Autor Thema: [Text] Scheitern..  (Gelesen 1528 mal)

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Offline Megan

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[Text] Scheitern..
« am: 11.07.2005 | 02:03 »
Dies ist das Ergebnis unserer zweijährigen Kampagne, die wir heute Abend zuende gebracht haben - Gedanken meines Charakters, den Ihr ja schon aus dem Inplay kennt, Megan Lindsey. Jetzt haben wir ein halbes Jahr Pause -  :'(  - und im Dezember gehts dann endlich weiter. Season II, sozusagen.



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Dunkel ballte sich Rauch über dem gefallenen Schiff, vermischte sich mit den fahlen Nebelschwaden, die um die Graskuppen des Hochlandes waberten. Eine 150 Meter lange Furche hatte das satte Grün zerrissen, an deren Ende der schwer getroffene Stahlriese seine Spitze in die Erde bohrte. Fransige Löcher perforierten den Metallmantel, irgendwo zischten Kabel über dem Boden.

Wie die unregelmäßigen Ecken eines schiefen Trapezes hatte sich die Besatzung des Schiffes über den Gipfel verteilt, jeder allein, für sich, abseits der anderen, mit dem Blick in sich gekehrt, während er auf die fernen Ebenen jenseits der eigenen Position gerichtet schien. Die Gestrandeten standen dem Schiff in ihrer Geschundenheit in nichts nach. Die blutverkrusteten Kleider hingen in Fetzen, hier und dort noch eine Ahnung dessen, was sie einmal dargestellt haben mochten: die schlichten Kutten des Mönchs- und Priestertums, die zerkratze Rüstung midianischen Adels, das geborstene Rad der Handelsliga. Jeder schien seinen ganz persönlichen Absturz hinter sich gebracht zu haben, noch ehe das schwer getroffene Schiff mit dem Zeichen Vladimirs I auf der Flanke wie ein Stein in die einsamen Hügel des abgelegenen Planeten eingeschlagen war.

Bleich sank die Pilotin ins Gras, die Hände in verzweifelter Fassungslosigkeit vor das Gesicht geschlagen. Die Stunden zuvor hatten ihren gesamten Einsatz gefordert, doch erst jetzt schienen die Ereignisse sie einzuholen und überrollten sie mit einer Wucht auf die sie nicht vorbereitet war. Deliah war tot, Benedikt war tot, alle anderen auch. Nur Thomas nicht und Schwester Fuego. Thomas - der Verräter. Deliah..
Mit zitternden Fingern zog die Frau einen knittrigen und verschmutzten Brief aus ihrer Jackentasche. "Sir Michael" stand dort in den akkuraten, kleinen Lettern Deliahs. Ein heiseres Schluchzen entrang sich ihrer Kehle und die Welt verschwamm in Tränen, ein verwaschenes Gemisch aus Grün und Weiß und Grau. Sie hatte Deliah versichert, dass alles gut gehen würde, natürlich, hatte gelacht und die Bedenken nicht ernst genommen. Sie hatte überhaupt keine Bedenken akzeptiert.
Ihr gesamtes Streben der letzten Tage war auf die Durchführung des Planes ausrichtet gewesen. Einen nach dem anderen hatte sie überzeugen können. Es war der richtige Weg, das richtige Ziel, die Tat, die einzig mögliche, ihre Bestimmung. Ein Jahr lang waren sie der Fährte gemeinsam gefolgt, bis in die entlegendsten, dunkelsten Winkel des Raumes. Mehr als einmal waren sie dem Tod von der Schippe gesprungen. Es war die einzig mögliche Konsequnez und wenn sie nachts auf ihrer Pritsche lag und das Bild der Wiedergeborenen Sonne betrachtete, dann schlug ihr Herz höher angesichts der ungeheuerlichen Macht, die ein ferner Pankreator in ihre Hände gelegt hatte.

Nun saß sie am Ende ihrer Furche und das volle Ausmaß ihres Versagens senkte sich wie ein bleierner Mantel über sie. Sie hatte alle Karten gehabt und keine genutzt. Sie hatte die wichtigen Fragen nicht gestellt, hatte die Schultern gezuckt und geschwiegen, wenn sie hätte nachhaken müssen. Zweimal war der Verrat in ihre unmittelbare Reichweite gerückt, zweimal war sie blind gewesen.
Sorgen und Bedenken hatte sie wie lästige Insekten mit arroganter Ignoranz beiseite gewischt, Ängsten hatte sie kein Gehör geschenkt - der Brief war zerknittert - nicht einmal ihn, den letzten Willen Deliahs hatte sie sorgsam verwahrt.

Dann waren die Schiffe gekommen und mit ihnen das sengende Feuer der Inquisition. Keine Zeit mehr, Fehler zu machen, doch sie hatte die Aurora ganze 500 Meter weit gebracht und sich alle technischen Raffinessen des Schiffes nehmen lassen, ehe sie manövrierunfähig Auge in Auge mit ihrem Feind trieben, ohne Hoffnung auf Entkommen.

Mit einem Schniefen drehte die Sternfahrerin den Brief durch ihre schmutzigen Finger, während das Inferno erneut vor ihrem Inneren Auge tobte. Deliah war umsonst gestorben. Sie und alle anderen. Der tausendjährige Plan war gescheitert, alle ihre Mühen umsonst. Dann hatte der Pankreator seinen letzten Trumpf ausgespielt - seine letzte Ohrfeige, als am Rande des Schlachtfeldes das Schiff aufgetaucht war. DAS Schiff. Glänzend, unbesiegbar, eine gestaltgewordene Legende - das Flaggschiff Vladimirs I, die Leigh Bran. Sie hatte mit der Inquisition gespielt, empfindliche Treffer mit spielerischer Leichtigkeit verteilt um sich schließlich ihrem geballten Feuer preiszugeben, während sie die winzige Kapsel einfing, die dort verloren mit den Insassen der Aurora mitten durch den Schauplatz trudelte.

Sie hatten die äußeren Ringe des blauen Gasriesen zerteilt, als sich die gewaltige Raumstation in einen noch gigantischeren Feuerball verwandelte und Avellan auf der Brücke der Leigh Bran mit einem markerschütternden Schrei in Flammen aufging. Dann waren sie alleine - sie, Descartes und die Leigh Bran, im Zentrum des Gases und einem Strudel aus Licht. Ein weiterer Schrei dröhnte durch ihren Kopf, dann spürte sie den reißenden Wirbel eines Systemsprunges: Sie hatten Bannockburn verlassen.

In ihrer Brust krampfte sich etwas schmerzhaft zusammen, als sie den Blick auf das geschundene Schiff richtete: ein an Land geschwemmter sterbender Wal. Niemals war sie derart gescheitert. Sie hatte es vermasselt. Wie sollte ein Mensch weitermachen, wenn er in seinem obersten Ziel gescheitert war? Wie, wenn die Sonnen dunkel bleiben würden?

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« Letzte Änderung: 11.07.2005 | 02:07 von Megan »

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: [Text] Scheitern..
« Antwort #1 am: 9.12.2005 | 10:06 »
*seufz*

Tja. Da sind wir nun in der Wildnis.... jetzt wo ich den Text nochmal lese, wird mir wieder klar wie aussichtslos unsere Situation ist.... mal sehen wie's weitergeht. Ich freu mich schon auf Sonntag, Start von Episode II sozusagen :-)

Offline Karl Lauer

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Re: [Text] Scheitern..
« Antwort #2 am: 9.12.2005 | 10:09 »
Ich freu mich schon auf Sonntag, Start von Episode II sozusagen :-)
Ich hoffe Du meinst Episode V ;) *SCNR*
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Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: [Text] Scheitern..
« Antwort #3 am: 9.12.2005 | 10:21 »
Ähm ja, Episode V natürlich, also Season II ;-)