Wie erlebt er es dann, wenn die Anderen - vielleicht auch mit starken Dialekten und eigenen Wörtern Ihren Gott beschreiben?
Die Römer waren da ziemlich flexibel. Einzig: Die komischen ägyptischen Tierköppe waren inkompatibel. (Isis dagegen kein Problem.)
Generell lassen sich unterschiedliche vorgehensweisen feststellen. Zunächst müssen wir mal festhalten, dass man über gewisse Gottheiten häufig nicht viel erzählen kann. So wie wir uns das vorstellen, mit langer Mythologie, dezidierten Attributen, das war eher selten.
Was dagegen klare Unterscheidung bietet ist Kult. Also was machen die Leute zu Ehren dieser Gottheit? Und welche Objekte oder Orte sind der Gottheit heilig? Der Kult ist also das zentrale Kriterium im täglichen Gebrauch. Die Römer feierten z.B. auch den Ceres-Kult mit römischem und griechischem Ritus. Das war ein relevanter Unterschied.
Der Name der Gottheit ist dagegen gewissermaßen dehnbar. Varro erkennt in den Antiquitates dreierlei Verwendungsweisen:
- Kultischen Gebrauch: Wir beten jetzt die oder den an.
- Mythologischen Gebrauch: Also Geschichten über...
- Philosophischen Gebrauch: Name der Gottheit als Prinzip.
Man ist also eher über die kultischen Praktiken verwundert als über die Gottheit. Namen sind Schall und Rauch.
Akzeptiert er was er gelernt hat...
Das ist wieder so ein verchristlichter Ansatz. Du musst von den Göttern nichts wissen. Du musst für die Götter tun. Quasi Orthopraxie statt Orthodoxie. Das Problem der Christen war nicht, dass sie was anderes GLAUBTEN, sondern dass sie nicht opfern wollten, also die Tätigkeit verweigerten.
Was denken sich zwei Priester, die sich treffen mit unterschiedlichem Pantheon?
Sowas wie vollberufliche Priester oder Mönche mit univeraler Kirche kannten die Griechen und Römer nicht. Man nahm an gewissen Kulten teil oder nicht. Einige Kultgemeinschaften hatten Aufnahmeriten und dann eben interne Hierarchie. Aber das macht man nach Feierabend. Gewisse Familien besaßen gewisse Altäre, waren also de facto dort Priester. Städte hatten offizielle lokale Priesterschaften. Die machten dann eben auch gewisse Rituale zu gewissen Zeiten, aber das war dann ein (paar) mal im Jahr ein Tag; häufig als Assitenten für den örtlichen Herrscher bzw. politischen Beamten, welche staatstragende Rituale vollführten. Natürlich vollführte man private Rituale privat.
Kurz: Sowas wie einen Priesterstand... Pustekuchen.