Bill in 3 Persons ist das Einführungsabenteuer aus dem Regelwerk: Die drei Leben des Bill Toge
Das Szenario ist wirklich perfekt dafür, dass Spieler einfach mal in die Welt von UA reinschnuppern. Andererseits ist es 'ne wirklich Tour de Force - die Charaktere sind danach ziemlich fertig und schockiert, da das Abenteuer ihnen nach 10 Minuten so den Boden unter den Füßen wegzieht...
Aber nochmal zur eigentlichen Frage:
Schau dir an, welche Gruppenkonstellationen dir im Buch gefallen und stell die dann deinen Spielern zur Auswahl: Dann suchen die sich eine aus oder erfinden eine eigene.
Meine beiden langjährigen Kampagne entstand aus folgenden Ideen:
1. "Der Engel der Geschichte"
Da gibt es diesen Text von Walter Benjamin: "Es gibt ein Bild von Klee, das Angelus Novus heißt. Ein Engel ist darauf dargestellt, der aussieht, als wäre er im Begriff, sich von etwas zu entfernen, worauf er starrt. Seine Augen sind aufgerissen, sein Mund steht offen und seine Flügel sind ausgespannt. Der Engel der Geschichte muß so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert. Er möchte wohl verweilen, die Toten wecken und das Zerschlagene zusammenfügen. Aber ein Sturm weht vom Paradiese her, der sich in seinen Flügeln verfangen hat und so stark ist, daß der Engel sie nicht mehr schließen kann. Dieser Sturm treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft, der er den Rücken kehrt, während der Trümmerhaufen vor ihm zum Himmel wächst. Das, was wir den Fortschritt nennen, ist dieser Sturm. "
Es sollte sich also um Geschichte und Zukunft drehen und die Spieler direkt angehen. Die Gruppe, die dafür entstand, basierte auf den Spielern selbst: Ich sagte ihnen, dass sie eine alternative Version ihrer selbst für das Spiel erfinden sollte: Was wäre aus ihnen geworden, wenn ein paar Sachen in ihrem Leben anders verlaufen wären. Und dann haben wir mit diesen Proto-Charakteren deren Abifest durchgespielt, in dem die Charaktere dann durch ein fehlgeschlagenes Ritual durch verschiedene historische europäische Ereignisse des 20. Jahrhunderts geworfen wurden... Und dann haben wir die Charaktere nach dem Spielabend fertiggestellt, indem wir uns überlegt haben, wo die Charaktere nun 10 Jahre später stehen und was dieses Event aus ihnen gemacht hat. Und dann ging das erste Abenteuer um ihr zehnjähriges Abifest... Und da ging es dann um einen Serienmörder und Totenmagier, der andere Leute killte, um sich von Aids zu heilen, das Erbe eines Mechanomanten, zwei Adepten, die die Party crashten, der Besuch Otto Schilys auf einer mittelalterlichen Burg in der Nähe und den Auserwählten Tempel Satans inklusive Dämonenbeschwörungen. Und Lanzelot, der den heiligen Gral suchte, den die Suffmagierin vielleicht aus dem Museum geklaut hatte... Und Weischenberg, den rasenden Reporter und Gottläufer des Chronisten. Und natürlich das Institut für Europäische Geschichte, ein Zirkel von Kliomanten und Avataren, die versuchten mittels eines Rituals die Europäische Geschichte zu beeinflussen, dadurch aber nur die Tore Thoths zu historisch angehauchten Andersräumen öffneten - oder vielleicht einem Raum der Renunziation...
Toll gemacht, Tim. Und das soll 8t88 helfen? Eigentlich schon: Lustige Gruppenkonstellation wählen, interessante Themen sammeln und ein paar Gruppen aus dem Buch mit reinnehmen, gut schütteln und los gehts...
Mein zweites Beispiel ist vielleicht einfacher: Tatort Soko. Die Gruppe spielt die Mitglieder eines Mord-Dezernats und deren Freunde. Schnell erfahren sie, dass ihr Vorgänger, der unbekannt vestorben ist, dafür gesorgt hat, dass es im okkulten Untergrund von München nicht zu sehr hoch hergeht - im Endeffekt eine Art freie Schläfer-Kampagne. Dabei wechseln sich halt mundane Fälle mit übernatüröichen Fällen ab - und derzeit ist die Gruppe hinter dem Yeti vom Kochelsee her... Der Vorteil dabei ist auch, dass man hier die Episodenstruktur von Serien nutzen kann: Jeder Fall dauert ein oder zwei Spielabende und nur hinter den Kulissen entsteht dann die Geschichte um die Machen schaften des Baulöwen Walters, einem eher planlosen Avatar des Wahren Königs (z.B. Aztekenrituale in der Allianzarena...)
Und hilft das vielleicht mehr? Eine Idee hab ich noch: Lass die Spieler eine Gruppe von normalen Erwachsenen machen... Und dann verschwindet der Sohn oder die Tochter eines der Charaktere... Und die Polizei kümmert sich nicht darum... Die Spielercharaktere fragen rum, und kriegen mit, dass der/die Jugendliche in fiese Kreise abgestürzt ist - nämlich in den okkulten Untergrund... Was sie aber nicht wissen, ist, dass der/die Gesuchte selbst zum Chaosmagier geworden ist und sich ehrgeizig nach oben schlägt... Und wenn die Spieler herausfinden, dass der alte Mann der sich an den/die Kleine(n) herangemacht hat und nun im Krankenhaus weilt, weil er von einem Auto angefahren wurde, selbst von Ihrem Sprössling bedroht wurden, dann wird diie Wendung am Ende echt gut: Vor allem, wenn das Kiddie nun versucht, 'ne mächtige magische Ladung zu bekommen, weil es glaubt, dass es reicht, sein eigenes Leben und das Leben einer liebenden Person zu riskieren - was leider nicht stimmt, da diese Liebe nur einseitig ist... Aber es gibt echt ne gute Szene, wenn das eigene Kind die Mutter oder den Vater entführt und auf eine mörderisch riskante Tour durch die Stadt mitnimmt, ihrer beiden Leben riskiert und am Ende leer ausgeht, weil das Kind nur an sich denkt... Aber dann viellieicht zu dem Schluss kommt, dass es die Masse auch macht und es dann beschließt, das LEben von ganz vielen Leuten zu riskieren... Zug oder Busentführung vielleicht? Die Idee dazu kam mir, als ich "Was ich liebte" von Siri Hustvedt las - und da geht's ein wenig um die Story, minus die Magie.
Auch hier gilt: Gruppenkonstellation plus geklaute Story und einer Menge okkultem Untergrund gibt gutes und fieses Szenario...