Autor Thema: Sandbox / Diorama; war: Railroading-Debatte  (Gelesen 10263 mal)

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Eulenspiegel

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Re: Sandbox / Diorama; war: Railroading-Debatte
« Antwort #125 am: 25.05.2017 | 16:51 »
@1of3
Es gibt einerseits den institutionellen Ablaufplan: Wann wird gewürfelt? In welcher Reihenfolge werden die Erzählrechte abgehandelt? etc.
Und es gibt den inhaltlichen Ablaufplan: Welche Szenen gibt es? Wann treffen die SCs das erste Mal auf den Bösewicht?

Den insitutionellen Ablaufplan gibt es immer. Hier kommt man nicht ohne aus.
Den inhaltlichen Ablaufplan gibt es jedoch nicht immer. Hier gibt es manche Spielstile mit Ablaufplan und andere ohne.

Auf den Begriff RR möchte ich mal verzichten, da es dazu schon genügend Threads dazu gibt.
Auf alle Fälle muss man erstmal unterscheiden zwischen:
- Ich störe mich daran, dass es einen Ablaufplan gibt.
- Ich störe mich an diesen konkreten Ablaufplan.

Ersteres kann nur beim inhaltlichen Ablaufplan auftreten. Da es den insitutionellen Ablaufplan immer gibt, kann man sich hier nicht an seiner reinen Existenz stören. Beim inhaltlichen Ablaufplan kann man sich aber durchaus daran stören, dass dieser überhaupt existiert.

Unabhängig davon kann man natürlich akzeptieren, dass es einen Ablaufplan gibt, sich aber an diesen ganz konkreten Ablaufplan stören. Man hat also nichts gegen einen Ablaufplan an sich, sondern daran, wie dieser Ablaufplan gestaltet ist.
Hier kann man sich natürlich sowohl am institutionellen als auch am inhaltlichen Ablaufplan stören.

1.Unzufriedenheit mit dem institutionellen Ablaufplan: Dies tritt häufig in Form von Regelkritik auf, da der institutionelle Ablaufplan über die Regeln festgelegt wird und sich über die ABs hinweg selten ändert.

2. Unzufriedenheit mit dem inhaltlichen Ablaufplan: Dies tritt häufig in Form von Plot-Kritik bzw. Abenteuer-Kritik zusammen. Denn die Regeln haben (zumindest in klassischen RPGs) keinen Einfluss auf den inhaltlichen Ablaufplan. (Ja, ich weiß: Bei einigen Indie-RPGs haben die Regeln auch Einfluss auf den inhaltlichen Ablaufplan.) Bei klassischen RPGs wird der Ablaufplan durch das AB festgelegt.

Kommt mal weg vom Inhalt. Kommt mal zu den Leuten!
Wenn ich ein AB schreibe und dieses im Internet veröffentliche, habe ich Einfluss auf den Inhalt. Ich habe jedoch keinen Einfluss auf die Leute, die das AB lesen und/oder spielen.

Online Isegrim

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Re: Sandbox / Diorama; war: Railroading-Debatte
« Antwort #126 am: 25.05.2017 | 16:51 »
Leider Unfug. Es gibt keine Richtung. Es gibt auch kein Ausscheren.

Mit "Ablaufplan" war wohl eher ein Plan gemeint, den die SL vorbereitet oder im Kopf hat, bspw eine in bestimmter Reihenfolge angeordnete Szenen. So was hab ich als Spieler vor Beginn eines Plots (Abenteuers, Kampagne, etc) eigentlich nie. Eine Agenda "was ürde der Charakter gerne tun?" vielleicht (auch eher selten), oder einen Plan "Wir sollten das und das machen, weil...", der auf den Geschehnissen der letzten Session beruht, aber das war nicht gemeint, denke ich.

Und ja, dieses Gefühl gerailroadet zu werden, hat überhaupt nichts mit dem Inhalt zu tun. Also auch Issis Beispiel mit dem Kreuzfahrtschiff kann sich wie ganz doofes Railroading anfühlen. Nämlich dann, wenn sich die Person eine völlig andere Art von Tätigkeit ausgemalt hätte.

Was meinst du mit "andere Art von Tätigkeit"? Hört sich für mich erst mal wie ein anderes Problemfeld an. Ich hab das Gefühl, dass sich eine Reihe von Spielern gegängelt fühlen, wenn man ihre SCs in Plots/Situationen zwingt, denen sie sich nicht von selbst gestellt hätten... auch wenns zu 90 % auf Kämpfe hinausläuft (bspw), und das genau deren Ding ist.
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Re: Sandbox / Diorama; war: Railroading-Debatte
« Antwort #127 am: 25.05.2017 | 17:31 »
Zitat
Und ja, dieses Gefühl gerailroadet zu werden, hat überhaupt nichts mit dem Inhalt zu tun. Also auch Issis Beispiel mit dem Kreuzfahrtschiff kann sich wie ganz doofes Railroading anfühlen. Nämlich dann, wenn sich die Person eine völlig andere Art von Tätigkeit ausgemalt hätte.

Dann ist das aber eher ein: "Ich habe auf dieses Abenteuer keinen Bock." Es ist kein:  "ich fühle mich innerhalb des Abenteuers auf Schienen."
Wenn das Abenteuer -"Mord auf der Titanic "heißt, und ich möchte lieber nicht zur See fahren, na dann kann  ich mit der Figur ja an Land bleiben und ein Abenteuer aussetzen.

Man muß mMn. keine Seereiseabenteuer mögen. Man muß auch keine Weltraumabenteuer mögen. Aber dem Rest der Gruppe kann es ganz anders gehen.
Wenn vorverhandelt wurde welches Abenteuer gespielt wird oder in welche Richtung das Abenteuer geht, kann der Spieler Widerspruch einlegen oder nicht mitspielen.
Keine Wahl hat er nur, wenn sowohl der Titel des Abenteuers wie auch die Richtung geheim bleibt, und er (unangenehm) überrascht wird.
Erst dann hätte man mMn. seine  Entscheidung- nämlich "da nicht mitspielen"-entwerten können.

Und das ist zumindest für mich die Mindest Vorraussetzung für RR- Es muß eine Spielerentscheidung(welcher Art auch immer)-entwertet worden sein.

Dass man andere Vorstellungen vom  Abenteuer(Stimmung, Ablauf usw.) hatte, die sich dann hinterher als falsch erweisen. Halte ich nicht für RR. Das sind dann mMn. halt enttäuschte Erwartungen.
Ich kann natürlich als Spieler maulen, dass mir dieses oder jenes am Ablaufplan nicht gefällt. "Die Titanic soll gefälligst nicht sinken. Und dass der Eisberg da ist, finde ich auch blöd. Der soll gefälligst weg." :D
Aber ich sag mal gewisse Teile des Plots (Bei klassischen Kaufabenteuern) sind halt in der Regel fest, eben jene, die dafür sorgen müssen, dass er nicht einstürzt.

Der Spieler kann innerhalb des Abenteuers vielleicht nicht immer die Situation der Figur ändern (Außenbedingungen). Aber er kann das Beste aus seiner Situation machen. Und Handlungsspielraum ausschöpfen.
RR wäre es für mich nur dann, wenn er wirklich auch hier nur einen scheinbaren Handlungsspielraum vom SL bekommt, das merkt und so empfindet.
Ich nehme an, das war auch gemeint.

« Letzte Änderung: 25.05.2017 | 18:29 von Issi »