Noch eine Ergänzung zum Thema htop:
Neben der Anzeige der laufenden Prozesse und dem Zugriff auf Kill-Signale ermöglicht htop auch die Veränderung des Nice-Wertes eines laufenden Prozesses. Das ist dann praktisch, wenn irgend etwas mal wieder länger dauert und irgendwo vor sich hinwerkelt, wärhend man die Zeit eigentlich für etwas anderes nützen möchte.
Beispiel: ich lasse in einem Terminal ein Programm kompilieren. Unter Gentoo wird dieser Vorgang vom Root-User ausgeführt. Da Kompilieren recht prozessor-intensiv ist, wird das gleichzeitige Surfen im Netz unter Umständen zu einem Geduldsspiel, weil der Kompiliervorgang von Root dem Firefox meines Users nur relativ wenig Rechenzeit übrig lässt. Hier kommt der Nice-Wert ins Spiel.
In der Oberfläche von htop gibt es eine spalte 'NI'. Der in dieser Spalte genannte Wert gibt an, wie nett sich das Programm anderen gegenüber verhält, d.h., wie viel Rechenzeit es anderen Programmen zugesteht. Interessant sind die Werte der Programme, die während der Arbeit in der Spalte S ein R für Running stehen haben, und davon wiederum die, die das R ziemlich lange behalten oder in der Spalte 'Time+' relativ hohe Zahlen stehen haben, weil das bedeutet, dass sie sehr viel Rechenzeit akkumuliert haben.
Um die Nice-Werte zu verändern, verwendet man die Funktionstasten F7 zum Senken und F8 zum Heben, wobei nur Root den Nice-Wert senken kann und ein User nur die Nice-Werte seiner eigenen Prozesse anheben kann (also Rechenzeit abgeben kann). Meist sollte man htop also als Root aufrufen, wenn man Nice-Werte anpassen will.
Der Normalwert ist 0. Um jetzt in meiner Beispiel-Situation dafür zu sorgen, dass ich flüssiger surfen kann, kann ich entweder als Root den Nice-Wert meines Kompiliervorganges anheben (wobei ein Prozess, dessen Nice-Wert angehoben wird, seinen Nice-Wert vererbt, wenn er neue Kindprozesse startet), damit dem übrigen System und damit dem Browser mehr Rechenzeit zur Verfügung steht, oder ich kann (allerdings wie gesagt ebenfalls nur als Root) den oder die Prozesse des Browsers im Nice-Wert absenken (auch unter 0), damit der Browser rücksichtslos mehr Rechenzeit an sich rafft. So oder so ist nachher in der Regel flüssigeres Browsen möglich.
Das wirkt sich natürlich auch auf alle möglichen anderen Programme aus. Meistens sind die voreingestellten Werte auch in Ordnung, aber auf schwächeren Systemen könnte es z.B. sein, dass z.B. der Start eines Cron-Jobs im Hintergrund zu merklichen Leistungseinbußen führt. Solche Cron-Jobs haben zwar meist schon freundliche Nice-Werte, aber man kann sie noch freundlicher machen oder den wichtigen Prozess, den man gerade benutzt, den anderen Prozessen gegenüber unfreundlicher machen, damit er mehr von der Prozessorzeit, die der Cron-Job übrig lässt, bekommt als alle übrigen Prozesse.
Wie bei allen Manipulationen als Root sollte man natürlich eine gewisse Vorsicht walten lassen. Ich kann mir vorstellen, dass man sein System auch zur Unbeweglichkeit versteinern kann, wenn man es mit der Veränderung der Nice-Werte übertreibt.
Robin