden.
Aber da, wo es dann doch auf Fachwissen, Erfahrung und ähnliche Details ankommt oder anderweitig Zweifel über die Charaktertreue der Darstellung besteht, entscheidet dann ein (oder besser mehrer) Würfelwurf(e) über den letztlichen Erfolg, während die Vorstellung darauf untersucht wird, welche Modifikatoren denn hier anzuwenden sind, z.B. bezüglich der Herangehensweise an das Problem.
Dazu gibt es noch Würfe dafür, wenn erkennbar ist, dass Spieler- und Charakterwissen abweichen, um diesen Unterschied nach Möglichkeit zu nivellieren und den Spieler zu unterstützen.

Bezgl. ganz blöde Zufälle die passieren können habe ich mir schon überlegt. Man erzeugt vorher eine Art Horoskop, wo - mit entsprechender Seltenheit im Verhältnis zur Schwere- solche Risikomomente vorher quasi als Kalender erzeugt werden (soll ja auch nicht soo viele Einträge haben udn wäre auch recht einfach zu automatisieren. Dann werden zumindest Alltagspatzer oder außergewöhnliche Glückgriffe nicht mehr angenommen, außer die Handlung fällt in die entsprechende Stunde des Horoskops (auf welche Orakel etc. dann auch EInsicht bekommen können).
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Der Nârr am 12.03.2016 | 09:04
Aus meiner Sicht beschreibst du hier die zentrale Debatte um New School vs. Old School. Du kennst sicher den Quick Primer to Old-School-Gaming von Matt Finch?

Für mich sieht die Lösung so aus, dass sobald die Fertigkeiten da sind ich sie auch benutze. Aaaber wenn man unter den Schreibtisch schaut, dann schaut man unter den Schreibtisch. Der Charakter mit Suchen-Fertigkeit hat den Vorteil, nicht unter den Schreibtisch schauen zu müssen, er kann ja auch einfach würfeln ;). Bei einer sehr wichtigen Suche hatte ich als Spieler mal angeleiert, dass wir JEDEN einzelnen Gegenstand aus einem Raum in einen anderen Raum bringen, so ein vollständiges Inventar erhalten und dadurch zwangsläufig - auch mit sehr viel Zeitaufwand, aber das war egal - den gesuchten Gegenstand finden müssen. Der Spielleiter war SEHR unzufrieden mit der Lösung, weil wir seiner Meinung nach die Regeln aushebelten. Ich sehe das als Spielleiter und als Spieler anders: die Spieler sollen doch angeregt werden, eigene Lösungen zu finden. Man kann aber auch so argumentieren, dass wenn der Suchen-Check verkackt wird, die Spielercharaktere eben schon alles unternommen haben und gescheitert sind.

Auch gute Ideen, die Würfe auszuhebeln scheinen, müssen keineswegs zwangsläufig in einen automatischen Erfolg führen. Oft ist es so, dass die Ideen und Aktionen das Würfeln überhaupt erst erlauben. Man darf auf Suchen würfeln, WEIL man unter den Schreibtisch schaut.

Man kann also die Beschreibung des Spielers, die zunächst reiner Fluff ist, interpretieren als Spielaktion und darauf hin würfeln lassen: Ja, du willst unter den Schreibtisch schauen und das tust du auch, das verstehe ich aber so, dass du auch anderswo schauen wirst und wie genau dein Charakter so etwas im Allgemeinen macht hast DU ja schon entschieden durch den Wert in Suchen, du darfst das also nicht neu entscheiden indem du jetzt alles ganz penibel beschreibst.

Mal zum Vergleich: Fast jeder Spieler dürfte es abstrus finden, wenn ich einfach beschreibe wie der SC 1000 Klimmzüge macht. Nur weil ICH, der SPIELER, etwas BESCHREIBEN kann heißt das noch nicht, dass ER, der CHARAKTER, das auch DURCHFÜHREN kann.

Man guckt ja auch nicht wirklich unter den Schreibtisch. Man sagt ja nur, dass man das gerne möchte. Das ist noch eine andere Dimension als selber ein Lied zu singen. Selbst wenn man jemanden einschüchtern möchte geht das schon nicht. Man macht das ja nicht WIRKLICH, sondern man SPIELT es nur. Also auch soziale Handlungen sind nicht wirklich 1:1 das, was in der Spielwelt passiert, sondern nur Stellvertreter.

Also ich denke, dass wenn man Schwierigkeiten mit New School hat, man sich da schon dran gewöhnen kann. Vieles ist einfach Interpretationssache oder Hinterfragen, was das alles eigentlich bedeutet.

Und wenn man damit partout nicht klar kommt, muss man eben Old School spielen und ein entsprechendes System wählen!
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Chruschtschow am 12.03.2016 | 09:17
@Weltengeist:
Wieso eigentlich die Diskriminierung Sozial vs. Körperlich? Es wird Spieler geben, die nicht singen können, eher introvertiert sind und vielleicht auch nicht gerade attraktiv daher kommen. So wie ich deine Argumentation verstehe, sind diesen Leuten sozial starke SC per se versagt, denn das sind klassische Dinge zum Ausspielen. Und es gibt reichlich Spieler, die in dieser Situation Probleme bekämen. Dürfen gleichzeitig unsportliche Spieler keine Athleten spielen?

Ich lasse nichttriviale Konflikte gerne durch die Würfel lösen. Um- und Beschreibungen, Schauspiel und gute Ideen gehen oft und gerne positiv in die Probe ein. Gekoppelt mit guten Werten ist die Probe dann auch mal so einfach, dass ich sie unter den Tisch fallen lasse und direkt einen Erfolg mit Stil annehme (Fate, Fate, Fate...) Zwischen der Beschreibung der Aktion, der Formulierung der Intention und oft auch der Beschreibung der Resolution, der Wahl zwischen Misserfolg und Fail Forward bleibt nach meiner Meinung auch noch Platz für den Würfelwurf, ohne den Spieler zum Würfelsklaven zu machen.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Weltengeist am 12.03.2016 | 09:22
@Weltengeist:
Wieso eigentlich die Diskriminierung Sozial vs. Körperlich? Es wird Spieler geben, die nicht singen können, eher introvertiert sind und vielleicht auch nicht gerade attraktiv daher kommen. So wie ich deine Argumentation verstehe, sind diesen Leuten sozial starke SC per se versagt, denn das sind klassische Dinge zum Ausspielen. Und es gibt reichlich Spieler, die in dieser Situation Probleme bekämen. Dürfen gleichzeitig unsportliche Spieler keine Athleten spielen?

Das steht da nun aber wirklich nicht, sorry. Da steht, dass wir ein Problem am Spieltisch haben, wenn der introvertierte Spieler einen Sozialchar spielen will während gleichzeitig auch ein extrovertierter Spieler am Spieltisch ist. Ich versuche hier ganz bewusst keine Lösung als "gut" oder "schlecht" zu bewerten - ich möchte einfach Lösungsansätze sammeln.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Nin am 12.03.2016 | 09:26
Langer Rede, kurzer Sinn: Wie löst ihr das Problem "Rollenspiel vs. Würfeln" am Tisch? Insbesondere, wenn ihr traditionelle Systeme (also mit Fertigkeitslisten etc.) verwendet?

Hinweis: Bitte verzichtet hier darauf, euren Spielstil als den einzig wahren und andere Spielstile als total idiotisch darzustellen. Mich interessieren hier lediglich konkrete Lösungen für das Problem des Spieler- vs. Charakterkönnens.

- Die Werte geben allgemeine Anhaltspunkte dafür, was der Charakter gut oder schlecht kann.
- Kreatives Spielen geht vor Simulation.
- Soll gewürfelt werden, dann gibt das vorherige Ausspielen einen Bonus oder Malus auf den Wurf.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: bobibob bobsen am 12.03.2016 | 09:31
Ich lasse Würfeln . Das muss ja nicht bedeuten das vorher nicht doch etwas schönes vorgetragen wurde. Boni verteile ich allerdings nicht.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Erg am 12.03.2016 | 09:34

Die Spieler spielen ihre Versuchsansätze aus...


bzw. beschreiben ihr Vorgehen. So handhaben wir das (auch). Danach wird auf eine passende Fertigkeit gewürfelt, der Schwierigkeitsgrad hängt vom konkreten Vorgehen ab  (oder der Erfolg ist automatisch). Wenn die passende Fertigkeit beim Charakter nicht vorhanden ist, nimmt man eben die nächstpassende, oder man greift auf die Attribute zurück; die Proben werden dann eben schwieriger. Wenn es daran geht, Rätsel zu lösen, sind die Spieler gefordert, dann spielen die Charakterwerte keine Rolle mehr. Bei strategischen/taktischen Aufgaben (z.B. Kampf mit Bodenplan) sind ebenfalls die Spieler gefordert, bestenfalls bekommen sie Vorteile, wenn ihre Charaktere entsprechende Fertigkeiten besitzen (z.B. Festlegung der Bewegungsreihenfolge durch die Spieler, Informationen über künftige Aktionen der Gegner etc.).
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: nobody@home am 12.03.2016 | 09:43
Hm, für mich hat das "dann dürfte ich ja eigentlich nur noch würfeln" selbst etwas von einem Strohmann. Als Spieler entscheide ich ja immer noch, was ich meinen Charakter eigentlich tun lassen will -- die Spielwerte und Würfel stellen erst mal dann nur klar, wie gut (oder eben auch wie schlecht) der Versuch ausgeht, und das finde ich persönlich so auch in Ordnung, weil selbst die tollste Spielrunde keine VR-Umgebung ist, in der ich die Erfahrungen meines Charakters genau 1:1 miterlebe. Die Regeln dienen hier also quasi als "Benutzerschnittstelle" zur Spielwelt, diktieren aber noch nicht das Charakterverhalten an sich. (Systeme mit entsprechenden Charakterbausteinen mal außen vor gelassen -- bei denen weiß ich wenigstens schon im Vorfeld, worauf ich mich einlasse, wenn ich entsprechende Nachteile/Aspekte/Wasauchimmer explizit nehme.)

Und natürlich gilt auch ein bißchen, daß ich mir als SL die Spieler nicht unbedingt zum Beschreiben aller möglichen Tätigkeiten im Detail erziehen will, nur damit sie nicht würfeln müssen. Beispiel: Die Gruppe sucht in einem leerstehenden Haus, das ich als "Nebenkriegsschauplatz" gar nicht weiter ausgearbeitet habe, nach einem versteckten Schlüssel, den sie dort vermuten. Will ich mir da wirklich antun, daß die Spieler ein, zwei Stunden lang detailliert beschreiben, wie sie auch wirklich in jede einzelne Ecke und Schublade gucken und wahrscheinlich auch noch das Mobiliar kreativ auseinandernehmen? Zumindest für mich persönlich ist die Antwort "nicht so wirklich" -- dafür ist mir die Spielzeit zu kostbar und die Situation an sich zu uninteressant, und das läßt sich mit ein paar Suchen-Würfen dann doch schneller und einfacher handhaben.

TL;DR-Fassung: Der Spieler beschreibt, was er seinen Charakter tun lassen möchte. Das darf er gerne auch ausspielen, wenn's zur Unterhaltung der Gruppe beiträgt, persönlich will ich aber nur genau genug wissen, worauf er's eigentlich abgesehen hat, um eine passende SL-Entscheidung formulieren zu können -- reine "Rollenspielmodifikatoren" auf den Wurf gibt's erst mal nicht, der genaue Ansatz kann sich aber ggf. immer noch in der Form des Endresultats niederschlagen. ("Ja, schöne Ballade, inspirierend und technisch perfekt...aber das Publikum scheint heute einfach nicht so in Stimmung zu sein.")

Ach ja, was das Problem "du kannst das nicht, du hast die Fähigkeit dazu nicht" angeht: grundsätzlich würde ich ein System, das sich in der Beziehung zu albern anstellt, erst gar nicht verwenden. Solange es um Dinge geht, die jeder Charakter eigentlich zumindest versuchen können sollte (auch der Nicht-Hacker kann sich im Prinzip an einen Computer setzen und auf gut Glück Paßwörter eingeben), darf der Versuch auch gerne gemacht werden und mindestens eine Anstandschance auf Erfolg haben; wenn die Regeln das nicht unterstützen, kann ich sie nicht gebrauchen.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Crimson King am 12.03.2016 | 09:57
Ich gehe davon aus, dass jeder Charakter grundlegende Fähigkeiten in allen Bereichen hat, die keine besondere Ausbildung erfordern. Dinge, die per gesundem Menschenverstand auch ohne Spezialausbildung klappen sollten, benötigen keinen Würfelwurf. Wer wirklich gute Argumente hat, braucht nicht mehr auf Überzeugen zu würfeln. Wer unter dem Tisch nachschaut und dabei zwangsläufig auf einen Hinweis stoßen müsste, findet diesen Hinweis, ohne auf Suchen würfeln zu müssen. Skills ermöglichen es bei mir vor allem, Dinge zu erreichen, die Otto Normal nicht erreichen kann.

Davon abgesehen spielen wir nur selten stark problem- und lösungsorientiert und auch nicht regelintensiv-simulationistisch, sondern betreiben eher gemeinsames Geschichtenerzählen mit dem Ziel, die für das Genre passende Story und Atmosphäre hin zu bekommen. Da liegt der Fokus vor allem darauf, dass Würfelwürfe die Story vorantreiben sollen, anstatt sie einzuschränken, indem elementare Handlungen misslingen. Würfel werden in bestimmten Konfliktsituationen raus geholt, in anderen wird per Augenmaß bestimmt, was üblicherweise bedeutet, dass Aktionen, die auf Skills laufen und den Mitspielern plausibel erscheinen, auch ohne Würfelwurf klappen.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Chruschtschow am 12.03.2016 | 10:00
Das steht da nun aber wirklich nicht, sorry.

Pardon, ich hatte beim Schreiben noch so ein bisschen im Hinterkopf, dass du den Old School-Weg stark bevorzugt hast. Mein Fehler, ich sehe schon, dass du das viel differenzierter siehst.

Ich glaube allerdings auch, dass wir hier nur bedingt die Probleme haben (so die Gruppe an sich nicht problembeladen ist). Wenn ich mich an "Damals" erinnere, hatten wir da implizit auch schon oft so etwas wie Nischenschutz. Es hat erst ein Mal der gemacht, zu dessen Rolle es passt. "Du willst den überzeugen? Erzähl mal. Klingt gut. Und mit dem Charismawert? Der frisst dir aus der Hand." Rulings, not rules. Aber ich habe eben auch nicht alles ohne Ansehen der Rolle und Werte gemacht.

Genauso haben die reinen Würfel-mal-auf-Kraftakt-beim-Stuhlgang-Fälle auch eher was pathologisches, als das sie die Regel sind. Sonst würden sie es nicht in den Würgen-Thread schaffen.

[Edit]
@Weltengeist:
Kennst du die "Helden des Schwarzen Auges"-Box von 1988 mit ihrer Talentliste? Das Kleinklein hat schon früher angefangen als Ende der 90er. ;)
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Weltengeist am 12.03.2016 | 10:20
@Weltengeist:
Kennst du die "Helden des Schwarzen Auges"-Box von 1988 mit ihrer Talentliste? Das Kleinklein hat schon früher angefangen als Ende der 90er. ;)

Falls das so rübergekommen ist - das habe ich so auch nicht gemeint. Ich schrieb ja: Die Skill-Listen tauchten sehr früh auf (in DSA sogar schon mit dem Abenteuer-Ausbau-Spiel von 1985, also DSA1), wurden aber zumindest bei uns nur halbherzig verwendet, weil die Spieler bereits anders sozialisiert waren (na gut, und weil das Talentsystem ohnehin broken war).

@alle:
Bitte versucht, euch auf Lösungsansätze zu konzentrieren. Es gibt schon wieder sehr viele Beiträge, die (zumindest in Teilen des Textes) den Sinn oder Unsinn von Old-school-/New-School-Spielstil zu diskutieren versuchen. Das ist hier nicht gefragt - es geht um eure praktische Lösung.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: 1of3 am 12.03.2016 | 10:22
Old-school, New-School, dann machen wir das einmal postmodern.

Spiritus mundi scripsit:

Zitat
Nachdem ich mich wieder abgeregt und ein wenig darüber nachgedacht hatte, wurde mir klar, dass es sich hier tatsächlich um ein fundamentales Problem handelt. Wir wollen einerseits einen Charakter darstellen, der nicht wir selbst ist, und in den Genuss kommen, Dinge zu können, die wir nicht können, einfach weil sie auf dem Charakterbogen stehen (z.B. ein Modellathlet sein, gut aussehen, kämpfen oder zaubern).

Ich glaube hier liegt ein Knackpunkt. Die Idee, dass der Charakter durch die Zahlen auf dem Charakterbogen beschrieben wird. Diese Idee ist schädlich.

Machen wir mal einen Schritt zurück: Warum schreiben wir Zahlen auf und verrechnen sie mit Würfelergebnissen? - Weil wir ab un zu nicht selbst entscheiden wollen, wie es weiter geht. Wir können den Zahlen dann natürlich eine Bezeichnung verpassen, dass sie aussehen als beschrieben sie irgendwelche Eigenschaften von Charakteren. Das ist aber nicht ihr eigentlicher Nutzen, das ist nur nachträglich.

Daraus folgt insbesondere, dass Spielwerte keinen vollständigen Beschreibungen von Charakteren liefern müssen. Was immer das auch heißen mag. Im Gegenteil. Wir wollen doch nur an den Stellen würfeln, die wir nicht selbst entscheiden wollen.

Das System mattert also. Mindestens sorgt ein fokussiertes System dafür, dass nicht jeder heraus lesen kann, was man möchte, was die Diskussion, ob wirs nun spielen wollen, jedenfalls verkürzt.

Hinzu kommt allerdings, dass ein Spielwert nicht gleich Spielwert ist. Die Frage ist eben, wie er benutzt wird. Bei einem Resolutionsprozess stellen sich mithin folgende Fragen: Wer sagt wann was gewürfelt wird und was kommt hinterher dabei raus? Chruschtschow hat da schon ein paar Schlagworte genannt. Ich will da gar nicht tiefer einsteigen, wenn kein explizites Interesse besteht. Ich poste einfach einmal zwei Beispiele für Mechanismen für Soziales und Wissen, die ich sehr gelungen finde.

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: am 12.03.2016 | 10:34
Schöner Thread zu einem sehr zentralen Thema. Und gut auf den Punkt gebracht auch noch. Herzlichen Dank!

Ich gehe davon aus, dass jeder Charakter grundlegende Fähigkeiten in allen Bereichen hat, die keine besondere Ausbildungf erfordern. Dinge, die per gesundem Menschenverstand auch ohne Spezialausbildung klappen sollten, benötigen keinen Würfelwurf. Wer wirklich gute Argumente hat, brauch nicht mehr auf Überzeugen zu würfeln. Wer unter dem Tisch nachschaut und dabei zwangsläufig auf einen Hinweis stoßen müsste, findet diesen Hinweis, ohne auf Suchen würfeln zu müssen. Skills ermöglichen es bei mir vor allem, Dinge zu erreichen, die Otto Normal nicht erreichen kann.

Davon abgesehen spielen wir nur selten stark problem- und lösungsorientiert und auch nicht regelintensiv-simulationistisch, sondern betreiben eher gemeinsames Geschichtenerzählen mit dem Ziel, die für das Genre passende Story und Athmosphäre hin zu bekommen. Da liegt der Fokus vor allem darauf, dass Würfelwürfe die Story vorantreiben sollen, anstatt sie einzuschränken, indem elementare Handlungen misslingen. Würfel werden in bestimmten Konfliktsituationen raus geholt, in anderen wird da Augenmaß bestimmt, was üblicherweise bedeutet, dass Aktionen, die auf Skills laufen und den Mitspielern plausibel erscheinen, auch klappen.

So ungefähr handhabe ich das auch. Wichtig finde ich aus Sicht des Spielleiters ein gewisses Fingerspitzengefühl. Der klassische Fall ist ja der Konflikt zwischen introvertierten und/oder unauffälligen Spielern einerseits und extravertierten und/oder charismatischen Spielern andererseits am Tisch. Erstere sollen sich wohlfühlen und sich auf positive Weise zum aktiven Beitrag motiviert fühlen. Letztere sollen hingegen durch restriktive Regelanwendung nicht zu stark von der begeisterten Teilhabe abgeschnitten und demotiviert werden.

Das ist ein schwieriger Balanceakt, keine Frage. Ich habe über die Jahre in diversen Runden eine Gruppendynamik erlebt, die zu passiven Stockfischen mutiert war aufgrund eines zu regelfreudigen Spielleiters. Das tendentiell zu große Beharren auf Regeln und Würfen ist für den SL ja auch die einfache, unkomplizierte Variante. Ein SL sollte meiner Ansicht nach erstens wenig würfeln und zweitens bei besonders gelungenen und/oder "mutigen" Aktionen (z.B. lauthals ein Lied am Spieltisch krakeelen) durch aktive Wertschätzung (Lob, Lächeln, Nicken, anerkennende Laute etc.) sowie manchmal durch konkrete Boni auf den anschließenden Wurf belohnen. Das muss zudem auf respektvolle und in einer für die ganze Gruppe akzeptablen Weise geschehen, denn die Mitspieler sind ja keine zu dressierenden Tiere.

In Summe kommen wir dann aber bei einer Anforderung für den SL heraus, die alles andere als trivial ist und ebenso gerne wie häufig unterschätzt wird. Gute Regelsysteme, siehe etwa Dungeonworld aus dem Beispiel im vorigen Post, bieten darüber hinaus regeltechnische Krücken zur Abmilderung des Problems. Nichtsdestotrotz hängt sehr viel an der Kompetenz des SL.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Chruschtschow am 12.03.2016 | 10:39


[...] (na gut, und weil das Talentsystem ohnehin broken war).

Lass die Klammern weg, das könnte ein entscheidender Teil des Problems sein. Sehr viele Systeme bieten umfangreiche Regeln für die Resolution körperlicher Problemstellungen und lassen die Runde bei den sozialen Problemstellungen mit eher rudimentären Hinweisen allein. Ergo ist der zweite Bereich viel offener für Interpretationen und Eingriffe jenseits des strikten Regelkanons werden schneller als unangemessener Eingriff wahrgenommen und sei es: "Lass Thorben mal vor, immerhin ist er der Barde und du Priester des Stinktiergottes."
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Luxferre am 12.03.2016 | 10:44
zu den beiden guten Beiträgen von Crimson King und Wellentänzer noch ein Gedanke:


der Fertigkeitenwert eines SC spiegelt dessen Fähigkeit wider und nicht das (Un-)Vermögen des Spielers.
Einen bspw. stotternden oder sozial unvermögenden Menschen zu bestrafen, weil er den charismatischen Priester des Herdfeuers nur mittelmäßig rüberbringen kann, fiele mir im Leben nicht ein. Der hat seinen Wert und auf den würfelt er. Wenn er aber (und hier knüpfe ich an Großkomturs tollen Beitrag nebenan (http://www.tanelorn.net/index.php/topic,19805.msg134358874.html#msg134358874) an) eine Glanzleistung an Charakterspiel am Tisch bietet oder gar die Argumentationslücke des Gegenüber gut ausnutzt, dann verteile ich Boni.

Das Verteilen von Mali auf Fertigkeiten widerspricht (neben der sozialen Verantwortung!) auch dem Glücksmoment mit den Würfeln.
"Hey, Du hast scheiße argumentiert, bekommst einen Malus von 3 auf den Würfelwurf und wirfst trotzdem eine 20 .... mimimi ... das passt mir jetzt aber nicht ..."
Ich weiß nicht, in dieser Handhabe gibt es zu viele Kritikpunkte. Ich würde das gern drastischer ausrücken  >;D
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Luxferre am 12.03.2016 | 11:00
@Beispiel mit dem "Suchen":

das ist für mich übrigens der Grenzfall. NICHT die sozialen Fertigkeiten eines Charakters.

Beispiel:
man durchsucht nach erfolgreichem Kampf das Büro eines korrupten Wachkommandanten.
Ein Spieler sagt, dass er den Schreibtisch untersucht UND, was er genau macht. Schubladen nach doppelten Böden, eingeklebte Dokumente, geheime Fächer, versteckte Schlüssellöcher, etc pp.
Wenn er das Versteck dabei aufzählt, gibt es für mich keinen Grund mehr, eine Suchen-Probe abzuverlangen. Warum auch? Fände ich sogar 1A Sabotage. Denn wenn die Spieler spitz bekommen, dass ihre Ideen und ihr Einsatz TROTZDEM auf einen Wurfelwurf hinausführt, dann führt das im nächsten Schritt zu weniger Interaktion, weil die Spieler sich angewöhnen werden nur noch zu würfeln. Ihre Ideen sind ja fruchtlos.
Mich nervt so ein Verhalten von SL sogar. Es zerstört einen Teil dessen, was für mich Rollenspiel ausmacht.
"Du findest aber den geheimen doppelten Boden nicht in der obersten Schublade, weil Dein Würfelwurf nicht gut genug war."
ist für mich -nach spielerseitiger Ankündigung der Untersuchung Selbiger- ein absolutes no-go!
Aus Spieler- und auch aus SL-Sicht.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: 1of3 am 12.03.2016 | 11:11
Also wenns danach geht: Warum sollte man überhaupt was suchen? Alle Informationen, welche die Spieler haben müssen, damit das Spiel weiter geht, müssen die Spieler haben. Eine Probe auf "Suchen" ergibt nur Sinn, wenn man damit Dinge findet, welche die SL vorher noch nicht hingetan hatte.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Maarzan am 12.03.2016 | 11:14
Ich suche nach versteckten Fächern an der richtigen Stelle ohne alles kurz und klein zu hacken, kann immer noch heißen dann doch ein Fach übersheen zu haben. Aber ein entsprechendes Einkreisen sollte zumindest für einen Bonus gut sein.
Und wer 2h in Millimeterarbeit einen Raum abgrast um im Schrotschuss jeden Ort abzuklappern, der wirft auch Fragen zu Konmzentration etc auf.

Klar, wenn der Brief einfach nur unter der Schublade klebt, bekommt das jeder raus, der die Schublade rauszieht und umdreht. Wenn der Schubladenboden in der Mitte an einer Stelle auf Pressung mit einem Umschlag gefüllt ist, dann findet das ohne eine Zerstörung der Schublade eben vielelicht doch nur ein Profi, der entsprechende Spuren zu deuten weis.

Und sich beliebig Zeit nehmen und alles zerlegen hat eben auch seine Nebenwirkungen.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Chruschtschow am 12.03.2016 | 11:22
An der Stelle glänzt ja auch Fail Forward. Probe versaut? Ja, du findest den Beweis. Der Butler war es! Leider...

... hast du die genetische Probe kontaminiert. Nicht verwertbar.
... können die Kriminaltechniker das Ding nicht mehr finden. Falsch etikettiert? Absichtlich verschwinden lassen?
... hast du so viel Unordnung geschaffen, dass die "subtile" Suche nicht mehr ganz so subtil ist.
... hast du diese Mingvase verdeppert. Mal schauen, wie gut Lord Wigglesworth das finden wird.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Luxferre am 12.03.2016 | 11:22
Maarzan: mir reicht es, wenn der Spieler mir beschreibt, nach was er den Schreibtisch durchsucht. Wenn er die Schubladen durchsucht, dann gehe ich vom GMV aus und gönne ihm den drunter geklebten Brief. Hier "nur" einen Bonus zu verteilen fänd ich merkwürdig.

Machen wir es noch klein-kleiner:

Ich als SL habe mir ausgedacht, dass in einer Schublade ein geheimer Entriegelungsknopf für ein Geheimfach im löwenkopfziselierten Fuß des Trumms ist.
(ich mag so kleine Details, ja ... aber in homöopathischen Dosen)
Wenn der Spieler mir also beschreibt, dass er alle Schubladen genauestens durchsucht, dann lasse ich ihn den Knopf finden. Vielleicht sogar die Falle  >;D


EDIT: @Chruschtschow
jupp, dachte ich auch schon. Aber das ist ja gerade nicht Thema ;)
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Chruschtschow am 12.03.2016 | 11:30
@Luxferre:
Ich finde schon. Das Kleinkleinbeschreiben zur Umgehung einer Probe kommt ja nicht ohne Grund zustande. Es ist nach meinem Empfinden eine direkte Folge dessen, dass ich als Spieler die Probe mit ihrem oft binären Ergebnis (gefunden / nicht gefunden) umgehen möchte. Ich möchte den Erfolg garantieren. Passe ich den Probenmechanismus an, so dass er dieses Bedürfnis erfüllt und gebe dem Misserfolg eine andere Bedeutung, ändere ich natürlich die Akzeptanz der Probe und komme eben um die Kleinkleinbeschreibung drumherum. Gleichzeitig messe ich damit den Spielwerten auf dem Charakterblatt eine Bedeutung bei, die bei der rein beschreibenden Suche auf der Strecke bleibt.

Das geht ja genauso auch im sozialen Bereich. Gro hat einen miesen Charismawert, aber dicke Muskeln. Gros Spieler überredet die SL das Schwert für einen so günstigen Preis rauszugeben, dass es an Raub grenzt. Probe. Soll Gro das Schwert wieder rausrücken, weil sein Feilschenwert so furchtbar schlecht ist? Nein. Aber bei einer misslungenen Probe ist Gros Feilschen vom Händler als Einschüchternprobe wahrgenommen worden. Der sieht das mit dem Raub viel wörtlicher.

So kann der eloquente Spieler mit dem sozial unfähigem SC immer noch freudig dampfplaudern, produziert aber Fallout.

Die Probe entscheidet also nicht zwingend über Erfolg oder Misserfolg, sondern verändert die Folgen. So kommen Beschreiber und Würfler zusammen und beide können ihre Spielweise nutzen, ohne dass das jeweils andere entwertet wird.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Maarzan am 12.03.2016 | 11:59
Maarzan: mir reicht es, wenn der Spieler mir beschreibt, nach was er den Schreibtisch durchsucht. Wenn er die Schubladen durchsucht, dann gehe ich vom GMV aus und gönne ihm den drunter geklebten Brief. Hier "nur" einen Bonus zu verteilen fänd ich merkwürdig.

Machen wir es noch klein-kleiner:

Ich als SL habe mir ausgedacht, dass in einer Schublade ein geheimer Entriegelungsknopf für ein Geheimfach im löwenkopfziselierten Fuß des Trumms ist.
(ich mag so kleine Details, ja ... aber in homöopathischen Dosen)
Wenn der Spieler mir also beschreibt, dass er alle Schubladen genauestens durchsucht, dann lasse ich ihn den Knopf finden. Vielleicht sogar die Falle  >;D


Und das sehe ich eben anders. Wenn ich den Löwenkopf als Beispiel sehe, wo es eben nicht eine offensichtliche Scharzweißlösung gibt (wie beim offensichtlich untergeklebten Umschlag) sondern jemand da die spezielle Funktion tatsächlich leicht übersheen könnte udn ein Dieb(Mechanikus/... da bessere Chancen haben sollte als jemand ohen Expertise, dann sollte meines Erachtens dort gewürfelt werden, mit entsprechendem Bonus, wenn der Spieler sich schon auf den Schreibtisch oder gar die Verzierungen eingeschossen hat, aber nicht, wenn er "ALLES" "SUPER DETAILIERT" untersucht. 

Und entsprechendes greift auch bei sozialen Proben. Der Spieler gibt die Stoßrichtung, Absicht, Aufwand und benutzten Werkzeuge vor. Die Würfel entscheiden bei nicht trivialen Fragestellungen über die Umsetzung im nach den Spielwerten und mit diesen Modifikatoren anzunehmenden Ergebnisraum. (Der im Extremfall bei einer entsprechenden sowohl stimmigen und passenden Vorleistung auch nur noch ein Ergebnis beinhalten könnte, worauf in diesem Ausnahmefall das Würfeln auch entfallen kann)
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Luxferre am 12.03.2016 | 11:59
Ich empfinde den sozialen Bereich als gar nicht problematisch in der Umsetzung, vielmehr ist das problematisch in der Verantwortung  ;)

Wie gesagt, die Werte stehen für den Charakter, bei gutem Spiel gibts nen Bonus auf den Chaosfaktor Würfelwurf.
Der Kämpfer kann aber nicht handeln? Oder kann es, aber hat durch mieses KarmaCharisma einen Malus auf seinen Fertigkeitswert? So what? Wenn er gut würfelt und den Schwierigkeitsgrad trifft, dann hat er vielleicht mit seinem Namen, seiner Zugehörigkeit einer Kaste/Gilde/Batallion geschafft, den Händler zu beeindrucken. Vielleicht hat der rhetorisch begabte Spieler ja DENNOCH eine richtig coole Masche drauf ... wasweißich, hat gepokert und sich auf sein Regiment im letzten Krieg berufen ... dann gibts auch nen Bonus. Gleiches Recht für alle. Dieser Bonus würde aber NIEMALS einen Mangel an Fertigkeitzen oder Charisma ausgleichen. Nur zur Klarstellung.

Andersrum: der Spieler stottert und weiß nicht, wie er Sätze richtig formulieren muss, aber sein Charakter ist ein guter Händler? So what? Dann würfelt er auf seinen Wert und fertig ist die Laube. Einen Malus zu verpassen finde ich sehr unangebracht.

Hier finde ich die soziale Verantwortung übrigens sehr wichtig. Es gibt viele Menschen, die spielen Rollenspiele, weil sie realweltliche Probleme/chen haben. Soziophobie, Unsicherheiten, Angstzustände, Depressionen ... alles Menschen, die aus ihrer Haut raus wollen. Das dürfen UND sollen sie über das Medium Rollenspiel.

Ich bin ja ein Fan von Belohnungssystemen. Strafen halte ich bei einem Hobby wie Rollenspiel für völlig übertrieben ... und auch das falsche Signal.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: nobody@home am 12.03.2016 | 12:28
Ich bin ja ein Fan von Belohnungssystemen. Strafen halte ich bei einem Hobby wie Rollenspiel für völlig übertrieben ... und auch das falsche Signal.

Wobei man da mMn ein bißchen achtgeben sollte, daß man die "Strafen" nicht durch die Hintertür doch wieder einführt. Wenn die "guten" Rollenspieler einen Würfelbonus kriegen und die "schlechten" nicht, ist das dann eine Belohnung für die einen...oder doch wieder eine Strafe für die anderen, die beim Wettrennen um die Boni nicht mithalten können? Wo setzt man da die Trennlinie?

Das ist so ziemlich der Hauptgrund, aus dem ich von dem Gedanken Abstand genommen habe, "gutes Rollenspiel" regeltechnisch belohnen zu wollen, sei es nun über Würfelmodifikatoren, Bonus-XP oder was auch immer. Wenn es zum Spielspaß am Tisch an sich beiträgt, reicht mir das schon völlig -- was darüber hinaus geht, kriegt für mich schnell einen eher schalen Beigeschmack von versuchter Spielerdressur. ("Ja, kann das Spielerlein das für den Bonus noch ein bißchen besser machen? Ja, zeig's der lieben SL doch mal...") Und das ist dann doch eher nicht meins.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Chruschtschow am 12.03.2016 | 12:36
Auf der anderen Seite ist es auch ungeheuer frustrierend, wenn nach einer mitreißenden Gänsehautrede vom SL erst "WOAH! COOL!", dann ein lapidares "Würfel mal Überzeugen" und bei Misslingen nur "Nö, die Thorwaler kommen nicht mit" kommt. Hm, noch so ein Trauma, dass ich mal im Würgenthread aufarbeiten müsste.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Teylen am 12.03.2016 | 12:58
Und was ist, wenn verschiedene Präferenzen aufeinanderprallen? Der Tag, an dem ein Spielleiter ein Rätsel stellt und dann sagt: "Du darfst da jetzt aber nicht drüber nachdenken - der Jochen hat SO einen hohen Wert auf INT geskillt, der darf jetzt erstmal würfeln, ob er's über seine Spielwerte rauskriegt" wird der Tag sein, an dem ich das Hobby an den Nagel hänge.
Wäre bei mir eher andersherum.
Das heißt ich wäre überaus frustriert wenn ich mir einen Charakter gebaut habe der intelligent und belesen ist und er bei einem Rätsel nicht zum Zug kommt weil ein anderer Spieler das Rätsel schon kennt oder neben Rollenspiel Enigmas/Kryptologie als Hobby oder gar Studienfach hat. Für mich sind auch sowas wie Rollenspiel, Sprachen lernen, Go (als Knobelspiel) spielen Hobbies die ich eher stark getrennt halte.
Wobei ich deswegen wohl nicht mit dem Hobby aufhören würde sondern nur nicht mehr mit den xxxxxxxx spielen.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: ErikErikson am 12.03.2016 | 13:04
Das ganze ist nur ein Problem, wenn man wettbewerbsorientiert spielt. Ansonsten ist es schlicht egal, man würfelt oder machts selber wie man grade lustig ist. Es ist ja kein Problem einfach zu würfeln und es selber zu machen, oder nur eines von beidem, wie es gerade passt. Es sei denn es gibt das Problem, das dadurch irgendwem ein unrechtmäßiger Vorteil entsteht.

Wenn man aber nun wettbewerbsorientiert spielt, egal ob man besser sein will als die anderen oder alle gemeinsam den SL "besiegen" dann ist würfeln die eizige halbwegs faire Lösung. Ich hab es schon oft erlebt das der SL gesagt hat: "Voll die geile Sache/Lösung/Darbietung, das lass ich klappen", wo ich und andere Speiler nur noch die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen haben und umgekehrt.

Spätestens wenn Peter dann die Elfenprinzessin spielt und dir als SL einen Schmatz geben will um seine Betören-Probe zu untermauen wird der Vorteil dieses Ansatzes deutlich.

Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Achamanian am 12.03.2016 | 13:13
Ehrlich gesagt: ich kann mich nicht erinnern, das geschilderte Problem in der Praxis jemals als Problem erlebt zu haben. Da wird gespielt, und sobald man es für nötig hält, gewürfelt, und das Ergebnis dann so interpretiert, wie es aus der Situation heraus Sinn ergibt. Wenn auf die Flammende Rede dann wirklich eine missglückte Probe folgt, dann war eben nicht die Rede schlecht, der Redner hat nur ein Fettnäpfchen erwischt, von dem er wirklich beim besten Willen nichts wissen konnte ... (das überschneidet sich mit meinem Lieblingsthema Patzerinterpretation: Fehlschläge müssen eben keine Fehlleistungen des SC sein, sondern können auf unvorhergesehene äußere Umstände zurückzuführen sein.)
Für die Interpretation ihrer Rolle sind sowieso m.E. alle selbst zuständig. Wenn der Nordlandbarbar ma ein kniffliges Rätsel löst, weil der Spieler die richtige Idee hat, kann der das auch einfach als eine Art naive Einsicht darstellen, was vielleicht sogar ein cooler Charaktermoment oder ein schöner Lacher ist - oder der Spieler kann den Tipp einem Mitspieler geben, bei dem es besser zur Rolle passt.

Das Problem ergibt sich meiner Erfahrung nach überhaupt nicht, solange alle Spieler einander ihr Spotlight können.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: fivebucks am 12.03.2016 | 13:15
OT:

Ich kenne einen Peter der gern Elfendamen spielen tut...

Und habe mich jetzt gefragt ob wir möglicherweise den selben meinen...
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: nobody@home am 12.03.2016 | 13:17
Auf der anderen Seite ist es auch ungeheuer frustrierend, wenn nach einer mitreißenden Gänsehautrede vom SL erst "WOAH! COOL!", dann ein lapidares "Würfel mal Überzeugen" und bei Misslingen nur "Nö, die Thorwaler kommen nicht mit" kommt. Hm, noch so ein Trauma, dass ich mal im Würgenthread aufarbeiten müsste.

Setzt natürlich zwei Annahmen voraus, die ich so nicht unbedingt teilen würde:

1.) In-Charakter-Ansprachen in erster Person sind "belohnungswürdiger" als indirekte Beschreibung dessen, was der Charakter gerade tut; und

2.) der Wurf wird als einfach-binäres "jo, klappt genau wie gewollt/nö, klappt nicht und es passiert auch sonst nix Interessantes" interpretiert.

Die Frage ist doch, was will der Spieler eigentlich erreichen und was kann als Folge seines Versuchs glaubwürdigerweise passieren? Wenn die Rede wirklich so toll ist, dann ist ein "ach nööö, die Thorwaler bleiben einfach auf ihren Stühlen sitzen, ziehen Schnuten, und schalten die Ohren auf Durchzug" erst mal kein plausibles Ergebnis -- daß aber dann "okay, dann machen sie halt automatisch, was du willst" die einzig denkbare Alternative wäre, erschließt sich mir auch nicht so unbedingt. Irgendwas kann immer schiefgehen.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Teylen am 12.03.2016 | 13:27
Es hat nichts bzw. wenig mit einer Wettbewerbsorientierung zu tun.
Das heißt aus meiner Sicht geht es dort weniger darum ob der Konflikt, sei es durch das betören einer Person, das lösen eines Rätsel oder das finden eines Gegendstand, gelöst wird. Der Konflikt wird (wahrscheinlich) gelöst werden. Es geht eher darum wer den Konflikt mit welchen Mitteln lösen soll beziehungsweise darf.

Wobei die Situationsbeschreibung von Weltengeist für ihn im Grunde nur einen Lösungsansatz zu läßt.
Das heißt das soziale Konflikte, intellektuelle Konflikte, Beschreibungsabhängigekonflikte nicht über Würfel / Zufallsmechanismen gelöst werden sondern durch die Spielerkompetenz. Bei anderen Lösungen droht er, nach meinem Textverständnis, mit dem Rollenspiel aufzuhören.

@Rumpel:
Ich hatte das Problem mehrfach in unterschiedlichen Systemen. Teilweise unterschiedlich ausgeprägt.
Das heißt das man bei D&D vor einem "richtigen" Rätsel steht und die Gruppe gefühlt ~2Stunden am grübeln ist.
Das gleiche bei Vampire. Wobei es da sogar irgendwann von dem SL aufgelöst wurde.

Ebenso das sich ein Spieler in einer Szene wo mein Character agieren wollte durch Medizinwissen (als Doktor im RL) einbringen und vorbringen konnte so das mein Character nur noch am mitlaufen war. Der gleiche Spieler forderte eine Szene wo es galt durch eine Sicherheitstür zu kommen, ohne Hilfsmittel, das sein Charakter es lösen können sollte. Ohne Hilfsmittel, Beschreibung oder dergleichen sondern im Grund nur mit einem Wurf auf "handauflegen auf die Verriegelung". Wo ich als RL Datenbankadministrator, Informatiker es für unrealistisch befinde. [System war Vampire]

Ich persönlich mag es eher mäßig wenn mir Spieler Lösungen zu flüstern.
Weil es so wirkt als würde ich sie im Grunde fremdgesteuert und zieht mich mitunter aus dem Spiel.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Achamanian am 12.03.2016 | 13:33
Ich persönlich mag es eher mäßig wenn mir Spieler Lösungen zu flüstern.
Weil es so wirkt als würde ich sie im Grunde fremdgesteuert und zieht mich mitunter aus dem Spiel.

Wieso zuflüstern? Man kann doch einfach am Tisch ansagen: "Hey, ich denke, man muss den Nippel durch die Lasche ziehen, aber da würde mein Humparotz wohl kaum drauf kommen. Kann Zyliandas das nicht machen? Was meint ihr?"

Ich finde das nicht ferngesteuert. Man geht halt ein bisschen aus dem individuellen jeder-spielt-seinen-Charakter ins gemeinsame Metaspiel. Aber wie anders sollte man das Problem lösen? Den Spielern verbieten, ihre eigenen Ideen und Kompetenzen bei der Problemlösung einzusetzen (oder sie auch nur zu erwähnen), wenn diese sich nicht mit denen des SC decken? Das kann ich mir nur als extrem krampfig vorstellen.

Wenn jetzt jemand sein Spielerwissen (z.B. als Mediziner) zu nutzen, um Spotlight zu hoggen, dann ist das Problem nicht, dass er dieses Wissen hat und ins Spiel einbringt, sondern dass er dabei Spotlight hoggt. Darüber muss man dann reden. Zu sagen: "Bitte lass doch dein Arztwissen zuhause" beraubt dagegen das Spiel tendenziell um eine Erzähl-Ressource und macht dem Spieler wahrscheinlich die Runde madig.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Chruschtschow am 12.03.2016 | 13:46
@nobody:
Das wäre die perfekte Stelle für ein Fail Forward. Vier von vier Spielern waren damals mit der Lösung durch die SL unzufrieden und meuterten. Aber das war in den 90ern und wir hatten ja noch nichts anderes. Viel cooler: Thorwaler marodieren, legen diese Korsettmanzfaktur in Schutt und Asche, allerdings nicht wegen der Walknochen, sondern weil sie von diesem Typen, der da schon Tage vorher mit der halben Crew angefangen hat Freundschaft zu schließen, auf eine heilige Mission für die göttliche Mutter ihres Patrons Swafnir gesandt wurden. Die Situation hat das locker hergegeben. Und dann behalten sie das Schwert. Oder sie brennen noch ein paar Nachbargebäude nieder und mein Typ wird als Rädelsführer identifiziert. Oder... oder... oder...

Eine misslungene Probe würde ich an der Stelle nutzen, um die Situation in irgendeiner Form zu eskalieren, nicht aber um die Aktion des Spielers abzuwürgen. (Wobei ich parteiisch bin als eben der Spieler, ich die anderen drei Spieler auf meiner Seite hatte und wir den SL hinterher auch noch überzeugt hatten, dass er das anders hätte regeln können. Aber in der Situation hat er meine schöne Theodenszene gekillt - bevor es Theodenszenen in Jacksonmanier gab. ;))

Mit einem "Das klappt, aber..." kann ich halt sowohl das Rollenspiel des Spielers als auch seine besch... Werte würdigen. (Wobei ich noch gute Werte aber sch... gewürfelt hatte.) Die Auflösung des Konflikts zwischen Werten und Rollenspiel wollte Weltengeist ja auflösen. Das muss ich in nächster Zeit mal öfter ausprobieren, wie Fail Forward da wirkt.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 12.03.2016 | 13:52
Versuch nach den Werten und Probenergebnissen  zu spielen.

Unter dem Schreibtisch  dürfte beim durchsuchen  des Zimmers gefunden werden, in einem Geheimfach unter dem Schreibtisch  wenn die Probe gelingt oder man den Schreibtisch  zerlegt.

Ich würde  niemand das suchen verbieten,  weil er keine Durchsuchen Fertigkeit hat,  aber er müsste  es dann unskilled schaffen.

Will er allerdings  Gehirnchirurgie ohne Fertigkeit,  vergiss es.

Andere haben das gekauft, gesteigert etc. also wuerde  ich ihre Fertigkeiten  entwerten.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: nobody@home am 12.03.2016 | 14:24
@Chruschtschow:

Klingt für mich vernünftig. ;)
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Rhylthar am 12.03.2016 | 14:43
Zitat
Ich finde das nicht ferngesteuert. Man geht halt ein bisschen aus dem individuellen jeder-spielt-seinen-Charakter ins gemeinsame Metaspiel. Aber wie anders sollte man das Problem lösen? Den Spielern verbieten, ihre eigenen Ideen und Kompetenzen bei der Problemlösung einzusetzen (oder sie auch nur zu erwähnen), wenn diese sich nicht mit denen des SC decken? Das kann ich mir nur als extrem krampfig vorstellen.
Nein, eigentlich nicht.

Ist für mich ein wenig wie das Metawissen über das RPG, das Setting, etc. Auch da müssen/sollten sich einige Mitspieler eben zurückhalten. Denn sonst würde ich z. B. mit meinem FR-Wissen jeden gespielten Barden mit der Fähigkeit Bardic Knowledge einfach ausstechen, egal, ob mein analphabetischer Barbarian aus dem hohen Norden noch nie in der Gegend war (um mal ein D&D-Beispiel zu nehmen).

Da ich in meinen Runden immer das Glück hatte, sowohl eher extro- wie auch introvertierte Spieler zu haben, hat sich das für mich schön schnell eingependelt. Wer viel beitragen will, tue dies...aber es ist kein Muss und auch einen Bonus gibt es auch nicht. Und wer einfach nur sagte "Ich tische dem Gegenüber eine Lüge auf."...tja, dann eben "Bluff"-Check und weiter im Text. Und Fail Forward konnte ich auch einbauen: Da es bei D&D hier einen konkurrierenden Wurf gibt, ich (auf Wunsch der Spieler) verdeckt würfelte, konnte das Ergebnis alles sein. Wobei ich fairerweise bei sehr gutem Gelingen bzw. grandiosem Scheitern dies auch habe durchblicken lassen.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Weltengeist am 12.03.2016 | 14:47
Wobei die Situationsbeschreibung von Weltengeist für ihn im Grunde nur einen Lösungsansatz zu läßt.
Das heißt das soziale Konflikte, intellektuelle Konflikte, Beschreibungsabhängigekonflikte nicht über Würfel / Zufallsmechanismen gelöst werden sondern durch die Spielerkompetenz. Bei anderen Lösungen droht er, nach meinem Textverständnis, mit dem Rollenspiel aufzuhören.

Du meine Güte - wo steht das denn? Dann hätte ich mir den Thread sparen können. Ein Problem habe ich lediglich mit einer bestimmten Art von Extremlösung. Wäre übrigens umgekehrt genauso (also wenn z.B. der extrovertierte Kriegerspieler dem introvertierten Barden alle sozialen Aktivitäten wegnehmen darf, einfach weil er es IRL kann). Was gesucht wird hier sind daher Kompromiss- und Zwischenlösungen, von denen ja auch schon einige genannt wurden.

Und ich würde auch weiterhin darum bitten, vor allem Lösungen zu diskutieren und nicht Leute mit anderen Spielstilen als XXXXX zu bezeichnen.

Wobei ich grundsätzlich bei Rumpel bin - in vielen Runden tritt das Problem so krass nicht auf. Das liegt aber nicht an den in den Regelbüchern vorgeschlagenen Mechanismen, sondern mMn daran, dass viele Spieler und Spielleiter doch mehr Sozialkompetenz besitzen, als das Klischee uns Nerds gemeinhin zutraut. Da wird eben doch auch mal zurückgesteckt, die Besonderheiten von Spieler X berücksichtigt oder dem anderen seine Screentime gegönnt. Egal ob die nun in "Würfeln" oder "Ausspielen" besteht. In der Praxis werden daher nach meiner Erfahrung von sensiblen Spielleitern bei unterschiedlichen Spielern verschiedene Mechanismen angewandt. Aber das mag nur mein Eindruck sein.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Aylaschijian am 12.03.2016 | 14:50
Ich persönlich sehe zwischen Rollenspiel vs. Würfeln nicht zwangsweise ein Widerspruch.

In Reinform meiner Sichtweise heißt die Regel bei jeder Probe:

Würfeln -> Wurfinterpretation ausspielen/beschreiben

D.h. in DSA-sprech.

"Überall" wo es ein Talent gibt, würfelt man zuerst.

Beispielsweise Überreden:
Charakter versucht etwas zu kaufen, keine Festpreise.
Es findet der Überredenwurf statt.

Wurf gut -> du spielst den Charakter so, dass seine Überredekünste gut sind. "Dann gehe ich halt zum Händler dadrüben, der bietet XY zu 8 Silber an."
Wurf schlecht -> du spielst den Charakter so, dass seine Überredungskünste schlecht sind. "Eh...könntet ihr es nicht günstig anbieten, man bekommt dies nirgendswo anders in der Stadt".

Nur aus Zeitersparnis-Gründen wird nicht alles augespielt, sondern euch in einem Satz beschrieben, was passiert.

Bei jedem anderen Vorgehen, habe ich schlechte Erfahrungen (insbesondere Erzählstil-Munchkins/Powergamer) gemacht, was aber nicht heißt, dass ich je nach Gruppe auch in anderen Vorgehensweisen spiele, besonders da sowohl Einsicht  (ach was, sowas kann der Charakter natürlich! oder sollte man es eher Versagensängste nennen?) und Können (Improvisationstalent hat nunmal nicht jeder) für diese Spielweise fehlt.

Außerdem schadet es dem Spielfluß bisweilen nicht auf die Würfe zu verzichten, des weiteren kann natürlich passieren, dass unfehlbare NPCs zur Dramaturgie beitragen können.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Teylen am 12.03.2016 | 14:59
@Rumpel:
An dieser Stelle hat der Spieler von Zyliandas keine richtige Agency mehr.
Der Spieler mit dem Vorschlag hat festgelegt das es so, und wahrscheinlich nur so, funktioniert. Er hatbeschrieben was der Charakter machen sollte, machen wird.

Im Grunde sagt er damit "Meine Figur kann es (so) nicht, deswegen sollte deine Figur das (so) machen".
Damit hat der Spieler der anderen Figur keinen Spielanteil. Klar, die Figur handelt aber sie wird durch einen anderen Spieler gespielt.

Das heisst nicht das jeder Kommentar, Gespräch ein Eingriff ist.
Allerdings imho schon wenn damit der Charakterkompetenz und vorallem der Handlung vorgegriffen wird.

Nun und was das Medizinerbeispiel angeht.
Mir persönlich zertrümmert es das Spiel. Mein Charakter ist ein Arzt und ich würde ihn gerne spielen wie ich mir einen Arzt im Genre vorstellen.
Ich habe keinen Doktor, nichtmal ein Diplom und nur bedingt interesse an Medizin. Wenn jetzt ein Arzt hingeht und mir vorschreibt was der Arzt kann, was er nicht kann, wie es tatsächlich funktioniert macht es mir mein Spiel madig, vernichtet das mein Spiel. Ganz abgesehen von dem Spotlight hogging kann ich damit meinen Charakter in seiner Kompetenz nicht mehr spielen. Es raubt mir den Charakter nur weil ein wenig sozialer Spieler nicht das Spiel ein Spiel sein lassen kann und mich spielen sondern weil er unbedingt mit seinem Realistiätsgeseiere mein Spiel aktiv be-& verhindert.
Ich kann das verhalten auch nicht nachvollziehen.
Das heisst es bereichert das Spiel nicht wenn ich bei Vampire oder Shadowrun mein IT Wissen heraushängen lasse und mal erkläre das dies und jenes nicht geht oder wie es gegt. Es beraubt dem Opfer meiner Realitätfixierung nur seinem Spiel und stresst mitunter doch das Genre sehr stark wo es halt Medizin, IT und andere Sachen nicht wirklich Realitätsnah funktionieren.

Es ist auch etwas das nur bedingt fleich akzeptiert wird.
Der Mediziner der in die Parade fährt, tolle Bereicherung und man möchte es ja dem guten Herr / der guten Doktor nicht madig machen.
Der Kryptologe der in die Parade fährt, tolle Bereicherung und man möchte ja dem gekehrten Studenten das Spiel nicht durch die Dummheit der Mitspieler das Spiel madig machen.
Der Redner/Charismatischen der in die Parade fährt, tolle Bereicherung und bringt das Spiel ästhethisch vorwärts und man mag die populäre Person nicht vergraulen.
Darauf hinweisen das es mit der IT nicht geht, das es handwerklich nicht passt oder das ein Kampf so nicht geht? Na jetzt halt mal ein .. das Bauerngerede macht dann doch das Spiel kaputt.

@Weltengeist
Das heisst xxxxxx zu schreiben im Kontext des Ausstiegs aus einer Runde ist nicht okay.
In den Raum zu stellen *das man das Hobby aufgeben wird* wenn man jemanden von einem anderen Spielstil begegnet ist aber sachlich und konstruktiv?
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Bad Horse am 12.03.2016 | 16:44
Teylen: Er hat einen Extremfall genannt und eine extreme Reaktion beschrieben. Ich bin ziemlich sicher, dass keins davon je eintreten wird.

Wir machen das gemeinhin so: Wir spielen halt, bis wir an einen Punkt kommen, an dem der Ausgang einer Szene zweifelhaft ist. Dann wird gewürfelt. Wenn der Ausgang nicht zweifelhaft ist (weil z.B. der wortgewandte Gelehrte eine gute Argumentation bringt), dann müssen wir nicht würfeln, dann klappt das eben einfach. Wenn die gute Argumentation nicht vom wortgewandten Gelehrten, sondern vom laberbackigen Nerv-Magier kommt und nur deswegen überzeugend ist, weil der Spieler halt gut argumentieren kann, dann wird gewürfelt, und wenn der Wurf daneben geht, dann geht der Magier eben seinem Gegenüber auf den Geist - vielleicht akzeptiert der dann sogar die Schlussfolgerung, aber er ist halt genervt und generell eher nicht sehr positiv gestimmt.

Ich würde einfach jeglichen Extremfällen ein bisschen entgegensteuern - sowohl demjenigen, der einfach nur "Ich lüge jetzt, 20!" sagt, als auch demjenigen, der mit miserablen Werten eine berührende Rede hält. Was jetzt für wen Extremfälle sind, hängt dann wohl wieder von der Gruppe ab.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Sethomancer am 12.03.2016 | 22:47
Ich bevorzuge eigentlich eine Mischung aus beiden (also sowohl Rollen-spielen, als auch würfeln).
Optimalerweise sieht das für mich so aus:
-> Der SL Beschreibt einen Konflikt/ eine Situation
-> Der/ Die Spieler/innen beschreiben ihre Reaktion/ Aktion (Entweder durch reine Beschreibung oder anschaulich durch Demonstration - Jeder wie er kann und Lust hat)
-> Der SL fordert einen der Situation entsprechenden Würfelwurf um festzulegen wie Erfolgreich das Beschriebene/ Demonstrierte von der Umgebung aufgenommen wird.
-> Der SL beschreibt die Reaktion der Umgebung
-> Und weiter von Vorne

Einige Situationen sind dann von der Beschreibung/ Demonstration so eindeutig, dass ein Würfel überflüssig wäre (z.B. der Charakter sucht halt an der richtigen Stelle/ hat ein Killerargument/ ist so gut ausgebildet das die Situation Routine ist/ etc...). Ich finde nur als SL habe ich unabhängig von der Präsetationsform (Beschreibung, "Ausspielen", Demonstration) ein Recht darauf das die Spieler mir die Aktionen ihrer SC verdeutlichen/ erklären, damit ich darauf angemessen reagiern kann. Einfach anzusagen ich Würfel jetzt auf X, weil mein Charakzter das kann ist für mich kein Argument, da die Werte für mich in erster Linie repräsentieren wie gut ein Charakter etwas kann, was er kann bestimmt der Spieler und ist seiner Imagination unterworfen. Versuchen darf man bei mir alles, je logischer sich das an der Situation und den Werten des Charakters orientiert um so höher die Wahrscheinlichkeit das das Ergebniss entsprechend ausfällt.
Ich neige auch dazu bei unvollständigen Erklärungen mal das A....loch raushängen zu lassen, z.B. bei der reinen Ansage. "So ich lüge den jetzt an, schau gewürfelte 20, das ist dann mit Skill..." kommt dann von mir auch mal ein "Okay, Du hast ihn Erfolgreich angelogen, er glaubt jetzt das Du unsterblich in ihn verliebt bist/ das Du sein Vater bist/ das Du mit ihm schlafen willst/ das Du ein Glücksbärchen bist".
Wer was wauf eine bestimmte Art möchte sollte es mir zumindestens irgendwie kommunizieren und der Hinweis auf irgendeinen Wert ist nunmal keine Erklärung des erhofften Ziels und der verwendeten Methodik.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Just_Flo am 13.03.2016 | 07:43
Yepp, es sollte das Ziel und eventuell ein Teil der Mittel der Aktion auf dem Spieler mögliche/ genehme Art und weise verdeutlicht werden. Dann sagt uns der Würfelwurf ob das so klappt.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Hector am 13.03.2016 | 11:08
Als konkreten Ansatz empfehle ich bei Systemen, in denen ein breitgefächertes Fertigkeitsspektrum vorhanden ist: Erst würfelt der Spieler, dann beschreibt er dazu passend, was passiert ist (wenn er möchte). Hat sich in unseren Runden meiner Meinung nach hervorragend bewährt. Und verhindert Frustmomente ungemein. Einige konkrete Beispiele:

Die Abenteurer suchen nach Hinweisen auf das Versteck eines Geheimkults und durchsuchen das Zimmer eines Opfers. Die Spieler würfeln, ein Erfolg und ein schlimmer Patzer. SL: "Ihr findet einen wichtigen Hinweis auf das Versteck des Kultes, aber etwas geht schrecklich schief dabei. Möchtet Ihr es beschreiben?" Wenn nun eine wirklich unterhaltsame Episode vorgetragen wird (man sollte da m.E. als SL insbesondere auf die Reaktionen der Mitspieler achten), gibt es einen Bennie.

Die Abenteurer wollen einen schäumenden Mob davon abhalten, den Wagen eines befreundeten Quacksalbers in Brand zu stecken. Ein besonders eloquenter Spieler will die tobende Menge mit geschmeidigen Worten beeindrucken. Wenn ich den erst einen fulminanten Monolog halten lasse und es dann aufgrund eines Würfelwurfs scheitert, kommt Frust auf. Andererseits kommt aber auch Frust auf, wenn er sich alles erreden kann und weniger eloquente Mitspieler dann ihre teuer erkauften Stats entwertet sehen. Also lasse ich erst würfeln. Dann hat der Schönredner immer noch die Chance, selbst zu beschreiben, wie er sich um Kopf und Kragen redet und dafür als Trost noch einen Bennie mitzunehmen. Und andererseits kann ein stilles Mäusschen seine Überreden-Probe machen und ist nicht dazu verpflichtet, sich den Wolf zu reden, damit die Erfolgschancen steigen.

Wichtig ist dabei halt, der Gruppe von vornherein klarzumachen: Erst würfeln, dann passend dazu losreden. Und immer die Spieler selbst ihr etwaiges Scheitern ausmalen lassen. Das ist erfahrungsgemäß immer spaßig und in keiner Weise entwürdigend, im Gegensatz zu den SL, die sich dann die absurdesten Gemeinheiten einfallen lassen und die Spielercharaktere damit bloßstellen.       
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Achamanian am 13.03.2016 | 11:12
Großkomtur +1

Ich mache es normalerweise etwas "organischer" und habe damit wie gesagt keine Probleme, aber wenn ich in einer Runde eine feste Regel für den Ablauf solcher Fälle einführen müsste, wäre es die.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Chruschtschow am 13.03.2016 | 11:22
Das haben jetzt echt schon einige Leute so beschrieben. Erst würfeln, dann das Ergebnis nachvollziehen? Da würde mir tatsächlich Gestaltungsfreiraum fehlen. Ich würde sagen, die meisten meiner Runden haben ähnlich gespielt, aber das war immer so eine Stelle, die mich wurmte und für die es ja Alternativen gibt: Spielen, Würfeln, das Ergebnis bestimmt den Preis des Erfolgs. :)
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Hector am 13.03.2016 | 11:25
Kommt halt auch immer aufs System an. Ich denke dass die von mir beschriebene Methode am Besten für fertigkeitenlastige Systeme wie Midgard, Savage Worlds etc. geeignet ist. Bei Erzählspielen mag das anders sein, aber da sind die Würfel ja auch eher schmückendes Beiwerk und nicht so sehr zentrales Spielelement, oder?
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Chruschtschow am 13.03.2016 | 11:41
Kommt halt auch immer aufs System an. Ich denke dass die von mir beschriebene Methode am Besten für fertigkeitenlastige Systeme wie Midgard, Savage Worlds etc. geeignet ist. Bei Erzählspielen mag das anders sein, aber da sind die Würfel ja auch eher schmückendes Beiwerk und nicht so sehr zentrales Spielelement, oder?

Damit stellst du zum einen eine Zweiteilung auf, die im Tanelorn nicht von allen geteilt wird und hier den Rahmen sprengen würde (http://www.tanelorn.net/index.php?topic=97163.0). ;)

Zum anderen ist das System, in dem ich das praktiziere, sehr fertigkeitenlastig. Ich wollte eigentlich auch nur meine Überraschung ausdrücken, die allerdings eher darin begründet liegt, dass ich oft Runden habe, die auf meiner Linie liegen und die andere Herangehensweise ziemlich ad acta gelegt habe. Also eher ein Problem meines Tellerrandes. ;)
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Aylaschijian am 13.03.2016 | 11:43
Das haben jetzt echt schon einige Leute so beschrieben. Erst würfeln, dann das Ergebnis nachvollziehen? Da würde mir tatsächlich Gestaltungsfreiraum fehlen. Ich würde sagen, die meisten meiner Runden haben ähnlich gespielt, aber das war immer so eine Stelle, die mich wurmte und für die es ja Alternativen gibt: Spielen, Würfeln, das Ergebnis bestimmt den Preis des Erfolgs. :)

Gestaltungsfreiraum im Sinne von was genau?

Im Sinne der Erfolgsentscheidung oder im Sinne des freien Spielflußes oder ... ?

Bei obigen Vorgehen sehe ich halt das Problem, dass das ausgespielte sinnvoll und im Grunde überzeugend war, der Würfelwurf jedoch katastrophal daneben geht (oder andersherum, schlechtes spiel, genialer Wurf) und das führt ja immer dazu, dass im Nachhinein der Würfelwurf das Geschehene überschreibt, das eigentliche Spiel also obsolet wird, was mich persönlich mehr aus der Immersion herauswirft, als wenn man konsequent erst würfelt und dann den Wurf entsprechend ausspielt.
Ich sehe das auch so:
guter Wurf -> ich werde gefordert mir echt was gutes auszudenken!
schlechter Wurf -> ich werde gefordert mir ein passablen Fehler zu meinem Charakter auszudenken!

Ich halte das für herausfordernder als ohne Würfel zu spielen (da man hier nicht den Anreiz hat, aus seinem Trott herauszubrechen) oder "deinem" Vorgehen (wo Verhältnismäßigkeit zwischen Wurf und Spiel nach meiner Erfahrungen oft schlicht ignoriert wird)
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Rhylthar am 13.03.2016 | 11:47
Ich kann Chruschtschows Ansatz nachvollziehen, wenn man mit Fail Forward spielt (und die Spieler das auch wissen).

Auch wenn es nicht mein Ansatz wäre (ich nutze tatsächlich auch "Erst Würfeln, dann Beschreibung"), kann ich es mir vorstellen, auch wenn ich persönlich Angst hätte, dass es entweder zu oft in Slapstick ausarten könnte oder Spieler frustriert.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Chruschtschow am 13.03.2016 | 11:52
Meine Absicht ist nicht aus einem erspielten "Ja" ein erwürfeltes "Nein" zu machen. Das würde die Spieleraktion völlig entwerten. Aber ich möchte schon würfeln. Statt dessen erzeugt die Probe tendenziell eher "Ja, und..." bei einem tollen Erfolg oder "Ja, aber..." bei einem Misserfolg. Das honoriert Spieleraktion und Werte.

@Rhylthar:
Es muss nicht zu Slapstick führen, ist aber durchaus für Slapstick geeignet. Wenn du bei deinem Einbruch ein "Ja, aber..." produzierst und ein lokaler Crime Boss der Meinung ist, dass du in seinem Revier wildert, wird das nicht zwingend eine Humoreske. Und ich nutze es eigentlich als Mittel, um Frust zu verhindern, weil eben Spiel und Werte einfließen.

Die Methode ist ja auch systemunabhängig, weil die Auswirkungen oft in der Fiktion liegen. Also ob das jetzt Fate, Pathfinder, Savage Worlds oder GURPS ist, ist eigentlich wurscht.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Rhylthar am 13.03.2016 | 12:18
Zitat
Wenn du bei deinem Einbruch ein "Ja, aber..." produzierst und ein lokaler Crime Boss der Meinung ist, dass du in seinem Revier wildert, wird das nicht zwingend eine Humoreske.
"Einbruch" finde ich als Beispiel jetzt schwierig. Einfach, weil es ein zu weites Feld ist. Klar kriegt man das Fenster auch auf mit einem Fehlschlag, der Sinn war aber vielleicht, es "leise und umbemerkt" aufzumachen. Oder es ist binär...da gibt es dann kein "Ja, aber...", sondern das Schloss bleibt zu. Jetzt kann mann natürlich noch über besondere Erfolge/Misserfolge mit Zusatzdingen sprechen, aber darum geht es ja nicht.

Ich stelle es mir halt gerade bei vielen sozialen Fähigkeiten/Fertigkeiten für mich extrem schwer vor. Da hält ein Spieler bzw. der Charakter eine echt gute Rede und dann sagt der Würfel "1". Da ist ein "Ja, aber..." auch nicht mehr wirklich hilfreich.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Chruschtschow am 13.03.2016 | 12:37
Schloss knacken ist jetzt auch nur bedingt durch Rollenspiel schaffbar, keineswegs aber binär: Ja, das Schloss ist auf. Ja, das Schloss ist auf, aber lässt sich nicht mehr abschließen. Das wird auffallen. Ja, aber deine Dietriche haben Schaden genommen. Ja, aber es dauert ewig. Ja, aber du hast dir einen Finger angeknackst. Ja, aber du hast die Giftnadel übersehen. Ja, aber dein Geklapper hat die Wache auf der anderen Seite geweckt. Ja, aber... Ja, aber... Ja, aber...

Eine echt gute Rede kann auch zu gut klappen. Ein Patzer mag zu einem Pogrom führen, das so nicht intendiert war (Disclaimer: nicht jede Runde und jedes Genre verträgt Pogrome. Dann lieber ein, zwei Schritte weniger eskalieren.) Die Interpretation geht weg von "ich habe es geschafft" zu "ich bekomme, was ich will".

Das eigentliche "Problem" der Methode wurde hier auch gar nicht erwähnt. Die macht wunderbar neue Fässer auf. In einer stark geleiteten Handlung  kann das sehr schnell von dieser weg führen, weil freudig eskalierende "Erfolge" den Plot überlagern. Zugegebenermaßen ist das aber auch generell eher mein SL-Stil. ;)
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Swafnir am 13.03.2016 | 12:49
Im Zweifel zählt eine Probe. Da unterscheidet sich der Kampf nicht vom Sozialen. Die Ideen der Spieler sind dahingehend Input an den Charakter und der Wurf ist dann die Umsetzung des SCs.

Ich hab das bei Savage Worlds erlebt, dass sich Spieler dann eine unterirdisch niedrige Intelligen gegeben haben, hohe kampfwerte und ihren SC dann schlau gespielt haben. Mein Sozialer/geistiger Charakter war dann nur noch ein Witz. Daher lasse ich würfeln wenn es darauf ankommt.

Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Eulenspiegel am 13.03.2016 | 13:03
Vorbemerkung:
Ich denke, man muss sich zuerst die Frage stellen: Will ich "Roleplay" oder will ich "Roleplaying Game"? Im Deutschen wird beides mit "Rollenspiel" übersetzt, obwohl das zwei vollkommen verschiedene Sachen sind.

Beim "Roleplay" geht es darum, möglichst eine Rolle zu verkörpern und diese möglichst gut darzustellen. (Man könnte es am ehesten als "Rollenspiel in Richtung Impro-Theater" übersetzen*.)
Beim "Roleplaying Game" geht es darum, ein Spiel zu spielen, bei dem man Rollen verkörpert.  (Man könnte es am ehesten als "Rollenspiel in Richtung TableTop" übersetzen*.)

Je nachdem kann man dann auf Proben verzichten, wenn das Verkörpern der Rolle und nicht die Konfliktresolution im Mittelpunkt steht.

*Disclaimer: Mir ist klar, dass beide Übersetzungen unzureichend sind. Aber eine bessere Übersetzung, der beiden Begriffe fällt mir nicht ein.

Allgemein:
Wenn man das Spielerische in den Vordergrund stellen will, sollten es Herausforderungen für den Spieler geben, aufgrund derer der Spieler Erfolg oder Misserfolg hat.

Ist es wirklich eine gute Idee, den König zu drohen, wenn man als Gefangener zu ihm gebracht wird? Oder ist einschmeicheln vielleicht sinnvoller? Oder sollte man vielleicht einen Ausbruchsversuch wagen, bevor man beim König ist? Oder sich vielleicht lieber kooperativ verhalten?

Wenn es um die Herausforderung geht, sollte hier der Spieler entscheiden, was seiner Meinung nach die erfolgsversprechendste Taktik ist.
Wenn es um die Rollen-Verkörperung geht, kann dagegen ein Würfelwurf ganz sinnvoll sein, um festzustellen, wie sich der SC in dieser Hinsicht verhalten würde. Der Spieler kann dann anschließend das Ergebnis des Würfelwurfes ausspielen.

@ Swafnir
Bei den meisten klassischen Systemen wird dem Spieler extrem viel Entscheidungen beim Kampf abverlangt:
1) Wo positioniere ich meinen SC auf der BattleMap
2) Benutze ich Fernkampf oder gehe ich in den Nahkampf?
3) Welche Sonderfertigkeiten setze ich ein?
4) Schalten wir zuerst die schwachen Kämpfer aus? Oder greifen wir zuerst den Stärksten an?
5) Wann ist der Zeitpunkt, an dem wir uns zurückziehen? (Zwei SCs sind bereits bewusstlos am Boden, die restlichen SCs sind sehr geschwächt. - Aber dem Gegner geht es auch nicht besonders gut. - Wenn wir jetzt fliehen, könnten wir uns neu formieren, müssten aber die beiden Bewusstlosen zurücklassen.)

Alles Entscheidungen, die der Spieler und nicht der Würfel trifft. - Und alles Entscheidungen, die über Sieg/Niederlage des Kampfes entscheiden.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Sethomancer am 13.03.2016 | 13:20
Zu dem Theam esrt Würfel dann Beschreiben oder erst Beschreiben dann würfeln, finde ich den Ansatz bei sozialen Proben erst zu würfeln und dann dahingehend eine Rede zu halten zwar intressant, aber im allgemeinen stört mich der Ansatz deshalb, weil man im Allgemeinen ja auch erstmal agiert und dann erst das Ergebnis sieht.
Im Allgemeinen sit es ja normal erstmal sein (geplantes) Vorgehen zu erklären und dann zu sehen (durch Würfeln) welches Ergebnis erzielt wird. Im Prinzip sage ich ja auch nicht bei einer Kampfsituation "So ich würfel mal eine Attacke, ah ja das ist eine 20, dann schlag ich wohl mit, hmm..., ach ja meinem Schwert zu).
Wenn die Rede vorher gehalten wird (oder Beschrieben) und dann gewürfelt wird kann ich mir als SL nicht nur besser überlegen welche äusseren Faktoren jeweils zu einem Erfolg oder Mißerfolg führen, sdondern auch wesentlich besser den Schwierigkeitsgrad der Probe festlegen (bis hin zu das das Vorgehen mich so überzeugt das ich einen Automatischen Erfolg zulasse).
Erst zu würfeln und dannfestzustellen, ach ja ich bin heute so gut drauf, ich mache das jetzt mal so und so finde ich als SL und auch als Spieler befremdlich (also für mich persönlich).
Allerdings habe ich für mich auch den Anspruch als SL, das Scheitern bei einer Probe eher auf äussere Umstände zurückzuführen, die ich als SL ja kontrolliere oder halt den Spieler zu fragen was den jetzt schief gegangen sein könnte um ihm die Hoheit über seinen Charakter zu lassen. Meine Stammspieler kennen das schon und kommen dann zumeist selbständig mit Vorschlägen was wohl schiefgelaufen ist.
Ich sehe das Erklären/ Beschreiben/ Vormachen halt eher als eine Absichtsbekundung (so sollte das jetzt laufen) die durch den Würfelwurf zu ihrer Ausführung kommt und dann bei entsprechendem Ergebniss jeweils angepasst wird.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Swafnir am 13.03.2016 | 13:27
Vorbemerkung:
Ich denke, man muss sich zuerst die Frage stellen: Will ich "Roleplay" oder will ich "Roleplaying Game"? Im Deutschen wird beides mit "Rollenspiel" übersetzt, obwohl das zwei vollkommen verschiedene Sachen sind.

Beim "Roleplay" geht es darum, möglichst eine Rolle zu verkörpern und diese möglichst gut darzustellen. (Man könnte es am ehesten als "Rollenspiel in Richtung Impro-Theater" übersetzen*.)
Beim "Roleplaying Game" geht es darum, ein Spiel zu spielen, bei dem man Rollen verkörpert.  (Man könnte es am ehesten als "Rollenspiel in Richtung TableTop" übersetzen*.)

Je nachdem kann man dann auf Proben verzichten, wenn das Verkörpern der Rolle und nicht die Konfliktresolution im Mittelpunkt steht.

*Disclaimer: Mir ist klar, dass beide Übersetzungen unzureichend sind. Aber eine bessere Übersetzung, der beiden Begriffe fällt mir nicht ein.

Allgemein:
Wenn man das Spielerische in den Vordergrund stellen will, sollten es Herausforderungen für den Spieler geben, aufgrund derer der Spieler Erfolg oder Misserfolg hat.

Ist es wirklich eine gute Idee, den König zu drohen, wenn man als Gefangener zu ihm gebracht wird? Oder ist einschmeicheln vielleicht sinnvoller? Oder sollte man vielleicht einen Ausbruchsversuch wagen, bevor man beim König ist? Oder sich vielleicht lieber kooperativ verhalten?

Wenn es um die Herausforderung geht, sollte hier der Spieler entscheiden, was seiner Meinung nach die erfolgsversprechendste Taktik ist.
Wenn es um die Rollen-Verkörperung geht, kann dagegen ein Würfelwurf ganz sinnvoll sein, um festzustellen, wie sich der SC in dieser Hinsicht verhalten würde. Der Spieler kann dann anschließend das Ergebnis des Würfelwurfes ausspielen.

@ Swafnir
Bei den meisten klassischen Systemen wird dem Spieler extrem viel Entscheidungen beim Kampf abverlangt:
1) Wo positioniere ich meinen SC auf der BattleMap
2) Benutze ich Fernkampf oder gehe ich in den Nahkampf?
3) Welche Sonderfertigkeiten setze ich ein?
4) Schalten wir zuerst die schwachen Kämpfer aus? Oder greifen wir zuerst den Stärksten an?
5) Wann ist der Zeitpunkt, an dem wir uns zurückziehen? (Zwei SCs sind bereits bewusstlos am Boden, die restlichen SCs sind sehr geschwächt. - Aber dem Gegner geht es auch nicht besonders gut. - Wenn wir jetzt fliehen, könnten wir uns neu formieren, müssten aber die beiden Bewusstlosen zurücklassen.)

Alles Entscheidungen, die der Spieler und nicht der Würfel trifft. - Und alles Entscheidungen, die über Sieg/Niederlage des Kampfes entscheiden.

Geschicktes Vorgehen kann man auch bei sozialen Interaktionen genauso spielen. So eine Aufzählung kann ich dir da auch machen. Bloß weil man da in klassischen System nicht daran gedacht hat, heißt es ja nicht dass das in Stein gemeißelt sein muss.

Schau mal GoT - da ist das Intrigensystem auch fast 1:1 das Kampfsystem.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Eulenspiegel am 13.03.2016 | 13:39
Geschicktes Vorgehen kann man auch bei sozialen Interaktionen genauso spielen.
Richtig. Dem habe ich nie widersprochen.

Um es klarzustellen: Bei uns spielt geschicktes Vorgehen in fast allen Bereichen eine wichtige Rolle. (Egal ob Kampf, Soziales, Ermittlung, Einbruch etc.)
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: 1of3 am 13.03.2016 | 13:48
"Einbruch" finde ich als Beispiel jetzt schwierig. Einfach, weil es ein zu weites Feld ist. Klar kriegt man das Fenster auch auf mit einem Fehlschlag, der Sinn war aber vielleicht, es "leise und umbemerkt" aufzumachen. Oder es ist binär...da gibt es dann kein "Ja, aber...", sondern das Schloss bleibt zu. Jetzt kann mann natürlich noch über besondere Erfolge/Misserfolge mit Zusatzdingen sprechen, aber darum geht es ja nicht.

Ich stelle es mir halt gerade bei vielen sozialen Fähigkeiten/Fertigkeiten für mich extrem schwer vor. Da hält ein Spieler bzw. der Charakter eine echt gute Rede und dann sagt der Würfel "1". Da ist ein "Ja, aber..." auch nicht mehr wirklich hilfreich.
Ja, aber Hofschranze B beobachtet deinen Auftritt sehr missgünstig.

Der Witz dabei ist, dass die Komplikationen immer außerhalb des Charakters liegen. Blöde Zufälle oder Sachen, die zuvor unbekannt waren.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Samael am 13.03.2016 | 13:56
Langer Rede, kurzer Sinn: Wie löst ihr das Problem "Rollenspiel vs. Würfeln" am Tisch? Insbesondere, wenn ihr traditionelle Systeme (also mit Fertigkeitslisten etc.) verwendet?

Ich spiele z. Zt. aktiv an fertigkeitsbasierten Systemen nur die WH40k Systeme, die hier ein %-basiertes System aufweisen. D. h. man würfelt auf Attribute (diese liegen ganz überwiegend in einem Wertebereich zwischen 25% und 65%) und erhält einen Bonus von bis zu +30% für eine passende Fertigkeit. Dann wird das noch erschwert je nach Situation von meist -30% (extrem schwierig) über +0% (fordernd) bis +30% (sehr leicht).

Wir handeln soziale Interaktionen wie Wachen ablenken, Gefangene verhören, Beamte oder Ganger einschüchtern, Ordnungskräfte belügen etc. etc. eigentlich fast immer wie folgt ab:

a) Der Spieler formuliert spontan ein bis drei Sätze in direkter Rede die in-game klar stellen was seine Absicht ist.
b) Dann erfolgt der Würfelwurf mit ggf. Zusschlägen die sich aus a) ergeben. Aber Achtung: Hier steht nicht die geschliffene oder atmosphärische Formulierung des Spielers im Vordergrund. Auch wenn wir so etwas begrüßen, ergeben sich Boni (oder Mali) nur aus hintergrundrelevanten Fakten die in a) eingebracht werden. Also wenn die Charaktere spezifische Informationen über z. Bsp. eine Schwachstelle des Gegenübers einbringen. Wenn ein Spieler sich total verhaspelt bekommt er keinen Malus, solange es irgendwie klar wird, worauf sein Charakter hinauswill.
c) Das Ergebnis wird vom SL verkündet.

Gewürfelt wird außerdem nur, wenn es der SL will. Er kann festlegen: Dieser Kommandant der Arbites lässt sich nicht einschüchtern (zumindest nicht in der aktuellen Situation). Oder: Die Türsteher machen eilig Platz sobald einer der schwerbewaffneten Charaktere nur finster guckt. Etc.

Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: ArneBab am 13.03.2016 | 14:45
Spielen, Würfeln, das Ergebnis bestimmt den Preis des Erfolgs. :)
Das finde ich vom Ansatz her klasse — bräuchte aber als Spieler noch die Möglichkeit, zurückzurudern: Was, wenn mir der Preis doch zu hoch ist?
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Chruschtschow am 13.03.2016 | 14:47
Dann machst du als Spieler einen anderen Vorschlag.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Mr. Ohnesorge am 13.03.2016 | 14:48
@Weltengeist
Das heisst xxxxxx zu schreiben im Kontext des Ausstiegs aus einer Runde ist nicht okay.
In den Raum zu stellen *das man das Hobby aufgeben wird* wenn man jemanden von einem anderen Spielstil begegnet ist aber sachlich und konstruktiv?

Wenn sich auf das erste Postings des Threads bezieht: das war eine überspitzte Darstellung einer möglichen Konsequenz. Du weißt schon, ein Stilmittel. Nicht immer alles für bare Münze nehmen.  :o
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: ArneBab am 13.03.2016 | 14:53
Machen wir mal einen Schritt zurück: Warum schreiben wir Zahlen auf und verrechnen sie mit Würfelergebnissen? - Weil wir ab un zu nicht selbst entscheiden wollen, wie es weiter geht.

Das ist nicht der einzige Nutzen. Die Würfelergebnisse geben gleichzeitig eine gewisse Vorhersagbarkeit: Wenn ich etwas auf dem Charakterblatt stehen habe, dann kann ich es nutzen, und es ist klar geregelt, wie damit verfahren wird. Und diese Regelung ist anders als die Vorstellung für alle am Tisch gleich.

Wenn es nicht auf dem Charakterblatt steht, dann ist es für alle anderen am Tisch im Besten Fall unerwartet, und damit vom Wettbewerb-zwischen-Spielern-Standpunkt her ein unfairer Vorteil und vom erzählerischen Standpunkt her nicht motiviert (in Büchern ist es oft problematisch, wenn nicht eingeführte Möglichkeiten genutzt werden, um Probleme zu lösen).

Unser Standardansatz ist: Wenn bekanntermaßen unklar ist, ob etwas klappt (d.h. wenn klar ist, dass gewürfelt werden muss — v.a. im Kampf), dann beschreiben wir, was wir vorhaben, nicht, was wir machen. Oft ist bei passendem Ausspielen und passenden Werten allerdings klar, ob etwas klappt oder schiefläuft. Nur wenn Sozialspieler reine KampfSCs spielen wurde es manchmal schwierig. Meist ließ sich das mit etwas Überzeugungsaufwand lösen: Der KampfSC bekam noch soziale Fähigkeiten und alles passte.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Yney am 13.03.2016 | 15:57
Ich habe meist mit engen Freunden gespielt, ein enges Vertrauensverhältnis macht vieles möglich, was bei bunt zusammengewürfelten Gruppen sicher schwierig wird. Auch die Unterscheidung Eulenspiegels ist meiner Ansicht nach ganz entscheidend dafür, welches Repertoire an Lösungsansätzen in Frage kommt. Ich selbst würde mich deutlich der Rollen spielenden Fraktion (Impro Theater) zuordnen (dies alles nur zur Einschätzung meines Blickwinkels).

Nach etwas grübeln würde ich sagen, dass die "Lösung" (eher ein Aspekt einer solchen) für mich immer war:

Würfeln

Wenn mir als Spielleiter der Ausgang einer Situation nicht klar ist. Ob das daran liegt, dass es wirklich ein "zufälliger" Prozess ist oder ich mir einfach nicht sicher bin spielt dabei keine Rolle.
Beispiele:
Trifft er nu mit seinem Messer, oder trifft er nicht?
Fällt der Wache an der Verkleidung etwas auf?
Der Spieler fragt, ob sein Charakter vielleicht dank Wissensgebiet Schnee & Eis vielleicht mehr über dieses Viech weiß?

Rollenspiel

Überall sonst. Weshalb für mich persönlich (in keiner Weise wertend gemeint) eine Fertigkeit "Überreden" keinen Sinn ergibt.
Beispiele:
Das Messer ist an der Kehle der Geißel - ich muss nicht nachdenken, ob das tödlich enden würde, wenn die Spieler den Bösewicht reizen.
Die Figur des Spielers hat keine Ahnung davon, dass alle Priseldorfler sich das Handgelenk mit Runen ritzen, der Wächter aber (weil ich ihn vielleicht ausgearbeitet habe) schon - blöde Sache, die aber spannend weiter gehen kann.
Das "Viech" wurde vom Stamm des Spielercharakters (den er verlassen hat) viel gejagt - natürlich erinnert er sich.

Sicher keine großartig neue Idee, aber meine simple Herangehensweise (glaube ich).
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Anastylos am 13.03.2016 | 16:44
Ich überlege mir was die Geschichte am besten fördert. Sind das nur schwache Gegner die gegen die Helden keine Chance haben und nur als aufhänger für eine Geschichte dienen? Dann wird nicht gewürfelt. Ist dieser soziale Konflikt wichtig und sowohl Misserfolg als auch Erfolg bringen die Geschichte vorran? Dann wird gewürfelt. Wenn nur ein ergebnis spannend ist wird erzählt und es kommt das Ergebnis raus, oder mit jedem Ergebnis geht die Geschichte weiter, dann wird gewürfelt. Wichtig ist das der Spieler scheitern kann ohne in eine Sackgasse zu geraten.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: 1of3 am 13.03.2016 | 18:32
Das ist nicht der einzige Nutzen. Die Würfelergebnisse geben gleichzeitig eine gewisse Vorhersagbarkeit: Wenn ich etwas auf dem Charakterblatt stehen habe, dann kann ich es nutzen, und es ist klar geregelt, wie damit verfahren wird. Und diese Regelung ist anders als die Vorstellung für alle am Tisch gleich.

Jein. Es ist die Frage, wie wir mit diesen Würfelwürfen umgehen. Das ist man dann bei: Wer sagt wann was gewürfelt wird und was kommt dabei raus? Nur, dass da Zuckerbäcker 17 steht, heißt noch gar nichts.

Es kann natürlich eine Regel geben, dass immer wenn Süßgebäck zubereitet wird, zu würfeln ist und dann gibts vielleicht auch festgelegte Ereignisse.

Oder aber wir würfeln einmal pro Szene und nehmen dann den passensten Wert vom Blatt, was auch Zuckerbäcker sein könnte, wenns eigentlich um ganz was Anderes geht, solange sich irgendeine Verbindung herbeifantasieren lässt. Also in The Pool zum Beispiel.

Oder wir benutzen unseren Wert in Zuckerbäcker vorzugsweise als Trefferpunkte in Konflikten, weil wir auf Zuckerbäcker sowieso nie würfeln. Das wäre PDQ.

Also sicherlich gehört zu jeder notierten Zahl irgendeine Regel, sonst hätten wirs ja nicht aufgeschrieben. Aber diese Regel kann sehr überraschend sein.

Auch muss eine Regel eben nicht verhindern, dass man sich einen "unfairen Vorteil" herbeifabulieren kann. Tatsächlich wird das sogar schwierig, da jede Zuordnung von fiktiven Gegebenheiten auf endliche viele Spielwerte, notwendig Interpretation erfordert. Die Regel kann also höchstens allgemeine Leitsätze vorgeben und eben eine Person in der Runde mit dieser Interpretation beauftragen.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: ArneBab am 13.03.2016 | 19:56
Jein. Es ist die Frage, wie wir mit diesen Würfelwürfen umgehen.
Den Namen Würfelwurf zu nutzen war unsauber, das stimmt.

Nicht der Würfelwurf, sondern die Regel dahinter gibt Vorhersagbarkeit. Und zwar nur gegenüber Crunch-Elementen (um das auf den Crunch/Fluff Thread (http://www.tanelorn.net/index.php/topic,97560.0.html) zurückzubeziehen). Ob gewürfelt wird oder die Regel auf andere Art umgesetzt wird, ist dabei zweitrangig. Selbst „dein linker Nachbar beschreibt“ würde hier funktionieren.

Wenn du Fluff hast, musst du den erst mit Crunch versehen, um diese Vorhersagbarkeit zu bekommen.

Zitat
Also sicherlich gehört zu jeder notierten Zahl irgendeine Regel, sonst hätten wirs ja nicht aufgeschrieben. Aber diese Regel kann sehr überraschend sein.

Wenn die Regel wirklich überraschend ist (und nicht nur, dass jemand auf die Idee kommt, sie jetzt zu nutzen), ist das meiner Ansicht nach ein Problem im Regelwerk. Spätestens wenn jemand sagt „ich verwende das so“, muss allen wie Schuppen von den Augen fallen, dass das geht.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Eulenspiegel am 13.03.2016 | 19:58
Wenn es nicht auf dem Charakterblatt steht, dann ist es für alle anderen am Tisch im Besten Fall unerwartet, und damit vom Wettbewerb-zwischen-Spielern-Standpunkt her ein unfairer Vorteil und vom erzählerischen Standpunkt her nicht motiviert (in Büchern ist es oft problematisch, wenn nicht eingeführte Möglichkeiten genutzt werden, um Probleme zu lösen).
Vom Wettbewerb-zwischen-Spielern-Standpunkt sind wertefreie Systeme (Schach, Halma, Go, aber auch Freeform-RPG) die fairsten Systeme.

Gerade das Zufalls-Element bringt eine gewisse Unvorhersagbarkeit, aber eben auch Unfarinis ins Spiel: Je nach Würfelergebnis hat der eine Spieler unverschuldet Glück und der andere Spieler hat unverschuldet Pech.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Achamanian am 13.03.2016 | 20:43
Zu dem Theam esrt Würfel dann Beschreiben oder erst Beschreiben dann würfeln, finde ich den Ansatz bei sozialen Proben erst zu würfeln und dann dahingehend eine Rede zu halten zwar intressant, aber im allgemeinen stört mich der Ansatz deshalb, weil man im Allgemeinen ja auch erstmal agiert und dann erst das Ergebnis sieht.
Im Allgemeinen sit es ja normal erstmal sein (geplantes) Vorgehen zu erklären und dann zu sehen (durch Würfeln) welches Ergebnis erzielt wird. Im Prinzip sage ich ja auch nicht bei einer Kampfsituation "So ich würfel mal eine Attacke, ah ja das ist eine 20, dann schlag ich wohl mit, hmm..., ach ja meinem Schwert zu).

Ich finde diese Reihenfolge gar nicht so selbstverständlich, und die Analogie zur Attacke passt so auch nicht ganz (weil du in deiner Darstellung den Würfelwurf intuitiv richtig nach der Intentionsbekundung des Spielers platzierst, beim Schwertstreich dagegen vor seiner Intentionsbekundung, s.u.[1])...

Man kann das Ganze aufdröseln in Intention (Was mache ich wie? z.B. ich will eine Rede halten, um die Leute zu überzeugen, das Gildenhaus zu stürmen/Ich will ihm eins mit dem Schwert überbraten, um ihn umzubringen) > Ausführung (wie stelle ich mich dabei an) > Ergebnis (reicht das, um mein Ziel zu erreichen?).

Wenn man das Würfeln mit der Ausführung assoziiert, dann sollte es irgendwann nach Ende von Schritt 1 (Intention) und vor dem Ende von Schritt 2 (Ausführung) stattfinden. Dabei wäre es aber am logischsten, es genau zwischen Schritt 1 (Intention) und Schritt 2 (Ausführung) stattfinden zu lassen, damit man das Ergebnis eben bei der Beschreibung der Ausführung berücksichtigen kann.

Nun gehen die drei Schritte im Spiel oft fließend ineinander über, was ja auch in der Regel so sein soll. Der Spieler fängt mit seiner Rede an, und es wird deutlich, was er beabsichtigt. Irgendwo muss der Schnitt für den Würfelwurf gesetzt werden. Wenn dessen Ergebnis bekannt ist, dann hat man evtl. das Problem, dass es nicht gut zur bisher angespielten Umsetzung passt. Der naheliegendste Schluss ist, die Erzählung dann gemeinsam in eine Richtung zu lenken, die sowohl das bisher gespielte berücksichtigt als auch das gewürfelte Ergebnis erklärt.




[1] Tatsächlich wird vor allem beim Kampf in den meisten RSPs eigentlich normalerweise genau die Reihenfolge Intention > (Würfelwurf) > Ausführung > Ergebnis am striktesten eingehalten. "Ich schlage mit dem Schwert zu (um ihn umzubringen)" - Probe - Beschreibung der Ausführung/Bestimmung des Effekts. Wäre genau analog zu: "Ich halte eine Rede (um sie zur Erstürmung des Gildenhauses zu bringen" - Probe -Beschreibung der Ausführung/Bestimmung des Effekts.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Eulenspiegel am 13.03.2016 | 20:52
Beim Kampf ist das "wie" auch von entscheidender Bedeutung und steht vor dem Würfelwurf:
1) Intention: Ich will den Gegner kampfunfähig schlagen.
2) Wie: Ich benutze die Sonderfähigkeit "Wuchtschlag".
3) Würfelwurf
4) Ergebnis

Und dann gibt es noch den Kampf beim LARP. (Und ja, LARP ist echtes Rollenspiel.)
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Achamanian am 13.03.2016 | 21:04
Beim Kampf ist das "wie" auch von entscheidender Bedeutung und steht vor dem Würfelwurf:
1) Intention: Ich will den Gegner kampfunfähig schlagen.
2) Wie: Ich benutze die Sonderfähigkeit "Wuchtschlag".
3) Würfelwurf
4) Ergebnis


Das wie wird bei fast allen Handlungen zusammen mit der Intention zusammen formuliert; nur eine Intention leitet ja noch keine Handlung ein. Wenn ich "Intention" als Begriff dafür schreibe, ist das abgekürzt (deshalb habe ich ja auch in klammern gesetzt: "Was mache ich wie?"), aber der Kampf nimmt sich da nichts im Vergleich zu anderen RSP-Handlungen.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: 1of3 am 13.03.2016 | 21:33
Es gab damals auch noch eine feinere Teilung: IIEE.

Intent
Initiation
Execution
Effect

Zwischen Intent und Initiation zu würfeln ist die Kirk-Regel. Entsprechend kann der Wurf auch zwischen Initiation und Execution oder Execution und Effect auftreten. Letzteres firmiert dann unter Narrative Truth und ermöglicht das genannte Fail Forward.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Eulenspiegel am 13.03.2016 | 23:51
@ Rumpel
Ich kenne es bei sehr vielen Systemen so, dass das "wie" außerhalb des Kampfes nicht relevant ist.

Dort spielt es keine Rolle, ob ich den Leuten nun eine flammende oder eine besorgniserregende Rede halte. Ob ich einfache Worte oder Fachwörter verwende. (Die Intention ist wichtig. Das "wie" eher weniger.)
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Achamanian am 13.03.2016 | 23:55
@ Rumpel
Ich kenne es bei sehr vielen Systemen so, dass das "wie" außerhalb des Kampfes nicht relevant ist.

Dort spielt es keine Rolle, ob ich den Leuten nun eine flammende oder eine besorgniserregende Rede halte. Ob ich einfache Worte oder Fachwörter verwende. (Die Intention ist wichtig. Das "wie" eher weniger.)

Schon "eine Rede halten" ist doch ein wie.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Eulenspiegel am 14.03.2016 | 00:06
Ich unterscheide zwischen "Ich greife mit einem Schwert an" und "Ich benutze das Sondermanöver Wuchtschlag". Gerade aus Zweiterem wird der Kampf ja erst spannend und es eröffnen sich die taktischen Möglichkeiten für den Spieler.

"Ich halte eine Rede" entspricht dabei "Ich greife mit einem Schwert an."

Beim Kampf hat man also
1) Was mache ich? Mit einem Schwert angreifen.
2) Wie mache ich das? Mit dem Sondermanöver Wuchtschlag.

Beim Sozialen hat man häufig nur:
1) Was mache ich? Eine Rede halten.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Vasant am 14.03.2016 | 12:45
Ich unterscheide zwischen "Ich greife mit einem Schwert an" und "Ich benutze das Sondermanöver Wuchtschlag". Gerade aus Zweiterem wird der Kampf ja erst spannend und es eröffnen sich die taktischen Möglichkeiten für den Spieler.

"Ich halte eine Rede" entspricht dabei "Ich greife mit einem Schwert an."

Beim Kampf hat man also
1) Was mache ich? Mit einem Schwert angreifen.
2) Wie mache ich das? Mit dem Sondermanöver Wuchtschlag.

Beim Sozialen hat man häufig nur:
1) Was mache ich? Eine Rede halten.

Da stimme ich zu, das liegt aber doch meist zumindest zum Teil am dazugehörigen System. Im Regelwerk stehen dann irgendwo feste Manöver, die dann +5 auf Angriff, -1 auf Abwehr und +3,5 auf B-Note bringen, die man immer wieder anwenden kann. Die "kauft" ein Spieler dann und wendet sie immer wieder an, weil er sie halt hat, kennt und weiß, was genau sie tun.
Da es nun aber keine Manöver "Verunglimpfen", "Pauschalisieren" und "absichtliche Fehlschlüsse" gibt / nicht absehbar ist, welche Folgen die haben, werden sie auch nicht so häufig genutzt. Wenn ich die jetzt aber habe und weiß, dass ich "Pauschalisieren" und "absichtliche Fehlschlüsse" kombinieren kann und die gegen die Intelligenz des Publikums einsetze, um mir dann damit einen +10-Bonus auf "Verunglimpfen" zu geben, der mir dann +15 auf die Rede gibt, dann würd ich das ja bei einem geeigneten (also in dem Fall: ausreichend blöden) Publikum auch erwägen. Da aber niemand* so einen Regelhaufen für Reden will, muss man sowas halt irgendwie spontan regeln - und das ist dann entweder angebracht und SL+System geben das her, oder es bleibt bei "würfel ma auf Rede halten".

Mechanische Boni würde ich z.B. vergeben für:
Informationen / Argumente in der Rede verbauen, die man vorher gesammelt hat (-> Bonus auf den Wurf)
Verleumden / Argumente herbeilügen (-> Manöver: Publikum erhält Verteidigungswurf, schlägt der fehl, gibt's einen Bonus auf den Wurf, als wären die Argumente wahr)
Passende Wertvorstellungen oder lokale Sprüche verbauen, im lokalen Akzent reden und mit dem Publikum gegen den Gegner "verbrüdern" (eventuell Wurf drauf nötig, wenn der SC nicht von dort kommt. Bonus auf den Wurf, falls angebracht)
Also Aktionen, für die man entweder anderweitig Zeit und Mühe hereingesteckt hat oder irgendwelche Risiken eingeht.

Ob der Spieler das nun in seinem dazugehörigen Rollenspiel verbaut oder mir indirekt sagt, ist mir für den Wurf recht egal - ich unterbreche aber eventuell sein Spiel an geeigneter Stelle, um einen Wurf zu verlangen. Wenn der Spieler eines nuschelnden, hässlichen Axtzwergkriegers mit der Intelligenz eines Ochsens eine geschliffene Rede vor dem Elfen-Konzil hält, ohne dass sein Rhetorikanfall innerweltlich Sinn ergibt, ist das für mich eventuell eine schöne Rede, aber schlechtes Rollenspiel.
Für fantastisches Rollenspiel seitens des Spielers vergebe ich keine Würfelboni, sondern Applaus und - falls vorhanden - System-Gummipunkte. Falls das Würfelergebnis stimmt, gehe ich in der Erfolgsbeschreibung natürlich auch darauf ein.
Abgesehen von den Gummipunkten belohne ich aber engagierte Rollenspieler nicht spielmechanisch, weil ich davon ausgehe, dass wir zusammen ein Rollenspiel spielen und diese Rollen auch ausspielen, weil es uns einfach Spaß macht. Wer seine Erfolge an den Würfeln herbeierzählen will oder lieber mehr Tabletop-Kämpfe ohne dieses alberne Gerollenspielere spielen will, ist halt bei mir an der falschen Adresse (oder ich bei ihm, je nachdem, wo man halt spielt  ;D). 


*Ha! Das "Von sich auf andere Schließen"-Manöver!
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Chruschtschow am 14.03.2016 | 13:54
Da es nun aber keine Manöver "Verunglimpfen", "Pauschalisieren" und "absichtliche Fehlschlüsse" gibt / nicht absehbar ist, welche Folgen die haben, [...]

/me points at the Burning Wheel rpgs (BW, Mouseguard, Torchbearer).
 Zugegeben, es ist gewöhnungsbedürftig. ;)

Ich habe in einem Torchbearer-Szenario bisher einen sozialen Konflikt gehabt und tatsächlich passte der gut rein und bot mit seiner Resolution einem Weg aus der Misere, dass soziale Konflikte oft sehr willkürlich erscheinen. Vor allem weil die SC verloren haben und der Preis riesig war (ein toter SC). In den meisten Fällen wäre die Akzeptanz eines solches Ergebnisses aus einem sozialen Konflikt eher gering und es wird versucht durch RP jenseits der Werte das Ergebnis abzuändern.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Vasant am 14.03.2016 | 13:58
/me points at the Burning Wheel rpgs (BW, Mouseguard, Torchbearer).
 Zugegeben, es ist gewöhnungsbedürftig. ;)
Ich bezog mich auf Eulenspiegels Post. Sein Beispiel, in dem es diese Optionen nicht gibt, ist ja für solcherlei Systeme, in denen es sie sehr offensichtlich gibt, auch nicht gültig. Für derartige Systeme ist daher auch mein Beitrag zu vernachlässigen. Ich behaupte auch mal, dass das von ihm genannte Problem dort auch nicht oder weniger aufkommt.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Chruschtschow am 14.03.2016 | 14:04
Meine Antwort war auch halb scherzhaft gemeint. Bis mir das Beispiel aus der Torchbearerrunde einfiel, bei der Weltengeists ursprüngliches Problem (Rollenspiel vs. Werte) tatsächlich durch die expliziten  Regeln gelöst wurde. Also ist auch das ein Lösungsweg.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Vasant am 14.03.2016 | 14:06
Ah, sorry für das Missverständnis  :)
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Lord Verminaard am 14.03.2016 | 14:56
Okay, der Thread ist schon auf Seite 4, also eigentlich schon zu spät, aber ich antworte noch mal auf den Ausgangsbeitrag:

Mal von komischen Indie-Spielen abgesehen, gehe ich üblicherweise unabhängig von der Art der Situation so vor, dass zunächst mal frei verhandelt wird. Also wenn der Spieler beschreiben kann, wie der SC über eine drei Meter hohe Mauer kommt, ohne ins Schwitzen zu geraten, indem er z.B. Umgebung oder Ausrüstung einbezieht, fein, dann geht das ohne Wurf. Genauso, wenn der Spieler dem NSC einfach ein überzeugendes Argument liefert, warum er das tun soll, was der SC von ihm will. Umgekehrt, wenn der Spieler etwas will, das einfach keinen Sinn ergibt, z.B. (in einem halbwegs realistischen Setting) aus dem Stand über die 3m-Mauer flanken, oder den NSC überreden, ihm seine geliebte Tochter für 1 Euro zu verkaufen, dann geht das nicht.

Bei diesem Verhandlungsprozess steht das Spiel des Spielers Vordergrund, die Spielwerte sind nur im Hinterkopf. Natürlich erwarte ich, dass der Spieler sich nicht in groben Widerspruch zu den Spielwerten setzt, aber wenn z.B. ein nicht so kluger Charakter trotzdem einen guten Einfall hat, dann passt das schon (Miraculix: "Also, manchmal hat der Junge Geistesblitze.") Für mich als SL gilt natürlich das gleiche, ich spiele ja die NSCs und je nach NSC und Situation gebe ich manchmal auch Vollgas, um dem Spieler Paroli zu bieten. Ein weiterer Punkt ist Dramaturgie, wenn es für den Handlungsverlauf einfach blöd wäre, wenn der SC jetzt scheitert, und der Spieler einen halbwegs erfolgversprechenden Ansatz wählt, dann klappt das auch, der Plot will es so.

Die Probenmechanik kommt dann ins Spiel, wenn weder für noch gegen einen Erfolg eindeutige Argumente sprechen. Dann entscheiden eben die Würfel (Edit: und zwar an genau dem Punkt, wo sich aus dem Verhandlungsprozess die Frage stellt, klappt das jetzt oder klappt das nicht, und danach wird unter Berücksichtigung des Ergebnisses weiter verhandelt). Schwierigkeitsgrad kann man hier mit einfließen lassen, eine allzu feine Granulierung halte ich allerdings für Augenwischerei. Mir reicht hier "normal" und "schwer" als Granulierung völlig aus (plus "klappt" und "klappt nicht").
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Sethomancer am 14.03.2016 | 15:06
Ich glaube man kann sich schon mal darauf einigen, das vor dem Würfelwur die Absichtserklärung (Intention erfolgen muss. Sprich die Erklärung welche Handlung der Charakter plant.
Woran sich jetzt die Gemüter scheiden ist die Frage was nun zuerst erfolgen sollte, die konkrete Beschreibung/Darstellung der Handlung oder der Würfelwurf.

Vorteil der Reihenfolge Darstellung -> Würfelwurf ist, dass das konkrete Vorgehen positiven oder negativen Einfluß auf den Würfelwurf haben kann.
Nachteil der Reihenfolge Darstellung -> Würfelwurf ist das besonders gute/ Schlechte Würfelergebnisse nur indirekt (also durch äussere Einflüsse) sanktioniert werden können.

Vorteil der Reihenfolge Würfelwurf -> Darstellung ist, dass man sein konkretes Vorgehen auf das Ergebniss anpassen kann
Nachteil der Reihenfolge Würfelwurf -> Darstellung ist, daas man den Würfelwurf/die Regeln nicht konkret auf die Planung anpassen kann.

Lösungen wären:

- Man nimmt weiterhin das was einem mehr zusagt oder organischer vorkommt
- Man einigt sich das manche Situationen besser für das eine Vorgehen sind, andere für das Andere (wechselt das Vorgehen also Situationsorientiert
- Man erweitert auf Erklärung der geplanten Handlungsweise -> Würfelwurf -> Darstellung der geplanten Handlungsweise (quasi also beides Zusammen)

Für beide Vorgehernsweisen gibt es Pro und Kontra, so das es halt am ehesten eine Geschmacksentscheidung ist, daselbe gilt natürlich für meine Lösungsansätze die ganz stark vom Gefühl der einzelnen Spielgruppe abhängen. Gibt halt mal wieder keinen Königsweg  >;D
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: ArneBab am 14.03.2016 | 22:27
Vom Wettbewerb-zwischen-Spielern-Standpunkt sind wertefreie Systeme (Schach, Halma, Go, aber auch Freeform-RPG) die fairsten Systeme.

Gerade das Zufalls-Element bringt eine gewisse Unvorhersagbarkeit, aber eben auch Unfarinis ins Spiel: Je nach Würfelergebnis hat der eine Spieler unverschuldet Glück und der andere Spieler hat unverschuldet Pech.
Ob das Unfairness ist, ist eine Frage der Sichtweise. Es reduziert den Anteil der Eigenleistung am Ergebnis und gibt damit auch schwächern Spielern die Chance, von Zeit zu Zeit zu gewinnen.

Ich denke, es ist kein Wunder, dass Gurps mit seiner recht geringen durchschnittlichen Streuung von Ergebnissen bei Taktikern beliebt ist, die v.a. als Spieler gefordert sein wollen.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Maarzan am 14.03.2016 | 22:30
Vom Wettbewerb-zwischen-Spielern-Standpunkt sind wertefreie Systeme (Schach, Halma, Go, aber auch Freeform-RPG) die fairsten Systeme.

Gerade das Zufalls-Element bringt eine gewisse Unvorhersagbarkeit, aber eben auch Unfarinis ins Spiel: Je nach Würfelergebnis hat der eine Spieler unverschuldet Glück und der andere Spieler hat unverschuldet Pech.

Die Würfel sind unparteilich. Denen Unfairnis vorzuwerfen finde ich etwas kindisch.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Eulenspiegel am 14.03.2016 | 22:42
Unfairnis muss nicht unbedingt aus Parteilichkeit herrühren.

Ob man trotz besserer Leistung verliert, weil der Entscheider parteiisch ist.
Oder ob man trotz besserer Leistung verliert, weil der Entscheider die bessere Leistung ignoriert, ändert am Ergebnis nicht viel: Du hast trotz besserer Leistung verloren.

Im realen Leben sind (unparteiische) Schicksalsschläge auch selten fair. Im Spiel sind Schicksalsschläge zwar bedeutend harmloser, das macht sie aber nicht fairer.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: nobody@home am 14.03.2016 | 23:09
"Fairness" ist subjektiv. Mathematisch betrachtet wäre ein "fairer" Wettstreit zwischen N Parteien einer, in dem jede Seite die exakt gleiche Chance auf Sieg hätte, mithin also einer, der sich tatsächlich genauso gut auf einen idealisierten entsprechenden Würfelwurf reduzieren ließe. Aber genau so eine Reduktion beißt sich dann mit dem Anspruch der einzelnen Teilnehmer an sich selbst und die anderen, den Sieg gefälligst durch eigene Leistung (die hier ja gerade der Fairness wegen aus der Gleichung herausgenommen wird) zu "verdienen"...
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: ArneBab am 15.03.2016 | 10:31
Unfairnis muss nicht unbedingt aus Parteilichkeit herrühren.

Ob man trotz besserer Leistung verliert, weil der Entscheider parteiisch ist.
Oder ob man trotz besserer Leistung verliert, weil der Entscheider die bessere Leistung ignoriert, ändert am Ergebnis nicht viel: Du hast trotz besserer Leistung verloren.
Das geht davon aus, dass „Leistung“ klar definiert ist. Ist beim Rollenspiel immer klar, was die Leistung ist? Wenn immer die besten Taktiker gewinnen, wie wird dann die Leistung derer honoriert, die toll beschreiben, aber halt kein Verständnis für Taktik haben? Wie wird die Leistung derer honoriert, die gut improvisieren können?

Dazu kommt die Frage, wie du „fair“ bemisst. Wenn du etwas besser bist als ich, weil du 20% mehr trainiert hast, wirst du bei bestimmten binären Entscheidungen immer gewinnen — weil du immer das kleine bisschen besser bist als ich. Du hast aber nur 20% mehr investiert. Ist Winner-takes-it-all fair?

Außerdem sorgt das Zufallsmoment dafür, dass eine Herausforderung auch dann spannend ist, wenn sie nicht exakt die Schwierigkeit trifft, bei der du dich anstrengen musst, um zu gewinnen. Du musst trotzdem auf der Hut vor Zufällen sein, also mehr Sicherheit erarbeiten (wobei völlige Sicherheit oft nicht erreichbar ist, so dass du deine Leistung in einer offenen Herausforderung misst: wie gut kann ich werden?).

Zu viel Zufallsmoment kann dagegen dafür sorgen, dass die eigene Leistung sich wertlos anfühlt.

Die meisten Rollenspiele navigieren zwischen beiden Extremen.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Boba Fett am 15.03.2016 | 10:50
Wie löst ihr das Problem "Rollenspiel vs. Würfeln" am Tisch?

Ich lasse das die Spieler entscheiden.
Meistens wird erst gewürfelt und dann umschrieben.

Oder eben anders herum und dann muss der Spieler nachliefern,
warum die gute Beschreibung nicht zum gewünschen Ergebnis führte.
Natürlich unter Assistenz von Vorschlägen aller Beteiligten.

"Ich mache meiner Angebeteten schöne Augen und .... *umgarngeschwafel*" -Würfel- "....oh ein Popel, haps!" ;)
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: NARF! am 2.04.2016 | 04:36
Ich lasse das die Spieler entscheiden.
Meistens wird erst gewürfelt und dann umschrieben.

Oder eben anders herum und dann muss der Spieler nachliefern,
warum die gute Beschreibung nicht zum gewünschen Ergebnis führte.
Natürlich unter Assistenz von Vorschlägen aller Beteiligten.

"Ich mache meiner Angebeteten schöne Augen und .... *umgarngeschwafel*" -Würfel- "....oh ein Popel, haps!" ;)

+1  :d

Läuft bei uns ähnlich. Ich nenn das mal "laissez-faire".

Unsere Spieler besetzen mit ihren Charakteren selten exklusive Nischen, das heißt sie kommen sich rein wertetechnisch auch nicht unbedingt in die Quere. Genauso vertraue ich als SL darauf, dass sie ihre Charaktere auch getreu ihrer Werte und ihres Konzepts im Rahmen vernünftig ausspielen. Auf den Bogen zu verweisen und mit dem Finger zu wackeln, weil die Handlung vermeintlich nicht mit den Werten übereinstimmt ist mir auch zuwider, deswegen sind wir dahingehend großzügig. Es kam in der Vergangenheit nur ein paar Mal vor, dass unsere Laberbacken am Tisch ab und zu daran erinnert werden mussten, dass ihre Charaktere aber eigentlich nicht als die großen Sozialmonster ausgelegt sind und darauf folgte im Grunde auch immer nur ein "oh achso, stimmt ja! Sorry.. *würfel*.. äh, ich glaub nich, dass mich der Wachmann durchlässt. Jemand nen Knüppel dabei?!"

Kann schon sein, dass man dadurch manchmal die mechanische Herangehensweise vernachlässigt und die Würfel hauptsächlich für Kämpfe und klassische Proben herangezogen werden, das scheint bei uns allerdings Niemanden großartig zu stören. Auf der anderen Seite scheinen viele immer wieder sehr glücklich darüber zu sein, Szenen wie "Verführung", Überredungen oder andere soziale Proben auch einfach unmittelbar an die Würfel zu deligieren und dann aus dem Ergebnis was zu machen. Ich glaube das ist für einige - mich eingeschlossen - oft einfach ne gute Stütze, wenn man gerade spontan keine geniale Idee hat, wie der Dialog oder die soziale Interaktion aussehen könnte. Kommt auch immer stark auf den Kontext an. So gesehen benutzen wir Würfel auch gerne mal als shortcuts, um weniger wichtige Szenarien schnell abzuhandeln (machen wahrscheinlich viele so).

Ich bin auch kein großer Fan davon, alles über diese Werte abzuhandeln. "Suchen und Finden" ist ein sehr gutes Beispiel dafür. Wenn etwas wirklich verdammt gut versteckt ist (oder das Finden und nicht etwa das Besitzen desselbigen absolut elemanter Bestandteil einer Quest ist) lass ich die Würfel sprechen. Sonst geh ich einfach mal davon aus, dass je nach Gründlichkeit der Suche "was-auch-immer" auch gefunden wird. Die Schwierigkeit liegt eh oft nicht dabei, die richtige Schublade zu finden, sondern in den Raum zu kommen, indem die Kommode mit besagter Schublade ist, bzw. zu wissen oder zu ahnen, dass sie da ist. Auch hier sind die Würfel vor allem in groben Szenarien mehr ein Shortcut.

Kurz:

"Du willst den riesigen Historienflügel der Bibliothek nach einer seltenen Abschrift der Chronik über die Drachenkriege absuchen? Na gut, dann würfle mal." -> Ja.

"Nach eurer langen Suche und den unzähligen bestandenen Abenteuern erreicht ihr endlich die Bibliothek eures Erzrivalen, des alten Hexenmeisters. Irgendwo in dem Turmzimmer MUSS die Formel für den Gegenzauber sein, um den König von Revaydin zu retten. Würfelt mal alle auf "suchen" - alle nen Patzer? Ja, Pech gehabt. Ihr glaubt, dass die Formel definitiv nicht hier ist und zieht weiter." -> NEIN.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Eulenspiegel am 2.04.2016 | 16:31
Soziales wurde ja jetzt ausführlich diskutiert.

Aber was mich interessieren würde: Wie macht ihr das bei Ermittlungsabenteuer? Geht ihr da genau so vor:
Das heißt, guter Wurf: Euer SC kann die Hinweise richtig kombinieren.
Schlechter Wurf: Euer SC kombiniert die Hinweise fehlerhaft.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: 1of3 am 2.04.2016 | 16:46
Guter Wurf: Stelle eine Frage.

Die einzig sinnvolle Methode für Nachforschungen oder Wissen zu würfeln. Man kann die genaue Gestalt der Frage einschränken, z.B. nur Ja/Nein. Aber das ist DIE Methode.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: nobody@home am 2.04.2016 | 17:19
"Nach eurer langen Suche und den unzähligen bestandenen Abenteuern erreicht ihr endlich die Bibliothek eures Erzrivalen, des alten Hexenmeisters. Irgendwo in dem Turmzimmer MUSS die Formel für den Gegenzauber sein, um den König von Revaydin zu retten. Würfelt mal alle auf "suchen" - alle nen Patzer? Ja, Pech gehabt. Ihr glaubt, dass die Formel definitiv nicht hier ist und zieht weiter." -> NEIN.

Das ist aus meiner Sicht weniger eine Frage von "Rollenspiel oder Würfeln?", sondern einfach ein Knackpunkt im Abenteuerdesign an sich. Gibt's von dieser Formel nur genau eine Kopie, die sich nur an genau einem bestimmten Punkt in der Welt befinden darf, und kann man den König auf keine andere Weise retten? Dann sind wir ohnehin schon ziemlich deutlich auf dem Railroading-Expreß und können auch genausogut sicherstellen, daß die Spielercharaktere die Formel auf jeden Fall finden, ohne daß das den Kohl noch wesentlich weiter fett macht -- das an diesem Punkt dann plötzlich von einem Würfelergebnis oder der Spielertagesform in Rollenspiel-Performance abhängig machen zu wollen, wäre Augenwischerei.

Würfeln oder rollenspielern können wir dann immer noch, um beispielsweise festzulegen, wie schnell sie die Formel finden (falls das unklar ist und Zeitdruck besteht, weil z.B. der Hexenmeister selbst plötzlich nach Hause kommen könnte) oder ob sie neben der reinen Formel noch mit irgendetwas anderem Nützlichen abziehen.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Chruschtschow am 2.04.2016 | 18:27
Dann sind wir ohnehin schon ziemlich deutlich auf dem Railroading-Expreß und können auch genausogut sicherstellen, daß die Spielercharaktere die Formel auf jeden Fall finden, ohne daß das den Kohl noch wesentlich weiter fett macht [...]

Scheitern ist doch weiterhin eine Option oder? Dann geht der König halt ex.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Sethomancer am 2.04.2016 | 19:09
Das ist dann wiederum eine Frage des individuellen Spielstils. Die eine Runde sieht das halt als herausfordernden Plottwist, für die andere Gruppe wäre der Abend gelaufen.
Was aber immer noch gilt ist, dass wenn man schon mit der Eisenbahn fährt, man halt nicht noch auswürfeln muss ob man an der Bahnstation aussteigt oder im Zug hängenbleibt. Da wird halt mehr für das wie, wie schnell und wie stylish gewürfelt (oder ausgespielt) und nicht das ob und was (und bloß nicht ein Warum sonst kommt der Schaffner).
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: nobody@home am 2.04.2016 | 19:24
Scheitern ist doch weiterhin eine Option oder? Dann geht der König halt ex.

Wobei es mich nach der angedeuteten langen Zeitspanne (lange Suche, unzählige bestandene Abenteuer) ohnehin wundert, daß er das anscheinend immer noch nicht längst ist. :)

Aber ja, Scheitern ist zumindest prinzipiell immer noch eine Option. Die Gruppe muß ja erst mal wieder raus aus der Bibliothek, dann wahrscheinlich zumindest zurück ins Königreich, wenn wir dem Gegenzauber keine weltweite Reichweite andichten wollen...eventuell braucht der Spruch auch noch ein paar exotische Materialkomponenten, die der Hexenmeister nicht unbedingt selbst vor Ort gelagert hat...und wenn sie erst einmal zurück sind, ist zuhause vielleicht schon gar nicht mehr jeder daran interessiert, den König unbedingt zu retten...da geht schon noch einiges, um die Sache interessant zu gestalten, das muß man also nicht zwingend an "ihr könnt die einzige Formel, die nach dem Gebot von MIR, EUREM SPIELLEITER euer Problem lösen kann, an dem einzigen Ort in der Spielwelt, wo ICH ihre einzige Kopie plaziert habe, halt leider nicht finden" festmachen.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: ArneBab am 2.04.2016 | 19:28
Scheitern ist doch weiterhin eine Option oder? Dann geht der König halt ex.
Ich fände es sehr unbefriedigend, am Ende wegen einem Suchen-Wurf zu scheitern.

Viel spannender wäre es, wenn ein schlechter Wurf dafür sorgen würde, dass wir in Schwierigkeiten geraten und harte Entscheidungen treffen müssen. Wir können immernoch die Formel holen, aber sie liegt tief in der Kiste (wir sehen die Ecke, aber wir müssen die Kiste erst ausräumen, damit die Formel nicht zerreißt), so dass wir den Turm 10 Runden lang gegen Angreifer halten — und vielleicht wichtige Ausrüstung aufbrauchen, um unseren Rückzug zu sichern.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Chruschtschow am 2.04.2016 | 20:04
`Tschuldigung, ich hätte meinen Punkt ruhig etwas weiter ausführen können. Nach langem Rumgequeste an einer Probe hängenzubleiben, ist natürlich lahm (was mit Fail Forward natürlich... blabla... lest einfach ältere Beiträge von mir in diesem Thread). Ich empfand nur: "Das ist die einzige Niederschrift des Rezepts für das Gegengift" nicht als Eisenbahn, weil ich recht offen gegenüber "dann müssen wir ein eigenes erfinden, denn ofensichtlich gibt es ein Rezept" oder "dann müssen wir den Halbgott der Apotheken bequatschen, denn der kennt sicher das Rezept" bin. Und natürlich: "Oh, wie dramatisch! Der arme König! Stellen wir uns gut mit der Palastgarde, der Presse und dem Geheimdienst, killen den Erstgeborenen und heiraten die älteste Tochter." ;)

Spieler machen sowas viel zu selten.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: ArneBab am 2.04.2016 | 20:15
`Tschuldigung, ich hätte meinen Punkt ruhig etwas weiter ausführen können. Nach langem Rumgequeste an einer Probe hängenzubleiben, ist natürlich lahm (was mit Fail Forward natürlich... blabla... lest einfach ältere Beiträge von mir in diesem Thread). Ich empfand nur: "Das ist die einzige Niederschrift des Rezepts für das Gegengift" nicht als Eisenbahn, weil ich recht offen gegenüber "dann müssen wir ein eigenes erfinden, denn offensichtlich gibt es ein Rezept" oder "dann müssen wir den Halbgott der Apotheken bequatschen, denn der kennt sicher das Rezept" bin. Und natürlich: "Oh, wie dramatisch! Der arme König! Stellen wir uns gut mit der Palastgarde, der Presse und dem Geheimdienst, killen den Erstgeborenen und heiraten die älteste Tochter." ;)
Klingt gut :)
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Sethomancer am 3.04.2016 | 01:08
`Tschuldigung, ich hätte meinen Punkt ruhig etwas weiter ausführen können. Nach langem Rumgequeste an einer Probe hängenzubleiben, ist natürlich lahm (was mit Fail Forward natürlich... blabla... lest einfach ältere Beiträge von mir in diesem Thread). Ich empfand nur: "Das ist die einzige Niederschrift des Rezepts für das Gegengift" nicht als Eisenbahn, weil ich recht offen gegenüber "dann müssen wir ein eigenes erfinden, denn ofensichtlich gibt es ein Rezept" oder "dann müssen wir den Halbgott der Apotheken bequatschen, denn der kennt sicher das Rezept" bin. Und natürlich: "Oh, wie dramatisch! Der arme König! Stellen wir uns gut mit der Palastgarde, der Presse und dem Geheimdienst, killen den Erstgeborenen und heiraten die älteste Tochter." ;)

Spieler machen sowas viel zu selten.
Als Spielleiter finde ich es echt cool wenn die Spieler einfach selber mal so in den Plot eingreifen, da fängt meiner Meinung nach erst der Spaß an. Ich profitiere ja schließlich auch von der Kreativität der Spieler (sonst könnte ich auch ein Buch schreiben). Im generellen tendiere ich sowieso dazu Szenarien ohne "Generallösung" zu konzipieren um halt nicht die Spieler in eine Richtung zu drängen (finde ich Lahm), bemerke allerdings, das ich viele Spieler damit "kalt erwische" weil das wohl nicht so gewöhnlich ist.
Als Spieler bin ich immer wieder überrascht wie sehr das andere SL überfordert wenn ein Spieler (was ich gerne mache) mit eigenem Lösungsansatz für ein Problem um die Ecke kommt. Für mich ist es ein wichtiger Bestandteil des Spiels mir zu überlegen welche Lösungen meinem Charakter einfallen, und meist fällt einem ja auch was ein.
In der Hinsicht fänd ich so eine "aussichtslose" Situation wie in o.g. Beispiel auch ein nette Herausforderung zum Out-of-the-Box-thinking und ich hätte Spaß damit (Sowohl als SL als auch als Spieler) aber dafür braucht es halt auch die richtige Gruppe.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: nobody@home am 3.04.2016 | 09:32
Stimmt schon, in der Regel lohnt es sich nicht, sich auf einen einzigen vorgegebenen Plot zu versteifen. (Auch wenn professionelle Abenteuerschreiber gerne in gerade diese Falle zu tappen scheinen -- na ja, die sind natürlich auch letztendlich dazu verdammt, etwas abzuliefern, das sich erst einmal für ihre Auftraggeber in den Verlagen so liest, als könnte man Geld dafür verlangen...)

Ich würde wahrscheinlich schlicht mit einer Ausgangssituation und ein paar darin verwickelten NSC und Ideen dazu anfangen und dann sehen wollen, was die Spieler daraus machen. Der Hexenmeister Fiesomantus hat den König zur Salzsäule erstarren lassen. Im Hintergrund intrigieren bereits die ersten Intriganten. Was nun?

-- Selber ein Gegenmittel entwickeln: Nicht einfach, weil sich Fiesomantus selbstredend nicht gleich von jedem dahergelaufenen Zauberlehrling die Butter vom Brot nehmen läßt, könnte aber klappen. Eventuell Suche nach speziellen Ritualkomponenten.

-- Mysteria die Magierin aufsuchen, der der König zwar eigentlich sch...egal ist, die sich aber gegen den einen oder anderen "kleinen" Gefallen gerne bereit erklären könnte, ihrem alten Rivalen Fiesomantus eins auszuwischen. Natürlich will sie auch erst einmal gefunden und überredet werden, und die Gefallen könnten es in sich haben.

-- Fiesomantus selber einen Besuch abstatten. Einerseits die offensichtlich gefährliche Option, auch, weil er in einer recht guten Position ist, die Gruppe schlicht zu erpressen, solange der Fluch noch nicht rückgängig gemacht ist. Andererseits, wenn man den König nur entsalzt und sich dann die Sonne auf den Bauch scheinen läßt, ist der Hexenmeister ja immer noch frei und kann sich jederzeit etwas Neues einfallen lassen...früher oder später kommt es also wohl eh zum Showdown, die Frage ist nur, wann.

-- Die königliche Salzsäule königliche Salzsäule sein lassen und sich in die Intrigen um die Nachfolge stürzen. Nicht unbedingt so ganz die feine Art, aber machbar. Je nachdem, warum der Hexenmeister den König eigentlich verflucht hat, kann er entweder immer noch aktiv mitmischen oder auch vornehm außen vor bleiben, weil ihn das alles schon nichts mehr angeht. Vielleicht versuchen jetzt ein paar loyale NSC noch, dem König selbst zu helfen, und schaffen das auch irgendwann, vielleicht beschließt er auch seine Tage einsam in irgendeinem Keller; hängt mit davon ab, welche Seite die SC wie kompetent unterstützen.

-- Die ganze Geschichte überhaupt ignorieren und lieber nach ein paar Goblins zum Schnetzeln suchen. Mist, jetzt muß die SL doch wieder improvisieren. ;) Geht aber auch -- dann finden sich halt beizeiten ein paar Monster, die um Schläge betteln, und wie die Geschichte um den König ohne SC-Intervention weitergeht, kann sich die SL bis zur nächsten Sitzung nach Geschmack zurechtfabulieren.

Und das sind jetzt nur so die Ideen, die mir spontan einfallen, ohne dabei die potentielle Gruppe mit ihren Fähigkeiten und Motiven näher zu kennen. Wüßte ich mehr über die Spieler und ihre Charaktere, könnte ich das Szenario wahrscheinlich auch entsprechend besser auf sie persönlich zuschneidern. (Das Problem mit der Idee, für all das jeweils detaillierte Schritt-für-Schritt-Anweisungen zu liefern und das Gesamtpaket in ein einziges Fertigabenteuermodul zu schnüren, sollte auch spätestens jetzt offensichtlich sein...)
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Chruschtschow am 3.04.2016 | 13:43
Um mal nicht allzu weit vom Thema abzukommen:

Ein offener Umgang mit dem Verlauf der Handlung entspannt auch den Umgang mit Proben. Es gibt doch immer irgendwo die Stelle, an der eine misslungene Probe einen Flaschenhals verstopft, wenn es denn einen festen Plot gibt, der durch diesen Flaschenhals durch muss. Dagegen steht, dass eine weiterfassende Interpretation einer misslungenen Probe mit "Ja, aber..." nicht allzu weit vom Handlungsweg abgelenken kann, denn es gibt ihn nicht oder in flexibler Form.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: NARF! am 4.04.2016 | 16:30
Ich fände es sehr unbefriedigend, am Ende wegen einem Suchen-Wurf zu scheitern.

Nur kurz als Anmerkung: darauf wollte ich mit meinem Beispiel im Grunde hinaus, gerade weil das "Suchen als Wert/Probe"-Beispiel auch im OP schon drin war.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Issi am 20.06.2016 | 14:28
1. Frage : Ist es wirklich eine Bestrafung für mich, wenn ein anderer Spieler einen Bonus bekommt, den er sich erspielt hat?
Zu 1. Rollenspiel ist ein Gemeinschaftsspiel. Die Gruppe gewinnt immer zusammen.
Wenn der linke Stürmer also ein Tor schießt, gewinnt jeder im Team, auch der rechte Außenverteidiger und sogar der Torwart immer mit. :-) Wenn ich selbst diese Ideen nicht habe, bekomme ich zwar keinen Bonus, aber ich erleide auch keinen Malus.
In den meisten Fällen gibt es auch zusätzlich zum Spiel immer einen Würfelwurf.
Den bekomme ich als Spieler auch ohne besondere Ideen. Dieser Fertigkeitswert entspricht einem  Normwert, der unabhängig von der jeweiligen Spielweise ist. Wenn ich als ideenloser Spieler darauf keinen Abzug bekomme, kann ich auch nicht von einer Benachteiligung sprechen.  Insofern stimmt es zwar, dass der aktivere Spieler durch sein Vorgehen  einen Vorteil erhält. Es ist aber nicht richtig, dass der weniger aktive Spieler dadurch eine Benachteiligung erhält.
Ein Nachteil misst sich immer an der bestehenden Norm. Da der Normale Fertigkeitswert ohne groben Spielfehler auch für den weniger einfallsreichen  Spieler erhalten bleibt, kann man folglich auch von keiner Benachteiligung sprechen. Erst Recht nicht, da man nur zusammen als Team gewinnen kann, bei dem Jeder seine Spieler- und Figurenfertigkeiten zum Optimum der Gruppe einsetzt. Man spielt idealerweise nicht gegeneinander, sondern füreinander.

2.Frage: Haben ich und das Spiel wirklich an Qualität gewonnen, wenn es solche Belohnungen nicht mehr gibt? Und wenn die Fähigkeiten des Spielers von der Figur vollkommen abgekoppelt sind?
Zu 2. Eine Figur ist ein Papier mit Zahlen und Buchstaben darauf, bis der Spieler sie durch seine Art sie zu beschreiben, für sie denken, zu fühlen und zu handeln zum Leben erweckt. Eine Beschränkung der Figuren auf ihre Fertigkeitswerte, würde bedeuten, den Spieler und dessen Gedanken und Ideen nicht mehr zu honorieren oder sie schlimmsten Falls ganz aus dem Spiel zu streichen.
Wenn die Ideen der Spieler keine Relevanz mehr für die Figuren haben, oder entsprechend gewürdigt werden, führt das über kurz oder lang weg von einer Charakterdarstellung  hin zu einer Charaktersimulation. Man zwingt den Spieler in die Position eines Zuschauers, der der Figurenentwicklung mehr zusieht, als sie aktiv selbst zu gestalten.
Um einer "vermeintlichen Benachteiligung" durch den Spielleiter zu entgehen, beschränken sich manche Spieler lieber auf Werte und unterwerfen sich stattdessen  ganz den Würfeln. Dadurch berauben sie sich aber auch der Möglichkeit durch ihre eigenen Ideen auf ihre Figuren  einzuwirken und sie zu entwickeln. Was im Endeffekt nicht mehr Freiheit bedeutet, sondern  im Gegenteil eine noch viel größere Selbstbeschränkung zur Folge hat. Sogar eine, die das Spiel in seiner gefühlten Qualität für den Spieler massiv beeinflusst.
Rollenspiel hat mal als Tabeltop angefangen, insofern kann man da wohl eher von einer Rückentwicklung als von einer Vorwärtsbewegung sprechen.  Eine, die den Spieler wieder zu einem Zuschauer macht, der seine Figur aus der Ferne sieht und sie lediglich bewegt oder führt.
Kann das also ein Fortschritt sein? Einer in die Richtige Richtung? Ganz sicher nicht.

Sowohl die Absicht des Spielers, als auch das Vorgehen seiner Figur sollten mMn. deshalb immer an erster Stelle stehen. Und vor dem Würfelwurf kommen. Was der Charakter tut, muß für den Spieler steuerbar und nachvollziehbar bleiben.




Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: KhornedBeef am 20.06.2016 | 14:54
1. Frage : Ist es wirklich eine Bestrafung für mich, wenn ein anderer Spieler einen Bonus bekommt, den er sich erspielt hat?
Zu 1. Rollenspiel ist ein Gemeinschaftsspiel. Die Gruppe gewinnt immer zusammen.
Wenn der linke Stürmer also ein Tor schießt, gewinnt jeder im Team, auch der rechte Außenverteidiger und sogar der Torwart immer mit. :-) Wenn ich selbst diese Ideen nicht habe, bekomme ich zwar keinen Bonus, aber ich erleide auch keinen Malus.
In den meisten Fällen gibt es auch zusätzlich zum Spiel immer einen Würfelwurf.
Den bekomme ich als Spieler auch ohne besondere Ideen. Dieser Fertigkeitswert entspricht einem  Normwert, der unabhängig von der jeweiligen Spielweise ist. Wenn ich als ideenloser Spieler darauf keinen Abzug bekomme, kann ich auch nicht von einer Benachteiligung sprechen.  Insofern stimmt es zwar, dass der aktivere Spieler durch sein Vorgehen  einen Vorteil erhält. Es ist aber nicht richtig, dass der weniger aktive Spieler dadurch eine Benachteiligung erhält.
Ein Nachteil misst sich immer an der bestehenden Norm. Da der Normale Fertigkeitswert ohne groben Spielfehler auch für den weniger einfallsreichen  Spieler erhalten bleibt, kann man folglich auch von keiner Benachteiligung sprechen. Erst Recht nicht, da man nur zusammen als Team gewinnen kann, bei dem Jeder seine Spieler- und Figurenfertigkeiten zum Optimum der Gruppe einsetzt. Man spielt idealerweise nicht gegeneinander, sondern füreinander.


BEi der EM, Topspieler zum Trainer: "HEy Trainer, kein Problem, ich sitze gerne auf der Tribüne. Auch wenn ich objektiv dann nichts beigetragen habe gewinnt ja trotzdem das Team, also wir alle. Das liegt auch daran, dass meine Norm eben nicht die anderen im Rampenlicht badende Superstars im Team sind, sondern ein fiktiver Normspieler. Oleeoleoleole...."
Ich muss des Teufels Advokat spielen, sorry, die Vorlage (see what I did there) war so gut :)
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: JS am 20.06.2016 | 15:02
Wir fuhren bisher sehr gut damit, daß ein Charakter das kann, was auf seinem Bogen steht, daß aber gleichzeitig die Spieler in Probenmomenten Impulse geben können, um in allen möglichen und logischen Situationen die Proben, Schwierigkeiten o.ä. zu beeinflussen.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Issi am 20.06.2016 | 15:05
Ja die Spieler auf der Ersatzbank.......gibt es auch im RPG.
Aber hey sogar unser Trainer spielt auch immer mit, geistig zumindest, jedenfalls  sieht er so aus! :D.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: YY am 20.06.2016 | 15:06
Und wenn die Fähigkeiten des Spielers von der Figur vollkommen abgekoppelt sind?
Zu 2. Eine Figur ist ein Papier mit Zahlen und Buchstaben daraus, bis der Spieler sie durch seine Art sie zu beschreiben, für sie denken, zu fühlen und zu handeln zum Leben erweckt. Eine Beschränkung der Figuren auf ihre Fertigkeitswerte, würde bedeuten, den Spieler und dessen Gedanken und Ideen nicht mehr zu honorieren oder sie schlimmsten Falls ganz aus dem Spiel zu streichen.

Sinnvoll komplett entkoppeln lassen sich die Bereiche, die durch Werte abgedeckt oder anderweitig auf dem Charakterblatt ersichtlich sind.

Alles andere ist eh mehr oder weniger komplett in Spielerhand; also z.B. Dinge wie IC-Entscheidungen oder langfristige Charakterentwicklung.
Es gibt Systeme, die ein bisschen in diesen Bereichen "wildern", aber dann ist das auch anwendungsfest geregelt*.

Das hat mit einer Reduktion der Figur auf die Werte aber nichts zu tun, nur mit dem Umgang mit diesen Werten und den "ungeregelten" Aspekten.


*Wenn es ein System gäbe, das diese Dinge tatsächlich alle abschließend über Charakterwerte u.Ä. verarbeitet, hätte der Spieler hier wirklich nur noch strategischen Einfluss, nämlich bei der Charaktererschaffung.
Von der enormen spielmechanischen Herausforderung mal abgesehen, hätte ich damit aber auch kein grundsätzliches Problem.

Kann das also ein Fortschritt sein? Einer in die Richtige Richtung? Ganz sicher nicht.

Welche ist denn die richtige Richtung?
Natürlich kann das für manche Spielweisen ein Fortschritt sein.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Issi am 20.06.2016 | 15:09
Ich denke auch eine gute Mischung aus Spielen und Würfeln machts.
Zumindest was soziale Aktionen betrifft, sollte man als Spieler auch mal was ausspielen dürfen.
Was dann durch einen Wurf unterstützt wird.
Aber eben nicht umgekehrt.

Soziale Interaktion,zwischen Charakteren  die nur noch in Würfelschlachten abgehandelt werden, wäre für mich zumindest keine Option.
Bei anderen Fertigkeiten, die der Spieler nicht aktiv ausspielen kann, ist ein Würfelwurf super.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: bobibob bobsen am 20.06.2016 | 15:20
Zitat
Ich denke auch eine gute Mischung aus Spielen und Würfeln machts.
Zumindest was soziale Aktionen betrifft, sollte man als Spieler auch mal was ausspielen dürfen.
Was dann durch einen Wurf unterstützt wird.
Aber eben nicht umgekehrt.

Wieso nicht umgekehrt?
Ich würde das grundsätzlich umgekehrt machen wenn überhaupt (ich muss doch wissen wie sehr ich mich bemühen kann). Wenn es nur um Larifari Sozialaktion ohne Bedeutung für die Geschichte geht würde ich da komplett drauf verzichten, es sei denn meine Mitspieler haben da Lust drauf und kommunizieren das auch. Meine Zeit ist mir dafür zu kostbar.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Issi am 20.06.2016 | 15:23
Bei Larifari gebe ich Dir Recht.Alla ich höre mich mal in der Stadt um oder ich frag mal nach.. Man muß nicht alles ausspielen. Bei wichtigen NSC dagegen nicht. Soviel Zeit muß schon sein.;-)
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: KhornedBeef am 20.06.2016 | 15:25
Wieso nicht umgekehrt?
Ich würde das grundsätzlich umgekehrt machen wenn überhaupt (ich muss doch wissen wie sehr ich mich bemühen kann). Wenn es nur um Larifari Sozialaktion ohne Bedeutung für die Geschichte geht würde ich da komplett drauf verzichten, es sei denn meine Mitspieler haben da Lust drauf und kommunizieren das auch. Meine Zeit ist mir dafür zu kostbar.
Mal abgesehen davon dass die Frage nach dem "Warum" immer legitim ist: Sozialaktion ohne Bedeutung für einen Würfelwurf bedeutet ja noch lange nicht Sozialaktion ohne Bedeutung für die Geschichte.
Bei uns dürften das nur 10-15% der Fälle sein, schätze ich.

Edit: fehlendes Wort. Kommata bleiben jetzt so.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Issi am 20.06.2016 | 15:30
Das stimmt auch, ich kann mich an viele Gespräche ohne Wurf erinnern, die sehr bedeutsam waren für die Geschichte.
Hauptsache es wird überhaupt gespielt und nicht nur noch gewürfelt. ;-)
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Rowlf am 20.06.2016 | 15:43
Die Frage ist und bleibt, wodurch man einen Bonus bekommt: Durch gute Ideen und Argumente oder nur, weil man eine sehenswerte schauspielerische Leistung hingelegt hat.

Wenn das Gewähren des Bonus einzig an der "Schönheit der Schauspielerei" hängt, werden schauspieltalentfreie Mitspieler benachteiligt und zudem wäre mir als SL das viel zu subjektiv. Boni gibt es nur bei knallharten Fakten oder sehr geschickten Vorgehensweisen. Die Darstellungsform ist für mich bezüglich des Bonus absolut irrelevant.

Das gilt für praktisch alle relevanten Situation, nicht nur im Sozialspiel, sondern auch bei Actionsequenzen.

Übrigens ist würfeln auch spielen. Unser Hobby heißt doch Rollenspiel, weil die Würfel rollen sollen. Und nicht Amateur-Schauspiel-Wettbewerb ...  ;)
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Issi am 20.06.2016 | 15:46
Schauspielerei sorgt für schöne Atmosphäre, aber sollte mMn. auch für den Bonus keine Rolle spielen. Sondern nur die Argumente und Ideen. Das sehe ich genauso. ;-)

Ps: Aber man kann auch blöde Ideen wunderbar ausspielen. Das bringt dann zwar keinen Bonus , dafür jede Menge Spielspaß für Alle.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: bobibob bobsen am 20.06.2016 | 16:40
Zitat
Sondern nur die Argumente und Ideen. Das sehe ich genauso. ;-)

Ja aber wer hat die denn der Spieler oder der Charakter den er spielt?
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Pyromancer am 20.06.2016 | 16:47
Wenn ein Mitspieler auf die Frage: "Was macht dein Charakter jetzt?" keine Antwort hat, dann gibt's auch keinen Würfelwurf. Auf was denn auch? "Dumm rumstehen? Klappt!"
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Issi am 20.06.2016 | 16:48
Der Charakter hat zwar einen Wert auf Intelligenz, aber gespielt und gelenkt wird er dennoch durch den Spieler.

Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Maarzan am 20.06.2016 | 16:51
Kernpunkt bei der Aussage ist: Was heißt hier "erspielt". Danach richtet sich, wie die anderen auf den Bonus reagieren: applaudieren oder ihr Gerechtigkeitsempfinden verletzt sehen.

Entsprechend folgt - in Kombination mit denm eigenen Spielvorleiben, ob das Spiel für einen nun so Qualität gewinnt oder verliert.

Doe Beschränkung auf die Spielwertte ist das, was aus dem Ganzen ein Spiel macht und Kreativität erlaubt. Wunschwichsen kann jeder. Und selbstverständlich wird so eine selbstverliebte Show nicht honoriert, welche sich einseitig nicht an die ausgemachten Lietlinien halten will.
Und ein Rahmen bedeutet noch lange nicht von Einfluss ausgeschlossen zu sein. DAS zeigt vielmehr mangelnde Kreativität und Fähigkeit auf Situationen zu reagieren udn mit den Strukturen anderer Leute konstruktiv interagieren zu können.

Fortentwicklung? Klar: Innovation, Evolution, Degeneration!
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Issi am 20.06.2016 | 16:59
Zitat
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...


Das scheint ja ein schlimmes Trauma zu sein. ;)
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Maarzan am 20.06.2016 | 17:02

Das scheint ja ein schlimmes Trauma zu sein. ;)

Ja - und ich versuche andere nach Möglichkeit vor diesem Grauen zu schützen oder wenigstens zu warnen.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Issi am 20.06.2016 | 17:07
 ;D  Das ist sehr lieb!
Es hängt wahrscheinlich auch von der Gruppe und ihrer Zusammensetzung, sowie dem Spielleiter ab. Wenn der seine Lieblinge hat, geht es einem vermutlich wie in der Schule. ;)
Der Spielleiter muß schon einigermaßen objektiv sein, damit Rollenspiel Spaß macht. Das kann ich gut verstehen. Ich hab da jetzt keine schlechten Erfahrungen gemacht, im Gegenteil.


Selbstdarstellung und Charakterdarstellung sind zwei verschiedene Dinge. Ein guter Spielleiter weiß das zu unterscheiden. Er sorgt auch dafür, dass jeder genug Spielanteil bekommt, und nicht nur der bevorzugt wird, der am lautesten schreit.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Kampfwurst am 20.06.2016 | 17:09
1. Frage : Ist es wirklich eine Bestrafung für mich, wenn ein anderer Spieler einen Bonus bekommt, den er sich erspielt hat?
Das Problem ist, dass der Bonus an der Stelle z.B. wie zusätzliche Talente, Fertigkeitspunkte oder was es sonst eben gibt daher kommen kann. Das bedeutet dann natürlich auch, dass ein Spieler der eben sehr redegewandt ist sich die Punkte die er als Bonus bekommen kann sparen kann und stattdessen auf andere Sachen ausgeben kann, und er wird immernoch genau so gut im labern sein wie der Spieler mit dem Charakter, der alle Punkte auf Labertalente und Fertigkeiten gepackt hat. Wenn dann noch dazu kommt, dass der wortreiche Spieler die Initiative in entsprechenden Situationen ergreift, dann ist das Spotlight des anderen Spielers gleich null, und das kann auf Dauer ziemlich deprimierend werden, selbst wenn meine Mannschaft gewinnt.

Ich persönlich finde es sogar noch deprimierender als zu verlieren, wenn meine Seite gewinnt und mein Charakter tolle Dinge bekommt und gefeiert wird, und ich bzw. mein Charakter absolut nichts zum Erfolg beitragen konnten sondern einfach nur in der Nähe waren.

Zitat
2.Frage: Haben ich und das Spiel wirklich an Qualität gewonnen, wenn es solche Belohnungen nicht mehr gibt? Und wenn die Fähigkeiten des Spielers von der Figur vollkommen abgekoppelt sind?
Klar könnte man sagen, dass dann doch der stille Spieler eher einen stillen Charakter spielen soll, aber auch das finde ich nicht sonderlich gut. Klar macht das auf den ersten Blick mehr Sinn, aber dadurch, dass man sich aus seiner Komfort-Zone bewegt kann man durchaus eine Menge lernen und eine Menge Spaß haben, auch wenn das anfänglich sicherlich schwierig sein kann. Das sollte man finde ich unterstützen. Und das bedeutet auch, dass der Spieler dann ggf. mal probieren muss die richtigen Worte zu finden, was anderen sicher leichter fällt. Aber wenn du ihm das abnimmst, oder ihn bestrafst indem er, weil er noch nicht so gut ist, eben keine Boni bekommt, ist das auch ziemlich deprimierend.

Sich zurückhalten und andere Spieler machen lassen, weil das eben die Expertise ihres Charakters, wenn auch nicht des Spielers selbst, ist, ist auch eine schwierige Sache, die durchaus auch gut ist zu lernen.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Issi am 20.06.2016 | 17:15
Hm, ich weiß jetzt nicht welche Systeme ihr spielt, aber wenn jetzt ein redegewandter Spieler eine gut Idee hat, und die entsprechende Fertigkeit, muß er trotzdem würfeln, es sei denn die Idee war genial. Wenn ein Spieler eine gute Idee hat, aber nicht die entsprechende Fertigkeit, dann würde ich ihn auf die Fertigkeit ungelernt würfeln lassen, oder auf eine Eigenschaftsprobe, und die entsprechend erschweren, weil die Fertigkeit eben nicht hat.


Bei Punkt zwei hast Du mich absolut falsch verstanden. Ich bin nämlich absolut der Meinung, dass sich auch stille Spieler sich aus sich heraus trauen sollten und dass der Spielleiter das unterstützt. Aber das tut er mMn. nicht, wenn sie gar keine Argumente oder Ideen brauchen und nur noch Würfeln .
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Kampfwurst am 20.06.2016 | 17:24
Hm, ich weiß jetzt nicht welche Systeme ihr spielt, aber wenn jetzt ein redegewandter Spieler eine gut Idee hat, und die entsprechende Fertigkeit, muß er trotzdem würfeln, es sei denn die Idee war genial. Wenn ein Spieler eine gute Idee hat, aber nicht die entsprechende Fertigkeit, dann würde ich ihn auf die Fertigkeit ungelernt würfeln lassen, oder auf eine Eigenschaftsprobe, und die entsprechend erschweren, weil die Fertigkeit eben nicht hat.
Wenn dann aber der ungelernte Spieler für seine Performance einen Bonus bekommt, der je nach System durchaus stark genug ausfallen kann, dass er en par mit dem gelernten Spieler ist, dann wird das grenzwertig. Gerade im Punkt soziale Konflikte kommt es außerdem oft vor, dass man plötzlich so drin ist, dass man gar nicht mehr würfelt, und dann braucht man auch gar keine Punkte darin um alles zu können.

Zitat
Bei Punkt zwei hast Du mich absolut falsch verstanden. Ich bin nämlich absolut der Meinung, dass auch stille Spieler sich aus sich heraus trauen sollten und das der Spielleiter das unterstützt. Aber das tut er nicht, wenn sie gar keine Argumente oder Ideen brauchen und nur noch Würfeln .
Dann hast du wiederum mich falsch verstanden. Natürlich sollte auch der stille Spieler sich bemühen, aber das wird nunmal gerade am Anfang deutlich anders aussehen als bei anderen Spielern. Wenn diese dann aber (siehe oben) die Sachen sowieso besser hinbekommen, dann wird die Lust da überhaupt was zu probieren sehr schnell verschwinden, und das finde ich sehr schade.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: ArneBab am 20.06.2016 | 17:26
Der Charakter hat zwar einen Wert auf Intelligenz, aber gespielt und gelenkt wird er dennoch durch den Spieler.
Warum hat der Charakter den Wert? ← Suche nach dem gewünschten Einfluss der Intelligenz des Charakters.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Issi am 20.06.2016 | 17:29
Performance ist finde ich das falsche Wort. Wenn dann eine Idee. Und einen Bonus würde ich dann nicht geben, sondern wenn dann nur überhaupt eine kleine Chance.

Sowie ich das erlebt habe, sind viele stille Spieler erst mal vorsichtig und schauen sich an wie andere spielen. Daraufhin trauen sie sich später auch mehr zu spielen. Sie schauen sich  Dinge ab. Und irgendwann ist das kein Problem mehr.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Issi am 20.06.2016 | 17:31
Also der Wert Intelligenz wird meiner Erfahrung nach vor Allem dann wichtig, wenn der Charakter etwas weiß, was der Spieler nicht weiß.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Maarzan am 20.06.2016 | 17:36
Mir fehlt immer noch die Klärung des meines Erachtens bestimmenden Knackpunkt:
Was soll als bonusbringende oder gar systemüberschreibende "Spielerleistung" zählen?

Und da werden unterschiedliche Spielertypen eben sehr unterschiedliche Antworten drauf haben und daher auch ganz unterschiedliches Gewicht den fixierten Regeln zuschreiben.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: nobody@home am 20.06.2016 | 17:38
Das "nur noch würfeln" halte ich, offen gestanden, ein bißchen für einen Strohmann. Daß man bitteschön dem SL erst mal ungefähr verklickert, was man eigentlich vorhat, bevor man überhaupt würfeln darf, sollte eigentlich einigermaßen selbstverständlich sein...oder wie oft sieht man in der Praxis tatsächlich z.B. folgendes:

SL: "Ihr kommt in eine Stadt... <beschreib>"

Spieler: "Okay, ich würfel mal gerade auf Klettern...natürliche 20, haha!"

Alle anderen: "Alles klar." <Spiel geht weiter>?
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Issi am 20.06.2016 | 17:40
Die Spielerleistung ist die Idee selbst. Wie macht meine Figur das? Wie geht sie vor?
Kann das so in dieser Situation unter diesen Umständen funktionieren?
Ist das Ziel unter diesen Umständen überhaupt erreichbar? Oder ist es absurd?(Kann ich mit Anlauf eine hundert Meter breite Schlucht überspringen?)
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Maarzan am 20.06.2016 | 17:44
Wer bewertet das und nach welchen Maßstäben?
Eine "Idee" an sich wäre erst einmal jeder Gedanke und damit jede Spieleräußerung.

 
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Issi am 20.06.2016 | 17:46
Der Spielleiter bewertet Situationen anhand der Logik der Spielwelt. Es ist zwar eine Fantasywelt, aber kein Schlaraffenland. Auch hier gibt es ja Gesetze wie Zeit, Entfernung, Schwerkraft usw.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Maarzan am 20.06.2016 | 17:52
Und wenn zur Logik der Spielwelt auch noch die (durch Spielwerte vorzugsweise gut dokumentierte) Geschichte der Spielercharaktere gehört, wären wir sogar auf derselben Linie. Meine Diskussionen hatte ich aber üblicherweise mit Leuten, die da etwas deutlich anders sahen.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Issi am 20.06.2016 | 18:00
Zitat
Meine Diskussionen hatte ich aber üblicherweise mit Leuten, die da etwas deutlich anders sahen.

Spielleiterwillkür ist immer blöd. Egal wo sie auftaucht. Wenn es zu massiver Ungerechtigkeit kommt, soll ja immer mal wieder passieren, dann ist das mMn. oft mehr ein menschliches Problem als ein ein Regelfehler.
Ich verstehe auch die Intention sich mit Regeln davor zu schützen, obwohl es vermutlich besser wäre das Gespräch zu suchen. Vielleicht lässt sich da Manches klären. Manches vielleicht auch nicht. Ansonsten bin ich für :

"Love it, change it or leave it."


Meiner Erfahrung nach kann eine homogene Gruppe mit fairem Spielleiter auch mit schwierigen Regeln einigermaßen spielen. Umgekehrt ist problematischer. ;)
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Maarzan am 20.06.2016 | 18:09
Ich habe früher viel an offenen Spieletreffs gespielt mit wechselnden und oft auch neuen Spielern. Und es ist nicht immer der Spielleiter, der da Probleme mit Regeln hat.
Gerade beim <"Rollenspiel" vor Würfeln> im sozialen Bereich habe ich so einige erlebt, die Laut und bestimmt mit Gut verwechselt haben.

Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Issi am 20.06.2016 | 18:11
Ich weiß, das erklärt auch warum viele Spieler irgendwann beschließen: Das will ich so nicht mehr!
Ich finde es immer gut wenn Spielleiter auch mal Spieler sind, damit sie nicht vergessen wie sich das anfühlt.
Umgekehrt kann das auch eine wertvolle Erfahrung sein.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Oberkampf am 20.06.2016 | 19:23
Mir leuchtet das mit den Argumenten nicht ein. Zwar bin ich weiß Gott kein Realismusfanatiker am Spieltisch, aber ein bisschen Glaubwürdigkeit muss schon sein. Und das Argumente eine soziale Situation entscheiden ist unglaubwürdig, sorry. Bestenfalls entscheidet ein Gemengelage aus Ausstrahlung, Erwartung, sozialem Status, Auftreten und anderen Faktoren. Im Spiel wird das repräsentiert durch die Werte, z.B. Charisma.

Wie bei jeder anderen Probe ist es einer Gruppe natürlich unbenommen, beliebige Modifikatoren aufgrund irgendwelcher beliebiger (!) Beschreibungen in den Wurf einfließen zu lassen. Man kann eine Athletikprobe positiv modifizieren, weil ein Spieler die Umwelt in der Beschreibung geschickt ausnützt, oder die Aktion besonders gut/schlecht zum Genre passt oder warum auch immer. Aber warum ein "gutes Argument" ein besserer Modifikator in einer sozialen Probe sein soll, als es eine schöne Rede ohne jede Substanz, ein symbolisches Handeln mit Hinweis auf den angeblichen Willen der Götter, die Nennung einflussreicher Freunde oder irgendeine andere Nebenaktionen ist, kann ich nicht verstehen. 
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Eulenspiegel am 20.06.2016 | 22:37
Das "nur noch würfeln" halte ich, offen gestanden, ein bißchen für einen Strohmann. Daß man bitteschön dem SL erst mal ungefähr verklickert, was man eigentlich vorhat, bevor man überhaupt würfeln darf, sollte eigentlich einigermaßen selbstverständlich sein...
Dass das keiner macht, ist schon klar. Das ist aber die logische Konsequenz von dem, was einige fordern.

In der Rhetorik spricht man hier von einem Reductio ad absurdum (https://de.wikipedia.org/wiki/Reductio_ad_absurdum). Oder anders ausgerdückt: "Wenn dein Argument stimmen würde, dann müsste der Spieler immer würfeln und keine Entscheidungen selber treffen. Wir sind uns aber einig, dass das total bescheuert ist und niemand machen will. Daraus folgt (als Kontraposition (https://de.wikipedia.org/wiki/Kontraposition)) dass das Argument falsch ist."

Oder noch anders ausgedrückt: Man will dem Gegenüber nicht unterstellen, dass er so spielt. Im Gegenteil: Man unterstellt ihm, dass er nicht so spielt. Diese Spielweise (die er nicht tätigt) wäre aber die logische Konsequenz aus seinen Argumenten.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Maarzan am 20.06.2016 | 22:53
Dass das keiner macht, ist schon klar. Das ist aber die logische Konsequenz von dem, was einige fordern.


Wenn das so gefordert würde, wäre die Beschreibung richtig.
Sehen tu ich das jetzt mal nicht, aber vielleicht kannst du ja ein Beispiel zeigen.
Bis dahin würde ich auch zum Strohmann tendieren. 
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Forlorn am 21.06.2016 | 00:13
Beschreibungen sind als Wurfmodifikatoren immer problematisch. Ein RL-Bergsteiger, dessen Charakter nicht so gut im Bergsteigen ist, kann ja noch so toll beschreiben, wie sein Charakter klettert. Er beschreibt dennoch einen Vorgang, den sein Charakter nicht können/wissen kann. Unproblematisch ist Rollenspiel nach dem Würfeln: der Wurf auf Klettern gelang sehr gut -> der Spieler beschreibt den Vorgang und kann sogar sein RL-Profiwissen einbringen, denn der Charakter hatte halt Glück oder durch Zufall eine neue, effektive Klettertechnik gefunden. Der Wurf misslang -> der Spieler beschreibt den Misserfolg interessant/dramatisch.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: bobibob bobsen am 21.06.2016 | 00:15
Zitat
Der Spielleiter bewertet Situationen anhand der Logik der Spielwelt. Es ist zwar eine Fantasywelt, aber kein Schlaraffenland. Auch hier gibt es ja Gesetze wie Zeit, Entfernung, Schwerkraft usw.

Wieso?
Es gibt ja auch genügend Systeme die die Spielwelterschaffung in die Hände aller Beteiligten legen.

Deiner Logik folgen wäre mir zu anstrengend als SL. Ich müsste mir ja merken wann ich für was irgendwann mal in den letzten 35 Jahren welchen Bonus vergegeben habe, denn was ich gar nicht mag ist das mal so und später anders zu handhaben. Meiner Erfahrung nach fühlen sich da meine Mitspieler viel schneller ungerecht behandelt als wenn ich konsequent immer die gleiche Methode anwende.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: YY am 21.06.2016 | 00:19
Deiner Logik folgen wäre mir zu anstrengend als SL. Ich müsste mir ja merken wann ich für was irgendwann mal in den letzten 35 Jahren welchen Bonus vergegeben habe, denn was ich gar nicht mag ist das mal so und später anders zu handhaben.

Solange sich deine Betrachtungsweise nicht über die Jahre verschiebt, solltest du doch in ähnlichen bis gleichen Konstellationen auch sehr ähnliche bis gleiche Boni vergeben (haben).
Ich würde mir da selbst blind vertrauen  :)
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Forlorn am 21.06.2016 | 00:25
Die Spielerleistung ist die Idee selbst. Wie macht meine Figur das? Wie geht sie vor?
Kann das so in dieser Situation unter diesen Umständen funktionieren?
Ist das Ziel unter diesen Umständen überhaupt erreichbar? Oder ist es absurd?(Kann ich mit Anlauf eine hundert Meter breite Schlucht überspringen?)

Ich finde, dass das System die Idee geben sollte, nicht die Spielerleistung. Je "offener" ein Regelsystem ist, desto stärker wird der Konflikt zwischen Rollenspiel und Würfeln.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Eulenspiegel am 21.06.2016 | 00:34
Wenn das so gefordert würde, wäre die Beschreibung richtig.
Sehen tu ich das jetzt mal nicht, aber vielleicht kannst du ja ein Beispiel zeigen.
Gerne.

Schau dir zum Beispiel den letzten Post #143 (http://www.tanelorn.net/index.php/topic,97547.msg134387983.html#msg134387983) an. Dort wird gewünscht, dass nicht die Spieler, sondern das System die Ideen liefern soll.

Zum aktuellen Klettern:
Allgemein finde ich Klettern ein schlechtes Beispiel. Ich denke, hier ist es normal, dass man würfelt. (Ausnahme vielleicht, wenn man das Rollenspiel zum wandern (http://www.tanelorn.net/index.php/topic,98510.0.html) mit LARP-Elementen schmückt.)

Viel interessanter ist doch folgende Situation: Die SCs finden eine Leiche und wollen die Tat aufklären.
Sollen die Spieler nun entscheiden, wie sie die Tat aufklären? Oder würfeln sie einfach auf "Tatort untersuchen"?
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Forlorn am 21.06.2016 | 01:00
Gerne.

Schau dir zum Beispiel den letzten Post #143 (http://www.tanelorn.net/index.php/topic,97547.msg134387983.html#msg134387983) an. Dort wird gewünscht, dass nicht die Spieler, sondern das System die Ideen liefern soll.

Zum aktuellen Klettern:
Allgemein finde ich Klettern ein schlechtes Beispiel. Ich denke, hier ist es normal, dass man würfelt. (Ausnahme vielleicht, wenn man das Rollenspiel zum wandern (http://www.tanelorn.net/index.php/topic,98510.0.html) mit LARP-Elementen schmückt.)

Viel interessanter ist doch folgende Situation: Die SCs finden eine Leiche und wollen die Tat aufklären.
Sollen die Spieler nun entscheiden, wie sie die Tat aufklären? Oder würfeln sie einfach auf "Tatort untersuchen"?

Zum System, das Ideen liefert: das macht Edge of the Empire sehr schön, mit den Würfelpools, die erst interpretiert werden müssen, bevor man wirklich sagen kann, wie eine Aktion genau abläuft.

Die Situation mit dem Tatort ist ein richtig gutes Beispiel für den Kern der Problematik! Wenn die Würfel eine körperliche Aktion simulieren, nehmen wir das so hin und sagen: "12 gewürfelt, alles klar, du erklimmst den Hang". Wenn die Würfel intellektuelle Leistungen simulieren sollen, finden wir das aber langweilig und müssen den eigenen Hirnschmalz benutzen. Ich wette, keine Spielgruppe untersucht einen Tatort "in character". Jeder denkt selbst nach und analysiert die Situation "out of character". Das hat sich halt so eingebürgert. Oder war jemals ein/e Spieler/in so ehrlich, bei einer richtig guten Idee in einem Ermittlungsabenteuer zu sagen: "Mein Charakter ist zu doof, das kann der mit Int 10 nicht wissen." So kommt man in diesem Kontext doch nicht voran.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Issi am 21.06.2016 | 08:20
Wofür Argumente bei sozialen Aktionen? Ganz einfach- Eine Figur ist keine Kletterwand. Sie wird durch einen Spielleiter oder Spieler gespielt. Es handelt sich daher nicht um Spielsteine oder Pappfiguren. Auch die Figuren selbst haben oft bestimmte Intentionen und Hintergründe. Um eine andere Figur zu überzeugen, zu überreden und sie mir gewogen zu machen braucht es Argumente. Und die müssen plausibel bzw. nachvollziehbar sein. Warum glaubt der NSC meiner Figur doch, obwohl er sie hasst? Warum bricht der NSC seinen Eid, obwohl er das nicht will? Warum hilft der NSC meiner Figur, obwohl ihn das selbst in Schwierigkeiten bringt?
Es ist mMn. Teil des Rollenspiels, dass eine Spielwelt mit ihren Figuren nachvollziehbar und glaubwürdig bleibt.


Mich stört es persönlich sehr, wenn in Filmen Dinge passieren, die so absurd und unlogisch sind, dass ich sie nicht mehr nachvollziehen kann. Ähnlich geht es mir im Rollenspiel. Wenn die Welt oder wichtige Charaktere unglaubwürdig werden, kann das einem die Spielwelt  echt vermiesen und kaputt machen. - Alla -das passiert jetzt einfach weil die Würfel das sagen, (aber ohne Logik und Grund)
Ein gewisse Nachvollziehbarkeit muß schon sein. Gerade in sozialen Konflikten. Es sind ja keine MenschärgereDich Figuren aus Holz.


Im übrigen frage ich mich: Wer sagt eigentlich, dass die Denkleistung der Spieler nicht genauso Teil eines Spiels ist?
Es gibt kaum ein Spiel das ganz ohne Spielertaktik auskommt. Schach ist reines Taktik Spiel, aber selbst Risiko, Siedler von Catan, ja sogar die Werwölfe vom Düsterwald erwarten vom Spieler eine gewisse Denkleistung die ich von einem Rollenspieler sehr wohl erhoffen kann.

Rollenspiel ist zwar kein Cluedo, aber es erfordert vom Spieler doch eine gewisse Bereitschaft selbst zu überlegen und sich einzubringen. Wenn jemand sich dazu entscheidet einen besonders dummen Charakter zu spielen, so wird der Spieler in der Regel dennoch mitgrübeln, wenn es um die Lösung des Abenteuers geht.

Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: KhornedBeef am 21.06.2016 | 08:36
[...]Oder war jemals ein/e Spieler/in so ehrlich, bei einer richtig guten Idee in einem Ermittlungsabenteuer zu sagen: "Mein Charakter ist zu doof, das kann der mit Int 10 nicht wissen." So kommt man in diesem Kontext doch nicht voran.
Metagaming is Heresy! *BLAMMBLAMMM!*
Spaß beiseite, ich bin so ehrlich, und nicht der Einzige. Das kann dann auch ruhig einer der anderen Spieler aufgreifen.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: bobibob bobsen am 21.06.2016 | 08:55
Zitat
Eine Figur ist keine Kletterwand. Sie wird durch einen Spielleiter oder Spieler gespielt.

Von wem wird denn die Kletterwand gespielt?
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Greifenklause am 21.06.2016 | 09:00
Metagaming is Heresy! *BLAMMBLAMMM!*
Spaß beiseite, ich bin so ehrlich, und nicht der Einzige. Das kann dann auch ruhig einer der anderen Spieler aufgreifen.

Im Grunde ist es doch einfach:
Was kann der Spieler? kaum-passabel-gut
und was kann die Spielfigur? kaum-passabel-gut
Schon klar, dass wir Wohlstandsbürger in körperlichen Dingen eher zu "kaum" tendieren und im Wissensbereich eher zu "gut" (bei Mystik schon wieder weniger.

Wenn man das beachtet, wird relativ schnell klar, wo der Spieler schlechter ist als seine Spielfigur und wo besser.
Im gesellschaftlichen Bereich von Barbaren und Psychopathen auf der einen Seite und Superbarden und Meisterintriganten auf der anderen Seite abgesehen, dürfte es aber relativ deckungsgleich sein.
Für manche Wissenstalente gilt das gleiche: Der Spieler kennt das Regelwerk, dafür lebt der Charakter in der Welt und/oder hat passende Werte.
Überall, wo annähernde Deckungsgleichheit herrscht, habe ich also gar kein Problem, wenn ausgespielt statt gewürfelt wird oder gar sich beides ergänzt.

Erst, wenn der Meisterintrigant mal wieder nen Berserker spielt oder der Schweigsame den Barden (und ähnliche Konstellationen oder Sub-Bereiche einzelner Charaktere) weise ich hinundwieder darauf hin, doch bitte den Charakter zu spielen (erster Fall) oder biete entsprechende Würfelwürfe an (zweiter Fall).

Aber im Gros ergibt sich das Problem eher selten bei meiner Sichtweise.

Umgekehrt erwarte ich auch, dass ein durchschnittlicher Charakter auch in allen zweitrangigen Fertigkeiten in etwa soviel kann wie ICH,
(natürlich gegenrechnet gewisse Vorteile eines Wohlstandsbürgers auf der einen Seite und eines Mittelaltermenschen auf der anderen Seite)
wodurch sich knackige Würfe auf Allerweltstaten/wissen schon verbieten, weil man das "halt kann".
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Issi am 21.06.2016 | 09:14
Zitat
Von wem wird denn die Kletterwand gespielt?

Fall es sich bei der Kletterwand um einen magisch beseelten Stein handeln sollte, mit Gesicht, der auch sprechen kann, würde der selbstverständlich auch vom Spielleiter gespielt.

Im normalen Fall würde sie nur beschrieben werden.;-)
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: bobibob bobsen am 21.06.2016 | 09:30
Das macht für mich keinen Unterschied. Denn du unterscheidest zwischen Kommunikation und andere Formen von Herausforderungen. Für die Kommunikation möchtest du dich von den allgemein gültigen Regeln abwenden (die die Aktionen der SC bestimmen) und diese auf die Ebene der Spieler ziehen (zumindest teilweise). Das ist natürlich dein gutes Recht nur wird daraus kein bessers Rollenspiel sondern meist schlechteres denn du verläßt ja deinen Charakter und wechselst auf die Spielerebene.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Greifenklause am 21.06.2016 | 09:31
Fall es sich bei der Kletterwand um einen magisch beseelten Stein handeln sollte, mit Gesicht, der auch sprechen kann, würde der selbstverständlich auch vom Spielleiter gespielt.

Im normalen Fall würde sie nur beschrieben werden.;-)

Und wenn es dann eine Kletterwand ist, die "du oder ich" auch ohne Probleme erklettern können oder der Spieler eine Idee hat,
a) die auch der Charakter haben könnte
b) dazuführen würde, dass "du oder ich" die Kletterwand auch ohne Probleme erklettern könnten,
würde ich KEINE Kletternprobe verlangen.

Gute Rollenspiel (tm) zeigt sich auch darin, die Charaktere nicht als Voldeppen darzustellen.
Das sind größtenteils normale Menschen, ergänzt um ein paar übernatürliche Fähigkeiten
und nur ein paar sind Legastheniker, Körperkläuse oder Sozialhorste im Vergleich zum Spieler...

(Bei manchen Fertigkeiten ist das anders, keine Frage, aber bei vielen greift der GMV und "Was könnten du und ich"-Vergleich durchaus)
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Vasant am 21.06.2016 | 09:46
Zum System, das Ideen liefert: das macht Edge of the Empire sehr schön, mit den Würfelpools, die erst interpretiert werden müssen, bevor man wirklich sagen kann, wie eine Aktion genau abläuft.

Die Situation mit dem Tatort ist ein richtig gutes Beispiel für den Kern der Problematik! Wenn die Würfel eine körperliche Aktion simulieren, nehmen wir das so hin und sagen: "12 gewürfelt, alles klar, du erklimmst den Hang". Wenn die Würfel intellektuelle Leistungen simulieren sollen, finden wir das aber langweilig und müssen den eigenen Hirnschmalz benutzen. Ich wette, keine Spielgruppe untersucht einen Tatort "in character". Jeder denkt selbst nach und analysiert die Situation "out of character". Das hat sich halt so eingebürgert. Oder war jemals ein/e Spieler/in so ehrlich, bei einer richtig guten Idee in einem Ermittlungsabenteuer zu sagen: "Mein Charakter ist zu doof, das kann der mit Int 10 nicht wissen." So kommt man in diesem Kontext doch nicht voran.

Ich find das Beispiel ehrlich gesagt nicht so super. Bei uns werden Tatorte z.B. in character untersucht, dafür gibt's ja extra Fertigkeiten und Spezialisierungen. Wenn ich als Spieler irgendeinen hochkrassen Ermittler mit Faible für Zigarren spiele, komme ich doch nie und nimmer darauf, dass der kleine Rest Asche dort zu einer Zigarre der Marke XY gehört und ne wichtige Spur ist. Der Charakter schon. Deshalb hat der ja extra Punkte in die Fähigkeit und ne Spezialisierung zur Untersuchung des Tatorts versenkt, um son Zeug zu finden, während der Kollege Gerichtsmediziner natürlich Hinweise an der Leiche entdeckt, die darauf schließen, dass der Täter 1,55 m groß und Linkshänder ist.
Da gibt's echt Gruppen, bei denen erwartet wird, dass der Spieler des Detektivs darauf kommt, die paar Krümel Asche auf Herkunft zu untersuchen und der vom Gerichtsmediziner automatisch mögliche Gegnergrößen checken soll? Da ist man dann ja als Mitspieler total aufgeschmissen, wenn man nicht beruflich in dem Feld arbeitet oder die kompletten Romanreihen von Doyle, Christie und Konsorten verschlungen hat (da klaut der SL dann ja eh, oder so). Was, nur Tatortgucker? Raus!*  ~;D

*in der Runde gibt's übrigens tatsächlich ein Agatha Christie-Nerdgirl, welches aber gar keinen Ermittler spielt, während der Spieler des Ermittlers erschreckend schlecht bei diesem ganzen Ermittlerkram bescheid weiß. Würden die nicht in-character arbeiten und würfeln, wäre das total der Absturz. Aber warum soll ich in nem Rollenspiel Leute zwingen, Rollen zu spielen, die sie eh schon verkörpern?
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Crimson King am 21.06.2016 | 09:50
Solange sich deine Betrachtungsweise nicht über die Jahre verschiebt, solltest du doch in ähnlichen bis gleichen Konstellationen auch sehr ähnliche bis gleiche Boni vergeben (haben).
Ich würde mir da selbst blind vertrauen  :)

Aktuelle Stimmung, Sympathie für den Mitspieler und andere weiche Faktoren nehmen da sicherlich Einfluss.


Oder war jemals ein/e Spieler/in so ehrlich, bei einer richtig guten Idee in einem Ermittlungsabenteuer zu sagen: "Mein Charakter ist zu doof, das kann der mit Int 10 nicht wissen." So kommt man in diesem Kontext doch nicht voran.

Grundsätzlich sollte man nicht annehmen, dass vergleichsweise dumme Menschen niemals gute Ideen haben können. Und dass Spieler das Wissen des Charakters einschränken, kommt im Grunde ständig vor. Auf der anderen Seite weiß der Charakter ja auch eine Menge Dinge, von denen der Spieler keine Ahnung hat.

Es gibt für die ganze Problematik im Grunde zwei unterschiedliche, aber meines Erachtens gleichwertige Ansätze:

Fortune in the Middle: der Spieler beschreibt, was er erreichen will. Dann würfelt er, falls dies notwendig ist, und beschreibt bzw. spielt seinen Charakter anhand des Würfelergebnisses aus.

Fortune in the End: der Spieler beschreibt, was er erreichen will und wie es es zu erreichen gedenkt. Soziale Situationen werden ausgespielt. Erst danach wird gewürfelt. Auf Basis des vom Spieler beschriebenen oder auf Charakterebene ausgespielten Vorgehens wird der Würfelwurf ggf. modifiziert oder sogar obsolet.

Es ist im Übrigen falsch, anzunehmen, dass bei Fortune in the Middle nur die Würfel entscheiden. Der Spieler entscheidet, was der Charakter tun will, und legt damit das Ziel und die Schwierigkeit der Aktion implizit mit fest. Wenn ein sozial inkompetenter Charakter ein Rededuell gewinnen will, ist das in Hinblick auf herausforderungsorientiertes Spiel nun mal schlechtes Vorgehen, weil die Siegwahrscheinlichkeit niedrig ist. Für die Story kann das Ergebnis im Übrigen toll sein. Hier kommt man aber wieder an den Punkt, an dem man über unterschiedliche Spielstile diskutieren müsste, und spätestens da lösen sich alle angeblichen Widersprüche zwischen Rollenspiel und Würfeln in Luft auf.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Luxferre am 21.06.2016 | 10:10
"Von wem wird eigentlich die Kletterwand gespielt?"

Leute, Ihr macht mich fertig  ~;D
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Greifenklause am 21.06.2016 | 10:31
Grundsätzlich sollten gute Ideen belohnt werden, sei es, dass man darauf verzichtet zu würfeln, wo man es sonst nicht getan hätte, sei es dass man den Wurf erleichtert.

Erst wenn Charakter und Spieler in der Fertigkeit/Situation arg voneinander abweichende Qualitäten haben, ergibt sich doch überhaupt erst die hier erörterte Problematik.

EDIT:
Die Handlung lebt ja von den Spielfiguren wie den (Ideen der) Spieler(n) gleichermaßen. Warum eines von beiden bestrafen? Oder die Interaktion hindern? Besser beides zusammen!
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: nobody@home am 21.06.2016 | 10:53
"Von wem wird eigentlich die Kletterwand gespielt?"

Leute, Ihr macht mich fertig  ~;D

Na ja, streng genommen sind ja eventuelle NSC genausowenig reale Personen wie die Kletterwand plötzlich auf Abruf "in echt" im Wohnzimmer materialisiert und jetzt bitteschön mit Realwelt-Fertigkeiten überwunden werden will. Von daher sind die beiden Situationen schon irgendwie vergleichbar. ;)

(Und als bekennender Fate-Fan muß ich sowieso ein "Klar, natürlich kann man die Kletterwand auch als eigenständigen Charakter behandeln!" loswerden. Die hat dann halt einen Fertigkeitswert in "Kletterversuche Abwimmeln" -- vielleicht sogar einen in "Gegen Klettermaxe Aktiv Zurückschlagen" -- und einen Aspekt wie "Uiuiui, sieht von hier unten aber ganz schön schwierig aus". Wer's also möchte... ~;D)
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Greifenklause am 21.06.2016 | 11:05
Hauptsache Spaß!

"Würfeln zuerst!"-Ideologie ist für den (meinen) Spielspaß genauso schädlich wie soziale Konflikte NIE auszuwürfeln oder diese "am Charakter vorbei" zu lösen.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Issi am 21.06.2016 | 11:55
Ich finde auch eine gute Mischung aus Spielen (oder zumindest argumentieren) und Würfeln machts ;-)

Erst legt der Spieler ein Ziel fest, das er erreichen will.
Dieses Ziel muß aber erreichbar sein, zumindest theoretisch. (Die Schlucht darf nicht zu breit sein, damit der Charakter die Chance hat sie zu überspringen, der NSC muß die Figur  hören können, damit sie  überhaupt mit ihm reden kann)

Zweitens gilt es herauszufinden Wie- Beim Springen ist das relativ einfach. Man nimmt Anlauf und macht hüpf.
Die Schlucht wird sich nicht verändern. Sie bleibt wie sie ist, wird weder größer noch kleiner. Ist faktisch unveränderlich und reagiert nicht.

Ganz im Unterschied zu einem denkenden NSC, mit Intentionen und Hintergrund.
Dieser kann im Gegensatz zu einer Schlucht ganz unterschiedlich reagieren, je nachdem, was der Spieler für Argumente hat.
Das Verhalten des NSC ist nicht nur beeinflußbar sondern auch veränderbar, da es sich um ein Wesen handelt.

Genau deshalb kommt es hier auf das Wie an. Wie ich Was zu Wem  sage, hat Einfluß auf den Erfolg.

Und damit auch auf den Würfelerfolg.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: bobibob bobsen am 21.06.2016 | 12:03
Zitat
Ganz im Unterschied zu einem denkenden NSC, mit Intentionen und Hintergrund.
Dieser kann im Gegensatz zu einer Schlucht ganz unterschiedlich reagieren, je nachdem, was der Spieler für Argumente hat.
Das Verhalten des NSC ist nicht nur beeinflußbar sondern auch veränderbar, da es sich um ein Wesen handelt.

Spielt ihr das denn so auch bei SC, sprich sind diese auch beeinflussbar, wenn gute Argumente kommen. denn alles was du nennst ist auch auf SC anwendbar?
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Issi am 21.06.2016 | 12:11
Zitat
Spielt ihr das denn so auch bei SC, sprich sind diese auch beeinflussbar, wenn gute Argumente kommen. denn alles was du nennst ist auch auf SC anwendbar?

Ich nehme mal das Beispiel ein NSC versucht einen SC zu etwas zu überreden und die Argumente erscheinen dem Spieler so plausibel, dass er sagt, ja das passt zu meiner Figur, dass würde sie machen, weil sie sich davon irgendwelche Vorteile verspricht. Vielleicht hat der NSC der Figur ein gutes Angebot gemacht. Zum Beispiel: Wenn Du mir hilfst, bekommst Du zum Dank dieses Schwert.
Wenn die Figur gerade dringend ein Schwert braucht, warum sollte man dann nicht darauf eingehen? Auch ohne Würfelwurf?

Der Spieler kennt seine Figur immer noch am Besten.

Der Spieler hat aber keinen Zwang, dass seine Figur auf diese Argumente hören muß, sie müssen ihn schon überzeugen.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: mattenwilly am 21.06.2016 | 12:12
Grundsätzlich sollten gute Ideen belohnt werden, sei es, dass man darauf verzichtet zu würfeln, wo man es sonst nicht getan hätte, sei es dass man den Wurf erleichtert.

Erst wenn Charakter und Spieler in der Fertigkeit/Situation arg voneinander abweichende Qualitäten haben, ergibt sich doch überhaupt erst die hier erörterte Problematik.

EDIT:
Die Handlung lebt ja von den Spielfiguren wie den (Ideen der) Spieler(n) gleichermaßen. Warum eines von beiden bestrafen? Oder die Interaktion hindern? Besser beides zusammen!

Wobei etwas zu spielen was ich NICHT bin/kann ja durchaus den Spass am RPG ausmacht. "Alltag" kann ich 24/7 spielen ohne mir ne Gruppe oder nen SL suchen zu müssen. Ist nen freies MMORPG das seit verdammt langer Zeit läuft.  Und da braucht es dann den Würfel für die Fälle wo der SC was kann (auch soziales) was ich nicht kann, das aber dazu gehört.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Chruschtschow am 21.06.2016 | 12:13
Spielt ihr das denn so auch bei SC, sprich sind diese auch beeinflussbar, wenn gute Argumente kommen. denn alles was du nennst ist auch auf SC anwendbar?
Ich nicht. RPG mit SL ist immer grundlegend asymmetrisch. Spieler haben das Primat bei Handlungen ihres SC und bei Verhaltensänderungen unter Zwang sollte es aus meiner Sicht immer ein Vetorecht geben.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Crimson King am 21.06.2016 | 12:31
Ich finde auch eine gute Mischung aus Spielen (oder zumindest argumentieren) und Würfeln machts ;-)

Erst legt der Spieler ein Ziel fest, das er erreichen will.
Dieses Ziel muß aber erreichbar sein, zumindest theoretisch. (Die Schlucht darf nicht zu breit sein, damit der Charakter die Chance hat sie zu überspringen, der NSC muß die Figur  hören können, damit sie  überhaupt mit ihm reden kann)

Zweitens gilt es herauszufinden Wie- Beim Springen ist das relativ einfach. Man nimmt Anlauf und macht hüpf.
Die Schlucht wird sich nicht verändern. Sie bleibt wie sie ist, wird weder größer noch kleiner. Ist faktisch unveränderlich und reagiert nicht.

Ganz im Unterschied zu einem denkenden NSC, mit Intentionen und Hintergrund.
Dieser kann im Gegensatz zu einer Schlucht ganz unterschiedlich reagieren, je nachdem, was der Spieler für Argumente hat.
Das Verhalten des NSC ist nicht nur beeinflußbar sondern auch veränderbar, da es sich um ein Wesen handelt.

Mal davon abgesehen, dass es beim Überspringen einer Schlucht schon einige Optionen gibt, die die Sache erschweren oder erleichtern können (mit Stab springen, sich von jemandem Schwung geben lassen, Gewicht reduzieren etc.), ist die Frage, ob eine Schlucht eine Intention hat, gar nicht so trivial, wie sie am Anfang erscheint.

Bei den gängigen simulationistischen Ansätzen ist sie in der Tat nur eine Schlucht.
Spielt man storygetrieben, ist die Schlucht ein Hindernis, das je nachdem, ob und wie sie überwunden wird, den Verlauf der Geschichte verändert. In diesem Fall lässt sie sich problemlos als Charakter beschreiben, die eigene Fähigkeiten hat, z.B. Windstöße oder Steinschläge verursachen kann, oder Tiere in der Schlucht agieren in helfender oder störender Weise. Muss man so nicht umsetzen, kann man aber.

Ein herausforderungsorientierter Ansatz erlaubt ebenfalls beide Vorgehensweisen.

Dass das Abbilden der Schlucht als Charakter nicht gerade intuitiv ist, versteht sich dabei von selbst. Dieses Vorgehen benötigt eine andere Abstraktionsebene, und darauf hat definitiv nicht jeder Bock. Auch hier gilt: es gibt kein richtig oder falsch, sondern man nimmt das Modell, in dem man sich wohler fühlt und mehr Spaß hat.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Issi am 21.06.2016 | 12:45
Es stimmt, dass die Figur sich selbst verändern und Einfluß auf ihre Fertigkeiten nehmen kann. Zum Beispiel indem sie sich einen Stab zum Springen nimmt, oder vor dem tatsächlichen Sprung Gewicht abwirft. Das beeinflusst sicherlich die Fertigkeit der Figur zu springen, aber die Schlucht selbst der Logik halber nicht.
Wenn sich die Schlucht selbst aber verkleinern oder vergrößern oder in irgendeinerweise verändern würde, in Abhängigkeit vom Würfelwurf, wäre es tatsächlich eine Art "Gummiwelt" die sich erst durch die Würfe der Spieler zurecht formt.
Eine Art  "Wunderland". Die Beschaffenheit der Welt ist quasi nicht fest gesetzt sondern wird erst  durch den Würfel geschaffen.
Selbst Hügel, Häuser , Berge und Landschaften.
Das hat sicher auch einen gewissen Reiz, und einen Hauch von Surealismus, falls jemand Dali kennt.
Kommt vermutlich darauf an in welcher Welt man gerne spielt. ;)


Wo ich ein Problem damit hätte wäre folgendes: Der Spielleiter sagt: Ihr kommt an eine breite Schlucht. Der Spieler fragt : Wie breit ist sie denn? Der SL: Wieso fragst Du? SPL: Ich will drüberspringen? SL: Ok dann würfel mal. SPL: Ja klappt. SL: OK, Du hast es geschafft, war nur eine schmale Schlucht.

Da würde bei mir ständig ein Bildbearbeitungsprogramm laufen. Bei dem sich meine Fantasylandschaft immer ständig im Kopf neu verändert. Ich dachte erst die Landschaft sieht so aus, überlege was ich tue. Dann sagen mir die Würfel: Es sieht doch ganz anders aus.

Ich kenne das so, dass mir der SL genau beschreibt wie die Schlucht aussieht, wie breit sie ist und ich mir dann überlegen kann wie ich vorgehe.


Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: bobibob bobsen am 21.06.2016 | 13:04
Du scheinst solche Systeme nicht zu kennen, aus eigener Erfahrung können sie aber zu einer sehr anschaulichen Welt führen.
Das Beispiel mit der Schlucht ist vielleicht nicht Optimal daher mal aus meiner Zeit eine Geschichte mit einem Sturm durch den die Spieler sich kämpfen müssen.

Der Sturm hat Attribute wie ein SC ( bis auf Body) und greift mit starken Windböhen, Hagel und aufgewirbelten Steinen, er "reagiert" auch auf Handlungen der SC so schwächt sich sein Angriff ab wenn man sich zu Boden wirft oder andere Maßnahmen ergreift. Er kann sogar escalieren und durch sein furcheinflößendes Heulen die Moral und den Geist der Spieler beeinflussen. Er hat eine Motivation (die SC aufhalten)
System war Dogs
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Issi am 21.06.2016 | 13:12
Em nee, so ein System hab ich noch nicht gespielt.
Jetzt verstehe ich auch die Frage von vorhin , "wer spielt die Kletterwand ?"
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Greifenklause am 21.06.2016 | 13:12
Ich nicht. RPG mit SL ist immer grundlegend asymmetrisch. Spieler haben das Primat bei Handlungen ihres SC und bei Verhaltensänderungen unter Zwang sollte es aus meiner Sicht immer ein Vetorecht geben.

Jein!
Was der NSC kann, kann grds auch der SC und umgekehrt.
Wenn man erwartet, dass sich NSC belabern lassen und sich im schlimmsten Fall slapstickhaft benehmen, dann auch umgekehrt.
Meistens ist das ja bereits dadurch gegeben, dass der Spieler seinen SC mit allen Stärken, aber eben auch mit allen Schwächen, die ihm zum Nachteil gereichen, spielt.
DANN bin ich sehr tolerant und schaue auch ggü gelegentlichem "Mach ich nicht!" drüber weg.

Und andere Spieler habe ich kaum noch....
Wenn der Spieler aber gerne die Würfel zu Hilfe nimmt - was sein gutes Recht ist - um sich zB Rabatte oder andere Vorteile zu verschaffen, muss er auch damit rechnen, dass hinundwieder der Spieß umgedreht wird.
-- Muss ja nicht gleich ne Syphillishure sein, mit der der SC im Bett landet
-- Aber ein überteuerter Einkauf oder ein verbilligter Dienst sind immer drin...

" Du hast ein Supergeschäft gemacht: Statt des Schwertes, das du kaufen wolltest, hast noch eine wunderschöne Schwertscheide erstanden und dieses extrem nützliche Waffenöl. Gut, kostete wesentlich mehr als geplant, aber brauchen wirst du das bestihimmt noch... oder nicht.... naja, jeder verliert mal!"
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Oberkampf am 21.06.2016 | 13:25


Die Schlucht wird sich nicht verändern. Sie bleibt wie sie ist, wird weder größer noch kleiner. Ist faktisch unveränderlich und reagiert nicht.


Das ist eine Möglichkeit zu spielen. Aber nicht die einzige. Man kann sagen, die Schlucht ist 5 m breit, und da mit deinem Gepäck rüber zu kommen ist nahezu unmöglich, basta. Oder man sagt: Die Schlucht ist einige Meter breit, drüberspringen erfordert einen Schwierigkeitswurf der Stufe "Heldenhaft", und nach dem Wurf wird erzählt, warum es über die Schlucht ging. Hat der Charakter eine engere Stelle gefunden? Oder einen Höhenunterschied genutzt? Oder wurde der Sprung von einem guten Windstoß begünstigt?

Oder man feilscht vorher um Boni, indem man Spielerwissen einbringt. Genau wie in sozialen Situationen.


Was die Qualität guter Argumente angeht:  Wer glaubt, dass Donald Trump gute Argumente dafür liefert, ihn zu wählen? Oder, dass die Brexitdiskussion rein aufgrund rationaler Argumente entschieden wird?

Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Greifenklause am 21.06.2016 | 13:53
Das ist eine Möglichkeit zu spielen. Aber nicht die einzige. Man kann sagen, die Schlucht ist 5 m breit, und da mit deinem Gepäck rüber zu kommen ist nahezu unmöglich, basta. Oder man sagt: Die Schlucht ist einige Meter breit, drüberspringen erfordert einen Schwierigkeitswurf der Stufe "Heldenhaft", und nach dem Wurf wird erzählt, warum es über die Schlucht ging. Hat der Charakter eine engere Stelle gefunden? Oder einen Höhenunterschied genutzt? Oder wurde der Sprung von einem guten Windstoß begünstigt?

Oder man feilscht vorher um Boni, indem man Spielerwissen einbringt. Genau wie in sozialen Situationen.


Was die Qualität guter Argumente angeht:  Wer glaubt, dass Donald Trump gute Argumente dafür liefert, ihn zu wählen? Oder, dass die Brexitdiskussion rein aufgrund rationaler Argumente entschieden wird?
Das fällt unter "Belabern" oder "Polemik". Nur weil etwas unmorlaisch ist, kann es nichtsdetotrotz einen Wert haben, erst recht auf dem Charakterprotokoll.
Man kann "Gute" Argumente haben
a) iSv "Stichhaltig"
b) iSV "gut vorgebracht"
c) oder iSv "verarscht, glaube ich selbst nicht dran, aber ihr glaubt dran und tut deshalb, was ich will, Yippie"
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Eulenspiegel am 21.06.2016 | 16:32
Ich find das Beispiel ehrlich gesagt nicht so super.
Was würdest du denn für ein Beispiel wählen?

" Du hast ein Supergeschäft gemacht: Statt des Schwertes, das du kaufen wolltest, hast noch eine wunderschöne Schwertscheide erstanden und dieses extrem nützliche Waffenöl. Gut, kostete wesentlich mehr als geplant, aber brauchen wirst du das bestihimmt noch... oder nicht.... naja, jeder verliert mal!"
Da würde sich der Spieler irgendwie verarscht vorkommen.

Wenn ich den Gegenüber überzeugen möchte, die Schwertscheide und das Waffenöl zu kaufen, würde ich wie folgt vorgehen:
1) Beiläufig erwähnen, dass die aktuelle Schwertscheide schon ziemlich abgeranzt ist. Darauf hinweisen, dass hier eine richtig cool aussehende Schwertscheide ist, die zudem noch extra stabil ist. Außerdem ist sie so gesichert, dass man nicht einfach das Schwert verlieren kann. (Dass der SC in seiner bisherigen Abenteuerlaufbahn noch nie sein Schwert verloren hat, verschweigen wir lieber.)

2) Beim Waffenöl würde ich darauf hinweisen, dass dieses vor Rost schützt. Kein Held mag ein verrostetes Schwert. Bisher war man hauptsächlich in mediterranen Gebiet unterwegs. Aber wenn es demnächst in Richtung Sumpf oder Urwald geht, dann ist man über etwas Waffenöl froh. Außerdem kann man das Waffenöl auch noch für zig anderen Sachen verwenden: Zum Beispiel ein Schloss mit einem Dietrich... äh ich meine provisorischen Schlüssel zu öffnen, ist bestimmt leichter, wenn das Schloss gut geschmiert ist. Auch erleichtert es das Schleichen in Rüstung ungemein, wenn die Rüstung weniger quietscht und durch das Öl auch geschmeidiger ist.

DAS wäre eine wesentlich erfolgsversprechendere Überreden-Probe. Und wenn man so vorgeht, kann man auf das Würfeln meistens verzichten und viele Spieler kaufen das Zeug meistens freiwillig. Denn hier hat der Spieler tatsächlich das Gefühl, dass sein SC überredet wurde (teilweise wurde sogar der Spieler überredet).
Bei einer Würfelprobe fühlen sie sich dagegen eher gegängelt.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Maarzan am 21.06.2016 | 17:11
Die Schlucht vergrößert und verkleinert sich nicht durch einen Würfelwurf. Der WÜrfellwurf steht für all die kleinen, wegabstrahierten Einflüsse udn persönlcihen Befindlcihkeiten, welche eben dafür sorgen, dass man eben nicht jeden Tag exakt gleich weit springt.

Nebenbei noch:
Soziale Situationen sind kaum besser "rollenspielbar" als ein detailierter Schwertkampf oder die Reparatur eines Motors. Bei beidem ist man eben nicht vor Ort, hat nicht dieselben Sinneseindrücke und denselben Stress/Emotionen/Hormone wie die Figur und in der Regel auch nicht die entsprecehnden Fertigkeiten udn erafhrungen wie die Sozialisation der Figur.

Und selbst wenn du selbst perfekt wärst scheitert das im Zweifel daran, dass ggf der Spielleiter da nicht mithalten kann. Deshalb kann Basis einer Entscheidung nur sein, was in den Regeln steht oder in solche übersetzbar ist (aka Boni und Mali) damit man eine gemeinsame Sprache spricht.
Die Unterhaltsamkeit der Verpackung ist eine davon unabhängige aber für die Auflösung stark sekundäre Achse.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Issi am 21.06.2016 | 17:33
Zitat
Soziale Situationen sind kaum besser "rollenspielbar" als ein detailierter Schwertkampf oder die Reparatur eines Motors. Bei beidem ist man eben nicht vor Ort, hat nicht dieselben Sinneseindrücke und denselben Stress/Emotionen/Hormone wie die Figur und in der Regel auch nicht die entsprecehnden Fertigkeiten udn erafhrungen wie die Sozialisation der Figur.

Ich würde sagen, das kommt ganz auf die Art an Rollenspiel zu betreiben. Wenn Spieler und Spielleiter  in ihren Figuren drin sind, und sie entsprechend ausspielen, dann kann man als Spieler tatsächlich auch Schweißperlen auf der Stirn haben.
Diese "Spielmagie"funktioniert wunderbar, wenn man die Figuren tatsächlich neben dem Würfeln auch mal spricht. (Wie Larp ohne Kostüm, Schwert und körperlliche Aktion). Man gewinnt dann sehr wohl einen Eindruck vom Gegenüber. Und kann es dementsprechend auch besser einschätzen.

Ps. Es gibt einige Spielleiter die können ihre NSC sehr gut spielen und rüberbringen. Ich finde, das macht schon was aus.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Maarzan am 21.06.2016 | 17:43
Das mit den Schweißperlen glaube ich.
Trortdem gleube ich dass da in der Regel Meilen zwischen der Vorstellung und wie das "real" ablaufen würde liegen - und für jedenBeteiligten liegt das eigene Bild von diesem  "real" auch noch einmal woanders.
Wenn ist so etwas möglich, wenn alle Beteiligten mit diesen Figuren mahwierige Erfahrungen in einem begrenzten Setting haben., Dann beginnen die Leute das Informationsdefizit gegenüber ihren Charakteren aufzuholen und ihre Bildräume abzugleichen. Aber dann bleibt immer noch das Problem letztlich doch nicht real dabei zu sein und limitierte Austauschmittel über diese Situation zu haben.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Issi am 21.06.2016 | 17:52
Zitat
Trortdem gleube ich dass da in der Regel Meilen zwischen der Vorstellung und wie das "real" ablaufen würde liegen - und für jedenBeteiligten liegt das eigene Bild von diesem  "real" auch noch einmal woanders.

Es ist eigentlich nur wichtig, dass Alle am Tisch ein ähnliches Kopfkino haben. Es muß nicht identisch sein. Wenn etwas unklar ist, kann man als Spieler auch nachfragen.Umkehrt kann das auch der Spielleiter. Allein an der Mimik, lässt sich viel ablesen. Auch wenn man in Echt nicht wie ein Ork oder Troll aussieht, macht Sprache und Mimik eine Menge aus.Manchmal hilft es noch ein Bild zu haben, wie die Figur ungefähr aussieht. Dann haben Alle am Tisch das Gleiche vor Augen.
Als würde man einen Film drehen, nur ohne  Set und die Kostüme.

Manchmal hilft es auch einen Plan zu haben, egal ob Raum, Burg, oder Dungeon. Damit alle das Gleiche Setting vor Augen haben.
Ich finde es immer gut wenn man die SC und NSC vom Aussehen her beschreibt oder ein Bild hat. Wenn man keines hat, hilft auch mal die Erinnerung an Film und Fernsehen weiter,
z. B. sieht aus wie Arnold Schwarzenegger, nur mit Narbe im Gesicht. Oder der Händler ähnelt Nicolas Cage.

Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Maarzan am 21.06.2016 | 18:03
Wie gesaht - da trennen wir uns. Ich glaube dass in der Hinsicht ergeblich was fehlt und entsprechend jede Menge Raum für Missverständnisse und Probleme.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: ArneBab am 21.06.2016 | 22:49
Wer sagt eigentlich, dass die Denkleistung der Spieler nicht genauso Teil eines Spiels ist?
Sie ist Teil des Spiels, aber auf einer anderen Ebene als die Regeln. Wo unklar ist, auf welcher Ebene eine Situation entschieden wird, gibt es Schwierigkeiten. Das kann z.B. passieren, wenn ein Char soziale Fertigkeiten hat, die er aber nicht anwenden darf, weil die Situation ausgespielt wird, während ein anderer Char Kampffertigkeiten hat, die er wenn die Situation ausgespielt wird sehr wohl anwenden darf.

Um das aufzulösen, nutzen wir manchmal die Methode, dass es für erfolgreiche soziale Wettstreite Tipps gibt, die in der Diskussion genutzt werden können — von „das wirkt seltsam“ bis „so kriegst du ihn sicher“. Einzelheiten: http://www.1w6.org/deutsch/sl-tipps/soziale-fertigkeiten-nutzen

Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: ArneBab am 21.06.2016 | 22:50
Oder war jemals ein/e Spieler/in so ehrlich, bei einer richtig guten Idee in einem Ermittlungsabenteuer zu sagen: "Mein Charakter ist zu doof, das kann der mit Int 10 nicht wissen." So kommt man in diesem Kontext doch nicht voran.
Jupp. Wir hatten mal einen SR Troll, der einfach wirklich dumm war, und der Spieler hat das auch gespielt. Was riesigen Spaß gemacht hat.

Ich habe auch schon häufiger Ideen unerwähnt gelassen, weil mein Char realistischerweise nicht darauf kommen konnte.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: ArneBab am 21.06.2016 | 22:53
Es ist eigentlich nur wichtig, dass Alle am Tisch ein ähnliches Kopfkino haben. Es muß nicht identisch sein. Wenn etwas unklar ist, kann man als Spieler auch nachfragen.
Für unklare Situationen gibt es doch eigentlich die Regeln: Die funktionieren für alle gleich, und was auf dem Charakterblatt steht, ist eine verlässliche Information dazu, wie Interaktionen zwischen Char und Umwelt ausgehen können.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Issi am 22.06.2016 | 11:14
Erst spielen, dann würfeln finde ich einen ganz guten Ansatz. Der stellt den Spieler, und seine Ideen an erste Stelle, die dann Einfluß auf den Würfelwurf haben. Die Figur selbst existiert nicht ohne den Spieler. Sie  ist nur ein Blatt Papier. Der Spieler erweckt sie zum Leben. Also hat der Spieler auf jeden Fall ein Mitsprache Recht wie sich seine Figur fühlt und verhält. Da würde ich keinen Würfel drüber stellen wollen.

Viele Grüße

Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Greifenklause am 22.06.2016 | 11:29
@Arnebob
Ich habe diesen Troll gespielt und witzigerweise war sein Schattenname "BOB".

@Eulenspiegel
Was würdest du denn für ein Beispiel wählen?

" Du hast ein Supergeschäft gemacht: Statt des Schwertes, das du kaufen wolltest, hast noch eine wunderschöne Schwertscheide erstanden und dieses extrem nützliche Waffenöl. Gut, kostete wesentlich mehr als geplant, aber brauchen wirst du das bestihimmt noch... oder nicht.... naja, jeder verliert mal!"
Da würde sich der Spieler irgendwie verarscht vorkommen.

Wenn ich den Gegenüber überzeugen möchte, die Schwertscheide und das Waffenöl zu kaufen, würde ich wie folgt vorgehen:
1) Beiläufig erwähnen, dass die aktuelle Schwertscheide schon ziemlich abgeranzt ist. Darauf hinweisen, dass hier eine richtig cool aussehende Schwertscheide ist, die zudem noch extra stabil ist. Außerdem ist sie so gesichert, dass man nicht einfach das Schwert verlieren kann. (Dass der SC in seiner bisherigen Abenteuerlaufbahn noch nie sein Schwert verloren hat, verschweigen wir lieber.)

2) Beim Waffenöl würde ich darauf hinweisen, dass dieses vor Rost schützt. Kein Held mag ein verrostetes Schwert. Bisher war man hauptsächlich in mediterranen Gebiet unterwegs. Aber wenn es demnächst in Richtung Sumpf oder Urwald geht, dann ist man über etwas Waffenöl froh. Außerdem kann man das Waffenöl auch noch für zig anderen Sachen verwenden: Zum Beispiel ein Schloss mit einem Dietrich... äh ich meine provisorischen Schlüssel zu öffnen, ist bestimmt leichter, wenn das Schloss gut geschmiert ist. Auch erleichtert es das Schleichen in Rüstung ungemein, wenn die Rüstung weniger quietscht und durch das Öl auch geschmeidiger ist.

DAS wäre eine wesentlich erfolgsversprechendere Überreden-Probe. Und wenn man so vorgeht, kann man auf das Würfeln meistens verzichten und viele Spieler kaufen das Zeug meistens freiwillig. Denn hier hat der Spieler tatsächlich das Gefühl, dass sein SC überredet wurde (teilweise wurde sogar der Spieler überredet).
Bei einer Würfelprobe fühlen sie sich dagegen eher gegängelt.

SO kann man das natürlich auch machen.
Muss man aber nicht, insbesondere wenn die Zeit knapp ist oder Spieler und Spielleiter eben würfeln wollen.
Das Ergebnis jedenfalls ist denkbar und authentisch = mehr gekauft als ursprünglich beabsichtigt.
Und damit darf man auch rechnen, wenn man mal sein Feilschenduell verbaselt.

Warum sollte man sich da verarscht vorkommen?
Natürlich wird auch MAL der Held übervorteilt, sei es im direkten Spiel oder nach Würfelei, und nicht immer nur das Gegenüber (zB Händler).

EDIT: Natürlich kann man auch einfach den ursprünglichen Kaufpreis erhöhen, das kann mal mehr und mal weniger (und manchmal gar nicht) sinnvoller sein, der MUSS dann natürlich bezahlt werden, schließlich sieht der Charakter den ja als gerechtfertigt an...
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Achamanian am 22.06.2016 | 11:38
Erst spielen, dann würfeln finde ich einen ganz guten Ansatz. Der stellt den Spieler, und seine Ideen an erste Stelle, die dann Einfluß auf den Würfelwurf haben. Die Figur selbst existiert nicht ohne den Spieler. Sie  ist nur ein Blatt Papier. Der Spieler erweckt sie zum Leben. Also hat der Spieler auf jeden Fall ein Mitsprache Recht wie sich seine Figur fühlt und verhält. Da würde ich keinen Würfel drüber stellen wollen.


Ich glaube ehrlich gesagt, dass es sich in der Spielpraxis tendenziell umgekehrt verhält:
Beispiel für "Am Ende Würfeln": Sagen wir, mein charmanter Tunichtgut will eine Wache durch flirten ablenken, erklärt auch schon, wie er das macht, bekommt dadurch einen Bonus - würfelt schlecht, und plötzlich war er trotz guter Performance anscheinend doch nicht so besonders charmant. Stört das Charakterkonzept und auch den Flow der Szene, wenn eigentlich schon alle darauf eingerichtet waren, dass das doch wohl erfolgreich sein muss.
Gleiches Beispiel mit "Am Anfang würfeln": Der Spieler äußert seine Intention, dann wird gewürfelt, dann formulieren SL und Spieler, die bereits über den Ausgang informiert sind, gemeinsam einen Verlauf, der zu Ergebnis, Charakter und Szene passt. Der Spieler kann dann z.B. gemeinsam mit der SL abklären, warum sein SC vielleicht wirklich total charmant war, aber in ein Fettnäpfchen getreten ist, von dem echt nichts wissen konnte ("Dummerweise ist sie ein Fan der trollischen Felsball-Mannschaft, nicht der zwergischen ..."). Das geht viel besser, von man das Ergebnis vor der Beschreibung des Ablaufs kennt, als wenn man im Nachhinein den schon beschriebene Ablauf irgendwie in Richtung auf das Würfelergebnis biegen muss. Und der Spieler behält dabei sogar mehr Kontrolle darüber, warum und wie sein SC scheitert/Erfolg hat.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Greifenklause am 22.06.2016 | 11:43
@ Rumpel
Und ich favorisiere Mischungen aus beiden.
Wenn die Spieler die Szene so detailliert und ideenreich schildern, dass mir als SL an sich gar kein Grund mehr einfällt, dass das - unter Berücksichtigung der jeweiligen Charaktere!!! - überhaupt noch schief gehen kann, lass ich die Szene gerne auch automatisch gelingen und meine SL halten das ähnlich.
Ist aber nicht der Standard.

Bei guten Ideen, die aber nicht zwingend das Ergebnis vorwegnehmen, gewähre ich einen Bonus auf die Probe und moderne System (zB Splittermond) halten das auch offiziell teilweise ähnlich.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Turgon am 22.06.2016 | 11:53
Beispiel für "Am Ende Würfeln": Sagen wir, mein charmanter Tunichtgut will eine Wache durch flirten ablenken, erklärt auch schon, wie er das macht, bekommt dadurch einen Bonus - würfelt schlecht, und plötzlich war er trotz guter Performance anscheinend doch nicht so besonders charmant. Stört das Charakterkonzept und auch den Flow der Szene, wenn eigentlich schon alle darauf eingerichtet waren, dass das doch wohl erfolgreich sein muss.
Naja, das Scheitern muss ja nicht zwangsläufig Schuld des SC sein, kann ja auch durch externe Faktoren zustande kommen, die die abgelenkte Wache wieder auf die SC aufmerksam macht. Würde ich in einem solchen Fall als Erklärung besser finden.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Achamanian am 22.06.2016 | 12:03
Naja, das Scheitern muss ja nicht zwangsläufig Schuld des SC sein, kann ja auch durch externe Faktoren zustande kommen, die die abgelenkte Wache wieder auf die SC aufmerksam macht. Würde ich in einem solchen Fall als Erklärung besser finden.

Das ist eh meine Standarderklärung für die meisten Fehlschläge von SC in Fertigkeiten, in denen sie kompetent sind - irgendwas ist ihnen unerwartet in die Quere gekommen.
Das lässt sich für meinen Geschmack aber sehr viel leichter bewerkstelligen, wenn man eher zu Anfang der Handlungsbeschreibung würfelt als gegen Ende.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: korknadel am 22.06.2016 | 12:17
Ich glaube ehrlich gesagt, dass es sich in der Spielpraxis tendenziell umgekehrt verhält:
Beispiel für "Am Ende Würfeln": Sagen wir, mein charmanter Tunichtgut will eine Wache durch flirten ablenken, erklärt auch schon, wie er das macht, bekommt dadurch einen Bonus - würfelt schlecht, und plötzlich war er trotz guter Performance anscheinend doch nicht so besonders charmant. Stört das Charakterkonzept und auch den Flow der Szene, wenn eigentlich schon alle darauf eingerichtet waren, dass das doch wohl erfolgreich sein muss.
Gleiches Beispiel mit "Am Anfang würfeln": Der Spieler äußert seine Intention, dann wird gewürfelt, dann formulieren SL und Spieler, die bereits über den Ausgang informiert sind, gemeinsam einen Verlauf, der zu Ergebnis, Charakter und Szene passt. Der Spieler kann dann z.B. gemeinsam mit der SL abklären, warum sein SC vielleicht wirklich total charmant war, aber in ein Fettnäpfchen getreten ist, von dem echt nichts wissen konnte ("Dummerweise ist sie ein Fan der trollischen Felsball-Mannschaft, nicht der zwergischen ..."). Das geht viel besser, von man das Ergebnis vor der Beschreibung des Ablaufs kennt, als wenn man im Nachhinein den schon beschriebene Ablauf irgendwie in Richtung auf das Würfelergebnis biegen muss. Und der Spieler behält dabei sogar mehr Kontrolle darüber, warum und wie sein SC scheitert/Erfolg hat.

Sehe ich tatsächlich andersrum. Das, was Du als Erklärung/Konsequenz bei "Am Anfang würfeln" beschreibst, passt sich für mich viel organischer in das Vorgehen bei "Am Ende würfeln" ein. Ist auch viel spannender, finde ich, und der Überraschungseffekt, wenn die Wache ganz unerwartet zum Beispiel auf ein einzelnes Wort des Chars negativ reagiert, ist für mein Gefühl so viel größer.

Ist wie im Buchladen: Man macht erst das Beratungsgespräch, legt den Pitch seines Lebens hin und fragt sich hinterher, weshalb die Kundin das Buch jetzt mitgenommen oder dagelassen hat ...
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Issi am 22.06.2016 | 12:22
Nehmen wir an, Ein Spieler hat tolle Argumente um einen NSC zu überreden, die er seiner Figur in den Mund legt. Dann würfelt der Spieler und verhaut das Ding schlimm. Ist dann das was vorher gesagt wurde nichtig?
Nein, natürlich nicht.
Was ich gerade bei sozialen Fertigkeiten bevorzuge, ist ein Fehler außerhalb des Gesagten, den man nachträglich einbauen bzw. begründen kann. Beim Beeinflussen von Menschen kommt es ja nicht nur auf die Argumente, Stimme und Tonlage an, sondern auch auf die Körperhaltung und den Augenkontakt. Vielleicht hatte der SC einfach nicht genug Blickkontakt, musste unerwartet niesen oder zuviel blinseln. Oder hatte nicht die entsprechende Körperhaltung. Vielleicht war auch der NSC im entscheidenden Moment abgelenkt, und hat ihm gar nicht richtig zugehört.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Achamanian am 22.06.2016 | 12:24
Sehe ich tatsächlich andersrum. Das, was Du als Erklärung/Konsequenz bei "Am Anfang würfeln" beschreibst, passt sich für mich viel organischer in das Vorgehen bei "Am Ende würfeln" ein. Ist auch viel spannender, finde ich, und der Überraschungseffekt, wenn die Wache ganz unerwartet zum Beispiel auf ein einzelnes Wort des Chars negativ reagiert, ist für mein Gefühl so viel größer.

Ist wie im Buchladen: Man macht erst das Beratungsgespräch, legt den Pitch seines Lebens hin und fragt sich hinterher, weshalb die Kundin das Buch jetzt mitgenommen oder dagelassen hat ...

Interessant. Von meinem Gefühl her machen wir es in unserer Runde ja tendenziell eher mit "Auf der Mitte Würfeln", ich habe aber nie so genau drauf geachtet ... hast du auch den Eindruck, oder findest du, dass wir eher hinterher würfeln?
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Achamanian am 22.06.2016 | 12:26
Beim Beeinflussen von Menschen kommt es ja nicht nur auf die Argumente, Stimme und Tonlage an, sondern auch auf die Körperhaltung und den Augenkontakt. Vielleicht hatte der SC einfach nicht genug Blickkontakt, musste unerwartet niesen oder zuviel blinseln. Oder hatte nicht die entsprechende Körperhaltung. Vielleicht war auch der NSC im entscheidenden Moment abgelenkt, und hat ihm gar nicht richtig zugehört.

So was würde ich dann wieder als blöden Eingriff in den SC empfinden: Wenn der einen ordentlichen Wert in "Charm Person hat", dann hat er doch nicht den Blickkontakt oder die Körperhaltung vermasselt.

Aber was natürlich stimmt: Wenn man bei einem unerwarteten Scheitern einfach einen äußeren Anlass außerhalb der Kontrolle des SC sucht, ist es wohl wirklich ziemlich egal, ob man am Anfang oder am Ende würfelt, das lässt sich eigentlich immer einbauen ...
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: korknadel am 22.06.2016 | 12:28
Interessant. Von meinem Gefühl her machen wir es in unserer Runde ja tendenziell eher mit "Auf der Mitte Würfeln", ich habe aber nie so genau drauf geachtet ... hast du auch den Eindruck, oder findest du, dass wir eher hinterher würfeln?

Wir würfeln mittig, würde ich sagen. Das finde ich auch gut so.

So was würde ich dann wieder als blöden Eingriff in den SC empfinden: Wenn der einen ordentlichen Wert in "Charm Person hat", dann hat er doch nicht den Blickkontakt oder die Körperhaltung vermasselt.

+1
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Issi am 22.06.2016 | 12:32
Zitat
So was würde ich dann wieder als blöden Eingriff in den SC empfinden: Wenn der einen ordentlichen Wert in "Charm Person hat", dann hat er doch nicht den Blickkontakt oder die Körperhaltung vermasselt.

Naja ich ich ging hier von einem richtigen  "Patzer" aus. Und der kann finde ich Jedem passieren, selbst geschulten Leuten. Auch im Reallife. Gerade Leute die sehr erfolgreich und selbstsicher sind, neigen zur "Selbstüberschätzung."
Alla "mir kann keiner widerstehen" oder "ich kann jedem alles verkaufen". Das kann auch mal in die Hose gehen.

Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Achamanian am 22.06.2016 | 12:37
Naja ich ich ging hier von einem richtigen  "Patzer" aus. Und der kann finde ich Jedem passieren, selbst geschulten Leuten. Auch im Reallife. Gerade Leute die sehr erfolgreich und selbstsicher sind, neigen zur "Selbstüberschätzung."
Alla "mir kann keiner widerstehen" oder "ich kann jedem alles verkaufen". Das kann auch mal in die Hose gehen.

So was würde ich immer dem Spieler überlassen wollen und das nicht als SL vorschreiben.
Aber gerade Patzer sind bei mir auch so was, was ich nicht mehr so gut im Sinne von "Du hast Mist gebaut" leiden kann. Wenn ein Spieler sagt, "Da hat mein SC Mist gebaut", dann kann das eine tolle Szene werden, wenn er das Mistbauen durch Würfeln reingedrückt kriegt, nervt das doch meistens eher.

Ausnehmen würde ich vielleicht lustige Patzertabellen für den Kampf, die können schon einfach Spaß bringen, da darf man dann halt seinen SC manchmal nicht zu ernst nehmen ...
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Issi am 22.06.2016 | 12:39
Zitat
So was würde ich immer dem Spieler überlassen wollen und das nicht als SL vorschreiben

Ich bin jetzt von einem "Würfelpatzer" ausgegangen. Der wird nicht vom SL vorgeschrieben. ;)
Es gibt sicher auch viele soziale Szenen wo man auf den Würfel verzichten kann. Ab und zu kommt er dann doch zum Einsatz, dann kann ein Patzer natürlich sein. Oder anders ausgedrückt : "Shit happens"
Aber diese Szenen können mMn. auch mal Spaß bringen, genauso wie im Kampf.
Das Ausmaß des Patzers kann natürlich unterschiedlich sein. Ein Virtuose der Verstellung, wird sicherlich andere Fehler machen als ein blutiger Anfänger. Da kann auch der Spieler sich etwas überlegen, was zu seiner Figur passt.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Greifenklause am 22.06.2016 | 13:11
Wir sollten Patzer vielleicht extra behandeln, das sind Sonderfälle, die am eigentlichen Thema vorbei gehen, bzw dies nur im Extrem behandeln.

Als erstes sollte sich jeder SL mal überlegen, ob es überhaupt nötig ist, eine Probe zu verlangen
und warum sie so oft eher einer Strafe gleich kommt. Warum?

Folgendes:
1) Spieler beschreibt schön, was und wie seine Charakter tun würde.
2) und es passt auch zum Charakter und dessen Werteportfolio
3) aus 1+2 ergäbe sich eine stimmige Szene oder Lösung des gerade vorliegenden Problems.
4) a) "Ällerbätsch, würfel" --> Hier hätte sich der Spieler auch gleich das Gelaber sparen können. Will er natürlich nicht. Kommt sich also verarscht vor, ggü dem, der einfach gleich würfelt.
4) b) "Ist ok, du darfst würfeln!" --> Schon etwas besser, aber hier fragt man sich "Warum eigentlich, die Lösung liegt doch auf der Hand?"
4) c) Lediglich "Ich sehe den Ausgang nicht so klar, wie du, also würfel bitte, die Ideen waren aber schon mal gut, da gebe ich dir nen Bonus für" wäre in diesem Fall legitim.

(Und nur wg eines theoretischen Patzers lasse ich schon lange nicht mehr würfeln...)

Umgekehrt verlange ich von einem Spieler, der in einer passenden Situation sagt "Ich möchte würfeln" auch keine große Erklärung.
Beides ist gleichwertig in meinen Augen und ergänzt sich eher, als dass es sich ausschließt..."
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Achamanian am 22.06.2016 | 13:16
Ich bin jetzt von einem "Würfelpatzer" ausgegangen. Der wird nicht vom SL vorgeschrieben. ;)


Schon klar. Aber auch bei gewürfelten Patzern bringe ich als SL eigentlich nie die Möglichkeit "eklatante Fehlleistung" ins Spiel. Wenn ein Spieler das anbietet, bestens. Ansonsten war's die Sonne, die sich in der Klinge des Feindes gespiegelt und ihn geblendet hat ...
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Greifenklause am 22.06.2016 | 13:21
Beim Patzer darf es gerne n bisserl Slapstick sein.
Es reicht ein dummer Fehler, die jeden Profi umbringen können und das auch oft genug tun.
Das Problem ist hier nicht der Patzer, sondern dass Patzer in vielen Systemen (zumindest für manche Gruppen) gefühlt zu häufig sind.

Wenn die Wahrscheinlichkeit des Patzers aber passt, gefühlt, situativ oder die Möglichkeit eines Patzers sich dramaturgisch schön einbettet,
muss man sich über den Rest kaum Gedanken machen.
Nur sollten weder Mitspieler noch SL den Spieler der Lächerlichkeit preisgeben und ingame gilt das meistens auch.

Der Meisterakrobat mag sich überschätzt haben und grandios gescheitert sein,
aber der Körperklaus wäre in 95% gescheitert und hätte solch ein Kunststück nicht mal gewagt.

Selbiges für Meisterbarden und Sozialhorste.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: bobibob bobsen am 22.06.2016 | 13:24
Was ich nicht so ganz verstehe ist das hier viele offbar nur zwischen Erfolg und Misserfolg unterscheiden. Ich bin kein großer Freund von Bonivergabe. Ich mag aber Teilerfolge. Gerade bei sozialen Interatktionen würde ich es befremdlich finden wenn es nur innige Liebe oder tötlichen Hass gibt.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: nobody@home am 22.06.2016 | 13:28
Ist wie im Buchladen: Man macht erst das Beratungsgespräch, legt den Pitch seines Lebens hin und fragt sich hinterher, weshalb die Kundin das Buch jetzt mitgenommen oder dagelassen hat ...
Naja ich ich ging hier von einem richtigen  "Patzer" aus. Und der kann finde ich Jedem passieren, selbst geschulten Leuten. Auch im Reallife. Gerade Leute die sehr erfolgreich und selbstsicher sind, neigen zur "Selbstüberschätzung."
Alla "mir kann keiner widerstehen" oder "ich kann jedem alles verkaufen". Das kann auch mal in die Hose gehen.

Ich denke, genau das ist einer der Gründe, aus denen solche Diskussionen sich gerne gerade an "sozialen Fertigkeiten" entzünden: die reine Meßlatte ist schon von Anfang an deutlich weniger klar auszumachen als bei eher "rein körperlichen" Leistungen. Ich kann recherchieren, wie stark ein Mensch sein kann, wie schnell rennen, wie lange die Luft anhalten...aber frag' mich, eine wie große Menschenmenge der statistische Durchschnitts-Homo sapiens so zirka für wie lange fesseln kann, wenn er sich plötzlich als Volksredner versucht, und was also so plausiblerweise zu erwarten wäre, wenn das mal so ein richtig charismatischer Typ probiert, und ich komme ins Schwimmen. Und ich vermute mal, da geht's vielen anderen ähnlich.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Greifenklause am 22.06.2016 | 13:53
@Bobibob
Was ich nicht so ganz verstehe ist das hier viele offbar nur zwischen Erfolg und Misserfolg unterscheiden. Ich bin kein großer Freund von Bonivergabe. Ich mag aber Teilerfolge. Gerade bei sozialen Interatktionen würde ich es befremdlich finden wenn es nur innige Liebe oder tötlichen Hass gibt.
Oder auch so auch gut! Hauptsache, das ganze fühlt sich rund an und keiner wird bestraft und das Würfelergebnis kann authentisch umgesetzt werden und es wird nicht in nicht notwendigen Situationen gewürfelt und die Proben sind nur angemessen erschwert erleichtert.

@nobody
Da hilft oft der "Du und  ich"-Vergleich. Ein Held mit durchschnittlichen bis einfachen Werten in einer Allerweltsfähigkeit wird ziemlich genau nur das können "wie du und ich",
aber eben auch nicht weniger!!!
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Issi am 22.06.2016 | 14:58
Zitat
Schon klar. Aber auch bei gewürfelten Patzern bringe ich als SL eigentlich nie die Möglichkeit "eklatante Fehlleistung" ins Spiel. Wenn ein Spieler das anbietet, bestens. Ansonsten war's die Sonne, die sich in der Klinge des Feindes gespiegelt und ihn geblendet hat ...

Ja,in diesem Punkt stimme ich dir zu, das mache ich auch so ;-)
Äußere Umstände bieten sich ja auch an.
Zitat
Vielleicht hatte der SC einfach nicht genug Blickkontakt, musste unerwartet niesen oder zuviel blinseln. Oder hatte nicht die entsprechende Körperhaltung. Vielleicht war auch der NSC im entscheidenden Moment abgelenkt, und hat ihm gar nicht richtig zugehört.

Zitat
Was ich nicht so ganz verstehe ist das hier viele offbar nur zwischen Erfolg und Misserfolg unterscheiden. Ich bin kein großer Freund von Bonivergabe. Ich mag aber Teilerfolge. Gerade bei sozialen Interatktionen würde ich es befremdlich finden wenn es nur innige Liebe oder tötlichen Hass gibt.

Ich mag Teilerfolge auch. Man kann sich jemanden durchaus gewogen machen, ohne, dass er auf alles eingeht, was sich der SC wünscht.
Gerade bei zwischenmenschlichen Belangen ist ein gewisser Spielraum angenehm.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Eulenspiegel am 22.06.2016 | 17:13
Was ich nicht so ganz verstehe ist das hier viele offbar nur zwischen Erfolg und Misserfolg unterscheiden.
Das ist eine Vereinfachung des Gespräches. Natürlich gibt es noch zig Nuance zwischen Erfolg und Misserfolg. Und wahrscheinlich nutzen die meisten auch diese zig Nuancen im tatsächlichen Rollenspiel.
Aber diese Nuancen treten sowohl beim Auswürfeln als auch beim Ausspielen aus.

Für die Diskussion hat es also keinen Mehrwert, diese extra zu erwähnen.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Abd al Rahman am 23.06.2016 | 21:57
Ich kann mir nie so richtig vorstellen, wie ich eine Auseinandersetzung auf sozialer Ebene tatsächlich ausspielen soll. Ok, eine Einschränkung: Bei relativ unwichtigen Entscheidungen, die man in fünf Minuten am Spieltisch ausdiskutiert hat, funktioniert das Ausspielen noch recht gut, wenn sich Spieler und Spielleiter auf die Darstellung ihrer Spielfiguren verstehen. Aber bei Themen bei denen es tatsächlich um was geht? Das entscheidende Verhör? Die Versuche eine hochgestellte Persönlichkeit von etwas zu überzeugen? Wie soll ich das am Spieltisch ausspielen? Sowas dauert doch in der Regel länger wie am Spieltisch Zeit für sowas ist. Wie lange soll das am Spieltisch dauern? Eine Stunde? Mehrere Spielabende?

Ich bevorzuge es, wenn man sich ganz abstrakt darauf einigt um was es eigentlich geht, sich überlegt wie lange die Auseinandersetzung/Diskussion dauern wird und sich eventuell noch überlegt in welche Richtung sich die Gespräche entwickeln sollen. Hier können auch Ideen der einzelnen Parteien einfließen. Entschieden wird dann durch den Würfelwurf.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Eulenspiegel am 23.06.2016 | 22:19
Wie lange soll das am Spieltisch dauern? Eine Stunde? Mehrere Spielabende?
Antwort: Solange, wie es den Spielern Spaß macht. Sobald die Spieler anfangen, sich zu langweilen, bricht man das Gespräch outtime ab und wertet es aus.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Abd al Rahman am 23.06.2016 | 22:22
Antwort: Solange, wie es den Spielern Spaß macht. Sobald die Spieler anfangen, sich zu langweilen, bricht man das Gespräch outtime ab und wertet es aus.

Wie soll die Auswertung erfolgen? Da bleibt meines Erachtens nur ein Würfelwurf.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Eulenspiegel am 23.06.2016 | 22:26
Also für gewöhnlich kann man doch schon recht gut einschätzen, ob die Verhandlung erfolgreich war oder wie sie gelaufen ist? Einfach GMV nutzen und deiner Intuition vertrauen. ;)
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Abd al Rahman am 23.06.2016 | 22:30
Also für gewöhnlich kann man doch schon recht gut einschätzen, ob die Verhandlung erfolgreich war oder wie sie gelaufen ist? Einfach GMV nutzen und deiner Intuition vertrauen. ;)

Meine Intuition ist aber stärker als Deine. Oder soll das am Spieltisch auch ausdiskutiert werden? ;)

Nicht falsch verstehen: Wenn ich ein System spiele, das eher auf Kommunikation und Storytelling setzt, kann ich mir so ein Vorgehen schon vorstellen. Hier ist es wichtiger die Story voranzutreiben.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Eulenspiegel am 23.06.2016 | 22:31
Letztendlich hat der SL das letzte Wort. Normalerweise vertraue ich ihm. Sollte er zu viele Fehlentscheidungen treffen oder ist mir eine Sache extrem wichtig, spreche ich ihm nach dem Spiel darauf an. Aber normalerweise ist das nicht notwendig.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: ArneBab am 24.06.2016 | 00:35
@Arnebob
Ich habe diesen Troll gespielt und witzigerweise war sein Schattenname "BOB".
Die Welt ist klein ☺

Bob war verdammt cool!
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Greifenklause am 24.06.2016 | 07:41
Die Welt ist klein ☺

Bob war verdammt cool!
Danke!
(Aber kennen tun wir uns nicht wirklich oder?)

Später hat er sich dann Zerebralbooster und dergleichen einbauen lassen, von da an hieß er "B.O.B" ="Bionic optimized Beeing" und übernahm die Logistik und Aktiengeschäfte der Gruppe. Hatte was vom "Rasenmähermann"...
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Rentin am 24.06.2016 | 09:58
Folgende Idee kam mir gerade:
Bei einer Verhandlung mit einem NSC wird die ganze Sache ausgerollenspielt. Der Spielleiter überlegt sich eine Zahl von Argumenten, welche benötigt werden um einen NSC dahin umzustimmen, dass zu tun, was der Spieler (und sein Charakter) von ihm wollen.
Diese Zahl ARG ist abhängig von verschiedenen Faktoren, wie z. B.:
- Freundlich gesinnt
- Feindlich gesinnt
- Hat einen Wert von X
- etc

Die Anzahl ARG kann sich während der Verhandlung auch erhöhen, wenn man die falschen Worte wählt, unverschämt wird, usw.

Irgendwann ist das Gespräch vorbei und sollten bis dahin nicht genügend Argumente genannt worden sein, wird ein Würfelwurf fällig um das Ergebnis zu verbessern / verschlechtern.

Beispiel:
NSC = Händler, welcher gerade eine schlechte Woche hinter sich hatte. Er besitzt eine Info, welche für die SC wichtig ist.

Der Händler ist schlecht gelaunt und sieht es gar nicht ein, das es jemand anderem besser gehen sollte. Er benötigt 5 ARG um sein Wissen preis zu geben.
- Jedes ARG ist 10 Münzen wert
- Den Händler interessieren Adressen von Kunden welcher an seiner Ware Interesse haben.
- Da er sparsam leben muss, kann er einer Einladung zum Essen/Trinken nicht widerstehen.
- Verträgt keinen Alkohol, jedes getrunkene Bier ist 1 ARG wert.

Ich hoffe das ist für Euch verständlich.
Und selbst wenn man den Händler nicht mit Rollenspiel überzeugt, der Wurf danach kann das Gesamtergebnis aufwerten.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Greifenklause am 24.06.2016 | 10:17
Gefällt mir von der Grundidee schon mal.
Gute Argumente und gute Würfe (und umgekehrt) sollten sich gegenseitig ergänzen nicht ausschließen.
Wem man da den Vorrang einräumt, ist schon Religion.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: KhornedBeef am 24.06.2016 | 11:08
Gefällt mir von der Grundidee schon mal.
Gute Argumente und gute Würfe (und umgekehrt) sollten sich gegenseitig ergänzen nicht ausschließen.
Wem man da den Vorrang einräumt, ist schon Religion.
Folgerung: Jeder Standpunkt ist Religion ;)
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Greifenklause am 24.06.2016 | 11:16
Vereinfacht: "Die Mischung macht's!" und ich finde Systeme gut, die das unterstützen oder zumindest nicht erschweren.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: 1of3 am 24.06.2016 | 12:45
Die Idee abstrakt Argumente zu zählen, ist keine gute. Ebenso wenig auf das Vorbringen im Rahmen des Mechanismus wert zu legen.

Wenn man Performance bewerten will, bleibt Fanpost ungeschlagen.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Greifenklause am 24.06.2016 | 13:02
Die Idee abstrakt Argumente zu zählen, ist keine gute. Ebenso wenig auf das Vorbringen im Rahmen des Mechanismus wert zu legen.

Wenn man Performance bewerten will, bleibt Fanpost ungeschlagen.
Ich verstehe dich nicht...
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: 1of3 am 24.06.2016 | 13:21
Was Rentin vorschlägt, ist quasi zu zählen wie viele Argumente vorgebracht wurden. Das ist keine gute Idee, weil intransparent. Wo hört ein Argument auf? Wo fängt ein anderes an? Was ist eigentlich ein Argument? Muss es hinreichend gut sein? Was heißt gut?

Man kann jetzt natürlich quasi eine Gesamtbewertung machen. Also für guten Vortrag einen Bonus geben. Dann ist aber die Frage: Wer gibt den Bonus? - Die SL? Warum soll die qualifizierter sein als andere Leute am Tisch? Und wenn sie qualifizierter ist, woran erkennt man das? Welches Kriterium gilt? - Das ist ein Fairnesproblem.

Besser ist es die Bewertung als bewusst subjektiv zu kennzeichnen, also eine Methode zu wählen, die kommuniziert: "Das hat mir gut gefallen."

Um dies anzuzeigen, ist es günstig, diese subjektive Bewertung in eine Form zu bringen, die vom eigentlichen Mechanismus getrennt ist. Zudem sollte die Möglichkeit allen am Tisch offen stehen.

Hierzu ist Fanpost: Stelle eine Schale mit Spielsteinen auf den Tisch. Immer wenn jemandem am Tisch etwas besonders gut gefällt, kann diese Person ein Steinchen aus dem Topf nehmen und die verantwortliche Person damit auszeichnen. Der Spielstein kann zu irgendeinem späteren Zeitpunkt in einen Bonus getauscht werden.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Rentin am 24.06.2016 | 13:27
Meine Idee mag nicht jedem gefallen, aber ich werde sie tatsächlich umsetzen (wobei ich keine Anzahl von Argumenten angebe, sondern jedem Argument einen Wert zuweise). Sprich: Die hässliche Schwester des SC zu effen = Wert 1; Knarre ins Gesicht = Wert 5.
Wer weiß, vielleicht steht bald ein Rollenspiel mit dem Titel "Deine Schönsten Argumente" im Händlerregal. (;

Das einzige was fehlt ist eine Bewertung des Wurfes am Ende.

Und ne Hippie-Schale halte ich für nicht besonders gut, am Ende verwechselt das jemand mit Süßigkeiten...
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Greifenklause am 24.06.2016 | 13:31
@1of3 (und Rentin)
Deshalb meinte ich, dass mir dir "Grundidee" gefällt, an der Umsetzung kann man natürlich noch arbeiten.
Und in der Tat läuft das in den Gruppen, die ich so kenne ähnlich.
Kurz:
SL: "Die Kletternprobe (oderwasauchimmer) ist um 3 erschwert!"
A: "Und wenn wir xy?"
SL: "Dann normal"
B: "Und wenn wir B mit z helfen?"
SL: "Dann entfällt für ihn die Probe"

Das läuft eher intuitiv und setzt gewisses Vertrauen und GMV auf beiden Seiten voraus. Je streitbarer (im negativen Sinne) eine Seite ist, desto weniger funktioniert das.

Ansonsten bin ich im Rollenspiel eher Fan einer Hierarchie "SL>Spieler" (nicht zwangsläufig ">alle Spieler")
und empfinde das Fanpost-System als unbequem und uU ebenfalls willkürlich, da uU sympathieabhängig und neidbegünstigend.

Da muss jede Gruppe sehen, was sich für sie am Besten eignet
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: KhornedBeef am 24.06.2016 | 13:32
[...]Die hässliche Schwester des SC zu effen
[...]
wtf?
Zitat
Und ne Hippie-Schale halte ich für nicht besonders gut, am Ende verwechselt das jemand mit Süßigkeiten...
Das sollten Süßigkeiten sein, finde ich. Aber wie kommst du darauf, dass man Hippies und Süßigkeiten verwechselt? Ich mein, beides bunt, aber heb doch mal ein paar Hippies hoch...
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: bobibob bobsen am 24.06.2016 | 13:58
Zitat
Meine Idee mag nicht jedem gefallen, aber ich werde sie tatsächlich umsetzen (wobei ich keine Anzahl von Argumenten angebe, sondern jedem Argument einen Wert zuweise). Sprich: Die hässliche Schwester des SC zu effen = Wert 1; Knarre ins Gesicht = Wert 5.
Wer weiß, vielleicht steht bald ein Rollenspiel mit dem Titel "Deine Schönsten Argumente" im Händlerregal. (;

Das einzige was fehlt ist eine Bewertung des Wurfes am Ende.

Und ne Hippie-Schale halte ich für nicht besonders gut, am Ende verwechselt das jemand mit Süßigkeiten...

Und das willst du dir für jedes Argument vorher überlegen?
Was paasiert denn wenn da jemand mit einem Argument kommt auf das du nicht gekommen bist?
Und wie von 1of3 schon erwähnt nur weil man selbst etwas total durchschlagend findet heißt das bei weitem nicht das alle ähnlich denken.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Greifenklause am 24.06.2016 | 14:43
Es reicht, wenn es der gerade beteiligte Spieler und der Spielleiter für durchschlagend finden...
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: 1of3 am 24.06.2016 | 15:31
Das läuft eher intuitiv und setzt gewisses Vertrauen und GMV auf beiden Seiten voraus. Je streitbarer (im negativen Sinne) eine Seite ist, desto weniger funktioniert das.

Ich halte die Diskussion eher für schlecht verwendete Spielzeit. Es mag sein, dass Leute an dieser Stelle eine besondere Cleverness im Spiel erkennen. Für mich ist das nicht Spiel, sondern Organisation von Spiel. Selbstverständlich kommt es vor, dass man gewisse Dinge ausdikutieren muss. Es kann sogar sinnvoll sein, an bestimmten Stellen eine Diskussion bewusst zu fördern, beispielsweise wenn es wichtig ist, dass sich die Spielgruppe über gewisse Dinge klar wird. Das ist hier nicht der Fall: Sowohl die Situation als auch mögliche Ausgänge sind bereits klar.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Greifenklause am 24.06.2016 | 15:40
Ich halte die Diskussion eher für schlecht verwendete Spielzeit. Es mag sein, dass Leute an dieser Stelle eine besondere Cleverness im Spiel erkennen. Für mich ist das nicht Spiel, sondern Organisation von Spiel. Selbstverständlich kommt es vor, dass man gewisse Dinge ausdikutieren muss. Es kann sogar sinnvoll sein, an bestimmten Stellen eine Diskussion bewusst zu fördern, beispielsweise wenn es wichtig ist, dass sich die Spielgruppe über gewisse Dinge klar wird. Das ist hier nicht der Fall: Sowohl die Situation als auch mögliche Ausgänge sind bereits klar.

Nö, sind sie nicht.
Weder ich noch mein Lieblingsspielleiter halten uns für derart perfekt, dass wir stets den Probenzuschlag exakt richtig bemessen würden oder alle möglichen Lösungsvarianten für Problem X sofort parat hätten.
Und wie ich schon sagte: Kreativität von Seiten der Spieler sollte auch belohnt werden.
Simpel.

Und wie auch sagte: Das funktioniert NUR, wenn beide Seiten nicht allzu streitbar und dickköpfig sind. DANN ist der Ansatz verschwendete Spielzeit.

Und selbstverständlich ist das SPIEL, weil der Spieler ja die Situationsbeschreibung sogar noch sinnvoll ergänzt- zumindest im IDealfall.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: 1of3 am 24.06.2016 | 15:59
Das Problem ist doch, dass diese Prozedur das Diskutieren erlaubt bzw. fördert. Man kann darum streiten.

Spieldesign bedeutet, die Regeln so zu stricken, dass die Leute zu bestimmten Zeiten bestimmte Dinge sagen. Im Optimalfall merken sie nicht mal, dass sie vom Designer mit der Karotte durch die Manege geführt werden.

Wenn du dir dagegen mal eine Fanpost-Regel anguckst: Darüber kann man nicht diskutieren. Die Leute geben dir Fanpost, wenn sie begeistert sind. Oder vielleicht wenn du hinreichend bitte, bitte sagst. Oder wenn das Wetter gut ist. Der Mechanismus verhindert Diskussion, weil es kein System oder Anrecht auf den Erhalt von Fanpost gibt.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Rentin am 24.06.2016 | 16:52
Und das willst du dir für jedes Argument vorher überlegen?
Was paasiert denn wenn da jemand mit einem Argument kommt auf das du nicht gekommen bist?
Und wie von 1of3 schon erwähnt nur weil man selbst etwas total durchschlagend findet heißt das bei weitem nicht das alle ähnlich denken.
Ein guter Spielleiter wird ein passendes Argument erkennen, auch wenn er es nicht vorher überlegt hat. Wo bliebe denn der ganze Spaß am leiten? Ein Skript runterspulen kann ja jeder.
btw: Ich hoffe doch sehr das nicht alle ähnlich denken wie ich.

Den Fehler den ich bei Fan-Post sehe sind Spieler, welche keine Fan-Post verteilen, sondern auf die schwere Begegnung warten und dann alles in einen Topf werfen. Oder gibt es ein Veto-Recht?

Eigentlich ist mein System für Spieler unsichtbar, da sie ja (zumindest zu Beginn einer Verhandlung, Diskussion, etc.) nicht wissen, welche Argumentationen gut oder schlecht sind.

Im Ganzen verhält es sich wie ein NSC, zu dem man sich notiert hat: Steht auf viel Geschleime und magischen Firlefanz.
Ich habs nur für mich und die Diskussion in Worte gefasst und ein (bescheidenes) System daraus gemacht, welches sowohl würfeln als auch rollenspielen belohnen kann.

Wer Gummipunkte verwenden möchte, bitte sehr, ich probier meine Idee mal aus.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: nobody@home am 24.06.2016 | 16:56
Ein guter Spielleiter wird ein passendes Argument erkennen, auch wenn er es nicht vorher überlegt hat.

Wenn man gute Spielleiter einfach in Massenproduktion geben und jedem verkauften Spiel beilegen könnte, würde das allerdings ca. 90% aller Rollenspielprobleme lösen, ja. ;)
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: 1of3 am 24.06.2016 | 17:12
Den Fehler den ich bei Fan-Post sehe sind Spieler, welche keine Fan-Post verteilen, sondern auf die schwere Begegnung warten und dann alles in einen Topf werfen. Oder gibt es ein Veto-Recht?

Wenn der Topf leer ist, ist er leer. Aber die Tokens zu sparen ist die Grundidee. Da die Auszeichnung ("Hier hast du einen Token") vom Einsatz zeitlich getrennt sein kann, ist es Sinn und Zweck sie bei schweren Aktionen einzusetzen. Man kann natürlich festlegen, dass man nur einen Token zur Zeit ausgeben darf oder nur insgesamt drei vorhalten oder so.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Eulenspiegel am 25.06.2016 | 03:42
Klar kann man auch auf Würfel verzichten und mit Fanpost spielen:
Die Person zu überreden kostet 2 Fanpost.

Letztendlich hat man also drei mögliche Mechanismen:
1) Würfeln
2) Den Erfolg einer Handlung von der Handlung selber abhängig machen
3) Den Erfolg einer Handlung von vorherigen Handlungen abhängig machen (Fanpost)

Und natürlich eine beliebige Kombination aus 1 - 3.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: ArneBab am 25.06.2016 | 22:33
Danke!
(Aber kennen tun wir uns nicht wirklich oder?)
Nicht wirklich, nein, aber das Spiel blieb mir lange in Erinnerung.
Zitat
Später hat er sich dann Zerebralbooster und dergleichen einbauen lassen, von da an hieß er "B.O.B" ="Bionic optimized Beeing" und übernahm die Logistik und Aktiengeschäfte der Gruppe. Hatte was vom "Rasenmähermann"...
:)

Spannende Entwicklung — und es ist toll, dass das in SR geht.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: ArneBab am 25.06.2016 | 22:34
Und ne Hippie-Schale halte ich für nicht besonders gut, am Ende verwechselt das jemand mit Süßigkeiten...
Ich fände das die Beste Verwendung — schließlich will man ja eigentlich die Spielenden belohnen, nicht notwendigerweise den Charakter.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: ArneBab am 25.06.2016 | 22:38
Eigentlich ist mein System für Spieler unsichtbar, da sie ja (zumindest zu Beginn einer Verhandlung, Diskussion, etc.) nicht wissen, welche Argumentationen gut oder schlecht sind.
Ich denke, solange die Spieler mit dem System nie direkt in Berührung kommen, kann es funktionieren. Sobald sie es wissen, gibt es den Anreiz, allen NSCs geballte Argumentensäcke entgegenzuwerfen, statt möglichst intensiv mit ihnen zu diskutieren.

Ich habe dazu zur Zeit ein Lieblingszitat: »When a measure becomes a target, it ceases to be a good measure«.

Die Rate an Argumenten ist nur so lange ein Zeichen für gute Argumentation, wie die Spieler sich nicht zum Ziel nehmen, eine hohe Rate an Argumenten zu liefern.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Feuersänger am 26.05.2017 | 20:00
*raise thread*

Aus gegebenem Anlass habe ich die SuFu bemüht, aber gerade noch nicht das gefunden worum es mir geht. Hab jetzt allerdings auch nicht jede Seite dieses Threads durchgefilzt. Ich bilde mir zwar ein dass es mal vor Jaaahren angesprochen wurde, aber das find ich auch nicht wieder. Mein Thema im Rahmen dieser Problematik lautet:

Wenn der Charakter wesentlich intelligenter ist als der Spieler

Was macht man da?

Muss dazu sagen, dass ich diese Problematik bisher so noch nicht hatte. xD Wir kennen das eher umgekehrt, dass intelligente Spieler Schwierigkeiten haben, sich doof anzustellen. Oder dass normal intelligente Spieler und Spielleiter irgendwann an die Grenzen stoßen, wenn sie einen superhyperintelligenten Drachen oder Halbgott ausspielen wollen.

Aber wenn nun z.B. der Spieler eher, sagen wir mal: nicht-das-schärfste-Messer-in-der-Schublade ist, aber einen _sehr_ intelligenten Charakter spielen will?
So eine Konstellation hatten wir zuletzt in unserer PF-Runde. Der Magier hat eine Int von 21, aber der Spieler... naja. Sagen wir, ich würde ihn in der linken Hälfte der Glockenkurve verorten.
Ich suche zwar keine konkrete Lösung für unsere Runde, da sich das mit diesem Spieler jetzt wohl eh erledigt hat (vergleiche den Spieler-würgen Thread), aber den Gedanken finde ich dennoch interessant.

Jedenfalls hat der Spieler öfter durch wirklich saudumme Aktionen brilliert... dergestalt, dass ich die Darstellung für einen Int-20+ Char (oder selbst 13+ oder womöglich 8+...) einfach unglaubwürdig finde. Ich versuche eine Analogie: stellt euch vor, ihr beobachtet jemanden, der sich auf die Gleise vor einen heranrauschenden Zug stellt, einen faustgroßen Stein aufs Gleis legt, und dann verblüfft ist als der Zug ihn trotzdem erwischt. Mirakulöserweise überlebt er dieses Tête-à-Tête, und sobald er wieder auf den Beinen ist... probiert er es wieder. Klingt das nach Nobelpreiskandidat?

Oder wahlweise:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
_Ungefähr_ so.  ::)

Was will man da machen?

- Bei jeder dummen Ansage auf Intelligenz würfeln lassen? Bei geschaffter Probe erkennt er das Problem?
Da wäre bei zB. D&D 3.X oder auch 5E die Schwierigkeit, dass das System für solche Proben nicht ausgelegt ist, und man den Schwierigkeitsgrad extrem niedrig ansetzen muss, wenn nicht der Physiknobelpreisträger regelmäßig verkacken soll.
(So wie auch der durchschnittliche D&D-Bauer eine 50%ige Chance hat, auf den ersten Blick eine Kuh von einem Pferd unterscheiden zu können.)
Außerdem wirkt das sicher mit der Zeit seltsam am Spieltisch, wenn einer ständig (also sagen wir, 2-3x pro Abend) einen Int-Check DC7 würfeln muss.
Mittelfristig würde da sowieso schon die Ansage "Würfel mal auf Intelligenz" automatisch als "Mach das nicht, blöde Idee" übersetzt werden - was ja auch stimmt.

- Die Probe weglassen und sofort sagen "Dein Charakter sieht glasklar, dass das eine saudumme Idee wäre".
Da mag der Spieler sich schnell gegängelt und bevormundet fühlen. Ist doch mein Charakter, Menno!

- dem Spieler den Charakter wegnehmen bzw verordnen, er möge keine Int-Klasse mehr spielen?
Klingt harsch, aber dies scheint mir in der Tat das einzig probate Mittel zu sein. Da hat man wenigstens nur einmal die Bevormundung statt mehrmals jede Sitzung.

Sonst noch Ideen?

Und bis jetzt geht es ja nur um die Intelligenzleistung, sich nicht permanent grundlos in Lebensgefahr zu begeben. Die Fähigkeit, tatsächliche Zusammenhänge zu erkennen oder logische Probleme lösen zu können ist noch nichtmal angeschnitten worden.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Wandler am 26.05.2017 | 20:08
Ich halte es kurz weil das meine Überzeugung ist und ich das ja oft genug rausposaunt habe. Die Fähigkeiten des Spielers haben so wenig wie möglich die Fähigkeiten des Charakters einzuschränken oder zu erweitern. Egal ob sozial oder Intelligenz oder wissen oder Rätsel.

Ich wurfel daher egal ob es in die eine oder andere Richtung geht. Entweder der Charakter scheitert oder es gelingt ihm.

Klar, das ist nicht als dogmatische Regel zu sehen, die Fähigkeiten des Spielers machen immer verdammt viel aus weil der einfach bessere Ideen oder schlechtere Ideen haben kann. Ein gutes System und ein guter SL überspielen das aber halbwegs und schaffen eine Plausibilität innerhalb der Werte ohne dass man dem Spieler dauernd sagt, dein Charakter wäre nicht so dumm wie du.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Feuersänger am 26.05.2017 | 20:25
Mir wird daraus nicht klar, was das nun für vorgenannte "dumme Aktionen" bedeuten würde. Heisst das, der SL soll direkt die Handlungen des Intelligenzbolzens "optimieren"?

Spieler: "Ich wirke den Zauber Soundso."
SL: "Tust du, und du denkst sogar daran, vorher mit einem 5' Schritt den Bedrohungsbereich des Gegners zu verlassen."

Also ich weiß nicht, ob ich so einen Nanny-Stil gut fände.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Pyromancer am 26.05.2017 | 20:27
Bei D&D bedeutet eine hohe Intelligenz, dass man mehr Zauber und bessere Rettungswürfe hat. "Keine dummen Dinge tun" fällt doch unter Weisheit, oder?
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Weltengeist am 26.05.2017 | 20:28
@Wandler: Jetzt hast du Feuersängers Frage aber gerade mal NULL beantwortet.

Feuersänger ist ja gerade da, wo das Paradigma "der Charakterbogen determiniert alles" an seine Grenzen stößt, nämlich da, wo man dem Spieler verbieten müsste, überhaupt noch Aktionen für seinen Charakter anzusagen. Denn um hier konsistent zu sein, müsste man im Grunde vor jeder Aktion würfeln und der Spielleiter würde den Spielern dann erklären, welchen Plan sie als Ergebnis des Würfelwurfs gefasst oder welche Aktion sie unternommen haben. Denn alles andere erfordert ja ein Denken des Spielers, und wenn dessen IQ deutlich von dem der Figur abweicht, wäre das automatisch ein Verstoß gegen das Paradigma.

@Feuersänger: Ich habe den heiligen Gral hier auch noch nicht gefunden, fordere meine Spieler (und mich selbst) aber auch regelmäßig dazu auf, keine Figuren zu spielen, die zu weit von den eigenen Begabungen abweichen. Allerdings tendiere ich im Gegensatz zum Wandler auch zum oldschooligen Spielen.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Feuersänger am 26.05.2017 | 20:46
Intelligenz oder Weisheit würde da m.E. beides funktionieren -- ich verstehe da Weisheit eher als Intuition und Intelligenz eher als analytische Fähigkeit. Ob du jetzt intuitiv oder analytisch erkennst, dass vor einen Zug zu laufen nicht so cool ist, ist egal.
Ansonsten stell dir die gleiche Situation mit einem _Kleriker_ vor, der dumme Dinge tut, wenn es dir hilft dich in die Fragestellung reinzudenken.

Wie heisst es so schön bei Forrest Gump: Dumm ist der, der Dummes tut.

Wenn es nur um "höhere Mathematik" ginge -- also, "warum fällt dem eher beschränkten Kämpfer so vieles ein, wo der Magier nicht drauf kommt" -- da fielen mir schon Möglichkeiten ein. Etwa, dass die _Spieler_ brainstormen wie sie Problem X lösen könnten, aber dann die gefundene Lösung der Intelligenzbestie zugeschrieben wird.
Oder wenn es um besagte übernatürlich intelligente Wesen wie Drachen geht, die ja idR vom SL kontrolliert werden, da wäre es meinetwegen auch legitim, den Drachen Int-Proben würfeln zu lassen, und bei Erfolg "hat er euren Schritt vorausgesehen" und folgendes passiert.
Wobei da ja der SL eh im Vorteil ist, da er im Voraus viel mehr Infos hat und zur Not tagelang im voraus verschiedene Szenarien durchexerzieren kann.

Aber wie gesagt, momentan hänge ich an den eher basalen Selbsterhaltungsfunktionen. ;)
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Pyromancer am 26.05.2017 | 20:53
Man kann als kooperativer Spielleiter natürlich hintenrum die Welt so umstricken, dass die Aktion des Intelligenten eben intelligent war. D.h. wenn der Magier sich mit einem hingelegten Stein vor dem heranrasenden Zug schützen will, dann entgleist der Zug eben, weil der intelligente Charakter den Stein genau so hingelegt hat, dass er von einer winzigen strukturellen Schwachstelle des Radreifens getroffen wird, der daraufhin birst und den Zug so zum entgleisen bringt. Und der Magier stand zwar auf den Schienen, aber halt genau so in der leichten Kurve, dass der Zug an ihm vorbeifliegt.

Auf Dauer hätte ich da als SL aber wahrscheinlich keinen Bock drauf. Man kann auch einfach resignieren und dem Spieler den Auftrag geben: "Ok, erzähl du, warum das eine richtig kluge Aktion ist und was jetzt als Folge davon geschieht."
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: nobody@home am 26.05.2017 | 21:19
Hm, schwierig. Bei "Charaktere spielen, die besser sind als man selbst" geht's ja oft eher um Leute mit Fachkenntnissen, die man selber nicht hat -- daß man mich besser nicht allein zum Pilzesammeln in den Wald schicken sollte, ist nicht zwangsläufig ein Grund, mich keinen Waldläufer oder sonstigen Überlebenskünstler spielen zu lassen, und selbst auf dem sozialen Gebiet geht noch ein "okay, ich bin eher zögerlich und schüchtern, aber mein Charakter könnte noch Pinguinen Eiswürfel verkaufen" irgendwie rein.

Aber so was wie ein real existierender Mangel an GMV? Da fällt mir spontan auch keine rein regeltechnische Lösung ein. Bei GURPS beispielsweise gibt's zwar tatsächlich den Vorteil "Common Sense", der für zehn Punkte die SL verpflichtet, bei ausgeprägten Hirnaussetzern des Spielers einen IQ-Wurf für den Charakter zu machen und bei Erfolg auf die Zweifelhaftigkeit der geplanten Aktion hinzuweisen...aber das läuft dann doch nur wieder auf "Händchenhalten" hinaus, und für dieses Privileg "darf" der Spieler auch noch mit Charakterpunkten blechen.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Eulenspiegel am 26.05.2017 | 21:49
- Die Probe weglassen und sofort sagen "Dein Charakter sieht glasklar, dass das eine saudumme Idee wäre".
Da mag der Spieler sich schnell gegängelt und bevormundet fühlen. Ist doch mein Charakter, Menno!
Du schreibst ihm ja nicht vor, was sein Charakter macht. Vielleicht kann man das auch etwas anders formulieren: "Das ist eine dumme Idee!"
Dann kann der Spieler immernoch entscheiden, ob sein Charakter das auch so sieht oder nicht.

Zitat
Und bis jetzt geht es ja nur um die Intelligenzleistung, sich nicht permanent grundlos in Lebensgefahr zu begeben. Die Fähigkeit, tatsächliche Zusammenhänge zu erkennen oder logische Probleme lösen zu können ist noch nichtmal angeschnitten worden.
Man kann auch bei anderen Aktionen, wenn die Gruppe nicht mehr weiterweiß, auf Intelligenz würfeln lassen. Die Person, die das beste Ergebnis erzielt, bekommt vom SL einen Tipp. (Bei vernünftigen RPGs, sollte die Person mit der höchsten Intelligenz regelmäßig das beste Ergebnis bei Intelligenzproben erhalten.)
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Wandler am 27.05.2017 | 00:11
5 foot steps sind für mich regelwissen und kein Fluff. Wenn der Fokus der Runde auf regeln liegt, erkläre ich diesen Sinn. Wenn der Spieler kein Interesse an solchen Feinheiten hat, kann es mir egal sein oder er passt nicht in die Runde. Ich sage dem Spieler sicher nicht auf Dauer was sein Charakter kann. Wenn das Spiel ohne dem Wissen funktioniert, super. Sonst fliegt der Spieler.

Weltengeist, Feuersänger hat explizit angeführt ob man dann vor einer dummen Aktion würfelt oder eine Aktion einfach gelingen lässt. Kann gut sein, dass ich das vom Handy zu sehr abgekürzt oder schlecht formuliert habe, aber die Antwort war: Ja ich lasse in solchen Situationen würfeln.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Tigerbunny am 27.05.2017 | 09:25
Das Beispiel mit dem Stein zeugt eher von Wahnsinn denn von Dummheit(Wenn man bei der Wiederholung eines Experiments unter gleichen Bedingungen andere Ergebnisse erwartet...). Ich kenne das Problem mit solchen Spielern. Meist bleibt nur das Nahelegen eines "geeigneteren" Charakters oder der Rauswurf des Spielers.

Bringt der Charakter sich ingame ständig in Gefahr, spiele die Konsequenzen mit aller Härte aus. Durch Schmerz lernt der Mensch im allgemeinen am besten.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Feuersänger am 27.05.2017 | 10:32
Okay.
Dann muss man sich wohl damit abfinden -- ein wenig charismatischer Spieler kann vielleicht einen charismatischen Charakter spielen; aber bei einem wenig intelligenten Spieler stoßen wir an die Grenzen der Möglichkeiten. Der Spieler soll etwas anderes machen, so oder so.
Das deckt sich mit meiner Wahrnehmung. Der Disconnect zwischen Anspruch des Charakters und Darstellung am Spieltisch ist hier zu groß.

Naja, in diesem Fall hat sich halt leider der Spieler selbst auch als maximal kognitiv dissonant und sozial inkompetent erwiesen, von daher läuft es da jetzt auf seine Entfernung aus der Gruppe raus. Aber wie gesagt, andere Geschichte.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Deep One am 27.05.2017 | 10:57
Generell bin ich ein großer Freund von "Ausspielen und nur im Zweifelsfall würfeln". Beim Ausspielen versuche ich, den CHA-Wert auf dem Charakterbogen im Hinterkopf zu behalten, so dass der NSC die Worte des SCs von sich aus im besten oder schlechtesten Licht sieht, auch wenn der Spieler keine punktgenaue Performance abliefert. So ein Verfahren läßt sich ja auf andere Attribute entsprechend anwenden.

Speziell auf Dein Problem bezogen, Feuersänger, hilft es vielleicht eher, den PF-Intelligenz-Wert als"Wissen" und nicht so sehr als "Schlauheit" zu verstehen. Wir kennen doch alle eine Intelligenzbestie, die aber daran scheitert, den Wäschetrockner einzustellen, und den Vollhorst, der aber bei einer Inselbegabung die totale Rakete ist.  :)
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Maarzan am 27.05.2017 | 11:15
Ich sehe das Verhältnis zwischen Spielerbeitrag und Charakterbogenstatistik eher wie die Abweichungsprüfung beim Abitur.

Es wird nachgeprüft, wenn der für den Spielwert anzunehmende Bereich so weit verlassen wird,dass es eben unglaubwürdig wird. (Leider  immer noch recht unscharf)

Ansonsten sollte ein in meinen Augen gutes Spiel auch ein Fertigkeitssystem haben, welches das Wissen und idealerweise auch Persönlichkeitsmerkmale des Charakters entsprechend abbildet und den Spieler beim Spiel ihm sonst eher fremder Figuren (was letztlich eigentlich alle sind) dadurch unterstützt.

Und die Spielregeln so weit zu kennen um mit seinem Charakter funktionieren zu können, kann man denke ich von jedem Spieler nach einer gewissen Eingewöhnungsphase erwarten.

Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Wandler am 27.05.2017 | 11:27
Feuersänger, ja so sehe ich das auch. Man kann es ja auch ganz losgelöst vom Charakter betrachten. Ein wenig intelligenter Spieler, wird mit einem komplexen System Probleme haben. Das lässt sich auf komplexe Subsysteme (z.B. Magieregeln, taktischer Kampf,...) übertragen. Auch ein Spieler der intelligent genug wäre es zu verstehen, aber es nicht verstehen oder auch nur anwenden möchte wird solche Systeme oder Subsysteme niemals entsprechend ihres Designs ausspielen.

Bis zu gewissen Rahmen kann man mit Würfeln nachhelfen. Ein Spieler der jedes mal vergisst wie man Initiative würfelt, den wird man vielleicht auch nicht gleich aus der Runde schmeißen. Wo die persönliche Schmerzgrenze liegt, kann jeder nur für sich selbst entscheiden.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Erg am 27.05.2017 | 12:10
Eigentlich nicht so schwierig. Wenn der Spieler den Charakter etwas eher mäßig cleveres tun lassen will, teilt ihm der SL die (negativen) wahrscheinlichen Konsequenzen mit. Danach tut der Charakter, was der Spieler, nun in Besitz dieser Information, möchte. Auch im wirklichen Leben gibt es Leute, die nachweislich (sofern man Intelligenztests als Nachweis zählen läßt) sehr Intelligent sind, aber beständig Dinge tun, die allgemein als eher mäßig clever bewertet würden (z.B. Rauchen). Intelligenz ist, grob gesagt, potentielle Erkenntnisfähigkeit. Die muß man zum einen nicht nutzen, zum anderen kann man die gewonnene Erkenntnis bei der Handlungsplanung komplett ignorieren. Intelligent sein und motiviert sein, vernünftig zu handeln, sind zwei völlig verschiedene Dinge.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Chruschtschow am 27.05.2017 | 13:40
Was will man da machen?

Mein erster Impuls an der Stelle:
"Warum stellst du dich auf die Gleise? Was erwartest du passiert da jetzt?"

Das macht die Einordnung gleich viiiiiiel leichter, denn vielleicht ist das aus Sicht des Spielers total sinnvoll. Und wenn da nichts kommt:

"Es wird bei dem Wurf gleich folgendes passieren: Also wenn dir die Wutfwaffenprobe gelingt, macht es *Plonk* und danach verwandelt sich dein SC in roten Nebel. Wenn die Probe misslingt, fällt das *Plonk* weg. Möchtest du weiterhin mit deinem Steinchen auf den Gleisen bleiben?"

Erklär den Leuten die Konsequenzen, das macht alles viel leichter. Diese Chaosspieler haben meistens nur bedingt was mit einer Asymmetrie zwischen Statblock und Spieler zu tun.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Crimson King am 27.05.2017 | 13:47
Speziell bei DnD sehe ich Charakterwerte als Resource, die Einfluss auf den Crunch nimmt, und erwarte keine Zusammenhang zwischen Int, Wis und Cha sowie dem, was der Spieler ausspielt.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: ArneBab am 27.05.2017 | 14:29
Jedenfalls hat der Spieler öfter durch wirklich saudumme Aktionen brilliert... dergestalt, dass ich die Darstellung für einen Int-20+ Char (oder selbst 13+ oder womöglich 8+...) einfach unglaubwürdig finde. Ich versuche eine Analogie: stellt euch vor, ihr beobachtet jemanden, der sich auf die Gleise vor einen heranrauschenden Zug stellt, einen faustgroßen Stein aufs Gleis legt, und dann verblüfft ist als der Zug ihn trotzdem erwischt. Mirakulöserweise überlebt er dieses Tête-à-Tête, und sobald er wieder auf den Beinen ist... probiert er es wieder. Klingt das nach Nobelpreiskandidat?
Semi-OT: Bei den politischen Aussagen mancher Nobelpreisträger würde ich sagen: Jepp.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: ArneBab am 27.05.2017 | 17:27
Erklär den Leuten die Konsequenzen, das macht alles viel leichter. Diese Chaosspieler haben meistens nur bedingt was mit einer Asymmetrie zwischen Statblock und Spieler zu tun.
Es kann auch sein, dass die Kommunikation schieflief, weil der Chaosspieler eine andere Vorstellung des Genres hat wie du.

Comichelden stellen sich auf die Gleise, gritty-Leute planen wochenlang, wie sie ihre Spuren so verwischen können, dass nicht herausgefunden wird, dass sie den Zug gestoppt haben.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: Chruschtschow am 27.05.2017 | 18:08
Genau das. Wenn ich aber die Konsequenzen meines Handelns mit der Vorstellung der anderem VOR der Resolution abkläre, spare ich mir reichlich Stunk, der in diesen ellenlangen "Dann hätte ich das nie gemacht"-Diskussionen endet. Und genau da liegt ja oft das Problem bei irren Aktionen. Unterschiede in der Wahrnehmung des Spiels.
Titel: Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
Beitrag von: ArneBab am 29.05.2017 | 22:23
Genau das. Wenn ich aber die Konsequenzen meines Handelns mit der Vorstellung der anderem VOR der Resolution abkläre, spare ich mir reichlich Stunk, der in diesen ellenlangen "Dann hätte ich das nie gemacht"-Diskussionen endet. Und genau da liegt ja oft das Problem bei irren Aktionen. Unterschiede in der Wahrnehmung des Spiels.
Stimmt. Selbst wenn die Vorstellung danach nicht gleich ist, sind sich zumindest alle über die möglichen Konsequenzen einig (im Endeffekt also über die Anwendung der Regeln), und das hilft schon viel.