Warum Rollenspiel?
Ich bin ja in der DDR aufgewachsen. Die üblichen Verdächtigen wie
Herr der Ringe,
Conan oder
Elric gab es bei uns schlicht nicht. Was es gab, war SciFi (immer sehr utopisch statt dystopisch) und Märchen und Sagen. Die Griechen und die Deutschen Heldensagen hatte ich auch alle durch, lange bevor die Mauer fiel. Die Deutschen Heldensagen endeten übrigens für mich überraschend oft mit dem tragischen Tod des Helden. Durch meinen Opa, der ein recht hohes Tier im DDR-Bibliothekswesen war, hatte ich allerdings sogar mal einen kleinen Band mit zwei Kurzgeschichten über
Kane gelesen und fand diese Art der Geschichten extrem faszinierend.
Aber an so etwas wie D&D & Co war bis zum Mauerfall gar nicht zu denken. Mein erstes Theater of Mind hatte ich mit einem Legokatalog. Lego war sehr sehr rar und konnte nur über entsprechende Jobs (Flugpersonal z.B.) oder Westverwandtschaft überhaupt besorgt werden. Aber ich hatte ein kleines Raumschiff und dazu einen kleinen Minikatalog und ich
stellte mir einfach vor, wie ich mit den Lego-Raumschiffen spielte und fremde Planeten erkundete. Die Roten Spacemen waren natürlich die Russen, die Blauen die Amis und die Weißen waren neutral.
Nach der Wende kaufte ich mir von meinem zweiten Begrüßungsgeld HeroQuest von MB. Man war da der Ärger bei meiner Mutter groß. "So ein Scheiss! Hättest du dir mal was Vernünftiges gekauft! Zum Beispiel ne schöne Jeans!"
Ich hab damals den Mehrwert einer Jeans im Vergleich zu einem Brettspiel nicht verstanden und tue es heute immer noch nicht.
Durch einen Verkäufer bei Vedes wurde ich dann mal auf diese komischen "Rollenspiele" aufmerksam gemacht und fand dadurch die DSA-Boxen bei Hertie. Da schlich ich lange drum herum, bis ich mich irgendwann dazu durchrang, mir so ein Ding zu kaufen. Und obwohl ich keine Mitspieler hatte, hat mich allein die Beschreibung der Beispielrunde total angefixt. Das war es, was ich schon immer spielen wollte!
In der Lehre hab ich mehr durch Zufall Spieler gefunden und meine erste Runde geleitet. Und auch da merkte ich, dass das bei mir alles triggerte. Die Geschichten, die ich sonst nur las, konnte man hier beeinflussen und erweitern! Man musste nicht darauf hoffen, dass der Held schon nichts Blödes tun würde, sonder man machte selber alles richtig und rettete den Tag! (Anm.: Ha. Ha. Ha.
)
Alles was danach kam, war nur eine logische Fortsetzung der ersten Faszination mit einem Medium, das mir regelgeleitete Kreativität nähergebracht hatte.