Autor Thema: Aufgeben in einem Konflikt, während andere Charaktere noch aktiv sind  (Gelesen 1663 mal)

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Variety

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Mir ist etwas aufgefallen, das ich aus verschiedenen Gesichtspunkten interessant finde.

"Dominik hat in unserem Beispiel vorher aufgegeben – deswegen entkommt Og mit Landons Schwert als persönlicher Trophäe." (FC S. 181)

Das impliziert zum einen, dass obwohl der Charakter während des Konfliktes aufgegeben hat, und die Gegenseite mit ihrer Trophäe entkommt, es regelseitig keine Möglichkeit für die Spielercharaktere gibt, die Trophäe an sich zu ziehen; denn Dominik hat mit der SL den Umstand seines Aufgebens bereits final verhandelt.

Das impliziert anderseits aber, dass, wenn es eine Möglichkeit gäbe, dass die noch im Konflikt verbliebenen Spielercharaktere die Trophäe an sich reißen, das im früheren Stadium ausverhandelte Aufgeben von Dominiks Charakter anders gewichtet werden müsste.

Besonders spannend wird es, wenn Dominik nicht aufgegeben hätte, sondern der Trophäenraub eine Folge des Ausschaltens gewesen wäre.

Meines Erachtens kommt hier eine bemerkenswerte taktische Ebene in Fate-Konflikten hinzu, bei der mich interessiert, ob das in euren Runden auch schon Thema war.

Variety

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Ich entschuldige mich für den Doppelpost, aber möchte meine Antwort auf die Ausgangsthematik davon separieren:

Was ich mir höchstens vorstellen könnte, wäre im obigen Fall, dass ein anderer Spielercharakter einen Wettstreit (oder Herausforderung) mit Og anfängt, um Landons Schwert zurück zu bekommen. D.h. es geschehen Konflikt und Wettstreit parallel in der Szene.

Allerdings interpretiere ich – möglicherweise naiv – dass ein Aufgeben entsprechend eines Reizens geschieht: sprich, es wird eine komplette Handlung samt Resultat festgelegt ("Og entkommt mit Landons Schwert"), ohne dass Würfelwürfe hier etwas daran ändern könnten.

Offline Duck

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Allerdings interpretiere ich – möglicherweise naiv – dass ein Aufgeben entsprechend eines Reizens geschieht: sprich, es wird eine komplette Handlung samt Resultat festgelegt ("Og entkommt mit Landons Schwert"), ohne dass Würfelwürfe hier etwas daran ändern könnten.
Ich denke, das Reizen ist ein ganz gutes Äquivalent zum Aufgeben: Das Resultat ist erst einmal gesetzt. Wenn einer der Spieler etwas gegen die Komplikation unternehmen möchte, die durch das Aufgeben entstanden ist, würde ich das eher in eine neue Szene verlagern. Im obigen Beispiel könnte etwa einer (oder mehrere) der SC die Verfolgung des flüchtenden Og aufnehmen. Aber generell gilt ja bei Fate, dass sich die Regeln der Fiktion unterordnen (Silberne Regel), und wenn ein Spieler eine geniale Idee hat, wie er Og das sicher geglaubte Schwert doch noch in derselben Szene abnehmen kann, würde ich nicht pauschal Nein dazu sagen.

Beim Ausschalten würde ich es ganz ähnlich handhaben. Den Unterschied zwischen Aufgeben und Ausschalten sehe ich primär darin, dass die Folgen beim Ausschalten meist schwerwiegender sind und die unterlegene Partei kein Mitspracherecht hat.

Mit praktischer Erfahrung kann ich leider nicht dienen, da ich es noch nie erlebt habe, dass ein Konflikt von Spielerseite aufgegeben wurde. Wahrscheinlich bin ich als SL einfach zu gutmütig. ;D
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Offline Isegrim

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Weiß gar nicht, ob ich in der Situationen anderen SCs die Chance zum Eingreifen geben würde. Der Bösewicht entkommt, weil er aufgegeben; kann man eh nichts machen. Mit dem Schwert entkommt er, weil Landon aufgegeben hat. Das ist Landons Schwert, und damit seine Sache, Teil seiner Geschichte. Da muss mE auch er gucken, wie er wieder ran kommt, und nicht auf die Blickigkeit seiner Kameraden hoffen.
"Klug hat der Mann gehandelt, der die Menschen lehrte, den Worten auch der Anderen Gehör zu schenken."  Euripides

Variety

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Weiß gar nicht, ob ich in der Situationen anderen SCs die Chance zum Eingreifen geben würde. Der Bösewicht entkommt, weil er aufgegeben; kann man eh nichts machen. Mit dem Schwert entkommt er, weil Landon aufgegeben hat. Das ist Landons Schwert, und damit seine Sache, Teil seiner Geschichte. Da muss mE auch er gucken, wie er wieder ran kommt, und nicht auf die Blickigkeit seiner Kameraden hoffen.

Nehmen wir an, es wäre ein Plotgegenstand, der die gesamte Spielerschaft betrifft: zum Beispiel der hastig zusammengeschusterte Raumschiffantrieb, der dafür sorgt, dass die Charaktere endlich von diesem wilden, menschenunwürdigen Planeten entfliehen können.

Wenn durch Landons Aufgabe der Antrieb unwiderruflich in die Hände des Feindes gerät, würden die Szene und die Regeltaktik anders aussehen, als wenn noch während des Konflikts die verbliebenen Charaktere den Antrieb in ihre Finger kriegen könnten. Das ist besonders dann entscheidend, wenn Og in unserem Beispiel mit dem Antrieb schnurstracks entkommt und seine Schergen den Rückzug decken, d.h. die verbliebenen Spielercharaktere binden.

In diesem alternativen Szenario wäre es klüger, wenn Dominik seinen Landon bewusstlos zu Boden sinken lassen würde, sofern Og nicht eh auf "Sieg oder Tod" spielt.

Ich denke hierbei auch aus SL-Sicht. Wenn Ogs magische Keule noch während des Konflikts via Wettstreit oder Herausforderung seitens seiner NSC-Gefährten aus den Händen der Spielercharaktere stibitzt werden kann, würde ich als SL mit Og aufgeben unter der Bedingung, dass Landon die magische Keule an sich nimmt – wohlwissend, dass die Keule ja im weiteren Konfliktverlauf doch noch in Ogs Hände zurückkommen könnte samt verdienter SL-Fate-Punkte.

Genießt hingegen alles, was während der Verhandlung über die Bedingungen von Aufgabe und Ausschaltung als Resultat erzielt wird, sozusagen Plotimmunität und kann durch Würfelergebnisse nicht mehr angekratzt werden, sieht die Sachlage ganz anders aus, und SL wie auch Spieler gehen mit völlig anderen Augen an die Verhandlungen heran.

Offline Slokmig

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Ich finde den, bereits erwähnten, Vergleich zwischen Reizen und Aufgeben hier passend und möchte es nochmal aufgreifen.
- Das Reizen (eines Charakteraspekts) bringt fiktionale Komplikationen mit sich, die sich für den Betroffenen nachteilig auswirken.
- Das Aufgeben innerhalb eines Konflikt bringt fiktionale Komplikationen mit sich, bei dem der Betroffene eine Mitspracherecht hat und sich nachteilig auf ihn auswirken.
Für mich als SL handhabe ich das sehr ähnlich: Man bespricht (ggf.) die Rahmenbedingungen des Aufgebens/des Reizens, und wenn man sich einig ist wird das Besprochene als WAHR deklariert. Was DANACH, nachdem die Rahmenbedingungen gesetzt wurden, die SC anstellen überlasse ich ihnen. Es ist nicht nur einmal passiert, dass durch eine schlaue Idee eines Spielers die Konsequenzen des Reizens/des Aufgebens keine großen negativen Auswirkungen hatte, ABER: Das Reizen/Aufgeben hat überhaupt eine Komplikation herbeigeführt. Ohne das, wäre die Geschichte einfach weitergelaufen...

Bei den hier genutzten Beispiel: "Dominik hat in unserem Beispiel vorher aufgegeben – deswegen entkommt Og mit Landons Schwert als persönlicher Trophäe." (FC S. 181)"
muss man finde ich etwas differenzieren:
- "Entkommt Og mit Landons Schwert" verstehe ich so, dass Og sich durch das Aufgeben von Dominik (a.k.a. Landon) aus dem Konflikt vollständig entzogen hat und gerade wegläuft, während die anderen SC & NPC weiterkämpfen. Wird also schwierig das Ganze während den aktuellen Konflikt abzuhandeln, weswegen ich das als weitere Szene ausspielen würde.
- Hat Og stattdessen "das Schwert nur an sich genommen" und kloppt damit frohen Mutes auf die anderen SCs ein, wäre es natürlich denkbar dass die noch aktiven SC das Schwert innerhalb des Konfliktes wieder ergattern können.

Wobei ich verstehe, was du damit meinst:
Ich denke hierbei auch aus SL-Sicht. Wenn Ogs magische Keule noch während des Konflikts via Wettstreit oder Herausforderung seitens seiner NSC-Gefährten aus den Händen der Spielercharaktere stibitzt werden kann, würde ich als SL mit Og aufgeben unter der Bedingung, dass Landon die magische Keule an sich nimmt – wohlwissend, dass die Keule ja im weiteren Konfliktverlauf doch noch in Ogs Hände zurückkommen könnte samt verdienter SL-Fate-Punkte.

Genießt hingegen alles, was während der Verhandlung über die Bedingungen von Aufgabe und Ausschaltung als Resultat erzielt wird, sozusagen Plotimmunität und kann durch Würfelergebnisse nicht mehr angekratzt werden, sieht die Sachlage ganz anders aus, und SL wie auch Spieler gehen mit völlig anderen Augen an die Verhandlungen heran.

Und genau die von dir zwei beschriebenen Fälle habe ich versucht oben anhand des Beispiels darzustellen. Schlussendlich kommt es darauf an, was du konkret mit den Aufgebenden besprochen hast. Wobei in beiden Fällen "Die Keule ist weg" die von dir genannte Plotimmunität aufweist. Die genauen Details würde ich einfach klar und deutlich mit der Spielerschaft kommunizieren.
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Offline Haukrinn

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Mir ist etwas aufgefallen, das ich aus verschiedenen Gesichtspunkten interessant finde.

"Dominik hat in unserem Beispiel vorher aufgegeben – deswegen entkommt Og mit Landons Schwert als persönlicher Trophäe." (FC S. 181)

Das impliziert zum einen, dass obwohl der Charakter während des Konfliktes aufgegeben hat, und die Gegenseite mit ihrer Trophäe entkommt, es regelseitig keine Möglichkeit für die Spielercharaktere gibt, die Trophäe an sich zu ziehen; denn Dominik hat mit der SL den Umstand seines Aufgebens bereits final verhandelt.

Das impliziert anderseits aber, dass, wenn es eine Möglichkeit gäbe, dass die noch im Konflikt verbliebenen Spielercharaktere die Trophäe an sich reißen, das im früheren Stadium ausverhandelte Aufgeben von Dominiks Charakter anders gewichtet werden müsste.

Besonders spannend wird es, wenn Dominik nicht aufgegeben hätte, sondern der Trophäenraub eine Folge des Ausschaltens gewesen wäre.

Meines Erachtens kommt hier eine bemerkenswerte taktische Ebene in Fate-Konflikten hinzu, bei der mich interessiert, ob das in euren Runden auch schon Thema war.

Hmm, das hinkt alles für mich ein bisschen. Das Beispiel ist meiner Meinuung nach so gestaltet, dass dort keine anderen Charaktere am Konflikt teilhaben - das ist eine Sache allein zwischen Og und Landon.

Allgmeinen ist deine erste Implikation meiner Meinung nach richtig, die zweite dagegen falsch. Dass Og mit dem Schwert entkommt ist ein Fakt, der etabliert worden ist und den die anderen Charaktere in dieser Situation auch nicht mehr ändern können. Deshalb heißt es ja auch in den Regeln, dass die Gruppe den Bedingungen des Aufgebens zustimmen muss. 
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