Es ist einfach wahnsinnig unrealistisch, für ein umfangreicheres RSP-Projekt einen Profi-Übersetzer zu bekommen, der das Ding komplett durchzieht ...
Als Profi-Übersetzer, der so etwas schonmal macht (nicht zu den von Ulisses genannten Preisen, aber schon deutlich unter dem, was Timber als Mindesthonorar genannt hat), plaudere ich mal aus dem Nähkästchen...
Irgendwie mal nebenher was machen - das habe ich bei einzelnen Kapiteln für 13th Age und Numenera geschafft, die ich jeweils in 2-3 Tagen durchpeitschen konnte.
Ich mache es umgekehrt: ich habe quasi immer mein Notebook dabei, und wenn ich mal 15-20 Minuten nichts zu tun habe (z.B. weil ich in der Straßenbahn sitze), dann übersetze ich schnell 1-2 Seiten eines Rollenspielprojekts. Am Anfang hätte ich es auch nicht gedacht, aber durch diese "Mini-Übersetzungen" kommt mit der Zeit einiges zusammen (OK, die Fehlerquote ist auf diese Weise etwas höher, aber da ich das Ganze sowieso nochmal gegenlese, geht das ziemlich gut). Auch im Urlaub schaffe ich das gelegentlich (besonders wenn ich verreise und daher längere Zeit im Flugzeug/Zug verbringe), ohne dass meine Entspannung darunter leidet.
Nach dem jeweils aktuellen bezahlten Auftrag kommt bekanntlich der nächste, und mal drei Monate lang einfach gar kein Geld verdienen, um Symbaroum oder Eclipse Phase oder sonst irgendeinen Schinken zu übersetzen, ist in der Regel nicht drin.
Du wärst überrascht, was in der Übersetzerbranche alles passieren kann.
Ich hatte mich mal für ein umfangreicheres Projekt (Firmengründung im Ausland) verpflichtet und extra ein paar andere Aufträge abgelehnt, um den "workload" für diesen Kunden bewältigen zu können - nur um dann mitgeteilt zu bekommen, dass der Firmenchef ins Koma gefallen war (kein Scheiß: wie sich herausstellte entsprach diese haarsträubende Geschichte tatsächlich den Tatsachen) und sich das gesamte Projekt auf unbestimmte Zeit verzögern würde. Natürlich hatten sich meine anderen Kunden inzwischen schon anderweitig umgesehen (da ich sie ja darüber informiert hatte, dass ich erstmal nur begrenzt zur Verfügung stünde) und es war wirklich schwer, die Auftragsmaschine so schnell wieder zum Laufen zu kriegen (war etwa zwei Monate nur minimal beschäftigt).
In solchen Fällen ist man schon froh, wenn man durch die gelegentliche Übersetzung eines Rollenspielbuchs wenigstens die Miete wieder reinkriegt.