Autor Thema: [Apocalypse World] Convoy Furiosa  (Gelesen 906 mal)

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Offline Der Tod

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[Apocalypse World] Convoy Furiosa
« am: 18.01.2018 | 19:05 »
Vor einiger Zeit hat mir Achlys die 2. Edition von Apocalypse World geschenkt, mit der 'Auflage', hier einen Spielbericht zu schreiben. Nachdem es ein paar Mal mit den Terminen nicht geklappt hat, haben wir jetzt endlich über Silvester eine Runde spielen können und ich kann meiner Verpflichtung nachkommen.  :d

Zur Spielgruppe
Alle Beteiligten kannten pbtA, zusammen hatten wir bereits sowohl Dungeon World als auch Bluebirds Bride gespielt. Alle waren aber neu bei "Apocalypse World".
Natta spielte "Alpha", die Chopper.
Jen spielte "Line", den Angel
'3W6'-Markus spielte "Duke", den Gunlugger

Zum Setup
Gespielt haben wir mit den Convoy-Loveletters von Delos Adamski als Aufhänger. Um das Mad Max-Feeling zu vervollständigen habe ich auch den Furiosa Hack von Jason Morningstar hinzugefügt, wie es hier vorgeschlagen wurde (inklusive der alternativen Harm-Regeln). Die Clock-Übersicht in Form der Tachoanzeigen wurde ausgedruckt, aber statt einer Landkarte haben wir Locations auf Karteikarten ausgelegt.

Charaktererschaffung
Vielleicht waren wir schon etwas müde, aber die Charaktererschaffung hat deutlich länger gedauert als wir es z.B. bei Dungeon World hatten (Englischkenntnisse nicht das Problem bei uns). Ein zentrales Problem war, dass für Neulinge nicht wirklich abzusehen ist, welche Effekte die Moves regeltechnisch haben werden und zum Teil eine gewisse Textmenge auf den Playbooks bewältigt werden muss. Die Hx-Fragen rieben sich auch zum Teil an den Loveletter-, was ich leider übersehen hatte. Die Menge an Spielzügen (wenn man noch Fahrzeugkampf und Battle mit hinzunimmt) wirkte etwas einschüchternd, aber eigentlich braucht ja nur die SL die Übersicht.

Einstieg
Alpha entschied sich dafür, dass der Konvoi (15 disziplinierte aber altersschwache und kranke Veteranen) nach Eden will, um dort in Ruhe leben zu können. Line war der Navigator und entschied sich für die Option, dass er bereits in Eden war und Hilfe holen will, da es im Sterben liegt. Duke, der Outsider, erwürfelte, dass er der Gruppe eine Falle gestellt hatte, aber dann die Seiten gewechselt hatte. Allerdings wurde Alpha bei dem Gefecht gegen die Cannibals of the Flowing Wastes schwer verwundet und startete mit einem übel zugerichteten Arm (Effekt: Ihre geliebte NSC Beta musste seine Chopper lenken und sie lief Gefahr, dass die Gang ihre Schwäche bemerken könnte). An Kartenteilen lagen also der Hinterhalts-Canyon, die Flowing Wastes und das Kannibalenlager auf dem Tisch, sowie natürlich Eden, irgendwo jenseits davon. Das Abenteuer begann damit, dass Line Alphas Arm verazten wollte und dazu "Healing Touch" nutzte. Der Wurf misslang aber, sodass die Schamanin der Kannibalen die Gruppe durch den Malstrom hindurch aufspürte und ihre Warparty losschickte.

Kampf in der Wüste
Der Convoy setzte sich in Bewegung, doch am Horizont tauchte die Warparty der Kannibalen auf. Nach einigem Hin- und Her entschied sich Alpha dazu, an der Flanke eines Tafelbergs eine 'Wagenburg' zu errichten und sich den Kannibalen in befestigter Stellung zu erwehren (SL-Fehler meinerseits, ich hätte im Sinne der Furiosa-Edition darauf hinlenken sollen, den Kampf in der Bewegung stattfinden zu lassen). Duke hielt mit seinen Granatwerfer die Stellung und zerstreute die Vorausabteilung von Biker-Kannibalen, während Line einen alten Tunnel durch den Berg entdeckte und eine Fluchtoption organisierte. Alpha tat ihr möglichstes, die Verteidigung zusammenzuhalten, aber es wurde klar, dass die Gang moralisch am Boden war und um ihr Überleben kämpfte.
Die Situation wurde nicht besser dadurch, dass Duke seinen Truck nahm und die Flucht ergriff, während die Kannibalen die Wagenburg mit Harbunen und Netzwerfern angriffen. Doch er kam nicht weit. In dem von der Schlacht aufgewirbelten Sandsturm rammte ihn ein aus dem nichts kommender Rammwagen der Kannibalen und Dukes Truck überschlug sich. Line sah dies und raste mit seinem Pickup hinterher, um den Outsider zu retten. Damit lag es an Alpha, das Innere der Wagenburg zu verteidigen, als durch die von Dukes Flucht gerissene Lücke die zweite Welle an Kannibalen-Bikern hereinbrach. Zum Glück lagen Dukes Granaten verstreut im Sand, die mit bloßen Händen zwischen die Angreifer geschleudert wurden. Doch eine Ablenkung musste her, um sich auf dem Würgegriff der Kannibalen zu befreien. Alpha entschied, dass die vier körperlich schwächsten und erkrankesten Gang-Mitglieder als Lockvögel losfahren sollten, damit der Convoy fliehen konnte - dazu musste ein hartesExempel statuiert werden, aber schließlich mussten die vier Todgeweihten unter Flüchen und Verwünschungen ihr Schicksal annehmen. Und tatsächlich drehten die Kannibalen ab und verfolgten ihr leichteres Opfer.
Inzwischen hatten Line und sein Beta-Schütze (die SpielerInnen hatten etabliert, dass jeder Fahrer ein/e Beta hatte, daher der Name für die NSC, was ich cool fand) kurzen Prozess aus den Kannibalen des Rammwagens gemacht und Duke wieder auf die Beine geholfen und man kehrte zur Wagenburg zurück. Alpha war wenig begeistert von dem Alleingang der beiden, doch da nur der Line das Ziel der Odyssee kannte, hatte sie wenig gegen ihn in der Hand. Also machte sich wieder auf den Weg, wenngleich der Convoy stark unter dem Angriff gelitten hatte, und Ersatzteile knapp wurden (Die Clocks funktionierten gut). Duke wusste aber, dass in der Nähe ein Schrottplatz sei, wo man Material finden könne (ein Loveletter-Detail. Er verschwieg, dass auch der Schrottplatz Kannibalen-Gebiet war).

Intermezzo im Schrottplatz
Das fiel allerdings rasch auf, als man am nächtlichen Schrottplatz ankam, und dort Fackeln auf Schädeltotems brannten etc. Alpha entschied sich, zusammen mit Beta das Labyrinth aus Maschinenwracks zu erkunden, ehe die schwere Rig und der Rest der Wagen dort hineinmanövriert würden. Zu ihrem Glück hatten die Kannibalen ihre Kultstädte aber schon wieder verlassen. Dafür fand sie die geopferten Überreste von 3 ihrer 4 unglücklichen Lockvögel, die vor einem eigenartigen Kuppelkonstrukt aus zusammengesetzten Glasscheiben aufgehängt waren, in dem die vorigen Opfer verrotteten (eine Imitation der Glaskuppeln von Eden. Die Kannibalen beteten den Malstrom an, ihnen Zugang zu der Stadt aus Grün und Blau zu gewähren).
Alpha wollte die drei herunterschneiden und begraben, da tauchte eine Überlebende des Himmelfahrtskommandos auf und nahm Beta als Geisel. Alpha gelang es, die rachedurstige Erkrankte mit dem Versprechen einzulullen, sie dürfe ihre neue Beta werden und auf der Chopper mitfahren. Dann erschlug Alpha sie hinterrücks mit ihrer Brechstange. Anschließend wurden die Ersatzteile geerntet.

Eden
Mit dem Aufstieg des Konvois in die Berge begann die letzte Etappe des Abenteuers. Hier wurde der schwindende Gesundheitszustand der Gang zum Thema - viele NSC waren krank und geschwächt. Line bereitete Alpha darauf vor, dass man auf dem Weg durch die Berge mit Verlusten rechnen müsste. Seine Agenda wurde vollends klar, als die großen Biosphärekuppeln von Eden in Sicht kamen, in denen Pflanzen und sauberes Wasser überlebt hatten. Doch die computergesteuerte Luftschleuse lies niemanden passieren, der positiv auf Krankheitserreger gescannt wurde. Duke führte die gesunden Gangmitglieder ins gelobte Land, während Line hinter dem Rücken der Gruppe die Kranken in ihren Autos erschoss. Alpha und Beta wurde der Zutritt verwehrt, weil der Computer Beta offenbarte, dass sie ein erkranktes Kind im Bauch trug (von wem wurde nicht geklärt). Doch Alpha hielt zu ihr, und gemeinsam mit Line machte man sich auf den Weg zurück ins Ödland, um weitere Überlebende zu finden. Duke war damit Herr über Eden geworden - ob er seine kannibalische Vergangenheit würde ablegen können?

Spielerlebnis
Es war eine durchwachsene Sitzung. Die SpielerInnen waren vom Einstieg ziemlich niedergeschlagen. Es war ein Start, bei dem alles schiefzugehen schien, was schiefgehen konnte. Bei dem Kampf ging es dann aufwärts, hier konnte die AW-Engine die Situation immer schön spannend halten. Das Ende haben wir dann recht gradlinig durchgezogen und deutlich weniger gewürfelt. Das System produziert interessante und dramatische Wendungen, aber in diesem Fall waren und sie Moves mitunter zu komplex und textlastig, da durch das Ausdeuten doch der Schwung aus dem Spiel genommen wird. Ich muss auch auf meine Kappe nehmen, dass die Sitzung zu sehr "gefrontloaded" war was (zusätzliche) Materialen anging, hier wäre weniger mehr gewesen. Ausgezeichnet funktioniert hat die Nutzung von 4 customisierten Clocks (bei uns Krankheit, Kannibalen, Medizinische Ausrüstung und Ersatzteile) mit denen Druck auf die Spieler ausgeübt werden konnte, und die mir immer eine Idee gegeben haben, worum es in der nächsten Szene gehen sollte. Zusammen mit den Informationen aus den Lovelettern hat man als SL genug Input - niemand hat gemerkt, dass das Abenteuer um diese paar Pfeiler herum improvisiert war. ;)

Fazit: Apocalypse World hat schon Spaß gemacht, aber eignet sich wesentlich schlechter für OneShots als z.B. Dungeon World. Der Fokus liegt mehr auf Drama als auf Action, was sich etwas mit dem Versuch gebissen hat, das Spiel "furios" zu gestalten. Für (kurze) Kampagnen würde ich Apocalypse World wesentlich eher empfehlen, da dort viele Elemente der Charaktere und der Regeln erst wirklich zum tragen kämen.

P.S.: Die berüchtigten Sex-Moves kamen nicht vor. Keiner von uns hätte ein Problem damit gehabt, aber es ergab sich schlicht nicht im Spiel.  :gasmaskerly:
« Letzte Änderung: 18.01.2018 | 19:14 von Der Tod »