Autor Thema: [Ich erzähle von] Death in Space  (Gelesen 401 mal)

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Offline sma

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[Ich erzähle von] Death in Space
« am: 30.04.2022 | 15:53 »
Als Free League Fanboy musste ich mir auch Death in Space anschauen. Die ~130 schwarzen A5-Seiten in meinem PDF teilen sich auf etwa 60 Seiten für das System, 30 Seiten für ein beispielhaftes Setting und 40 Seiten mit Zufallstabellen auf.

Der OSR-Stil der Regeln, die spärlichen Illustrationen und der Ton aller Beschreibungen gibt das Thema vor, dass der Charaktertod unausweichlich ist, aber man bis dahin ja noch ein bisschen spielen kann. Das Setting ist Space-Fantasy mit Magie und Horror.

Zum Hintergrund:

Das Universum zersetzt sich unausweichlich in ansteckende magische, wissenschaftlich nicht zu erklärende, korrumpierende Schwärze (das Void), die das Schlechte in der Menschheit hervorruft. Es gab ein Jahrhundert Krieg, der vor 10 Jahren endete, weil alles zerstört war, das zerstört werden konnte. Die Zivilisation ist zusammengebrochen. Isolierte Reste der Menschheit, nun unfähig Neues zu erschaffen, verbrauchen, was noch da ist. Elektronische Geräte empfangen ein magisches Flüstern, das vom Ende kündet. Wer sich ins All begibt, wird dort sterben.

Die Charaktererschaffung:

Charaktere haben vier Attribute (Body, Dexterity, Savvy, Tech) die in Reihenfolge mit W4-W4 (äquivalent zu 2W4-5, also zwischen -3 und +3 liegen) ausgewürfelt werden.

Beispiel: BDY 3, DEX 1, SVY 1, TCH -1.

Danach würfelt man die Abstammung (Carbon, Chrome, Punk, Solpod, Velocity Cursed, Void) aus und erhält ein besonderes Talent.

Carbon bezeichnet künstliche an den Weltraum angepasse Lebensformen, Chrome ist ein Slangausdruck KIs in biologischen Körpern, also Androiden, Punks sind Menschen, die keine Zukunft haben, Solpods Menschen aus einer anderen Zeit, die lange im Kälteschlaf waren, die Verfluchten können sich nicht länger vollständig in dieser Realität halten und Void fasst Zauberer zusammen. Viel mehr sagen auch nicht die Regeln, ganz allgemein gilt beim Spiel immer, dass man sich selbst was ausdenken muss.

Beispiel: 4 - Solpod. Das sind Leute aus der alten Zeit, die um wissenschaftliche Langzeitstudien machen zu können, die meiste Zeit im Kälteschlaf verbringen. Besitzt transportable Kälteschlafkammer, die auch Körperteile nachwachsen lässt.

Nun kann man für seinen Hintergrund, Verhalten, Motivation und Aussehen auf W20-Zufallstabellen würfeln.

Beispiel: Frachtfahrer, zynisch, zeigt niemals Schwäche, trägt Sticker mit der Aufschrift "Ich liebe Pflanzen".

Als nächstes wird mit 1W6 ausgewürfelt, wem man im Krieg die Treue gehalten hat: Einer Idee, der Familie, den Gewinnern, den Verlierern, einem Vertrag, niemandem.

Beispiel: Du standest auf der Seite der Gewinner, doch um welchen Preis?

Man bekommt noch 1W8 Lebenspunkte, eine Rüstungsklasse von 12+DEX und 3W10 Geld, für das Ausrüstung gekauft werden kann, die maximal 12+BDY Slots füllen darf.

Wer so richtig scheiße (Summe < 0) bei den Attributen gewürfelt hat, bekommt jedoch noch für 1W6 einen Ausgleich, entweder eine Mutation (Zauberkraft), +3 LP, einen schweren Raumanzug, eine Pistole (1W6), einen Robot-Hund (1W6 Bissschaden) oder eine:n guten Freund:in.

Die Charaktererschaffung endet damit, dass man noch auswürfelt, ob man nun Schürfer, Schurke, Söldner, Nomade, Techniker oder Kundschafter ist und sie die dazugehörige Ausrüstung aufschreibt.

Beispiel: 3 LP; RK 13; Kundschafter mit Notrationen für 1 Woche, leichtem Raumanzug, 5 Leuchtfackeln, Zelt. Außerdem als Erinnerungsgegenstand ein gestohlener Handschuh eines experimentellen Raumanzugs.

Neben den Charakteren würfelt man noch ihren "Hub" aus, entweder ein gemeinsames Raumschiff oder eine Raumstation. In beiden Fällen hat der Hub immer etwas mysteriös unerklärliches und will eigentlich die Bewohner umbringen - und sei es nur, weil er alt und kaputt ist. Death in Space ist ein klassisches Sandkisten-Spiel und lädt hier ein, gemeinsam die Sandkiste auszuarbeiten.

Zu den Regeln:

Man würfelt Proben mit W20+Attribut und hat bei 12 oder mehr einen Erfolg. Es gibt die inzwischen übliche Regel für Vorteil und Nachteil. Fertigkeiten gibt es keine. Und das war's dann auch schon. Den Rest improvisiert die SL.

Wer eine Probe verkackt, bekommt einen Voidpunkt (max. 4) und kann diese dann nutzen, um sich bei einer Probe Vorteil zu kaufen oder eine Mutation zu aktivieren.

Wer allerdings beim Einsatz von Voidpunkten versagt, muss mit 1W6 größer als die Anzahl der verbleibenden Punkte würfeln oder wird mit einem W20-Wurf auf eine Tabelle durch das Void korrumpiert. Dabei kann z.B. einem spontan ein Klon (NSC) wachsen, der dann in 1W20 Tagen ein Eigenleben entwickelt. Meist sind es aber nur merkwürdige Fluff-Ergebnisse, wie z.B. die wage Erinnerung an eine bessere Zukunft.

Wer nicht schon bei der Charaktererschaffung eine Mutation abbekommen hat, kann später mit 1W20 auf eine Tabelle würfeln und so seine Zauberkraft erwerben. Sie sind jeweils mit ein bis zwei Sätzen zur Inspiration beschrieben und müssen von der SL interpretiert werden.

Da ja alles vor die Hunde geht, ist der Zerfall von Gegenständen und das fortwährende Reparieren ein wichtiger Aspekt der Regeln. Alles hat eine Haltbarkeit in Form von Punkten und wenn man nach Gebrauch mit 1W6 eine 1 würfelt, wird sie reduziert. Mit Ersatzteilen kann man die Haltbarkeit wieder erhöhen.

Im Kampf sucht man sich die Handlungsreihenfolge aus. Wem ein normaler Angriff nicht reicht, kann aufs ganze gehen und dann bei Erfolg (genau wie bei einem kritischen Erfolg durch eine gewürfelte 20) einen weiteren Waffenwürfel würfeln, kassiert bei Misserfolg aber einen Gegenangriff. (Wie das bei Fernkampf gegen Gegner ohne Fernkampf funktioniert, muss die SL regeln.)

Bedenkt man, dass Charaktere 1W8 Lebenspunkte haben und Waffenschäden bei 1W4 bis 3W6 liegen, ist der erste Treffer wahrscheinlich auch schon der letzte. Wem jetzt keine Probe auf BDY gelingt, der ist tot.

Als "Belohnung" würfelt man dann auf eine W20-Tabelle, um zu erfahren, auf welche grausame Weise der Charakter eigentlich hätte sterben sollen und kann das als kurze Szene erzählen und danach schnell einen neuen Charakter auswürfeln, um wieder ins Spiel einzusteigen.

Beispiel: Wir (3 LP) kämpfen mit Pistole (+1, W6) und Messer (+3, W4) gegen einen irren anstürmenden Kannibalen (Biß +3, W6; 6 LP). Ein Schuss misslingt mit 11. Der Kannibalen würfelt 7, alles riskierend und versagt. Der Gegenangriff misslingt mit 8. Nächste Runde eine 20. Also 2W4, leider nur 3 Schaden. Auch für den Kannibalen würfle ich eine 20. 2W6 ergeben 8 Schaden. Das sind 5 mehr als nötig, um die LP auf 0 zu bringen. Die BDY-Probe gelingt jedoch mit einer 15 und so wären wir nur bewusstlos, was leider alleine gegen einen Kannibalen nichts bringt.

Eigentlich wäre der Charakter gestorben, weil er nach einem guten Witz so sehr lachen musste, dass die durch die niedrige Gravitation geschwächten Knochen dabei wortwörtlich zu Sternenstaub zerfallen und der nun formlose Körper zusammenfällt...

Wenn man auf etwas makaberen Weird Shit steht, sind denke ich die Zufallstabellen im Anhang noch ganz inspirierend, aber Death in Space wirklich länger zu spielen, stelle ich mir schwer vor. Jedenfalls, wenn man kämpfen will. Oder sich auf nur einen Charakter fokussiert. Spielt man hingegen die Geschichte eines "Hubs" wo Charaktere kommen und gehen, könnte es funktionieren.

Den Weltraum zu befahren kann man sich eigentlich auch schenken, denn Reisen zwischen den Sternen dauern Monate, Jahre oder sogar Jahrzehnte. Man lässt damit alles und jeden zurück, den man kannte und er oder sie werden tot sein, sollte man wiederkommen.

Wem Mörk Borg gefällt und einen Tick zu lebensbejahend ist, dem sei dann Death in Space empfohlen ;-)


Offline Vash the stampede

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Re: [Ich erzähle von] Death in Space
« Antwort #1 am: 30.04.2022 | 16:05 »
Danke für die ausführliche Besprechung. Sehr schöne Aktion. :d

Darüber hinaus weiß ich jetzt, dass ich Death in Space ignorieren kann. Nicht meine Teetasse.
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