Autor Thema: [PtA]"Immersion" und kreatives Miteinander als Spielziel  (Gelesen 7366 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline Lord Verminaard

  • Gentleman der alten Schule
  • Titan
  • *********
  • Dreiäugiger Milfstiefel
  • Beiträge: 14.357
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Lord Verminaard
Re: [PtA]"Immersion" und kreatives Miteinander als Spielziel
« Antwort #25 am: 18.08.2006 | 14:45 »
Lieber einen neuen Thread aufmachen, um einzelne Punkte aus diesem hier zu vertiefen, wäre mein Vorschlag. :)
We are all just prisoners here, of our own device
Danger Zone Blog - Vermi bloggt über Rollenspiel und Blood Bowl

Offline Dr.Boomslang

  • Famous Hero
  • ******
  • Beiträge: 3.663
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Dr.Boomslang
Re: [PtA]"Immersion" und kreatives Miteinander als Spielziel
« Antwort #26 am: 18.08.2006 | 14:47 »
Vermi hat (man muss schon fast leider sagen) recht. Es geht nämlich tatsächlich um CA. Das muss ich einfach mal sagen (dagegen bin ich völlig machtlos ;) ).

Ok, das wars auch schon. Es kommt aber noch was anderes. :)

Ich bin mit Jasper und Vermi völlig einer Meinung, dass es immer um das Erleben geht und nicht um das Ergebnis (das Ergebnis ist nur Repräsentation des Erlebens, eine Art Anker der Erinnerung). Ich kann mir schwer vorstellen, dass es Leute gibt bei denen das tatsächlich anders ist, denn wenn man eine Story als Ergebnis wollte, warum spielt man dann ein Spiel und fängt nicht an an einer Story zu arbeiten?! Selbst für die die ganz hohe Ansprüche an die Story als Ergebnis haben, geht es doch eigentlich darum, dass dieses besondere Ergebnis durch die Dynamik ihrer eigenen Handlungen entstehen konnte, hätte man die Story zusammen einfach "entworfen", dann wäre sie doch nicht halb so interessant.

Unterschiede gibt es natürlich in der Art, der Qualität, des Erlebens, und in der Form wie die Gruppe es versucht herbeizuführen (diese Dinge haben natürlich einen engen Zusammenhang). Das ist CA, und deshalb an dieser Stelle nichts mehr dazu.

Was nun aber die Unterscheidung in fiktionale und soziale Ebene angeht, wage ich mal eine weitere These: Ich denke das ist garkein so großer Unterschied, garnichts so anderes als man vielleicht denkt, es ist keine völlig andere Spielform.
Beide Formen sind auf ähnliche Techniken angewiesen. Ich behaupte sogar, die beiden Ebenen (fiktional und sozial) korrellieren in einer bestimmten Weise miteinander, und zwar so, dass es keinen Unterschied macht ob ein Spieler mehr die eine oder mehr die andere Ebene "beobachtet".
Insofern kann ich mir nicht so recht vorstellen, dass, wie von Vermi beschrieben, hier zwei Vorstellungen im Spiel kollidieren, so lange beide ansonsten die selben Techniken nutzen um zu spielen.
Es ist schwer diese These zu untermauern, aber wir können z.B. schon leichte Differenzen darin sehen wie Fredi das Erlebnis beschreibt und wie es auf der anderen Seite Jasper tut. Fredi interessieren die (fiktionalen) Charaktere und ihre Entwicklung schon, Jasper vielleicht eher weniger.
Trotzdem konnten sie gemeinsam erfolgreich spielen, weil (ab hier natürlich meine Vermutungen) das gemeinsame Spiel so ausgerichtet war, dass eine thematische Charakterentwicklung im Zentrum stand. Der eine konnte sich nun u.a. daran erfreuen wie diese Entwicklung in der Fiktion von statten geht, der andere wie die Spieler am Tisch dafür sorgen (dieses Beispiel soll nur das Prinzip erläutern, ich glaube sogar eher, dass für jeden Spieler immer beides irgendwie von Bedeutung ist, oder mal das eine mal das andere mehr).

Außerdem stehen die beiden Ebenen natürlich in einer offensichtlichen Wechselwirkung. Wenn Techniken genutzt werden, die Spieler motivieren oder untereinander vernetzen (Anfeuern, gemeinsames Brainstorming usw), dann wirkt sich das positiv auf die Fiktion aus. Umgekehrt müssen sich auf die Fiktion gerichtete Aktionen (z.B. das Erschaffen einer R-Map) natürlich zwangsläufig in sozialer Interaktion niederschlagen.

Miriamele

  • Gast
Re: [PtA]"Immersion" und kreatives Miteinander als Spielziel
« Antwort #27 am: 28.08.2006 | 10:14 »
Das witzige ist, dass ich PtA genau so spiele, wie Vermi es beschrieben hat (Fiktion als Zweck), und BtI genau so, wie Jasper es beschrieben hat (Story als Abfallprodukt). Bei BtI schalte ich halt einfach in Flirt-Modus. Sogar, wenn ich mit einer Frau spiele! >;D Jedenfalls bei der Frau, mit der ich es gespielt habe...

wjassula

  • Gast
Re: [PtA]"Immersion" und kreatives Miteinander als Spielziel
« Antwort #28 am: 28.08.2006 | 19:02 »
Das interessiert mich. Kannst du noch etwas mehr schreiben, was an den beiden Spielen jeweils die eine oder andere Art zu spielen fördert? Ist es bei BtI noch mehr als das Zusammensitzen mit der einen anderen Person?

Miriamele

  • Gast
Re: [PtA]"Immersion" und kreatives Miteinander als Spielziel
« Antwort #29 am: 29.08.2006 | 20:15 »
Hm, schwer zu sagen. Ich schätze, die beiden Spiele sprechen einfach inhaltlich unterschiedliche Seiten von mir an. PtA den Serien-Geek, die Möchtegern-Drehbuchautorin und -Regisseurin, die Geschichtenerzählerin. BtI die kontaktfreudige und sinnliche Frau, die es liebt zu Flirten, Andeutungen zu machen und die Unbehagens-Grenze anderer Personen auszutesten. Manchmal auch die eigenen Grenzen.

Die Regeln setzen halt das Konzept um. Bei BtI stelle ich mir die beiden Protagonisten als echte Personen vor und versetze mich in sie hinein, aber vor allem achte ich auf meinen Gegenüber und wie er auf mich reagiert. Bei PtA stelle ich mir das Geschehen auf dem Bildschirm vor und mich selbst als Zuschauer.

Bei PtA ist mein Maßstab, ob ich diese Serie auf DVD kaufen und alle Folgen hintereinander gucken würde. Da muss die Story stimmen. Bei BtI ist mein Maßstab, ob mein Gegenüber und ich ein sinnlich anregendes Erlebnis hatten. Dafür ist die Story scheißegal.

Ich muss dieses blöde Process Model noch mal lesen, ich glaube, damit kann man das ziemlich gut ausdrücken.

wjassula

  • Gast
Re: [PtA]"Immersion" und kreatives Miteinander als Spielziel
« Antwort #30 am: 30.08.2006 | 15:28 »
Hi,

danke für die Antwort. Lustig, wir machen's wirklich genau umgekehrt. Be BtI ist mir das Gegenüber auch wichtig - geht ja gar nich anders - aber da achte ich vielmehr auf die Story. Ich glaube, dass liegt daran, dass BtI die Jagd nach Extrawürfeln belohnt, umd ich mir ständig bildlich die Situation vorstelle, um rauszufolchen, was ich noch erzählen kann, um noch ein paar Boni abzugreifen. Ich empfinde BtI auch als Spiel, das sehr stark auf die Mechanik baut, da kommt manchmal so ein D&D - Gefühl auf. Etwas ähnliches schreibt Emily über ihr neues Spiel "Shooting the Moon"...irgendwo im Actual Play auf der Forgem bin gerade zu faul für den Link. Aber wir stimmten jedenfalls überein, dass man von ihren Spielen trotz der ganzen Liebesthematik nicht unangenehm berührt wird, weil man sich halt jederzeit auf die Würfeljagd zurückziehen kann, wenn es einem zu persönlich wird.

PtA ist hingegen viel dichter an mir dran, weil es sehr viel weniger mechanische Anreize gibt, weniger Marker, die man einheimsen kann. Gut, da ist Fanmail, aber ich empfinde das zumindest so, dass Famail geil ist, weil es die Begeisterung der Mitspielenden ausdrückt, nicht, weil man dadurch bessere Erfolgschancen bekommt.

Ja, das ist glaub ich für mich der mechanische Unterschied: BtI bietet eine messbare Jagd nach greifbaren Erfolgsverbesserungen; PtA ist in der Belohnung schwmmiger, weil die (für meine Begriffe) fast nur durch die Anerkennung der anderen kommt.