Autor Thema: [Blackjack-Engine] Purgatory House / Starship Infernum  (Gelesen 527 mal)

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Offline 10aufmW30

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Wir haben gestern im Purgatory House gut 4 Stunden lang versucht unseren Weg aus einer alten Nervenheilanstalt zu finden, für Spieler und SL war's das erste Mal mit dem System. Unsere Gruppe bestand Pregens und stellte ein Fernseh-Team auf der Suche nach "paranormalen Ereignissen" dar.

Vorgeplänkel gibt es eigentlich nicht, sondern das Abenteuer startet direkt in den Schrecken. Bei jedem Raum, den man betritt werden zwei Karten gezogen, eine bestimmt die Art des Raums, die andere das Hindernis. Das kann alles sein von einem bewaffneter Irrer, blutige Zeichen an der Wand, schwingende Klingen oder auch Treibsand. Das erfordert teilweise schon einiges an Improvisation, um ein settingpassenden Äquivalent zu finden.

Räume und Hindernisse bestimmen sich "on the fly"

Werte oder vergleichbaren Crunch gibt es nicht. Jede Probe oder jede Gefahr wird als Black Jack Spiel abgehandelt, teilweise in mehreren Runden mit steigender Anzahl von Karten. Überbietet man verliert man eine von drei Eigenschaften, die man nutzen kann, um die Karten plus/minus 1-3 zu manipulieren. Das ist ein sehr spannendes System, Kartenzählerei und Wahrscheinlichkeiten sind von Vorteil, helfen aber auch nicht immer.

Verliert jemand alle seine Eigenschaften ist der Charakter tot, kann aber weiter teilnehmen. Als "Shade" kann man die Karten eines Lebenden manipulieren - zu deren Vor- oder auch Nachteil, wie man es für richtig hält. Und ja, die SL hat das direkte und formulierte Ziel, die Spieler umzubringen oder für immer im Haus zu halten!


Der Charakter... schlicht und ohne Ablenkung

Erwähnenswert ist der "Unstoppable Horror", eine Erscheinung, die durch Joker auslösbar ist. Aber kurz: Taucht der auf, verfolgt er die Gruppe bis mindestens ein Opfer gefunden wurde. Wenn das "Survival Deck" (52 Karten + Joker) viermal durchgespielt wurde, beginnt das Endgame und man hat eine Chance zu entkommen.
Soviel zur Mechanik im Groben.

Das ganze lebt von Improvisation und Stimmung. Erstes klappt bei uns wirklich gut, aber ich glaube, das hätte man noch einen Tick mehr auf die Gruppe verteilen können. Letztere war gut, auch wenn immer wieder Momente "befreienden Humors" hatten.

Ohne es böse zu meinen, fühlt sich das fast nach Munchkin an: Tür öffnen, Monster töten, Repeat. Also dieser typischer "Momente der Ruhe, vermeintliche Sicherheit, Schrecken"-Zirkel, den Horrorfilme in der Regel habe, kommt nicht auf oder erfordert sehr viel Spiel zwischen den Räumen. Muss man einfach so hinnehmen. Am Anfang hat man eh deutlich mehr Spielmoment, als wenn erstmal der "Unstoppable Horror" erschienen ist.

Als Oneshot funktioniert Purgatory House aber gut, ob ich das vielfach wiederholen wollen würde? Keine Ahnung. Innovative Mechanik, aber da ich Horrorfilmen so gar nichts abgewinnen kann, fehlen mir einfach ganz viele Tropes, dadurch fühlte ich mich oft noch zu träge in Entscheidungen.

By the way:
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« Letzte Änderung: 13.07.2023 | 09:00 von 10aufmW30 »

Offline 10aufmW30

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Re: [Blackjack-Engine] Purgatory House / Starship Infernum
« Antwort #1 am: 13.07.2023 | 08:10 »
Es gibt auch noch die SciFi-Variante namens Starship Infernum. Das ist der Nachfolger, aber auch Black-Jack Engine. Es soll aber etwas mehr darauf eingehen, dass die Geschichte etwas stringenter wird, damit man klarere Ziele bekommt, bspw. das Raumschiff wieder zu reparieren, anstatt einfach nur von diesem zu entkommen... wohin auch!

O-Ton des Designers:
Zitat
Starship Infernum came out a year after PH, so I did try some new things with the system. Purgatory House is very much a "Hold on until you can escape" game. Starship Infernum is an "explore and find stuff to fix or we all die" game.

The core BlackJack mechanic is exactly the same, but the setup of the game, the goal (and the mechanics around that goal), and the abilities of characters are different. Starship Infernum also adds the option to have stronger enemies, and to give those enemies special abilities which affect things mechanically.

In the end, Starship is a bit more complicate to run, but you can do a lot more with the game besides just haunted houses.
« Letzte Änderung: 13.07.2023 | 08:56 von 10aufmW30 »

Offline First Orko

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Re: [Blackjack-Engine] Purgatory House / Starship Infernum
« Antwort #2 am: 13.07.2023 | 08:13 »
Cooler Bericht von einem mir bis dato völlig unbekannte Spiel! Von der Blackjack-Engine hatte ich auch noch nix gehört - interessanter Mechanismus  ;D

Und der Charakterzettel ist große Klasse  :d
« Letzte Änderung: 13.07.2023 | 08:39 von First Orko »
It's repetitive.
And redundant.

Discord: maniacator#1270

Dir ist schon klar, dass es in diesem Forum darum geht mit anderen Leuten, die nix besseres mit ihrem Leben zu tun haben, um einen Tisch zu sitzen und sich vorzustellen, dass wir Elfen wären.

Offline 10aufmW30

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Re: [Blackjack-Engine] Purgatory House / Starship Infernum
« Antwort #3 am: 13.07.2023 | 14:03 »
Die SciFi-Variante habe ich mittlerweile. Wenn das Buch kommt, mach ich vielleicht mal nen Video dazu. :D

Offline 10aufmW30

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Re: [Blackjack-Engine] Purgatory House / Starship Infernum
« Antwort #4 am: 17.07.2023 | 12:55 »
Mittlerweile habe ich mich durch Starhip Infernum durchgearbeitet. Hier mal ein paar Unterschiede:

Fear: Furcht als Blockade-Mechanik, um Traits einsetzen zu können, wurde gestrichen. Meiner Meinung nach eine gute Entscheidung. Das war teils zu "weich".

Aptitude: Statt eines Gegenstandes startet jeder Charakter seiner Rolle entsprechend mit einer Eignung. Bspw. kann der Medic auf busted Traits heilen oder Captain kann in Gruppentests Karten tauschen. Klingt nach einer guten Änderungen, auch wenn sich zeigen muss, ob das vielleicht die schnelle Entscheidung zu oft unterbricht.

Unstoppable Horror / Desaster: Gibt es nicht mehr, stattdessen Desaster. Ein Desaster hängt von der herrschenden Krise ab. Und wird solange gegen die ganze Gruppe gespielt, bis einer eine natürliche 21 hat, gebustet hat oder alle gleichzeitig gegen den Dealer gewinnen.

Crisis: Jedes Spiel beginnt mit einer "Großen" und einer "Kleinen Krise". Die müssen gelöst werden. Um das erreichen zu können, muss die Gruppe entweder bestimmt Räume finden oder bei der Raumentscheidung ein "Match" haben. Dann folgt ein Test und damit werden nach und nach die Probleme gelöst.
Passt perfekt ins Genre.
Die Schwere und Natur wird mit draufliegenden Jokern auf einem Ass oder einer zufälligen Karte markiert. Was wieder das Survivaldeck dünner macht...


Beispiele für Major und Minor Crisis

Death: Statt zu Geistern werden tote Spieler hier zu "Flashbacks". Mechanisch ist es aber das gleiche, ausser dass sie sich nicht auf eine Opfer festlegen müssen und ihre Tausch-Karten immer dem Survivaldeck kommen. Ja, man bekommt den Durchlauf schon schnell ...

Gegner: Die Gegner sind hier deutlich offener gestaltet und kommen in der Liste nur als "Lvl 1-3" daher. Was grob bestimmt, viele Erfolge man gegen diesen Gegner braucht und ob er Sonderfertigkeiten hat. Letztere haben leider auch manchmal die Neigung das Spiel aufzuplustern, wenn sich die Gegner plötzlich in andere Räume ausbreiten oder aufteilen. Kartenbuchhaltung, die nicht sein muss. Die Schlichtheit macht aber dagegen Sinn, denn in einem Aliensetting, muss niemand plötzlich mit einem PSI-Mutanten oder einer Borgkönigin rechnen.


Beispiele für Gegner

Man merkt der Buch sehr gut an, dass die zweite Version ist. Viel wurde leicht angepasst und "verbessert" und besser strukturiert. Und da muss ich einfach sagen: Gut gedacht, aber nicht gut gemacht. Grundsätzlich ist zwar alles klar, aber oftmals wurden die weggelassen, die für den Autoren selbstverständlich waren. Also was passiert bei Natürlichen 21en oder Unentschieden ausserhalb eines Survival-Tests?

Dazu kommen ein paar Sonder-Mechanik, die einfach von der Regel abweichen. EVA - Spaziergänge im All - sind so ein Fall. Nachvollziehbare Idee, aber unnötig übergrübelt, mit zusätzlichen Tokens und unterschiedlichen Tests für Bewegungen und Reparaturen und Rückwege und und und. Also Flußdiagramm sähe das so aus:


Nur zum Abschrecken, wenn man es mal durchgrunden hat eigentlich ganz einfach.

 Und die Empfehlung des Autoren: Einfach nicht machen. Ist davon ab unendlich tödlich.

Ich habe mir einfach mal die wichtigsten Eckdaten zusammengeschrieben und das passt locker auf eine Doppelseite:
« Letzte Änderung: 17.07.2023 | 12:59 von 10aufmW30 »