21.11.4996
Mein liebes Tagebuch,
Dr. Lamas ist ein sehr angenehmer älterer Herr. Er sieht so aus, wie ich mir einen Wissenschaftler eigentlich immer vorgestellt habe: er trägt eine Brille mit schwarzen dicken Rändern, seine Kleidung sieht etwas unordentlich und chaotisch aus, er ist klein, schmächtig und hat etwas eingefallenen Wangen. Ob er zugunsten der Wissenschaft manchmal das Essen vergessen hat? Ich könnte es mir bei ihm durchaus vorstellen. Er wurde auf Madoc geboren, ist studierter Apothekarius und hat als solcher in verschiedenen Laboren gearbeitet, ehe Jusuf ihn entdeckt hat. Jusuf hat es ihm dann ermöglicht sich fortzubilden und sich unter anderem bei den Amaltheanern Wissen anzueignen (wie auch immer Jusuf das hin bekommen hat, mit der Kirche scheint Dr. Lamas ansonsten nicht allzu viel anfangen zu können). Er hat für Jusuf in einem geheimen Labor gearbeitet, das irgendwo ist, leider wissen weder er noch ich genau wo. Aber natürlich möchte ich ihn gerne weiter beschäftigen! Er und Jusuf kannten sich seit 19 Jahren, das ist schon einmal Referenz genug, außerdem fand ich ihn sehr nett.
Jetzt holt er erst einmal seine Sachen aus Samarkand, dann wird er hier ein Labor bekommen, zumindest erst einmal.
Außerdem habe ich ihm schon die drei Eier gezeigt, den Translator fand er natürlich am interessantesten.
Mal sehen, wie sich die Zusammenarbeit mit ihm gestaltet.
Sahrie
22.11.4996
Mein liebes Tagebuch,
heute war ein sehr ereignisreicher Tag. Am besten fange ich meinen Bericht morgens an, dabei kann ich dann auch selber etwas sortieren. Eigentlich sollte ich natürlich längst schlafen, doch wer weiß was mich morgen alles einholt und was dann alles zu tun ist, deshalb schreibe ich Dir lieber jetzt noch.
Heute morgen um zehn Uhr empfing ich Baron Perron im grünen Salon. Er hatte sich große Mühe gegeben sich nach der Mode Samarkands zu kleiden und erschien so recht farbenprächtig. Er muss etwa so um die 25 Jahre alt sein, macht einen sportlich durchtrainierten Eindruck, ein Hazat eben. Dafür sprach auch sein großes Reitschwert, das zwar reich verziert war/ist, aber doch ein viel genutzter Gebrauchsgegenstand zu sein scheint. Bei sich hatte er eine junge, recht hübsche Dienerin, die offenbar sein Vertrauen genießt, denn er sprach offen vor ihr. Er kommt von Vera Cruz. Sein Vater schickte ihn hierher nach Samarkand, um Kontakt aufzunehmen. Die gesamte Familie hält offenbar eine dritte Republik für erstrebenswert, da die derzeitige Gesellschaftsstruktur zu wünschen übrig lässt.
Ich gab ihm einen kurzen Bericht und bohrte dann ein bisschen nach wie es bei seiner Familie mit der Akzeptanz von anderen Rassen aussieht, denn dies war für Jusuf ja ein wesentlicher Punkt und ich persönlich halte hier ein besseres Miteinander für noch erstrebenswerter als eine dritte Republik.
Baron Perron reagierte alles andere als ablehnend, da sein Familie umfangreiche Handelsbeziehungen zu anderen Rassen unterhält, ist er auch an sie als gleichberechtigte Partner gewöhnt, selbst wenn der Handel eher von seinen Brüdern abgewickelt wurde.
Er macht einen ganz guten ersten Eindruck. Ich habe ihn eingeladen eine Weile zu bleiben, damit wir uns gegenseitig besser kennen lernen können.
Am Mittag kam dann Dr. Lamas mit reichlich Gepäck zurück. Ich ließ ihn mit einem Fahrzeug abholen, sonst hätte der gute Mann am Ende alles geschleppt, er scheint etwas naiv zu sein, und sich zu scheuen um etwas zu bitten. Also werde ich ihn ab und zu fragen, ob er etwas braucht, sonst kann er ja schlecht arbeiten. Er hatte eine große schwebende Kiste bei sich und einige Tiere in Käfigen. Ratten und Mäuse glaube ich..
Nach dem Essen, das wir zu dritt einnahmen, rief Dr. Lamas bei seiner Kontaktperson an, einem gewissen Faustus, der offenbar aber nicht sehr gesprächsbereit schien und mir gegenüber misstrauisch ist. Nun das ist ja auch sein gutes Recht. Vielleicht überlegt er es sich irgendwann. Ich werde abwarten, Vertrauen muss wachsen, wenn ich versuche nachzubohren, dann hilft das wahrscheinlich wenig bis nichts, eher im Gegenteil.
Bevor ich Dr. Lamas dann einen Code für die Einschienenbahn gab, bat ich ihn noch, sich an mich zu wenden, wenn er Personal bräuchte, und an Elannyo, wenn er einen Engineer benötigen sollte.
Danach traf ich Baron Perron mit dem ich eine Besichtigungstour verabredet hatte. Ich ließ eine Kutsche kommen, um das ganze stilecht zu gestalten, außerdem ging ich ja davon aus, dass wir den gesamten Nachmittag Zeit haben würden. Bei der Fabrikführung konnte ich fest stellen, dass der Baron ausgezeichnete Schießkünste besitzt.
Als wir aus der Fabrik kamen und in Richtung der Minen weiterfahren wollten, landete plötzlich ein grünes Raumschiff auf meinem Flugfeld, wir brachen die Besichtigungstour also ab und fuhren im Eiltempo zum Flugfeld, um zu sehen wer oder was dort angekommen war, da man mir nichts von einem Schiff gesagt hatte. Im Endeffekt stellte es sich aber als nicht so dramatisch heraus, die Mutashi wollten die ihnen vertraglich zugesicherten Posten abholen. Da es sich also nur um einen angemeldeten Routinebesuch handelte hatte man mir nicht Bescheid gegeben. Trotzdem unterhielt ich mich dann kurz mit Shia-agil Farrakan, ehe ich ihn und Smythe ihrer Arbeit überließ. Baron Perron hatte sich in der Zwischenzeit ein Pferd ausgeliehen. Da er aber offenbar länger weg war, nutze ich den Rest des Nachmittags dann auch zu einem Ausritt. Dazu hatte ich ja jetzt schon wieder ein paar Tage lang keine Zeit. Und wer weiß wann ich das nächste Mal dazu komme?!
Beim Abendessen kam plötzlich Sir Majid herein, um mir mitzuteilen, dass unerwarteter Weise eben noch ein Raumschiff gelandet sei (wobei die Mutashi schon wieder ab geflogen waren). Und zwar Jusufs Jacht! Ich brach sofort mit Sir Majid zum Flugfeld auf.
Dort erblickten wir sie dann, Jusufs Pride! Die Außenhülle sah etwas merkwürdig aus, fast so wie genoppt, aber asymmetrisch, hatte ich noch nie gesehen. Aber bei den ganzen Sachen, die Jusuf in sie hat ein- und anbauen lassen handelt es sich dabei sicherlich um eine besondere Tarn- oder Schutzhülle. Sehr beeindruckend fand ich auch, dass man keine Tür erblickte, aber als die Gangway anrollte und am Schiffsrumpf anlegte, kristallisierte sich dort plötzlich eine Tür heraus. Heraus kam Kapitän Raimund Amundsen, wie Sir Majid ihn mir vorstellte. Ein etwa fünfzig- bis sechzigjähriger Mann, mit weißen Haaren und weißem Bart. Wir fuhren erst einmal in mein Arbeitszimmer. Dort berichtete er mir, dass er die letzten acht Monate in einer Werft war, Jusuf hätte das Schiff so leider noch nie gesehen und es würde ihn sicherlich sehr freuen, sie so zu sehen. Das glaube ich auch! Er hätte sich bestimmt gefreut, seinen ganzen Stolz noch einmal zu Gesicht zu bekommen... .
Aber so werde ich sie morgen besichtigen. Und wahrscheinlich nicht im mindesten soviel Begeisterung dabei empfinden wie er sie empfunden hätte. Und leider auch viel weniger von allem verstehen. Sehr traurig, da ich so Jusufs ganzem Stolz nicht wirklich gerecht werden kann, auch wenn ich es ihm zuliebe gerne täte.
Von der Legende hatte Kapitän Amundsen schon gehört, aber bisher noch nicht näher damit zu tun gehabt. Praktischerweise hat die Pride Forschungsmaterial für Dr. Lamas an Bord, so dass ihr vermeintlich ungeplanter Zwischenstop jetzt gar nicht weiter tragisch ist. Es wird morgen zu Dr. Lamas ins Labor geliefert. Die Mannschaft ist jetzt erst einmal nach Samarkand auf gebrochen, sie waren die letzten vierzehn Monate nur an Bord des Schiffes. Da haben sie sich eine Zeit in Samarkand jetzt verdient! Und ich kann das Schiff besichtigen und versuchen mir ein Bild über Kapitän Amundsen machen. Er scheint mir recht reserviert zu sein. So konnte ich zum Beispiel nicht herausfinden wie nahe er und Jusuf sich standen, rein menschlich. Wenn ich mich recht erinnere, dann steht darüber auch leider nichts in Jusufs Tagebüchern. Schade, weshalb hat er so wenig über Gefühle geschrieben? Abgesehen von den Einträgen über seine Frau findet sich da wenig.
Jetzt gehe ich erst einmal schlafen, gute Nacht, Sahrie
23.11.4996
Mein liebes Tagebuch,
Jusufs Pride ist ungeheuer faszinierend! Nachdem ich das Schiff jetzt gesehen habe und versucht habe soviel wie möglich von den technischen Raffinessen zu verstehen, wundere ich mich eigentlich, warum er hier auf dem Anwesen war und nicht die meiste Zeit mit der Pride unterwegs?! Das einzige was man an Bord nicht kann ist reiten, aber ansonsten gibt es dort sogar einen Ballsaal und ein Zimmer, um Laterna Magicas zu gucken. Am faszinierernsten sind aber eigentlich die anderen Möglichkeiten, die die Pride so bietet, so gibt es zum Beispiel einen Psi-scanner, einen Tarnschild, eine Rüstung und einen Energieschild, eine unglaubliche Bewaffnung und sogar einen Traktorstrahl! Dazu kommt, dass es beängstigend schnell ist, in nur zwei bis drei Tagen kann die Pride am Jumpgate sein! Ja, warum hat Jusuf dann hier unten gewohnt, die meiste Zeit? Das frage ich mich doch wirklich. Jedenfalls kann ich nach vollziehen, weshalb er so begeistert von ihr und ihren Möglichkeiten war, auch wenn ich von vielen technischen Details leider immer noch wenig verstehe. Hoffentlich ändert sich das irgendwann. Auch wenn ich jetzt selber 100 Jahre alt werden müsste, um all das zu lernen, das ich jetzt gerne lernen möchte. Und so lange will ich nicht leben!
Es gab an Bord auch ein Datenkristall-Auslesegerät, also habe ich den Kristall aus Baronet Hassans Mine endlich einmal aus gelesen. Sehr vielsagend ist er nicht, es gibt eine Inventarliste, das dachte ich mir ja schon, da Baronet Hassan ja plötzlich von den drei Eiern wusste. Außerdem enthielt er eine Analyse des Bhunoninkörpers, die ich ausdrucken und an Dr. Lamas schicken ließ. Er kann damit sicherlich mehr anfangen, es handelt sich überwiegend um medizinische Daten und die Medizin von Fremdrassen ist ja eines seiner Spezialgebiete. Dann gibt es noch eine kurze Analyse der drei Eier, wobei sie sich an das Psi-Ei nicht herangetraut haben. Sie waren aber wohl verwundert, dass der Translator bereits Urth konnte.
Da Kapitän Amundsen meint, die Informationen, die ich zur Legende hätte seien unzureichend, um damit eine Suche zu beginnen, schlug ich ihm vor, erst einmal Urlaub zu machen. In der Zeit finden sich hoffentlich entweder weitere Informationen, oder aber ich habe einen anderen Auftrag für die Pride gefunden. Es wäre jedenfalls schade, wenn sie allzu lange hier herumliegen würde. Dafür hat Jusuf sie ja auch nicht bauen lassen.
Baron Perron ist im übrigen nach Samarkand gereist. Er wollte sich dort nach einem Energieschild umsehen und gleichzeitig in einigen Bibliotheken nach ein paar Informationen suchen. Ich erzählte ihm beim Frühstück von ein paar Details der Legende, ohne jedoch schon auf ihren Hauptpunkt einzugehen. Das werde ich nachholen, wenn er aus Samarkand zurück ist. Interessanterweise kannte er das Zeichen, das auf dem Datenkristall auftaucht, es ist das Zeichen der Vanderbilt-group, einem großen Konzern, den es zur Zeit der zweiten Republik gab. Von Doramos und Gomorra wusste er nichts, versprach aber sich in Samarkand umzusehen (oder eher zu lesen).
Am Nachmittag hatte ich dann noch ein Gespräch mit Dr. Lamas. Er hat sich vorgenommen etwas zu entwickeln, das ähnlich funktioniert wie das Psi-Ei, aber dauerhafte Veränderungen bewirken kann, sozusagen das Gehirn zum Lernen animiert. Es hörte sich sehr interessant an und auch sehr nützlich. Deshalb werde ich mich mal umhören ob und wo man an so ein Gerät zum Auslesen von Erinnerungen herankommen kann, das er für den Anfang seiner Entwicklung bräuchte.
Vor dem Abendessen meldete sich dann noch einmal dieser Faustus, war aber auch nicht sehr viel gesprächsbereiter als beim letzten Mal. Nun, vielleicht ändert es sich noch!
Das Forschungsmaterial, das Dr. Lamas von der Pride erhalten hat sind wohl überwiegend Gewebeproben, er war so freundlich mir beim Abendessen das Grundprinzip davon zu erklären. Es war sehr interessant, ich hoffe er findet noch öfter Zeit mir etwas zu erklären, es gibt so viel, das ich nicht weiß. Leider muss er warten, bis das Labor fertig ausgebaut ist, ehe er mit seinen Untersuchungen anfangen kann. Oh mir fällt gerade auf, dass ich ihm gar nicht von Faustus Anruf erzählt habe, dabei ist das ja vielleicht schon wichtig. Nun, ich werde es morgen beim Frühstück nachholen.
Gute Nacht, Sahrie
24.11.4996
Mein liebes Tagebuch,
also Jusuf beschreibt Kapitän Amundsen auch als einen sehr reservierten, distanzierten Menschen. Dann ist das also nicht allein mein Eindruck, sehr beruhigend! Fachlich muss er aber mehr als kompetent sein. Er und Jusuf kennen sich seit 35 Jahren. Und ich hatte nur das Glück von vier Stunden... .
Heute morgen konnte Dr. Lamas über Faustus Personal und einiges an Ausrüstung bestellen, das er benötigt. Er fragte auch nach diesem Gerät zum Auslesen von Erinnerungen, das er für die Entwicklung seines Gerätes benötigt, doch noch ist nicht klar, ob er es bekommen kann. Abwarten.
Ansonsten war der heutige Tag einmal wieder etwas weniger stressig, so dass ich vorhin auch Zeit für ein Gespräch mit Bruder Serenus hatte. Nun steht noch einmal Verwaltungsangelegenheiten auf meinem Arbeitsplan.
Sahrie
25.11.4996
Mein liebes Tagebuch,
heute hatte ich endlich einmal Zeit dazu, etwas zu tun, das ich schon lange tun wollte: mir einen genauen Überblick über den Inhalt der Bibliothek zu machen. Erasmus, Silira, den Bibliothekar konnte ich dabei dann auch ein wenig näher kennen lernen. Und er mich natürlich ebenso. Nun habe ich auch einen Einblick, wie die Sortierung ist und wo welche Fachgebiete stehen. So wird mir hoffentlich auch das Suchen in der Bibliothek leichter fallen. Baron Perron wird mich da aber hoffentlich noch tiefer in die Geheimnisse der Bibliotheksrecherche einführen.
Da ich sowieso gerade da war, habe ich noch einmal diesen Mythos von Sodom und Gomorra gelesen. Eigentlich ist das ja eine ganz schön grausige Geschichte, alle die ihm nicht passen vernichtet dieser Gott einfach so. Es kommt auch gar nicht so genau vor, was die Leute da eigentlich so furchtbar Schlimmes gelebt haben..., auf der anderen Seite aber hatte er ja diesem Abraham versprochen die Städte zu verschonen, wenn er zehn Unschuldige darin findet, das ist ja wiederum ganz nett. Und er hat immerhin diesem Lot geholfen. Wie die zerstörten Städten ausgesehen haben mag ich mir lieber gar nicht vorstellen. Es muss sehr grauenhaft gewesen sein, sonst wäre die Frau ja nicht erstarrt. Naja, wenn man zurückblickt und sehen muss wie seine Heimat, sein Zuhause, alles was einem lieb und teuer war nur noch ein Häuflein rauchende Asche ist... . Der Planet, oder Ort, der auf dem Datenträger mit Gomorra gemeint ist, muss ja dann auch sehr grauenvoll ausgesehen haben. Und wenn sogar das Material aus dem die Monumente der Annunaki sind geschmolzen ist?! Alles was ich sonst darüber gefunden habe, ist dass es ungewöhnlich haltbar ist, viele Autoren beschreiben es sogar als unzerstörbar, von Sprengstoff gab es noch nicht einmal Kratzer in den Monumenten! Was muss das für eine Waffe gewesen sein?
Sahrie
28.11.4996
Mein liebes Tagebuch,
nachdem ich in den letzten beiden Tagen all meine freie Zeit dazu benutzt habe die Kavernen weiter zu erkunden, habe ich heute einen langen Ausritt gemacht. Mehr als zwei Tage am Stück unterirdisch muss nicht sein, finde ich. Das würde Jemand wie Sergeant Haiduqh jetzt sicherlich nicht nachvollziehen können. Eine komische Vorstellung, dass die Ur-Ukar da so anders fühlen. Möglicherweise würden sie meinen Ausritt unverständlich und grausig finden? Eine merkwürdige Vorstellung.
Dazu passt es aber ganz gut, dass ich heute einmal im Translator nachgelesen habe, was die Bhunonin eigentlich so über die Menschen gedacht und geschrieben haben. Das war auch sehr interessant. Sie beschreiben die Menschen als sehr expansiv, aggressiv und absolut intolerant gegenüber anderen Rassen. Das trifft heute ja leider zum Teil immer noch zu, was ich eigentlich sehr erschreckend finde. Da hat es keine große geistige Weiterentwicklung gegeben. Die Bhunonin schreiben außerdem, dass bei den Menschen eine sehr strenge militärische Ordnung vorherrschte und sie immer in großen Verbänden mit sehr vielen Schiffen auftraten. Letztere waren sehr klobig, noch ohne künstliche Gravitation, sondern mit so einem drehenden Teil in der Mitte, kastenförmig und hatten als Hoheitszeichen einen quadratisch aussehenden Vogel. Als Kleidung ist für die Menschen nur Militäruniform beschrieben. Entweder es gab damals nur Militär (was ich mir lieber nicht vorstellen will), oder aber Zivilisten und vor allem Zivilistenschiffe sind offenbar nie in den Raum der Bhunonin gedrungen. Möglicherweise gab es zu dem Zeitpunkt auch noch keine Schiffe für Zivilisten? Warum auch immer, wahrscheinlich, weil es zu teuer war.
Es ist schon spät, ich sollte schlafen. Wenn ich kann... . Sahrie
29.11.4996
Mein liebes Tagebuch,
warum kann es nicht einfach aufhören? Warum muss ich leben, wenn er tot ist? Warum muss es immer weiter so weh tun, ich will das alles nicht mehr, ich will nicht mehr, dass es weh tut, ich will diesen Schmerz nicht und ich will dieses Leben nicht mehr! Was hat es überhaupt für einen Sinn? Und warum ist es am 29. immer besonders schlimm? Was macht diesen Tag anders, als dass es noch einen Monat länger her ist? Ich frage mich wie ich all diese Monate bis hierher gelebt habe... . Weil ich musste..., warum darf ich nicht auch sterben, warum hat Jusufs Mörder mich am Leben gelassen? Wie viel lieber wäre ich mit ihm gestorben! Warum muss ich weiterleben? Ist es überhaupt ein Leben? Es ist nicht das Leben, das ich vorher lebte und es ist auch nicht das Leben, das in jener Nacht begann, oder eher dabei war zu beginnen. Es ist alles so oberflächlich geworden, kein Ereignis berührt mich wirklich, irgendwo drinnen in meiner Seele, ich atme, ich rede und manchmal kann ich sogar lachen, aber es ist kein Gefühl dabei, wenn Du verstehst was ich meine, so als könnte ich überhaupt nicht mehr fühlen. Soll ich so am Leben bleiben? Ich bin doch noch so jung, eigentlich habe ich noch gar nicht richtig gelebt und nun darf ich nicht einmal sterben, sondern muss ein Leben leben, das diesen Namen nicht verdient, ein Leben ohne Gefühle, ein kaltes, leeres totes Leben. Das Einzige was mich hier hält ist die Erinnerung an eine einzige Nacht! Eine einzige Nacht, die ich leben durfte..., warum ich? Und wie soll ich diesen Schmerz aushalten? Bis an das Ende meines Lebens?! Mir wird kalt, ich hatte anderes von meinem Leben erhofft und erträumt. Nicht so etwas, wie das was in jener Nacht geschah, aber ganz sicherlich auch nicht dieses kalte, leere Etwas! ‚Jetzt könnte ich dir mehr auf Deine Frage antworten Jusuf! Aber Du fragst mich nicht mehr, Du wirst mich nie mehr etwas fragen... .
Der Arzt hat gesagt, ich solle eine Schlaftablette nehmen, und schlafen, weil ich schon wieder einem Nervenzusammenbruch nahe sei. Bruder Serenus muss ihm etwas gesagt haben, sonst wäre er sicherlich nicht vorbei gekommen. Egal.
Eine Schlaftablette, ist das alles, was Ihr an Antworten habt? Soll ich bis zu meinem Tod von Schlaftabletten leben, um zu überleben? Was hilft mir schon eine Schlaftablette?
Sahrie