Autor Thema: Zwei Variationen eines Themas 2: Sie kommen, um die Welt zu verändern (Fantasy)  (Gelesen 1971 mal)

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Achamanian

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Zweiter Thread von zwei - seit einer Weile geistert mir ein Settingthema durch den Kopf, das ich mir sowohl in einer Near-Future-Social-Fiction- als auch in einer Science-Fantasy-Variante vorstellen könnte.

Hier nun der Text zur Fantasy-Variante - Achtung, bis zur fett gedruckten Überschrift erst mal inhaltsgleich mit dem anderen Thread:

Prämisse beider Varianten: Vor relativ kurzer Zeit (10-50 Jahre) ist eine Flotte vom Fremdwesen eingetroffen, mit der Absicht, die Spielwelt zu kolonisieren. Die Fremdwesen sind davon ausgegangen, kein intelligentes Leben anzutreffen und begreifen die Situation, dass die von ihnen gewählte Welt schon bewohnt ist, durchaus als problematisch. Es gibt für sie allerdings kein Zurück (Flotte hat keinen Treibstoff, Heimatwelt ist nicht mehr bewohnbar, usw ...). Die Fremdwesen können zwar auf der neuen Welt überleben, langfristig müssen sie die Umwelt aber zu ihren Gunsten - und zum Nachteil der jetzigen Bewohner - anpassen.

Inspirationen sind: Cixin Lius Drei-Sonnen-Trilogie, Jeff VanderMeers Southern-Reach-Trilogie, Das Picknick am Wegesrand der Strugatzkis, Octavia Butlers Xenogenesis-Trilogie, sowie für die Fantasy-Variante auch Elric von Melniboné.

Themen sind Migration sowie gezielte und unbeabsichtigte Veränderung von Ökosphären.


Soweit der gemeinsame Teil. Hier die Fantasy-Variante:

Vor Zeitaltern kamen die Fremden auf die Welt - bei der kleinen Zahl von Individuen, die in einem einzigen Schiff eintraf, handelte es sich um eine Erkundungsmission, die feststellen sollte, ob es sich um einen vielversprechenden Planeten für eine Besiedelung handelt. Die Fremden fanden nur für ihre Begriffe primitives Leben (die Menschen sowie eine andere intelligente Spezies, die Acephalen) vor und meldeten an die Heimat, dass es sich sich bei der Welt um eine Frucht handelte, die ihnen nach einer durch Magie, Technologie und Eroberung gelenkten Reifung als paradiesische Heimat in den Schoß fallen würde. Der Heimatplanet setzte auf die nach Jahrhunderten eintreffende Nachricht hin eine Schläfermission in Bewegung, die noch einmal viele weitere  Tausend Jahre unterwegs war.
Die Angehörigen der ersten Forschungsmission errichteten derweil ein Reich auf der neuen Welt. Mit Technologie und Magie unterwarfen sie einen Teil der Einheimischen. Auf ihren Schiffen hatten sie körperlose „Dämonen“ mitgenommen (künstliche Intelligenzen oder gespeicherte Seelen), mit denen sie die Materie der neuen Welt beseelen und sich so machtvolle Diener erschaffen konnten.
Doch natürlich lief nicht alles gut für sie Fremdlinge: Nach über zweitausend Jahren begann ihr Reich zu bröckeln. Wissen ging verloren. Die in für sie auf lange Sicht ungeeignete Materie gepferchten Dämonen begannen, den Verstand zu verlieren, wurden nutzlos oder wendeten sich gegen ihre Herrscher. Immer mehr der Fremden beschlossen, sich auf den Schiffen oder auf der Insel, die sie besiedelt hatten, in einen tiefen, magischen Schlaf zu begeben und auf die Ankunft ihrer Schwestern und Brüder zu warten. Schon bald war das Reich der Fremden bei den Menschen und Acephalen nur eine Erinnerung an graue Vorzeiten, ein Ort des Tabus, heimgesucht von irr gewordenen Geistern.

Bis schließlich die eigentlichen Siedler eintrafen …

Das Setting setzt etwa zwanzig Jahre, nachdem die neu angekommenen Fremden ihre Städte auf dem Planeten errichtet haben, an. Ihr Ziel ist die Herrschaft auf der Welt und deren Anpassung an ihre Bedürfnisse (wie das genau aussieht und wie bedrohlich es für die Einheimischen ist, muss ich mir noch näher überlegen). Gleichzeitig betrachten sie sich selbst als zivilisiert und nicht als Massenmörder und wollen die in ihren Augen rückständigen Menschen und Acephalen gerne aufrichtig an den Vorzügen ihrer Zivilisation teilhaben lassen.

Gleichzeitig ist der technologische/magische Gap zwischen den Fremden und den Menschen/Acephalen so groß nicht (anders als bei der ersten Mission, die eher Bewohner auf Steinzeitniveau vorfand) – und die Fremden befinden sich in der Situation, dass ihre Schiffe nicht für eine Umkehr/ein Weiterfliegen und auch nicht für einen Großangriff geeignet sind. Sie müssen sich mit den Bewohnern des Planeten arrangieren – wenn sie einfach als gewalttätige Kolonisatoren auftreten, könnten sie damit Erfolg haben (und viele unter ihnen propagieren genau das), sie konnten den Kampf aber auch verlieren – und hätten dann keinen Ort, an den sie sich zurückziehen können.

Interessieren würde es mich vor allen Dingen, wenn die Fremden auch gesellschaftlich tatsächlich einiges an Fortschrittspotenzial mitbringen, weil z.B. die bisherigen Gesellschaften des Planeten zu großen Teilen in starren Kastensystemen sind, die ironischerweise auch Überbleibsel des von der früheren Mission der Fremden eingeführten autoritären Systems sein könnten.

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Achamanian

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Ist bei Symbaroum nicht auch ein Kolonisationsplot inklusive? ggg da nach Inspiration kucken?

Stimmt, guter HInweis!

Offline Kardohan

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Indien - Kolonialisierung durch die Briten. Gibt hierzu genügend Literatur.
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Kardohan klingt immer so als ob er einen gerade lynchen will, wenn es darum geht Regeln zu erklären, das muss man einfach überlesen, dann sind die Posts super  ~;D  --- Dragon

Achamanian

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Indien - Kolonialisierung durch die Briten. Gibt hierzu genügend Literatur.

Indien könnte ganz gut passen ...
Wobei ich wie auch im anderen Thread anmerken würde, dass ein wichtiger Unterschied zu historischen Kolonialprojekten darin besteht, dass es keinerlei Verbindung zur heimatlichen Schutzmacht gibt. Das dürfte schon einen gewaltigen Unterschied in der Notwendigkeit zum Arrangement mit sich bringen ...

Offline Orok

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Die Idee klingt irgendwie sehr nach DSA. Da wurde Aventurien ja auch von den technologisch/magisch leicht überlegenen Güldenländern nach und nach übernommen.

Ansonsten magst du mal schreiben inwiefern du da Elric einbringen würdest? Sind die Aliens/Fremden auch dekadent,arrogant und im gesellschaftlichen Zerfall?

Auch sehe ich jetzt die Fragestellung nicht so wirklich. Ja das Setting kann man so oder so ähnlich machen. Conan und Konsorten ist ja ähnlich aufgebaut....
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Achamanian

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Die Idee klingt irgendwie sehr nach DSA. Da wurde Aventurien ja auch von den technologisch/magisch leicht überlegenen Güldenländern nach und nach übernommen.

Ansonsten magst du mal schreiben inwiefern du da Elric einbringen würdest? Sind die Aliens/Fremden auch dekadent,arrogant und im gesellschaftlichen Zerfall?

Auch sehe ich jetzt die Fragestellung nicht so wirklich. Ja das Setting kann man so oder so ähnlich machen. Conan und Konsorten ist ja ähnlich aufgebaut....

Also, den DSA-Bezug kann ich nun echt gar nicht erkennen ... von irgendwo eingewanderte Vorläuferzivilisationen/Kolonisatoren der fernen Vergangenheit gibt's doch in jedem zweiten Fantasy-Setting, da könnte man sich genauso gut (oder eher) an Mittelerde und die Noldor erinnert fühlen ...
Was anders ist als bei DSA oder auch Conan&Co: Die Aliens sind halt nicht nur irgendwelche Vorläufer, deren Ruinen und Geheimnisse man erforschen kann, sondern frisch auf der Bildfläche erschienene Akteure, die ganz klar entscheidend für so ziemlich alles sind, was auf der Welt abgeht. Und sie bringen verlockenden Fortschritt und haben durchaus legitime Interessen.

Der Elric-Bezug ließe sich ausdrücken als: "Stell dir vor, Melniboné ist schon vor drei- bis viertausend Jahren in der Versenkung verschwunden und hat nur verwunschene, von Dämonen heimgesuchte Ruinen mit seit tausenden von Jahren schlafenden Melnibonéern hinterlassen - und jetzt trifft plötzlich von der Heimatebene der Melnibonéer ein neuer Schwung von denen ein ..." Und dann noch die große Rolle, die Dämonen in dem Setting spielen sollen, auch, wenn es um ein ganz anderes Dämonenkonzept als das im Eternal Champion geht.

Was man damit macht, ist natürlich immer eine gute Frage, und eine Core Story ist mir auch noch nicht ganz klar.

Abenteueraufhänger könnten sein:

Expedition Einheimischer zu einem Raumschiff der Fremden in der Umlaufbahn, um mehr über sie in Erfahrung zu bringen/etwas gegen sie in die Hand zu bekommen (ich denke an magische persönliche Raumfahrt z.B. mit Magie, die Blasen atembarer Luft erzeugt).

Expeditionen ins alte Reich der "Ersteingetroffenen" (könnten sowohl für die Menschen als auch für die Fremden von Interesse sein).

Natürlich Kriege, Konflikte usw. um das Eintreffen einer gewaltigen neuen Macht, die alle bisherigen Ordnungen über den Haufen schmeißen könnte ... Alles von Guerillakampf gegen die "Besatzer" (mit oder ohne Anführungszeichen) bis zu Umgang mit Sekten, die ihrer Ankunft religiöse Bedeutung zuschreiben.

Achamanian

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Noch ein Settingelement:

Die Sieche - Die ursprünglich eingetroffenen Fremden bzw. deren Nachfahren sind aufgrund von Umwelteinflüssen sehr, sehr langsam aber sicher dahingesiecht; sie wurden kurzlebiger, kränklicher, unfruchtbar ... das Problem haben sie irgendwann auch erkannt, und manche haben sich deshalb in magischen Schlaf begeben, um auf "Verstärkung" zu warten, mit deren Hilfe das Problem sich vielleicht lösen lassen würde.
Nun, da die neu Eingetroffenen Fremden sich bei der Erforschung der Vermächtnisse ihrer Vorläufer langsam dieses Problems gewahr werden, beginnen sie, intern um Lösungsmöglichkeiten zu streiten: Sollen sie die Welt an ihre Bedürfnisse anpassen (zum Nachteil von deren jetzigen Bewohnern)? Sollen sie versuchen, ihren eigenen Stoffwechsel an die Verhältnisse anzupassen, z.B. durch Versuche, sich mit Menschen zu kreuzen?
Ein Abenteueraufhänger dazu könnte die Entdeckung/Erforschung/Zerstörung/Rettung (je nachdem, auf welcher Seite man steht) einer experimentellen magischen "Terraforminganlage" der Fremden sein.

Achamanian

  • Gast
Ich häng noch eine Alternative dran, die das Setting in Richtung Spelljammer driften würde:

Die erste Expedition hat vor einigen Tausend Jahren versucht, das magische Feld des Planeten zu verändern. Dummerweise hat sie den Planeten dabei in mehrere Bruchstücke zerfetzt, die aber weiterhin durch das magische Feld - das sich nun zu einem kugelförmigen Prisma aufgefächert hat - dicht beieinander gehalten werden. Gravitation ist hier ebenfalls ein Effekt des magischen Feldes und bleibt im großen und ganzen erhalten, d.h. alles fällt zur leeren Mitte des Trümmerhaufens, die Leute können weiterhin auf der Oberfläche der Trümmer stehen, wer sich an den unteren/Seitenflächen aufhält, muss sich irgendwie festhalten (das denke ich mir incl. "Hängezivilisationen" an den Bruchkanten). Durch die prismatische Auffächerung sind Splitterwelten mit Aspektschwerpunkten (Feuer, Erde, Wasser usw.) entstanden; Nichtmenschliche Spezies sind teilweise aus menschlichen Bewohnern der Splitter, die von ihrer Umwelt verändert wurden, hervorgegangen.
Die neuen Schiffe der Fremden treffen in einer Situation aus, in der sich die Splitterwelten bereits als solche konsolidiert haben und mit magischen Ätherschiffen Handel und Austausch betreiben; auch die ehemaligen Monde des Planeten wurden bereits, auf einem der Monde wurde Kontakt zu einer weiteren nichtmenschlichen Spezies (meinen innig geliebten Acephalen) hergestellt. Die Fremden haben nicht erwartet, auf ein solches Szenario zu treffen, und müssen sich nun auch noch mit der Erkenntnis herumschlagen, dass ihre Vorgänger den Planeten offenbar beim Versuch, ihn für sie wohnlicher machen, beinahe zerstört hätten.

Online schneeland

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Gedanken zur Sieche: finde ich als Plot/Meta-Plot durchaus interessant. Gegebenenfalls ließe sich das Ganze ergänzen und die Fremden haben Schläferstädte in Höhlensystemen errichtet, in denen kleine Gruppen der ersten Fremden im Turnus einiger Jahrzehnte Wache halten.

Alternativ Idee in diesem Kontext: das Problem ist nicht die Atmosphäre/Flora/Fauna, sondern die Sonneneinstrahlung - die erste Gruppe hat sich unterirdische Städte errichtet und lebt dort, allerdings mehr schlecht als recht, was zu einer Radikalisierung geführt hat. Es gibt den Plan, Vulkane ausbrechen zu lassen, die den Himmel verdunkeln, aber es fehlt die magische Macht, um das zu realisieren. Mit der Ankunft der restlichen Fremden ergibt sich nun die Möglichkeit dazu, aber die Neuankömmlinge haben vielleicht moralische Skrupel.
Brothers of the mine rejoice!
Swing, swing, swing with me
Raise your pick and raise your voice!
Sing, sing, sing with me