Da liegt das Geheimnis der guten Unterhaltung im Kino: Wenn man diese Distanz beibehält, wenn man nicht bereit ist, über ein gewisses Maß "Wirre Handlung" hinwegzusehen, dann machen solche Filme keinen Spaß.
Du übersiehst dabei etwas, und zwar, dass es nicht die Aufgabe des Zuschauers, sondern des Films ist, die Distanz zu überbrücken. Wenn aus dem Goldenen Kompass viele Zuschauer heraus kommen und sich dessen stören, hat der Film in diesem Punkt offensichtlich weitgehend versagt.
Gerade die Art und Weise, wie viele bedeutende Charaktere plump ins Geschehen geworfen werden, z.B. der Gypterfürst, die Hexe, der Cowboy, zeugt nicht gerade davon, dass hier Wert auf Tiefe gelegt wurde. Keiner der genannten Charaktere hat irgend etwas an Tiefgang, wenig Eigenmotivation. Deshalb ist ihre Darstellung auch entsprechend unglaubwürdig. Das hat nicht einmal etwas damit zu tun, dass der Film zu kurz ist. Er ist zu lieblos hingeklatscht, ohne Hang zum Detail.
Dazu brauche ich im Übrigen auch niemanden, der mir erklärt, dass ich den Film nicht als Kritiker sehen soll. Diese Behauptung ist absolut lächerlich und ein klassisches Totschlagargument. Bei einem gut gemachten Film gelingt mir das Eintauchen ohne Mühe, gerade eben weil der Film dies für einen erledigt und man nichts mehr tun muss als hinzusehen und zuzuhören. Erst wenn der Film das nicht schafft, fange ich an, nachzudenken, warum dies so ist.
Anders herum wäre es auch fein. Dann könnte der Filmemacher sagen: "Ihr findet den Film nur schlecht, weil ihr es nicht schafft, über die ganzen Unzulänglichkeiten in Sachen Handlung und Charaktere hinwegzusehen. Selber schuld!"
Stormbringer