Illusionismus: Vorteile und ProblemeNachdem ich von Illusionismus jetzt versucht habe, eine einigermaßen brauchbare Definitionzu geben, wollte ich jetzt auf die Vorteile und die Probleme dieser Art zu spielen eingehen. Darüber kann dann diskutiert werden. Auch können und sollen weitere Vorteile und Probleme, die ich vergessen habe, ergänzt werden.
Zuerst die Vorteile des Illusionismus. Ich werde mich hier kurz fassen, da ich dieses Gebiet doch eher den innigen Verteidigern des Stils überlassen möchte. Allerdings sehe ich doch 3 größere Vorteile, die ich kurz erläutern möchte.
Zunächst der offensichtlichste Vorteil, auf den Thalamus im Definitionsthread schon hingewiesen hat: Wenn eine Person die Story kontrolliert, ist es leichter, eine gute undkonsistente Story zu erzählen. Es ist nicht nötig, mehrere kreative Visionen zu vereinen, sondern man kann sichvoll und ganz auf eine Vision, einen Stil konzentrieren. Der SL behält soweit alles im Kopf und kann seine Vison durch seine herausgehobene Stellung auch gut umsetzen. Die Gefahr, dass viele Köche den Brei verderben, ist nicht gegeben.
Ein weiterer Vorteil ist die geringe Notwendigkeit an Metaebene bei den Spielern. Da der SL die komplette Story in der Hand hat und alle Überlegungen, was deren Aufbau, Weiterentwicklung usw. angeht, alleine anstellt, müssen die Spieler das nicht tun
und erhalten trotzdem eine sinnvolle (vom SL verfasste) Story. Da ich ja immer darauf bestehe, dass eine Story nicht auf Bäumen wächst und sie nur sehr selten per Zufall zustande kommt, muss sich ja jemand darum kümmern. Und Illusionismus ist eine (nicht die Einzige) Möglichkeit, den Spielern die Auseinandersetzung mit der Metaebene zu ersparen und trotzdem mit ziemlicher Sicherheit eine brauchbare Story zu erhalten.
Ein weiterer Vorteil sind die relativ geringen Anforderungen, die an die Spieler gestellt werden. Hört sich vielleicht negativ an, ist aber gar nicht so gemeint. Was ist damit sagen will, ist, dass für Casual Gamer und andere Spieler, die nur nach der Arbeit mal eine tolle Geschichte erleben wollen ohne dabei viel Arbeit zu investieren, Illusionismus sehr gut geeignet ist. Die Spieler müssen nicht viel arbeiten, sie könne auch mal entspannen, können auch mal die Füße eine halbe Stunde hochlegen und oft ist es auch nicht so schlimm, wenn ein Spieler mal absagt – man kann trotzdem spielen. Dadurch findet man auch leichter Spieler, da man nicht schon halbe Spielleiter braucht, die immer und ununterbrochen vor Kreativität übersprudeln.
Und jetzt natürlich die Probleme. Dazu kurz vorneweg: nicht jede Gruppe, in der der SL illusionistisch spielt, wird diese Probleme haben. Es sind also keine allgemeinen Probleme, sondern nur potenzielle Probleme, die ich persönlich beim Illusionismus sehe. Also nicht aufregen, bitte. Ich weiß genau, dass sich wieder einige fruchtbar aufregen werden, weil sie meine Aussagen völlig überinterpretieren. Und da wird auch meine Einleitung nicht helfen. Aber ich versuche es eben.
Ein Problem ist der Arbeitsaufwand für den SL. In den meisten Fällen ist Illusionismus mit erhöhtem Vorbereitungsaufwand verbunden. Plot, Inseln, usw. müssen vorbereitet werden. Im Spiel müssen die Aktionen der Spieler ausgewertet und hingebogen werden. Vorplanung und Improvisation liegen fast allein auf den Schultern des SL. Das kann zu SL-Burnout führen oder so was.
Neee, im Ernst: das ist für den SL eben anstrengend und kann ihm auch manchmal auf den Keks gehen.
Ein weiteres mögliches Problem ist die Unselbstständigkeit der Spieler. Der SL liefert den Großteil des kreativen Input, die Spieler liefern fast nur In-Charakter Dialog und genießen ansonsten die Vorführung des SL. Das kann allerdings dazu führen, dass die Spieler relativ wenig aktiv sind. Sie sind es gewohnt, wenig zum Spiel beizutragen (storytechnisch). Wenn der SL dann doch mal was von ihnen verlangt, können sie dazu neigen auf einen Hinweis des SL zu warten, auf den rettenden NSC, auf den Plottwist – denn so was passiert ja sonst immer, wenn es mit der Story weitergehen soll.
Und bevor jemand sagt, dass es so was nicht gibt: Vermis Konsum-Kinder sind der lebende Beweis, dass es die beiden genannten Probleme beim Illusionismus gibt.
Ein letztes Problem möchte ich ansprechen: unkonstruktives Spielerverhalten. Wie gesagt hat der SL den absoluten Löwenanteil am kreativen Input. Die Spieler können den Plot nicht beeinflussen. Das ist den Spielern zwar nicht so klar, aber dennoch: früher oder später merken die Spieler, dass ihr Verhalten wenig Einfluss hat. Bzw. sie merken, welches Verhalten ihnen Einfluss verschafft – oder wenigstens Aufmerksamkeit. Und das kann zu unkonstruktivem Spielerverhalten führen.
Will sagen: die Spieler fangen an mit ihren Charakteren plotstörende oder anderweitig langwierige Charakteraktionen durchzuführen, da dies die einzige Möglichkeit ist, überhaupt kreativen Einfluss zu nehmen. Da den Spielern sonst nichts übrig bleibt, werden die Spieler, die gerne selber Einfluss haben, dazu neigen, unkonstruktiv zu werden.
Damit verwandt ist das Problem, dass die unzufriedenen Spieler unter Umständen in OT-Gespräche abdriften.
Und jetzt Ring frei. Allerdings möchte ich keine Diskussion über die Definition von Illusionismus. Danke.