Thema: Bacchanal – Eine Orgie als Rollenspiel

[Lord Verminaard]

Das haut selbst mich um: Der diesjährige Beitrag von Paul Czege, Autor von My Life with Master, zum Iron Chef Game Contest. Keine Ahnung, warum da M. Paul Buja steht, vielleicht ein Peudonym oder so. Na ja. Es geht um eine römische Stadt, die von dem Gott Bacchus heimgesucht wird. Und dann geht’s richtig ab. Nicht jugendfrei, soviel ist sicher. Schaut es euch an (sind nur 13 Seiten):

http://www.1km1kt.net/rpg/bacchanal.pdf

Und für einen ersten Spielbericht schaut hier:

http://www.indie-rpgs.com/forum/index.php?topic=16315.0

[Fredi der Elch]

Hähä, schön, dass du das vorstellst. Ich bringe es zum Treffen mit, der Freitagabend wird lang und feuchtfröhlich...  Hatte ich mir sowieso schon vorgenommen.

[wjassula]

Huh. Hm. *denk*. Ist das jetzt ein Trend? Irgendwie erinnert mich das an meinen Versuch, über echte Gefühle im Rollenspiel zu reden. Mich fasziniert hier nicht so sehr der "O mein Gott, es geht um Sex" - Faktor, sondern dass hier ein weiteres Spiel auftaucht, in dem dem es (wenn auch in übersteigerter Form) um Dinge geht die jeder kennt, und die den Spielenden durchaus peinlich sein können. Sehen wir in letzter Zeit mehr Versuche, Rollenspiel mit "erwachseneren" Themen auszustatten? Mit erwachsen ist nicht die Darstellung von Sex gemeint, sondern das Erobern von Themengebieten, die über Genrefiction hinausgehen.

[Falcon]

pfff, ich sag nur, Kompensation.


Ich spiel kein RPG damits mir peinlich ist. Es ist ein Spiel. Also, tut nicht so erwachsen.

[wjassula]

pfff, ich sag nur, Kompensation.

Ah, guter Kommentar. Ich finde das typische verschämte Rollenspiel-Maiden-in-engem-Leder peinlich und kompensatorisch. Oron bei DSA ist kompensatorisch oder vieles bei Vampire. Das Artwork von Arcane Codex ist kompensatorisch. Das hier ist was anderes...glaube ich.

Ich spiel kein RPG damits mir peinlich ist. Es ist ein Spiel

Peinlichkeit zwischen den Spielenden kann ja auch etwas positives sein: Weil es um etwas geht. Aber das ist ein Gefühl, das ich eher mit Kunst in Verbindung bringe...ich alte Kunstsau, ich  . Insofern hast du vielleicht in sofern recht, dass sich mit solchen Spielen der Rahemn dessen, was ein "Spiel" sein kann, ausdehnt. Aber kla, ist bestimmt nicht für jeden was. Und das mein ich jetzt gar nicht elitär, sondern einfach: Das macht sicher nicht jedem Spass.

[Jens]

Bacchus... der gute Wein...

Ich sehs mir mal an das hat bestimmt genausoviel interessanten Plot wie Breakting The Ice und bietet wunderbare Möglichkeiten zur Ausgestaltung des Charakters LOL

*Lachanfall*

Gibs jetzt etwa schon im RPG-Releasebereich Sommerlöcher die gestopft werden wollen? Oh mann, ich gucks mir mal an, lästern werd ich danach...

[Crujach]

Hmmm
Ich hab das ganze jetzt nur grob überflogen, aber ich finde die Idee des Systems dahinter nicht schlecht:
- keine Charakterblätter, nur eine kurze Idee/Beschreibung eines selbst und eines anderen?
- Farben und Arten von Würfeln definieren die 'Richtung' der nächsten Szene
- Jeder Spieler hat die Möglichkeit bei anderen Spielern durch Würfelverteilung Akzente/Vorschläge bzgl. der würfel festzulegen.

Setting: Naja, vielleicht lese ich mir das ganze noch einmal durch und sag dann was dazu, mir selbst sagt es noch nicht ganz zu - vielleicht bin ich zu ungern selbstoffenbarend im Rollenspiel oder so *denk*
ansonsten: sex sells --> Kompensation? Schon mal die unzensierte Version von dem DSA1 GRW gesehen? Interessante Abgründe.

[Jens]

Grundregelwerk finde ich für DSA1 übertrieben aber überarbeitet ergabs ja nochmal mehr Sinn als sich ein Goblins an einem Stützpfeiler vergehen wollte und keine halbnackte Frau mehr daran gefesselt war...

[Gast]

hmmm, und nach der session zieht man sich wieder an und geht nach hause, oder was?

[Falcon]

wjassula schrieb:

Ah, guter Kommentar. Ich finde das typische verschämte Rollenspiel-Maiden-in-engem-Leder peinlich und kompensatorisch. Oron bei DSA ist kompensatorisch oder vieles bei Vampire. Das Artwork von Arcane Codex ist kompensatorisch. Das hier ist was anderes...glaube ich.

sprichs doch aus, es ist das Gleiche und du hast natürlich recht. Hier ists nur eben extremer, ich finds aber auch etwas halbherzig, die letzten Grenzen können sie doch gleich auch noch mit einreissen, ganz im Sinne von Ar´Xu´Xos comment.

und hey, ich denk bei Sex auch immer an Kunst. Das tun wir doch alle 

[Jens]

Oooookay, ich habs mir durchgelesen und trotz meiner schrecklichen Englischkenntnisse maße ich mir an es ein wenig verstanden zu haben.
Also man denkt sich einen Charakter, einen Freund und eine Art "Nemesis" aus und hat dann unglaublich viele bunte Würfel die reihum verteilt werden und in ein Weinglas(!) gepackt werden.

Je nach Würfel muss man eine Szene der sexuellen Eskapade oder anderer Eskapaden beschreiben und eventuell Szenenwechsel durchführen. Es kann passieren das man nun von seiner Nemesis gefunden wird in all den Orgien und dann würfelt und dann eventuell darf man überleben oder man muss sein Ableben beschreiben. Soweit habe ich das verstanden.

Es kann wunderbar sein die erwachende Sexualität eines 13jährigen Jungen (oder Mädchens, da wahlweise wohl auch früher wenn man schon davon hört wie 10jährige in Deutschland abtreiben...) in solch einem Setting darzustellen, es ist zwar nicht mein Fall aber es eignet sich sicher für höhere Rollenspielerische Ansprüche... Auch das gewisse Leute noch nie einen beschnittenen Penis etc. gesehen haben, kann man da wunderbar Kulturbegegnungen ausspielen (auch wenn ich bezweifle das bei der Erstellung daran gedacht wurde).

Was ich an dem Spiel gut finde ist das verschiedene Farbenwürfel verschiedenen Prinzipien zugeordnet werden. Allerdings sind es mir hier zu viele Würfel für alles mögliche, man schon extrem-Rollenspieler sein um wirklich alle aufgeführten in den jeweiligen Farben zu besitzen Ich hab das System irgendwie nicht verstanden...

Allerdings hat mir das eine Anregung gegeben für narrativitische Spiele: man rollt verschiedenfarbige Würfel (am besten W20 da überschneiden sich die Ergebnisse seltener) und teilt jedem Würfel ein "Prinzip" zu wie Liebe, Tod, Brutalität, Trauer etc. dann würfelt man und der Würfel mit dem höchsten Ergebnis gibt vor wie die Spieler das Ende erzählen sollten (also als Kampfausgang "Liebe" eine spontane Verbrüderung?) man braucht nur passende, universell einsetzbare Prinzipien.

[Seraph]

Yeah

Das proier ich mal aus... ist ja wie Caligula als Spiel

[Crujach]

@Jens/letzter absatz: Full AKK, genau so hab ich das gemeint.

[wjassula]

Hi Falcon,

ich weiss nicht genau, womit ich jetzt deinen wunden Punkt getroffen haben, jedenfalls scheinst du über irgendwas sauer zu sein. Meine Gedanken über Rollenspiel und neue Themen (o.k, "erwachsen" ist echt ein blödes Wort) ordne ich wohl noch mal ein bisschen, bevor ich euch damit beglücke (beglücken...hr...hr.. ), sonst kapiert's wieder keiner. Ich meine jedenfalls nicht dass nur Orgien - Rollenspiele es wert sind, von tollen, reifen Rollenspielern gespielt zu werden oder son Blödsinn. Tut mir leid, wenn du gern DSA in Oron oder Arcane Codex spielst  . Nichts für ungut.

[Falcon]

no problem
Ich habs so verstanden, daß du die zahlreichen anderen sexuellen Bezüge in Rollenspielen andeuten wolltest (Bikini-chain-Mails etc.pp.), mit dem ironischen Comment im Anahng das das hier doch das Gleiche sei?
Wenn es nicht ironisch gemeint war, also ein typischer "nur-text-im-forum" Fall, stimme ich dir natürlich zu. Die Andeutungen in anderen Rollenspielen gehen mir auf Dauer auch auf den Sack (auf denn Sack...hr..hr...  ) aber hier ists eben so extrem das ich nach spätestens 2 1/2 minuten die Schnauze voll hätte. Rollenspiel ist so viel mehr.

jens schrieb:

Es kann wunderbar sein die erwachende Sexualität eines 13jährigen Jungen, in solch einem Setting darzustellen, es ist zwar nicht mein Fall aber es eignet sich sicher für höhere Rollenspielerische Ansprüche...

Mach dich nicht kleiner als du bist, das hat rein gar nichts mit hohen rollenspielerischen Ansprüchen zu tun, genausowenig zeigt man damit einen gereifteren und ausgefallenen rollenspielerischen Geschmack. Auch nicht in dem speziellen von dir genannten Beispiel.
Es machts nicht exquisiter oder die Spieler zu besseren Rollenspielern bloss weil darin gef**** wird das die Wände wackeln. 

[Jens]

Sorry ich versuche auch in schlechten Spielen immer mehr zu sehen als darin eigentlich ist, schließlich habe ich drei Jahre lang DSA4... lassen wir das.

Ja, solche Dinge wie "erwachsenes Rollenspiel" hinterlassen meist einen eher faden Nachgeschmack sei es ein "Rollenspiel für Erwachsene" das Pubertierende Jünglinge dann aber mit weitaus mehr Begeisterung spielen oder eben "Dieses Spiel ist erwachsen geworden" das einem das Gefühl gibt "Achja und bisher war es also ein Kinderrpg?" Auch wenn das System bisher top war.

Ich bin mal auf Wjassulas geordenete Gedanken gespannt

[Monkey McPants]

So, nachdem ich jetzt endlich mal dazu gekommen bin mir Bacchanal durch zu lesen (*grummel, grumme*...dämliches rpg.net wieder down...*grummel, grummel*) hier mal mein Kommentar:

Mir gefällts.
Ich seh nicht ganz inwiefern dieses Spiel so furchtabr unreif sein soll. Ja, es geht teilweise um Orgien und da wird vermutlich auch Sex vorkommen ( ), aber so wie ich das sehe geht es bei dem Spiel eher um die Frage "Schaffe ich es aus der dem Abgrund der Gelüste zu entkommen und der Stadt zu entfliehen oder sterbe ich einen wiederlichen Tod durch die Hand meiner Verfolger?". Und das finde ich interessant. Ich denke das Spiel könnte es durchaus schaffen das selbstgesteckte Ziel zu erreichen und tatsächlich eine nette, dramatische Geschichte erzeugen.

Auch wenn es vermutlich eine Tragödie werden wird.

M