Das Rad zweimal erfinden. Das machen doch nur
Dummköpfe, dachte ich und hielt mich für klug.
Doch angesteckt vom weihnachtlichem Kaufrausch
schlenderte ich zu dem Rollenspielladen meines
Vertrauens (dieser ist eher virtuell) und erwarb die
Diablerie. Dies animierte mich, ganz nach alter TSR-
Manier, mich mit weiterem Material zu beschenken, dem
D&D 3ed nämlich. Schon nach dem ersten Überfliegen
merkte ich, dass es nur noch wenig mit dem AD&D zu
tun hat. Ich betrat damals die Welt des Rollenspiels mit
diesem System und obwohl wir unter einem sehr
talentierten Meister herrliche Spiele auf Krynn hatten,
störten mich ein paar Aspekte dieses Systems, so
gravierend, dass ich mich auf die Suche nach einer
Alternative gemacht habe. Wir versuchten Midgard,
auch Rulemaster wurde erforscht, doch schließlich reifte
der Gedanke in mir, dass man nur selbst ein System
entwerfen könne, dass einem all das gibt, was man
möchte. Und so begann ich wie ein schwarzes Loch alle
Ideen, die ich hörte oder las, fest zu halten und daraus
MEIN SYSTEM zu destillieren. Es sollte auf
Charakterklassen verzichten, sinnvolle, unabhängige
Attribute besitzen, und dies ach so gut lösen, und in
sich super stimmig sein. Das zog sich dann auch so eine
Weile hin - ich denke so an die fünf Jahre des
Brainstormings, Schreibens, wieder Verwerfens, anders
Niederschreibens und des erneuten Änderns
grundlegender Konzepte werden es schon gewesen
sein. Am Ende hatte ich etwas Fragmentarisches, weit
davon entfernt vollständig zu sein. Und wenn ich an die
dazu nebenher entwickelten Kulisse, die Spielwelt
Tapan, denke, dann muß ich zu meiner Schande
zugeben, dass die Einschränkungen der Entwicklung
von Charakteren auf Charakterklassen, wenn auch auf
sehr freie aber eben auf solche, hinauslaufen. Ich habe
mich im Kreis gedreht. Bevor ich endgültig vom Thema
abschweife und damit beginne Euch mit den Vorzügen
die meinem System inne wohnen sollten zu langweilen,
kehre ich besser zu dem zurück, was ich euch eigentlich
erzählen wollte. Denn es war so, dass ich die
Freiheiten, die einem ein Systems läßt, erst jetzt richtig
erfaßt habe. Was Freiheit bedeutet habe ich erkannt,
als ich sah, auf welche Weise die Schreiberlinge der
Diablerie das D&D-System auf die Metzel-Computer-
Welt, Diablo II, umgebogen haben. Um wie vieles es
doch leichter ist, ein System seinen Bedürfnissen
anzupassen, denn ein gänzlich neues zu entwerfen!!!
Und das ist wirklich ärgerlich, denn die dadurch
vergeudete Zeit hätte ich auch in Tapan investieren
können. Und ganz nebenbei haben die Zauberer von
der Küste fast alles an AD&D verbessert, was mich
gestört hat, und einiges verbessert, womit ich hätte
leben können. Das soll jetzt kein Plädoyer für D&D sein
und es gibt bestimmt einige, die D&D ebenso
beschränkt finden, wie ich das AD&D fand, oder noch
schlimmer, aber ich denke, dass ihr mir ein wenig
mitschwingende Nostalgie nachsehen könnt.
Ein frohes Fest, Scorra
P.S.: Ich hoffe, dass mich die erläuterte Erkenntnisse das Rollenspielsystem betreffend nicht auch für Spielwelten oder Kampangnen ereilen werde. Das wäre eine grausame Strafe.
Ups, hab ganz vergessen zu schauen, ob es schonmal so nen Thread gab. Wenns ne blöde Wiederholung eines Themas ist, dannn löscht es halt bitte.