Thema: [Mythras] Nichtspielercharaktere ganz schnell erstellen

[Prinz Slasar]

I. MATERIALIEN

Um Nichtspielercharaktere zügig erstellen zu können, brauchst Du:

A. Dein Setting [bzw. einen der MYTHRAS-Settingbände]
B. Das Arbeitsheft zur Charaktererschaffung
C. Einen W20

II. DIE RÄNGE-STRUKTUR

Zweitens musst Du ein zentrales Element von MYTHRAS kennen, das Du universal für alle Settings anwenden kannst.
Dieses zentrale Element nennt sich das Ränge-System und findet sich im Grundregelwerk im Kapitel zu Kulte und Bruderschaften, bei CLASSIC FANTASY bauen darauf die Klassen"level" auf, und es ist die komparative Grundlage aller Spielfiguren eines Settings.

Schau Dir im Grundregelwerk die Tabelle auf Seite 242 an. Du findest hier fünf Ränge aufsteigender Kompetenz: Einfach, Dezidiert, Bewährt, Aufseher, Führer.
Wenn Du Dir die jeweiligen Anforderungen der Ränge anschaust, ergeben sich folgende Werte:

Rang	Fertigkeitswert
Einfach	1%
Dezidiert	50%
Bewährt	70%
Aufseher	90%
Führer	110%+

III. ABBILDUNG DER STRUKTUR AUF KOMPETENZNIVEAUS

Um zu verstehen, wie sich diese abstrakten Werte komparativ auf ein Setting abbilden lassen, schauen wir uns MONSTER ISLAND Seite 282 an. Implementieren wir zusätzlich die sechsfach gestufte Ränge-Struktur [Rang 0 bis Rang 5] aus CLASSIC FANTASY kommen wir zu folgendem Ergebnis:

Rang	Fertigkeitswert	Kompetenz
Einfach I	1%	Unqualifizierter Schüler, der noch immer die Grundlagen erlernt
Einfach II	30%	kann einfache Aufgaben erfüllen, wenn er sich die Zeit dafür nimmt
Dezidiert	50%	besitzt ein berufsfähiges Kompetenzniveau
Bewährt	70%	hat Jahre als Fachmann verbracht und sich zum Experten ausgebildet
Aufseher	90%	gilt in seiner Gemeinschaft zu den Besten
Führer I	110%	ist für seine Kompetenz weit und breit bekannt
Führer II	130%+	zählt zu den Besten des Settings

Mit dieser konkreten Abbildung der formalen Rang-Struktur kannst Du nun jeder Nichtspielerfigur Deines Settings einen der 7 Ränge zuweisen. Wenn Du es simpler halten willst, könntest Du auch die Ränge Einfach I/II und Führer I/II wieder zusammenfassen um auf die klassischen fünf Ränge zu kommen.

Jetzt kannst Du Deine Nichtspielerfiguren bauen.

IV. NICHTSPIELERFIGUREN BAUEN

Am Schnellsten geht es, wenn Du einfach das Arbeitsheft zur Charaktererschaffung zur Hand nimmst und die Seite 2 aufschlägst. Dort findest Du die komplette Liste aller Berufe des MYTHRAS-Grundregelwerks mit ihren jeweiligen Standardfertigkeiten und Spezialfertigkeiten.

Wer dieses nützliche Utensil nicht besitzt, der kann natürlich auch das Grundregelwerk verwenden. Wer ein spezifisches MYTHRAS-Setting entwickelt hat oder für seine Kampagne nutzt, der greift zum entsprechenden Setting-Band. Für unspezifisch-moderne Settings ist auch die Berufsliste in Mythras Imperativ brauchbar, sofern man nicht eh die Listen aus Luther Arkwright, Worlds United, M-SPACE usw. nimmt.

Wenn Du jetzt eine Nichtspielerfigur vor Dir hast und ihre Werte brauchst, lege zwei Dinge fest:
a. Welcher Beruf oder welche Berufe aus der Berufsliste spiegeln die Figur am besten wider?
b. Welches Kompetenzniveau hat die Figur in dem Beruf oder den jeweiligen Berufen?

Beispiel: Die Charaktere treffen in der Wildnis auf einen Jäger, und Du brauchst seine Werte. Du nimmst den Beruf Jäger und entscheidest, dass es sich um einen gewöhnlichen Jäger handelt, der kein Veteran ist aber auch kein Amateur mehr - sein Kompetenzniveau ist also Dezidiert.

MYTHIC CONSTANTINOPLE sagt uns auf Seite 136, dass das Kompetenzniveau als Grundwert für alle Fertigkeiten eines Berufes gilt [sowohl die Standard- als die Spezialfertigkeiten], und dass für alle übrigen Standardfertigkeiten ein Grundwert von 30% angenommen wird.

Beispiel: Unser Jäger, der das Kompetenzniveau Dezidiert hat, besitzt demnach in allen Fertigkeiten, die unter seinen Beruf "Jäger" fallen, mindestens 50%. Außerdem hat er in allen übrigen Standardfertigkeiten, die es bei MYTHRAS gibt, die jedoch nicht unter seinen Beruf fallen, einen Grundwert von 30%.

Um die Werte Deines Jägers zu notieren schreibst Du: Jäger 50%.
Fertig.

Verwendet Dein Jäger eine bestimmte Fertigkeit, dann addierst Du entsprechend MYTHRAS CONSTANTINOPLE W20%. In all seinen Standard- und Spezialfertigkeiten, die unter den Jäger-Beruf fallen, wird er demnach 51-70% haben. Vergleichst Du die Spanne mit der obigen Kompetenztabelle, dann siehst Du, dass ab 70% ein neues Kompetenzniveau erreicht wird. Überschneidungen gibt es nicht, da ein Veteranen-Jäger Berufsfertigkeiten von 71%-90% hat [Bewährt 70% + W20%].
Gleiches gilt für die übrigen Standardfertigkeiten, in denen unser Jäger 30%+W20% besitzt.
Damit wäre der Jäger mit allen Werten auch hinreichend beschrieben, da er alle Spezialfertigkeiten, die nicht unter seinen Beruf fallen, ungelernt hat - sprich: nicht besitzt.

Wenn ein bestimmter Nichtspielercharakter in mehrere Berufe fällt, dann vergibst Du einfach mehrere Berufe und weist ihnen unterschiedliche Kompetenzniveaus zu. Der Rest bleibt gleich.

Beispiel: Die Charaktere treffen auf einen Jäger, der zum Veteranen herangereift ist, der sich aber zusätzlich im Animismus weitergebildet hat. Du schreibst auf: Jäger 70%, Schamane 30%.
Fertig. Jetzt hat der Jäger bei allen Berufsfertigkeiten des Jägers Werte zwischen 71-90%, bei den Berufsfertigkeiten des Schamanen 31%-50% und bei allen übrigen Standardfertigkeiten 31-50%.

Bei besonders komplexen Nichtspielerfiguren, die mehrere Karriere besitzen, könntest Du auch drei Berufe nehmen, also drei Werte verteilen.

V. DIE WICHTIGE ROLLE VON SETTINGS

Die Berufsliste von MYTHRAS, die auch im Arbeitsheft zur Charaktererschaffung abgedruckt ist, sollte für die meisten Settings ausreichen. Allerdings gibt es in allen Settings außergewöhnliche, einzigartige Berufe.
In allen MYTHRAS-Kampagnenwelten sind diese besonderen Berufe mit ihren Standard- und Spezialfertigkeiten definiert. Meistens handelt es sich dabei um maximal eine Handvoll neue Berufe. Du kannst diese ganz einfach in Deine Berufsliste übernehmen und dann wie oben beschrieben gebrauchen.
Zum Beispiel: Gibt es in Deiner Welt den Beruf Ritter, der sich vom Krieger des Grundregelwerks unterscheidet, dann würden die Mitglieder eines Elite-Regiments von Lanzenreitern jeweils den Wert Ritter 90% haben. Oder, wenn es sich um magisch begabte, Lanzenreiter handelt [also zauberfähige Kämpfer], dann vielleicht Ritter 90%, Zauberer 50%.

VI. ZAUBERFÄHIGKEITEN VON NICHTSPIELERFIGUREN

Da die Magie immer settingabhängig ist, weißt nur Du, welche magischen Schulen, Kulte und Traditionen es gibt. In den offiziellen MYTHRAS-Kampagnenwelten ist genau definiert, welche Zauberfähigkeiten eine Figur in den jeweiligen magischen Traditionen hat.
Ausgehend von diesen Informationen kann insofern relativ simpel zugewiesen werden, über welche Zauber und magischen Kräfte eine individuelle Nichtspielerfigur verfügt.

VII. FAZIT

Man sieht, wie schnell man mit MYTHRAS quasi on the fly Nichtspielerfiguren erstellen kann, wenn man bestimmte Dinge weiß.

Mit dieser Methode schafft es MYTHRAS, die stat blocks einzudampfen auf 1-2 Werte. Ganz im Gegensatz zu RQG, wo die stat blocks ganze Seiten füllen - ich erwähnte dies vor Kurzem im Zusammenhang mit den Jonstown Compendium-PDFs.

Final fällt auf, wie irrelevant die Basiseigenschaften in MYTHRAS sind, da man Nichtspielerfiguren praktisch ganz ohne sie erstellen kann. MYTHRAS ist schließlich ein fertigkeitsbasiertes Spielsystem.

[Matt_E]

Although I do not dispute the value of such short cuts, for some users, personally I do not like them much.  I like the full stat block. :-)

[Prinz Slasar]

Although I do not dispute the value of such short cuts, for some users, personally I do not like them much.  I like the full stat block. :-)

Yes, it's just an option.
Complete stat blocks are welcome, but GM's often find it difficult to assign stats to their NPCs. The size of the stat blocks often leads to the fact that GM's don't assign stats at all, but handwave them. The method from Mythic Constantinople is a nice middle ground between comprehensive representation and handwaving.

By the way, I also find the topic very useful to show how the individual rule elements of MYTHRAS interlock functionally, even if they appear separated at first glance.
For example the list of professions, which one associates first only with character creation, and the rank system, which one associates rather only with the cults and brotherhoods.

In addition, you can clearly see how skill-based MYTHRAS actually is.
Normally, one of the first steps in creating NPCs is to write down an array of characteristics.
With the quick method, it becomes clear that the characteristics are basically irrelevant, and you define an NPC solely on the basis of its skills.

So in a nutshell, the above is a method to quickly create NPCs, but also a way to showcase some fine elements of MYTHRAS and how the different modules of the rules can interact.

[Magister Ludi]

Das Mythras-Begleitbuch beschreibt ein System zur vereinfachten Erschaffung von Spielercharakteren, das man aber auch gut für NPCs verwenden kann. Es besteht im Wesentlichen darin, dass die 350 Fertigkeitspunkte eines Anfängercharakters als 50, 40, 40, 30, 30, 30, 20, 20, 20, 20, 20, 10, 10, 10, 10, 10, 10 auf 15 Fertigkeiten verteilt werden, wobei Kultur und Beruf nur als Anhaltspunkte dienen. Wenn man dann noch Eigenschaftswerte und abgeleitete Attribute mit einem Excel-Spreadsheet erstellt, geht das eigentlich auch sehr schnell - und man hat, wie von Matthew Eager bevorzugt -  komplette Stats. Für bessere NPCs würde ich dann einfach noch einmal 20 Punkte auf die Hauptfertigkeiten legen.