Ich habe mich dieser Tage (natürlich auch wegen der Neuauflage, aber nicht nur) mit Fading Suns beschäftigt. Dabei hat mich unangenehm berührt, dass ich das Setting zwar schon seit 2012 kenne (ja, ja, ihr Grognards, ich weiß - Späteinsteiger...) und total genial finde, es aber tatsächlich bis heute nur auf zwei geleitete Abenteuer gebracht habe. Und dann habe ich mich gefragt, woran das wohl liegt.
Ein Problem ist natürlich, dass ich das Regelwerk nicht besonders mag und daher erst einmal eine Conversion machen muss (für die beiden One-Shots habe ich seinerzeit Fate verwendet). Ein anderes Problem ist, dass es damals wie heute nur sehr, sehr wenige Kaufabenteuer gibt im Vergleich zur Menge des Quellenmaterials.
Ein zentraler Grund, warum ich nie wirklich eine Fading-Suns-Runde gestartet habe, ist aber, dass ich einfach nicht weiß, wo ich 3-4 passende Spieler für so ein Setting hernehmen soll. Klar, natürlich kann man mit Fading Suns auch einfach Klischee-Science-Fantasy spielen (so habe ich das damals bei den One-Shots gemacht). Aber sein eigentliches Potential entfaltet das Setting ja erst, wenn sich die Spieler wirklich darauf einlassen. Und dazu müssten sie wirklich Arbeit da reinstecken: Hintergrundmaterial kaufen (pfui bäh - Geld ausgeben ist doch Spielleiteraufgabe!) und lesen (viel! und auf englisch!), sich Gedanken zur Figur machen (nein, nicht nur "welche Rüstung trage ich denn?"), eine Person mit einer wirklich anderen Denkweise zum Leben erwecken. Außerdem müssten sie in der Lage sein, konstruktiv Konflikte auch innerhalb der Gruppe auszuspielen. Bei den meisten der real existierenden Spieler, bei denen man schon froh ist, wenn sie zwischen zwei Sitzungen mal in die Mailbox schauen und sich zur nächsten Sitzung noch an die Namen ihrer Mit-Helden erinnern, ist das utopisch.
Für DSA findet man solche Spieler, die den Hintergrund aufgesogen haben, ja zumindest online recht häufig. Aber für Fading Suns? Ein System, das hierzulande außerhalb des Tanelorns ohnehin kaum jemand kennt? Keine Chance.
Und den Standardtrick, den ich bei anderen ungewöhnlichen Settings verwende - nämlich dass ich die SC gewissermaßen als Außenstehende (Schiffbrüchige, Sklaven, Hinterwäldler, Leute ohne Erinnerung, whatever) ins Setting werfe, damit sie es peu à peu kennenlernen können, kann ich ja gerade bei Fadings Suns vergessen, denn die SC sollen ja idealerweise zur privilegierten Elite gehören und sich daher ziemlich gut auskennen!
Nun frage ich mich, wie man dieses Problem löst. Es ist ja für Tischrunden hier in der Pampa schon schwierig genug, überhaupt 4-5 zuverlässige und sozialverträgliche Spieler zu finden. Aber wenn ich jetzt noch die Bedingung "sollte 300 Seiten Hintergrundmaterial draufhaben" hinzufüge, läuft es wohl auf "Weltengeist spielt mit sich selbst" hinaus. Wie kriege ich es trotzdem hin, mal eine Fading-Suns-Runde am Spieltisch zu spielen, die das Setting wirklich ausreizt?
P.S.: Auch wenn ich aus Erfahrung gelernt habe, dass niemand von Ulisses hier mitliest: Wäre es nicht gerade bei Fadings Suns sinnvoll, ein kurzes (sagen wir mal, 30 Seiten) Brevier für die verschiedenen Gruppen (eines für Priester, eines für Adelige,...) rauszubringen, in dem kurz zusammengefasst ist, was man über den Hintergrund wissen muss, wenn man es nicht über sich bringt, das komplette "Universe Book" durchzulesen? Das könnte man sogar recht charmant so anlegen, dass verschiedene Fraktionen ganz unterschiedliche Sichten auf die Welt haben (Für die Priester ist Zebulons Wort Wahrheit und Gesetz, für andere eher eine Richtlinie. Für die Gilden ist das Zweite Zeitalter das Goldene Land, für die Priester ist es die Inkarnation des Bösen. Und so weiter.).