Autor Thema: Guardians of the Galaxy, Vol. 3 [Spoiler]  (Gelesen 340 mal)

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Offline Alexandro

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Guardians of the Galaxy, Vol. 3 [Spoiler]
« am: 10.10.2023 | 17:57 »
Habe gerade den Film (nach zwei Besuchen im Kino) nochmal angesehen und denke, über den kann man noch einige Dinge sagen, die über "ist gut" hinausgehen. Da es noch keinen Thread zu diesem Film gibt, korrigiere ich das mal (werde hier auch ein wenig auf die Vorgängerfilme eingehen, allerdings nur soweit wie sie ähnliche Themen bedienen und innerhalb der Trilogie eine bestimmte Entwicklung der Figuren dargestellt wird). Durch die Themen des Films hergestellten Bezüge zu aktuellen gesellschaftspolitischen Problemfeldern, habe ich in SPOILER gesetzt.

Drehbuch und Regie des Films stammen wieder von James Gunn.
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Handlung:
Die Guardians müssen sich mit dem Verlust eines ihrer Mitglieder (Gamora, welche in "Infinity War" das Zeitliche segnete und in "Endgame" durch eine jüngere Version ihrer selbst ersetzt wurde) auseinandersetzen, was besonders Peter Quill sehr nahe geht.
In diesem Moment der Unachtsamkeit kommt es zu einem Angriff durch eine alte Feindin, bei dem Rocket (Bardley Cooper) schwer verletzt wird. Da konventionelle medizinische Versorgung bei ihm nicht funktioniert, müssen die Guardians bei dem Konzern einbrechen, der Rocket geschaffen hat - und sich dabei mit dessen Herkunft auseinandersetzen. Zu Peters Leidwesen müssen sie dabei ausgerechnet mit Gamora zusammenarbeiten, welche keine Erinnerungen an das Team hatte und deswegen seine Gefühle nicht erwidert.

Themen:
Die zentralen Themen der Trilogie sind wieder "nature vs. nurture", die Figuren entstammen allesamt dysfunktionalen Umfelden, schaffen es aber sich gegenseitig zu helfen und zu besseren Wesen zu werden.
Dieses Thema ist im dritten Teil deutlich präsenter (auch wenn es in den anderen Teilen vorkam, z.B. durch Peters Suche nach seiner Herkunft oder Gamoras Flucht vor ihrer), ausgelöst durch die sehr prominente Figur das "High-Evolutionary" (brilliant gespielt von Chukwudi Iwuji), welcher der primäre Antagonist des Films ist.

Der High-Evolutionary steht klar auf der "nature" Seite des Konfliktes und seine Experimente zielen darauf ab, diese Position zu beweisen. Er erschafft immer wieder neue Kreaturen, die er in ähnliche Situationen (inspiriert von der Erde der 1980er) setzt und sich dann wundert, warum jede dieser Gesellschaften immer und immer wieder von den gleichen Problemen geplagt wird. Statt zu schließen, dass es möglicherweise an der Gesellschaft liegt, ist er unfähig dies als Ursache zu akzeptieren* und sucht die Schuld bei der "aktuellen Generation" seiner Geschöpfe, denkt bei einem neuen Versuch wäre das besser.

Rocket hat diese Philosophie durch seine Herkunft ebenfalls aufgenommen, weswegen er sich in den vorherigen Filmen nicht mit seiner Herkunft auseinandersetzen will (nicht darüber reden, was ihm angetan wurde - nicht einmal akzeptieren, dass er ein Waschbär ist). Am Ende dieses Films ist er jedoch bereit zu erkennen, dass er nicht mehr dasselbe Wesen ist, welches vom High-Evolutionary geflohen ist, sondern dass seine Zeit bei den Guardians ihn in einer positiven Weise verändert hat. Das erlaubt ihm zu erkennen, dass seine Herkunft keine Bedeutung mehr für ihn hat (und der High Evolutionary keine Macht mehr über ihn) und es ihm letztendlich auch ermöglicht, den Namen "Rocket Raccoon" für sich selber anzunehmen. Persönliche Identitätsfindung als Abgrenzung von den Zuschreibungen anderer.

Gamora und Nebula verkörpern das Thema ebenso, indem dargestellt wird, wie sehr letztere (durch ihre Zeit mit den Guardians) der verstorbenen Version ihrer Schwester zu ähneln beginnt, während erstere (die in ihrer neuen Inkarnation diesen Weg nicht gegangen ist) eben nicht die Gamora ist, welche das Team von früher kennt. Peter verbringt einen guten Teil des Films damit, sich gegen diese Erkenntnis zu verwehren, dem Eindruck verhaftet, dass "seine" Gamora noch "irgendwo da drinnen" wäre. Auch er muss seine Gedanken von "nature" hinter sich lassen, und akzeptieren, dass "diese Gamora" ihre eigene Person ist, und er nicht versuchen sollte etwas in ihr zu sehen, was sie nicht ist.

Auch die Charakterentwicklungen von Nebula (Wiedergewinn der Lebensfreude nach Trauma) und Drax (Überdenken der ihm zugedachten Rolle) tragen zum Thema des Films bei, auch wenn ihre Figuren nicht im Zentrum der Handlung stehen.

Insgesamt ist es natürlich immer noch ein Unterhaltungsfilm, daher sollte man sicherlich keine tiefschürfenden Analysen oder extrem nuancierten Darstellungen erwarten, allerdings hat der Film auch deutlich mehr zu bieten, als Superheldenfilme (oder generell Actionfilme) normalerweise abliefern.

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« Letzte Änderung: 10.10.2023 | 18:15 von Alexandro »
Wer beim Rollenspiel eine Excel-Tabelle verwendet, der hat die Kontrolle über sein Leben verloren.