Thema: [Questworlds] Smalltalk

[Achamanian]

Ich lege mal einen Smalltalkthread zu Questworlds (ehemals HeroWars/HeroQuest-System) an:

https://questworlds.chaosium.com/


Ich lese gerade am SRD herum, und zum ersten Mal habe ich einen guten Eindruck von diesem System, das ich unter dem Namen HeroQuest nie ausprobiert habe, weil es von der Lektüre her schrecklich umständlich anmutete. Jetzt lese ich die knappere und in meinen Augen deutlich besser verständliche (wenn auch etwas komisch aufgebaute) SRD-Fassung, die Ian Cooper erstellt hat, und habe richtig Freude daran. Mechanisch haben sich wohl auch ein paar kleine, aber gar nicht so unwesentliche Dinge verändert (es gibt jetzt nicht nur standardmäßig Konsequenzen, sondern auch benefits, keine Extra-Schwierigkeitstabelle mehr für Augments, dafür sind zwei alternative Extended Conflict Systeme hinzugekommen, das eine wohl aus dem älteren HeroWars - funktioniert mit "bids", und ich peile es so gar nicht - das andere raus Mythic Russia, das die Dinge sehr viel einfacher macht, indem es "Chained Conflicts" einfach als eine Reihe einfacher Konflikte hintereinander behandelt, was aber dann wohl auch sehr viel tödlicher sein soll; Aufstiege funktionieren nun auch nicht mehr durch Vergabe einzelner XP, sondern "gebündelt").

Ich will das sehr gerne mal ausprobieren, falls es dazu kommen sollte, schreibe ich hier mehr ...

[Chiarina]

Ich muss es auch noch gründlich lesen.
Wenn ich mir aber auf den letzten Seiten anschaue, was sich alles im Vergleich zu "HeroQuest Glorantha" geändert haben soll, dann stelle ich fest: Allzuviel ist es nicht.
Ich freue mich trotzdem über die Veröffentlichung, weil offensichtlich ein paar Regeln eindeutiger formuliert wurden.
Das war auch wirklich nötig.

[Achamanian]

Ich muss es auch noch gründlich lesen.
Wenn ich mir aber auf den letzten Seiten anschaue, was sich alles im Vergleich zu "HeroQuest Glorantha" geändert haben soll, dann stelle ich fest: Allzuviel ist es nicht.
Ich freue mich trotzdem über die Veröffentlichung, weil offensichtlich ein paar Regeln eindeutiger formuliert wurden.
Das war auch wirklich nötig.

Stimmt, du hast da ja schon länger eine Kampagne am laufen!
Ich hätte ja große Lust, mal ein "literarischeres" SF-Setting mit dem System zu bespielen, aber noch keine Ahnung, wie und mit wem ich das angehen soll.

[Chiarina]

Ich hätte ja große Lust, mal ein "literarischeres" SF-Setting mit dem System zu bespielen[...]

Das System ist da ja sehr geduldig. Es bietet ein paar Hinweise zur Figurenerschaffung und besteht im Wesentlichen aus einem einzigen Probenmechanismus. Damit kannst du machen, was du willst.

Wenn du aber schon mal "literarisches" SF-Setting in den Raum stellst, muss ich doch mal fragen, was dir da so vorschwebt. Ich hätte auch Lust auf so etwas, aber bin irgendwie noch auf der Suche nach dem Kick.

[Achamanian]

Wenn du aber schon mal "literarisches" SF-Setting in den Raum stellst, muss ich doch mal fragen, was dir da so vorschwebt. Ich hätte auch Lust auf so etwas, aber bin irgendwie noch auf der Suche nach dem Kick.

Literarisch ist vielleicht das falsche Wort, ich habe einfach etwas im Kopf, das ich so bisher eher aus neueren SF-Romanen kenne, vor allem Ann Leckies Trilogie "Die Maschinen" - aber es gibt in jüngerer Zeit wohl noch einige andere Werke in die Richtung. Far-Future-SF mit großen (menschlichen) Sternenreichen, die einen starken Schwerpunkt darauf legen, dass diese reiche ungewöhnliche Kulturen und Verhaltensregeln haben. Raum für Abenteuer, aber auch für etwas, das inzwischen an vieler Stelle als "Comedy of Manners in Space" beschrieben wird, also vielleicht so ein bisschen Space Opera + Jane Austen.
Bei der genannten Ann Leckie hast du z.B. ein gewaltiges Sternenreich, das Schiffe mit Borg-ähnlichen "Drohnen" verwendet bzw. verwendet hat, eine ungewöhnliche und vielschichte Haltung zu KIs (KIs haben keine "Menschen"rechte, trotzdem stehen Menschen oft in engen (Arbeits-)Beziehungen zu ihnen, es gibt KI-Psychologen ...), seltsame Regeln und Tabus (z.B. gilt es als anstößig, seine nackten Hände zu zeigen, alle tragen Handschuhe), und eine völlig andere Haltung zu Geschlecht, das als soziale Kategorie unbekannt ist. Eher keine Aliens, bzw. gibt es welche, die aber nur am Rande auftauchen; die Menschheit hat da am ehesten so eine "so richtig verstehen wir uns einander eh nie, also gehen wir uns aus dem Weg und zerbrechen uns ansonsten nicht allzu sehr den Kopf"-Haltung.

Vereinfacht gesagt: Ich hätte Lust auf SpaceOpera, die auf der (Zukunfts-)gesellschaftlichen Ebene einen Sense of Wonder auslöst und durchaus in großen Maßstäben denkt, aber sich trotzdem nicht in Gigantismus und Krach-Bumm erschöpft, die nicht bemüht cool in irgendeinem Actionfilm-Sinne ist und sich nicht an den ewig gleichen Post-Cyberpunk-Noir-Tropen abarbeitet. Von den RSP-Settings, die es gibt, ist da Mindjammer für mich am nächsten dran, aber so toll ich das Setting in der Theorie finde, springt der Funke da bei mir nie über.

Mit QuestWorlds könnte ich mir so was irgendwie gut vorstellen.

[Chiarina]

Soso... das ist nicht ganz die Richtung, in die meine Vorlieben gehen, aber interessant finde ich das trotzdem. Gerade deine Worte zu den KI haben mich aufhorchen lassen. Ich werde mal ein wenig nach dieser Leckie recherchieren. Danke erstmal.

Ich hänge ein paar Gedanken zu meinen Vorstellungen an den "Was ist mein Science Fiction System Strang", in dem ich meine SF-Ideen hin und her wende, an.

[Colgrevance]

So, am Donnerstag werde ich dann auch einmal eine Testrunde mit QuestWorlds spielen, und zwar in Aventurien - wir sind eigentlich eine DSA 4.1-Runde, aber DSA geht mir mit seinem umständlichen Kampfsystem inzwischen ziemlich auf den Keks. Zum Glück waren ein paar Mitspieler bereit, eine Alternative auszuprobieren, und da habe ich HeroQuest bzw. QuestWorlds vorgeschlagen.

Wir hatten letzte Woche schon zusammen die Regeln besprochen (wobei ich long contests erstmal ausgeklammert habe), Beispielcharaktere erstellt und eine Kaperszene (Thorwaler gegen Walfänger) ausgespielt, um ein Gefühl für das System zu bekommen. Ganz rund lief es noch nicht, was vor allem daran gelegen haben dürfte, dass wir m. E. noch zu kleinteilig-simulationistisch an die Sache rangegangen sind - ich traue mich noch nicht so ganz, eine komplette Szene mit nur einem Würfelwurf zu entscheiden, da das ja doch recht glückslastig wirkt. Ich schätze aber, mit etwas Eingewöhnung und stärkerer Nutzung von Augmentierungen wird es besser laufen.

[Chiarina]

Eine Kaperszene ist ja wahrscheinlich ein Kampf-Encounter - also genau das, was bei anderen Systemen viel Zeit, Mühe und Aufmerksamkeit verschlingt. Wenn ausschließlich eine solche Szene Inhalt eures Tests war, kann ich mir gut vorstellen, dass es sich etwas seltsam angefühlt hat.

Lasst euch Zeit für das Ausschmücken, das Drumherum und das Vorher und Nachher - für Dinge, die in anderen Systemen oft unter den Tisch fallen, weil es ja darum geht Fertigkeiten anzuwenden und Figürchen taktisch vorteilhaft zu platzieren! Da gehen noch ganz andere Sachen!

Ich habe festgestellt, dass ich andere Spielinhalte bekomme, wenn die Ermittlung eines Kampfes selbst ruckzuck und sehr abstrakt abgehandelt werden kann... und zwar durchaus nicht unbedingt langweiligere!

Wenn ich nicht gerade in Super-Improvisierstimmung bin, sage ich meinen Mitspielern auch oft einfach: "Es war ein kleiner Erfolg - erzählt selbst, was geschehen ist!" Irgendwas kommt dann schon. Meine Spieler freuen sich, an den Ergebnissen mitwerkeln zu können und ich muss mir nicht alles selbst aus den Rippen schwitzen.

[Colgrevance]

Eine Kaperszene ist ja wahrscheinlich ein Kampf-Encounter - also genau das, was bei anderen Systemen viel Zeit, Mühe und Aufmerksamkeit verschlingt. Wenn ausschließlich eine solche Szene Inhalt eures Tests war, kann ich mir gut vorstellen, dass es sich etwas seltsam angefühlt hat.

Ja, wobei ich versucht habe, die Szene in drei Teil-Encounter aufzuspalten - zunächst mussten die SCs von ihrem flachen Drachenboot an Bord der Walfänger-Kogge gelangen, dann sich dort dem Kampf stellen und schließlich (weil ich zu spät daran gedacht habe, dass das ja eigentlich eine Massenszene ist) habe ich noch auswürfeln lassen, wie der Kampf ausgeht, wobei die SCs den Kampfwert der kompletten Mannschaft augmentiert haben. Nachträglich würde ich zumindest die erste Probe streichen oder als Augmentierung des Kampfwurfes abhandeln.... Leider haben die Spieler alle auch sehr schlecht gewürfelt und nicht daran gedacht, ihre Fertigkeiten zu augmentieren, so dass die meisten Proben in Niederlagen endeten. Das motiviert natürlich nicht gerade. 

Lasst euch Zeit für das Ausschmücken, das Drumherum und das Vorher und Nachher - für Dinge, die in anderen Systemen oft unter den Tisch fallen, weil es ja darum geht Fertigkeiten anzuwenden und Figürchen taktisch vorteilhaft zu platzieren! Da gehen noch ganz andere Sachen!

Ich habe festgestellt, dass ich andere Spielinhalte bekomme, wenn die Ermittlung eines Kampfes selbst ruckzuck und sehr abstrakt abgehandelt werden kann... und zwar durchaus nicht unbedingt langweiligere!

Wenn ich nicht gerade in Super-Improvisierstimmung bin, sage ich meinen Mitspielern auch oft einfach: "Es war ein kleiner Erfolg - erzählt selbst, was geschehen ist!" Irgendwas kommt dann schon. Meine Spieler freuen sich, an den Ergebnissen mitwerkeln zu können und ich muss mir nicht alles selbst aus den Rippen schwitzen.

Danke, das sind gute Tipps. Vor allem die verstärkte Mitwirkung der Spieler war ein Grund, warum ich QuestWorlds vorgeschlagen hatte - als SL hoffe ich da ehrlich gesagt auf etwas Arbeitserleichterung. Leider ist das auch ein Punkt, an den sich unsere Runde wohl erst gewöhnen muss, aber ich bin da vorsichtig optimistisch.

[Chiarina]

Bei QuestWorlds ist ja eigentlich nicht viel in Stein gemeißelt. Wie viele Proben du machst, ist einfach nur Geschmacksache. Im BRP Central Forum hat mal jemand die Frage gestellt, ob ein Spieler nicht versuchen könnte mit einer einzigen Probe zu entscheiden, ob er seinen Auftrag erfolgreich abschließen kann oder nicht. Die Antwort war sinngemäß: "Regeltechnisch spricht nichts dagegen, aber würde dir das Spaß machen? Nein? Dann lass es nicht zu!" Ob dein Enterkampf nun einen Test oder drei benötigt ist also auch nur Geschmacksache.

Das System ist jedenfalls so flexibel, dass auch nichts dagegen spricht, den Kampf zwischen eigener Mannschaft und Walfängern mit einer einfachen Probe abzuhandeln. Irgendwann muss man sich eben klar werden, welche Rolle die Spielerfiguren spielen (lies beispielsweise den Abschnitt "2.14 Mass Effort"!).

Wenn sich ein Hauptakteur feststellen lässt, spricht auch nichts gegen einen Simple Test, die anderen müssen eben Augments (o. ä.) machen.

Meine Spieler machen fast ständig irgendwelche Augments. Ich nehme mal an, das wird bei dir auch nicht lange auf sich Warten lassen. Augments sind nämlich das zentrale Mittel, ganz einfach seine Chancen zu verbessern.

Alles Gute noch. Hat mich gefreut, zu lesen, dass es noch jemand mit QuestWorlds versucht.