Am Wochenende kam ich durch Gelegenheit und einen gewissen Mangel an Alternativen dazu, mir die Miniserie
Ku’damm 56 nebst Nachfolger anzuschauen und ich bin gleichermaßen begeistert wie überrascht, dass die hier noch keine Erwähnung gefunden hat (Falls doch, habe ich den Strang nicht gefunden und bitte ggf. um Zusammenführung).
Bisher habe ich trotzt aller Lobhudelei einen Bogen um die Serie gemacht, teils aus meinem (nur teilweise begründeten) Vorurteil ggü. deutschen Serien im Allgemeinen und meiner grundsätzlich durch schulische Prägung gewachsene Abneigung gegnüber deutschen Nachkriegs-Schuldbetroffenheits-Thematik.
Meine Eltern sind in den späten 50ern geboren und von Eltern aufgezogen, die noch den Geist der damaligen Zeit gelebt haben. Mein einziger Bezug zu der Zeit sind also ein paar Redewendungen meiner Großteltern sowie deren gesamte Wohnungseinrichtung ;-) Anonsten beschränkt sich mein Wissen um die Zeit auf das übliche (bei mir spärliche) Geschichtswissen und Klischees.
Mit dieser Grundprämisse und versuchter Unvoreingenommenheit bin ich der ersten Folge dann begegnet - und bin immer noch völlig baff ob der Qualität, die sich durch alle Aspekte zieht: Von den äußert detailverliebten Kulissen und Ausstattung über die Farbgebung / Stimmung, den Dialogen, Schauspielern, Musik, es passt einfach alles.
Und die Dramaturgie steht dem in nichts nach!
Im Kern geht es um Monika, die jüngste von drei Töchtern einer alleinerziehenden und als absolutes Opfer der faschistischen Erziehung völlig der heuchlerischen Prüderie verfallenden Mutter und ihren Lebensweg sowie den ihrer beiden Schwestern.
Die großen deutschen Themen der Nachkriegsgeschichte wie: Kriegstrauma, Prüderie, Schuld, Frauenunterdrückung, Leugnung von - nicht nur aber besonder- Homo-Sexualität uvm. stehen hier nicht mahnend im Vordergrund sondern bilden nur die natürliche Kulisse einer Welt, in der eine junge Frau einen Weg für sich finden muss, zwischen Auflehung und Abhängigkeit zur Mutter sowie den Zwang, endlich "unter die Haube" zu müssen und dem straken Drang ihre persönliche Freiheit zu finden spielt der Rock'n Roll eine immer größere Rolle in ihrem Leben.
Die dabei entstehenden Dramen stehen denen der großen amerikanischen Vorbilder in nichts nach, weder in der grundsätzlichen Konstruktion, noch in Umsetzung. Die Hauptdarstellerin - ist wohl nicht gerade neu im deutschen TV, aber war mir bisher nicht bekannt da ich da wenig von kenne - ist in meinen Augen ein totaler Volltreffer, ebenso wie ihr Tanzpartner Freddy, von dem man denken könnte, dass der geradewegs aus der Zeit gefallen ist. Daneben bekommt sie von Größen wie (kaum erkannt:) Heino Ferch, Uwe Ochsenknecht und vielen anderen würdige Unterstützung.
Die "Serie" ist aufgeteilt in eigentlich zwei überlange TV-Filme in jeweils 3 Teilen: Ku'Damm 56 und Ku'Damm 59.
Das Ganze gipfelt in einem angemessen fulminanten Finale und ist absolut schauenswert, wenn nicht sogar verpflichtend für jeden, der gutes Drama in historischen Gewand zu schätzen weiß!