Eine neue Ordnung - Herbst 1400
Das Westviertel ist teilweise verloren, der Ring um Tukbergen zieht sich enger. Nur von Osten ist es noch zu erreichen, bisher ist es dem Feind noch nicht gelungen, die Wälder der Grünberge und Waldende unter seine Kontrolle zu bringen. Bockland kann seine Grenzen weiterhin halten, aber das Westufer des Brandywein wird zunehmend gefährlicher. Es kommen kaum noch Flüchtlinge und damit Nachrichten aus dem Süden. Aus Hobbingen und Umgebung gibt es keine Neuigkeiten.
Lass das und schau mich an! Eine schwere Hand schlägt vor Nob auf den Holztisch. Es sei doch nicht so schwer, er müsse einfach nur sagen, wer ihn geschickt habe. Bafill Feldhüter, ein Büttel des Westviertels, steht ziemlich aufgeblasen und selbstgefällig vor ihm, immer wieder die gleichen Fragen stellend. Nob sieht ihn gelassen an, seit Tagen schon drehen sie sich im Kreis. Schon auf ihrer Reise während der letzten Tage haben er und Cei festgestellt, dass die Leute nicht mehr gastfreundlich und offen wie früher sind, sondern ihre Türen verschließen, wenn sie Fremde die Straße entlang kommen sehen. Nob wendet sich wieder Bafill zu, der ihn abwechselnd mit Drohungen und dem Verweis auf die Regeln versucht, zum Reden zu bringen. Die Regeln lösen bei Nob nur ungläubiges Kopfschütteln aus:
Achtung!
Auf Geheiss des Oberst in Beutelsend, vom 28. Astron im Jahre 1401
seien folgende Vorschriften in Kraft:- Den Anweisungen der Landbüttel ist Folge zu leisten!
- Ein jeder Hobbit ist verpflichtet, ein Arbeitspensum von 11 Stunden pro Tag für das Gemeinwohl abzuleisten!
- Es ist verboten mit den Arbeitern der Mühle zu sprechen. Es ist verboten mit den Erntegesellen zu sprechen.
- Jedem Hobbit steht die von den Verteilern ausgegebenen Rationen zu. Die Mahlzeiten werden auf 4 reduziert und zu festen Zeiten eingenommen.
- Bier und Pfeifenkraut ist den Landbütteln vorbehalten!
- Es ist verboten, die Grenzen des Schutzgebietes Auenland zu überschreiten, ohne Genehmigung des Oberst.
- Zuwiderhandlungen werden geahndet!
Gez. Guthred, oberster VerteilerEs nützt nichts, Nob weigert sich, Auskunft zu geben und verlangt zusammen mit Cei nach Beutelsend zu Lotho gebracht zu werden, der jetzt hier als oberster Büttel das Sagen hat. Bafill windet sich, bis Nob ihn bei seiner Eitelkeit packt – es werde seiner Karriere sicherlich förderlich sein, wenn er dafür sorgen, dass diese wichtige Nachricht Lotho erreiche. Schließlich gibt Bafill nach.
Cei steht vor einer der trostlosen Arbeiterbaracken, die er in den letzten Tagen immer häufiger gesehen hat. Gedrungene, schmucklose Bauten, in denen (für Hobbitverhältnisse) geradezu hagere Gestalten in grauer Einheitskleidung untergebracht sind, die wegen Verstoßes gegen DIE REGELN zum Nutzen der Gesellschaft auf den Feldern arbeiten müssen. Deswegen ist auch er hier – er hat die beiden Büttel, die ihn wegen Rauchens, Biertrinkens und unerlaubten Redens mit einer Erntehelferin - Dahlias Mutter Marigold, die er auf dem Feld entdeckt hatte- verhaften wollten, einfach ausgelacht. Sie haben sich zwar blutige Nasen geholt, ihn schließlich aber doch überwältigt und in die Baracken gebracht, ihm seine Sachen abgenommen und ihn in diese traurige Einheitstracht gesteckt. Jetzt ist er mit den anderen bei der Apfelernte, aber seine Königsklinge, die hat er schon wieder. Weiter hinten treiben die Aufseher zwei Mädchen an, schneller zu arbeiten. Cei geht rüber und fordert die Aufseher auf, die beiden in Ruhe zu lassen. Die Aufseher wollen sich das von ihm nicht bieten lassen, als er die Klinge zieht.
Als die Situation zu eskalieren droht, gebietet Bafill den beiden Aufsehern Einhalt. Cei weigert sich mit den beiden zu gehen, da die Erntehelfer seiner Meinung nach dringen eine Pause brauchen. Bafill verweist auf die Regeln, insbesondere auf Regel Nr. XXX zur Arbeitszeit, aber Cei geht nicht darauf ein und fängt an, Bafill zu beleidigen. Am Ende gelingt es mit Nobs Hilfe, alle etwas zu beruhigen und sie einigen sich darauf, dass die Erntehelfe eine Pause bekommen, während Cei und Nob zu Lotho gebracht werden. Vorher besorgt Bafill noch Ceis Sachen, damit dieser in vernünftiger Kleidung vor Lotho treten kann.
Als die drei Hobbingen erreichen müssen Nob und Cei feststellen, dass Tim Sandigmanns Mühle nicht mehr steht und durch einen hässlichen Ziegelsteinbau mit rauchendem Schornstein ersetzt wurde, eine neue, riesige Waffenschmiede. Sandigman lehnt am Tor gegenüber und beobachtet sie, wie sie den Weg entlang ziehen.
In Beutelsend angekommen öffnet ihnen Lotho die Tür. Bafill salutiert zackig, denn Lotho ist der Oberst! Lotho schickt ihn weg, dann bittet er Nob und Cei herein. Von außen wirkt Beutelsend wie früher, nur dass ein grauer Schleier darüber zu liegen scheint. Drinnen hat sich auch nicht sehr viel verändert. Lotho bietet den beiden etwas zu essen an und tischt auf wie in den guten alten Zeiten. Er scheint keinen Mangel zu leiden, anders als die Bevölkerung draußen. Cei verweigert vor unterdrückter Wut das Essen, Nob ist ein wenig, während Lotho sich mit beiden Händen den Mund vollstopft. Als Nob erzählt, dass die Orks an den Grenzen zu Bockland stehen, winkt Lotho ab – nicht bei ihm. Seine Leute hätten Holz und Waffen, die Schutzzone Auenland funktioniere. Hier herrsche Ordnung und Sicherheit. Nob stellt überrascht fest, dass Lotho wohl gar nicht sieht, wie sich die Gegend hier verändert hat, denn er prahlt voller Stolz mit der Effizienz und dem Fleiß, der dank seiner herrsche. Auch die Regeln sind von ihm festgelegt worden. Cei beherrscht sich nur mühsam ob dieser Rede, er schaut weg und entdeckt an der Tür eine Landbütteluniform. Falco, der im Schatten des Nebenzimmers steht, bemerkt keiner. Derweil versucht Nob Lotho zu der Selbsterkenntnis zu bringen, dass er nicht der große Beschützer des Auenlandes ist und dass es seinen Leuten eben nicht gut geht. Nach dem Essen lädt Lotho sie auf eine Pfeife ein – ein Genuss, den beide schon lange entbehren müssen. Hier in Beutelsend herrscht allerdings kein Mangel an Pfeifenkraut. Während sie zusammen sitzen stellt Cei fest, dass im Raum Bilder von Lothos Familie hängen – nur nicht von seiner Mutter Lobelia. Es stellt sich raus, dass Lotho Lobelia, seine eigene Mutter, ins Loch gesperrt hat, weil sie einen Büttel mit ihrem Regenschirm angegriffen hat. Er habe doch die Regeln einhalten müssen. Nob und Cei sind fassungslos. Mit viel Fingerspitzengefühl überzeugt Nob Lotho, mit ihm nach draußen zu gehen. Sie setzen sich auf die Bank vor dem Haus, die Pfeifen in der Hand. Nob versucht in Lotho die Erinnerungen daran zu wecken, wie es früher war. Dass es das ist, wie Hobbits leben. Nach einem kurzen Moment wechselt Lotho das Thema: was Nob wolle. Er sei sicher nicht zum Rauche gekommen. Die Antwort ist einfach: Proviant für den Winter in Bockburg. Lotho will wissen, ob vier Wagen reichen. Nob bittet um fünf und Lotho verspricht sie, er wird sie am nächsten Tag losschicken. Außerdem sollen Nob und Cei einen Wagen mit einigen Fässern sofort mitnehmen. Dann steht Lotho auf, um Nob zu verabschieden.
Nob will gerade gehen, als Falco aus dem Haus kommt und zu Lotho meint, Nob könne nicht einfach ohne Geschenk für die Brandybocks abreisen. Nobs Hand umklammert das Heft seines Schwertes, aber er schafft es, sich zu beherrschen. Falco verschwindet kurz wieder im Haus, dann kommt er mit einer goldenen Drachenstatue zurück, in deren Basis „von Merry für Bilbo“ eingraviert ist. Nob wartet einen Moment. Dann tritt er auf den völlig angespannten Falco zu und umarmt ihn. „Es ist nicht deine Schuld.“ „Leid tut es mir trotzdem.“ „Mir auch. Was macht die Schulter?“
Wenig später brechen Cei und Nob mit einem Karren und vier Fässern Lebensmitteln auf nach Bockland. Kurz hinter Hobbingen treffen sie auf einen Wanderer, ein Mensch der Größe nach, gehüllt in einen langen, grauen Mantel, aus dem nur der lange, weiße Bart hervorschaut, in der Hand einen weißen Stab. Mit sanfter Stimme, die in beiden den Wunsch erweckt, dem Fremden zu gefallen, erkundigt er sich nach dem Weg nach Beutelsend. Die beiden beschreiben ihn ihm. Dann setzen sie ihren Weg fort. Der Fremde murmelt hinter ihnen etwas Abfälliges, die beiden setzten ihren Weg aber unbeeindruckt fort. Tatsächlich schickt Lotho wenig später die versprochenen fünf Wagen mit Vorräten, die den Bockländern über den Winter helfen. Danach hört man nichts mehr aus Beutelsend.
Die Situation in Tukbergen Bergen ist angespannt. Die Orks haben ihren Kreis um die Stadt fast voll-ständig geschlossen, nur im Osten über die Grünberge ist der Zugang noch möglich. Paladin Tuk hat inzwischen jegliche Hoffnung auf Pippins Rückkehr verloren. Dahlia versucht zu verhindern, dass die Hoffnungslosigkeit auch auf die anderen Hobbits übergreift, aber die angespannte Belagerungssituation ohne offene Konfrontation zehr an allen. Auch Fredegar hat seine gute Stimmung aus Bockburg verloren, er wirkt niedergeschlagen, fast verzweifelt, sieht keinen Sinn darin zu kämpfen. Dahlia ver-sucht ihn aufzumuntern, denn so lange sie lebten, gebe es immer noch Hoffnung. Und es lohne sich immer zu kämpfen, und sei es nur für die, die nach ihnen kämen. Fredegar ist völlig desillusioniert, meint, dass sowieso alle sterben werden und es vielleicht besser sei, aufzugeben. Dahlia sieht das anders – selbst wenn sie alle sterben sollten, dann nicht ohne Kampf. Aufgeben sei keine Option, wo Leben sei, sei Hoffnung, die Tatsache, dass sie bald zu dritt seien, wäre doch das beste Zeichen. Er versteht den Hinweis nicht, auch nachdem sie es noch zwei Mal versucht. Schließlich schlägt sie vor, zusammen mit ein paar Leuten in die Wälder zu gehen und eine Orkpatrouille auszuschalten. Sie hofft, dass ihm ein kleiner Erfolg hilft, aus seiner Verzweiflung heraus zu finden, ihr tatkräftiger Fredegar fehlt ihr. Tatsächlich scheint ihn schon der Vorschlag an sich etwas aufzumuntern, denn er stimmt zu. Mit einigen anderen machen sich die drei auf den Weg. Da Fredegar die Berichte der Späher empfangen und für Paladin zusammengefasst hat, schlägt er einen geeigneten Ort für den Hinterhalt vor. Sie erreichen die kleine Hütte, in der die Späher unterkommen, doch es ist niemand da. Dahlia sieht drinnen nach und findet einen Späher mit durchgeschnittener Kehle. In seiner Hand ein letzter Bericht – die Orks haben den Ring um Tukbergen geschlossen! Dahlia stürzt nach draußen und drängt zum Rückzug, als ein Pfeilhagel aus den Büschen ihre Begleiter trifft. Nur Fredegar und sie leben, als ein Halbork auf einem Varg aus den Büschen auf sie zu reitet. Voller Hass erkennt Dahlia Violinas Mörder. Sie tritt einen Schritt zurück, den Bogen in der Hand. Dafür wird er bezahlen. Der Halbork richtet seinen bösartigen Blick auf sie. So sehe man sich wieder. Dann greift er hinter sich und wirft ihr einen Haufen nicht mehr ganz weißen Stoff entgegen. Violinas Kleid! Gehässig versichert er, dass das weiche Fleisch seinem Wolf gut geschmeckt habe, nachdem sie das Grab geschändet hätten. Dahlia ist wie erstarrt, als der Reiter auf sie zukommt.
Fredegar geht dazwischen. Er spricht den Halbork mit Namen an, sagt Julghur, er habe alles getan. Julghur dürfe den beiden nichts tun, er müsse sie gehen lassen, sein Herr habe versprochen, dass den beiden nichts geschehe, wenn er Tukbergen verrate. Dahlia wird beinahe schwarz vor Augen, Übelkeit steigt in ihr hoch. Ihr Fredegar ist ein Verräter. Er hat nicht nur sie, er hat seine Familie, Tukbergen, das Auenland, Violina, alle verraten. Die Boten und Späher, sie haben ihm berichtet – und er hat das offensichtlich genutzt, um seinen Verrat zu planen und voran zu treiben. Ihre Hand streicht über die Pfeile in ihrem Köcher. Das kann sie nicht verzeihen. Ihre Hand findet den Pfeil, den sie sucht. Julghur sieht, wie sie auf Fredegars Rücken zielt. Er lacht hässlich auf, dann gibt er ein Zeichen. Sein Varg springt nach vorn, Dahlia lässt die Sehne und der Pfeil, der Violinas Leben beendet hat, trifft Julghur ins Auge. Der Moment der Überraschung reicht für Fredegar und Dahlia, um zu entkommen. Er versucht sie zur Flucht weg vom Kampf zu überzeugen, aber sie ignoriert ihn, bis sie schließlich die Sicherheit von Tukbergen erreichen. Dahlia warnt, dass die Orks den Belagerungsring geschlossen hätten.
Nach ihrer Rückkehr straft sie Fredegar mit Verachtung, sagt aber keinem was von seinem Verrat, da sie befürchtet, dass dies die Verteidiger verhängnisvoll schwächen könnte. Stattdessen versucht sie, ihn möglichst unauffällig aus kritischen Positionen zu entfernen. Er fleht um ihre Verzeihung und erzählt von seiner Gefangenschaft und Folter bei Scharrer, wie er im Kerker jede Hoffnung verloren hatte und nur der Gedanke sie wieder zu sehen ihn hat überleben lassen. Die Folter hat ihn gebrochen, so dass er sich schließlich Scharrer gegenübereinverstanden erklärte, Bockland zu verraten, gegen freies Geleit und Unversehrtheit für sie beide. Als sie nach Tukbergen sind, hat er begonnen, Informationen vorzuenthalten bzw. zu verraten. Dahlia hält ihn im Arm, als er unter Tränen alles erzählt. Sie ist fassungslos und kann ihm trotz allem nicht vergeben, wirft sich aber auch selber vor, ihn nicht längst nach den Narben auf seinem Rücken gefragt zu haben. Nach dem Gespräch bleibt sie weiter reserviert und vorsichtig, aber sie ignoriert ihn nicht mehr. Und sie nimmt ihm das Versprechen hab ihr zu helfen, den zu finden, der ihm das angetan hat. Leider weiß er nicht sehr viel über Scharrer, außer seinem Bart und der angenehmen, freundlichen Stimme.
Die Orks ziehen den Ring enger, aber Tukbergen hält Stand, die Situation ist schwierig, aber ohne Verräter geht es besser, als befürchtet. Fredegar ist nicht mehr verzweifelt und versucht Buße zu tun und den angerichteten Schaden wieder wett zu machen, in dem er alles gibt und hilft wo er kann. Dahlia versucht weiterhin, ihn von kritischen Informationen fern zu halten.
Der Herbst neigt sich dem Ende zu. Die Hilfe für Bockland aus Hobbingen hat sich nicht wiederholt, der Kontakt ist abgebrochen, aber es hat gereicht, um den Bockländern neue Hoffnung zu schenken. Sie schaffen es sogar, den Belagerungsring um Tukbergen auszudünnen. Nob und Cei führen die Gruppe an, die den Durchbruch wagen wollen. Über eine Brieftaube hat Dahlia von dem Plan erfahren, sie soll ihnen die Ausfallpforte öffnen.
Dahlia hastet durch Tukbergen. Es war einfach zu viel heute, sie ist spät, Aber hoffentlich noch nicht zu spät, sie darf nicht zu spät sein. Ihre Schritte hallen durch den Gang, an dessen Ende die Tür liegt. Schläge hallen im Gang wieder, Rufe und leise Kampfgeräusche sind zu hören.
Cei und Nob stehen vor der Tür, aber sie ist verschlossen. Verzweifelt wehren sie sich gegen die feindliche Patrouille, die sie überrascht hat. Einige ihrer Gruppe sind schon gefallen, da öffnet sich endlich die Tür hinter ihnen. Sie stolpern durch die Tür, Nob als letzter. Dahlia schließt die Tür. Kurz bevor sie ins Schloss fällt, schwirrt ein Pfeil durch den schmalen Spalt, direkt auf sie zu. Nob stößt Dahlia nach hinten und wirft sich vor sie. Der dumpfe Schlag, mit dem die Tür ins Schloss fällt geht unter in Dahlias schmerzerfüllten Schrei. Nob liegt sterbend in ihren Armen, Cei neben ihm, doch sie kann ihm nicht helfen. Schon wieder.
Nob Wolfentod, Held des Auenlandes, wird inmitten von Tukbergen mit allen Ehren beigesetzt.
Cei und Dahlia verbringen viel Zeit miteinander und erzählen sich, was sie erlebt haben. Sie erfährt von dem Fremden, dem Cei und Nob bei Hobbingen begegnet sind. Bald ist sicher, dass es sich dabei um Scharrer handeln muss.
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