Echte Religionen im Rollenspiel zu themathiesieren, halte ich für relativ problematisch, [...] es fällt mir mit dieser Weltanschaung recht schwer einzuschätzen wo ich aufhöre interessante Konflikte zu produzieren und anfange den Leuten auf die Füße zu treten.
Das meinte ich. Stell Dir vor, Du bist ein Vernunftmensch und hast eine Behauptung mit einer komplizierten Argumentation untermauert. Nun sagt Dir ein anderer Mensch, daß er das nicht
verstehen will. Denkfaulheit ist für Dich eine Todsünde, wenn Du ein Vernunftmensch bist.
Nun stell Dir vor, Du bist ein überzeugter Christ, d. h. Du glaubst an das, was in der Bibel steht, daß Gott tatsächlich existiert, daß Jesus tatsächlich sein Sohn war, also keinen sterblichen Vater hatte etc. Nun versuche jemandem klarzumachen, daß seine Verhaltensweise falsch ist, weil sie unchristlich ist. Du sagst zum Beispiel zu jemandem, er solle nicht so eitel sein, denn "Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt", so steht es ja schon in der Bibel. Der andere sagt Dir, es sei ihm egal, weil er ja nicht an Deinen Gott glaubt, die Bibel ihm also egal ist. Das wird Dich auf die Palme bringen, denn für Dich ist das, was in der Bibel steht "wahr" (allerhöchstens leicht entstellt im Laufe der Jahrtausende, aber im Kern wahr).
Das Problem ist das gleiche: Viele Menschen weigern sich, zu glauben, was in der Bibel steht; viele Menschen weigern sich, sich der Vernunft zu unterwerfen.
Für uns ist natürlich klar, daß die Vernunft funktioniert, aber für viele Leute war ebensolang klar, daß die Bibel die einzige Wahrheit darstellt und ein logischer Schluß, der der Bibel widerspricht, nur auf das Blendwerk des Satans zurückzuführen sein könne.
Wer kann also noch den Unterschied zwischen Religion und Vernunft sagen? Die Vernunft kommt ohne Gott aus - aber das tut auch der Buddhismus. Die Vernunft arbeitet widerspruchsfrei - aber das können wir nicht beweisen, nur glauben, wie bei einer Religion.