Leute, ihr macht mir Kopfschmerzen.
Ich will mich nicht mit 1001 Nebenkriegsschauplätzen aufhalten darüber, ob es jetzt „theoretisch“ oder „praktisch“ relevant ist, was der SL denkt, solange er es noch nicht gesagt hat, oder ob es einen Unterschied macht, ob ich meine Vorgeschichte mit dem SL diskutiere oder nicht, oder ob ich das Wort „Hintergrund“ für das benutzen darf, über das ich gerne reden möchte, oder ob ich vorher erst einen Krieg mit allen anderen ausfechten muss, die das Wort gerne auch noch für was anderes benutzen möchten.
Also schön, ich versuche es noch mal ganz von vorne. Der Kern dessen, worüber ich reden möchte, ist dies:
Rollenspiel fängt nicht im luftleeren Raum an. Bevor man das Spiel beginnt, legt man eine Reihe von Dingen zugrunde. Z.B. die Regeln, nach denen man spielen wird. Und z.B. ein paar fiktive Umstände, die bereits feststehen. Dass das Spiel sich in einer Welt namens Pyramos ereignen soll, in der ein Waldvolk lebt, das eine Schrift mit 22 mal 22 Zeichen hat. Oder dass Jostik der Gaukler in einem Zahori-Wagen auf der Straße nach Grangor geboren wurde. Oder dass der Sire von Raymond, dem Brujah, ein spanischer-maurischer Medicus der 6. Generation gewesen ist. Oder dass die Tochter des Bürgermeisters von dem Großbauern Maximus entführt wurde, der in Wirklichkeit ein Werwolf ist.
Diese Dinge möchte ich gerne Hintergrund nennen.
Vielleicht sollte man hier in der Tat auch die Dinge hinein nehmen, die die Gruppe gemeinsam festlegt, im Gegensatz zum Spielautor/Abenteuerautor/SL/einzelnen Spieler. Allerdings braucht man dann eine Abgrenzung zum eigentlichen Spiel. Ist die Gruppe jetzt noch dabei, sich auf den Hintergrund zu einigen, oder spielt sie schon? Vorschlag: Solange in der Fiktion keine Szene stattfindet, also niemand „jetzt gerade“ handelt, wird noch Hintergrund gemacht. Sobald jemand „jetzt gerade“ handelt, beginnt das Spielgeschehen. Okay?
Wenn jetzt das Spielgeschehen beginnt, verändert sich natürlich auch der Hintergrund als Konsequenz daraus. Das ist alles super aber überhaupt nicht das, worüber ich eigentlich reden will, und ich glaube Stefan auch nicht. Denn darüber ist schon genug geredet worden.
Mich interessiert gerade das, was
vor dem Spielgeschehen da ist. Der Ausgangspunkt, sozusagen. Da ist für mich die erste wichtige Feststellung: Es ist nicht erforderlich, dass sich alle Spieler auf den gesamten Hintergrund einigen. Es reicht, dass etwas in einem Quellenbuch oder im Abenteuer oder auf dem Charakterbogen steht
und man davon ausgehen kann, dass die Gruppe es deshalb akzeptieren wird, wenn es aufgebracht wird.Ob es reicht, dass der SL es sich bereits vorstellt, es aber nirgends aufgeschrieben hat, und man trotzdem davon ausgehen kann, dass die Gruppe es akzeptieren wird? Interessante Frage, aber ein Nebenkriegsschauplatz, deswegen lasst uns das bitte, bitte nicht breittreten.
Was den vor dem Spiel feststehenden Ausgangspunkt (für mich: „Hintergrund“) angeht, so kann man z.B. folgendes differenzieren:
1) Den globalen Hintergrund, landläufig Setting oder auch Welt genannt.
2) Den punktuellen Hintergrund, landläufig Abenteuer oder Vorgeschichte genannt.
Man kann auch, wie Stefan es gemacht hat, Ebenen differenzieren, auf denen sich Spielercharaktere bewegen (sozial, geographisch, chronologisch etc.). Man kann den Grad an Detail in verschiedenen Bereichen betrachten. Man kann sich anschauen, wo es Gestaltungsfreiheiten für die Gruppe gibt und wo nicht.
Dann kann man sich Regeln im Zusammenhang mit Hintergrund anschauen. Regeln dafür, wie Hintergrund erstellt wird. Vom SL (wie die Town Creation Rules von Dogs in the Vineyard oder Challenge Ratings bei D&D). Von den Spielern (wie der Kicker in Sorcerer oder jede stinknormale Charaktererschaffung). Und man kann sich anschauen, wie unterschiedliche Herangehensweisen an Hintergrund das Spielgeschehen beeinflussen. Zu diesen ganzen Fragen könnte ich glatt fünf neue Threads aufmachen, wenn ich Zeit hätte. Aber ich habe keine Zeit.
Und wenn man sich das alles anguckt, dann macht man das doch zweckmäßig aus Sicht des Spielentwicklers. Welche Stellschrauben habe ich als Entwickler, um das Spielerlebnis der Gruppe über den Hintergrund (vorgegebener Hintergrund, Regeln oder Tipps für Hintergrunderschaffung) zu beeinflussen?
Mich persönlich interessiert dabei vor allem das vom Entwickler vorgegebene Setting („die Welt“). Was für Stellschrauben habe ich da, die das Spielerlebnis beeinflussen? Ich mache ja schließlich nicht einfach „eine Welt“, sondern ich mache eine Zutat für ein Rollenspiel.