Aber ich musste feststellen, dass sich viele traditionelle Spieler vehement an dem Besitz ihres Charakters klammern.
Jep. Ich zum Beispiel dürfte explizit dazugehören.
Ich denke, bis Lumpleys Idee sich bei traditionellen Spielern durchsetzt, wird ne Menge Zeit vergehen. Halt eben netter Artikel, aber die Erkenntnisse daraus werden leider allerhöchstens in forgigen und wenig verbreiteten Rollenspielen Verwendung finden.
Wenn ersteres je der Fall sein dürfte. Ich beispielsweise würde aufhören zu spielen, wenn ich nicht mehr "meinen " Charakter "behalten" dürfte und gezwungen würde, einen anderen zu nehmen, über den ich trotzdem nicht frei verfügen dürfte.
Der Grund dafür, soweit ich im Moment überblicke: Es gibt Dinge, die
möchte ich im Spiel in meiner Fiktion haben. Und es gibt andere Dinge, die
möchte ich
nicht. Und es gibt - was die überwiegende Masse sein dürfte - Dinge, die ich nicht
kann. Auch nicht richtig in meine das Rollenspiel betreffende Fiktion einbauen. Ich habe es mal mit einer "komischen" Rolle versucht... keine Chance,
kann ich nicht.
Meine Charaktere habe ich mit Leben gefüllt, mit einer Motivation, mit spezifischen kleinen Besonderheiten, Makeln, Schwächen, Reizen, inneren Konflikten und wirksamen Fähigkeiten. Was, wenn jetzt mein Nachbar diesen Charakter nimmt und spielt, wie er ihn denkt? Da das naturgemäß anders ist, "zerstört" er mein - Kunstwerk.
Andererseits, was für ein Leben kann ich Charakteren geben, die ich so gut wie nicht kenne? Sie würden in meinen Händen sehr stereotyp werden, fürchte ich, weil ich eben immer, wenn ich nicht recht weiterkomme, ein Stereotyp zuhilfe nehme. Vielleicht nicht immer das, was andere nehmen würden. Aber es würde, zumindest für mich, eher langweiliger. Wenn kein Charakter zur Verfügung steht, den ich wählen könnte (und das kann schnell passieren, wenn die Charaktere vorgegeben sind), kann ich mithin nicht (recht) spielen.
Lumpley mag recht haben, dass der "Besitz" eines Charakters keine Notwendigkeit ist und beispielsweise ein mit hohen Kompetenzen ausgestatteter Spielleiter die Möglichkeit hat, sich "in den Besitz eines Charakters zu setzen" - aber schon die oft genug widerspenstigen Reaktionen, wenn ein Charakter beispielsweise unter die Beherrschung eines NSCs fällt, zeigt, dass viele Spieler das nicht recht mögen. Ihnen für diese Zeit einen NSC zu geben, wird allenfalls als "Beschäftigungstherapie" und "Trostpflästerchen" angenommen. Es ist zumeist, soweit ich es erlebe, doch der "eigene" Charakter, den der Spieler "zurückhaben" will...