Ich hoffe, ich nerve euch nicht, aber ich bin heute in Schreib-/Fragelaune.
Welche Gegenden der 6.Welt habt ihr im Rahmen einer Kampagne schon als SL oder als Spieler beackert? Mich würden da vor allem die Gegenden interessieren, die eher außerhalb der ausgetretenen Pfade (Seattle/Hong Kong/Rhein-Ruhr-Megaplex...) liegen. Gerne auch, was ihr eventuell aus vorhandenem Quellenmaterial gemacht habt.
Ich habe bisher vor allem drei Gegenden bespielt, bevor ich jetzt mit der aktuellen Runde in Prag angefangen habe.
Stuttgart
======
Der Plex zwischen Wein und Reben ist mit Sicherheit ein interessantes Pflaster. Viel Industrie, einiges an Medienkonzernen und drumherum Landschaft und Trolle. Ich habe Stuttgart erst als Spieler kennen gelernt und später auch dort geleitet.
Die großen Industriekomplexe bieten dem Spielleiter viele Möglichkeiten für das Spiel um Extraktionen und die Regelung der Exterritorialität. Spieler haben viele und gute Reisemöglichkeiten in andere ADL-Staaten und einen Flughafen quasi in der Innenstadt des Plexes. Dass am Neckar einer der größeren Binnenindustriehäfen liegt, ist auch für jede Menge Schabernack auf beiden Seiten des Spielleiterschirms gut. Spaß mit Sicherheitsdiensten gibt es auch, denn hier hat der Sternschutz sein Büro.
Bei der ansässigen Bevölkerung kann man als SL fast alles auflaufen lassen, was das Repertoire her gibt: Neben der recht gut gelebten Integration gibt es auch eine (nicht immer so ganz) unterschwellige Policlub-Bewegung, die dem aus alteingesessenem Denken entgegen wirken will. Dass nur wenige Kilometer außerhalb der Plex-Grenzen das Land liegt, wo die wilden Trolle hausen, trägt sein Übriges zur Verunsicherung bei.
Hamburg
======
Das Venedig des Nordens. Hier ist vor allem die Ausdehnung in die norddeutsche Tiefebene interessant. Hier werden Konzernenklaven hinzementiert, aber zumindest Teile der ursprünglichen Struktur bleiben erhalten. (z.B. nach Westen raus Richtung Stade, Jork, Buxtehude) Die schwarze Flut ist immer noch ein Thema und kann immer wieder mit aufgegriffen werden. Auch, dass ein Teil der Stadt nur noch mit Booten zugänglich ist, macht einen gewissen Reiz aus. Gerade als SL kann man seine Spieler (natürlich mit Vorwarnung) an die Wichtigkeit ortsspezifischer Ausrüstung erinnern.
Der große Freihafen als Konzerngelände ist interessant zum Bespielen, da er nur schwer komplett zu überwachen und abzuriegeln ist, aber dennoch in Teilen der Exterritorialität unterliegt. Auch die Existenz von zwei großen Gegenspielern im Bereich Sicherheit macht die Stadt interessant: Im Hafen hat man es häufig mit der HAZMAT zu tun, im Rest der Stadt mit der HanSec. Beides unangenehme Burschen, aber wenn man geschickt vorgeht, kann man sich 1-2 Minuten Zeit erkaufen, bis bei denen die Kompetenzen geklärt sind.
Auch die alternativen Bewegungen des liken Spektrums haben es in Hamburg in die 6.Welt geschafft: Neben den schon jetzt bekannten Einrichtungen gibt es noch eine aktive Troll- und Ork-Bewegung, die sich aufgegebene Tunnel und ehemals unter Wasser stehende Gebäude bewohnbar gemacht hat. Außerdem gibt es diverse Squatter-Enklaven in Bauruinen, die nach der schwarzen Flut aufgegeben wurden.
Lagos
====
In Lagos habe ich als SL nur ein kurzes Zwischenspiel gehabt: mich reizt an diesem Sprawl, dass er auf einem versumpften Flussdelta erbaut wurde. Gebäude haben somit eine endliche Höhe (je nach Aufwand dürfte nach 10 Stockwerken Schluss sein), außerdem gibt es neben den (schlechten) Straßen auch noch Wasserwege. Das die Matrix nicht überall Abdeckung hat und Teile der Stadt rationierten Strom haben, macht diesen Ort für Runner aus Europa oder Amerika zu einem seltsamen Erlebnis.
Als SL kann man sehr gut damit spielen, dass es in der Stadt Stammesgrenzen gibt, an denen teilweise Konfliktparteien direkt aufeinander treffen. Für Spieler gilt zu beachten, dass neben dem (nicht chipbaren) Sprachkonglomerat der Stadt vor allem stammeseigene Sprachen gesprochen werden. Ein Dolmetscher ist hier also durchaus seine Nuyen wert und sollte nicht verschaukelt werden.