Es geht weder darum ob ein gutes Regelwerk mit Relativierung schlechter wird, noch darum ob ein schlechtes mit Relativierung besser wird. Es geht vielmehr darum was der Autor jeweils mit einem solchen Zusatz dazu beiträgt oder beitragen kann.
Es dürfte offensichtlich sein, dass ein Regelwerk sowohl besser als auch schlechter werden kann, wenn man es verändert. Bei einem schlechten ist die Wahrscheinlichkeit vielleicht ein bisschen höher dass es besser wird, bei einem sehr guten die Wahrscheinlichkeit dass es schlechter wird, aber das ist eigentlich auch völlig egal. Jeder wird ein Regelwerk sowieso anpassen, wenn er es für nötig hält.
Ein schlechtes Regelwerk kann wohl kaum durch eine Relativierung seitens des Autors verbessert werden. Denn die pure Erlaubnis zur Verbesserung ist ja wohl kaum als besondere Leistung des Autors anzusehen. In dem Fall spielt es also keine Rolle ob er sein Werk relativiert oder nicht.
Ist das Regelwerk allerdings sehr gut, es wird aber trotzdem durch den Autor relativiert, kann es durchaus schlechter werden. Das geschieht zwar erstmal nicht allein durch die Relativierung, aber dadurch dass auch die Spieler nun das Regelwerk leichter in Frage stellen, und es somit leichter wird Regeln zu ändern oder zu ignorieren als sie zu verinnerlichen und zu verstehen.
Es können also schon leichte Unstimmigkeiten in der Spielgruppe dazu führen das etwas an den Regeln geändert wird, obwohl es vielleicht besser gewesen wäre nichts zu ändern (das müssen die Spieler ja gar nicht beurteilen können, wenn sie es aber können, sind sie wiederum nicht auf eine offizielle Erlaubnis angewiesen). Dadurch dass der Autor die Änderung selbst ausdrücklich fordert oder fördert, macht er die Aussage seine Regeln seien nicht besonders wichtig für das Spiel, sie seien nicht durchdacht oder aus irgend einem anderen Grund eben kein wesentlicher Teil des spaßigen Spiels. Wenn das nun zur Veränderung eines ansonsten guten Spiels führt, dann wird das Spiel mit hoher Wahrscheinlichkeit durchaus schlechter als ohne eine Relativierung der Regeln.
Selbst wenn aber in der Praxis nicht unbedingt das Spiel leidet, zeigt es, dass sich der Autor scheinbar nicht sicher ist ein gutes Regelwerk abgeliefert zu haben, was im besten Fall einfach nur schade ist, und im schlimmsten darauf hinweist dass der Autor keine Ahnung hat. Das System selbst, und erst Recht das konkrete Spiel, kann dann zwar immer noch gut sein, aber die Leistung des Autors steht in einem völlig anderen Licht.
Ich verlange nicht dass jeder Autor sich absolut sicher ist das sein Werk perfekt funktioniert, und schon gar nicht, dass es alle möglichen Facetten des Rollenspiels abdeckt. Ich erwarte allerdings, dass er weiß wo sein System möglicherweise Schwächen hat und dass er Spieler darauf hinweist. Am besten sollte er alles was Probleme bereiten könnte explizit ausschließen.
Es ist tausendfach besser in einem Regelwerk z.B. zu sagen "Das System ist nur für den Kampf gedacht und da funktioniert es. Für soziale Interaktion braucht man ein anderes System", als ein generelles "Wenn ihr auf was stoßt das nicht funktioniert, dann bringt es doch selbst zum funktionieren."
Letzteres lässt nicht nur die Spieler mit ihren Problemen allein, es zeigt auch dass der Autor sich nicht mal die Mühe gemacht hat selbst herauszufinden was mit dem System möglich ist, bzw. ehrlich zu sagen was das System eigentlich leisten sollte. Stattdessen täuscht er möglicherweise noch einen größeren Umfang des Systems vor, nur weil Spieler ja auch selbst was ändern können.
Häufig werden falsche Erwartungen geweckt, die dann nur noch durch die Modifizierbarkeit der Regeln "erfüllt" werden können.